Zum Inhalt der Seite

Tainted World

the awakening
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 11: Trauer als Zustand verwundet. Trauer als Prozeß vertieft.

*~*~*Transsilvanien*~*~*

Gedankenverloren lehnte der älteste der Vampire an der Außenwand des Schlosses und starrte auf den See, der direkt vor ihm lag, so ruhig und wunderschön. So unbeschwert und absolut nicht so aufgewühlt, wie er es selber war. Heute war es soweit. Heute würden sie Mao bestrafen und das öffentlich. Ob die Strafe gut gewählt war?? Seinen Taten entsprechend war sie gerecht, aber konnte das Kyo wirklich?? Konnte er seinen eigenen Bruder Brandmarken, ihn für immer zeichnen und ihn für immer diese Schmerzen zufügen, die er nahezu jeden Tag selbst erleiden musste??

Klammheimlich schlich sich eine Träne über seine Wange, welche langsam auf den Boden tropfte und dort in tausend kleinere Tropfen zersprang. Er musste es tun! Er durfte sich nicht vor seiner Verpflichtung drücken, sie mussten Standhaftigkeit zeigen, sie mussten zeigen wie mächtig sie waren und dass sie keine Regelverstöße duldeten.

Langsam griff er nach dem Glas, welches er vorhin auf einen der kleinen Tische gestellt hatte und setzte dieses an seine Lippen, bevor er langsam daraus trank. Deutlich spürte er, wie die kalte Flüssigkeit seine Kehle herab ran und ihn begann zu beruhigen. Hoffentlich würde der Tag schnell vorbei gehen, wollte er das doch schnell hinter sich bringen, wollte er seinem Bruder doch irgendwie helfen den Schmerz zu bekämpfen, wollte er doch nicht, dass er so sehr litt, auch wenn er nicht glaubte, dass Mao solche Schmerzen wie Andere hatte, immerhin hatte er sein Blut - ihr Blut, das Blut der stärksten Familie unter allen Vampiren. Etwas abseits von Kyo, stand ein weiterer Vampir, welcher ihn traurig betrachtete. Zum ersten Mal seit jener Nacht war dieser aus dem Zimmer gekommen. Zwar waren seine Wunden nicht mal mehr halb so schlimm gewesen, da die verbrannte Haut vollkommen von Karyus Blut regeneriert war, aber es hatte ihm auch eine Menge Kraft gekostet, so, dass er 3 Tage durch geschlafen hatte. Noch immer zeichneten sich die zurückgebliebenen Verletzungen deutlich auf seiner Haut ab, sahen jetzt aber eher aus wie glatte Schnitte und nur einer war richtig tief. Diesen hatte Karyu auch genäht. Die restlichen hatte Shin nicht nähen wollen, auch wenn es vielleicht nicht schlecht gewesen wäre, aber er wollte keine unnötigen Umstände machen. Der Ältere hatte so viel für ihn getan in den letzten Tagen, während er die anderen Beiden gar nicht zu Gesicht bekommen hatte.

Unsicher trat er zu Kyo. "Denkst du, du schaffst es?", fragte er leise und legte ihm die Hand auf die Schulter, spürte er doch viel zu stark, wie sehr das den Älteren belastete. Er war ein wenig zögerlicher geworden, ging nicht mehr so frei mit seiner Nähe um. In der Woche davor hätte er Kyo jetzt einfach umarmt, aber er hatte einfach Angst, dass sie ihn dennoch, egal was sie gesagt hatten, nicht mehr als denselben sahen wie zuvor. Gut... denselben sowieso nicht, aber auch sicher nicht auf demselben Level wie zuvor.

Kyo hatte den Jüngeren schon lange gespürt, war aber weder drauf eingegangen, noch hatte er sich irgendetwas anmerken lassen, wollte er ihn doch nicht ansehen, auch wenn dieser wohl schon lange wusste, wie es in ihm aussah. Leise seufzend stellte er das Glas wieder auf Seite und ließ seinen Blick sinken.

"Natürlich.", brachte er verbissen hervor, war er sich dessen doch nicht so sicher, dennoch musste er und wenn es nötig war, würde er sich auch selber dazu zwingen. Er wollte seine Ehre nicht aufs Spiel setzen, darum würde er es tun, egal wie sehr es schmerzen würde. Die Hand Shins ignorierend, drehte er sich zu diesem herum, schob diesen sachte zur Seite und ging an ihm vorbei - ohne auch nur ein weiteres Wort zu verlieren. Er sollte sich langsam fertig machen.

Somit ging er nach oben in sein Zimmer und zog sich an. Ein langer Mantel zierte seine schmale Figur, während seine Beine von einer schlichten Hose umgeben waren. Unter dem Mantel trug er ein einfaches schlichtes Oberteil. Seufzend betrachte er sich in seinem Spiegel, fuhr sich noch einmal kurz durch sein Haar, bevor er noch etwas an dem Kragen zupfte und dann auch schon im Kaminzimmer erschien, wo Karyu und Hizumi schon auf ihn warteten.

"Ich denke wir sollten uns langsam auf den Weg machen", brachte er hervor, die Anderen ernst ansehend.

//Mao!// Ernst hallten die Worte durch den Kopf seines Bruders, reichte das doch vollkommen, um ihn zu sich zu befördern. Jetzt führte kein Weg mehr daran vorbei, er musste tun wozu er verpflichtet war und das ohne Schwäche zu zeigen.

in Maos Zimmer

Müde blinzelnd schlug Mao die Augen auf und setzte sich in seinem Bett hin. Seufzend sah er sich um, ehe ihm schlagartig einfiel welcher Tag heute war. Augenblicklich wurde ihm schlecht. Einen kurzen Moment verharrte er einfach nur, bevor er sich langsam erhob und an das Fenster ging. Er zog die schweren Gardinen auseinander und betrachtete den funkelnden See, der sich im Halbbogen um das Schloss spannte. Seufzend lehnte er seine Stirn an die Scheibe. Er hatte Angst, auch wenn er das nie zugeben würde. Sein Arm war gesund aber dennoch. Mao hatte bisher nur davon gehört, nie etwas in der Art gesehen oder einen Vampir mit solch einem Zeichen getroffen und was er gehört hatte klang nicht sehr schön. Unsicher biss er sich auf die Unterlippe. Doch er konnte nichts anderes tun als Warten.

