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Abschied eines Waldgeistes.

Mido auf Reisen!
von

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Geschwister

Die Antwort sollte man mir schuldig bleiben.

Der Dekuspross vertröstete mich, meinte, ich solle jetzt gehen. Was mit Merle geschah wollte er mir nicht sagen. Wahrscheinlich auch, weil ich nicht weiter danach gefragt hatte, sondern sie nur an mich drückte und davonrannte. Es war nicht meine Art, mich vor Problemen zu flüchten, aber das war zu hart für mich. Sie alle wussten davon und hatten Salia ausgesucht, damit ich ging. Wenn sie das wollten, dann würde ich eben verschwinden! Anscheinend schadete es ja unserem – nein, pardon – ihrem Stamm. Ein Kokiri war ich ja nicht. Aber es konnte doch gar nicht sein! Ich hatte doch meine Schwester hier, Fado!

Bevor ich zu mir rennen konnte, suchte ich sie auf.

Schon seit wir klein waren, wusste ich, wo sie sich versteckte, wenn es ihr schlecht ging. Und dieser Ort sollte mich nicht enttäuschen. Sie saß dort, im hohen Gras, und schluchzte. Ihre Hände hatte sie schützend vor ihr Gesicht gelegt. Meist versuchte sie leise zu weinen, doch diesmal gelang es ihr nicht. Ich wollte sie umarmen, aber Merle hielt mich in meinen Händen davon ab. Ich hob meine Mütze an, setzte sie darunter, damit sie bequem lag und ich wieder eine Hand frei hatte. Ich versuchte, mich zu fangen, bevor ich durch das Gras schritt und vor meiner kleinen Schwester stehen blieb.
 

„Fado.“

Sie hielt inne und blickte erschrocken auf.

Selten hatte ich gesehen, wie sie mich aus ihren blauen, großen Augen so schuldbewusst und doch entsetzt ansah. Als wollte sie es nicht wahr haben, dass man ihr den Bruder nahm. Und ich wollte meine Schwester nicht verlassen.

„Ist es wahr?“

Vielleicht wollten sie mich nur auf den Arm nehmen, weil ich so streng mit ihnen war. Sie wussten, dass ich ihnen das nie verzeihen würde. Ich vertrieb den Gedanken, dass vielleicht doch alles gut war. Und Fado schwieg und begann wieder zu weinen. Ich zog sie am Arm zu mir hoch – Solch eine Grobheit war sie von mir gewohnt, immerhin waren wir nicht immer ganz liebevoll miteinander umgegangen, doch würde ich sie nie gegen jemanden tauschen wollen. Sie war mein Ein und Alles. Vielleicht bedeutete sie mir so viel, wie Salia.

Sie jaulte auf, weil sie solche Schmerzen hatte. Meist war das nur Farce und es ging ihr ganz gut.

„Rede mit mir, Fado! Wenn du mich liebst, rede mit mir! Ich bin dein Bruder!“, schrie ich sie an. Sie befreite sich aus meinem Griff und fiel auf den Boden, plumpste auf ihren Hintern und wusch sich über das Gesicht. Dann antwortete sie mir, mit leiser aber gefasster Stimme.

„Es ist wahr. Du… Bist nicht mein Bruder.“

„Warum tut ihr mir das an?“

Allmählich war ich nicht nur vom Dekuspross, sondern von all meinen Freunden enttäuscht.

Ich wandte mich von ihr ab und versuchte mich zu beruhigen, sonst würde ich wohl irgendetwas zerstören müssen und ich wollte dabei nicht unbedingt auf sie losgehen. Wenn ich erst einmal wütend war kannte ich kein Ende. „Ist es noch nicht genug, dass ich gehen muss? Warum spielst du mir vor, meine Schwester zu sein? Schon seit ich klein war…

„Ja – Seit du klein warst. Fällt dir nichts auf, du Genie? Der Einzige, der hier mal klein war, bist du!“, sagte sie und ich spürte ihre Arme um meinen Körper. Sie war wohl aufgestanden. Trotzdem stand sie sehr wackelig. „Du bist so groß geworden. Zwölf Jahre schon fast… Ich liebe dich so sehr wie mein eigenes Fleisch und Blut. Du bist doch mein Bruder…“

Mir wurde einiges klar.

