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Lehrer - Schüler - Verhältnis

H&M
von

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Offenbarung

Michiru war nicht so entspannt. Sie hatte für nicht eine Sekunde den blonden Sportler aus ihrem Kopf bekommen und war so doch etwas gereizt. Im Unterricht war sie mehr als nötig streng und konnte sich selbst dafür immer weniger leiden, was sie dann noch gereizter werden ließ. Zu allem Überfluss klebte ihr jetzt auch noch ein viel zu aufdringlicher Kollege an den Hacken. Sie war auf dem Weg um Hotaru abzuholen und einer der Geschichtslehrer lief ihr schon seit dem Lehrerzimmer hinterher. Er war bestimmt schon Mitte oder Ende dreißig, hatte eine ziemlich stattliche, große Figur, kurze braune Haare und ein markantes Gesicht mit drei Tage Bart. Für Hetero Frauen war er wohl ganz gut aussehend aber sie fand den Typen einfach nur eklig. Es war mehr als offensichtlich, dass er was von ihr wollte, so wie alle Männer an der Schule, wie sie festgestellt hatte.

„… und da sich unsere Fächer so gut ergänzen, hatte ich Gedacht wir könnten …“

So redete er schon die ganze Zeit auf sie ein, um sie davon zu überzeugen wie sinnvoll und vorteilhaft es doch wäre mit ihm Zeit zu verbringen. Michiru reichte es jetzt aber und unterbrach ihn.

„Hören Sie Kohara-sensei, ich habe wirklich nicht viel Zeit. Meine Tochter wartet auf mich und eigentlich unterrichte ich auch kein Modernes Japanisch. Ich mache lediglich die Vertretung, da mich der Direktor darum gebeten hat und das ein Nebenfach von mir gewesen ist. Also bitte entschuldigen Sie mich jetzt.“

Michiru war gar nicht überrascht den geschockten Ausdruck auf seinem Gesicht zu finden. Die meisten Männer reagierten so, wenn sie ihre Tochter erwähnte. Es war wirklich ‘ne gute Methode um sie los zu werden. Naja, zu ihrem Bedauern verschreckte es aber auch die meisten Frauen. Aber in diesem Fall, war sie wieder mehr als froh die Kleine zu haben.

„Oh, Sie … Sie haben eine Tochter?“ stotterte der Mann ungläubig.

„Ja, habe ich. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Feierabend, Kohara-sensei.“ sagte Michiru und ließ ihn einfach da stehen.

Endlich den Kerl los, kam sie bei ihrer Tochter an, die auch gleich angelaufen kam.

„Mama!“

„Hey, meine Kleine. Alles in Ordnung?“

„Ja. Mama, sie is heute wirklich wieder gekommen und sie hat gesagt, dass sie auch morgen wieder kommt!“

Michiru nahm sie gleich an die Hand und unterhielt sich im Gehen mit ihr weiter.

„Ich nehme an, du sprichst von Ruka-chan, oder?“ fragte sie lächelnd nach.

„Genau, sie war die ganze Pause über bei mir.“

„Hat ihr denn mein Essen wieder geschmeckt?“

„Ja, und wie. Sie hat alles aufgegessen und sogar von mir noch was.“

„Sie hat alles gegessen? Die muss ja wirklich Hunger gehabt haben.“

„Ja, Ruka is echt komisch. Weißt du was sie gesagt hat? Dass sie vergessen hat einkaufen zu gehen und dass sie gar nichts zu essen mehr zu Hause hat. Ihr Frühstück war nur ein Apfel heute Morgen.“ lachte Hotaru vergnügt.

Also Michiru fand das jetzt alles andere als komisch. Warum musste das Mädchen selbst einkaufen? Sie machte sich jetzt wirklich große Sorgen um sie und würde umgehend mit deren Eltern reden müssen.

