Zum Inhalt der Seite

Der Himmel muss warten

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Er soll sterben?!

76) Er soll sterben?!
 

Castiel hetzte unruhig durch Bobbys Haus und verzierte alle Fenster, Türen und Luken mit Zeichen und Symbolen und trieb damit die Sorgen des Hausherrn und seinen Blutdruck immer höher. Zusammen mit den Zeichen und Symbolen, die der Engel schon um sein Haus verteilt hatte, bedeutete das, dass etwas Großes, Unangenehmes im Gange war, von dem Bobby wusste, dass er es nicht mögen würde.

Der Engel hatte den Impala hier abgestellt und die Jungs waren nicht mit ihm gekommen. Das konnte nichts Gutes bedeuten.

Bobby hatte zweimal versucht ihn auf sein Tun anzusprechen und war immer wieder mit einem „Jetzt nicht!“ abgespeist worden. Also hatte er sich seine Schrotflinte gegriffen um wenigstens Wache zu halten. Warum auch immer. Aber er wollte nicht vollkommen unnütz herumstehen und so hatte er wenigstens das Gefühl etwas tun zu können. Außerdem konnte er sich an der Waffe festhalten. Sie vermittelte ihm so etwas wie Sicherheit.
 

Endlich blieb der Engel stehen und atmete, erschreckend menschlich, einmal tief durch.

Castiel wurde sich dieser Geste bewusst, kaum dass er sie begonnen hatte. Er war eindeutig zuviel mit Menschen zusammen, überlegte er und wandte sich dann an den Hausherren, der ihn mit nervös hin und her huschenden Augen immer wieder musterte.

„Es tut mir leid, dass ich dich so erschreckt habe“, sagte der Engel ruhig.

„Schon okay. Aber sag mir endlich was hier gespielt wird!“

„Sofort“, antwortete der Engel, machte einen Schritt auf den Jäger zu und legte ihm seine Hand auf die Brust.

Bobby kniff die Augen zu als der Schmerz durch seine Rippen brandete. Doch genauso schnell wie es begonnen hatte, hörte es auch wieder auf. Fragend schaute er zu dem Engel.

„Das Siegel habe ich vor Jahren auch Dean und Sam in die Rippen gebrannt. Jetzt kann dich kein Engel und kein Dämon mehr orten. Ich werde gleich noch dein Haus für die menschliche Überwachung unsichtbar machen, dann ist hier der sicherste Ort der Welt.“ Castiel lächelte fast.

„Aber warum. Es gibt viele, die wissen wo mein Haus steht. Und wie soll ich dann meinem Geschäft nachgehen?“

„Für Menschen wird sich nicht ändern. Aber ich muss sicherstellen, dass weder Engel noch Dämonen Menschen benutzen, um uns ausfindig machen zu können. Deshalb auch die vielen Schutzsymbole.“

„Und wie kommt ihr dann hierher?“

„Ich habe da vorn einen Durchgang gelassen. Er ist für dich sehr gut zu überwachen. Den werden wir benutzen. Sobald wir hier sind verschließen wir ihn auch für Engel.“

Bobby nickte kurz und schaute dann wieder zu seinem Besucher.

„Aber warum das Ganze, Castiel?“

„Dean kämpft um unser aller Leben“, sagte der Engel ernst.

Der Jäger zog die Augenbrauen zusammen und schüttelte dann den Kopf.

„Was können wir tun? Warum stehen wir hier herum und sichern meine Haus, anstatt ihm zu Hilfe zu kommen?“, fragte der Hausherr aufgebracht und wollte seine Jacke holen.

„Wir können nichts tun um ihm zu helfen außer, ihn sicher unterzubringen.“

„Wieso können wir nichts tun? Geht das noch ungenauer?“ Jetzt verstand Bobby gar nichts mehr.

„Es ist etwas eingetreten, das niemand für möglich hielt. Nicht so. Das Ergebnis ist, dass Michael seine Federn verliert. Ein Engel, der seine Flügel verliert wird sterblich. Reißt man ihm seine Federn aus ist das sein sicherer Tod. Sehr langsam und so schlimm wie die Folter in der Hölle.“

Bobby gab ein entsetztes Keuchen von sich. ‚Nicht schon wieder! Hat Dean nicht schon genug gelitten?’

„Du hast gesagt Dean kämpft um unser aller Leben!“, fragte er heiser.

