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Lehrer - Schüler - Verhältnis

H&M
von

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Verwirrung

Haruka saß schon genauso nervös wie immer im Klassenzimmer und wartete, dass die Türkishaarige durch die Tür trat. Sie hatte wieder keine Hausaufgaben gemacht und dabei hatte sie wirklich versucht in der letzten Stunde aufzupassen. So langsam wusste sie nicht mehr, was sie machen sollte. Lange konnte das ja nicht mehr gut gehen. Sie hatte auch schon daran gedacht, ob es vielleicht möglich wäre die Klasse zu wechseln, in der Hoffnung einen anderen Japanisch Lehrer zu bekommen, aber eigentlich wollte sie das gar nicht. Obgleich es sie um den Verstand brachte diese Frau zu sehen, liebte sie es. Dieser Engel schien sie süchtig zu machen und gleichzeitig wollte sie nur noch weg, wenn sie da war. Weg, weil sie nicht näher ran durfte und, weil sie ihr irgendwie Angst einjagte. Warum hatte diese Frau so viel Macht über sie? Alles ließ sie sich von ihr gefallen und konnte sich überhaupt nicht wehren. Nicht mal andere schafften es sie aus ihrem Kopf zu vertreiben. Seitdem sie das Mädchen hier in der Klasse überfallen hatte, hatte sie keinen Sex mehr gehabt. Nicht, weil sie keine Möglichkeit dazu gehabt hätte oder sie nicht wollte, nein, sie konnte einfach nicht. Jedes Mal, wenn sie ein anderes Mädchen ansah, kam ihr das Gesicht der Lehrerin in den Sinn. Sie wollte kein anderes Mädchen mehr als sie und solange sie nicht bekam, was sie wollte, konnte sie sich auch auf nichts anderes mehr konzentrieren. Sogar auf ihr Motorradtraining wirkte sich ihre Verzweiflung aus. Normalerweise half ihr das alles zu vergessen und wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Jetzt wurde sie immer unkonzentrierter dabei. Sie wäre beim letzten Training sogar fast aus der Kurve geflogen, nur in letzter Sekunde hatte sie es geschafft das schlimmste zu verhindern und war so, mit nur leichten Prellungen und einigen Kratzern davongekommen. So war sie jetzt nicht nur unglaublich nervös, sondern hatte auch noch Schmerzen. … Und dann trat ihre Lehrerin durch die Tür. Haruka hatte das Gefühl sie würde mit jedem Tag schöner werden. Doch irgendwas war anders heute. Sie sah nicht wie sonst starr geradeaus, sondern traf auf einmal direkt ihren Blick. Vor Schreck hielt Haruka die Luft an und sah nur noch in diese wundervollen blauen Augen. Sie hatte nicht die geringste Ahnung wie lange dieser Augenkontakt hielt aber da sie schon zu ersticken drohte, musste es lange gewesen sein. Wie die Lehrerin mit dem Unterricht begann, bekam sie gar nicht mit. Auch nicht, worin es Inhaltlich in dieser Stunde ging. Irgendetwas musste passiert sein, denn die Schönheit benahm sich vollkommen anders als sonst. Ihre Blicke waren immer herablassend und angst einflößend gewesen, wenn sie sie doch mal ansehen musste, jetzt schienen ihre Blicke sie förmlich einzuladen und wie magisch anzuziehen. Das Ganze ließ sie mehr als unsicher werden und brachte sie völlig durcheinander. Sie konnte überhaupt nichts damit anfangen und anstatt, wie sonst jeder ihrer Bewegungen zu folgen, starrte sie nun ihren Tisch an. Die ganze Zeit über spürte sie diese blauen Augen auf sich liegen und hatte tierische Angst ihnen zu begegnen. Diese Doppelstunde schien sich bis ins Unermessliche zu ziehen und Haruka drehte langsam durch.
 

