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Unfortunately you’re in my heart

von

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Beerdigung und Herzflattern (11. Februar)

„Nia?“, fragte Leanne. „Könntest du mir vielleicht das Kleid zumachen? Ich krieg die Knöpfe nicht zu und meinen Zauberstab hab ich bei Louis liegen gelassen.“

Kopfschüttelnd stand besagte junge Dame auf und trat hinter die kleinere.

Nachdem sie das Kleid zugeknöpft hatte, sah Nia Leanne durch den Spiegel ernst an. „Meinst du, du schaffst das?“

„Ja. Ich muss es schaffen. Louis braucht mich. Er trauert, auch wenn er das nicht zeigt.“, antwortete die Gelockte und drehte sich zu ihrer Zimmergenossin um. „Danke. Ich muss jetzt. Schreibst du bitte die Einträge für mich mit?“

Zur Antwort nickte Nia und nahm Leanne kurz in den Arm.

„Bis Morgen.“, verabschiedete sie sich und ließ die Rothaarige los.

Lächelnd blickte Leanne noch einmal hoch. Dann schnappte sie sich ihren Umhang vom Stuhl, die gelbe Rose vom Tisch und ging die Treppe runter in den Gemeinschaftsraum.

Dort saß wie ein Häufchen Elend Louis, in einem schwarzen Anzug.

Als die Tür hinter Leanne sich schloss sah er auf und schaute aus rotumrandeten Augen zu ihr rüber. Er hatte also heute Nacht doch schon wieder geweint. Aber das war schon in Ordnung. Schließlich war heute Charlies Beerdigung. Es würden wahrscheinlich noch viele Tränen fließen.

Aufmunternd lächelte Leanne Louis an und ging zu ihm rüber. Sie legte ihren Umhang und die Rose neben ihm ab und band ihm seine Krawatte noch einmal ordentlich. Als sie fertig war legte sie eine Hand an seine Wange und streichelte mit ihrem Daumen diese.

Wie so oft in den letzten Tagen zog Louis sie an sich und schmiegte sich an ihren Körper.

Zärtlich strich Leanne ihm übers Haar.

„Wir müssen, Louis.“, meinte sie nach einigen Augenblicken sachte und ob sein Kinn so an, dass sie ihm in die Augen sehen konnte. „Ich weiß es ist schwer, doch du musst dich von ihm verabschieden.“

Betrübt nickte Louis und ließ sie los. Kramte in seiner Anzugtasche, holte ihren Zauberstab heraus und gab ihr diesen.

Danach stand er auf, nahm seinen Umhang auf den Arm und seine Blume, die er auf den Sarg legen würde in die Hand. Auch Leanne hob ihre Sachen wieder auf und verstaute ihren Zauberstab in der Tasche ihres Umhangs.

Im Schloss würden sie die Umhänge noch nicht brauchen. Erst auf dem Weg nach Hogsmead und auf dem Friedhof würden sie von Nöten sein.

Nacheinander gingen Leanne und Louis aus dem Gemeinschaftsraum der Ravenclaws und die Wen-deltreppe runter. Vor dem Treppenhaus trafen sie beide auf Lily Potter, Rose Weasley – Hugos ältere Schwester, die im selben Jahrgang wie Leanne und Louis war. – und Hugo selbst. Alle drei waren wahrscheinlich genau wie sie beide - vom Ravenclawturm - gerade eben erst vom Turm der Gryffindors losgegangen. Man sah den dreien an, dass sie genau wie Louis am liebsten heute nicht aufgestanden wären.

Nun zu fünft gingen sie weiter. In der Eingangshalle trafen sie auf den letzen, der für heute das Schloss verlassen würde und auf die Beerdigung von Charlie Weasley gehen würde.

