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Mission Undercover

Das Lachen wird ihnen vergehen...
von

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Der besondere Gast

Fluchend steuerte Natasha auf den dunklen Wagen zu.

Irgendwann würde sie Fury umbringen. Ihn und den gesamten Sicherheitsrat!

Es war eine Frechheit gewesen, ausgerechnet sie in diese Pampa zu schicken, um einen korrupten Politiker, der mit dem Handel von Bomben einen unglaublichen Schaden in Kapstadt erreicht hatte, auszuhorchen und zu eliminieren.

Dabei hatten Clint und sie mit ihrer Tarnidentität eines jungen Ehepaares schon genug Ärger! Nicht nur, dass sie auf jede Nachbarschaftsparty gehen und sich deren Tratschgeschichten anhören mussten, um eine verdächtige Frau namens Valerie Montgomery mit Kontakten zur Unterwelt auszuspionieren, hatten sie nun hierherfahren und sich um den Politiker kümmern müssen. Während Natasha sich um die Informationen und die Eliminierung des Mannes gekümmert hatte, hatte Clint alle Hände voll zu tun gehabt, dessen Sicherheitsleute zu beschäftigen und ihre Leichen zu verstecken.

Sie konnte jetzt nur hoffen, dass er sich nicht verletzt hatte, denn jetzt hatten sie nun wirklich keine Zeit, um noch zum Krankenhaus zu fahren oder sich selbst zu verarzten.

Natasha stolperte und fluchte erneut, diesmal auf russisch. Sie hatte sich bei dem Kampf gegen den Politiker, der in seiner Jugend leider ein Kampfsportler gewesen war, nicht nur einige blaue Flecken geholt, sondern sich auch den Knöchel verletzt. Die Russin war sich allerdings sicher, es bei dem späteren Abendessen, an dem auch Valerie Montgomery zugegen war, als eine Joggingverletzung ausgeben zu können. Clint und sie hatten seit ihrer Ankunft jeden Morgen eine Runde in der Nachbarschaft gejoggt- vorrangig, um eventuelle Verfolger auszumachen und das Grundstück der Frau näher kennen zu lernen.

Endlich war sie beim Wagen angelangt und sie krauste ihre Stirn. Undeutlich konnte sie Musik aus dem Auto hören, und abrupt riss sie die Wagentür auf.

Sie sah Clint, der gemütlich die Beine auf dem Lenkrad gelegt und anscheinend kurz gedöst hatte, denn er zuckte zusammen, als er sie bemerkte. Die Musik war ohrenbetäubend laut; es wäre ein Wunder gewesen, wenn er einen Schuss direkt neben dem Auto gehört hätte.

`But I would walk 500 miles and I would walk 500 more! Just to be the man who walked a thousand miles, to fall down at your door!", kam es aus dem Radio und entschlossen beugte sich Natasha nach vorne und drehte die Musik ab.

"Ist. Das. Dein. Ernst?", zischte sie und setzte sich auf den Beifahrerplatz. "Ich darf mich von dem Ziel verprügeln lassen, während du gemütlich Musik hörst?"

"Nun übertreib mal nicht, ich habe mich schließlich um seine Gorillas gekümmert", sagte Clint und startete den Motor. "Was hast du eigentlich mit dem Oberteil gemacht?"

"Nicht mein Blut."

"Hab ich mir schon gedacht. Wir werden es nicht mehr rechtzeitig zum Essen schaffen, wenn du dich noch im Haus umziehen musst."

"Ich weiß. Ich habe mir auch extra was mitgenommen. Hast du dich schon umgezogen?", fragte sie, als sie schon sein schmutziges T-Shirt auf der Rückbank entdeckte. Sie langte nach der Plastiktüte hinter ihrem Sitz und besah sich noch einmal ihre Sachen. Der Rock hatte keine Flecken abbekommen, aber ihre Bluse war voller Blut- und Staubflecken. In Gedanken verfluchte sie noch einmal den Politiker.

Clint beobachtete sie aus den Augenwinkel, wie sie die Bluse über ihren Kopf zog und eine andere aus der Tüte nahm. "Zum Glück ist es dunkel, sonst könnte man uns noch der Belästigung anzeigen", sagte er trocken.

"Halt den Mund und hilf mir mit dem Reißverschluss." Natasha drehte ihm den Rücken zu und spürte nur einen Augenblick später, wie er den Verschluss am Nacken hochzog. "Danke." Sie griff nach ihrem Mantel und schlüpfte herein, ehe sie sich wieder anschnallte.

Ein Blick auf den Tacho verriet ihr, dass Clint bei weitem zu schnell fuhr. Sie sagte allerdings nichts dazu; zum Einen, weil es den Beiden sowieso egal war, und zum Anderen durften sie sich nicht verspäten. Das Ehepaar Smith war in der Nachbarschaft für Pünktlichkeit und Freundlichkeit bekannt.

Natasha durchsuchte ihre Handtasche, ehe sie ihr Make-up fand. Es gab mehrere Stellen und Schrammen, die sie dringend abdecken musste. Ebenso wie bei Clint, dessen T-Shirt nicht ganz den verschrammten Oberarm verdecken konnte.

Sie beugte sich nach vorne und begann, die Schramme zu kaschieren, ehe sie sich ihr eigenes Gesicht vornahm und eine Grimasse verzog. Das würde ein blaues Auge geben.

"Wie sehe ich aus?", fragte Natasha schließlich und Clint warf ihr einen Blick zu.

"Die Haare sind noch zu durcheinander. Du siehst aus, als hättest du dich entweder geprügelt oder es mit jemandem getrieben. Da du allerdings verheiratet bist, werden sie wohl Letzteres erwarten." Er grinste leicht und deutete auf sich. "Ich?"

Natasha lehnte sich zurück, während sie bereits ihre Haare mit einer Bürste bearbeitete. Sie konnte sich immer noch nicht an seine Brille gewöhnen. Aber John Smith war nun einmal Brillenträger und ohne eine solche fast blind; Natasha hatte wegen der Ironie grinsen müssen. Aber Phil hatte ihnen versichert, dass es so sein musste und so hatte der Bogenschütze eine Brille mit Fensterglas bekommen. Sie selber hatte ihre Haare blond färben und glätten müssen; eine morgendliche Arbeit, die sie fast wahnsinnig machte.

"In Ordnung. Wie lange brauchen wir noch?"

"So ungefähr-" Clint brach ab, als er nach vorne sah, und gerade an einem Polizeiauto vorbei raste. Beide fluchten, als das Polizeiauto ihnen bereits folgte. Pflichtbewusst parkte Clint ihr Auto am Straßenrand und sie warteten, bis der Polizist zu ihnen kam.

"Idiot", kam es leise von Natasha. "Dich ausgerechnet jetzt erwischen zu lassen."

"Hättest du dich mehr beeilt, hätte ich nicht so rasen müssen", verteidigte sich Clint und Natasha warf ihm einen bösen Blick zu.

Der Polizist klopfte an das Fenster und Clint ließ die Scheibe herunterfahren.

"´n Abend, Officer", grüßte Clint lächelnd.

"Ach, herrje, John", seufzte der Polizist, als er Clint und Natasha erkannte. "Wieso rast du denn so, wenn du doch eine so kostbare Fracht kutschierst? ´n Abend, Jane."

"Hallo Mike", sagte Natasha und lachte wegen des Kompliments. "Wie geht es Johanna?"

"Hervorragend, danke der Nachfrage. Sie fragt, wann ihr uns wieder besuchen kommt."

"Oh, so bald wie möglich! Sie wollte mir noch ihr Rezept für den Hackbraten geben."

"Die Sache ist die, Mike", erklärte Clint vertraulich. "Wir sind bei den Greenhills verabredet, aber verdammt spät dran. Irgendjemand", dabei deutete er leicht zu Natasha, "konnte sich einfach nicht für das richtige Sofa entscheiden."

