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Unusual Harmonisation

why are you bulling me?
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben :)

Ja ich weiß, wieder eine neue Geschichte, aber ich muss dazu sagen, dass alle Kapitel
komplett fertig geschrieben sind und nur darauf warten, nacheinander hochgeladen zu werden ;D

Beim Schreiben von Unusual Harmonisation habe ich bei jedem erlebten Gefühl von Naruto selbst das Ziehen in meinem Körper gespürt, denn ich kenne diese Gefühle.
Vielleicht nicht in dem Ausmaß, wie ich sie hier beschrieben habe, aber ich habe mein Bestes gegeben, um zu versuchen, euch einen kleinen Einblick in Narutos Gefühlswelt zu geben :)

Da alles nur aus Narutos Sicht geschrieben ist, habe ich ganz bewusst Sasukes Gefühle und Eindrücke außer Acht gelassen; lediglich Vermutungen seitens Naruto kommen spekulativ in dem Text vor.
Weiterhin habe ich mich so genau wie mir möglich war, an die Umgebung von Yotsukaido gehalten, in der meine kleine Geschichte spielt :3


Die zwei von mir selbst hinzugefügten Charaktere Shin und Azuka sind die Geschwister von Naruto und spielen für nur seine Gefühlswelt keine unerhebliche Rolle, aber dazu mehr in der Geschichte ;)

Dann will ich auch mal nicht weiter rumlabern und wünsche euch viel Spaß beim Lesen :3
Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Aloha :D

hier jetzt das zweite Kapitel und ich entschuldige mich für die lange Wartezeit
... gome ne *verbeug*

Ich habe mich um einige Sachen schulisch kümmern müssen, weil ich ab Montag im Krankenhaus bin und somit natürlich
einiges verpassen würde ...

Dafür habe ich auch noch eine positive Mitteilung zu machen :D
Ich habe mir noch zwei Specials überlegt, die aus Sasukes Sicht geschrieben sind, um noch einige Unklarheiten aus dem Weg zu räumen und eventuelle aufkommende Fragen somit zu beantworten ;D

Also liebe Leser, ich hoffe ihr habt Spaß beim zweiten Kapitel :DD Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Jahh~

eigentlich habe ich ja gesagt, ich wollte erst eines der Specials hochladen, aber leider
habe ich im mom alles andere im Kopf, außer das Schreiben ~.~
Ich hoffe, ihr mögt mir vergeben *verbeug*

Ich will versuchen, die komplette Geschichte (+ Specials) bis Weihnachten ... spätestens Silvester hochgeladen haben, da ich wegen meines Auszuges aus dem elterlichen Hauses
womöglich einige Zeit kein Internet haben werde.
(Nur so als kleine Info am Rande xD)

Jetzt aber viel Spaß mit dem (offiziellen) Ende der Geschichte ;D Komplett anzeigen

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D.E.S.A.S.T.R.O.U.S C.O.N.S.E.Q.U.E.N.Z

Naruto-POV
 

Montag, 24. August
 

Wie hypnotisiert starre ich meine Zimmerdecke über mir an.

Das schwache Licht der aufgehenden Sonne bahnt sich einen Weg durch meine Vorhänge und taucht mein Zimmer in ein zartes Orange.

Eine leichte Brise lässt meine Vorhänge tanzen und das laue Lüftchen schafft es sogar noch, mir sanft über das Gesicht zu streicheln und ein Hauch von taufrischem Gras steigt mir in die Nase, ehe ich wieder die stickige Luft, die sich über Nacht gebildet hat, einatme.
 

Meine Gedanken kreisen um die kommenden Stunden, die kommenden Tage, die kommenden Wochen bis zu den Herbstferien und die damit verbundenen Schikanen meiner Mitschüler.

Ich schlucke trocken, blinzle einmal ergeben und greife dann neben mein Bett zur Wasserflasche.
 

Noch während ich nach der erfrischenden Flüssigkeit greife, setze ich mich auf und schiele zu meinem Radiowecker auf dem Nachttisch rechts neben mir.

Es ist noch sehr früh am Morgen und mein Wecker beginnt erst in einigen Minuten damit, sich von selbst zu aktivieren und die morgendlichen Floskeln der Radiomoderatoren erklingen zu lassen.
 

Beruhigt schlafen kann ich schon lange nicht mehr und so verlasse ich die angenehme Wärme meiner Bettdecke und begebe mich zu meinem Kleiderschrank, dessen Türen nicht ganz geschlossen sind, da ich meine Kleidung bevorzugt einfach irgendwie hinein schmeiße und sie sich so nicht mehr richtig schließen lassen.
 

Zwar nehme ich mir jedes Mal aufs Neue vor, meinen Kleiderschrank aufzuräumen, doch dann verlässt mich nach der Schule und den Hausaufgaben die Motivation.

Tief ausatmend und meine Stirn runzelnd versuche ich meine Hosen und Shirts auseinander zu halten, damit ich mich endlich entscheiden kann, was ich denn nun tragen möchte.
 

Gähnend greife ich in den Schrank, hebe einige Teile hoch und entschließe mich dann für eine kurze Jeanshose und einem weiten, orangenen Shirt mit Aufdruck.

Kurz inspiziere ich noch einmal meine Auswahl, zucke dann aber mit den Schultern, weil es sowieso egal sein wird, was ich trage.

Die Schikanen hören damit nicht auf, egal was ich trage.
 

Zuletzt greife ich noch nach einer frischen Boxershorts und Socken und gehe leise zum Badezimmer.

Noch schlafen meine restlichen Familienmitglieder.

Bestehend aus meiner Mum, meinem zwei Jahre jüngeren Bruder und meiner ein Jahr älteren Schwester. Neben den menschlichen Mitgliedern der Familie Uzumaki gibt es auch noch Neko, die Katze meiner Schwester, Azrael, den Kater meines Bruders und Pop und Corn, meine beiden Huskyratten.
 

Pop und Corn habe ich seit ungefähr zwei Monaten und es war eine Menge Arbeit, meine Mum davon zu überzeugen, diese lieben Vierbeiner ins Haus zu holen.

Die beiden Männchen sind Geschwister und mit viel Geduld, Zuneigung und Liebe habe ich es geschafft, dass sie nicht nur total auf mich fixiert sind, sondern auch noch auf ihre Namen hören.

Ein leichtes Lächeln umspielt meine Lippen bei diesem Gedanken.
 

Nicht viele Lebewesen auf diesem Planeten zeigen mir so deutlich, abgesehen von meiner Familie, wie sehr sie mich mögen.

Allgemein bin ich ein sehr tierlieber Mensch und liebe es, mich mit ihnen zu beschäftigen.

Aber neben meiner endlosen Liebe zu Tieren habe ich ja auch noch meine Familie um mich.
 

Angefangen bei unserer Mutter, die sich aufopferungsvoll um ein stabiles Umfeld für uns kümmert. Seit unser Vater vor zehn Jahren bei einem Arbeitseinsatz getötet wurde, ist es uns sehr schwer gefallen, Normalität in das Familienleben zu bringen.

Zwar lachen wir, albern herum und necken uns, doch man sieht uns allen an, dass Vater fehlt.
 

Betrübt schüttle ich den Kopf, taste mich im dunklen Flur an der Wand entlang und drücke auf den Lichtschalter im Badezimmer.

Sofort kneife ich meine Augen zusammen und schließe die Tür hinter mir.

„Ja, jetzt bin ich wach“, murre ich unzufrieden, lege meine Anziehsachen auf den Wäscheständer und öffne das Fenster.
 

So langsam erwacht unsere Nachbarschaft zum Leben. Rollos werden hochgezogen und das stetige Surren vorbeifahrender Radfahrer signalisiert, dass es wirklich höchste Zeit wird, dass ich mich dusche und für die Schule fertig mache.

Eiligst entledige ich mich meines Schlafshirts und meiner alten Shorts und steige dann unter die Dusche.
 

Angenehmes warmes Wasser prasselt auf meinem Körper hinab und für zehn Minuten am Tag kann ich alle Sorgen und Probleme vergessen.

Entspannen, sorgenfrei sein.

Nachdem ich mich eingeschäumt und meine Haare gewaschen habe, genieße ich noch ein letztes Mal das erfrischende Nass, ehe ich aus der Dusche steige und mir ein Handtuch von dem Korb, welcher an der Wand gegenüber steht, angle.
 

„Ich sollte gleich noch mal die Latein-Vokabeln anschauen“, erinnere ich mich selbst an mein Vorhaben des letzten Abends und beginne damit, mich abzutrocknen.

Meine Stirn runzelnd sehe ich in den Spiegel und stelle wieder einmal fest, was für ein pausbäckiges Gesicht ich habe.
 

Ein nicht zu übersehendes Doppelkinn, große, matte blaue Augen, deren freudiger Glanz schon vor Jahren entwichen ist, eine Nase mit einem kleinen, aber nicht zu übersehenden Huckel, Sommersprossen, die auf meinen Wangen leicht hervorstechen und, was mich persönlich am meisten stört, sechs Narben, die ich mir wegen dem Tod meines Vaters vor Jahren selbst zugefügt habe.
 

Mittlerweile sind sie verblasst, doch noch vor einigen Jahren sind sie gerötet gewesen und viele meiner Mitschüler haben mich deswegen schief angesehen und hinter meinem Rücken über mich gelästert. Noch mehr.
 

Mein Kopf neigt sich und so sehe ich auf meinen restlichen Körper hinab.

Mein Bauch ist deutlich zu sehen, so wie dieser sich wirklich unschön unter jedes meiner Kleidungsstücke abzeichnet.

Unzufrieden presse ich meine Handflächen auf eben jenen und drücke ihn ein.

Wieder einmal wird mir bewusst, warum so viele mich nicht ausstehen können und die Schuld liegt ganz allein bei mir.

Du bist einfach zu fett, Uzumaki!
 

Ich seufze.

„Ganz ruhig, du bist ein Gänseblümchen, Naruto, ein Gänseblümchen“, rede ich mir selbst zu, schließe für einen kurzen Augenblick meine Augen und mache mich dann weiter für die Schule fertig.

Nach ein paar Minuten gehe ich aus dem Bad in die Küche und dieses Mal brennt sogar schon das Licht auf dem Flur.
 

Neugierig, wer denn schon wach ist, spähe ich um die Ecke und entdecke meine Schwester, die, noch total verschlafen, gerade Wasser in die Kaffeekanne laufen lässt.

„Guten Morgen“, sage ich und stecke im Vorbeigehen den Stecker des Küchenradios in die Steckdose.
 

„Morgen“, nuschelt Azuka gähnend, reibt sich den Schlaf aus den Augen und tapst ohne ein weiteres Wort aus der Küche.

Lächelnd schaue ich meiner Schwester hinterher. Wir sind alle keine Morgenmenschen, doch Azuka und ich sind diejenigen aus der Familie, die nach ein paar Minuten des Wachseins wirklich am muntersten sind.
 

Schon steigt mir der bekannte Duft von frisch gebrühtem Kaffee in die Nase und ich werde um einiges wacher. Neben den schwachen Strahlen der frühmorgendlichen Sonne, den zarten Tönen der ersten Vögel und einer erfrischenden Dusche am Morgen gibt es nichts, was einem mehr den Start in den Tag versüßen kann, als frisch gebrühter Kaffee mit Milch und Zucker.
 

Lächelnd steuere ich unsere Küchenzeile mit den vielen Hängeschränken, Schubläden und Unterschränken an.

Unsere Mum liebt ihre Küche abgöttisch und gerne steht sie stundenlang in dieser, um immer neue Rezepte auszuprobieren.

Egal, ob sie backt oder kocht, es schmeckt immer himmlisch. Von ihr und meiner Schwester habe auch ich das Kochen gelernt; nur mein kleiner Bruder interessiert sich kein Stückchen dafür.
 

Mit einigen gezielten Griffen hole ich vier Tassen, Zucker und Teelöffel, sowie die gekühlte Milch aus dem Kühlschrank und platziere alles auf dem Küchentisch. So nach und nach sollte nun auch der Rest der Familie Uzumaki aus den Federn kommen, denn mittlerweile ist es schon viertel vor sieben und spätestens um halb acht müssen wir alle aus dem Haus sein.
 

Unsere Mum arbeitet als Küchenhilfe in einem Imbiss und hat sich in den letzten Jahren so gut dort eingearbeitet, dass sie mittlerweile die Führungsposition übernommen hat und natürlich auch dementsprechend verdient.
 

Meine Schwester hat im letzten Jahr ihre Ausbildung abgeschlossen, nachdem sie die Schule abgebrochen hat, und nach monatelangem Suchen einer Arbeitsstelle sich dazu entschlossen, erst einmal ihr Abitur nach zu holen, um dann an einer Uni Grundschullehramt zu studieren; ich freue mich für Azuka, dass sie es endlich geschafft hat, ihrem Kindheitstraum einen riesigen Schritt näher gekommen zu sein.
 

Mein Bruder ist im letzten Jahr der Mittelstufe, während ich mein zweites Jahr an der Oberschule absolviere. Wir beide haben es durch unserer Mum und unserer Schwester sehr viel leichter, da beide ihr verdientes Geld für unsere Bildung investiert haben und so respektieren und achten wir ihre Güte, indem Shin und ich unser bestmögliches tun, um gute Noten zu erhalten und unseren Weg gehen, wie Mum das immer sagt.
 

Und da ist schon einmal ein Problem. Zwar bin ich gut in der Schule und bemühe mich stets um gute Schulnoten, doch leider gibt es da viele Gründe, die mich immer mehr herunterziehen und mich von innen heraus auffressen.
 

Es ist so, dass ich in meiner Klasse und eigentlich in der gesamten Schule als Außenseiter gelte. Wie es angefangen hat, kann ich nicht mehr genau sagen, aber ich weiß, dass Sasuke Uchiha, Klassenbester und Schulschwarm, mich irgendwann angefangen hat zu schikanieren. Dass die anderen Schüler irgendwann mitgemacht haben, weil ich nicht gewusst habe, wie ich mich gegen Sasuke und seine Freunde wehren sollte, ist doch ganz klar gewesen.
 

Das geht schon seit Beginn der Mittelschule so und bis jetzt habe ich noch niemanden etwas davon erzählt.

Mum und Azuka will ich nicht mit meinen Problemen belasten, da sie sowieso schon sehr viel für mich getan haben, ohne dass ich ihnen je richtig dafür gedankt habe.

Und Shin will ich ebenfalls ungern da hineinziehen, da er nicht schon damit konfrontiert werden soll, dass sein Bruder der größte Außenseiter und die Schulniete schlechthin ist, bevor er überhaupt je einen Fuß in das Gebäude gesetzt hat.
 

Seufzend fahre ich mir durch meine blonden, verstrubbelten Haare. Ich bekomme Kopfschmerzen.

Im Radio läuft gerade einer der neuesten Pop-Hits und mein Gesicht verziehend drehe ich an dem silbernen Rädchen, um es leiser zu stellen.

Pop ist nun wirklich nicht mein Musikgeschmack. Bei Weitem nicht. Viel eher höre ich Rock, Punk, Ska und ab und zu auch etwas Klassik; außerdem liebe ich instrumentale Musik; eines meiner wohlbehüteten Geheimnisse.
 

Krach, verursacht durch das polternde Öffnen und Schließen der Badezimmertür, verrät, dass höchstwahrscheinlich Shin gerade in dieses verschwunden ist, um sich fertig zu machen.