Sobald Lily ihren Bruder unten am Fuß der Marmortreppe stehen sah rannte sie runter und schmiss sich in seine Arme. Liebevoll strich Albus über den Rücken seiner zwei Jahre jüngeren Schwester und redete beruhigend auf sie ein. Leanne konnte nicht glauben, was sie da sah. War das derselbe Albus Potter, der sie vor knapp zwei Monaten zu einem Kuss genötigt hatte?

„Ihr solltet eure Mäntel anziehen. Es ist kalt draußen.“, meinte Albus und zog seiner Schwester ihren Umhang über die Schultern.

Auch Leanne und die Weasleys zogen sich ihre Umhänge über. Als alle diese anhatten gingen sie aus dem Schloss und begaben sich auf den Weg runter nach Hogsmead.

Als sie aus dem Schloss gingen blies den sechs Jugendlichen ein heftiger und kalter Wind entgegen. Auch der Himmel strahlte die Stimmung der Weasleys und Potters entgegen. Er hatte einen dunklen Grauton angenommen und war mit Wolken überzogen.

Gemeinsam stapften die Jugendlichen durch den noch recht hohen Schnee.

Leanne hatte sich mittlerweile bei Louis eingeharkt und strich ihm immer wieder beruhigend über den Handrücken und versuchte ihm damit Mut und Trost, sowie Wärme zu spenden.

Trotzdem schien ihr ersteres nicht so recht zu gelingen, da ab und zu ihr bester Freund ihre Hand fester drückte, so als ob er den Hinweis bräuchte, dass sie sich nicht in Luft auflösen würde. Doch das würde sie nicht. Sie würde an seiner Seite bleiben und für ihn da sein.

Unten im Dorf disappierte die Sechser Gruppe.
 

Auf der Straße gegenüber dem Friedhof apparierten sie.

Langsam gingen die sechs Jugendlichen über die Straße und durch das schmiedeeiserene Tor.

Dicht nebeneinander gingen Louis und Leanne den verschneiten Weg zum Familiengrab der Weasleys entlang. Die Hand des anderen fest umklammert.

Vor dem Grab stand schon eine große Scharr von rothaarigen Hexen und Zaubereren in einem Um-kreis von 5 m um das Mausoleum. Alle waren sie wie für eine Beerdigung passend schwarz gekleidet und Leanne sah viele der Frauen gespielt schniefen.

Innerlich schüttelte sie den Kopf über solche Damen, die einfach nur aus reiner Neugier gekommen waren. Vielleicht zählten sie ja zu der riesigen Weasleysippe, doch direkt zu den Weasleys, die Leanne kannte, gehörten sie nicht.

Sobald man Louis, Albus, Lily, Hugo, Rose und Leanne sah, machte man eiligst Platz, um sie vor zur Familie zu lassen.

Rose und Hugo gingen sofort zu ihren Eltern, genau wie Albus und Lily. Nur Louis stoppte und sah wie gebannt auf den dunkelroten Sarg, vor dem Mausoleum.

Abwartend sah Leanne zu ihrem Freund hoch und wartete an seiner Seite darauf, dass auch er zu seiner Familie ging. Nach einigen Augenblicken setzte er sich wieder in Bewegung und ging langsam auf seine Eltern zu. Bei ihnen angekommen schmiss sich seine zwei Jahre ältere Schwester Domini-que weinend an Louis.

Teilnahmslos strich der Blondhaarige ihr über den Rücken und sah seinen Vater an. Dieser hielt Louis weinende Mutter Fleur in den Armen und wirkte um Jahrzehnte gealtert. Genau wie sein Sohn hatte Bill Weasley einen traurigen verkrampften Ausdruck im Gesicht. Die für gewöhnlich vor Glück strahlenden Augen, waren heute matt und vermutlich durch das viele Weinen verursacht rot umrandet und geschwollen. Er wirkte noch entstellter als sonst. Üblicherweise vergaß oder übersah man die vielen Narben im Gesicht von Bill, die er einst vor der letzten großen Schlacht gegen Voldemort von Fenir Greyback, einem Todesser, Werwolf und einer, der bei der letzten Schlacht Gefallenen, erhalten hatte.

