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Heroines of War

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich lebe noch! :D Komplett anzeigen

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Ein glücklicher Fund

Am nächsten morgen stand Ellen im Licht des Sonnenaufgangs neben dem großen Mako, welcher in der Mitte der Kolonie stand, und überprüfte, ob ihr Sturmgewehr funktionstüchtig war. An ihrem ersten Tag im Einsatz würde sie zusammen mit Lieutenant Moskov ein paar Forscher zu den prothanischen Ruinen begleiten, und Mike Chimney hatte sie davor gewarnt, dass manchmal wilde Tiere wie Varren angriffen.

Nach und nach kamen eine handvoll Forscher und stiegen in das gepanzerte Fahrzeug, und schließlich trat der Lieutenant neben Ellen.

„Webber“, grüßte er sie nickend, als sie salutierte.

„Passen sie auf, dass ihr neuer Gorilla in den Ruinen nichts anstellt, Moskov“, sagte eine schneidende Stimme hinter ihnen. Ellen wandte sich um und einen dunkelblond haarigen Mann, der sie finster aus den Augen hinter seiner Brille anstarrte.

Der Lieutenant seufzte. „Hallo, Claudius.“

„Für sie immer noch Doktor Masterson.“

„Dann sollten sie mich auch mit meinem Dienstrang ansprechen. Webber, dass hier ist DOKTOR Claudius Masterson, der Forschungsvorsteher dieser Kolonie.“

Unsicher, was sie tun sollte, hielt Ellen ihm unsicher eine Hand hin. Es war ein Zeichen der Höflichkeit, auch wenn es ihr etwas widerstrebte, weil er sie gerade offenkundig beleidigt hatte. Doch der Wissenschaftler ignorierte die Geste und ging zum Mako. Moskov klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter.

„Machen Sie sich nichts draus, er hat einfach etwas gegen Marines, obwohl wir hier sind, um auch seinen Hintern zu schützen.“

Da ihr Doktor Masterson sehr unsympathisch erschien, widerstrebte Ellen die Vorstellung, in einem Notfall für ihn ihren Hals zu riskieren, auch wenn sie keine andere Wahl haben würde. Doch diese Bedenken äußerte sie gegenüber dem Lieutenant nicht.

Moskov kletterte auf den Mako und ließ sich durch eine Luke hinein gleiten, was Ellen ihm gleichtat. Das Innere des Fahrzeugs erinnerte sie ein wenig an den Aufbau eine Shuttles. Im hinteren Raum gab es an jeder Wand jeweils eine Sitzreihe, und vorne waren zwei Sitze für die Fahrer. Außerdem waren hier und da kleine Monitore, die verschiedene Werte anzeigten. Ellen musste sich leicht ducken, denn selbst sie konnte hier nicht gerade stehen, ohne sich den Kopf anzustoßen, und setzte sich nach vorne neben ihrem Lieutenant.

„Schnallt euch an, es geht los“, rief er nach hinten, startete den Motor und fuhr durch das breite Tor aus der Kolonie raus. Dahinter lag ein sandiger Platz, welcher in eine Schneise durch den vor ihnen liegenden dichten Urwald führte. Der Lieutenant beschleunigte das Fahrzeug und sie sausten über den holprigen Weg. Ellen wurde trotz der Dämpfung des Makos sehr durchgeschüttelt, denn ihr Vorgesetzter hatte einen schrecklichen Fahrstil. Anstatt den ersten Blick auf Galateas Natur zu genießen und zu bestaunen, krallte sie sich verzweifelt in ihrem Sitz fest und hoffte, dass sie nicht weit fahren würden. Ihre Gebete wurden jedoch nicht erhört, denn es dauerte fast eine halbe Stunde, bis sie schließlich anhielten. Als er den Motor ausgeschaltet hatte, wandte sich der Lieutenant grinsend zu Ellen.