„Wenn Michael stirbt wird Raphael seine bisherige Zurückhaltung fallen lassen und uns jagen und töten. Wahrscheinlich auf die gleich Art, wie Michael jetzt stirbt. Und ich fürchte ihr Menschen werdet, mal wieder, zwischen die Fronten geraten.“

Bobby schüttelte verständnislos den Kopf.

„Okay. Mal langsam und für einen alten Jäger zum Mitschreiben. Ich frage, Du antwortest!“ Der Jäger wollte jetzt selbst Fragen stellen. So würde er vielleicht Licht in das Dunkel bringen können.

„Wo ist Dean?“

„In der Hütte. Anna ist bei ihm und bewacht ihn.“

„Wie geht es ihm?“

„Sein Körper liegt in einer Art Koma, ist aber noch stabil.“

Ein Grinsen huschte über Bobbys Gesicht. Castiel hatte eindeutig zuviel ferngesehen oder er war zu oft in Krankenhäusern unterwegs.

„Und seine Seele?“

„Das ist schwer zu erklären. Sie ist in Dean und doch ist sie auch an einem Ort im Himmel, der der Hölle wohl am ähnlichsten ist, allerdings ohne Feuer. Dort gibt es nur Schmerzen und Hoffnungslosigkeit.“

„Und sie wird sterben?“

„Ich denke, ja.“

„Und wenn Michael stirbt, stirbt Dean?“

„Nicht zwangsläufig. Aber ja. Der Dean, den du kanntest wird nicht mehr existieren.“

„Ein Mensch kann ohne Seele leben?“

„Ja. Aber Dean und Michael sind so fest miteinander verbunden. Die Folter Michaels wird auch für Dean dazu werden. Ich denke, wenn Michael stirbt wird auch Dean sterben. Wenn nicht, werde ich ihn töten. Er wäre ein gefundenes Fressen für Dämonen. Er wird seine Menschlichkeit verlieren und es wird ihm egal werden, was oder für wen er arbeitet. Mit seinem Wissen und Können ist er ohne Seele eine Gefahr für die Menschheit, für uns alle. Und er hat es nicht verdient so zu leben“, erklärte Castiel ernst.

„Du sagtest Dean kämpft um unser Leben. Das heißt, er könnte es schaffen?“

„Ja. Wenn Deans Körper stark genug ist und lange genug durchhält…

Federn können erneuert werden. Wenn auch nur eine neue Feder durchbricht bevor die letzte ausgefallen ist, kann sich Michael erholen. Ohne Dean wird er auf jeden Fall sterben.“

„Es steht also mal wieder auf Messers Schneide?“

„Ja. Wenn die erste Feder wächst und Dean das überlebt…“

Der alte Jäger nickte verstehend. Es war wie schon so oft. Sie kämpften gegen Windmühlen.

„Wann bringt ihr Dean?“

„Ich lösche gleich dein Haus vom Radar, dann gehe zu Anna und wir kommen her.“

„Also mache ich mal den Panikraum fertig“, sagte Bobby froh, etwas tun zu können und sich vom Grübeln abzulenken.

Mit wenigen Schritten trat der Engel aus dem extra gesicherten Bereich um das Haus und war mit einem leisen Flügelrauschen verschwunden.

Bobby Singer atmete tief durch machte sich an die Arbeit.
 

Sam erwachte frierend.

Er lag zitternd unter dem Baum, doch bis jetzt hatte er sich erfolgreich gegen seinen Überlebenswillen durchgesetzt und war einfach liegen geblieben. Nun hatte die Kälte seinen Willen untergraben.

Wie ferngesteuert wanderte seine Hand zu seinem Handgelenk, legte sich darüber und mit einer letzten Kraftanstrengung brachte er sich in die Hütte zurück.

Frierend kippte er vor dem Kamin zur Seite.

Sofort stand Anna neben ihm, zerrte ihn unsanft in die Höhe und legte ihm ihre Finger an die Stirn.

„Du wirst dich deiner Verantwortung nicht entziehen, nur weil du hier krank wirst!“, fauchte sie ihn an. Scheinbar hatte der noch immer nichts begriffen. „Dean kämpft um sein Leben und das ist deine Schuld. Bis er wieder in der Lage ist, auf seinen eigenen Füßen zu stehen wirst du an seiner Seite bleiben und dich um ihn kümmern. Wenn nicht, wirst du sein Schicksal teilen, das verspreche ich dir. Ich werde nicht zulassen, dass du dich einfach so vom Acker machst!“

Erschrocken blickte Sam sie an und nickte zögernd. Langsam drehte er sich zu dem Bett um und machte noch einen Schritt darauf zu. Er streckte seine Hand aus, doch bevor seine Fingerspitzen Deans Haut berührten stoppte er und blickte unsicher zu dem Engel.