Wird aber auch höchste Zeit. Es ist sieben und wenn er sich nicht beeilt, wird er von Mum ein Donnerwetter kassieren, da sie sich schließlich auch noch fertig machen muss.
 

Denn neben ihrem Job im Imbiss fährt sie vorher noch Schulkinder, die durch geistige oder körperlicher Behinderung nicht dazu imstande sind, selbst den Schulweg zu meistern. Unserer Mum gefallen ihre Jobs, auch wenn sie dann am späten Nachmittag völlig erschöpft wieder zu Hause ist und sich meistens erst einmal auf dem Sofa schlafen legt.
 

In der Woche ist es Shins, Azukas und meine Aufgabe, den Haushalt zu führen, Essen zu kochen und Einkäufe erledigen, wobei vieles an mir hängen bleibt.

Während Azuka bis spät Nachmittags in der Uni sitzt und lernt, verbringt Shin seine freie Zeit lieber in einer Game-Hall mit seinen Freunden oder „chillt“ irgendwo anders herum.

Dass ich somit noch mehr belastet bin, scheint keinem wirklich aufzufallen, doch auch das ist wieder ein Grund, weshalb ich so zurückgezogen und sozial total unterentwickelt bin.
 

Ich habe keine Freunde, mit denen ich mich mal irgendwo in der Stadt treffen oder ein lustiges Wochenende verbringen kann. Nur im Internet habe ich einige Chatbekanntschaften über das Onlinegame Aios gemacht, doch mehr sind es auch nicht.

Nur zu sehr wenigen habe ich auch privat über Skype Kontakt.
 

Ich sollte meine negativen Gedanken endlich verdrängen, denn schon höre ich, wie meine Mum und Azuka auf die Küche zu steuern.

„Guten Morgen, mein Schatz“, Mum drückt mich einmal herzlich und gibt mir einen Kuss auf die Schläfe.

„Hast du gut geschlafen?“, will sie wissen und ich nicke.

„Ja und dir auch einen guten Morgen“, ein leichtes Lächeln legt sich auf meine Lippen. Ich liebe meine Mum über alles und trotzdem muss ich sie jeden Tag belügen. Innerlich zerfrisst es mich.
 

Azuka betritt schweigend die Küche und gießt sich und mir etwas von dem fertig-gebrühtem Kaffee ein. Danach stellt sie die Kanne zurück und geht in das Wohnzimmer, denn draußen ist schon das Maunzen von Azrael zu vernehmen.

Ich weiß nicht warum, aber sein Miauen hört sich immer so an, als würde er jeden Augenblick krepieren.

Noch ehe ich meinen Gedanken zu Ende denken kann, saust der schwarze Kater an uns vorbei zum Futternapf und maunzt uns kläglich an.
 

„Heute muss ich bis achtzehn Uhr arbeiten, also werde ich zum Abendbrot etwas von der Arbeit mitbringen. Habt ihr besondere Wünsche?“, Mum setzt sich an den Tisch und schenkt sich Kaffee ein, den Azuka ihr reicht, da sie gerade wieder die Küche betreten hat und sich dazu erbarmt, uns von dem Maunzen Azraels zu erlösen.

„Hm, ich hätte gerne Akashiyaki und Donburi“, Azuka stellt die Dose mit dem Katzenfutter zurück in den Spülschrank, faltet träumerisch ihre Hände und atmet tief ein, während ihre blauen Augen geschlossen sind. Es gibt ein sehr lustiges Bild ab und so ist es kaum verwunderlich, dass Mum und ich kichern müssen.
 

„Gut, ich merk es mir. Und was ist mit dir?“, überlegend trinke ich einen Schluck meines Kaffees, als Shin die Küche betritt.

„Ich hab' mal wieder auf Tonkatsu Hunger und dazu Oden; die Zutaten sind mir relativ egal, Hauptsache du machst Gobomaki und gekochte Eier da 'rein“, kommt Shin mir zuvor und lässt sich neben mir auf den Stuhl plumpsen.

„Ich werde mal sehen, was nachher übrig bleibt“, dann sieht Mum wieder zu mir.
 

„Ich glaube ich nehme Katsu Kare, das hatte ich schon eine Ewigkeit nicht mehr“, bei dem Gedanken an das leckere Essen heute Abend läuft mir schon das Wasser im Mund zusammen. Mums Kochkünste sind wirklich hervorragend, auch wenn ich mir dadurch schon die einen oder anderen Kilos auf die Hüften gefuttert habe.
 

Ich gebe es zu, ja ich habe deutlich zu viele Kilos auf den Rippen und auch ich selbst habe mit jedem Kilo mehr Minderwertigkeitskomplexe bekommen, doch seit einem Chatgespräch mit BlackRose habe ich etwas mehr Selbstvertrauen dazu gewonnen.

BlackRose ist eine meiner Chatbekanntschaften, mit der ich fast tagtäglich schreibe. Der einzige Haken daran ist, dass sie tausende von Kilometern entfernt lebt.
 

Genauer gesagt ist es zu Beginn eigentlich sehr umständlich gewesen, mit ihr zu schreiben, da sie nur gebrochenes Japanisch konnte und ich ihre Muttersprache nicht einmal im Ansatz verstanden habe.

Deutsch.

In der Schule haben wir zwar Deutsch unterrichtet bekommen, doch sehr viel ist nicht hängen geblieben – ich bin eben kein sprachlich begabter Mensch.

Jedoch ist das Eis trotzdem sehr schnell gebrochen, da wir uns fast ausschließlich in Englisch unterhalten. Bisher haben wir sogar zwei Mal miteinander über Skype telefoniert und dise Abende sind welche der Besten in den letzten Jahren gewesen.
 

Neben BlackRose gibt es auch noch SilenceDeath auf meiner Liste, derer, mit denen ich täglich schreibe.

SilenceDeath lebt wie ich ebenfalls in Japan; sogar in derselben Präfektur, doch noch ist es nie zu einem Treffen zwischen uns gekommen.

Einerseits, weil SilenceDeath noch nie gefragt hat und andererseits, weil ich mich sowieso nicht trauen würde.

Die Gefahr, dass es jemand aus meiner Schule sein könnte, ist viel zu groß.
 

Lieber behalte ich ihm gegenüber meinen wirklichen Namen und alles, was ihm auch nur im Ansatz einen Hinweis auf meine Identität geben könnte, für mich.

Auch BlackRose hat mir dazu geraten.

Manchmal kommt mir BlackRose wie eine zweite Mutter vor, doch das könnte daran liegen, dass sie, wie sie selbst behauptet, bei sozial-schwachen Menschen einen Beschützerinstinkt entwickelt.
 

Ein leichtes Grinsen legt sich auf meine Lippen.
 

„Erde an Naruto! Hey!“, erschrocken weiche ich zurück, als Azuka mir mit ihrer Hand gefährlich nahe kommt und mich beinahe schlägt.

„Wie?“, will ich verwirrt wissen. Mum und Shin kichern belustigt, während Azuka seufzt.

„Ich hab‘ gefragt, ob es dir was ausmacht, wenn du dir heute Abend einmal meinen Laptop angucken könntest. In der letzten Zeit lagt der immer und meine Programme stürzen ab. Deswegen musste ich die ganze Nacht auf bleiben und meine Hausarbeit neu schreiben – scheiß Ding“, murrt sie und beißt von ihrem Apfel ab.
 

„Kann ich machen, aber warum stellst du die Priorität nicht einfach mal auf hoch? Sollte bei deinem Laptop schon helfen“, meine ich, stehe auf und gehe zum Kühlschrank, in dem Mum unsere Bentos für die Schule gelagert hat.

„Hab‘ ich schon, aber das Ding will eben nicht, wie ich will“, Azuka streckt ihre Hand nach mir aus und ich weiß sofort, dass sie auf ihre Bento-Box wartet – mein kleiner Bruder ebenso.
 

„Ich schau nachher mal nach“, sage ich; schließlich habe ich eh nichts Besseres zu tun; und reiche meinen Geschwistern ihr Essen für die Schule.

„Gut, dann wäre das ja auch geklärt“, strahlt sie mich an. Wie hätte ich nein sagen können, wenn es sich doch um so etwas Läppisches handelt?

Meine Schwester ist ein genügsamer Mensch; schon die kleinsten Dinge können ihr unvorstellbare Freude bereiten.
 

„Ach, wo wir gerade dabei sind, alles zu klären. Mum, mein Klassenlehrer hat aufgezählt, wer noch nicht das Geld für unseren Schulausflug überwiesen hat. Bis Freitag soll es auf dem Konto sein, ansonsten darf ich nicht daran teilnehmen“, Shin stellt seine Kaffeetasse auf dem Tisch und sieht unsere Mum abschätzend an.
 

„Oh, entschuldige, Liebling. Durch den Stress auf der Arbeit habe ich das vollkommen vergessen, aber keine Sorge, du wirst mitfahren können“, bestätigt sie und wuschelt meinem Bruder durch die Haare; schimpfend entzieht er sich ihr.
 

An Azukas niedergeschlagenen Ausdruck erkenne ich, dass irgendetwas nicht stimmt. Ich denke, ich werde ich heute Abend fragen, warum sie so seltsam auf Shins Aussage reagiert hat – irgendetwas muss vorgefallen sein.

„Es ist gleich halb acht, also seht jetzt zu, dass ihr zur Schule kommt“, Mum lächelt uns an und folgsam, wie wir nun einmal sind, verlassen wir die Küche und kramen unsere Schulsachen zusammen, wobei meist Azuka immer die erste ist, die das Haus verlässt.
 

In meinem Zimmer läuft der Radiowecker und sofort pfeife ich mit, als eines meiner Lieblingslieder ertönt. Mit schnellen Schritten bin ich an meinem Schreibtisch, packe die Schulbücher für den heutigen Tag ein und ehe ich das Zimmer verlasse, drehe ich noch mein Radio aus und gebe meinen kleinen Lieblingen etwas zu futtern.
 

Verschlafen blinzeln Pop und Corn mir entgegen, gähnen herzhaft und sind schneller an der Käfigtür, als ich gucken kann.

„Guten Morgen ihr zwei“, ein kurzer Blick über meine rechte Schulter und ich sehe, dass ich noch ein paar Minuten habe, ehe ich das Haus verlassen muss.

Ich halte meine Hand vor die Öffnung des Käfigs und schon klettern Pop und Corn nacheinander auf meine Hand.
 

Flink erklimmt Corn meine Schulter und stellt sich auf seine Hinterläufe, sodass er mich mit seinen Barthaaren im Ohr kitzelt.

„Ich freue mich auch euch putzmunter zu sehen, aber leider habe ich nicht mehr so viel Zeit“, ich streichle Pop über sein Fell, ehe ich auch ihn auf meiner anderen Schulter platziere.

„Heute muss ich wieder in die Schule, aber gegen Nachmittag bin ich wieder zu Hause; solange macht ihr keinen Blödsinn und gekloppt wird sich auch nicht“, merke ich etwas strenger an, da die beiden sich ganz gut fetzen können.
 

Pop und Corn scheint meine Ansprache weniger zu interessieren, schließlich ist es doch gleich sehr viel interessanter, seinem Herrchen nicht nur auf dem Kopf zu klettern; zumindest versucht; sondern auch in das Oberteil.

Ich seufze und fische Pop unter meinem Shirt hervor und setze ihn zurück in seinen Käfig; auch Corn wird wieder zurück verfrachtet.

Dann gebe ich noch schnell etwas frisches Futter in die Schale und je einen Joghurt-Drop für meine kleinen Lieblinge und schon verschließe ich die Käfigtür, greife nach meiner Schultasche und eile zur Haustür.
 

Azuka steht gerade an jener und winkt mir.

„Bye-bye, Brüderchen. Bis heute Abend“, und schon ist die Haustür zu. Kopfschüttelnd schlüpfe ich aus meinen Hausschuhen und streife mir meine weißen Sneakers über.

„Bye, Mum! Bis heute Abend“, rufe ich in die Wohnung und öffne die Haustür.

„Bis heute Abend, mein Liebling und viel Spaß in der Schule“, schallt es zurück und ich verziehe leicht mein Gesicht.
 

Zwar ist das morgendliche Miteinander mit meiner Familie etwas, was ich liebe, doch je näher ich der Schule komme, desto schlimmer ist es für mich, meine Maske mit dem fröhlichem Lächeln und der unbeschwerten Art aufrecht zu erhalten.

Sobald ich mich auch nur der Schule oder einem Mitschüler auf hundert Meter nähere, zieht sich mein Magen schmerzhaft zusammen und jedes Mal aufs Neue mustere ich den Boden, sobald ich an einem von ihnen vorbei laufe.
 

„Werde ich haben“, kommt es etwas erstickt von mir und ich verlasse die Wohnung. Mir wird auf einmal unglaublich schlecht und so bleibt mir nichts anderes übrig, außer sofort von hier zu verschwinden.
 

So schnell ich kann sprinte ich die zwei Treppen hinunter und passiere die zufallende Eingangstür unseres mehr-Parteien-Hauses.

Sekai-san; eine alte, nette Dame, die direkt in der Wohnung gegenüber von uns wohnt; schlendert gemütlich mit ihrem kleinen Hund die Auffahrt entlang.

„Guten Morgen, Naruto-kun“, sie lächelt mir freundlich zu und auch Donut – der Hund der alten Dame – guckt mich, mit seiner Rute vor Freude wedelnd, an.
 

„Guten Morgen, Sekai-san. Geht es ihnen schon wieder besser?“, die alte Dame hat das ganze Wochenende über in ihrem Bett liegen müssen, da sie sich eine Erkältung zugezogen gehabt hat.

„Ja, mir geht es schon sehr viel besser; dank deiner guten Pflege“, meint sie und zaubert mir mit ihrem Charme sogleich ein ehrliches Lächeln auf die Lippen.

Das Gefühl von vorher ist wie weggeblasen.
 

„Das freut mich. Wenn es ihnen nichts ausmacht, komme ich nach der Schule zu ihnen und gehe mit Donut eine Runde spazieren. Schließlich müssen sie sich noch ausruhen“, sage ich und die alte Dame kichert.

„Natürlich kannst du vorbeikommen, Naruto-kun. Wenn du und Donut wieder da seid, gibt es leckeren Kuchen“, Sekai-san weiß eben genau, wie man Donut und mich glücklich machen kann.

Freudig nicke ich und gehe dann weiter; schließlich will ich trotz des Mobbings nicht zu spät zum Unterricht erscheinen.
 

„Ich freue mich schon darauf, Sekai-san. Bis heute Nachmittag“, die alte Dame winkt mir und schon bin ich um die Ecke gebogen.

Von mir zu Hause bis zur Schule sind es knapp fünfzehn Minuten Fußweg; also noch genügend Zeit. Während dieser Zeit lasse ich meinen Gedanken meist freien Lauf; ich denke daran, wie es sein könnte, wäre ich beliebt auf der Schule; was ich Nachmittags machen würde, hätte ich richtige Freunde und meine Gedanken kreisen ständig darum, was wäre, würde ich mich trauen, nicht nur den Mitschülern Parole zu bieten, sondern auch meiner heimlichen Liebe endlich meine Gefühle gestehen.
 

Um mich herum scheint die Welt still zu stehen. Nur das sanfte Rauschen der Blätter im Wind, der helle Klang der zwitschernden Vögel und das weit entfernte Lachen fröhlicher Kinder dringt zu mir durch.
 

