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Anxiolytic Agent

Szayel x Izuru
von

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Gefangenschaft

Er war benommen. Sein Bewusstsein war im Begriff, langsam wieder einzukehren. War er ohnmächtig gewesen? Ein Stechen in seinem Kopf. Daher kam es. Eine Verletzung. Durch einen Kampf?

Izuru versuchte, langsam seine Gedanken zu ordnen. Was war geschehen? Wo war er nun? Ihm war auf jeden Fall klar, dass er sich nicht daheim in seinem Bett befand. Das war weicher. Auch den Betten in der Vierten Division ähnelte sein Untergrund nicht, zumal das blendende Weiß an den Wänden ebenjener Division ihn schon längst gezwungen hätte, die Augen zu öffnen.

Aber er konnte es noch nicht. Zu benommen. Durch seine Augenlider erkannte er allerdings, dass dieser Ort dunkel war. Es war kalt.

Langsam konnte Izuru die Beschaffenheit seines „Bettes“ einordnen. Fühlte sich an wie ein Tisch. Ein Tisch aus Stein, wie die in Kurotsuchi-taichous Labor.

War er dort? In der Zwölften Division? Waren seine Verwundungen denn so schwer, dass man ihn dort hatte behandeln müssen? Aber dann hätte er wohl mehr Schmerzen als die von einer einfachen Kopfverletzung. Außerdem gab es kaum Verletzungen, die Unohana-taichou nicht behandeln konnte. Sie war eine großartige Taichou, das wusste er noch zu gut aus seiner eigenen Zeit in der Vierten Division.

Langsam schlich sich der Verdacht ein, dass er sich in keiner der dreizehn Division befand. Nicht in Seireitei. Nicht in der Soul Society. Dieser Ort fühlte sich anders an. So kalt, so bedrückend. Ihm wurde klar, dass er diesen Ort sicher nicht mochte.

Kalte Angst kroch in ihm hoch. Er war in Gefahr. Das spürte er. Sollte er es wagen, die Augen zu öffnen? Vielleicht warteten sie nur darauf, wer auch immer sie waren, die ihn in seiner Gewalt hatten. Warteten darauf, dass er aufwachte, damit sie seine Angst bis zu seinem Tod in vollen Zügen genießen konnten.

Izuru haderte. Mutig blinzelte er kurz, dieser Augenblick reichte für ihn allerdings aus, um zu erkennen, dass er allein war. Er öffnete die Augen.

Man musste zugeben, mit der Vermutung, dass er sich in Kurotsuchi-taichous Labor befand, lag er nicht allzu falsch. Das, was sich ihm nun eröffnete, kam diesem Ort durchaus nahe. Rings um den Labortisch, auf dem der Shinigami lag, standen weitere dieser Tische, manche mit Blut besudelt, manche noch mit Überresten vergangener Experimente versehen und andere wieder so klinisch rein wie die OP-Tische aus der Vierten Division. In den zahlreichen Reagenzgläsern und Erlenmeyer-Kolben befanden sich Substanzen, die der junge Fukutaichou nicht identifizieren konnte und sich auch sicher war, dass er es eigentlich auch nicht wollte. Als er seinen Kopf leicht drehte, konnte er in einem großen, mit Flüssigkeit gefüllten Tank eine Kreatur ausmachen, von der er sich nicht sicher war, ob sie noch lebte

oder nicht. Erschrocken sah er sofort wieder weg. Das war eindeutig noch schlimmer als Kurotsuchi-taichous Labor!

Und doch blieb die Frage: Wo um alles in der Welt befand er sich?
 

Der Wissenschaftler öffnete die Tür. Ob sein neues Spielzeug wohl inzwischen aufgewacht war? Er konnte sich ein breites, ziemlich fieses aber dennoch vorfreudiges Grinsen nicht verkneifen. Sehr leise trat er in sein Labor ein, wollte er das blonde Wesen dort auf seinem Labortisch nicht verschrecken. Der Shinigami war wach. Das konnte er an dessen Atmung erkennen.

Sehr leise schlich er sich an. Der Shinigami schien zu spüren, dass etwas auf ihn zukam, doch er wandte sich der lauernden Gefahr nicht zu. Der Wissenschaftler unterdrückte ein Kichern. Lauernde Gefahr war ein nur allzu passender Name für ihn, wie er selbst fand. Als er direkt hinter ihm war, konnte er Angstschweiß im Nacken des Blonden Wesens herunter perlen sehen. Und er ergötzte sich daran.

„Na, haben wir gut geschlafen?“, säuselte in dessen Ohr und kicherte ein halb belustigtes, halb wahnsinniges Kichern. Amüsiert sah er, wie der Shinigami zusammenzuckte.

Immer noch grinsend trat er um den Tisch, damit er den Jungen von Vorne sehen konnte. Im Bewusstlosen Zustand hatte er ihn zwar schon allzu genau inspizieren können, jedoch war es interessanter, wenn das Opfer auch eine Regung zeigte.

Szayel kam sich vor wie ein Wolf, der der sich langsam und gierig auf seine verängstigte Beute zu bewegte. Und so war es. Der Shinigami sah ihn kurz mit großen, verängstigten Augen an, um seinen Blick kurz darauf abzuwenden, als könne er sich damit retten.

Dieser Blick gefiel dem „Wolf“. Nein, er erregte ihn. Die beiden würden wohl noch eine menge Spaß zusammen haben, auch, wenn es nicht für beide Seiten als Spaß zu definieren war…
 

Wie lange wollte der Kerl ihn denn noch anstarren? Es war unangenehm. Bedrohlich. Izuru fühlte sich, als würde er gleich aufgefressen werden. Er wagte es nicht, aufzuschauen. Warum, war ihm nicht ganz klar, aber er wollte diesem Mann nicht in die Augen sehen. Er war gefährlich, auch wenn sein Gesichtsausdruck das einzige war, was ihn verriet.

In kaum einer Situation würde man einen schlanken, nicht allzu kräftigen Mann mit rosafarbenen Haaren wohl als gefährlich beschreiben können. Mit der Hollowmaske, die wie eine Brille geformt war, sah er mehr aus wie ein Gelehrter, wie ein Schulstreber. Aber dann war er wohl der gefährlichste Schulstreber, den es gab.

Und mit einem Mal wurde Izuru bewusst, in wessen Gewalt er sich befand. Seine Augen weiteten sich kurz. Hueco Mundo. Natürlich. Wo sonst sollte es Hollows geben? Oder ein Labor, das dem in der Soul Society ähnelte? Er war an dem Ort, zu dem Aizen, Ichimaru und Tousen nach ihrem Verrat an der Soul Society geflohen waren. Nach dem sie sich mit Hollows verbündet hatten und nun nach Macht strebten.

Ein Stechen in seiner Brust. Ichimaru-taichou. War er nun ganz in seiner Nähe? Würde er ihn nun wieder sehen? Den Mann, der ihn ohne ein Wort verraten und zurück gelassen hatte? Den Mann, dem einst all seine Liebe gehört hatte…

Ein Räuspern holte ihn zurück in die Realität.

„An deinem Gesichtsausdruck erkenne ich, dass du mittlerweile begriffen hast, wo du dich befindest. Bravo. Nicht schlecht für deinesgleichen.“

Spott war deutlich in dieser Stimme zu hören. Spott und Verachtung.

Langsam hob Izuru den Blick und traute sich, dem Mann ins Gesicht zu sehen. Er wirkte noch immer bedrohlich. Er setzte erneut zum Reden an.

„Um mich zu vergewissern, dass du nicht zu falschen Schlüssen gekommen bist, verrate ich dir dennoch, dass du dich hier in Hueco Mundo, genauer gesagt, in Las Noches befindest. Ich bin Szayel Aporro Granz, Octava Espada, schlauster Kopf und einziger Wissenschaftler weit und breit. Dies ist im Übrigen mein bescheidenes Labor, Herkunftsstätte vieler nützlicher Erfindungen und Errungenschaften, die dir hier in Las Noches begegnen werden.“

Er kicherte, als hätte er einen Witz gemacht.

„Falls ich dich hier überhaupt einmal rauslassen sollte…“
 

Warum starrte dieser Shinigami ihn so verständnislos an? Wie unhöflich. Aber es sollte ihn wohl nicht weiter wundern, bei der niederen Rasse, der dieser Kerl angehörte. Dennoch ärgerte Szayel die Stille.

„Hey, hast du keine Manieren? Na los, stell dich schon vor! Das gehört sich so, wenn jemand dir seinen Namen nennt.“

Dem musste man wohl alles erklären. Doch langsam regte sich das Gesicht des Jungen. Er schien zu überlegen, was er nun sagen sollte.

Gut. Er hatte schon befürchtet, dieser Shinigami würde ihn überhaupt nicht verstehen. Was ihn auch nicht sonderlich gewundert hätte, denn die meisten dieser Spezies waren mit keiner besonderen Intelligenz ausgestattet.

„I… Izuru Kira… Fukutaichou der dritten…“

„… Division, schon klar“, beendete Szayel den Satz genervt. Als ob er das nicht gewusst hätte. Natürlich hatte er sich schon vorher über sein neues Versuchsobjekt informiert, er musste schließlich wissen, mit was er es hier zu tun hatte. Seine Aufforderung, zu sprechen, diente lediglich der Erkenntnis, ob der Shinigami sprechen konnte. Sein neues Exemplar schien von der ängstlichen Sorte zu sein. Darum versteckte er wohl auch sein Gesicht hinter den Haaren.

Er tätschelte ihm den Kopf. Eigentlich wollte er damit herausfinden, ob die Haare von sich aus so fielen oder mit viel Gel gehalten wurden, aber man konnte es wohl auch als eine nette Geste deuten. Was Izuru wohl nicht tat, denn er zuckte erschrocken zusammen.

„Na, brauchst nicht gleich so ängstlich zu sein… Ich tu dir doch nichts!“

Ein gemeines Grinsen verriet gegenteiliges.

Ja, Szayel liebte dieses Spiel mit der Angst seiner Opfer. Die gequälten Schreie, bevor er sie, oft bei lebendigem Leibe, aufschlitzte, um ihr Inneres zu erkunden. Und mit diesem Inneren war gewiss nicht ihre zarte Gefühlswelt gemeint. Nein, die einzige Art an Gefühlen, die der Wissenschaftler an seinen Versuchstierchen liebte waren pure Angst und Schrecken, an denen er sich ergötzen konnte. Und so würde es auch dem Jungen ergehen, der nun auf seinem Tisch lag.

„Du fragst dich nun sicher, wie du hier her gekommen bist, nicht wahr?“

Eine Antwort wartete er nicht ab. Überflüssig. Als ob ihn die Meinung dieses Jungen interessieren würde…

„Weißt du, das ist ganz einfach. Ich hatte schon lange keinen Shinigami mehr, an dem ich experimentieren konnte, und die, die ich hatte, sind immer so schnell weggestorben…“

Schrecken breitete sich auf Izurus Gesicht aus. Wie sehr Szayel es liebte…

„Ich wollte neues Spielzeug. Und weil Aizen-sama nur einen Wissenschaftler hat, dessen Gunst er natürlich erhalten möchte, hat er mir eins besorgen lassen. Erinnerst du dich nicht mehr, wie sie dich im Diesseits gekidnappt haben? Aber kein Wunder, bei der Wunde am Kopf…“

Er tippte in die offene Kopfwunde und sah vergnügt, wie der Junge ein Wimmern unterdrücken musste.

„Oh, tat das weh? Tut mir leid.“

Nicht. Szayel leckte sich das Blut von den Fingern und spürte, wie ihn eine leichte Erregung durchzog. Lecker.