„Darf ich …?“

Erstaunt weiteten sich ihre Augen. Dann nickte sie knapp.

Sam strich ganz sanft über Deans Schulter. Sein Bruder fühlte sich normal an. Vielleicht war er etwas wärmer als sonst, doch nichts deutete darauf hin, dass er in diesem Feuer gefangen war und ein Dämon namens Sam ihm mit langsamer Genüsslichkeit alle Federn ausriss.

Was hatte er nur getan?
 

Draußen begann es zu dämmern, doch das interessierte niemanden.

Das leise Rauschen von Flügeln war zu hören und schon stand Castiel in der kleinen Hütte. Sofort kam er zu Dean.

Wortlos wich Sam vom Bett zurück. Er wusste nicht, was jetzt geschehen würde, doch er wollte auf keinen Fall im Weg stehen.

Der Engel würdigte ihn keines Blickes.

Anna löschte mit einer Handbewegung das Feuer im Kamin.

Ganz vorsichtig brachte Castiel Dean in eine sitzende Position. Er schob seine Rechte unter dessen Kniekehlen und seine Linke auf den Rücken. Sanft drückte er ihn an sich und stand auf. Er schob seine Schulter etwas nach vorn um Deans Kopf zu stützen, dann nickte er Anna zu.

Sie stand inzwischen neben Sam.

Gemeinsam machten sich die vier auf den Weg.
 

Bobby erwartete sie schon.

Erschrocken schaute er auf das, was der Engel in seinen Armen hielt. Er hatte sich den blonden Winchester nie als Engel vorgestellt, schon gar nicht als Engel mit so fleckigen, leicht zerrupften Flügeln. Und dass er einer Schlenkerpuppe gleich in den Armen des Engels hing, war ein weiterer Punkt, den er sich nie hatte vorstellen können.

„Sam?“, wollte er leise wissen.

„Kommt mit Anna“, antwortete der Dunkelhaarige.

„Bring ihn runter. Ich warte hier bis sie da sind.“

Das ließ sich Castiel nicht zweimal sagen. Schnell ging er zum Haus und in den Keller und versuchte Dean so gut es ging und so vorsichtig wie möglich auf das Feldbett zu legen, das im Raum stand.

Währenddessen kamen auch Anna und Sam auf Bobbys Schrottplatz an. Sie hatten einen Umweg über mehrere Stationen gemacht um eventuelle Verfolger abzuschütteln.

Schnell folgte er den beiden ins Haus.
 

Kurze Zeit später standen sie schweigend im Panikraum.

Sam hatte nur einen kurzen Blick auf seinen Bruder geworfen als er den Raum betreten und sich schnell bis zur hinteren Wand zurückgezogen hatte

Irritiert registrierte der Hausherr, dass der jüngere Winchester wohl nicht gewillt näher zu kommen. Doch seine Aufmerksamkeit galt Dean. Der Junge war blass, selbst in dem matten Licht der Lampe. Seine Lippen waren leicht rissig und er schien gleichzeitig zu schwitzen und zu frieren.

Bobby streckte die Hand aus und legte sie ihm auf die Stirn. Er hatte es befürchtet. Dean hatte Fieber.

„Wie lange wird das…?“, fragte er stockend.

Sam wurde noch etwas blasser. Er war so mit sich und seinen Selbstvorwürfen beschäftigt gewesen, dass er noch nicht einmal daran gedacht hatte, danach zu fragen.

„Es kann Tage oder auch Wochen dauern“, erklärte der dunkelhaarige Engel und seine Stimme war eine undefinierbare Mischung aus Wut, Trauer und Verzweiflung.

„Tage oder Wochen?“, fragte Bobby wütend. „Der Junge soll Tage oder Wochen so überstehen? Warum habt ihr ihn nicht sofort getötet? Das wäre menschlicher!“, polterte der Alte wütend los.

„Wie kannst du…“, brauste Castiel wütend auf.

„Dean ist ein Mensch! Ein Engel kann diese Zeit wahrscheinlich ohne Energiezufuhr überleben, zumindest hab ich euch bis jetzt weder essen noch trinken gesehen. Aber Michael wird ihn ja wohl kaum mit Energie versorgen können, wenn ich dich richtig verstanden habe, Castiel!