Tief einatmend bleibe ich stehen und schließe meine Augen für eine kurze Zeit.

Dann stelle ich mir vor, wie es wäre mit ihm.

Zusammen die immer belebter werdenden Straßen entlang zur Schule zu gehen.

Nebeneinander in den Klassen sitzen und gemeinsam lernen.

Nachmittags einander treffen und nicht mehr allein sein.

Miteinander reden und lachen – einfach die Zeit um uns herum vergessen.

Ja, diese Gedanken sind jedes Mal aufs Neue wundervoll.
 

Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, bis ich wieder meine Augen öffne und mir die harte, kalte und grausame Realität mit der Faust direkt ins Gesicht schlägt.

„Hey, Uzumaki!“, erschrocken öffne ich meine Augen und sehe jemanden auf mich zu kommen.

Niemand geringeres als Sasuke Uchiha, Kiba Inuzuka, Shikamaru Nara und Ino Yamanaka sind es, die direkt auf mich zu steuern.
 

Schon von Weitem kann ich das grausame Funkeln in den Augen des Braunhaarigen sehen, der mich gerufen hat.

„Antworte gefälligst, wenn man dich ruft“, Aggressivität schwingt in seinen Worten nur zu deutlich mit. Kiba Inuzuka tritt hervor, als die Anderen einen gesunden Abstand zwischen sich und mich lassen.

Also spiele ich heute wieder Prellball für Inuzuka, denke ich und innerlich liegt ein sarkastisches Lächeln auf meinen Lippen.
 

Inuzuka steht gerade noch einen Schritt von mir entfernt und jetzt kann ich nur zu genau seine Anspannung und Wut spüren. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass ich mit einer Leuchtmittellösung garantiert die schwarze, pulsierende Aura sichtbar machen könnte.

Like Dragonball-Style, halt nur ins Negative gesetzt.
 

Aber nicht nur Kiba ist deutlich anzusehen, dass er angespannt ist, nein, auch ich versteife mich zusehends; meine Atmung wird flacher, Kälte frisst sich in meinen Körper und Schweiß bildet sich auf meiner Stirn; ich fühle es.

Kiba bringt ein widerliches Grinsen zustande; verzerrt und in keinster Weise als freundlich zu interpretieren.
 

„Na, Schisser. Angst?“, es macht diesem Arschloch anscheinend wirklichen Spaß, mich zu tyrannisieren – und der Rest scheint sich nicht einmal dafür zu interessieren; wäre ja auch zu schön.

Niedergeschlagen senke ich meinen Kopf; warte auf das Unvermeidliche und versuche die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten. Mein Inneres verkrampft sich immer mehr; alle bis dato empfundenen Gefühle sind wie weggeblasen – bis auf eines: Angst.
 

AngstAngstAngstAngst
 

„Na, na, na“, Kiba schnalzt einmal und legt seinen Finger unter mein Kinn, um es wieder anzuheben.

„Sieh‘ mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede“, meint er ermahnend und ich beuge mich seinem Willen – wahrscheinlich dem letzten Rest meines Mutes zu verdanken.

„Geht doch“, meint Kiba und seine Mimik verzerrt sich ganz seltsam.
 

Ein seltsamer Glanz liegt in seinen Augen, die er zu Schlitzen verformt hat. Ich kann sehen, wie sein musternder Blick über mein Gesicht schweift.

Mir wird mit einem Mal furchtbar kalt, meine Nackenhaare stellen sich auf und ich beginne zu zittern.

Dieser Blick kommt mir so seltsam vertraut vor, dass ich vor Panik geradezu erstarre – erst Recht, als Kiba meine Furcht wahrnimmt und dieses verzerrte Grinsen sein Gesicht schmückt.
 

Inuzukas spitze Eckzähne werden sichtbar und zusammen mit seinen roten Dreiecks-Tattoos auf den Wangen, bekommt seine Erscheinung ein grausames Bild.

In diesem Moment traue ich ihm alles zu.
 

„Sag mal, Uzumaki“, spricht er leise und langsam. Ich muss schlucken. Egal was jetzt kommt, es kann nichts Gutes sein.

„Wie ist das eigentlich für dich, von allen ausgegrenzt und als Missgeburt angesehen zu werden?“, ein nur allzu bekannter Schmerz belegt mein Innerstes und ich beginne zu begreifen, dass heute mit Abstand wieder einmal einer meiner beschissensten Tage wird.
 

Ich habe keine Ambitionen auf seine Frage zu antworten und sofort wird mir klar, dass er damit gerechnet haben muss – schließlich antworte ich nie auf solche Fragen.
 

„Na, immer noch zu feige, zu antworten? Na los, du kleine Streberratte, du kannst mir doch bestimmt eine plausible Antwort geben, oder?“, Kiba lässt von meinem Kinn ab, aber nur, um mich mit einem Mal kräftig am Kragen zu packen und ich starre ihn angsterfüllt an.

Kein Ton entweicht meinen Lippen, außer diesem Wimmern, welches ich einfach nicht mehr unterdrücken kann.
 

Abfällig schnaubt er und schüttelt mich.

„Es reicht Kiba, der Kleine macht sich vor Angst noch in die Hosen“, tönt Sasukes Stimme von hinten und Kiba lacht auf.

„Soll er doch. So merkt der Pisser zumindest ganz schnell, dass ich mich von so 'nem Wicht nicht verarschen lasse“, spuckt er mir die Worte regelrecht entgegen und ehe ich begreifen kann, dass ich überhaupt keine Ahnung davon habe, wovon er spricht, spüre ich nur, wie Kiba mich mit voller Wucht nach hinten schubst, ich das Gleichgewicht verliere und schmerzvoll auf den Boden krache.
 

Ein stechender Schmerz durchzieht meinen Rücken und die Luft zum Atmen bleibt mir für einen kurzen Moment komplett weg.

Ich höre dumpf das Lachen von Kiba und seinen Freunden und wie es immer mehr verklingt.

Tränen laufen meinen Wangen unkontrolliert hinab und der Schmerz lässt absolut nicht nach.
 

Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, bis ich wieder normal atmen kann und sich nicht mehr alles dreht.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht versuche ich aufzustehen, doch ich kann mich kaum bewegen. Resignierend bleibe ich also liegen und versuche den Stein, oder was auch immer unter mir liegt, weg-zu-ignorieren – leider ohne Erfolg.

Minuten müssen vergehen, ehe ich ein ersticktes Aufkeuchen vernehmen kann.
 

„Ach du meine Güte! Hast du dich verletzt, Junge?“, das panische Gesicht einer jungen Frau erscheint über mir und sofort huschen ihre Augen über meinem Körper.
 

„Mein Rücken“, bringe ich gequält hervor und sie nickt.

„Was ist mit deinem Rücken?“, verlangt sie zu wissen und etwas in ihrem Blick sagt mir, dass sie Routine darin zu haben scheint.

„Bin gestürzt und auf den Rücken gefallen“, sage ich und wieder ein Nicken ihrerseits.
 

„Ok, also keine Angst. Ich bin Morohoshi Yukiji und gelernte Krankenschwester. Ich bitte dich jetzt, mir genau zu zuhören und ich will, dass du meine Anweisungen befolgst“, sagt sie und kramt in ihrer großen Handtasche herum.

„Ja“, antworte ich und warte ab.
 

„Zunächst einmal bewegst du dich bitte keinen Millimeter und du schilderst mir bitte genau, was passiert ist, damit der Notarzt dich beim Eintreffen sofort versorgen kann“

„Ich war auf den Weg zur Schule, als mich ein paar Mitschüler abgefangen und Kiba anfing, mich niederzumachen“, es fällt mir sichtlich schwer, mich auf meine Erinnerungen zu konzentrieren, denn zu dem stechenden Schmerz im Rücken gesellt sich ein unangenehmes Kribbeln, dass sich in meinen Armen ausbreitet.
 

„Gut, ok, und weiter? Was ist dann passiert?“, fragt sie und ihr Blick wird weicher.

„Kiba packte mich am Kragen und schubste mich mit voller Kraft zu Boden und dann sind sie weg gegangen“, Yukiji-san nickt einmal und wählt dann die Notrufnummer des Notarztes.

„Was spürst du außerdem noch, außer den Schmerzen im Rücken?“, fragt sie und hält sich das Handy ans Ohr.

„In meinen Händen und Armen kribbelt es ... und ... und irgendwie wird mir ganz ... komisch“, nur mit sehr viel Anstrengung gelingt es mir, meine Augen offen zu halten.
 

Yukiji-san sagt etwas, doch was, kann ich nur undeutlich hören – erst, als sie sich mir wieder direkt zu wendet und dicht an meinem Ohr spricht, verstehe ich sie.

„Der Notarzt ist auf dem Weg, keine Sorge“, ein aufmunterndes Lächeln ziert ihre Lippen.
 

„Verrätst du mir bitte deinen Namen?“, fragt sie und streicht mir sorgsam eine meiner blonden Strähnen aus dem Gesicht.

„Naruto ... Uzu ... Uzumaki“, von Sekunde zu Sekunde wird mir kälter, doch noch ehe ich Yukiji-san irgendetwas in dieser Richtung mitteilen kann, kramt sie abermals in ihrer großen Tasche herum und zieht ein zusammengefaltetes Stück Stoff hervor.
 

Vorsichtig breitet sie es über mir aus. Dann fängt Yukiji-san an, mir vieles zu erzählen, mir Fragen zu stellen, die ich doch bitte beantworten solle, da sie mir genau ansieht, dass mich jede Sekunde die Ohnmacht einholt.
 

Ihre aufmunternden Worte halten mich davon ab, mich sofort dieser wohligen Schwärze hinzugeben; noch ein kleines Bisschen auszuhalten.

Yukiji-san erzählt viel, doch mittlerweile höre ich nur noch ihre Worte; den Sinn in diesen verstehe ich allerdings nicht mehr.

Das Rauschen in meinen Ohren wird lauter, doch die lauten Sirenen des Krankenwagens dringen zu mir durch und lächelnd gebe ich mich endlich der wohltuenden Ohnmacht hin.
 


 


 


 

... to continue ...
 

R.E.H.A.B.I.L.I.T.A.T.I.O.N

Naruto-POV
 

Dienstag, 08. September
 

In unsagbarer Dunkelheit gefangen, spüre ich kaum etwas.

Meine Augen lassen sich nicht öffnen; nur sehr undeutlich kann ich hin und wieder ein paar Geräusche wahrnehmen, die jedoch sehr schnell wieder verklingen; mein Körper fühlt sich taub an und meine restlichen Sinne sind ebenso nutzlos, wie meine Versuche, einen klaren Gedanken zu fassen.
 

Ich verstehe nicht, was passiert ist, warum ich nichts mehr wahrnehmen oder spüren kann, dabei weiß ich doch, dass ich aufwachen muss.

Ihnen zu liebe.
 

Aber wer waren denn noch einmal sie?

Ich denke schon eine ganze Weile darüber nach und umso länger ich mir meinen Kopf darüber zerbreche, dringen verschwommene Bilder und Erinnerungen zu mir durch.

Eine Frau – lange rote Haare, unendlich schöne, blaue Augen, die sehr viel Liebe ausstrahlen und ein ebenso liebevolles Lächeln.

„Mum!“, schallt es in meinen Gedanken und mit einem Mal fliegen die Erinnerungen an sie durch meinen Kopf – und mit ihnen auch die Erinnerungen an noch zwei sehr bekannte Gesichter.

Azuka und Shin!
 

Von neuer Hoffnung erfüllt, versuche ich mit allen Mitteln, endlich meine Augen zu öffnen.

Ich will aus dieser Dunkelheit entfliehen können – ich will Mum, Azuka und Shin wiedersehen; sie in meine Arme nehmen können!
 

Die Erinnerungen an meine Familie gibt mir die Kraft, mich wieder bewegen zu können und langsam schaffe ich es sogar, meine Augen zu öffnen ...
 


 


 

„Shin, Azuka! Schnell, Naruto wird wach!“, die laute Stimme meiner Mutter und der Druck, den sie auf meine Hand ausübt, gibt mir Gewissheit, dass ich endlich der Dunkelheit entkommen bin.

„Mein kleiner Liebling“, zuerst erkenne ich nur gleißend helles Licht, ehe ich meine Umgebung besser wahrnehme.
 

Mums Gesicht taucht über mir auf; ihre warmen blaunen Augen sind mit Tränen gefüllt.

„Naruto ... endlich“, schnieft sie und umarmt mich ganz sachte.

„Mum“, bringe ich krächzend hervor und versuche die Umarmung zu erwidern, doch meine Arme fühlen sich unglaublich schwer an; fast wie Blei.
 

„Ich bin so froh, dass du wieder wach bist. Du hast zwei Wochen im Koma gelegen. Wir haben uns solche Sorgen gemacht“, ihre heißen Tränen benetzen mein Gesicht.
 

Zwei Wochen im Koma? Wieso eigentlich und was genau war noch einmal passiert?, diese Fragen sind es, die mir durch den Kopf huschen, als auch die besorgten Gesichter meiner Geschwister in meinem Sichtfeld auftauchen.
 

„Mach' so ein Blödsinn ja nie wieder“, keucht meine Schwester erstickt auf und auch ihr laufen die Tränen die Wangen hinab.

Ein Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen.

Immer so besorgt, denke ich und sehe meinen Bruder an, der mir nur zu nickt.
 

„Kein Sorge, hab' ich nicht vor“, sage ich leise und meine Mum lässt von mir ab. Lächelnd wischt sie sich die Tränen aus dem Gesicht.

„Azuka, sag' doch bitte dem Arzt, dass dein Bruder endlich aufgewacht ist“, weist sie meine Schwester an, die nickend ihrer Bitte nachkommt.
 

„Hast du vielleicht Durst oder Hunger?“, fragt Mum mich, aber ich schüttle den Kopf.

„Jetzt gerade nicht, aber ihr seht ziemlich müde aus. Hast du überhaupt richtig geschlafen?“, sorgenvoll mustere ich das müde Gesicht meiner Mutter.

Dicke Augenringe, eine ungesunde, blasse Hautfarbe und spröde Lippen.
 

Mum schüttelt lächelnd den Kopf.

„Du liegst hier im Krankenhaus, bist gerade erst aus einem zweiwöchigen Koma erwacht und fragst mich, ob es mir gut geht? Du bist schon so einer ...“

Selbst Shin ringt sich eins seiner belustigten Lächeln ab.
 

„Was ist eigentlich passiert?“, frage ich und plötzlich legt sich ein dunkler Schatten über das Gesicht meiner Mutter und meines Bruders.

„Yukiji-san hat dich auf dem Boden liegend gefunden und nach deiner Erzählung zu Folge, soll ein Klassenkamerad dich nach einer Auseinandersetzung so kraftvoll zu Boden geschubst haben, dass du dir dabei die Wirbelsäule verletzt hast“, die Stirn runzelnd versuche ich mich zu erinnern.
 

Stimmt. Kiba und seine Freunde sind aufgetaucht, dann hat er mich wie fast jeden Tag niedergemacht und mir für irgendetwas die Schuld gegeben und mich zu Boden geschubst. Danach habe ich eigentlich nur noch den Schmerz wahrgenommen.

Nur verschwommen erinnere ich mich an Yukiji-sans Gesicht.
 

