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Per sempre tua - für immer dein

Er liebt Macht und er will sie beherrschen, wird er es schaffen?
von

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Seltsamer Tag...

Viel Spaß!
 

***********
 

Bella POV
 

Ich blinzelte gegen das grelle Licht. Mein Körper fühlte sich steif und meine Augen verklebt an. Was…
 

„Oh scheiße“, stieß ich aus als mir klar wurde was passiert war.
 

Sofort, traten mir Tränen in die Augen und der Schmerz wurde fühlbar. Der beißende Schmerz in meiner Seele oder das, was von meiner Seele noch übrig geblieben war.
 

Maja…
 

Ich begann stumm zu weinen. Benetzte das noch immer feuchte, vom Schweiß und Tränen getränkte Kissen mit neuem Salzwasser. Kniff die Augen zu und wünschte mir, auf der Stelle wieder einschlafen zu können.
 

Jetzt war es also soweit. Jetzt konnten mich meine Gedanken erdrücken, mir die Luft aus der Lunge pressen und meinen Selbsthass schüren. Wie auf Kommando, viel mir das Atmen schwer. Kalter Schweiß drückte sich aus jeder einzelnen Pore meines Körpers. Ich zischte vor Schmerz, als diese sickernde salzartige Substanz in die offenen Wunden meines Rückens lief.
 

Wo war Edward? Ängstlich sah ich auf. Verdrehte mir beinahe das Genick, als ich so gut es meine ungünstige Bauchlage zuließ, den Raum scannte. Es war hell,…ein neuer Tag und…Edward war nicht da. Erleichterung und gleichzeitig Panik machte sich in mir breit. Wenn er da war, fiel mir das Denken leichter.
 

NEIN…es fiel mir schwerer. Aber das war gut. Gut,… weil ich nicht in der Lage war, meine Gedanken zu verstehen und somit auch nicht in der Lage, tiefgründig zu denken. Verdammt,…ich sah schon wieder nicht durch.
 

„Hallo? Lord Edward…“, flüsterte ich leise.
 

Mir war sehr wohl bewusst, dass er es hören würde. Egal in welchem Winkel dieser Burg er sich auch aufhalten würde. Die Sekunden vergingen in denen ich angespannt auf sein Auftreten wartete.
 

Natürlich…er kam nicht. Warum sollte er das auch? Wie kam ich nur auf die Idee, dass er kommen würde wenn ich nach ihm verlangte? Wahrscheinlich rollte er über meine Naivität gerade belustigt die Augen. Ich schluchzte, fühlte mich allein, hilflos, schutzlos, dem unvermeidlichen ausgeliefert.
 

Ich sah zum Nachttisch. Hoffte eine Tablette auf diesem zu finden. So eine von gestern Abend. Sie hatte mich ruhig und friedlich schlafen lassen. Vielleicht nicht ganz friedlich denn,… warum war das Kissen noch immer feucht? Hatte ich im Schlaf geweint? Ich schüttelte den Kopf,…unwichtig.
 

Dort lag keine Tablette. Nur eine einsame, volle Flasche Wasser lächelte mich an. Erst jetzt bemerkte ich meine trockene Kehle. Vorsichtig, stützte ich mich auf meine Arme und drückte mich hoch. Bis die Zähne zusammen. Mein Rücken fühlte sich noch straffer an als gestern, noch wunder, noch zugerichteter. Ich schaffte ohne einen Aufschrei nach der Flasche zu greifen.
 

Die lange Bauchlage, hatte meinen Körper ganz steif werden lassen. Meine Brüste schmerzten, bei dieser permanent zusammengedrückten Lage, in der sie steckten. Das leichte Heben meines Oberkörpers, hatte durch beiden einen scharfen Stich jagen lassen. Ich entschied, dass ich lange genug gelegen hatte. Was immer Edward davon halten würde, ich musste sitzen, meine Muskeln entspannen und ordentlich durchatmen. Ich hoffte stark, dass mir das Atmen sitzend, leichter fallen würde.
 

