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Atlantis

von

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Neue Wege

Seufzend schritt Deidara im Wohnzimmer immer wieder auf und ab, tief in Gedanken versunken und vor einem Problem stehend, welches er so nicht mehr hinzunehmen gewillt war. Zwei Tage waren nun vergangen, seit des Kampfes gegen Yondaime und seit Sasoris Suspendierung, und mit jedem Tag hatte sich der Krieger mehr zurückgezogen. Mit jedem Tag mehr konnte der Geologe spüren, wie verstimmt, introvertiert und unglücklich sein Geliebter mit dieser Situation war. Den halben Tag schon hatte er überlegt, was er bloß dagegen tun könnte, um diese Verletztheit über das Geschehene zu lindern, doch keine vernünftige Idee war ihm bisher gekommen.
 

Er musste seine Strategie ändern, so viel stand fest. Worte hatten nichts geholfen, Aufmunterungen waren jedes Mal in Erinnerungen ausgeartet und hatten doch wieder die Schmach Sasoris betont, nicht aber eine Besserung hervorgerufen. Seit den frühen Morgenstunden nun war der Rothaarige bereits im Keller und reparierte seine lädierten Marionetten, allen voran Hiruko. Und doch wusste Deidara, dass diese Art der Ablenkung sicherlich nicht die Beste war. Ganz im Gegenteil: immer wieder würde gerade der Anblick von Yondaime den Krieger an den Kampf und dessen Folgen erinnern. Er musste also etwas finden, das Sasori ablenkte und gleichwohl das Gefühl gab etwas sinnvolles und wichtiges zu tun.
 

Genervt wischte der Geologe sich über das Gesicht. Als ob das Leben als Krieger das einzige wäre, das befriedigend sein könnte. Plötzlich blieb er stehen. Ja, das könnte funktionieren! Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Es brachte nichts, die Sache schönzureden, das wusste Deidara. Doch er kam aus einer anderen Welt, hatte ganz andere Dinge erlebt und war eigentlich immer zufrieden mit seinem Leben gewesen. Und dieses Leben hatte er hier in Atlantis ganz vergessen, da er sich immer dem Leben Sasoris angepasst hatte. Es war durchaus einen Versuch wert dem Rothaarigen nun zu zeigen, wie schön ein „normales“ Leben in seinem Sinne sein konnte... Dass es mehr gab, als nur Arbeit und Pflichten, sondern dass auch zu Hause sehr viele Dinge passieren konnten, die das Leben durchaus lebenswert machten.
 

Endlich hatte er eine Idee, wie er seinen Rotschopf hoffentlich aufheitern und gleichermaßen ablenken konnte. Hoffnungsvoll tänzelte er in die Küche und sah sich um. Zu aller Erst würde er für ein Abendessen sorgen, das seinesgleichen suchte. Rasch hatte er Töpfe, Pfannen, Schüsseln und eine Reihe an Zutaten aus den Schränken geholt und auf die Arbeitsfläche gestellt. Die Zutaten in Atlantis waren zwar gewöhnungsbedürftig, aber er hatte sich so langsam mit ihnen angefreundet. Dennoch hielt er einen Augenblick lang inne. Nein, dieses Mal würde es nichts Atlantisches geben, sondern er würde Sasori ein Essen machen, von dem dieser noch lange schwärmen sollte.
 

Er packte die Lebensmittel zurück in den Vorratsschrank und lächelte. Noch hatte er die Gelegenheit, um heimische, kulinarische Spezialitäten aufzutischen. Guter Dinge huschte er in den Flur und hielt noch einmal kurz an der Tür zum Keller herunter an: „Sasori? Ich bin kurz etwas fürs Abendessen besorgen, bin spätestens in einer Stunde wieder zurück!“
 

Sasori ließ den Stift erschrocken fallen und blickte auf. Er war so in seine Arbeit vertieft gewesen und hatte ganz vergessen, dass er nicht alleine im Haus war. Rasch rief er zurück: „Ist gut, bis später!“ Er wartete angespannt, bis er die Haustür hören konnte, ehe er sich seufzend entspannte und sich mit dem Oberkörper auf der Arbeitsfläche vor sich aufstützte, das Gesicht auf den verschränkten Armen. Sein Blick blieb auf dem Container vor sich hängen. Wieder seufzte er und schloss die Augen. Hiruko hatte er schon gestern repariert bekommen und seither hatte er sich entgegen jeglichen besseren Wissens mit der Konstruktion dieses Behälters beschäftigt. Konan hatte es ihm strikt verboten, sich mit den Techniken zu seiner Verwandlung zu beschäftigen, und doch zog es ihn seit zwei Tagen so immens stark zu diesen Forschungen hin, dass er einfach nicht mehr hatte widerstehen können.
 