„Die Wirbelsäule? Ist es denn sehr schlimm?“, frage ich, doch Mum zuckt nur mit den Schultern und senkt ihren Blick.

„Shin, dann sag du es mir!“, brause ich auf.

„Ihr Bruder kann es ihnen ebenso wenig sagen, wie ihre Mutter“, die fremde Stimme lässt mich erschrocken zusammenfahren.

Sofort sehe ich zur Tür.
 

Azuka und ein Mann mit dunklem, vollem Haar, einer Brille und in einem weißen Kittel gehüllt, treten gerade in mein Zimmer.

Eine unangenehme Schamesröte legt sich auf mein Gesicht.

„Tut mir leid“, sage ich schuldbewusst; schließlich können weder Mum noch Shin etwas dafür, dass nichts Genaues über meinen Gesundheitszustand zu sagen ist.
 

„Schon in Ordnung, Liebling. Am besten ist es, wir lassen dich und den Arzt kurz allein“, Mum lächelt aufmunternd und verlässt dann mit Shin und Azuka das Zimmer.
 

„Wie geht es dir?“, fragt der Arzt mich und kramt in seiner Kitteltasche herum.

„Eigentlich ganz gut. Ich bin nur etwas müde“, sage ich und lasse die bevorstehenden Untersuchungen ohne Einwände über mich ergehen.
 

„Das ist völlig normal, dass du dich müde und abgekämpft fühlst. Mein Name ist übrigens Doktor Morohoshi Yukata; Leiter und Chefarzt dieser Klinik“, stellt er sich vor.

„So, jetzt mache ich eine kleine Kontrolluntersuchung und dann sprechen wir über deinen Unfall“, erzählt er mir und ich nicke.
 

Mit einer kleinen Taschenlampe leuchtet er mir in die Augen, sodass ich wenig später bunte Farbflecke in der Luft sehen kann.

Ich blinzele mehrmals, doch die Farben bleiben hartnäckig dort, wo sie sind.

„Hast du Schmerzen im Rücken oder vielleicht in den Armen oder Beinen?“, will er wissen und nimmt sich das Klemmbrett, welches anscheinend hinten am Bett irgendwo platziert sein muss.
 

„Ähm, nein, ich fühle nicht wirklich etwas“, sage ich und registriere erst jetzt, dass ich eigentlich starke Schmerzen haben müsste.

„Hm“, nachdenklich guckt der Arzt auf die Notizen auf dem Klemmbrett, runzelt kurz die Stirn und schreibt dann etwas hinzu.
 

Unsicher versuche ich einen Blick auf das Klemmbrett zu erhaschen, doch Doktor Morohoshi-san legt es auf das Regal hinter sich ab und geht ans Bettende.

„Bitte versuche doch, dein rechtes Bein zu bewegen“, weist mich der Arzt an und ich komme seiner Aufforderung nach, so gut es eben geht.
 

Nur sehr schwer gelingt es mir.

Die Anstrengung der Bewegung verursacht mir Schmerzen im Rücken; nur ganz leicht, aber sie sind da. Verbissen beiße ich die Zähne zusammen.

Nach einer – für mich – halben Ewigkeit schaffe ich es dann, erst meinen Fuß und nur wenig später auch mein Bein zu bewegen.
 

„Verspürst du Schmerzen bei der Bewegung?“, will Doktor Morohoshi-san wissen und ich nicke.

„Ja, es fühlt sich wie ein ziehender Schmerz an, der bis in meinen Rücken geht“, versuche ich zu erklären und der Arzt nickt.

„Das ist gut – so können wir davon ausgehen, dass du durch deinen Sturz nicht gelähmt bist. Jetzt bewege zur Sicherheit bitte auch noch das andere Bein“, Morohoshi-san notiert sich wieder etwas auf dem Klemmbrett und wendet sich wieder mir zu.
 

Was meint Doktor Morohoshi-san damit, dass ich gelähmt hätte sein können?

Kann so ein einfacher Sturz solche Auswirkungen haben?

Meine Gedanken rasen für einen Augenblick und mir wird übel.

Panisch sehe ich den Doktor in die Augen.
 

„Gelähmt?“, frage ich und meine Stimme klingt gleich ein paar Oktaven höher in meinen Ohren wider.

Der Arzt nickt nur kurz.

„Ja, aber keine Sorge, es betrifft dich nicht. Du kannst ganz beruhigt sein. Diese Schwerfälligkeit kommt daher, dass du ein Wirbelsäulentrauma erlitten hast, das jedoch sehr viel glimpflicher ausgegangen ist, als wie ich erst befürchtet hatte. Und natürlich auch, weil du zwei Wochen im Koma lagst, aber mit der Zeit wird das alles besser“, Morohoshi-san lächelt mich aufmunternd an und ich atme tief ein und aus.
 

Langsam beruhige ich mich wieder und das Zittern meiner Finger hat auch nachgelassen.

„Bitte bewege jetzt auch dein anderes Bein“, fordert er mich auf und ich versuche seiner Bitte nachzukommen.

Abermals spüre ich diesen ziehenden Schmerz und vor lauter Anstrengung kneife ich meine Augen zusammen. Niemals hätte ich gedacht, dass es so schwer sein kann, sein eigenes Bein zu bewegen.
 

„Gut, das reicht schon, Naruto-san“, Doktor Morohoshi-san schreibt eilig etwas zu seinen Notizen, legt dann das Klemmbrett zurück an seinen Platz hinter dem Bett und wendet sich dann mir zu.
 

„Meine Aussage vorhin muss dich ziemlich geschockt haben, aber keine Sorge. Du hast zwar am Unfallort das Bewusstsein verloren und ein Kribbeln in deinen Armen gespürt, aber ein operativer Eingriff war nicht von Nöten. Durch Röntgenaufnahmen, CT und MRT können wir eine Rückenmarksverletzung ausschließen, jedoch sind deine Muskeln und ein paar der Bänder beschädigt“, Doktor Morohoshi-san bewegt sich zu dem Regal, auf dem er vorhin schon das Klemmbrett gelagert hat und zieht eine Schublade hervor, aus denen er einige schwarz-weiß-Aufnahmen herausholt.
 

Dann hängt er diese an eine milchige Scheibe auf und knipst das Licht an.

„Hier kann man ganz gut deine Wirbelsäule sehen und, dass diese noch sehr gut intakt und auch stabil ist“, der Arzt zeigt zwar mit seinem Finger auf die besagten Stellen, aber viel erkennen kann ich trotzdem nicht.
 

„Und hier sieht man, dass deine Muskeln ziemlichen Schaden genommen haben und auch ein paar deiner Bänder, aber diese Verletzungen sind so gut wie kaum vorhanden und durch spezielle Therapien bist du im Nu wieder so fit wie vor deinem Unfall“, erleichtert atme ich aus.

Irgendwie habe ich schon Angst bekommen, es könnte trotzdem etwas schwerwiegender sein, als der Arzt mir erzählt.
 

„Und wie sieht diese Therapie aus?“, will ich auch sofort wissen.

„So gefällt mir das, immer positiv gestimmt, aber erst einmal ist es wichtig, dass wir langsam beginnen. Zunächst einmal musst du noch einige Zeit hier verbringen. Wir starten deine Therapie mit Ruhigstellung des Rückens und mit Maßnahmen, wie Wärme- und Kälteanwendungen. Später kannst du dann entscheiden, ob du noch für drei Wochen während einer Kur deine Muskeln aufbaust oder ob du es ambulant mehrmals in der Woche bei einem Physiotherapeuten machst“, endet er und nimmt die Bilder wieder von der Scheibe.
 

„Weiß meine Familie schon davon?“, frage ich und lasse mir alle Informationen noch einmal durch den Kopf gehen.

Kiba hat mich so stark nach hinten geschubst, dass ich ein Wirbelsäulentrauma davon getragen habe, das aber zu meinen Gunsten glimpflich ausgegangen ist.

Außerdem muss ich wegen diesem Idioten nicht nur mehrere Wochen hier im Krankenhaus verbringen, sondern ich weiß ganz genau, dass Mum sich meinen Aufenthalt und die Behandlung nicht ohne Weiteres leisten kann und ich verpasse zudem auch noch den ganzen Schulstoff und muss garantiert wiederholen.
 

„Ja, aber ich habe sie angewiesen, dir vorläufig nichts zu erzählen“

Resigniert seufze ich. Das kann ja was werden.

„Hast du noch Fragen oder soll deine Familie wieder 'rein kommen?“

„Nein, ich habe keine Fragen mehr“, sage ich leise und starre über mir an die Decke.

Viel Bewegungsraum habe ich nicht. Gerade einmal meinen Kopf kann ich ohne Schmerzen nach rechts und links drehen und meine Arme kann ich bewegen – bei dem Rest wird es schon schwieriger.
 

Doktor Morohoshi-san verlässt mein Zimmer, doch vor der Tür dreht er sich noch einmal zu mir um.

„Morgen werde ich wieder eine Visite bei dir durchführen; solltest du bis dahin starke Schmerzen verspüren, werden die Schwestern und Pfleger auf dieser Station sich um dich kümmern; Scheue dich nicht, auf dem Knopf rechts neben dir zu drücken“, sagt er und tritt aus dem Raum.
 

Sofort kommen Mum, Azuka und Shin wieder in mein Zimmer.

„Oh Liebling, es tut mir so leid, aber wir schaffen das schon“, sagt Mum setzt sich zu mir auf das Bett.

Auch Shin und Azuka setzen sich nun.

„Schon in Ordnung, Mum. Ist ja alles halb so wild“, sage ich und Mum streicht mir lächelnd eine meiner blonden Strähnen aus dem Gesicht.
 

„Warum hast du uns nie etwas davon gesagt, dass du Probleme mit Mitschülern hast?“, fragt Azuka und ich kann ihren stechenden Blick auf mir spüren.

Ich habe gewusst, dass diese Frage nicht lange auf sich warten lässt, also drehe ich meinen Kopf von ihr weg und bleibe stumm.
 

Reicht es nicht, dass sie sich um ihre eigenen Probleme kümmern müssen?

Warum ist es ihnen nur so wichtig, sich auch noch mit meinen auseinander zu setzen?

Ich verstehe ihre Sorge kaum – natürlich kann ich nachvollziehen, dass wir eine Familie sind und zusammenhalten müssen, aber ich schäme mich für meine eigene Unfähigkeit viel zu sehr, als das ich ihnen davon je selbst erzählt hätte.
 

„Bitte sag schon, Naru-chan“, Azukas Stimme hat einen flehenden, ja fast verzweifelten Ton angenommen und es zerreißt mir das Herz.

Naru-chan, so hat Azuka mich das letzte Mal vor sechs Jahren genannt, doch je älter ich geworden bin, umso seltener gebraucht sie diese Anrede.

Tränen steigen empor und all meine verschlossenen Gefühle drohen auszubrechen; obwohl ich sie doch schon all die Jahre so gut versteckt habe.
 

„Es tut mir leid“, bringe ich mühsam hervor. Mein Hals fühlt sich unglaublich trocken an; ein dicker Klos drückt unangenehm in meiner Kehle, als würde dieser allein durch mein Schuldbekenntnis noch vergrößert.

„Es tut mir so leid“, die Tränen, die ich zuvor noch unterdrückt habe, fließen nun ungehindert meinen Wangen hinab.
 

„Schhhht“, sanft nimmt jemand meine Hand in die seine und drückt sie. Ich drehe etwas meinen Kopf und sehe, dass Mum ebenso weint wie ich. Ihre Finger streicheln sanft meine Wange auf und ab und es bringt mich noch mehr zum Weinen.
 

„Es ist alles in Ordnung, Naruto. Wir hätten viel aufmerksamer sein sollen. Ich habe schon so oft den Eindruck gehabt, dass dich etwas belastet, aber nie habe ich dich darauf angesprochen. Mir tut es leid, Liebling. Du warst so stark all die Jahre und jetzt darfst du dich fallen lassen. Azuka, Shin und ich sind immer für dich da. Gemeinsam werden wir dafür sorgen, dass du die Last der letzten Jahre hinter dir lassen kannst. Versprochen, Naruto, versprochen“, die Worte, so vorsichtig und gewählt, lassen mein Herz geradezu aufgehen vor Glück.
 

Da habe ich meine Gefühle all die Zeit versteckt und gar nicht auf mein eigenes Wohl geachtet, doch Mums ehrliche Worte bewegen etwas in mir; sie legen sich warm um mein erkaltetes und gebrochenes Herz und bringen es vor Glück und Freude zum Schlagen.

Ich glaube, gerade jetzt ist mein Lächeln noch nie so ehrlich gewesen, wie in den letzten Jahren.
 

„Danke, Mum, Azuka, Shin“, mehr bringe ich gar nicht hervor, denn mehr Worte werden gar nicht benötigt. Nicht jetzt, nicht in diesem Augenblick.
 


 


 

Freitag, 18. September
 

Mittlerweile sind fast wieder zwei Wochen vergangen und ich muss sagen, dass die angewendete Therapie von Doktor Morohoshi-san wahre Wunder vollbringt.

Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass Yukiji-san mit mir zusammen die täglichen Übungen macht.
 

Ihre unbeschwerte Art und ihre unendliche Freude am Leben helfen mir; geben mir Mut.

„Hallo, Liebling“, Mum und Shin treten durch die Tür und Yukiji-san lächelt erfreut.

„Mum! Shin! Seht mal!“, nach tagelangem Üben habe ich heute endlich meinen ersten Schritt ohne Yukiji-sans Hilfe machen können.
 

„Cool, dann kannst du doch bald wieder nach Hause, oder?“, will Shin wissen und erwartungsvoll gucke ich Yukiji an.

„Da muss ich euch leider enttäuschen. Noch ist Naruto-kun nicht so weit, aber in einer Woche solltest du das OK von meinem Vater bekommen“, sagt sie und schiebt mir einen der bequemen Stühle zu.
 

„Wenn deine Übungen noch andauern, können wir auch gerne im Café auf dich warten“, meint Mum, doch ich schüttle den Kopf.

„Yukiji-san meinte sowieso schon, dass ich mich zu sehr anstrenge, also kann ich doch sicherlich sofort mit euch mitgehen, nicht wahr?“, bei dieser Frage wende ich mich an die hübsche, brünette Krankenschwester.
 

„Aber natürlich, Naruto-kun, aber trotz deiner guten Erfolge nutzt du bitte weiterhin den Rollstuhl, auch wenn es dir widerstrebt“, mahnt Yukiji mich und ich ziehe einen Schmollmund.

„Wenn es unbedingt sein muss ...“, gebe ich nuschelnd von mir und alle beginnen zu lachen.
 

Die Zeit nach dem Unfall und viele Gespräche mit meiner Familie haben mir wieder Hoffnung gegeben, dass ich mein Leben von Grund auf ändern kann, wenn ich doch nur will.

Froh über die Unterstützung von allen, auch von Yukiji-san, freue ich mich wieder nach Hause zu können.
 

Mum unterhält sich mit Yukiji, die gerade die Trainingsutensilien zusammenräumt, während Shin mir das blöde Ding von Rollstuhl heranschiebt.

„Danke“, sage ich trotz meiner Abneigung und hieve mich in das rollende Gefährt. Shin lacht auf und wirft mir einen neckenden Blick zu.

„Wollen wir schon vor gehen? Mum wollte noch etwas mit Yukiji-san besprechen“, Shin sieht mich abwartend an.