Michiru schaffte es einfach nicht ihren Blick wieder von der Blonden abzuwenden. Wie konnte sie nur so dämlich sein und sie für einen Mann halten? Jetzt war es für sie ganz offensichtlich, dass sie ein Mädchen war. Diese feinen Gesichtszüge und sportliche, aber schlanke Figur, konnten doch niemals einem Mann gehören! Sie erinnerte sich an jede einzelne Stunde zurück, in der sie sie gesehen hatte, und ihr wollte einfach nicht in den Kopf, wie ihr das nicht hatte auffallen können! Normalerweise war sie ein sehr aufmerksamer Mensch und bekam viele Dinge mit, die andere übersahen, aber dieses Mal, muss sie wirklich ein Brett vorm Kopf gehabt haben. Naja, vielleicht hatte sie die Wahrheit auch einfach nicht sehen wollen. Was sollte sie denn jetzt machen? Sie war ihre Schülerin! Eigentlich durfte sie nicht einmal daran denken, was mit ihr anzufangen, aber ihre Gedanken hielten nicht still und so starrte sie die Blonde weiterhin an. Da es draußen immer noch ziemlich warm war, trugen die meisten Schüler auch noch ihre Sommeruniform, genau wie die Sportlerin. Sie trug also nur ein kurzärmliges Hemd und Michiru versuchte die ganze Zeit die Brust darunter zu erkennen. Man musste wirklich schon genau hinsehen, um sie zu bemerken, besonders weil die Blonde sich nach vorne, über ihren Tisch gebeugt hatte und das weite Hemd so einfach keine Konturen preisgab! Sie fragte sich auch, ob sie sie vielleicht extra versteckte oder es gar nicht nötig war. Obwohl, warum sollte sie sie verstecken, wenn doch alle wussten, dass sie ein Mädchen war? Der Gedanke ihr dieses lästige Stück Stoff vom Leib zu reißen, wurde immer reizvoller für sie. Die anderen Schüler versorgte sie mit vielleicht doch etwas zu schwierigen Aufgaben aber so waren sie allesamt beschäftigt und sie konnte sich voll und ganz auf die Blonde Konzentrieren. Dass sie schon wieder ihre Hausaufgaben nicht abgab kommentierte sie heute nicht, wegen dieser Sache hatte sie bereits etwas anderes geplant. Für sie waren die zwei Stunden auch etwas zu lang gewesen und so war sie froh als es endlich klingelte. Die Sportlerin wollte schon wieder aufspringen und verschwinden, aber nicht heute!

„Tenoh-san, Sie warten bitte noch. Ich muss etwas mit Ihnen besprechen.“ sagte Michiru noch bevor sie ihren Platz richtig verlassen hatte.
 

Das entsetzten war Haruka Buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Sie konnte einfach nicht glauben, was sie gehört hatte. Sollte sie wirklich bleiben? Ganz alleine mit ihr in einem Raum? Wo niemand sonst war, der sie daran hinderte zu nehmen, was sie wollte? Oh Gott! Alle anderen um sie herum verließen langsam den Raum, während sie vollkommen erstarrt auf ihrem Platz saß. Ihre Lehrerin wartete geduldig bis auch der letzte Schüler den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss. Sie saß hinter ihrem Schreibtisch und sah sie die ganze Zeit mit einem Blick an, den Haruka einfach nicht deuten konnte.

„Sie wissen sicher, worum es geht, oder?“ wurde sie gefragt.

Haruka nickte nur vorsichtig. Zum Sprechen war ihr Mund viel zu trocken.

„Gut, dann erklären Sie mir doch jetzt bitte mal, warum Sie nie Ihre Hausaufgaben machen oder sonst irgendein Interesse an meinem Unterricht zeigen. Ich habe mir Ihre alten Arbeiten angesehen, Sie waren zwar noch nie überragend in Modernem Japanisch aber Sie schienen sich immerhin Mühe gegeben zu haben, weshalb ich nicht verstehe, warum Sie jetzt gar nichts mehr tun.“

Haruka hatte keine Ahnung wie sie aus der Sache wieder rauskommen sollte.

„Ähm, ... ich ... ich ... keine Ahnung.“ brachte sie schließlich hervor.

