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100 Storys
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1. Freiheit? (Drabble)

„Ich will aber.“

„Kommt gar nicht in Frage.“

„Willst du es mir etwa verbieten?“

„Genau das habe ich vor.“

„Und wie willst du das machen? Es ist doch keine Straftat.“

„Mir gefällt es aber nicht.“

„Das ist total willkürlich.“

„Ist es nicht.“

„Du bist so gemein.“

„Ich weiß und mir gefällt es.“

„Ich bin ein freier Mensch und darf alles tun und lassen, was ich will.“

„Okay, hör zu. Deine Freiheit hört da auf, wo die Freiheit eines anderen anfängt und ich nehme mir jetzt einfach dreist die Freiheit dir nicht diesen Schlüssel zu geben. Es ist nämlich mein Auto.“

2. (Sternen)Himmel

Ich kann das feuchte Gras unter mir fühlen, als ich mich nach hinten auf die Wiese fallen und dann meinen Blick gen Himmel schweifen lasse. Millionen und Abermillionen Lichtpunkte kann ich erblicken und ein Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus.

„Schön oder?“

Ein zustimmendes Nicken kommt von meinem Begleiter (den ich auch als mein Date bezeichnen könnte). Er lässt sich neben mir nieder und rückt ein kleines Stückchen näher.

„Unvorstellbar, wie weit die Sterne weg sind. Dass uns von einigen das Licht erreicht, obwohl sie bereits nicht mehr existieren.“

Ich nicke ehrfürchtig in Zustimmung. Wie winzig ich mir immer vorkomme, wenn ich nach oben gen Himmel schaue, klein und unwichtig, wenn man sich die Dimensionen dort oben vorstellt. Ich liebe den Himmel bei Nacht und so lasse ich meine Augen schweifen auf der Suche nach bekannten Sternbildern.

„Schau, dort drüben ist der Große Wagen!“ Er ist immer das erste Sternzeichen, welches ich sehe, wenn ich nach oben blicke.

„Wo?“, werde ich gefragt. Ich rücke noch ein kleines Stück näher an meinen Begleiter und deute nach oben, so dass er an meinem Arm entlang blicken kann. „Ach… dort…“ Ich lächele für mich hin und schaue weiter.

„Wie schön der Himmel bei Nacht ist…“ Ich schmunzle, weil es so wahr ist und dann sehe ich das Sternbild, welches ich immer suche.

„Siehst du, da ist Kassiopeia.“

Als ich das Himmels-W erblicke, wird mir bewusst, dass ich deine Stimme zu hören glaube, dass vorher gar nicht mein Begleiter gesprochen hat, sondern mir meine Erinnerungen einen Streich gespielt haben.

Ich starre Kassiopeia an.

Wie lange du gebraucht hast, bis ich sie gefunden hatte. Du hattest deinen Arm um mich gelegt und dich zu mir herunter gebeugt, damit du sie mir zeigen konntest.

„Wollen wir nach Sternschnuppen Ausschau halten?“, fragt mich mein Begleiter und ich nicke nur stumm und kann meinen Blick nicht vom Firmament abwenden.

„Da! Da war eine!“

„Ach verdammt, jetzt habe ich mir vergessen etwas zu wünschen!“

Aber das stimmte nie, mein einziger Wunsch damals war, dass alles immer so bleiben würde, wie es war.

Doch leider läuft es im Leben nicht immer so wie man es sich wünscht.

„Und? Schon eine gesehen?“

Ich schüttele den Kopf und blinzele die Tränen weg, die mir in den Augen stehen.

Und als ich meinen Kopf auf die Schulter meines Begleiters lege, frage ich mich, wie lange ich dich noch vermissen werde…

3. Das BH-Bikini-Paradox

„Oh mein Gott, mach die Tür sofort wieder zu!!!“

Mit diesem wütenden Ausruf wurde ich begrüßt und die Zimmertür wurde mir ins Gesicht geknallt. Bedeppert starrte ich auf das Holz vor mir und wusste nicht mal ansatzweise, was ich denn nun eigentlich falsch gemacht hatte. Aber das war nicht Neues, dass wusste ich bei ihr sowieso nie.

„Äh… was ist denn?!“, fragte ich, um herauszufinden, was es denn jetzt war und weswegen ich mal wieder der Böse war. Wie eigentlich immer.

„Ich habe nichts an, verdammt noch mal!!“, folgte die geschriene, wütende Antwort auf dem Fuße und ich konnte mir bildlich vorstellen, wie Sarah im Zimmer wie ein Springteufel auf und ab hüpfte. Allerdings machte ihre Antwort für mich überhaupt keinen Sinn.

„Was redest du denn da? Du warst doch überhaupt nicht nackt!“, entgegnete ich immer noch verwirrt. Ich hatte ganz klar gesehen, dass sie etwas getragen hatte.

„Unterwäsche zählt nicht! Bist du denn komplett beschränkt?“, keifte Sarah zurück und ich konnte Schranktüren knallen hören.

Aha, Unterwäsche zählte also nicht, gut zu wissen. Es war ja nicht so, dass wir nicht vor kurzem erst am Strand gewesen wären und dort war sie sicherlich nicht die ganze Zeit in ein Handtuch gewickelt herumstolziert. Ganz im Gegenteil.

„Ich habe dich doch vorhin in deinem Bikini gesehen, was ist das jetzt der Unterschied?“ Die Frage war mir allerdings schon länger im Kopf herum gegeistert, da es anscheinend wirklich enorm wichtig war, was denn nun die bestimmten Körperstellen bedeckte.

Die Tür, vor der ich immer noch stand, wurde schwungvoll aufgerissen und Sarah starrte mich giftig an und stolzierte dann an mir vorbei. „Du bist tatsächlich noch bekloppter als du aussiehst“, zischte sie, „warum bin ich bloß mit dir in den Urlaub gefahren?!“

Das fragte ich mich allerdings auch manchmal. Anfangs fand ich die Idee ja noch ganz gut, aber mittlerweile… „Weil sonst keiner Bock hatte mit dir wegzufahren und ich mich edelmütig geopfert habe.“

Ein Kissen kam in meine Richtung gesegelt und ich fischte es gerade noch so aus der Luft, bevor es mich am Kopf treffen konnte. „Arschloch! Du weißt ganz genau, dass ich mit Laura fahren wollte, sie aber krank geworden ist und Adam und Lena kommen ja bald nach!“

Natürlich wusste ich das ganz genau, aber ich konnte immer nicht anders als unsere Zuckerpuppe zu ärgern. Die Zornesfalte auf der Stirn stand ihr auf irgendeine Art besonders gut. „Jetzt aber mal zurück zum Thema: Warum macht es einen Unterschied, ob du einen Bikini oder einen BH an hast? Das verdeckt doch das Gleiche!“

Sie sah mich mit hoch gezogener Augenbraue an. „Warum diskutierst du denn jetzt mit mir darüber?“

„Ich diskutier gar nicht! Ich habe dir nur eine Frage gestellt und hab gehofft, dass du vielleicht so gütig bist und mir darauf eine Antwort geben könntest.“ Gott, manchmal nervte sie mich wirklich!

Sie blinzelte einmal, dann noch einmal und holte tief Luft. „Also“, begann sie, „BHs und Bikinis sind was ganz anderes.“ Sie stockte. „BHs sehen andere Menschen normalerweise nur in ganz bestimmten Situationen… und für solche Situationen kauft man auch die besonders Guten und die soll halt sonst keiner sehen.“

„Aha.“ Klang nur so semi-einleuchtend, aber es war immerhin irgendeine Antwort. Ich wollte heute mal nicht so sein und gab mich damit zufrieden.

„Hätten wir das jetzt geklärt?“ Bei dem giftigen Blick, mit dem sie mich immer noch bedachte, wollte ich gar nicht widersprechen.

„Ja, ja…“

„Gut, dann komm nächstes Mal nicht mehr ins Zimmer ohne vorher mal zu klopfen!“, sagte sie in einem beeindruckenden Befehlston zu mir und drehte sich um, um das Zimmer zu verlassen. Doch eine Sache musste ich noch sagen und ging schon mal vorher vorsichtshalber vor fliegenden Kissen in Deckung.

„Na ja, wie auch immer, ob BH oder Bikini, ich werde dich ja bald in dieser bestimmten Situation ohne das Eine oder das Andere sehen…“

6. Er und Du

Du kannst nicht genau in Worte fassen, was er für dich bedeutet.

Du weißt, dass du ihn gerne hast, aber wie sehr, das vermagst du gar nicht genauer zu definieren.

Du verbringst gerne Zeit mit ihm, aber du tust es nur selten. Auf irgendeine Art und Weise seid ihr Freunde, aber nicht so tief verbunden, dass ihr euch gegenseitig anrufen würdet, um ein gemeinsames Treffen zu vereinbaren. Aber ihr habt den gleichen Freundeskreis, so dass ihr euch regelmäßig seht.

Und ihr kommt gut miteinander klar.

Das ist alles, was du genau sagen kannst.

Alles was darüber hinaus geht, findest du schwierig zu definieren.

Du weißt, dass dir immer auffällt, ob er da ist oder nicht und dass du dich unwillkürlich fragst, wo er denn wohl sein möge, wenn er fehlt. Aber diese Frage kommt dir nicht über die Lippen, weil du nicht willst, dass es irgendwem auffällt, dass sie dir durch den Kopf schwirrt.

Wenn ihr euch trefft oder nebeneinander sitzt, dann unterhaltet ihr euch immer, irgendein Thema, sollte es auch noch so merkwürdig oder absurd sein, findet ihr immer, nie gehen euch die Worte aus, auch wenn es manchmal belanglos zu sein scheint.

Aber für dich ist es das nie.

