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Der Himmel muss warten

von

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Ich war das nicht!

75) Ich war das nicht!!!!
 

„Wie wäre es mit einem heißen Spielchen?“, wollte der Rauch wissen und klang dabei ganz nach Alistair.

Der Blonde starrte nur weiter geradeaus.

„Dean!“, brülle Sam und löste sich endlich aus seiner Starre. Er wollte zu ihm, doch Castiel umschloss seinen Arm. Wütend starrte der Dunkelhaarige den Engel an. Wie konnte er nur hier stehen und nichts tun?

Castiel schüttelte den Kopf und deutete auf die Linie.

„Du kannst sie nicht übertreten ohne zu verbrennen.“

Sam sah die Tränen, die über Castiels Gesicht liefen und er sah die Qualen, die der litt. Er hielt inne.

Das was er als Nächstes hören musste ließ auch ihn gequält aufstöhnen.

„Vertraust du mir?“, fragte der rauchige Dämon jetzt mit Sams Stimme und wanderte weiter.

Dean gab keine Antwort.

„Du bist eine große Enttäuschung Dean. Ich hatte dir befohlen auf Sam aufzupassen.“

Der Blonde zerrte an seinen Fesseln.

Seinem Peiniger schien das zu gefallen. Er kicherte, griff in einen Flügel und riss mit brutaler Kraft ein paar Federn heraus.

Dean schrie und wand sich in seinen Fesseln. Auf seinem Körper erschien, wie von einem unsichtbaren Messer eine Wunde.

„Du hast versprochen mich zu töten, wenn ich böse werden sollte!“, jammerte der Dämon jetzt wieder mit Sams Stimme.

Der Blonde schüttelte stur den Kopf.

Sam blickte zu Castiel. Der Engel hockte wimmernd am Boden. Er wusste, dass die blutrote Linie ihn vernichten würde, wie ein Laserstrahl, wenn er den Versuch wagen sollte sie zu überschreiten, doch er war nicht mehr weit davon entfernt, es trotzdem zu tun, nur um Dean nicht mehr leiden sehen zu müssen. Die Hoffnungslosigkeit ihrer Umgebung hatte ihn erfasst.

Wieder packte dieses wabernde schwarze Wesen in den Flügel und riss weitere Federn heraus.

Noch eine Wunde erschien auf Deans Körper. Blut tropfte zu Boden und schien die Flamme mit Nahrung zu versorgen. Sie stiegen höher.

Der Winchester wand sich und schrie vor Schmerzen.

„Du gehörst mir!“, sagte der Dämon, „Mir allein und ich mache mit dir was ich will. Niemand hat das Recht dich anzufassen. Du bist mein!“

„Sammy!“, bettelte Dean heiser als weitere Federn zu Boden fielen und die nächste Wunde seinen Körper marterte.

„Komm mit mir Dean. Lass dich fallen und deine Qualen werden zu Ende sein. Du musst nicht länger leiden!“, ertönte wieder Sams Stimme.

„Du bist nicht Sam! Ich gehe mit dir nirgendwohin!“

„Du wirst mich früh genug begleiten wollen, Dean. Und bis dahin habe ich meinen Spaß mit dir! Gib auf und erspare dir das hier. Egal wie sehr du kämpfst. Egal wie sehr du auf mich aufpasst, ich bin nicht zu retten. Du bist wie ein Sonnenstrahl, der versucht durch einen Waldbrand den Boden zu erhellen.“

„Du bist nicht Sam und ich werde ihn nie aufgeben. Ich liebe ihn und ich weiß, dass ich ihm vertrauen kann!“, krächzte der Blonde rau.

Der Rauch ballte sich zusammen, huschte zum anderen Flügel und riss mit aller Gewalt mit beiden Händen etliche Federn heraus.

Deans Schreie schnitten wie Messer durch die Herzen der zum Nichtstun verdammten Zuschauer.