Einige Zeit sahen sich Vater und Sohn an, bis plötzlich ein alter streng wirkender Zauberer durch die Menge trat.

Der Priester ist also eingetroffen, dachte Leanne und drehte sich genau wie die restliche Menge in dessen Richtung.

„Liebe Angehörige, Sie haben einen wichtigen Menschen verloren und Ihr Herz ist schwer...“, sprach der Priester mit magisch verstärkter Stimme. „ Wir verabschieden heute Charlie Weasley. Ein Abschied tut immer weh. Der bittere Schmerz, der ersten Zeit wird nachlassen, doch der Verlust bleibt ein Leben lang. Charlie hat am 3. Februar 2023 eine Schwelle überschritten und einen Weg eingeschlagen, auf dem wir ihn nicht begleiten können.

Heute wollen wir der Trauer eine Stimme geben.

Charlie Weasley wurde am 12. Dezember 1972 als zweiter Sohn von Molly und Arthur Weasley geboren.

Von 1983 bis 1990 besuchter er die Schule für Hexerei und Zauberei Hogwarts. Dort vollbrachte er viele hervorragende Leistungen für Gryffindor und wurde sogar Kapitän der Hausmannschaft. Zu-recht muss man sagen, da er ein hervorragender Flieger war. Zu seiner Schulzeit konnte niemand so fliegen wie er und auch niemand war so schnell darin den Schnatz zu fangen.

Deshalb wunderte es damals jeden, dass er das Angebot der englischen Nationalmannschaft ablehnte und stattdessen eine Stelle in einem der Drachenreservate in Rumänien annahm.

Sein Körper ist von vielen Brandverletzungen überzogen. Doch das störte ihn nie. Er liebte seine Arbeit, auch wenn sie sehr gefährlich war…“

Ja die Arbeit in einem Drachenreservat war verdammt gefährlich. Drachen waren nun mal unbere-chenbare Geschöpfe. Schön und anmutig aber unberechenbar. Das hatte Charlie als erfahrener Drachenforscher gewusst und doch hatte ein Drache es geschafft den erfahrenen Weasley zu überraschen und schwer zu verletzten. Sein Kollege Edward Brian hatte Charlie noch in das örtliche magische Krankenhaus gebracht, doch war Charlie leider in diesem verstorben.

Neben sich spürte Leanne, wie sich Louis neben ihr bei den Worten des Pastors anspannte. Um ihn zu besänftigen drückte sie sachte seine Hand und lehnte sich leicht gegen ihn.

Auf Louis anderer Seite brach Dominique wieder in Tränen aus.

Leanne konnte die Blondine irgendwie verstehen. Schließlich hatte sie an dem Tag, an dem Charlie den Unfall gehabt hatte Dienst in jenem Krankenhaus gehabt und hatte sich um ihren Onkel küm-mern müssen. Wahrscheinlich plagten die 20-jährigen Schuldgefühle und sie machte sich Vorwürfe, dass sie sich nicht mehr angestrengt hatte. Dabei hatte sie wahrscheinlich ihr bestes gegeben gehabt. Doch das Beste war nicht immer ausreichend.

„…Ich danke Charlie für manches gute Wort, für ein Lächeln, für einen Mut machenden Rat. Jede und Jeder von Ihnen wird wohl solch einen Satz aussprechen können. Uns alle bewegt in dieser Stunde auch der Dank, einen ganz besonderen Menschen gekannt zu haben.

Lassen Sie uns einen Augenblick schweigen – zur Erinnerung an Charlie. Ein Mensch ist nicht verges-sen, solange er in unserem Herzen wohnt.“, endete der Priester seine lange Grabrede.