„Das ist keine Antwort.“

»Danke, das weiß ich selbst!« Haruka hielt diesem Blick der Schönheit einfach nicht mehr stand und, dass er sie so verunsicherte, machte sie wütend.

„Ich hab einfach keinen Bock auf dieses öde Fach, also lassen Sie mich in Ruhe!“ fauchte sie und stand auf.

Sie wollte so schnell wie möglich raus hier.

„Warten Sie. Ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass Ihnen dieses Fach einfach zu langweilig ist. Sie waren ja schon vorher nicht besonders gut darin. Ich habe nicht vor, auch nur einen meiner Schüler durchfallen zulassen, also werde ich Ihnen helfen.“

Verwirrt von dieser Aussage drehte sich Haruka, die schon fast bei der Tür war, wieder um. »Sie will was? Wie?«

„Wie bitte meinen Sie das?“

„Ganz einfach, ich gebe Ihnen ein wenig Nachhilfe.“ lächelte sie sie an.

Haruka schluckte. Und das nicht nur wegen dem, was die Frau gesagt hatte. Das war das allererste Lächeln, was diese Frau ihr schenkte und es verpasste ihr am ganzen Körper eine Gänsehaut. Dann endlich drangen ihre Worte zu ihr durch. »Nachhilfe? Etwa ganz alleine mit ihr? Das geht auf keinen Fall!«

„Ich brauche keine Nachhilfe! Dieses Fach ist einfach ätzend und ich werde bestimmt nicht noch mehr Zeit damit verschwenden, also stecken sie sich Ihre dämlich Hilfe sonst wohin!“

Das süße Lächeln wandelte sich wieder in einen finsteren Blick um. Haruka hätte sich am liebsten die Zunge abgehackt. Sie wollte das Lächeln zurück.

„Wenn Sie sich nicht von mir helfen lassen wollen, wird es jemand anderes tun. Ich sagte schon, dass ich Sie nicht durchfallen lasse und ich glaube, Sie selber wollen das auch nicht. Also schlucken Sie Ihren falschen Stolz schon herunter und lassen sich helfen. Und Sie müssten lediglich Ihrer Pause dafür opfern.“

„Meine Pause? Ich werde bestimmt nicht meine Pause damit verbringen mit Ihnen Japanisch zu büffeln! Da hab ich was Besseres vor!“

Sie wollte wirklich nicht die Pause mit Hotaru verlieren. Es war die einzige Zeit in der sie die Kleine sehen konnte.

„Ich habe ja bereits gesehen, womit Sie Ihre Pause verbringen. Wenn sie nicht gleich von der Schule fliegen wollen, verschieben Sie solche Aktivitäten lieber auf nach der Schule und verbringen ihre Pause mit lernen.“

Das hat sie jetzt nicht wirklich gesagt, oder? Verdammt! Haruka hatte es doch so schön geschafft die Sache zu verdrängen.

„Womit ich meine Pause verbringe, geht Sie einen Scheißdreck an!“ schrie Haruka fast.

„Nicht wenn Sie gegen Regeln verstoßen.“

Gott, diese Frau trieb sie echt in den Wahnsinn! Und warum blieb sie die ganze Zeit nur so verdammt ruhig?

„Also sind Sie jetzt fertig mit Ihrem Widerstand? Ich habe keine Zeit dieses Gespräch bis in die Ewigkeit zu verlängern. Ich erwarte, dass Sie Morgen in der großen Pause hier erscheinen.“ bestimmte die Türkishaarige und stand von ihrem Stuhl auf.

Haruka stand einfach nur geschockt da und beobachtete sie dabei, wie sie ihre Sachen einsammelte.

„Und wenn ich mich weigere?“ fragte sie aus Verzweiflung.

„Dann wird das Konsequenzen für Sie haben.“

„Ach, und welche bitte?“

„Wollen Sie das wirklich herausfinden? Jetzt stellen Sie sich doch nicht so an. Es ist Ihr letztes Jahr an dieser Schule und sie wollen doch nicht die ganze Zeit umsonst hergekommen sein, oder? Ich werde Ihnen schon nicht allzu viel abverlangen also denken Sie gründlich darüber nach, ob Ihnen das Ihr falscher Stolz wirklich wert ist.“

Sie bewegte sich auf Haruka zu, weiter an ihr vorbei, doch als sie genau neben ihr war, blieb sie noch mal stehen und sah sie von unten verführerisch an.

