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Waiting for the Night

von

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Die Ankunft

Normalerweise war sie nicht aufgeregt. Niemals. Doch an ihrem ungleichmäßigem und schwerem Atem erkannte man, dass sie doch etwas nervös zu sein schien. Mr Argus Filch stand, mit einer ziemlich zerlausten Katze auf dem Arm, neben ihr. Aus der großen Halle ertönten freudige Klänge. Immer wieder erklang die Stimme des großen Albus Dumbledore. Zuvor waren etliche neue Jungzauberer in die Halle, die wohl der zentralste Ort in Hogwarts war, gebeten worden, die genau wie sie schon ungeduldig vor dieser warteten. Nur mit dem feinen Unterschied, dass die zukünftigen Schüler Hogwarts wohl um einiges aufgeregter waren.

Sie lauschte nun wieder an der gewaltigen Tür, die nur noch zwischen ihr und den anderen Schülern stand. Bald müsste die Prozedur der Aufteilung der neuen Schüler auf die vier verschiedenen Häuser, Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin, die durch den sprechenden Hut bekannt gegeben wurden, endlich vorbei sein.

„Nervös?“ Es war das erste Wort, das Filch, mit seiner überaus emotionslosen Stimme, ihr gegenüber erwähnte.

„Wohl eher nicht“, antwortete sie taff. Schon schien das Ende der Unterhaltung erreicht zu sein, denn Filch gab ein Geräusch von sich, das ihr entweder zeigen sollte, dass er ihr nicht glaubte oder es ihm völlig egal war. Er wendete sich ab.

Sie fragte sich immer wieder was eigentlich der Grund dafür war, sie nicht direkt mit den anderen neuen Schülern hinein zu lassen. Vielleicht wollte Dumbledore nicht, dass sie unter der Menge an elf- und zwölf- jährigen untergeht, da es wohl nicht üblich war, dass Zauberschüler zwei Jahre vor ihrem Abschluss noch die Schule wechseln. Außerdem schien der Schulleiter im Vorgespräch im letzten Monat sehr angetan von der neuen Schülerin zu sein und wollte somit, dass ihr etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Wie auch immer die Wahrheit aussehen mochte, es war ihr nicht geheuer im Mittelpunkt zu stehen.

„Los. Geh rein.“ Es war ihr ein Rätsel woher er diese Anweisung wohl erhalten hatte. Noch bevor sie reagieren konnte stieß er sie mit einer Hand gegen die große Tür. Es gab einen kleinen Knall und sie dachte direkt was die Leute in der Halle wohl denken würden. Bevor sie ihre ganze Kraft aufwendete um das mächtige Tor zu öffnen, warf sie Filch einen verhassten Blick zu, der ihn wiederum kalt ließ.

„Bevor wir jedoch das Festmahl eröffnen, freue ich mich eine weitere neue Schülerin in Hogwarts begrüßen zu dürfen. Sie kommt aus der Schule für Hexerei und Zauberei in den Vereinigten Staaten und hat sich, aufgrund eines Umzuges, für ihre letzten zwei Jahre vor ihrem Abschluss an unserer Schule beworben.“ Dumbledore machte eine kurze Pause. Während dessen eilte sie durch den schmalen Gang, der sich zwischen den Tischen der Häuser Gryffindor und Ravenclaw gebildet hatte. Je näher sie dem Podest auf dem die Lehrer platziert waren, kam, desto nervöser wurde sie. Sie hatte sich die große Halle weitaus kleiner vorgestellt. „Ihr Name ist Mira Clarks.“ Als Mira nun endlich Dumbledores Rednerpult erreicht hatte wendete er sich angeregt zu ihr. „Miss Clarks, es ist mir eine Freude Sie in Hogwarts begrüßen zu dürfen“, sagte er freudig und schüttelte Mira euphorisch die Hand. Sie drückte ihm ebenfalls ihre Freude knapp aus und begann sich umzusehen.

Mira musterte einzelne Schüler und darauf jeden einzelnen Lehrer, die hinter Dumbledore an einer langen Tafel platz genommen hatten. Es ähnelte dem Gericht. In der Mittel thronte der Oberste, in diesem Fall der Schulleiter, und links und rechts neben ihm seine, nach Rang sortierten, Kollegen. Einer fiel ihr ganz besonders auf. Sie glaubte, dass dieser sie schon seit längerer Zeit beobachtete, aber sie war sich nicht sicher. Er taxierte sie von oben bis unten. Ihr war es schon fast unangenehm so angestarrt zu werden. Mit einer eleganten Handbewegung entfernte er langsam eine lange schwarze Strähne aus seinem Gesicht, was ihm den Ausdruck verlieh, er würde sich jetzt noch konzentrierter mit Mira befassen. Seine Blicke durchlöcherten sie wie Kugeln aus einem Revolver. Noch nicht einmal als Mira seine Blicke erwiderte ließ er von ihr ab, obwohl es, ihrer Ansicht nach, jeder andere Wohlerzogene so machen würde. Auf Dumbledores Aufforderung hin nahm sie, wie auch zuvor die Erstklässler auf dem Stuhl in der Mitte der Erhöhung platz. Obwohl es unüblich für eine Schülerin ihres Alters war, wurde ihr der berühmte sprechende Hut aufgesetzt. Auf die Antwort dessen, zu welches der vier Häuser in Hogwarts sie zugeteilt werden würde, wartend, gewann sie ihre vertraute Gelassenheit wieder, die sie zuvor für einen kurzen Augenblick verloren hatte. Selbstsicher sah Mira sich im großen Raum um. Neugierige Gesichter begutachteten sie von oben bis unten, was ihr aber diesmal keineswegs unangenehm war. Unter anderem erblickte sie das Gesicht des berühmten Harry Potter, das unter den anderen hervorstach wie ein schwarzes Schaf in einem Meer von Weißen. Seine Blitznarbe konnte sie sofort erkennen. Selbst in ihrem Heimatland war er eine Legende, denn auch in den Vereinigten Staaten von Amerika war Voldemort der wohl gefürchteste Zauberer aller Zeiten. Aber Mira war weiß Gott nicht jemand der sich von solchen Geschichten beeindrucken ließ. Ein paar ihrer alten weiblichen Bekanntschaften hätten wohl alles dafür gegeben mit Harry Potter nur ein paar Worte zu wechseln, aber nein, sie nicht.

Der sprechende Hut brauchte, ihrer Auffassung zu Folge, ewig lange um ihr zu sagen, zu welchem Haus sie bald gehören würde. Die Lehrer sahen sich schon verdutzt an. Mira hegte kurz den Gedanken, dass sie vielleicht nicht hierher gehörte. Dumbledore wollte grade das Wort ergreifen, als der Hut nun endlich laut das Wort „Gryffindor“ ausstieß. Etwas erleichtert sackte sie in sich zusammen.

„Tja, bei manchen intelligenten Geistern braucht der sprechende Hut nun mal etwas mehr Zeit um die richtige Entscheidung zu treffen.“ Lachend versuchte Albus Dumbledore die angespannte Situation etwas aufzulockern. Mira wusste nicht so recht, ob sie sich geschmeichelt fühlen sollte. Nachdem man ihr den Hut abgenommen hatte, erhob sie sich ohne Aufforderung von der unbequemen thronartigen Sitzgelegenheit und nahm an der Tafel der rötlich gekleideten Schüler platz, wobei sie darauf Wert legte sich zu ihrer Altersklasse zu gesellen. Ihr Blick fiel nun erneut auf den Professor mit den schwarzen Haaren, dessen Miene sich verfinstert hatte, sie aber weiterhin anstarrte. Von seinen Blicken gebannt schenkte Mira ihren neuen Mitschüler, die beabsichtigten sie freudig zu begrüßen, keine Aufmerksamkeit.

„Hey, ich bin Dean, Dean Thomas“, stellte sich der dunkelhäutige Schüler neben ihr vor.

„Und ich bin Seamus Finnigan.“ Neben Dean beugte sich ein Schüler mit ziemlich breiter Nase hervor, um einen Blick auf Mira werfen zu können.

Mit einem abwesenden „Hallo“ begrüßte sie die beiden und die restlichen Schüler um sie herum, deren Namen sie wohl niemals alle behalten könne.

„Nachdem wir nun die alljährliche Tradition beendet haben, lassen wir das Festmahl beginnen.“ Dumbledore hob seine beiden Arme in die Höhe und alle Tische deckten sich von selbst mit wunderbaren Speisen. Mira war beeindruckt, so etwas gigantisches hatte es auf ihrer alten Schule nicht gegeben. Sie aß von den leckeren Speisen, als hätte sie seit langem nichts richtiges mehr gegessen. Nebenbei unterhielt Mira sich mit Dean zu ihrer rechten und Parvati Patil zu ihrer linken. Parvatis lange schwarzen Haare fielen über ihre Schulter wie Seide.

„Und woher genau kommst du?“, fragte Dean sie.

„Aus Arizona, um genau zu sein aus Yuma. Ich muss mich daher erstmal an den ganzen Regen hier in England gewöhnen. Es ist schrecklich wenn man vorher in der Stadt mit den durchschnittlich meisten Sonnenstunden weltweit gelebt hat.“

„Warum seid ihr denn überhaupt umgezogen?“, fragte Parvati neugierig.

„Wegen meinem Dad. Er musste beruflich nach Gillingham, komplizierte Sache.“ Mira hatte keine große Lust ihren Mitschülern viel über den Beruf ihres Vaters zu berichten. Zudem glaubte sie, sie sollte nicht direkt mit der Tatsache, dass sie eine Muggelstämmige war, rausrücken.

„Ach, ich habe da eine Frage.“ Mira hielt inne. Die Gryffindors um sie herum, die ihr vorher gespannt gelauscht hatten, schauten sie erwartungsvoll an. „Wer ist dieser Mann?“ Sie deutete mit einer kurzen, abfälligen Bewegung auf den Professor, der sie vorhin so angestarrt hatte.

„Oh, das ist Professor Snape. Lehrer für Zaubertränke und Hauslehrer von Slytherin“, antwortete ihr Lavender Brown, die beste Freundin von Parvati, „Nicht gerade der netteste Mensch. Bevorzugt ständig sein eigenes Haus und schikaniert die Gryffindors. Auf den kann man echt verzichten.“ Mira schien auf diese Antwort verdutzt. Plötzlich ordnete sie seinen Blicken von vorhin Hass zu. Was sollte es bei dieser Charakterbeschreibung sonst sein? Sie fragte sich nur, was der Auslöser für diese Reaktion war.

„Ach, und er hat eine Abneigung gegen Muggelstämmige“, fügte Parvati hinzu. Da war er. Der Grund für seine Abneigung ihr gegenüber. Er musste es wissen.

„Hört sich ja nach einer netten Person an“, sagte Mira mit deutlich sarkastischem Unterton.
 

Nachdem sich das Festmahl nun dem Ende zuneigte verschwanden immer mehr Schüler aus der großen Halle um zu ihren Gemeinschaftsräumen zu schlendern und ihre Sachen auszuräumen. Auch die Gryffindorschüler des fünften Jahrgangs machten sich mit viel Gelächter auf den Weg. Mira verblüffte es wie gut man sie doch innerhalb der ersten Stunden aufgenommen hatten. Der Gemeinschaftsraum der Gryffindors befand sich im siebten Stock und war somit das höchstgelegenste der vier Häuser. Es würde wohl dauern sich an so viele Stufen zu gewöhnen, dachte Mira sich keuchend, als sie das fünfte Stockwerk betrat. Das Gemälde der Fetten Dame versperrte den Schülern den Eintritt zu den Gryffindorgemächern.

„Mimbulus Mimbeltonia“, sagte ein Schüler der siebten Klasse, der direkt vor dem Gemälde stand. Es schwing zur Seite und gewährte den Schülern Eintritt. Durch die vielen unterschiedlichen Sessel und Tische wirkte der große Gemeinschaftsraum, welcher zugleich der Eingangsraum des Hauses war, überaus gemütlich. Vor dem zentralen, offenen Kamin lag ein Teppich mit einigen Brandlöchern. Rechts von diesem stand eine Kommode und ein schwarzes Brett für aktuelle Neuigkeiten. Rundherum führten Türen vom Gemeinschaftsraum zu Treppenaufgängen der Mädchen- und Jungenschlafsälen, die oben im Turm lagen. Mira stieg mit ihrem Gepäck hoch zu den Mädchenschlafsälen und traf auf mehrere kleine Mädchengruppen, die auf ihren Betten saßen und tuschelten.

„Hey“, sagte Mira zaghaft, als sie ihren schweren Koffer an ihnen vorbei hievte. Doch anstatt etwas zu sagen, geschweige denn ihr zu helfen, wurde sie nur missbilligend begutachtet. Das war’s wohl mit der netten Aufnahme, dachte sich Mira. Doch dann tauchten Parvati und Lavender hinter ihr auf.

„Komm, wir helfen dir.“ Lavender nahm ihr den Koffer ab und warf ihn auf ein Bett am Fenster. „Das hier ist noch frei.“

„Ok, danke.“ Mira blickte aus dem Fenster und erkannte eine kleine Hütte und einen dunklen Wald in der Ferne. Schon waren die beiden Freundinnen wieder verschwunden. Seufzend ließ sich Mira auf ihr Bett neben ihren Koffer fallen.

„Hey, alles ok?“, fragte sie eine junge Hexe, der wohl das Bett gleich rechts neben ihrem gehörte. Sie war ihr vorhin gar nicht aufgefallen. Ihre gelockten, braunen Haare waren etwas über Schulterlang. Nach Miras Auffassung war sie überaus hübsch.

„Ehm, ja, alles in Ordnung.“ Doch dem war nicht so. Zum ersten mal seit ihrem Umzug vermisste sie ihre alte Heimat, ihre alte Schule. Die Fremde kam auf Mira zu und nahm direkt neben ihr auf dem Bett platz.

„Ich bin Hermine Granger.“ Hermine streckte ihr lächelnd die rechte Hand entgegen.

„Mira Clarks, aber das weißt du wahrscheinlich schon“, sagte Mira und schüttelte ihr die Hand.

Der erste Schultag

Mira erwachte früh am nächsten morgen. Sie hatte sich die ganze Nacht lang immer wieder von der einen auf die andere Seite gedreht, doch nie eine Position gefunden, in der sie verweilen konnte. Es waren so viele Dinge in ihrem Kopf, so viele Dinge, die ihr Kummer bereiteten. Gerädert schlenderte sie in ihrem Morgenmantel, den sie sich umgeworfen hatte, zum Mädchenbad. Mira erschrak als sie in den Spiegel blickte, denn sie sah aus, als wäre sie über Nacht um Jahre gealtert. Dunkle Ringe verliefen unter ihren großen, grünen Augen, die doch eigentlich immer so frisch und lebendig wirkten. Die Wellen, die sich normalerweise verspielt durch ihr langes, braunes Haar wandten, waren zerzaust und glanzlos, wie die einer alten Hexe. Sie wusch sich mit eiskaltem Wasser durch ihr Gesicht, was zunächst unangenehm war, doch sich schließlich als Wohltat herausstellte. Als sie zurück zu ihrem Schlafplatz kam schaute sie neugierig auf ihren Wecker. 5:27. Frühstück gab es um acht. Seufzend ließ Mira sich wieder auf ihr Bett fallen.

Die Gryffindorschülerinnen plauderten laut und richteten sich für den Schulalltag her. Mira schlug die Augen auf. Sie musste erneut eingeschlafen sein. Die Uhr zeigte sieben Uhr dreiundzwanzig.

„Ah, ich wollte dich grade geweckt haben. Hast du gut geschlafen?“ Eine lächelnde Hermine stand vor ihr.

„Danke, ja, war ganz ok“, sagte Mira verschlafen und rieb sich die nicht mehr ganz so verquollenen Augen. Nachdem sie ihre Müdigkeit nach und nach überwunden hatte richtete sie sich auf und begann sich in ihre schwarze Kleidung mit gold- roten Akzenten zu zwängen. Nach einem kurzen Badaufenthalt konnte der Tag beginnen. Ihre Laune hatte sich um einiges gebessert. Motiviert stieg sie die Stufen zu dem Gemeinschaftraum der Gryffindors hinab, wo auch schon Hermine auf sie wartete.

„Da bist du ja. Das sind Ron und Harry.“

Na super, Hermine war mit dem ach so berühmten Harry Potter befreundet, dachte sich Mira. Sie konnte nicht genau sagen warum sie eine Abneigung gegen ihn über die Jahre seiner Berühmtheit entwickelt hatte, aber Fakt war doch, dass er nichts dazu beigetragen hatte Voldemort vor 15 Jahren in seine Schranken zu weisen und doch wird er deswegen immer noch gefeiert.

„Hey, ich bin Mira.“ Sie streckte erst Ron, dann Harry freundlich ihre Hand entgegen.

„Gut, lasst uns gehen“, entgegnete Hermine, nachdem die Begrüßungszeremonie beendet war.

Die Vier schritten eilig die Gänge und Treppen von Hogwarts entlang. Dafür, dass sie zu dem Haus mit dem längsten Weg zur großen Halle gehörten, waren sie reichlich spät dran. Als sie diese erreichten, hatten sich die Tische schon mit einer gigantischen Auswahl an Speisen bedeckt. Die Jungzauberer zwängten sich zwischen die Schüler ihrer Jahrgangsklasse.

„Also, erzählt mal, was muss ich wissen?“ Mira war neugierig was sich auf ihrer neuen Schule alles so abspielte.

„Naja, da ist eigentlich nicht viel. Halte dich besser fern von den Slytherins und Professor Snape. Das sind nicht so die freundlichsten Zauberer“, sagte Hermine und bekräftigte somit Lavenders Aussage vom Vortag.

„Ich würde sagen, wir führen dich später mal durchs Schloss und etwas über die Ländereien von Hogwarts“, schlug Harry vor. Mira nahm dankend an und wunderte sich sogleich über die Offenheit Fremden gegenüber, die die Schüler dieser Schule an den Tag zu legen schienen.
 

Nach dem Frühstück begann der Unterrichtstag mit Verwandlung, unterrichtet von ihrer Hauslehrerin Professor Minerva McGonagall. Sie war eine eher streng aussehende, alte Hexe in den Mitte- Siebzigern. Sie trug ihre ergrauten Haare zu einem Knoten frisiert. Ihr Umhang mit Karomuster ließ darauf schließen, dass sie entweder schottischer Abstammung war, worauf auch ihr Nachname hinweisen würde, oder lediglich ein Faible für deren Markenzeichen hatte.

Freudig verkündigte sie dem Kurs, der sich aus den Schülern des fünften Jahrgangs aller vier Häuser zusammensetzte, dass das erste Thema dieses Schuljahres „Gestalten wandelnde Zauberer“ lautete, ihr persönliches Lieblingsthema, gestand sie.

„Wir alle wissen doch was Sie sind. Wozu sollen wir das noch besprechen?“, rief ein blonder Schüler des Hauses Slytherin vorlaut.

„Das ist übrigens Draco Malfoy“, flüsterte ihr Ron von der linken Seite zu, „Vor dem solltest du dich in Acht nehmen.“

„Mister Malfoy, ich verbiete mir diesen Ton.“ Professor McGonagall schien empört.

„Ach, diese Schule stürzt doch eh immer weiter ab. Jetzt nehmen wir schon einfach so Schlammblüter von anderen Kontinenten an. Wie tief kann man noch sinken?“ Malfoys Blick war voller Hass, als er nach diesen zu Worten Mira hinüber blickte. Es war wie ein Stich in ihre Seele. Wie konnte er davon wissen? „Sie hat sich ja schon mit der Richtigen angefreundet. Dann hat Granger nun endlich gleichgesinntes Abschaum zur Freundin.“

„Halt’s Maul Malfoy.“ Harry und Ron standen gleichzeitig auf und machten den Eindruck, als wollten sie auf ihn zu stürmen.

„Jetzt reicht es. Sie beiden setzen sich wieder hin“, Professor McGonagall deutete auf Ron und Harry, „und sie Mister Malfoy halten jetzt endlich ihren Mund. Nach dem Unterricht will ich Sie in meinem Büro sehen.“

„Das wird meinem Vater aber gar nicht gefallen“, entgegnete Malfoy provozierend.

„Das ist mir vollkommen egal!“ Die Adern auf McGonagalls Stirn pulsierten vor Wut.

Es war kaum zu glauben, dass bei dieser angespannten Stimmung noch vernünftiger Unterricht möglich war. Doch McGonagall zog diesen, nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, energisch durch. Auch wenn sie etwas empfindlicher auf Fragen und falsche Antworten reagierte als sonst, wie sie von Hermine erfuhr.
 

