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Sweet Dream

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo alle miteinander (sofern noch wer übrig geblieben ist....)
Ich habe nach lange Pause endlich wieder ein neues Kapi fertig und hoffe, die nächsten auch bald fertig zu haben und euch präsentieren zu können.
Ich hoffe, dass euch dieses Kapi gefällt, auch wenn es glaube ich, sehr dramatisch und traurig ist.

Viel Spaß dabei. Komplett anzeigen

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Dream Thirteen

Dream Thirteen
 

„Sebastian.“, beginnt Genzo, in seiner Stimme liegt Verwirrung. Er hat nicht damit gerechnet seinen Schwager so schnell wieder zu sehen. „Du wunderst dich gewiss.“, meint Sebastian und geht hinüber zur Fensterfront, wendet den anderen den Rücken zu. „Wieso wolltest du, dass wir hierher kommen? Und warum hast du einen solchen Aufwand betrieben?“, fragt Genzo und schaut ihn fragend an. Kojiro steht neben ihm, will ihm beistehen, doch er weiß nicht Recht wie.

Sebastian lächelt mild, während er hinaus in den Garten schaut. Ein junges Mädchen mit braunen Haaren, in einem Sommerkleid rennt durch den Garten. Sie lacht vergnügt. „Fang mich, Tante Xenia.“, ruft sie vergnügt. Xenia rennt hinter ihr her, packt das Mädchen von hinten und wirbelt sie durch die Luft. Das Mädchen schreit kurz auf, ehe sie weiter vergnügt lacht.
 

„Schau hin.“, sagt Sebastian über die Schulter an Genzo gerichtet. „Sie sieht glücklich aus. Lacht wieder. Doch tief in ihrem Inneren ist sie noch immer von Selbsthass und Zorn zerfressen.“ Ein bitterer Zug legt sich auf sein Gesicht. Genzo lauscht seinen Worten, ohne den Blick von seiner Schwester zu nehmen. Wie lange hast du geweint, ehe du das erste Mal wieder richtig herzhaft gelacht hast? „All ihren Hass und Zorn hat sie auf die projiziert, Genzo. Die ganzen Jahre über hat sie dich aus tiefster Seele gehasst.“, berichtet Sebastian mit ruhiger Stimme, ohne Genzo dabei direkt anzuschauen.
 

„Aber das kann doch nicht.“, wirft Kojiro ein und stellt sich direkt neben Genzo, will ihm zeigen, dass er hinter ihm steht. „Als Xenia nach Japan gekommen ist, haben sie und Genzo sich so gut verstanden.“ Sebastian dreht sich um. „Glaube mir, ich kenne meine Frau.“, sagt er und richtet dann seinen Blick auf Genzo. „Ich will dich hier haben, damit sie lernt ihren Zorn, den sie noch immer verspürt, nicht auf andere zu projizieren. Du bist der Einzige, der ihr dabei helfen kann.“
 

„Wieso ich? Wieso hast du ihr nicht professionelle Hilfe gegeben?“, fragt Genzo ihn, wobei ein leichter Vorwurf in seiner Stimme mitklingt.

„Glauben Sie, wir hätten nicht alles versucht?“, braust nun, der ältere Mann, der sie zuvor begrüßt hat und sich seit Sebastian den Raum betreten hat zurück gehalten hat, auf. „Unzählige Psychologen haben wir eingestellt, bis wir endlich einen gefunden haben mit dem Xenia bereit war überhaupt auch nur ein Wort zu reden. Nach ihrem zweiten Suizidversuch haben wir sie in eine spezielle Klinik eingewiesen. Glauben Sie wirklich wir hätten nicht alles versucht um ihr zu helfen? Wir haben sie zu Selbsthilfegruppen gebracht; haben alle versucht mit ihr zu reden, zu ihr durchzudringen, doch nichts wollte fruchten.“
 

„Vater.“, beginnt Sebastian und schaut seinen Vater an. „Es tut mir leid mein Sohn, ich weiß, du wolltest ihm das alles nicht sagen, doch ich glaube er begreift nicht, wie mies es seiner Schwester gegangen ist.“, erklärt sein Vater und schaut kurz zu Genzo. „Ich fürchte, ob es dir passt oder nicht, du bist der letzte der ihr helfen kann.“, erklärt er und sein Blick verdunkelt sich. „Und solltest du es nicht tun, stirbt vielleicht nicht nur sie.“ Mit diesen Worten geht er an Genzo vorbei und verlässt den Raum, zurück bleiben die zwei völlig sprachlosen Fußballer und Sebastian.
 