„Hotaru-chan, kennst du ihren ganzen Namen? Dass sie nicht genügend zu essen bekommt finde ich wirklich Besorgnis erregend. Ich würde gerne mal mit ihren Eltern reden.“

„Ruka wohnt aber gar nicht mehr bei ihren Eltern.“

»Oh Gott, wohnt das arme Kind etwa im Heim? ... Aber dann könnte sie sich doch niemals diese Schule hier leiste. Es sei denn, sie hat auch ein Stipendium erhalten.«

„Weißt du denn wo sie wohnt?“

„Nein. Ach, und ich soll dir Danke sagen.“

„Danke? Wofür?“

„Dafür, dass du ihr extra was zu essen gemacht hast. Sie wollte dir schon Geld dafür geben aber ich hab gesagt das brauch sie nicht.“

„Das ist richtig. Sie brauch wirklich nicht dafür bezahlen.“

»Woher sollte sie denn auch das Geld nehmen? Wenn sie sich so schon nicht selbst was zu essen leisten konnte.«

„Mama, weißt du was sie noch gesagt hat? … Sie spielt Klavier.“

„Sie spielt Klavier, wirklich?“

Das überraschte sie jetzt aber. Wo und wann hat sie das denn gelernt, und von wem? Musiklehrer waren schweineteuer, wie sie selbst wusste.

„Ja, und sie fand es cool, dass du Violine spielst. Sie möchte dich unbedingt mal kennenlernen.“

„Das würde ich auch gerne.“

Sie waren inzwischen bei der Bushaltestelle angekommen und stiegen in den vorgefahrenen Bus ein. Es dauerte wieder ewig lange bis sie zu Hause ankamen.

„Ich muss wirklich langsam mal anfangen mich nach einer neuen Wohnung umzusehen. Diese Fahrerei ist ja nicht auszuhalten.“ seufzte Michiru nachdem sie in der Küche angekommen war.

„Eine neue Wohnung?“ fragte Hotaru aufgeregt.

„Ja, diese hier ist wirklich zu weit weg von der Schule.“

„Das stimmt. So früh aufzustehen ist blöd.“

„Da hast du Recht.“ lachte Michiru über den Gesichtsausdruck der Kleinen.

„Mama, wieso hast du eigentlich kein Auto?“

„Tja, ich bin leider nie dazu gekommen einen Führerschein zu machen. Und ich fürchte, das könnten wir uns sowieso nicht leisten.“

„Ach so. Ich wette Ruka is ganz schnell in der Schule.“

„Wie? Aber ich dachte, du weißt nicht wo sie wohnt.“

„Tu ich auch nicht. Aber mit dem Motorrad ist sie sicher gaaaanz schnell.“ betonte die Kleine vergnügt.

„… Bitte was für ein Motorrad denn?“ war Michiru völlig verwirrt.

„Na, ihrs.“

„Sie hat ein Motorrad? … Hotaru, wie alt ist Ruka?“ fragte sie nach kurzem Überlegen skeptisch nach.

„Siebzehn.“

„Siebzehn???“ war sie geschockt.

Sie hatte sich also vollkommen um sonst Sorgen gemacht. Stattdessen hatte sie eine Siebzehnjährige bekocht, wahrscheinlich sogar eine ihrer Schülerinnen!

„Wieso hast du mir das denn nicht gleich gesagt? Und wieso triffst du dich mit einer Siebzehnjährigen? Die darf doch nicht mal auf euer Gelände.“

„Bist du jetzt böse?“ fragte Hotaru ängstlich.

Michiru kam auf ihre Tochter zu, die sich auf einen der Stühle am kleinen Küchentisch gesetzt hatte.

„Ich bin nicht böse auf dich, Hotaru-chan. Nur etwas besorgt.“ sagte sie mit einem sanften lächeln.

„Ruka ist wirklich ganz nett und ich möchte sie weiterhin sehen. Bitte Mama, darf ich?“

Hotaru flehte ihre Mutter mit ihren großen Kulleraugen an, wie sollte sie da nicht weich werden?

„Na schön, du darfst. Aber jetzt möchte ich sie erst recht kennenlernen.“

„Danke Mama!“ strahlte die Kleine und umarmte ihre Mutter stürmisch.

„Is ja schon gut. Und jetzt geh und mach deine Hausaufgaben.“

„Okay.“ freute sich die Kleine immer noch und lief in ihr Zimmer.

Michiru begann derweil etwas zu essen zu machen und fragte sich was das für ein komisches Mädchen sein musste, welches ihre Pause mit einem Grundschulkind verbrachte, es nicht schaffte sich selbst zu versorgen und auch noch Motorrad fuhr. Sie versuchte nicht weiter darüber nachzudenken und dieses Mädchen konnte sie auch problemlos vergessen. Ganz anders sah das bei dem blonden Jungen aus. Egal wie sehr sich Michiru diesen Abend auch versuchte abzulenken, sein Gesicht und sein Körper wollten einfach nicht aus ihrem Kopf verschwinden, genau so wenig wie die Tatsache, dass sie sich offenbar wirklich in einen Kerl verguckt hatte.