„Sie brauchen nicht solche Angst zu haben, ich beiße nicht.“ grinste sie und ging dann weiter durch die Tür nach draußen.

»Was bitte war das denn jetzt?« Haruka war vollkommen verwirrt. »Wieso hat sie mich so angesehen? Was sollte dieser Blick? … Oh Gott, was mach ich denn jetzt nur?« Verzweifelt ließ sie sich auf einen der Stühle in der ersten Reihe fallen und versuchte sich erst mal wieder zu beruhigen.
 

Michiru grinste immer noch. Sie hatte es einfach nicht lassen können, die Blonde so zu verwirren. Es sah einfach zu süß aus, wie sie verzweifelt einen Ausweg zu suchen versuchte. Sie hatte natürlich maßlos übertrieben mit ihrer Drohung. Eigentlich hatte sie überhaupt kein Recht, sie zur Nachhilfe zu zwingen und vor allem ihre Pause zu streichen, aber sie wollte ihr unbedingt näher kommen. Wenigstens um herauszufinden was für ein Mensch sie wirklich war und ob sie vielleicht nicht doch etwas riskieren könnte. Naja, das tat sie eigentlich jetzt schon. Wenn die Blonde jetzt zum Direktor laufen würde und ihm von diesem Gespräch erzählte, wäre sie mit Sicherheit ihren Job los. Aber daran dachte sie im Moment nicht. Ihr Weg führte sie zunächst zum Lehrerzimmer zurück, wo zu ihrem Entsetzen der Geschichtslehrer Kohara mal wieder auf sie wartete. Der Kerl ließ einfach nicht locker, trotz der Erwähnung, dass sie eine Tochter besaß und ihrer inzwischen mehr als deutlichen versuche ihm klar zu machen, dass sie nichts von ihm wollte, lief er ihr ständig hinterher und war voll überzeugt davon, sie würde seine Anwesenheit genießen.

„Ah, Kaioh-sensei, da sind Sie ja. Sie sind aber heute spät dran. Gab es irgendwelche Probleme?“

„Nein Kohara-sensei, alles in Ordnung. Und sie haben Recht, ich bin sehr spät dran, also muss ich auch sofort los. Bis Morgen dann.“

So schnell sie konnte verließ sie den Raum wieder. Hinter der verschlossenen Tür hörte sie noch ein "warten Sie" aber Michiru dachte gar nicht daran und ging mit großen Schritten aus dem Gebäude über den Hof. Dort verlangsamte sie ihre Schritte ein wenig und atmete erleichtert aus. In ihren Augenwinkeln bewegte sich in der Ferne etwas, wodurch sie ihren Kopf in die Richtung drehte. Auf dem Parkplatz setzte sich gerade jemand auf sein Motorrad. Michiru traute ihren Augen kaum. Es war tatsächlich die blonde Sportlerin. »Na sieh mal einer an. Dann ist sie also diejenige, die jeden Morgen an unserem Bus vorbeirast, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her. … Interessant.« Sie beobachtete noch wie sie den Motor aufheulen ließ und dann in Wahnsinns Geschwindigkeit vom Parkplatz fuhr. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht, ging sie weiter zur Grundschule, wo Hotaru schon ungeduldig wartete.

„Mama! Wo bleibst du denn? Ich dachte schon, du kommst nicht mehr!“ rief die Kleine und rannte auf sie zu.

„Tut mir leid, mein Schatz. Ich hatte noch etwas zu besprechen.“

Sie drückte ihre Tochter ganz fest an sich und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

„Wieso bist du denn so glücklich?“ fragte Hotaru neugierig.