„Das kann ja wohl echt nicht wahr sein. Was bildet der sich eigentlich ein? Der kennt mich doch gar nicht.“ Harry, Ron, Hermine und Mira schritten zusammen den Gang entlang. Mira war außer sich vor Wut.

„Glaub mir, er muss keinen Muggelstämmigen kennen um zu wissen, dass er sie hasst“, versicherte Harry ihr mitfühlend.

„Und was hat sein Vater eigentlich für eine Position, dass er so von sich überzeugt ist?“, erkundigte sich Mira erbost.

„Er ist Mitglied im Ministerium und besticht irgendwie alles was ihm in die Quere kommt. Hat jedenfalls mein Vater erzählt, der arbeitet auch im Ministerium in der Abteilung für Missbrauch von Muggelartefakten“, erzählte Ron stolz.

„Deswegen denkt er auch er könnte sich hier alles erlauben, aber wir hoffen, dass sich das irgendwann noch ändert und er mal was von „Respekt“ hört“, warf Harry ein, „Aber komm schon, lass dich von ihm nicht unterkriegen.“

„Werde ich sicher nicht. Danke Harry.“ Langsam schien Mira doch Gefallen an ihm zu finden.
 

Als nächstes folgte Geschichte der Zauberei mit Professor Binns, der wahrscheinlich der älteste und gebrechlichste Mann war, den Mira je gesehen hatte. Trotzdem galt er als äußerst streng. Er stellte das erste Thema des Schuljahres so spannend vor, wie es im Endeffekt auch war- langweilig. Mira hatte an ihrer alten Schule die Hexenverfolgung und -verbrennung schon letztes Jahr ausführlich behandelt und war deswegen noch gelangweilter als ihre Mitschüler. Natürlich war Malfoy auch wieder mit von der Partie und verkündete lauthals wie wenig Gefallen er doch an dem Thema fand. Jedoch reichte ein böser Blick von Professor Binns um ihn ruhig zu stimmen. Mira war froh, als der Unterricht endlich vorbei war.

Es war nun an der Zeit, dass die drei Freunde Mira durch das Schloss und über das Gelände führten. Zunächst zeigte sie ihr das Pokalzimmer im Erdgeschoss, danach die verschiedenen Stockwerke mit ihren Klassenräumen. Sie schauten kurz bei Madame Pomfrey im Krankenflügel im ersten Stock und in der Bibliothek im zweiten Stock vorbei. Als letztes folgten der Wahrsage-, der Astronomie- und der Schulsprecherturm, dessen Räume sie aber nicht erlaubt waren zu betreten.

„Oh Gott, ich kann nicht mehr, zu viele Treppen.“ Mira stützte sich erschöpft und außer Atem mit den Händen auf ihren Knien ab. Die drei lachten. „Ja, ihr habt gut lachen, ihr seit das ja gewöhnt. Meine alte Schule war nicht so groß und die Unterrichtsräume befanden sich eigentlich größtenteils auf einer Etage.“

„Hast du noch Lust auf die Ländereien?“, fragte Ron. Mira nickte, unfähig zu sprechen.

Nach ein paar Minuten und jede Menge Stufen standen die vier vor der großen Eingangstür und wenig später auf einer großen Wiese vor dem Schloss. Ein kühles Lüftchen wehte, aber es war trotzdem angenehm war unter dem wolkenfreien Himmel. Die Blätter der Bäume raschelten herrlich und das Wasser des großen Sees, der von Hügeln umrandet war, rauschte in der Ferne. Sie stiegen den Hügel hinab zu einer kleinen Hütte, die aussah, als würde sie jeden Augenblick zusammen brechen und einem finsteren Wald.

„Das ist der verbotene Wald. Dort wohnen sehr gefährliche und düstere Gestalten, also geh besser nicht dort rein und wenn ja, dann lass dich besser nicht erwischen“, erklärte Ron ihr.

„Danke für den Rat, aber ich hatte auch nicht vor diesen Wald zu betreten.“ Mira fuhr ein kalter Schauer über den Rücken als sie ins Dunkle des Waldes sah. Sie hatte nicht vor vielem Angst, aber vor der Dunkelheit hatte sie schon einiges an Respekt. Harry ging vor und klopfte an der hölzernen Tür.

„Hier wohnt Hagrid. Er ist dir vielleicht schon am Lehrertisch in der großen Halle aufgefallen. Ist nen großer, haariger Kerl“, erklärte Hermine. Und da hatte sie nicht übertrieben, denn der Mann, der die Tür öffnete, war ungefähr doppelt so groß wie ein normaler Mensch und sicher fünf mal so breit. Seine langen, braunen Haare passten perfekt zu seinem mindestens genau so langen zotteligen Bart. Das große Gesicht war so zugewuchert, dass man nur schwer seine beiden schwarzen Knopfaugen erkennen konnte.

„Hallo Harry.“ Er tätschelte ihm freudig die Schulter, was Harry aus dem Gleichgewicht warf. „Ron, Hermine.“ Nickend wandte er sich den beiden zu. „Ach, und du bist doch diese Mira.“

„Das ist korrekt.“ Trotz seines beängstigend wilden Aussehens strahlte er eine Freundlichkeit aus, wie Miras es bis jetzt nur selten erlebt hatte. Er war ihr im ersten Moment sympathisch.

„Kommt doch rein.“ Hagrid winkte sie mit seiner rechten Pranke hinein.

Als sie seine Hütte, die von innen weitaus größer aussah als von außen, betraten, kam ihnen ein unangenehmer Geruch entgegen.

„Hagrid, was ist das?“ Hermine rümpfte die Nase.

„Ach, das ist nur... ich ehm... koche nur etwas“, stammelte Hagrid vor sich hin. Keiner der vier hakte weiter nach. „Wollt ihr nen Tee?“ Sie bejahten und hielten wenig später alle eine übergroße Tasse von Hagrids Spezialtee (was auch immer das heißen mochte) in den Händen.

„Und wie gefällt’s dir hier in Hogwarts?“, wollte Hagrid wissen.

„Mir gefällt das Schloss und die Ländereien sehr gut, obwohl ich mich erstmal an die ganzen Stufen gewöhnen muss. Aber an so manche Leute hier werde ich mich wohl nie gewöhnen.“ Mira blickte zu den anderen.

„Lasst mich raten, du hast schon Bekanntschaft mit Malfoy oder Professor Snape gemacht?“

„Ja, mit dem zu freundlichen Draco Malfoy“, antwortete Mira sarkastisch, „Ich wurde einfach mal in der ersten Unterrichtsstunde als Schlammblut gezeichnet.“

Hagrids Miene verfinsterte sich und schon wirkte er wieder Angst einflößend. „Dieser dreckige Malfoy! Das der nicht einfach mal sein Maul halten kann!“ Hagrid schlug mit seiner Hand auf den Holztisch, an dem sie zuvor alle Platz genommen hatten, sodass die Tassen, die auf ihm standen, wankten.

„Aber was soll man machen, wenn sein Vater ihn immer wieder rettet bevor es Ärger gibt. Dadurch fühlt er sich doch noch bestätigt, dieser kleine Mistkerl“, entgegnete Harry wütend.

Schweigen trat ein. Doch Mira löste dieses unangenehme Schweigen nach einer Weile, indem sie Hagrid fragte, was denn seine Aufgaben im Schloss wären.

Stolz offenbarte Hagrid ihr seinen Job als Lehrer für Pflege Magischer Geschöpfe und Wildhüter von Hogwarts. Er berichtete ihr von all den tollen magischen Tieren, um die er sich täglich kümmerte. Obwohl sie nur aus Freundlichkeit gefragt hatte, langweilten sie seine Vorträge über doppelschwänzige Wassermolche und Hippogreife nicht im geringsten.

Als es langsam dunkel wurde, beschlossen Harry, Ron, Hermine und Mira wieder zurück zum Schloss zu schlendern, damit sie auch pünktlich zum Abendessen kamen. Hagrid verabschiedete sich freundlich und bat sie bald wieder zu kommen.
 

Diesmal erschienen sie zur rechten Zeit in der großen Halle. Mira nahm zwischen Parvati und Hermine Platz. Ihre Laune hatte sich seit Malfoys Ausbruch in Verwandlung wieder etwas gebessert. Das Essen war wieder hervorragend. Daran konnte sie sich gewöhnen.

Die Gryffindors lachten zusammen und Mira fühlte sich, als wenn sie schon immer dazu gehören würde. Langsam war sie froh, auf dieser Schule gelandet zu sein. Wenn doch nicht Malfoy und Konsorten wären, dachte sie. Da war es wieder. Miras Blick viel, wie am Abend zuvor, wieder auf Professor Snape, der sie erneut anstarrte, aber keine Miene verzog. Was hatten diese durchdringenden Blicke bloß zu bedeuten?

Das Schlammblut

3. Kapitel: Das Schlammblut
 

Was hatte sie sich bloß dabei gedacht? Jetzt stand sie hier, inmitten des Büros eines ihrer Lehrer. Mira Clarks suchte schon fleißig nach einer Ausrede, die ihr Verhalten entschuldigte. Doch so sehr sie sich auch den Kopf zerbrach, sie fand keine. Jedenfalls keine, die ihn interessieren würde.

„Setzen Sie sich“, forderte sie eine Stimme auf. Mira blickte vom Boden auf und sah einen zornigen Mann die Tür hinter sich schließen. Sie gehorchte und nahm auf dem Stuhl vor dem imposanten, aber düsteren Schreibtisch Platz. Er selbst setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber.

„Also Miss Clarks, ich denke Sie wissen, dass Ihr Verhalten unzurechnungsfähig war“, zischte der Professor.

„Aber Professor Snape, ich kann mir das doch nicht gefallen lassen. Ich meine, ich eh...“

„Seien Sie still!“ Er unterbrach ihr Gestotter. Seine Stimme hatte sich etwas erhoben. „Für Ihr Verhalten gibt es keine Rechtfertigung. Auch wenn Draco Malfoy Sie vorher ein wenig beleidigt hat.“

„Wie bitte? Ein wenig Beleidigt? Er bezeichnete mich zum wiederholten male als „dreckiges Schlammblut“ und sagte, dass ich Abschaum ja nicht auf diese Schule gehöre. So etwas lass ich mir doch nicht bieten!“, schrie Mira voller Empörung. „Und dass Sie das auch noch unterstützen kann ich einfach nicht verstehen. Sie sollten neutral bleiben.“

„Sie sagen mir nicht was ich zu tun und zu lassen habe, Miss Clarks. Das alles ist außerdem noch lang kein Grund auf einen Schüler loszugehen und ihn mit dem Furunkulus- Fluch zu belegen.“ Snapes braune Augen hatten sich zu Schlitzen verformt. „Ich hoffe Ihnen ist klar, dass das ein Nachspiel haben wird. Es war sehr unklug von Ihnen in meinem Unterricht einen Schüler meines Hauses anzugreifen.“

„Ach, aber gegen Malfoys Verhalten wird natürlich nichts getan. Wie ungerecht sind Sie eigentlich, Professor?“

„Was erlauben Sie sich eigentlich?“ Snape erhob sich empört und stieß fast seinen abgenutzten, schwarzen Stuhl um. „Man merkt, dass Sie mit Potter verkehren. Sein Hochmut scheint auf Sie abzufärben, oder waren Sie schon immer so eine nervige, penetrante Wichtigtuerin?“ Es war seine gewohnte langsame monotone Art in der er sprach und doch erkannte man in jedem einzelnen Wort Zorn und Abscheu. Mira antwortete nicht. Sie saß nur mit pikiertem Blick da. „Es ist eine Frechheit von Ihnen mir zu unterstellen, ich würde Malfoy in seinen Aussagen unterstützen“, fuhr Snape fort.

„Ach kommen Sie, Sie denken doch dasselbe. Ich habe schon von vielen gehört Sie seien auch sehr begeistert von Schlammblütern, wie ich es bin.“ Der sarkastische Unterton ihrer Stimme versetze ihm einen Stich. Der Professor zuckte voller Entrüstung zusammen. Zunächst glaubte Mira, er wäre sprachlos, da sie ihn durchschaut hatte. Doch seine Augen funkelten böse voller Entsetzung. Im selben Moment bereute sie ihre Unterstellung.

„Was bilden Sie sich eigentlich ein, Sie Miststück?“, flüsterte er zornig. Er versuchte sich zu kontrollieren, doch die Wut brach aus ihm heraus wie Lava aus einem Vulkan.

„Warum schauen Sie mich denn immer so böse an, verdammt? Schon als Sie mich das erste mal sahen, war in Ihrem Blick nur Hass.“ Mira erhob sich nun ebenfalls, mit Tränen und Verzweiflung in ihren wunderschönen Augen. Sie sahen sich an. Keiner sagte nur ein Wort. Sie wandte sich zur Tür hin, doch bevor Mira diese erreichen, geschweige denn öffnen konnte, hatte Snape schon seinen Zauberstab erhoben und diese magisch verriegelt. Als sie sich umdrehte stand er direkt vor ihr.

„Schon mal daran gedacht, dass es vielleicht kein Hass war? Ihr Bild von mir hat es für Sie lediglich zu diesem gemacht.“ Seine Stimme wurde sanfter, doch sie war immer noch voller Niedertracht.

„Was sollte es sonst sein? Und jetzt lassen Sie mich gehen. Sie haben kein Recht dazu“, sagte Mira mit fester, entschlossener Stimme. Ehe sie sich versah wurde sie an die Wand hinter ihr gepresst, eine Hand an ihrer Kehle. Sie spürte seinen Atem auf ihrer zarten Haut. Ihre Gesichter waren gerade mal eine Handbreite voneinander entfernt. Miras Herz begann stets schneller zu schlagen. Ihr Atem wurde immer ungleichmäßiger und schwerer. Seine bernsteinfarbenen Augen funkelten im Kerzenlicht. Doch plötzlich verwandelte sich sein wutentbrannter Blick in einen voller Mitleidigkeit.

„Entschuldigen Sie bitte, Miss Clarks.“ Mira begann zu husten, als sich sein Griff löste. Er schwang seinen Zauberstab und die Tür öffnete sich wie von Geisterhand. Sie warf noch einen kurzen Blick auf den Mann in dem schwarzen Gewand und hastete aus der Tür, durch den Unterrichtsraum für Zaubertränke, durch die Korridore des Kerkers. Mira wollte nur noch weg, fort von ihm. Sie eilte unkontrolliert durch die Gänge des Schlosses. Nachdenkend über das was eben vorgefallen war.

„Oh, es tut mir leid.“ Mira war mit einem ergrauten Mann mit schäbigem Umhang zusammen gestoßen, der gerade um die Ecke gebogen war. Ein paar Narben suchten sich den Weg durch sein blasses, kränklich aussehendes Gesicht.

„Kein Problem, aber Sie sehen nicht gut aus, Miss.“ Der Professor legte seine Hände auf ihre Schultern, doch, so aufgeregt wie sie war, trat sie ein paar Schritte zurück und unterband so den weiteren Körperkontakt.

„Es ist alles ok, Sir. Ich muss los.“ Mira sah ihm kurz in seine müden, hellbraunen Augen, doch dann spurtete sie weiter. Er blickte ihr noch kurz hinterher und führte darauf seinen Weg fort.

Erschöpft ließ sie sich neben Harry, Ron und Hermine, die sich angeregt unterhielten, auf die Couch im Gemeinschaftsraum der Gryffindors fallen.

„Und, was hat er gesagt?“ Hermine wandte sich ihr neugierig zu.

„Naja... er war sauer...“, antwortete Mira nach Luft schnappend.

„Musst du nicht Nachsitzen oder so?“, fragte Ron plump.

„Eh, ich weiß nicht. Davon hat er nichts gesagt.“

„Malfoy liegt übrigens auf der Krankenstation, aber jeder kann deine Reaktion verstehen, außer natürlich die Slytherins. Ich finde du hast das gut gemacht“, sagte Hermine mit einem Lächeln auf den Lippen. Doch Mira konnte ihre Freude nicht teilen. Sie bereute ihre Tat zutiefst, denn so früh wollte sie niemals mit einem Lehrer aneinander geraten. Schon gar nicht mit diesem kalten, unberechenbaren Mann. Sie hielt es für besser, den dreien nichts von der Auseinandersetzung mit Professor Snape zu erzählen.
 

Snape sah zu Boden. Er hatte überreagiert, eine Schülerin angegriffen. Das durfte ihm nicht erneut passieren. Seufzend ließ er sich auf seinen verschlissenen Stuhl fallen. Doch was gestattete sich Mira Clarks überhaupt? Niemand zuvor war so mit ihm umgegangen. Jeder Schüler hatte Respekt vor dem großen, schlanken Mann mit der Hakennase und dem schwarzen Umhang. Sie unterstellte ihm, er würde Muggelstämmige verabscheuen. Wenn sie doch nur über seine Vergangenheit bescheid wüsste, dann würde sie sich so etwas nicht erlauben. Diese miese kleine Ratte hatte doch keine Ahnung. Dabei wusste Snape nicht einmal, dass sie Schlammblüterin ist, bevor Draco Malfoy es in seinem Unterricht lauthals erwähnte. Wie konnte sie nur so dumm und naiv sein und etwas dergleichen von ihm glauben?

Die erhoffte Zuneigung

4. Kapitel: Die erhoffte Zuneigung
 

„Er ist wirklich der beste Lehrer“, schwärmte Harry voller Begeisterung.

„Ja, nicht nur seine Person, sondern auch sein Unterricht ist super“, bestätigte Hermine beschwingt. Zusammen beschritten die vier Gryffindors den ersten Stock, etliche Bücher in ihren Armen tragend. Die Tür zum Klassenraum für Verteidigung gegen die dunklen Künste stand sperrangelweit auf. Eilig betraten sie diesen und nahmen in der vordersten Reihe Platz. Der Raum war leer. Erst nach und nach trudelten weitere Schüler des fünften Jahrgangs der verschiedenen Häuser ein.

„Wo ist er denn?“ Hermine sah wartend auf ihre Taschenuhr. Die Schüler unterhielten sich lauthals. Ihnen viel die Verspätung ihres Lehrers überhaupt nicht auf. Es war eine Erleichterung, dass Malfoy diesen Tag noch im Krankenflügel verbrachte.

Nach einer Weile des Wartens öffnete sich die Tür des Büros im hinteren Teil des Klassenraumes. Ein großer Mann mittleren Alters mit schäbigem Umhang kam zum Vorschein.

„Guten morgen liebe Schüler. Für die, die mich noch nicht kennen, mein Name ist Professor Remus Lupin.“ Mit dem letzten Satz wendete er sich lächelnd Mira zu. Als sich ihre Blicke trafen schaute sie, vor Verlegenheit, schleunigst auf ihr Unterrichtsmaterial herunter.

„Unsere erste Unterrichtsreihe handelt von dem Expecto Patronum.“ Lupin betonte die beiden letzten Wörter, damit sie besonders zum Vorschein kamen. „Auch, wenn sich in unserem Kurs Schüler befinden, die ihn schon perfekt beherrschen.“ Freudig sah er zu Harry hinüber.

„Was wisst ihr denn schon über diesen äußerst starken Zauber?“, fragte Lupin. Hermines Arm schnellte sofort nach oben. „Ja, Hermine.“

„Expecto Patronum kommt aus dem lateinischen und heißt übersetzt „Ich erwarte meinen Schutzherrn“. Er wird eingesetzt um sich vor grauenvollen Ungeheuern, wie zum Beispiel Dementoren, zu schützen. Dabei wird aus der Spitze des Zauberstabs eine nebelartige Gestalt freigesetzt, die bei jedem Zauberer anders aussieht. Dieser Retter, auch Patronus genannt, verscheucht die Kreatur und verschwindet darauf wieder“, schoss es aus Hermine besserwisserisch heraus.

„So ist es. Sehr gut Hermine. Dieser Zauber wird durch die Kraft einer glücklichen Erinnerung erzeugt, wobei da schon die Schwierigkeit besteht, denn es ist äußerst schwer sich in einem Moment der Furcht auf ein Gefühl des Glücks zu konzentrieren“, fuhr Professor Lupin fort.

Die anderen hatten nicht übertrieben, dachte Mira. Noch nie zuvor war sie so fasziniert von einem Fach und dessen Lehrer gewesen. Alles was er erklärte wirkte so lebendig, nicht so staub trocken wie der restliche Unterricht. Sie verlor sich ganz und gar in dem was er berichtete- was er sie lehrte. Sie hing an seinen Lippen wie Mücken an einer eingeschalteten Lampe an einem warmen Sommerabend. Er schien ihre Begeisterung zu bemerken, denn immer häufiger fiel sein warmer, Trost spendender Blick auf ihre Gestalt.