//Mao!// schoss es durch seinen Kopf, was ihn merklich zusammenzucken ließ. Lange hatte er ihn wirklich nicht warten lassen. Seufzend knöpfte er noch das Hemd zu. Er hatte sich nicht sonderlich toll angezogen. Würde ja auch minimal schlecht rüber kommen, eher viel zu überheblich und gelassen, als dass er zu einer Bestrafung ging. Er trug eine Figur betonende schwarze Jeans, die in schwarzen Stiefeln steckte und ein schwarzes Hemd. Ideal in seinen Augen. Seufzend verschwand er und tauchte wenig später neben Kyo auf. Er nickte den Anderen zu, ehe er den Kopf hängen ließ und sich auf sich selbst konzentrierte. Mao wusste, dass er ohne Selbstdisziplin hart an diesem Urteil zu knabbern haben würde.

Kyo fuhr sich durch sein blondes Haar, bevor er seinen Bruder an sich zog und ihn gegen sich drückte.

"Du schaffst das", hauchte er leise und spürte das leichte nicken des Jüngeren. Mao lehnte sich an seinen Bruder und genoss das Privileg Kyo so nah sein zu können. Erst als Karyu und Hizumi zu ihnen stießen, löste sich der Ältere von ihm.

"Shin wird hier bleiben, sie müssen halt mit uns vorlieb nehmen, wenn sie ein Problem damit haben ist das eben so", sagte dieser ernst, sah dann aber zu Hizumi und fasste Kyo dann einfach an der Schulter. Als Hizumi auch endlich den Weg zu ihnen gefunden hatte, teleportierte er sie alle zu dem Ort, wo die Verurteilung stattfinden würde. Dort angekommen ließ Kyo gänzlich von seinem Bruder ab und übergab ihn an Zero und Tsukasa, die Mao in den Saal brachten. Das ganze war viel zu übertrieben, aber Mao war klar, dass sie hier eine Show der Extraklasse liefern wollten. Überall im Saal waren Wachen aufgestellt, genauso wie es Zero und Tsukasa taten, als sie ihn auf den Stuhl gedrückt hatten. Es war wirklich eine Vorführung, da sie sämtliche „Mitarbeiter“ der Organisation eingeladen und das Ganze zu einer Pflichtveranstaltung gemacht hatten. Nachdem Mao platziert wurde, betrat Kyo, gefolgt von den anderen Beiden den Raum und ließ sich auf seinen Platz sinken, nahm nur am Rande wahr, wie sich alle vor ihnen verneigten, war es doch schon Gewohnheit, so etwas zu sehen. Dann konnte es ja beginnen.

Langsam erhob sich Kyo und stellte sich vor ein Rednerpult, wollte er doch nun die Verurteilung bekannt geben. Wollte er das doch so schnell wie möglich hinter sich bringen.

"Mao hat gegen die Oberste unsere Regeln verstoßen und einen Reinblüter ermordet, nachdem er die Warnungen von uns missachtet hat, seine menschliche Freundin zu wandeln, fühlte sich Shion dazu berufen, das für ihn zu übernehmen, woraufhin dieser ebenso gegen Regeln verstoßen hat und Mao zu dieser Tat provoziert hat. Das entschuldigt dennoch nicht den Verstoß gegen die Regeln und rechtfertigt auch nicht die weiteren Morde an unzähligen Vampiren, die ihn zur Rechenschaft ziehen wollten. Da dies aber mildere Umstände sind, haben wir uns gegen die Todesstrafe entschieden." Kyo machte eine Pause, bevor er fort fuhr.

"Daher sind wir zu einer recht veralteten Bestrafung gekommen und werden ihn auf ewig mit einem Silbereisen Brandmarken. Das Zeichen eines Reinblüters wird immer auf seinem Rücken haften und ihn immer wieder durch Schmerzen an seine Tat erinnern." Damit beendete er seinen Redeschwall und ließ sich wieder auf seinen Platz sinken, nun hatte Mao noch die Möglichkeit etwas zu sagen, doch dieser verweigerte das Recht, indem er weiterhin seinen Kopf gesenkt hielt und schwieg. Das reichte Kyo und so hob er seine Hand. Tsukasa und Zero nickten leicht, bevor sie sich erhoben und Mao wieder von dem Stuhl zogen und ihn vor die Reinblüter positionierten. Mit einem gezielten Griff wurde Mao auf die Knie gezwungen und kniete nun vor den drei Reinblütern, welche das unbeeindruckt hinnahmen. Einige der geborenen Vampire ließen undefinierbare Laute verlauten, da sie nicht damit gerechnet hatten, dass sie Mao dazu bringen würden, immerhin war er selber Reinblüter.

Kyo erhob sich langsam und trat zu Mao, wo er kurz innehielt. Das Eisen lag schon längst in den Flammen des Feuers, welches am Rande der 'Bühne' aufgebaut wurde, damit es auch schön heiß war und sich gut in Maos Haut reinbrennen konnte.

Langsam schloss Mao die Augen und ging in sich, konzentrierte sich lieber auf das bevorstehende. Fest presste er die Zähne zusammen und ließ sich das Oberteil ausziehen. Als dieses neben ihm auf den Boden landete, atmete er tief aus, um die Anspannung aus seinem Körper zu bekommen. Mao konnte sich vorstellen, dass das Eisen auf angespannten Muskeln noch einiges mehr schmerzen musste. Er hörte wie das Eisen aus dem Feuer gezogen wurde und ihm kam es vor, als würde alles in Zeitlupe ablaufen. Mao hörte seinen Bruder näher kommen, spürte ihn, spürte die Wärme, die sich langsam seinem Rücken näherte und immer heißer wurde und mit einem Schlag grub sich das Eisen glühend in seine Haut. Leicht sackte er nach vorn, hatte ihn der Schmerz doch trotz allem einfach überrumpelt. Er hörte seine Haut zischen, spürte wie sich das Silber immer tiefer in seinen Rücken fraß. Fest presste er die Augen und Lippen zusammen, um keinen Laut von sich zu geben, geschweige denn Tränen oder andere den Schmerz sehen zu lassen. Sein ganzer Körper fühlte sich an als würde er brennen und Mao spürte wie ihm Stück für Stück das Bewusstsein entglitt, wollte sein Körper ihn doch von diesen Qualen befreien. Doch er riss sich am Riemen. Wenn dann musste er die Strafe auch voll ausstehen. Egal ob es ihm immer schwerer viel zu atmen oder bei Bewusstsein zu bleiben.

Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor bis das Eisen schwand. Doch seine Haut brannte noch immer. Das Silber verhinderte jegliche Heilung. Zwar wusste Mao, dass das nicht lange anhalten würde und der Heilungsprozess einsetzen würde, aber dennoch. Immer wieder zuckten Schmerzenswellen durch seinen Körper und als er langsam die Augen öffnete, sah er nur noch verschwommen. Nachdem Kyo das Eisen in das Wasser stellte, welches extra dafür vorgesehen war, gab er Tsukasa und Zero den Befehl Mao zu packen. Schon zogen Zero und Tsukasa Mao hoch und dieser musste sich fest auf die Unterlippe beißen. An den Oberarmen gezogen zu werden mit einer höllisch schmerzenden Schulter war alles andere als angenehm. Doch er war den Beiden dankbar, dass sie ihn fest hielten. Sie hätten ihn auch einfach abstellen können. Nur hätte Mao das nicht ausgehalten und wäre gnadenlos zusammengesunken. Er wurde mit dem Rücken zu den Reinblütern gedreht, denen das Brandmal präsentiert wurde, wobei Hizumi unbemerkt seinen Blick abgewendet hatte, da er die verbrannte Haut nicht sehen wollte. Diese ganze Tortur hatte an seinen Nerven gezerrt und keiner der Anwesenden wollte mit Mao tauschen.

Erleichtert bemerkte Mao, dass es vorbei war, auch wenn sein Rücken noch immer unerträglich brannte, er konnte diesen Ort endlich verlassen. Ziemlich haltlos hing er in den Händen von Tsukasa und Zero und fühlte sich wie ein Schluck Wasser. Halt... dann wäre er ja erfrischt. Dann fühlte er sich wie ein flambierter Schluck Wein. Kaum dass er das Bett bemerkte, ließ er sich darauf sinken und brach kraftlos zusammen. Sein Körper war komplett damit beschäftigt etwas gegen die Wunde an seinem Rücken zu tun, die langsam zu bluten begonnen hatte. Doch davon bekam er nichts mehr mit, hatte er doch dankbar die Schwärze empfangen.

Kyo hatte seinem Bruder kurz nachgesehen, ehe er sich wieder auf seinem Platz sinken ließ. Leicht beugte er sich zu Hizumi.

„Müssen wir noch irgendwas verkünden?“, fragte er leise an ihn gewannt, hatte er doch gerade einfach alles verdrängt. Er wollte nach Hause und sich um Mao kümmern, doch das war ihm nicht gestattet. Auch er musste sich an die Regeln halten und das würde ihm noch sein Genick brechen, da war sich der Älteste sicher.

„Eh… dass es damit verziehen ist und er wieder in die Gesellschaft aufgenommen wird. Dann können wir gehen“, murmelte der Dunkelhaarige, nachdem er zu Kyo gesehen hatte. Kyo nickte leicht und sah dann zu Karyu, der nur zustimmend genickt hatte. Müde lächelte er leicht, bevor er sich wieder erhob und all seine Emotionen aus seinem Gesicht wischte. Ihre Untergebenen sollten nicht wissen, wie sehr ihn das Ganze wirklich mitnahm. Immerhin war Mao sein Bruder und ihre Verbindung war nicht ohne. So hatte auch Kyo den stechenden Schmerz in seiner Schulter gespürt. Doch da hatte er durch gemusst, immerhin hatte er die Verantwortung als Ältester, das Urteil durchzuziehen.

„Damit haben wir Mao verziehen und werden ihn trotz seiner Taten, die er zutiefst bereut wieder in die Gesellschaft aufnehmen. Er wird weiterhin als ein Reinblüter angesehen und wer gegen ihn vorgeht, wird mit dem Tode bestraft.“ Ernst hatte er die Worte ausgesprochen, ehe er sich abwandte und den Raum verließ – er hielt das einfach nicht mehr aus. Nachdem er die Tür passiert hatte, ging er sofort zu dem Zimmer, wo sie seinen Bruder hingebracht hatten.

„Lasst mich zu ihm“, gab er den Befehl zu den beiden geborenen Vampiren, die leicht nickten und ihm die Türe öffneten. Sofort trat er in das Zimmer ein und suchte mit seinem Blick Mao, welchen er auf dem Bett vorfand. Mit schnellen Schritten, schritt er auf dieses zu und ließ sich auf dem Bettrand sinken. Langsam hob er seine Hand und strich mit dieser sanft durch das Haar des Jüngeren. Sein Blick war traurig, dennoch musste er sich irgendwie zusammen reißen. Er löste seine Hand aus dem Haar des Anderen und legte sie auf seinen Oberarm, ehe er auch schon mit ihm verschwand. In dem Anwesen angekommen, brachte er Mao auf sein Zimmer und legte ihn dort in das Bett. Langsam erhob er sich wieder und nahm die Decke, die er ihm bis zum Rücken hochzog.

„Ruh dich aus…“ Sanft hauchte er ihm einen Kuss auf die Haare, bevor er wieder verschwand und das Zimmer verließ in dem er wieder aufgetaucht war.

„Ihr könnt nun gehen“, meinte er zu den beiden Geborenen und wartete dann auf Hizumi und Karyu.

Hizumi stand seufzend auf und folgte seinen Kollegen aus dem Saal. Er hörte wie hinter ihm das Gemurmel los ging und schüttelte den Kopf. Ihm sollte das egal sein. Erst einmal schlossen sich die Türen des Saales, wollte man den Reinblütern doch nicht zumuten auf das Fußvolk zu treffen. Fragend sah er Kyo an, wusste er doch, dass dieser schon längst nach seinem Bruder gesehen hatte. "Wie geht es ihm?", fragte er leise und berührte sie Beide um sie zurück zu befördern. Zufrieden seufzend ließ er sich in das Sofa fallen und nahm sich sein schon zuvor angefangenes Glas Wein, trank es gemächlich. "Er ist Ohnmächtig.. ihm wird es wohl nicht so gut gehen", meinte Kyo, senkte dann aber seinen Blick und ließ sich in einen der Sessel sinken. Nachdenklich kaute er auf seiner Unterlippe herum. Hizumi musste sich erst einmal wieder beruhigen. Noch immer hatte er den Geruch von Maos verbrannter Haut in der Nase, weshalb er diese lieber in sein Weinglas steckte und die Augen schloss. Er hoffte, dass es Mao gut ging. Vielleicht sollten sie Shin zu ihm schicken. "Verbietet die Strafe eine Behandlung der Wunde?" Fragend sah er zwischen den beiden Anderen hin und her. Es machte ihn einfach nervös die Wunde offen zu wissen. "Ich meine klar, das Silber muss im Körper bleiben und die Narben müssen auch sein aber...dass sich das nicht ausweitet wisst ihr?" Seufzend trank er einen Schluck und starrte in den Wein, der fast so dunkel war wie Blut. Verständnislos starrte Kyo den Jüngeren an.