„Guck doch nicht wie ein verschrecktes Kaninchen. Ich bin sicher, wir werden eine ganze Menge Spaß zusammen haben. Und damit du nicht verblutest, nähe ich dir sogar die Wunde zu. Bin ich nicht nett?“

Leise vor sich hin kichernd ging er zu einem anderen Tisch und desinfizierte Nadel und Faden. Spaß würde er auf jeden Fall haben, da war Szayel sich sicher.

Versuchung

Schwer atmend lag Izuru noch immer auf dem Labortisch. Die Operation hatte ihn erschöpft. Szayel hatte es nicht für nötig gehalten, den Jungen zu betäuben, als er die Wunde zu nähte, und so musste er jeden einzelnen Stich in seinem vollen Schmerz auskosten. Wobei Szayel selbst es wohl eher auskostete, denn er schien, seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, seinen Spaß daran zu haben.

Eine verrücktere Person, da war sich Izuru sicher, hatte er im Leben noch nicht gesehen. Ob die Arrancar hier alle so waren? Bis jetzt hatte er nur Szayel gesehen. Aber wenn es hier noch mehr von der Sorte gab, dann wollte er sie auch gar nicht kennenlernen. Ihm schauderte es. Ob er dort wohl jemals wieder wegkam? In seiner momentanen Lage war dies zu bezweifeln. Jetzt grade besaß er nicht einmal die Kraft, aufzustehen, wie sollte er da einen Fluchtversuch starten?

Szayel hatte das Labor soeben verlassen, allerdings hatte er doch sicher die Tür abgeschlossen? Selbst wenn nicht, in Las Noches wimmelte es nur so von Arrancar. Wie groß waren da schon seine Flucht- beziehungsweise Überlebenschancen?

Er seufzte. Es war doch Hoffnungslos…
 

Mit schlechter Laune ging Szayel wieder zurück zu seinem Labor. Dieser Ichimaru… hatte er ihn doch tatsächlich gefragt, ob er sich das „neue Spielzeug“ mal ausleihen könne! Was viel ihm ein? Der Shinigami war sein Spielzeug, Aizen höchstpersönlich hatte es ihm zugesprochen! Und dann kam diese Fuchsfresse an und wollte etwas abhaben. Aber nicht mit ihm! Szayel teilte nur äußerst ungern, und wenn, dann gab er Sachen ab, die ihn ohnehin nicht mehr interessierten. Aber dieser Shinigami war noch zu neu, um ihn wegzugeben. Ichimaru würde er höchstens kaputtes Spielzeug schenken.

Mit einem Beutel und einem Tablett mit einer großen Portion Paella beladen betrat er wieder sein Labor. Ichimaru nervte ihn in seinen Gedanken noch immer, allerdings heiterte ihn der Anblick des geschwächten Jungen dort auf seinem Labortisch ungemein auf.

„Na wie geht es uns denn jetzt?“, fragte er ihn mit zuckersüßer Stimme, erwartete jedoch keine Antwort. Der Blonde schien ziemlich still zu sein, aber er würde sich schon etwas einfallen lassen, wie er sich mit ihm vergnügen konnte.

„Na, guck doch nicht so betrübt. Ich hab dir sogar was zu Essen mitgebracht.“

Überraschung war in Izurus Augen zu lesen. Was denn? Hatte er gedacht, Szayel würde sein neues Haustier einfach verhungern lassen? Wo blieb da der Spaß? Diese Shinigami waren schon merkwürdig…

„Danke.“

Nun war es an Szayel, überrascht zu sein. Er bedankte sich bei jemandem, der ihm noch vor einigen Stunden ohne jegliche Betäubung eine Wunde zugenäht hatte und sich dann auch noch unter kichern an dessen Schmerzen ergötzt hatte? Der tickte doch nicht mehr ganz sauber.

„Wie ich selbst“, schoss es Szayel kurz durch den Kopf, allerdings verbannte er diesen Gedanken schnell wieder, ehe er noch in erneutes Gekicher verfiel. Gekicher, das keineswegs belustigt war. Nun, manchmal amüsierte er sich tatsächlich über seinen eigenen Wahnsinn, aber manchmal, da…

Nein, nicht daran denken, ermahnte er sich und stellte dem Jungen das Tablett hin.

„Sogar selbst gemacht. Iss alles schön brav auf, sonst gibt es schlechtes Wetter…“
 

In der Tat war Izuru überrascht. Dieser Verrückte hatte ihm doch tatsächlich etwas zu Essen gebracht! Und es war sogar selbst gekocht! Nun, es blieb ihm gar nichts anderes übrig, als das zu glauben, vielleicht hatte Szayel auch einfach aus Spaß behauptet, es selbst gemacht zu haben. Aber das zählte ohnehin nicht. Erst beim Anblick des Essens wurde Izuru bewusst, wie hungrig er eigentlich war.

Und zum ersten Mal stellte er sich die Frage, wie lange er wohl bewusstlos geworden war. Vielleicht nur ein paar Stunden. Oder auch ein paar Tage… oder noch länger? Ob sie sich daheim wohl Sorgen machten? Vielleicht würde ja jemand kommen, um ihn zu retten, alleine würde er hier wohl kaum wegkommen. Allerdings war das unwahrscheinlich. Der Soutaichou würde kein Sonderkommando nur wegen eines einzelnen Fukutaichous nach Las Noches schicken, eher würde er seine Stelle einfach neu besetzen. Er war ja nur Fukutaichou.

Natürlich verstand er die Umstände und war sich bewusst, wie riskant es wäre, jemand hier heraus zu befreien. Nein, es war sogar gänzlich unmöglich, außer, man würde alle Taichous und Fukutaichous auf einmal her schicken! Das würde im Krieg enden.

Izuru kam sich mit diesem Gedanken schon lächerlich vor. Krieg wegen eines einzelnen Fukutaichou? Da konnte er auch gleich Aizen höchstpersönlich bitten, ihn wieder nach hause zu bringen!

Und dennoch… Der Gedanke, ersetzlich zu sein, tat weh. Es fühlte sich genau so an wie der Schmerz, den er empfunden hatte, als sein Taichou ihn zurück gelassen hatte. Ohne ein Wort. Einfach so. Dabei hatte er ihn so geliebt…

„Hey!“

Jemand fuchtelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum. Izuru zuckte und starrte Szayel erschrocken an.

„Wenn du nicht essen willst, kann ich dich auch künstlich ernähren…“

Er schien genervt zu sein. Klar, er hatte ja das Essen für ihn gekocht. Der Junge versuchte, beschwichtigend zu lächeln, merkte allerdings, dass es wohl eher gequält aussehen musste.

„Nein, es geht schon so. Ich war nur… in Gedanken…“

Ohne ihn ein weiteres Mal anzusehen, macht er sich über sein Essen her. Es war bereits etwas abgekühlt, aber immer noch warm. Und es war gut. Etwas so gutes hatte er lange nicht mehr gegessen. Die beste Köchin, die er kannte, war seine Mutter gewesen, doch die Erinnerungen an sie verschwammen immer mehr, umso mehr Zeit verging.

„Das ist gut! Was ist das?“

Izuru errötete leicht. Diese Frage war ihm plötzlich herausgerutscht und war eigentlich keine Frage, die man in seiner Situation stellte.

Szayel kicherte.

„Paella. Ein spanisches Gericht. Ihr Shinigami habt wohl keinen Sinn für internationale Küche, wie? Dachte ich mir.“

Die Arroganz in seiner Stimme war nicht zu überhören, aber Izuru beschloss, das zu ignorieren. Sein Leben lag in der Hand dieses Mannes, da sollte er es sich nicht mit ihm verscherzen.

„Wir essen meist Japanisch“, antwortete er nüchtern und aß danach schweigend sein erstes Spanisches Gericht in seinem Leben.
 

Desinteressiert sah Szayel ihm beim Essen zu. Wie langweilig… mit seiner Provokation hatte er sich mehr Reaktion erhofft. Nein, auf diese Weise machte es eindeutig keinen Spaß.

„Hast wohl keine Angst, wie?“, fragte er amüsiert, als Izuru das Mahl beendet hatte.

Er antwortete mit einem irritieren Blick.

„Wie meinst du das?“

„Tja, einfach mein Essen zu essen. Wer verspricht dir, dass es einfach nur was zu Essen ist?

Vielleicht habe ich dir ja was drunter gemischt. Zum Beispiel Betäubungsmittel, damit ich dich mal so richtig durchvögeln kann…“

Kurz leuchtete ein panischer Blick in den Augen seines Gegenübers auf. Szayel hatte nichts mit dem Essen angestellt, aber den Jungen das glauben zu lassen, war witzig genug.

Dieser hatte sich allerdings schon wieder beruhigt.

„Kann schon sein. Aber wenn du das wirklich wollen würdest, könntest du das auch, ohne mich zu betäuben. Du könntest mir alles verabreichen, ohne es mir unter mein Essen mischen zu müssen. Ist doch so, oder? Ich hab nicht die Spur einer Chance.“

War das Bitterkeit in seiner Stimme? Auch egal. Aber es stimmte, was er sagte, und das brachte Szayel zum Grinsen.

„Gut erkannt. Du Ärmster bist mir komplett ausgeliefert. Ich kann mit dir machen, was ich will…“

Und wieder durchlief ihn dieser erregte Schauer.

Ein klirrendes Geräusch verriet, dass der Teller beim Aufprall auf den Boden in kleine Teile zerbrach. Szayel, der auf den Tisch geklettert war und nun auf allen Vieren über dem verstört dreinblickenden Izuru hockte, interessierte das nicht.

Er wollte den Jungen, hier und jetzt. Er hatte ohnehin schon zu lange keinen Sex mehr gehabt, wie er selbst fand. Sex war eine seine Lieblingsbeschäftigungen – natürlich nur, wenn er oben war. In der Regeln waren seine Partner auch keine gleichwertigen Partner, sondern eher seine Opfer, die er gerne bis zur Bewusstlosigkeit durchnahm und sie danach, je nach Lust und Laune, auch tötete. Dies war natürlich nicht immer der Fall, denn es gab auch Personen, die freiwillig zu ihm kamen und mit ihm schlafen wollten. Und gewisse Fracciones, die zu seinen „Kunden“ gehörten, konnte er danach nicht einfach umbringen, wenn er sich nicht unbedingt mit einem der anderen Espadas anlegen wollte.

Allerdings bezeichnete er diese Personen nur ungern als „Kunden“, da er auch selbst auf seine Kosten kam. Außerdem verlangte er selten eine Gegenleistung, so dass die Beschreibung „Hure“ für ihn nicht in Frage kam. Meistens zumindest.

Izuru unter ihm wand sich, als Szayel begann, an seinem Hals zu knabbern. Mit gierigen Fingern wanderte er unter den Shihakusho des Jungen und begann, seinen Oberkörper zu erkunden. Er fühlte sich gut an. So jung, so zart, so ängstlich. Seine rechte Hand hielt kurz inne, als er das Herz ertastet hatte. Es klopfte schnell und unruhig. Vor Angst, natürlich.

Ein erregtes Keuchen entfuhr Szayel und er biss sich in Izurus Hals fest. Blut sammelte sich in Szayels Mund, ein schmerzerfülltes Wimmern erklang in seinen Ohren. Er ignorierte, dass Izuru Schmerzen hatte. Es konnte ihn egal sein. Seit wann interessierte es ihn denn, ob seine Opfer Schmerzen hatten? Er mochte es sogar. Und so mochte er auch Izurus Wimmern, seine verstörten und schwachen Versuche, sich gegen den Übergriff zu wehren und seinen panischen Gesichtsausdruck.

Er ließ von der Bissstelle ab und leckte sich das restliche Blut von den Lippen. Zeit, weiter zu gehen. Gierig entfernte er den Hakama des Blonden und zwang ihn mit Gewalt, die Beine zu öffnen.

„Wa… was machst du da?!“

Blanke Panik war in seiner Stimme zu hören. Er wusste, dass er sich nicht wehren konnte. Gut so.