„So, als Hausaufgabe behandelt ihr bitte das erste Kapitel in eurem Buch zum Thema Patronus. Bis zum nächsten mal“, verabschiedete Lupin sich nach Unterrichtsende von seinen Schülern. Traurig darüber, dass der Unterricht schon vorbei war, verstaute Mira ihre Sachen in einer braunen, zerschlissenen Tasche.

„Miss Clarks, würden Sie bitte kurz hier bleiben?“, fragte Lupin während er die beschriebene Tafel mit einem Zauberstabschwung säuberte. Oh nein, nicht schon wieder, dachte sich Mira. Ein Gefühl der Beunruhigung durchschoss ihren ganzen Körper und versetzte ihr einen Schlag in die Magengegend. „Geht schon mal vor, Harry.“ Lupin wandte sich den dreien zu, die an der Klassentür auf Mira warteten. Harry nickte nur und zog Ron und Hermine hinter sich her, heraus aus dem Klassenzimmer.

„Was ist denn, Professor?“ Miras Stimme zitterte. Sie saß noch immer an ihrem Platz. Lupin ließ sich seufzend, ihr zugewendet, auf ihrem Tisch nieder.

„Mira, was war gestern mit Ihnen los? Ich hoffe sie können sich noch an unseren Zusammenstoß am Nachmittag erinnern.“ Lupin klang äußerst besorgt. „Hatte es etwas mit dem Vorfall während Professor Snapes Unterricht zu tun?“

„Ach, Sie wissen also auch schon davon.“

Lupin lachte ein wenig. „So etwas spricht sich nun mal schnell herum.“

Obwohl er kein sonderlich schöner Mann war, strahlte er eine Art von Attraktivität und Charme aus, wie es Mira zuvor noch nie erlebt hatte. Seine Stimme klang so warm und beruhigend, dass sie dieser am liebsten den ganzen Tag lauschen würde. Sie konnte ihren Blick einfach nicht von ihm losreißen.

„Sie können mir ruhig vertrauen, ich bin einer von den Guten“, sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen, die von einem zurechtgestutzten Bart umspielt wurden. Mira zögerte, doch war sie überhaupt in der Lage ihm mit einer Antwort aus dem Weg zu gehen oder ihn gar anzulügen?

„Ich, ehm, habe mich mit Professor Snape gestritten“, gab sie schließlich zu, „Er wollte mich nach dem Unterricht in seinem Büro sprechen.“

„Möchtest du mir mehr über euer Gespräch erzählen?“ Lupin beugte sich zu ihr herunter. Er kam ihr so nah, dass sie seinen wohlriechenden Geruch wahrnehmen konnte. Mira stockte der Atem als er ihr tief in die Augen sah.

„Naja, ich versuchte mich zu rechtfertigen, aber er ließ es nicht zu. Seine Meinung stand fest und diese bestand darin, dass Malfoy unschuldig ist. Als ich ihn damit konfrontierte, dass er ja auch eine Abneigung gegen Muggelstämmige habe, genau wie Malfoy...“, erklärte Mira.

„Oh, wunder Punkt“, unterbrach Lupin sie leise.

„...hat er die Beherrschung verloren und ist mir an Kehle gegangen.“ Nachdem sie ihren Satz vollendet hatte, fragte sie sich ob es überhaupt eine gute Idee war, Lupin über den Vorfall in Kenntnis zu setzten.

„Was?“ Dieses Wort war das Einzige, das Lupin in der Lage war hervorzubringen. Seine glasklaren, strahlenden Augen wurden trüb und zornig. Er richtete sich auf und entfernte sich von Mira. Die Wut war ihm ins Gesicht geschrieben. Er drehte ihr den Rücken zu. „Dieser dreckige Mistkerl“, flüsterte er, doch Mira verstand jedes Wort. Sie war verwundert über Lupins plötzlichen Stimmungsumschwung. Sie fragte sich, warum er sich so für eine Schülerin, die er nicht einmal kannte, einsetzte.

„Hat er dich verletzt?“, fragte er nach einer Weile und wandte sich zu ihr um. Lupin sah sie, ein paar Meter von ihr weg stehend, an und fuhr sich erbittert durch seine, mit Grau durchzogenen, hellbraunen Haare, um eine störende Strähne beiseite zu schaffen.

„Nein, nein das hat er nicht. Mir geht es gut“, versuchte Mira ihn zu besänftigen. Der Professor kam wieder auf sie zu und stützte sich mit beiden Händen auf ihrem Tisch, an dem sie immer noch saß, ab.

„Versprich mir bitte, dass du sofort zu mir kommst, wenn er dir noch mal Unrecht tut oder gar wieder handgreiflich wird.“ Seine Stimme hatte die übliche Wärme wiedergefunden. Mira nickte bloß, auf den Tisch herabstarrend. Es war das erste mal, dass sie ein Lehrer mit Vornamen ansprach und auch noch duzte. Ein kurzes Schweigen trat ein.

„Professor?“, fragte Mira zaghaft.

„Ja, Kleine?“ Lupin, der sich wieder von ihr abgekehrt hatte, sah zu ihr rüber. Als sie aufsah, waren ihre Augen von Tränen durchnässt. Eine Sorgenfalte bildete sich auf Professor Lupins Stirn. Ohne ein Wort zu sagen, nahm er neben ihr auf einem Stuhl Platz. „Ich kann mir vorstellen wie schlimm es für dich sein muss einen Neuanfang zu starten. Ich weiß wie das ist. Das ist auch der Grund, warum ich so besorgt um dich bin.“ Er legte einen Arm um sie. Diese Berührung ließ plötzlich Wärme in ihr aufsteigen und das Kribbeln in ihrem Bauch wurde immer stärker. „Ich musste aus Krankheitsgründen auch in meiner Jugend die Schule wechseln. Die erste Zeit, hier in Hogwarts, war auch sehr schlimm für mich. Ich war oft krank und war nicht sehr belastungsfähig, aber es änderte sich alles als ich meine Freunde James, Sirius und Peter kennen lernte. Und du hast dich doch auch schon gut integriert, und das innerhalb von ein paar Tagen. Harry, Ron und Hermine haben dich doch schon in ihre Mitte gelassen. Und glaub mir, das sind die tollsten Freunde die du haben kannst“, entgegnete er ihr mit einem Lächeln zur Aufmunterung.

„Aber Professor, es geht nicht darum, dass ich mich schlecht integrieren kann. Es ist Draco Malfoy, der mir das Leben zur Hölle macht“, sagte sie mit den Tränen ringend, „und wenn ich dann auch noch sehe, dass er von Lehrern wie Professor Snape unterstützt wird“

„Aber er unterstützt ihn nicht in seiner Aussage, mein Liebes, er schützt nur sein eigenes Haus. Glaub mir, er teilt nicht seine Meinung über Muggelstämmige“, unterbrach Lupin sie. Er schloss sie nun ganz in seine Arme und drückte sie fest an sich. Mira ließ dies ohne zu zögern mit sich geschehen. Sie schloss ihre, vor Trauer brennenden, Augen. Tränen kullerten über ihre Wangen und hinterließen dunkle Flecken auf dem Hemd des Professors. Er strich zärtlich durch ihr gelocktes Haar.

Sie verweilten noch eine Weile in dieser Position, ohne das einer von beiden nur ein Wort sagte. Mira genoss es in seinen Armen zu liegen und seinen wunderbaren Geruch in der Nase zu spüren. Sie wollte ewig so verweilen, doch urplötzlich ließ Lupin sie los und wich von ihr.

„Also, es war schön mit dir gesprochen zu habe. Und denk dran, meld dich bei mir, wenn Snape oder jemand anders dir doof kommt, ok? Ich bin für dich da“, sagte er eilig.

„Ja, Professor.“ Verdutzt stand sie auf und packte sich ihre Sachen.

„Mira, ich bin wirklich froh, dass wir dieses Gespräch hatten“, versicherte er ihr ausdrücklich.

„Ja, ich auch.“ Sie setzte ein leichtes, aber nicht überzeugendes, Lächeln auf, um ihm weiszumachen ihr ginge es besser und schlenderte aus dem leeren Klassenraum. Lupin blickte hinter ihr her und vergrub kopfschüttelnd sein Gesicht in seinen Händen. Sie musste enttäuscht sein, auf einmal einfach von ihm weggeschickt zu werden, dachte sich Lupin.

Der verbotene Wald

5. Kapitel: Der verbotene Wald
 

„Wir treffen uns nach Sonnenuntergang vor dem Eingang des Schlosses.“ So hieß es auf dem kleinen Stück Pergament geschrieben. Mira wendete es in ihren Händen umher um vielleicht den Namen des Absenders zu entdecken, doch dort war keiner. Sie hatte keinen Schimmer wer sie wohl treffen wollte. Zugleich stellte sie sich die Frage, ob sie dieser höchst ungewöhnlichen Aufforderung überhaupt nach kommen sollte.

„Was hast du da?“, fragte Ron sie mit vollgestopftem Mund, was höchst unappetitlich aussah.

„Ehm, nichts, nur eine Notiz, eine eh, Erinnerung.“ Mira bemerkte sofort, nachdem sie ihren Satz beendet hatte, wie dämlich diese Ausrede doch war. Ohne auf weitere Bemerkungen einzugehen ließ sie den Zettel in ihre Tasche fallen und wendete sich wieder dem fantastischen Frühstück zu.

„Also, ich finde es echt ekelig, was wir zurzeit in Verwandlung durchnehmen. Das mit den Spinnen musste doch nicht sein. Ich hasse Spinnen.“

„Wissen wir, Ron“, sagte Hermine genervt, „Also ich finde es sehr interessant.“

„Du findest doch alles interessant“, mischte sich Harry ein. Mira war froh, dass sie nicht weiter auf das Stück Pergament eingingen, welches eben von einer kleinen, schwarzen Eule auf ihren Teller fallen gelassen wurde.

Es waren einige Tage seit ihrem Gespräch mit Professor Remus Lupin vergangen. Seither lief der Schulalltag ganz normal, bis auf ein paar Beschimpfungen von Malfoy, mit denen sie aber gelernte hatte umzugehen. Snapes Angewohnheit sie bei jeder Gelegenheit in die Pfanne zu hauen oder zu schikanieren ließ langsam nach, seine Blicke während der Mahlzeiten in der großen Halle ebenfalls.
 

„Wo willst du hin?“, fragte Harry, als Mira aus dem Fenster sah und plötzlich vom Sofa des Gryffindorgemeinschaftsraumes aufsprang.

„Ich muss kurz was erledigen.“ Sie zog sich ihre schwarze Jacke über.

„Um die Uhrzeit? Es ist doch schon dunkel. Sollen wir dich begleiten?“ Ron erhob sich sofort und machte anstallten sich ebenfalls wärmere Kleidung überzuziehen.

„Was hast du überhaupt vor?“, fragte Hermine lauthals.

„Danke Leute, aber ich bin gleich wieder da.“ Ehe die drei ihr noch ein Wort entgegenbringen konnten, war sie verschwunden.

Die Gänge des Schlosses lagen im Mondschein, der durch die Fenster ins Innere des Schlosses drang. Noch nie zuvor hatte Mira die Korridore so ruhig und finster erlebt. Ob es eine gute Idee war die Anweisung auf dem Fetzen Pergament zu erfüllen? Es war ein weiter Weg bis zur Eingangshalle. Es gäbe wohl einige Möglichkeiten einem Lehrer oder gar dem Hausmeister Mr Filch direkt in die Arme zu laufen und sich somit eine saftige Strafe einzuheimsen. Doch trotz dieses Risikos und ihrer Angst im Dunkeln wagte sie es, denn sie musste einfach wissen wer hinter dieser Nachricht steckte. Als sie die Treppe zum zweiten Stock betrat kam ihr kurz der Gedanke, dass Malfoy vielleicht dort draußen auf sie wartete um sich bei ihr wegen des Furunkulus- Fluches zu rechen, doch diese Vorstellung strich sie schleunigst wieder aus ihrem Kopf.

Als Mira endlich unten angekommen war stieß sie, mit großem Kraftaufwand, das Eingangstor auf. Als sich ein Spalt, durch den sie passte, bildete, lugte sie, ihren Zauberstab angriffsbereit in den Händen haltend, vorsichtig um die Ecke nach draußen. Doch sie erblickte niemanden. Verdutzt zwang sie sich nun ganz durch den Schlitz und sah sich draußen um. Niemand war zu sehen. Als sich Mira gerade umdrehen und wieder hinein ins warme Schloss gehen wollte, rief eine Stimme, die ihr wohl bekannt war, nach ihr.

„Nicht so schnell, Miss Clarks.“ Verängstigt fuhr sie um.

„Oh, Prof-fessor“, stotterte sie fassungslos, „Ich weiß, ich sollte um die Uhrzeit nicht mehr hier draußen sein. Es tut mir Leid, ich wollte nur kurz an die frische Luft. Ich werde mich natürlich sofort wieder nach drinnen begeben.“

Ein Mann mit langen schwarzen Haaren und schwarzem Umhang kam aus der Dunkelheit auf sie zu.

„Ich weiß, was Sie wirklich hierher führt. Sie müssen mich also nicht belügen.“ Professor Snape blieb kurz vor ihr stehen und sah mit verachtendem Blick auf Mira herab. Das Fragezeichen in ihrem Gesicht wurde mit jedem Wort, das er sagte, größer.

„Ich habe Ihnen den Zettel zukommen lassen, Sie Dummerchen“, sagte Snape schließlich. Er sprach in seiner gewohnten, langsamen, monotonen Art, wie es Mira nur zu gut kannte. Was hatte er nur vor? Der Mann, der sie doch so abgrundtief hasste. Sie verstand die Welt nicht mehr.

„Aber... aber warum?“, fragte sie fassungslos. Er musste doch etwas böses im Schilde führen, dachte Mira.

Snape nahm tief Luft und schaute, nach einer Antwort suchend, zum tiefschwarzen Himmel hinauf.

„Lassen Sie uns ein Stück gehen“, entgegnete er ihr und drehte sich zur Dunkelheit. Mira wusste nicht so recht, wie sie reagieren sollte, aber sie hielt es für äußerst unwahrscheinlich, dass ihr Lehrer ihr etwas antun würde.

„Kommen Sie?“ Er hatte ihr Zögern bemerkt. Ihren Zauberstab immer noch fest umklammernd, schritt sie unentschlossen zu ihm hinüber. Das nasse Gras, durch das sie schlenderten, schimmerte im Licht des Mondes. Ein kühler Wind wehte durch Miras lange Haare. Es war ein wunderschöner Abend.

Eine Weile sagte keiner von ihnen etwas. Mira zitterte am ganzen Körper, doch sie wusste nicht, ob es an der Kälter der Nacht oder an ihrer Nervosität lag.

„Also, Miss Clarks, der Grund für unser Treffen ist folgender.“ Snape unterbrach das Schweigen, doch hielt sofort wieder inne. Mira war noch nie gespannter auf eine Antwort gewesen. „Ich wollte mich für neulich entschuldigen. Ich hätte Sie nicht angreifen dürfen.“ Snapes Stimme wurde sanfter und auf einmal war es für Mira die schönste, die sie je gehört hatte, denn sie hatte jegliche Art von Zorn und Verbitterung verloren. Zurück blieb eine kernige, männliche Stimme voller Leidenschaft. Sie dachte für einen Moment, sie würde mit einer völlig anderen Person reden, was durch die Dunkelheit, die sie mittlerweile vollkommen verschlungen hatte, noch verstärkt wurde.

„Sie entschuldigen sich?“, fragte Mira ungläubig.

„Ja, ich weiß, dass Sie anscheinend so etwas nicht kennen“, sagte er mit der üblichen Übellaunigkeit.

„Nein, so war das doch nicht gemeint. Ich wunder mich nur, dass Sie als großer, mächtiger Mann sich bei mir, einer unwichtigen Schülerin, entschuldigen“, schmeichelte sie Snape um ihn zu besänftigen, doch er blieb davon unbeeindruckt. „Aber es freut mich.“ Sie brachte ihm ein Lächeln entgegen, das er aber wohl kaum in dieser Finsternis wahrnehmen konnte. Schweigen fiel erneut über sie.

„Was ist los?“ Snape wandte sich zu Mira um, die stehen geblieben war.

„Der Wald“, sagte sie angsterfüllt, „Der ist doch... gefährlich oder?“

„Ich bin Lehrer von Hogwarts. Da ist nichts drin, was ich nicht bezwingen könnte“, antwortete er hochmütig und schritt in den verbotenen Wald hinein.

„Aber, aber Professor.“ Mira spurtete ihm hinter, da sie nicht alleine in der Dunkelheit zurück gelassen werden wollte.

„Sind Sie sich sicher, dass Ihre Entschuldigung, die ich übrigens sehr schätze, der einzige Grund für unseren kleinen nächtlichen Spaziergang ist? Ich meine, hätten Sie mir das nicht auch mal nach dem Unterricht mitteilen können?“ Sie glaubte ein leises Lachen von ihm zu vernehmen, doch eine Antwort blieb aus.

Plötzlich hallte der Ruf eines, Mira unbekannten Tieres durch den Wald. Sie fand sich erschrocken an Snapes linken Arm geklammert wieder.

„Oh, das tut mir Leid“, sagte sie verlegen und ließ schleunigst wieder los.

„Du hast also Angst“, spottete Snape. Mira glaubte einen gehässigen Unterton in seinem Lachen wahrzunehmen.

„Naja, also ich würde eher sagen, ich...“ Sie suchte verzweifelt nach einer Antwort. „Ja, ich habe Angst“, gab sie schließlich zu.

„Also ich könnte deine Furcht ja vielleicht noch verstehen, wenn du als kleine, unwissende Schülerin alleine durch die Finsternis des verbotenen Waldes streiftest, doch mit einem so mächtigen Mann wie mir“, sagte er sarkastisch, „solltest du doch keine Angst haben.“ Darauf wusste Mira nichts zu kontern. Das gewohnte Schweigen trat wieder ein. Sie schritten immer tiefer in den Wald hinein. Außer des raschelnden Laubes unter ihren Füßen war es totenstill. Der Mond blitzte ab und zu zwischen den Blättern der Bäume hindurch und warf sein tröstendes Licht auf sie. Mira hatte für einen kurzen Moment aufgehört zu zittern, doch dann ertönte wieder dieses Geräusch, was ihr zuvor solche Angst bereitet hatte. Schnelle Schritte kamen von links auf sie zu. Mira wandte sich um, doch es war nichts zu sehen.

„Was war das, Professor?“, fragte sie vollkommen verängstigt und ergriff wieder seinen Arm. Er ließ dies ohne zu Murren über sich ergehen.

„Woher soll ich das denn wissen?“ Er war sichtlich genervt von ihrer Schreckhaftigkeit.

Je näher die Schritte kamen, desto fester klammerte sich Mira mit beiden Händen an ihn.

„Können wir nicht umkehren?“, flehte sie und verstärkte den Druck an seinem Arm. Ehe Snape antworten konnte erschien vor ihnen eine pferdeähnliche Kreatur mit riesigen Flügeln, die denen einer Fledermaus glichen. Eine schwarze Haut war direkt über ihre Knochen gespannt, sodass sich das komplette Skelett abzeichnete. Diese Kreatur besaß nicht den üblichen Pferdekopf, sondern den eines echsenartigen Drachens. Die weißen, Pupillenlosen Augen, wirkten leer und äußerst gespenstisch. Das Monster stellte sich auf die Hinterbeine und stieß einen lauten, durchdringenden Laut von sich.

„Oh Gott, was ist das?“ Mira hatte jegliche Beherrschung verloren und klammerte sich nun vollends an Professor Snape, der wiederum seinen Zauberstab zückte.

„Du kannst ihn sehen?“, fragte er verwundert.

„Was? Ja natürlich, warum denn auch nicht?“, kreischte die Schülerin voller Angst.

„Lumos“, schrie Snape und ein gewaltiger Lichtstrahl stieß aus der Spitze seines Zauberstabes. Das Ungeheuer schrie auf und verschwand wieder in der Dunkelheit.

„Halb so wild. Es war nur ein Thestral von Hagrid. Sie mögen kein helles Licht. Sie gelten zwar als gefährlich, sind es aber nicht“, sagte Snape gelassen und steckte seinen Zauberstab zurück in den Umhang, doch Mira machte keine Anstalten loszulassen.

„Oh Gott, sah der schrecklich aus.“ Es war das einzige was sie in ihrem Schock hervorbringen konnte. Miras Atem wurde schwerer und schwerer. Snape drehte sich zu ihr und sah ihr tief in die Augen.

