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Die Geflügelte Schlange - Aufstieg

* * make love, not war * * - Teil 1
von

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31. Der Vertrag

Nefut hatte bei den Vertragsverhandlungen ein gutes Gefühl gehabt. Amemna hatte ihre Sache vortrefflich gemacht und trotz ihrer Jugend die drei Feldherrn und die beiden Ratgeber des Königs von Tetraos mit ihrer Kompetenz sichtlich beeindruckt. Während der Wartezeit wurden der Söldnerdelegation Früchte und Getränke serviert und binnen kurzem wurde ihnen dann auch der Vertragsentwurf vorgelegt. Amemna befahl Nefut, ihn vorzulesen.
 

"Wir, Parsan Faretim, König von Tetraos, nehmen hiermit den Birh-Melack Amemna Darashy mit seiner Birh-Mellim aus 62 Reitern und 517 Fußsoldaten für einen Kriegszug gegen Hannai in Dienst.
 

Wir verpflichten uns, die aus der Vorbeschäftigung der Männer ausstehenden Gelder in Höhe von 4606 Tar binnen einem Tag zu zahlen und garantieren als Sold vom Tag des Vertragsabschlusses an je Mann und Tag 1 Tar für Fußsoldaten und je Mann und Tag 2 Tar für Reiter. Dazu erhalten die Wunakim und Mawarim der Einheiten je Mann und Tag 1 Tar zusätzlich. Die Zahlungen erfolgen nach jeweils sieben Tagen oder bei Beendigung des Kriegszuges. Als weitere Einnahmequelle wird den Männern hiermit das im Einzelfall zu bestätigende Recht der Plünderung eroberter Siedlungen und Lager zugestanden.
 

Während der Vertragsdauer haben der Birh-Melack und seine Birh-Mellim die gleichen Rechte und Pflichten, wie die Bundesgenossen der Tetraosi. Zusätzlich zur Wasserversorgung garantieren wir die Verpflegung der Reit- und Lasttiere durch Futterlieferungen und die der Männer durch die regelmäßige Einrichtung von Märkten. Die Unterbringung erfolgt für die Mannschaften im noch bestehenden ehemaligen Heerlager der Hannaiim und während des Feldzuges als ordentlicher Teil der Truppen der Tetraosi im Heerlager der Tetraosi. Der Birh-Melack und sein Gefolge sind eingeladen, bis zum Feldzug im Palast des Königs zu wohnen.
 

Der Birh-Melack Amemna Darashy und seine Befehlsempfänger verpflichten sich dafür im Gegenzug, den Befehlen des Königs, der Regentin und ihrer Vertreter unbedingt zu gehorchen. Sie sind angehalten, dem Kriegsrat all ihr Wissen über die Hannaiim zur Kenntnis zu geben und auch sonst mit Wort und Tat zu einem Gelingen des Kriegszuges beizutragen. Als Teil des Heeres der Tetraosi sind sie verpflichtet, den Lagerregeln der Tetraosi zu folgen.
 

Eine vorzeitige Auflösung des Vertrages ist nur im gegenseitigen Einverständnis möglich, er endet ansonsten nach Beendigung des Kriegszuges gegen Hannai."
 

"Das klingt verrnünftig", ließ der Schwarze Wanack sich vernehmen und Nefut konnte ihm nur Recht geben.
 

"Was ist mit den Zivilisten, also dem Badezeltpersonal, der Priesterschaft und so weiter, die bereit sind, in unser Lager zurückzukehren? Es wurde nur über die Herausgabe der Besitztümer der Zivilisten gesprochen, aber ich glaube, unsere Leute würden es schätzen, wieder über ein halbwegs angenehmes Lagerleben zu verfügen", ließ Hamarem sich plötzlich mit leiser Stimme vernehmen. Als das Thema während der Beratungen besprochen wurde, hatte er dazu kein Wort gesagt. Anscheinend hatte er sich zwischen den ganzen Befehlshabern unwohl gefühlt. Nefut hoffte für ihn, daß er sich bald an den Gedanken gewöhnte, als Zweiter der Mawati jetzt auch zu den Befehlshabern zu gehören, im Rang einem Wanack vergleichbar.
 