„Was? Wie kommst du darauf?“

„Na, du lächelst ganz Doll, deswegen.“

„Ach, ich freu mich einfach dich zu sehen. Außerdem ist doch so ein schönes Wetter.“
 

So ganz kaufte Hotaru ihrer Mutter das nicht ab. Es war schließlich schon seit Wochen schönes Wetter und sie sah sie ja jeden Tag. In den letzten Tagen und Wochen hatte sie das Gefühl ihrer Mutter würde es nicht so gut gehen. Sie benahm sich zwar nicht anders als sonst, schien aber irgendwie mit den Gedanken wo anders zu sein. Manchmal musste sie sie ganze drei Mal rufen, bis sie reagierte und erst gestern hatte sie das Abendessen völlig verkocht, obwohl ihr das sonst nie passierte. Umso merkwürdiger fand Hotaru es nun, dass sie überglücklich wirkte.

„Was ist, hast du Lust noch in den Park zu gehen?“ wurde sie in ihren Gedanken unterbrochen.

„Au ja!“ strahlte die Kleine.

Also völlig egal was es gewesen ist, dass ihre Mutter so glücklich gemacht hatte, es sollte ruhig noch ein wenig länger anhalten.
 

Michiru nahm sie an die Hand und gemeinsam machten sie sich auf den Weg in den Park. Sie gingen eine Weile spazieren bis sie an einem Spielplatz vorbei kamen, den Hotaru unbedingt in Beschlag nehmen wollte. Während die Kleine los zum Sandkasten lief, setzte sich Michiru auf eine der Parkbänke. Sie beobachtete wie ihre Tochter vergnügt spielte und strahlte noch mehr, als die sich zu zwei anderen Kindern traute. Für sie war es einfach unglaublich wie viel Selbstbewusstsein die Kleine in ein paar Wochen entwickelt hatte. Diese Ruka schien ihr wirklich mehr als gut zu tun. Sie war viel offener und redseliger geworden, sogar ein bisschen frecher. Früher hatte Hotaru alles gemacht und ohne Widerworte akzeptiert was Michiru ihr sagte, heute war sie auch mal anderer Meinung. Es war zwar ein wenig schwieriger geworden aber sie freute sich darüber. Sie hatte sich schon immer Sorgen darüber gemacht, dass die Kleine so still war und keine Freunde fand. Jetzt brauchte sie das wohl nicht mehr zu tun. Ein wenig wunderte sie sich zwar immer noch darüber, dass diese Ruka ihre Pause mit einer sechs jährigen verbrachte, aber sie war ihr auch dankbar dafür. Das war auch der einzige Grund warum sie ihr weiterhin etwas zu essen für die Pause machte. Hätte sie nicht so einen positiven Einfluss auf ihre Tochter, würde sie niemals so einen Aufwand betreiben. Sie musste ja nicht nur mehr Lebensmittel kaufen, sondern auch noch morgens länger in der Küche stehen. Noch dazu schien dieses Mädchen ein Vielfraß zu sein. Sie verschlang das Dreifache von dem, was sie ihrer Tochter machen müsste. Hotaru hatte sie zwar als schlank beschrieben aber so ganz glauben konnte sie das nicht. Selbst wenn sie es damals gewesen war, heute müsste sie eigentlich schon kugelrund sein.

„Mama!“

Michiru wurde aus ihren Gedanken gerissen, als das schwarzhaarige Mädchen plötzlich vor ihr stand.

„Ja?“

„Ich krieg langsam Hunger. Können wir nach Hause?“

„Oh, du hast Recht. Es ist schon ziemlich spät geworden. Dann wollen wir uns mal auf den Weg machen.“

Sie nahm ihre Tochter wieder an die Hand, und seufzte bei dem Gedanken noch so lange mit diesem blöden Bus fahren zu müssen. Am liebsten wär sie in ein Taxi gestiegen aber dafür reichte ihr Geld einfach nicht.

„Mama, hast du schon eine neue Wohnung gefunden? Ich hab überhaupt keine Lust mehr auf den langen Weg.“

Die kleine sprach ihr aus der Seele.