Er strich mit seinen Fingerkuppen über den Kristallsplitter, den er in den Container eingearbeitet hatte. Schon jetzt pulsierte seine eigene Energie in dem Fragment und schien mit jeder Sekunde lauter nach ihm zu rufen, verlangte nach seinem Herz. Die perfekte Marionette. Unverwüstlich wie eine seiner Kreationen, aber mit einem eigenen Willen, der nicht einmal Gefühlen unterworfen sein würde. Absolute Perfektion. Dieses Reich würde ihn nicht mehr verachten können. Selbst wenn sie ihn ein Monster nennen würden, es wäre ihm egal. Vor ein paar Wochen noch hätte er keine Sekunde gezögert und seinen Plan in die Tat umgesetzt. Doch jetzt...
 

Nachdenklich ließ er seine Fingerkuppen noch immer über seine nahezu perfekte Konstruktion gleiten und entsagte ihrem lockenden Ruf nach der absoluten Perfektion. Und dieser Widerstand hatte nur einen Grund, einen einzigen Namen: Deidara. Er konnte es drehen und wenden wie er wollte, er war süchtig geworden. Das Einzige, was ihn zum Weitermachen animierte, was ihm ein wenig Licht in dieser dunklen Zeit spendete, was ihm gezeigt hatte wie sich Glück anfühlte, war Deidara. Und wenn er absolut ehrlich mit sich war, dann war Deidara der einzige Grund, der ihn von seiner Umwandlung abhielt.
 

Sasori seufzte und starrte auf den Behälter vor sich. Ja, diesen Container hatte er für sein Herz konstruiert, und er verlangte nach diesem. Doch, anders als ursprünglich geplant, gehorchte sein Herz auf diesen Ruf nicht. Es machte ihm mehr als klar, wem es wirklich gehörte. Sollte er Deidara jemals verlieren, so würde er diesem Drang wohl nicht mehr widerstehen können. Ohne den Geologen würde sein Leben wohl auch den letzten Sinn verlieren. So lange Deidara bei ihm war, konnte ihm doch eigentlich alles andere egal sein, da er einen Lebenssinn und eine unendliche Quelle für sein ganz persönliches Glück gefunden hatte. Würde diese Quelle versiegen, er würde wohl jämmerlich verdursten. Ja, er brauchte den Blonden zum Leben und diese Erkenntnis war ziemlich zwiespältig, für den Moment aber Grund genug, um die Umwandlung guten Gewissens aufzuschieben.
 

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen nahm er den Behälter an sich und verstaute diesen unter dem Tisch, ehe er aufstand und Yondaime zu sich rief. Der nächste Angriff würde sicherlich irgendwann kommen und wenn es so weit war, so wollte er vorbereitet sein. Wenn auch nicht für Atlantis, dann wenigstens für sein ganz persönliches Glück, das er mit seinem Leben verteidigen würde, wenn es nötig war. Doch dafür brauchte er seine ganz persönliche Armee zurück, die um ein, in seinen Augen, prachtvolles Exemplar größer geworden war.
 

Eine Stunde später betrat Deidara zufrieden das Haus, er hatte alles bekommen, was für seinen Plan nötig war. Guter Dinge trat er an die Kellertreppe heran und rief fröhlich: „Ich bin wieder da!“ Zu seiner Erleichterung erhielt er sofort eine deutlich muntere und klare Antwort: „Das ist schön, ich komme gleich rauf...“ Lächelnd schüttelte Deidara den Kopf: „Lass dir Zeit, ich mache Essen und rufe dich dann!“ - „In Ordnung!“
 

Noch mehr angespornt, als ohnehin bereits, tigerte der Geologe in die Küche, stellte die beiden Papiertüten, die er bei sich hatte, auf der massiven Arbeitsplatte ab und atmete einmal tief durch. Er hoffte wirklich sehr, dass sich die Mühe lohnen würde, doch bei dem Speiseplan konnte er sich einen Fehlschlag kaum vorstellen. Zu seiner Erleichterung hatte er dem Smutje vom Schiff, Choji, ein paar der Vorräte abschwatzen können.
 

Diese packte Deidara schließlich voller Elan aus und war froh, dass er auch ein paar Kleinigkeiten aus der Stadt hatte besorgen können. Lächelnd klatschte er in die Hände und rieb sie aneinander, ehe er mit dem ersten Teil seines Plans begann.
 


