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Quand je suis lá, je suis sans soucis

Wenn ich dort bin, bin ich ohne Sorge
von

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~Der Thronfolger~

~Der Thronfolger~
 

Es war der 24. Januar im Jahre 1712...
 

Wie im wilden Galopp trieb ich meinen Hengst zu Eile. Es war tiefster Winter und mich hatte eine Nachricht aus dem Berliner Stadtschloss zu dieser Eile getrieben. Der König Friedrich Wilhelm-

oder wie ihn das Volk noch zu Lebzeiten schon immer nannte „Der Soldatenkönig“, hatte mir diese Nachricht zukommen lassen. Er erwarte meine Gegenwart. Pff. Als hätte er sie jemals vorher verlangt.

Für ihn war ich doch nicht mehr als einer seiner „Langen Kerls“. Und das, obwohl ich weitaus mehr bin, als nur dies. Allerdings- so war ich zu kostbar um als gewöhnliches Kanonenfutter zu enden. Auch wenn der Unterhalt für solche Leute dem König eine Menge kostete. Aber dies schien er billigend in Kauf zu nehmen. Obwohl er eine eiserne Sparpolitik führte. Für dieses -seine Soldaten- schien er ja immer genügend Geld übrig zu haben.

Ich, Gilbert Beilschmidt, der Repräsentant des großartigen Königreichs Preußen und Verfasser dieser Memoiren, konnte nicht wie einfache Menschen sterben. Doch später mehr zu meinem großartigen selbst.

Mein Pferd schnaubte wild als es durch den Winterwald Richtung Berlin raste. Sein heißer Atem stob an mir vorbei. Der Königliche Befehl drängte zur Eile, doch mich selbst nicht. In dem Schreiben erwähnte mein König die Niederkunft seiner Frau. Die Ehefrau des Königs erwarte ihr viertes Kind. Doch bisher hatte nur eines länger als 2 Jahre gelebt. Die Söhne, die seine Frau ihm geschenkt

hatte, waren schon als Kleinkinder gestorben. Nur das zweite Kind, Wilhelmine von Preußen, war dem Herrscher durch Gottes Gnaden geschenkt worden. Ein hübsches Mädchen, doch für die Thronfolge nicht vorgesehen. Sie müsste nun um die 2 oder 3 Jahre alt sein.

Dieses Mal steckte der König hohe Erwartungen an seine Frau. Er erwartete endlich einen starken Sohn, der ihm auf dem preußischen Thron folgen sollte. Sollte es ein Junge sein, der stark genug war, würde dieser der Kronprinz werden, sollte es ein Mädchen sein... tja eine weitere Familie die man an Preußen binden könnte. Friedrich- Wilhelm war ein Mann seiner Zeit. Er glaubte, dass Frauen keine Länder regieren könnten. Doch hatte nicht eben dies vor über 100 Jahren England mit seiner Elisabeth nicht bewiesen? Nach ihr war ja auch ein Zeitalter benannt worden. Nun, Friedrich – Wilhelm war nun mal sehr traditionsbewusst.

Und doch... ich selbst war auch neugierig. Und gerade deswegen trieb ich meinen Hengst zur Eile. Der Weg zum Berliner Stadtschloss in der Mitte der Stadt war nicht mehr weit als ich die Tore der Stadt erreichte und ich ließ das arme Pferd langsamer laufen. Berlin war zu dieser Zeit ein eher kleines Städtchen. Nichts im Vergleich zu Königsberg im östlichen Preußen. Die wenigen Leute auf den Straßen schienen auch sehr angespannt zu sein. So eine Neuigkeit sprich sich herum. In der Ferne konnte ich das Schloss schon erkennen. Ich klopfte meinem Pferd auf den Hals und lobte ihn für sein schnelles Tempo. Vor dem Eingangsportal erwarteten mich schon einige Diener. Sie nahmen die Zügel meines Pferdes.

Ich sprang vom Sattel des Tieres und ein Bediensteter nahm sich dessen an.

„Geb dem Pferd eine Schaufel extra Hafer.“ Sagte ich ihm noch zu als ich meinen Reisemantel abnahm und ihm einen weiteren Diener gab.

Der Haushofmeister kam mir entgegen, verneigte sich leicht und sah dann in meine rubinroten Augen. „My Lord, ihre Hoheit erwartet Sie in seinem Studierzimmer.“, begrüßte er mich und führte mich nach oben.

Studierzimmer war ein schmeichelhafter Begriff für das was der König sein Regierungszimmer nannte. Von weit her hörte ich Mägde aufgeregt mit Handtüchern hin und herlaufen. Als ich ihren Weg kreuzte, verneigten sie sich kurz und liefen schnell weiter.

