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Drei sind einer zu viel

Oder doch nicht?
von

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Kommst du noch rüber, Ki-Chan?

Während ich über die morgen anstehende Party nachdachte und ich mich fragte, was genau ich anziehen sollte, fiel mir siedend heiß ein, dass ich völlig vergessen hatte, meinen Eltern Bescheid zu sagen. Verdammt.

„Ähm…“ Sie sahen mich an.

„Ja, was denn, Aoki?“, fragte mein Vater. Mir wurde schlecht. Wenn er so klang, war er kurz davor, auszuflippen.

„Nun ja… Morgen wird Ma-, ein Freund von mir 18 und es ist ein Freitag… Er wollte feiern und ich wollte nachfragen, ob das okay ist, wenn ich hingehe…“ Meine Eltern nickten.

„Ja, natürlich. Geh ruhig.“ Ich atmete erleichtert auf. Das war einfacher gelaufen als gedacht.

„Ich nehme dann morgen schon alles mit. Ich gehe dann direkt nach der Schule hin, dann kann ich noch beim Organisieren mithelfen…“ Meine Mutter nickte.

„Ja, mach ruhig.“ So ging das schon die ganze Zeit. Meistens konnte ich tun und lassen, was ich wollte, nur selten bekam ich deswegen Ärger. Es war ihnen völlig egal, was ich tat.

Direkt nachdem mein Teller leer war, stand ich auf. Diese erdrückende Stille ertrug ich nicht länger.

Ich räumte meine Sachen weg und verschwand dann, ohne etwas zu sagen, in mein Zimmer. Meine „Familie“ ließ es kommentarlos geschehen.

Ich warf mich auf mein Bett und rollte mich auf die Seite. Womit hatte ich nur so eine Familie verdient, die mich partout nicht so akzeptieren konnte, wie ich war? Ich seufzte frustriert. Das war einfach nicht fair.

Ich fuhr erschrocken zusammen, als mein Handy wieder vibrierte. Als ich auf den Display sah, seufzte ich entnervt. Es war schon wieder Kosuke.

„Was denn schon wieder?“, meldete ich mich. Ich hörte sein leises Kichern am anderen Ende der Leitung und mein Herz zog sich kurz zusammen. Er klang wie immer, wie damals, als wir noch ein Paar gewesen waren.

„Och, sei doch nicht immer so genervt, Ki-Chan. Das verletzt mich, weißt du?“ Ki-Chan. Wie lange war es her, dass er mich das letzte Mal so nannte?

„Mir egal. Was willst du, Kosuke?“ Ich gab mir größte Mühe, mir von meinen Gefühlen nichts anmerken zu lassen. Wieso fing er ausgerechnet jetzt wieder damit an, wo ich doch gerade damit abschließen konnte? Wo es gerade anfing, zu heilen?

„Was ist los, Aoki?“ Er klang plötzlich todernst. Ich lächelte traurig. Genau das hatte ich früher so an ihm geliebt. Er merkte immer sofort, wenn es mir schlecht ging, selbst, wenn ich ihm nur eine simple SMS schickte.

„Aoki? Bist du noch da?“ Ich seufzte leise.

„Ja, bin ich.“

„Was ist denn los? Du hast doch was!“

„Mh, nein, es ist alles okay, Kosuke.“ Ich spielte mit einem Stift und starrte vor mich hin.

„Wieder deine Familie?“ Kosuke traf immer, wirklich immer den Nagel auf den Kopf. Seufzend warf ich den Stift in eine Ecke.

„Ja.“

„Wusste ich’s doch! Willst du rüberkommen? Dann kannst du dich richtig schon auskotzen…“

„Kosuke…“ Dachte er denn wirklich immer nur an das eine? Selbst in solchen Situationen…

„Nur reden! Ich mein’s ernst, ohne irgendwelche Hintergedanken.“ Ich seufzte und schüttelte leicht lächelnd den Kopf.

„Nein danke, heute nicht mehr. Morgen muss ich früh raus und es ist schon relativ spät…“

„Ja und?“ Klar, neun Uhr war noch früh, aber ich brauchte eine Ausrede. Ich konnte nicht zu Kosuke, nicht, weil ich es nicht wollte, ich traute meinen Gefühlen nicht.

Ja, ich war in Makoto verliebt, aber der war nun mal total hetero und Kosuke war früher immer für mich dagewesen… Bis er mich betrog.

„Aoki, was ist los? Das kann doch nicht nur wieder Zoff mit deinen Alten sein! Da ist doch noch was!“

„Nenne mir einen plausiblen Grund, wieso ich dir das sagen sollte.“ Ich war wütend, weil ich mich ihm so ausgeliefert fühlte.

Und das ließ ich jetzt an Kosuke aus.

„Weil ich dir immer geholfen habe und für dich da war, egal, wie mies du drauf warst! Und ich bin es immer noch!“, erwiderte er prompt.

„Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du diesen Kerl gefickt hast!“, brüllte ich und legte auf.

Ich warf mein Handy in eine Ecke und rammte meine Faust mit voller Kraft gegen die Wand. Ich biss die Zähne zusammen und kniff die Augen zu.

Der Schmerz half, einen klaren Kopf zu bekommen und ich rieb mir die schmerzende Hand.

Kurz darauf piepte mein Handy in der Ecke.

Genervt holte ich es wieder hervor und erstarrte, als ich sah, von wem die eingegangene Nachricht war. Schon wieder er.

Schnell rief ich sie auf und während ich las, stiegen mir heiße Tränen in die Augen.

>Egal, was du sagst oder tust: Ich lasse dich nicht noch einmal im Stich.< Er meinte es bitterernst, das wusste ich genau. Schnell tippte ich nur ein Wort und schickte die Nachricht ab.

>Danke.<

Meine Hand tat immer noch weh, aber daran hatte ich mich bereits gewöhnt.

Ich legte mich wieder auf mein Bett und starrte die Decke an. Ich traute meinen Gefühlen nicht mehr. Eigentlich wollte ich Kosuke dafür hassen, was er getan hatte und dafür, dass er immer noch mit mir umging, als wären wir noch zusammen. Doch ich konnte ihn nicht hassen.

Es war jetzt fast ein Jahr her, dass ich ihn zusammen mit diesem Kerl im Bett erwischt hatte und seitdem waren wir kein Paar mehr. Aber trotzdem tat es immer noch weh, wenn ich an die schöne Zeit mit ihm zurückdachte.

Natürlich hatten wir uns gestritten, ziemlich heftig und häufig sogar, aber alles in allem waren es eigentlich wunderschöne Monate gewesen.

Mein Handy piepte wieder.

>Es tut mir leid.< Es tat ihm leid? Was tat ihm leid? Ich hatte doch den Mist gebaut…

>Was denn?<, schickte ich zurück. Einen Moment später kam Kosukes Antwort.

>Dass ich dich betrogen habe. Aber du hast alles Recht der Welt, deswegen sauer auf mich zu sein.< Meine Wut war schon lange wieder verraucht und ich bereute meinen Wutausbruch bereits. Kosuke konnte ja nichts für meine Gefühle und ich durfte es auch nicht an ihm auslassen, wenn ich frustriert oder traurig war.

>Ist egal. Ich bin nicht mehr sauer. Tut mir leid wegen eben.<, lautete meine Antwort. Es war schließlich die pure Wahrheit.

>Kommst du noch rüber?< Ich seufzte.

>Ja.<



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