"Ich... eigentlich ja, aber so lange keiner davon erfährt... Schicken wir Shin zu ihm", brachte er leise hervor, wollte er doch nicht, dass sein Bruder zu sehr Litt.

Karyu ließ sich ebenso in einen Sessel sinken und überschlug seine Beine, bevor er auf Kyos Aussage nickte.

"Ich werde gleich zu ihm gehen, nach ihm sehen und ihn fragen, ob er das tun könnte", brachte er hervor, lehnte sich in den Sessel zurück und holte tief Luft, brauchte er das gerade doch einfach. Seufzend nickte der Dunkelhaarige und biss sich auf die Unterlippe ehe er erleichtert lächelte. "Danke Karyu." Er trank sein Glas leer und stand auf.

Karyu winkte leicht ab und erhob sich dann, ehe er zu Shin ging. "Ich schau mal was unsere lieben Jäger tun...ich brauch Ablenkung", nuschelte er. Leicht legte er seine Hand im Vorbeigehen auf Kyos Schulter, welcher nur leicht auf die Worte genickt hatte und ging dann in den Planraum. Seufzend musterte er die Karten mit den Informationen, die sie mittlerweile hatten. Für heute war alles zum Stillstand gekommen, aber schon in den nächsten Stunden würden die ersten wieder ihre Arbeit aufnehmen. Vorerst waren die Hunter ruhig. Sie waren abgeschreckt von den Vorfällen in Moskau und New York, dennoch wussten sie alle, dass sie nicht mehr lange zögern würden. Nachdenklich lehnte er sich an den Tisch verschränkte die Arme und betrachtete die Karte mit den verschiedenen Stützpunkten. Wo würden sie wohl als nächstes angreifen?

Bei Shin im Zimmer

Leise klopfte er an die Türe, bevor er diese aufschob und in das Zimmer trat.

"Shin?", fragte er leise, bevor er sich zu ihm an das Bett setzte und ihm sachte durch sein Haar strich, sah er doch, dass dieser noch schlief. Leise seufzte Shin. Shin wusste genau, dass dieser Jemand nur eine Person sein konnte, hatten sich Hizumi und Kyo doch nicht mehr hier her hoch verirrt. Langsam öffnete er die Augen und blinzelte Karyu an. "Ist es schon vorbei?", fragte er leise. Shin schloss wieder die Augen und lehnte den Kopf an Karyus Hand, genoss er diese Zärtlichkeiten doch sehr. Er fühlte sich seit den letzten Ereignissen noch viel verbundener mit dem Älteren als ohnehin schon. Es tat einfach nur gut Jemanden bei sich zu haben, der ein Auge auf einen hatte. Und das hatte Karyu definitiv. "Ja das schon", murmelte er leise und streichelte ihn weiterhin sanft durch sein Haar. "Ich hoffe Mao geht es soweit gut?", erkundigte er sich besorgt, wusste er doch was für eine Belastung so etwas für den Körper war. "Kyo meinte nein, da er sich sicher ist das Mao Ohnmächtig ist. Wir haben beschlossen die Wunde so weit zu versorgen, dass sie keinen größeren Schaden verursacht, als sie auch wirklich soll. Darum haben die Anderen darum gebeten, dass du ihn dir mal ansehen sollst", erklärte er leise, aber dennoch gut hörbar, wollte er die Stille in Shins Schlafzimmer doch nicht ruinieren. Seufzend nickte Shin. "Verstehe." Sanft lächelte er und sah Karyu an. "Ich bin froh, dass sie das wollen." Langsam rappelte er sich auf, ignorierte das ziehen, das hier und da auftrat, hatte er sich doch schon damit abgefunden. Langsam glitt er aus dem Bett und zog seinen Mantel an, ehe Shin in das Bad ging, um seine Sachen raus zu kramen, die er brauchen würde. "Lass mich raten Silber neutral machen ist nicht mhm?" Er lächelte und nahm dann seinen Koffer, nachdem er das leichte Kopfschütteln von Karyu wahrgenommen hatte. "Du kommst doch mit und hilfst mir?" Lächelnd nahm er Karyus Hand, welcher nur genickt hatte und zog ihn mit sich runter. Ihm war es momentan nicht geheuer allein im Schloss unterwegs zu sein. Am Morgen war es einfach nur die Sorge um Kyo gewesen, die ihn raus getrieben hatte. Doch dieser hatte ihn eiskalt abserviert. Leise seufzte er. Vielleicht war Kyo das doch nicht so egal wie er getan hatte. Vielleicht verachtete er Shin ja doch und akzeptierte ihn hier nur noch, da sie zu wenig Reinblüter waren? Traurig seufzte er und öffnete leise die Tür zu Maos Zimmer. Sie betraten den Raum, während Karyu die Türe schloss, setzte Shin sich neben ihn auf das Bett. Mao lag auf dem Bauch (zum glück), so dass er direkt die Verletzung sah. Leise seufzte er. "Das Böse wird noch auf ihn zukommen", murmelte er leise. "Jetzt hat es die Nerven weg gebrannt. Aber die werden nachwachsen. Und dann kommt der Schmerz." Traurig lächelte er, ehe er vorsichtig das Blut wegwischte und die Umgebung der Wunde reinigte. Nachdenklich musterte er das Ganze und biss sich auf die Unterlippe. Es tat ihm so Leid, dass er das vorgeschlagen hatte. Diese Haut sah echt nicht gut aus, aber er durfte nichts machen. Vorsichtig schmierte er die Umgebung mit einer Salbe ein, die zumindest da die Schmerzen lindern und die Heilung fördern würde, so dass Maos Körper es leichter hatte. "Mach dir keinen Kopf Shin, auch wenn du die Strafe vorgeschlagen hast, ich hätte sie auch vorgeschlagen. Es ist das was seine Taten begleicht und das wissen wir alle, also mach dir bitte deswegen keinen Kopf. Er ist Kyos Bruder er wird das schon aushalten", brachte er hervor, strich dem Anderen sachte über den Rücken, bevor er ihn weiter beobachtete. Leicht nickte Shin, doch er verzog leicht das Gesicht. "Ich weiß...dennoch...es tut einfach nur weh ihn so zu sehen. Ich habe ihn getroffen als er klein war. Ich kann mich nicht erinnern je einen so aufgeweckten Jungen gesehen zu haben in meinem Leben. Er war voller Leben, trotz, dass er seine Eltern verloren und nur noch Kyo bei seiner Seite hatte, schien es nichts zu geben was sein Lächeln verblassen lassen konnte...und sieh ihn dir heute an. Er ist nur noch eine Seele, die den Sinn ihrer Existenz sucht...und das wird ihm nicht wirklich beim finden helfen." Lautlos seufzte er.