„Sie sind etwas blass um die Nase, Corporal.“

Ellen lächelte nur schwach und erhob sich aus ihrem Sitz. Nach der rasanten Fahrt brauchte sie frische Luft. Sie kletterte nach den Forschern aus der Luke heraus und als sie oben auf dem Mako stand, sah sie sich um. Sie befanden sich vor einem hohen Berghang, welchen man durch eine breites Tor betreten konnte. Neugierig sprang Ellen vom Fahrzeug herunter und trat näher an den Eingang heran. Doktor Claudius betätigte einen Schalter und sirrend glitt das Tor nach oben und entblößte die Dunkelheit dahinter. Die Wissenschaftler schalteten Taschenlampen an, was Ellen ihnen gleichtat, und sie betraten das Innere der Ruine. Durch das Licht der kleinen Lampen ließ sich nicht viel erkennen, doch jemand schaltete einen Generator ein und überall um sie herum wurde der Raum plötzlich von vielen Strahlern erleuchtet. Erstaunt sah Ellen sich um. Sie befanden sich in einem weitläufigen Raum, welcher von Säulen durchzogen war. Hier und da standen eine Art Pulte, welche vielleicht einst Arbeitsterminals gewesen waren. Neben der großen Kammer schien es noch weitere Räume zu geben, in welche die Forscher aufgeregt strömten.

„Sehen Sie sich ruhig ein wenig um, wenn Sie möchten“, sagte Moskov, welcher plötzlich neben ihr aufgetaucht war.

Ellen nickte und wanderte durch die Räume, in welchen unterschiedlichsten Aufgaben nachgegangen wurde. Zwei Männer waren eifrig damit beschäftigt, ein Arbeitsterminal irgendwie zum Laufen zu bringen. Sie sah ihnen ein wenig dabei zu, wie sie aufgeregt diskutierten, dann ging sie weiter und betrat eine kleine Kammer, in welcher offenbar eine Reihe Artefakte gelagert worden waren, welche von einer drahtigen Frau betrachtet wurden. Sie murmelte irgendetwas in ein Aufnahmegerät, und Ellen wollte sie vorsichtig nach ein paar der Gegenstände fragen, als das Gespräch von zwei Männern lauter und schroffer wurde.

„Nein, wir sind hier fertig, Doktor Rubens!“, sagte Claudius entnervt. „Hier gibt es nichts mehr zu finden. Maximal zwei oder drei Tage, dann geht es weiter.“

Sein Gegenüber erwiderte: „Nein, ich bin mir ganz sicher, dass das hier die Anlage ist, nach der wir suchen. Geben Sie uns nur noch mehr Zeit. Wir können hier Hinweise darauf finden, warum die Protheaner verschwunden sind, das habe ich im Gefühl!“

Claudius lachte hämisch. „Seit wann denkt ein Forscher so irrational und hört auf ein Gefühl?“

„Aber in einer von Dr. T'Sonis Abhandlungen stand etwas in einer Randnotiz -“

„Kommen Sie mir jetzt nicht mit den Theorien von dieser Asari!“, fauchte Doktor Masterson und schlug Ruben das Datenpad aus der Hand, welcher Claudius daraufhin an den Schulten packte. Es entstand ein wildes Gerangel zwischen den Wissenschaftlern. Ellen sah unsicher zu Lieutenant Moskov, doch dieser betrachtete das ganze mit offensichtlicher Belustigung, weshalb sie beschloss, selbst einzugreifen, bevor sich die beiden Männer noch gegenseitig verletzten. Sie trat vor und wollte sich zwischen sie drängen, doch ein Arm stieß sie hart zur Seite und Ellen prallte gegen eine Wand, welche plötzlich ein summendes Geräusch von sich gab und nach oben glitt. Überrascht fiel Ellen ins Leere und landete auf ihrem Hintern. Das brachte die beiden Forscher dazu, ihre Kabbelei zu beenden, und mit offenen Mündern starrten sie die Tür an, die sich gerade in der Wand aufgetan hatte. Als Ellen sich aufgerappelt hatte, drehte sie sich einmal herum und entdeckte eine kleine Schalttafel an einer Wand. Anscheinend hatte sie versehentlich einen versteckten Mechanismus aktiviert und war in einer Art Fahrstuhl gelandet, danach sah es zumindest aus.

„Webber“, keuchte Doktor Masterson verdattert. „Was haben Sie getan?“

Ruben trat vor und betrachtete die kleine Kammer sachkundig. „Sie sind ein Genie, Webber. Es war wahrscheinlich nur ein Versehen, aber Sie haben den Zugang gefunden, den wir schon seit einem Monat suchen“, sagte er sichtlich beeindruckt. Ellen trat aus dem Fahrstuhl heraus und bemerkte, dass sich die anderen Forscher und Lieutenant Moskov zu ihnen gesellt hatten und mit offenen Mündern die Entdeckung anstarrten.

„Glauben Sie, dass das Ding noch läuft?“, fragte er Doktor Ruben. Dieser nickte.