Am nächsten Morgen wurde sie ziemlich unsanft von ihrem Wecker geweckt. Obwohl sie eigentlich gerne früh aufstand war diese Zeit doch eindeutig zu früh. Erst die warme Dusche schaffte es, sie wach zu machen. Danach weckte sie ihre Tochter und bereitete das Frühstück vor.

„Mama, machst du für Ruka-chan auch wieder Mittagessen?“ fragte Hotaru noch etwas verschlafen beim Frühstück.

„Also ich weiß nicht. Müsste sie es nicht eigentlich schaffen sich selber was zu machen? Sie könnte sich auch problemlos etwas aus der Kantine holen oder sich was kaufen.“

Michiru fand den Gedanken ein Erwachsenes Mädchen mit Essen zu versorgen irgendwie überhaupt nicht witzig. Zumal sie ja auch noch die Kosten dafür trug. Den Vorschlag, dass sie ihr Geld dafür gab, fand sie jetzt gar nicht mehr so verkehrt.

„Aber sie mag es doch so gerne. Bitte Mami, sonst kommt sie vielleicht nicht mehr.“

„Also wenn sie nur wegen dem Essen zu dir kommt, ist das vielleicht auch besser so.“

Die kleine Hotaru zog einen Schmollmund und begann traurig in ihrem Essen herumzustochern.

„Also gut, von mir aus. Ich werde auch für sie etwas machen.“ seufzte Michiru.

Hotaru dagegen freute sich riesig und aß jetzt genüsslich ihr Frühstück auf. Die lange Busfahrt war wieder eine Tortur, auf die Michiru nur zu gerne verzichtet hätte. Die Busse waren randvoll und ein Sitzplatz hatte sie heute auch nicht ergattern können. Genau wie die letzten zwei Tage raste kurz bevor sie ihr Ziel erreichten ein Motorradfahrer in einem mörderischen Tempo an ihnen vorbei. Es war für Michiru wirklich ein Wunder, dass dieser noch lebte, so wie der fuhr. Sie war der Meinung, dass der Fahrer die Schuluniform ihrer Schule getragen hatte also musste er auch ein Schüler von ihr sein. Das Wort "Schüler" erinnerte sie wieder daran, dass sie heute den blonden Sportler unterrichten musste und ließ sie augenblicklich nervös werden. Sie brachte ihre Tochter noch bis zur Klasse und machte sich dann erst zum Lehrerzimmer und dann zu ihrem Unterricht. Modernes Japanisch würde sie zum Glück erst in der vierten Stunde haben.
 

Haruka hatte es gestern doch tatsächlich noch geschafft einzukaufen und hatte so heute Morgen auch mal gefrühstückt. Gut drauf war sie aber dennoch nicht. Wie auch? Es war immer noch viel zu früh für ihren Geschmack und der bevorstehende Japanisch Unterricht verbesserte ihre Laune nicht gerade. Und jetzt kamen auch noch die Jungs mit denen sie sich gestern angelegt hatte auf sie zu. Sie saß bereits im Klassenraum an ihrem Tisch und beachtete die Typen gar nicht.

„Hey, Tenoh-kun! Ich hoffe, du hast inzwischen begriffen, dass du dich von Kaioh-sensei fernhältst. Oder sollen wir dir nochmal ‘ne Abreibung verpassen?“

„Ich kann mich wirklich nicht daran erinnern eine Abreibung erhalten zu haben. Ihr wart es doch, die wie Mädchen geschrien haben!“ grinste sie überheblich.

„Was hast du gesagt?“

„Ihr habt mich schon richtig verstanden. Wie kommt ihr überhaupt darauf, dass sie auch nur einen von euch unreifen Typen an sich ranlassen würde? Die spielt wirklich nicht in eurer Liga Jungs.“ sagte Haruka arrogant.

„Ach, aber in deiner schon, oder wie?“

„Mit dir kann die doch erst recht nichts anfangen! Die will ‘nen richtigen Kerl und nicht so was … Halbes wie dich.“

„Genau, also halt dich fern von ihr!“

Jetzt wurde Haruka wieder wütend und erhob sich.

„Ich sag das jetzt nur noch einmal, verstanden? Keiner von euch wird sie anrühren!“ drohte sie und sah wirklich zum Fürchten aus.

„Das hast du nicht zu bestimmen, Schlampe!“

Haruka wollte gerade auf ihn losgehen, wurde aber festgehalten.