„Nein, leider nicht, mein Schatz. Ich bemüh mich wirklich, aber das ist nicht so einfach. Ein wenig wirst du dich noch gedulden müssen.“

Sie sah wirklich jeden Tag die Wohnungsanzeigen in der Zeitung durch aber entweder waren die Preise unbezahlbar für sie, die Wohnung viel zu klein oder genauso weit weg von der Schule, wie ihre jetzige Wohnung. Außerdem hatte sie auch überhaupt keine Zeit sich mal ein Objekt genauer anzusehen. Als sie durch die Straße zur Bushaltestelle gingen, kamen sie an einem Kiosk vorbei.

„Warte mal, Hotaru-chan. Ich werd mir gleich die neue Zeitung mitnehmen, vielleicht finde ich dieses Mal etwas Passendes darin.“

Hotaru nickte heftig und folgte ihrer Mutter in den Laden hinein. Die Kleine rannte sofort zu den Kinder Zeitschriften hin und sah sich um. Michiru griff sich die aktuelle Zeitung und wollte zu ihr gehen, als ihr plötzlich ihre begehrte Schülerin entgegen grinste. Abrupt blieb sie stehen und blinzelte ein paar Mal. Dann sah sie sich um, als würde sie etwas Verbotenes vorhaben und schlich sich schließlich zu der Zeitschrift, auf dessen Cover die Sportlerin abgebildet war. Sie biss sich leicht auf die Unterlippe, als sie das Magazin in die Hand nahm und das gesamte Bild zu sehen bekam. Die Blonde trug ihren Rennfahreranzug und grinste cool in die Kamera. Michiru hätte dahin schmelzen können, so heiß fand sie das Bild.

„Mama?“

Erschrocken zuckte die Türkishaarige zusammen und presste sich die Zeitschrift vor die Brust, als wolle sie sie verstecken.

„Ja?“ fragte sie nervös.

„Darf ich die hier haben, bitte?“

Hotaru hielt ihr eine Zeitschrift nach oben und sah sie mit Hundeblick an.

„Ähm, ja natürlich.“

Die Kleine strahlte und lief zur Kasse. Erleichtert atmete Michiru aus und sah noch Mal das Bild an. So sehr sie es versuchte, sie konnte sich einfach nicht mehr davon trennen, also nahm sie die Zeitschrift mit zur Kasse. Sie legte sie mit der Tageszeitung auf den Tresen und nahm auch noch ihrer Tochter die Zeitschrift ab, die die Kleine verzweifelt versuchte selbst oben drauf zu legen, aber dafür war sie einfach zu klein. Nachdem sie alles bezahlt hatte, gab sie ihrer Tochter ihre zurück und ließ die anderen in ihrer Tasche verschwinden. Nun machten sie sich wirklich auf den langen Nachhauseweg und kamen auch irgendwann dort an.
 

Haruka war stinksauer, völlig verwirrt und total deprimiert. Wie konnte diese Frau es wagen ihr ihre Pause mit Hotaru wegzunehmen?! Und was zum Teufel sollte dieser Blick? Sie war über Stunden mit dem Motorrad quer durch die Straßen gerast, bekam aber einfach den Kopf nicht frei. Die Vorstellung so lange mit der Türkishaarigen in einem Raum zu sein, ganz alleine, war durchaus verlockend für sie und wenn sie nicht so ‘n wahnsinnigen schiss davor hätte, würde sie sogar mit Freuden auf ihre Pause verzichten. Aber sie hatte schiss, besonders nach diesem seltsamen Blick. Was hatte diese Lehrerin nur mit ihr vor und vor allem, was würde sie selbst tun? Könnte sie sich beherrschen oder bestand die Möglichkeit, dass sie einfach über sie herfiel? Noch dazu hielt sie die Lehrerin ja immer noch für einen Mann, das vermutete sie zumindest. Seufzend brachte sie ihre Maschine zum Stehen und ließ den Kopf hängen. »Warum nur hab ich solche Angst vor der Frau? Sie ist schließlich ‘nen ganzen Kopf kleiner und hat bei weitem nicht so Einfluss wie ich. .... Ach, verdammt!« Sie nahm sich den Helm vom Kopf und stieg von dem Motorrad ab, dann machte sie sich langsam zum Fahrstuhl auf, der in ihre Wohnung führte. Oben angekommen warf sie den Helm aufs riesige Sofa und ließ sich in ihrem Zimmer sofort in ihr Bett fallen. Nicht mal ausziehen wollte sie sich, nur die Schuhe streifte sie sich von den Füßen und lag einfach nur da, bis sie endlich eingeschlafen war.