Seine Worte haften in deinem Gedächtnis und lassen sich von dort nicht mehr vertreiben. Sie sind auf irgendeine Weise wichtig für dich, weil du ihn kennen lernen willst und das obwohl ihr euch schon relativ lange kennt.

Es ist anders, als wenn du dich mit deinem besten Freund unterhältst. Ihr kennt euch schon ewig und wisst genau, wie die einzelnen Worte gemeint sind. Oft wurde euch schon unterstellt, dass ihr mehr seid als nur Freunde, aber das stimmt nicht. Auch wenn es für Außenstehende so wirken mag, wenn ihr euch mal wieder einen Stuhl teilt, du an ihn gelehnt einschläfst oder ihr Gespräche führt, die sich so anhören, als wärt ihr ein Paar, so ist es doch nicht so. Ihr seid euch sehr nahe, du vertraust ihm mehr als den meisten anderen Personen, aber für euch stand eine Beziehung niemals zu Debatte.

Aber mit ihm ist das anders.

Wenn man dich fragen würde, ob du dir vorstellen könntest, mit ihm zusammen zu sein, müsste deine ehrliche Antwort „Ja“ lauten.

Doch würde dir wirklich jemand diese Frage stellen, dann würdest du höchstwahrscheinlich mit einer verwunderten und sarkastischen Aussage antworten. Vielleicht würdest du sogar tatsächlich „Ja“ sagen, aber auf eine Art und Weise, dass dein Gegenüber denken lassen würde, dass du es nicht ernst meinst.

Aber du würdest es ernst meinen.

Er bedeutet dir einiges, aber du weißt nicht, was er fühlt und deshalb würden dir Worte der über Freundschaft hinaus gehenden Zuneigung auch nie über die Lippen kommen.

Er ist so ein fantastischer Mensch und du hast das Gefühl, dass er so viel besser ist als du selbst. Manchmal fragst du dich, ob eine solche Person wie er überhaupt existieren kann.

Er ist intelligent, sieht gut aus und ist dann auch noch nett und freundlich.

Vielleicht passen auch einige dieser Attribute auf dich, zumindest für andere, aber du selbst würdest dich natürlich niemals so sehen.

Und, was für dich noch viel wichtiger ist, er akzeptiert dich so wie du bist. Oft wurde dir schon erklärt, dass du schwierig bist, doch er hat sich nicht einmal von dir abgewendet oder die Augen verdreht, sondern immer freundlich reagiert.

Er ist für dich einfach so nahe an der Perfektion, dass es dir manchmal Angst macht – vor allem all die kleinen Fehler und Macken, die du bei ihm erkennst und die anderen stören mögen, ergänzen für dich das Bild von ihm zu einem fantastischen Mosaik.

Man könnte fast sagen, dass er so etwas wie dein Traummann ist und das obwohl, hätte dich irgendwie jemand gefragt, wie der perfekte Mann für dich ausgesehen hätte, eine ganz andere Person entstanden wäre.

Er ist zwar ganz anders als dieser gezeichnete Traummann und dennoch ist er der gleiche.

Du weißt, dass er wichtig für dich ist, aber du weißt nicht, ob du wichtig für ihn bist.

Ihr habt abends schon lange beieinander gestanden und konntet euch von eurem Gespräch nicht los reißen, obwohl ihr beide gefroren habt. Ihr habt gemeinsam Partys gefeiert und seid gemeinsam gegangen, lange nachdem alle anderen eurer Freunde den Weg nach Hause auf sich genommen haben.

Doch das alles kann dich nicht dazu bewegen, ihm offen zu sagen, was du fühlst.

Du hast so viel Angst verletzt zu werden.

Und deshalb willst du gar nicht wahrhaben, was du für ihn fühlst, dass er der wichtigste Mensch auf der Welt für dich ist, dass du Liebe für ihn empfindest.

Aber diese Worte werden dir nie über die Lippen kommen, weil du eure Freundschaft nicht aufs Spiel setzen willst.

Und außerdem willst du nicht riskieren all das zu verlieren, was du hast. Du willst den Menschen nicht verletzen, der für dich all diese Gefühle hegt, neben dem du abends einschläfst, der alles für dich tut. Denn auch du tust alles für ihn, auch wenn du ihn immer wieder belügst, wenn du ihm sagst, dass du ihn liebst.

Dein Herz gehört jemand anderem.

10. Rotes Fleisch

Ihre Hand stößt nach vorne und das Messer, was sie in der Hand hält, dringt in das Fleisch des vor ihr liegenden Körpers ein. Roter Lebenssaft tritt aus den Kanten des Schnittes hervor und benässt den Boden. Langsam und genüsslich zieht sie das Messer wieder heraus und einige rote Tropfen fallen hinunter in die Lache, die sich schon gebildet hat. Die Klinge ist benetzt von der Flüssigkeit, als sie noch ein weiteres Mal zu sticht.

Er steht neben ihr und schaut ihr mit aufgerissenen Augen zu, wie sie immer und immer wieder das Messer nach unten zu ihrem Opfer gleiten lässt, mehr und mehr Schnitte setzt, der Untergrund röter und röter wird. Erbarmungslos und kalt führt sie das Messer weiter. Selten hat er sie mit so einer Präzision agieren sehen.

„Ist das richtig, was wir hier tun?“, fragt er und blickt sie nervös an. Eigentlich weiß er, dass sie weiß, was sie tut. Oft genug haben sie es durch gesprochen, überlegt, wie sie diese Mission am besten angehen sollten. Aber nun da er hier neben ihr steht und sieht, was sie macht, kommt es ihm auf einmal nicht mehr richtig vor, hat er Angst, dass sie gerade einen Fehler machen.

Sie wendet ihren Kopf langsam von dem eigentlichen Objekt ihrer Aufmerksamkeit ab und sieht ihn ruhig an. „Ja, es ist richtig. Stell es doch nicht jetzt in Frage. Nun ist es sowieso schon zu spät etwas dran zu ändern. Wir haben uns zu dazu entschlossen und nun müssen wir es durchziehen.“

Ein Schauer rinnt ihm den Rücken hinab wegen ihrer Eiseskälte. Doch sie hat Recht und das weiß er auch. Sie haben beschlossen, das gemeinsam durchzuziehen. Für einen Rückzieher ist es ohnehin schon zu spät, das beweist die rote Lache, die tiefen Schnitte im Fleisch und die fortgeschrittene Abendstunde.

„Und jetzt nimm dir die Eier, Schatz, und trenn sie. Der Eischnee für das Dessert macht sich schließlich nicht von alleine und wir wollen doch, dass deinen Eltern unser Abendessen heute gefällt, sonst würden wir doch keinen Rinderbraten machen.“

21. Tropfen

Tropf, tropf.

Apathisch starrte sie auf die Tropfen, die stetig von der Schwerkraft angezogen herunter fielen und in dem großen See landeten.

Tropf, tropf.

Wann würde dieses Tropfen endlich aufhören? Es nervte sie!

Tropf, tropf.

Wenn dieses Tropfen nicht bald endete, dann würde sie wahrscheinlich irgendetwas durch die Gegend schmeißen. Nur was, das wusste sie noch nicht.

Tropf, tropf.

Apathisch war ihr Blick, als sie die Tropfen betrachtete, wie sie herunter fielen und sich dann mit der Flüssigkeit vermischten, die bereits in dem Gefäß war. Sie planschten herunter und lösten Wellen aus, die sich darum in einem Kreis ausbreiteten und den See wie ein Meer wirken ließen, das vom Sturm aufgewirbelt auf und ab schwappte.

Tropf, tropf.

Sie wollte, dass es endlich aufhörte, wollte dass dieses Tropfen endlich stoppte. Es hallte so fürchterlich in ihrem Kopf wider und trieb sie in den Wahnsinn. Sie schloss die Augen und wendete den Kopf ab. Wenn sie es nicht mehr hören müsste, wenn sie doch bloß gehen könnte! Aber sie wurde wie magisch an diesem Ort festgehalten.

Tropf, tr…

Sie drehte ihren Kopf und starrte auf die Stelle, von der vorher die Tropfen gefallen waren.

Fertig, aus.

Es tropfte nicht mehr.

Endlich Ruhe.

Sie rannte hinüber und zerrte das Gefäß hervor und schüttete die Flüssigkeit in eine Tasse. Mit einem hypnotischen Blick griff sie diese, führte sie an ihre Lippen und kippte sie langsam.

Die Flüssigkeit bahnte sich ihren Weg und floss in ihren Mund, benetzte ihre Lippen, ihren Gaumen, ihre Zunge.

Es war unbeschreiblich, mit jedem Schluck erwachten ihre Lebensgeister und sie wurde langsam wieder zu einem normalen Menschen.

Wie sie den Kaffee jeden Morgen brauchte.

Und wie sie ihre Kaffeemaschine hasste, weil sie so langsam war.

33. Der Ball

Ein roter Ball ist zu sehen.

Er ist groß und rund und scheint mein Blickfeld auszufüllen. Er scheint gleichzeitig nah und fern zu sein.

Ich will zu dem Ball hin, ich will ihn haben, hochheben, in der Hand halten.

Also gehe ich los und laufe und laufe, doch der Ball kommt nicht näher, im Gegenteil, ist es als ob er immer noch etwas weiter wegrückt. Es scheint, als befände er sich in der Nähe des Horizonts.

Aber wenn ich ihn so schon groß sehe und er beim Horizont ist, wie groß ist er dann in Wirklichkeit?

Ich muss es herausfinden und laufe weiter und weiter.

Doch wie viele Schritte ich auch gehe, der Ball ist immer genauso groß und nimmt nicht an Größe zu, wie er es doch eigentlich müsste, da ich näher zu ihm gelange.

Ob es dort hinten jemanden gibt, der mir sagen könnte, wie groß der Ball ist?

Ich konnte es herausfinden, ein Telefonbuch nehmen und irgendjemanden dort hinten anrufen.