Er machte einem weißhaarigen Mann Platz, denn Leanne meinte als Arthur Weasley zu erkennen. Doch so genau konnte sie es nicht sagen. Da sie das letzte Mal ein Bild von Arthur gesehen hatte, als dieser noch grau-orange Haare gehabt hatte. Doch es musste sich um Arthur Weasley handeln, da der Mann dieselbe Brille wie der Vater von Charlie aufhatte und auch die Gesichtszüge des Mannes zu jenem passten.

Auch Arthur hielt eine Rede im Namen der ganzen Familie. Er erzählte davon, dass er sehr stolz auf seinen Sohn war, dass er das freundliche sommersprossige Gesicht mit den strahlenden braunen Augen vermissen werde und dass er hoffe, dass Charlie sein Leben nicht bereuen würde. Zudem bat Arthur seinen Sohn gut auf den vor 25 Jahren verstorbenen Fred aufzupassen und für ihn und seine Frau Molly Weasley oben ein Plätzchen frei zu halten.

Während Arthur sprach, rollten nun auch Leanne einzelne Tränen über die Wangen. Sie konnte aus diesen Worten genau den Verlust und die Trauer des Vaters von einst sieben Kindern raus hören.

Sobald Arthur geendet hatte legte er eine gelbe Sonnenblume auf den Sarg und ging wieder auf seinen Platz. Nach ihm trat nun Molly vor und legte genau wie ihr Mann eine Sonnenblume auf den Sarg. Nach und nach traten nun auch die Geschwister von Charlie und deren Ehepartner vor und legten Blumen auf der roten Totenkiste ab. Danach waren die Nichten und Neffen dran.

Als Louis an der Reihe war ließ er nicht wie Leanne erwartet hätte ihre Hand los, sondern zog sie mit nach vorne. Liebevoll platzierte er blaue Vergissmeinnichte auf den Sarg und forderte Leanne stumm auf auch ihre Rose abzulegen. Als sie dies getan hatte sah sie mit ihm auf den Holzkasten runter und folgte Louis feingliedriger Hand, die kurz über das Holz strich.

Zusammen mit ihm ging sie wieder zurück auf ihren ursprünglichen Platz. Traurig sahen dann beide zu, wie sich Charlie samt seiner ewigen Ruhestätte vom Boden hob und in das Mausoleum schwebte. Hinter dem Sarg schob sich langsam wieder die Steinplatte vor das Grab.

Sofort ging ein rumoren durch den Großteil der Menge und die Hexen und Zauberer, die nur aus reiner Neugier gekommen waren drängten sich zum Ausgang.

Noch immer sahen Leanne und Louis auf die Steinwand, hinter der nun Charlie Weasley lag.

„Leanne.“, hörte die Ravenclaw jemanden zu ihrer linken rau flüstern.

Fragend ob sie den Kopf in besagte Richtung und sah Bill Weasley an.

„Du weißt bei uns ist jetzt Kaffee und Kuchen für den engsten Familienkreis. Du gehörst ja dazu. Also könntest du vielleicht…“, bat Bill sie und blickte seinen Sohn an.

„…Louie dorthin apparieren.“, vollendete Leanne dessen Satz. „Natürlich. Werd ich machen.“

„Danke. Bis nachher.“

Leanne beobachtete, wie Bill rüber zu seiner Frau ging und gemeinsam mit ihr den Friedhof verließ. Auch die anderen schritten langsam zum Ausgang und disapierten nach Hause bzw. nach Shell Cottage.

„Louie… komm lass uns zu dir apparieren.“, meinte die Gelockte sanft und drehte sich leicht Rich-tung Tor.

Müde nickte der Angesprochene und ging mit ihr zur Pforte.
 

Oh wie sie Apparieren hasste. Dabei wurde ihr dauerhaft schlecht. Die geschlossenen Augen wäh-rend dem Apparieren machten es etwas erträglicher. Doch ganz weg blieb die Übelkeit nie.

Nachdem Leanne bis drei gezählt hatte öffnete sie langsam die Augen und blickte auf das Anwesen von Bill und Fleur. Obwohl es nicht sonderlich groß war, war der Anblick doch immer wieder sehr schön. Es strahlte einfach nur Wärme und Geborgenheit aus. Etwas, dass Leanne im Waisenhaus nicht zu spüren bekam.