„Ich denke schon. Wir müssten vielleicht einen kleinen Generator anschließen, aber dann müsste es klappen.“

Er verschwand kurz und kehrte mit einem kleinen, tragbaren Gerät zurück, welches er an eine Steuertafel anschloss. Wenig später leuchtete sie auf und der Doktor nickte zufrieden.

Moskov ging in die kleine Kammer hinein. „Dann sehen wir uns die unteren Geschosse mal an.“

Eifrig zwängten sich alle Wissenschaftler und die beiden Marines in den Fahrstuhl und Doktor Masterson aktivierte die Steuerung. Nachdem die Türen sich geschlossen hatten, glitten sie sanft nach unten. Aufgeregt rätselten die Forscher darüber, was sie unten genau erwarten würde, doch als sie schließlich eine untere Ebene erreichten, waren sie sofort still. Hinter der Tür lag ein großer, langer Raum mit mehreren abzweigenden Gängen. Das Licht ihrer Taschenlampen fiel auf einen schmalen, hohen Turm in der Mitte, welcher Ellen ein wenig an eine übergroße Antenne erinnerte.

„Ist das -?“, keuchte Doktor Ruben. Claudius trat vor und sah sich das Ding aus der Nähe an.

„Ich glaube ja. Es ähnelt den Beschreibungen, die ich von Eden Prime bekommen habe.“

Ellen fragte neugierig: „Was ist es?“

„Ein protheanischer Sender. Damit haben sie früher Informationen übermittelt. Dieser Fund ist wirklich unglaublich!“, antwortete ein Forscher enthusiastisch und gesellte sich zu Claudius, was ihm die anderen Wissenschaftler gleichtaten.

Ellen wanderte durch den Raum. Auf dem Boden lag eine Schicht aus Staub und Sand, welche unter ihren Stiefeln knirschte. Das war das einzige Geräusch in ihrer Umgebung, wenn man von den wilden Gesprächen der Forscher absah. Es kam Ellen fast zu ruhig vor, obwohl dieser Ort seit fünfzigtausend Jahren verlassen war und deshalb natürlich kein Leben mehr beherbergte. Sie schob ihre Paranoia darauf, dass sie sich in dunklen und stillen Räumen nie wohl fühlte. Mit dem Licht an ihrem Sturmgewehr leuchtete sie in ein paar der Gänge hinein, konnte jedoch nicht erahnen, was dahinter liegen mochte.

Als sie eine Runde durch den Raum geschritten war, besprach Doktor Masterson sich gerade mit dem Lieutenant.

„Wir brauchen alle hier. Das werden sei auf keinen Fall verpassen wollen. Und möglichst viele Lichtquellen und Generatoren. Unsere Kapazitäten reichen nicht, um alles gleichzeitig beleuchten zu können, aber dann gehen wir Kammer für Kammer vor.“

Moskov nickte. „Ja. Ich lasse Webber die obere Ebene bewachen und werde zurück zur Kolonie fahren, um die benötigten Leute und die Ausrüstung zu transportieren. Vielleicht machen wir auch das Shuttle startklar.“

Er bemerkte Ellen, die sich gerade zu ihnen gesellt hatte, und bedeutete ihr, mitzukommen. Während sie nach oben fuhren, kratzte er sich nachdenklich am Kinn. „Das scheint eine ziemlich große Sache zu sein. Die da unten sind ja ganz aus dem Häuschen. Wer weiß, ob dieser Sender überhaupt noch funktioniert.“

Ellen fragte: „Was glauben Sie, wie groß die Anlage ist?“

Der Lieutenant zuckte mit den Achseln. „Ziemlich groß. Da wird Claudius noch Monate mit beschäftigt sein.“

Als sie oben ankamen, machte Moskov sich auf den Weg zur Kolonie, während Ellen am Eingang der Ruine stand und sich gegen einen Felsen lehnte. Den Rest des Tages wurden sowohl Ausrüstungsgegenstände als auch Forscher hin und her transportiert, was Ellen von ihrer Position aus beobachtete. Sie war ein wenig dankbar dafür, dass sie nicht noch einmal in die Tiefen der Ruinen musste. Es war ein sensationeller Fund und man konnte bestimmt einige interessante Sachen entdecken, aber sie fühlte sich in den Gewölben trotzdem unbehaglich.

Gegen Abend wurde sie von Corporal Chimney abgelöst. Die meisten der Forscher würden noch viele Stunden weiterarbeiten, weshalb zumindest ein oder zwei Marines noch bei ihnen bleiben mussten. Etwas erschöpft, obwohl sie heute kaum etwas getan hatte, fuhr sie bei der nächsten Tour des Makos mit zurück, wobei Gott sei Dank nicht der Lieutenant am Steuer saß.