Aber wo ist denn überhaupt dort hinten?

Ich denke nicht, dass ich im Telefonbuch das Städtchen oder Dörfchen „In der Nähe des Horizonts“ finden wurde.

Und selbst wenn, vielleicht würde man dort gar nicht abschätzen können, wie groß der Ball ist.

Oder vielleicht ist der Ball ja auch gar nicht dort, wo ich glaube ihn zu sehen. Vielleicht ist er ganz wo anders.

Also muss ich weitergehen und nachsehen wie groß der Ball ist. Doch es ist zu mühsam, weil ich ihm nicht näher komme.

Ob es wohl jemanden gibt, der dem Ball einen Schubs geben könnte, so dass er auf mich zu rollt, so dass ich nicht zu ihm gehen müsste, sondern er zu mir kommt.

Wie gut das wäre.

Ich sehe mich um, aber hier ist niemand, der genauso von dem Ball fasziniert zu sein scheint wie ich. Die meisten sehen nur kurz auf und senken ihren Blick wieder.

Also gehe ich weiter, immer weiter zu der roten Kugel.

Doch was passiert dort? Was passiert mit dem Ball?

Der Horizont zerschneidet ihn. Eine Stelle unten fehlt schon.

Aber nein, das kann doch nicht wirklich passieren, der schöne Ball darf nicht kaputt gehen.

Ich muss das aufhalten. Ich renne los, muss zu dem Ball und seine Zerstörung aufhalten.

Ich renne und renne, die Luft sticht in meinen Lungen, aber ich erreiche nichts.

Der Ball verschwindet nur weiter und weiter hinter dem Horizont.

Ich spüre, wie Tränen beginnen über meine Wangen zu laufen. Der Ball darf nicht verschwinden. Er ist so groß, so rot, so strahlend, so schön.

Seitenstechen zwingen mich zum stoppen, ich kann nicht mehr weiterlaufen.

Verzweifelt sinke ich auf den Boden und beobachte wie der Ball komplett verschwindet.

Langsam aber stetig wird es dunkler um mich herum, nein, nicht schon wieder, nicht schon wieder die Dunkelheit. Ich kann sie nicht ertragen…
 

Die Sonne ist unter gegangen, eine neue Nacht bricht an…

…und ich merke wieder, wie sehr ich das Licht brauche, damit meine Dämonen mich in Ruhe lassen.

34. Kaugummi (Drabble)

Suchend steht der alte Mann vor dem Stand. Schnell huschen seine Augen von links nach rechts, immer wachsam ob es etwas gibt, das ihn interessiert.

Das dort, es scheint interessant zu sein. Er starrt es genauer an.

Erdbeerengeschmack.

Endlich kann er sich aufraffen es in die Hand zu nehmen und schaut fragend drauf. „Was ist das hier? Kaugummis?“

Amüsiert wird er angesehen und die Antwort folgt sofort: „Also Gummis sind das schon, aber keine zum kauen.“

Ein Moment der verwirrten Stille, der mit einem breiten Grinsen aufgelöst wird: „Das sind Kondome, wollen Sie welche?“

Er dreht sich um und geht.
 

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So tatsächlich geschehen neulich auf einer wunderbaren Wahlveranstaltung - hat mich herrlich amüsiert dieses Gespräch, als ich es gehört habe :D

36. Weiße Farbklekse

„Du stinkst nach Farbe.“

Ich sehe die junge Frau mir gegenüber an, die mir soeben diese Antwort gegeben hat. „Das ist ja auch kein Wunder – ich habe den ganzen Tag damit verbracht, die Wohnung eines Kumpels zu streichen.“

„So riechst du auch. Ganz zu schweigen davon, dass du total vollgekleckert bist“, folgt die Erwiderung auf dem Fuße, während ihre Augen an mir auf und ab wandern und die vielen weißen Farbkleckse auf meiner Kleidung begutachten.

„Und deshalb sitzt du jetzt also nicht neben mir“, stelle ich halb fragend fest. Sie zuckt mit den Schultern und sagt erst einmal nichts. Damit hatte unsere „Unterhaltung“ nämlich angefangen. Sie war in den Zug gestiegen und zielstrebig auf die zwei freien Plätze in meiner Nähe zugelaufen, um zunächst auf den Platz neben mir zuzusteuern. Dann jedoch änderte sie plötzlich die Richtung, schlängelte sich geschwind an dem Sitz neben mir vorbei und nahm mir gegenüber Platz.

„Warum interessiert es dich überhaupt, warum ich nicht neben dir sitze?“, setzt sie das Gespräch fort. „Kann dir doch total egal sein.“ Ihre grünen Augen bohren sich in meine und sie zieht ihre Augenbraue hoch.

Und dabei sieht sie einfach nur unverschämt gut aus. Das ist auch genau der Grund, warum ich gerne gewollt hätte, dass sie den Platz neben mir gewählt hätte. Das ist fürs Flirten einfach viel angenehmer. Allerdings hat sich ihre Platzwahl so gut als Gesprächseinstieg geeignet.

„Mich hat nur interessiert, warum ich anscheinend so abschreckend wirke, dass du nicht neben mir sitzen wolltest.“

Sie zuckt lässig mit den Schultern und ihre hellbraunen Haare glänzen dabei in dem künstlichen Licht des Zuges. „Ich kann den Gestank von Farbe nicht ab. So einfach ist das.“

„Ah ja.“ Ich grinse sie an.

„Jep.“ Sie nickt und schweigt dann für einen kleinen Augenblick. „Sag mal… wenn ich neben dir gesessen hätte, hätte das irgendeinen Unterschied gemacht?“

„Vielleicht… vielleicht auch nicht. Das werden wir nun nie erfahren.“ Versuche ich ihr philosophisch zu antworten.

„In irgendeinem Paralleluniversum habe ich mich wahrscheinlich neben dich gesetzt“, beginnt sie daraufhin, „war dann total vom Farbgestank genervt, bin dann aufgestanden und weggegangen und du warst furchtbar verletzt.“

Ich sehe sie perplex an, mit einer solchen Aussage habe ich wahrlich nicht gerechnet. „Paralleluniversum?“

„Genau.“ Sie grinst schon wieder.

„Klingt plausibel.“

Ihr Grinsen wandelt sich in ein leichtes Lächeln und sie fängt an in ihrer Tasche zu kramen. „Ich weiß.“

„Hast du noch mehr über Paralleluniversen zu sagen?“

„Eigentlich nicht.“ Sie holt einen Zettel aus ihrer Tasche und schreibt irgendwas hinauf. „Aber weißt du, hätte ich mich neben dich gesetzt, hättest du niemals diesen wunderbaren Gesprächsaushänger mit der Sitzplatzwahl gehabt.“

Ich grinse leicht, weil sie das Gleiche gedacht hat wie ich, gerade so, als ob sie meinen Gedankengang gelesen hätte. „Da hast du recht.“

Wir schweigen für einige Momente, bis ich eine weitere Frage stelle: „Wo wohnst du eigentlich?“

Es stellt sich heraus, dass sie nur zwei Stationen vor meiner aussteigen muss und das bedeutet auch, dass sie gleich den Zug verlassen wird.

Und kaum habe ich diesen Gedanken gedacht, so fahren wir prompt in den Bahnhof ein und sie steht auf. Ich versuche verzweifelt in meinem Kopf einen Weg zu finden, sie nach ihrer Telefonnummer zu fragen, ohne dabei total plump zu wirken.

Sie lächelt, als sie auf ihrem Weg zur Tür neben mir stehen bleibt und sich mir noch einmal zuwendet.

„Weißt du“, sagt sie, während sie mir den Zettel, den sie vorhin geschrieben hat, in die Hand zu drückt, „vielleicht hab ich mich auch nicht neben dich gesetzt, weil man Leute viel besser aus dem Augenwinkel anschauen kann, wenn man nicht neben ihnen sondern ihnen gegenüber sitzt.“

Damit ist sie verschwunden und ich sitze positiv überrascht mit dem Zettel in der Hand da.

Ich werde anrufen, Cara, da kannst du dir sicher sein.

47. Kontaktanzeigen (Drabble)

‚35, männlich, sportlich, attraktiv. Aha. Wohl eher seit sieben Jahren 35, mit der Figur eines Gewichthebers – obwohl das auch Sport ist. Und durchschnittlich aussehend. Bloß bei dem Adjektiv männlich hat er nicht gelogen.‘

Sie starrte ihr Gegenüber abschätzig an.

‚Bei Anfang 30, weiblich, schlank und schön hätte ich mir etwas anderes vorgestellt. Vollschlank oder voll nicht schlank trifft es eher. Und 30 ist doch sicherlich nicht 40?‘

Er starrte mürrisch zurück.

So saßen sie sich gegenüber: m35, sportlich, attraktiv und w30, schlank, schön, waren ob der Ansicht enttäuscht und fragten sich: ‚Warum verschleiern Kontaktanzeigenschreiber die Realität?‘

Beide waren dessen schuldig.

56. Erkenntnis (Gedicht)


 

Erkenntnis

Meine Gefühle,

meine Liebe

Dir gegenüber,

alles falsch,

alles gelogen.

Mein Leben,

eine Lüge,

zurechtgeschnitten

von einem Menschen,

von Dir.

Ich habe Dich

nie geliebt,

hätte es niemals,

konnte es nicht.

Weil Du Liebe wolltest,

täuschte ich sie vor.

Ich war Deine Puppe.

Du zogst die Fäden,

ich reagierte;

handelte so

wie Du wolltest.

Ich habe

eine Rolle gespielt

wie in einem Film.

Ich beherrschte

sie perfekt.

Du hast sie

mir aufgedrängt.

Ich konnte mich

nicht wehren.

Doch nun ist

Schluss.

Mit diesem Akt

endet die Lüge.