Leanne kam in den Ferien, wenn sie von Louis und seinen Eltern eingeladen wurde, gerne hier her. Vor allem die Sommerferien konnte man hier genießen. Denn bei Louis und seiner Familie war sie vollkommen zufrieden. Hier in Shell Cottage konnte man sich geborgen fühlen. Bei Louis Familie bekam sie Liebe, Freundlichkeit und Anerkennung zu spüren. Alles, was in dem Waisenhaus untergegangen war, seit sie ab ihrem achten Lebensjahr dort wohnte.

Nebeneinander gingen Leanne und Louis den Weg zum Haus hinauf. Sie hielten noch immer die Hand des jeweils anderen fest.

Nur kurz zum Ausziehen der Umhänge ließen sie die Hände los. Doch sofort danach griff Louis wieder nach Leannes Hand und zog sie mit in das Wohnzimmer.

Zielstrebig ging der Blonde auf den letzten freien Stuhl zu, nahm Platz und setzte Leanne auf seinen Schoß. Schon automatisch legten sich seine Hände um ihre Mitte und sie legte ihre über seine.

Leanne konnte genau die Blicke auf sich spüren, die man ihr und Louis zuwarf. Sie wusste, dass es so wirken mochte, als wenn sie und Louis etwas miteinander hätten, doch dem war nicht so und das wusste auch jeder in der Familie. Nur immer wieder vermuteten bzw. hofften sie, dass vielleicht doch mehr zwischen ihr und Louis sein könnte.

Lange Zeit herrschte Schweigen im Raum. Die meisten waren in ihrer Trauer noch sehr ge-fangen und versuchten sich einigermaßen zu sammeln.

Diese erdrückende Stille im Raum nahm Leanne den Atem. Vorsichtig löste sie Louis‘ Hände von ihrem Bauch und stand auf. Langsam und möglichst leise ging sie in die Küche und setzte Wasser für Beruhigungstee und Kaffee auf.

Während das Teewasser und der Kaffee langsam anfingen zu kochen, sah die Rotgelockte in die Anliegende Speisekammer, nach dem Kuchen, von dem sie einen rausholte und auf den Tisch stellte. Mit einem Wink ihres Zauberstabes zerschnitt Leanne besagtes Gebäck in 28 gleichgroße Stücke. Gleich neben den Streuselkuchen stellte sie genügend Teller, Gabeln und Tassen für jeden hin.

Endlich gaben auch Kaffe- und Teewasser ein Zeichen von sich, dass sie fertig seien. Sofort goss Leanne das heiße Wasser in eine andere Kanne, die mit den Kräutern für einen Beruhigungstee gefüllt waren. Anschließend stellte sie besagtes Gefäß neben die Kaffekanne.

Mit einem weiteren Wink ihres Zauberstabs verteilte sich der Kuchen auf die Teller, eine Gabel legte sich auf jeden und sie schwebten nacheinander raus und zu den einzelnen Personen im Nebenraum. Mit einem Tablett, auf dem die restlichen Kaffeesachen standen, ging auch Leanne wieder zurück ins Wohnzimmer. Wortlos stellte sie es auf dem Wohnzimmertisch ab und gesellte sich, mit einer Tasse voll Beruhigungstee, zurück zu Louis.

„Hier, trink etwas. Das wird dir gut tun“, sagte sie leise zu ihrem besten Freund.

Seicht schüttelte er seinen Kopf und hob abwehrend seine Hand. „Danke, ich will aber nichts.“

„Komm schon, du musst was trinken. Oder willst du etwa in Trinkstreit gehen?“, erkundigte sich Leanne leise, auch wenn der Rest der Weasleysippschaft sich auch mittlerweile unterhielt.

„Und wenn schon! Ist doch wieso jedem egal!“, knurrte Louis sie an.