„Ist das Kind noch nicht da?“ fragte ich den Haushofmeister, der mich eiligen Schrittes zu seinem und meinem Herren brachte. „Nein“, antwortete er geflissentlich. „Ihre Majestät, die Frau Königin liegt schon seit heute Morgen darnieder.“ Ich sah nach draußen. Es wurde

schon dunkel. Nun zu dieser Jahreszeit wurde es schon früh dunkel aber schon so lange in den Wehen zu liegen nahm ich jetzt einfach mal als gutes Zeichen. Große Ahnung vom Kinder kriegen habe ich nicht. Der Haushofmeister öffnete die letzte Tür und ließ mich eintreten. Er ließ ihm noch verkünden, das ich eingetroffen war und schloss die Tür hinter mir.

Dort stand er: der mächtigste Mann dieses Königreichs. König Friedrich Wilhelm in Preußen. Wenn ich bedenke wie er als Kind aussah und in mit dem Bild verglich das ich jetzt sah, musste ich sagen, das er ordentlich an Gewicht zugenommen hatte. Vor allem um den Bauch.

Für wahr, der König war kein Verkoster guter Speisen. Auch dem Bier war er nicht abgeneigt. Deftige Speisen wie Schwein, Wild oder Rind waren seine Welt. Und das Rauchen. Gott sei Dank war nicht der Verfall der Sterblichen mein eigenes Schicksal.

Er nickte mir kurz zu, als ich vor ihm auf die Knie ging und kurz. „Eure Majestät...“, murmelte. Er bedeutete mir, aufzustehen. Ich tat ebendies und sah dem beleibten Mann an.

„Gut, dass Ihr so schnell kommen konntet.“ Begrüßte er mich. Schnell war eher eine Floskel. Bevor mich der Brief erreicht hatte, hatte er ja auch den gleichen Weg zurücklegen müssen, wie ich ihn jetzt. Und ich war kurz nachdem ich ihn erhalten hatte, los geritten. Das war gegen Mittag gewesen.

„Nach eurem Brief blieb mir ja nichts anderes übrig als der Geburt eures Kindes beizuwohnen.“ Entgegnete ich und lächelte. Da klopfte es an der Tür und der König ließ den wartenden eintreten. Kam ich gerade zur rechten Zeit an? Mein Herz schlug für einen kurzen Moment höher.

Nein. Es war nur ein Soldat, der dem Herrscher eine neue Art von Gewehr zeigen wollte. Eine ziemlich lange Flinte. Der Soldat erklärte, dass es eine neue Art des Vorderladers war. Eine präzisere Waffe zur Wahrung des herrschenden Friedens.

Praktisch, wie ich und auch der König fanden. Friedrich Wilhelm war der

Soldatenkönig, aber auch ein König des Friedens. Er ließ ein Fenster öffnen und feuerte den ersten Schuss. Es knallte laut, doch schien er nichts getroffen zu haben. Der gab das Gewehr wieder dem Soldaten mit dem Ergebnis, dass er sehr zufrieden damit schien. Der Soldat verließ wieder den Raum und ließ mich mit dem König und einigen Bediensteten zurück im Raum.

Lange herrschte betretendes Schweigen. Bis ich mich räusperte. „Wisst ihr schon wie ihr euer Kind nennen wollt?“ fragte ich und

Friedrich Wilhelm sah mich an. Seine zum Gesicht verglichenen kleinen Augen taxierten mich ernst.

„Friedrich natürlich, sollte es ein Knabe sein.“ Erwiderte er. Und wenn es

ein Mädchen wird? Fragte ich mich insgeheim.

Doch da klopfte es erneut an der Tür. Wieder rief Friedrich Wilhelm sie mögen eintreten und kurz darauf kamen eine Magd und der Haushofmeister herein. Der verneigte sich kurz. In den Armen der Magd lag ein kleines, weißes Stoffbündel. Es bewegte sich sacht darin. Ich musste unwillkürlich schlucken. Ein winziges Baby, mit leicht verschrumpelten Gesicht, lugte unter den Stoffen hervor.

„Eure Majestät: der Kronprinz.“ Rief der Haushofmeister aus. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer. Es war ein Junge! Er musste nur gesund und stark sein. Schnell sandte ich ein Stoßgebet gen Himmel.

Friedrich Wilhelm ging zu der Magd die das Baby in den Armen hielt und besah sich seinen neugeborenen Sohn. Er streichelte kurz die Wange des kleinen und lächelte ein kurzes, für meinen Geschmack etwas liebloses Lächeln. Und doch war dies für seine Verhältnisse ein Ausbund an Freude.

„Schön. Er wird Friedrich heißen. Damit er nach dem Vater kommt.“ Sagte er zur Magd und dem Haushofmeister. Der Knabe schrie leise auf, verstummte aber gleich wieder.