Ein Mensch überlebt ohne Nahrung etwa drei Wochen. Ohne Flüssigkeit vielleicht drei Tage. Dean hat Fieber. Er wird noch viel schneller austrocknen! Du sagst, dass seine Seele gefoltert wird. Du tust das Gleich mit seinem Körper!“

Verständnislos schüttelte er den Kopf und verließ wütend vor sich hin brummend den Keller.
 

Sam kämpfte unterdessen gegen den Drang an, einfach zu verschwinden. Schon wieder hatte er etwas nicht getan! Etwas worum er sich hätte kümmern müssen! Warum hatte er nicht gefragt? Es wäre seine Aufgabe gewesen, darauf zu achten! Aber seine Wut auf Dean und Castiel, auf den eingebildeten Seitensprung seines Engels, und der Anblick des Blutes und die Vorwürfe hatten ihn so aus der Fassung gebracht, dass er nur noch sich selbst gesehen hatte. Was war er doch für ein schlechter Bruder, Partner, Freund und Mensch.

Er konnte sich wirklich nichts auf sich einbilden! Ängstlich wartete er darauf, dass der alte Freund wiederkam und darauf, was dann passieren würde.
 

Bobby kam mit einer Flasche Wasser wieder und setzte sich auf den Rand der Liege. Vorsichtig versuchte er Dean soweit zu drehen, dass er ihm die Flasche an die Lippen setzen konnte.

Federn fielen zu Boden.

Doch so sehr er sich auch bemühte, so sehr er auch auf Dean einredete, der Blonde regte sich nicht und der alte Jäger brach resigniert ab. Er hatte Angst, dass Dean das Wasser in die Lunge bekam.

Er legte ihn wieder hin und richtete sich leise ächzend auf.

Hier musste dringend etwas passieren!

Sein Blick wanderte über die drei anderen Anwesenden. Was war nur mit Sam los? Warum hatte er sich nicht darum gekümmert und warum machte er auch jetzt keine Anstalten etwas tun zu wollen?

„Ihr könnt ihn nicht mit Energie versorgen?“, warf er die Frage in den Raum ohne einen Engel genauer anzusehen.

„Nein, wir können Michael nicht erreichen.“

„Wie lange geht das schon?“, jetzt blickte Bobby zu Sam.

„Seit gestern Abend“, flüsterte der leise.

„Dann ist dein Bruder in spätestens zwei Tagen tot. Willst du das?“

Sam zuckte zusammen, als hätte ihm jemand ins Gesicht geschlagen. Und bildlich gesprochen war genau das auch passiert.

„Wie können wir helfen?“, mischte sich jetzt Anna in das Gespräch. Auch sie hatte ein schlechtes Gewissen. Sie war mal, vor nicht allzu langer Zeit, ein Mensch gewesen und auch sie hatte es versäumt sich darum zu kümmern.

„Er müsste in ein Krankenhaus!“

„Das geht nicht. Wir können keinen Engel in ein Krankenhaus bringen.“

„Er kann die Flügel doch verstecken, oder? Könnt ihr das nicht für ihn?“

„Selbst wenn“, antwortete jetzt wieder Castiel, „die Federn, die er verliert, würde man sehen.“

„Wenn das noch Wochen so gehen soll, braucht er ein Bett und nicht das hier, wo er sich in ein paar Stunden sämtliche Knochen verrenkt haben wird. Eins, wo seine Flügel Platz haben, ich glaube nicht, dass das so bequem für ihn ist. Er braucht Nahrung und Flüssigkeit. Er braucht ärztliche Betreuung! Ihr sagt er kämpft um unser aller Leben, aber ihr helft ihm nicht! Es ist fast so als sollte er sterben!“ Die ganze Zeit hielt er Sam mit seinen Augen gefangen.

Der jüngere Winchester wand sich unter Bobbys Blick. Er schluckte immer wieder. Tränen traten in seine Augen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Vanilein
2013-10-28T11:51:07+00:00 28.10.2013 12:51
Oh mein Gott der Arme Dean :'(
Immer muss er soviel ertragen und so leiden, bitte schreib schnell weiter was passiert ich Halts nicht aus nicht zu wissen was mit ihm noch passiert und ob er am Schluss seinen Wunsch erfüllt bekommt und ein Leben hat ohne Kampf! Ich würde es ihm von Herzen gönnen!!


Zurück