„Ach. Ich bin also dein Bruder?“, fragte ich mit düsterer Stimme. „Kleiner Bruder? Großer Bruder? Hm? Was für ein Bruder denn?“

Fado hielt mich fester.

„Sei nicht so gemein.“

„Ihr wollt mich hier raus schmeißen, dabei habe ich mich Jahre lang um euch gekümmert!“

„Wir hätten dich nicht gebraucht… Ich weiß nicht, wie lange ich schon so alt bin, wie ich bin, oder wie lange ich in diesem Körper stecke. Aber du – Du hast alle Freiheiten. Du lebst ganz offen. Du bist nicht an diesen Wald gebunden, oder an den Dekuspross. Oder an mich…

Ich riss mich aus ihrer Umarmung, wandte mich zu ihr um.

Wie ich sie ansah, konnte ich nur erahnen, denn sie zuckte zusammen und blickte mich ängstlich an. Ihre Lippen zitterten und sie senkte den Blick.

„Es wäre besser, wenn du jetzt gehst.“

„Ja, das glaube ich allerdings auch!“, zischte ich. „Dann kümmere dich mal um dich selbst!“

„Es tut mir so Leid.“

„Ja, mir tut es auch Leid. Dass ich dich als meine Schwester gesehen hab, meine ich.“

Situationsbedingt war ich wirklich sauer auf sie, sonst hätte ich ihr wohl nie so weh getan oder sie in diesem Maße angeschrieen. Auch, wenn wir uns wirklich oft gestritten hatten, hatte ich sie noch nie verletzt, zumindest nicht ernsthaft. Es war ein Gespräch, das auch noch Jahre später zwischen uns stehen sollte und ein großes Konfliktpotential hatte. War es richtig gewesen, mir eine Schwester vorzuspielen, nur, um mich glauben zu machen, dass ich ein Kokiri war? Oder hätte man mich erst gar nicht aufnehmen müssen? Ich erinnerte mich an Link. Auch er hatte uns verlassen. Ich konnte mich an unsere gemeinsame Kindheit nicht erinnern, alles war zu verschwommen. Aber alleine an seinem Wachstum als Person konnte ich erkennen, dass auch er kein Kokiri gewesen sein konnte. Kein Kokiri hatte bisher persönliches Wachstum bewiesen – Oder den Wald verlassen. Um also zu wissen, was ich war, musste ich wissen, wer Link war.

Und es gab nur eine Person, die es mir sagen konnte.
 

Ich setzte meinen Weg fort, denn ich wusste, dass Salia mich bereits bei mir zuhause erwarten würde. Wohl, um sich bei mir zu entschuldigen und nach dem Rechten zu sehen. Das Gras gab unter mir nach, als ich wütend zu meiner Hütte stapfte, die Tür öffnete und diese stärker als erwartet aufsprang. Im Inneren der Hütte stand Salia, die sich darüber erschrocken hatte. Sie blickte mich an, wandte den Blick einen Moment ab – wohl um sich zu sammeln, und sah wieder auf. „Ist alles in Ordnung?“ Das war wohl die dümmste Frage, die sie mir in diesem Moment hätte stellen können. Bis gerade hatte ich noch etwas von ihr wissen wollen, aber mit dieser Frage war auch das vorbei. Ich betrachtete sie nur mit hochgezogenen Brauen, äußerte mich nicht weiter und ging zu meinem Kleiderschrank, dessen Türen ich aufriss. Heraus zerrte ich ein paar Kleidung, Ersatzschuhe und meine Geldbörse, sowie eine Tasche, um diese Dinge zu verstauen. „Mido, sprich doch bitte mit mir…“ Ich fuhr herum und sah sie an, wollte sie eigentlich anschreien, aber so, wie sie dasaß, konnte ich es einfach nicht. Sie hatte sich auf mein Bett gesetzt und die Hände in den Schoß gelegt, blickte mich aus matten Augen heraus an und strahlte eine unglaubliche Traurigkeit aus, mehr, als es meine Schwester getan hatte.