Seufzend schaute den Blonden vor sich an. „Louie, komm schon! Das kann doch nicht dein Ernst sein“, sagte sie sanft. „Charlie hätte bestimmt nicht gewollt, dass du nichts mehr trinkst.“

Und dann passierte etwas, mit dem Leanne niemals gerechnet hätte.

Schmerzhaft hielt sie ihre brennende Wange und schaute mit vor Tränen schimmernden Augen ihren besten Freund, auf dem Boden sitzend, ungläubig an. Nein Louie hatte sie gerade nicht wirklich geschlagen. Das musste sie sich eingebildet haben!

Doch der Blick ihres Gegenübers sprach andere Bände. Mit glitzernden rotumrandeten Augen starrte er sie wütend an.

„Sterben wollte Charlie bestimmt auch nie!“, schrie Louis sie an. Im nächsten Moment sackte er in sich zusammen und weinte bitterliche Tränen.

Und obwohl er sie gerade eben geschlagen hatte, legte Leanne ihm eine Hand auf die Schulter und streichelte ihn leicht.

Sanft schlug Louis diese von sich. Ohne seinen Blick zu heben und seine beste Freundin anzuschauen, bat er sie schniefend: „Verschwinde! Ich… ich ertrag deine Nähe einfach nicht. Tu mir bitte einfach den Gefallen und geh!“

Ebenfalls schniefend stand Leanne auf und verließ, ohne auf die erstaunten Blicke der anderen Weasleys oder Potters im Raum zu achten diesen.

Leise weinend ging sie schnellen Schrittes zur Garderobe und holte sich ihren Umhang. Ohne diesen anzuziehen flüchtete sie aus dem Haus und lief über den Weg, den sie eben mit Louis friedlich zum Haus gegangen war, zurück.

Kurz hinter dem Apparierschutz, begann sie sich schnell um sich selbst zu drehen, um zurück nach Hogsmead zu apparieren. Kurz bevor sie verschwand griff jemand nach ihrer Hand.
 

Hart fielen Leanne und ihr Begleiter auf den vereisten Boden vor der Heulenden Hütte. Schmerzhaft keuchte sie auf. Nicht nur, dass ihr ungebetener Mitreisender auf sie gefallen war, auch ihr Bein bereitete ihr Schmerzen.

„Geh runter von mir!“, wimmerte sie und drückte gegen die Brust des Schwarzhaarigen auf sich.

Sofort kam dieser ihrer Bitte oder eher ihrem Befehl nach und rollte sich runter von ihr.

Zitternd richtete Leanne sich auf und schaute auf ihr rechtes Bein. Hart zog sie die Luft ein und starrte, dem doch eindeutigen Bild vor sich nicht glaubend, auf ihr blutendes Bein.

„Oh!“, hörte ihren Begleiter neben sich hauchen. „Du bist gesplinntert.“

„Danke das weiß ich auch!“, fauchte Leanne ihn an und schaute ihn mit Tränen in den Augen an.

Durch den Schleier ihrer Tränen konnte sie nicht genau erkennen, wer da neben ihr im Schnee saß. Schwarze Haare, markantere Gesichtszüge, grasgrüne Augen und breite Schultern, mehr nicht. Eindeutig ein Potter. Kein anderer hatte in der Weasleysippe schwarze Haare und grüne Augen. Eigentlich hatten nur zwei Leute grüne Augen und schwarze Haare, die zu den Weasleys gehörten: Albus Severus Potter und Harry Potter. Doch letzterer trug im Gegensatz zu seinem Sohn ja eine Brille, also konnte es nur der zweite Sohn von diesem sein.