"Ich versteh schon, ich habe das auch erst hinter mir." Mike überlegte, dann grinste er. "Wenn du mir versprichst, beim nächsten Spiel ein Bier auszugeben, vergesse ich das hier."

"Mein Freund, ich geb dir zwei aus", sagte Clint und schlug feierlich in Mikes Hand ein. "Danke, ich schulde dir wirklich etwas. Und grüß mir ja deine Frau!"

"Wenn du mir versprichst, etwas vorsichtiger zu fahren. Wir wollen doch nicht, dass unserer lieben Jane etwas passiert, nicht wahr?"

"Auf keinen Fall", lachte Clint und legte einen Arm um Natasha, die sich lächelnd an seine Schulter schmiegte. "Einem solchen Schatz begegnet man nur einmal im Leben."

Mike verabschiedete sich und seufzend fuhren sie wieder los. Nachdem sie den Polizeiwagen im Rückspiegel nicht mehr sahen, gab Clint wieder Gas.

Er schielte zu Natasha. "Ehrlich, der Hackbraten? Ich dachte, den fandest du genauso widerlich wie ich."

"Tu ich auch. Ich hasse Hackbraten", sagte Natasha und schüttelte sich bei dem Gedanken. "Aber Johanna hat mir immer wieder vorgeschwärmt, wie toll das Rezept ist, das sie es von ihrer Großmutter hat und so weiter und so fort. Mal etwas Anderes, hast du an die Weinflache gedacht?"

"In der Kühlbox im Kofferraum. Hol sie schon mal raus, ehe die Anderen meinen Bogen sehen."

"Hättest du das nicht machen können, als du Musik gehört hast?" Schimpfend kroch Natasha auf die Rückbank und beugte sich über die Lehne.

"Hätte ich, aber ich genieße gerne die Aussicht." Clint fing zu lachen an, als Natasha nach seiner Schulter trat.
 

Tatsächlich parkte Clint nur kurze Zeit später pünktlich den Wagen vor dem Grundstück der Greenhills. Das Haus war das gleiche Backsteingebäude mit dunklen Dachziegeln, wie die anderen in der Nachbarschaft. Nicht einmal der Garten war anders angelegt; Clint hatte sich bereits in den ersten Minuten gefragt, wie man sich nur in einer solchen Umgebung niederlassen und gerne Zeit verbringen konnte.

Natasha wartete, bis Clint ihr die Beifahrertür öffnete und ihr heraushalf, dann hakte sie sich bei ihm unter und gemeinsam gingen sie zur Haustür. Man konnte bereits draußen Gläser klirren und Gelächter hören.

"Scheint eine gute Party zu sein", sagte Clint trocken und Natasha musste grinsen. Sie Beide wussten, dass die Greenhills alles andere als wilde Partys feierten. Stattdessen stand ihnen wohl ein ziemlich langer und vor allem langweiliger Abend bevor.

"Solange Miss Montgomery nicht misstrauisch wird", murmelte Natasha so leise, dass nur Clint sie hören konnte. In dieser Nachbarschaft musste man erwarten, dass man belauscht wurde, damit neue Gerüchte in Umlauf gebracht werden konnten. Sie sah noch einmal Clint an und knöpfte seinen obersten Hemdknopf auf. "Zu streng. Denk dran, wir sind noch nicht halb so steif wie die Gäste dieser Party."

Clint grinste nur und drückte auf die Klingel.

Fast sofort wurde die Tür aufgerissen- Natasha hätte schwören können, dass Jennifer Greenhill schon hinter der Tür gestanden hatte, seit sie ihr Auto heranfahren gehört hatte.

"Jane, John, ist das schön, euch zu sehen", flötete die Brünette und drückte die Beiden an ihre knöchige Statur.

"Danke für die Einladung, meine Liebe, Sie sehen wie immer hinreißend aus", flötete Clint und gab ihr die Weinflasche. "Jane und ich haben gerade Ihren geschmackvollen Garten begutachtet."

Jennifer lachte laut auf. "Also wirklich, ich dachte, wir wären längst beim `Du´ angelangt. Oh, und vielen Dank! Wusstet ihr, dass ich im letzten Jahr den Preis für den gepflegtesten Garten der Nachbarschaft bekommen habe?"

"Wirklich?", heuchelte Natasha Interesse. "Das hast du dir auch wirklich verdient, du musst mir unbedingt sagen, wie du es schaffst, dass deine Lilien so schön werden."

"Aber natüüürlich! Kommt doch erst einmal rein, wir müssen doch nicht draußen miteinander reden. Es sind auch schon fast alle da, nur Richards alter Schulfreund fehlt noch", erzählte Jennifer munter, während sie hüftewackelnd durch den hell gestrichenen Flur ging. "Eure Jacken könnt ihr dort anhängen, ich hole euch schon einmal Getränke."

"Du weißt, wie Lilien aussehen?", fragte Clint leise, während er Natasha aus ihrem Mantel half. Sein rechter Mundwinkel zuckte, als müsste er sich ein Lachen verkneifen.

"Du hast mit dem gepflegten Garten angefangen", zischte Natasha und trat ihm leicht gegen das Knie. Nun musste Clint wirklich grinsen. "Wie kamst du eigentlich auf den Stuss? Es sehen hier alle Gärten gleich aus."

"Einer Frau Komplimente zu machen, dass sie es schafft, einige Pflanzen am Leben zu halten, kann niemals falsch sein", bemerkte er nur und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange, als Richard Greenhill in den Flur trat.

"Wie schön, euch Beide zu sehen", rief der korpulente Mann und riss die Beiden in seine Arme. "Jenny hat mir bereits erzählt, dass ihr schon da seid. Hervorragend, dann fehlt nur noch mein alter Freund, ansonsten sind alle da. Aber keine Angst, ihr werdet ihn mögen, er ist wirklich ein ganz besonderer Mann."

Clint sah zu Natasha und seine Augen funkelten. `Fünf Dollar, dass er ihn in Wahrheit hasst und nur angeben will´, bedeutete er ihr ohne Worte, während Richard sie mit großen Gebärden in das Wohnzimmer führte.

`Zehn, er will Jefferson von seinen Reden über seinen Erfolg abbringen´, antwortete Natasha, indem sie ihm zuzwinkerte.

Er wackelte leicht mit den Augenbrauen, damit Richard es nicht bemerkte. `Oder er ist tatsächlich ein `besonderer Mann´ und der echte Grund, warum Jennifer ihren Mann so mästet.´

Nun kräuselte Natasha ihre Lippen und Clint sah ihr an, dass sie ein Lachen unterdrücken musste. `Glaubst du wirklich, Richard ist in Wahrheit schwul?´

Clint fuhr sich durch die Haare. `Nein, ich bleib beim Angeben.´ Er grinste selbstzufrieden, als Natasha ihr Lachen in einem leichten Räuspern versteckte.

"Meine Lieben, Jane und John sind endlich da", rief Richard und riss die Beiden aus ihrer telepathischen Kommunikation. "Ihr kennt ja Elena, George und Valerie?", fragte er, deutete auf die zwei Frauen und den Mann am Tisch und unterbrach damit George Jeffersons Rede über seine letzte geglückte Verhandlung.

Sofort wurden die Beiden von dem Ehepaar Jefferson und Valerie Montgomery begrüßt und Jennifer reichte ihnen zwei Weingläser. Ehe jedoch ein weiteres Gespräch angefangen werden konnte, schrillte die Türklingel und Richard sah wie ein Kind aus, das gerade erfahren hatte, dass Weihnachten und Ostern an einem Tag wären.

"Das ist er schon, wunderbar! Ihr werdet ihn alle mögen und vor allem kennen, oh ja, jeder wird ihn wohl kennen!" Er lachte noch einmal auf, dann eilte er aus dem Wohnzimmer.

Clint und Natasha grinsten sich amüsiert an und er prostete ihr mit seinem Weinglas zu. "Wer wohl unsere kleine Wette gewinnen wird?", fragte er leise und tarnte ihr Gespräch, indem er Natasha einen Arm um die Hüfte schlang und so tat, als hätte er ihr ein Kompliment ins Ohr geflüstert.

