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Lehrer - Schüler - Verhältnis

H&M
von

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Ein Blick auf die andere Seite

Die türkishaarige Schönheit, die Haruka auch für den Rest des Tages im Kopf herum schwirrte, saß währenddessen noch im Kunstraum und beendete gerade die letzte Stunde. Sie hatte sich immer noch nicht ganz von dem Schock erholt, den sie bei dem Anblick von der Scene im Klassenzimmer erhalten hatte. »Was ist nur los mit mir? Warum krieg ich dieses Bild nicht mehr aus meinem Kopf? Und wieso würde ich diesen Jungen für diese Tat am liebsten umbringen?!« Sie war schon bevor sie den Blonden und das Mädchen im Klassenzimmer erwischt hatte völlig durcheinander gewesen. Schon beim ersten Augenkontakt mit diesem Jungen wurde ihr auf einmal ganz anders zu Mute und das nicht im negativen Sinne. Und genau das irritierte sie so sehr. Nicht nur, dass sie sich zu einem Schüler hingezogen fühlte, was allein schon Katastrophal wäre, nein, auch noch zu einem Jungen. Einem Mann! Sie war lesbisch und das ohne Wenn und Aber. Wie konnte sie sich also von diesem Typen nur so aus der Fassung bringen lassen? Sie war so verunsichert darüber gewesen, dass sie ihn die ganze Stunde über dafür bestrafte, obwohl er doch gar nichts getan hatte. Naja, diese durchdringenden Blicke von ihm waren auch schuld daran. Dass er sie mit seinen wundervoll, leuchtend blaugrünen Augen auszuziehen schien, hatte sie in den Wahnsinn getrieben. Und ihn dann auch noch mit diesem Mädchen beim Sex zu erwischen, war einfach zu viel für sie. Nicht nur, dass sie unglaublich wütend war, nein, sie war auch noch eifersüchtig! Seufzend schlug sie sich die Hände vors Gesicht. Die Schüler hatten mittlerweile den Raum verlassen, so dass niemand ihre Verzweiflung mitbekam. ... Langsam stand sie auf und sammelte ihre Unterlagen zusammen, dann verließ auch sie den Raum. Nach einem kurzen Aufenthalt im Lehrerzimmer ging sie über den Schulhof zu einem anderen Gebäude, wo sie schon sehnsüchtig erwartet wurde.

„Mama! Da bist du ja!“ schrie ein kleines Mädchen und rannte freudestrahlend auf sie zu.

Michiru bückte sich und erwiderte die stürmische Umarmung der Kleinen.

„Na, mein Schatz. Wie war der erste Schultag?“

„Toll! Ich hab ein Mädchen kennengelernt, die ist ganz nett! Zuerst war es gar nicht schön, denn da waren ein paar Jungs, die wollten mir mein Armband wegnehmen aber Ruka-chan hat sie vertrieben und dann haben wir zusammen von meinem Essen gegessen. Mama, du musst mir morgen unbedingt noch mehr zu essen mitgeben! Sie hat gesagt, du bist eine Spitzenköchin und sie konnte gar nicht genug davon bekommen! Und dann hat sie gesagt, sie ist meine Freundin!“ erzählte sie aufgeregt.

Michiru war echt überrascht. Das war das erste Mal, dass sie ihre Tochter so voller Euphorie erlebte. Die Kleine war sonst immer sehr ruhig und in sich gekehrt. Und jemand der schnell Freunde findet, war sie eigentlich auch nicht.

„Wow, du musst mir diese Ruka-chan unbedingt mal vorstellen. Lass uns aber noch mal zu der Stelle zurückkommen in der dir irgendwelche Jungs dein Armand wegnehmen wollten, ja? Weißt du wer die waren? Ich werde sofort mit deiner Lehrerin reden. Ich hab dir gleich gesagt, dass es keine gute Idee ist, es in der Schule zu tragen. Vielleicht solltest du es doch lieber zu Hause lassen.“

„Aber ich möchte es nicht abnehmen. Und du brauchst auch nicht mit meiner Lehrerin reden. Ruka hat das schon gemacht. Die Jungs haben ganz Doll Ärger bekommen und sich dann sogar noch bei mir entschuldigt.“

„Wirklich? Ich muss mich unbedingt bei ihr bedanken. Sie scheint ja ziemlich mutig zu sein, wenn sie die Jungs ganz alleine vertreiben konnte und es dann auch noch der Lehrerin gesagt hat. Ist sie vielleicht noch hier?“

Michiru sah sich um aber es waren kaum noch Schüler auf dem Hof.

„Nein, sie geht nicht in meine Klasse. Und wo ihre ist, weiß ich nicht.“

„Ach so. Naja, ich werde sie schon noch kennenlernen. Und ich mach dir morgen gerne noch etwas mehr zu essen. Aber hatte sie denn gar nichts dabei?“

„Nein. Sie hatte sich vor ihrer Lehrerin versteckt, dort wo die Jungs mir das Armband wegnehmen wollten und mich dann gerettet. Als ich mein Essen raus geholt habe, hat ihr Magen ganz laut geknurrt und dann haben wir uns meins geteilt. Ich glaube aber, sie war immer noch nicht ganz satt.“

Das fand die Türkishaarige jetzt aber merkwürdig. Bekam dieses Mädchen etwa nicht genug zu essen zu Hause? Und sie hatte nicht mal was für die Pause?

„Wieso hat sie sich eigentlich vor ihrer Lehrerin versteckt? Hat sie was angestellt?“

„Weiß ich nicht. Das wollte sie mir nicht sagen nur, dass sie ziemlich böse auf sie war.“

„Na, hoffen wir mal, dass sie nicht allzu schlimmes angestellt hat. Wollen wir dann langsam mal nach Hause?“

„Ja.“

Michiru richtete sich wieder auf und nahm Hotaru an die Hand. Gemeinsam gingen sie Richtung Bushaltestelle und fuhren dann mit dem Bus nach Hause. Sie wohnten in einer kleinen Zweieinhalbzimmer Wohnung, ganze eineinhalb Stunden Busfahrt von der Schule entfernt. Sichtlich geschafft kamen sie nach einer weiteren halben Stunde Einkaufens dort an.

„Wie war dein Tag überhaupt? Gefällt dir die neue Arbeit?“ fragte Hotaru ihre Mutter, die dabei war die Lebensmittel in den Kühlschrank und die Schränke einzusortieren.

„Ja, war ganz in Ordnung. Einer der Schüler macht mir ‘n bisschen Sorgen aber sonst ist es ganz gut gelaufen.“

Das war nicht mal die halbe Wahrheit aber sie würde ihrer sechs jährigen Tochter bestimmt nicht erzählen, wie es wirklich war. Ihr ging das Gesicht dieses Jungen immer noch nicht aus dem Kopf, genauso wenig wie das Bild in dem Klassenzimmer.

„Wieso macht er dir Sorgen?“

„Ach, das ist nicht so wichtig. Hast du schon Hunger?“

Hotaru sah ihre Mutter skeptisch an. Das war jetzt schon das zweite Mal heute, dass sie diese Ausrede hörte. Erst bei Haruka und jetzt bei ihr.

„Ja, ein bisschen.“ antwortete sie ihr schließlich.

„Gut, dann werde ich jetzt Essen machen. Du kannst ja schon mal mit den Hausaufgaben anfangen.“

„Is gut.“

Damit ging sie in ihr Zimmer und ließ Michiru allein zurück. Michiru versuchte sich aufs kochen zu konzentrieren, was ihr aber einfach nicht gelingen wollte. Fieberhaft suchte sie nach einer plausiblen Erklärung für ihr Verhalten. Schlussendlich machte sie einfach die feinen Gesichtszüge und, für einen Mann, doch eher Schmächtige Statur des Jungen für diese Anziehung zu ihm verantwortlich. Ja, das musste es sein. Nie im Leben könnte sie sich Vorstellen etwas mit einem Mann zu haben und schon gar nicht mit einem Schüler, das verstieß nun wirklich gegen all ihre Prinzipien. Damit, und mit dem Versprechen sich nicht noch einmal so von diesem Kerl verunsichern zu lassen und sich ihm gegenüber ab jetzt ganz professionell zu verhalten, schaffte sie es doch das Thema endlich beiseite zu schieben. Sie aß mit ihrer Tochter zu Abend, half ihr noch bei den Hausaufgaben und machte sich dann daran den Lehrplan für den nächsten Tag vorzubereiten.
 

Haruka hatte den ganzen Nachmittag auf der Rennstrecke verbracht. Erst spät abends kam sie erschöpft zu Hause an. Das Motorradtraining war für sie ganz und gar nicht gut gelaufen. Zwar hatte sie ihre Standardleistung bringen können aber vor ihren Augen erschien immer wieder diese Lehrerin. Und da war sie auch jetzt noch. Haruka ließ sich erst mal auf die Couch fallen und seufzte tief. »Verdammt! Wie kann eine Lehrerin nur so scharf aussehen? Die Kerle hatten Recht, die sieht wirklich nicht älter aus als Anfang zwanzig. ... Hhmm, ob ich irgendwie ihr richtiges Alter rauskriegen kann? … Quatsch! Völlig egal, wie alt sie ist! Ich darf sowieso nichts mit ihr anfangen! ... Außerdem hasst sie mich. Und oh Gott, dann hat sie mich auch noch mit diesem Mädchen erwischt! Ich will lieber gar nicht wissen, was die jetzt von mir denkt.« Eigentlich machte sie sich nie Gedanken darüber, wer was über sie denken könnte aber bei dieser Frau, war irgendwie alles anders. Haruka stand schnell von dem Sofa auf, um nicht weiter darüber nach zu denken. Sie bestellte sich noch schnell was zu essen und machte dann den Fernseher an. Beim Essen viel ihr auf einmal wieder das kleine schwarzhaarige Mädchen ein und das ließ augenblicklich ein Lächeln in ihrem Gesicht erscheinen. Es war zwar ziemlich untypisch für sie die Gesellschaft eines Kindes ertragen zu können aber die Kleine fand sie schon irgendwie süß. Und das Essen war wirklich köstlich gewesen, viel genießbarer als das, was sie sich jetzt rein zog. Mit den Gedanken an das Kind, konnte sie sogar etwas die Gedanken an die Lehrerin vertreiben, auch wenn es verwirrend für sie war überhaupt an die Kleine denken zu müssen, war es immer noch weniger frustrierend, als an den türkishaarigen Engel zu denken. Gleich, nach dem sie aufgegessen hatte, ging sie ins Bett und war froh darüber Morgen kein Japanisch Unterricht zu haben.

Am nächsten Morgen wurde Haruka natürlich wieder von ihrem verhassten Wecker geweckt, doch heute schaffte sie es besser aufzustehen. Das allererste, was ihr durch den Kopf schwirrte, war ihre neue Lehrerin und machte sie augenblicklich hellwach. Kurz musste sie überlegen, ob sie das alles vielleicht nur geträumt hatte aber den Gedanken verwarf sie gleich wieder. Eigentlich wollte sie es auch gar nicht nur geträumt haben. Gut, einige Dinge würde sie am liebsten rückgängig machen aber die Vorstellung, dass sie die Türkishaarige nicht wieder sehen würde, gefiel ihr nicht sonderlich, obwohl diese sie hasste und ihr komplett den Verstand raubte. Auch Hotaru würde sie wirklich gerne wieder sehen. »Hhmm, vielleicht besuch ich sie heute doch wieder.« Die Sportlerin war inzwischen aufgestanden, hatte geduscht, sich angezogen und stand jetzt in ihrer Küche. Mit einem finsteren Blick sah sie in den Kühlschrank hinein. Er war so gut wie leer, genauso wie die restlichen Schränke in diesem Raum. Wozu besaß sie eigentlich eine so große Küche, wenn sowieso nichts drin war? Mies gelaunt schlug sie die Tür wieder zu. Sie entdeckte zu ihrer Freude noch einen Apfel auf der Arbeitsplatte, griff ihn sich und verschlang ihn auf dem Weg nach unten zu ihrem Motorrad in die Tiefgarage. Sie kam doch tatsächlich wieder pünktlich in der Schule an und machte sich sofort auf dem Weg zum Sportunterricht. Auf dem ganzen Weg dorthin sah sie sich ständig um. Einerseits hatte sie Angst etwas Türkisenes entdecken zu können andererseits konnte sie es gar nicht erwarten. Aber sie fand nichts, also kam sie etwas enttäuscht aber auch erleichtert auf dem Sportplatz an. Nachdem sie sich schnell umgezogen hatte ging auch gleich das Lauftraining los. Dabei vergas sie sämtliche Gedanken um die Lehrerin und war nur noch in ihrem Element. Die Unruhe um sie herum bekam sie gar nicht mit. Der Sportlehrer war kurz verschwunden, da er noch etwas erledigen musste. Nicht einer der Jungs machte noch seine Übungen. Alle klebten sie, wie bettelnde Hunde am Zaun, der den Sportplatz vom Schwimmplatz trennte. Es war heute ziemlich warm und Haruka war schon etliche Runden um den Platz gerannt also wollte sie eine kleine Pause einlegen. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie völlig allein war. Sie sah sich um und lief dann zu der Schar Jungs rüber, die sich alle um den besten Platz am Zaun prügelten. Die andere Seite war nämlich größtenteils mit Hecken bepflanzt und nur an wenigen Stellen hatte man eine gute Durchsicht.

„Sagt mal, was treibt ihr da eigentlich?“ fragte Haruka in die Menge.

„Nichts, gar nichts, Tenoh-kun.“

„Genau! Lauf du einfach weiter, das hat dich überhaupt nicht zu interessieren.“

Haruka war augenblicklich sauer.

„Ihr habt sie ja wohl nicht mehr alle! Los beiseite!“ fauchte sie jetzt.

Die Jungs sahen sich einmal kurz an, dann in die funkelnden Augen der Rennfahrerin. Sie waren einstimmig der Meinung, dass es besser wäre, sie nicht herauszufordern und machten ihr Platz.

„Aber du hast gesagt, du willst nichts von ihr also halt dich auch dran.“ sagte einer der Jungs, der auch gestern im Klassenraum anwesend war und ihr von der neuen Lehrerin berichtet hatte.

Haruka verstand seine Worte nicht richtig und sah durch den Zaun. »Heilige Scheiße!« Sie bekam sofort ganz große Augen und klebte jetzt mindestens genau so dicht am Zaun, wie die Jungs eben noch.

„Der Wahnsinn, oder? Gibst du jetzt endlich zu, dass sie heiß ist?“ grinste der Junge von eben und sah auch wieder hindurch.

Haruka musste erst mal schlucken. Da war es wieder, das Verlangen. In ihr machte sich eine unbändige Hitze breit und ihr Herzschlag wurde immer schneller.

Auf der anderen Seite des Zaunes stand natürlich die türkishaarige Lehrerin, in einem hautengen Badeanzug. Sie hatte zwar noch eine Hotpants an und eine dünne Sweatshirtjacke drüber aber die war offen und so hatte man trotzdem eine umwerfende Aussicht. Haruka hatte wirklich Schwierigkeiten sich auf den Beinen zu halten.

„Na, was is? Jetzt sag doch was.“ bohrte der Typ weiter und rüttelte leicht an ihrer Schulter.

„Was?“

Haruka hatte überhaupt nicht zugehört und sah ihn überrascht an.

„Jetzt bereust du’s, dass du sie uns überlassen hast, nicht wahr? Aber mach dir keine Sorgen, wir kümmern uns schon um sie.“ grinste er dreckig.

Das Verlangen nach der Lehrerin wandelte sich plötzlich in Hass gegen diesen Kerl um. Sie schlug seine Hand von ihrer Schulter und sah ihn wütend an.

„Das wirst du schön bleiben lassen, hast du verstanden! Keiner von euch wird sie anrühren, sonst kriegt er es mit mir zu tun!“

„Sag mal, geht’s noch? Du wolltest sie doch gar nicht!“

„Genau, sie ist schließlich nicht dein Eigentum!“

„Und du hast doch schon so viele!“

Die Jungs fingen alle an wild durcheinander zu schreien und Haruka ein Vorwurf nach dem anderen an den Kopf zu werfen. Die machte das nur noch wütender und ließ sämtlich Schranken in ihr fallen. Sie griff sich den Typen der eben noch seine Hand auf ihrer Schulter hatte und zog ihn zu sich ran.

„Ich sag das jetzt nur noch einmal, ihr lasst eure Finger von ihr! Sie ist eine Lehrerin und dazu noch viel zu schade für irgendeinen von euch Pennern!“

„Ach, aber für dich nicht, oder was?“ presste er hervor und versuchte Harukas Griff zu lösen.

„Du hast uns überhaupt nichts zu sagen!“

„Hältst dich wohl für was Besseres, nur weil du ‘n bisschen Motorrad fahren kannst, was?“

„Keine Ahnung was die Frauen an der so toll finden, die is doch noch nicht mal ‘n richtiger Kerl.“

„Ja, ich finde es wird Zeit, dass die mal kapiert, dass sie nicht die Größte is!“

„Genau!“

Einige der Jungs bewegten sich langsam auf sie zu. Haruka reagierte lieber bevor sie es taten und holte aus. Sie traf den Jungen, den sie inzwischen losgelassen hatte voll ins Gesicht, der viel nach hinten, direkt in die Arme von zwei anderen Jungs. Jetzt rannten einige zu ihr und hielten sie fest. Ein weiterer holte aus und wollte ihr einen Schlag in den Magen verpassen, doch Haruka tritt ihm direkt in den Magen und er ging schreiend zu Boden.

„Hey, was ist hier los?“ hörte die Sportlerin plötzlich eine ihr nur allzu bekannte Stimme hinter sich.

Sie wurde losgelassen und das so abrupt, dass sie zu Boden fiel.

„Ähm, gar nichts, Kaioh-sensei.“ stotterten die Jungs vor sich hin.
 

Michiru hatte Gebrüll und Schreie von der anderen Seite vernommen und schob jetzt die Büsche beiseite um durchzusehen.

„Wo ist euer Lehrer?“

„Ähm, also ... der wollte kurz was erledigen.“

Auf einmal schien der Haufen Jungs ziemlich nervös zu sein. Der zu Boden gegangene Schüler richtete sich wieder auf und kam so in Michirus Blickfeld. Die hielt vor Schreck die Luft an. »Oh nein, nicht der schon wieder! Ganz ruhig, Michiru. Nicht wieder ausrasten. Er kann gar nichts dafür.« versuchte sie sich zu beruhigen.

„Ist alles in Ordnung?“ fragte sie leicht nervös an den Blonden gerichtet.
 

Haruka drehte sich um und bereute es sofort, dies getan zu haben. Sie blickte sofort in zwei meeresblaue Augen und bekam augenblicklich weiche Knie. Dieser Badeanzug ließ wirklich nicht mehr viel der Fantasie übrig und Haruka wurde mehr als nur heiß.

„Klar, Sensei! Wir haben Tenoh-kun nur ein paar Übungen gezeigt.“ tat einer der Kerle unschuldig und legte Haruka freundschaftlich einen Arm um die Schultern. Das brachte sie in die Realität zurück.

„Fass mich nicht an, du Drecksack!“ fauchte sie ihn an und befreite sich von ihm.

Schnell drehte sie sich um und ging.

„Hey, ich bin noch nicht fertig!“ rief die Lehrerin ihr hinter her.

Doch Haruka ging einfach weiter.
 

„Vergessen Sie es, Sensei. Tenoh-kun lässt sich von niemandem was sagen.“

„Ihr werdet euch jetzt sofort wieder eurem Unterricht widmen, verstanden?“

„Jawohl, Kaioh-sensei!“ kam es im Chor zurück.

Die Jungs zuckelten langsam davon, nur Michiru blieb wo sie war und sah weiterhin dem Blondschopf hinterher, der wieder begann seine Runden zu drehen.

»Dieser Kerl ist doch wirklich unmöglich!« Sie konnte aber aus irgendeinem Grund überhaupt nicht wütend auf ihn sein. Stattdessen starrte sie ihn weiter an und merkte gar nicht, wie genau sie ihn musterte. Er trug die normale Sportuniform der Jungs, also kurze Hose und T-Shirt, genau wie alle anderen. Diese langen Beine konnte sie aber einfach nur Umwerfend finden und diese Muskeln..... »Oh Gott, hör auf damit! Er ist ein Mann! Und dein Schüler!« Sie schüttelte wild mit dem Kopf, drehte sich dann um und setzte ihren eigenen Unterricht fort. Hätte sie noch weiter hingeschaut, wäre ihr vielleicht die Beule vorne im T-Shirt aufgefallen aber so weit war sie mit ihrem Blick leider noch nicht gekommen.
 

Haruka konnte sich nur schwer aufs Laufen konzentrieren. Nun war ihr Verlangen wieder komplett entflammt und nicht mal rennen schaffte es, es zu löschen, egal wie schnell sie auch lief. »Verdammt, ich will diese Frau! Warum nur muss sie meine Lehrerin sein?« Sie war so frustriert und besessen von ihrem Lauf, dass sie überhaupt nicht mit bekam, dass ihr Sportlehrer zurückkam. Erst nach dem dritten Mal rufen folgte sie der Anweisung des Trainers. Auch für den Rest der Stunde schaffte Haruka es nicht, sich zu beruhigen und sah immer wieder zu dem Zaun zurück. Doch leider war aus der Entfernung nicht viel zu erkennen. Das Ende der Stunde nahm sie dankend an. Sie hatte sich dieses Mal wirklich völlig verausgabt. Ihre Atmung hatte sie überhaupt nicht mehr unter Kontrolle und bekam wohl zum ersten Mal in ihrem Leben Seitenstechen. Nicht mal die kalte Dusche hatte die Gedanken um die Lehrerin aus ihrem Kopf vertreiben können und so ging sie nicht weniger aufgewühlt und erregt zur nächsten Stunde. Kurz dachte sie sogar daran, sich wieder irgendein Mädchen zu greifen aber sie riss sich zusammen. Die Physikstunde schien ewig zu dauern. Sehr viel von dem Unterricht bekam sie aber nicht mit. Immer wieder tauchte das Bild von der Türkishaarigen in ihrem Badeanzug vor ihr auf und brachte sie regelrecht zur Verzweiflung. ...... Endlich klingelte es. Schnell stand sie auf und verließ den Raum. Auf dem Flur kamen ihr wieder unzählige Mädchen entgegen, die gerade danach schrien von ihr flach gelegt zu werden also flüchtete sie auch aus dem Gebäude. Auf dem Hof angekommen sah sie die kleineren Nebengebäude und überlegte nicht lange. Zielstrebig ging sie darauf zu. Sie wusste zwar nicht, ob sie die Kleine dort finden würde aber dann könnte sie sich immerhin noch dort verstecken. Sie ging um die Ecke und blieb erst mal stehen. Dort, nur ein paar Meter weiter, saß Hotaru im Graß und war gerade dabei ihr Essen auszupacken. Unwillkürlich bildete sich ein Lächeln auf Harukas Lippen und sie entspannte sich.

„Hey, Taru-chan!“ machte Haruka sich bemerkbar und ging auf die Kleine zu.

„Ruka!“

Hotaru war sofort aufgesprungen und lief auf die große zu.

„Du bist wirklich gekommen!“ war sie einfach nur begeistert und umarmte Harukas Bein, denn mehr erreichte sie nicht.

„Hab ich doch versprochen.“

Sie legte eine Hand auf die schwarzen Haare der Kleinen und lächelte sie an.

„Aber du hast nicht gesagt wann, deswegen wusste ich nicht, ob du kommst.“

„Na, jetzt bin ja da.“

„Mhm, ja. Wollen wir wieder zusammen essen? Meine Mama hat heute extra noch mehr gemacht.“

„Also das brauchst du mich nicht zu fragen. Du glaubst gar nicht, wie hungrig ich schon wieder bin.“

„Dann komm.“

Hotaru griff nach Harukas Hand und zog sie hinter sich her. Sie setzten sich wieder ins Gras und die Kleine reichte der Sportlerin eine der Boxen.

„Was denn, deine Mutter hat gleich so viel gemacht? Sie muss mir doch nicht gleich ein eigenes Mittagessen zusammenstellen. Da krieg ich ja ein schlechtes Gewissen.“

„Ach, was. Meine Mama hat das gerne gemacht.“

„Vielleicht sollte ich ihr Geld dafür geben?“ redete Haruka mehr mit sich selbst als der Kleinen.

„Das würde sie sowieso nicht annehmen. Sie hat gesagt, jemandem der so großen Hunger hat und ihr Essen so gerne mag, dem macht sie gerne was.“

„Richte deiner Mutter ein Dankeschön von mir aus, ja?“

„Okay, mach ich.“

„Was hättest du eigentlich mit dem ganzen Essen gemacht, wenn ich nicht aufgetaucht wäre?“

„Weiß ich nicht. Ich hatte so gehofft, dass du kommst. Und jetzt ist es ja egal.“

„Stimmt. Und ich werd garantiert alles aufessen.“

Das tat sie wirklich. Sie konnte sich echt nicht daran erinnern jemals so etwas Leckeres gegessen zu haben. Sie aß sogar noch wieder den Rest von Hotarus essen, als die nicht mehr wollte.

„Oh Mann, das war gut!“ seufzte sie und legte sich mit den Händen hintern Kopf verschränkt ins Gras zurück.

„Du kannst echt viel essen, Ruka-chan.“

„Na, ich bin ja auch viel größer als du.“

„Meine Mama ist auch groß aber so viel wie du, würde sie nie schaffen.“

„Dann hab ich eben ‘nen größeren Magen als sie. Außerdem schmeckt es so gut, wie soll ich da aufhören. Naja, und wirklich gefrühstückt hab ich auch nicht.“

„Wieso nicht?“

„Ich hab vergessen einzukaufen und so musste ich mich mit nur einem Apfel zufrieden geben.“

„Du hast es vergessen?“ fragte Hotaru verwundert und kicherte dann etwas.

„Hey, ich bin voll mit dem Training beschäftigt, da vergisst man das schon mal.“ verteidigte sie sich.

„Training? Was für ein Training?“ wurde die Kleine neugierig.

„Motorradtraining. Du hast hier nämlich die Ehre mit dem berühmtesten, talentiertesten, erfolgreichsten und bestaussehendsten Rennfahrer ganz Japans zu speisen.“ grinste Haruka arrogant.

„Oh, wirklich? Du fährst Motorrad? Und sogar richtige Rennen?“

Hotaru war ziemlich beeindruckt und sah sie mit großen Augen an.

„Ja, tu ich.“

„Darf ich das mal sehen?“

„Klar darfst du. Das nächste Rennen ist aber erst in ein paar Wochen also wirst du noch etwas warten müssen.“

„Schade.“

„Aber ich kann dir gerne mal mein Motorrad zeigen und wenn du ganz lieb bist, darfst du dich sogar mal drauf setzen.“

„Ja, bitte! Ich bin wirklich ganz brav, versprochen!“

„Okay. Wollen wir gleich gehen?“

Hotarus Blick wurde traurig und wanderte zu Boden.

„Aber ich darf nicht vom Gelände gehen.“

„Wir müssen doch nur zum Parkplatz und ich verspreche, du bist pünktlich zum Unterrichtsbeginn wieder hier.“

Hotaru war nicht so begeistert davon. Sie würde bestimmt riesen Ärger bekommen und Haruka auch. Und vielleicht würde sie sie dann nicht mehr wieder sehen dürfen, wenn ihre Mutter das auch noch rausbekam. Offensichtlich war in ihrem Gesicht abzulesen wie sie darüber dachte, denn Haruka lächelte sie verständlich an.

„Wir können das auch ein anders Mal machen. Sag einfach Bescheid.“

Hotaru nickte Dankbar. Die Sportlerin schloss ergeben die Augen und genoss ein wenig die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut.

„Was machst du denn sonst noch so?“ fragte Hotaru wenig später.

„Was ich sonst noch so mach? Du meinst, außer Schule, Motorradfahren und kleine Mädchen um ihr Mittagessen bringen?“ fragte Haruka grinsend zurück.

Das schwarzhaarige Mädchen nickte lachend.

„Tja, also ... eigentlich liebe ich alles was mit Geschwindigkeit zu tun hat, laufen zum Beispiel. Ansonsten findest du mich vorm Fernseher oder im Bett. ... Oh, und wenn ich die Zeit und Ruhe dafür finde, spiel ich Klavier.“

„Du spielt Klavier? Was spielst du denn so?“

„Eigentlich alles Mögliche. Das was mir durch den Kopf geht. Lass mich von meinen Gefühlen leiten. Nach Noten spiel ich eigentlich nie.“

„Meine Mama macht das auch so. Sie kann ganz toll Violine spielen.“

„Ach echt? Cool. Eine spitzen Köchen und Violinistin? Langsam werde ich neugierig.“

„Vielleicht kann ich sie dir ja mal vorstellen. Sie hat gesagt, sie möchte dich auch mal kennenlernen.“

„Wirklich? Was hast du ihr denn von mir erzählt?“

„Nur, dass du mich gestern gerettet hast und wir zusammen gegessen haben.“

„Wahrscheinlich hält sie mich für eine sechsjährige, oder?“

„Ähm, keine Ahnung. Dein Alter hab ich gar nicht erwähnt.“

„Vielleicht ist das auch besser so, nachher findet sie es gar nicht witzig, dass du mit ‘ner siebzehnjährigen deine Pause verbringst.“

„Hhmm, ich glaub nicht, dass sie was dagegen hätte. Heißt das denn, du kommst noch mal her?“

Hoffnung machte sich in der Kleinen breit und ihre Augen bettelten Haruka geradezu an.

„Also wenn du mir jeden Tag so ein Festmahl mitbringst, wirst du mich überhaupt nicht mehr los. Außerdem, ist deine Anwesenheit wirklich sehr beruhigend. Ich komm Morgen wieder, wenn du willst.“

„Ja, auf jeden Fall!“

„Gut.“ lächelte Haruka, dann richtete sie sich auf und streckte sich.

„Wie spät ist es eigentlich?“

„Ähm, ... oh, wir haben nur noch fünf Minuten.“ wurde Hotaru bei dem Blick auf ihre Armbanduhr traurig.

„Dann werd ich wohl mal langsam zurückgehen.“

Sie stand auf und Hotaru ebenfalls.

„Hey, nicht traurig sein. Wir sehen uns gleich Morgen wieder, Taru-chan.“

„Okay, bis Morgen dann.“ lächelte die Kleine nun wieder.

Haruka legte ihr noch einmal die Hand aufs schwarze Haar, dann drehte sie sich um und ging langsam zurück über den Hof. In den letzten Stunden konnte sie sich wieder besser auf den Unterricht konzentrieren und fuhr so auch relativ entspannt nach Hause.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Teru_Mikami
2013-03-13T22:42:13+00:00 13.03.2013 23:42
Ich mag deine FF...lässt sich sehr angenehm lesen^^ Ich hab da nur eine Frage...du schreibst das Michiru 100 prozent lesbisch ist und niemals mit einem Mann was anfangen könnte...ich frag mich grad wie dann ihre Tochter entstanden ist (^_^)
Von:  KataKova
2012-01-20T15:51:18+00:00 20.01.2012 16:51
Deine FF liest sich echt gut und freue mich schon auf reichliche Fortsetzungen =) Nur weiter so!!
Von:  Tora-Bushi
2012-01-14T20:48:17+00:00 14.01.2012 21:48
Ein wunderbares, neues Kapitel. Ist sehr schön geschrieben. Bin daher sehr gespannt, wie es weiter geht. ^^
Von:  dreamfighter
2012-01-14T20:42:44+00:00 14.01.2012 21:42
Ein sehr schönes Kapitel. Ich bin schon gespannt, wann Michiru herausfindet mit wem Hotaru da eigentlich befreundet ist und wie sie dann darauf reagiert...


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