Natürlich wurde sie am nächsten Morgen von ihrem verhassten Wecker geweckt und musste sich wirklich zusammen reißen ihn nicht gegen die Wand zu werfen. Mühsam quälte sie sich hoch und blieb erst mal an der Bettkante sitzen. Sie dachte ernsthaft darüber nach den Tag zu schwänzen und sich einfach wieder hinzulegen. Aber sie könnte sich ja schlecht jeden Tag vor der Lehrerin drücken und eigentlich wollte sie sie ja auch wieder sehen. Also stand sie doch auf und schleppte sich ins Badezimmer, um zu duschen. Viel zu lange stand sie dort unter dem warmen Wasserstrahl und musste sich wieder ohne Frühstück aus der Wohnung hetzen.
 

Michiru war todmüde. Sie hatte wirklich mühe ihre Augen offen zu halten und, dass sie auch dieses Mal in dem überfüllten Bus stehen musste, machte es auch nicht besser. Dadurch, dass sie gestern so spät nach Hause gekommen waren, hatte sich alles noch weiter nach hinten verschoben. Bis spät in die Nacht hatte sie Hausaufgaben kontrolliert, den Unterricht für heute zusammengestellt und auch noch zusätzliche Aufgaben für ihre Nachhilfeschülerin rausgesucht. Und dann hatte sie es auch nicht lassen können einen Blick in die Zeitschrift zu werfen. Es war ein reines Motorsportmagazin in dem es ausschließlich um irgendwelche Rennen, Motorräder oder Autos ging, also etwas, was sich Michiru niemals im Leben gekauft hätte, wäre da nicht diese eine Person auf dem Cover drauf gewesen. Und auch in der Zeitschrift fand die Türkishaarige haufenweise Bilder von der Blonden, die sie sich am liebsten Eingerahmt hätte. Nur die Bilder auf denen sie mit irgendeinem anderen Mädchen in ihrem Arm abgebildet war, hätte sie in der Luft zerreißen können und das waren auch nicht gerade wenige. Irgendwie hatten diese Bilder sie unsicher werden lassen. Die Sportlerin war schon mit so vielen Mädchen zusammen und konnte wirklich jede haben, warum sollte sie sich also ausgerechnet für sie interessieren? Okay, sie war schön, das war ihr Bewusst, aber die Mädchen auf den Fotos waren auch nicht gerade hässlich und zu dem auch noch einige Jahre jünger als sie. Sie würde sogar behaupten einige von denen waren nicht älter als vierzehn oder fünfzehn. Aber das Gestarre von der Blonden hatte sie sich bestimmt nicht eingebildet, trotzdem hatte sie nicht auch nur eine Andeutung gemacht. Auf diesen Fotos und auch in den paar Interviews machte das Mädchen auch einen völlig anderen Eindruck auf sie, als den, den sie im Unterricht von ihr bekam. In den Interviews nahm sie kein Blatt vor dem Mund, sagte immer was sie dachte, egal wen oder was sie damit beleidigte. Auf den Fotos wirkte sie stark, selbstbewusst und durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Im Unterricht sagte sie gar nichts, ließ sich von ihr herum schubsen und sogar erniedrigen. Sie flüchtete vor ihr, sobald die Stunde vorbei war und verlor sofort die Beherrschung, als sie gestern einfach nur mit ihr reden wollte. Dieses völlig widersprüchliche Verhalten verstand sie überhaupt nicht. Sie war sich sicher, die Rennfahrerin aus der Zeitschrift hätte ohne mit der Wimper zu zucken sich an sie heran gemacht und nicht locker gelassen, bis sie sie ins Bett bekommen hätte. Wieso tat sie es denn nicht auch in Wirklichkeit? Sie hatte ja gesehen, dass sie sich bei anderen Mädchen auch nicht zurück hielt. Lag es also an