"Kümmern wir uns lieber um Valerie", flüsterte Natasha und küsste ihn leicht. "Richards `besonderer Freund´ wird uns schließlich keine sonderlichen Schwierigkeiten bereiten."

In dem Moment hörten sie wieder Richards dröhnende Stimme und er kam in das Wohnzimmer, in Begleitung eines dunkelhaarigen Mannes, bei dessen Anblick Natasha und Clint Mühe hatten, dass ihre Gesichtszüge nicht entgleisten.

"Ich habe gewonnen", murmelte Clint ihr noch leise zu und Natasha hieb ihm automatisch, und von den Anderen unbemerkt, ihren Ellbogen in den Magen, als Richard schon begann, sie alle vorzustellen und der Gast nun auch sie bemerkte.

"Darf ich vorstellen? Elena und George Jefferson, Valerie Montgomery und Jane und John Smith. Und das hier, meine Freunde, ist mein alter Schulkamerad Mr. Anthony Howard Stark."

Unannehmlichkeiten

"Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen... Mrs. Smith", sagte Tony grinsend und Natasha bekam das Bedürfnis, ihm ihr Weinglas über den Schädel zu ziehen. Im Augenwinkel sah sie, wie Clint einen großen Schluck nahm und es offensichtlich bedauerte, dass Richard ihm keinen Schnaps angeboten hatte.

"Ebenfalls, Mr. Stark", flötete Natasha. "Ich habe schon ziemlich viel von Ihnen gehört, aber ich denke, die Klatschblätter übertreiben maßlos. Denkst du nicht auch, John?"

"Unbedingt", bemerkte Clint leidenschaftslos und als hätte er gerade nicht zugehört. Natasha trat ihm leicht gegen das Knie und funkelte ihn an. Er zuckte mit den Achseln und wandte sich nun Tony zu. "Mr. Stark, wie ich höre, fahren Sie gerne einen Porsche. Ich bin selber ein sehr großer Fan, wollen Sie mir den nicht zeigen?"

Eigentlich verspürte Tony absolut keine Lust, alleine mit dem Bogenschützen nach draußen zu gehen, aber Natashas Blick sagte ihm, dass er ohnehin keine Wahl hatte. Außerdem fand er es ziemlich amüsant, anscheinend gerade in eine Undercover-Mission der Beiden geraten zu sein.

Die anderen fünf Teilnehmer der Runde wollten ebenfalls nach draußen, aber Natasha lenkte das Gespräch auf eine Verhandlung von George, dessen Erzählung Richard unweigerlich torpedieren wollen würde. Tatsächlich hörten die Frauen wie gebannt zu, wie die beiden Männer gegenseitig versuchten, sich auszustechen und bekamen so nicht mit, wie Clint Tony aus dem Wohnzimmer zog.
 

"Also? Wie lebt es sich als Mr. Smith?", fragte Tony breit grinsend, sobald die Haustür hinter ihnen geschlossen war und Clint sich überzeugt hatte, dass ihnen niemand zuhören konnte.

"Halten Sie den Mund, Stark", zischte Clint gereizt und sah auf die Uhr. Sie mussten sich beeilen, damit die Gäste nicht misstrauisch wurden. "Das Einzige, was Sie wissen müssen, ist, dass Sie ab jetzt so tun werden, als würden Sie uns nicht kennen. Sie sind ein einfacher Gast auf einer langweiligen Party mit langweiligen Teilnehmern und langweiligen Gesprächen. Es interessiert Sie nicht, was Natasha und ich tun und es interessiert Sie auch nicht, was wir noch tun werden. Sie unterhalten sich mit ihrem scheinbaren Schulkameraden, meinetwegen auch mit den Anderen, aber am Ende des Abends wird jeder davon überzeugt sein, dass wir uns nicht kennen und wir werden uns voneinander verabschieden, als wäre alles in Ordnung."

"Und nächste Woche erzählt ihr Zwei mir, dass ihr auf einer Mission wart und niemand von uns darf nähere Fragen stellen", meinte Tony enttäuscht. Es hatte ihn schon lange brennend interessiert, welche Aufträgen man den zwei Superkiller vertraute und nun war er endlich bei einer dabei und würde trotzdem nichts erfahren.

"Ganz genau, Sie haben es verstanden", sagte Clint und ignorierte die Tatsache, dass Tony ihn mal wieder nicht gesiezt hatte. "Und nun werden wir herein gehen, ich schwärme ein wenig von Ihrem Auto und dann werden Sie für den Rest des Abends kein einziges Gespräch mehr mit uns führen."

Tony schnaubte, aber entweder hatte Clint ihn nicht gehört oder er tat nur so. Vermutlich eher letzteres.

Gemeinsam gingen sie wieder in das Haus, gerade rechtzeitig, als Jennifer nun das Essen ankündigte. Richard verlangte sofort, dass Tony sich neben ihn setzte und verwickelte ihn in ein Gespräch über ihre ehemaligen Lehrer. Tony musste sich innerlich ermahnen, an den passenden Stellen zu nickte oder "Aber ja." zu sagen. Diese "Party" langweilte ihn jetzt schon. Hätte Pepper ihm nicht in Aussicht gestellt, ansonsten zu einem vermutlich noch langwierigerem Geschäftsessen teilzunehmen, hätte er Richards Einladung niemals angenommen. Er hatte sich noch nicht einmal erinnern können, wer Richard Greenhill überhaupt war. Selbst in der Schulzeit hatten sie eher einen oberflächigen Kontakt miteinander gepflegt, weil sie in demselben Physikkurs waren. Diese Kleinigkeit war ihm allerdings auch erst eingefallen, als Jarvis ihm die Kursliste gezeigt hatte. Aber anscheinend hatte Richard geglaubt, Tony wäre sein "Kumpel" gewesen und dieser hatte es ihm durchgehen lassen, mit der Aussicht, nicht auf das Geschäftsessen gehen zu müssen. Und dann hätte er auch nicht erlebt, wie die Russin und der Bogenschütze sich als frischverheiratetes Pärchen vorstellten. Immer wieder flüsterte Clint Natasha etwas ins Ohr, woraufhin sie leise kicherte. Tony tippte drauf, dass sie eher Mordfantasien austauschten als irgendwelche liebevollen Komplimente.

Ein hohes und verärgertes Babyschreien ließ alle Gespräche verstummen und Jennifer Greenhill stand hastig auf, um nach ihrem Nachwuchs zu sehen.

"Ja, ja, sie hat ein kräftiges Organ, unsere liebe Susan", sagte Richard und prostete seinen Gästen zu. "Aber das ist ja nicht unbedingt etwas Schlechtes, nicht wahr?"

"Natürlich nicht", beeilte sich Elena zu sagen. "Unser Mäxchen hat uns auch die Nächte durchweg wach gehalten, aber das ist ja nicht weiter schlimm. Und wie sagt man so schön? Ein lautes Organ zeigt meistens den starken Willen des Kindes."

"Ganz genau und gibt es etwas Besseres als einen starken Willen?", fiel George ein. "Natürlich nicht, vor allem in der heutigen Zeit muss man immer wieder seine Beharrlichkeit beweisen!"

Tony unterdrückte ein Augenrollen. Vielleicht hätte er doch zum Geschäftsessen gehen sollen. Auch seine beiden Avenger-Kollegen sahen aus, als würden sie sich zu Tode langweilen. Vielleicht sollte er etwas zur allgemeinen Stimmung beitragen? "Sie haben alle Recht, schließlich sind Kinder unsere Zukunft und was wären wir nur, wenn unsere Zukunft schwach wäre?", mischte sich Tony ein und die beiden Agenten sahen ihn misstrauisch an. "Wie ist es denn mit Ihnen, Miss Montgomery, wenn ich fragen darf?"