„Hey, ganz ruhig Leute. Beruhigt euch lieber, bevor der Lehrer noch kommt. Tenoh-kun, du hast schon genug Abmahnungen also lass das lieber.“

Takuya war dazu gestoßen und versuchte die Stimmung zu entschärfen. Die Jungs warfen Haruka noch ein paar abfällige Blicke zu und gingen dann zu ihren Plätzen. Haruka riss sich von ihm los und ließ sich nicht weniger wütend auf ihren Stuhl fallen.

„Was ist denn mit dir los? So leicht lässt du dich doch sonst nicht provozieren.“ fragte Takuya und setzte sich ebenfalls.

„Ich weiß auch nicht. Diese Frau macht mich einfach wahnsinnig.“ stöhnte Haruka und ließ ihren Kopf in die Hände fallen.

„Welche Frau?“ fragte der Junge irritiert.

„Sag mal, kriegst du überhaupt nichts mit? Die Lehrerin natürlich!“

„Die Lehrerin? Du meinst Kaioh-sensei? Was hat sie denn getan?“

Haruka sah ihn an, als wäre er ein Außerirdischer oder so.

„Du hast wohl überhaupt keine Augen im Kopf, oder? Hast du sie dir mal angesehen?“

„Ja gut, sie sieht wirklich toll aus aber das ist doch noch lange kein Grund so durchzudrehen.“

„Toll? Du leidest echt an Geschmacksverirrung! Sie ist mit Abstand die schönste Frau dieses Planeten!“

„Du übertreibst. Also wenn du nicht von der Schule fliegen willst, vergiss sie. Und wegen der Typen da vorne brauchst du dir echt keine Sorgen machen. Du weißt doch, dass die nur dumme Sprüche klopfen. Die würden sich im Leben nicht trauen Kaioh-sensei anzusprechen.“

„Ja, da hast du wohl recht. Aber vergessen kann ich sie einfach nicht. Glaub mir, ich versuch nichts anderes mehr.“ seufzte Haruka.

Takuya kam nicht dazu etwas darauf zu erwidern, da der Lehrer in die Klasse kam. Schenkte ihr aber noch einen aufmunternden Blick. Die ersten Stunden vergingen schnell, etwas zu schnell für Haruka. Jetzt würde es nur noch wenige Minuten dauern, ehe sie die Klasse betreten würde. Die dritte Stunde war vorbei und Haruka starrte nur noch die Tür an. Ihr Herz raste bereits und sie konnte einfach nicht ihr Bein stillhalten. Auf einmal stellte sich jemand direkt vor ihren Tisch, so dass ihr die Sicht verhindert wurde. Sie achtete nicht auf die Person und sah einfach an ihr vorbei die Tür wieder an.

„Tenoh-kun?“

Genervt hob Haruka den Kopf. »Oh, Schande! Was will die denn jetzt?« Es war das Mädchen, welches sie vor zwei Tagen hier in der Klasse verführt hatte.

„Was denn?“ fragte sie nicht weniger genervt.

„Ähm, … ich w … wollte dich fragen, ob … wir nicht zusammen essen wollen, in der Pause.“

Sie war doch etwas eingeschüchtert von dem Blick der Blonden.

»Bitte nicht schon wieder! Warum können die mich mit diesem Kram nicht mal in Ruhe lassen?«

„Sorry, bin schon verabredet.“

Das war dieses Mal nicht mal gelogen.

„Was? Mit wem?“

Die Schüchternheit des Mädchens schien sich in Eifersucht umgewandelt zu haben und sah mit verärgertem Blick auf Haruka hinab.

„Das geht dich überhaupt nichts an.“

„Aber ich dachte…“

„Was dachtest du? Das wir nach der kleinen Nummer jetzt etwa zusammen sind oder so? Ich bitte dich, das hatte rein gar nichts zu bedeuten. Wir haben‘s nicht mal zu Ende gebracht und so überragend war es jetzt auch nicht also interpretier da bloß nicht so viel rein.“

Das Mädchen vor ihr war sichtlich geschockt. Sie kämpfte bereits mit den Tränen und schien ziemlich wütend zu sein.

„Du bist ein riesen Arschloch, Tenoh-kun!“ schrie sie ihr ins Gesicht und verpasste ihr eine satte Ohrfeige.