 

Chiyo saß auf ihrem Thron, das Kinn auf die geballte Faust ablegend und sich mit dem Arm auf der Lehne stützend, und blickte gedankenverloren aus der monumentalen Fensterfront, die sie umgab. Die Dunkelheit der Tiefe umhüllte ihren Thronsaal, der mit einem angenehmen Licht erhellt wurde. Kaum zwei Meter konnte man in dieser Untiefe nach draußen blicken und selbst innerhalb dieser Entfernung war nicht viel mehr zu sehen, als langsam vor sich hin schwebende Partikel im Wasser. Nur selten verirrte sich eines der Lebewesen, die diese Areale im See bewohnten, nahe genug an die Membran heran, um sie von drinnen aus erkennen zu können. Sie lebten in einer Welt der absoluten Finsternis und mieden das Licht. So wie ihr Volk für üblich die Außenwelt mied.
 

Seufzend hob sie mit der freien Hand abermals den Brief so weit an, dass sie die Worte lesen konnte. Sie mochte vielleicht selbst für eine Reporianerin sehr alt sein, aber niemand sollte wohl den Fehler machen und die Herrscherin unterschätzen. Das aber ging aus den geschriebenen Worten Orochimarus durchaus hervor.
 

Er lud sie ein, sich schon einmal in Izyras einzufinden, um ihm bei der Planung des baldigen Angriffs behilflich zu sein und in den Genuss seiner Gastfreundschaft zu kommen. Sie lachte trocken auf. Er hielt sie wohl für überaus senil und einfältig. Wenn sie eines wusste, dann dass der izyrianische Herr sicherlich niemals etwas tat, ohne dabei einen Hintergedanken zu haben, der ihm zu einem Vorteil verhelfen könnte. Der einzige Grund, weshalb er sie in seinem Reich haben wollte, war vermutlich schlichtweg Kontrolle.
 

Ein spitzbübisches Grinsen huschte kurz über die Lippen des faltigen Gesichts. Sollte er seinen Willen bekommen und auch denken, dass sie eine tüddelige alte Frau war. So hatte SIE Kontrolle über IHN. Chiyo selbst ging es einzig und alleine um die Tatsache, dass ihr Volk durch eine unbekannte Waffe in Bedrohung war, insbesondere seit die Menschen der Oberwelt angeblich in ihre unterirdische Welt eingedrungen waren. Orochimaru jedoch dachte vermutlich an nichts anderes, als an Macht. Er wollte Atlantis und die Welt unterjochen und würde sicherlich versuchen die Zerstörung der Waffe zu vereiteln. Missgunst war eine gefährliche Angewohnheit.
 

Und doch verspürte auch Chiyo Neid auf Atlantis. Nicht aufgrund der Macht, des Reichtums oder der immensen Größe. Nein, sie beneidete Atlantis um seine Liberalität. Es waren nicht viele Jahre vergangen, seit sie ihren Enkel aus Repos hatte verbannen müssen, doch eines war ihr klar geworden: Wäre die Nutzung ihrer Fähigkeiten nicht streng verboten, so würde er vermutlich noch dort sein, wo er hingehörte: zu Hause.
 

Liebevoll ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen, bis er direkt neben ihr an einer Art Pinnwand mitten im Saal auf einem Bild von Sasori verharrte. Seine Worte und sein Gehen schmerzten sie noch immer. Er war ein kleiner Junge gewesen und hatte es doch nicht aus Mordlust getan. Sie seufzte. Aber der Rat von Repos kannte kein Pardon und keine Schuldeingeständnisse. Und sie als Herrscherin konnte Gesetze nur dann ändern, wenn der Rat dem zustimmte.
 

Weiterhin auf das Bild blickend, sank die Hand mit dem Brief in ihren Schoß. Chiyo stellte sich immer wieder vor, wie Sasori wohl mittlerweile aussah und was für ein Leben er führte. Eines hatte sie schon immer gespürt: eines Tages würde er ein Kämpfer sein, der diesen Konflikt zwischen den Reichen wegen der Waffe maßgeblich beeinflussen würde. Er war sicherlich ein vortrefflicher Krieger geworden. Und diese Ausbildung mit den Fähigkeiten war Atlantis Repos seit Jahrzehnten voraus. Es konnte ihrem geliebten Enkel ein Leben bieten, das ihm mehr Dankbarkeit und Freiheit bot, davon war die alte Dame fest überzeugt.
 