„Meinetwegen. Sag mal hast du mir meine Schulaufgaben mitgebracht?“, mein Bruder schüttelt den Kopf und schiebt mich zur Tür des Übungsraumes, als Mum nach uns ruft.
 

„Shin und ich gehen uns schon einmal das größte Eis im Café bestellen“, sage ich grinsend und Shin grinst ebenso amüsiert. Mum plustert wie ein trotziges Kind ihre Wangen kurz auf, lächelt dann aber nachsichtig und meint, dass sie in ein paar Minuten nachkommen wird.
 

„Mum ist wirklich erleichtert, dass du solche Fortschritte machst – und Azuka und ich ebenso“, Shin klingt wirklich erleichtert.

Als ich etwas erwidern will, spricht er aber sogleich weiter.

„Weißt du eigentlich, dass ich jetzt alle deine Aufgaben im Haus machen muss? Und den Käfig deiner Lieblinge sauber machen ist nun wirklich nicht das, was ich mir unter Freizeitaktivität vorstelle“, murrt er und ich kann nicht anders, als zu lachen.
 

„Ich finde das Ganze gar nicht lustig!“, wird er nun lauter, doch noch immer kann ich mich in keinster Weise beruhigen.

Wie Shin dabei auch noch sein Gesicht verzieht, gibt mir völlig den Rest.
 

Shin knurrt und gibt mir einen Klaps auf die Schulter. Langsam versuche ich, meine Lachen wieder unter Kontrolle zu bekommen.

„Keine Sorge, Shin“, beginne ich.

“Bald werde ich ja entlassen und dann übernehme ich wieder die häuslichen Pflichten“, auch wenn mir der Gedanke gefallen würde, wenn mein Bruder sich dazu breitschlagen lassen könnte, in Zukunft freiwillig mehr mit anzufassen.
 

„Ich habe nichts Anderes erwartet“, jetzt ist es Shin, der grinst und beide fangen wir an zu lachen, doch abrupt verklingt die Stimme meines Bruders und er hält an.

Verwirrt höre ich auf zu lachen und gucke meinem Bruder ins Gesicht; eine wütende Grimasse starrt etwas oder jemanden an, der vor uns stehen muss.
 

Neugierig richte ich meinen Blick wieder geradeaus und ich bekomme nicht nur große Augen, sondern ein bekanntes, ungutes Gefühl breitet sich in meinem Inneren aus.

„Was willst du denn hier?“, kommt es bissig von meinem Bruder, während ich ganz interessiert den Boden zu meinen Füßen betrachte; Linoleum. Wie überraschend.
 

„Hn“, ich spüre einen stechenden Blick auf mir, der zweifelsfrei von Sasuke Uchiha kommen muss.

„Solltest du auch nur einen Schritt näher kommen, dann Gnade dir Gott“, knurrt Shin und ein unauffälliger Blick über meine rechte Schulter bestätigt mir, dass die Finger meines Bruder nun krampfhaft die Griffe des Rollstuhl umfassen.
 

„Lass uns gehen, Shin“, sage ich leise und traue mich nicht im Entferntesten auch nur einen Blick auf Sasuke zu werfen.

„Ich wollte dir eigentlich nur die Schulaufgaben und meine Notizen herbringen“, sagt Sasuke auf einmal und irritiert sehe ich ihn dann doch an.
 

Er lügt nicht. In seiner linken Hand baumelt eine Tasche, aus deren Öffnung eine Ecke eines Hefters ragt. Shin macht ein abfälliges Geräusch. Ohne mich mitzunehmen geht Shin auf Sasuke zu und hält auffordernd die Hand zum Uchiha hin.

Einige Sekunden starren sich beide einfach nur stur in die Augen, doch dann wendet Sasuke seinen Blick ab und seufzt leise.
 

Shin die Tasche überreichend sieht er dann zu mir. Ich schlucke trocken.

„Es wäre nur zu deinem Vorteil, wenn ich es dir erklären würde. Umino-sensei und Hatake-sensei haben mich darum gebeten“, sagt er an mich gewandt, doch ehe ich etwas erwidern kann, geschweige denn über sein Angebot nachdenken kann, stellt Shin sich abschirmend in Sasukes und mein Sichtfeld.
 

„Dein Angebot ist abgelehnt. Nii-san ist bisher auch ganz gut alleine zurecht gekommen und falls er wirklich Schwierigkeiten haben sollte, kann immer noch meine Schwester helfen“, raunzt er Sasuke an. Dieser fixiert meinen Bruder mit einem drohenden Blick, sodass ich wirklich Angst bekomme um Shin.

„Meinst du nicht auch, dass dein Bruder für sich selbst sprechen kann?“, fragt er und Sasukes Mundwinkel heben sich amüsiert, da Shin wirklich wütend zu werden scheint.
 

„Shin“, sage ich und habe somit die Aufmerksamkeit beider auf mir.

„Sag nicht, dass das dein Ernst ist!“, fährt mein Bruder mich an und ich zucke etwas erschrocken zusammen. Shin ist ziemlich laut geworden und sein ungläubiger Blick sagt so viel mehr aus.

Ich bin ganz froh, dass in diesem Teil des Krankenhauses kaum Patienten und Angestellte herumlaufen, denn dieses Spektakel ist alles andere als angenehm für mich.
 

„Hn“ ein belustigter Laut verlässt Sasuke Lippen und wieder starrt er mich mit seinen dunklen Augen an.

„Kannst du bitte beim Café auf mich warten?“, Shins Unglauben steigert sich noch mehr, doch er kommt meiner Bitte, wenn auch nur sehr widerwillig, nach.

„Zehn Minuten“, knurrt mein Bruder und ein seichtes Lächeln huscht auf meine Lippen, dass auch schnell wieder verschwindet, als Sasuke Uchiha auf mich zu kommt.
 

Wieder schleicht sich das Gefühl von Hilflosigkeit und Angst ein; ein Zittern meiner Hände ist kaum zu unterdrücken, also falte ich sie schnell zusammen und drücke sie in meinen Schoß.

„Ich ...“, meinen Blick von Sasuke abgewendet horche ich interessiert auf.

„Also, was ich sagen will ...“, wieder kein ganzer Satz; nur abgehackte Worte.
 

Ob er sich vielleicht entschuldigen will?

Oder vielleicht bedanken?

Schließlich habe ich von einer Anzeige abgesehen, weil es mir sinnlos erscheint, Menschen – egal was sie mir angetan haben – das Leben zu verbauen durch einen Eintrag im polizeilichen Führungszeugnis.

Es erscheint mir nicht fair – vor allem nicht, weil ja eigentlich nur Kiba Inuzuka der Schuldige ist.
 

„Ich … es ist … gut“, sage ich stotternd. Meine Hände verkrampfen sich, Tränen steigen empor und ich befürchte jeden Moment, dass ich wirklich hier anfange zu heulen.

„Nein“, und seine Stimme hört sich so verflucht nah an.

Vorsichtig richte ich meinen Blick nach vorne und muss feststellen, dass Sasuke nicht wie sonst einen gesunden Abstand zu mir hält, wie eigentlich jeder, außer er will mir an den Kragen, sondern nicht einmal zwei Meter von mir entfernt steht und sich unwohl mit der rechten Hand durch den Nacken streift.
 

Meine Augen brennen und mein Herzschlag hat sich verdoppelt; das ungute Gefühl breitet sich mehr und mehr aus, meine Hände beginnen zu schwitzen.

„Es tut mir leid, ehrlich. Wir hätten einschreiten müssen, aber keiner von uns konnte ahnen, dass Kibas Geplänkel solche Ausmaße annehmen könnte“, versucht er sich zu erklären, doch ich höre nur mit halben Ohr zu.
 

Natürlich bin ich erstaunt darüber, dass ausgerechnet Uchiha Sasuke zum Entschuldigen zu mir ins Krankenhaus kommt, doch bei dem Wort Geplänkel wird mir mehr als bewusst, dass es nichts weiter ist, als sein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Er tut es nicht, weil es ihm wirklich Leid tut, sondern wahrscheinlicher ist es, dass die Lehrer und vielleicht seine Eltern, die auf jeden Fall benachrichtigt worden sind, Druck deswegen auf ihm ausgeübt haben.
 

Mir wird wieder unglaublich übel und trocken schlucke ich meine aufkommenden Gefühle und die damit verbundenen Tränen herunter.

Verschwinde einfach nur!, schreit es in meinem Inneren, doch keine Silbe, noch nicht einmal ein simpler Ton verlässt meine Lippen.

Zwar sehe ich noch immer geradeaus, doch Sasukes Umrisse nehme ich nur unscharf wahr; meine Gedanken sind alles andere als im Hier und Jetzt, sondern nach und nach kommen wieder die Schikanen der letzten Jahre hoch.
 

„Sagst du jetzt bitte 'was dazu?“, fordert er mich auf und sein blasses Gesicht mit den feinen Zügen, den rosigen, schmalen Lippen, der geraden Nase und diesen unglaublich dunklen Augen sind nur wenige Zentimeter von mir entfernt.

„ … “, ich will was sagen, doch mein Hals kratzt unangenehm und ich räuspere mich; noch immer ist Sasuke zu mir herunter gebeugt und starrt mir mit einem auffordernden Blick in die Augen.
 

„Was … was soll ich denn sagen?“, frage ich leise.

Es ist still; nur die leisen Stimmen vom Yukiji-san und Mum dringen dumpf zu uns herüber. Zudem höre ich regelrecht mein Herz in der Brust rasen; es ist einfach nur schrecklich – wo ist Shin, wenn ich ihn brauche?

Ach ja, ich hab' ihn weggeschickt ...
 

„Hn, ist ja auch egal, aber zumindest hab' ich mich entschuldigt“, mit einem Ruck entfernt sich Sasuke von mir und Erleichterung überkommt mich.

„Also, was ist nun mit den angebotenen Nachhilfestunden?“, fragt er und wieder beginnt mein Puls nahezu zu rasen. Soll ich zusagen?

Aber was dann?
 

„Nur … nur wenn es … wenn es dir keine Umstände bereitet?“, meine Antwort klingt eher nach einer Frage, doch Sasuke scheint es weniger zu stören.

„Gut, ab morgen komme ich nach der Schule vorbei“, entschied er und wendet sich ohne eine Verabschiedung zum Gehen.

Meine Gedanken fahren Achterbahn.

Was, in drei Teufelsnamen, hab' ich mir da nur eingebrockt?, fluche ich innerlich und fasse mir sogleich panisch an den Kopf.
 

„Nanu, Naruto? Wo ist Shin? Ich dachte ihr wolltet schon vorgehen“, Mums Stimme zu hören hat mich total erschreckt und dementsprechend fahre ich zusammen.

Ich muss ein sehr seltsames Bild abgeben; zumindest Mums Gesichtsausdruck nach zu urteilen.

„Na ja, eigentlich schon … nur“, inmitten des Satzes breche ich ab, denn ich weiß, wie Mum reagieren wird, wenn sie erfährt, dass Uchiha Sasuke gerade hier gewesen ist.

„Endlich ist der Typ abgedampft – wurde auch Zeit“, schnaubt Shin abfällig und Mum guckt verwirrter als zuvor.
 

„Was ist hier los, Shin? Naruto rückt nicht mit der Sprache 'raus“, fragt sie scharf nach und Shin wirft mir einen resignierten Blick zu.

„Uchiha Sasuke ist los, Mum. Der Typ kreuzt hier mir nichts, dir nichts im Krankenhaus auf und verlangt, dass Naruto ihm doch verzeihen möge. So ein blöder Pisser“, Yukiji-san sieht mich mitleidig an und Mum ballt ihre Fäuste – gleich geht sie ab, ich sag es euch …
 


 


 

Samstag, 19. September
 

Gerade sitze ich total gelangweilt in meinem Krankenhausbett und surfe mit Azukas Laptop, den sie mir freundlicherweise bis zu meiner Freilassung überlassen hat, etwas im Internet herum – nebenbei erkundige ich mich auch über den Schulinternen Server über die letzten wichtigen Themen in den Unterrichtsfächern, sodass Sasuke sich nicht all zu lange mit mir abeseln muss und andersherum genauso.
 

Klar, zwar schwärme ich unglaublich doll für diesen attraktiven Typen, doch tief in mir drinnen weiß ich ganz genau, dass eine Beziehung zwischen uns niemals in diese Richtung verlaufen wird – nicht einmal ansatzweise.
 

Seufzend schließe ich das Internetfenster und lehne mich, die Arme hinter den Kopf verschränkend, zurück. Eigentlich ist es ganz und gar nicht in meinem Interesse, mit Sasuke den verpassten Schulstoff nachzuarbeiten, doch anscheinend bleibt mir nichts Anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen – schließlich habe ich sonst niemanden, der mir helfen könnte …
 

Das dumpfe Klopfen auf Holz schreckt mich aus meinen Gedanken und gespannt sehe ich zur Tür. Doktor Morohoshi-san ist schon am frühen Morgen bei mir gewesen und hat die üblichen Untersuchungen durchgeführt und mit mir über meine Werte und mein Gesundheitszustand gesprochen, also kann es nur eine der netten Schwestern sein, die mir das Mittagessen bringt oder-
 

Schwarzes, dichtes Haar, blasse Haut und undurchdringliche dunkle Augen mustern mich.

Niemand geringeres als Sasuke Uchiha steht in der Tür und wartet mehr oder weniger darauf, herein gebeten zu werden.

„Äh … ähm … hallo“, stottere ich und setze mich langsam wieder auf.

„Hn, die Schule war eher aus, deshalb bin ich jetzt schon gekommen“, erklärt er sich und zieht sich einen der Stühle an mein Bett und stellt seine Schultasche daneben ab.

„Aha“
 

Wirklich wohl fühle ich mich nicht, doch auch Sasuke scheint wesentlich lieber woanders zu sein, als bei mir im Krankenhaus – ich kann es ja verstehen, ich würde an seiner Stelle meine Zeit auch nicht mit dem Außenseiter der Außenseiter verbringen wollen.
 

„Also schön, bringen wir es hinter uns“, mit diesen Worten beugt sich Sasuke hinab und kramt etwas in seiner Schultasche herum, während ich die Schulmaterialien aus dem Schubfach des kleinen Beistelltisches neben mir hole.

„Fangen wir mit Englisch an. Umino-sensei hat uns die letzten Wochen über mit vielen Arbeitsblättern überhäuft, falls du dir schon die Mühe gemacht hast, mal in den Beutel zu schauen“, meint er und so etwas wie Wut überkommt mich.
 

„Hab' ich schon. Zeitformen und reported speech“, sage ich verstimmt. Als ob ich in der Zeit, die ich hier im Krankenhaus liegen muss, nichts für die Schule tu.

„Hn“, Sasuke scheint mein Ton nicht zu gefallen, aber damit muss er wohl leben.

„Gut, dann gehen wir jetzt die einzelnen Zeitformen durch, wie sie angewendet werden und woran man diese erkennt“

Dann vergeht viel Zeit, in der weder Sasuke noch ich groß miteinander Kommunizieren. Viel eher beschränken wir uns nur auf die wichtigsten Sachen; sprich, wenn es um Unklarheiten in den vorliegenden Texten geht.
 

Das Lernen fällt mir nicht besonders schwer, da ich schon gestern Abend vor lauter Langeweile einige der Arbeitsblätter bearbeitet und durchgelesen habe und so ist es kaum verwunderlich, dass Sasuke nach über einer Stunde stumpfen Lesens und kurzen, abgehackten Erklärungen sich stumm von seinem Platz erhebt.