Sam schlang seine Arme um den Körper und wimmerte leise. Seine Augen füllten sich mit Tränen und sein Herz fühlte sich an, als würde es von einer riesigen Hand umklammert und langsam in seiner Brust zerquetscht. Wieso musste Dean so leiden? Das konnte doch nicht alles seine Schuld sein?
 

Plötzlich fühlte der Engel eine Hand auf seiner Schulter. Sie fasste fest zu, zog ihn in die Höhe und zurück in die wabernden Nebelschwaden.

Schnell griff er nach Sam und hetzte dann mit ihm durch dieses hoffnungslose Nichts, dem winzigen Lichtstrahl entgegen, den diese Berührung in ihm hinterlassen hatte.
 

Mit einem Aufschrei löste er seine Hand von Sams und von Deans Brust und taumelte weg von dem Bett. Sam richtete sich auf, blinzelte ein paar Mal und taumelte dann in die Mitte des Raumes.

„Sah das so aus, als hätte ich meine Pfoten nicht von ihm lassen können? Ich habe nichts mit ihm gemacht im Gegensatz zu dir, aber ich wünschte von ganzem Herzen, ich wäre an seiner Stelle, nur damit er nicht mehr leiden muss, oder ich könnte ihm wenigstens einen Teil der Schmerzen nehmen, die du ihm zufügst“, erklärte der Engel barsch. Er hatte sich, zumindest körperlich, schnell wieder erholt, doch sein Innerstes war in Aufruhr.

„Castiel, bitte. Der Schaden ist angerichtet und so furchtbar das Wissen auch ist, wie können nichts für ihn tun außer, uns nicht noch gegenseitig zu zerfleischen und ihn so gut es geht zu schützen.

Bitte hole den Impala und bringe ihn zu Bobby und dann sichere sein Haus gegen alle und jeden. Am Besten, du löschst es von allen Karten und präge auch ihm das Siegel in die Rippen. Ich denke, sein Panikraum ist für uns alle sicherer als diese Hütte hier“, bat Anna ihren Bruder. Der nickte und augenblicklich verschwand.
 

Sam stand mitten Im Raum. Er hatte die Arme fest um sich geschlungen und sein Blick irrte hektisch zwischen Anna und Castiel hin und her. Das Bett in dem Dean lag mied er panisch.

„Das war ich nicht! Ich habe nichts damit zu tun!“, keuchte er kaum das Castiel weg war.

„Doch Sam. Das warst ganz allein du!“

„Nein! Ich könnte Dean so was nie antun!“

„Nicht wissentlich“, stimmte sie ihm zu, „aber du hast deiner dunklen Seite immer mehr nachgegeben. Du hast ihn immer stärker kontrolliert. Es musste früher oder später dazu kommen!“

„Ich wollte das nicht!“

„Das spielt keine Rolle Sam. Du hast ihm das angetan und du allein trägst die Schuld daran, was jetzt mit ihm geschieht!“

„Aber er liegt so friedlich in seinem Bett! Das kann nur ein Albtraum sein. Weck ihn auf!“, bettelte der Winchester und klammerte sich an den einen Strohalm, der einen Ausweg zu bieten schien.

„Der Mensch befindet sich in einem komaähnlichen Zustand, noch. Der Engel kämpft verzweifelt um sein Leben. Aber dieser Kampf wird auch auf den Menschen übergreifen und alles von ihm verlangen. Und wenn er stark genug ist, dann wird er das vielleicht überleben!“

„Nein! Nein! Nein! Das kann nicht sein! Ich kann ihm das nicht angetan haben! Ich liebe ihn doch!“, schrie Sam und wandte sich zur Tür. Wie von Höllenhunden gehetzt rannte er hinaus in die Kälte des Waldes.
 

Anna schloss für einen Moment die Augen. Kurz fiel ihre Maske der Unnahbarkeit und sie sah alt und müde aus. Die Qualen, die sie fühlte gruben tiefe Gräben in ihr makelloses Gesicht. Doch niemand sah sie so. Sie fasste sich schnell wieder, straffte sich und ging zur Tür. Hastig warf sie einen Blick in den Wald, dann schloss sie diese Öffnung zur realen Welt und wandte sich Dean zu.