Langsam näherte ich mich dem Kind und besah es mir. Es sah kräftig aus. Etwas zart vielleicht, aber stark genug um diesen Winter zu überstehen. Es hatte die Augen geschlossen und klammerte sich still in den Stoff in den des gewickelt war. Ich lächelte. Herzlicher als der König. Obwohl ich schon viele Kinder gesehen hatte, die Könige oder Adlige waren und später auf dem Schlachtfeld oder im Bette gestorben waren. Eine Geburt war immer etwas großartiges.

„Bringe er ihn wieder wenn er exerzieren kann.“ Sagte er zu seinem Bediensteten. Ich schluckte. Mein Hochgefühl sank so schnell,wie es eben aufgeflammt war. Nun, mit Säuglingen konnte er eben nichts anfangen. Marschieren können sie eben nicht, solange sind sie, für einen Mann wie ihn, wertlos. Keine Spur von einem liebevollem Vater...

Die Magd machte einen Knicks und wollte gerade hinaus gehen als der König sie zurückrief. Er nahm eine sternförmige Brosche von seinem Tisch, die Friedrich von nun an als Kronprinzen identifizieren sollte und legte es auf die Stofflagen.

„Damit er gleich weiß wofür er bestimmt ist.“ Da ging die junge Frau wieder.

Kaum waren der Säugling und die Magd gegangen, da fragte der frischgebackene Vater auch schon wo sie stehen geblieben seien. Eine kurze Regung von Stolz hatte ihn

durchfahren, seine Dynastie war gesichert. Mehr interessierte ihn zurzeit nicht.

Bei den Gewehren, da waren sie unterbrochen worden.

Ich seufze leise. Für mich war nun alles getan. Ich hatte den Erben des Preußischen Throns gesehen und würde dies nun den anderen Repräsentanten kundtun müssen.

„Euer Majestät...“ ich verneigte mich ein letztes Mal vorm König und ging dann wieder hinaus. Es war schwer unter solchen Monarchen zu leben. Ich hoffte nur inständig, dass dieser Knabe nicht so wie der Vater werden würde. Ich verließ das Schloss und ritt mit einem frischen Pferd wieder los in die Nacht.

Dort bleiben wollte ich nicht, nicht bei diesem König.

Dieser Junge... wenn ich damals gewusst hätte wie sehr sein Schicksal sich mit dem meinen verstricken würde...

Meine Gedanken schwirrten noch eine geraume Zeit um dieses kleine Wesen in den Tüchern. Friedrich II. in Preußen würde er heißen, solle er das Mannesalter erreichen.

Im leichten Trab verließ ich das Schloss und ritt zurück, dort hin, von wo mich der König abbeordert hatte. Zu meinem kleinen Bruder, der nun allein in dem großen Haus Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation auf mich wartete. Ein letzter seufzer und ich verließ Berlin in der Hoffnung, den kleinen Friedrich eines Tages auf dem preußischen Thron wiederzusehen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich habe mich dazu entschlossen, endlich an dieser Fanfiction weiterzuschreiben. Auch werde ich die bisherigen Kapitel überarbeiten und hier und da ausbesserungen durchführen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  kawaii_kamy
2017-03-22T00:36:16+00:00 22.03.2017 01:36
Ich finde den Anfang vielversprechend und gut geschrieben, auch wenn ich persönlich mit der Ich-form nicht so viel anfangen kann. Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht,deswegen lese ich gleich mal das nächste Kap!
Ach und ich finde es toll das du dich auf tatsächliche Historische Einzelheiten stützt! Das ist schwierig, wenn man erstmal recherchieren muss und nicht gleich drauf los schreiben kann. Ich mag auch die Kleinigkeiten auf die du achtest. Zum Beispiel das Gilbert will das sein Pferd mehr essen bekommt. Er ist ein guter Kerl!
Antwort von:  Julchen-Beilschmidt
22.03.2017 05:32
Danke für deinen Kommentar. Es freut mich, das dir meine FF gefällt. Leider komme ich in letzter Zeit nicht dazu, neue zu verfassen. Ich muss mich wirklich mal wieder hinsetzen und schreiben ^^"
Von:  MinYoyo
2014-01-13T17:35:17+00:00 13.01.2014 18:35
Oh cool. Die fanfic ist der hammer !!!
Mir gefällt auch dein Schreibstil. Richtig gut.
Von:  Youmi-chan
2013-08-08T12:17:46+00:00 08.08.2013 14:17
Deine Fanfiction ist echt klasse geschrieben .Ich finde es toll ,dass du dich an historische Ereignisse hälst und das Leben von Friedrich dem 2. genauer beleuchtest ;hab mich auf Wikipedia auch schon etwas schlau gemacht und bin schonmal sehr gespannt auf die weitere Vater-Sohn Beziehung und welcher Rolle Gilbert dabei spielt.
Antwort von:  Julchen-Beilschmidt
08.08.2013 14:23
Vielen Dank^^
ich freu mich das es dir bisher gefällt.


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