Also hievte ich mich vorsichtig hoch. Blinzelte den, durch Schmerz bedingten Tränenschleier weg und verschnaufte tief, als ich mich schließlich kniend auf dem Bett befand. Vorsichtig, richtete ich mich auf die Fersen auf, ließ mich ebenso vorsichtig auf den Hintern fallen und schwang in der gleichen Bewegung, die Beine aus dem Bett.
 

Erst als dieser Vorgang beendet war, ließ ich den zurückgehaltenen Schrei an die Oberfläche. Diese kleinen Bewegungen, hatten mir noch mehr Schweiß aus dem Körper gepresst. Meine alles bekannten Kopfschmerzen setzten ebenso schnell wieder ein, wie das Zittern meines Körpers. Allerdings, hielt es sich in Maßen. Ich war schon schlimmeres gewohnt!
 

Hastig, entfernte ich den kleinen blauen Deckel der Plastikflasche und kippte das relativ warme Nass in meine Kehle. Warm! Ja es war warm. Das Zimmer hatte eine angenehme Raumtemperatur. Die Sonne, hatte in den letzten beiden Tagen stetig an Intensität zugenommen. Der Frühling war im vollen Gange. Frühling! Ich erinnerte mich an die eisigen Temperaturen an jenem Tag, der mein Leben für immer änderte. 2 Monate? Konnte es sein, das ich schon so lange hier war?
 

Ich seufzte, es war ja doch egal. 2 Monate, 2 Jahre… was kümmerte es mich? Ich würde ja doch bis zu meinem Tod hier gefangen sein. Wie jeder andere Mensch der hier lebt auch,…wie Maja! Ich zuckte zusammen, wimmerte vor Schmerz. Seelischen und körperlichen.
 

Ich hatte sie in den Tod gestürzt! Ich ganz allein. Edward hatte ihn gebracht, ich hatte ihn ausgelöst. Wie sollte ich jemals lernen, mit dieser Gewissheit umzugehen?
 

Nicht hinsehend, stellte ich die Wasserflasche ohne sie zu verschließen auf den Nachttisch. Dieser Versuch wäre beinahe in die Hose gegangen. Geschickt, konnte ich eine Schweinereih verhindern. Vergrub anschließend mein Gesicht in den Händen und stellte die Ellenbogen auf meine Knie. Meine Beine, baumelten leicht vor und zurück, während ich die Schultern einzog und mich meinem Schmerz hingab.
 

_____________________
 

„Hast du irgendeine Ahnung wo, Ed…“
 

Ich zuckte schreiend zusammen, als diese dröhnende Stimme durch das Zimmer hallte. Mit tränenverschleierten Blick, spähte ich zur Tür. Schrie erneut, als ich einem seiner Brüder,…dem großen, muskelbepackten…in der offenen Tür stehen sah. Ich blinzelte die Tränen weg, starrte ihn an…er, starrte zurück.
 

OH NEIN…
 

Gehetzt, panisch, ruckartig…schnellten meine Arme hoch und bedeckten meine entblößten Brüste. Der BH…warum hatte ich ihn nicht wieder angezogen? Richtig…mein Rücken. Gott…er hatte alles gesehen. Ich begann stärker zu zittern, aus Angst und Scham. Spürte das verdächtige rot, das sich auf meine Wangen ausbreitete und den stockenden Atem, der meine leicht geöffneten Lippen stoßweise entwich. Wie peinlich…
 

Wie lange war ich den weggetreten? Wie lange hatte ich geweint? Um Maja? Meine Situation? Den Schmerzen? Einfach alles was gestern und die vergangenen Tage geschehen war. Wie lange?
 

Meine Augen waren dick angeschwollen. Ich konnte es spüren. Das Brennen, den Druck,… wie taubes Fleisch. Ja… so fühlte sich ein Großteil meines Gesichtes an. Egal…er hatte mich nackt gesehen. Er durfte so was nicht,…niemand durfte das.
 