Für immer.


 

58. Angst (Gedicht)


 

Angst
 

Lähmende Angst,

Alles ausfüllend.

Kontrollverlust.

Gedankenblockade.
 

Vernunft vergangen.

Wahnsinn wartet.

Rationalität röchelt.

Verrücktheit verführt.
 

Spinnweben aus Angst,

das Gehirn verkorkend,

sind unzerreißbar,

bin gefangen.
 

Muss kämpfen,

kann nicht.

Brauche Hilfe,

wo ist sie?
 

Willst helfen,

kannst nicht,

verstehst nicht,

willst Erklärungen.
 

"Geh weg!"

Bewegst dich nicht.

"Verschwinde!"

Kommst zu mir.
 

Kann Nähe nicht ertragen,

sie betäubt mich,

Nebel in Gedanken.

Ohnmacht.
 

Kein Verständnis,

keine Akzeptanz,

nur Drücken,

Drängen.
 

"Was? Warum?

Angst? Wie?"

Deine Fragen

In meinem Kopf.
 

Stille.

Keine Antwort.

Wut.

Mehr Fragen.
 

Bitten und Flehen.

Kein Verständnis.

Liebe?

Nein. Nicht mehr.
 

Ich antworte.

Du bist geschockt.

Verständnislosigkeit.

Verständlich.
 

Angst im Kopf.

Angst überall.

Nur ein Grund.

Du.


 

60. Schneewittchen

Langsam rühre ich noch einmal meinen Kaffee um, blicke auf den Wirbelsturm den ich erzeugt habe, bevor ich aufblicke und zu der Person hinüber schaue, die am anderen Tisch sitzt. Es ist eine junge Frau Mitte zwanzig. Sie ist auffallend hübsch, auch wenn ihr etwas weniger Make-up vielleicht gut getan hätte. Ihre hellbraunen Haare glitzern in der Sonne, goldene Reflexionen lassen sie schimmern. Auf ihren Lippen trägt sie rosafarbenen Lippenstift, die Augen sind mit Cajal und Wimperntusche so betont, dass sie größer wirken. Sie weißt genau, wie sie diese Akzente setzen muss, damit die Leute die Köpfe wenden, um sie zu bewundern.

Genauso wie ich, der ich immer wieder über meinen Kaffee hinüber zu ihr schiele und sehe wie sie eine Gabel mit Salat zu ihren Lippen führt, diese darum schließt und genüsslich die grünen Blätter verschlingt.

Wenn ich mir nur vorstelle, was sie alles mit diesen Lippen machen kann… Schauer laufen mir dabei über den Rücken und ich schließe für einen Moment die Augen. Frauen wie sie sind für Männer wie mich immer eine Versuchung.

Ich kenne sie gut – ihr Name ist Annabell.

Ich würde sie überall erkennen, in riesigen Menschenmassen würde ich sie finden, unter Tausenden in einer Millisekunde identifizieren. Immer habe ich ein Auge auf sie und passe auf sie auf, damit ihr nichts passiert. So viel Schreckliches kann in dieser Welt passieren, da braucht eine so hübsche Frau wie sie einen Aufpasser.

Ich wende meine Augen für einen kurzen Moment von ihr ab und erblicke die Zeitung, die der Mann neben mir liest: „Immer noch keine Spur vom Schneewittchen-Mörder!“

Es gruselt mir, wenn ich an die Nachrichten denke, die über diesen Serienmörder im Umlauf sind. Vier Frauen sind nun schon durch seine Hand gestorben. Er setzt seinen Opfern schwarze Perücken auf, tunkt sie in Kreide, so dass sie weiß aussehen und schlitzt ihnen die Lippen auf, damit diese blutrot wirken.

Schwarz wie Ebenholz, weiß wie Schnee, rot wie Blut.

Deshalb wird er von den Medien nur Schneewittchen-Mörder genannt. All seine Opfer waren auffallend hübsch.

So wie Annabell

Sie kannte die anderen Opfer und deshalb muss ich sie beschützen, deshalb wurde ich für diese Aufgabe ausgewählt.

Ich könnte mir nicht vorstellen, wie ich reagieren würde, wenn ich hören würde, dass sie eines seiner Opfer ist, dass ich in meinen Job versagt habe.

Ich darf nicht versagen.

Ich will sie nicht verlieren.

Ich will nicht schon wieder eine Frau verlieren, die ich hätte beschützen müssen…

Ich erinnere mich an meine Schulzeit, als ich mein Schneewittchen nicht beschützen konnte, meine Freundin, die Liebe meines Lebens und ich konnte sie nicht retten.

Mira.

Wir haben Schneewittchen in der Theater-AG aufgeführt und sie hat die Hauptrolle bekommen, die Hauptrolle, die unsere Schulkönigen Jessica so gerne haben wollte. Es folgten Zickereien, die Verbreitung von Gerüchten, unendlicher Druck. Sie hat es nur schwer verkraftet und dann eines tragischen Abends, traf sie auf Jessica und ihre Freundinnen aus ihrer Sechser-Clique, an deren Name ich mich grad nicht erinnere. Ein Streit entbrannte, es wurde geschuppst und gedrängelt.

Und keiner sah das Auto kommen.

So wurde Mira mir genommen und ich darf nicht zu lassen, dass mit Annabell das Gleiche passiert.

Sie bezahlt und steht auf und ich tue dasselbe und folge ihr unauffällig. Sie darf mich nicht sehen, ich bin ihr geheimer Beschützer und so soll es auch bleiben. Wenn sie wüsste, dass ich hier bin, dann würde sie sich vielleicht auffällig verhalten, dann würde es vielleicht nicht möglich sein, dass der Schneewittchen-Mörder kommt, um sie auch noch zu nehmen, was eine Möglichkeit wäre ihn zu schnappen.

Mit federnden Schritten läuft sie die Straße hinab und zieht die Blicke vieler Männer auf sich, die bewundernd an ihrer Figur auf und ab gleiten.

Sie biegt in eine kleine Gasse ein, in der sonst keine Menschenseele unterwegs ist – nur wir beide sind hier. Warum tut sie so etwas? Hat sie noch nie Filme gesehen? So oft werden in solchen Gassen Frauen entführt, angegriffen, vergewaltigt. Hat sie die Zeitung nicht gelesen? Weiß sie nicht was los ist?

Aber ich bin hier, ich werde sie beschützen, ich werde nicht zu lassen, dass ihr etwas passiert.

Ich beschleunige meine Schritte leicht und komme ihr immer näher. Sie bemerkt mich nicht, aber ich weiß, dass sie mir dankbar sein wird, dass ich hier bin, dass ich auf sie aufpasse.

„Was…?“, höre ich sie sagen.

„Hab keine Angst…“, murmele ich und schließe meine Augen.

Als ich sie wieder öffne, liegt Annabell in einer Badewanne vor mir. Ihre toten Augen starren mich an. Ein glatter Schnitt geht durch ihre Kehle. Blut tropft von einer silbernen Klinge, die auf einem Hocker neben mir liegt, auf den Boden in eine riesige Lache der roten Flüssigkeit und vermischt sich damit. Kreide, die den Boden bedeckt, ist mit roten Blutspritzern besudelt. Ich habe die Kreide aus Versehen dort verteilt, als ich Annabell damit eingedeckt habe. Liebevoll nehme ich die schwarze Perücke, setze ihr diese auf den Kopf und streiche ihr vorsichtig die Haare zu Recht. Wie hübsch sie schon aussieht.

Nur eine kleine Sache fehlt noch…

Ich nehme das Messer wieder an mich und lasse es vorsichtig über ihre Lippen gleiten. Diese hübschen vollen Lippen, die so hässliche Worte gesprochen haben, die so verletzen können.

„Für Mira…“, hauche ich.

Ich verstehe nicht, dass Annabell so unvorsichtig war, ihre Freundinnen von damals Emilia, Christabel, Paula und Anastacia waren die anderen Opfer des Schneewittchen-Mörders. Nur Jessica fehlt noch auf seiner Liste.

Ich werde dafür sorgen, dass sie den Auftritt als Schneewittchen bekommt, nach dem sie sich damals so gesehnt hat, sie wird mein Meisterstück werden. Ich werde ihr die große Bühne bereiten, die sie damals haben wollte, sie wird den vergifteten Apfel bekommen – es wird perfekt werden.

Ich lächele in mich hinein.

Manchmal vergesse ich, dass ich der Schneewittchen-Mörder bin…

…und wie wundervoll es ist.

61. Das Richtige

Sie sah ihn an, wie er vor ihr saß, so schön, mit einem so liebevollen Blick, so perfekt. Wie konnte es einen Menschen wie ihn nur geben, jemanden der eigentlich keine Fehler besaß?

Ihr wurde das Herz schwer, wie konnte sie sagen, was sie zu sagen hatte? Sie hätte alles für ihn aufgegeben, sie hatte schon einiges für ihn weggeworfen, was ihr viel bedeutete. Doch es musste sein, es war das Richtige.

Sie konnte noch immer nicht fassen, dass sie überhaupt jemals in diese Situation gekommen war. Hätte es ihr zu Anfang jemand gesagt, hätte sie wohl schallend los gelacht. Es klang einfach lächerlich, es war so surreal.

In dem ersten Moment als sie ihn gesehen hätte, verdoppelte sich ihr Herzschlag, musste sie sich zusammenreißen, ihn nicht bewundernd anzustarren. Vom ersten Moment an hatte sie eine Anziehung gespürt, die sie noch nie zuvor empfunden hatte.

Mit einem Lächeln dankte sie ihm für das Gespräch und entschied sich dann dagegen für ihn zu arbeiten, nahm das Angebot einer anderen Abteilung an. Wie hätte sie mit ihm zusammen arbeiten können, wenn sie immer Herzrasen bekommen hätte, ihre Hände schwitzig geworden wären und sie sich zusammen reißen musste, keine unangebrachten Gedanken zu haben.

