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Die Geflügelte Schlange - Aufstieg

* * make love, not war * * - Teil 1
von

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32. Begehren

Der hübsche Birh-Melack begleitete Barida, ihren Sohn und die beiden Minister zurück nach Tetraos. Sein Gefolge bestand nur aus den beiden Leibwächtern, die er zur Vertragsunterzeichnung mitgebracht hatte. Einer von ihnen war der Lehrer des Birh-Melack, den Barida schon am Vormittag bei den Verhandlungen gesehen hatte, der andere war ein kleinerer, aber stämmig gebauter Mann, dessen schwarzer Bart bereits grau wurde und dem man den Kämpfer eher abnahm, als dem Mann, der den Birh-Melack am Vormittag begleitet hatte. Was mochte die Funktion des schmächtigen Gelehrten gewesen sein, daß seine Anwesenheit bei den Vertragsverhandlungen für seinen Herrn so wichtig gewesen war? Auf Baridas Frage, ob das sein ganzes Gefolge sei, wo seine Diener wären, lächelte der Birh-Melack nur. "Meine beiden Leibwächterr sorrgen auch fürr meine sonstigen Bedürrfnisse. Mein Zweiterr und meine übrrigen Leibwächterr sind im Lagerr unentbehrrlich. Zurr Zeit dürrften sie gerrade euerr grroßzügiges Geschenk an die Birrh-Mellim unterr den Männerrn verrteilen."
 

Bei Baridas großzügigem Geschenk handelte es sich um eine Wagenladung Obst, Gemüse und Getreide, sowie zweihundert Hühner, damit auch das Söldnerheer in den Genuß eines Festmahles kam. Barida fragte sich, wie dieser merkwürdige Oshey mit dem Südlerakzent wohl ihren Namen aussprechen würde. Ihr gefiel, wie er das 'r' in seiner Kehle rollte.
 

Auf dem Weg durch die Stadt schien der Birh-Melack interessiert, aber wenig beeindruckt. Die Oshey hatten keine Städte, das wußte Barida. Allerdings mochte er Hannai kennen. Und seine Leibwächter schien die Architektur der Stadt nur insoweit zu interessieren, als sich in jedem dunklen Winkel Attentäter verborgen halten konnten. Sie registrierten sichtlich jeden Bewaffneten, dem sie begegneten.
 

"Derr König ist sehrr still", bemerkte der Birh-Melack, nachdem der König sich nach Erreichen des Palastes mit einem kurzen Kopfnicken zurückzog, um sich vor dem Festmahl umkleiden zu lassen.
 

"Er ist kein Freund großer Worte", erklärte Barida. Sie hatte ihrem Sohn schon vor Jahren eingeschärft, während offizieller Anlässe zu schweigen und allein sie oder andere Mitglieder des Thronrates in seinem Namen sprechen zu lassen. Und der König hielt sich zumeist daran, auch wenn er nach der Vertragsunterzeichnung anscheinend ein paar Worte mit dem Lehrer des Birh-Melack gewechselt hatte.
 

Barida winkte einen der Zwergenpagen heran, damit er dem Birh-Melack und seiner Leibwache die Gemächer zeigte, in denen sie im Palast wohnen sollten. Nur dem kleineren der beiden Leibwächter entlockte der Anblick des Zwerges ein erstauntes Heben der Augenbrauen, der Birh-Melack und sein Lehrer hatten anscheinend schon einmal einen dieser kleinwüchsigen, zartgliedrigen Menschen gesehen, die Barida als exotischen Blickfang in ihrem Hofstaat hielt.
 

*
 

Zum Festmahl erschien der Osheyprinz ohne Helm oder Turban auf seinen vollen, schlohweißen Haaren und auch sein Schwert hatte er abgelegt. Seine beiden Leibwächter dagegen trugen weiterhin ihre langen Schwerter im Gürtel, hatten allerdings ebenfalls ihre bunten Tücher abgelegt. Der Lehrer des Birh-Melack hatte seine zuvor unter dem Turban versteckten langen Haare hinter die Ohren gestrichen und die Enden lockten sich auf seinen Schultern, der Graubart dagegen hatte einen blank rasierten Schädel. Der Birh-Melack begrüßte die Anwesenden mit einem hoheitsvollen Neigen seines Kopfes und wandte sich dann an Barida: "Ich hörrte, es wärre allein euch zu verrdanken, daß ich perrsönlich vorr eurren Verrtrreterrn sprrechen durrfte. Ich möchte euch dafürr danken."
 

Barida nahm den Dank mit einem Nicken zur Kenntnis. Der Birh-Melack hatte seine Sache am Vormittag so gut gemacht, daß eine weitere Manipulation des Kriegsrates durch Barida überflüssig geworden war. "Nach dem, was ich hörte, wart ihr sehr überzeugend", antwortete sie endlich lächelnd. "Mein Kompliment an euch, Birh-Melack." Nun mußte er nur noch beweisen, daß er auch andere Talente hatte.
 