Sofort wurde Valerie rot. "Nun, ja, ähm, wie Sie sehen, bin ich nicht verheiratet", sagte sie und deutete auf ihren ringlosen Finger. "Aber vielleicht, wenn mein Freund mir einen Antrag macht... Kinder hätte ich schon gerne."

"Ja, das verstehe ich. Alleine ein Kind großzuziehen ist vermutlich sehr schwierig", meinte Tony und warf dann Natasha und Clint einen Blick zu. "Wie steht es denn mit Ihnen Beiden? Verheiratet sind Sie schließlich schon, kamen denn da schon Gespräche bezüglich Nachwuchs in den Lauf?"

Natasha verschluckte sich an ihrem Wein und Clint sah Tony mit einem Blick an, den Andere vielleicht als freundlich einstufen konnten, von dem Tony allerdings schon sehr genau wusste, dass dieser Blick für die Leute aufgespart wurde, denen Clint einen äußerst grausamen Tod wünschte.

Auch Valerie, Elena, George und Richard sahen nun äußerst interessiert zu Clint und Natasha und sie war es dann auch, die sich leicht räusperte.

"Wir haben darüber noch nicht gesprochen", sagte sie mit fester Stimme, während Clint einen weiteren Schluck Wein nahm.

"Haben Sie schon einmal von der biologischen Uhr gehört, meine Liebe? Wie alt sind Sie? Mitte Dreißig? Hören Sie die Uhr schon ticken?", fragte Tony und musste ein Lachen unterdrücken. Es war einfach zu herrlich, die beiden Superkiller zu veralbern. Ein harter Trick gegen sein Schienbein ließ ihn allerdings zu dem Schluss kommen, dass er es leicht übertrieben hatte. Clint lächelte ihn süffisant an, ehe er noch einmal zutrat und Tony den Schmerzenslaut in einen Hustenanfall verstecken musste.

Allerdings war der Rest der Gesellschaft nun neugierig und indiskret genug, um Tonys Werk fortzuführen.

"Tony hat Recht, man muss sich beeilen, die Wahrscheinlichkeit, ein gesundes Kind auf die Welt zu bringen, verringert sich, je älter die Frau wird", sagte Richard. "Und bei den Männern ist es genauso, nicht wahr, John? Irgendwann läuft es nicht mehr so, wie es laufen soll."

"Oh ja, so etwas kommt mit dem Alter, John", konnte sich Tony nicht verkneifen zu sagen und Clints Blick wünschte ihm Höllenqualen. "Allerdings kann das natürlich auch bei jüngeren Männern passieren, aber Gott sei Dank gibt es ja medizinische Hilfe. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, John?" Diesmal trat Natasha zu und Tony unterdrückte ein Stöhnen. Warum nur hatte sich diese Frau spitze Schuhe anziehen müssen?

"Denkt doch noch einmal darüber nach", bat Elena mit leuchtenden Augen. "Kinder sind etwas Wunderbares und eures wird bestimmt unglaublich süß sein!"

"Und unser Maximilian wird bestimmt gerne auf eure Kleinen aufpassen", tönte George. "Natürlich verstehe ich euch: ihr seid noch jung und noch nicht sonderlich lange verheiratet, aber irgendwann werdet ihr es bereuen, das Gespräch immer wieder verschoben zu haben. Und mal davon abgesehen, gehört die zu einem Kind benötigte Voraussetzung nicht gerade zu den unangenehmen Dingen des Lebens, hab ich nicht Recht?" Er lachte laut und prostete Clint zu.

Dieser hatte eine leicht verkniffene Grimasse gezogen. "Ich denke, Jane und ich haben noch genug Zeit der Welt... um darüber zu reden."

"Und ich bin 28", murmelte Natasha in ihr Weinglas hinein. Sie warf Tony einen wütenden Blick zu. "Außerdem könnte man Sie genauso fragen, warum Sie noch keine Kinder haben."

Tony grinste breit. "Ich habe leider keine so reizende Frau an meiner Seite wie John." Diesmal bekam Tony zwei Tritte aus zwei verschiedenen Richtungen ab. Morgen früh würde sein Knie blau sein, aber das war ihm im Moment egal. Dafür hatte er gerade einfach zu viel Spaß.

"Valerie, erzähl uns doch einmal über deinen neuen Freund. Ich habe gehört, dass er sehr nett ist", wechselte Natasha das Thema und Clint schloss erleichtert die Augen. Nun kam auch Jennifer Greenhill wieder und setzte sich, begierig darauf, Neues über ihre Nachbarin zu hören.

"Oh ja, das ist er wirklich", antwortete sie und Tony bemerkte sofort, dass sie nervös wurde. Anscheinend gehörte die Dame allgemein zu den eher unsicheren Frauen. Tony verlor jetzt schon das Interesse an ihr und wären da nicht Natashas und Clints mörderische Blicke, würde er das Thema wieder auf sie lenken. Außerdem besaßen die Beiden Zimmer in seinem Tower- und er traute ihnen durchaus zu, dass sie nachts in sein Zimmer kamen, um ihn zu massakrieren. Selbst dann, wenn sie keinen Schlüssel für die Eingangstür des Towers hätten.

Er horchte erst wieder auf, als er hörte, wie Natasha Valerie dazu ermunterte, mehr Zeit mit ihrem neuen Freund zu verbringen. Zugegeben, wenn man nicht wusste, dass Natasha Happy, seinen Bodyguard mit einer Leidenschaft fürs Boxen, innerhalb weniger Sekunden zusammengefaltet hatte oder dass Clint mit seinem Bogen eine Fliege treffen konnte, würde man den Beiden ihre Freundlichkeit fast abnehmen. Doch da Tony wusste, wer die Beiden waren, wurde er sofort misstrauisch, als die Beiden zustimmten, mit Valerie und ihrem Freund auf ein Doppeldate zu gehen. Zwar fügten sie hinzu, dass sie gehen würden, sobald Valerie ihnen das Zeichen dazu gab, aber Tony bezweifelte, dass sie den gleichen Gefallen George, Richard oder deren Frauen gemacht hätten. Ihr Zielobjekt war also Valerie Montgomery. Aber was war es, dass diese Frau für sie so interessant machte? Sie war ziemlich mager (zwar erreichte sie nicht ganz Jennifers Maße, aber sie war dennoch knochig), hatte ein blasses Gesicht mit dunklen Augenrändern und auch die blonden Haare wirkten, als hätte sie nicht genau gewusst, wie man sie am Besten hätte frisieren können. Sie war das komplette Gegenteil von den Frauen am Tisch, ob nun die Rede von Natasha, die sowieso immer aussah, als wäre sie hauptberuflich Model, Elena, die mit ihren braunen Rehaugen und den dunklen Haaren eine klassische Schönheit war oder Jennifer, die, abgesehen von ihrer offensichtlichen Magersucht, wusste, wie man sich stilsicher kleidete, war. Tony war sogar überrascht, dass Valerie überhaupt einen Freund hatte. Vielleicht versteckte sich hinter dieser unscheinbaren und unruhigen Frau ja eine gefährliche Kriminelle. Aber warum taten sich dann Natasha und Clint dieses Doppelleben überhaupt an? Hätten sie sie nicht sofort erschießen können? Vielleicht war aber auch ihr Freund das Interessante und sie kamen ihm nur über Valerie auf die Spur.

Tony nippte nachdenklich an seinem Weinglas und bemerkte, dass Clint ihn aus dem Augenwinkel beobachtete, während Natasha damit beschäftigt war, Valerie einzulullen.

Er musste grinsen. Dieser Abend war nun wirklich reizvoller geworden als er gedacht hatte...
 