„Du musst keine Angst haben.“ Noch nie zuvor lag eine solche Wärme in seiner Stimme. Seine bersteinfarbenen Augen funkelten im Mondlicht. Seine Hände wanderten zu ihrer Taille und umfassten diese innig. Mira spürte ihr Herz im ganzen Körper pochen. Es war fast unerträglich. Sie vergaß den Wald um sich herum, gebannt von seinen wunderschönen Augen. Seine rechte Hand glitt zu ihrem Gesicht, die linke folgte und legte sich ihr liebkosend in den Nacken. Zärtlich strich Snape über ihre Wange und die leicht geöffneten Lippen. Ein entsetzliches Zittern durchfuhr ihren ruhelosen Körper. Sie schloss ihre Augen. Er schloss seine ebenfalls und beugte sich geruhsam zu ihr hinunter. Ihre Lippen trafen sinnlich aufeinander.

Mira stand wie angewurzelt da, nicht in der Lage sich zu Bewegen. Ein dunkler Schleier durchfuhr ihren Kopf, sie konnte nicht denken, nicht handeln. Ein quälendes Gefühl von Schwindel überkam sie. Ihr ganzer Körper schien vor Lüsternheit zu beben. Schließlich kam sie zu sich und legte ihre Arme um seinen Hals. Snapes Hände glitten wieder herab um ihre Hüfte und drückten sie, intensiv umschlungen, fest an sich. Mira spürte seine Erregung ganz deutlich. Ihre Küsse wurden immer leidenschaftlicher und unkontrollierter. Sie öffnete ihre vollen Lippen ein Stück und ihre Zungen umschlossen sich innig. Nach einer Weile ließ Snape von ihr ab. Mira öffnete ihre Augen. Sie sehnte sich nach seinem Geschmack. Ihre Gesichter waren nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt.

„Möchtest du gehen?“, fragte Snape mit einem Zittern von Wollust in seiner Stimme.

„Nein“, hauchte sie und küsste ihn zärtlich.

Gespräche der etwas anderen Art

6. Kapitel: Gespräche der etwas anderen Art
 

Wie konnte das nur sein? Der Lehrer, der sie zuvor noch hasste, küsste sie plötzlich. Diese Tatsache ging partout nicht in ihren Kopf. Als sich Mira an den Augenblick erinnerte, als sich ihre Lippen zum ersten Mal berührten, durchfuhr eine Welle von Wärme ihren Körper. Sich an der Bettdecke festkrallend versuchte sie der bitteren Erregung zu standzuhalten. Wie gerne sie doch jetzt in seinen Armen liegen würde. All diese Gedanken schwirrten durch den Kopf der Schülerin und hinderten sie daran auch nur ein Auge zuzumachen. Wie sollte sie nach so einer Nacht bloß schlafen können? Oder war dies alles doch nur ein Traum, aus dem sie gleich erwachen und Snape wieder als Scheusal begegnen würde?
 

„Wo zum Teufel warst du?“ Mira schreckte aus einem ziemlich wirren Traum hoch und sah eine wütende Hermine, wie sie sich über sie beugte. Sie hatte beide Hände zu Fäusten geballt und sie in der Hüfte abgestützt.

„Ehm, was?“ Mira rieb sich verschlafen die Augen.

„Ich dachte du wolltest nur mal eben weg und kommst „gleich“ wieder“, schrie Hermine, „Wir haben uns alle unglaubliche Sorgen gemacht, als du nach ein paar Stunden immer noch nicht zurück warst. Du kannst echt froh sein, dass niemand Professor McGonagall darüber informiert hat.“ Dies alles schien dann wohl doch kein Traum gewesen zu sein. Mira richtete sich verschlafen auf. „Es tut mir Leid, hat halt was länger gedauert.“

„Was länger?“ Hermine schien empört. „Was hast du überhaupt gemacht?“

„Ich...“ Mira fiel absolut keine Lüge ein. „Hör zu Hermine, ich kann’s dir nicht sagen.“

„Wie du kannst es nicht sagen? Ich dachte wir wären Freunde?“

„Ja, das sind wir auch und genau deswegen lüge ich dich auch nicht an.“ Was eine Lüge war, denn wenn ihr eine bessere Antwort eingefallen wäre, hätte sie diese vorgebracht.

Hermine seufzte schwer. „Na gut. Aber bitte bereite uns nicht noch einmal solche Sorgen.“

„Werde ich nicht“, versprach sie, sich bewusst dieses Versprechen gewiss brechen zu werden.

Hermine verschwand ohne ein weiteres Wort aus dem Mädchenschlafsaal. Mira reckte sich und verließ schweren Herzens ihr warmes, kuscheliges Bett. Sie fühlte sich wie gerädert, was wohl auf den geringen Schlaf zurückzuführen war. Mira schaute sich im leeren Schlafsaal um, schließlich fiel ihr Blick auf ihren Wecker.

„Ach du Scheiße.“ Das Frühstück hatte sie wohl definitiv verpasst.

Nachdem sie sich schleunigst etwas übergezogen und sich im Bad etwas frisch gemacht hatte rannte sie in Windeseile die Korridore und Treppen von Hogwarts entlang. Im ersten Stock stieß sie mit keinem geringerem zusammen als Professor Severus Snape.

„Oh Professor, das tut mir Leid.“ Mira wusste gar nicht genau, wie sie sich wohl ihm gegenüber verhalten sollte. Snape legte seine Hände auf ihre Schultern.

„Mira, warum warst du nicht beim Frühstück? Ich hab mir schon Sorgen gemacht du wärst vielleicht letzte Nacht doch nicht wieder in deinem Bett angekommen“, flüsterte er fürsorglich, doch immer noch war seine kalte Art, die Mira immer wieder aufs neue verunsicherte, zu spüren.

„Nein, ich habe nur verschlafen.“

„Wie geht es dir denn?“ Snape klang als wäre Mira etwas Schlimmes widerfahren. Deswegen fragte sie sich, ob die Küsse wohl nur ein Ausrutscher seinerseits gewesen waren, für die er sich jetzt entschuldigen wollte.

„Eh, mir geht es super, Professor. Ich bin nur ein wenig müde“, antwortete sie verlegen, aber dennoch mit einem Lächeln auf den Lippen.

„Wirklich? Ich meine, ich hoffe letzte Nacht ist nichts passiert“, er zögerte, „was du nicht auch wolltest.“ Snape sprach wie üblich langsam und monoton.

Mira sah ihn verblüfft an. Er machte sich wirklich Gedanken darum was in der Nacht geschehen war. Vielleicht bereute er es sogar. Der Professor sah sie nur als Schülerin, nicht als Frau, was sie im Grunde ja auch noch nicht war. Aber sie wollte ihm unbedingt zeigen, dass sie es wollte, dass sie IHN wollte.

„Können wir uns ungestört“, sie sah ihm verführerisch in die Augen, „unterhalten?“

Er schluckte. „Ja, natürlich können wir das. Wie wäre es, wenn du mir gleich in mein Büro folgst?“ Mira nickte bloß. Snape warf noch einen letzten Blick auf sie und verschwand darauf mit wehendem, schwarzen Umhang.

Die Schülerin verweilte noch kurz im Gang, sich überlegend wie sie wohl sogleich vorgehen sollte, als sie einen Blick auf ihre Uhr riskierte und feststellte, dass sie sich eigentlich in ein paar Minuten in Kräuterkunde bei Professor Sprout befinden sollte, doch darauf legte sie gerade keinen großen Wert.

Herzklopfend machte sie sich nun auf den Weg in die Kerker und hoffte, dass sie von niemandem gesehen wurde. Mira zögerte zunächst, als sie vor Professor Snapes Büro stand, doch nach ein paar tiefen Atemzügen klopfte sie.

„Herein“, rief eine Stimme aus dem Innern. Sie nahm noch einmal tief Luft und öffnete die schwere Holztür. Snape saß hinter seinem Schreibtisch, erhob sich jedoch, als Mira den düsteren Raum betrat. Sie schloss die Tür hinter sich. Er schritt ihr entgegen, blieb kurz vor ihr stehen und sah zu ihr herab. Mira überkam die Nervosität als sich ihre Blicke trafen. Doch dann riss sie sich zusammen, umfasste seinen Nacken mit ihren Händen und zog seinen Kopf zu sich hinunter. Snape legte seine Arme um sie und Mira schmiegte sich an ihn. Sie küsste ihn zärtlich und fuhr mit ihrer Zungenspitze sanft über seine Lippen. Erregt öffnete er seinen Mund und ihre Zungen liebkosten sich harmonisch. Sie verfingen sich in einem ekstatischen Wettstreit und schienen sich ineinander zu verknoten. Langsam begaben sich Snape und Mira, immer noch leidenschaftlich küssend, in Richtung des großen Schreibtisches. Er machte eine Handbewegung, durch die alles was auf diesem stand zur Seite geräumt wurde. Kurz darauf stieß sie gegen die Kante des düsteren Objekts. Sie hielten kurz inne, damit er sie auf den Tisch legen konnte. Mira spreizte ihre Beine und umklammerte mit ihnen Snapes Becken. Sie spürte die Erregung in seiner Hose ganz deutlich. Er beugte sich zu ihr herab und verschloss ihren Mund mit einem aufregendem Kuss. Nebenbei öffnete er flink Miras Gryffindorkrawatte und knöpfte ihre weiße Bluse auf. Sie stöhnte leise, als er ihre Halsbeuge küsste und sie zärtlich in den Hals biss. Seine sanften Küsse bahnten sich ihren Weg über ihr Dekolleté und schließlich zu ihrem vollen Busen, der immer noch von einem BH umschlossen wurde. Miras Begierde wuchs, als er ihren Bauch liebkoste und sich darauf an ihrem Rock zu schaffen machte. Ein Zittern durchfuhr ihren unruhigen Körper. Snape riss ihre Kleidung von ihrem begehrenswerten Körper, bis sie nur noch in Unterwäsche dalag. Er stand da und betrachtete, vor Leidenschaft schwer atmend, sein Werk. Das Feuer in seinen Lenden brannte qualvoll und sein Verlangen nach ihr war nicht mehr zu stoppen. Der Professor ließ seinen schwarzen Umhang fallen und stürzte sich auf sie, um sie wieder in einen heißen Zungenkuss zu verwickeln. Dabei knöpfte Mira gierig sein schwarzes Hemd auf und legte ihre Hände auf seinen warmen Oberkörper, um seinen schweren Atem und den schnellen Herzschlag zu spüren.

Langsam strich er mit einer Hand ihren Körper hinab, bis er an ihrem String angekommen war. Kurz zögernd fuhr er sanft an diesem vorbei und streichelte die Innenseite ihrer Oberschenkel hoch bis er zärtlich ihren Schoß berührte, was Mira wiederum laut aufstöhnen ließ. Vor Wollust vergrub sie eine Hand in seinen langen, schwarzen Haaren, mit der anderen begann sie seine Hose zu öffnen und diese so weit sie konnte hinabzuziehen. Seine Erektion war deutlich unter seiner Unterwäsche zu erkennen und Mira machte sich einen Spaß daraus ihn in den Wahnsinn zu treiben, indem sie gefühlvoll über seine Härte strich. Sein Puls wurde immer schneller und das Blut pochte in seinem Glied. Snape konnte nicht mehr an sich halten und fuhr mit einer Hand direkt in ihren Slip. Die Berührung ihrer heißen Mitte und ihrer empfindlichen Knospe, ließ Mira laut aufschreien. Er glitt mit zwei Fingern in ihre lodernde Spalte und fuhr langsam auf und ab. Sie konnte ihr Stöhnen nun definitiv nicht mehr unterdrücken und krallte sich vor Lüsternheit an seinem Rücken fest, wo sie schmerzhafte Striemen hinterließ. Die Schülerin wollte nur noch eins: Ihren Lehrer tief in sich spüren.

Doch plötzlich unterbrach ein Klopfen ihr sinnliches Spiel.

„Severus?“, fragte eine männliche Stimme auf der anderen Seite der Tür. Mira hielt schleunigst die Luft an, in der Hoffnung, man hatte ihr Gestöhne nicht bemerkt. Professor Snape zog verschreckt seine Hand aus ihrem String und ließ von ihr ab. Sie löste sich kurzerhand aus ihrer Versteinerung und suchte in Windeseile ihre Kleidung, die im ganzen Büro verstreut lag, zusammen. Snape warf sich sein schwarzes Hemd über und knöpfte es so schnell er konnte zu.

„Kurzen Augenblick, Albus“, rief er in Eile. „Süße, geh bitte durch den leeren Klassenraum“, flüsterte er Mira zu und küsste sie liebevoll. Sie erwiderte seinen Kuss leidenschaftlich und verschwand durch die Klassenzimmertür. Dort lehnte sie sich erstmal gegen die Tür und sank herab, immer noch den größten Teil ihrer Kleidung in den Händen haltend. Wie nah sie ihm doch war und dann war alles so schnell vorbei, dachte sie sehnsüchtig. Wenn Dumbledore nicht plötzlich erschienen wäre, hätte sie sich mit Professor Snape vereint, sie hätten miteinander geschlafen. Als Mira sich dies klar machte durchfuhr ein warmes Zittern ihren noch immer erregten Körper.

Der Wolfsbanntrank

7. Kapitel: Der Wolfsbanntrank
 

Albus Dumbledores Blick wanderte suchend durch das düstere Büro.

„Hm, ich glaubte noch eine andere Stimme gehört zu haben“, sagte er mit weiser Stimme, „Aber da muss ich mich wohl geirrt haben.“ Der Schulleiter schlenderte gemächlich durch den Raum.

„Was führt dich hierher, Albus“, fragte Snape nervös.

„Wie du weißt ist der dunkle Lord zurück“, Dumbledore hielt inne, „Wir müssen Vorsichtsmaßnahmen für das Schloss treffen.“ Snape nickte.

„Er wird versuchen Harry zu kriegen.“

„Ja, ich weiß“, sagte Snape ernst, „Können wir mit Unterstützung des Ministeriums rechnen?“

Dumbledore lachte kurz. „Fudge möchte die Rückkehr Voldemorts nach wie vor nicht wahr haben. Liest du denn nicht den Tagespropheten?“ Snape schwieg und sah zu Boden. Der Schulleiter wandte sich, mit auf dem Rücken verschränkten Händen, von ihm ab.

„Was macht denn eine Gryffindorkrawatte in deinem Büro?“ Er deutete überrascht auf ein Regal mit verschiedenen kleinen Lebewesen, die in Einmachgläsern eingelegt waren. Professor Snape sah erschrocken empor.

„Oh ja, die habe ich im Klassenraum für Zaubertränke gefunden. Ich hätte auch nichts dagegen gehabt sie zu verbrennen, wenn sich so ein kleiner, mieser Gryffindor mehr für seine Kleidung, als für meinen Unterricht interessiert“, antwortete er kalt, ging zu dem Regal und nahm die Krawatte vom einem Glas mit eingelegten Feuerschnecken. Dumbledore sah ihn prüfend über seine goldene Brille hinweg in die Augen.

„Seltsam“, sagte er schließlich, „Vielleicht kommt dieser Schüler zurück und holt sie ab. Aber eventuell wurde sie ja von einer Schülerin als Andenken für dich zurück gelassen.“ Dumbledore schien belustigt.

„Wohl kaum“, zischte Snape bedrohlich.

„Ach Severus, ich mach doch nur Spaß. Ich habe noch eine Bitte an dich. Harry hat in letzter Zeit oft Albträume“

„Was interessieren mich die Träume von Potter?“

„Er hat Visionen aus der Sicht des dunklen Lords“, flüsterte Dumbledore.

„Und wie soll ich da helfen?“, fragte er desinteressiert.

„Ich denke es wäre das Beste, wenn du ihm zeigst, wie er seinen Geist vor ihm verschließt.“

„Ich soll ihn Okklumentik lehren? Willst du das damit sagen?“ Snape schlug mit einer Hand auf den großen, schwarzen Tisch.

„Beruhige dich, Severus“, versuchte Dumbledore ihn zu besänftigen.

„Potter mit seinem Hochmut und seinem Stolz wird niemals in der Lage sein diese Kunst zu beherrschen. Es wäre sinnlos diese Zeit zu verschwenden. Er lässt sich von mir nichts lehren.“

„Du könntest es versuchen. Er wird auf dich hören, denn diese Träume quälen ihn viel zu sehr.“ Dumbledore sah in die wütenden Augen des Severus Snape. „Tu es für Lily.“

„Rede nicht über Lily!“ Snapes Zorn stieg weiter an.

„Überlege es dir. Es ist deine Entscheidung. Aber ich bitte dich sehr darum.“ Der Schulleiter wandte sich wieder der Tür zu und machte Anstalten zu gehen. „Ach ja, da fällt mir noch etwas ein.“ Mit erhobenem Zeigefinger drehte er sich wieder zu Snape um. „Professor Lupin sprach mich die Tage an und sagte, du hättest wohl Anfang des Schuljahres eine Schülerin bedroht.“

Snapes Augen weiteten sich gefährlich. Er ging zu Dumbledore hinüber, aber brachte zunächst kein Wort hervor.

„Was behauptet dieser Mistkerl?“, fragte er schließlich, mit vor Erbitterung zusammengebissenen Zähnen.

„Er sagt du hättest Mira Clarks, die neue Schülerin, in einem Gespräch angegriffen und bist ihr an die Kehle gegangen.“ Dumbledores ruhige Stimme bekam einen entrüsteten Unterton. „Ist das wahr, Severus?“ Er lugte wieder prüfend über den Rand seiner Brille.

„Warum sagt er so etwas? Wer erzählt ihm so einen Unsinn?“ Snape war außer sich.

„Miss Clarks selbst. Sie vertraute sich ihm wohl an und er hielt es für besser mich darüber zu unterrichten.“

„Dann werde ich wohl mal mit ihr reden müssen“, entgegnete Snape knurrend.

„Tu mir doch bitte den Gefallen und sei endlich freundlicher zu den Gryffindors. Ich kann dein Verhalten nicht länger gutheißen und verteidigen. Ich vertraue dir.“ Dumbledore war zur Tür geschlendert und verschwand mit ermahnendem Blick auf Professor Snapes Büro. Der wiederum ließ sich in seinen schwarzen Stuhl fallen. Mira hatte sich also Lupin anvertraut. Was sie ihm wohl sonst noch alles erzählen würde? Blanke Panik stieg in ihm auf. Remus würde ihm doch aus jeder Kleinigkeit einen Strick drehen. Wie er diesen Mann doch hasste.
 

Remus Lupin schreckte gegen Mittag aus einem furchtbaren Traum hoch. Die letzte Nacht hatte ihn überaus mitgenommen und er war blasser als sonst. Er nahm einen tiefen Atemzug und streckte seine Gliedmaßen verschlafen von sich. Dabei zuckte der Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste vor Schmerz zusammen. Als er die Bettdecke von seinem nackten Oberkörper entfernte, blickte er direkt auf eine lange Wunde, die sich über seinen Brustkorb hinweg zog. Lupin richtete sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf und blieb einen Augenblick auf der Bettkante sitzen, bis er sich schließlich ins Bad schleppte. Im Spiegel begutachtete er seine noch immer klaffende Verletzung genauer. Die erste Vollmondnacht dieser Mondperiode war um einiges entsetzlicher gewesen als die vorigen. Lupin wusste noch nicht einmal wie er es in sein Bett geschafft hatte. Aber kaltes Wasser würde ihm helfen wieder zu klarem Bewusstsein zukommen, dachte er sich und betastete mit einer Hand den schmerzenden Kopf. Er sollte sich von Madame Pomfrey behandeln lassen. Das wäre das vernünftigste. Aber nein, er entschied sich dagegen und schlenderte nach einer kurzen Selbstbehandlung wieder in sein Schlafgemach. Der Professor fühlte sich so mies wie schon lange nicht mehr. Deswegen war er froh, dass Dumbledore eine Vertretung für ihn während der Vollmondzeit arrangiert hatte. Er brauchte dringend einen neuen, stärkeren Wolfsbanntrank, gebraut von Professor Snape. Der Letzte hatte ja nicht den nötigen Zweck erfüllt und sein menschliches Bewusstsein während der Vollmondnacht erhalten, denn er konnte sich weder an die schmerzhafte Verwandlung, noch an seine Taten der letzten Nacht erinnern. Lupin hielt es für besser etwas frische Luft zu schnappen und schlenderte, nachdem er seine Kleidung gewechselt hatte, die Stufen zum Erdgeschoss herab.

Ein leichter Wind wehte durch sein ergrautes Haar und er nahm mit geschlossenen Augen einen tiefen wohltuenden Atemzug. Dabei wurde er wieder durch ein Ziehen in der Brust an seine Wunde erinnert. Es war kalt geworden. Bald würde wohl der erste Schnee fallen, dachte Remus geistesabwesend.

„Professor“, rief eine Stimme in der Ferne. Lupin wandte sich zur Seite und erblickte Harry, Ron und Hermine, die von Hagrids Hütte in seine Richtung spazierten.