"Und jetzt zeige ich dir mal was lustiges", grinste er Karyu an und zauberte einen Blutbeutel hervor. "Das geht nämlich auch bei uns", lächelte er und hängte ihn auf, schloss ihn mit Kanülen an Maos Blutkreislauf an, schraubte noch zwei kleine extra Fläschchen mit einer durchsichtigen Flüssigkeit daran. "Guten Appetit", grinste er. "Hmm was ist in den zwei Fläschchen?", fragte der ältere der beiden Vampire dann aber interessiert, musterte den Anderen genau, bevor er ihn einfach zu sich zog und ihm über seinen Oberarm strich. "Das eine ist eine Mixtur aus verschiedenen Vitaminen, die sein Immunsystem stärken und den Heilungsprozess ankurbeln und beschleunigen werden und das andere eine Art Betäubungsmittel. Er wird es noch immer spüren, aber wie durch einen Schleier, so dass es ertragbarer wird. Zumindest bis das Zeug leer ist", erklärte Shin leise und sah dann zu Karyu. "Okay.. ich denke das ist in Ordnung", meinte er und lächelte sanft.

"Lass und etwas nach Draußen gehen und am See spazieren", schlug der Ältere vor und musterte den Anderen, wollte er doch etwas Zeit mit ihm verbringen und was gab es besseres als Nachts am See entlang zu gehen? Leicht nickte er, auf Karyus Vorschlag. "Ich zieh mir nur etwas wärmeres an." Sanft lächelte er. "Kommst du mit hoch oder treffen wir uns unten?" Auf Karyus nicken hin lächelte er leicht. "Gut." Schon machten sie sich auf den Weg und wenig später verschwand Shin in seinem Kleiderschrank. Kurz überlegte er wie warm es wohl draußen war, aber da es Herbst wurde, würde es wohl recht frisch sein. Also zog er sich einen schönen warmen schwarzen Hōmongi Kimono an, welcher mit schönen silbernen Stickereien verziert war. Zufrieden lächelnd betrachtete er sich im Spiegel, rückte noch mal alle Schichten darunter zurecht, ehe er wieder kam. "Jetzt können wir gehen", lächelte er und schlüpfte in seine Getas. Shin liebte japanische Traditionen einfach, dagegen war bei ihm kein Kraut gewachsen. Sanft lächelte der Ältere, nahm die Hand des Anderen und zog ihn zu sich, bevor er auch schon mit ihm runter ging.

"Habe ich dir eigentlich schon einmal gesagt, dass ich diese Kimonos echt toll an dir finde... ich meine ich könnte so was sicherlich nicht tragen", brachte er lächelnd hervor, bevor sie auch schon nach Draußen traten und Karyu die Nachtluft genoss. Glücklich lächelnd betrachtete er ihre Hände und folgte Karyu. Leicht errötete er bei seinen Worten. "Nein...und ich glaube schon. Mit etwas weniger Muster und vielleicht eher als Yukata glaube ich sogar würden sie dir sehr gut stehen", lächelte Shin und folgte ihm raus in die kühle Nacht. Karyu fand es so wunderschön Nachts, auch wenn er gerne in seinem Bett lag und schlief, aber das konnte er ja auch über den Tag hinweg.

"Hmm ich liebe das so." Lächelnd löste er sich von dem Anderen und lief zum See, zu dem er sich runter beugte und sein Spiegelbild betrachtete, welches kaum erkennbar war, da es doch Recht dunkel war, doch der Mond erleuchtete die Nacht so hell, dass man dennoch etwas erkennen konnte, dafür brauchte man nicht einmal ein Vampir sein. Shin beobachtete Karyu und blieb etwas weiter vom See stehen, wollte er doch nicht rein fallen. Für so etwas waren Getas in seinen Augen nun wirklich nicht geschaffen. Sanft lächelnd betrachtete er Karyus Silhouette und seufzte leise. Er würde den Älteren wohl nie verstehen. So sehr er es auch versuchte. Aber er schien ein einziges Rätsel für Shin zu sein. Locker faltete er seine Hände ineinander und wartete bis sich Karyu von seinem Spiegelbild lösen konnte. Langsam sah er in den Himmel und lächelte zufrieden. Der Vollmond würde ihn noch ein paar Wochen in Ruhe lassen. Was ein Glück. Seufzend schüttelte er den Kopf und strich sich dann wieder ein paar verirrte Strähnen zurück. "Ich muss bald nach Japan", meinte er leise. Bei diesem Gedanken traurig werdend, senkte er den Blick. Er wollte hier nicht weg. Aber er hatte nun einmal viel zu erledigen. Okinawa Hontō war schon immer die Heimat seiner Familie gewesen und noch immer besaß er dort ein riesiges Anwesen. Leise seufzte er. Als er geboren wurde gab es das alte Königreich noch über das seine Familie viele Jahrhunderte geherrscht hatte. Doch mittlerweile gehörte alles zu Japan. Natürlich liebte er das von ihnen so genannte Festland. Aber dennoch. Verträumt betrachtete er sich, war er mit seinen Gedanken doch gerade ganz woanders, als Shin seine Stimme erhob und ihn verwundert aufsehen ließ.

"Eh? Wieso?", fragte er dann aber, trat auf den Anderen zu, zog diesen aber kurzer Hand mit sich und ging näher an den See, wollte er doch mit ihm spazieren und nicht mit ihm an einem Fleck stehen bleiben. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen, glitt sein Blick doch immer wieder zum Wasser, wo er ihre Silhouetten sehen konnte. Er liebte es sich in einem bewegenden Gegenstand zu spiegeln, er mochte es einfach, allerdings wusste er selber nicht warum.