"Auf Wiedersehen, Tony, und es war mir wirklich eine Freude, dich wiederzusehen!" Richard riss Tony in seine Arme und Clint konnte ein Knacksen hören. Nach Tonys Gesicht zu urteilen, hatte er sich das Geräusch auch nicht eingebildet und vielleicht hätte Clint auch Mitleid bekommen, wenn dieser vorhin sich nicht nach Leibeskräften abgemüht hätte, Natasha und ihn in verfängliche Diskussionen zu bringen. "Und es ist wirklich in Ordnung, John? Es ist immerhin eine ziemliche Strecke-"

"Aber natürlich, Richard. Jane wollte schon immer einmal den Stark-Tower sehen und wie wir hörten, ist er besonders in der Nacht einzigartig", antwortete Clint und zwinkerte Natasha zu, die leise kicherte und ihren Kopf an seinen Schulter lehnte.

"Ich kann mir auch gerne ein Taxi rufen", sagte Tony. Anscheinend besorgte ihn bereits die Aussicht, mit Natasha und Clint für eine halbe Stunde in einem kleinen Raum zu verbringen. Selbst schuld.

"Aber nicht doch, Tony, wir haben uns doch so gut verstanden", flötete Natasha und klimperte mit den Wimpern. Spätestens jetzt stand Tony der Angstschweiß auf der Stirn und Clint konnte sein schadenfrohes Grinsen nicht mehr verkneifen. Er selbst hatte auch schon einen solchen Blick von Natasha abbekommen und danach zwei Monate auf der Krankenstation auf dem Helicarrier verbracht. Und das auch nur, weil Nick Fury, Maria Hill und Phil Coulson dazwischen gegangen waren und ihm geholfen hatten. Heute würde niemand Tony retten. Tatsächlich würde Clint entweder Natasha helfen oder sich danebensetzen, mit einem gekühlten Bier in der Hand. Beide Möglichkeiten hatten ihren Reiz.

Tony sah aus, als wäre er auf dem Weg zu seinem Henker, als er sich auf die Rückbank von Clints Auto setzte. Natasha und Clint warfen sich noch grinsend einen Blick zu, dann gab er Gas und sie rasten durch die Straße.

"Ein herrlicher Abend!", sagte Tony schließlich; die Ruhe beunruhigte ihn fast noch mehr als alles andere. "Nette Leute, nette Gespräche, gutes Essen. Ich habe noch nie einen so leckeren Hackbraten gegessen."

"Johannas ist besser", meinte Clint.

"Wer ist Johanna?"

"Ebenfalls eine Nachbarin." Clint richtete den Rückspiegel so, dass er Tony genau ins Gesicht sehen konnte. "Wirklich? Medizinische Hilfe? Wie kommen Sie auf die Idee, mich als impotent darzustellen?"

"Außerdem tickt meine biologische Uhr noch nicht", zischte Natasha und durchbohrte Tony mit ihren Blicken.

"Und ich bin nicht impotent!"

"Ich wollte nur ein wenig die Stimmung auflockern", verteidigte sich Tony vorsichtig.

"Die Stimmung auflockern? Die Mission wird noch ewig dauern, weil Valerie ihren verfluchten Hintern nicht hoch kriegt und jetzt müssen Clint und ich von irgendwoher ein Kind auftreiben!"

"Ich weiß ja nicht, was du über die menschliche Biologie weißt, aber eine Schwangerschaft dauert normalerweise neun Monate..."

Wütend fuhr Natasha zu Clint. "Fahr sofort rückwärts gegen einen Baum!"

"Sorry, aber Nick bringt mich um, wenn ich schon wieder einen Dienstwagen schrotte", meinte Clint und Tony atmete erleichtert auf, ehe er sagte: "Wenn, dann müssen wir die Plätze tauschen, Natasha."

"Dagegen habe ich nichts."

"Oder aber wir warten solange, bis die Mission zu Ende ist und denken uns in der Zwischenzeit eine angemessene Rache aus als einen langsamen Tod in einer zerbeulten Karre."

"Ich bin mir sicher, Fury wäre nicht sonderlich glücklich darüber, wenn ihr einen der Avengers umbringen würdet", meldete sich Tony von der Rückbank zu Wort. "Vor allem nicht denjenigen, der die Hälfte der Kosten begleicht, die das gesamte Team an Schaden hinterlässt."

"Nichts ist einfacher als ein Bankkonto zu leeren", sagte Natasha kalt. "In meiner Zeit bei Stark Industries habe ich mir die dazugehörigen Nummern geholt."

"Moment einmal, wieso denn das?"

"So etwas kann nie schaden", mischte sich Clint ein und Tony hatte das Gefühl, als würde er noch mehr Gas geben.

"Ich will sofort aussteigen!"

"Das können Sie vergessen, Stark. Erst gefährden Sie unsere Mission und jetzt wollen Sie sich in Sicherheit bringen?", fragte Natasha und hob eine Augenbraue. "Haben Sie eigentlich eine Ahnung, was wir uns jetzt alles über Babys anhören können? Sie werden uns so lange nerven, bis wir uns eins besorgen und `Mutter, Vater,Kind´ spielen!"

Clint drehte das Radio auf und eine Männerstimme sang: "Mama´s got a real bad temper and Daddy´s got a shotgun!" Grinsend sah er zu Natasha. "Ich liebe diesen Sender."

"Ich finde, ihr beide dramatisiert die Geschichte", sagte Tony und setzte sich gemütlicher hin. "Ich wette mit euch, dass eure Mission noch nicht einmal so lange dauern wird, dass sich Natasha einen Babybauch umschnallen muss."

"Haben Sie heute Valerie gesehen?", knurrte Natasha. "Wenn wir bei dieser Frau nicht nachgeholfen hätten, wäre das Date erst in einem Jahr gewesen."

"Apropos Date, wer ist das Typ, dass ihr euch freiwillig in eine solche Gemeinschaft begebt?"

"Niemand von Interesse", antwortete Clint und Natasha synchron.

Tony verdrehte die Augen. "Klar, deswegen gebt ihr euch ja auch mit solchen Langweilern ab und nennt euch John und Jane Smith. Wer hat sich eigentlich die Decknamen ausgedacht?! Und spielt ihr eigentlich auch das Ehepaar, wenn ihr in eurem Haus seid?"

"Die Ideen für die Rollen kommen üblicherweise von Phil", erklärte Clint seelenruhig. "Und die letzte Frage geht Sie nichts an, Stark."

"Langweiler." Tony wurde langsam nervös. Die Beiden waren nicht einmal ansatzweise so wütend, wie er es eigentlich gedacht hätte. Tatsächlich waren sie mehr als ruhig. Natürlich fuhr Clint schneller als üblich und Natasha sah stur in die Dunkelheit hinaus, aber er hatte zumindest ein Messer erwartet.

Clint machte eine Vollbremsung, als sie beim Stark-Tower angekommen waren.

"Nun, ähm, danke für das Nachhause bringen", sagte Tony schließlich. "Ihr wisst schon, man sieht sich, habt noch einen schönen Abend, das übliche Blabla."

Tony griff nach der Türklinke, als er plötzlich bemerkte, wie die zwei Agenten sich ansahen. Clint hob eine zur Faust geballte Hand, Natasha hatte die Hand lang ausgestreckt und grinste. Ihr Partner wirkte enttäuscht.

"Habt ihr gerade ein mentales Stein-Schere-Papier gespielt?", fragte Tony fassungslos. "Ihr wisst schon, dass ihr auf diese Weise noch mehr wie ein altes Ehepaar wirkt?"

"Sie wissen doch gar nicht, was der Einsatz war, Stark", sagte Natasha mit samtweicher Stimme und drehte sich lächelnd zu ihm um.

"Nein, aber ich wünsche mir irgendwie, dass unser Spatzenhirn gewonnen hätte."

"Wir müssen jetzt weiter, wir sind schon viel zu spät dran", meinte Clint lächelnd und Tony wurde noch mulmiger zumute. Es konnte einfach nichts Gutes bedeuten, wenn die Beiden so freundlich taten. Vor allem dann, wenn sie eigentlich sauer auf ihn waren.

Hastig machte er sich daran, aus dem Auto auszusteigen.

Natasha kurbelte das Fenster herunter und winkte ihm lächelnd zu, als Clint losfuhr. "Gute Nacht Stark... und träumen Sie schön!"