"Ich denke auch, daß es gut wäre", stimmte der Mawar Hamarem zu, der Amemna als Vertreter der Fußtruppen begleitet hatte, und die anderen nickten ebenfalls.
 

"Dann sollten wirr die Tetrraosi darrum bitten, die bei ihnen unterrgebrrachten Leute darrüberr zu inforrmierren", entschied Amemna. "Mawarr Tarrim, kümmerrt euch darrum." Und der Mawar verneigte sich und verließ das Zelt.
 

Dann sah Amemna Hamarem an. "Mirr wurrde gesagt, daß du die Zukunft vorrherrsagen kannst, Zweiterr." Nefut hatte es beim Frühstück beiläufig erwähnt. Anscheinend war das der Grund für Amemna gewesen, zu den Verhandlungen nun gerade Hamarem als zweiten Leibwächter mitzunehmen.
 

Hamarem nickte zögernd. "Ich kann vorhersagen, ob sich eine Entscheidung günstig oder ungünstig auswirkt. Exakte Vorhersagen kann ich jedoch nicht machen."
 

"Dann sag mirr, ob sich die Zustimmung zu diesem Verrtrrag günstig oderr ungünstig auf meine Leute und mich auswirrkt, Hamarrem", befahl Amemna.
 

Hamarem griff in eine Tasche an der Innenseite seines Mantels und zog zwei Blätter von seinem Zauberkraut heraus. Unter den neugierigen Blicken der Anwesenden zerkaute er sie, dann goß er langsam, und ohne den Blick davon zu wenden, klares Wasser in einen der bereitstehenden Becher. Endlich sah er Amemna wieder an, atmete auffällig schwer. Er atmete drei oder vier mal tief durch und begann dann: "Die Tetraosi werden sich genau an den Vertrag halten, wenn auch ihr es tut, Herr." Seine Stimme schien etwas zu zittern und wieder atmete er mehrfach durch und fuhr endlich fort: "Es scheint wichtig zu sein, daß ihr dem Herrscher unbedingt und in allem gehorcht, damit sich der Vertrag günstig auf die Birh-Mellim auswirkt."
 

"Du hast interressante Männerr in deinerr Leibwache, Birrh-Melack", bemerkte der Schwarze Wanack.
 

Amemna hatte Hamarem angesehen. Nun sah sie dem Schwarzen Wanack in die Augen, ihr Atem beschleunigte sich. "Du hast keine Ahnung, wie interressant, Adí W'schad", antwortete sie und griff nach dem Wasserbecher, den Hamarem zu seiner Vorhersage verwendet hatte, um den Inhalt mit einem Schluck herunterzustürzen.
 

Waren ihre Wangen gerötet? Nefut zwang sich, nicht über den Schwarzen Wanack und seinen Birh-Melack nachzudenken. Er verschränkte die Finger und musterte den Schorf auf seinen Knöcheln. Er war nun ja nicht mehr der Zweite der Mawati, Hamarem mußte sich in Zukunft mit Derhan herumärgern. Nefut konnte sich dagegen ganz darauf konzentrieren, den Leib seines Birh-Melack zu schützen. Ein verhängnisvoller Gedanke, denn sofort stieg aus seiner Erinnerung der Anblick ihres wunderschönen Busens auf, ihrer erst von wenigen flaumigen, weißen Härchen bewachsenen Vulva. Nefut drehte sich weg, damit die anderen nicht sein vor Erregung errötetes Gesicht sahen. Er wünschte sich so sehr, mit Amemna allein zu sein, aber trotz ihrer Worte am Vorabend fürchtete er, daß ihm nicht mehr gestattet werden würde, ihr beizuwohnen. Vielleicht hätte er ihr ebenfalls seine Liebe gestehen sollen. Aber in diesem Moment war er nicht einmal sicher, ob es nicht nur wildes Verlangen nach ihrem jungen, schönen Körper war, das ihn umtrieb.
 

"Die Tetraosi werden mit den Priestern und den anderen Zivilisten sprechen", sagte der Mawar plötzlich. Nefut hatte nicht mitbekommen, daß er das Zelt wieder betreten hatte. "Und sie sagten auch, daß der Vertrag heute nachmittag hier von allen Befehlshabern und dem König unterzeichnet werden kann, wenn ihr ihm zustimmt, Birh-Melack."
 