Er sah zu Karyu und lächelte schwach. "Es ist viel zu tun. Ich war schon viel zu lange nicht mehr zu Hause." Leise seufzte Shin und lief neben Karyu her, beobachtete die Sterne. "Ich wollte eigentlich schon vor einem Monat hin, aber da Kyo nicht da war bin ich geblieben. Nun aber...ich bin euch hier gerade eh keine Hilfe. Und ich vermisse das Meer, die Reisfelder...." "Hmm... du kannst nicht einfach gehen Shin", brachte er dann aber hervor, hatte der Jüngere hier doch Pflichten zu erledigen, da würde er sicherlich keine längere Zeit in einem anderen Land bleiben, wenn er seine Teleportationfähigkeiten nicht so ausgebaut hatte, wie Kyo und Mao das hatten. Da würde er ja schon etwas brauchen, bevor er hier sein konnte und das konnte er nicht für gut heißen. Und dazu wollte Karyu nicht, dass er ihn hier alleine ließ, dann wäre er ja der Jüngste - grausame Vorstellung. Nein darum ging es nicht, er würde den Anderen schrecklich vermissen. Auch wenn er das sicherlich niemals zugeben würde, aber er mochte den Kleineren einfach viel zu sehr, als ihn gehen lassen zu wollen. Leise lachte Shin und sah zu ihm. "Ich bin doch bald wieder da. Momentan kann ich mir eh nicht erlauben lange weg zu sein. Wer soll sich denn sonst um eure Verletzungen kümmern?" Verträumt sah er zu den Sternen und deutete auf einen. "Siehst du den? Der, der da so hell leuchtet? Genau denselben sehe ich von zu Hause auch." Lächelnd sah er zu Karyu. Er musterte die edlen Züge, ehe er den Blick abwandte und lieber die Umgebung betrachtete. "Irgendwann nehme ich dich mit", murmelte er leise. "Wenn hier wieder alles ruhig ist... dann zeige ich dir was mir an all dem so wichtig ist." Die Getas klackten leise über den Weg, war er doch recht weich. "Hmm.. das wäre schön. Ich kann ja nur noch das hier mein Zuhause nennen", meinte er matt, freute sich aber, dass Shin ihm das zeigen wollte. Irgendwie beneidete er den Jüngeren ja, hatte er doch wenigstens noch etwas von seiner Familie, was er ja nicht mehr hatte - gar nichts. Seufzend wandte er seinen Blick ab und sah zu Boden, er wollte nicht daran denken. Nicht jetzt und auch nicht in Naher Zukunft. Er wollte es einfach vergessen, nie wieder daran denken, machte ihn das doch nur traurig. Traurig lächelte er. "Glaub mir, es ist sicher nicht wegen meinen Eltern mein zu Hause", murmelte er, ahnte er doch, was Karyu bedrückte. Wegen denen ganz sicher nicht. Shin hasste seine Eltern, hatten diese ihm doch nie auch nur ein Fünkchen Liebe entgegengebracht. Nicht einmal, als er noch als gesund galt. Für sie war er einfach immer der Erbe ihres Reiches und ihres Blutes gewesen. Mehr hatten sie nicht in ihm gesehen. Aber das hatte Shin erst Jahrzehnte später erfahren. Und irgendwie war er froh darüber. So konnte er sich wenigstens eine schöne Kindheit einbilden. Zumindest bis zu dieser einen Nacht. Seufzend ließ Karyu seinen Blick sinken, wusste er doch ganz genau, dass dem nicht so war, aber das hatte er auch nicht gemeint. Es gab wohl kaum Eltern von Reinblütern, die ihre Kinder mit Liebe aufzogen, so etwas war für Vampire fremd, zu mindestens für die Meisten. Kinder waren immer nur Erbe einer großen Bürde, für was anderes bekamen Vampire keine Kinder, weshalb wohl nicht nur Shins Kindheit unschön war.

Eine Weile schwiegen sie, genossen einfach die Ruhe und die frische Luft. So etwas gab es nur noch ganz selten auf dieser Welt. Aber hier war es recht unberührt. "Sag mal Karyu...", begann er leise mit einem leichten zögern in der Stimme. "Glaubst du an die eine Liebe im Leben?" Shin starrte auf den See, wollte er Karyus Gesicht doch gerade nicht sehen. Noch nie hatte er über irgendetwas Gefühlsmäßiges mit dem Anderen gesprochen. Aber er war einfach sein engster Vertrauter hier. Und wenn er nicht mit Karyu darüber sprechen konnte. Mit wem dann? "Hmm?", meinte er leise, sah dann auf und lächelte ihn an.

"Ja... das tu ich wohl, wieso?", fragte er dann aber, sah den Anderen abwartend an, wollte er doch wissen warum er ihn das fragte. Ja er glaubte daran, die eine Liebe im Leben zu finden. Langsam sah er zu Karyu und lächelte traurig. "Das ist schade...", meinte er leise. "Ich wollte auch immer daran glauben...aber..." Er seufzte. "Heute wünsche ich mir, dass dem nicht so ist. Ansonsten hätten Mao und ich unsere Chancen schon vertan." Traurig senkte er den Blick und starrte in den See. Shin wurde langsamer, ehe er schließlich ganz stehen blieb. Er ging an den See und hockte sich vorsichtig hin. "Aber ich hoffe für dich, dass du sie finden wirst Karyu", meinte er leise und ein trauriges Lächeln umspielte seine Züge. Bei den Worten sah er auf und sah diesen leicht irritiert an. "Ich wusste gar nicht, dass du mal verliebt warst... und dabei kenne ich dich so lange", brachte er hervor, verstand er doch nicht, warum er das so sah. Wusste er doch gar nichts von einer Liebschaft des Kleineren. Oder liebte er immer noch, nur seine Gefühle wurden nicht erwidert?? Unmöglich, er war ein Vampir, Menschen verfielen ihnen automatisch, wenn man sich ein wenig anstrengte. Überrascht sah er Karyu an. "Naja...lange kennen tun wir uns schon. Aber ich war ein paar Jahrhunderte weg, schon vergessen?" Traurig lächelte er und schüttelte den Kopf. Mit knapp 200 Jahren war er von zu Hause abgehauen. Er hatte es einfach nicht mehr ausgehalten von seinen Eltern nur Verachtung zu erfahren. Wie er es bis dahin geschafft hatte grenzte für ihn heute an ein Wunder. Danach war er durch die ganze Welt gereist und erst wiedergekommen, nachdem man ihm vom Tod seiner Eltern unterrichtet und die Bitte er solle der Organisation beitreten überbracht hatte. Zwar hatte er andere Vampire des Öfteren getroffen, war nicht zu Letzt eine Weile bei Kyo und Mao zu Besuch gewesen, aber hatte er doch die meiste Zeit allein hinter sich gebracht. Bis auf diese eine Person. "Hmm stimmt schon..", murmelte er leise, ließ es damit aber auch einfach auf sich beruhen, wollte er doch nicht nach hacken. Shin fuhr durch das Wasser und zerstörte so sein Spiegelbild, ehe er sich langsam wieder aufrichtete. "Lass uns zurück...es wird langsam wirklich richtig kalt", seufzte er leise. In der tat hatte sich die Temperatur hier Draußen nicht verändert. Aber Shin war, als wäre sein Herz gefroren. "Eh?" Etwas verwirrt sah er den Jungen an, hielt dann aber seine Hand fest und zog ihn sachte zu sich, ließ ihn an sich lehnen, bevor er sanft seine Arme um ihn schlang. "Wieso bist du so traurig Shini-chan?", fragte er leise, lehnte seinen Kopf gegen den des Anderen und schloss leicht seine Augen, verstand er doch nicht warum er auf einmal so traurig wirkte und vor allem warum ihm auf einmal so kalt war. Überrascht blinzelte er, als Karyu ihn an sich zog. Leise lachte er bei der Frage. Aber es war gut, dass Karyu es nicht verstand. "Weil Liebe unheimlich schmerzhaft sein kann. Sie ist ein Spiel...eines in dem ich noch nie Glück hatte. Nie lang anhaltend zumindest." Sanft löste er sich und wandte das Gesicht ab. "Ich möchte ins Bett", murmelte er leise und machte sich auf den Weg zurück. Es war ein Fehler gewesen mit Karyu darüber zu sprechen. Wie hatte Shin so dumm sein können? "Dann solltest du das tun", gab der Ältere leise von sich, wandte sich von ihm ab und sah wieder zum Wasser. Wieso konnte Shin nicht einfach bei ihm bleiben?? Er mochte es so sehr, wenn er in seinen Armen lag und er ihn berühren durfte. Wieso durfte er das Heute nicht, irgendwie stimmte ihn das traurig. Ein trauriges Lächeln schlich sich über seine Lippen, ehe er über sein Gesicht fuhr und seine Hand ins Wasser schlug, wobei sein Spiegelbild total zerriss. Seufzend wandte er sich ab, erhob sich langsam wieder und ging den Weg weiter entlang. Seine Hände in seinen Hosentaschen vergrabend, den Blick starr auf den Boden gerichtet, setzte er einen Fuß vor den Anderen, mal sehen wohin ihn der Weg so führte....