„Na, wie geht’s euch?“, fragte Lupin strahlend.

„Ach, ganz gut, aber Sie sehen nicht grade gesund aus.“ Harry brachte es auf den Punkt. Lupin sah furchtbarer und älter aus denn je.

„Naja, es war eine schwere Nacht. Du weißt schon“, riss er an, „Wo ist eure Freundin Mira?“ Er versuchte das Thema zu wechseln.

„Sie liegt in ihrem Bett“, antwortete Ron besorgt, „War auch heute morgen nicht bei Kräuterkunde und Wahrsagen. Wir waren eben nach dem Unterricht kurz bei ihr oben und sie meinte ihr geht es nicht gut, weigert sich aber in den Krankenflügel zu gehen und sich von Madame Pomfrey behandeln zu lassen.“

„Wir wissen nicht was mit ihr los ist.“ Hermine wirkte weniger fürsorglich.

„Hmm, komisch. Ist euch denn etwas merkwürdiges aufgefallen? Soll ich mal mit ihr reden?“ Eine tiefe Sorgenfalte hatte sich auf Lupins Stirn gebildet.

„Sie war die ganze Nacht nicht da“, plapperte Ron in seiner üblichen Grobheit.

„Was? Und ihr wisst nicht wo sie war?“ Alle drei schüttelten den Kopf. „Okay, ich muss noch kurz was erledigen, dann geh ich zu ihr hoch.“ Mit einem verabschiedenden Kopfnicken wendete er sich ab und machte sich wieder auf den Weg ins Schloss.

Als Lupin die erste Stufe zum Korridor nahm, fragte er sich ob es wirklich eine gute Idee sei Snape, den Kollegen, den er am wenigsten mochte, um besseren Wolfbanntrank zu bitten.

„Guten Tag, Remus.“ Dumbledore stieg die Treppe zu ihm hinauf. „Du siehst schrecklich aus“, sagte er in seiner gewohnten Weisheit.

„Danke Albus.“ Lupin lachte kurz. „Ich muss kurz zu Severus.“

„Ist es dringend? Wenn ich du wäre würde ich jetzt nicht dorthin gehen“, warnte ihn der Schulleiter und ging ohne ein weiteres Wort an dem Lehrer vorbei.

Verwirrt blickte Lupin ihm hinterher und stieg hinab. Die Korridore waren dunkler und feuchter als bei seinem letzten Besuch. Er könnte dort nicht unterrichten, geschweige denn wohnen. Aber zu Severus Snape passte es ja. Bei diesem Gedanken grinste er vor sich hin.

„Ja, herein. Die Tür ist offen“, rief eine wütende Stimme von drinnen, nachdem Lupin der Tür wiederholte sanfte Schläge verpasst hatte. Er ließ sich dies nicht zweimal sagen und schritt hinein.

„Du!“ Die Adern auf seiner Stirn pulsierten vor Zorn. „Du kommst genau richtig.“ Snape erhob sich von seinem verschlissenen Stuhl und stürmte, mit einem Finger auf Lupin zeigend, auf ihn zu. „Wie konntest du Dumbledore von meiner Auseinandersetzung mit Mira berichtet?“

Lupins Augen wurden größer. Diesen Empfang hatte er ganz und gar nicht erwartet. „Beruhige dich Severus.“

„Ich soll mich beruhigen? Warum erzählt sie dir so etwas überhaupt?“ Er kniff seine Augen zusammen, sodass er noch bedrohlicher aussah.

„Ich begegnete ihr, als sie verstört durch die Gänge irrte und sich versuchte von dem Schock, den du ihr zugesetzt hattest, zu erholen.“ Lupins sonst so ruhige, lichtende Stimme wurde lauter und verärgerter.

„Ach ja, und du musstest natürlich mal wieder den netten, hilfsbereiten Kerl spielen. Warte mal ab bis sie weiß was du wirklich bist!“, drohte Snape, mit immer noch erhobenem Finger.

„Was? Warum ist es dir bitte so wichtig mich bei ihr unbeliebt zu machen? Du magst sie doch eh nicht.“ Lupin verstand Snapes Reaktion auf Teufel komm raus nicht. Normalerweise war es ihm doch egal, ob ihn die Schüler mochten oder nicht. Ihm schien doch alles egal zu sein.

Snape war sprachlos und senkte entrüstet seinen Zeigefinger. Er wendete sich ab und entfernte sich mit wehendem Umhang von Lupin. „Was willst du?“

„Ich denke es wäre jetzt eher suboptimal dich um etwas zu bitten“, sagte Lupin grimmig und legte eine Hand auf den Türknauf. Doch dann erinnerte der stechende Schmerz in seiner Brust ihn wieder an die schrecklichen Qualen, die er in den nächsten Nächten ohne den Trank erleben würde. Er seufzte. „Severus, ich brauche verstärkten Wolfsbanntrank. Letzte Nacht hat er überhaupt nicht gewirkt. Es wird immer schlimmer. Ich kann mich an nichts erinnern.“

Snape bemerkte seine plötzliche Verzweiflung und formte seine Lippen zu einem hinterlistigen Lächeln. „Ich werde mich darum kümmern, Remus.“

Eine verhängnisvolle Nacht

8. Kapitel: Eine verhängnisvolle Nacht
 

Sie hatte die nächsten Wochen nichts von ihm gehört. Zwar hatten sie sich im Unterricht gesehen, doch kein Wort miteinander gewechselt. Mira fand keine Erklärung, warum Snape sich nicht bei ihr meldete und sie selbst hatte nicht den Mumm ihn mit den erlebten Ereignissen zu konfrontieren. Er sah sie noch nicht einmal an, wenn sie im Unterricht direkt vor ihm saß und ihre Hand empor streckte um sich zu beteiligen. Diese Tage fielen ihr unglaublich schwer. Wenigstens hatte Mira jetzt wieder mehr mit Harry, Ron und Hermine zutun, die sie als Freunde unglaublich schätzte, denn sie hielten zu ihr, auch wenn Mira ihnen niemals die Wahrheit über die Nacht und den darauffolgenden Morgen an dem sie verschwunden war erzählen würde. Doch so sehr sie es auch versuchte, sie konnte es einfach nicht ertragen so von Professor Snape ignoriert zu werden, nach dem was zwischen ihnen vorgefallen war.

Deswegen fasste sie an einem kalten Wintertag den Entschluss ihm den gleichen Zettel zu kommen zu lassen, den er ihr vor einigen Wochen geschickt hatte „Wir treffen uns nach Sonnenuntergang vor dem Eingang des Schlosses“. Jedoch waren die Tage immer kürzer geworden und somit brach auch immer früher die Nacht hinein.

Ohne eine Wort zu sagen legte sie den kleinen zusammen gefalteten Zettel nach dem Unterricht auf das pult, an dem Snape saß und sich etwas mit Federkiel und Tinte notierte. Er sah kurz von seinem Blatt Pergament zu ihr hinauf, doch ehe er ihr etwas entgegnen konnte, war sie auch schon aus dem Klassenraum für Zaubertränke verschwunden.

Auf dem Weg aus dem Kerker hinauf ins Erdgeschoss zweifelte Mira erheblich an ihrer Entscheidung, die sie so abrupt getroffen hatte. Vielleicht wäre es besser gewesen die Sache zwischen ihr und Snape einfach ruhen zu lassen.

„Was wolltest du denn noch bei Snape?“, fragte Harry mit leicht angewidertem Gesichtsausdruck.

„Ich wollte ihn eigentlich nur noch etwas wegen dem Unterricht fragen, doch dieser Mistkerl hat mich total ignoriert“, log Mira mit überzeugender Abscheu.

„Ja, so kennt man ihn, behandelt die Gryffindors wie Dreck.“ Hermine war die Wut wie ins Gesicht geschrieben. „Ich verstehe nicht warum Professor Dumbledore ihn nicht rauswirft.“

„Dafür schätzt er ihn viel zu sehr. Snape ist ein äußerst schlauer Mann“, erklärte Harry, doch man merkte, dass er von dieser Tatsache nicht sonderlich begeistert zu sein schien.
 

Obwohl Mira sich in einen warmen Mantel, Schal, Mütze und Handschuhe eingehüllt hatte, fror sie nach wie vor bitterlich. Es war eine äußerst schlechte Idee sich im verschneiten Winter abends nach Sonnenuntergang draußen aufzuhalten. Noch dazu kam, dass sie noch nicht einmal wusste ob Professor Snape überhaupt ihrer Aufforderung nachkommen und sich mit ihr treffen würde. Wartend zerbrach sich die Schülerin erneut den Kopf über Snapes Verhalten ihr gegenüber. Doch sie fand absolut keinen Grund für sein abweisendes Auftreten.

Mittlerweile verharrte sie eine gefühlte Stunde vor den Toren von Hogwarts. Ihre Nase hatte derweil eine rötliche, ihre Lippen eine bläuliche Färbung angenommen. Als sie nicht mehr an sein Erscheinen glaubte, wollte sie sich wieder auf ins behagliche Schloss machen. Sie öffnete die große Eingangspforte durch einen kräftigen Ruck, doch dann hörte sie hinter sich eine Stimme.

„Guten Abend Mira.“ Snape war hinter ihr aufgetaucht, ebenfalls in einen schwarzen, langen Mantel und einen Schal gehüllt.

„Guten Abend Professor.“ Mira schloss die mächtige Tür wieder, indem sie sich mit ihrem vollen Gewicht gegen diese lehnte. „Wo kommen Sie denn her?“, fragte sie verdutzt.

„Hogwarts hat noch weiter Aus- und Eingänge“, antwortete er knapp und desinteressiert.

„Gehen wir ein Stück?“, fragte Mira und ging an ihm vorbei in Richtung der Dunkelheit. Schweigend folgte Snape ihr. Es kam ihr vor wie ein Deja Vu, denn erst vor wenigen Monaten schritten sie den selben Weg entlang, doch nun hatten sie die Rollen getauscht und es lag mittlerweile massenhaft Schnee. Der Vollmond leuchtete bedrohlich am Himmel und hüllte die dunkle Nacht in sanftes Licht. Es war genau einen Monat her, als sie sich in seinem Büro getroffen hatten. Einen Monat, als sie sich das letzte Mal küssten.

„Was ist dein Anliegen?“ Snape unterbrach mit gewohnter Kälte die Stille.

Mira nahm einen tiefen Atemzug und spürte, wie sich die frostige Luft den Weg durch ihre Lungen bahnte. „Ich wunder mich nur, warum Sie sich nicht mehr bei mir gemeldet haben.“

„Warum hätte ich das tun sollen?“, fragte Snape und starrte stur Geradeaus.

Die Schülerin blieb verwirrt und wütend zu gleich stehen. Was hatte er da gerade von sich gegeben? Seine Worte hallten stets in ihren Ohren. Aber sie musste sich verhört haben.

„Bitte was? Sind Sie schon so alt, dass sie vergessen haben, was zwischen uns gelaufen ist?“ Mira verstand die Welt nicht mehr.

„Achte auf deinen Ton“, zischte er bedrohlich. Er hatte sich zu ihr umgedreht und war ihr gefährlich nah gekommen. Sie spürte seinen warmen Atem in ihrem bitterkalten Gesicht.

„Nein, Sie werden mir keine Vorschriften machen. Sie haben mich nur ausgenutzt! Was halten Sie denn davon wenn ich Dumbledore davon erzählen würde?“ Nachdem Mira ihren Satz vollendet hatte, bereute sie diesen gleich schon wieder. Diese Drohung war einfach aus ihr heraus geplatzt wie der Korken aus einer Sektflasche. „Es tut mir leid“, schob sie vorsichtig hinterher.

„Glaubst du wirklich, Dumbledore würde dir glauben wenn es Aussage gegen Aussage steht? Außerdem weiß ich ja schon, dass du gerne Sachen ausplauderst.“

Die Verwirrung überkam sie erneut. „Von was reden Sie bitte?“

„Muss ich dir wirklich auf die Sprünge helfen? Erinnerst du dich vielleicht daran, wie du dich bei Lupin über mich ausgeheult hast?“ Obwohl man ihm die Wut ansah, wurde seine Stimme nicht lauter, wie die von Mira, sondern blieb auf ihrer ruhigen Sequenz. Lediglich ein Zittern vor Jähzorn hatte sich hineingeschlichen.

Sie musste kurz überlegen. „Sie wissen davon?“

„Ja, weil der Direktor mich darauf angesprochen hat. Was hast du dir dabei gedacht?“

„Hätte ich zu diesem Zeitpunkt einen Grund gehabt Sie zu verteidigen? Sie haben mich angegriffen!“ Mira fuchtelte wild mit ihren Armen umher.

„Aber du hast ihm wahrscheinlich nicht erzählt, was du mir unterstellt hast, oder? Du hast dich schön als Opfer dargestellt.“ Snape zeigte mit dem rechten Zeigefinger anklagend auf sie.

„Jetzt tun Sie doch nicht so, als wären Sie unschuldig. Außerdem hat Lupin selbst mich darauf angesprochen. Sonst hätte ich das doch niemandem erzählt.“ Je weiter Mira von ihm zurückwich, desto mutiger wurde sie.

„Wie soll ich dir denn bitte jetzt noch vertrauen? Woher soll ich wissen, was du ihm nicht sonst noch alles erzählt hast?“

„Ich würde ihm niemals von uns beiden erzählen, Professor! Allein schon, weil ich mich damit selbst in Gefahr bringe, wenn der Schulleiter davon erfährt“, schrie sie empört.

„Tut mir Leid, aber die Gefahr ist einfach zu groß, dass du nach einer kleinen Auseinandersetzung zwischen uns direkt zu Lupin, meinem Erzfeind, gehst und ihm deine Sorgen anvertraust“, sagte Snape ruhig und wendete sich von ihr ab.

Teils verletzt, teils wütend schritt Mira ebenfalls von Dannen.
 

Snape hatte die blinde Wut gepackt. Verbittert stapfte er durch den lockeren Schnee, ohne eine Ahnung wo er hin ging. Was für eine Göre, dachte er verdrossen. Sie denkt nur an sich. Severus Snape würde niemals den Gedanken fassen, dass er vielleicht selbst im Unrecht war. Niemals. Er hatte mit Mira abgeschlossen und sie in die Schublade der ganzen Fehler, die er in seinem Leben begangen hatte und bereute, sortiert. Dabei mochte er sie seit dem ersten Moment, als er ihre Gestalt erblickte. Doch es sah ihm einfach nicht ähnlich sentimental zu werden. Er durfte einfach nicht an einer Schülerin verweichlichen. Wenn er so weiter machte, würden ihm die Schüler doch nicht mehr den nötigen Respekt entgegen bringen. Das durfte der gefürchtete Lehrer nicht riskieren. So schwer es ihm auch fiel, und das würde er niemals zugeben, sie loszulassen, ihm blieb nichts anderes übrig.

„Ahhhh!“ Ein Schrei durchschoss die ruhige Nacht. Es war ohne Zweifel Mira aus deren Lunge dieser erschreckende Laut kam. Snape fuhr erschrocken um und spurtete ohne zu zögern dem Schrei entgegen. In der Ferne erblickte er eine kleine Gestalt mir rotem Schal im Schnee liegen. Über ihr machte sich eine große Bestie zum Angriff bereit. Noch bevor Snape diese Kreatur identifizieren konnte zückte er seinen Zauberstab und ließ eine Reihe von Flüchen auf diese regnen. Das Biest flog durch die Luft und landete auf dem Rücken. Snape reagierte sofort und eilte zu Mira um sich schützend vor sie zu stellen. Nun erkannte er, dass es sich um einen Werwolf handelte, der sie angegriffen hatte.

„Lupin“, flüsterte er, ohne, dass Mira, die sich wieder aufrichtete, etwas davon mitbekam.

Der Werwolf sprang Zähnefletschend, ohne einen Schaden aufzuweisen, wieder auf.

„Ist das etwa... ein Werwolf?“, fragte Mira, die sich hinter Snape verbarg, mit zitternder Stimme.

„Ja, das ist definitiv einer.“ Er bereute in diesem Moment definitiv Lupin keinen richtigen Wolfsbanntrank angerührt zu haben, um sich bei ihm zu rechen. Der Werwolf stürmte erneut auf sie zu und wollte gerade zum Sprung ansetzten, als Snape ihm erneut mit einem Fluch entgegen wirkte.

„Was macht ein Werwolf auf dem Schulgelände?“

„Mira, tu mir einen Gefallen und lauf! Geh zurück ins Schloss. Ich werde ihn aufhalten.“

„Aber ich kann Sie doch nicht alleine lassen“, schluchzte Mira und legte ihre Hände sanft auf seinem Rücken, der ihr zugewendet war.

„Bitte geh!“, schrie Snape ungeduldig und stieß sie von sich weg.

Sie warf ihm noch einen kurzen, verzweifelten Blick zu und lief dem erleuchteten Schloss entgegen. Als Mira sich erneut zu ihm umsah, erblickte sie einen auf dem Boden liegenden Snape, der sich nicht mehr regte. Der Werwolf beugte sich gierig über seinen leblosen Körper. Der Schnee um ihn herum hatte sich rot gefärbt.

„Nein!“, platzte es aus ihr heraus und wendete somit die Aufmerksamkeit der Bestie auf sie. Mutig schritt sie mit erhobenem Zauberstab auf ihn zu. Mira fühlte sich durch den in ihr brodelnden Zorn mächtiger als je zuvor.

„Du verdammtes Mistvieh!“, rief sie und schleuderte den mächtigsten Fluch auf die Kreatur, den sie je gelernt hatte. Ein gewaltiger Lichtstrahl entsprang ihrer Zauberstabspitze und jagte den Werwolf zurück in den Wald, aus dem er gekommen war. Mira hätte niemals erwartet, dass einer ihrer Zauber solch eine Wirkung aufweisen könnte. Verblüfft sah sie dem Biest kurz hinterher, kam dann jedoch wieder zu Sinnen und stürzte hinunter zu dem verletzten Snape.

„Ok Gott, Severus.“ Sie rüttelte verzweifelt an seinem blutüberströmten Körper. Große Tränen quollen aus ihren grünen Augen. Was sollte sie bloß tun? Wenn sie einen anderen Lehrer alarmieren würde, dann wüsste sie nicht wie sie die Situation erklären sollte. Nachdenkend blickte sie durch die Dunkelheit und erkannte die Lösung ihres Problems. Sie küsste Snapes, durch einen tiefen Kratzer, blutende Wange, sprang auf und rannte zu ihrem soeben erblickten Ziel.

„Hagrid?“ Sie klopfte hektisch an die große Holztür der geräumigen Holzhütte. „Hagrid, hier ist Mira, bitte mach schnell auf.“

Die schwere Tür öffnete sich langsam und ein großer, wuchtiger Kerl steckte seinen haarigen Kopf neugierig durch den Schlitz.

„Mira, was machst du denn um diese Zeit noch hier draußen?“, fragte er verdutzt. „Oh Gott, was hast du denn gemacht?“ Das Licht von drinnen war auf ihre blutdurchtränkte Kleidung gefallen.

„Das ist Snapes Blut. Er ist verletzte. Ich wollte nur einen Spaziergang machen und habe ihn im Schnee liegend gefunden. Bitte komm schnell“, sagte sie aufgeregt.

Hagrid packte sich seinen Fellmantel und schloss die mächtige Tür hinter sich.

„Wo ist er?“, fragte er hektisch.

Mira führte ihn zu der Stelle, die schon von weitem zu erkennen war.

„Bei Merlins Bart, was hat ihm das nur angetan?“ Hagrid nahm den verletzten Snape auf den Arm, der dadurch wesentlich zierlicher wirkte als sonst und eilte mit ihm Richtung Schloss.

„Mira, bitte geh zurück in deinen Schlafsaal, aber entferne vorher das Blut von deiner Kleidung. Es wäre glaub ich besser, wenn du hier nicht mit reingezogen wirst.“

„Danke Hagrid.“ Der Gedanke Snape zu verlassen gefiel ihr zwar überhaupt nicht, doch sie hatte keine andere Wahl.
 

Dumbledore, McGonagall und Madame Pomfrey umringten das Krankenbett, indem Snape lag, und lauschten Hagrids Version, wie er ihn blutend im Schnee gefunden hatte, als er mit seinem Hund Fang einen Spaziergang machte. Snapes entblößter Brustkorb war mit einem großen, weißen Verband verbunden worden.

„Die Wunden wurden ihm definitiv von einem Werwolf zugefügt“, sagte Minerva McGonagall besorgt. „Wir können von Glück sagen, dass er nicht gebissen wurde.“

Dumbledore nickte. „Es muss Professor Lupin gewesen sein.“

„Aber nimmt Lupin nicht immer den Wolfsbanntrank, gebraut von Professor Snape, zu sich, damit genau so etwas nicht passiert?“, fragte McGonagall verblüfft.