Er hatte ihr ihre Entscheidung übel genommen, ignorierte sie, wann immer sie ihm entgegen kam, wandte gar seinen Blick in Geringschätzung ab. Aber sie konnte es ihm nicht verdenken, sie hatte sich immerhin gegen ihn entschieden, hatte andere ihm vorgezogen – Menschen mochten es nicht, wenn man sie nicht wählte. Dennoch tat es weh von ihm nie mit einem auch nur halbwegs netten Blick bedacht zu werden, von ihm wie Luft behandelt zu werden. Vor allem weil ihr Herz weiterhin bei seinem Anblick Saltos schlug.

Und das hätte das Ende der Geschichte sein können.

Hätte es wahrscheinlich auch sein sollen.

Doch dann kam alles anders.

Seine Mitarbeiterin wurde krank, ein Ersatz wurde dringend gebraucht und sie wurde gefragt, ob sie nicht spontan einspringen konnte. Sie hatte Zeit, sie hatte die Fähigkeiten, doch konnte sie wirklich, konnte sie wirklich ständig mit klopfendem Herzen mit ihm zusammen arbeiten? Aber es gab keine Möglichkeit ‚Nein‘ zu sagen. Wie hätte sie ihre Wahl begründen sollen, ohne dass sie komplett lächerlich klang, ohne dass sie den Respekt ihrer Kollegen verlor?

Und so arbeitete sie schließlich doch für ihn. Genau das waren auch seine ersten Worte an sie gewesen. Sie entgegnete nichts. Sie wusste es nur zu genau. Sie wusste, dass sie irgendwie ihre närrische Verliebtheit für ihn überwinden musste, dass sie sich zusammenreißen musste, wenn sie ihn ansah, wenn sie mit ihm sprach. Er war ihr Vorgesetzter.

Anfangs schien ihr das auch zu gelingen. Sie schaffte es, ihn nicht ständig aus den Augenwinkeln anzustarren, sie errötete nicht mehr jedes Mal, wenn er mit ihr sprach, sie brachte ihren Herzschlag und ihre Atmung unter Kontrolle und mit der Zeit stellte es sich heraus, dass sie beide gut zusammen arbeiteten, produktive Treffen hatten und so langsam lernten sie sich kennen.

Sie hoffte, dass sie ihn irgendwann weniger anziehend finden würde, sobald sie andere Seiten an ihm kennen lernte, die nicht so perfekt wirkten.

Sie hoffte vergebens.

Die Anziehung wurde nicht weniger, im Gegenteil, sie schien immer weiter zu wachsen und damit gar nicht mehr aufhören zu wollen.

Doch alles war in Ordnung, alles lief seinen gewohnten Gang, er war ihr Chef und sie seine Mitarbeiterin und nicht mehr. Bis zu diesem einen Tag, als sie gemeinsam zu einer Konferenz fuhren. Nichts hätte passieren sollen. Der Alkohol allerdings hatte andere Pläne.

Als sie am nächsten Morgen in seinem Bett aufwachte, wusste sie nicht, was sie tun sollte. Es war einfach falsch.

Und doch fühlte es sich so richtig an.

„Letzte Nacht ist niemals passiert“, sagte sie. Er nickte. Doch was auch immer sie sagten, die Nacht war passiert und sie musste sich eingestehen, dass die Anziehungskraft so groß war wie am ersten Tag. Sie erkannte jedoch auch, dass es eine gewisse Verlockung wohl nicht nur auf ihrer Seite gab sondern auch auf der seinen. So gab es noch viele Nächte, die niemals geschehen waren.

Bis sie eines Tages aufwachte und wusste, dass sie so nicht weiter machen konnte. Sie konnte ihren Verlobten nicht weiter betrügen.

Und so verließ sie ihn.

Endlich war sie nicht mehr diejenige, die jemanden betrog. Endlich hatte sie sich von dieser Bürde befreit. Sie wechselte die Abteilung, so dass sie nicht mehr mit ihm zusammen arbeiten musste, so dass sie ihn nicht ständig sehen musste.

Sie sah ihn jedoch noch einmal. Sie blickte ihn an, wie er vor ihr saß, so unglaublich schön, so verdammt perfekt. Wie konnte es aussprechen? Die Worte lagen unendlich schwer in ihrem Mund und wollten eigentlich gar nicht heraus kommen. Sie starrte auf ihre Hände, starrte auf die Stelle, an der sie so lange ihren Verlobungsring getragen hatte.

„Ich verlasse dich, wir müssen unsere Affäre beenden. Du musst deine Ehe retten. Für deine Kinder.“

Es war das Richtige.

Für ihn.

Für sie.

Redete sie sich ein.

Auch wenn sie ihn über alles liebte.

Auch wenn es sie falsch anfühlte.

Es war vorbei.

62. Erinnerungen an damals

Langsam beuge ich mich vor und hebe das Bild auf, welches auf dem Boden vor mir liegt. Es ist ein Bild von mir und meinem Vater damals als wir auf Rügen waren, als ich elf Jahre alt war und wir im Strandkorb gefaulenzt und wie wild Mau-Mau gespielt haben. Meine Schwester und mein Bruder haben ab und zu auch mitgespielt, aber oft waren sie damit beschäftigt im Wasser zu toben und unsere Mutter in den Wahnsinn zu treiben.

Ich kann fast immer noch ihre Stimme hören wie sie ruft, dass wir nicht so weit heraus schwimmen sollen, weil sie keine Lust habe ins Wasser zu rennen und uns zu retten.

Fast vierzig Jahre ist das jetzt her und wenn ich dieses Bild so anschaue kommen so viele gute Erinnerungen an meine Kindheit hoch, damals als das Leben noch einfach und unbeschwert war.

Jetzt bin ich verheiratet, habe selbst Kinder. Meine Älteste hat ihre Koffer gepackt und ist zum Studium nach England gegangen. Jetzt hören wir einmal die Woche etwas von ihr, wenn wir zusammen vor Skype sitzen und sie davon berichtet, was sie alles so erlebt hat. Unsere Erlebnisse sind meistens weniger spektakulär, arbeiten, Kollegen, Schule, Klassenkameraden, all das ist bei weitem nicht so spannend wie das, was sie erlebt.

Ich schaue etwas wehmütig auf das Foto in meiner Hand. Die Unterseite ist leicht angesengt vom Feuer und vorsichtig puste ich die Asche, die drauf liegt, weg.

Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter und als ich den Kopf wende, sehe ich in das Gesicht meines älteren Bruders.

„Schon enorm, was so ein Feuer anrichten kann.“

Ich nicke nur und schaue dann wieder nach vorne ebenso wie er.

Etwas verloren stehen wir vor dem Ascheberg und den ausgebrannten Gemäuern, die einmal unser zu Hause waren.

Das Feuer hat unser Elternhaus in Asche verwandelt und alles, was es auf seinem Weg gefunden hat gleich mit.

Als ich meine Mutter mit leerem Blick, gesenktem Kopf und gebeugten Schultern einige Meter von uns stehen sehe, fällt erst wirklich auf, dass sie schon fast achtzig Jahre alt ist.

Vorher war mir das gar nicht so recht bewusst. Natürlich habe ich bemerkt, dass die Zeit nicht spurlos an ihr vorüber gegangen sind, dass sie Falten bekommen hat, die Haare langsam grau wurden, sie nicht mehr so recht hören und sehen konnte und für alles etwas länger brauchte, aber nie sah sie so alt und verzweifelt aus.

Nicht einmal, als unser Vater vor einigen Jahren gestorben ist.

Sie habe all die schönen Erinnerungen an die vielen Jahre mit ihm, das helfe, hat sie immer gesagt.

Aber nun, da sie vor der Asche ihrer Existenz steht und all die Erinnerungsstücke verschwunden sind, scheint es schwer, diesen Optimismus und diese Positive aufrecht zu erhalten. Wehmut und Trauer hat uns alle auf eine merkwürdige Art und Weise erfasst, als wir in der Ruine unserer Vergangenheit stehen.

„Schau mal.“ Mein Bruder beugt sich nach vorne und zieht einen der wenigen nicht komplett zerstörten Gegenstände aus dem Schutt hervor. „Erinnerst du dich noch?“

„Ja… natürlich…“ Vorsichtig, als ob es das Zerbrechliste auf der Welt ist, nehme ich den Gegenstand in die Hand.

„Du hast dieses blöde Tröte damals geliebt und ständig einen Lärm damit gemacht und uns alle in den Wahnsinn getrieben!“ Mein Bruder lacht leise bei der Erinnerung daran.

„Oh ja…“ Ich grinse für mich hin. Dann stehen wir wieder einen Moment schweigend da. „Wir kriegen das hin, oder?“

„Natürlich“, sagt mein Bruder und drückt meine Schulter leicht. „Die Versicherung wird wahrscheinlich alles bezahlen und für die Erinnerungen von damals haben wir doch uns und unser fotographisches Gedächtnis.“ Und als ich sein Augenzwinkern sehe, weiß ich, dass alles gut werden wird und dass wir es schaffen werden unsere Mutter aus der Lethargie zu holen.

63. Frau Rindfleisch-Meierhagen

„Guten Tag.“ Eine Frau Mitte dreißig öffnet die Tür.

„Hallo, wie kann ich Ihnen helfen?“, frage ich und lächele sie mit dem höflichsten Lächeln, was ich finden kann, an.

„Ich hätte gerne einen Termin für nächste Woche Mittwoch.“

„Ja, natürlich, wäre Ihnen um 16 Uhr recht? Und wie ist der Name?“

„16 Uhr ist recht und der Name ist Rindfleisch-Meierhagen.“

Meine Hand stockt nach dem ich die ersten drei Buchstaben aufgeschrieben habe und mein Kopf ruckt nach oben. Für den ersten Moment, seit sie durch die Tür gelaufen ist, ist mein Lächeln verschwunden und ich sehe sie etwas irritiert an.