„Sie wollte nicht, dass du je davon erfährst. Ich habe ihr geschworen, es dir niemals zu verraten.“, erklärt Sebastian und schaut zu Genzo, der den Blick gesenkt hat; seine Hände zu Fäusten geballt. Wie viel habe ich noch verpasst? Wie konnte ich sie nur so im Stich lassen? Bei dem Gedanken ballt Genzo die Faust stärker, sosehr dass es schon schmerzt. Einzelne Tränen laufen ihm über die Wangen. Wie konnte ich sie nur so verraten?
 

„Genzo.“, beginnt Sebastian und wendet sich von dem Fenster ab und schaut seinem Schwager direkt in die Augen. „Ich bitte dich, hilf ihr.“, bittet er seinen Schwager, fleht ihn schon nahezu an. Nur allzu deutlich erkennt Genzo die Verzweiflung in den Augen seines Schwagers. „Hilf ihr.“ „Ich versuche es.“, flüstert Genzo und schaut hinaus in den Garten, wo seine Schwester herzhaft lacht und mit dem kleinen Mädchen spielt. Jetzt, wo Genzo genau hinschaut, erkennt er eine leichte Wölbung am Bauch seiner Schwester, die ihr Kleid nicht gänzlich verdecken kann.

„Weiß sie, dass wir hier sind?“, fragt Genzo Sebastian, ohne ihn dabei anzusehen. „Nein.“, meint Sebastian und folgt seinem Blick. „Genau dort liegt die erste Hürde, die wir nehmen müssen, denn sie wird nicht begeistert sein.“
 

„Na das kann ja was werden.“, meint Kojiro und seufzt leise. Sorgenvoll betrachtet er Genzo, der noch immer seine Schwester betrachtet, die sich genau in dem Moment umdreht und zum Haus sieht. Ihr bezauberndes Lächeln verschwindet und weicht einer harten Linie. Augenblicklich spannt sie den ganzen Körper an.
 

„Sie hat uns gesehen.“, stellt Kojiro fest. „Nein, aber sie weiß dennoch, dass wir hier sind.“, meint Genzo und wendet sich vom Fenster ab. „Hättest du etwas zu trinken für uns?“, fragt er seinen Schwager, der nur kurz nickt. „Cherry oder Wodka?“, fragt Sebastian und geht zur Bar, die auch im Salon steht. „Cherry.“, antwortet Genzo, woraufhin Sebastian in eine rote Flüssigkeit in ein Glas kippt. Als er es Genzo reicht, schaut er Kojiro an. „Möchtest du auch einen?“ „Nein, danke.“, lehnt er dankend ab und schaut besorgt Genzo an, der in einem Zug sein Glas leert. Es macht ihm wirklich zu schaffen, dass er nun mit Xenia reden soll. Fast würde ich sagen, er hat Angst davor.
 


 

„Was hast du Tante Xenia?“, die zarte Stimme ihrer Nichte reist sie aus ihrer Starre heraus. Mit einem Lächeln wendet sie sich Sophia zu und hockt sich vor sie. „Gar nichts. Ich dachte nur, ich hätte jemanden gesehen, den ich vor langer Zeit einmal kannte.“, erklärt sie lächelnd und streicht ihrer geliebten Nichte über die Wange. „Und wen?“, stellt das Kind mit den schönen dunkelblonden Locken und den strahlend grünen Augen die unschuldige Frage, die Xenia das Herz schwer werden lässt.
 

„Jemand, der mir einmal sehr wehgetan hat und über den ich nicht gerne rede.“, erklärt sie und schluckt hart, ehe sie ihre Nichte wieder anlächelt. „Komm, lass uns reingehen.“, meint sie und nimmt die Hand der Kleinen. „Wir suchen Klara und sagen ihr, sie soll mit dir zum Stall gehen und dich eine Runde auf Prinz reiten lassen, ja?“ „Au ja.“, ruft die Kleine freudig auf und rennt los. Xenia lacht kurz über die Freude ihrer Nichte, ehe sie sich aufrichtet und ihr folgt zum Herrenhaus. Eigentlich wohnen sie und Sebastian in einem noblen Stadthaus in London. Doch da sie schwanger ist und sich gesundheitlich nicht gut fühlte, hat Sebastian darauf bestanden, dass sie mit ihm zu seinen Eltern und seinem Bruder fährt. Hinaus aus der Stadt und vor die Tore Londons, wo alles noch einen gewissen ländlichen Charme hat.
 