Und als er langsam auf mich zukam. Noch immer keine anstalten machte, den Blick von mir zu nehmen oder ein Wort zu sagen. Spürte ich den leichten Nebel, der Besitz von mir ergreifen wollte. Ich war kurz vor einer Ohnmacht. Verzweifelt, liefen mir neue Tränen über die Wangen. Tief zog ich den Sauerstoff ein, hoffte die Kontrolle wieder zu erlangen.
 

Ich schaffte es, weil…ja weil er tat, womit ich nicht gerechnet hatte. Er griff neben mich, ignorierte mein Zusammenzucken und reichte mir die Tagesdecke. Mit großen Augen starrte ich ihn an. Konnte nicht glauben, wie…höflich?...er mich behandelt. Er nickte mir zu, riss mich damit aus meiner Trance.
 

Darauf bedacht, ihm keinen weiteren Blick auf meine Brüste zu ermöglichen, lockerte ich einen Arm und griff mit bebender Hand nach dem rettenden Stoff. Schnell hielt ich sie mir vor den Oberkörper und atmete erleichtert aus, als mich eine Welle des Wohlseins erfasste.
 

Meine Rückseite war noch immer entblößt. Aber ich verspürte…erstens kein Verlangen, die Decke über meinen geschundenen Rücken streifen zu lassen und zweitens, gab mir die Decke, die meinen Oberkörper bedeckte ein eigenartiges Gefühl der Sicherheit. Dankend lächelte ich ihn zaghaft an. Sein Blick allerdings, haftete auf meinen Rücken. Durchbohrte ihn regelrecht mit gekräuselter Stirn. Okay,…vielleicht würde ich mich doch wesentlich besser fühlen, wenn alles bedeckt wäre. Aber ich war mir sicher, das keine Gefahr von ihm drohte,…ich weiß nicht woher ich mir da so sicher sein konnte, aber es war…wie bei diesem Jasper. Schon das erste Mal, als ich mit Lord Emmett allein war, hatte ich keine große Scheu vor ihm.
 

Deswegen,… zuckte ich auch nicht zusammen, als er eine seiner riesen Pranken auf meine Schulter legte, diese leicht drückte, damit ich mich etwas drehte und er somit besser meinen Rücken betrachten konnte. Ich schloss die Augen, ließ ich gewähren und wartete auf die nächste Reaktion. Erleichtert stellte ich fest, das selbst das Zittern langsam nachließ und mir das Atmen beträchtlich leichter viel, trotz starker Aura die ihm umgab.
 

Irgendwie,…war es leichter Emmetts Anwesenheit zu ertragen. Obwohl er wesentlich gefährlicher Aussah als Edward. Aber er,…wirkte ruhig und ja hin und wieder lustig. Jedenfalls waren das die Eindrücke, die ich von ihm gewinnen konnte und…er hatte mir noch nie weh getan. Ich seufzte leise.
 

Als sich die Hand entfernte und sich die Matratze neben mir stark senke, öffnete ich die Augen. Er hatte sich tatsächlich, ganz locker neben mich gesetzt und sah mich an. Nicht kalt…aber auch nicht weich. Nicht boshaft…aber auch nicht liebevoll. Nicht zufrieden…aber auch nicht mitleidig. Einfach…tja ganz normal eben. Ich wusste es nicht so genau. Mir fiel es unglaublich schwer, in ihm zu lesen.
 

Seinem Blick, hielt ich problemlos stand. Es schien ihm auch nicht zu ärgern, so von mir ins Visier genommen zu werden. Das sich meine Finger, in die Decke gekrallt und verkrampft hatten, spürte ich erst, als er leicht mit seinem Finger gegen eine meiner Hände stupste. Wie auf einen unausgesprochenen Befehl seinerseits, lockerte ich meinen Griff. Er zog seine Hand zurück und sah zum Fenster.
 

„Ich denke, so hast du dir euer Wiedersehen nicht vorgestellt.“
 

„Nein, Sir“, flüsterte ich, den Tränen erneut nah.
 

Nicht wissend, was ich sonst sagen solle. Auch wenn seine Anwesenheit, irgendwie angenehm war, so verwirrte sie mich. Warum gab er sich mit mir ab? Warum ist er nicht gleich wieder gegangen, als er sah, dass Edward nicht hier ist? Warum?
 

„Ich habe keinen Sklaven…“, begann er plötzlich ohne seinen Blick vom Fenster zu lösen.
 

Still lauschte ich seinen Worten.
 

„…sie überleben nicht sehr lange bei mir musst du wissen.“
 

Vielleicht sollte mich diese Offenbarung Schocken, aber… eigenartigerweise, tat sie es nicht. Er sah mich an, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
 

„Ich kann nicht anhalten zu trinken, wenn ich einmal zugebissen habe.“
 

Dann grinste er,…als würde ihm dieser Gedanke ungeheure Freude bereiten. Ich schluckte geräuschlos, ließ mich allerdings nicht verunsichern. Warum erzählt er mir das? Meine Meinung zu ihm, änderte sich nicht. Es war wie mit Edward, ich konnte ihm sein Verhalten nicht übel nehmen. Eine Tatsache, die mich nach allem, auch nicht mehr schocken konnte.
 

„Keine Ahnung warum ich dir das erzähle.“
 

Lachte er plötzlich und schüttelte gleich darauf den Kopf, runzelte die Stirn und sah mich unergründlich an. Sein Lachen stoppte.
 

„An dir ist irgendetwas Mädchen…“
 

Wieder stoppte er, als würde er erst einmal abwägen, wie viel er mir von seinen Gedanken offenbaren wollte. Ich selbst, war nicht fähig einen klaren Gedanken zufassen. Denn ich konnte nicht recht folgen. Was war schon an mir?
 

„…etwas, was es zu verdanken ist, das du noch immer am Leben bist“, meine Stirn runzelte sich.
 

„Ich kenne meinen Bruder. So lange wie du, hat noch keine in seiner Obhut überlebt. Das hier…“, er deutete mit einem Nicken auf meinen Rücken.
 

„…ist nichts, im Vergleich zu den Dingen, die er mit deinen Vorgängerinnen getan hat.“
 

Nun konnte ich das Keuchen nicht mehr zurückhalten. Was wollte dieser Emmett mir damit sagen? Er lachte wieder, fuhr sich durch sein kurzes schwarzes Haar und zwinkerte mir plötzlich zu.
 

„Jedenfalls, veranlasst es auch mich, mich mit dir abzugeben.“
 

Ich zog ärgerlich die Augenbrauen hoch. Warum mussten sie nur alle so abwertend über Menschen reden? Über MICH reden? Ich hasste es. Erstaunt, beobachtete er meine Reaktion. Schnell, glättete ich meine Gesichtszüge. Er lachte erneut. Ein befreites, fröhliches aber auch…sehr lautes Lachen.
 

„Ich habe es nicht mit Menschen, im Grunde, interessieren sie mich noch weniger als sie selbst Edward interessieren. Aber du…“
 

Er brach erneut ab und stand auf. Streckte sich einmal und sah mich an. Machte allerdings keine Mucken, um seinen Satz zu Ende zu führen. Was mich, ehrlich gesagt, ziemlich anpisste. Seine Worte verwirrten mich noch mehr. Aber was das schlimmste war, sie gaben mir Hoffnung. Hoffnung die ich nicht haben durfte, weil es nur umso mehr wehtun würde, wenn die Realität, der Hoffnung eine in die Fresse geben würde. Ich schüttelte den Kopf und entschied, …wie so oft…mir keine weiteren Gedanken darüber zu machen.
 

„Also Täubchen,…hat Edward irgendwas angedeutet, wo er die Nacht verbringen wollte?“
 

„Er…ist nicht da?“
 

Ich konnte den traurigen Ausdruck in meinen Augen nicht verhindern. Himmel,…was lief hier nur für eine kranke Show in meinem Kopf ab. Er sah mich an, stutzte und begann wieder einmal zu lachen.
 

„Strano (seltsam)“, murmelte er.
 

Ich hatte keine Ahnung was das hieß, aber sein verblüfftes Gesicht genügt mir um zu verstehen, dass meine Reaktion ihn merkwürdig vorkam. Wie damals, als Edward fort war. Aber wen wundert’s? Mich jedenfalls nicht. Wer außer mir, vermisst schon seinen schlimmsten Alptraum? Sein Blick huschte erneut zu meinem Rücken.
 

„Brauchst du irgendetwas?“
 

„Was?“
 

Hatte er mir gerade angeboten, mir zu helfen? Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Diese ganze Situation war so was von abwegig, das mir allmählich der Verdacht kam, noch immer zu schlafen. Ein Traum…ganz klar.
 

„Antworte,…noch einmal werde ich nicht so freundlich zu dir sein.“
 

Er grinste, nahm dadurch die Ernsthaftigkeit aus seinen Worten. Auch ich konnte ein dümmliches Grinsen nicht verhindern. Gott,…es tat mir gut mich mit ihm abzugeben.
 

„Etwas zum Anziehen vielleicht“, wisperte ich eine Spur röter als vorher.
 

Er nickte, betrat den begehbaren Kleiderschrank und stand drei, vielleicht vier Sekunden später wieder vor mir. Reichte mir ein dunkelblaues T-Shirt und wartete auf meine Reaktion, die auch sofort kam.
 

„Das ist nicht meins.“
 

Ich schüttelte stur den Kopf und reichte ihm das T-Shirt zurück. Er aber, winkte ab und grinste. Wie konnte er nur so dämlich grinsen? Er musste doch wissen, das mich Edward…Gott er würde mich töten wenn ich seine Sachen tragen würde.
 

„Entspann dich, deine Oberteile sind alle ziemlich eng. Ich kann es nicht mit Gewissheit sagen, aber ich denke, es würde sehr unangenehm sein, wenn du dich in ein so hautenges Teil zwängen würdest“, wieder sah er auf meinen Rücken.
 

Er hatte recht…trotzdem. Das ging nicht, ich konnte nicht…
 

„Nachthemden oder so einen scheiß, scheinst du nicht zu besitzen. Nur diese hauchdünnen, durchsichtigen, aufreizenden Fummel, die wohl auch zum Schlafen geeignet sind, ich bezweifle allerdings, dass du so etwas in Betracht gezogen hast.“
 

Stimmt hatte ich nicht aber…
 

„Also scheint mir die beste Lösung, eins von Edwards Shirts zu sein. Logischerweise, wird es dir um ein paar Nummer zu groß und somit angenehmer für deinen Rücken sein…klar soweit?“
 

Ich nickte, kaum fähig etwas anderes als das zu tun. Natürlich hatte er recht, aber…
 

„Er wird mich töten“, wisperte ich ängstlich.
 

„Ach was…nicht gleich töten…“, er lachte und am liebsten hätte ich dieses Stück Stoff nach ihm geschmissen.
 

„Er wird wütend sein“, sein Lachen verstummte.
 

„Yeah, das wird er!“
 

WOW, verblüffend wie schnell er mich aufmuntern konnte. Ich sah in ängstlich an.
 

„Keine Panik, Mädchen. Ich werde seinen Zorn auf mich nehmen…“, er zwinkerte mir zu.
 

„…denn genau betrachtet, bist du verpflichtet mir zu gehorchen. Also zieh endlich dieses verdammte T-Shirt an zum Teufel nochmal“, schnaufte er, grinste allerdings gleich darauf wieder.
 

Dieser Mann war unglaublich! Ich schüttelte leicht den Kopf, um nicht gleich den Verstand zu verlieren. Was für eine komische Begegnung. Was für ein…toller Moment!? Ich fühlte mich,…yeah gut.
 

„Auf was wartest du?“
 

„Ähmm…“
 

„Oh… natürlich“, er klatschte sich gegen die Stirn.
 

Drehte sich dann, ganz gentlemanlike um und begann zu pfeifen. Schnell nutzte ich diesen Moment, entfernte die Decke und schlüpfte in das viel zu große Shirt. Eine Hose würde ich wohl nicht mehr bekommen, aber ich war ihm dankbar, mir wenigstens ein Oberteil gebracht zu haben.
 

„So…“, er drehte sich im gleichen Moment um, wie ich die Decke über meine Beine ausbreitete und setzte sich wieder neben mich.
 

Was für ein Tag! Was wollte er nun noch von mir? Aber egal, ich war froh für die Ablenkung. Sie bewahrte mich vor erneuter Heulattacke. Die Schuldgefühle würden mich heute definitiv zerstören, wenn ich alleine wäre.
 

„…mir ist langweilig. Alice und Jazz sind Shoppen“, er verdrehte die Augen.
 

Ich verstand diese Geste nicht, nickte dennoch brav. Irgendeinen Grund musste er für diese Geste geben. Mir war es egal.
 

„Edward ist auch nicht da. Arbeit gibt es keine, Rosie ist weg…also werde ich hier auf die Ankunft meines Bruders warten“, wieder nickte ich.
 

Dann setzte ein langes aber angenehmes Schweigen ein. Bis er plötzlich aufstand und mich angrinste.
 

„Dein Mittagessen kommt. Ich geh recht in der Annahme, dass du das Frühstück, welches drüben auf dem Tisch steht, nicht mehr essen möchtest oder?“
 

Es war bereits Mittag? Wo war nur Edward? Ich schüttelte den Kopf. Er verschwand ins angrenzende Zimmer, kam aber gleich darauf wieder und klatschte sich erneut gegen die Stirn.
 

„Du kannst sicher nicht allein aufstehen oder?“
 

„Ich ahm uh…weiß nicht.“
 

Stotterte ich und starrte ihn an. Warum war er so freundlich? Ich verstand gar nichts mehr. Er hatte es nicht mit Menschen? Komisch! Wahrscheinlich träumte ich tatsächlich noch. Ich zuckte zu mir selbst die Schultern, entfernte die Decke und stemmte mich hoch.
 

„Scheiße“, fluchte ich laut und ließ mich zurückfallen.
 

Gott mein Rücken. Tränen traten mir in die Augen. Er brannte und spannte bestialisch. Blutete ich schon wieder? Irgendwie…nein nur Schweiß…hoffe ich. Ich sah sofort zu Emmett, dieser Blickte mich unergründlich an. Schnell checkte ich sein Auftreten. Rote Augen…gut! Entspannte Körperhaltung…gut. Kein wahnsinniger Blick, keine blähenden Nasenflügel, keine Gier…nichts auffälliges. Also wirklich nur Schweiß, der über meinen Rücken lief. Ich wischte mir über die Stirn. Bluten wäre…fatal. Wahrscheinlich würde ich innerhalb eines Wimpernschlages in ernster Lebensgefahr schweben. Denn wie ich aus seinem kleinen Outing erfahren hatte, war er besessen nach Blut.
 

Plötzlich…spürte ich eine leichte Antipathie ihm gegenüber. Mir wurde mit einem Schlag bewusst, dass er genauso gefährlich war wie Edward…wenn nicht sogar NOCH gefährlicher. Auch, wenn er irgendwie netter war als Edward. Wie auch immer…
 

„Ein Mädchen, sollte wirklich nicht so unartige Wörter sagen. Ich helfe dir!“
 

Ein Befehl,… denn er streckte mir sogleich seine Hand entgegen. Und sein Blick, ließ keine Widerworte zu. Kapitulierend, griff ich nach seiner großen Hand. Die sich sofort um meine kleine Schloss und sie vollkommen in seiner begrub. An die Kälte dieser Kreaturen hatte ich mich inzwischen gewöhnt. Es tat sogar ganz gut. Denn ich war dauernd überhitzt und somit am schwitzen.
 

Vorsichtig half er mir auf die Füße. Erleichtert, nahm ich zur Kenntnis, das mir Edwards T-Shirt beinahe bis zu den Kniekehlen reichte und somit alles wichtige bedeckte. Ich stand leicht gekrümmt, hielt die Tränen nicht mehr zurück. Meine Augen fingen sofort an zu brennen. Dass ich bei diesem stätigen Wasserverlust noch nicht ausgetrocknet war, wunderte mich. Ich trank viel zu wenig…wie mir sogleich klar wurde. Ich schwor mir, das zu ändern. Er blieb ruhig, wartete ab und gab mir die Zeit die ich brauchte. Mit einem leichten Nicken von mir, setzte er sich in Bewegung. Führte mich langsam ins andere Zimmer und half mir schließlich auf den Stuhl. Auf den ich steif und schwer atmend saß, den die Schmerzen zogen auf einmal durch meinen gesamten Körper.
 

Dass er meine Hand noch immer in seiner hielt, bemerkte ich erst, als ich zur Gabel greifen und dieses…was auch immer es war…essen wollte. Angespannt sah ich hoch und beobachtete ihn dabei, wie er jeden einzelnen meiner Finger unter die Lupe nahm.
 

„Was…hast du denn gemacht?“
 

Er hob eine Augenbraue und bedachte mich mit einem eigenartigen Blick. Mir stieg die Röte ins Gesicht und peinlich berührt senkte ich den Kopf. Vorsichtig, um nicht respektlos zu erscheinen, löste ich meine Hand aus seiner.
 

„Der Teppich…ähmmm…gestern als Lord Edward…“, ich schnaufte und sah ihm dann direkt ins Gesicht.
 

„…ich hab mich hinein gekrallt.“
 

Er sagte nichts dazu. Umrundete den Tisch und ließ sich auf Edwards gewohnten Stuhl nieder. Während ich aß sprachen wir nicht. Auch nicht, während ich das Glas Saft leerte, das mit dem Mittagessen…was wirklich köstlich war, ich dennoch nicht erkannte, was genau es war…kam.
 

Trotz fabelhaftem Geschmack, musste ich mir jeden Bissen hinein quälen. Was genau mir so schwer auf dem Magen lag, konnte ich nicht mit Gewissheit sagen. Mir würden spontan 100 Dinge einfallen. Wahrscheinlich nicht ganz so viele, aber einige wären es sicher.
 

Während ich mit dem Finger, den Rand des Glases nachfuhr und mein Blick akribisch mein Tun verfolgte, spürte ich den stechenden Blick von Emmett auf mir. Seit mir die Gefahr, die von diesem Wesen ausging bewusst wurde, hatte ich Schwierigkeiten seine Nähe so zu genießen wie vorhin.
 

Keine Frage, er hatte mich bis jetzt noch niemals schlecht behandelt. Natürlich, gab es noch nicht viele Aufeinandertreffen zwischen uns. Aber…
 

Ich wusste es nicht. Ich wusste schon lange nicht mehr was ich dachte, denken sollte oder denken müsste. Und schon war ich wieder an dem einen Punkt angekommen, an dem mein Kopf auf Hochtouren anfing zu arbeiten und ich nicht mächtig war, das kommende aufzuschalten. Mit einem seufzen, gab ich mich meinen Gedanken hin.
 