Sie schob die Decke etwas höher und strich ihm zärtlich über seinen Kopf.

„Halte durch Dean. Kämpfe. Du musst jetzt stark sein, für Michael und für uns alle. Bitte! Du darfst nicht aufgeben!“, flehte sie ihn leise an.

Mit einem weiteren Blick auf die Tür ging sie zu ihrem Sessel zurück und ließ sich hinein fallen.

Sie hätte Sam diese Wahrheit gerne erspart, doch er musste verstehen was hier geschah und vor allem, warum es passierte. Sonst würde Dean beim nächsten Mal nicht mal diese winzige Chance zum Überleben bekommen und es würde ein nächstes Mal geben, wenn Sam das jetzt nicht beendete. Er war diesen dunklen Pfad schon viel zu weit gegangen. Deans Liebe und sein Vertrauen allein konnten ihn nicht mehr auf der hellen Seite halten. Die Schatten waren viel zu verlockend geworden.

Vielleicht waren sie alle zu gutgläubig gewesen, doch keiner von ihnen wollte, dass Gabriel etwas ausbaden musste, woran ihn keine Schuld traf. Und noch bestand Hoffnung. Dean war schon immer ein Kämpfer. Und wenn sein Körper stark genug wäre und Michael lange genug durchhalten würde…

Sie schüttelte den Kopf. Es waren zu viele „wenn’s“ und „wäre’s“ in dieser Gleichung. Doch wenn, dann musste Sam endlich wieder aktiv daran arbeiten nicht auf die dunkle Seite gezogen zu werden.

Der rothaarige Engel verbannte alle Gefühle und Gedanken aus ihrem Kopf und atmete noch einmal tief durch. ‚Was für eine menschliche Geste!’ Sie musste lächeln. Dann konzentrierte sie sich auf ihre Umgebung um Dean rechtzeitig hier weg bringen zu können, sollte sich jemand uneingeladen dieser Hütte nähern.
 

Sam rannte wie von Furien gehetzt durch den Wald. Er wollte nur noch so viel Abstand wie möglich zwischen sich und diesen Albtraum bringen. Das war nicht wahr! Sie hatten ihn belogen! Was immer sie mit Dean gemacht hatten, sie wollten es ihm in die Schuhe schieben. Sie wollten Dean von ihm trennen!

Er stolperte, rappelte sich wieder auf und hetzte weiter.

„Vertraust du mir?“, flüsterte der Wind, der ihm entgegen schlug.

Diese Bilder, die sie ihm gezeigt hatten, diese Hoffnungslosigkeit entsprang doch nur ihren kranken Hirnen!

Wieder stolperte er, wieder rappelte er sich auf und rannte weiter.

Er musste hier weg. Weit weg, bevor sie ihn mit ihrer Schizophrenie ansteckten.

Seine Schuldgefühle folgten ihm, wie Bluthunde einem angeschossenen Reh.

„Er gehört mir!“, wisperten die Bäume um ihn herum. Er hielt sich die Ohren zu und diese Stimmen nicht mehr hören zu müssen.

Das erstarrte Gras brach unter seinen Füßen und die dürren Äste schlugen auf ihn ein. Alles in seiner Nähe schien den Atem anzuhalten.

„Du bist zu schwach! Du hast Angst! Du hältst mich auf!“

Immer weiter entfernte er sich von der Hütte, doch die Schuldgefühle waren hartnäckig und je weiter er rannte umso größer schienen sie zu werden.

Er stolperte. Ein steckender Schmerz jagte durch seinen Arm, als er versuchte sich abzufangen. Er kam wieder auf die Beine und hetzte weiter. Die kalte Luft brannte in seiner Lunge.

„Du musst mich töten! Dad wollte es so!“

Tränen verschleierten seine Sicht und so war es kein Wunder, dass er irgendwann an einer Wurzel hängen blieb und richtig stürzte. Der Schmerz, der dieses Mal durch seinen Arm schoss ließ ihn aufschreien.