Als Ellen in der Kolonie ankam, war das Abendessen schon beinahe vorbei. Hungrig nahm sie sich die letzten Reste und ging auf die Mauer, welche ihr Lager umgab, denn Alex hielt dort gerade Wache.

„El“, sagte diese grüßend, als sie ihre Freundin entdeckte. „Ich habe gehört, du hast die Entdeckung des Jahrhunderts gemacht.“

„Bin nur gegen einen etwas gestolpert“, erwiderte sie kauend. Sie tauschten sich kurz über die Geschehnisse des Tages aus, was bei Alex nicht sehr viel war, denn sie hatte die meiste Zeit nur hier oben gestanden und Löcher in die Luft gestarrt. Danach ließ Ellen sie wieder alleine, um unter die Dusche zu gehen. Durch die tropische Hitze schwitzte man viel in der Kampfpanzerung, weshalb sie sich Zeit dabei ließ, sich zu waschen, und danach beschloss sie, ins Bett zu gehen. Für den nächsten Morgen waren die Trainingskämpfe angesetzt, und da wollte sie fit sein.
 

Tags darauf machten sich fast alle Marines auf den Weg zu dem Übungsgefecht. Eigentlich hätten die Forscher aufhören sollen, ihrer Arbeit in den Ruinen nachzugehen, damit die Soldaten alle gemeinsam an dem Gefecht teilnehmen konnten, aber Claudius hatte Moskov überzeugen können, wenigstens zwei abzustellen, damit sie so kurz nach ihrer großen Entdeckung nicht pausieren mussten. Mit Zähneknirschen hatte der Lieutenant ihm zugestimmt, weshalb nun nur zehn Marines im Shuttle saßen. Moskov saß am Steuer, doch seine Flugkünste übertrafen Gott sei Dank seine Fähigkeiten mit dem Mako bei Weitem.

Sie landeten außerhalb des dichten Urwalds am Rande eines felsigen Plateaus. Aufgeregt sprang Ellen aus dem Shuttle und sah sich um. Die vielen größeren Steine würden ein wenig Deckung bieten, doch es gab auch viele freie Stellen, wenn man von dem einen oder anderen breiten Schützengraben absah, weshalb es zu einigen offenen Gefechten kommen würde.

„Kommt mal kurz zusammen“, rief Moskov den ausgestiegenen Marines zu und sie stellten sich in zwei Reihen vor ihm auf.

„Die meisten kennen das Spiel ja schon, ihr werde also nicht allzu viel erklären. Heute machen wir nur zwei Runden, weil wir nach der ersten woanders noch ein neues Kampffeld austesten werden. Wir werden hier in fünf Zweier – Teams gegeneinander antreten. Jede Gruppe hat einen eigenen Startpunkt, welcher auf der kleinen Karte in eurem Omni – Tool markiert ist. Webber und Zhao, ihr bildet das neue Team. Das Gefecht endet erst, wenn nur noch ein Team oder zumindest ein Mitglied davon übrig ist. Los geht’s!“

Ellen und Alex öffneten ihre Karten und entdeckten ihren Startpunkt ungefähr hundert Meter entfernt. Als sie an einem breiten Felsen mit einem leuchtenden X ankamen, überprüfte Ellen, ob ihre Waffe wirklich mit den Übungspatronen geladen war, und ob ihre Panzerung und der Helm richtig saßen.

„Team fünf bereit“, sagte sie danach. Ein Countdown erschien in ihrem Visier, und als der abgelaufen war, gingen sie und Alex mit gezückten Sturmgewehren um den Felsen herum. In ihrer unmittelbaren Umgebung schien kein weiterer Startpunkt gewesen zu sein, weshalb sie weiter vorangingen, stets darauf bedacht, immer im Deckungsschatten eines Hindernisses zu bleiben.

„Zeigen wir unseren neuen Freunden mal, was wir so auf dem Kasten haben“, frotzelte Alex über Funk.

Schüsse knallten dicht neben ihnen gegen einen Felsen. Erschrocken sah Ellen sich um und entdeckte nicht weit von ihnen zwei bullige Marines, die sie ins Visier nahmen. Während Team fünf das Feuer erwiderte, gingen sie rückwärts, um den Brocken hinter ihnen als Deckung zu benutzen. Da sie auf die Angreifer vor ihnen konzentriert waren, bemerkten sie erst, dass auch ein Team hinter ihnen war, als sie von mehreren Schüssen im Rücken getroffen wurden.