„Wie lange wird er ausfallen?“ Dumbledore ignorierte ihre Frage und wendete sich an Madame Pomfrey.

„Ein paar Tage, Professor Dumbledore. Leider lassen sich diese Verletzungen nur schwer heilen“, antwortete sie ihm.

Schweigen trat ein. Alle vier blickten mitleidig auf seinen starren Körper hinab.

Eine Nacht im Krankenflügel

9. Kapitel: Eine Nacht im Krankenflügel
 

Mira wälzte sich in ihrem Bett hin und her. Wie könnte sie mit der Ungewissheit über Snapes Zustand nur ein Auge zu machen? Sie machte sich solche Vorwürfe. Es war alles ihre Schuld. Wenn er ihr nicht zu Hilfe geeilt wäre, hätte es sie erwischt, nicht ihn. Sie verdankte ihm einfach so viel. Mira stellte sich immer wieder die Frage, wo dieser Werwolf plötzlich herkam und wie er es auf das Gelände geschafft hatte. Als sie zurück zum Schloss geschlendert war, tauchte er auf einmal aus dem Wald auf und warf sie zu Boden. Snape, mit dem sie sich vorher noch gestritten hatte, opferte sich für sie. Folglich schien ihm doch etwas an seiner Schülerin zu liegen. Die Decke anstarrend fasste sie den Entschluss, dass sie nicht in ihrem Bett liegen bleiben konnte, während der Mensch, dem sie ihr Leben verdankte, schwer verletzt auf dem Krankenflügel lag. Leise stieg Mira aus ihrem Bett, zog sich eine Jeans und ein Top über und schlüpfte in ein paar Turnschuhe. Auf den Weg hinunter in den Gemeinschaftraum der Gryffindors kamen ihr jedoch böse Bedenken. Was wäre wenn sie jemand bei ihm sehen würde? Nicht nur ihre eigene Zukunft stand auf dem Spiel, sondern auch die des Professors. Das Risiko dürfte Mira niemals eingehen. Seufzend ließ sie sich auf die große, rote Couch, die sie in der Dunkelheit nur erahnen konnte, fallen. Irgendetwas musste ihr doch einfallen. Sie legte sich kurz hin und platzierte ihren rechten Unterarm auf ihrem geschlossenen Augenpaar.

Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.

„Natürlich“, flüsterte sie und sprang in Windeseile auf. Es war von Vorteil, dass die Mädchen Zutritt zum Jungenschlafsaal hatten, aber nicht umgekehrt. Auf Zehenspitzen schlich sie die Treppen hinauf. Ein lautes Schnarchen kam ihr entgegen, das ihre Schritte lauthals übertönte. Fast blind vor Dunkelheit suchte sie Harrys Bett und tastete sich, seine Sachen absuchend, voran. Irgendwo musste er doch sein, dachte sie verzweifelt. Nachdem sie ein paar undefinierbare Gegenstände in den Händen gehalten und fast eine kleine, schwere Kugel fallen gelassen hatte, fühlte Mira einen Stoff in ihrer Hand, der weicher war als Seide. Das muss er sein.
 

Als sie durch die Gänge von Hogwarts schlich, traute sie sich keineswegs ihren Zauberstab zu verwenden, um sich etwas Licht zu verschaffen. Ihr Herz klopfte stärker und schneller denn je. Mira war sich nicht im Klaren, ob der Tarnumhang tatsächlich seinen Zweck erfüllte. Sie schlenderte hinab in den ersten Stock. An jeder Ecke blieb sie kurz stehen, um vorsichtig um diese zublicken. Nach ein paar Minuten stand sie vor der großen, geschlossenen Tür zum Krankenflügel. Sie nahm tief Luft und öffnete diese, in der Hoffnung niemand würde dies bemerken. Die Tür zu Madame Pomfreys Büro war geschlossen und ein lautes Atemgeräusch war zu vernehmen, was sie als Schnarchen identifizierte. In der Krankenstation brannten ein paar Kerzen und hüllten den großen Raum in sanftes, warmes Licht. Nur ein Bett war durch einen Vorhang verdeckt, die restlichen schienen leer zu sein. Mira sah durch einen Spalt der Tücher und erblickte einen schlafenden Snape. Hier war sie richtig. Sie zog den Tarnumhang von ihrem Körper und nahm auf der Bettkante platz. Sein Anblick ließ Trauer in ihr aufsteigen. Sein Gesicht und seine Arme wiesen diverse, tiefe Kratzer auf. Als sie die Bettdecke zärtlich von seiner Gestalt entfernte stockte ihr der Atem. Etliche Verbände waren um seine blasse Haut gewickelt, durch sie hindurch schimmerte dunkles Blut.

Sanft strich Mira durch sein schwarzes Haar und fuhr ihm mit dem Handrücken über seine linke Wange. Ein leises Stöhnen bahnte sich den Weg durch seine Kehle. Langsam öffnete Snape seine Augen.

„Mira“, hauchte er leise. Geschwächt fielen seine Augenlider wieder zu.

„Sssssch.“ Sie legte ihm zärtlich ihren Zeigefinger auf die Lippen und küsste ihn liebevoll.

„Du solltest nicht hier sein“, flüsterte er mit dunkler Stimme.

„Wie soll ich ruhig in meinem Bett liegen und schlafen, wenn ich nicht weiß was mit dir ist? Du hättest tot sein können.“ Mira schmiegte ihren Kopf an seinen Brustkorb. Er fuhr ihr hingebend durchs volle, braune Haar. „Ich danke dir so sehr, Severus.“

„Es war selbstverständlich, dass ich dich vor diesem Vieh rette. Ich hätte dich niemals deinem Schicksal überlassen. Besser ich als du.“ Noch nie lag eine solche Gutmütigkeit in seiner Stimme. Bei dem letzten Satz durchfuhr ein Kribbeln Miras Körper. Sie hätte niemals erwartet diese Worte aus seinem Mund zu vernehmen.

„Vergibst du mir?“ Sie hatte sich wieder aufgerichtet und sah ihm tief in die braunen Augen. Der Professor strich mit seiner rechten Hand voller Liebe über ihre Wange. „Wie könnte ich nicht?“ Er zog sie zu sich und verwickelte sie in einen leidenschaftlichen Kuss, der das Kribbeln in ihrem Bauch nur noch verstärkte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht legte er sich Mira zugewandt auf die Seite und holte sie näher an sich heran, bis sie neben ihm unter der Decke in dem engen Krankenbett lag. Snape war lediglich mit einer engen Boxershorts bekleidet. Näher konnten sie sich kaum sein, denn er presste sie so fest an seinen warmen Körper, dass sie seinen Herzschlag und Atem spüren konnte, als wäre es ihr eigener. Er küsste sie liebevoller denn je, nicht so als wäre sie nur eine kleine, unbedeutende Nummer.

Nachdem sie eine Weile in dieser Position verharrten, löste sich Mira aus seiner festen Umklammerung und drehte ihn wieder auf den Rücken, um sich mit gespreizten Beinen auf seinem Becken niederzulassen.

„Was hast du vor?“, fragte Snape entkräftet.

„Das wirst du schon sehen“, antwortete Mira verführerisch, beugte sich zu ihm herab und küsste ihn sinnlich. Nachdem sie mit ihrem Zauberstab einen Stille Zauber über sie gelegt hatte, bahnte sie sich küssend den Weg über sein Kinn und seinen Hals hinab über seine Brust zu seinem Bauch. Genießend schloss er die Augen und ließ all das mit sich geschehen. Mit der Zungenspitze fuhr sie sanft an dem Saum seiner Unterwäsche vorbei, was ihn leise aufstöhnen ließ. Erneut verschloss sie seine Lippen mit einem temperamentvollen Kuss. Voller Lust stieß sie ihre Zunge hart in seinen willigen Mund. Ihre Zungen leisteten sich einen wilden Wettstreit und waren nicht mehr zu bändigen. Darauf biss Mira ihn zärtlich in sein linkes Ohr und schließlich in seinen wohlriechenden Hals. Er warf den Kopf in den Nacken um ihr mehr Platz zum liebkosen zu gewähren. Sie saugte sich an der Brustwarze, die nicht durch den Verband bedeckt wurde, fest und setzte erneut zart ihre Zähne ein. Dies hatte direkte Auswirkung auf Snapes Lenden, die vor Erregung brannten. Gänsehaut verteilte sich in rasender Geschwindigkeit über seinen ganzen Körper. Mira züngelte heißblütig erneut über seinen flachen Bauch, bis sie an seiner Unterwäsche angekommen war, die schon eine beachtliche Beule aufwies. Snapes Atem wurde schwerer und schwerer. Ihm war so schrecklich heiß. Die Schülerin bemerkte die Unruhe des Schwarzhaarigen, zog ihr Top über den Kopf und warf es zu Boden. Sie beugte sich über ihren Geliebten um ihm erneut einen stürmischen Kuss zu verpassen. Mit der rechten Hand glitt sie in seine Unterhose und hielt sogleich sein erregtes Glied in ihren zarten Händen. Snape entrann ein kaum hörbares Stöhnen und er verlor jegliche Konzentration. Seine Augen waren geschlossen und seine Lippen einen Spalt geöffnet, da er gierig nach Luft schnappte. Langsam bewegte Mira ihre Hand, die glimpflich um seiner Härte lag, rauf und runter. Der Professor begann stoßweise Luft zuholen. Nach ein paar Bewegungen, ließ sie von ihm ab und entledigte sich ihrer Jeans und ihm seiner Boxershorts. Anschließend glitt sie hinab zu seiner Erektion und leckte mit ihrer verlangenden Zunge über die gesamte Länge, hoch zur samtigen Spitze, um sie dann tief in ihren Mund gleiten zu lassen. Sein Atem stockte einen kurzen Augenblick, darauf folgte ein lautes Stöhnen. Obwohl Mira sein bestes Stück bis zum Anschlag in ihrem Mund verschwinden ließ, passte es bloß zur Hälfte hinein. Erst langsam, dann schnell glitt sie über sein Glied. Snape krallte sich am Bettlaken fest, denn bei dem, was Mira mit ihrer göttlichen Zunge anstellte, verlor er jegliche Beherrschung. Er musste sich am Riemen reißen, damit ihm kein lauter Lustschrei entwich. Begehrend legte er eine Hand auf ihren Hinterkopf um sie zu dirigieren, denn bald erreichte er das Ziel und das Brennen in seinen Lenden würde sich legen. Doch ehe dies geschehen und sich seine Sinne vollends verabschieden konnten, kroch sie wieder zu ihm hoch um sich über ihn zu stützen und ihn erneut wild zu küssen. Sie stieß ihre Zunge tief in seinen Mund. Snape fuhr ihre Kurven sanft mit seinen männlichen, starken Händen ab und verweilte kurz an ihrer Taille, um ihr darauf mit einem geschickten Handgriff den roten BH zu öffnen. Seine warmen Hände legten sich sanft auf ihre vollen, entblößten Brüste und massierten diese zärtlich, während sie immer noch wild knutschten. So erregt wie sie beide waren, vergaßen sie ganz und gar die Welt um sich herum.

Snape schob sie sachte etwas weiter nach oben, sodass er ihre Brustwarzen mit seiner Zunge liebkosen konnte. Seine Hände hielten zunächst ihren Oberkörper in Position, doch dann schlich er mit einer Hand ihren Bauch hinunter in ihren Slip. Diese Handlung ließ sie kurz aufstöhnen. Erst rieb er ihre zarte Knospe, dann drang er hart mit zwei Fingern in ihre heiße Spalte und entlockte ihr einen lauten Schrei voll Wollust. Er stieß immer wieder fest und gnadenlos in den feuchten Schlitz. Ihr Gesicht verzog sich teils vor Schmerz, teils vor Lüsternheit. Ihr Stöhnen wurde immer schneller und lauter. Kurz bevor sie ihren Höhepunkt erreichte zog er seine Finger aus ihr heraus und leckte sich ihren Saft genüsslich von diesen.

„Jetzt weißt du wie qualvoll es ist, wenn man kurz vor dem Orgasmus aufhört“, flüsterte er kalt, doch vor Erregung brennend. Ihr Atem und Herzschlag waren so beschleunigt, dass sie glaubte zu explodieren.

„Oh Gott, Severus. Ich will dich, jetzt sofort!“, flüsterte Mira mit zusammen gebissenen Zähnen. Snape setzte ein gefährliches Lächeln auf. Er hatte so viel Adrenalin im Blut, dass er kaum noch die Schmerzen in seinem Körper spürte.

„Kannst du haben.“ Er nahm ihren Kopf und zog ihn zu sich heran, um sie zärtlich zu küssen. Nebenbei streifte er ihr ihren String ab und senkte ihr Becken mit der einen Hand hinunter. Mit der anderen hielt er sein Glied, damit er voll und ganz in sie eindringen konnte. Als sie gänzlich auf seinem Becken saß und ihn tief in sich spürte stöhnte sie lauter denn je. Mira nahm die Kontrolle an sich und bewegte sich zunächst langsam, dann immer schneller. Snape konnte sich nicht mehr kontrollieren, denn sie war so herrlich eng, dass ihm schwarz vor Augen wurde. Zunächst verspürte Mira einen leichten Schmerz, als sie seine Härte ganz in sich fühlte, da sich noch niemals zuvor ein so mächtiges männliches Glied den Weg in ihre Spalte gesucht hatte. Doch dann nahm ein Kribbeln Besitz von ihrem Körper, das sie kaum in der Lage war auszuhalten. Der Professor umfasste ihre Hüfte und bewegte sie schneller auf seinem Gemächt auf und ab.

Die Schülerin hielt die Erregung in ihrem Körper nicht mehr aus, ihr war heiß und kalt zugleich. Sie warf ihren Kopf in den Nacken und verdrehte die Augen. Immer wieder ließ sie ihren Lehrer aufs Neue in sich eindringen. Ihr Rhythmus wurde immer intensiver. Sie biss sich schwer atmend auf die Unterlippe. Sie konnte nicht mehr denken, nur noch dieses intensive Gefühl spüren. Snape bewegte ebenfalls seine Hüfte um sie noch stärker anzutreiben. Er verpasste ihr einen heftigen, herrlich schmerzhaften letzten Stoß und holte somit den Rest an Kraft aus ihr heraus. Er brachte sie zur göttlichen Erlösung und sich selbst zum intensivsten Orgasmus seines Lebens. Erschöpft brach Mira auf ihm zusammen, was ihn jedoch kurz zusammen zucken ließ, da sie sich genau auf seine Wunde, die durch den Lustakt wieder angefangen hatte zu bluten, legte.

Snape schloss sie zärtlich in seine starken Arme und hüllte fürsorglich ihren makellosen Körper in die weiße Decke. Sanft küsste er ihre Stirn und drückte sie fest an sich.
 

„Hilfe! Ich brauche Hilfe!“, schrie jemand mit schmerzverzerrter Stimme und klopfte energisch gegen Madame Pomfreys Bürotür.

Mira und Snape schreckten gleichzeitig aus einem erholsamen Schlaf hoch. Sie wussten nicht ob sie schockierter wegen des Hilferufes oder der Tatsache, dass sie das Risiko eingegangen waren Arm in Arm im Krankenflügel einzuschlafen, sein sollten. Wie leichtsinnig sie doch gehandelt hatten, sie hätten erwischt werden können.

Die Tür zu Madame Pomfreys Büro sprang auf und ihre grelle Stimme durchschnitt die Stille.

„Professor!“ Sie hörten einen Körper zu Boden fallen. „Was ist mit Ihnen geschehen?“

Mira reagierte schnell und zog sich grob ihre Kleidung und den Tarnumhang über. „Ich geh jetzt“, flüsterte sie ihrem Geliebten zu und küsste ihn sanft. Sie verschwand durch den Vorhang und die Tür zur Krankenstation. Sie sah wie ein geschwächter Lupin am Boden lag und Madame Pomfrey bestürzt über ihm kniete. Die Schülerin blieb kurz stehen und hielt sich schockiert eine Hand vor den offenen Mund. Sein Anblick versetzte ihr einen tiefen Stich ins Herz, denn sie konnte ihn einfach nicht leiden sehen. Was ist bloß mit ihm passiert?, fragte sie sich entsetzt. Mira wollte ihm helfen, doch sie konnte nicht.

Der Fluch des Halbblutprinzen

10. Kapitel: Der Fluch des Halbblutprinzen
 

Er wollte sich mit ihr treffen. Jedenfalls glaubte sie, dass er es war. Aber wer außer Snape sollte ihr sonst eine Nachricht hinterlassen in der geschrieben stand, dass man sie sehen wolle. Jedoch wurde Mira schon ein wenig stutzig, denn sie war sich nicht sicher, ob er wirklich schon aus dem Krankenflügel entlassen wurde. Allerdings überwiegte die Freude ihn wieder zu sehen und beseitigten alle Zweifel aus ihrem Kopf, denn es war gut eine Woche her, als sie von dem Werwolf angegriffen und Snape so schwer verletzt wurde. Seit der leidenschaftlichen Nacht, die sie zusammen erlebt hatten, hatte sie weder Snape noch Lupin wiedergesehen.

Also schlenderte sie zur Mittagszeit in den abgelegenen Gang im Kerker des Schlosses, der ihr auf dem kleinen Stück Pergament beschrieben wurde. Mira brauchte ein wenig Zeit bis sie diesen ausfindig gemacht hatte, denn hier war sie zuvor noch nie gewesen.

Sein Büro hätte es doch auch getan, dachte sie schmunzelt. Doch dann kam ihr der Vorfall, der sich das letzte Mal ereignet hatte, als sie sich in seinem Büro trafen, in den Sinn. Vielleicht wollte er genau dies verhindert. Aber ein Treffen mitten in einem Korridor?

Mira bog vorsichtig um die Ecke. Da war sie. Dieser Flur war weitaus dunkler und kälter als die übrigen. Die Wände wurden diesmal nicht von Bildern in Goldrahmen verziert, stattdessen wandten sich hohe Rüstungen an ihnen empor. Ein kalter Schauer fuhr ihr über den Rücken. Sie ging ein paar Schritte, doch dann verließ sie der Mut und sie stockte für einen Moment. Mira zitterte am ganzen Körper. Kaum zu glauben, dass das Schloss, indem sie sich doch einst so wohl und heimlich fühlte, diese Reaktion bei ihr auslöste.

„Hallo?“, fragte sie zaghaft in den leeren Gang hinein. Niemand zeigte sich. Sie entschloss sich noch kurz zu warten.

„Da bist du ja, Clarks“ sagte schließlich eine Stimme aus der Dunkelheit. Mira konnte ihren Ohren und schließlich ihren Augen kaum glauben. An ihn hatte sie fast gar keinen Gedanken mehr verschwendet.

„Was willst du, Malfoy?“, fragte sie angewidert. Als zwei große Gestalten hinter ihm erschienen und die drei immer weiter auf sie zugingen stockte ihr der Atem. Jeglicher Mumm hatte sie verlassen. Als sie schon beinahe direkt vor ihr standen, stolperte sie ein paar Schritte zurück. Doch ohne Erfolg, denn Malfoys Gefährten hatten sie an den Armen gepackt und sie verlor sämtlichen Halt unter ihren Füßen. Die bulligen Slytherinschüler hielten Mira direkt vor ihrem Freund in Position.

„Was bildest du dir eigentlich ein, du dreckiges Schlammblut?“ Sein Handrücken fegte durch die Luft und verpasste ihr einen gewaltigen Schlag ins Gesicht. Mira schmeckte Blut in ihrem Mund, das wohl aus ihrer schmerzenden Nase hinunter lief.

„Das sieht dir ähnlich. Du kannst es wohl nicht alleine mit mir aufnehmen.“ Mutig spuckte sie ihm ihr frisches Blut, das sich in ihrem Mund angesammelt hatte, vor die Füße. Darauf fand sie seine rechte Faust in ihrer Magengrube wieder, was sie laut aufächzen ließ.

„Wenn ich mit dir fertig bin wirst du nicht mehr so große Töne spucken“, zischte Malfoy mit zusammen gebissenen Zähnen.

„Findest du es nicht arm mit drei Typen auf eine Schülerin loszugehen?“, seufzte sie leise. Mira versuchte ihre Stimme so fest wie möglich klingen zu lassen, doch der pulsierende Schmerz in ihrem Bauch erschwerte ihr dies gehörig.

Alle drei lachten gehässig. Ihre Griffe verstärkten sich, sodass die Blutzufuhren an beiden Armen unterbrochen wurden.

„Lass mich doch einfach gehen.“ Ihre zornige Stimme hallte durch den dunklen Korridor.