„Warum bist du mir gefolgt, Potter?!“, fragte Leanne den Schwarzhaarigen wütend. „Ich habe dich nicht darum gebeten! Also verschwinde! Lass mich allein!“

Und da fing sie erst recht an zu weinen, denn genau dieselben Worte hatte Louis zu ihr gesagt, nachdem er sie geschlagen hatte. Das erste Mal, seit sie sich kannten, hatte er Gewalt gegen sie angewendet. Hatte sie genau, wie manche der Jugendlichen des Waisenhauses, in dem sie die meiste Zeit in den Sommerferien lebte, behandelt.

Noch immer konnte sie es nicht fassen, dass er sein Versprechen, ihr niemals weh zu tun, gebrochen hatte. Auch wenn sie versucht hatte ihm zu verzeihen und ihn zu trösten, so würde sie auf Ewig ihm diesen Schlag ankreiden.

Plötzlich nahm Albus Potter sie in den Arm und drückte sie fest an seine Brust. Beruhigend flüsterte er ihr etwas ins Ohr, während sie sich in seinen schwarzen Pullover verkrallte und einfach nur weinte. Sie wusste nicht genau, weshalb sie weinte, ob über den unnötigen Tod von Charlie Weasley, die Ohrfeige von Louis oder aber ihres Beines halber.
 

Es dauerte einige Zeit, bis Leanne sich beruhigt hatte. Schniefend löste sie sich etwas von Albus und schaute ihn verlegen an.

„Tut mir leid“, nuschelte sie. „Ich muss dir richtig dämlich vorkommen. Ich bin auch normaler Weise nicht so…“

Sanft legte Albus ihr einen Finger auf die Lippen. „Pst, schon gut. Es ist in Ordnung zu weinen“, sagte er und lächelte sie sanft an.

Unwillkürlich schlug ihr Herz schneller. Bei diesem Lächeln war es kein Wunder, dass so viele Mäd-chen ihn anhimmelten und zu ihm ins Bett stiegen. Mit diesem Lächeln könnte er selbst sie zu vielem Überreden. Vor allem seine Augen. Strahlten die immer so?

Wie verzaubert schaute Leanne Albus in die Augen und versank unwillkürlich in diesen.

Ohne dass sie anders konnte näherte sie sich mit ihrem Gesicht dem seinen. Auch er beugte sich langsam zu ihr hin. Instinktiv schloss sie ihre Augen.

Kurz bevor sich die Lippen der beiden Hogwartsschüler berührten rieselte ein große Ladung Schnee auf sie runter und ließ sie auseinander fahren.

Überrascht schauten sie nach oben. Auf dem Ast der Tanne über ihnen schaute sie scheinbar un-schuldig ein roter dicker Kater an.

„Krummbein, du alter dummer Kater!“, knurrte Albus. „Was machst du denn hier? Solltest du nicht bei Tante Hermine sein?“

„Wir sollten ihn mit zum Schloss nehmen. Rose kann ihn Ostern ja wieder mit zurück nach Hause nehmen“, schlug Leanne leise vor und lockte gleichzeitig den zerknautschten Kater.

Langsam und gemächlich kam auch Krummbein runter zu ihnen. Schnurrend schmiegte er sie an Albus und Leanne, was beiden ein nachsichtiges Lächeln entlockte. Sanft streichelten sie ihn und hingen jeder seinen Gedanken nach.

„Wir sollten hochgehen. Dein Bein muss versorgt werden“, meinte Albus nach einiger Zeit und stand auf.

Zustimmend nickte Leanne. Mit seiner Hilfe gelang es auch ihr aufzustehen.

Das verletzte Bein nicht belastend klammerte sie sich an Albus fest.

Schwer atmend schaute sie zu ihm hoch. „Wir können!“

Skeptisch wurde sie gemustert und dann einfach hoch gehoben. Mit ihr in den Armen stapfte Albus zum Schloss hoch.

Wieder schlug Leannes Herz schneller und sie könnte schwören, dass sie ärgerlicherweise rosa anlief.

Was war bloß los mir ihr? Wieso bekam sie auf einmal in Albus Severus Potters Nähe Herzflattern? Etwa nur weil er zum ersten Mal nett zu ihr war?



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