Gierig machte er sich nun auch an seinem eigenen Hakama zu schaffen, der, wie es sich anfühlte, sonst ohnehin platzen würde. Nicht mehr weit. Gleich hatte er ihn.

Ein letzter Blick ins Gesicht des Jungen… und er stoppte.

Irgendetwas war seltsam. Nein, nicht seltsam. Es fühlte sich falsch an. Doch warum? Noch nie hatte es sich falsch angefühlt. Er hatte das schon oft getan. Nur noch ein paar Zentimeter, und er würde diesen Jungen in Grund und Boden erniedrigen, ihm zeigen, dass er nicht zu sagen hatte und nur noch zu dem Zweck existierte ihm, dem besten aller Wissenschaftler, zur Verfügung zu stehen. Diese Art von Ausbeutung war es doch, die Szayel so erregte, die er nicht zum ersten Mal durchführte.

Doch etwas war anders. Während eine Stimme in ihm danach schrie, Izuru weiter zu erniedrigen, appellierte die andere Stimme, aufzuhören. Es war das erste Mal, dass er sie hörte, aber er hasste sie genau so sehr wie die andere Stimme.

Diese Stimmen… Stimmen, die ihm sagten, was er zu tun hatte. Er wollte sie nicht hören, er wollte tun, es er selbst wollte. Aber was wollte er denn jetzt?

Ihm war definitiv die Lust vergangen. Sein Kopf schmerzte. Noch während er sich anzog, stieg er von dem Labortisch herunter.
 

Izuru atmete schwer. Die Panik war langsam dabei, abzuklingen. Aber er verstand nicht. Was war los? Dieser Kerl war gerade dabei gewesen, ihn zu vergewaltigen. Oder etwa nicht? Er hatte aufgehört. Und jetzt guckte er so seltsam. Was war denn überhaupt los?

Vor Angst war er nicht fähig, sich zu bewegen. Mit wachsamen Augen, beobachtete er Szayel, der sich keuchend den Kopf hielt, als hätte er furchtbare Schmerzen. Er wich seinem Blick aus. Eine Welle der Unsicherheit erfasste den blonden Shinigami. Was war da grade abgelaufen? Szayel hatte ihm etwas zu Essen gebracht, ihn mit Worten verunsichert und war dann über ihn hergefallen, um kurz danach wieder aufzuhören. Das ergab keinen Sinn. Aber es machte ihm Angst. Dieser Versuch von Szayel allein… er war beängstigend. Oder war das ein Experiment gewesen? Um zu sehen, wie er reagiert? Doch warum hatte der Wissenschaftler nun solche Schmerzen?

Izuru beobachtete ihn argwöhnisch, als könnte er sich jeden Moment wieder auf ihn stürzen. Aber er tat es nicht. Stattdessen warf er ihm den Beutel zu, den er mitgebracht hatte.

„Deine neue Kleidung. Zieh sie an.“

Ohne ein weiteres Wort verschwand er. Nein, er floh aus dem Labor.

Für Izuru ergab das genau so wenig Sinn wie alles andere auch. Er rürhte den Beutel nicht an, setzte sich allerdings auf. Unfähig, sich wieder anzuziehen. Unfähig, überhaupt noch etwas zu tun.

Noch immer stand er unter Schock. Dieser Mann, in dessen Gefangenschaft er war… er wollte ihn vergewaltigen. Das war widerlich. Aber… er hatte es nicht getan. Ein anderer, dem Izuru vertraute, hatte sich nicht zurück gehalten. Mehrmals. Trotzdem hatte Izuru ihn geliebt.

Er zog die Beine enger an den Körper.

Niemand hatte ihm damals geholfen. Seine Freunde hatten gewusst, mit wem er sich nachts so oft traf. Keiner war hinterhergekommen, obwohl sie alle argwöhnisch waren. Keiner hatte ihm je geholfen. Aber war es jetzt nicht das gleiche? Sie alle wussten doch inzwischen sicher, wo er war. Und keiner kam.

Vielleicht war es unfair, so zu denken. Das alles war nicht so einfach. Er war in Gefangenschaft stärkerer Mächte, damals wie an diesem Tag. Es war zu riskant. Aber trotzdem… er fühlte sich im Stich gelassen. Er war allein. Ob sie ihn zu hause nicht vielleicht schon ersetzt hatten? Schließlich wusste er gar nicht, wie lange er nun schon hier war. Vielleicht war er sogar monatelang bewusstlos gewesen, ehe er aufgewacht war.

Er dachte über seine Fluchtpläne von vor einigen Minuten nach. Nutzlos. Vielleicht gab es ja schon gar kein Zurück mehr.

Seine Arme schlangen sich um die angewinkelten Beine.

Hier hatte er niemanden, bis auf den Mann, der sich grade zurück gehalten hatte. Ja, er hatte sich zurück gehalten. Er hatte ihn nicht unwiderruflich verletzt, so, wie es der Mann getan hatte, den er liebte. Der Wissenschaftler hatte ihm Essen gemacht, ihm neue Kleidung gebracht. Vielleicht war er gar nicht so schlimm. Nicht so schlimm, wie er gedacht hatte, auch, wenn er wohl verrückt war. Aber jetzt war er gegangen. Izuru war wieder allein. Auch, wenn dieser Mann ihn grade fast verletzt hätte… ein kleiner Teil in Izuru schrie danach, dass er zurück kommen sollte. Er schob den Beutel beiseite. Noch zu verstört, um etwas zu tun.

Er platzierte den Kopf auf seinen Knien und machte sich ganz klein.

So kalt, so allein.

Konkurrenz

Drei Tage waren vergangen. Drei Tage, seit dem Szayel nach seinem eigenen Überfall aus dem Labor geflüchtet war. Drei Tage, in denen er es kein einziges Mal betreten hatte.

Für ihn war das wie auf Entzug. Er liebte sein Labor. Dort konnte er seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen, dem Forschen, und dem tristen Alltag eines Arrancar außerhalb des Krieges entfliehen. Viel gab es in Las Noches nicht zu tun. Wenn stärkeren Espadas wie Nnoitra oder Grimmjow langweilig wurde, schlugen sie sich gegenseitig die Köpfe ein. Barbaren. Szayel verachtete sie, die sie so überhaupt keinen Sinn für die Wissenschaft hatten. Nein, eigentlich gab es niemanden, der ihn verstand. Aizen vielleicht, denn er förderte seine Forschung, dennoch schien er sich für etwas Besseres zu halten als alle anderen. Szayel konnte Aizen nicht besonders leiden, jedoch konnte er hier in Las Noches so viel forschen wie er wollte und hatte so viele Mittel zur Verfügung, wie er wollte. So auch seinen neuen Shinigami. Aizen hatte zugestimmt, ihm einen als Forschungsmaterial zu besorgen, einen höherrangigen, damit er nicht sofort wegstarb, so wie die Shinigami zuvor.

Warum forschte er also nicht? Warum ging er nicht einfach in sein Labor zurück? Er hatte es versucht, doch irgendwas in ihm hatte sich immer wieder dagegen gewehrt, das Labor erneut zu betreten. Dabei war es sein Reich! Nicht das von diesem Shinigami… Es machte ihn wütend.

Noch wütender machte ihn die Tatsache, dass sich just in diesem Moment sich jemand ihm näherte, den er nicht besonders gut leiden konnte. Wie immer grinste er, was ihn noch soziopathischer wirken ließ als Ulquiorras immerzu fehlende Mimik. Er kam geradewegs auf ihn zu. Na wunderbar. Sicher wollte er mal wieder einen seinen überaus nervigen Kommentaren von sich geben, hinter denen immer nur pure Boshaftigkeit steckte. Nein, Szayel konnte Gin Ichimaru ganz gewiss nicht ausstehen.

„Nanu? Nicht in deinem Labor, wie sonst auch? Was ist los, mein Lieber?“

Oberflächlich könnte man diese Frage als nette, vielleicht sogar besorgte Plauderei betrachten, doch wenn man den Mann, dessen Gesicht an einen Fuchs erinnerte, besser kannte, so wusste man, dass sich selbst hinter einer solch alltäglichen Frage eine gemeine Stichelei verbarg. Sicher wusste er bereits, dass Szayel vor drei Tagen aus seinem Labor geflohen war, vor diesem mickrigen Shinigami. Gin hatte seine Augen überall, obwohl er sie für gewöhnlich nie öffnete. Er war ein unangenehmer Zeitgenosse, und darum passte er wohl auch so gut nach Las Noches. Keiner hier war sonderlich angenehm.

„Ich nehme nur eine Auszeit, nichts von Bedeutung“, sagte Szayel abweisend, er wollte deutlich machen, dass er nicht an einer Unterhaltung interessiert war.

Gin nahm diese Haltung nur allzu deutlich wahr, er hatte eine hervorragende Gabe dafür, andere zu durchschauen und wenn nötig auch zu manipulieren. Doch wie immer spielte er den unschuldigen.

„Was denn, eine Auszeit? Wird dir doch nicht zu viel das alles, was? Wollen wir doch nicht hoffen, wo unser „Herrscher“ dir so großzügig neues Forschungsmaterial beschaffen ließ…“

Durchdringend sah Szayel ihn an. Sein Gesicht nahm allmählich wütende Züge an.

„Ich nehme an, du kommst nicht um mir zu sagen, dass ich mehr arbeiten soll? Du nimmst es mit der Arbeit doch selbst nicht sonderlich ernst…“

Die Spur der Abfälligkeit in einer Stimme konnte Szayel sich nicht verkneifen. Er wusste, dass Gin für Aizens Vorhaben wichtig sein musste, sonst ließe er ihn nicht für sich arbeiten. Dennoch verstand er nicht ganz, wie er diesen arbeitsfaulen Shinigami höher ansehen konnte als ihn, den schlausten Arrancar ganz Hueco Mundos.

„Huh? Nicht gleich beleidigend werden, hm? Ich komme nur zum Plaudern!“

Ichimaru hob beschwichtigend die Hände, seine Gesichtszüge verrieten allerdings, dass er Szayel keineswegs wieder beruhigen wollte.

„Weißte, was da grade in deinem Labor liegt, gehörte mal mir. Eh, armer kleiner Izuru… hat mich so gemocht. Mich so verehrt… wird mich schrecklich vermissen. Ich sollte ihn mal besuchen…“

Er musterte Szayel, als erwartete er eine besondere Wirkung seiner Worte, mehr als einen verärgerten Ausdruck fand er allerdings nicht.

Szayel wunderte sich etwas darüber, zeigte es allerdings nicht. Was hatte dieser Kerl sich denn erhofft? Eifersucht? Unsinn… Warum sollte er denn eifersüchtig sein? Dieser Junge war Material, nichts weiter.

„Wozu erzählst du mir das überhaupt? Ich weiß, dass du dich ab und an in mein Labor schleichst, um dir etwas zu „leihen“. Ich kann es nicht ausstehen, wenn du mit deinen Drecksgriffeln meine Sachen betatschst, aber weil du Aizen-samas Eigentum bist, darf ich dich nicht töten. Leider.“

Es reichte ihm. Dieser Kerl machte ihn einfach wütend! Er wendete sich ab und ließ den immer noch belustigt grinsenden Gin im Gang stehen. Sollte er doch denken, was er will, aber dieser Shinigami war ihm genau so egal wie alle anderen davor auch.
 

Drei lange Tage lag er nun schon auf dem Labortisch, ohne dass er jemanden gesehen hatte. Nun, zugegeben, so einsam war er nun doch nicht. Die Kreatur in dem großen Tank bewegte sich immer noch, was wohl bedeutete, dass sie immer noch lebte. Wenn sie von Anfang an gelebt hatte. So genau wollte Izuru das auch nicht wissen. Einmal aufegstanden war Izuru sogar tatsächlich schon, am zweiten Tag, um sich seine neue Kleidung anzuziehen.