Verwirrt schaue ich ihm hinterher.

„Bin sofort zurück“, verkündet Sasuke und tritt durch die Tür des Krankenzimmers.
 

Etwas befreiter atme ich auf.

„So viel kann das ja nicht mehr sein“, nuschle ich und betrachte die sauber geschriebenen Notizen von Sasuke. Er hat wirklich eine klare Form und der Inhalt ist so umformuliert, dass wirklich jeder verstehen könnte, um was es dort geht.

Ein kurzer Blick auf den kleinen Wecker auf dem Beistelltisch sagt mir, dass es in nicht einmal mehr zwanzig Minuten Mittagessen geben muss.
 

Voller Vorfreude streiche ich mir über den Bauch, der in den letzten Wochen deutlich geschrumpft ist. Laut Waage habe ich schon zehn Pfund verloren, worauf ich natürlich sehr stolz bin.

Selbst Mum, Azuka und Shin ist es aufgefallen und mir selbst gibt es den nötigen Ansporn, nach meinem Krankenhausaufenthalt hier weiterhin abzunehmen – der Anfang ist grandios gemeistert.
 

Sasuke betritt wieder den Raum und zieht eine seiner feingeschwungenen Augenbrauen in die Höhe, als er mich mustert.

„Hab' ich den Witz verpasst?“ fragt er und setzt sich wieder auf seinen Platz.

Ich schüttle wortlos den Kopf und widme mich dann wieder lächelnd den Aufgaben vor mir.

„Hn“, meine Augen weiten sich minimal, als ich durch einen kleinen Seitenblick Sasukes Lächeln sehen kann. Es ist wirklich nur klein – fast nicht erkennbar, aber es ist da; und ich muss sagen, es steht ihm ausgezeichnet, denn es sieht ehrlich aus.
 


 


 


 

... to continue ...
 

T.H.E B.E.A.U.T.Y O.F L.O.V.E

Naruto-POV
 

Donnerstag, 01. Oktober
 

„Hey, Sasuke!“, hallt mein Ruf durch die Eingangshalle des Krankenhauses und sofort richtet sich der Blick des Schwarzhaarigen auf mich – ein kleines Lächeln ziert seine Lippen.

„Hey“, sagt er und kommt mir entgegen.

Meine Wangen müssten etwas an Farbe dazugewonnen haben, denn seit Sasuke und ich vor einigen Wochen angefangen haben, gemeinsam zu lernen, sind meine anfänglichen Gefühle von Schwärmereien in verliebt-sein mutiert.
 

Zu Beginn habe ich mich wirklich dagegen gesträubt, doch jetzt lasse ich diese Gefühle einfach zu, denn sie machen mich glücklich; auch wenn Sasuke Uchiha niemals von diesen erfahren darf! Niemals!

„Du hast auf mich gewartet?“, ich komme mir wirklich albern vor, weil ich mich wie ein kleines Schulmädchen fühle.

„Hn“, seine Gesprächigkeit hat allerdings nicht zugenommen, sodass ich innerlich seufze und beschließe, mit einem anderen Thema fortzufahren.
 

„Wollen wir gehen? Heute habe ich kein Gespräch mehr mit Morohoshi-san oder Yukiji-san. Außerdem wartet Donut noch auf seinen versprochenen Spaziergang“, sage ich und gehe an Sasuke vorbei, der mir stumm folgt.

„Was sollen wir heute durchnehmen?“, erklingt auf einmal seine Stimme und ich überlege; lege dabei nachdenklich einen Zeigefinger an mein Kinn.
 

„Ich weiß nicht. Japanische Geschichte vielleicht. Ich hab' gelesen, dass in zwei Wochen die Bänder beginnen – also genau dann, wenn ich wieder zur Schule gehen kann“, sage ich und schaue zu Sasuke, dessen Blick abwesend wirkt.

„Meinetwegen“, und schon herrscht wieder Stille zwischen uns.
 

Irgendwie benimmt Sasuke sich heute wirklich etwas seltsam. Zwar ist er immer so ruhig, aber heute besonders.

„Ist irgendetwas vorgefallen?“, will ich wissen, rechne aber damit, dass Sasuke mir keine weiterführende Erklärung geben wird.

Wie ich erwartet habe, schüttelt er den Kopf. Niedergeschlagen senke ich meinen Blick zu Boden; ist doch verständlich, dass er mir nichts weiter erzählt.
 

Es gelten die selben Regeln wie vor meinem Unfall.

Sasuke ist der Schulking und ich der Außenseiter der Außenseiter. Ich sollte überhaupt froh sein, dass Sasuke sich mit mir in der Öffentlichkeit zeigt und mir noch immer Nachhilfestunden erteilt, obwohl ich mittlerweile wieder ganz gut in den Schulstoff reingekommen bin.
 

Den Rest des Heimweges schweigen wir uns einfach nur an und hängen unseren Gedanken nach, bis ich Sekai-san mit Donut vor der Auffahrt unseres mehr-Parteien-Hauses sehen kann. Ein Lächeln legt sich sogleich auf meine Lippen, als Donut ungestüm an der kurzen Leine zieht und schwanzwedelnd hin und her springt; auch Sekai-san beginnt zu lächeln, als sie uns sieht.
 

„Naruto-kun, wie schön dich heute zu sehen und Sasuke-kun ist auch wieder dabei“, meine Schritte werden etwas schneller und als ich endlich bei unserer Nachbarin und ihrem Hund angekommen bin, knie ich mich freudig zu dem kleinen Hund hinab und streichle ihn.
 

„Hallo Donut. Na? Hast du mich vermisst?“, frage ich den kleinen Hund und dieser schmeißt sich freudig auf den Rücken und lässt sich von mir am Bauch streicheln.

Ein Kichern seitens Sekai-san erklingt und grinsend schaue ich zu der betagten Dame hinauf.
 

„Sekai-san, schön auch sie wieder zu sehen“, ich erhebe mich wieder.

„Warst du wieder bei der Physiotherapie?“, neugierig, wie ältere Damen nun einmal sind, bestätige ich ihre Aussage.

„Ja, aber ich muss nur noch drei Mal, dann bin ich damit durch und kann endlich wieder zur Schule gehen“, zwar spiele ich den Menschen in meiner Umgebung noch immer etwas vor, doch mittlerweile habe ich weniger Angst, wieder in die Schule zu gehen, und mich meinen lästernden Mitschülern zu stellen.
 

Ich denke, einen großen Teil dieser Angst nimmt mir in irgendeiner Art und Weise einfach Sasuke. Daran zu denken, dass er sich wieder von mir abwenden wird, möchte ich jetzt in diesen Moment einfach nicht.
 

„Vergiss nicht, dass wir erst lernen wollen“, erinnert mich Sasuke und ein verlegenes Lächeln macht sich auf meinen Lippen breit.

Sekai-san winkt ab und wünscht uns viel Spaß, als sie geradewegs mit Donut zum nahegelegenen Park läuft.
 

„Gut, lass uns hoch. Meine Mum hat uns bestimmt 'was Leckeres vom Imbiss mitgebracht“, meine ich und krame den Hausschlüssel aus meiner Jackentasche.

Irgendwie irritiert mich Sasukes Verhalten. Nicht nur, dass er mir noch immer hilft, sondern, dass er meistens noch ein bis zwei Stunden länger bei uns verbringt, obwohl er am Anfang immer schnell zugesehen hat, wieder aus meinem Umfeld zu verschwinden.
 

Gemeinsam steigen wir die frisch gereinigten Treppenstufen hinauf, als uns auch schon Azuka entgegenkommt. Ziemlich abgehetzt, wie es scheint.

„Azuka? Was ist los?“, frage ich sie und zu meiner Überraschung drängelt sie sich nicht an uns vorbei.

„Sorry, kleiner Bruder, aber ich hab' was Wichtiges in der Uni liegen gelassen … ach ja, deine Chatbekanntschaft aus Deutschland hat sich per Skype bei mir gemeldet … woher auch immer sie meine Nummer hat“, bei diesem Satz wirft Azuka mir einen strengen Blick zu.
 

Verlegen grinse ich zurück und kratze mir am Kopf.

„Na ja, egal. Auf jeden Fall soll ich dir wortwörtlich ausrichten: Egal wie nett er sich dir gegenüber auch benehmen mag, sollst du doch bitte die rosarote Brille absetzen und ganz schnell Distanz aufbauen“, erst ziehe ich meine Stirn kraus, doch dann weiß ich, was BlackRose gemeint hat. Ich beiße mir ertappt auf die Unterlippe und nicke einfach nur.

Ich mag Sasuke gar nicht ins Gesicht sehen.
 

„So, ich muss weiter, aber vielleicht solltest du dir wirklich mal Gedanken darüber machen“, ruft sie mir noch nach, als sie auch schon aus dem Hausflur verschwunden ist.

Ohne Sasuke auch nur im Entferntesten anzusehen, gehe ich die letzten Stufen hinauf und stecke den Schlüssel ins Schloss.
 

Garantiert weiß Sasuke, wer gemeint ist und wartet nur noch auf den Moment, wo wir zwei allein sind und er mich zur Rede stellen kann; dass er es hier noch nicht tut, wundert mich etwas.
 

Schweigend ziehe ich meine Straßenschuhe aus und sehe nur im Augenwinkel, wie Sasuke es mir nachmacht und die Tür schließt.

„Wer ist denn deine Chatbekanntschaft?“, fragt Sasuke mich auf einmal und mein Herz beginnt schneller zu schlagen.

„Ach, ich hab' sie über ein Online-Game kennengelernt auf einem der internationalen Servern. Sie kommt aus Deutschland und mittlerweile verstehen wir uns ganz gut“, erkläre ich notdürftig und verschweige vehement, dass wir teilweise einen Abend nach dem Anderen nur über ihn gesprochen haben und meinen geheimsten Gefühlen gegenüber Sasuke.
 

„So, so … hn“, seine dunklen Augen scheinen mich geradezu zu durchbohren, doch schnell wende ich meinen Blick ab; den feine Rotschimmer auf meinen Wangen kann ich ja sogar spüren, also müsste Sasuke ihn garantiert gesehen haben.
 

„Und wen meinte deine Chatbekanntschaft?“, fragt er weiter.

„Vielleicht sollten wir erst einmal in mein Zimmer gehen“, wehre ich strategisch ab und überlege schon einmal, wie ich mich wieder fein aus der Affäre ziehen kann.

Danke auch, Azuka!, schimpfe ich in Gedanken und steuere direkt auf mein Zimmer zu.
 

Beim Betreten meines heiligen Reiches knipse ich sofort das Licht an, denn es dämmert bereits und somit fällt kaum Tageslicht in mein Zimmer.

Sasuke tritt direkt nach mir ein, schließt die Tür und setzt sich durch Gewohnheit der letzten Wochen einfach auf mein Bett – andere Sitzmöglichkeiten für Besucher gibt es einfach nicht in meinem Zimmer; nicht, dass ich die je gebraucht hätte.
 

„Also sag', wen meinte sie?“, es scheint ihn wirklich zu interessieren, aber ich kann Sasuke ja kaum erzählen, dass er gemeint ist.

„Na ja, …“, verlegen stehe ich inmitten meines Zimmers und weiß einfach nicht, wie ich mich retten kann, als plötzlich ein Quieken ertönt, dass meine Aufmerksamkeit fordert.

„Hey Pop“, sage ich ernst und fixiere meine Huskyratte mit einem ernsten Blick. Das grau-weiße Nagetier hockt auf seinem Knastgefährten und beide rangeln sich.
 

„Lenk' nicht ab, Naruto“, meint Sasuke auf einmal und hat mich so schnell am Arm gepackt, dass sich erschrocken meine Augen weiten.

In seinem Blick liegt etwas Seltsames; etwas, was ich noch nie zuvor in seinen Augen sehen, beziehungsweise lesen konnte: Neugier und ernstgemeintes Interesse an meine Person.
 

Überwältigt von diesem Hochgefühl, welches er mir damit bereitet, vergesse ich so gut wie alles um mich herum.

„Sag, Naruto, meinte sie vielleicht mich?“, Sasuke spricht leise und seine Stimme klingt belegt.
 

Mein Blut rauscht in meinen Ohren, Gänsehaut breitet sich über meinem gesamten Körper aus, doch ich kann einfach keinen klaren Gedanken fassen; kaum mich bewegen.

Sasukes Griff um mein Handgelenk wird fester, doch keineswegs tut es weh; es fühlt sich an, als würde Sasuke versuchen, mich einfach nur bei sich zu behalten; mich nicht verlieren wollen, doch diese Gedanken sind absoluter Quatsch – auch wenn sein Blick, der so durchdringend ist, etwas Anderes aussagen mag.
 

„Ähm ...“, ja, ein wirklich guter Anfang für eine Erklärung, aber was erwarte ich eigentlich von mir selbst.

Resigniert senke ich meinen Blick nach unten und wieder macht sich das Gefühl von Hilflosigkeit in mir breit – wie schon so oft.

„Ja“, bringe ich nur noch flüsternd heraus und versuche den dicken Klos, der sich in meinem Hals breit macht, herunterzuschlucken.
 

Sasukes Finger lösen sich von meinem Handgelenk und vorsichtig schaue ich nach oben, doch dieses Mal ist es Sasuke, der seinen Blick von mir abgewendet hat; sich sogar umgedreht hat.
 

„Vielleicht ...“, Sasuke räuspert sich kurz, ehe er wieder zum Sprechen ansetzt.

„Vielleicht sollten wir die Nachhilfestunden wieder sein lassen ...“, Sasuke klingt niedergeschlagen; ja wirklich getroffen von den gesagten Worten einer – für ihn – wildfremden Person.

„Aber ...“, ich will etwas erwidern, doch Sasuke ignoriert einfach meinen Einwand und geht zu meiner Zimmertür, doch da hat er sich geschnitten!
 

So schnell, wie es mein Körper zu lässt, laufe ich ihm hinterher – gut, mein Zimmer ist nun wirklich nicht so groß, dass ich wirklich rennen müsste, doch ich kenne Sasuke Ausdauer aus dem Sportunterricht und weiß daher, dass ich ihn nicht mehr einholen könnte, wenn er erst einmal mein Zimmer hinter sich gelassen hat.
 

„Warte!“, vielleicht rufe ich etwas zu laut, doch Sasuke reagiert und bleibt tatsächlich stehen.

„Es tut mir leid, wirklich, aber BlackRose macht sich einfach nur verdammt viele Gedanken um mich ...“ beginne ich zu erklären und es scheint seine Wirkung nicht zu verfehlen; Sasuke sieht mich an.
 

„Warum? Was hast du ihr erzählt?“, diese dunklen Augen fixieren mich wieder und sein stechender Blick lässt kalte Schauer über meinem Körper laufen.

„Alles“, sage ich nur und fühle mich schlecht.

„Was alles?“, fordert er und dreht sich schlussendlich komplett zu mir herum.

„Na alles, was ich in den letzten Jahren … durchmachen musste … und … und wer daran meistens … beteiligt gewesen ist“, nervös knete ich meine Finger ineinander und wende den Blick von ihm ab.

Ich warte nur noch auf das Zuknallen der Tür, doch es passiert nichts.

Absolut nichts.
 