Tonys Strafe

"Manchmal macht er mich wirklich wahnsinnig", sagte Clint, während er zurück zu ihrem derzeitigen Zuhause fuhr. "Wer von uns Beiden ruft Nick an und sagt ihm, dass er uns unter Umständen ein Baby besorgen muss?"

"Vielleicht beeilt sich Valerie ja endlich mal. Dann brauchen wir keins." Natasha und Clint wechselten einen Blick, dann seufzte sie auf. "Stein-Schere-Papier?"

Diesmal gewann Clint und Natasha erledigte sofort den Anruf, als sie angekommen waren. Schlecht gelaunt ließ sie sich im Wohnzimmer neben Clint auf die Couch fallen, der gelangweilt durch das Fernsehprogramm schaltete.

"War er sehr sauer?", erkundigte er sich.

"Ich habe ihm erklärt, dass Stark mal wieder langweilig war. Wir sollen uns eine originelle Strafe für ihn ausdenken, damit er endlich mal sein Gehirn einschaltet", antwortete Natasha und grinste. "Und da ich gewonnen habe, fällt mir die Ehre zu. Du bist natürlich herzlich dazu eingeladen, zuzugucken. Nick wollte ebenfalls einen Ehrenplatz."

"Hervorragend, sag mir Bescheid, dann kauf ich uns Bier." Clint nahm nun endlich die Brille ab und rieb sich die Augen. "Gott, wenn die Mission vorbei ist, schmeiß ich ne Party. Diese Rolle macht mich noch verrückt. Könnte ich nicht einfach so tun, als würde ich Kontaktlinsen tragen?"

"Was soll ich dazu sagen? Ich muss mir alle paar Wochen die Haare blondieren."

"Stimmt, dabei passen die roten Haare besser zu dir", sagte Clint und lächelte breit.

Natasha streckte ihm nur die Zunge heraus und stand seufzend auf. "Lass uns lieber morgen noch einmal unsere Strategie bezüglich Valeries Date durchgehen, ich geh jetzt ins Bett."

"Ich bin dafür", nickte Clint, steckte die Brille in die Hemdtasche und folgte Natasha in den Flur.

Sie drehte sich um und sah ihn verschwörerisch an. "Warum wolltest du eigentlich Starks Frage über unser Eheleben nicht beantworten?"

"Damit du noch einen Kommentar über deine biologische Uhr hören kannst?", fragte Clint und strich ihr grinsend eine Strähne hinter das Ohr.

Natasha stellte sich auf Zehenspitzen. "Vielleicht hätte er mich ja auch ignoriert und dich wieder gefragt, ob du impotent bist?", flüsterte sie rau und lächelte, als sie spürte, wie er einen Arm um ihre Hüfte schlang. Natashas Lächeln wurde noch breiter, als sie sich etwas zurücklehnte und den Schalk in Clints Augen leuchten sah.

"Wie schon gesagt", murmelte Clint und hauchte ihr einen Kuss auf den Hals. "Es geht ihn absolut nichts an."
 

Tony gähnte, als er auf dem Weg in die Küche war. Er hatte mal wieder die gesamte Nacht in seiner Werkstatt verbracht und hatte jetzt nichts gegen einen Kaffee einzuwenden. Und so, wie er seine Mitbewohner kannte, waren zumindest Steve und Bruce schon auf. Ersterer konnte zwar keinen Kaffee kochen, weil ihn die Kaffeemaschine heillos verwirrte und Koffein bei ihm eh nichts brachte, aber Bruce überlebte genau wie Tony ohne Kaffee keinen Morgen.

Deshalb überraschte es ihn nicht, als er im Flur den Geruch von gebratenen Eiern und frischen Kaffee wahrnahm. Steve fühlte sich immer so schrecklich schuldig, dass er mit den Geräten nichts anfangen konnte, sodass er zumindest immer das Frühstück besorgte, indem er Brötchen vom nächste Bäcker holte. Und nachdem ihm Bruce geduldig den Herd erklärt hatte, konnte Steve sogar Spiegeleier zaubern. Bei Thor hatte der Wissenschaftler zwar das Gleiche versucht, aber der Ase sah die Notwendigkeit eines Herds nicht an und nachdem er fast den gesamten Tower zerstört hatte, beim Versuch, die Eier mithilfe von Donner zu braten, durfte er sich nur noch an den Tisch setzen und auf Essen warten. Andererseits war er das letzte Mal vor anderthalb Jahren bei ihnen gewesen, sodass er das Verbot vermutlich schon wieder vergessen hatte. Vor knapp über einem Jahr hatte er auch das letzte Mal Clint und Natasha gesehen- ihre Mission hatte sich doch länger hingezogen, als er gedacht hatte und er konnte nur hoffen, dass sie nicht wirklich dazu gezwungen worden waren, sich von irgendjemanden ein Kind zu leihen. Fury selbst war fuchsteufelswild gewesen, als er ihn angerufen hatte- und hatte ihn gleich gefragt, woher er, der Direktor einer Anti-Terror-Organisation, ein neugeborenes Baby auftreiben sollte, das nicht von seinen Eltern vermisst wurde. Aber egal. Mit ein wenig Glück würde er die zwei Superkiller erst in einigen Monaten sehen und Tony hatte den Plan, zu diesem Zeitpunkt mit Pepper auf die Kanaren zu fliegen. Und so lange dort zu bleiben, bis Bruce und Steve ihm ihr Okay gaben, dass ihm keine Gefahr mehr drohte.

Gut gelaunt ging Tony in die Küche und blieb wie erstarrt auf die Türschwelle stehen, als er sechs Leute in der Küche sah. Oder eher sechseinhalb, denn Pepper fütterte gerade ein Baby mit einer Flasche. Steve sah ihr dabei begeistert über die Schulter und wartete augenscheinlich, dass er das Kind ebenfalls halten durfte. Bruce stand etwas von der Gruppe entfernt, aus Angst, der Hulk wolle das Baby ebenfalls gerne sehen. Fury und Clint saßen an der Theke, tranken gemeinsam Kaffee und quatschten mit Natasha, die hinter der Theke stand und gerade einige Gurken für einen Salat schnitt.

Ihr fiel auch auf, dass Tony im Raum war und sie lächelte ihn mit blitzenden Augen an. "Guten Morgen, Stark."

Nun wandten sich auch Fury und Clint zu ihnen, während Tony Bruce und Steve einen Blick zuwarf. "Elendige Verräter", knurrte er und Steve zuckte mit den Achseln.

"Tut mir Leid, aber sieh dir doch einmal die Kleine an. Ist sie nicht süß?"

"In dem Supersoldaten-Serum war eindeutig zu wenig Testosteron...", murmelte Tony. "Natasha, Clint, seid ihr schon lange wieder da? Mensch, die Mission hat ziemlich lange gedauert, nicht wahr?"

"Über neun Monate", antwortete Natasha und hieb die Gurke mit ihrem Messer in zwei Hälften. Tony wurde übel.

"Darf ich Ihnen Anna Smith vorstellen, Stark?", fragte Fury drohend und deutete auf das kleine Bündel Mensch in Peppers Armen.

"Ein süßes Kind, nein, ehrlich. Leihmutter oder Kaiserschnitt?", konnte sich Tony die Frage nicht verkneifen und Natasha verengte ihre Augen zu Schlitzen.

Clint dagegen sah ziemlich entspannt aus. "Also wirklich, Miss Potts, ich muss schon sagen, ein Kind steht Ihnen wirklich sehr gut."

Pepper wurde rot, während sie weiterhin das Baby schaukelte. "Ach, ähm, vielen Dank, aber ich denke, es ist noch nicht so weit."

"Stark hatte vor einiger Zeit ziemlich interessante Ansichten über das Thema `Kinder kriegen´. Vielleicht wiederholt er es ja für Sie?"

"Ich wollte euch nur helfen, eure Tarnung aufrecht zu halten", verteidigte sich Tony. "Und von wem habt ihr eigentlich das Kind bekommen?!"