Er hatte lange überlegt. Sehr lange. Seite Situation hatte er schon kurz nach Szayels fluchtartigem Verschwinden als hoffnungslos abgestempelt. Er hatte sogar kurz versucht, die Labortür zu öffnen, aber ohne Erfolg. Entweder kam man nur von außen rein, oder sie war komplett verriegelt.

Am zweiten Tag überkam ihn langsam der Hunger. Seit der Paella, die ihm Szayel gebracht hatte, hatte er nichts mehr gegessen. So hatte er sich gefragt, ob das nicht alles ein Test sei, dass sie ihn so lange ausharren ließen, bis er sich auf ihre Seite begab. Zugegeben, Izuru sah sich tatsächlich nicht auf ihrer Seite. Aber komplett auf der Seite der Shinigami sah er sich auch nicht mehr. Er schämte sich zwar ein bisschen dafür, aber er fühlte sich hintergangen, im Stich gelassen. Keinem schien groß etwas daran zu liegen, ihn zurück zu holen.

Und so hatte er die Uniform angelegt, in der Hoffnung, zumindest die zu besänftigen, in deren Händen nun sein Leben lag. Trotzdem, gekommen war niemand. Auch heute nicht, am dritten Tag. Der Hunger wurde schlimmer.

Ob das tatsächlich ein Test war? Oder brauchten sie ihn nicht mehr, sodass sie ihn einfach verhungern ließen? Oder war er schlicht und ergreifend vergessen worden? Izuru war sich nicht sicher, ob er das gut oder schlecht finden sollte.

Doch plötzlich regte sich etwas an der Tür. Izuru zuckte zusammen, gemischte Gefühle ergriffen ihn. Einerseits freute er sich ein wenig, dass ihn endlich wieder jemand beachtete, andererseits überkam ihn auch die Angst vor dem, was nun passieren könnte. Als er sah, wer ihm nun Gesellschaft leisten würde, übernahm die Angst die Überhand.

„Hallo, Izuru. Na, geht es uns gut?“

Diese säuselnde Stimme, wie immer. Sein Gesichtsausdruck, die immer zu geschlossenen Augen und die leichte Panik, die in Izuru hoch kroch, sobald sich dieser Mann ihm näherte. Alles wie früher.

„I… Ichimaru-taichou…“

Mehr als ein gekrächztes Stottern brachte er nicht heraus, Izurus Stimme versagte. Je näher Ichimaru kam, desto schneller pochte Izurus von Angst erfülltes Herz. Die Erinnerungen überkamen ihn. Dieser Mann hatte ihn verraten, nach dem er ihn Jahre lang benutzt hatte. Benutzt. Erst, nachdem alles vorbei war, war er sich dessen richtig bewusst geworden. Er hatte geglaubt, geliebt zu werden. Er hatte seinen Vorgesetzten geliebt.

Doch das, was er zurück bekommen hatte, hatte nie etwas Liebevolles an sich gehabt. Früher hatte er diese Tatsache zu verdrängen versucht, doch je mehr Abstand er von seiner Vergangenheit gewann, desto klarer wurde es. Im Grunde war er nie wie ein gleichwertiges Wesen behandelt worden, eher wie eine Art Haustier, ein Sklave.

„Hm? Was guckst du denn so verschreckt? Ich tu dir doch nichts…“

Sein Ausdruck verriet gegenteiliges. Noch immer brachte Izuru keinen Ton heraus. Er war sich sicher, dass er diesen Mann eigentlich nicht mehr sehen wollte.

„Hey, das verletzt mich! Wo ich mich doch so gut um dich gekümmert habe, weißt du nicht mehr? Izuru war so einsam, nicht war?“

Das stimmte. Er hatte ihm all seine Sorgen und Ängste erzählt und nie gemerkt, wie angreifbar er sich damit gemacht hatte. Wie dumm er doch gewesen war, das wurde ihm nun bewusst. Er wollte das nicht mehr…

„Immer noch keine Antwort? Wie schade… ich dachte, wir würden ein schönes Wiedersehen feiern, nach dem wir uns so abrupt trennen mussten. Es hat mir doch so wehgetan…“

Wachsame Augen verfolgten Gin. Izuru versuchte, den Wahrheitsgehalt dieser Worte zu entschlüsseln. Das konnte doch gar nicht stimmen. Jeder andere hätte es ihm bestätigen können, Ichimaru kümmerte sich kein bisschen um Izuru und würde ihn auch nicht vermissen. Aber in gewisser Weise wünschte er sich trotzdem, dass diese Worte wahr waren…

„Das stimmt nicht“, brachte er nun leise hervor. Er klang wie ein verstoßener Hundewelpe, wie er selbst fand. Er verachtete sich dafür, so schwach zu sein.

„Es tut weh, dass du das sagst, weißt du das? Ich hatte mich so um dich bemüht, weißt du nicht mehr? Aber ich konnte dir doch nichts sagen, wo ich dich so ungern weinen sehe…“

Wieder suchte Izuru nach der Wahrheit in seinen Worten? Konnte das stimmt? Er hatte ihn oft weinen sehen, oft genug war er selbst sogar der Auslöser gewesen. War das etwa keine Absicht?

Izuru versuchte, einen gelassenen Ausdruck zu halten, denn er spürte, wie Ichimaru seine Unsicherheit förmlich aufsaugte, als würde er daraus seine Lebensenergie gewinnen.

„Werden Sie mir je die Wahrheit sagen?“

„Du unterstellst mir, zu lügen? Wie gemein, nach all dem, was ich für dich getan habe… Hast du immer so gedacht? Mir vorgemacht, mir zu glauben, damit du in meiner Gunst stehst?“

Izuru verstand nicht. Welche Gunst denn? Er hatte ihn doch nur verletzt… Sein Magen drehte sich ihm um. Es war wirklich wie immer, jedes von Ichimarus Worten trieb ihn noch mehr in die Verwirrung. Er konnte nicht anders. Tränen liefen seine Wangen hinunter.

Muskulöse Arme legten sich um ihn, doch sie trugen nur dazu bei, dass er noch stärker weinen musste. Warum tat dieser Mann ihm das an? Ihn noch mehr zu verwirren, nach dem er ihn so verstört zurück gelassen hatte. Gerne würde er ihn wegstoßen, doch er konnte es nicht. Er hatte es nie gekonnt.

„Was fällt euch ein, in meinem Labor zu kuscheln?“

Eine empörte, aber mehr noch verärgerte Stimme riss die beiden aus der Umarmung.
 

Szayel betrachtete die zwei argwöhnisch. Ichimaru… was viel ihm ein, hier mit seinem Spielzeug herum zu schmusen? Seinem Eigentum! Es war ein merkwürdiges Gefühl für Szayel, die beiden hier so zu sehen. Natürlich war er wütend, dass Ichimaru mit seinen Sachen einfach machte, was er wollte. Aber da war noch mehr. Er war wütender, als er eigentlich sein müsste.

Die Umarmenden lösten sich.

„Ich komm dann wohl später mal wieder, was? Bye bye, Izuru~“

Mit einem breiten Grinsen verabschiedete sich Gin und verließ das Labor.

Szayel musterte den Jungen eingehend. Er hatte geweint, die Tränen trockneten bereits wieder.

„Was ist, hast du ihm erzählt, wie mies du hier behandelt wirst? Stell dich nicht so an!“, sagte er barsch.

Es ärgerte ihn, dieser Shinigami brauchte doch hier nicht so einen Aufstand zu machen! Er hatte nicht einmal etwas gemacht, und es im Moment auch überhaupt nicht vor. Die Lust darauf war ihm nach dem Vorfall vor drei Tagen gehörig vergangen.

„Hab ich nicht…“

Ein eingeschüchtertes Murmeln riss ihn aus seinen Gedanken. Es überraschte ihm hatte er doch nicht einmal eine Antwort erwartet.

„Ach, nein?“

Mit forschendem, und immer noch säuerlichem Ausdruck betrachtete er ihn.

„Und warum heulst du dann hier rum, als sei grade die Welt untergegangen? Reiß dich gefälligst zusammen, ich hasse Geheule!“

Eigentlich stimmte das nicht ganz, denn manchmal mochte er es sogar, wenn er andere zum Weinen brachte. Aber nicht in dieser Situation. Jetzt störte es.

Izuru schien sich zusammenreißen zu müssen, um eine Antwort zu geben.

„Ich… es war nicht wegen dir. Wegen ihm.“

Kritisch hob der Wissenschaftler die Augenbrauen.

„Wegen ihm, soso. Und weil er dich zum Heulen bringt, darf er mit dir Kuscheln, oder wie?“

„Nein, so ist es nicht… aber Ichimaru-taichou macht mit mir ohnehin was er…“

Er brach ab, als wäre er selbst geschockt über den Inhalt seiner Äußerung. Aber so langsam begriff Szayel die Beziehung zwischen den beiden. Wobei, nein. Diese Beziehung existierte nicht mehr, sie hatte es nur gegeben. Er mochte diesen Gedanken nicht, deshalb würde er höchstpersönlich dafür sorgen müssen, dass Ichimaru nicht mehr her kam. Dieser Kerl wurde ihm langsam immer mehr zuwider. Auf der anderen Seite war er allerdings auch beruhigt, dass nicht er selbst der Grund für diese Tränen war. Es schien schlimmeres zu geben als ihn, und er wusste nicht, ob ihn das freuen oder enttäuschen sollte.

Allmählich beruhigte er sich wieder.

„Er wird nicht mehr hier her kommen“, bestimmte er mit fester Stimme.

Er sah, wie sich Izuru über diese Worte beruhigen zu schien. Also hatte er tatsächlich die Wahrheit gesprochen. Izuru fürchtete Ichimaru.
 

Sein Herz schlug wieder ruhiger. Ihm wurde bewusst, dass er Szayels Gegenwart beruhigender fand als die von Ichimaru. Aber eigentlich sollte das klar sein, dachte er. Szayel hatte ihm bis jetzt kaum etwas Schlimmes angetan, ihn sogar vor seinem Taichou gerettet. Und der Taichou? Er hatte ihn nur wieder verwirrt und zum Weinen gebracht. Er war schlecht für ihn.

„Wo warst du die ganze Zeit?“

Mit großen Augen sah er Szayel direkt ins Gesicht. Er schien verwirrt.

„Warum fragst du? Hast du mich etwa vermisst?“

Diese Frage war definitiv nicht ernst gemeint, aber Izuru meinte, eine Spur Verbitterung in seinem Gesicht zu erkennen. Er sammelte sich, um zu antworten.

„Vielleicht nicht direkt, aber deine Anwesenheit ist viel besser als dauernd währende Einsamkeit. Wie soll ich sagen… du bist eigentlich ganz nett.“

Ein verächtliches Schnauben.

„Mach dich nicht lächerlich. Ich bin gewiss nicht nett, ich bin ein brutaler Verrückter.“

„Sagst du das, weil du das selbst glaubst, oder weil alle anderen das sagen?“

Immer noch sah er ihn direkt an, aber dieses Mal erhielt er keine Antwort. Auch Szayels Mimik konnte ihm keine Antwort liefern, weil er sich abgewendet hatte.

„Lass mich in Ruhe… ich muss arbeiten...“, murmelte er abweisend, allerdings auch abwesend.

„Und stör mich gefälligst nicht, denn Essen bekommst du erst, wenn ich fertig bin!“

Aus einem Grund, den Izuru selbst nicht verstand, musste er schmunzeln. Nein, Szayel war definitiv nicht so schlecht, wie er sich gab.
 

Gin Ichimaru, der noch immer vor der Tür stand, grinste. Szayel wollte einen Konkurrenzkampf? Den sollte er bekommen. Er würde ihm schon zeigen, wem Izuru tatsächlich zustand.

Gefühle

Die letzten paar Tage waren für Izuru keineswegs schlecht verlaufen. Tatsächlich war Szayel fast rund um die Uhr bei ihm gewesen. Natürlich wusste Izuru, dass das weniger an ihm lag als an der Tatsache, dass Szayel sein Labor mehr als alles andere (mit Ausnahme vielleicht von sich selbst) liebte, aber dennoch freute er sich ein wenig, zumal er jeden Tag etwas zu Essen und ein wenig Aufmerksamkeit bekam. Zwar war das oft nur, damit Szayel irgendwelche Experimente an ihm durchführen konnte, die Izuru nicht verstand, aber er machte mit. Es tat nicht weh. Und die Angst verschwand langsam.

Er wusste nicht genau, woran es lag, vielleicht hatte er sich einfach an Szayel gewöhnt, vielleicht aber hatte die Sympathie zu ihm nun größeren Einfluss als die Angst.

Er wusste, dass sein Leben noch immer in seiner Hand lag, aber ihn erfüllte nicht mehr die Panik, dass er mit seinem Leben spielen würde. Seit jenem Tag hatte kein Übergriff mehr gefolgt. Langsam entwickelte Izuru Vertrauen.

„Warum starrst du mich schon die ganze Zeit an?“

Szayel stand mit dem Rücken zu Izuru und arbeitete, dennoch schien er den Blick zu spüren.

„… Entschuldigung“, murmelte der angesprochene Verlegen. Er wollte Szayel natürlich nicht bei der Arbeit stören, er konnte sich vorstellen, wie Leute wie er reagierten, wenn man sie zu sehr reizte. Das wollte er lieber nicht provozieren. Er wendete den Blick ab, auch wenn es interessanter war, jemandem bei der Arbeit zuzusehen als einem Labortisch beim herum stehen. Izuru fiel auf, dass er selten jemanden hatte arbeiten sehen während er selbst nicht arbeitete. In dem Büro in der dritten Division hatte er meist allein gesessen, selbst, als der Taichou noch da war. Wenn dieser dann mal im Büro aufgetaucht war, hatte er sich lieber an Izuru vergnügt anstatt sich den wichtigen Dokumenten zu widmen.

Izuru schauderte bei dem Gedanken an Ichimaru. Die Begegnung von vor ein paar Tagen ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, es verwirrte ihn. Erst hatte man ihn so rücksichtslos im Stich gelassen und erzählte dann solche Dinge? Es waren Lügen, da war sich Izuru sicher. Er war sich nicht mal sicher, ob Ichimaru ihm jemals die Wahrheit erzählt hatte.
 

Was war mit diesem Jungen los? Szayel verstand dessen Verhalten in den letzten Tagen noch weniger als sein eigenes. Er hatte versucht, Gespräche mit ihm zu vermeiden, ihn so wenig anzusehen wie möglich. Es rief ein seltsames Gefühl in ihm hervor. Es war nicht so, dass er mit Gefühlen gänzlich unvertraut war, und naiv war er keineswegs. Aber dennoch gab es Gefühle, die er nicht deuten konnte. Es ärgerte ihn, etwas nicht ganz deuten zu können, und er gab Izuru die Schuld daran. Szayel war sich sicher, dass es auf jeden Fall an dem Jungen lag, denn nie zuvor hatte er sich so gefühlt. Er konnte es nicht einmal richtig beschreiben. Elend, und doch gut. Interessant, aber in gewisser Hinsicht auch beängstigend. Diese Ungewissheit. Er hasste sie.

„Schon gut“, antwortete er ihm nach einer Weile, auch wenn er diese Antwort als unnötig empfand. Er widmete sich wieder seinen Reagenzgläsern zu, die von ihrem Ex-Inhalt gereinigt werden mussten. Sauberkeit war wichtig, denn sonst würden weitere Experimente verfälschte Ergebnisse haben. Diese Routine Arbeit stimmte ihn ruhig, in den letzten Tagen war er stetig unruhig gewesen. Er hatte sogar überlegt, den Shinigami einfach zu töten, hatte diesen Gedanken allerdings schnell wieder verworfen.

Lächerlich! Das war doch nur ein mickriger Shinigami, viel schwächer als er selbst. Davon konnte er sich doch nicht verunsichern lassen! Seine Gesichtszüge zogen sich kurz verkrampft zusammen, entspannten sich allerdings wieder schnell, bevor er sich zu Izuru umdrehte.

„Hast du Hunger?“

Diese Frage ließ Izuru überrascht aufblicken. Warum guckte er denn so? Dachte er, er würde ihn verhungern lassen? Das war definitiv nicht Sinn und Zweck seiner Arbeit…

„Wenn es keine Umstände macht…“, kam es schüchtern zurück.

Ein leichtes Grinsen huschte über Szayels Lippen. Er hatte gewusst, dass Izuru so antworten würde. In den wenigen Tagen ihres Zusammenseins hatte er ihn analysiert, jede seine Äußerungen, all seine Ausdrücke. Er wusste, um welche Art Person es sich bei ihm handelte. Und doch war ihm so einiges an ihm unklar geblieben, einiges, was nicht so Recht ins Bild passte. Wie er ihn manchmal ansah… Das Widersprach seiner sonstigen vorsichtigen Zurückhaltung.

„Macht es nicht.“

Szayel ging zum Kühlschrank, der in seinem Labor stand. Die meisten Fächer dienten dazu, kühl zuhaltende Chemikalien aufzubewahren, ein Fach war allerdings für Lebensmittel reserviert. Wenn er in seine Arbeit vertieft war, hatte Szayel oft keine Lust, sich etwas zu Essen zu machen und nahm etwas Gekühltes. Es kam allerdings auch oft genug vor, dass er während der Arbeit einfach vergaß, zu Essen. Er wusste, dass das nicht unbedingt die gesündeste Art zu Leben war, aber sein perfekter Körper würde von solchen Banalitäten schon keinen Schaden nehmen, da war er sicher. Zudem hatte er seinem Körper schon schlimmeres angetan, als nur eine Mahlzeit auszulassen.

Er nahm ein Fertiggericht aus dem Kühlschrank, das Lumina, eine seiner Fracciones, ihm einst aus dem Diesseits besorgt hatte. Schmeckte definitiv nicht so gut wie sein eigens zubereitetes Essen, war allerdings erträglich. Er erhitzte es zweckmäßig über einem Bunsenbrenner, um es dann zusammen mit einer Gabel Izuru zu reichen.

„Beeil dich mit dem Essen. Ich will heute noch schlafen gehen.“

Er hatte seit Tagen nicht mehr wirklich geschlafen. Wenn es Experimente gab, schlief er genau so unregelmäßig wie er aß. Und es gab viel zu experimentieren.
 

Es fühlte sich an, als hätte sich ein kleiner Stein auf Izurus Herz gelegt. Er würde also wieder gehen. Für wie lange? Die letzten Tage hatte er das Labor nicht verlassen, hatte Szayel in diesen Tagen denn kein einziges Mal geschlafen? Wenn Izuru es recht bedachte, hatte er ihn tatsächlich nie schlafen sehen. Er musste unwillkürlich an sich selbst denken, an die Nächte, die er durchgearbeitet hatte, um das Fehlen seines Taichous auszugleichen. Er hatte sich bemüht bis zum Umfallen, aber dennoch war es ihm nie gelungen. Auch die Untergebenen hatten kein großes vertrauen in ihn. Kein Wunder also, dass man ihn anscheinend nicht zurück wollte. Seine Bemühungen waren wohl doch immer umsonst gewesen.

Er nahm das Essen an.

„Danke.“

Seine gute Erziehung erlaubte ihm nichts anderes, als sich für das Essen zu bedanken.

Izuru begann, das Mahl einzunehmen. Es war lange nicht so köstlich wie das, was Szayel selbst zubereitet hatte, aber er beschwerte sich nicht. Er war froh, überhaupt etwas zu Essen zu bekommen. Auch merkte er, wie ihn ein aufmerksames Augenpaar die ganze Zeit über beobachtete.

„Es wundert mich ja schon, dass du die Uniform angezogen hast. Ich dachte schon, ich müsse sie dir höchstpersönlich anziehen…“

In Szayels Blick meinte Izuru zu erkennen, dass er das gerne getan hätte. Auf seinen Wangen zeichnete sich nun ein leichter Rotschimmer ab.

„Nun… Es blieb mir wohl nichts anderes übrig. Außerdem… so schlecht geht es mir hier ja nicht.“

Beschämt starrte er auf seinen nun leeren Teller. Er hatte schneller gegessen als sonst, fast als hätte er Angst, jemand würde kommen und es ihm vor seinen Augen wegessen. Außerdem hatte er die wage Vermutung, dass sich hier ohnehin keiner um gute Manieren scherte.

„Nicht schlecht, soso. Du bist in Gefangenschaft, in den Händen eines Verrückten, der an dir herum experimentiert, es gibt keine Aussicht auf entkommen und nur, weil du ein bisschen was zu Essen und zum Anziehen bekommst bist du der Meinung, dir ginge es nicht schlecht?“

Ein kurzes Schweigen folgte.

„Du bist seltsam, weißt du das? Ich hatte Shinigami, die hier allein schon vor Angst umgekommen sind. Du bist… robuster, als du auf den ersten Blick wirkst.“

Dieser Kommentar überraschte Izuru. Noch nie hatte ihn jemand als „robust“ beschrieben, die meisten glaubten von ihm er sei zerbrechlich und etwas labil. Aber er musste leicht schmunzeln.

„Ja, vielleicht. Ich muss es sein. Zwangsläufig musste ich es.“
 

Zwangsläufig? Szayel verstand sofort. Ichimaru. Wenn man beide kannte, konnte man erahnen, um welche Art Beziehung es sich zwischen den beiden handeln musste. Vorgesetzter und Untergebener. Herrchen und Haustier. Meister und Sklave. Auch Ichimaru hatte es wohl nie anders gesehen. Und Izuru? Er hatte bei seinem Besuch geweint. Nein, er musste es auch wissen. Doch warum hatte er sich darauf eingelassen? Szayel verstand nicht, wie man so wenig Achtung vor sich selbst haben konnte. Wobei, ein wenig verstand er es doch. Auch er verlor ab und zu seine Selbstachtung.

Szayel biss sich auf die Lippe. Er hasste diese negativen Gedanken. Und vor allem hasste er den Gedanken an Ichimaru. Früher hatte er ihn einfach nicht leiden können, aber seit den letzten Tagen hasste er ihn. Vielleicht, weil ihm bewusst geworden war, was für eine widerliche Kreatur dieses Fuchsgesicht war.

Er antwortete nicht weiter auf Izurus Aussage, sondern wechselte lieber das Thema. Nach seinem Experiment war seine Laune recht gut, trotz zu wenig Schlaf. Und die wollte er sich jetzt nicht selbst verderben.

„Gut geht es dir hier also, ja? Das ist ja schön. Und ich dachte schon, du hättest solche Angst vor mir…“

Er klang spöttisch, aber dennoch wollte er eine ernstzunehmende Antwort hören.

Er hatte natürlich bemerkt, dass die Angst in Izuru weniger geworden war. Er hatte ihn beobachtet, unauffällig. Er war ruhiger als noch vor einigen Tagen. Die Angst war fast verschwunden. Es ärgerte ihn ein wenig, denn es gab ihm das Gefühl, weniger Ernst genommen zu werden. Andererseits aber faszinierte es ihn auch. Noch nie hatte er erlebt, wie jemand mit der Zeit weniger Angst vor ihm hatte; in der Regel war es immer genau umgekehrt verlaufen.
 