Der Birh-Melack lächelte auf ganz bezaubernde Weise zurück, und ließ sich dann nach einem weiteren Blick in die Runde entspannt auf eines der Speisesofas sinken, seine Leibwächter blieben jedoch hinter ihm stehen. Sie waren so diszipliniert, daß sie sich nicht einmal durch das Auftragen der Speisen von ihrer Aufmerksamkeit für ihren Herrn ablenken ließen, die angesichts des Aufwandes, der für das Festmahl getrieben worden war, von den anderen Anwesenden mit bewunderndem 'Ah's' und 'Oh's' gewürdigt wurden. Ja, sie lehnten zunächst sogar die Häppchen und Getränke ab, die ihr Herr ihnen anbot.
 

Barida genoß schweigend, den Osheyprinzen zu beobachten, und sagte deshalb kaum mehr als der König, doch der Feldherr der Tetraosi war ein charmanter und amüsanter Plauderer und so verlief das Festmahl in entspannter Atmosphäre. Der Birh-Melack trug ebenfalls nichts zu dem Gespräch bei, auch wenn er ihm anscheinend aufmerksam folgte. Hin und wieder raunte er seinen Leibwächtern die eine oder andere Bemerkung zu, die jedoch nur die beiden Männer hinter ihm verstanden. Bei diesen Bewegungen nach hinten spannte die Kopfleiste seines Untergewandes, doch wo bei seinen Leibwächtern das schwarze Brusthaar erkennbar wurde, war bei ihm nur makellos scheinende, palisanderfarbige Haut zu sehen, ebenso wie an seinen Unterarmen. So unwahrscheinlich es auch sein mochte, er konnte nur ein Eunuch sein, mit dieser tiefen Stimme, ohne dabei maskulinen Haarwuchs aufzuweisen.
 

Es gab keine verschnittenen Oshey. Barida hatte sich vor einigen Jahren einmal bemüht, einen zu erwerben, doch ein kriegsgefangener Oshey brachte sich anscheinend eher um, als einen Teil seiner Männlichkeit abschneiden zu lassen. Wie also konnte es sein, daß ausgerechnet ein Osheyprinz, der kein ganzer Mann war, hier an ihrem Tisch lag? Oder war er nur hier, weil er in seinem Stamm nicht geduldet wurde? Barida nahm sich vor, das herauszufinden, bevor der Feldzug nach Hannai den Birh-Melack wieder aus ihrer Reichweite brachte. Ein weiteres Rätsel war seine Verehrung als Halbgott. Angeblich hatte seinen Leuten als Beweis dafür schon sein weißes Haar gereicht, das an Osheylegenden von Engelswesen erinnern sollte. Sie würde ihre Augen und Ohren überall im Palast mit Nachforschungen beauftragen, vielleicht konnten sie für weitere Informationen dazu ihre Fühler auch in anderer Weise ausstrecken. Die Leibwächter des Birh-Melack mochten sich interessiert an den Verlockungen ihrer Dienerinnen zeigen.
 

*
 

Endlich war es so spät, daß Barida sich und den König für die Nacht entschuldigen konnte. Sie ließ sich von ihren Zofen baden und neu frisieren, dann ließ sie sich in ein leicht abzustreifendes Kleid hüllen und schickte ihre Zwergin, den Birh-Melack allein in ihre Gemächer zu befehlen. Wollte er nicht gleich am ersten Tag vertragsbrüchig werden, mußte er ihr gehorchen. Barida stand am Fenster, als die Zwergin ihn zu ihr brachte. Das Mondlicht hatte die Dächer der Stadt in ein geometrisches schwarz-weiß Muster verwandelt, dahinter erstreckte sich die nun grau erscheinende Ebene bis zum Horizont. Irgendwo hinter der Ebene begann das Meer, darüber wölbte sich der Nachthimmel. "Schön, daß ihr meinem Befehl so rasch gefolgt seid, Birh-Melack", begann Barida. Sie bedeutete der Zwergin, zwei Becher des berauschenden Traubensaftes zu bringen und winkte den Osheyprinzen zu sich. Die Vorfreude, seinen schönen Körper bald in Besitz nehmen zu können, erregte sie.
 

"Welchen Wunsch habt ihrr, Majestät?" fragte der Birh-Melack mit einer Verbeugung.
 

Barida winkte ihn näher. Von Ferne hatte er schmal gewirkt, aber durch seine Größe war er tatsächlich recht breitschultrig. Er war tadelos gekleidet, nur die weißen Haare waren etwas zerzaust, als hätte er schon im Bett gelegen, als ihn ihr Befehl erreichte. Und ein Barida unbekannter, sehr angenehmer Duft ging von ihm aus. Ahnte er, was sie von ihm wollte und hatte sich für sie parfümiert? Das nur vom Licht des vollen Mondes erleuchtete Gemach ließ seine ansonsten hellen Augen fast schwarz wirken, wie einen Abgrund, in den ein Unvorsichtiger stürzen konnte. "Ich wünsche euren unbedingten Gehorsam, Birh-Melack", antwortete Barida. Sie konnte nicht verhindern, daß die Erregung in ihrer Stimme mitklang. Glücklicherweise kam in diesem Moment die Zwergin mit den zwei Bechern des Ostlergetränkes. Barida nahm sie entgegen und reichte einen an den Birh-Melack. "Trinkt", befahl sie und nahm selber einen Schluck.
 

* * *
 



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