Ihr Lächeln wurde noch etwas melancholischer, während sie sich weiter Sasoris mögliches Leben ausmalte. Vielleicht hatte er schon eine nette junge Frau kennengelernt und eventuell bereits eine Familie gegründet. Und möglicherweise war er ein Krieger, für dessen Kampfkunst ihm ganz Atlantis dankbar war. Nach all den schlechten Erlebnissen in Repos wünschte sie dies ihrem Enkel aufrichtigst und von ganzem Herzen.
 

Abermals schweifte ihr Blick wieder zur Membran und dem, was sich dahinter in der Dunkelheit der Tiefe abspielte. Langsam schwebten die Stoffe durch das Wasser und verbildlichten auch das Leben in Repos. Es war weit entfernt von allem Leben und ging seiner ganz eigenen, schier endlosen Zeit nach. Zeit, die Sasori wohl niemals zurückbekommen würde. Chiyo seufzte. Welche Großmutter nur konnte es zulassen, dass sie ihren Enkel über Jahrhunderte überlebte? Sie hatte sich ihrem Volk gebeugt, doch die Schuld, die auf ihren Schultern lastete und ihr Herz umspülte, wie eine tosende Gischt zwischen kantigen Felsen, die ließ sie seit dem ersten Tag ohne ihren kleinen rothaarigen und manchmal giftigen Skorpion wissen, dass sie rechtens, aber völlig falsch entschieden hatte.
 

Resignierend schloss sie ihre Augen. Diesen Blick in den großen kullernden Augen würde sie wohl nie vergessen. Jede Nacht träumte sie von diesem Blick, der die Zerstörung dieser kleinen zerbrechlichen Seele Sekunde für Sekunde offenbart hatte. Der Blick, der in seinen Augen geschrieben stand, als sie ihm den Dolch sprichwörtlich in den Rücken gejagt hatte. Dieser Blick, der sie musterte, als er ihr gesagt hatte, dass er sie hasste. Mit Recht hasste. Sie hatte ihn seiner Kindheit endgültig beraubt und aus einem einsamen Kind einen gebrochenen Mann gemacht.
 

Mit Tränen in den Augen ließ sie den Kopf hängen und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen, der Brief sank langsam und lautlos zu Boden. Denn nun würde sie ihm auch noch als Feind gegenübertreten, an der Seite des wohl abstoßendsten Individuums, das die Welt jemals zu Gesicht bekommen hatte. Wieder wog die Sicherheit und der Wille des Reiches mehr, als das Verständnis und die Interessen ihres Enkels. Leise begann Chiyo zu weinen und flehte im Stillen, dass ihr kleiner Sasori eines Tages Gnade und Vergebung für sie übrig haben würde. Für das, was sie getan hatte und gleichwohl für das, was sie bald noch tun würde...
 


 

Vorsichtig dirigierte Deidara Sasori die Kellertreppe hinauf. Die Augen des Kriegers waren verbunden, so dass er keinerlei Möglichkeit hatte sich mit seinen eigenen Augen zu orientieren. Der Geologe führte ihn aber behutsam und zielsicher durch den Flur, durch das Wohnzimmer und auf die Veranda heraus. Dort stoppte er den Rothaarigen, stellte sich vor diesen hin und lächelte warm: „Da wären wir.“
 

Er drehte Sasori noch ein Stück in Richtung Tisch und Sofa, ehe er diesem das Tuch von den Augen nahm und gespannt war, wie diese kleine Überraschung bei seinem Geliebten ankommen würde. Dieser blinzelte ein paar Mal, ehe er sich mit großen Augen ungläubig umsah. Deidara hatte nicht gelogen, als dieser ihm ein fulminantes Abendessen versprochen hatte. Der Tisch war für zwei gedeckt. Zwei Gläser mit Leuchtkäfern teilten die Fläche in drei Abschnitte. Links und rechts standen die Gerichte, in der Mitte lagen die Teller und das Besteck. Sprachlos ließ er sich von dem Blonden auf das Sofa dirigieren, bevor dieser sich ihm gegenüber vor den Tisch setzte und ihn lächelnd ansah: „Ich präsentiere dir Mahlzeiten aus meiner Heimat. Ich musste den Schiffskoch zwar mit ein paar Tüten Chips bestechen, habe aber genug Zutaten von ihm bekommen, um dir diese Gerichte zu machen. Ich hoffe, dass es dir schmecken wird.“
 

