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Drei sind einer zu viel

Oder doch nicht?
von

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Alltag

„Hey, Aoki!“ Seufzend drehte ich mich zu Makoto Keda, meinem Klassenkameraden mit den auffallend hellen, aber schönen Augen um

„Was denn?“ Er legte mir grinsend den Arm um die Schultern und lachte.

Seine hellgrünen Augen leuchteten und mein Herz schlug augenblicklich schneller. Ja, ich war schon lange in Makoto verliebt, aber ich würde es ihm nie sagen. Er mochte keine Schwulen. Nicht, dass er wirklich hasste. Er fand einfach, dass zwei Männer nicht zusammen sein sollten.

„Was wolltest du denn nun?“ Makoto grinste noch breiter.

„Weißt du, was morgen ist?“ Natürlich wusste ich das. Morgen wurde Makoto 18 und er wollte unbedingt eine große Party schmeißen und er hatte prinzipiell die halbe Schule eingeladen. Er war schon ewig am planen, organisieren und einkaufen. Doch obwohl ich seit der Einladung an nichts anderes mehr dachte, stellte ich mich dumm.

„Was denn? Hast du morgen ein Date oder was?“ Er schlug mich empört auf die Schulter.

„Hey! Wehe, du vergisst das morgen Abend!“ Ich grinste.

„’Türlich nicht, du Idiot!“ Er lachte wieder.

„Also denk’ dran, morgen um fünf bei mir. Wehe, du kommst zu spät!“ Mit diesen Worten nahm er den Arm von meinen Schultern und ging. Ich sah ihm hinterher, bis mir jemand kräftig auf den Rücken schlug.

„Na, wann sagst du es ihm?“ Genervt drehte ich mich zu meiner großen Schwester Misaki um.

„Ich hatte nicht vor, es ihm je zu sagen. Und überhaupt: Das geht dich überhaupt nichts an! Das ist meine Sache!“ Sie grinste.

„Ich find’s aber süß, wie mein kleines Brüderchen seinem Klassenkameraden hinterher rennt. Mal ehrlich, hoffst du wirklich auf ein Happy End? Das glaubst du doch wohl selber nicht!“ Wut kochte in mir. Das ging sie absolut nichts an!

„Halt dich da raus!“, blaffte ich sie an, schnappte mir meinen Rucksack und ließ sie stehen.
 

Auf dem Weg nach Hause grübelte ich über Misakis direkte, aber höchstwahrscheinlich wahre Worte nach. Es tat mir im Herzen weh, dass meine Liebe immer einseitig bleiben wird. Ich seufzte leise. Es war einfach nicht fair, dass so viele ihr Glück fanden und ich allein blieb. Mir war schon lange klar und ich hatte gelernt, damit umzugehen. Aber trotzdem waren Misaki, meine Eltern und meine Ex-Freunde die einzigen Menschen, die davon wussten und das sollte auch so bleiben. Schließlich bekam ich oft genug mit, wenn jemand deswegen in Grund und Boden gedisst und fertig gemacht wurde und das war eine Erfahrung, auf die ich gut und gerne verzichten konnte. Ja, das war ziemlich feige und eigentlich konnte es mir ja egal sein, was andere von mir dachten. Ja, sollte es. War es aber nicht.

Völlig in Gedanken versunken betrat ich das Haus und schmiss Schuhe, Jacke und Rucksack in eine Ecke und setzte mich auf das Sofa, machte den Fernseher an und griff mir eine Tüte Chips. Gerade als ich sie öffnen wollte, kam meine Mutter ins Wohnzimmer und schnappte sie sich.

„Hey!“, protestierte ich.

„Nein, mein Kind, so geht das nicht! Du kannst nicht einfach nach Hause kommen, dich ohne jegliche Begrüßung an den Fernseher setzen und anfangen, Chips zu essen! Mach dir lieber etwas anständiges, in der Küche ist noch alles da!“ Ich verdrehte die Augen.

„Nee, lass mal.“ Kaum hatten die Worte meinen Mund verlassen, bereute ich sie auch schon. Seit Misaki damit herausgeplatzt war, dass ich schwul war, war die Situation zu Hause mehr als angespannt. Ständig gab es wegen Kleinigkeiten Stress und Streit und ich musste höllisch aufpassen, was ich sagte.

So wie gerade eben.

„Wie bitte? Nicht in diesem Ton! Und mach den Fernseher jetzt aus!“ Um weiteren Streit zu vermeiden, schaltete ich ihn tatsächlich aus und ging ohne einen weiteren Kommentar in mein Zimmer. Ich hörte sie noch zetern und beschloss, es zu ignorieren.

Mittlerweile war das der Alltag der Familie Hakedo, meine Familie. Das war mit ein Grund dafür, dass ich so gut wie nie Freunde mit hierher brachte, zumindest, wenn meine Eltern da waren. Man konnte nie wissen, wann sie wieder ausflippten und dann wurde es wirklich unschön. Als Misaki vor gut vier Wochen beim Abendessen verkündete, dass ich schwul war, war es um den sonst immer präsenten Familienfrieden geschehen gewesen.