Autsch! Ja, sie hatte schon fast damit gerechnet. Wütend stampfte das Mädchen zu ihrem Platz zurück, so dass sich Haruka wieder der Tür zuwenden konnte, und hätte fast einen Herzinfarkt bekommen! »Das darf doch nicht wahr sein! Oh Gott, bitte nicht! Diese Frau hat echt ein verdammt schlechtes Timing!«
 

In der Tür stand natürlich Michiru, die vor wenigen Sekunden den Klassenraum betreten hatte. Sie hatte nur den letzten Satz des Mädchens und die Ohrfeige mitbekommen und sah doch etwas irritiert aus. »Was war das? Wieso hat sie ihn geschlagen? Was hat er getan?« Michiru war wirklich neugierig. Als Lehrerin hatte sie zwar durch aus das Recht und wahrscheinlich auch die Pflicht nachzufragen aber sie hatte sich vor dem Unterricht geschworen diesen Jungen heute einfach zu ignorieren, damit sie nicht wieder anfing ihn unnötig zu bestrafen. Also ging sie zum Lehrerpult und begann mit dem Unterricht. Es war echt eine Qual. Sie schaffte es zwar ihn einfach links liegen zu lassen aber er hörte einfach nicht auf sie anzustarren und das machte sie Wahnsinnig! Das schlimmste daran war, dass ihr diese Blicke mehr als gefielen und sie hätte sie nur zu gerne erwidert, was sie noch mehr verwirrte. Zu allem Überfluss hatte der Junge auch noch seine Hausaufgaben nicht gemacht und dabei ist sie doch wieder "ein wenig" streng geworden. Am liebsten würde sie diesen Kerl einfach umbringen! Wieso nur machte er sie so verrückt? Sie kannte ihn doch gar nicht und offenbar war er ein riesen Arsch, der mit jedem Mädchen sofort ins Bett sprang (oder aufm Tisch im Klassenzimmer!), also warum fand sie ihn so anziehend? Nach einer Ewigkeit, wie es ihr vorkam klingelte es endlich und noch bevor sie den Unterricht beendete, sprang der Blonde auf und verließ den Raum, genau wie in der letzten Stunde. Sie hätte wirklich gerne gewusst, warum er das tat. Seine Blicke waren mehr als eindeutig also warum lief er dann weg vor ihr? War es, weil sie seine Lehrerin war und er doch noch so viel anstand besaß sich nicht auf so etwas einzulassen? Eigentlich hätte sie ihn nicht als jemandem eingeschätzt, der auf Regeln, egal welcher Art, Rücksicht nahm. Sie beendete die Stunde schnell und begab sich dann ins Lehrerzimmer.
 

Haruka flüchtete natürlich sofort zu Hotaru. Dieses Mal war sie sogar noch vor ihr da. Sie ließ sich ins Gras fallen und lehnte sich hinter ihr an die Wand des Gebäudes. Ihr Herzschlag hatte sich immer noch nicht wieder beruhigt und heiß war ihr auch wieder mächtig geworden. Schon nach wenigen Minuten kam die kleine Schwarzhaarige um die Ecke gelaufen und fing sofort an zu strahlen, als sie Haruka entdeckte.

„Ruka!“ rief sie und warf sich ihr um den Hals.

„Hey, nicht so stürmisch. Du wirfst mich ja um.“

„Ich freu mich so, dass du wieder da bist.“

„Hab ich doch gesagt.“

Die Kleine löste sich von ihr und setzte sich neben die Große an die Wand.

„Hier, meine Mama hat dir auch wieder was zu essen gemacht.“

„Dann richte ihr wieder ein Danke aus, ja? Ich finde immer noch ich sollte dafür bezahlen, wenn sie wüsste wie alt ich bin, würde sie mit Sicherheit ‘nen Anfall bekommen.“ redete sie mehr mit sich selbst.

„Ich hab ihr gestern gesagt, wie alt du bist.“

„Was? Und sie hat mir trotzdem was gemacht? Wieso?“

„Ich hab sie darum gebeten, weil du das doch so gerne magst. Sie war zwar auch ziemlich überrascht aber sie hat mir erlaubt dich weiterhin zusehen. Aber sie möchte dich unbedingt kennenlernen.“

„Das kann ich gut verstehen. Mach dir aber nicht allzu große Hoffnungen, dass sie mich mag. Ich bin nicht gerade ein geeignetes Vorbild für dich und das wird ihr wohl schon nach zwei Minuten klar sein.“

„Aber ich mag dich also wird sie dich auch mögen.“ bestimmte Hotaru für sich, obwohl sie sich nicht ganz sicher war, ob es auch wirklich so sein würde.