Unsicher begutachtete Sasori die aufgetischten Speisen genauer. Eine große Schüssel mit einer großen Menge eines körnigen, weißen Etwas erweckte zuerst seine Neugierde. Er deutete auf diese Schüssel und sah den Geologen fragend an: „Was ist das?“ - „Das ist das Wichtigste von allen: Reis. Ein Getreide, das man als Grund- oder Beilage benutzt. Pass auf, ich zeige es dir.“
 

Der Blonde griff die besagte Schüssel, schaufelte sich eine gute Portion davon auf seinen Teller und stellte sie wieder zur Seite. Anschließend griff er nach einer Schale, in der eine für Sasori undefinierbar aussehende Sauce angerichtet war und erklärte: „Das ist eine süße Chilisauce nach dem Rezept meiner Mutter. Die beste Sauce, die du jemals essen wirst, das verspreche ich dir. Sie ist würzig und recht süß, schmeckt aber köstlich. Wie du siehst habe ich verschiedene Gemüsesorten reingeschnippelt, und Obst: Ananas.“
 

Sasori verstand zwar nur Bahnhof, nickte aber brav und beobachtete Deidara dabei, wie er die Sauce über den Reis kippte, allerdings nur so viel, dass dieser vermengt leicht von der Flüssigkeit bedeckt war. Nachdem der Geologe die Schale wieder an ihren Platz gestellt hatte, griff er von der anderen Seite des Tisches ein Tablett, auf dem kleine, kross gebratene Fleischstücke lagen. Er legte sich ein paar davon auf seinen Teller und lächelte zufrieden: „Das ist Hühnchen. Eine Geflügelsorte. Schmeckt bei Weitem nicht so tranig, wie eure Raptoren oder diese anderen merkwürdigen Tiere hier. Und sind nicht so ekelig wie diese Riesenmaden, die bei Itachi in der Vorratskammer zum Trocknen hängen, schmeckt aber ähnlich...“
 

Wieder nickte Sasori und seufzte innerlich. Ihm blieb nichts anderes übrig, als einfach zu probieren. Immerhin hatte Deidara sich eine Menge Arbeit mit dieser Überraschung gemacht und sein Magen signalisierte ihm, dass es genau die richtige Art von Überraschung war. Vorsichtig ahmte er die Reihenfolge und das Anrichten der einzelnen Speisen nach, ehe er den Geologen ansah und leicht verlegen lächelte: „Danke, wirklich. Genau das habe ich jetzt gebraucht. Und wenn es so toll schmeckt wie es riecht, dann wirst du dich mit dem Gedanken anfreunden müssen ab jetzt öfter mal das Abendessen zu machen.“ - „Einverstanden. Und nun wünsche ich guten Appetit.“ - „Dir auch.“
 

Etwas skeptisch, aber mittlerweile durchaus neugierig schaute der Rothaarige auf sein Essen, ehe er beherzt das erste Stück Fleisch nahm und es probierte. Überrascht sah er auf. Das war köstlich! Guter Dinge probierte er schließlich auch den Reis mit der Sauce und dem Gemüse. Irritiert blickte er Deidara an und murmelte verwundert: „Die ist ja wirklich richtig süß... Hätte nie gedacht, dass so etwas Süßes zu einem warmen Essen gut ist und...“
 

Plötzlich hustete der Rothaarige und riss erschrocken die Augen auf: „Was soll das?! Das brennt ja plötzlich im ganzen Mund...“ - „Oh, ich Schussel! Chili ist ein scharfes Gewürz. Das hätte ich vielleicht vorher sagen sollen...“ Er lächelte entschuldigend. „Ist es zu scharf?“ Beleidigt schüttelte Sasori den Kopf: „Nein, aber eine Vorwarnung wäre wirklich nett gewesen. Aber es nimmt dem Ganzen ein wenig diese extreme Süße... ich mag es.“
 

Freudig reckte der Geologe die Brust raus und nickte: „Das ist doch wundervoll! Es freut mich, dass es dir schmeckt!“ Seine Körperhaltung normalisierte sich wieder, seine Stimme bekam einen ernsten Tonfall, als Deidara weitersprach: „Du, Sasori, ich habe da eine Bitte an dich.“ Der Angesprochene nickte mit vollem Mund, so dass der Blonde augenblicklich weitersprach. Kurz atmete er tief durch. Teil zwei würde nun seinen Lauf nehmen: „Also, ich möchte dich bitten, dass du mich im Schwertkampf unterrichtest...“
 