Mein Vater, ein eigentlich sehr ausgeglichener Mensch, war ausgerastet und hatte geschrien, ich solle sofort in mein Zimmer verschwinden und ich brauchte es, wenn ich seinen Worten Glauben schenken sollte, vorläufig nicht mehr zu verlassen. Ich ging also in mein Zimmer und versuchte, das darauf folgende Geschrei und die Diskussionen auszublenden.

Ich tat das gleiche wie immer, wenn ich mich ablenken wollte: Kopfhörer aufsetzen und die Musik aufdrehen so laut es ging.

Ich liebe es, wenn der hämmernde Bass und die E-Gitarren mich in einer ohrenbetäubenden Lautstärke daran hinderten, düsteren Gedanken nachzuhängen und mich für einen kurzen Moment von der Realität befreiten.

Ich machte es mir auf meinem großen Bett bequem, schloss die Augen und ließ meine Gedanken weghämmern.

Ich tat jetzt genau das gleiche wie vor vier Wochen, doch diesmal funktionierte es nicht. Immer und immer wieder tauchten Makotos breites Grinsen und seine hinreißenden, leuchtenden, welche von dichten Wimpern umrahmt waren, vor meinem inneren Auge auf.

Ich gähnte und ein Blick auf den Wecker neben meinem Bett verriet mir, dass es bereits 20 Uhr war. Ich hatte vier Stunden in meinem Bett gelegen! Es war mir vorgekommen wie 10 Minuten…

Ich schaltete die Musik aus und sah auf mein Handy. Fünf SMS und drei verpasste Anrufe! Alles von Makoto… Mein Herz schlug sofort schneller, als ich die Nachrichten las. Er wollte sofort mit mir reden! Schnell rief ich ihn an und direkt nach dem ersten Klingeln nahm er ab.

„Na endlich! Verdammt, Aoki, was hast du getrieben?! Weißt du, wie oft ich angerufen habe?!“ Ich lachte.

„Jaja, tut mir leid!!“

„Tut es dir nicht, du Sack!“ Grinsend schüttelte ich den Kopf. Er war einfach unverbesserlich.

„Was gibt’s denn so wichtiges?“

„Ich wollte dich fragen, ob du morgen direkt nach der Schule mit zu mir kommst. Dann hätten wir gut zwei Stunden mehr zum vorbereiten…“ Ich erstarrte. Dann war ich morgen vier Stunden mit ihm allein… Ich schluckte.

„Ja, okay. Muss ich irgendetwas mitbringen?“

„Nur Chips und zwei oder drei Flaschen Cola und halt deine Klamotten für den Abend. Den Rest habe ich alles hier.“ Ich seufzte.

„Ja, okay, mach ich.“

„Alles klar, dann bis morgen!“ Er legte auf und ich richtete mich auf. Ich rieb mir über das Gesicht. Ich war morgen vier Stunden mit Makoto und ziemlich viel Alkohol allein. Vier Stunden! Ich hörte, wie Misaki nach mir rief und ignorierte es. Sie nervte einfach tierisch.

Mein Handy vibrierte und ich bemerkte, dass Kosuke anrief. Schon wieder. Ich nahm ab.

„Verdammt, Kosuke! Was willst du?!“ Ich war genervt, aber ihn interessierte das nicht im Geringsten.

„Kommst du rüber? Ich hab’ sturmfrei!“ Mir war klar, was das bedeutete.

Er war mein letzter Freund gewesen und versuchte immer noch, mich wieder rumzukriegen.

„Nein, danke.“ Ich legte auf. Klar, ich war fies, aber er begriff einfach nicht, dass ich nichts mehr von ihm wollte.

Misaki platzte in mein Zimmer.

„Komm jetzt, Aoki! Wir wollen essen!“

„Hab’ keinen Hunger“, grummelte ich.

„Du kommst trotzdem!“, erwiderte Misaki und blieb solange im Türrahmen stehen, bis ich genug hatte und aufstand.

„Nervige Ziege“, murmelte ich und folgte ihr ins Esszimmer.

Meine Eltern saßen bereits am Esstisch und ich roch, dass es Eintopf gab. Ich hasste das Zeug schon immer, aber um weiteren Streit zu vermeiden, setzte ich mich wortlos auf meinen Platz und ließ zu, dass meine Mutter mir den Teller füllte.

Ich bemerkte Misakis ungläubigen Blick und zuckte mit den Schultern. Es war doch sowieso egal, ob ich etwas dagegen sagte oder nicht, das Ergebnis war dasselbe.

Keiner sprach, während wir aßen, mir war es nur Recht so. Dann musste ich mir wenigstens keine Schimpftiraden und Vorwürfe anhören.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  silvana
2013-01-23T10:06:20+00:00 23.01.2013 11:06
Oh man Aoki kann einem echt leid tut. Können seine Eltern es nicht einfach akzeptieren das er sein eigenes Geschlecht liebt. Und seine schwester ist ja mal echt fies drauf es einfach zu sagen onwohl er es nicht wollte. Schade das Aoki so leidet. Aber sehr schön geschrieben freue mich schon auf eine neue seite. Bitte schreibe schnell weiter. ^^
Antwort von:  HarukaSaitou
23.01.2013 17:46
danke ^^ ich beeil mich ;)


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