Ich kann Genzo gar nicht gesehen haben, immerhin ist er doch wieder in Deutschland. grüblerisch hängt sie ihren Gedanken nach, darüber dass ihre Augen ihr einen Streich gespielt haben, einen sehr bösen, während sie ihrer Nichte folgt, die bereits zur Tür hineinverschwunden ist.
 

Als Xenia dort ankommt, kommt ihr Sophia bereits mit Klara, ihrem Kindermädchen, im Schlepptau entgegen. „Kommst du mit, Tante Xenia?“, fragt Sophia sie, als sie vor ihr zum Stehen kommt, während Xenia Klara einen entschuldigenden Blick zuwirft. „Nein, Sophia. Ich muss noch etwas wichtiges erledigen.“, entschuldigt sie sich bei ihrer Nichte und streicht ihr durch das Haar. „Hab viel Spaß, aber pass auf, dass du nicht vom Pferd fällst.“, ermahnt sie ihre Nichte, die zuerst schmollt, doch dann schon wieder voller Begeisterung hinausrennt in Richtung Stallungen.

Einen Augenblick schaut sie ihrer Nichte noch traurig nach, ehe sie sich abwendet und zu dem Salon geht, von dem sie vorhin angenommen hat ihren Bruder gesehen zu haben. Schwungvoll öffnet sie die beiden Flügeltüren, die ohne einen Laut aufschwingen.
 

Als sie den Raum betreten hat legt sich ein schwerer Mantel des Schweigens über den Raum. „Xenia.“, spricht ihr Bruder sie an und macht dabei einen Schritt auf sie zu. „Nein.“, presst sie zwischen zusammengepressten Lippen hervor. Ein Zittern geht durch ihren Körper, ihre Lippen beben und sie kann gerade noch dem, Drang wiederstehen sich umzudrehen und fortzurennen.

Genzo bleibt stehen. Er erkennt, dass seine Schwester mit sich kämpft. Hasst sie mich wirklich so sehr? Erträgt sie es nicht mal mehr, mich zu sehen?
 

Xenia wendet den Blick von ihrem Bruder ab, funkelt ihren Mann wütend an. „Das ist deine Schuld, nicht?“, zischt sie ihre Frage, wobei es eher eine Feststellung ist. Ohne zu Blinzeln begegnet Sebastian dem wütenden Blick seiner Frau. „Ja, ich habe die Beiden gebeten zu kommen. Ich möchte, dass Genzo dir hilft.“, erklärt er ihr und schaut sie mit bittendem Blick an. „Mir helfen?“, fragt sie zweifelnd. „Wie sollte er mir den bitteschön helfen? Er ist doch Schuld an alldem!“, schreit sie ihren Mann wütend an und ignoriert dabei völlig, dass ihr Bruder sich im selben Raum befindet.
 

Zaghaft nimmt Kojiro Genzos Hand in seine, drückt sie sanft, will ihm zeigen, dass er bei ihm ist. Doch sein Blick ist nur auf seine Schwester gerichtet. Bei ihren Worten wird Genzo schmerzlich bewusst, dass sie ihn wirklich hasst, ihn für alles verantwortlich macht – das schlimmste ist aber zu wissen, dass sie Recht hat. Was habe ich nur getan? Wie konnte ich all das nur zulassen?
 

„Er hat mein Leben zerstört. Er ist schuld daran, dass unser Kind tot ist!“, schreit Xenia Sebastian immer noch an und wird mit jedem Satz, den sie sagt wütender, doch zugleich erfüllt sie eine unglaubliche Leere und Kälte. „Liebling, bitte beruhige dich.“, versucht Sebastian seine Frau zu beruhigen, jedoch tritt genau das Gegenteil ein: Xenia braust noch mehr auf.

