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Der Himmel muss warten

von

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Was habt ihr ihm angetan

74) Was hast du ihm angetan?
 

„Ich habe dir schon mal gesagt, dass wenn ihm einer hilft, dann bin ich das! Er gehört mir!“, wütete Sam.

„Er… gehört niemandem außer sich selbst!“, entgegnete Anna genauso wütend.

„Er ist mein Partner, mein Bruder! ER GEHÖRT MIR!“, schrie der Winchester. „Und ich will jetzt wissen, was los ist!“

Anna richtete sich kerzengerade auf, streckte ihre Handfläche in Richtung des Jüngeren und jagte ihn mit einem Energiestoß gegen die Wand.

Der unerwartete Aufprall trieb ihm die Luft aus den Lungen.

„Was ist los mit dir, Sam? Du warst schon immer ein egoistisches Arschloch, mal mehr und mal weniger, aber was du jetzt machst, stellt alles Gewesene in den Schatten. Dean stirbt und du willst wichtige Zeit mit sinnlosen Diskussionen verplempern!“

„Castiel!“, spuckte er den Namen seines erklärten Feindes aus. „Engel zu vögeln ist wohl doch nicht ganz ungefährlich“, lästerte der Größere atemlos.

Ein weiterer Energiestoß nagelte ihn an die Wand.

„Mit - Gedanken - Töten! Klingelt da was bei dir?“, fuhr sie ihn an und ließ ihn dann einfach stehen.

Fieberhaft überlegte sie, wie sie retten konnte, was vielleicht noch zu retten war. Dean unter die Dusche stecken? So würde sie zwar einiges an Blut ausspülen können, aber die noch nicht befleckten Federn würden dann auch in Mitleidenschaft gezogen werden und dann hätte sie das genaue Gegenteil von dem erreicht, was sie erreichen wollte. Nein! Das Beste wäre wohl Dean hier weg zu bringen, damit sie ihn nicht fanden und zu hoffen, dass seine Flügel nicht noch mehr bluteten und nicht alle Federn befleckt waren.

Sie hob Dean hoch und legte ihn auf das Bett.

Erst jetzt sah Sam die riesige Blutlache, die sich unter ihm gebildet hatte. Erschrocken holte er Luft. Das konnte doch wohl nicht davon kommen, dass Dean Sex mit Engeln gehabt hatte, oder? Hatte die rothaarige Hexe vielleicht doch Recht? Aber womit? Er konnte mit seinen Gedanken töten, oder er hatte es früher einmal gekonnt. Heute war Dean derjenige, der die Kräfte hatte. Er selbst konnte nur Dämonen ausfindig machen, die in der Nähe waren und beamen. Mehr war da nicht mehr. Und selbst wenn er noch auf diese Weise töten könnte, er war viel zu weit weg gewesen und Dean kein Dämon!

„Was ist hier passiert?“, verlangte er mit einem leichten Zittern in der Stimme zu wissen.

„Du hast versucht ihn umzubringen“, sagte Anna kalt. „Und vielleicht hast du dein Ziel auch erreicht!“

„Ich habe nicht….“

„Doch Sam! Du hast dir seinen Tod gewünscht!“

„Aber davon stirbt kein Mensch!“

„Dean ist aber kein einfacher Mensch! Und eure Verbindung ist auch nicht normal!“

„Ich dachte, Engel kann man nur mit diesem Stab töten.“

„Du solltest weniger denken Sam, sondern packen. Er ist hier nicht mehr sicher!“

„Er, er, er. Es geht hier immer nur um ihn! Und was ist mit mir? Ich bin auch wer! Wann fragt mich mal einer, wie es mir geht, wie ich mich fühle? Er hat mich betrogen! Er hat mit Castiel gevögelt! Ich habe jedes Recht der Welt auf ihn wütend zu sein!“, maulte Sam sofort beleidigt. Er war noch lange nicht so weit, seine Schuld einzugestehen, wenn es denn überhaupt an ihm lag. Er war betrogen worden und jeder hatte nur Mitleid mit dem Betrüger! Das war nicht gerecht!

Anna holte tief Luft und ballte ihre Hände zu Fäusten. Wütend und mitleidig zugleich schaute sie den jüngeren Winchester an.