„Scheiße!“, brüllte Alex frustriert. Ellen tastete kurz über ihre Schulter und musterte dann die leuchtend grüne Farbe auf ihrem Handschuh. Sie ballte die Hand zu einer Faust und ließ ihr Sturmgewehr in die Halterung gleiten. Nach kaum fünf Minuten auszuscheiden hatte sie ganz und gar nicht erwartet. Während die beiden Gruppen hinter ihnen ein Feuergefecht austrugen, trotteten Ellen und Alex zurück zum Shuttle. Während sie darauf warteten, bis die Übung schließlich beendet und nur noch ein Team übrig war, sprach keine von ihnen ein Wort.

Als die Sieger - der Lieutenant und Willcott – eintrafen, setzten sich alle wieder in das Shuttle und Moskov flog ein Stück über dichten Urwald, bis er schließlich auf einer Lichtung landete und sie sich alle wieder gefechtsbereit machten.

„Webber und Zhao, ihr kennt das Prozedere ja bereits aus den ersten beiden Runden. Auf der Karte in eurem Omni – Tool ist euer Startplatz markiert. In spätestens vier Minuten müsstet ihr dort angekommen sein. Los geht’s“, sagte der Lieutenant und machte sich auf den Weg in den Wald. Schwatzend verteilten sich alle Marines nach und nach. Ellen öffnete ihr Omni – Tool und bemerkte eine leuchtende Markierung südlich von ihrer Position. Sie marschierte durch den dichten Urwald und erreichte tatsächlich wenige Minuten später einen Baum mit einer aufgesprühten, leuchtenden Zwölf.

„Seid ihr soweit?“, fragte Lieutenant Moskov über Funk.

Nacheinander melden sich die Marines zu Wort, bis Ellen schließlich als letzte an der Reihe war.

„Webber in Position.“

In Ellens Visier startete der Countdown. 3 … 2 … 1 … Los! Vorsichtig pirschte sie voran, ihr Sturmgewehr stets im Anschlag. Hin und wieder knackte ein Ast oder raschelten die Blätter, was sie jedes Mal herumfahren ließ. Doch sie war allein. Noch.

Da sie nicht wusste, wo sich der von ihrer Position aus nächste Startpunkt befand, ging sie wahllos in eine Richtung. Eine Zeit lang blieb es ruhig, doch plötzlich knallten dicht neben ihr Schüsse gegen einen Baum, und ohne sich umzudrehen setzte Ellen zu einem Sprint an. Wenn der Angreifer sie schon im Visier hatte, durfte sie nicht stehenbleiben, sonst würde sie sofort getroffen werden. Weil Ellen gerade einen kurzen Blick über ihre Schulter warf, bemerkte sie nicht, wie jemand vor ihr hinter einem Baum hervorsprang und sie mit einem gestellten Bein zu Fall brachte. Sie fiel auf den Bauch und warf sich hastig herum, doch da wurde sie bereits von zwei Farbkugeln in der Brust getroffen.

„Du bist raus, Webber“, knurrte der Marine über ihr. „Pass nächstes Mal besser auf.“ Der Mann stapfte davon und ließ sie zurück. Wütend stand Ellen auf und betrachtete die zwei großen Farbkleckse auf ihrem Brustpanzer. Sie ärgerte sich über sich selbst, weil sie so unachtsam gewesen und deshalb wahrscheinlich bereits als erste ausgeschieden war. Somit hatte sie keinen einzigen Abschuss erzielen können und würde heute Abend mit minus drei Punkten vermutlich an letzter Stelle in der Rangliste stehen. Während sie ihr Sturmgewehr in die entsprechende Halterung gleiten ließ, machte sie sich auf den Weg zum Treffpunkt am Shuttle. Etwas weiter links von ihr waren Schüsse zu hören, doch durch das Dickicht des Waldes konnte sie nichts erkennen.

Als sie sich schließlich mürrisch in die geöffnete Tür des Shuttles setzte, musste sie fünfzehn Minuten warten, bis der nächste Marine aus dem Wald stolperte. Nachdem er den Helm abgenommen hatte, meinte Ellen Private Harrison zu erkennen. Der kleinere, rothaarige Mann hatte einen großen Farbfleck an seiner rechten Schulter, welchen er missmutig begutachtete, während er auf sie zu kam.