„Ich hätte niemals gedacht, dass du mich so verraten würdest. Gerade du, der immer versucht hat mich zu verstehen, mich sogar als Einziger verstehen konnte.“ „Xenia Leena Hanako Wakabayashi Crow, es reicht.“, schreit sie nun Sebastian seinerseits an, woraufhin Xenia ganz still wird, kein Ton verlässt mehr ihre Lippen. „Ich lasse nicht zu, dass du dich noch weiter zerstörst, als du es sowieso schon getan hast.“ Tief atmet Sebastian ein und wieder aus, um sich wieder zu beruhigen. „Du musst dir helfen lassen und Genzo kann dir helfen.“, spricht er nun wieder ruhiger auf seine Frau ein, doch es ist bereits zu spät, denn Xenia hört ihm nicht mehr zu.
 

„Fahr zu Hölle.“, zischt sie und macht auf dem Absatz kehrt. Sogleich beginnt sie zu rennen, rennt fort von all denen, die ihr einmal etwas bedeutet haben. „Xenia!“, hört sie die Rufe von ihrem Mann und ihrem Bruder hinter sich, doch sie hört sie nicht, sondern rennt nur weg. Fort von all dem Schmerz, so hofft sie, auch wenn sie weiß, dass dies nur eine Illusion ist, doch für den Moment gibt sie sich dieser nur zu gerne hin. Ihr Herz schmerzt, es weint und schreit vor Wut und Hass und treibt sie dazu in ihr altes Versteck zu rennen. Dort wo sie sich nach ihrer Ankunft in England immer und immer wieder versteckt hat, wenn ihr alles zu viel geworden ist, wenn sie gefürchtet hat die Erwartungen, die man an sie stellt nicht erfüllen zu können. Genauso wie jetzt.
 

Genzo will ihr nach, will sie beschützen. Gerade als er einen Schritt nach vorne macht, packt Kojiro ihn am Arm. „Nicht.“, murmelt Kojiro und schaut ihn mitfühlend an. „Aber ich muss ihr nach. Ich muss mit ihr reden.“, beginnt Genzo und schaut seinen Liebsten mit einer solchen Verzweiflung an, dass es ihm schier das Herz bricht. Aber Kojiro weiß, dass Genzo es jetzt nur noch schlimmer machen würde, jetzt da Xenia sich von allen verraten fühlt. „Gib ihr etwas Zeit.“, flüstert Kojiro und schaut ihn bittend an, woraufhin Genzo aufgibt. Resigniert lässt er den Kopf sinken. Er weiß, dass Kojiro recht hat, doch sein Wunsch seiner Schwester nach zu rennen und sich ihr gegenüber zu erklären ist einfach zu groß; zu schwer lasten ihre Anschuldigungen auf seinen Schultern.
 

Hinter den Zwei klirrt Glas. Ruckartig drehen sich die Beiden um und sehen, wie Sebastian einen der kleinen Beistelltische umgeworfen hat, auf dem mehrere Fotos der Familie eingerahmt gestanden haben. Nun liegen die Bilder auf den Boden, die Rahmen sind teilweise kaputt gegangen und das Glas gesplittert. „Verflucht!“, flucht Sebastian laut los und fährt sich mit einer Hand durch die braunen Haare. In diesem Moment kommt er Genzo um Jahre gealtert vor. Er sorgt sich wirklich sehr um meine Schwester.
 

In dem Moment kommt Robert zur Tür herein, in seiner Hand hat er Handfeger und Kehrblech. „Sie sollten nicht so aufbrausen, Sir.“, merkt er an und macht sich daran die Scherben aufzuheben, während Sebastian ans Fenster tritt. Er stützt sich mit beiden Armen am Rahmen ab. „Ich hätte sie nicht anschreien dürfen.“, flüstert er leise und senkt den Kopf. „Ich bin so ein Idiot.“ „Das sind wir alle.“, meint Kojiro nun. „Wir hätten sie besser darauf vorbereiten müssen und sie nicht so überfallen dürfen.“
 

Sebastian dreht sich um, schaut zuerst Kojiro an, so als denke er über dessen Worte nach. Dann schaut er zu Robert, der sich gerade erhebt, da er alle Scherben aufgehoben hat. „Könntest du sie bitte finden und zurückbringen. Auf dich hört sie vielleicht.“, bittet Sebastian den Buttler, der seinen Oberkörper leicht neigt. „Wie Sie wünschen Sir.“, meint er, richtet sich wieder auf und verlässt den Salon.
 