Der Krieger schluckte seinen Bissen herunter und sah Deidara fragend an: „Du möchtest WAS?“ - „Bring mir bei, wie man mit dem Schwert kämpft. Das hat mehrere Gründe. Erstens möchte ich mich im Notfall einfach selber verteidigen können, du kannst nicht immer und überall auf mich aufpassen. Zweitens bleibst du damit wenigstens ein wenig in Übung. Und Drittens...“ Er seufzte. „Weißt du, ich ertrage es einfach nicht dich so niedergeschlagen zu sehen. Vielleicht hilft es dir ja ein bisschen dabei, endlich wieder aus deinem Loch zu kriechen, denn so langsam weiß ich nicht mehr, wie ich dir noch helfen kann und soll...“
 

Bedrückt ließ Sasori das Besteck sinken. Ja, Deidara hatte sich wirklich Mühe gegeben, um ihn aufzuheitern, doch nichts hatte wirklich geholfen. Es tat ihm ja selbst Leid, dass die Mühen des Blonden bisher umsonst gewesen waren. Aber dieser Vorschlag hörte sich doch gar nicht verkehrt an. Ganz im Gegenteil sogar: dieser Vorschlag hörte sich sogar hervorragend an. So würde er eine sinnvolle Beschäftigung haben und gleichzeitig Zeit mit Deidara verbringen können. Ehe er jedoch antworten konnte, erhob der Geologe noch einmal seine Stimme: „Aber ich stelle eine Bedingung an dich...“
 

Etwas verwirrt nickte der Rothaarige langsam: „Welche Bedingung denn?“ - „Du bringst mir den Schwertkampf bei, dafür lässt du dir von mir zeigen, wie schön ein normales Leben sein kann. Ich werde dir beibringen, wie du auch in den kleinen Dingen des Alltags dein Glück und deine Erfüllung finden kannst und nicht nur in der Arbeit und deinen Pflichten.“
 

Einen Augenblick lang überlegte Sasori. Das mutete alles doch sehr merkwürdig an, doch andererseits hatte er nichts zu verlieren. Und die vergangenen Wochen hatten durchaus gezeigt, dass Deidara ihm sehr viel hatte beibringen können, von dem er nicht einmal gewusst hatte, dass er es beigebracht bekommen hatte, bis er genauer darüber nachgedacht hatte. Und vielleicht war dieser Vorschlag die Antwort auf seine Frage, ob er sein Dasein als Krieger in Einklang mit seinem Leben an Deidaras Seite bringen konnte. Schließlich nickte er: „Gut, einverstanden.“
 

Freudig beugte der Blonde sich über den Tisch und gab dem Krieger einen zärtlichen Kuss, ehe er hauchte: „Danke. Das freut mich wirklich sehr! Und ich hätte da für heute Abend auch schon eine erste kleine Lektion...“ Fragend hob Sasori eine Augenbraue: „Die da wäre?“ - „Sei nicht immer so ungeduldig, du wirst es schon noch erfahren. Genieße jetzt erst einmal das Essen.“
 

Etwas zerknirscht und tatsächlich ungeduldig aß der Rothaarige seinen Teller leer, ehe sein Blick auf ein weiteres Tablett fiel, das bisher noch unberührt auf dem Tisch stand. Er deutete mit dem Finger auf dieses und sah den Geologen fragend an: „Und was ist das?“ - „Das nennen wir Sushi. Das ist roher Fisch mit Gemüse und einer scharfen Paste mit kaltem Reis und Nori.“ - „Klingt... ekelhaft...“ - „Schmeckt aber hervorragend! Probier einfach mal.“
 

Skeptisch nahm Sasori eines dieser kleinen Häppchen an sich und brauchte tatsächlich eine gute Portion Überwindung, um es sich in den Mund zu schieben. Während er kaute, verzog sich sein Gesicht immer mehr, bis er schließlich Deidara mit einer regelrechten Grimasse ansah und maulte: „Das... ist nicht mein Fall...“ Der Blonde versuchte sein Kichern dadurch zu unterbinden, dass er sich die Nase zu hielt, doch wirklich erfolgreich war dieser Plan zu seinem Leidwesen nicht. Beleidigt sah Sasori ihn an und fauchte: „Was ist so verdammt lustig?“ - „Nüchs...“ - „Was?“
 