„Na, wenn du meinst. Du kennst sie besser als ich.“

Die Beiden machten sich übers Essen her und Haruka war wieder hin und weg. Hotaru konnte sich nur amüsieren über die Freude der großen.

„Ruka? Sag mal, hast du einen Freund oder eine Freundin?“ fragte die Kleine etwas später.

Haruka blinzelte sie ein paar Mal verwundert an. »Freundin? Wieso fragt die mich nach ‘ner Freundin? Die kann doch unmöglich schon was von Lesben wissen, oder doch?«

„Äh nein, keines von beiden. Aber wieso fragst du mich, ob ich eine Freundin habe? Ich mein, es ist zwar richtig, dass ich auf Frauen stehe, aber woher weißt du davon?“

„Meine Mama hat mir davon erzählt.“

„Ach ja?“

»Welche Mutter erzählt ihrer sechs jährigen Tochter etwas über Homosexualität?« Haruka kam diese Frau immer merkwürdiger vor. Sie machte ihr was zu essen und erlaubte ihrer Tochter Zeit mit ihr zu verbringen, obwohl sie wusste, dass sie siebzehn war und jetzt auch noch das.

„Ja, und ich dachte mir schon, dass du nur Mädchen magst.“ lächelte die Kleine.

„Du hast es dir gedacht? … Sag mal, du bist doch wirklich erst sechs, oder?“

„Ja, bin ich. Wieso?“

„Naja, ich hab das Gefühl du kapierst schon mehr als manch Erwachsener.“

Hotaru sah sie nur verwirrt an als würde sie nicht so ganz verstehen was Haruka meinte.

„Ach was, ist eigentlich auch egal.“ winkte Haruka ab und widmete sich wieder ihrem Essen zu.

Hotaru hatte jetzt schon genug gegessen also gab sie den Rest ihrer großen Freundin, die auch gleich alles verschlang. Die Pause ging mal wieder viel zu schnell um und so musste Haruka wieder zurück. Traurig ließ Hotaru sie gehen aber nur mit dem Versprechen, dass sie Morgen wieder kommen würde.

Haruka kam natürlich auch am nächsten Tag zu ihr und auch die weiteren Tage in den nächsten Wochen. Es war das Einzige, was sie ein wenig von der Lehrerin ablenken konnte. Sie hatte das Gefühl, dieses Verlangen nach ihr wurde immer stärker und unerträglicher. Nicht in einer Stunde, konnte sie sich auf den Unterricht konzentrieren, so dass sie mit jedem Tag schlechter wurde. Ihre Hausaufgaben machte sie auch nie, dafür hätte sie ja darauf achten müssen, was sie aufbekam.
 

Michiru verzweifelte währenddessen langsam an diesem Jungen. Mit der Zeit viel ihr es zwar etwas leichter einfach über ihn hinweg zusehen aber da seine Noten immer weiter absackten, konnte sie ihn nicht länger ignorieren. Wenn er den Kurs nicht bestand, würde man sie dafür verantwortlich machen und das konnte sie überhaupt nicht gebrauchen. Des Weiteren hatte sie versucht herauszufinden wer wohl diese Ruka sein könnte. Wenn sie siebzehn war und auf diese Schule ging, müsste sie sie eigentlich aus dem Unterricht kennen. Aber ein Mädchen mit dem Namen Ruka gab es nicht im letzten Jahrgang und auch nicht in den Anderen. Ruka musste also eine Abkürzung oder ein Spitzname sein. Sie wusste nicht, ob Hotaru den ganzen Namen von diesem Mädchen wusste und wollte auch nicht danach fragen. Seitdem ihre Tochter ihr auch noch erzählt hatte, dieses Mädchen würde lesbisch sein, war ihr Interesse noch mehr gestiegen aber da auch sie eine Schülerin war, wollte sie so wenig wie möglich von ihr wissen. Dieses Mädchen zu vergessen war, im Vergleich zu dem Jungen, sogar sehr einfach. Es waren jetzt drei Wochen vergangen, seitdem sie hier angefangen hatte und wenn sie nicht langsam mal anfing diesem Jungen Modernes Japanisch beizubringen, würde es zu spät sein. Sie saß im Lehrerzimmer und dachte Fieberhaft darüber nach, wie sie ihm helfen konnte, ohne mit ihm ganz alleine in einem Raum reden zu müssen, ohne ihn überhaupt ansprechen zu müssen. Doch ihr wollte einfach nichts einfallen. Seufzten ließ sie ihren Stift aufs Papier fallen und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.