ihr? Daran, dass sie ihre Lehrerin war und sie diese Grenze einfach nicht überschreiten wollte, oder durfte? Wenn es so war, konnte Michiru wohl einpacken. Ihr war sowieso nicht ganz klar, was sie von diesem Mädchen wollte. Eine Beziehung mit der kam ja wohl überhaupt nicht in Frage. Schließlich hatte sie eine Tochter und was sollte die junge Rennfahrerin, die selbst fast noch ein Kind war, damit anfangen können? Und warum sollte sie überhaupt Interesse an einer Beziehung mit der Sportlerin haben? Sie war arrogant, eingebildet, egoistisch, kannte nicht den Ansatz von Manieren und Monogamie schien ein Fremdwort für sie zu sein. Trotzdem war da diese unglaubliche Anziehung und sie sah einfach göttlich aus. Der Typ für One-Night-Stands war Michiru eigentlich nicht, dennoch hätte sie dieses Mal wohl eine Ausnahme gemacht. Allein der Gedanke daran mit der Blonden..... »Oh Gott! Hör auf darüber nachzudenken! Das ist doch verrückt! Und führt zu überhaupt nichts! Sie ist immer noch deine Schülerin, also schlag dir das aus dem Kopf!« Zum Glück kam der Bus endlich an der Haltestelle an und sie flüchtete geradezu mit Hotaru daraus. Sie brachte ihre Tochter noch bis in ihre Klasse und ging dann zum großen Gebäude rüber. Der Vormittag verlief ohne Zwischenfälle ab und so kam die Pause doch ein wenig zu schnell für Michiru. Inzwischen fand sie ihre Idee der Großen Nachhilfe zugeben alles andere als gut. Sie hätte den Rat ihrer Kollegin beherzigen und das Mädchen einfach in Ruhe lassen sollen. Aber nein, sie hatte es ja nicht lassen können und jetzt musste sie irgendwie damit klar kommen. Insgeheim hoffte sie, die Blonde würde wirklich nicht das Geringste auf ihre Drohung legen und einfach nicht aufkreuzen. Dabei fiel ihr ein, dass sie heute Morgen überhaupt nichts von einem vorbei rasenden Motorrad mitbekommen hatte. Schwänzte sie also oder war sie nur zu spät gekommen? Michiru saß bereits in dem Klassenzimmer und wurde immer nervöser.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  dragon493
2012-02-17T14:57:27+00:00 17.02.2012 15:57
tolles kapitel
hotaru tut mir leid da sie nun in der pause watet und keiner kommt
bin auch sehr gespannt ob die nachhilfe statt findet
freu mich aufs nächste kapitel
lg dragon493
Von:  dreamfighter
2012-02-17T05:35:20+00:00 17.02.2012 06:35
Was für ein tolles Kapitel.
So so, Michiru will Haruka also Nachhilfe geben... Das ist ja mal eine interessante Entwicklung. Bin schon gepsannt daruf, ob Haruka noch auftaucht... (war mir irgendwie klar, dass du genau an dieser Stelle das Kapitel beendest) Außerdem würde ich gerne wissen, wie Hotaru reagiert, wenn sie Haruka in der Pause nicht mehr treffen kann und vielleicht (so schätze ich sie ein) die Zeitschirft mit Harukas Bild bei ihrer Mutter entdeckt....

Fragen über Fragen und nur du kennst im Moment die Antworten....

Freue mich schon auf die Fortsetzung!
Von:  Tora-Bushi
2012-02-16T23:01:34+00:00 17.02.2012 00:01
Klasse Kapitel, mit sehr schön beschriebener Handlung. Alleine die Szene, als Michiru die Zeitschrift mit Haruka auf dem Cover entdeckt hat, und sie diese dann vor ihrer Tochter versteckt, ließ bei mir den Gedanken aufkommen, als hätte sie eine nicht jugendfreie Zeitung in der Hand. ^^
Freue mich schon auf das nächste Kapitel.


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