Geknickt kehrte Shin in das Schloss zurück. Unsicher sah er sich um und suchte die Räume nach Kyo ab. Irgendwann fand er diesen endlich in der Bibliothek. "Gott sei Dank, ich dachte du schläfst schon", murmelte er und trat zu ihm. Leise seufzte er und musterte Kyo. "Mao geht es gut. Das Ganze ist nicht halb so schlimm wie es aussieht. Ich habe ihm etwas gegen die Schmerzen gegeben und zur Heilungsförderung. Mehr kann ich aber leider auch nicht tun." Er lächelte entschuldigend. Wie gern würde er Kyo sagen können, dass Mao das hier nie mehr jucken würde. Aber sie wussten beide, dass das Siegel für genau diesen Zweck gemacht worden war. Damit Mao immer wieder erinnert wurde, wem er treu zu sein hatte. Seufzend ließ er den Kopf sinken. "Ich...braucht ihr mich die nächste Zeit? Ich würde gern für ein zwei Monate nach Hause zurück. Auf dem Gut muss einiges geklärt werden und ich möchte mich ein wenig ausruhen. Hier ist mir zu viel los." Schüchtern blickte er Kyo an. Ihm war bewusst, dass diese Bitte plötzlich kam. Aber er brauchte einfach Zeit für sich, hatte er die schon eine Weile nicht mehr gefunden. Traurig senkte er seinen Blick zu Boden und seufzte. Wenn er Kyos ok erhalten würde, würde Shin noch diese Nacht fliegen. Mao war versorgt, da machte er sich keine Gedanken und keiner der Anderen war ernsthaft verletzt. Wenn sie gut auf sich aufpassten, würden sie das auch nicht in seiner Abwesenheit. Dann brauchten sie ihn doch auch nicht. Kyo saß Gedankenverloren über einem Buch, hatte er doch etwas herausfinden wollen, doch leider hatte er genau das Gegenteil erzielt. Aufgewühlt und nicht wissend was er nun mit sich anfangen sollte, bemerkte er nicht einmal Shin, der seinen Weg zu ihm gefunden hatte. Die Worte traten nur halb an sein Ohr war er doch einfach nicht mehr richtig Anwesend. Seine Gedanken hingen so weit zurück, dass es Schmerzte. Wieso hatte er daran denken müssen?? Wieso war er erneut darauf gekommen?? Und wieso schmerzte es immer noch so?? Alleine der Gedanke daran zerriss ihn in zwei. Wieso? Wieso ausgerechnet er?

Langsam hob er seine Hand, sah Shin aus halb geöffneten Augen an.