"Gibt es irrgendwelche Einwände gegen den Verrtrragsentwurrf?" fragte Amemna in die Runde.
 

"Ihr wollt doch nicht wirklich mit eurem ganzen Gefolge in den Palast des Königs ziehen, Birh-Melack?" Hamarem klang auffallend beunruhigt.
 

Amemna sah ihn nicht an. "Ich werrde mit einerr Auswahl meinerr Leibwächterr in den Palast ziehen. Als Zweiterr wirrd Hamarrem in jedem Fall bei den Mawati im Lagerr bleiben. Außerrdem wirrd er verrantworrtlich fürr die Zivilisten sein, die ihrre Besitztümerr zurrückverrlangen, oderr in das Lagerr zurrückkehrren wollen."
 

Hamarem nickte gehorsam.
 

"Wen werdet ihr denn mitnehmen in den Palast, Birh-Melack?" verlangte Nefut zu wissen.
 

"Das entscheide ich nach derr Mittagsrruhe", antwortete Amemna knapp. "Also keine Einwände mehr gegen den Verrtrrag, wie es scheint." Sie setzte den Helm auf, den sie erst abgesetzt hatte, als die Söldner unter sich gewesen waren. Die anderen verstanden das als Zeichen zum Aufbruch und folgten ihr. Vor dem zweiten Zelt standen die Feldherren mit einigen Boten. Sie sahen Amemna erwartungsvoll entgegen, als sie auf sie zukam. "Ihrr Herrren, wirr sind mit dem Verrtrragsentwurrf einverrstanden. Sollen alle Mawarrim und Wunakim zusammen mit mirr und meinem Zweiten unterrschrreiben?" Amemna reichte dem Feldherr der Tetraosi den Vertragsentwurf zurück.
 

Der Feldherr nahm das Stück Papyrus entgegen. "Das würden wir in der Tat begrüßen, Birh-Melack Darashy. Dann fühlen sie sich auch alle zur Einhaltung des Vertrages verpflichtet."
 

"Ich danke den Götterrn, daß ich euch unserre Bitte perrsönlich vorrtrragen durrfte. Ich werrde alles darran setzen, daß derr Verrtrrag eingehalten wirrd", sagte Amemna mit einer Verbeugung.
 

Der Feldherr lächelte abfällig. "Dankt nicht den Göttern sondern lieber der Regentin, Birh-Melack. Wenn sie nicht darauf bestanden hätte, die Opferpriester nach dem Ausgang etwaiger Verhandlungen zu befragen, hättet ihr heute hier nichts vortragen können."
 

Die Söldner kehrten zur Mittagsruhe ins Lager zurück. Hamarem wurde damit beauftragt, den Zweiten der Birh-Mellim sowie die Mawarim und Wunakim von dem bevorstehenden Vertragsabschluß zu unterrichten. Und dann wurde Nefut von Amemna in ihr Zelt gebeten. Sie schloß den Eingang, stand vor ihm. "Nefut, du hattest gesterrn gesagt, ich brräuchte einen anderren Zweiten oderr einen anderren Liebhaberr. Du hast dich heute morrgen gegen den Posten als Zweiterr entschieden. Heißt das, du bleibst wenigstens mein Liebhaberr?" Leicht errötend senkte sie ihren Blick. Ihre Stimme klang so hoffnungsvoll, daß es Nefut schmerzte.
 

Seine Befürchtung, sie nie wieder berühren zu dürfen, war also unbegründet gewesen. Er sank vor Amemna auf die Knie, faßte zärtlich nach ihren Händen, hauchte einen Kuß auf ihre Finger. "Verfüge über mich, meine Geliebte." Doch Amemna zuliebe mußte er ehrlich sein. "Gerade im Moment begehre ich dich mehr als alles andere. Aber ich weiß nicht, wie lange das anhält. Und ich werde mich nicht öffentlich als dein Liebhaber bekennen."
 

Amemna nickte. "Das ist viel mehrr, als ich nach deinen Worrten gesterrn auch nurr errhoffen konnte." Sie kniete sich ebenfalls auf die Teppiche, küßte ihn zärtlich, dann wilder, und endlich fielen sie wie ausgehungert nach den Berührungen des anderen übereinander her.
 

*
 

Amemna war es gelungen, für Nefut ganz Frau zu sein. Vielleicht würde Nefut sie nach dem Feldzug gegen Hannai überreden können, als Frau mit ihm zusammen zu leben. Ob Amemna fähig war, Kinder zu bekommen? Hamarems liebevoller Umgang mit dem Sohn der Amapriesterin hatte in Nefut den niemals zuvor so stark wahrgenommenen Wunsch, Vater zu werden, erweckt. Wenn er erst einmal Amemna zur Frau hatte, fehlte zu seinem vollkommenen Glück nur noch ein Erstgeborener, dem er die Liebe und Zuneigung schenken würde, die sein eigener Vater ihm vorenthalten hatte. "Derr Verrtrrag muß unterrschrrieben werrden, mein Liebsterr", erinnerte Amemna ihn leise, als Nefut noch auf dem Lager sitzend zusah, wie sein geliebtes Weib mit den Gewändern wieder zum Birh-Melack wurde. "Und ich möchte, daß du und Derrhan mich dorrthin und dann in den Palast begleitet."
 

Nefut seufzte. Warum nur ausgerechnet Derhan?
 

Amemna hob mit einem Finger Nefuts Kinn an, sah ihm mit einem kritischen Blick in die Augen. "Hast du Prrobleme mit Derrhan?"
 

Nefut wich Amemnas Blick aus. "Nur mit seinem Spott", antwortete er resignierend. Aber Derhan wußte ohnehin von Nefuts und Amemnas Liebschaft, also war er eine bessere Wahl als Oremar, der wohl noch nichts ahnte. Dann wusch Nefut sich gründlich, um nicht durch den Duft seiner unirdischen Geliebten vor den Tetraosi den Verstand zu verlieren, dann folgte er seinem Birh-Melack in das Mawatizelt.
 

Amemna hatte Hamarem und Oremar ihre letzten Anweisungen anscheinend schon gegeben. Sie verabschiedete sich von beiden und dem Jungen mit einem Kopfnicken und winkte Derhan und Nefut dann, ihr zu folgen. Derhans hämisches Grinsen zeigte, daß er ahnte, was Nefut über Amemnas Auswahl der Leibwächter gerade empfand. Aber Nefut zwang sich zur Ruhe, griff nach seiner Satteltasche und beschloß, sich der Herausforderung in einer für einen besonnenen Mann angemessenen Form zu stellen, denn er gönnte Derhan nicht den Triumpf, ein weiteres Mal mitzuerleben, wie er erneut die Fassung verlor.
 

*
 

Als sie bei den Zelten der Tetraosi eintrafen, war unter dem freien Himmel einschließlich des Opferfeuers alles zur Unterzeichnung des Vertrages vorbereitet. Der Feldherr der Tetraosi empfing Amemnas Delegation und übergab ihr dann ein Exemplar des unterzeichungsbereiten Vertrages, damit sie kontrollieren konnte, ob der Wortlaut dem des Entwurfes entsprach.
 

Amemna reichte das Dokument an Nefut weiter, Nefut las es und bestätigte seinem Birh-Melack, daß alles seine Richtigkeit hatte. Dann warteten sie auf die Delegation des Königs. In der Zeit las Nefut vorsichtshalber auch noch das zweite Exemplar des Vertrages, das für die Tetraosi gedacht war und unter einem Bleigewicht in Form der Sonnenkrone Tyrimas auf dem Tisch lag, um zu prüfen, ob die beiden Exemplare identisch waren. Aber die Tetraosi hatten offenbar nicht vor, ihre neuen Söldner zu täuschen.
 

Endlich ritt der König in strahlend weißer Kleidung auf einem ebenfalls weißen Pferd von der Stadt her zu den Zelten, gefolgt von einer wohlgerundeten Frau in prächtigen städtischen Gewändern, seinen Beratern, die den Vertrag entworfen hatten und zehn Soldaten, die vermutlich seine Leibwache darstellten. Als er die Zelte erreicht hatte, stellte Nefut erstaunt fest, daß der König von Tetraos etwa so alt wie Amemna sein mußte, denn es lockte sich erster Bartflaum an seinen Wangen. Wieso konnte dieser beinahe zum Mann gereifte Jüngling nicht in seinem eigenen Namen herrschen, sondern bedurfte einer Regentin? Die ältere Frau neben ihm, die mit grimmig zusammengezogenen Brauen und verächtlichen Blick die Söldner kritisch aus teichgrünen Augen musterte stellte der Feldherr der Tetraosi erwartungsgemäß als die Regentin und Mutter des Königs vor.
 

Amemna überließ es dem Zweiten der Birh-Mellim, den Birh-Melack, sich selbst, sowie die zehn Wunakim und sieben Mawarim mit Namen vorzustellen. Als Leibwächter des Birh-Melack standen Nefut und Derhan etwas abseits und wurden folglich auch nicht vorgestellt. "Ich hoffe, ihr nehmt die Einladung des Königs an, im Palast zu wohnen, Birh-Melack", bemerkte die Regentin nach der Vorstellung auffällig beiläufig. "Nach der Vertragsunterzeichnung wird es außerdem einFestmahl geben." Nefut fragte sich, was sie im Schilde führen mochte.
 

Amemna aber nickte und verneigte sich vor der Regentin. "Ich werrde derr Einladung des Königs gerrne nachkommen." Die Regentin schien damit zufrieden zu sein. Vielleicht wollte sie nur sichergehen, daß der höflich formulierten Einladung in den Palast, die wohl eigentlich eine Verpflichtung war, auch nachgekommen wurde.
 

Der König lächelte nur, aber sagte nichts, und das änderte sich auch während der Vertragsunterzeichnung nicht. Und das Opfer an Tyrima brachte anstelle des Königs schließlich der Feldherr der Tetraosi zusammen mit Amemna dar. Nefut beobachtete, wie Amemna ihrem Zweiten danach noch Anweisungen für die Birh-Mellim gab. Daher fuhr er tatsächlich etwas zusammen, als ihn plötzlich eine jugendliche Männerstimme fragte: "Wieso habt ihr aufgeschlagene Knöchel?"
 

Es war der König von Tetraos, der sich daraufhin neugierig Nefuts Hand besah, sie sogar in die eigenen Hände nahm, um sie näher zu betrachten. Das war ein ungewöhnliches Verhalten für einen fast erwachsenen Jüngling. Tatsächlich benahm er sich eher wie ein neugieriges Kind. Vielleicht war das der Grund, warum seine Mutter noch immer als Regentin die Zügel in der Hand hielt. Nefut wurde vom König aus seinen großen grünen Augen gemustert, die wirkten wie die eines unschuldigen Kindes. Offenbar erwartete er eine Antwort. "Majestät, ich habe mich an Steinen verletzt", erklärte Nefut also.
 

"Hat euch das Schmerzen bereitet?" wollte der König wissen und strich mit einem Finger über den rauhen Schorf.
 

Nefut entzog dem König langsam seine Hand. "Ja, es hat mir Schmerzen bereitet. Aber nun sind sie vergangen." Wenn er das nächste Mal Wut auf irgend etwas oder jemanden verspürte, sollte er sich bemühen, keine bleibenden Spuren zu hinterlassen, um nicht alle Tage wieder daran erinnert zu werden.
 

"Ist das ein Offi-Schwert?" fragte der König dann und griff nach dem Heft, das an Nefuts linker Seite aus seinem Gürtel ragte.
 

Nefut schob die Hand des Königs sanft aber unnachgiebig von dem Schwertgriff und legte die eigene Linke darauf. "Ihr meint ein Oshey-Schwert, Majestät?" vergewisserte Nefut sich.
 

"Heißt es so?" fragte der König neugierig nach. "Oschei-Schwert", und er grinste, als habe er ein unanständiges Wort gesagt.
 

"Ja, so heißt es, Majestät, Oshey-Schwert. Die einschneidige Klinge ist vier taribische Fuß lang und auf voller Länge geschärft." Der König schien noch weitere Fragen zu haben, aber da wurde er von der Regentin fortgewunken, und mit einem freundlichen Lächeln verabschiedete er sich von Nefut. Die Tetraosi folgten ihrem König und seiner Mutter zu den Pferden und auch Amemna machte sich bereit, mit der Delegation der Tetraosi in die Stadt zu reiten. Also saßen Nefut und Derhan auf, um ihr zu folgen.
 

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