„Ja… kann sein…“

Es war nur ein beschämtes Nuscheln, was Izuru heraus braucht. Röte stieg in sein Gesicht. Beschämte Röte, die er nur allzu gut spüren konnte, denn er kannte sie mittlerweile. Es machte ihn unruhig. Und plötzlich wurde ihm auch noch ganz heiß. Es konnte doch nicht sein, dass…

Eine Hand legt sich auf seine Stirn.

„Du bist ganz heiß“, stellte die Stimme in neutralem Ton fest, wirkte bei genauerem Hinhören allerdings lauernd. Zumindest kam es Izuru so vor.

Kurz musste er die Augen schließen, um sich wieder zu beruhigen und seine Gedanken zu sammeln. Doch das schien ihm grade unmöglich.

Die Hand auf seiner Stirn gab ihm ein beruhigendes Gefühl. So beruhigend, dass es beunruhigend war. Vor Schreck riss er die Augen wieder auf.

„Ich… weiß auch nicht was los ist. Liegt vielleicht am Klima…“

Sein Herz raste. Was um alles in der Welt fiel seinem Körper ein, nun so verrückt zu spielen? Das war doch nicht normal!

Nur die Ruhe. Tief durchatmen. Er versuchte, sich diese Worte immer wieder in den Kopf zu rufen, doch es half nicht. Noch weniger half ihm der ungläubige Blick, mit dem Szayel ihn bedachte. Hatte er etwas bemerkt?

„Unsinn. Das Klima hier ist nicht anders als in der Soul Society. Ein Grund, warum Aizen-sama es hier aushalten kann.“

Er nahm die Hand weg, aber Izurus Röte blieb. Vor allem fühlte er sich ertappt, da seine so offensichtliche Lüge so leicht enttarnt wurde. In manchen Situationen konnte er ganz gut lügen, aber nicht in solchen. Am wenigsten hatte er vor seinem Taichou Lügen können. Irgendwann hatte er sich schon gar nicht mehr getraut das zu wagen, da er wusste, dass man ihn ohnehin durchschauen würde.

Er schluckte. Dieser Vergleich mit Ichimaru… Es passte doch. Aber jetzt musste er es genau wissen. Sein Blick wanderte zu seiner eigenen Hand, die sich langsam fortbewegte, sehr zögerlich, aber doch bestimmt. Kurz vor ihrem Ziel verharrte sie kurz, ergriff dann aber neuen Mut und legte sich auf die von Szayel.

Ein merkwürdiges Kribbeln erfolgte in Izurus Bauch, hervorgerufen durch diese Berührung.

„Was ist? Willst du, dass ich auch noch dein Händchen halte, oder was?“

Szayel war irritiert, doch er zog die Hand nicht weg. Seine Stimme klang widerwillig, doch sein Blick sagte etwas anderes aus.

„Ich… nein…“

Izuru nuschelte wieder. Er hasste es. In solchen Momenten konnte sich nicht mal klar und deutlich artikulieren.

„Ich glaube, es ist nur… du hast was ganz Komisches mit mir gemacht.“
 

Szayel war sprachlos. Es war ein seltener Augenblick, denn nur selten raubte ihm etwas die Stimme.

„Komisches? Inwiefern?“

Durchdringend sah er den Shinigami an, der noch immer den Blick nicht heben konnte.

„Antworte mir!“

Es war ein harscher Befehl, aber er hatte das Gefühl, dass das nötig war. Auch für sich selbst. Er wollte die Antwort wissen. „Komisch“ war eine nur allzu treffende Beschreibung für seine eigene Situation und er vermutete, dass die Antwort für beide dieselbe sein könnte.

Noch immer keine Antwort. Die Ungeduld wuchs.

„Was ist denn?“

Er legte seine freie Hand an Izurus Kinn und hob seinen Kopf so an, dass er gezwungen war ihm in die Augen zu sehen. Er sah deutlich, wie Izuru schwer schluckte. Er bereitete sich auf die Antwort vor.

„Ich meine nur… ist das nicht seltsam? Ich sollte eigentlich Angst vor dir haben, du bist mein Feind! Du machst es doch selbst immer wieder deutlich, wie gefährlich du bist! Und ich? Ich vermisse dich auch noch, wenn du weg bist! Ich… ich weiß einfach nicht, was mit mir los ist!“

Dieses Geständnis platze einfach so aus dem Jungen heraus, und er schien erleichtert zu sein. Seine Erleichterung verschwand aber kurz darauf wieder, als ihm auffiel, was er da eigentlich gesagt hatte.

„Ich… ich meine…“

Seine Stimme versagte. Er sah aus, als würden ihm die Tränen kommen.

„Tse… wie ich bereits gesagt habe: Du bist seltsam.“

Szayel ließ sein Kinn los und sah ihn kritisch an. Ein Verdacht machte sich in ihm breit. Ein Verdacht, was mit Izuru los war und auch mit ihm selbst los sein könnte. Eigentlich missfiel es ihm gar nicht, dass ein anderer eventuell solche Gefühle für ihn hegte. Es gefiel ihm nur nicht, dass er selbst womöglich auch so fühlen könnte. Es machte angreifbar. Verletzlich. Aber das, was ihm sagte, er solle sich nicht darauf einlassen, ignorierte er. Szayel fand es spannend. Er setzte sich auf den Rand des Labortisches und leckte vorsichtig eine Träne weg, die dem verstörten Jungen hinunter kullerte.

„Du bist in der Tat seltsam. Aber seltsam muss nicht immer schlecht sein, denke ich. Aber dir sollte klar sein, dass ich diesem Phänomen nun auf den Grund gehen muss. Aber ich denke, dieses neue Experiment können wir auch woanders ausführen. Steh auf.“

Er hielt kurzen Blickkontakt mit dem noch immer verwirrten Shinigami. Er schien nicht zu wissen, was auf ihn zukam, aber er gehorchte.

„Was hast du vor?“

„Das wirst du gleich sehen.“

Szayel nahm Izurus Hand und führte ihn aus dem Labor, nicht aber ohne nach dem Austreten abzuschließen. Er führte ihn weiter die Gänge entlang, ohne seine Hand loszulassen.

In Izurus Augen konnte er deutlich die Frage „Wohin gehen wir?“ ablesen, doch er schien keine Angst zu haben. Entweder war er einfach nur ohne Maße dumm, hoffnungslos naiv, oder er vertraute ihm tatsächlich.

Sie kamen an. Szayel schloss die Tür auf, die selten ein anderer durchschritt außer ihm selbst und zog Izuru mit in sein Zimmer. Noch nie hatte er eines seiner Versuchsobjekte mit in sein Zimmer genommen, ohnehin ließ er sehr selten jemanden in diesen Raum.

Als sie beide drinnen waren, schloss er wieder ab. Niemand sollte stören.

Er blickte zu dem etwas hilflos dreinblickenden Jungen, der in der Mitte des Raumes stand und drückte ihn aufs Bett.

„Hier ist es doch gleich viel bequemer, meinst du nicht?“

Szayel lachte. Nein, wie niedlich verstört Izuru doch jetzt guckte!

„Keine Angst. Ich habe nichts Seltsames vor. Mir ist grade nicht danach. Ich will einfach nur schlafen.“

Er legte sich dazu, zog die Decke über die beiden und schmiegte sich an Izuru.

„Das Experiment startet hier. Die Ergebnisse teile ich dir morgen früh mit.“

Er gähnte. Es war wirklich zeit, zu schlafen. Doch bevor er die Augen schloss, konnte er es nicht lassen, Izuru Spaßeshalber einen Kuss auf den Mund zu drücken. Wäre er nicht so müde, hätte er den nun knallroten Jungen wohl für seine Schüchternheit ausgelacht.

Szayel schloss die Augen. Morgen würde er es wissen.

Wer es schaffte, eine Nacht mit ihm auszuhalten ohne vor Angst zu sterben, musste wirklich verliebt sein…

Unterbrechung

Der nächste Morgen trat herein. Zumindest sagte die Uhr auf Szayel Nachttisch, dass es morgens war, denn der Himmel draußen sagte nichts über die derzeitige Tageszeit aus.

Es war ein guter Morgen. Zumindest dachte er so. Es passierte oft, dass er morgens schlechte Laune hatte, da ihm der Schlaf nichts Besseres beschert hatte. Albträume. Er kannte sie nur zu gut. Aber diese Nacht war ruhig gewesen. Er bemerkte, dass er in derselben Pose aufwachte, in der er eingeschlafen war. Mit einem blonden Shinigami im Arm.

Unwillkürlich musste Szayel lächeln.

„Guten Morgen, Izuru“, säuselte er und weckte den Jungen mit einem verspielten Knabbern am Nacken. Nicht oft knabberte er so sanft an den Hälsen anderer Personen, es passierte eher, dass sie blutig biss. Oft gehörte das zu seiner Auffassung von Spaß. Oft auch nicht.

Manchmal wusste Szayel selbst nicht so recht, was ihm nun mehr Spaß machte, ein wildes Sexleben oder eine sanfte Romanze. Nur selten in seinem Leben hatte er so etwas wie sanfte Romantik zu spüren bekommen, denn meist ging es bei ihm recht wild zu. Und wenn er darüber nachdachte, war er vielleicht nie so wirklich verliebt gewesen. Aber nun war er es. Da war er sich sicher. Und niemand würde es ihm nehmen.

„Morgen, Szayel. Ich hoffe, ich habe mich in der Nacht nicht allzu breit gemacht…“

Izuru war auch aufgewacht, und das erste, nach dem er sich anscheinend erkundigen musste war, ob er Umstände bereitet hatte. Konnte man so unsicher sein?

„Breit? Ach was, es war sehr bequem. Ich könnte öfter so schlafen, weißt du? Was ich aber noch viel schöner fände wäre, wenn wir nicht unsere nervige Kleidung tragen würden… Ich schlafe viel lieber nackt. Nächste Nacht, ja?“

Er kicherte. Als er aber sah, wie rot Izuru wurde, fügte er noch schnell ein „War nur Spaß“ hinzu. Eigentlich war es kein Witz gewesen, aber er wollte ja nicht, dass der Junge schon am frühen Morgen kollabierte.

Nicht ohne ihn noch einmal durchzuknuddeln stand Szayel mit einem breiten Lächeln auf und zog sich um. Erfreut spürte er, wie er dabei von Izuru beobachtet wurde. Eigentlich konnte er es ihm auch nicht verübeln, er hatte schließlich einen wunderschönen Körper. Davon war zumindest Szayel überzeugt. Auch der Shinigami schien diese Meinung zu teilen, denn als Szayel sich ihm zuwandte merkte er, dass dessen Mund leicht offen stand. So etwas wie Lüsternheit konnte er also doch verspüren. Alles andere wäre auch besorgniserregend gewesen, fand Szayel. Er kannte keinen Mann, bei dem sich beim Anblick von etwas nackter Haut an dem richtigen Körper rein gar nichts regte. Mit Ausnahme von Ulquiorra vielleicht. Aber wer wusste, was passieren würde, wenn Aizen mal nackt zu einer Versammlung erschien?

Belustigt musste der Wissenschaftler vor sich hin grinsen. Nur zu gerne würde er dies einmal austesten, doch er bezweifelte, dass man den Herrscher dazu bringen konnte, sich vor seinen Untergebenen so zeigte. Trotzdem wurde er den Verdacht nicht los, dass Aizen das bei ausgewählten Leuten bestimmt doch tat. So genau wollte er es aber auch nicht wissen, machtgeile und arrogante Personen wie dieser entsprachen nicht unbedingt seinem Beuteschema. Da schon lieber jemand niedliches wie Izuru, dem er nun die Hand hinhielt.

„Na komm, wir gehen zusammen frühstücken.“
 

Ein Lächeln zog sich über Izurus Gesicht. In letzter Zeit hatte er nicht viel gelächelt, denn es hatte wenig Grund dazu bestanden. Seit langem fühlte er wieder so etwas wie Fröhlichkeit. Als er mit Ichimaru zusammengewesen war, dachte er auch, er wäre glücklich. Aber sein momentanes Glücksgefühl war anders. Echter, ohne bitteren Beigeschmack.

„Klar!“

Der Junge ergriff Szayels Hand und ließ sich von ihm aus dem Bett in einen sanften Kuss ziehen. Überraschend sanft, wie Izuru fand. Als er den Wissenschaftler kennengelernt hatte, hatte er nicht gedacht, dass dieser zu so etwas fähig wäre. Er war wirklich viel netter, als er sich gab.

Hand in Hand schlenderten die beiden frisch verliebten von Szayels Raum zu einer Küche, von denen es nach Szayels Angaben wohl mehrere in Las Noches gab. Auch Arrancar aßen nicht immer nur Seelen, man legte auch Wert auf „normale“ Nahrung. Szayel schien dabei keine Ausnahme zu bilden, er konnte schließlich auch gut kochen.

„Du darfst dir etwas wünschen, Izuru. Was hättest du denn gerne?“

Der Rosahaarige hatte unablässig gelächelt. Er musste außerordentlich gute Laune haben.

„Ach… was du willst. Es ist mir egal“, antwortete Izuru schüchtern. Besonders Entscheidungsfreudig war er nie gewesen, selbst, wenn es um so etwas Banales wie das Frühstück ging.

„Na komm schon, du wirst doch wohl wissen, was du Essen möchtest?“

Ein amüsiertes Kichern gefolgt von einem peinlich berührten Schweigen. Wenn andere ihn auf seinen mangelnden Entscheidungswillen hinwiesen, wurde es dem Fukutaichou noch unangenehmer. Aber er wollte sich auch nicht komplett blamieren.

„Wie wärs mit… Pfannkuchen?“, schlug er unsicher vor.

Das Kichern wurde zum Lachen.

„Du bist in Gefangenschaft bei den schlimmsten Feinden, die du dir vorstellen kannst und wünschst dir Pfannkuchen? Das ist süß, Izuru, echt süß.“

Schamesröte stieg dem angesprochenen ins Gesicht und er blickte hastig zu Boden. Süß also. Welch Blamage. Er hätte sich ein Steak wünschen sollen, das wäre männlich gewesen! Oder einfach ein Brot. Vielleicht wäre es auch am besten gewesen, einfach zu schweigen.

Szayel, der die Beschämung seines neuen Geliebten genoss, wuschelte ihm nur kurz durch die Haare und machte sich daran, den Teig zu mischen.

„Schon gut. Du musst nicht immer alles so ernst nehmen, was ich sage. Aber das macht dich nur umso niedlicher…“

Izuru seufzte. Niedlich. Süß. Auch das hatte er schon von Ichimaru zu hören bekommen, aber bei ihm klangen auch diese Worte immer gefährlich. Wenn man es sich recht überlegte, klang wohl jedes Wort gefährlich, dass aus dem Mund des Fuchsgesichtes entstammte. Zum Glück war dieser grade nicht hier. Wenn es nach Izuru ging, würde er ihm nicht mehr begegnen. Nach dessen Verrat hatte der Blonde alles darum gegeben, ihn zu vergessen, zu verdrängen, damit es ihn nicht zu sehr quälte. Weiterer Kontakt mit ihm würde nur alle Wunden wieder aufreißen… das wollte er auf keinen Fall.

Um sich abzulenken, stellte er sich neben Szayel an die Arbeitsfläche und gab ihm die Zutaten an.

„Du musst das nicht machen. Ich kann auch kochen. Du hast schon genug für mich getan.“

„Habe ich das?“
 

Szayel grinste.

„Junge, du kannst dich wohl nicht bedienen lassen, was? Genieß es einfach. Ich koche nicht für jeden. Schon gar nicht mehrmals.“

Die meisten überlebten schon ihr erstes von Szayel zubereitetes Mahl nicht, was von ihm zumeist vollkommen beabsichtigt war.

Izuru zögerte, nickte dann aber. Ein Kopftätscheln von Seiten Sazyels bestätigte ihn darin, sich wieder setzen zu dürfen.

„Du kannst gut kochen. Hast du dir das selbst beigebracht?“

Etwas verwundert drehte Szayel sich zum Fragesteller um.

„Klar, wo soll ich das sonst gelernt haben? Aber es ist doch nicht schwer. Man probiert ein wenig, bis man zur Lösung kommt. Wie in der Wissenschaft.“

Er musste kichern, als er Izuru beobachtete. Wie süß er da saß. Unbeweglich, fast verkrampft, sich immer wieder schüchtern umsehend. Nur schüchtern nicht ängstlich. Als wären sie auf einem Rendez-vous und nicht in Las Noches.

Szayel kippte nun den Teig in die Pfanne um den Pfannkuchen zu braten. Zwar hatte er dieses Gericht noch nie zubereitet, doch er wusste genau, wie es ging. Einmal hatte er einer gewissen Fraccion zu gesehen, wie dieses Diese Süßspeise für seinen Espada zubereitet hatte, und das einfache Rezept war hängen geblieben.

Wagemutig warf er den Pfannkuchen in die Luft, um ihn zu wenden. Es klappte und er spürte den beeindruckten Blick Izurus in seinem Nacken. Mission Angeben geglückt.

Nach nur kurzer Wartezeit war das Mahl auch schon fertig bereitet und konnte serviert werden. Szayel selbst begnügte sich mit einem Apfel, er hatte keine Lust auf dieses süße Zeug. Izuru jedoch schien es zu schmecken. Gut.

Er beobachtete ihn und langsam überkam ihn der Appetit. Allerdings nicht auf Pfannkuchen…

Je länger Szayel auf Izurus Lippen starrte, die so genüsslich immer wieder kleine Stücke der Teigplatte in sich aufnahmen, desto öfter leckte er sich in immer kürzer werdenden Zeitabständen über die Lippen.

„Darf ich auch mal probieren?“, säuselte er.

Doch als der Blonde ihm die Gabel mit einem aufgespießten Stück seines Frühstücks hinhielt, wurde er nur ausgelacht.

„Das meinte ich nicht.“

Das lachen wurde zum Grinsen, er beugte sich vor und drückte seine Lippen auf die des Shinigami, die noch leicht süßlich schmeckten. In der Tat. Lecker. Ohne Intention, sich zurück zu halten packte er den vermutlich überforderten Jungen an den Schultern und drückte ihn auf den Tisch und schob ihm seine gierige Zunge in den Mund. Es störte ihn nicht, dass der andere kaum etwas tat, denn wenigstens wehrte er sich nicht. Wobei, manchmal konnte es auch recht anregend sein, wenn der Partner Widerwillen zeigte, doch das war der falsche Moment dazu. Den Teller mit der Süßspeise achtlos vom Tisch fegend, um mehr Platz zu haben, schob er den Jungen nun komplett auf den Tisch. Und sich direkt hinterher.

Es machte ihm Spaß zu sehen, wie der Oberkörper Izurus vor Aufregung bebte. Allerdings nicht vor Angst, dass konnte Szayel erkennen. Nein, dieses Kind hatte in der Tat keine Angst vor ihm, nicht einmal in dieser Situation. Verrückt. Sie waren beide verrückt, also mussten sie wohl gut zueinander passen.

„Ich mache jetzt weiter. In Ordnung?“, flüsterte er ins Ohr des Kleineren. Dieser nickte nur schwach. Natürlich nickte er. Wer konnte diesem Oberkörper auch widerstehen, der sich just in dem Moment aus Szayels Uniform schälte?

Erneut leckte er sich über die Lippen. Das würde ein Festmahl werden. Was fiel Izuru auch ein, auf so erotische Weise seine Pfannkuchen zu verspeisen? Er war selbst Schuld.

Mit einem dauernd währenden Grinsen machte er sich nun daran, auch ihn von seiner Kleidung zu befreien. Kleidung. Wie lästig sie doch manchmal sein konnte.

Er strich über Izurus Brust, über die zarte, junge Haut, die ihm fast seine letzte Selbstkontrolle raubte. Sex. Er wollte Sex, hier und jetzt. Aber ganz ohne Vorspiel machte das auch keinen Spaß.

Die Hand reichte ihm nicht, nun erkundete er den Oberkörper des mittlerweile im Gesicht knallroten Jungens mit seiner Zunge. Köstlich. Tatsächlich ein für ihn würdiges Frühstück, aber es sollte ja noch besser kommen. An der Brustwarze angelangt, konnte er Izuru sogar ein schüchternes Keuchen entlocken, was ihn noch mehr zum Grinsen brachte. Er sah auf, in sein Gesicht. Der Blick wurde nicht erwidert. So schüchtern. So niedlich. Er könnte ewig so mit ihm weiter spielen, es schien dem Shinigami ja ebenfalls zu gefallen. Die Ungeduld wollte dies allerdings nicht zulassen, und so machte er sich gierig an dessen Hose zu schaffen.
 

Ihm war heiß. Er keuchte. Es war nicht so, dass Izuru solche Situationen nicht kannte, er kannte sie nur allzu gut. Allerdings kannte er sie anders… mit weniger Gefühl. Ihm war klar, dass er es so viel mehr mochte. Er wehrte sich nicht, selbst nicht, als er spürte, wie Szayel den nächsten Schritt wagen wollte. Früher hatte das für ihn immer großen Schmerz bedeutet, doch er vertraute darauf, dass dies nicht passieren würde. Er schloss die Augen und bereitete sich vor. Vorfreude. Ja, er spürte Vorfreude.

Ein Räuspern ließ ihn erstarren. Wie von selbst rissen seine Augen auf, er wandte den Blick zur Tür, von wo das störende Geräusch gekommen war.

„Was willst du hier?“, hörte er Szayel fragen. Dieser war genervt, das hörte man.

Aber Izuru selbst brachte keinen Ton heraus, er war wie gelähmt. All seine Glücksgefühle wichen in einem einzigen Moment aus seinem Körper, alles, was er nun spürte, war Angst. Pure Angst. Er konnte nicht anders, als die Bewegungen des Störenfrieds mit weit aufgerissenen Augen zu verfolgen. Er spürte, wie Szayel seinen Körper mit seiner Uniformjacke bedeckte, und war dankbar dafür.

Dieser Mann sollte ihn nicht so sehen. Nicht mehr. Nie wieder.

„Du störst, Ichimaru. Siehst du nicht, dass wir beschäftigt sind?“

Der Silberhaarige grinste nur, wodurch Szayels Gesichtsausdruck umso wütender wurde.

„Beschäftigt? Oh, allerdings, das sieht man. Doch frage ich mich, ob das nicht die falsche Beschäftigung ist? Wofür hat Aizen-san ihn dir gegeben? Zur Forschung, nicht war? Das sieht mir nicht unbedingt nach Forschung aus…“

Sein Grinsen wurde breiter.

„Aber ich kann dich verstehen. Izuru ist so ein kleines Flittchen, lässt sich von jedem Flachlegen… kein Wunder, dass jemand wie du da direkt zugreift.“

Er lachte. Sein Lachen klang belustigt, doch es war voller Boshaftigkeit. Bei seinem puren Klang nur musste Izuru zusammenzucken. Seine Worte waren verletzend, ja, doch er war es gewohnt, von Ichimaru gepiesackt zu werden. Als dessen ehemaliger Fukutaichou war das Berufsrisiko.

Szayel hingegen schienen diese Worte noch wütender zu machen. Er hielt Izurus Arm fest gepackt.

„Und was? Bist du nur hergekommen, um uns dies mitzuteilen? Kleiner Widerling, du hast wohl keine Hobbys…“

Vorsichtig wagte es Izuru, aufzuschauen. Szayels Gesicht war voller Hass. Nein, es war nicht mal mehr Hass. Er drückte pure Mordlust aus.