„Wie bitte?“

„Frau Rindfleisch-Meierhagen.“

„Ähm… gut.“

Rindfleisch-Meierhagen.

Wunderhübscher Doppelname.

Ich bewerte die Leute ja eigentlich nicht nach ihren Namen, dafür können die Menschen ja in der Regel nichts, aber Doppelnamen...?

Sicherlich soll es auch halbwegs akzeptable Doppelnamen geben, aber bisher habe ich keinen solchen getroffen. Einige Personen des öffentlichen Lebens mit ihren herrlichen Doppelnamen bilden da keine Ausnahme.

Warum sind die Leute nicht mit einem furchtbaren Nachnamen zufrieden? Warum wollen sie unbedingt noch einen zweiten dazu haben?

Rindfleisch ist doch nun tatsächlich kein Nachname, den man unbedingt behalten will, würde ich sagen und diesen dann noch mit einem wunderbaren Meierhagen zu komplettieren – toll!

Kann man sich nicht für einen Namen entscheiden oder ist das wirklich so schwer?

Das gewisse Leute ihren Nachnamen behalten wollen, ist verständlich, wenn sie sich einen Namen als Politiker, Wissenschaftler oder Star gemacht haben, damit die Leute nicht verwirrt sind und ständig fragen: „Hä? Wer ist das denn? Den Namen habe ich ja noch nie gehört!“

Aber muss es denn ein Doppelname sein? Dann behält einfach jeder seinen eigenen Namen – wunderbar!

Nur weil man verheiratet ist, heißt das nicht, dass man alles teilen muss, auch wenn es ja noch so romantisch sein mag. Viele teilen ihre Konten nicht, in diesen Fällen muss man dann auch den Nachnamen nicht teilen. Er kann ja auch ihren Namen annehmen, warum sollte sie immer seinen haben wollen?

So viele Möglichkeiten und doch wählen einige den Doppelnamen.

Warum?

Das hätte ich auch gerne Frau Rinderfleisch-Meierhagen gefragt, aber ich dachte mir ein freundliches „Bis nächsten Mittwoch dann, Aufwiedersehen!“ sei etwas angebrachter als spontane Kritik an ihrer Namenswahl. Vor allem, da auch meine Mutter immer etwas gereizt reagierte, wenn ich ihr diese Frage stellte.

Warum hatte sie ihr und mir bitte Schulze-Drähmer eingebrockt?

71. Unsichtbar

Kann ein Mensch eigentlich unsichtbar sein?

Oder gibt es Menschen, neben denen andere einfach nicht gesehen werden?

Manchmal glaube ich, dass ich unsichtbar bin, dass mich andere gar nicht wahrnehmen.

Oder vielleicht wollen sie mich auch nicht sehen.

Ich weiß es nicht.

Jeden Morgen grüßen sich meine Mitschüler, es wird sich zu gewunken, Lächeln und Umarmungen werden ausgetauscht und Lachen schallt durch die Gänge.

Nur ich scheine von diesem morgendlichen Ritual ausgeschlossen zu sein.

Wenn ich glaube, dass ein Lächeln und ein Gruß mir zu gelten scheinen, muss ich doch meist feststellen, dass jemand anderes gemeint ist, irgendwer noch hinter mir steht, der angesprochen wurde.

Liegt es daran, dass ich so klein bin? Liegt es daran, dass die Leute einfach nur über mich hinweg schauen?

Aber eigentlich kann es nicht sein.

Sie ist auch nicht viel größer und sie kann nicht einen Schritt durch den Gang machen, ohne dass sie angesprochen und ihr zu gelächelt wird.

Es scheint fast so, als ob die Menschen morgens einige Worte von ihr brauchen würden, damit sie den Tag überstehen können. Jeder giert nach einem bisschen Aufmerksamkeit von ihr.

Manchmal wundert es mich, dass sie ihr nicht die Sachen vom Leibe reißen und mit sich nehmen, um alle ein kleines Stückchen von ihr jeden Tag durch die Gegend tragen zu können.

Sie wird von jedem gesehen und bewundert. Ihr Strahlen erhellt den Gang und jeder möchte in ihrem Schein baden.

Sie ist sichtbar.

Nicht so wie ich.

Ich bin und bleibe unsichtbar.

Sie geht um eine Ecke und verschwindet hinter einer Tür, ihre Bewunderer bleiben stehen und lassen ihr einen Moment der Ruhe.

Ich jedoch folge ihr, will auch einen Moment ihr Strahlen fühlen.

Doch als sich die Tür hinter mir schließt, ist kein Bisschen des Leuchtens zu sehen.

Sie steht über das Waschbecken gebeugt und atmet tief durch. Langsam sieht sie auf und blickt mich an.

„Wie gerne wäre ich so unsichtbar wie du.“

„Was?“, entgegne ich verdattert, weil sie mich so direkt angesprochen hat.

„Ich wäre gerne unsichtbar.“

„Warum?“ Ich verstehe nicht. Wie kann sie sich wünschen, so wie ich zu sein, wenn ich doch so gerne wie sie wäre?

„Du bist frei zu tun, was du willst. Dich nimmt keiner als Vorbild, von dir erwartet keiner etwas. Ein falscher Schritt von mir und jeder weiß es. Bin ich einmal schlecht drauf, will jeder wissen warum, weil man dann etwas zum tratschen hat. Weißt du wie viel einfacher lächeln wird, wenn man weiß, dass man dann seine Ruhe hat?“ Seufzend wendet sie sich ab und atmet noch einmal durch.

Als ich sie dort stehen sehe, diesen Moment der Einsamkeit genießend, bin ich fast froh unsichtbar zu sein. Und außerdem…

…hat sie mich gesehen…

90. Du siehst aus wie…

„Oh, verdammt, was mach ich hier bloß?“

Das fragte er sich allerdings auch. Was machte er hier an einem schönen Samstagvormittag und wartete darauf, was seine beste Freundin dort trieb?

Hier war in diesem Fall die Couch in dem Wohnzimmer des Appartements besagter bester Freundin auf dem er gerade Platz genommen hatte. Wobei gerade auch eine Untertreibung war – mittlerweile saß er seit geschlagenen zehn Minuten hier herum und wartete darauf, dass er langsam darüber aufgeklärt werden würde, was er hier eigentlich machte.

Oder warum sie ihn so panisch angerufen hatte, dass er unbedingt herkommen müsse. Er hatte erwartet, dass ihr Appartement in Flammen oder wenigstens unter Wasser stand, aber beides war augenscheinlich nicht der Fall.

Eine Antwort hatte er allerdings auch nicht bekommen, als er an ihrer Tür geklingelt hatte.

„Oh, da bist du ja endlich!“ Wer auch immer damit gemeint war, dass wusste er nicht, aber er war ebenso von ihr begrüßt worden, nachdem sie die Tür aufgerissen und ihn angestarrt hatte.

Keine fünf Sekunden später hatte sie ihn auf die Couch verfrachtet und ihm ein Glas Wasser vor die Nase gestellt nur um dann mit den Worten „Ich bin gleich wieder da“ zu entschwinden.

Und „gleich“ konnte bei ihr wirklich lange dauern. Merkte er gerade mal wieder am eigenen Leibe.

Was er alles mit diesem Samstagmorgen hätte anfangen können: Er hätte schlafen können – immer sehr wichtig, schließlich brauchte man seinen Schönheitsschlaf -, er hätte zur Maniküre gehen können – ja, gelegentlich musste man dem Schönheitsschlaf nachhelfen, denn leider zeigten sich Fingernägel herzlich unbeeindruckt vom Schlafen – oder er hätte auch versuchen können, noch mal ein Treffen mit diesem niedlichen Typen, den er neulich getroffen hatte, auszumachen. Aber nein, er hockte hier rum und wartete darauf, dass irgendwas passierte.

„Schaaaatz, bist du noch da?“, schallte die Stimme seiner besten Freundin herüber.

„Ja. Noch bin ich da. Könntest du mich jetzt aber bitte mal aufklären?“

Ihr Kopf erschien um die Ecke und sie grinste ihn an. „Ich dachte, dass wärst du schon längst.“

„Haha… ich meine, warum ich eigentlich hier bin. Was ist der große Notfall?“

„Ich brauche deine Meinung. Ich habe später ein wirklich wichtiges Date und da muss ich totschick aussehen.“

„Aha.“

„Ich such dann mal weiter.“ Mit diesen Worten verschwand der Kopf wieder im Ankleidezimmer und er hörte sie weiter rumpeln.

Das war es also, er musste mal wieder als Modeberater herhalten. Warum er dieses Los gezogen hatte, war ihm auch sehr rätselhaft. Anscheinend war sie aus irgendwelchen Gründen der Meinung, dass er total die Ahnung von Mode hatte.

„Ich hab’s gleich.“

„Schöööön.“

Ja, wenn sie es gleich geschafft hätte, dann konnte er vielleicht gleich gehen und noch etwas Vernünftiges mit seinem Samstagvormittag anfangen. Das wäre doch mal etwas Innovatives.

Fünf Minuten später erschien sie um die Ecke und drehte sich einmal im Kreis. „Ta-Da! Hier bin ich!“

Er starrte sie an.

Nach all dem Suchen und dem Zusammenstellen hätte er viel erwartet, doch nicht so etwas. Dieses Outfit war einfach… unbeschreiblich. Er wusste gar nicht, wie er es in Worte fassen sollte.

„Und?“

Er atmete noch einmal tief durch, um sich wieder zusammeln, damit er ihr auch genau sagen konnte, was er dachte.