„Das hättest du wohl gerne so. Du kleines Schlammblut hast keine Chance gegen mich. Goyle“, Malfoy wandte sich dem größeren der beiden Slytherins zu, „das Klebeband.“ Goyle ließ eine Hand von ihr ab und in seinen schwarzen Umhang gleiten. Er zog eine schwarze Rolle aus seiner Tasche und warf diese Malfoy zu.

„Oh nein, das werdet ihr nicht...“ Ehe Mira sich versah klebte ein großes Stück Klebeband über ihrem Mund. Darauf wurden ihre Hände und Füße jeweils dicht aneinander gefesselt. Zu guter Letzt folgte ein Tuch aus schwarzem, harten Stoff, dass ihr fest um die Augen gebunden wurde. Mira strampelte und versuchte zu schreien, doch all diese Bemühungen waren nutzlos, denn sie hatte keine Chance gegen sie anzukommen.

„Sectumsempra!“, hörte sie Malfoys Stimme rufen. Ein grausamer Schmerz durchfuhr ihre am Boden liegende Gestalt. Eine solche Qual hatte sie zuvor noch nie verspürt. Mira fühlte sich, als wäre ihr Körper von Schnittwunden übersäht. Sie stöhnte laut auf, doch dann verschwammen ihre Gedanken und ihr Schmerz allmählich und sie verlor ihr Bewusstsein.
 

Der Untergrund auf dem sie erwachte war äußerst unbequem. Obwohl sie langsam die Augen öffnete blieb es dunkel. Sie spürte weiterhin den rauen Stoff auf ihrem Gesicht. Allmählich streckte sie ihre noch immer gefesselten Beine, die zuvor stark angewinkelt waren, aus. Doch eine Wand sorgte dafür, dass Mira nicht weit kam. Sie stieß sich leicht von dieser ab und prallte augenblicklich mit dem Kopf gegen eine weitere. Daraus schloss sie, dass sie sich wohl in einem kleinen, sehr engen Raum befinden musste. Die Schmerzen waren stets unerträglich. Tränen durchnässten das Tuch um ihre Augen. Wie sollte sie hier bloß jemand finden, wo auch immer sie war? Mit den gefesselten Füßen begann Mira sich voran zutasten. Vorsichtig stieß sie gegen ein Regal zu ihrer rechten. Die Schülerin erschrak zutiefst als ein paar lange Stöcke auf sie herab regneten. Nach kurzen Überlegungen klemmte sie einen der Stäbe mit großer Mühe und viel Geschick zwischen ihre Füße, die offensichtlich zur Tür hin lagen. Dann begann sie zu klopfen. Sie hegte keine großen Hoffnungen gehört zu werden, doch etwas musste sie nun mal tun, denn sie würde sich niemals dem Zufall überlassen. Durch die große Anstrengung pulsierten ihre Wunden qualvoll, dennoch hörte sie nicht auf das Ende des Stiels immer wieder gegen die Tür zu stoßen.
 

„Um Himmels Willen!“ Eine vertraute Stimme klang verschwommen in Miras Ohren. Sie spürte eine Hand in ihrem Gesicht, die ihr kurzerhand die Augenbinde und das Klebeband vom Mund entfernte. Aus ihren verquollenen Augen flossen weiterhin große Tränen über ihre geröteten Wangen.

„Was ist denn bloß mit dir passiert?“ Snape ließ sich neben sie fallen und nahm ihr die Fesseln an Armen und Beinen ab, um sie darauf fest in die Arme zu schließen. Er schloss seine Augen und küsste sie sanft auf ihre Stirn. „Wer hat dir das angetan?“

„Malfoy“, schluchzte sie in sein schwarzes Gewand.

„Was? Aber, warum tut er so etwas?“ Er ließ sie los, umfasste ihr Gesicht zärtlich mit seinen großen Händen und sah ihr tief in die Augen. Sein Blick war weniger hasserfüllt, eher voller Schmerz und Mitleid. „Kannst du aufstehen?“

„Ich weiß nicht. Es tut alles so weh“, seufzte Mira und sah an ihrem Körper hinab. Snape betrachtete sie nun ebenfalls genauer. Als er ihre klaffenden Wunden erblickte wurden seine Augen größer und seine Kinnlade fiel erschrocken hinab.

„Dieser Mistkerl!“, schrie der Professor vor Erregung. Es war sein Zauberspruch, den Malfoy verwendet hatte. Snape selbst hatte den „Sectumsempra“- Fluch während seiner eigenen Schulzeit in Hogwarts erfunden. Doch wie kam dieses vorlaute Scheusal an diesen Zauber?

„Ich nehme dich mit zu mir. Ich werde dir helfen, meine Süße.“ Snape küsste sie kurz und schob den einen Arm unter ihre Kniekehlen und den anderen unter ihren Oberkörper. Vorsichtig hob er sie an und trug sie dicht an seinem Körper aus der kleinen Besenkammer, durch den dunklen Gang. Mira schloss erschöpft die Augen und lehnte ihren Kopf hingebend gegen seine Schulter. Ihm war es in diesem Augenblick gleichgültig, ob sie jemand in dieser Position erblickte, denn die Wut und die Trauer, die er zugleich verspürte, ließen keinerlei klaren Gedanken hindurch. Jedoch war ihm klar, dass sich, gerade um diese Uhrzeit, niemand in diesen Korridoren aufhalten würde, denn das Abendessen hatte soeben begonnen.

Ein paar dunkle Gänge weiter standen sie nun endlich vor der hölzernen Tür zu Snapes Büro, die sich magisch vor seinem Besitzer öffnete. Der Professor trug sie direkt hindurch zu seinem finsteren Schlafgemach und legte sie gelinde auf sein großes, schwarzes Bett.

Der Gegenfluch, der Miras Wunden wieder verschließen sollte, klang wie eine Art Lied, das Snape für sie sang. Augenblicklich verheilten die langen, tiefen Kratzer in ihrer Haut und die Schmerzen klangen ab.

„Du kannst froh sein, dass Malfoy diesen Zauberspruch nicht allzu gut beherrscht, denn er hätte weitaus schlimmere Folgen haben können.“ Snape nahm neben ihr auf der weichen Bettwäsche Platz. Sanft fuhr er mit einer Hand durch ihr weiches Haar. Mira blieb entkräftet liegen und starrte ins Nichts.

„Er wird doch nicht wieder einfach so davon kommen, oder?“, sorgte sie sich und sah zu ihm hinauf.

„Er wird das büßen. Das verspreche ich dir.“ Der Zorn flammte erneut bedrohlich in seinen Augen auf. Er legte sich neben sie und Mira rückte dicht an seinen warmen Körper heran. „Hat er dir einen Grund dafür genannt?“, fragte er nach einer Weile.

„Er hat mich nur mal wieder als dreckiges Schlammblut bezeichnet, aber ich denke er wollte sich für die Furunkelsache rächen. Aber warum nur so spät?“ Sie sah ihn verzweifelt an.

„Malfoy hatte weder Recht noch Grund für diese Tat. Wie konnte er dir das nur antun? Ich sorg dafür, dass er von der Schule verwiesen wird. Niemand fügt dir Leid zu und kommt ungeschoren davon.“ Snape entfernte zärtlich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und küsste sie liebend.

Snapes Geheimnis

11. Kapitel: Snapes Geheimnis
 

„Severus?“ Mira lag entspannt mit dem Kopf auf seiner Brust und strich sanft mit einer Hand über diese.

„Ja, meine Süße?“ Snape hatte einen Arm zärtlich um sie gelegt.

„Ich, ehm... muss dich was fragen.“ Unsicher sah sie ihn an. Er hingegen richtete sich ein wenig auf um ihr gespannt zu zuhören.

„Warum eigentlich ich?“ Mira setzte sich hin und blickte ihn zweifelnd an. „Ich meine, warum hast du dir mich ausgesucht?“

Snape blieb zunächst stumm. Sie hoffte, dass sie ihn mit dieser Frage nicht zornig gestimmt hatte.

„Warum fragst du mich so etwas?“ Er schien verdutzt.

„Naja, du hast mich vom ersten Augenblick an so angesehen? Du meintest ja, ich hätte es falsch gedeutet. Erinnerst du dich noch an unsere Auseinandersetzung in deinem Büro?“

„Willst du wirklich über diesen Vorfall reden?“, fragte Snape kalt.

„Aber darum geht es mir doch gar nicht. Mir geht es darum als du mich gefragt hast, ob ich schon mal daran gedacht habe, dass es kein Hass war?“ Sie rückte wieder zu ihm.

„Wie kommst du denn jetzt darauf?“ Mira blickte in ein Gesicht voller Unverständnis.

„Beantworte mir doch einfach meine Frage.“

„Da gibt es nichts zu beantworten.“ Snape erhob sich von seinem schwarzen Bett und wandte sich von ihr ab. Mira sprang ebenfalls auf und stolperte ihm hinterher, um energisch seinen Arm zu ergreifen. „Jetzt geh doch nicht einfach weg.“

Snape fuhr wütend um und blickte in ein trauriges Gesicht. Er nahm einen tiefen Atemzug. Seine Miene wurde sanfter und er schloss sie wieder in die Arme. Doch Mira erwiderte diese Umarmung nicht. Sie stand nur da und sah zornig an ihm vorbei.

„Bitte sag’s mir“, ermahnte sie ihn. „Oder nutzt du mich nur aus?“

„Was?“ Snape stieß sie entsetzt von sich. „Das glaubst du doch nicht wirklich, oder?“

„Nein... nein, es tut mir Leid, aber ich sehe doch, dass da etwas ist, das du mir verschweigst“, sagte Mira laut. Ein verzweifelter Unterton lag in ihrer sanften Stimme.

„Warum fängst du jetzt einen Streit an? Ich bin gerade erst aus dem Krankenflügel zurück gekehrt, als ich dich soeben verletzt im Besenschrank gefunden habe. Ich habe dich vor dem Werwolf gerettet, ich habe mein Leben für dich auf Spiel gesetzt. Mira, ich würde alles erdenkliche für dich tun und der Dank dafür ist dann, dass du mir solche Fragen stellst?“ Seine Stimme wurde ebenfalls lauter. Teils wütend, teils verletzt gestikulierte er wild mit den Armen umher.

„Severus, ich wollte dir nicht zunahe treten.“ Sie schritt vorsichtig auf ihn zu und legte eine Hand zärtlich auf seine Wange. Snape umfasste ihre Hand liebevoll und küsste diese sanft. Mira schmiegte sich an ihn. Er fuhr ihr durch die lockigen Haare und drückte ihren Kopf fest an seine Brust, sodass sie seinen Herzschlag spürte.

„Ich weiß doch, mein Schatz.“ Er verschloss ihre Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss. Es war immer wieder ein wunderbares Gefühl, das ein starkes Kribbeln in ihrem Bauch verursachte. Die Schülerin erwiderte seine heißen Küsse und öffnete ihre weichen Lippen, damit seine Zunge sanft in ihren Mund eindringen konnte. Eng verschlungen fielen sie zurück auf sein großes Bett. Snape stützte sich über sie, während Mira sein Gewand aufknöpfte. Er küsste sie erneut und fuhr mit einer Hand über ihre Brüste, hinab zu ihrer Taille.

„Nein, warte.“

Mira sah ihn verwirrt an. „Warum?“

Snape ließ sich neben sie fallen. „Ich will nicht, dass du denkst ich würde dich ausnutzen.“

„Aber, das tu ich doch nicht wirklich. Tut mir Leid wegen eben, das war...“

„Nein Mira, ich kann verstehen, wenn du dich so fühlst“, unterbrach er sie, „Ich möchte dir zeigen, dass ich nicht nur Sex von dir will.“ Snape starrte verlegen zur Decke hinauf.

„Das ist so süß von dir.“ Mira drehte sich zu ihm und legte ihren Körper halb auf seinem ab. Ihr Kopf lag erneut hingebend auf seiner nackten Brust. Er nahm die schwarze Decke neben ihnen und bettete Mira fürsorglich in jene.
 

„Du erinnerst mich an Lily“, gab Snape schließlich zu und unterbrach somit die entspannende Stille.

„Wer ist Lily?“ Sie hob ihren Kopf von seinem Oberkörper und blickte ihn neugierig an.

Er nahm tief Luft.

„Sie war meine große Liebe. Ich kannte sie seit meiner Kindheit, wir waren die besten Freunde. Dann gingen wir zusammen nach Hogwarts, jedoch kam sie nach Gryffindor und ich nach Slytherin. Dort lernte sie den Jungen kennen, den sie auch schließlich heiratete. Er und seine Freunde schikanierten mich über die ganze Schulzeit hinweg.“ Sein Gesicht erfüllte sich mit Trauer.

„Was ist passiert?“ Mira legte sich nun vollständig auf ihn und sah ihn gespannt an. Ihre Gesichter waren nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt.

„Ich nannte sie ausversehen Schlammblut, danach hat sie kein Wort mehr mit mir gesprochen.“

„Wie kann man jemanden ausversehen als Schlammblut bezeichnen?“, fragte sie entsetzt. Snape atmete genervt auf.

„Ich habe mich tausendmal bei ihr entschuldigt und so etwas würde ich niemals wieder tun“, antwortete er aufgebracht. Auf einmal wurde ihr klar, warum er bei ihrem ersten Gespräch so wütend wurde, als sie ihm unterstellte, er besäße die selbe Abneigung gegen Schlammblüter wie Malfoy.

„Hast du sie denn nach der Schule wieder gesehen?“

Bei dieser Frage verzog sich Snapes Gesicht leidend. Er legte eine Hand über seine Augen um die Tränen, die er nicht mehr in der Lage war zu unterdrücken, zu verdecken. „Sie wurde getötet“, schluchzte er nach einer Weile, „Sie und Potter wurden von Voldemort ermordet, als sie ihren Sohn retten wollten.“

„Potter?“, stieß Mira verwundert aus. „Du... du redest von... Harrys Mutter?“ Sie setzte sich auf.

„Ja, verdammt.“ Er riss die Hand von seinen Augen. Mira blickte in das Gesicht eines gebrochenen Mannes. Dieser Anblick versetzte ihr einen Stich ins Herz. Sie kroch wieder zu ihm und strich ihm zärtlich die Tränen von den Wangen. Sie musste sich zusammen reißen um nicht selbst loszuweinen, denn es war schrecklich den einst so starken Professor, der sich nichts sagen ließ und lieblos wirkte, so leiden zu sehen. Snape nahm ihre Hand.

„Also, du siehst ihr nicht sonderlich ähnlich, nur deine Augen sind so schön grün wie ihre.“ Snape seufzte und fuhr ihr durchs Gesicht. „Und du erinnerst mich charakterlich so stark an sie.“ Eine weitere Träne floss seine Wange hinunter, die erneut von Mira beseitigt wurde. Sie küsste ihn liebevoll.

„Es tut mir so Leid, dass ich nicht locker gelassen habe. Ich wollte nicht, dass du an so etwas erinnert wirst.“

„Du musst dich nicht entschuldigen. Du hast es verdient die Wahrheit zu erfahren.“ Der Professor legte die Arme um sie und presste ihren Körper fest an seinen. Voller Liebe strich er ihr über den Rücken. „Das ist der Grund.“

Doch diese Begründung gefiel Mira ganz und gar nicht. Aber sie hielt es für unklug, ihn in diesem Moment darüber zu unterrichten.

„Aber du musst wissen: Du und Dumbledore seit die einzigen, die davon wissen und ich möchte, dass das so bleibt. Ich muss meinen Ruf als fieser Professor behalten.“

„Natürlich, Sev, aber ich könnte dich niemals mehr als Fiesling ansehen.“ Sie lächelte und vergrub ihr Gesicht liebevoll in seinem Hals.

„Das möchte ich auch nicht.“ Snape küsste sie zart auf die Wange.
 

„Das gibt’s doch nicht.“ Entrüstet stapfte Mira durch den dunklen Korridor hinfort von Snapes Büro. Sie war gegangen, als er mit ihr im Arm eingeschlafen war. Sie empfand so verdammt viel für ihn. Aber er sah in ihr nur seine verstorbene große Liebe. So traurig seine Geschichte auch war, Mira war nicht Lily und das sollte Severus Snape wissen und respektieren. Er sollte nach ihr schmachten und Lily endlich loslassen. Auf einmal fühlte sie sich verletzt und ausgenutzt zugleich. Snape würde niemals sie lieben, nein, er würde immer um seine alte Angebetene trauern, da war sie sich zweifellos sicher.

Mira stieg die Treppen hinauf und schlenderte zum Gryffindorgemeinschaftsraum. Als sie vor der Fetten Dame stand und das Passwort nannte, schwang das Gemälde zur Seite und gewährte ihr Einlass. Ihre Mitschüler, die sich um diese späte Zeit alle in dem großen, durch den Kamin warmen Raum aufhielten, sahen sie verblüfft an. Ehe sie ihnen etwas entgegen bringen konnte, sprang Hermine, die auf der Couch saß, auf und schnappte sich ihren Arm. Sie zog Mira hinauf zum Mädchenschlafsaal und stieß sie auf ihr Bett.

„Wo warst du schon wieder? Ich hab dich seit dem Mittagessen nicht mehr gesehen. Du verhältst dich in letzter Zeit wieder so seltsam“, flüsterte Hermine gereizt.

Mira überlegte kurz. „Malfoy ist mir aufgelauert und hat mich eingesperrt.“

„Bitte was?“, fragte sie ungläubig.

„Ja, er schrieb mir eine Nachricht in der stand er wolle sich mit mir treffen“, erklärte sie.

„Und du triffst dich einfach so mit ihm? Wie naiv bist du?“ Hermine ließ sich neben sie auf das Bett fallen.

„Ich wusste doch nicht, dass er dahinter steckte, ich dachte...“ Sie hielt schnell inne.

„Was dachtest du?“ Sie sah Mira verwirrt an.

„Ehm, nichts, ich hatte nur nicht mehr an ihn gedacht, da er sich schon lang nicht mehr mit mir angelegt hat.“ Log sie eilig. „Jedenfalls lauerte er mir in einem Gang im Kerker mit seinen dümmlichen Freunden Crabbe und Goyle auf, die mich festhielten, während er mich verprügelte, fesselte und knebelte um mich dann in eine Besenkammer zu sperren.“ Sie hielt es für überlegter Hermine nichts von dem Sectumsempra- Fluch zu berichten.

„Oh Gott, das ist ja furchtbar.“ Geschockt hielt sich Hermine eine Hand vor den Mund. „Und wie bist du daraus gekommen?“

„Ich klopfte mit einem Besenstiel, den ich mir zwischen die Füße geklemmt hatte, immer wieder gegen die Tür, bis mich ein gewisser Severus Snape fand.“ Mira rollte gespielt mit den Augen.

„Oh nein, nicht auch noch der.“ Hermine sah sie mitleidig an. „Was hat er gesagt?“

„Er ließ mich frei, jedoch war er nicht so begeistert, als ich ihm erzählte, dass es Malfoy war, der mir das angetan hatte. Ich weiß nicht ob er mir wirklich geglaubt hat.“

„Dieser Mistkerl. Wie lange warst du eingesperrt?“

„Von heute Mittag nach dem Essen bis gerade eben“, log sie überzeugend.

„So sehr ich Snape auch hasse, aber es war gut, dass er vorbei kam und dich da raus geholt hat. Ich hätte ihm auch zugetraut, dass er dich da drin lässt.“ Hermine legte sich zurück auf das Bett.

„Ja, das stimmt. Snape kam wohl gerade aus dem Krankenflügel zurück.“ Mira tat es ihr gleich.

„Oh nein, jetzt schon? Der hätte ruhig noch etwas dort bleiben können. Ich mochte seine Vertretung um einiges lieber.“ Ihre Stimme war so hasserfüllt, dass es Mira schmerzte, denn sie verehrte ihren Geliebten trotz der Lily-Potter-Sache sehr. „Ich frag mich immer noch was ihn wohl angegriffen hat. Jedenfalls plauderte Professor Flitwick dies aus. Außerdem finde ich es äußerst seltsam, dass Lupin zur gleichen Zeit „krank“ zu sein scheint. Denkst du das hat was miteinander zutun?“, platzte es aus Hermine heraus.

„Ehm, ich weiß nicht.“ Mira hatte sich noch keine großen Gedanken um den plötzlichen Zusammenbruch Lupins vor Madame Pomfreys Büro gemacht und sie hatte schon gar nicht daran gedacht, dass dies einen Zusammenhang mit dem Werwolfangriff hatte. Oder wurde Lupin etwa ebenfalls von diesem attackiert?

Lupin der Werwolf

12. Kapitel: Lupin der Werwolf
 

„Schön, dass du für mich Zeit gefunden hast, Albus.“ Severus Snape betrat eilig den großen, runden Raum.