„Was ist los Kaioh-sensei, haben sie ein Problem?“ fragte eine Kollegin ein paar Plätze weiter.

„Ach, einer meiner Japanisch Schüler droht durch den Kurs zu fallen und ich weiß nicht wirklich, wie ich ihm helfen kann.“ seufzte sie noch einmal.

„Oh, worin genau liegt denn das Problem? Versteht er den Inhalt nicht oder ist es was anderes?“

„Tja, wenn ich das wüsste. Er passt einfach nicht im Unterricht auf, macht nie seine Hausaufgaben, wenn ich ihm im Unterricht eine Frage stelle, kann oder will er sie nicht beantworten und in den Tests beantwortet er auch nicht eine Frage.“

„Oje, das hört sich ja fast so an, als würde er den Unterricht verweigern. Um welchen Schüler handelt es sich denn? Vielleicht kenne ich ihn ja.“

„Sein Name ist Tenoh Haru....“

„Ach, Tenoh-san, dann geben Sie sich keine Mühe. Da kommen Sie niemals ran.“ wurde sie gleich von der Lehrerin unterbrochen.

„Wie meinen Sie das? Ich kann ihn doch nicht einfach durchfallen lassen.“

„Ihnen wird wohl nichts anderes übrig bleiben. Dieses Kind macht immer was es will. Schon seitdem sie hier auf die Schule gekommen ist. Der Direktor hat sie nur noch nicht von der Schule geworfen, weil sie sehr viel Geld und Ruhm in diese Schule bringt. Ich glaube auch, dass er ein heimlicher Fan von ihr ist. … Naja, und eigentlich ist sie sehr intelligent, zeigt es aber nicht besonders oft.“

Die Worte der Frau brauchten einige Minuten bis sie Michirus Gehirn verarbeitet hatten. »SIE???«

„Ähm, Entschuldigung aber wieso "sie"?“ fragte sie dann auch gleich entsetzt nach, nur für den Fall, dass sie sich verhört hatte.

„Oh, das wussten Sie noch nicht? Ich sag ja, sie bringt nur Unruhe in diese Schule. Das war ihr erster Regelverstoß, den sie bis heute aufrechterhält. Sie ist ein Mädchen, und nur durch eine mir völlig unbegreifliche Sondergenehmigung vom Direktor, darf sie die Schuluniform der Jungs tragen.“

Michiru saß nur völlig perplex da und starrte mit offenem Mund und großen Augen ihre Kollegin an. »Ein Mädchen?! Eine Frau?! Das is jetzt nicht wahr, oder? Das kann doch gar nicht sein! Das wär mir doch aufgefallen! Oh mein Gott, wie konnte ich das nur übersehen?!« In der Türkishaarigen wirbelten gerade sämtliche Gefühle durcheinander. Endlich verstand sie woher diese Anziehung kam und war einerseits richtig froh, dass sie sich doch nicht in einen Kerl verguckt hatte, andererseits machte diese Tatsache alles nur noch komplizierter. Wie sollte sie sich denn jetzt noch zurückhalten können? Es war offensichtlich, dass die Blonde etwas von ihr wollte und lesbisch war und jetzt konnte sie sich auch endlich eingestehen, dass sie sie auch wollte. Aber sie war ja immer noch ihre Schülerin und auch noch jünger als sie. Minderjährig! Oder war sie vielleicht schon achtzehn? Das musste sie auf jeden Fall herausbekommen…

„Kaioh-sensei, ist alles in Ordnung?“

„Äh … ja, klar. Tut mir leid.“

Sie schüttelte kurz mit dem Kopf, um wieder klar denken zu können. Dann drang auch der Rest von dem was die Frau erzählt hatte zu ihr durch.

„Sie sagten eben noch sie würde viel Geld und Ruhm in die Schule bringen, wie war denn das gemeint? Hat sie so reiche Eltern?“ fragte Michiru dann hinterher.