Weiße Socken schieben sich in mein Sichtfeld und blasse Finger heben mein Kinn an, sodass ich angstvoll die Augen zukneife.

Was, wenn Sasuke so wütend ist, dass er mich schlägt?

Mich vielleicht wieder zu Boden schubst?

Ich spüre, wie mein Körper wieder in Panik verfällt.

Kalter Schweiß bildet sich auf meiner Stirn.

Meine Hände beginnen zu zittern, der Klos in meinem Hals wird größer und größer …
 

„Hey, Naruto“, der seltsame Tonfall bringt mich dazu, erschrocken die Augen aufzureißen.

Was ich allerdings sehe, ist ein amüsiertes Lächeln; ganz wie vorher.

Mein Herz rast richtig und das Gefühl von Wehmut überkommt mich.
 

Warum soll sich auch irgendetwas die letzten Wochen geändert haben?, schießt es mir durch meine Gedanken und Tränen drohen an die Oberfläche zu dringen.

Ich bin einfach zu naiv; unverbesserlich.
 

„Naruto?“, Sasukes fragendes Gesicht irritiert mich und plötzlich weiten sich seine Augen und er nimmt ganz schnell Abstand von mir; so, als hätte ich eine ansteckende Krankheit.

„Ich wollte nicht … sorry“, murmelt er und sein Blick wird weicher.
 

Mein Atem beruhigt sich, genauso, wie mein schnell schlagendes Herz.

„Ich wollte dir wirklich keine … Angst einflößen“, versucht er sich weiter zu erklären und wirkt irgendwie unsicher.

Ich nicke stumm; vielleicht habe ich etwas überreagiert, aber mein Körper tut das alles automatisch; selbst meine Gedanken haben sich nur um die Schikanen und Erniedrigungen der letzten Jahre gedreht und um das Resultat des jüngsten Vorfalls.
 

„Schon gut“, sage ich leise und weiß einfach nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen soll. Jetzt ist es schon das zweite Mal, dass Sasuke sich bei mir entschuldigt; dieses Mal sogar von sich aus und weil es ihm wirklich Leid tut – ich sehe es in seinen Augen.

Sasuke nickt nur und wirkt befreiter.
 

„Willst du noch lernen?“, fragt Sasuke und versucht wohl, eine angenehmere Atmosphäre zu schaffen.

Dankbar lächle ich ihm zu, doch ich verneine nonverbal. Heute nicht mehr.

„Ich glaube heute ist mir nicht mehr nach Lernen zu mute, aber wir könnten ja noch 'was zocken … das heißt, wenn du überhaupt noch hier sein willst ...“, diese Frage hat mich wirklich viel Mut und Überwindung gekostet, aber ich habe das Gefühl, dass ich es Sasuke schuldig bin.
 

Kurze Zeit passiert einfach nichts und Sasuke mustert mich stumm.

Ob er vielleicht gar nicht zockt?

Darüber habe ich mir gar keine Gedanken gemacht.

Oh verdammt! Was, wenn er mich noch mehr als Freak abstempelt?
 

„Gerne“, erwidert er nur und drängt sich an mir vorbei zum Bett.

Erleichtert atme ich aus und gehe zu meinem Fernseher, der an der Wand gegenüber meines Bettes auf einem Fernsehschrank steht; in den darunter liegenden Fächern türmen sich jegliche Spielkonsolen und Spiele.

„Einen besonderen Wunsch?“, frage ich, als ich mich gebückt daran mache, die Kabel jener Konsolen zu entwirren.
 

„Entweder Xbox 360 oder Nintendo“, höre ich ihn sagen und ein kleines Lächeln bildet sich auf meinen Lippen.

„Kein Problem. Als Multiplayer-Games für die Xbox kann ich diverse Shooter anbieten, Rollenspiele und auch einfache Kampfspiele wie Tekken“, ich gucke zu Sasuke der zu überlegen scheint.

„Was hast du für das Nintendo?“

„Hm, mal nachdenken … Mario Kart, Super Smash Brothers, Diddi Kong Racing, Pokémon Stadium eins und zwei und Mario Party“, ich sollte mal wieder aufräumen, merke ich mir selbst in Gedanken an, als ich im Schrank nach den einzelnen Spielen suche.
 

„Lust bei Super Smash Brothers zu verlieren?“, fragt Sasuke mich in einem arroganten Ton und hebt die Nase an, als ich ihm einen skeptischen Blick zu werfe.

„Du forderst den freakigsten Außenseiter der gesamten Schule heraus, der seit Jahren seine Freizeit mit nichts anderem verbracht hat, als Videospiele zu zocken?“, ernsthaft jetzt?

Sasuke zieht auf meine Aussage hin eine seiner Augenbrauen hoch und mustert mich wieder eingehend.
 

„Vielleicht hast du die letzten Jahre mit nichts Anderem verbracht, aber das heißt nicht, dass du der beste Spieler bist“, meint er dahin gesagt und lächelt wieder auf diese Art und Weise, die mein Herz höher schlagen lässt und meinem Gesicht Farbe verpasst.

„Das werden wir ja sehen, was jahrelanges allein-sein gebracht hat“, nuschle ich und reiche Sasuke einen der Controller, setze mich auf dem Fußboden an das Bettende gelehnt und schalte meinen alten Fernseher ein.
 


 


 

Etwa zwei Stunden später und zwölf Siege für mich von zwanzig Runden grinse ich Mister große-Töne-spucken an.

„Ich hab' doch gesagt, dass ich nicht zu schlagen bin“, meine ich übermütig und ernte Sasukes missmutiges Gesicht.

„Zumindest etwas, in dem du gut bist“, kommt es beleidigt von ihm und seine Worte versetzen mir einen Stich mitten durch das Herz.
 

Ich wende meinen Blick ab und drücke wie betäubt einfach weiter.

„Hm“, ich sollte mir seine Worte nicht zu Herzen nehmen, doch ich kann einfach nicht anders.

Ich habe mich in Sasuke verliebt; trotz der Gefahren, die diese Gefühle mit sich bringen.

Unbewusst zeigt Sasuke mir immer wieder auf, warum ich die ganze Sache mit der Liebe besser sein lassen sollte.
 

„Das war nicht so gemeint“, Sasukes Worte dringen zwar zu mir hindurch, doch ich habe genau herausgehört, dass er sie ernst gemeint hat.

Ich ringe mich zu einem Lächeln hindurch und drehe mich zu Sasuke.

Seine Mimik verrät, dass er erstaunt ist.

„Schon ok, Sasuke. Ich weiß, wie du das meintest und du hast ja recht“, damit sollte mein Statement mehr als deutlich sein.
 

Nur die Melodie des Spiels erklingt in meinem Zimmer; Sasuke und ich schweigen.

Ohne nach einer weiteren Runde zu fragen, drücke ich den Startbutton und die Welt von Mario baut sich auf.

Gedankenverloren starre ich auf den Bildschirm und beginne nach dem Startsignal einfach irgendwelche Knöpfe zu drücken.
 

Ein ums andere Mal fliegt Yoshi – meine Spielfigur – in den Abgrund. Genau so fühle ich mich gerade. Auch ich werde wieder und wieder in den Abgrund gestoßen – regelrecht geworfen – und kann rein gar nichts dagegen tun. Hilflosigkeit und Wehmut; meine ständigen Begleiter.

Das Pausenmenü erscheint, als mich ein weiteres Mal der Wirbel von Links Schwert in den Abgrund befördert.
 

Sasuke seufzt und das Rascheln meiner Bettwäsche hallt in meinen Ohren wider.

„Hey, Naruto“, Sasukes Gesicht taucht vor mir auf und erschrocken sieht er mich an. Vorsichtig wischt er mit seinen Fingern über meine Wange; erst jetzt spüre ich die nassen Tränen, die ohne Unterlass meine Wangen hinabfließen.

„Das vorhin war wirklich nicht so gemeint – ehrlich. Ich bin einfach nur ein grauenhafter Verlierer und da … da sage ich schon 'mal Sachen, die ich in Wirklichkeit nicht so meine, wie sie 'rüberkommen“, Sasuke zieht den Ärmel seines Pullovers etwas höher und beginnt damit, meine Tränen zu trocknen.
 

Ich kann nicht anders, als einfach nur da zu sitzen und alles über mich ergehen zu lassen.

Bestimmt sagt er das nur so, um es später bei seinen Freunden herum zu posaunen und noch mehr Tränen bahnen sich einen Weg hervor.

„Scht, ruhig. Es tut mir wirklich Leid. Du bist kein Verlierer und du hast viele Talente“, versucht Sasuke mich aufzuheitern, doch seine geheuchelten Floskeln kann er sich sonst wohin stecken.
 

„Lass … mich“, meine Kehle fühlt sich absolut trocken an, trotz dessen, dass ich vor wenigen Minuten noch etwas von dem Mineralwasser getrunken habe.

Sasuke hört auf, mir mit seinem Ärmel durch das Gesicht zu wischen und nimmt Abstand zu mir.

„Naruto ...“, egal wie verzweifelt er sich auch in meinen Ohren anhören mag, egal, wie tief meine Gefühle für ihn zu gehen scheinen, aber genug ist genug!

Ich will nicht immer der Spielball aller Vollidioten sein!
 

„Bitte geh einfach“, sage ich und wundere mich selbst über die Festigkeit in meiner Stimme.

Sasuke presst seine Lippen fest aufeinander und Trotz in seinen Augen erscheint.

„Ich werde nicht gehen“, fest und unanfechtbar klingen seine Worte, doch ich habe genug davon.

„Es ist mein Zimmer. Wenn ich will, dass du gehst, dann gehst du“, so langsam steigt Wut in mir auf und das scheint auch Sasuke zu merken.
 

Er seufzt und tut dann etwas, mit dem ich in tausenden von Jahren nie gerechnet hätte, ja, ich hätte nicht einmal gewagt, davon zu träumen, doch es passiert gerade.
 

Sasuke Uchiha umarmt mich.
 

Der Sasuke Uchiha, der mich jahrelang aufgezogen, niedergemacht und bloßgestellt hat; dieser Kerl, der in der Schule solche fiesen und herablassenden Sprüche über mich gesagt hat, über die Schikanen der Anderen stets gelacht hat, dieser Kerl kniet tatsächlich vor mir und umarmt mich.
 

Ungläubig starre ich einfach nur auf den Bildschirm und versuche Ordnung in meine Gedanken zu bringen, doch es will einfach nicht funktionieren.

Ehe ich reagieren kann, lässt Sasuke wieder von mir ab und erst jetzt beginnt mein Gehirn die Informationen zu verarbeiten.
 

Herzklopfen; so stark, dass Sasuke es unter Garantie hören muss und Röte, die nicht nur wie sonst meine Wangen überziehen, sondern gefühlt meine Körpertemperatur im Gesicht auf mindestens hundert Grad erhitzt.

Mein Mund klappt auf und zu; Worte verlassen ihn allerdings nicht. Ich muss aussehen wie ein Karpador.
 

„Guck nicht so, Usuratonkachi“, auch auf Sasukes Wangen liegt ein leichter Rotschimmer. Es ist ihm richtig unangenehm; ich sehe es ihm deutlich an.

„Wa … warum?“

Sasuke zuckt ratlos mit den Schultern.

„Keine Ahnung, ist so über mich gekommen und es hat ja geholfen. Du weinst nicht mehr und du willst mich nicht mehr rausschmeißen“
 


 


 

Sonntag, 11. Oktober
 

Die letzten Tage mit Sasuke sind wirklich die wundervollsten der letzten Jahre seit dem Tod meines Vaters gewesen. Nach dem kleinen Debakel vor über einer Woche habe ich wirklich gedacht, Sasuke lässt sich nie mehr bei mir blicken oder will etwas mit mir weiterhin zu tun haben, doch ich habe mich geirrt.

Schon am nächsten Tag ist er wieder vor meiner Haustür gestanden und hat gefragt, ob ich auf eine kleine Revanche und etwas Lernen Lust hätte. Verdattert habe ich einfach nur die Haustür weiter aufgezogen und Sasuke ist so, als wäre es die Wohnung seiner eigenen Familie, bei uns eingetreten und hat sich auf meinem Bett platziert.
 

Mittlerweile freue ich mich schon Abends wieder auf den nächsten Tag, denn Sasuke lässt keinen Tag mehr aus, mich besuchen zu kommen.

Hin und wieder fühle ich mich etwas überfordert und auch BlackRose redet mir immer wieder zu, ich solle doch nicht einfach glauben, dass er es ernst meinen könnte; schließlich wisse er ja gar nichts von meinen Gefühlen.
 

Ein resignierender Seufzer verlässt meine Lippen und ich gucke nach rechts neben mir. Sasuke und ich sitzen gemeinsam auf meinem Bett und zocken Mario Kart, wobei ich mich nicht wirklich konzentrieren kann.

Sein einnehmender Duft, immer wieder diese zufälligen Berührungen, wenn Sasuke sich voller Elan mit in die Kurven legt, seine Lippen, die hin und wieder von seinen Zähnen malträtiert werden, weil er sich so verbissen konzentriert und sein Knie, dass schon seit geraumer Zeit auf meinem liegt, rauben mir einfach den Verstand.
 

„Ha! Gewonnen!“, Sasuke grinst gefällig und seine Stirn runzelt sich.

„Naruto? Du fährst ja gar nicht mehr … alles ok?“, will er wissen und beäugt mich skeptisch.

Ich nicke nur und schüttle kurz meinen Kopf.

„Ja, alles gut“, sage ich leise und ermahne mich wieder einmal dazu, konzentrierter zu sein, wenn Sasuke so nah bei mir ist.
 

„Wirklich?“, Besorgnis hat sich in seine Stimmenlage gemischt und es bringt mein Herz dazu, schneller zu schlagen. Ich schlucke kurz und nicke dann nur wieder.

„Ja, wirklich“, bestätige ich noch einmal und Sasuke dreht seinen Kopf wieder zum Fernseher, auch wenn ich genau weiß, dass er mir meine Antwort nicht glaubt.
 

„Morgen geht es für mich wieder zur Schule“, lasse ich meinen Gedanken über die Lippen kommen.

Sasuke sagt nichts dazu.

„Ich frage mich …“, unklar, ob ich meine Bedenken aussprechen soll, breche ich einfach ab, doch Sasuke ist hartnäckig.

„Was fragst du dich?“, will er wissen, doch mein Kopf und mein Herz sagen mir, dass ich lieber schweigen sollte, also sage ich nichts, sondern richte meinen Blick einfach auf meine Bettdecke unter mir.
 

Was wird morgen sein?

Kann ich darauf vertrauen, dass Sasuke sich auch weiterhin mit mir abgeben wird?

Was versichert mir, dass ich ab morgen nicht wieder mein einsames, trostloses Leben führe?

Ohne einen Freund, der mir Kraft gibt, sich für mich interessiert und für mich da ist?

Ja, Sasuke ist in den letzten Wochen wirklich zu einem Freund für mich geworden und ich habe tierische Angst davor, ihn wieder zu verlieren.

Am liebsten würde ich die Zeit anhalten oder wieder zurück drehen, denn da kann ich gewiss sein, dass Sasuke bei mir ist – bleibt.
 

„Sprich dich aus, Naruto“, er legt den Controller beiseite und sein durchdringender Blick schient wieder bis tief in mein Innerstes vorzudringen.

„Was wird morgen sein?“, stelle ich ihm hingegen die Frage und er sieht mich irritiert an.