„Du siehst aus wie… wie… ein überdimensionaler Fruchtspieß.“

91. Vergessen

Sie würde nie vergessen, wie sie ihn das erste Mal traf.

Es waren ein paar schwierige Wochen für sie gewesen, eine Trennung hatte sie hinter sich bringen müssen, die sehr schmerzhaft gewesen war. So viel hatte sie sich von der Beziehung mit diesem Mann erhofft und es stellte sich heraus, dass er nicht die gleichen Vorstellungen hatte wie sie. Viel weinte sie in diesen Tagen und ihren Freunden fiel es schwer sie wieder aufzumuntern, weil es so schmerzte. Sie hatte das Gefühl, dass sie nie wieder glücklich sein, dass ihr Herz auf ewig bluten würde, doch dann tauchte er auf – wie ein Ritter in schimmernder Rüstung, wie der Rettungsschwimmer, der sie vor dem Ertrinken bewahren würde. Er lächelte leicht, als sie sich vorgestellt wurden und er ihre Hand schüttelte.

Sie fand ihn attraktiv, sie meinte, so könne sie sich wohl von der Trennung ablenken, immer heimlich hinüberschielen zu diesem schönen Mann, der er war, ein Balsam für ihre geschundene Gefühlswelt.

Aus diesem Plan wurde jedoch nichts. Die heimlichen Blicke, die es sein sollten, wurden meist bemerkt. Von ihm, der ihr ebenfalls versteckte Blicke zu warf und so trafen sich ihre Blicke immer und immer wieder und aus dem verlegenen Lächeln, welches sie am Anfang teilten und das von einem leichten Erröten ihrer Wangen begleitet wurde, wurde mit der Zeit ein immer offeneres, flirtendes Lächeln. Sie liebte es, wie seine blauen Augen, die wie eine Reflektion eines warmen Sommerhimmels wirkten, sie ansahen, wie man in ihnen versinken konnte und wie seine weißen, geraden Zahnreihen sichtbar wurden, wann immer er lächelte.

Es dauerte nicht lange, bis er eines Abends auf einer Party der Abteilung heimlich ihre Hand in die seine nahm und sie sachte streichelte. Sein Daumen fuhr über ihren Handrücken und malte Kreise und Achten auf die weiche Haut und angenehme Schauer rannen ihr den Rücken hinunter. Sie erwiderte die Berührung mit einem sanften Drücken und einem Lachen. Es war so unglaublich schön, seine Hand zu halten und die Aufregung, da niemand es merken sollte, verstärkte die Intensität des Gefühls.

Es folgte es erster schüchterner Kuss später am selben Abend auf dem Weg nach Hause mit dem Versprechen, dass es nicht der letzte sein würde. Ihre Lippen kribbelten nach der Berührung und ein glückliches Lächeln konnte sie den ganzen Weg zu sich nach Hause nicht wieder aus ihrem Gesicht verbannen. Ihr Herz hüpfte und tanzte, ob des schönen Endes des Abends.

Sie war wieder glücklich. Sie hatte jemanden gefunden, mit dem sie gerne Zeit verbrachte, jemanden, der ihr half zu vergessen, wie sehr sie ihr Exfreund verletzt hatte. Er war höflich und wählte seine Worte mit Bedacht, er war gerne in ihrer Nähe und wusste, wie man Komplimente machte. Er war der perfekte Gentleman.

Und so war die Trennung schon bald überwunden, fast vergessen. Er war das Wundermittel gegen ihre Depression, das sich ihre Freunde so herbei gesehnt hatten, von dem keiner geglaubt hatte, dass es es wirklich geben würde. Es schien, als ob er all die Wunden, die ihrem Herzen zugefügt worden waren, heilen konnte, in dem er einfach nur da war und lächelte.

Leider war es jedoch nicht wirklich immer einfach. So perfekt er selber war, so war er doch sehr beschäftigt mit seiner Arbeit, verbrachte lange Abende im Büro und eilte häufig nach Hause, wohin ihn seine Ordner und Papiere häufig begleiteten. Doch trotz der Stapel an Arbeit, die er bewältigen musste, schafften es sie regelmäßig sich nach der Arbeit zu treffen und gemeinsam essen zu gehen. Sie lachten viel, hatten ihren Spaß und genossen die Gegenwart des Anderen und gelegentlich begleitet er sie zu ihr nach Hause.

Zu ihm gingen sie nicht, er wohnte zwei Stunden entfernt, musste jeden Morgen den weiten Weg zur Arbeit auf sich nehmen, begleitet von seinen Akten und Unterlagen. Er wollte ihr keine Umstände bereiten, warum sollten sie die vielen Minuten im Zug verbringen, wenn es doch so viel einfacher war, wenn sie zu ihr gingen. Sie verstand, es ergab so viel Sinn.

Sie würde den wundervollen Moment, als sie eines Abends nach der Arbeit Händchen haltend am Fluss entlang liefen und der Mond sich in der Wasseroberfläche spiegelte und er ihre Hand küsste und ihr erzählte, wie sehr sie sein Leben verändert hatte, wie viel sie ihm bedeutete, niemals vergessen. Ihr Herz fing anzuflattern und sie fühlte sie fast wieder wie ein Teenager, verliebt und auf Wolke Sieben schwebend.

Das Leben konnte so schön sein, die Schmerzen der Vergangenheit waren vergessen und die Gegenwart war einfach nur zauberhaft.

Wenn er nur etwas mehr Zeit gehabt hätte, dann wäre alles perfekt gewesen und sie hätte wohl all den Kummer, den sie mit Männern vor ihm hatte, vollkommen vergessen. So blieb immer die Sehnsucht in öfter zu sehen, mehr Stunden gemeinsam mit ihm zu verbringen. Doch die, die sie zusammen hatten, waren umso kostbarer. Sie dachte, dass sie ihn endlich gefunden hatte – Den Richtigen, Mr. Perfect, ihren persönlicher Ritter.

Und sie hätte wahrscheinlich weiter vergessen, einige Fragen zu stellen, deren Antworten so wichtig gewesen wären, bis sie eines Tages die Karte fand, die so wunderschön war und ihr die Tränen in die Augen trieb als sie die liebevollen Worte las.

„Alles Liebe zum Jahrestag, vielen Dank für alles, was du für mich getan hast. Du machst mich zum glücklichsten Mann auf dieser Welt.“

Sie sah die rosafarbenen Herzen und roten Rosen auf der Vorderseite der Karte, die mit Gold umrandet waren und seine gerade, schnörkellose Schrift, die den Text geschrieben hatte und eine Träne tropfte von ihrer Wange hinunter und brachte die Tinte zum Verschwimmen.

Es war so schade, dass er vergessen hatte, die Karte vor ihr zu verstecken, da er nicht gewollt haben konnte, dass sie sie schon jetzt fand.

So schade, dass die Karte nicht für sie war.

So schade, dass er vergessen hatte, zu erwähnen, dass er verheiratet war.

Ihr Herz lag erneut in Trümmern.

Den Schmerz würde sie nie vergessen.

93. Verlassen

Du hast es doch gewusst.

Du musst es gewusst haben, schließlich hast du es zu mir gesagt.

Du sagtest, dass ich manipulativ sei, dass ich die Menschen dazu bringe, immer das zu tun, was ich will.

Das stimmt.

Du sagtest, dass ich wie ein Engel aussehe, doch wohl eher dem Teufel ähnele, dass ich die Menschen verführe und dann fallen lasse.

Damit hast du sicherlich nicht Unrecht.

Du sagtest, dass ich wohl nicht für ein friedliches Zusammenleben mit Anderen gemacht sei, dass ich mich an dem Schmerz Anderer laben könne und darin mein Glück finde.

Auch das ist nicht falsch.

Doch dann sagtest du, dass es dich nicht interessiere, dass du mich trotzdem liebst, dass du mit mir zusammen sein wollest.

Das ist wirklich nett.

Du sagtest, dass ich mich ändern könne, dass ich lernen könne, andere Menschen zu lieben und nicht mehr zu verletzen.

Das hört sich möglich an.

Du sagtest, dass du bei mir bleiben, dass du mich unterstützen, dass du alles für mich tun werdest und dass ich im Gegenzug nur bei dir bleiben brauche.

Du bist so nobel.

Du sagtest, dass ich die Eine für dich sei, dass du dein Leben mit mir verbringen wollest.

Eine wirklich schöne Vorstellung.

Doch dann sprach ich. Zwei kleine Worte haben gereicht, um dich zu zerstören.

„Ich gehe.“

Du hast es von Anfang an gewusst.

Warum schaust du mich jetzt so verletzt an?

99. Straßenverkehr

„Hmm…“

„Was ist los?“

„Nichts… ich sehe mich nur um.“
 

Sie waren wie Parallelstraßen gewesen.

Ihre Leben liefen nebeneinander her, ohne dass sie sich jemals berührten oder einen Einfluss aufeinander hatten.

Sie gingen auf die gleiche Schule, aber in unterschiedliche Klassen, so dass sie nichts miteinander zu tun hatten.

Aber genauso wie bei Parallelstraßen konnte man die eine von der anderen aus sehen.

Und so sah er sie gelegentlich und fragte sich, was in ihrem Leben so vor sich ging.
 

„Wer ist das?“

„Keine Ahnung, aber… sie sieht schon ziemlich gut aus. Was meinst du?“

„Was denkst du, warum ich frage?“
 

Irgendwann änderte sich ihr Verhältnis und sie waren mehr wie Straßenkreuzungen.

Er war Klassensprecher geworden und sie ebenso und so begegneten sie sich regelmäßig auf irgendwelchen Veranstaltungen, in denen es um die Belange der Schule ging. Langsam aber sicher änderten sich seine Gefühle für sie und wie ein kleines Pflänzchen am Straßenrand wuchs in ihm eine Verliebtheit heran.