„Nein, hat sie nicht. Das ist auch das Einzige, was mich zumindest ein bisschen nachvollziehen lässt, warum sie so ist, wie sie ist. Ich habe gehört ihre Eltern sollen schon vor vielen Jahren ums Leben gekommen sein. Aber sie hat wohl eine Menge Geld von ihnen geerbt und ist außerdem ein berühmter Rennfahrer. Haben sie noch nie etwas von ihr gehört? Man findet ihr Gesicht in jedem Klatschmagazin.“

„Nein, so etwas lese ich eigentlich nicht.“

»Aber ich werd mir nachher auf jeden Fall eins kaufen!«

„Naja, ist wohl auch besser so. Wirklich positives steht da nicht drinnen, obwohl in letzter Zeit ist es ziemlich ruhig um sie geworden. Sie hat schon länger keinen Skandal mehr ausgelöst.“

„Skandal? Was hat sie den für Skandale ausgelöst?“

„Ach, da ging es eigentlich immer um irgendwelche Affären von ihr. Welche Frau sie nun schon wieder rumgekriegt hatte oder was sie unverschämtes schon wieder gesagt hatte.“

„Wow. Sie meinen also, sie würde sich so wieso nichts von mir sagen lassen, oder?“

„Richtig. Obwohl, bei ihrem Aussehen vielleicht ja doch. Aber passen Sie auf, dieses Mädchen ist unberechenbar und schreckt vor nichts zurück. Nachher kommt sie Ihnen noch näher, als Ihnen lieb ist. Und sollte sie etwas tun was sie nicht wollen, findet sie sicher einen Weg ohne Schaden davon zu kommen, während sie alles verlieren. Also lassen sie dieses Mädchen am besten in Ruhe.“

Das gab Michiru wirklich zu denken. Sollte sie sich doch auf sie einlassen und sei es auch nur für eine Nacht, könnte sie es gegen sie verwenden und das würde sie ihren Job kosten. Eventuell sogar noch viel mehr. Wahrscheinlich würde ihre Tochter auch noch das Stipendium verlieren und sie müsste auch die Schule verlassen. Das könnte sie sich niemals leisten. Dass sie diesen Job so kurz nach ihrem Studium erhalten hatte, war reine Glückssache gewesen und das Geld hatte sie mehr als nötig gehabt. Aber war diese Tenoh denn wirklich so ein schlechter Mensch, dass sie so etwas machen würde? Ihr gegenüber war sie niemals verletzend gewesen, naja eigentlich hatte sie ja nicht mal mit ihr geredet, außer ein paar Worten vielleicht. Im Unterricht ließ sie ja alles mit sich machen und sagte nie ein Wort dazu, und Fragen beantwortete sie ja auch nicht. Hätte sie nicht mitbekommen, wie sie andere, und vor allem die Mädchen behandelte, würde sie sogar behaupten, sie sei schüchtern. Aber warum sollte jemand, der so im Rampenlicht stand und eine Frau nach der anderen abschleppte, ihr gegenüber schüchtern sein? Das wollte für sie sogar nicht zusammenpassen. Sie kam nicht mehr dazu, ihrer Kollegin zu antworten, da es zur nächsten Stunde klingelte. Und natürlich war ihr nächstes Unterrichtsfach Modernes Japanisch, in der Klasse, mit der Person, die sie jetzt gar nicht mehr erwarten konnte, zu sehen. Heute würde sie es sich nicht nehmen lassen, sie ganz genau anzusehen. Sie wollte sich wirklich sicher sein, dass sie ein Mädchen war, nicht dass es am Ende doch nicht stimmte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Tora-Bushi
2012-02-13T22:13:06+00:00 13.02.2012 23:13
Ein sehr interessantest und aufschlussreiches Kapitel. Nicht nur, das Michiru nun weiß, das sich ihre Tochter mit einer siebzehnjährigen in der Pause trifft, sondern das sie nun auch erfahren hat, das Haruka eine Frau ist.
Bin daher sehr auf das nächste Kapitel gespannt.

Mir gefällt übrigens dein Schreibstil wirklich sehr. Ich bin vom ersten bis zum letzten Wort immer voll gefesselt. Mach auf jeden fall weiter so. ^^
Von:  dragon493
2012-02-13T15:42:35+00:00 13.02.2012 16:42
super kapitel
die reagtion von michiru war sehr amüsant
und ich bin gespannt wann das erste trefen zwischen michiru und haruka kommt wo sie als freunden der tochter kommt :D
freu mich aufs nächste kapitel
lg dragon493
Von:  dreamfighter
2012-02-13T06:34:19+00:00 13.02.2012 07:34
Ein echt gelungenes Kapitel. Da hat sich das Warten echt gelohnt...
Endlich kommt Klarheit in die ganze Angelegenheit!

Ich bin schon gespannt, wie es nun weitergeht. Und wann es bei Michiru "Klick" macht...

Ich hoffe, es dauert nicht allzu lange, bis du weiterschreibst


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