"Geht Sie nichts an", antworteten Fury, Natasha und Clint synchron.

"Mal ehrlich, gehört das zur Grundausbildung eines S.H.I.E.L.D.-Agenten? Das Sprechen im Chor?"

"Da Sie ja so erpicht darauf waren, den Agents Romanoff und Barton bei ihrer Mission zu helfen, werden Sie sich freuen, mit Romanoff morgen auf einen Einsatz zu gehen", ignorierte ihn Fury und grinste breit. "Natasha selbst hat ausdrücklich um Sie gebeten, Stark."

"Das kann gar nicht gut für mich ausgehen, oder?"

"Machen Sie sich keine Sorge, Miss Potts", sagte Clint ernst zu Pepper, die tatsächlich etwas blass wirkte. "Nick und ich werden im Kontrollraum sitzen und auf ihn aufpassen."

"Klar, als ob ihr einschreiten würdet."

"Wir werden uns nur die möglichen Rekruten ansehen, Stark", erklärte Natasha und Tony wurde schlecht, als er die Vorfreude in ihren Augen sah. "Sehen, wie sie sich machen, wie sie kämpfen. Natürlich muss dabei einer von uns auch gegen sie antreten, um ihre Tauglichkeit zu testen. Mit anderen Worten werden Sie gegen sie kämpfen, weil ich ja beurteilen muss. Aber Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen: die Jungs sind nur von der Navy." Sie stellte den Gurkensalat in den Kühlschrank und grinste breit.

"Falls jemand Interesse hat: Nick und ich werden die besten Stellen zusammenschneiden", fügte Clint mit leuchtenden Augen hinzu und rieb sich die Hände. "Das wird ein Samstagabend-Programm nach meinen Vorstellungen."

"Und jetzt müssen wir leider wieder los. Stark, wir sehen uns morgen früh um sieben, ich werde Sie abholen", sagte Natasha, nahm Pepper das Baby ab und tätschelte dem enttäuschten Steve die Schulter. "Tut mir Leid, aber die Kleine hier wird langsam müde. Und dann bekommt sie schlechte Laune. Vertrau mir, Clint und ich wissen, wovon wir reden."

"Oh ja." Clint sah Tony giftig an, ehe er gemeinsam mit Natasha, Anna und Fury den Raum verließ. "Zwei Monate, Stark! Du schuldest uns zwei Monate Nerven und Schlaf!"

"Ich werde morgen verprügelt, wir sind also quitt!", rief Tony ihnen hinterher, nur um sich dann erschöpft an die Theke zu setzen. "Das kann doch nicht ihr Ernst sein..."

"Anna ist wirklich ein süßes Kind, findest du nicht?", fragte Pepper mit einem unschuldigen Augenaufschlag. "So brav, so niedlich... und Clint und Natasha haben mir erzählt, dass man sich nach einem Monat an das nächtliche Aufstehen und Füttern gewöhnt hat."

Langsam wurde Tony bewusst, dass die Rache der zwei Superkiller nicht der morgige Einsatz war, sondern eher das Sahnehäubchen. So, wie ihn seine Freundin gerade ansah und von Babys redete... "Ähm, Pepper-Liebling..."
 

Natasha pustete sich eine rote Haarsträhne aus den Augen, während sie Anna in den Babysitz schnallte. Clint hatte gerade Nick verabschiedet und setzte sich nun auf den Fahrersitz.

"Glaubst du, Pepper führt jetzt mit Stark das Baby-Gespräch?", fragte er grinsend, als Natasha sich auf den Beifahrersitz neben ihm fallen ließ.

"Vermutlich, wir haben sie ja genug geködert. Ich persönlich freue mich ja schon auf den Einsatz morgen." Natasha kicherte schadenfroh. "Hast du schon das Bier für Nick und dich besorgt?"

"Ja, und einen Champagner, damit wir Drei am Ende auf den krönenden Abschluss anstoßen können. Das wird ein Spaß." Clint startete den Wagen und sah in den Rückspiegel zu Anna, die ihn ruhig beobachtete, als würde sie das Gespräch bereits verstehen. "Ich weiß ja nicht, wie´s bei dir steht, aber ich finde nicht, dass sie wie eine Anna aussieht. Eher wie eine Katharina."

"Gefällt mir. Du kannst Phil ja den Vorschlag machen." Natasha ließ den Kopf auf die Lehne sinken und warf dann ihrem Partner grinsend einen Blick zu. "Werden wir den Avengers eigentlich je verraten, wer Anna wirklich ist?"

Clint erwiderte den Blick und griff nach ihrer Hand. "Wie schon gesagt... das geht sie nichts an."

Wie zur Bestätigung gluckste Anna und klimperte mit ihrer Rassel.

Bonus

Phoebe Miles lächelte sanft, an sie vorsichtig über die Wange der schlafenden Laura streichelte. Ihre Haut war so weich, die Nasenspitze erinnerte sie an ihre eigene, aber das Lächeln war eindeutig Toms. Dieser stand neben ihrem Bett und versprühte die Aura eines frischgebackenen Vaters, der stolz seine kleine Familie betrachtete.

"Sie ist perfekt", sagte Phoebe glücklich und schmiegte ihr Gesicht an das ihrer Tochter. Die Schwangerschaft war anstrengend gewesen, genau wie die Geburt, aber wenn sie jetzt Laura in ihren Armen hielt, neben sich Tom- dann war dieser Moment die Strapazen wert gewesen.

"Natürlich ist sie perfekt", meinte Tom, setzte sich vorsichtig neben ihr auf das Bett und hauchte ihr einen Kuss auf die Wangen. "Hast du gesehen, wie klug ihr Blick ist? Sie ist bestimmt wahnsinnig intelligent!"

"Und so süß. Sie wird bestimmt viele Verehrer haben." Phoebe lachte, als in Toms Gesicht ein Ausdruck entstand, den sie selber oft auf dem Gesicht ihres Vaters gesehen hatte.

"Die ersten Dates gibt es erst ab dreißig. Vorher findet sie Jungs gefälligst eklig", erklärte er mit ernster Miene.

Phoebe musste sich zusammenreißen, um nicht noch lauter zu lachen und so Laura zu wecken. Tom verdeutlichte wirklich alle Klischees über Väter mit Töchter. Er hatte das Babyzimmer pink malern lassen und hatte persönlich die Einrichtung und Dekoration ausgesucht. Für seine kleine Prinzessin musste alles perfekt sein.

Ein leises Klopfen riss sie aus ihren Gedanken und Tom kletterte eilig aus dem Bett.

"Ich glaube nicht, dass die Krankenschwestern es toll finden werden, dass ich euch euren Platz wegnehmen", sagte er leise und grinste leicht. Dann richtete er sich auf. "Herein."

Die Tür öffnete sich und Phoebe und Tom warfen sich einen irritierten Blick zu. Die Person, die in das Krankenzimmer hereinkam, war keine Krankenschwester. Höchstwahrscheinlich war er nicht einmal ein Arzt. Mit einer seiner hohen Wahrscheinlichkeit.

Der Mann war groß, dunkelhäutig und hatte eine Glatze. Er trug nur schwarze Sachen und blickte sie aus seinem einen Auge, das nicht von der Augenklappe verdeckt war, finster an. Instinktiv stellte sich Tom vor Phoebe und Laura und sie drückte ihre Tochter an sich. Dieser Mann hatte etwas Beunruhigendes an sich und sie Beide waren gewillt, Laura zu schützen.

"Meinen herzlichen Glückwunsch... zu ihrem Nachwuchs", sagte der Mann schließlich . Es wirkte, als müsse er sich zwingen, die Worte auszusprechen. Er schloss die Tür hinter sich und kam ihnen näher, sodass ihn nur noch zwei, drei Schritte von Tom trennten. Phoebe konnte schon an der Körperhaltung ihres Mannes sehen, dass er nervös war.

"Wer sind Sie?", fragte sie mit piepsiger Stimme und verfluchte sich, dass sie immer so schnell in Panik fiel.