„Was soll morgen schon sein? Schule“, sagt er, doch nach einer kurzen Denkpause legt sich ein wissender Zug auf sein Gesicht.
 

„Du glaubst, ab morgen ist wieder alles so wie früher oder?“, verlangt er zu wissen und ich nicke langsam.

Warum auch nicht? Ich bin nur Naruto Uzumaki; Außenseiter, Fettwanst und Streber.

„Was sagst du denn da?“, erschrocken zucke ich zusammen.

Habe ich das tatsächlich laut gesagt?

Scheiße!
 

„Ja, du bist Naruto Uzumaki, du bist vielleicht ein Außenseiter an unserer Schule, ja, vielleicht hast du auch ein paar Kilos mehr auf den Rippen und ja, du bist auch sehr klug, aber das sagt doch nichts über dich aus“

Ich bin vollkommen erstaunt über Sasukes ehrliche Meinung und wieder bringen seine Worte mein Herz zum Höherschlagen.
 

„Sa … Sasuke?“, ich weiß gar nicht, was ich darauf sagen soll. Ich bin unendlich gerührt von seinen Worten, die sich so wundervoll anhören.

„Aber du hast Recht. Morgen wird definitiv etwas anders sein, denn ich kann nicht weiterhin so tun, als würde mir die Situation, wie sie gerade zwischen uns ist, passen“, und so schnell, wie er mich zuvor in ungeahnte Höhen hat aufsteigen lassen, umso härter und tiefer ist das Loch, in das er mich wieder zurück katapultiert.
 

Ich habe es doch geahnt. Meine Befürchtungen haben sich wieder einmal bestätigt.

Diese Freundschaft zwischen Sasuke und mir hat nur so lange Bestand, wie ich der Schule fern bleibe und seinen Ruf nicht beschmutze; er sich mit mir nicht vor der Schülerschaft sehen lassen muss.
 

Ich fühle nichts. Nichts, außer eine unbekannte Leere, die meine Seele verschlingt und mir die letzte Kraft raubt.

Unbarmherzig. Gnadenlos. Und ohne einen Funken von Hoffnung.

Was habe ich mir dabei auch nur denken können?

Doch ich sollte der Realität ins Gesicht sehen.
 

So schön die letzte Zeit gewesen ist, so werden es nur Erinnerungen bleiben, die ich tief in meinem Innersten vergraben werde und so schnell wie möglich vergessen muss. Selbstschutz.

Trauer überkommt mich und am liebsten würde ich einfach nur losheulen, allein sein und mich vor aller Welt Augen verstecken.

Warum tun die Menschen es mir immer und immer wider an?

Macht es ihnen Spaß, mich leiden zu sehen?

Ist es so ein tolles Gefühl, einen Menschen erst wieder hoch zu helfen, nur um ihn später mit doppelter Kraft wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen?
 

Die aufkommenden Tränen verdränge ich, indem ich meine Augen fest zu kneife. Meine Finger verkrampfen sich in dem Stoff meiner Jeans; noch immer ruht Sasukes Knie auf meinem Bein.

„War das alles für dich nur ein Witz? Der letzte, vernichtende Schlag gegenüber mir? Haben du und deine Freunde das alles so geplant?“, ich schniefe einmal laut, doch ich will Sasuke nicht so davon kommen lassen. Er soll sehen, was er mir damit angetan hat.
 

„Wovon sprichst du?“, unwissend schaut er mich an; ich spüre seinen Blick, aber er kann mich nicht täuschen; nicht mehr.
 

„Wovon ich spreche? Vielleicht von eurem tollen großen Plan, mich seelisch völlig fertig zu machen; mir mit voller Wucht nicht nur beinahe mein komplettes Leben zu zerstören, indem ihr mich beinahe gelähmt hättet, sondern mich auch noch innerlich so fertig machen, dass ich vielleicht sogar Selbstmord begehe? Ist das euer Ziel? Ist es das, was ihr wollt? Mich von dieser Erde tilgen?“, ich atme hektisch ein und aus.
 

Sasuke schweigt weiterhin. Schön.

„Aber weißt du was, Sasuke? Da muss ich euch enttäuschen. Selbst wenn ihr mich so sehr hasst, obwohl ich euch nie etwas getan habe, werde ich euch nicht den Gefallen tun und Selbstmord begehen – dafür ist mir meine Familie und die Erinnerung an meinen Vater viel zu wertvoll“, die Tränen quillen langsam hervor, doch dieses Mal ist es mir egal; soll er sehen, welchen Schmerz er Leuten damit antut.
 

„Wovon redest du?“, wieder dieser fragende Blick. Wieder diese Unschuld in seiner Stimme, die mich glauben lassen will, dass ich mich vielleicht doch geirrt habe.

„Ich meinte eigentlich, dass ich nicht mehr nur unsere Freundschaft will. Ich wollte dir sagen, dass sich meine Gefühle verändert haben; du mich verändert hast. Ich wollte dir sagen, dass ich mich in dich verliebt habe, dein Lächeln liebe, mein Herz anfängt zu rasen, wenn ich auch nur an dich denke, dass ich dich fragen wollte, ob ich mir all die Anzeichen, dass du genauso fühlst wie ich, nicht nur eingebildet habe ...“, endet Sasuke und sieht mir direkt in die Augen.
 

Kann ich ihm glauben?

Seine Augen glänzen, strahlen etwas aus, dass ich noch nie zuvor bei jemanden sehen konnte; bei ihm sehen konnte.

„Wirklich?“

Sasuke nickt.

„Ja, Naruto, wirklich“, er greift nach meiner Hand und führt sie zu seinem Mund.

Einen kurzen Augenblick zögert er, doch dann haucht er mir einen Kuss darauf und mein Herz macht einen Aussetzer, nur um doppelt so schnell weiter zu schlagen.

Schmetterlinge fliegen in meinem Bauch umher und ich kann einfach nicht begreifen, was hier gerade geschieht.
 

„Ich habe mich in dich verliebt, Naruto“, wiederholt Sasuke und meine Gedanken fahren Achterbahn.

„I … ich …“, stammle ich vor mich hin und ein amüsiertes Kichern verlässt Sasukes Lippen.

Röte überzieht meine Wangen und ich schmolle.

„Nicht schmollen, Naruto. Lächle lieber, dass steht dir viel besser“, mit diesen Worten beugt Sasuke sich zu mir und verschließt seine Lippen mit den meinen.
 

Ich bin total überrumpelt und ehe ich irgendwie reagieren kann, löst er diesen unschuldigen Kuss wieder.

Gefühle überschlagen sich, mehrere Schauer lassen mich frösteln, Hitze steigt in meinen Wangen auf und meine Gedanken sind wie weggeblasen.

„Glaubst du mir jetzt?“, fragt Sasuke und ich kann nichts weiter tun, als zu nicken.

Er würde mich doch niemals küssen, wenn es ihm nicht ernst wäre, oder?
 

„Gut, denn ich meinte jedes Wort, dass ich eben gesagt habe, vollkommen ernst“, überglücklich begreife ich endlich und kann nicht anders, als Sasuke in die Arme zu fallen und meine Nase fest an seinen Hals zu pressen, sodass ich seinen wundervollen Duft tiefer in mich einsaugen kann.

Etwas überrumpelt dauert es einige Sekunden, ehe Sasuke seine Arme um mich legt und mich fester an sich drückt.
 

Aufgeregt schlägt mein Herz nahezu Purzelbäume.

„Du hast dich nicht geirrt. Ich ...“, es ist mir etwas unangenehm, doch ich bin Sasuke eine Liebeserklärung, wenn auch nur eine kleine, schuldig.

„Ich … ich habe mich schon seit langem in dich verliebt“, nuschle ich und presse mich noch etwas näher an Sasuke, als dieser versucht, mich von sich zu schieben.
 

„Naruto, sieh mich an“, bittet er und sein heißer Atem kitzelt an meinem Ohr.

Stockend komme ich seiner Aufforderung nach und sehe wahrscheinlich mit hochrotem Kopf in sein Gesicht.

Ein unsagbar schönes Lächeln legt sich auf seine Lippen und ich kann nicht anders, als auch zu lächeln.
 

„Na siehst du, so gefällt mir das schon gleich viel mehr. Dein Lächeln ist tausendmal schöner“, wenn es möglich ist, erröte ich vermutlich noch ein Stückchen mehr und kratze mir verlegen im Nacken.

„Küss mich“, fordert Sasuke und stupst seine Nase an meine.

Dann lege ich vorsichtig meine Lippen auf seine und sofort keuche ich erschrocken auf, als ich seine Zunge spüre …
 


 


 


 

O.W.A.R.I
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und das ist das Ende des ersten Kapitels :)

Ich hoffe, es hat euch gefallen, auch wenn es so scheint, als würde es mehr eine Art Lückenfüller sein, doch jede der gegebenen Informationen sind wichtig, um die Persönlichkeit Narutos besser verstehen zu können; sein Umfeld so wahrnehmen zu können, wie er es tut :)

Wie schon im Vorwort angemerkt, sind alle Kapitel geschrieben und werden in einem einwöchigen Rhytmus von mir hochgeladen, sofern ich nächste Woche wieder rechtzeitig aus dem Krankenhaus entlassen werde. Ansonsten kommt das zweite Kapitel erst um den 21.10. raus.

Bis dahin wünsche ich allen noch schöne Rest-Herbstferien ;3
Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das meine Lieben, war das zweite Kapitel :D

Ich hoffe, es hat euch gefallen :)
Wie schon im Vorwort erwähnt sind zwei Specials geplant.
Das erste Special folgt nach diesem Kapitel.
Vorab möchte ich erwähnen, dass es zwei bis drei Wochen dauern kann, bis das nächste
Kapitel hochgeladen wird, weil eben nicht nur die OP dazwischen kommt,
sondern auch noch die Bänder losgehen ; sprich: in allen Fächern schreiben wir ab Mitte
November Klausuren und die möchte ich unter keinen Umständen vergeigen :)

Also, bis zum nächsten Kapitel :)
Ich werd' jetzt erst Mal ein bisschen Pokémon weiter zocken ;D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Puh geschafft :D

Das, meine Lieben, war das "letzte" Kapitel.
Ich hatte wirklich viel Spaß am Schreiben und mir liegt das Thema Mobbing in der Schule
schon seit langem auf dem Herzen, sodass ich endlich mal etwas darüber schreiben musste!
Ich hoffe, euch hat die Geschichte gefallen, die Charaktere (auch wenn sie vielleicht ein kleines bisschen OOC sind) und die Umsetzung gefallen :)

Inspiration habe ich durch mehrere kleinere Erfahrungen meinerseits bekommen und durch einige
andere gut umgesetzte Geschichten hier auf Animexx :)
Als kleine Zugabe kommen in den nächsten Wochen noch zwei Special-Kapitel, die aus Sasukes Sicht
geschrieben sind.
Außerdem kommt natürlich auch Narutos Geburtstag im zweiten Special vor, den ich absichtlich hier in diesem Kapitel ausgelassen habe ;D

Also freut euch und seid gespannt :3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von:  Ayano_-chan
2015-07-16T18:39:17+00:00 16.07.2015 20:39
Heey ich hab damals deine FF schon geliebt und warte sehnsüchtig auf die Special
Kommen sie noch? Bitte! Ich muss jedes Mal weinen und zittern wenn ich das lese und du hast mich selbst zu einer meiner besten Geschichten hiermit inspiriert.
Ich würde mich riesig über die Specials freuen

Lg
Von:  KazumiMisaki
2015-02-02T11:35:56+00:00 02.02.2015 12:35
Sehr schöne Umsetzung deiner Idee....
Von:  19Yuki87
2015-01-19T18:01:47+00:00 19.01.2015 19:01
super süß^^
Von:  Yuma-chan
2014-11-11T21:45:43+00:00 11.11.2014 22:45
So süß! *-*
Von:  Kyuubi44
2014-02-05T19:03:08+00:00 05.02.2014 20:03
richtig geil
Von:  solty004
2013-11-19T13:13:11+00:00 19.11.2013 14:13
Hey,
es war das passende ende für deine Story.

Es war schön zu lesen das Sasuke Naruto weiter hin Nachhilfe gibt obwohl Naruto den ganzen Stoff wieder drinnen war. Es ist auch schön dass Sasuke dann jeden Tag kam nicht nur um zu Lehren sonder auch etwas um zu Zocken. Doch wie sich raus stellte war es nicht nur diese Gründe in diesen Wochen wo Sasuke mit Naruto verbracht hat sich nur bei den blonden die Gefühle Strecker entwickelt sondern bei dem schwarz Haarigen sind sie auch gewachsen

Es war schön zu lesen das Sasuke Naruto Gefühls Ausbrüche richtig deuten konnte und sie auch erwidert! Er hätte es auch gegen ihn verwenden können um ihn mehr bloß zu stellen wie er es früher getan hatte. Aber er hat sich zu seinem positiven verändert in den Wochen die er mit Naruto verbracht hat.

Es ist auch schön das er Naruto`s sorgen im Keim erstickt hat wen sie wieder in der Schule sind. Das seine Befürchtungen umsonst ist das er nie wieder allein ist weder in der Schule noch sonst wo, den er ist jetzt bei ihm. Dass sie nicht nur Freund sind sondern und dabei seine Gefühle für ihn gestand.
Es machte ihn auch sehr glücklich das Naruto sie erwidert.

Ich kann es kaum erwarten deine zwei Special-Kapitel zu lesen!

Freu mich schon auf das nächste Kapitel von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty



Von:  Shanti
2013-11-18T20:55:50+00:00 18.11.2013 21:55
Abenddddd

Omg omg omg was eine super schöne ff xD
Die war richtig top xD


Lg

Shanti
Von: abgemeldet
2013-11-18T17:49:49+00:00 18.11.2013 18:49
sehr schönes kapitel
lg kai
Von:  solty004
2013-11-04T14:31:02+00:00 04.11.2013 15:31
Hey,
sorry das ich erst jetzt ein Komit schreibe.
Bin froh das Naruto nicht schlimmeres passiert ist. Doch war es schlimm genug dass er zwei Wochen im Koma gelegen ist. Kann die sorge seiner Familie verstehen die sie in der Zeit hatten.

Aber die Begegnung mit Sasuke nach seiner Therapie die Angst wo wer verspürte ist auch nach voll zieh bar und das sich sein Bruder versucht ihn zu schützen.
Doch ist es verständlich das er nicht mit Shin reden weil sondern mit Naruto, den es geht ja um ihn und dessen aufgaben. Er bringt ja Naruto die Aufgaben im Auftrag von ihrem Sense und das er ihm helfen solle dabei, das er sie leichter versteht.

Doch ich vermute dass er nicht nur Naruto hilft weil es ihm ihr Sense aufgetragen hat.
Ich habe auch den Verdacht dass er es aus eigen antrieb macht das verraten seine Gesten Naruto gegenüber. Was der Grund ist wird sich noch raus stellen ob es Gefühle sind welcher Art auch immer.

Freu mich schon auf ein neues Kapitel von ihr für mein Kopf Kino.

LG Solty


Von:  Shanti
2013-10-28T21:36:35+00:00 28.10.2013 22:36
Abendddd

Bei so einer tollen ff wartet man doch gerne xD
Ich bin froh zu lesen das Naruto keine bleibenden schäden davon trägt echt jetzt xD
Weiter so

Lg
Shanti


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