Sich langsam auskichernd befreite der Geologe seine Nase aus dem Klammergriff und schüttelte lächelnd den Kopf: „Sei mir nicht böse, aber dein Blick war einfach einmalig. Der hat Bände gesprochen!“ Er atmete tief durch. „Puh. Mach dir nichts draus, mir hat auch so manches von eurem Essen nicht geschmeckt. Man wächst eben mit ganz bestimmten Speisen auf, da sind exotische Gerichte immer heikel.“ Der Rothaarige lächelte leicht und nickte: „Da hast du wohl Recht. Aber dieser... Reis... der war wirklich lecker.“
 

Deidara vertilgte auch seinen letzten Happen, ehe er dem Krieger tief in die Augen sah und herausfordernd lächelte: „Das freut mich. Und nun bin ich der Auffassung, dass die Lektion gut passen würde...“
 

Voller Vorfreude sprang er auf, nahm Sasori bei der Hand und zog diesen hinter sich her, bis sie mitten Im Wohnzimmer stoppten. Er sah seinen Rotschopf an und lächelte verführerisch: „Das wird dir sicherlich gefallen.“ Mit ein paar leichten und schnellen Schritten stand er vor dem Wohnzimmerschrank, öffnete eine Tür und holte eine Bettdecke daraus hervor, die er dort verstaut hatte, ehe er Sasori aus dem Keller geholt hatte. Rasch hatte er die Decke auf dem Boden ausgebreitet, holte die beiden Gläser mit den Leuchtkäfern herein, stellte diese in sicherer Entfernung auf den Boden und löschte das Licht des Kristalls im Zimmer. Ein angenehmes, gedämmtes Licht erfüllte nun den Raum und tauchte ihn in ein Spiel aus bläulichem Licht und unruhig tanzenden Schatten.
 

Zufrieden griff er Sasoris Hände und sah diesem tief in die Augen, entfachte einen unendlich liebevollen und gleichzeitig leidenschaftlichen Kuss, den ihre Zungen regelrecht zu zelebrieren schienen. Sie beide genossen dieses Gefühl einen Augenblick lang, ohne an irgendetwas anderes als diese Berührung zu denken. Genau so wie Deidara es so sehr liebte, krallte Sasori sich wieder fest in sein Shirt, als habe dieser Angst jeden Augenblick stürzen zu können. Eine Spur widerwillig löste er sich schließlich von seinem Geliebten und sah diesem reizvoll in die Augen, ehe er in dessen Ohr hauchte: „Zieh dein Hemd aus und leg dich auf dem Bauch hin. Vertrau mir...“
 

Der Krieger schluckte zwar schwer, nickte aber und kam der Aufforderung nach. Er war nervös, was er nicht abstreiten konnte, doch er versuchte seine Skepsis, gar seine Angst, zu ignorieren. Er legte sich mit freiem Oberkörper auf dem Bauch auf die ausgebreitete Decke, verschränkte die Arme und legte sein Kinn auf diesen ab. Deutlich spürbar nahm der Blonde auf seinem unteren Rücken Platz, ehe dieser sich zu ihm herab beugte und ihm ins Ohr säuselte: „Entspann dich, ich tu dir nichts.“
 

Während Sasori versuchte sich ein wenig zu lockern, griff Deidara in seine Hosentasche und holte ein kleines Fläschchen hervor. Er öffnete diese und ließ sich etwas von dem zähflüssigen Inhalt in die Hand träufeln. Zufrieden stellte er fest, dass es eine angenehme Temperatur hatte. Er stellte das Fläschchen zur Seite, verteilte die Flüssigkeit auf seinen Handinnenflächen und legte seine Hände schließlich auf die völlig verspannten Schultern seines Rotschopfs, ehe er mit einer sanften Massage begann und dabei versuchte, die Verspannungen zu lösen. Sorgsam verteilte er das Massageöl auf Sasoris gesamten Rücken, ließ seine Finger und Hände über die weiche Haut gleiten und inhalierte den angenehmen Geruch wilder Kirschen während seiner „Arbeit“. Glücklich vernahm er das wohlige Seufzen des Kriegers, der schließlich deutlich entspannter hauchte: „Also, an solche Lektionen könnte ich mich gewöhnen.“ Leise kicherte Deidara: „Ist das ein Versprechen?“
 

Zärtlich küsste er immer mal wieder den zarten Rücken unter sich und konnte richtig spüren, wie Sasoris Anspannung nach und nach immer mehr abnahm. Sein Rotschopf würde sich noch wundern, was für Ideen er noch so parat hatte, was für Lektionen diesen noch erwarteten und wie sehr er es verstand Sasori zu verwöhnen. Sicherlich war das keineswegs uneigennützig, aber das störte wohl beide nicht. Endlich hatten sie die Zeit und die Möglichkeit, sich noch intensiver zu erkunden, kennenzulernen und zu erforschen. Die Schönheit von kleinen Momenten kennen und schätzen zu lernen. Und wenn einer es wusste, den Augenblick zur Perfektion zu erheben, dann war Deidara es. Er würde Sasori beibringen, wie viel Magie und Kraft ein Moment haben konnte. Und wie konnte man so etwas schöner lernen, als auf eine solch liebevolle und intime Art und Weise.
 