„Ich weiß doch, dass nichts in Ordnung ist… Aber… Ich muss mit dir reden. Ich will nicht, dass du einfach so gehst. Du sollst dich immer an mich erinnern… Und du sollst wissen, warum du uns verlassen musst.“

„Da erzählst du mir nichts Neues – Ich bin kein Kokiri und ich muss weg.“

„Es ist mehr als das.“

Mir fiel der Beutel aus der Hand.

Es war mehr als nur diese kleine Begründung, die mein Leben verändern sollte? Was denn noch? Wollte sie mir jetzt noch erzählen, dass ich sterben musste? Oder dass ich kein menschliches Wesen, sondern ein Tier war? Fassungslos, aber doch voller Erwartungen starrte ich sie an und trat näher an sie heran.

„W… Was?“

„Es geht um Link.“

Ich konnte eine Woge des Zorns unterdrücken, als mir wieder einfiel, dass ich mich auch erkundigen wollte – Über Link. Neben ihr ließ ich mich nieder und nickte. „Ja, darüber wollte ich mit dir auch noch sprechen.“ Salia sah zu mir hinüber und schien nicht minder erstaunt, als ich es gerade war. „Was? Wieso das denn?“, fragte sie ungläubig und verschränkte die Arme vor dem Bauch, versuchte mir, in die Augen zu schauen, doch ich blickte stur geradeaus. Eine Weile des Schweigens entstand, als sie mich leise fragte: „Glaubst du, er denkt manchmal an mich?“. Ich zuckte die Schultern. „Weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass ich oft an dich denken werde. Und vielleicht ist das mehr, als man von ihm sagen kann.“

Salia nickte und blickte geistesabwesend in die Leere.

„Wenn… Viele Jahre vergehen würden… Würdest du dann immer noch an mich denken?“

„Ich werde für immer an dich denken.“, sagte ich. „Du bist das Beste an diesem Ort. Keine Ahnung, ob Link das auch begriffen hat. Wenn er es hätte, wäre er vielleicht nicht gegangen.“

Ich spürte ihren zierlichen Körper, als sie sich gegen mich lehnte und ihren Kopf auf meine Schulter legte.

„Ich muss dir etwas gestehen.“

Was hatten sie nur in letzter Zeit alle mit ihren Geständnissen?

„… Link war auch kein Kokiri… Und er ging nicht, weil er es musste. Bis vor einigen Wochen konnte ich noch mit ihm reden. Wir verstanden uns, ohne einander zu sehen. Er musste nur mein Lied auf der Okarina spielen und es war, als wären wir zusammen. Doch, seit einiger Zeit…



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  -x-NAni-x-
2011-08-30T21:04:06+00:00 30.08.2011 23:04
Weiter Weiter !!!! ich werd an deinem zeichenwettbewerb mitmachen und dachte mir ich les mal die ersten sätze vom prolog doch ich war soo gespannt und fand es sooo toll das ich alles gelesen hab ! :D
du musst weiterschreiben bitte ! tolle geschichte <3<3
Von:  -Ciel_Phantomhive-
2011-08-30T09:06:34+00:00 30.08.2011 11:06
woa so toll >_<
jetz bin ich aber voll gesapnnt *_*
ich muss unbedingt wissen wie es weiter geht *_*
schreibe nur schnell weiter :DDD
freu mi denn drauf X3

Lg. -Ciel_Phantomhive-
Von:  Regnat
2011-08-27T15:28:13+00:00 27.08.2011 17:28
Hui, das wird ja richtig spannend, was Du da geschrieben hast. Ich bin sehr neugierig wie es mit Mido weiter gehen wird und wann genau deine Fanfic zeitlich angesiedelt ist. ^^
Auf jeden Fall haben mir alle bisherigen Kapitel gefallen. Sehr gute Arbeit.


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