Ich wurde immer besser darin Edward einzuschätzen, aber immer schlechter daran mich selbst einzuschätzen. Ich war dazu fähig gute Seiten an ihm zu erkennen und mehr und mehr schlechte an mir selbst. Denn, welcher Mensch in meiner Lage, würde so egoistisch handeln und einen anderen in Gefahr bringen, nur um einige Minuten Ablenkung zu bekommen?
 

Ich war versucht ihm alles recht zu machen, blieb aber selbst zurück. Ich begann ihn zu vermissen wenn er eine Zeit nicht da war, konnte allerdings keinen Wehmütigen Gedanken an zuhause bilden. Mir schmerzte der Tod eines jungen, mir fremden Mädchens, doch an meine toten Freunde dachte ich schon lange nicht mehr. Ich war so fixiert darauf Edward kennenzulernen, dass ich mir selbst immer fremder wurde. Ich hatte Angst ihn zu verlieren, dabei war ich dabei mich selbst zu verlieren.
 

Wenn ich über all diese unmöglichen, erschreckenden, angsteinflößenden und kranken Dinge nachdenke, frage ich mich,…ob ich mich selbst, jemals richtig kennengelernt hatte? War ich, ICH…oder nur die, die man aus mir gemacht hatte? Hatte ich jemals genug in mich gehört wenn Entscheidungen gefällt werden mussten? Oder hatte ich immer nur das getan, was von mir erwartet wurde? Ist es nicht schon seit Jahrhunderten so, dass der Masse gefolgt wurde? Das jeder, der sich der Gemeinschaft widersetzte,… nur um seinen eigenen Weg zugehen, unabhängig von Gesellschaft und Wertvorstellungen… als aussätziger degradiert wurde?
 

Und warum, begann ich plötzlich alles in Frage zu stellen, was mir einst gut getan hatte?
 

Ausgerechnet an einem Ort, der immer nur Unheil über mich gebracht hatte? Ausgerechnet in diesem Moment? Wo ich verletzte, schwitzend, schwach und zitternd…wie mir erst jetzt bewusst wurde…auf einem Stuhl saß, der mir genauso fremd war, wie das Leben in das ich hineingestoßen wurde? Umgeben von Kreaturen, die eigentlich nur in Filmen oder Büchern existieren sollten?
 

Ich war nicht mehr fähig gut und böse, richtig und falsch, Glück und Unglück zu unterscheiden. Unwichtiges wurde wichtig und wichtiges unwichtig. Grundlegendste Dinge, die einem schon von Kindheitsbeinen an beigebracht wurden, verloren immer mehr ihren Sinn. Aufgaben, verloren ihre Wichtigkeit. Reizvolles, verlor seinen Reiz. Das Wort Leben, seine Bedeutung.
 

War die größte Prüfung nicht schon seit jeher, dass Leben selbst?
 

Stöhnend, vergrub ich mein Gesicht in meine nassgeschwitzten Handflächen. Fragen über Fragen! Quälende und vor allem unbefriedigte Fragen. Je tiefgründiger ich dachte, je mehr Fragen bildeten sich. Es waren kaum mehr die Sitten, die hier am Hofe gelten die in Frage gestellt werden mussten. Es war auch nicht der Grund der Existenzen, oder viel mehr, das was aus den Menschen, Vampiren…weiß Gott was da draußen noch rumlungert geworden war. Denn die Wurzeln für all das, lagen ganz woanders. Sie lagen in der Gründungsgeschichte, im Beginn des Menschentums, in unbekannten Epochen. Unmöglich zu entschlüsseln!
 

„Sieh an, der Meister kommt.“
 

Und damit, katapultierte mich Emmett zurück. Weit weg von Gedanken, die ernüchternd sind. Weit weg von Selbstzweifel und direkt hinein, in die Wirklichkeit.
 

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Wünsch euch was…

jennalynn



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  vamgirly89
2012-11-10T11:34:22+00:00 10.11.2012 12:34
Wow. Bitte schnell weiter schreiben. Bin schon auf das nächste gespannt.



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