Aber wie es auch bei Kreuzungen war, so waren ihre Begegnung jedoch immer nur kurze Momente, nur kleine Begegnung, die schnell wieder vorüber gingen.

Außerdem, so musste er zugeben, war ihr Leben wohl die Hauptstraße und er musste immer wartend an der Kreuzung stehen und zu sehen, während sie an ihm vorbei zog. Vor allem die Begleitung an ihrer Seite missfiel ihm.
 

„Ich weiß nicht, ob mich ärgern oder freuen soll, dass morgen die Sprecherkonferenz ist…“

„Was meinst du?“

„Einerseits sehe ich sie… aber andererseits muss ich auch wieder beobachten, wie dieser blöde Kerl ihr hinterher rennt.“
 

Doch wie auch im Straßenverkehr gab es auch in ihren Leben keinen Stillstand und so wurde ihre Beziehung wie ein Kreisverkehr.

Sie drehten sich immer wieder um einander herum, näherten sich einander an, nur um sich voneinander zu entfernen und dann in verschiedene Richtungen voranzugehen und dann wieder aufeinander zu treffen. Sie waren in der Nähe, aber nie wirklich zusammen.
 

„Es treibt mich in den Wahnsinn!“

„Was meinst du?“

„Was soll ich denn noch machen? Wieso klappt es zwischen uns nicht?“
 

Irgendwann nährten sich ihre Leben an wie die Straßen bei einer Autobahnauffahrt. Sie verbrachten immer mehr und mehr Zeit zusammen und irgendwann war es endgültig: Sie waren ein Paar.

Ab dort war ihr Leben wie auf einer Autobahn: Schnell, spektakulär und immer auf der Überholspur.

Alles war perfekt, die Straße war frei und ohne Hindernisse und sie waren einfach glücklich.
 

„Weißt du was?“

„Sie sieht toll aus, ist intelligent und phänomenal im Bett?“

„Ja, das auch… aber vor allem bin ich super glücklich.“
 

Doch irgendwann war die freie Fahrt zu Ende und sie landeten in einer Sackgasse.

Sie kamen nicht mehr vorwärts und waren festgefahren und alles was vorher aufregend gewesen war, schien nun nur noch zu stören. Auch wenden war nicht mehr möglich und langsam hatte er das Gefühl, dass er sich nicht mit ihr aus diesem Stillstand befreien konnte.
 

„Ich denke nicht, dass sich etwas ändern lässt.“

„Willst du einfach aufgeben?“

„Vielleicht ist das das Beste...“
 

Und alles endete mit einem Crash, einem Totalschaden.

Er hätte sich nur gewünscht, dass auch das nur metaphorisch gewesen wäre und er nun nicht bei ihrer Beerdigung stehen müsste...



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Kommentare zu dieser Fanfic (73)
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Von:  TommyGunArts
2012-07-23T11:19:27+00:00 23.07.2012 13:19
xDD Ich liebe es!
Am Anfang dachte ich: Oh mein Gott, sind die brutal und skrupellos. Aber das sie nur ein Abendessen zubereiten... Genial!
Besonders gelungen und auf die falsche Fährte führend fand ich diesen Satz:
"„Ist das richtig, was wir hier tun?“, fragt er und blickt sie nervös an."
Einfach klasse gemacht. Im Nachhinein scheint es dann plötzlich wieder so normal, weil man sich ja tatsächlich beim nach Rezept kochen fragt, ob das alles so stimmt, wie man es macht. Aber die Deutsche Sprache ist doch immer wieder herrlich und irreführend.
Gut gemacht! Ich hatte meinen Spaß :D
lg
E. Ternity
Von:  DemonhounD
2012-07-15T11:05:49+00:00 15.07.2012 13:05
Eine total schöne Kurzgeschichte, fast wie aus dem Leben gegriffen, obwohl es sich ja hier schon um eine ziemliche Katastrophe handelt.
Irgendwie hätte ich es schön gefunden etwas mehr über die Umstände des Feuers zu erfahren. Des Weiteren fand ich diese Szene etwas unlogisch:

Unsere Erlebnisse sind meistens weniger spektakulär, arbeiten, Kollegen, Schule, Klassenkameraden, all das ist bei weitem nicht so spannend wie das, was sie erlebt.

Ich meine, die sind doch alle erwachsen... da gibt es keine Schule und Klassenkameraden mehr. ^^
Ansonsten aber eine echt schöne Stelle. ^^
Toll finde ich auch die positive Wendung am Ende. Der Bruder als Optimist ist mir wirlklich sehr sympathisch. ^^


Von:  Trollfrau
2012-07-10T10:32:08+00:00 10.07.2012 12:32
Och schön.
Die Geschichte gefällt mir.
Das Wort hast du super umgesetzt.

Dieser Satz hat mich in bisschen verwirrt: ...dass die Leute einfach nur mich hinüber schauen? (über mich hinweg wäre vielleicht besser oder mich übersehen?)

Von:  Trollfrau
2012-07-10T10:29:07+00:00 10.07.2012 12:29
herrlich! XD
Diese Geschichte ist stark. Ich hab so lachen müssen.
Besser hätte man dieses Wort kaum umsetzen können.

Von:  Trollfrau
2012-07-10T10:28:25+00:00 10.07.2012 12:28
wirklich schön geschrieben.
sehr interessant, wie man Stück für Stück an die Personen und ihre Situation herangeführt wird.
Finde ich sehr gelungen.

Von:  DemonhounD
2012-06-25T17:56:18+00:00 25.06.2012 19:56
Ein schöner Text, der eine bestimmte sinnlose Wirkung erzielt... und das meine ich nicht negativ, sondern eher positiv. Ich mag Texte, von denen man glaubt eine Moral mitnehmen zu können, die dann entweder keine ist, oder sich als eine durch und durch böse Moral heraus stellt. Hier erwartet man quasi eine Wendung ins Positive - doch der Charakter, der hier als lyrisches Ich fungiert, hat in Wahrheit rein gar nichts dazu gelernt. Das hinterlässt ein Gefühl, dass ich beinahe als Hoffnungslosigkeit bezeichnen möchte. Rein von der Schriftsetzung her finde ich es etwas übertrieben nach jedem Satz ein Enterzeichen zu drücken. - Das ist aber nur meine Ansicht. Immerhin handelt es sich hierbei nicht um ein Gesicht, sondern um eine Kurzgeschichte. Die darf auch ruhig optisch wie eine solche aussehen auch wenn es dann vom Platz her etwas kürzer wirkt.

Einige kleine Schreibfehler:
Damit hast du nicht unrecht [Unrecht]
...ein friedliches Zusammenleben mit anderen [...Anderen...]
...Schmerz anderer [...Anderer...]

Besonders die Frage am Ende hat mich fasziniert. Toll!

Von:  TommyGunArts
2012-06-18T14:45:28+00:00 18.06.2012 16:45
huch..
Also mit diesem Ende habe ich irgendwie nicht gerechnet. Die Protagonistin ist also tatsächlich ein eiskaltes Wesen, das scheinbar keinerlei Gefühle zu besitzen scheint. Und das Du ist ein sehr naiver Charakter, mit seinen ganzen Träumen und wünschen, seinen Hoffnungen, die doch immer nur Hoffnungen sein werden.
Irgendwie hat mich das fasziniert, diese Kälte des Ich und die Leichtgläubigkeit des Du. Dem einen ist alles egal, dem zweiten nichts. Zwei völlig verschiedene Charaktere und Lebenseinstellungen also.
Insgesamt faszinierend und interessant gemacht. Ist dieses mal irgendwie... anders. ^^
lg
E. Ternity
Von:  DemonhounD
2012-05-24T17:36:35+00:00 24.05.2012 19:36
Muharharharharhar! Ich finds gut! Schön überraschend. :-P Und wenn dus auch noch in echt belauscht hast, umso besser. ^_____^
Drabbles sind immer schön entspannend zu lesen, allerdings würde es mich stören eine EXAKTE Wortzahl erreichen zu müssen. :-P
Von:  TommyGunArts
2012-05-08T09:49:17+00:00 08.05.2012 11:49
Am Anfang fand ich die Geschichte ebenfalls ein wenig verwirrend, aber gegen Ende wird es klarer. Die Protagonistin scheint erst mit ihrem Begleiter zu reden, scheint mit ihm im Gras zu liegen und zu plaudern. Doch das Gespräch findet nicht wirklich statt, weil ihr bloß die Erinnerungen in den Sinn kommen, an eine Zeit, in der sie und ihr Begleiter so im Gras lagen und in die Sterne blickten.
Ich gehe davon aus, dass der Begleiter nicht mehr am Leben ist, wobei du dies ja offen lässt. Genauso gut könnte er auch weggezogen sein oder so, wobei das nicht dieses Endgültige an sich hätte, das deine Geschichte verkörpert.
Insgesamt eine sehr traurige Geschichte, die mir ans Herz geht. Geschrieben ist sie wie immer gut und flüssig zu lesen.
Ich mag sie sehr gerne!
lg
E. Ternity
Von:  TommyGunArts
2012-04-13T09:57:55+00:00 13.04.2012 11:57
xDD Ahh wie cool!
So etwas in der Art habe ich auch schon mal mitbekommen^^
Aber das wirklich jemand fragt ob das Kaugummis sind :p
Herrlich geschrieben und wieder sehr lustig! Besonders das stumpfe Ende gefällt mir, dass der Mann einfach geht, ohne noch irgendetwas zu sagen oder zu tun. So als ob er mit Kondomen bloß nicht das geringste zu tun haben wolle.
Gut gemacht finde ich auch den Anfang, dass der Alte da suchend vorm Regal steht. Da dachte ich erst: Ist der aus einem Markt oder so?
Aber nein! Er guckt sich Kondome an :D
Schön gemacht!
lg
E. Ternity


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