„Du hast es noch immer nicht begriffen, oder? Es geht hier schon lange nicht mehr um dich, Sam! Du bist entbehrbar. Der Einzige, der an dir festhält, der Einzige, dem du mehr bedeutest als sein Leben, der Einzige, der alles für dich tut und der einzige Grund, warum du noch auf dieser Erde herumläufst, ist Dean! Wenn er nicht mehr ist, wirst du fallengelassen, wie eine heiße Kartoffel. Du, deine Seele, warst unser Bruder, aber das war Luzifer auch und er wurde für ein geringeres Vergehen in die Hölle verbannt. Du hast jeden guten Rat in den Wind geschlagen und deine Seele mit Dämonenblut verseucht. Du hast ihm unterstellt schwach zu sein und Angst zu haben. Du hast dich mit Dämonen eingelassen und du nimmst es billigend in Kauf, dass Gottes rechte Hand stirbt. Er hat für dich gelitten und du hast dieses Geschenk einfach weggeworfen.“

„Ich wollte das nie!“, fuhr er dazwischen.

„Nein. Das glaube ich dir sogar. Trotzdem hast du ihn, seine Gefühle, mit Füßen getreten. Du warst einem Dämon hörig und es spielt keine Rolle, ob du härene Motive hattest.“

„Und was ist mit meinen Gefühlen? Er hat Castiel gevögelt!“, fragte er wütend.

„Selbst wenn es so wäre, hättest du kein Recht ihn mit dem Tod zu bestrafen. Aber Castiel hat nicht mit Dean geschlafen! Er hat deinen Bruder lediglich in den Himmel gebracht“, erklärte sie mit einem Strahlen in der Stimme, die Sam gar nicht passte. „Dich zu befreien und zu heilen hatte zu viel von den Kräften Michaels beansprucht, auf die er zugreifen kann. Und zusammen mit der Vergiftung seines Körpers hätte ihn die Regeneration das Leben kosten können. Im Himmel konnte er sich schneller erholen und seine Reserven auffüllen. Das Strahlen, das du gesehen hast, war ein Nachhall von Michaels wahrer Gestalt.“

„Wenn er seine Kräfte aufgefüllt hätte, wieso war Dean dann so schwach, als dein Bruder ihn zurückgebracht hat?“ Noch wollte Sam die Erklärung nicht schlucken. Sie klang viel zu einfach und nichts war einfach im Leben der Winchester.

Doch bevor Anna antworten konnte, erschien Castiel wieder.
 

„Die Hütte ist sicher, zumindest fürs Erste“, wandte er sich sofort an seine Schwester.

„Gut. Bring ihn hin. Wir packen hier und dann kommen wir nach.“

„Ich will nicht, dass dieser Flattermann mit Dean allein ist!“, schaltete Sam auf stur. Auch wenn Anna beteuerte, dass zwischen Dean und dem Engel nichts gewesen wäre. Er traute ihm nicht! Vielleicht wachte sein Bruder ja gleich wieder auf und dann?

„Dann hättest du packen und nicht nur große Reden schwingen sollen“, erwiderte sie kalt und nickte Castiel zu. Der drehte Dean auf den Rücken und hob ihn danach mühelos hoch. Vorsichtig hielt er ihn in seinen Armen.

Sam kochte vor Wut.

Deans Kopf rutschte zur Seite und als der Engel noch einmal nachfasste, um dem Winchester noch etwas mehr Halt geben zu können, fiel er gegen dessen Brust.

Mit einem warmen Lächeln blickte Cas auf die angenehme Last in seinen Armen.

„Ich wusste doch, dass da mehr ist!“, fauchte Sam und machte einen Schritt auf den Engel zu, doch der war schon nach seinem ersten Wort verschwunden.

„Jetzt hör endlich auf oder ich schicke dich an einen Ort, von dem du nie wieder zurückkommen wirst!“ Sie hatte die Nase von diesem, in ihren Augen, kindischen Verhalten endgültig voll.

Sam stand wie ein wutschnaubender Stier mitten im Raum und rührte sich nicht.

Die rothaarige Frau beachtete ihn nicht weiter. Sie öffnete Schubladen und Schranktüren und packte alles in zwei Taschen, die sie im untersten Fach des Kleiderschrankes gefunden hatte. Sie mussten hier weg, bevor ein Engel auftauchte. Das mindestens einer kommen würde, stand für sie mehr als fest. Nur das wann war noch offen. Und sie hatte keine Lust Sam gegen einen oder mehrere ihrer Brüder zu verteidigen. Nicht so, wie er sich momentan gab, aber sie konnte auch nicht zulassen, dass ihm etwas passierte, denn das würde Dean nicht hinnehmen, sollte er sich wieder erholt haben. Da war es besser, eine Konfrontation zu umgehen.
 

Endlich hatte sie alle Sachen der Brüder gepackt. Sam stand noch immer bockig im Raum.

Sie berührte ihn am Arm und gleich darauf waren sie in der Hütte, die der Winchester so sehr hasste.

Sofort schaute er sich um. Er erblickte Dean auf dem Bett und den Engel daneben an eine Wand gelehnt.