Er wollte nicht mehr weiter rennen. Es war ja doch sinnlos! Sie hatten ihn schon erwischt.

Er rollte sich auf dem eiskalten Boden zusammen und ließ seinen Gefühlen freien Lauf.

Die Tränen, die jetzt heiß über seine Wangen liefen konnte er nicht mehr auf den kalten Wind schieben. Seine Schuldgefühle hatten ihn überrollt. Anna hatte mit jedem Wort Recht gehabt und er schämte sich so sehr. Seit Jahren mutete er Dean zu, auf ihn aufpassen zu müssen. Seit Jahren schob er die Verantwortung für alles was auch nur irgendwie schief ging, auf ihn. Warum nur beherzigte er seine eigenen guten Vorsätze nicht? Er hatte doch schon auf dem Lake Meat darüber nachgedacht.

Lag es wirklich nur an seiner dunklen Seite? Daran, dass er Dämonenblut getrunken hatte, oder war er schon immer so verdorben? Er liebte Dean doch! Aber in der letzten Zeit hatte er weitaus mehr genommen als er zu geben bereit gewesen war.

Er wischte sich die Tränen weg. Sein Arm pochte und er hatte das Gefühl, dass er langsam anschwoll. Doch er konnte nicht zurück. Nach allem was er Anna und Castiel an den Kopf geworfen hatte? Nein. Lieber würde er hier erfrieren als noch einmal in die Hütte zu gehen! Ohne ihn waren sie doch sowieso besser dran!
 

Der Winchester richtete sich ein wenig auf, kroch auf einen Baumstamm zu und lehnte sich mit dem Rücken daran. Er schloss die Augen. Er wollte an die schönen Momente in ihrem Leben denken. Er wollte Dean lachen sehen!

Sein Bruder stand vor einem Becken mit Kugelfischen und versuchte diese entweder zu imitieren oder aber dazu zu bewegen, dass sie sich aufbliesen. Immer wieder plusterte er die Wangen auf.

Sam lächelte versonnen.

Dean ließ den Stuhl los und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Ohren zu. Doch es wurde nur noch schlimmer.

„Dean?“, fragte der Jüngere erschrocken und starrte seinen Bruder an.

Mit einem heiseren Schrei kippte der Blonde nach vorn.

Endlich gab Dean ein leises Wimmern von sich. Sams Arme schlossen sich um den Körper seines Bruders und er presste sein Gesicht in dessen Halsbeuge.

Der ganze Körper in Sams Armen zitterte.

Mit einem leisen Keuchen schob er diese Bilder beiseite. Er wollte seinen Bruder nicht mehr leiden sehen!

„Du könntest dir also vorstellen weiterhin mit mir zusammen sein?“

„Können? Du fragst wirklich nach „können“? Dean, du bist das einzige Wesen auf der Welt, das mich menschlich bleiben lässt. Aber der einzige wahre Grund für ein ‚Ja‘ ist meine Liebe zu dir. Ohne dich kann und will ich nicht leben!“

Die Wärme mit der Deans Augen ihn in diesem Moment anstrahlten, raubte ihm fast den Atem.

Schnell stahl sich der Blonde einen Kuss, piekte Sam in die Seite und rutschte, als dieser quiekend zusammenzuckte, lachend aus dem Bett.

‚Das war kurz vor ihrer Wanderung am Rim Trail gewesen’, überlegte Sam und lächelte wieder. Doch viel zu schnell wurden diese Bilder ersetzt.

Dean stand an ein Andreaskreuz gekettet und schrie vor Schmerzen.

„Nein! Nein! Nein!“, schrie Sam in die Kälte des Waldes. „Hört endlich auf mich zu quälen!“

Er hielt sich die Ohren zu und ließ sich wieder zur Seite fallen und rollte sich zusammen.

Erschöpft versank er in eine Art Dämmerzustand.



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