„Webber“, sagte er grüßend. „Wann hat es dich denn erwischt?“

Ellen wollte sich keine Blöße geben, deswegen log sie. „Gerade eben erst.“

Jemand lachte. Ein weiterer Marine hatte sich von der anderen Seite der Lichtung bemerkt, weshalb sie ihn zuvor nicht bemerkt hatte.

„Von wegen. Ich habe Webber vor fast zwanzig Minuten ausgeschaltet“, lachte Private Silver. „Verdammt, das war mein einziger Abschuss in dieser Runde.“

Beschämt, weil sie bei ihrer kleinen Lüge erwischt worden war, starrte Ellen eingehend einen Schmutzfleck auf ihrem Stiefel an. Nach und nach kamen weitere Marines auf die Lichtung, und nach zehn Minuten kamen schließlich als letzte Lieutenant Moskov und Corporal Willcott lachend aus dem Urwald. Der Lieutenant hatte als einziger keinen einzigen Fleck auf seiner Panzerung.

„Lasst uns zurückfliegen, ich bin ziemlich hungrig“, sagte er und betrat als erster das Shuttle.

Private Danzer rief: „Freuen Sie sich nicht zu früh, Larry kocht das Essen.“

Daraufhin entfuhr einigen ein Stöhnen, Ellen eingeschlossen. Noch schlechter gelaunt als zuvor bereits ließ sie sich in einen Sitz fallen, und kurz darauf gesellte sich Alex zu ihr.

„Wie ist es bei dir gelaufen?“, fragte sie strahlend. Ellen schüttelte nur den Kopf. Sie nahm sich fest vor, beim nächsten Mal besser zu sein, koste es, was es wolle.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Dark777
2013-11-26T19:22:08+00:00 26.11.2013 20:22
Na sowas, ich dachte schon du wärst verloren gegangen ;-). Also erst einmal kommt mir die Stelle mit dem Mako vertraut vor. Meine Fahrkünste im Game hätten dich sicher zum Staunen gebracht ;-). Ich zumindest war jedesmal baff, wenn ich am Ziel ankam. Dieser Dr. Masterson scheint mir ein klitzekleines bisschen arrogant........er muss auch denken, sein Name sei Programm. Ellen's Entdeckung hat mich doch etwas überrascht, so viel Schwein hätte ich nicht mal ihr zugetraut. Der Fund der Ruine war ein Schlüsselmoment, jetzt heißt es nur noch warten was da auf einem zukommt. Dass Liara Erwähnung findet, ist klasse! Ich fühle mich jedes Mal als würde ich einen alten Bekannten wiedersehen, sobald ein Name der ME-Crew auftaucht :-). Etwas überrascht hat mich auch die herbe Niederlage von Ellen im Training. Es kommt realistischer rüber, wenn nicht alles glatt läuft, aber es tat mir regelrecht weh diese Demütigung weiterzulesen >_<! Obwohl es mir natürlich viel lieber ist, dass sie während des Trainings abloost anstatt im Einsatz. Ich musst lange auf das Kapitel warten, aber es war wie immer sehr unterhaltsam :-)!

V(~_^)
Antwort von:  SarahShepard
06.12.2013 17:52
Nee, ich habe nur sehr lange gebraucht :D Aber ich gehe euch nicht verloren, ich habe noch einiges geplant :)
Haha, die Stellen mit dem Mako habe ich gehasst. Gut, dass sie das bei 2 und 3 rausgenommen haben! :D
Masterson ist ein Arsch, um es mal zugespitzt auszudrücken. xD
Jaa, das mit Liara habe ich eingestreut, um ein wenig daran zu erinnern, dass ja die Geschichte des Spiels gerade quasi parallel dazu abläuft. Ich vergesse das selbst ganz gerne mal :D Aber es ist wirklich so, als würde Liara einmal kurz Hallo sagen ;)
Von:  fahnm
2013-11-14T00:06:42+00:00 14.11.2013 01:06
Spitzen Kapi^^

Oh weh.
Da kommt sicher noch was.
Freue mich schon aufs nächste
Von:  dragon493
2013-11-13T07:23:46+00:00 13.11.2013 08:23
tolles Kapitel
sehr amüsant das Ellen diesen besonderen Fund gemacht hat
Die Übungen waren sehr gut, Ellen tut mir aber etwas leid
bin sehr gespannt was als nächste seltsames passiert
freu mich aufs nächste Kapitel
Lg dragon493


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