Castiel hatte Dean bis auf die Shorts von seiner Kleidung befreit. Er hatte ihn halb auf die Seite, halb auf den Bauch gelegt. Eine dicke Decke stützte ihn, damit er nicht noch weiter nach vorn kippen konnte und er hatte ihn mit einer weiteren Decke bis kurz unterhalb der Flügel zugedeckt.

Die vormals strahlenden Schwingen, waren jetzt fleckig und stumpf und er hatte sie, so gut es ging, auf dem Bett ausgebreitet.

Im Kamin flackerte ein Feuer, das den Raum, zumindest in einem Kreis, der das Bett mit einschloss, in eine angenehme Wärme tauchte. Außerhalb dieses Kreises war es eisig kalt. An den Fenstern blühten noch Eisblumen.

Wütend funkelte der jüngere Winchester den Engel an. Der hatte seinen Bruder erneut mehr als nötig angetatscht!

„Konntest du deine Pfoten schon wieder nicht von ihm lassen? Was hast du noch mit ihm gemacht?“, wollte er herrisch wissen.

Bevor Anna es verhindern konnte, hatte Castiel sich von der Wand gelöst, Sams Handgelenk gepackt und ihn daran zu Dean gezerrt. Er zwang Sam seine Hand auf Deans Herz zu legen und murmelte ein paar Worte in einer uralten Sprache.

Augenblicklich verschwamm die Hütte um sie herum.

Schmutzige, grau-rote Nebelschwaden umwaberten sie. Es war gleichzeitig schwülwarm und nasskalt und alles in Allem herrschte ein bedrückendes Klima.

„Was…?“, begann Sam unruhig und versuchte seine Hand zu befreien, doch der Engel starrte ihn nur an und ging dann einfach los, den Winchester mit sich mit zerrend.

Sam zog die Augenbrauen zusammen und furchte die Stirn. Hatte er diesen befremdlichen Ausdruck in Castiels Augen wirklich gesehen? Eine Mischung aus Wut, Verzweiflung und Resignation gepaart mit einem kleinen Funken Hoffnung und Angst meinte er ausgemacht zu haben, doch das Licht hier war trügerisch. Wahrscheinlich hatte er sich getäuscht!

Er blickte sich um, seine Umgebung war aber nicht freundlicher oder übersichtlicher geworden. Wie orientierte sich der Engel? Er schien zielstrebig auf etwas zuzulaufen und da sein Handgelenk noch immer von dem Engel umklammert wurde, musste er kaum darauf achten, wohin er ging.

Er ließ seinen Blick über die wabernden Nebel gleiten und versuchte zu ergründen, wo sie wohl waren. In Deans Kopf bestimmt nicht. Da gab es zwar dieses riesige schwarze Loch, doch da herrschte nicht diese, jede Hoffnung erstickende, Atmosphäre. Wenn er noch lange hier bleiben musste oder Castiel verlieren würde, würde er mit Sicherheit in Trübsal verfallen und ausweglos umher irren.

Plötzlich drang ein leises Wispern an seine Ohren. Ungewollt blieb er stehen, doch der Engel zwang ihn weiterzugehen.

Mit jedem Schritt den sie machten schien das Wispern lauter zu werden. Schon bald konnten sie die Worte verstehen, die irgendwo vor ihnen gesprochen wurden. Und Sam wollte stehen bleiben, weil die Stimmen ihm mehr als nur bekannt vorkam. Doch der Engel ließ es auch dieses Mal nicht zu.

Und dann teilten sich die Nebelschwaden so plötzlich, dass sie auf eine kleine, gut überschaubare, Lichtung stolperten, ohne Chance ihre Schritte vorher zu stoppen.

Keine Handbreit vor ihren Füßen funkelte drohend eine blutrote Linie, die sich in einem Kreis um diesen Platz erstreckte.

Unwillkürlich wich der Engel zurück.

Sam starrte in die Mitte dieser Lichtung, unfähig seinen Blick von dem grausigen Schauspiel abzuwenden, dass er da zu sehen bekam.

In der Mitte dieser Lichtung erhob sich ein Andreaskreuz, an das Dean gekettet war. Ein eiserner Ring, von zwei Ketten in seine Position gehalten, lag um seinen Hals und in seinen Flügel steckten furchterregende Haken, die ebenfalls an Ketten, verhinderten, dass er die bewegen oder gar verstecken konnte. Seine Füße standen in einem Ring aus Feuer, der immer wieder an den Jeans, die er noch trug empor leckte.

Etwas wie schwarzer Rauch umtanzte den blonden Winchester. War das ein Dämon?

Deans Augen versuchten ihm, so gut es ging, zu folgen. Er hatte die Zähne fest aufeinander gepresst.



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