"Mein Name", sagte der Mann unheilvoll. "ist Nick Fury. Ich bin der Direktor der Strategische- Heimat- Interventions- Einsatz- und- Logistik- Division, kurz S.H.I.E.L.D. . "

"Verzeihung, aber ich habe noch nie... von Ihnen gehört", stammelte Tom.

"Das ist auch richtig so. Es ist eine Anti-Terror-Organisation."

"Oh Gott", entfuhr es Phoebe. Was wollte bloß der Direktor einer Anti-Terror-Organisation von ihnen?

"Vermutlich fragen Sie sich, warum ich hier bin", erzählte der Mann weiter und Tom und Phoebe konnten nur vorsichtig nicken. Nick Fury verschränkte hinter seinem Rücke die Arme und wirkte dadurch noch autoritärer als ohnehin schon. Sein Blick schweifte von Tom zu Laura und schließlich zu Phoebe. Sie versuchte seinem Blick stand zu halten, aber er wirkte so bedrohlich, so düster , so- "Ich brauche Ihr Kind."

Zuerst glaubte Phoebe, sich verhört zu haben. Toms Mund stand sperrangelweit auf. "Ich, ähm, wie bitte?!", fragte sie.

Nick Fury sah sie immer noch an, als wäre seine Bitte das Normalste auf der ganzen Welt. "Zum Schutz der nationalen Sicherheit brauche ich Ihr Kind. Aber keine Sorge: spätestens in einem Jahr haben Sie es wieder."

"Sie wollen Laura?!"

"Mir ist bewusst, dass ich viel verlange", sagte Nick Fury. "Aber ein jeder von uns muss Opfer bringen, damit dieses Land in Sicherheit sein kann. Wir werden uns gut um... Laura... kümmern. Essen, Schlaf, Spielsachen; sie wird von allem genug kriegen. Natürlich bekommen Sie auch eine Entschädigungssumme. Und in spätestens einem Jahr werden Sie wieder die kleine, glückliche Familie sein, die sie bis heute gespielt haben."

"Laura ist erst heute Nacht um zwei Uhr morgens geboren", sagte Tom belegt.

"Sie wollen mein Kind?!", fiel Phoebe nur ein. "Wozu zum Teufel wollen Sie MEIN KIND?!"

"Zum Enttarnen eines Mafiabosses und der Ausschaltung desselben", antwortete der Mann ruhig.

"Mafia?!", ächzte Tom. "Sie wollen Laura, um gegen die Mafia zu kämpfen?"

"Natürlich nicht. Sie wird nur die Tarnung sein, damit meine Agenten in die Nähe des Mafiabosses kommen. In dem Prozess der Ausschaltung werde ich persönlich dafür sorgen, dass Laura schläft oder wahlweise sich mit einem der Spielsachen beschäftigt." Nick Fury klang tatsächlich, als wäre es sein purer Ernst. Und als würden sich Tom und Phoebe bei ihrer Weigerung wie Kinder verhalten.

Phoebe wollte ihm irgendetwas an den Kopf werfen; dass er es vergessen könne, dass er ihr Kind niemals kriegen würde, dass Tom und sie Laura beschützen würden. Aber ehe sie den Mund auch nur öffnen konnte, klingelte ein Telefon und Nick Fury entschuldigte sich, ehe er sich etwas abwandte und den Anruf abnahmen. Tom warf ihr einen Blick zu. Sie war vermutlich genauso kreidebleich wie er.

"Was wollen Sie, Coulson? Ich bin gerade bei den Miles´... Natürlich werden Sie annehmen, was glauben Sie denn?... Wie bitte? Sie haben schon eines? Sind Sie sich sicher? ...Na gut, dann schicken Sie Sitwell zur Gedächtnislöschung her und benachrichtigen sie Romanoff und Barton, dass sie jetzt glückliche Eltern sind... Nein, ich will nicht wissen, woher sie so schnell ein Kind bekommen haben, Coulson." Nick Fury legte auf und wandte sich ihnen wieder zu. "Mr. und Mrs. Miles, ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten. Wenn Sie es genau wissen wollen: Sie haben den Ärger Tony Stark zu verdanken, der seine gerechte Strafe allerdings noch erhalten wird. Aber das werden Sie ohnehin vergessen. Ich wünsche Ihnen viel Glück für ihre Familie. Auf Wiedersehen." Er neigte kurz mit den Kopf und ohne auf einige Worte von Tom und Phoebe zu warten, ging er aus dem Krankenzimmer.

Kurz war es still, dann fragte Phoebe leise: "Was war DAS denn?!"

"Die wollten sich unser Kind ausleihen", murmelte Tom. "Die wollten sich doch tatsächlich unser Kind ausleihen... Und was soll das heißen, `Gedächtnislöschung´?!"


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ab hier ist die Story zu Ende. Allerdings gibt es noch eine Bonusszene, die ich einfach schreiben MUSSTE ^^ Sie spielt ein wenig in der Mitte von diesem Kapitel, und man muss sie auch nicht unbedingt lesen, um den Sinn der Story zu verstehen. Aber ich hatte meinen Spaß daran ;)
Auf jeden Fall vielen Dank an alle, die diese Story gelesen und kommentiert haben :)
lg, See you Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, jetzt ist aber wirklich Schluss mit der Story ;)
lg, See you Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  LisaTachibana
2015-05-05T23:10:16+00:00 06.05.2015 01:10
Oh man hahaha, dabei fand ich den Gedanken so niedlich von den beiden als richtige Eltern, aber okay geglaubt habe ich es auch keine 10 Sekunden. :'D Aber allein wie Fury ihnen das vorgetragen hat musste ich unentwegt grinsen. Einfach herrlich und dann der Anruf am Ende und wie er gesagt hat "Vergessen Sie's." x3
Von:  LisaTachibana
2015-05-05T23:02:31+00:00 06.05.2015 01:02
Uhoo, uhoo. o.o Sehr interesannte Andeutungen. Mm, mm. Mich hatte es ehrlich gesgat in der Mitte irritiert als auf Einmal gesagt wurde das das schon ein Jahr her war seit sie die beiden gesehen haben und musste das mehrfach lesen. Aber nach einiger Zeit, als ich weiter gelesen habe wurde es doch schlüssiger, wenn auch denoch verwirrend. Und wie sie Pepper geködert haben, hihi. ~ Einfach nur geil, aber das Fury auch mal im Avengers Tower auftaucht war irgendwie sehr komisch, ihn sich da vorzustellen. o.o
Von:  LisaTachibana
2015-05-05T22:50:26+00:00 06.05.2015 00:50
Oh man, hahaha. :D Es hat echt einen hedienspaß gemacht dieses Kapitel zu lesen und auch das Tonys Bein morgen blau sein würde. Und das Ende, mmm uhh. Das kann ja interesannt werden!
Von:  LisaTachibana
2015-05-05T22:32:22+00:00 06.05.2015 00:32
Die beiden als ein Ehepaar, kann man sich richtig gut vorstellen. Die haben einfach so eine Chemie, die kann man nicht übersehen. Und das Ende finde ich ja mal sehr interesannt, wirklich äußerst interesannt. Mm, mmm. Tony kommt also jetzt ins Spiel. :D
Von: abgemeldet
2014-06-03T10:19:48+00:00 03.06.2014 12:19
wirklich eine toll geschriebene Story^^
und auch die Charaktere sind gut umgesetzt und passen einfach.
so stell ich mir die beiden vor, wenn sie ein Pärchen mimen sollen XD
und dann auch noch Tony!
schreib bitte schnell weiter, mich brennt es förmlich unter den Fingernägeln zu wissen, wie es weiter geht ^__^
Antwort von:  see_you
05.06.2014 08:28
Hi Nyuu,
schön, dass sie dir gefällt ^^
Ja, Tony musste einfach rein, der nutzt seine Situationen ja gerne aus ;)
Und keine Angst: das neue Kapitel kommt schon :)
lg, See you


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