„Robert und Xenia verstehen sich sehr gut. Er hat etwas an sich, was Xenia sehr zu schätzen weiß und lange Zeit hat sie nur mit ihm und durch ihn gesprochen.“, erklärt Sebastian, als er den fragenden Blicken der beiden Topspieler begegnet. „Wenn sie einer wieder zurückholen und dazu bringen kann mit dir zu reden, dann er.“ „Hoffen wir das Beste.“, flüstert Genzo und fühlt sich so hilflos wie schon lange nicht mehr.
 


 

Ein Schluchzen erfüllt die alte Scheune. Xenia sitzt zusammengekauert zwischen den Heuballen auf dem Scheunenboden, ein Taschenmesser in der Hand. Ihr Gesicht ist verheult. Die Augen sind aufgequollen und gerötet, ebenso wie ihre Wangen. Sie hat ihre Ärmel hochgekrempelt. Narben, von früheren Selbsthass-Attacken und Todeswünschen zieren ihre Arme. Eine Narbe ist dabei besonders, die über ihre Pulsadern sticht besonders hell hervor. Ihr zweiter Versuch ihrem Leben ein Ende zu setzen und nun zwei Jahre später sitzt sie wieder hier, hält das Messer wieder auf die selbe Stelle gerichtet, getrieben von dem Wunsch allem ein Ende zu bereiten.
 

Starr ist ihr Blick auf die Narbe gerichtet. Sie setzt das Messer auf die alte Narbe und schließt ihre Augen, in Erwartung, den befreienden Schmerz zu spüren. Zu spüren, wie das Leben aus ihrem Körper fließt und ihre Seele mit sich trägt, fort zu einem besseren Ort. Sie legt den Kopf in den Nacken, schließt ihre Augen und drückt das Messer tiefer in ihr Fleisch, spürt den ersten bittersüßen Schmerz. All ihre Nervenenden schreien, rufen ihr zu es sein zu lassen. Doch sie lässt sich nicht beirren, drückt das Messer tiefer ins Fleisch.
 

„Tu das nicht.“, reist sie eine Stimme aus ihrer Trance. Sie senkt den Kopf und schaut in Roberts bezaubernde Augen. Sanftmütig schauen sie sie an. Erst jetzt bemerkt Xenia, dass sie Tränen in den Augen hat, denn ihre Sicht verschwimmt leicht. Ihre Kehle ist trocken und fühlt sich ausgedorrt an, so als habe sie seit Tagen nichts mehr getrunken.
 

Robert kommt zu ihr, kniet sich vor sie. „Tu mir, dass nicht an.“, flüstert er und nimmt ihr dabei das Messer aus der Hand. „Über diesem Punkt sollten wir doch längst drüber sein.“ Sachte streicht er ihr über die Wange, wischt ihre Tränen fort. „Du trägst ein Leben in dir, Xenia. Nicht nur deines, sondern das deines Kindes. Willst du es wirklich mit dir töten?“, fragt er sie zaghaft, woraufhin Xenia noch mehr weint. Hemmungslos beginnt sie zu schluchzten, vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen. „Ist ja schon gut.“, meint Robert mitfühlend und nimmt sie in die Arme. „Weine nur.“ Beruhigend streicht er ihr über den Rücken, zeigt ihr, dass sie nicht alleine ist.

Wie lange sie dort sitzen, weiß sie nicht mehr, doch irgendwann sind ihre Tränen versiegt. „Danke Robert.“, flüstert sie leise und lächelt ihn liebevoll an. „Nicht doch, MyLady. Dafür bin ich doch da.“, meint er und lächelt sie an. „Kommen Sie, Ihr Mann macht sich gewiss Sorgen um sie.“ Da ist er wieder, der Punkt, den Xenia so hasst, der in dem Robert sie nicht mehr als eine Freundin, sondern als Herrin des Hauses sieht. „Ja.“, flüstert sie und erhebt sich. Ohne ein Wort zu sagen, geht sie an Robert vorbei, zurück in ihr Leben.
 

Xenia betritt gerade das Herrenhaus, als sich die Tür vom Salon öffnet. Ihr Mann tritt heraus. „Xenia.“, flüstert er ihren Namen, so als habe er Angst sie zu verscheuchen. Verletzt blickt Xenia ihn an, ehe sie sich umwendet und die Treppe emporgeht, eher schon rennt. Weg von ihrem Mann, der unten stehen bleibt und seiner Frau traurig nachsieht.
 

Robert betritt das Herrenhaus und trifft auf Sebastian. „Ihrer Frau geht es körperlich gut, Sir.“, berichtet er und schaut den jungen Hausherren ernst an. „Danke.“, meint dieser nur abwesend. „Auf ein Wort, Sir.“, beginnt Robert, wobei er Sebastian drängend anschaut. „Gewiss.“, meint er und schaut nun Robert direkt an, schenkt ihm seine ganze Aufmerksamkeit. „Mit Verlaub, Sir, aber ich denke, dass ihr noch einmal versuchen solltet mit eurer Frau zu reden. Ihr zu erklären, was euch dazu bewegte sie – mit ihren Worten – zu hintergehen.“, trägt Robert sein Anliegen vor, woraufhin Sebastian grüblerisch den Kopf senkt. „Ich denke darüber nach, dank dir Robert.“, mit diesen Worten dreht sich Sebastian um und geht wieder in den Salon, wo Kojiro und Genzo vor dem Kamin sitzen und ihn die letzte Stunde Gesellschaft geleistet haben.
 

„Sie ist wieder da.“, berichtet er, als er den Raum betritt. „Sie hat sich in ihre Gemächer zurückgezogen und will niemanden sehen, doch zumindest körperlich ist sie unversehrt.“ Mit direkten Schritten geht er zur Bar und schüttet sich einen Scotch ein. „Wann kann ich mit ihr reden?“, fragt Genzo und hält dabei Kojiros Hand. „Nicht vor morgen früh. Sie ist noch immer wütend.“, erklärt Sebastian und dreht sich um. „Ihr solltet euch etwas schlafen legen. Gewiss seit ihr von der Reise müde.“, erklärt Sebastian, woraufhin Genzo resigniert seufzt. Er hat gehofft noch heute Abend mit seiner Schwester reden zu können. „Einverstanden.“, gibt er dann letztlich auf und verabschiedet sich dann von Kojiro. Zurück bleibt ein grüblerischer Sebastian.
 


 

Die Nacht hat sich über das Land gelegt und der Regen hat eingesetzt. Xenia steht am Fenster und schaut zu, wie der Regen auf das Land niedergeht und an den Fenstern abperlt.

Sie ist noch immer wütend. Wie konnte er mich so verraten? Mich so hintergehen? Bei diesem Gedanken krallt sie sich in die Decke, die sie sich um die Schultern gelegt hat. Eigentlich hat sie sich schon vor Stunden in einem der Gästezimmer zu Bett gelegt, doch sie ist zu ruhelos. Noch immer brodelt sie vor Zorn. Ohne ihr Wissen hat ihr Mann zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder dafür gesorgt, dass Genzo hier in England ist.
 

Leise öffnet sich die Tür, so dass Xenia aus Neugierde über die Schulter blickt. Ein Lichtkegel, der sie nicht erfasst, fällt ins Zimmer. Eine Gestalt schleicht sich ins Zimmer – Sebastian.

Sein Blick fällt auf sie, woraufhin Xenia den Blick wieder aus dem Fenster richtet. „Du bist noch wach.“, stellt ihr Mann mit ruhiger Stimme fest und macht eine der kleinen Lampen an, die im Raum stehen, um etwas Licht in die Dunkelheit des Zimmers zu bringen.
 

„Was willst du?“, fragt sie ihren Mann mit ruhiger, aber fast schon verärgerter Stimme. „Ich dachte wir könnten nochmal miteinander reden.“, beginnt Sebastian, bleibt aber an der Tür stehen, lässt ihr Raum. „Es gibt nichts zu bereden.“, meint sie und dreht sich zu ihrem Mann um. „Du hast mich verraten.“ „Ich versuche dir zu helfen.“, verteidigt sich Sebastian mit ruhiger, aber zugleich fester Stimme. „Indem du mich hintergehst?“, schreit Xenia und funkelt ihn wütend und verletzt an.
 

Sebastian schweigt zuerst, doch dann schaut er seine Frau direkt an. „Ja, ich habe dich hintergangen, doch nur weil ich keinen anderen Weg gesehen habe. Denkst du ich konnte zulassen, wie du wohlmöglich deinen ganzen Zorn, deinen gesamten Selbsthass auf unser Kind projizierst? Ich wollte, dass du mit Genzo redest, dass du dir endlich einmal alles von der Seele redest, damit wenn unser Kind das Licht der Welt erblickt, du noch einmal komplett von vorne anfangen kannst.“, erklärt Sebastian ihr, woraufhin Xenia ganz still wird.
 

„Du glaubst ich könnte meinen Hass auf unser Kind projizieren?“, wispert sie mit tonloser Stimme, ihr Blick ruht irritiert auf ihrem Mann. Dieser seufzt leise. „Genau davor habe ich Angst. Das ist der Grund, wieso ich wollte, dass Genzo hierher kommt. Ich hoffe, dass er dir helfen kann, endlich alles zu verarbeiten.“, erklärt er und schaut sie nahezu hilflos an. „Ich will doch nur, dass es dir gut geht, dass du wieder die Frau wirst, in die ich mich einst verliebt habe.“
 

Hart schluckt Xenia. „Sebastian.“, wispert sie den Namen ihres Mannes. Tränen sammeln sich in ihren Augen. Mit einem Mal wird ihr bewusst wir egoistisch sie sich in den letzten Jahren verhalten hat und was sie ihrem Mann alles abverlangt hat. Wie viele Male muss sie ihm das Herz herausgerissen und gebrochen haben? Ich habe den einzigen Menschen, der immer für mich da war, immer und immer wieder von mir gestoßen. „Sebastian, ich…“, beginnt sie, doch ihre Stimme versagt, geht in einem Schluchzten unter.
 

Mit wenigen Schritten ist Sebastian bei ihr und schließt seine Frau in die Arme. Hemmungslos beginnt Xenia nun schon zum zweiten Mal an diesem Tag zu weinen. „Alles wird gut, mein Engel.“, wispert Sebastian und küsst sie auf den Haarscheitel. Eng umschlungen stehen sie dort, während Xenia sich in seinen Augen ausheult, sich entschuldigt, scheint die Welt mit ihnen zu weinen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war es dann mal wieder. Ich hoffe, dass es euch gefallen hat und ihr euch über das Kapi gefreut habt.
Ich muss gestehen, dass ich es bei sehr großem Frust geschrieben habe und es deshalb vielleicht auch ein wenig übertrieben habe.... aber ich freue mich auf jeden Fall, wenn es euch gefallen hat.

Bis hoffentlich sehr bald. :)
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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Terrorkaetzchen
2013-02-14T17:36:00+00:00 14.02.2013 18:36
Hey^^

Sorry, dass mein Kommi erst so spät kommt, aber besser spät als nie. Also ziemlich düsteres Kapitel. Also das Xenia zu leiden hat, wusste ich ja, aber in der Form...ziemlich extrem. Und das sie Genzo so hasst, war mir gar nicht klar gewesen -.- Aber trotzdem verstehe ich dann nicht genau, warum sie damals überhaupt wieder zurückgegangen ist. Ich meine mal, wenn man jemanden so hasst...hmmm... hoffe im nächsten Kapitel entspannt sich die Lage und alle gehen ein Schritt aufeinander zu. Freu mich schon Weiteres zu lesen :)

Lg Marina
Antwort von: abgemeldet
15.02.2013 10:58
Hallo Terrorkaetzchen,

danke für deinen Kommi, dass er erst so spät kommt, ist nicht schlimm. Ich kenne das ja auch.
Im nächsten Kapi soll sich so einiges wieder glätten. Hab sogar schon angefangen. Leider habe ich derzeit nicht viel freie Zeit (trotz Ferien) um weiter zu schreiben.

Lg Xenia
Von:  tenshi_90
2013-01-27T11:18:49+00:00 27.01.2013 12:18
Wundervoll dramatisches Kapitel! Ich leide mit allen Beteiligten mit. Das ist herzschmerz pur. Ich liebe deinen schreibstil und bin gespannt, wie es wohl mit der Aussprache weiter gehen wird ..

knuff
Antwort von: abgemeldet
27.01.2013 13:05
Danke dir, Süße.
Es freut mich echt, dass dir das Kapi so gut gefällt. :)


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