„Natürlich, warum wolltest du mich so dringend sprechen?“

„Es geht um Draco Malfoy. Vor ein paar Tagen fand ich Miss Clarks gefesselt und geknebelt in einer Besenkammer im Kerker, da ich aus dieser seltsame Geräusche vernahm. Sie wurde mit dem Sectumsempra- Fluch schwer verletzt. Als ich sie fragte wer ihr das angetan habe, nannte sie mir seinen Namen.“ Er versuchte so viel Gleichgültigkeit wie möglich in seine Stimme zu legen. „Ich dachte, du solltest dies wissen.“

„Ich rechne es dir hoch an, dass du ein Schüler deines eigenen Hauses meldest, Severus. Du scheinst aus unserem kleinen Gespräch letztens gelernt zu haben. Ich werde mich um diesen Vorfall kümmern. Wie geht es der Kleinen denn jetzt?“

„Es geht ihr gut. Ich konnte sie mit dem Gegenfluch schnell heilen. Malfoy hatte zum Glück keinen Schimmer wie der Fluch korrekt angewendet wird“, antwortete Snape kalt und monoton.

„Und wie geht es dir? Schmerzen die Wunden noch?“ Dumbledore schlenderte mit auf dem Rücken verschränkten Händen zu ihm hinüber.

„Es hält sich in Grenzen.“ Er war auf diese Frage eher kurz angebunden.

„Möchtest du mir verraten, was eigentlich in dieser Nacht passiert ist?“

„Lupin griff mich an, als ich nachts kurz draußen an der frischen Luft war. Dieser dreckige Werwolf hat nicht mehr von mir gelassen, bis ich ihm mit letzter Kraft ein paar Flüche entgegen donnern konnte“, antwortete er mürrisch.

„Und diese haben deutliche Spuren an ihm hinterlassen, wie ich hörte.“ Dumbledore schaute prüfend über den Rand seiner Goldbrille hinweg.

„Ja, und das ist auch gut so“, sagte Snape zornig. „Er hat es doch nicht anders verdient.“

„Nanana, Severus, deine privaten Probleme mit Remus haben hier nichts zu suchen. Mischtest du ihm denn keinen Wolfsbanntrank für diesen Abend?“, fragte der Schulleiter interessiert.

„Natürlich“, log Snape, denn er hatte ihm nur einen Placebo zusammen gemischt, als Rache für das Gespräch mit Dumbledore. Wenn er doch vorher gewusst hätte, dass er selbst sich an diesem Abend draußen befinden würde, dann hätte er wohl diesen Fehler nicht begangen. „Entweder hat er fahrlässig gehandelt und ihn nicht eingenommen oder seine unkontrollierbare, unberechenbare Seite wird stärker und immun gegen meinen Trank.“

„So wird es wohl sein. Remus ist kurz vor dir aus dem Krankenflügel entlassen worden, ich werde noch ein Gespräch mit ihm suchen. Danke Severus für dein Erscheinen. Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen.“ Er wandte sich von ihm ab und verschwand durch eine Tür zu seiner rechten. Mit wehendem Umhang machte Snape ebenfalls kehrt und stolzierte aus Dumbledores Büro.
 

Am Abend machte sich Mira wieder auf den Weg zu Snapes Büro. Harry, Ron und Hermine erzählte sie, sie wolle sich mit ihrer neugewonnenen Freundin Marietta Edgecombe aus dem Hause Ravenclaw treffen. Zum Glück äußerte keiner der drei den Wunsch sie begleiten zu wollen, was wahrscheinlich an der nicht sehr sympathischen Marietta lag. Leider war sie die jenige, die Mira als erstes in Not eingefallen war.

Anstatt im sechsten Stock halt zu machen, schlenderte sie also hinunter zu den Kerkern von Hogwarts, wo Snape sie auch schon freudig erwartete. Mira schaute sich zunächst aufmerksam im Korridor um, bevor sie sich zu seinen Gemächern Eintritt verschaffte.

„Schön, dass du hier bist.“ Snape war ihr sofort entgegen geeilt, als sie vorsichtig den düsteren Raum betrat und küsste sie sinnlich auf die warmen Lippen.

„Verzeih mir, dass ich neulich morgens einfach gegangen bin, Severus. Ich wollte dich nicht wecken“, entgegnete Mira ihm und erwiderte seine lieblichen Küsse, „Warst du schon bei Dumbledore? Das hattest du doch vor, oder?“

„Ja, schon vorgestern Nachmittag, meine Süße. Er meinte, er kümmert sich darum.“ Sanft hielt er ihren Kopf in seinen Händen und schaute ihr sehnsüchtig in die funkelnden, grünen Augen. Mira kam die Frage auf, ob die Liebe, die in seinem sonst so misslaunigen, gefährlichen Blick lag, ihr selbst oder doch eher Lily galt. Doch dies herauszufinden würde schwer werden, dachte sie sich geistesabwesend. Mira konnte ihn einfach nicht darauf ansprechen. Die Angst vor seiner Reaktion hielt sie vor solch wagemutigen Fragen ab. Denn sie wusste mittlerweile ganz genau, wie leicht er die Beherrschung verlor.

Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als Snape sie auf den Arm nahm und mit ihr durch die Tür zu seinem Schlafzimmer verschwand, wobei sie aufpassen musste sich nicht den Kopf am Türrahmen zu stoßen. Heißblütig warf er sie auf das mächtige Bett und beugte sich über ihre Gestalt. Mira war sich sicher, dass er diesmal wieder über sie herfallen würde, doch es war anders. Snape strich ihr zärtlich mit einer Hand über die rechte Wange und starrte sie verliebt an. Er befand sich in einer Art Trance und konnte sich nicht mehr von ihrem Anblick losreißen. Wie sie da lag, in seinem Bett. Wie ein Engel.

„Du hast etwas besseres als mich verdient“, sagte er nach einer Weile. Snape verschloss ihre Lippen mit einem sanften Kuss. „Ich...“ Er wurde in seiner Rede durch ein hartes Klopfen an der Tür unterbrochen. „Das kann doch jetzt nicht wahr sein. Bleib du hier, ich geh schnell.“ Er küsste sie noch einmal kurz auf die Stirn, erhob sich dann und schloss die Schlafzimmertür hinter sich, nachdem er in sein trostloses Büro getreten war. Mira atmete tief durch und legte sich wartend unter die schwere Decke. Erneut vernahm sie ein lautes Klopfen.

„Ja ja, ich komm ja schon“, rief Snape aufgebracht und öffnete die schwere Holztür mit einem Ruck. Die Person, die er da zu Gesicht bekam, wollte er in diesem Augenblick am allerwenigsten sehen.

„Hallo Severus.“ Der Mann trat an ihm vorbei in den finsteren Raum.

„Lupin“, knurrte Snape verärgert, „Was zum Teufel willst du hier?“

„Was ich hier will? Dein Trank war ohne Wirkung, mein Freund.“ Lupin wandte sich Snape zu und zeigte anklagend mit dem Zeigefinger auf ihn.

„Woher willst du das bitte wissen? Vielleicht ist das Tier in dir einfach zu mächtig für meinen Trank geworden“, zischte er mit zusammengebissenen Zähnen.

„Dumbledore war bei mir. Er sagte mir was du ihm sagtest. Glaubst du wirklich ich sei so verantwortungslos und nehme meinen Trank nicht ein?“ Er begann wild mit seinen Händen umherzufuchteln.

Mira hörte die zwei Männer im Nebenzimmer laut diskutieren und schnappte den einen oder anderen Satz auf, der sie wiederum stutzig machte. Deswegen trennte sie sich schweren Herzens von dem kuscheligen Bett und schlich auf Zehenspitzen zur Tür hin, an der sie gespannt lauschte um das komplette Gespräch zu verfolgen.

„Das war nur eine Mutmaßung. Er fragte mich nach meiner Meinung. Außerdem, kamst du, mein Lieber, nicht vor gut einem Monat zu mir und batest mich um einen verbesserten, stärkeren Trank, da der ursprüngliche zu schwach für deine bösartige Gestalt geworden war? Vielleicht bist du ja immun dagegen geworden. Du bist nicht mehr zu bändigen!“ Snape ließ nicht zu, dass Lupin von dieser Theorie abwich, da diese die weitaus überzeugendste war.

„Dumbledore testete den Trank bereits gestern auf meinen Wunsch hin, da ich mir schon gedachte habe, dass da etwas faul sein musste. Heute früh berichtete er mir, dass dieser Trank nicht mal den Hauch einer Wirkung mit sich trägt.“ Lupins sonst so geschmeidige Stimme bekam einen wutentbrannten Unterton. „Wie konntest du mir etwas dergleichen antun? Du kennst meine Not.“

Mira presste ihr Ohr immer fester gegen die schwere Tür um auch ja nichts zu verpassen.

„Hätte ich gewusst, dass du vor hattest mich in Stücke zu reißen, hätte ich das bestimmt nicht getan.“ Desinteressiert wandte er sich von Lupin ab und starrte zu dem Regal, in dem die diversen eingelegten Pflanzen und Kreaturen standen. Doch dem Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste gefiel dies ganz und gar. Er stapfte ihm verdrossen hinterher und griff nach seinem Arm um ihn herumzureißen.

In Stücke reißen?, dachte Mira schockiert. Lupin wollte Snape in Stücke reißen? Und von was für einem Trank sprachen die beiden? Plötzlich hörte sie einen dumpfen Aufprall.

„Ich sagte doch, du sollst mich nicht anfassen“, fauchte Snape unerbittlich und verstaute seinen schwarzen Zauberstab wieder in seinem Gewand, „Du dreckiger Werwolf!“

Wie erstarrt ließ sich Mira aus ihrer knienden Haltung rücklings auf den harten Dielenboden fallen. Jetzt wurde ihr alles klar, alles ergab einen Sinn. Der Grund warum er zu jeder Vollmondzeit vertreten wurde, der Grund warum er immer so kränklich wirkte. Lupin war der Werwolf. Professor Remus Lupin, den sie doch so verehrte, griff sie eines Nachts an. Wenn Snape nicht dazwischen getreten wäre, hätte er sie getötet. Er, ein Mensch, den sie seit dem ersten Augenblick bewunderte. Betrübt verkroch sich Mira in eine Ecke des schauerlichen Schlafzimmers und vergrub ihr Gesicht in den verschränkten Armen, die auf ihren angezogenen Knien ruhten. Tief seufzend verzog sich ihr Gesicht vor Trauer. Ungläubig schüttelte sie langsam ihren Kopf und presste ihre Augenlider fest zusammen um ihre Tränen zu unterdrücken. Mira konnte sich nicht ganz genau erklären warum sie so erschüttert über diese Neuigkeit war, aber auf einmal verlor sie jegliches Vertrauen zu ihm. Die ganzen Gespräche, die sie geführt hatten, in denen sie ihm so viel anvertraute, fühlten sich an wie eine einzige, große Lüge.

„Oh Gott, Lupin“, flüsterte sie bekümmert, „Nicht du.“

„Steh auf und verschwinde aus meinem Büro!“, hörte sie Snape aufgebracht rufen.

„Bleib ruhig, Severus. Ich will dir doch gar nichts böses.“ Lupin hielt seine Hände vor ihn um ihn zu beruhigen. Als Snape ihm jedoch erneut bedrohlich nah kam, erhob sich Lupin stolpernd und wich vor ihm zurück.

„Das mit deinem Trank kannst du von nun an vergessen“, zischte er drohend.

„Aber warum? Ich habe dir doch nichts getan.“ Lupin verstand die Welt nicht mehr. Eine tiefe Sorgenfalte hatte sich auf seiner Stirn gebildet, denn wie sollte er ohne den Wolfsbanntrank die Vollmondnächte überstehen?

„Du hast mir nichts getan? Bist du dir da sicher, Remus?“ Voller Zorn fasste Snape mit beiden Händen an seinen Kragen und riss sich sein Gewand vom Oberkörper. „Und was nennst du das hier?“ Es zeigten sich ein paar tiefe, lange Wunden, die ihm eindeutig durch Klauen zugefügt wurden. Lupin erschrak bei diesem Anblick, denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte er noch nie einen Menschen in diesem Ausmaß verletzt.

„Es tut mir wirklich unendlich Leid, Severus. Bitte misch mir meinen Trank an, dann wird so etwas nie wieder geschehen“, flehte Lupin sanftmütig.

„Wir werden sehen und jetzt verschwinde!“ Snape zeigte mit einem Zeigefinger zur Türe um ihn zum Gehen zu animieren.

Kurz darauf hörte Mira die Tür zum Korridor hin zufallen. Wenig später betrat ein stets wutentbrannter Snape das Schlafzimmer und fand sie, sich gegenüber, zusammengekauert in einer Ecke sitzen. Als sie zu ihm aufsah flossen vereinzelt Tränen über ihr Gesicht.

„Was ist los, mein Schatz?“ Er eilte zu ihr hin und kniete sich vor sie.

„Er ist es? Er ist der Werwolf?“, fragte sie zutiefst getroffen.

„Ja, das ist er. Lupin griff uns an. Warum nimmt dich das so mit?“ Ein Hauch von Unverständnis durchsetzte seine Stimme.

„Ich mag ihn eben sehr. Er ist fraglos eine wichtige Vertrauensperson für mich.“

„Vertraust du mir denn nicht? Mira, ich würde alles für dich tun! Und ich würde dich niemals angreifen.“ Snape nahm wieder ihren Kopf in seine Hände und hob diesen an. „Sieh mich an, Süße.“

„Du hast mich bereits angegriffen und er kann doch nichts dafür, wie ich eben herausgehört habe.“ Mira richtete sich auf und schlenderte von ihm fort, um sich auf dem Bett niederzulassen.

„Warum nimmst du ihn bloß in Schutz?“ Er nahm neben ihr Platz.

„Warum hasst du ihn bloß so sehr?“ Verzweifelt starrte sie ihn an. Er griff nach ihrer Hand, doch sie ließ dies nicht zu und zog diese weg. Snape seufzte.

„Ich erzählte dir doch, dass James Potter, Harrys Vater, und dessen Freunde mich während meiner Schulzeit ständig schikanierten. Lupin war einer von diesen. Sie taten furchtbare Dinge mit mir.“ Gekränkt schaute Snape zu Boden. Mira sah ihn mitleidig an und rutschte Näher an seinen Körper heran.

„Ich hätte niemals gedacht, dass Lupin zu so etwas fähig ist.“ Sie strich ihm mit einer Hand durchs blasse, kalte Gesicht und küsste ihn darauf auf die ihr zugewandte Wange. „Das tut mir Leid.“ Mira lag etwas auf der Zunge, doch sie zögerte. „Aber er hat sich sicher über die Zeit geändert. Er war noch jung, jetzt ist er erwachsen und um einiges vernünftiger“, sagte sie schließlich.

Snape sah sie entrüstet an. Nachdem sich sein überraschter Gesichtsausdruck zu einem voller Empörung gewandelt hatte, sprang er voller Jähzorn auf und wich zur Seite.

„Warum zum Teufel kannst du nicht auf meiner Seite sein? Warum musst du diesen Mistkerl immer in Schutz nehmen?“

„Severus, bitte, bitte bleib ruhig.“ Mira eilte ihm sofort hinterher. Normalerweise war es nicht ihre Art nachzugeben, jedoch war Snape noch um einiges sturer als sie und da sie sich zum wiederholten Male stritten sah die Schülerin es vor zu kapitulieren. „Komm schon, es war nicht so gemeint. Natürlich bin ich auf deiner Seite. Ich bin immer auf deiner Seite, egal was du tust.“ Sie küsste ihren Lehrer sanft um ihn zu beruhigen, was auch funktionierte.
 

Die Korridore waren dunkler denn je, da der helle Mond durch schwere Wolken verdeckt wurde. Mira traute sich nach wie vor nicht sich durch den Lumoszauber Licht zu verschaffen, deswegen versuchte sie vorsichtig in völliger Finsternis zum Gryffindorturm zu finden. Snape hatte zuvor einen Unsichtbarkeitszauber über sie gelegt, da sie diesmal den Tarnumhang nicht bei sich trug. Ihr Herz schlug so laut, dass Mira befürchtete gehört zu werden. Länger machte sie dies auf keinen Fall mit, diese ständigen Spaziergänge mitten in der Nacht durch die stockfinsteren Gänge. Diese ständige Angst vor der Dunkelheit machte ihr überaus zuschaffen. Bald war sie an der Treppe zum Erdgeschoss angekommen, wenn nicht etwas großes, schweres ihr den Weg versperrt hätte.

Ein lautes Klirren hallte durch den kalten, leeren Flur. Es muss wohl eine Rüstung gewesen sein, die Mira blind umgestoßen hatte.

„Verdammt“, flüsterte sie vor sich ihn und blieb augenblicklich wie angewurzelt stehen, in der Hoffnung man hatte sie nicht gehört.

„Hallo? Ist da jemand?“, rief eine vertraute Stimme aus der Eingangshalle hinunter. Als sie Schritte die Treppe hinunter kommen hörte hielt sie schleunigst die Luft an. Lupin hielt seinen Zauberstab, dessen Spitze ihm den Weg leuchtete, vor sich und schaute sich in dem Korridor um. Vor ihm lag die verrostete Rüstung. Miras Herz klopfte lauter denn je. Allmählich wurde ihre Luft knapp. Innerlich hoffte, nein bat sie zu Gott, dass er bald wieder kehrt und einen der Schlossgeister für diesen Vorfall verantwortlich machen würde. Als ihr langsam schwarz vor Augen wurde nahm sie einen tiefen, hörbaren Atemzug. Der Professor starrte unverzüglich in ihre Richtung.

„Humenum revelio.“ Lupin schwang seinen Zauberstab. Ehe Mira sich versah wurde sie wieder sichtbar. „Was machst du denn um diese Zeit in den Kerkern?“



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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von: abgemeldet
2011-12-24T12:25:34+00:00 24.12.2011 13:25
Ein super Kapitel!!!
Richtig super wieder!! Und auch Sev´s Geheimnis ist überraschend, genauso die Reaktion von ihr!!
Schreib weiter so!!
Schöne Weihnachten und ein frohes neues Jahr noch!!
Lg
Duski1
Von: abgemeldet
2011-12-15T19:23:09+00:00 15.12.2011 20:23
Ein wunderschönes KApitel!!!!!!!!!!!!
Richtig gut geschrieben und auch voller Gefühle!!!
Einfach nur perfekt!!
ICh freu mich schon auf das nächste KApitel!!!!!!
LG
Duski1
Von: abgemeldet
2011-11-28T21:43:21+00:00 28.11.2011 22:43
Ein wunderschönes super gutes Kapitel!!
Ich hab mich richtig beim lesen gefreut!!Super geschrieben ist es auch wieder!!
MAch weiter so!!

LG Duski
Von:  Nachtschatten
2011-11-26T16:51:43+00:00 26.11.2011 17:51
Absolute Begeisterung ^^ ich hatte so eine ähnliche Idee... vermutlich kann ich die aber vergessen, so gut wie du schreibst ^^ Bitte, bitte mehr davon!!
Von: abgemeldet
2011-11-11T19:21:19+00:00 11.11.2011 20:21
Ein super KApitel!!!
Aber armer Remus, hoffentlich geht es im bald besser!!

Du hast wieder super geschrieben!!
Schreib weiter so!!!
Von: abgemeldet
2011-11-07T11:18:38+00:00 07.11.2011 12:18
Ein super 6. Kapitel richtig gut geschrieben!!
Auch von den Personen und deren Verhalten, eins ah!!

Schreib weiter so!!!!!!!
Von:  chimale-chan
2011-11-05T14:29:45+00:00 05.11.2011 15:29
War wieder total gespannt auf das neue Kapitel ^^
und mein warten hat sich gelohnt :D
Was ich auch toll finde, deine Kapitel werden immer länger *freu*

lg & weiter hin einen vollen Kopf mit Ideen :D
Von:  chevalier_vh
2011-11-05T10:04:15+00:00 05.11.2011 11:04
hmmm, scheint sich zu einer seeehr spannenden dreiecks geschichte zu entwickeln. höchst interessant, solang sie keine mary-sue wird ^^.
gefällt mir gut das kapitel.daumen hoch
Von:  chimale-chan
2011-11-01T20:02:48+00:00 01.11.2011 21:02
Schönes viertes Kapitel =)

Es freut mich das du so schnell deine Kapitel hochlädst und man nicht lange warten muss *_*
Und das diese dan auch zimlich Gut sind! *freu*

Weiter so!
Von: abgemeldet
2011-11-01T15:28:38+00:00 01.11.2011 16:28
Eine sehr schöne FF.
Richtig gut geschrieben!!!

Schreib weiter so!!


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