Wohin auch immer diese Massage führen würde, sie hätte ihren Sinn und Zweck absolut erfüllt. Egal was diese Nacht bringen würde, Sasori wäre entspannter und hätte einen Augenblick der Ruhe und des Frieden erlebt und Deidara würde ihm noch viele solcher Augenblicke der Seligkeit beibringen, denn genau die hatte sich der Krieger mehr als verdient. Diese Augenblicke würden dem Rothaarigen die Kraft geben, um alles durchzustehen. Und sie würden aus ihnen beiden Eins werden lassen, sie für immer miteinander verbinden. Sie gehörten zusammen, für immer.
 


 

Mit einem Ruck saß Konan aufrecht in ihrem Bett. Schweiß perlte von ihrer Stirn, ihr Herz raste und die Lungen verlangten krampfhaft nach mehr Luft. Neben ihr drehte Nagato sich zu ihr um und sah sie verschlafen an: „Konan? Alles in Ordnung?“
 

Die junge Frau wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und blickte zum Wissenschaftler herunter, ehe sie erschöpft keuchte: „Ich... ich hatte eine Vision...“ Besorgt richtete Nagato sich auf, nahm seinen Engel liebevoll in den Arm, hauchte ihr einen Kuss auf die Wange und sprach leise und beruhigend: „Was hast du denn gesehen?“
 

Konan schluckte, ehe sie zitternd versuchte das Gesehene in Worte zu fassen: „Ich... ich habe Tsunade gesehen. Ihre Verletzung war wirklich kein Unfall, Nagato... Kabuto hat sie niedergestochen, als es niemand bemerkt hat.“ - „Das ist doch gut, dann sind wir ihn endlich los, sobald sie wieder wach wird.“ Mit Tränen in den Augen schüttelte die einstige Hohepriesterin den Kopf: „Nein, sind wir nicht. Er wird ihre Erinnerungen manipulieren, so dass sie sich nicht daran erinnert... und es kommt noch schlimmer...“ - „Was denn?“ - „Sakura wird dasselbe Ergebnis orakeln, wie ich. Es wird wieder kein Kandidat auftauchen und ich habe keine Ahnung wieso.“
 

Beruhigend strich Nagato seinem Engel über den Kopf und dachte angestrengt nach, sprach seine Überlegungen einfach laut aus: „Bisher sind wir doch immer von einem Fehler ausgegangen... was ist, wenn es aber gar kein Fehler ist? Vielleicht gibt es kein Ergebnis, weil es kein Ergebnis geben kann...“ Er sah auf. Allmählich formte sich ein Verdacht in seinen Gedanken. „Konan, wir wollten doch Morgen ohnehin zu Tsunade, um sie mit Medikamenten aus meiner Heimat zusätzlich zu eurer Heilmethodik zu versorgen, richtig?“ Sie nickte. „Gut. Ich habe eine Vermutung, die das Ergebnis erklären könnte, aber ich muss mir die Verletzungen und die Unterlagen über die bisherigen Untersuchungen ansehen...“
 

Konan sah Nagato fragend an, nickte dann aber: „Ist in Ordnung, das werden wir machen. Welchen Verdacht hast du denn und was machen wir wegen Kabuto?“ - „Ich möchte noch nichts sagen, sondern erst wenn ich sicher sein kann. Sollte sich mein Verdacht bestätigen, dann ist es im Grunde egal, ob Kabuto die Erinnerung blockiert oder nicht, da diese Erinnerung dann mit dem Ergebnis des Orakels nichts zu tun hat. Seine Machenschaften sind also im Augenblick zweitrangig, für den wird uns schon noch etwas einfallen.“ Zärtlich küsste er Konan und lächelte warm: „Und nun versuche noch ein wenig zu schlafen. Morgen werde ich dir mehr sagen können, okay?“ Die Blauhaarige nickte und ließ sich im Arm des Wissenschaftlers wieder ins Kissen sinken, wo sie beide rasch erschöpft wieder einschliefen.



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