"M..mach es doch einfach", brachte er leise über seine Lippen, nicht wissend was er hier tat. Er konnte einfach nicht anders, das nahm ihn einfach zu sehr mit. Seine Gedanken kreisten immer wieder nur um dieses Geschehen, immer und immer wieder. Wieso konnte es nicht aufhören? Verwirrt blinzelte Shin. Das war nicht die Antwort womit er gerechnet hatte. Shin tastete vorsichtig mit seinen Sinnen voran und sah überrascht Kyo an. Wieso war ihm das nicht eher aufgefallen? Was war heute nur mit ihm los? Seufzend kam er auf ihn zu und kniete sich neben ihn. "Kyo?" Sanft strich er über seinen Arm um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. "Kyo was ist los und versuch mir bitte nicht auszuweichen, ich merke doch, dass etwas nicht stimmt." Besorgt musterte er ihn und biss sich auf die Unterlippe. Eigentlich hatte er Kyo nicht wieder so auf die Pelle rücken wollen. Aber umgekehrt konnte er ihn einfach nicht so leiden sehen. Das tat weh. Er konnte ihn doch nicht so zurück lassen! So allein mit diesen Gedanken, welche auch immer es waren. Aber es war nie gut mit seinem Schmerz allein fertig zu werden, denn dann wurde man höchsten kaputt gehen, aber würde nie darüber wirklich hinweg kommen. Shin war klar, dass er dafür vermutlich die falsche Person war. Aber Mao schlief und das war gut so. Sonst hätte er diesen gebeten mit Kyo zu sprechen. Allerdings...ob Kyo seinem Bruder hätte Sorgen bereiten wollen? Eher nicht. Traurig seufzte er und sah ihm in die Augen. "Kyo bitte..." Deutlich spürte der Angesprochene die Berührung an seinem Arm und schluchzte automatisch auf. Erschrocken über sich selbst fuhr er zusammen und hielt sich seine Hand vor das Gesicht. Das konnte jetzt nicht war sein. Er konnte doch nicht heulen. Sein Blick glitt zu Shin. Nicht vor ihrem Chibi. Sofort erhob sich der Blonde, stieß dabei den Stuhl um, der zu Boden ging, bevor sein Blick erneut an Shin hingen blieb. "Ich.. es ist alles okay. Ich darf nur nicht denken... - nicht denken", brachte er hervor, ging dann aber an ihm vorbei und wollte den Raum verlassen, doch weit kam er nicht. Fertig mit der Welt, ließ er sich gegen das Regal sinken und rutschte an diesem hinab. "Sh.. shin bi.. bitte geh", brachte er hervor, wollte er doch alleine sein, wollte er doch nicht, dass ihn irgendwer in diesem Zustand sah. Er konnte einfach nicht anders, war doch einfach alles über ihn gekommen. Geschockt sah er Kyo an. Zwar hatte er ihn weinen gesehen als Mao im Sterben lag, doch jetzt so...ohne ersichtlichen Grund? Scheinbar total zusammenhanglos und dann so heftig? Hart schluckte er und beobachtete Kyo. Langsam stand er auf und schüttelte entschieden den Kopf. "Das kannst du vergessen, dass ich dich so hier alleine lasse", meinte er streng. Sanft umhüllte er Kyo mit seinem Geist, drang aber nicht wirklich in seine Seele, wollte er ihm doch einfach nur Trost spenden ohne irgendwelche Gefühle zu verändern. Shin wusste wann man das konnte und wann nicht. Und gerade war dies mehr als unangebracht. Wieso?? Wieso tat er das? Konnte Shin es nicht einfach lassen?? "Lass das.. bitte.. hör auf damit", brachte er verbissen hervor, doch Shin hörte nicht auf ihn. Sanft zog er Kyo auf die Beine und teleportierte sie beide in die Küche, wo er ihn auf einen Stuhl drückte. Hier würde so schnell keiner hinkommen. Hizumi und Karyu waren zu faul zum kochen. Sie ernährten sich fast ausschließlich von Blut, wenn Shin nicht mal was machte. Er machte Kyo eine heiße Schokolade und drückte sie ihm in die Hand. "Trink...das hilft glaub mir." Sanft lächelte er ihn an und setzte sich ruhig neben ihn, ließ ihm sowohl seine Ruhe als auch Abstand, wollte er sich doch nicht aufdrängen. Er wollte nur nicht, dass Kyo allein war. Auch wenn das vielleicht dessen Wunsch war, weil er einfach nicht zugeben konnte, dass auch er schwach war. Aber aus Erfahrung wusste Shin, dass es manchmal half einfach jemanden da zu haben. Die Tasse in seinen Händen haltend, hob er kurz seinen Blick, ehe er die Tasse auf den Boden schmiss, wo sie in tausend Teile zersprang und sich der Inhalt auf dem Boden verteilte. "Ich habe gesagt lass das!", brachte er nun etwas wütender über seine Lippen, bevor er sich erneut erhob und sich an der Wand abstützt, glaubte er doch, dass er gerade nicht ordentlich stehen konnte. Krampfhaft krallte sich seine Hand in seine Brust, begann es doch erneut zu schmerzen, dieser verdammte Schmerz kam auch immer nur, wenn er daran denken musste. Geschockt zuckte Shin zusammen und senkte den Blick. Er spürte die Tränen in seinen Augen. Also hatte er sich nicht geirrt. Kyo verachtete ihn wirklich. "Lass mich alleine, verdammt! Lass mich einfach allein!", stieß er zwischen zusammen gepressten Lippen hervor, ertrug er den Gedanken doch einfach nicht so gesehen zu werden. Das war sein Schmerz, er musste damit umgehen können. Es war seine Vergangenheit und niemand konnte etwas daran ändern, nicht einmal Shin. Er konnte selber seinen Schmerz niederkämpfen, dafür brauchte er Shin nicht. Langsam schleppte er sich aus der Küche, wollte er doch einfach nur noch in sein Bett... seinen Schmerz bekämpfen, die Erinnerungen niederkämpfen, er wollte einfach vergessen - vergessen was damals geschehen war. In seinem Zimmer angekommen, ließ er sich auf das Bett fallen, riss sich sein Klamotten vom Körper und kratzte mit seinen Fingernägeln immer wieder über die große Narbe auf seine Brust, ertrug er den Schmerz doch einfach nicht. Leise schrie er auf, konnte er den Schmerz doch einfach nicht mehr zurück halten. Dieses verdammte Silber. Wieso hatte er es überhaupt so weit kommen lassen. Schmerzerfüllt verzog er sein Gesicht, krümmte sich auf seinem Bett. Immer wieder traten Schmerzvolle Laute aus seiner Kehle. Immer wieder kratzte er sich die Narbe auf seiner Brust auf. Immer wieder versuchte er von diesen Gedanken los zu kommen, die sein ganzes Bewusstsein eingenommen hatten. Tränen rannen über seine Wangen, konnte er sie doch einfach nicht davon abhalten, wollte er das doch auch gar nicht mehr. Immer wieder spielte sich in seinem Kopf das Geschehen von vor ca. 300 Jahren ab, konnte er es doch einfach nicht verhindern…

In der Bibliothek vor wenigen Minuten

Leise schob er die Türe auf, welche leise knarzte. Seine Beine trugen ihn in den Raum, während er seinen Blick umherschweifen ließ und an einem Buch hängen blieb, welches auf einem kleinen Tisch mit Stuhl lag. Langsam trat er darauf zu und drehte es zu sich. Eigentlich hatte er etwas Bestimmtes suchen wollen, doch als er die aufgeschlagene Seite sah, war alles wie weggeblasen. Gebannt sah er auf das Buch, welches ihm ein Bild von einem Vampirjäger und seiner Schwester zeigte. Die Worte ‚War das wirklich Graf Dracula?‘ sprangen ihm regelrecht ins Gesicht. Sofort krampfte sein ganzer Körper, während sich seine Augen in ein tiefes Rot zogen. Der Artikel in dem Buch hatte vor ca. 300 Jahren für riesen große Schlagzeilen gesorgt. Ein Mord von Geschwistern, die von einem Monster zugerichtet wurden. Ein Vampir – Graf Dracula – so die Spekulationen. Kyo sackte auf die Knie und ballte seine Hand zur Faust. Wieso lag dieses Buch auf dem Tisch und wieso war dieser Artikel aufgeschlagen? Bilder schossen durch seinen Kopf, die ihn immer bewusster machten, was er getan hatte, was geschehen war…
 

Mein Kommentar: http://taintedworldff.wordpress.com/2014/07/24/kommentar-zu-kapitel-11/



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück