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Fuchsjagd

Der zwanzigste Fall Lord Sesshoumarus
von

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Erster Augenschein

Sakura folgte Kosame. Er war wohl ein Diener hier, aber natürlich sprach sie ihn nicht an.

Die Gänge des Fuchsschloss waren verwirrend und verwinkelt und sie fragte sich, ob sie den Weg je zurückfinden könnte, sollte es nötig sein.

Er schob eine Tür beiseite: „Odayaka-sama, hier ist ein Menschenmädchen, das mit Lord Sesshoumaru kam. Der Herr wünscht, dass sie die Tote untersucht.“

Sakura verneigte sich höflich. Der Heiler der Füchse sah schon älter aus, aber Dämonen waren nun einmal schwer einzuschätzen. Er erhob sich von einem bedeckten Ding und sie konnte unschwer erraten, dass unter dem Tuch die Leiche verborgen war.

„Danke, Kosame,“ sagte er nur: „Und dein Name..?“

„Sakura, Odayaka-sama.“

„Du hast eine Heilertasche nach Dämonenart dabei. – Oh, dort im Westen lebt ja Neigi-sama. Kennst du ihn?“

„Er ist seit zwei Jahren mein Lehrmeister.“

„Er war auch der meine, vor einigen hundert Jahren. Nun, dann solltest du etwas können, Mensch hin oder her. Hast du schon tote Dämonen untersucht?“

„Des Öfteren. Mein Herr weist mich bei derartigen Todesfällen stets seinem Sohn, Lord Sesshoumaru, zu, wenn dieser ermitteln soll.“ Sie war höflich, auch zu höflich, um ihre Überraschung zu zeigen. Aber natürlich hatte Neigi auch vor ihr schon Schüler angeleitet, wie hatte sie das vergessen können. Sie stellte die Tasche ab und legte den Umhang beiseite, ehe sie niederkniete, wo Odayaka das Tuch zurückschlug. Darunter lag eine junge Fuchsdämonin in kostbarer Seidenrobe, in einem Stil, den Sakura noch nie gesehen hatte. Auch die Frisur war anders, als sie sie kannte, sehr streng emporgesteckt. Ein schmales Blutband lief über die linke Halsseite.

„Das ist Lady Mailin. Ich balsamiere sie ein, damit sie den Transport in ihre Heimat übersteht.“

Sie sah fast schlafend aus. Der Angriff musste sie vollkommen überrascht haben. Zur Sicherheit schob Sakura die langen Ärmel empor: „Sie hat keine Abwehrverletzungen.“

„Nein.“ Der Fuchsheiler drehte die Tote und deutete auf den Nacken: „Ihre einzige Verletzung. Der Einstich erfolgte zwischen den obersten Wirbel und dem Hinterhauptloch.“ Ein wenig neugierig sah er zu dem Menschenmädchen.

Sakura stutzte auch prompt: „Das war kein Anfänger oder jemand mit hervorragenden medizinischen Kenntnissen. Ein solcher Stich führt doch unverzüglich zum Tod.“

Die Schülerin seines Meisters, wahrlich. Mit einem Lächeln erwiderte der Fuchsdämon daher: „In der Tat. Nun, selbst, wenn der Einstich nicht derart perfekt gewesen wäre, sondern ein oder zwei Wirbel tiefer, wäre er tödlich gewesen. In diesem Fall erfolgt eine Lähmung, die das Atmen unmöglich macht. So war Lady Mailin jedoch sofort tot. - Was wirst du Lord Sesshoumaru berichten?“

„Eben dies. Seine Lordschaft schätzt Tatsachen, keine Vermutungen. - Ich danke Euch für die Erklärung.“

Odayaka ließ die Tote zu Boden: „Nun, ich hoffe, diese für unseren Herrn so unsäglich peinliche Geschichte lässt sich rasch aufklären.“

„Könnt Ihr sagen, mit was der Einstich vermutlich erfolgt ist? Er ist recht klein...“

„Ein Messer, wie es Attentäter benutzen, ein Dolch, vielleicht auch ein Federmesser....Ein längerer, recht spitzer Gegenstand. Es wurde bislang nichts gefunden.“

„Es könnte auch eine Schmucknadel sein?“ Sakura erinnerte sich an die Mordserie im Schloss der Yamashidas.

Oh, da dachte jemand wirklich mit. Kein Wunder, dass Neigi-sama sie als Schülerin angenommen hatte und sie wohl auch dem Inu no Taishou aufgefallen war: „Offiziell waren nur Frauen anwesend, ja, das stimmt, das wäre möglich. Aber es wurde keine weggeworfene Waffe gefunden, die Damen waren ebenfalls unbewaffnet zum Theater erschienen, was ihre Durchsuchung bewies. Und für eine Nadel erscheint mir der Einstichkanal doch zu groß. Wobei man natürlich nicht in das Innere sehen kann. Sie hat auch nur wenig geblutet. - Oh, etwas Blut wurde am Ärmel, dem Kimono und den Händen Lady Ruris gefunden, aber sie kümmerte sich auch um die scheinbar Bewusstlose, ebenso am Kimonoärmel und der Hüfthöhe Kasoris. Allerdings saßen beide Damen auch neben dem Opfer, so dass es kaum verwunderlich ist. Und nicht erstaunlich bei den vielen Schichten Kleidung, dass sie nichts bemerkten, als der Mörder das Messer wieder herauszog und so doch ein wenig Blut spritzte. Mehr konnte ich nicht herausbringen.“

„Bedauerlicherweise.“

„Hast du noch Fragen?“

„Einstweilen nicht, aber womöglich Seine Lordschaft.“

„Natürlich. Kosame wird vor der Tür auf dich warten. Fremde verlaufen sich gern in diesem Schloss.“

„Ich danke Euch, Odayaka-sama.“ Sie verneigte sich, ehe sie ihre Sachen aufnahm.

Tatsächlich wartete der Fuchs vor der Tür und meinte: „Komm.“
 

Der Kitsune no Kyuu hatte unterdessen seinen Gast noch seinem Sohn Takeru vorgestellt, ehe er ihn dem gerade eingetroffenen Haushofmeister Kosame überließ, um ihn in sein Gästezimmer zu begleiten.

Sesshoumaru dachte nach. Takeru war ein Fuchsdämon, sicher stark, bei diesem Vater, und würde wohl bestimmt eines Tages einer der höchstrangigen Kitsunes sein, wenn nicht der Erbe seines Vaters. Dass sich die Damen seiner Art scheuten einen jungen Mann mit derartigen Aussichten zu heiraten, konnte er sich nicht vorstellen, aber davon hatte er wenig Ahnung. Er müsste wohl Sakura dazu befragen, wenn sie den Fuchsprinzen gesehen oder sich mit den Damen unterhalten hatte.

Er musste nur kurz warten, ehe die Heilerschülerin bei ihm eintraf, rasch Umhang und Kiste auf den Boden stellte, ehe sie sich formell niederkniete und vorsichtshalber mit der Stirn den Boden berührte. Kosame, der sich herbegleitet hatte, nahm das zur Kenntnis, ehe er mit einer Verneigung die Tür von außen schloss. Die Gerüchte, dass der Erbprinz des Westens recht leicht mit Strafen bis zum Tod bei der Hand sei, schienen zu stimmen. Vielleicht sollte er seine Kollegen warnen.

Seine Eisigkeit drehte sich zum Fenster. „Bericht.“

Sie richtete sich etwas auf, befolgte aber die Anweisung.
 

Hm.

Er dachte nach. Nein. Noch war es viel zu früh, Schlussfolgerungen ziehen zu können. Er musste den Tatort besichtigen, dann mit diesem Lian reden, der schließlich seine Schwester wohl am besten kennen sollte. Und da waren ja auch noch die überlebenden Heiratskandidatinnen. Konnte er das Sakura überlassen? Schlecht. Wenn der Herr der Füchse ihm nicht abnahm, dass er sich wirklich Mühe gab, den Fall rasch und elegant zu lösen, könnte sein verehrter Vater das als Krieg zu spüren bekommen – mit gewissen unangenehmen Konsequenzen für ihn selbst.

„Sage Kosame, ich will den Tatort sehen.“

Sie gehorchte und so führte der Fuchsdämon nur eine Minute später die beiden in einen anderen Trakt. „Der Theatersaal,“ erklärte er, als er eine Tür öffnete.

Ein vollkommen leerer Raum, der vorn eine erhöhte Bühne besaß....

Sesshoumaru blickte sich um, ehe er zu Kosame sah: „Hier wurde aufgeräumt und sauber gemacht.“ Die sachliche Aussage verdeckte kaum das Eis in seiner Stimme.

„Äh, ja, Lord Sesshoumaru. Wir erhielten keinen anderen Befehl.“

Wunderbar, dachte der Hundeprinz zynisch. Das ging ja schon gut los. „Wie sah es hier aus?“

„Dort oben auf der Bühne fand die Vorstellung des Noh-Theaters statt. Vorn an der Bühne waren Laternen angebracht, die nur die Schauspieler beleuchteten, und u den Zuschauern hin verdeckt waren. Die Damen saßen hier davor, auf Matten, ihre jeweiligen Dienerinnen hinter sich.“

„Im Halbdunkel.“

„Mindestens, ja.“

„Wer war die Dienerin Lady Mailins?“

„Die junge Dame vom Festland hatte keine persönliche Dienerin mitgebracht, Lord Sesshoumaru.“

Der so Angesprochene mahnte sich zur Geduld. Der Herr der Füchse würde es kaum schätzen, wenn er seine Diener massakrierte: „Wer war dann hinter ihr?“

„Niemand, soweit ich weiß. Soll ich mich erkundigen?“ fügte der Fuchs eilig hinzu, da ihm plötzlich der mörderische Blick in den Augen des Hundeprinzen auffiel.

„Ja.“ Die Aufräumaktion würde kaum Spuren übrig gelassen haben. Diese Sitzordnung bedeutete allerdings eine Frage, die zu klären war: war Lady Mailin tatsächlich als Opfer des Angriffes vorgesehen gewesen oder nur zufällig als Ziel gewählt worden, weil hinter ihr keine Dienerin saß? „Bring mich zunächst zu Lord Takeru, dann kümmere dich darum.“
 

Oh oh, dachte Sakura. Kosame sollte sich vorsehen. In dieser Laune Seiner Eisigkeit schützte den Fuchs nur die Tatsache vor einem schnellen Ende, dass der Hundeprinz sich vor seinem eigenen Vater rechtfertigen müsste, falls er einen Streit mit dem Kitsune no Kyuu vom Zaun brach. Das bedeutete aber auch für sie, dass sie ihre Aufträge schnell und perfekt erledigen musste, sonst bekäme sie den aufgestauten Ärger ab.

Sie beeilte sich daher, mit gesenktem Kopf ihrem Herrn zu folgen.
 

**
 

Das nächste Kapitel bringt: Drei Prinzen...Und nicht nur eine Überraschung



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Kerstin-san
2020-04-16T16:05:11+00:00 16.04.2020 18:05
Hallo,
 
oh, cool, dass Sakura auf einen anderen Schüler Neigis trifft. Warum gibt es eigentlich keine weiblichen dämonischen Heiler? Das frag ich mich schon eine ganze Weile.
 
Die Idee mit einer Schmucknadel als Mordwaffe von Sakura fand ich auf den ersten Blick eigentlich gut, die hätte man bestimmt im Zweifel einfach runterschlucken können - dachte ich (Nehme mal an, dass das Dämoninnen nicht so viel ausmacht?). Aber da die Nadel als zu groß gilt, hab ich vermutlich andere Schmucknadeln vor meinem inneren Auge als Sakura und der Heiler xD
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Weissquell
2012-01-08T19:32:13+00:00 08.01.2012 20:32
<die nur die Schauspieler beleuchteten, und u den Zuschauern hin verdeckt waren.>
Da fehlt ein z.

Ok, hier sind die ersten Hinweise und Indizien. Welche sich davon hinterher als entscheidend erweisen wird sich zeigen. Ich bin mal gespannt darauf etwas über den Tathergang zu erfahren, also was genau vorgefallen ist, bzw. was die Leute mitbekommen haben.

Seine lordschaft sucht ja wieder mal nach dem "wer" und und "wie" und daraus ergibt sich dann das "warum". Aber das "warum" könnte diesmal vielleicht auch mal wieder mit dem Thema zu tun haben, von dem der gute Sessi wenig versteht: Gefühle.
Lassen wir uns mal überraschen!

L.G. Weissi
Von:  kiji-chan
2012-01-06T19:20:47+00:00 06.01.2012 20:20
Wer dachte nicht mit? Im Ernst. Der Herr hätte Anweisungen geben müssen, der Heiler. Der Prinz. Jemand.
Naja, es wird doch wohl aus so zu schaukeln sein, ohne Krieg mit Sakuras Hilfe.

Auf zum nächsten Kapitel.
Von:  Minerva_Noctua
2012-01-03T17:47:54+00:00 03.01.2012 18:47
Erstmal: Frohes neues Jahr!

es war kurz und knackig.
Der Heiler hat bei Neigi gelernt.
Wenigstens einer, der Sakura ernst nimmt.
Mal sehen, was die Prinzen sagen werden.

Bye

Minerva
Von:  Teilchenzoo
2012-01-01T19:11:26+00:00 01.01.2012 20:11
Aha, jetzt wissen wir ein wenig mehr. Nicht viel, aber etwas. Die füchsin ist also wenigstens schnell gestorben, und ihr Mörder wusste sehr gut, was er tat. Daher schließe ich eigentlich aus, dass die Dame ein zufälliges Opfer war. Das sieht zu überlegt aus, zumal es auch bekannt gewesen sein dürfte, dass die Dame ohne persönliche Dienerin war.

Tja, und wie geht es weiter, Lord Eisigkeit?

Lg
Von:  Kiushi
2011-12-31T16:36:19+00:00 31.12.2011 17:36
zu kuuuuuuuuuurz^^

Aber von Mord und deren Aufklärung hat der Oberkitzune ja wohl keine Ahnung...räumt einfach den Tatort auf. Da würd ich auch an die Decke gehen :)


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