„Szayel…“, murmelte Izuru leise. Er wünschte, er würde sich beruhigen. Ganz einfach. Und Ichimaru würde gehen. Sie würden einfach nicht mehr über ihn nachdenken und alles würde wieder gut werden. Doch leider war die Welt lange nicht so unkompliziert.

„Nur deswegen? Quatsch, wegen so was hätt ich euch zwei Turteltauben doch nicht unterbrochen… Nee, ich komme mit Kunde vom Boss höchstpersönlich. Er ist nicht grade begeistert, wie unzuverlässig du arbeitest… Anstatt zu arbeiten, flirtest du mit Izuru hier rum. So geht das nicht. Darum wird er erstmal konfisziert.“

Konfisziert? Izuru stutzte. Das klang ja, als sei er nur ein Gegenstand. Vermutlich war er das auch in Ichimarus Augen. Nicht nur irgendein Gegenstand. Ein Spielzeug, das man wegwerfen und irgendwann wieder mitnehmen konnte. Mehr nicht.

„Ich gebe ihn aber nicht her. Er gehört mir.“

„Das hast nicht du zu entscheiden… Denk doch mal nach. Was könnte passieren, wenn du ihn nicht hergibst? Vielleicht entscheidet Aizen-san, dass wir ihn doch nicht mehr hier brauchen… er nur Platz verschwendet und dich ablenkt… das soll er doch nicht denken, oder? Also würde ich an deiner Stelle jetzt ein braver kleiner Arrancar sein und ihn hergeben!“
 

Ichimaru klang keineswegs wütend. Nein, er war belustigt. Er machte sich lustig über Szayels Wut und Izurus Angst, von diesem getrennt zu werden. Man sah es. Und wäre er nicht Aizens rechte Hand gewesen, hätte Szayel sich just in diesem Moment auf ihn gestürzt und ihn erwürgt. Ja, er hatte Lust dazu, ihn zu töten. Aber er wollte auch nicht, dass Izuru starb. Er mochte ihn. Und wenn er es recht bedachte, war er sogar der einzige, den er wirklich mochte. Es gab sonst niemanden in Las Noches, der ihm viel bedeutete, weder die anderen Espada, noch seine Fraccion, noch sein Bruder. Denn letzten Endes war er für sie alle nur eins: ein verrückter Wissenschaftler. Genial, aber psychisch gestört. Geschickt, aber sozial inkompetent. Er gab sich tatsächlich nicht viel Mühe, sich gut mit ihnen zu verstehen, aber auch nur, weil sich keiner wirklich Mühe gab, sich auf ihn einzulassen. Zu groß war die Angst bei allen, irgendwann doch auf dem Seziertisch zu landen. Dieses Bild hatte jeder von ihm, und das würde sich so schnell auch nicht ändern. Er stieg vom Esstisch und zog sich an.

„Gut. Ich werde arbeiten. Aber dann bekomme ich ihn zurück.“

Seine Augen vervollständigten seine Aussage. Sonst würde er Ichimaru umbringen. Aizens Wille hin oder her.

Er legte eine Hand auf Izurus Kopf und streichelte ihm sanft durch die Haare. Szayels Blick wurde weich, er lächelte. Ja, er liebte diesen Jungen. Daran bestand kein Zweifel mehr.

„Keine Sorge, Izuru. Es wird nicht lange dauern…“

Es schmerzte ihn, ihn hergeben zu müssen. Noch mehr allerdings schmerzte ihn der Ausdruck, den der Blonde aufgesetzt hatte. Angst. Eigentlich mochte er ängstliche Blicke, aber in anderen Zusammenhängen. Dieser Blick war für ihn das pure Grauen.

Eine letzte Umarmung, ein letzter Kuss. Ein letztes Blickeaustauschen.

Izuru wurde von seinem ehemaligen Vorgesetzten gepackt und mitgeschleift.

„Szayel, ich…!“

Das Ende des Satzes war nicht mehr zu verstehen. Die zwei hatten den Raum verlassen. Was hatte ihm Izuru sagen wollen? Er starrte auf den Tisch, auf dem sie noch vorhin zu zweit gelegen hatten. Eine innere Leere machte sich breit. Etwas in ihm sagte ihm, dass man vielleicht gar nicht vorhatte, ihm Izuru zurück zugeben.

Spielchen

Er versuchte, zu arbeiten. Die Arbeit hatte ihn bisher immer abgelenkt. In allen noch so unerträglichen Situationen. Sein Labor war seine Zufluchtsstätte. Doch nun wirkte selbst das nicht mehr. Seine Hände zitterten. Keine Konzentration. Izuru…

Er musste zu sehr an ihn denken, als dass er jetzt arbeiten konnte. Aber das musste er doch. Gin hatte es gesagt. Wenn er arbeiten würde, würde er Izuru zurück bekommen. Nur war das Fuchsgesicht nicht unbedingt für seine ehrliche Art bekannt.

Szayel schüttelte denk Kopf. Konzentration. Er brauchte Konzentration, um zu arbeiten. Für Izuru. Für sie beide. Für sich. Ohne ihn war plötzlich alles schlechter. Ganz verständlich war ihm das nicht, denn auch vorher war er gut ohne jemanden an seiner Seite zurechtgekommen. Aber seit dieser Junge in sein Leben gekommen war, wollte nichts mehr so sein wie vorher.

War er etwa nach so wenigen Tagen schon abhängig von ihm geworden? Er mochte diesen Gedanken nicht. Nicht wirklich. Er hatte sich immer als zum größten Teil unabhängig gesehen, er arbeitete für Aizen aus freiem Willen. Er gehorchte ihm nur, um am Ende seinen eigenen Willen zu erreichen. Nichts weiter. Er verehrte diesen Mann keineswegs. Nie hatte man wirklich versucht, ihn einzuschränken. Doch jetzt…

Szayel fühlte sich bedrängt. Es wurde ihm schlagartig bewusst. Sie wollten ihn in seiner Freiheit einschränken. In seiner Freiheit, zu lieben wen er wollte. Es macht ihn wütend. Er würde gewiss nicht so mit sich umgehen lassen.

Szayel war es gewohnt, gemieden zu werden. Er war es gewohnt, gefürchtet zu werden. Auch, dass er gehasst wurde, war für ihn längst Gewohnheit. Er hatte es sich so ausgesucht. Er wollte nach ganz oben. Doch jetzt, als ihm diese Shinigami zeigen wollten, dass er trotz allem nur einer ihren Diener war, den sie nach ihrem Willen beherrschen konnten, reichte es ihm.

Wie hypnotisiert legte er seine Werkzeuge nieder. Wozu sollte er nun arbeiten? Vermutlich wollten sie ihm Izuru wohl ohnehin nicht wiedergeben.

Nein. So ging es nicht mehr.

Als sei er maschinell angetrieben, bewegte er sich auf die Tür zu. Er öffnete sie. Es war nicht so, dass er seinen Körper wirklich steuerte, er bewegte sich fast von selbst. Vielleicht wusste sein Körper es sogar noch besser als sein Verstand: Er war die Einsamkeit leid. Vermutlich hatte er es so lange in den hintersten Winkel seiner Geschoben, dass er es irgendwann vergessen hatte. Und Izuru, dieser Shinigami, den er erst seit kurzem kannte, hatte es einfach so wieder hervorgerufen. Er war zu einem notwendigen Utensil geworden, um Szayel glücklich zu machen. Und Szayel musste dieses Utensil unbedingt zurück bekommen.

Doch wo sollte er anfangen? Zu Ichimaru gehen? Er hatte ihn mitgenommen, also war es wahrscheinlich, dass er ihn bei sich hatte. Oder verfügte Aizen momentan über ihn? Auch das war möglich. Nur stellte sich Szayel Ichimaru als einfacheren Gegner vor. Vielleicht hatte er auch ohne Aizens Anweisung gehandelt, das würde zu ihm passen.

Doch ehe er sich für eine Richtung entscheiden konnte, stieß er mit jemandem zusammen. Noch ehe er sehen konnte, wer da gegen ihn gelaufen war, setzte er einen verächtlichen Blick auf. Er verachtete eigentlich jeden in Las Noches, da musste er nicht erst nachsehen.

„Was machst du in meinem Teil des Schlosses? Du hast hier nichts verloren“, fauchte er seinen Gegenüber an.

„Ich wollte nach dir sehen…“

Sorge und Angst vermischt in dessen Blick. Wie Szayel diesen Blick hasste. Besorgnis und Ansgt zu kombinieren war seiner Meinung nach nichts als heuchlerisch.

„Ich habe dich nicht darum gebeten. Verschwinde. Du störst.“

Wie immer versuchte er, ihn in knappen Sätzen abzuwimmeln.

„Das weiß ich. Aber ich will trotzdem nach dir sehen, Bruder.“

Er schien nervöser zu werden.

„Nenn mich nicht „Bruder“, Yylfordt. Ich hasse das.“

Warum musste dieser Kerl ihm nur so auf die Nerven gehen? Hatte er ihm nicht oft genug klar gemacht, dass er nichts mit ihm zu tun haben wollte? Jemand, der auf die Worte der anderen hörte und seinen eigenen Bruder auf Grund dessen fürchtete, war Abschaum. Er kam nur immer wieder zu ihm, weil er sich auf Grund ihres Verwandtschaftsgrades verpflichtet fühlte. Wären sie nicht verwandt, würde Yylfordt ihn genau so meiden wie all die anderen, da war Szayel sicher.

Auf so einen Bruder konnte er gut verzichten. Aber er schien nicht locker lassen zu wollen.

„Ich habe gehört, dass du dich mit einem Shinigami herumgetrieben hast. Dass ihr herumgelaufen seid, als wäret ihr Freunde…“

Szayel beobachtete, wie der Blick seines Zwillingsbruders nervös hin und her huschte. Er schien auf etwas hinaus zu wollen.

„Und weiter?“

Sei kalter Blick schien Yylfordt fast zu durchbohren. Er schien noch mehr Angst zu bekommen. Warum kam er jedes Mal her, wenn er ihn doch fürchtete?

„Wie ich sagte… ich mache mir Sorgen. Ich meine… du solltest dich nicht darauf einlassen. Er ist immer noch ein Shinigami! Das kann nicht klappen! Am Ende wirst du nur…“

Er schien die Worte förmlich aus sich heraus pressen zu müssen.

„Was werde ich am Ende, Yylfordt?“, fragte er scharf. Warum musste er sich jetzt mit diesem Kerl herum schlagen? Es gab wichtigeres zu tun.

„Bilde dir nicht ein, dass du mich kennen würdest. Und tu nicht so, als würdest du dir tatsächlich Sorgen um mich machen… Ist ja widerlich.“

Nichts als Verachtung in seinen Augen. Yylfordt starrte auf den Boden.

„Wenn ich dich daran erinnern darf, arbeitest auch du für einen Shinigami. Also tu nicht so, als hättest du mehr Ahnung von der Welt als ich. Du sorgst dich also um mich? Ist das lächerlich… Du willst dich nur bei mir einschleimen, damit ich dich in Ruhe lasse. Aber bilde dir nichts ein. Ihr alle seid nichts weiter als Abschaum…“

„Aber Szayel…“

„Aus dem Weg.“

Genervt schob sich Szayel an ihm vorbei. Was bildete der sich überhaupt ein? Dieses Zusammentreffen hatte ihn nur noch wütender gemacht.

Er ging weiter. Auf halbem Weg musste er seine Hände in den Taschen vergraben. Sie zitterten. Er wusste nicht ganz warum, war es Angst, Wut oder Wahnsinn? Vermutlich von allem ein wenig. Genau diese Gefühlslage konnte man wohl auch auf seinem Gesicht ablesen, denn jeder Arrancar, der seinen Weg kreuzte, sprang fluchtartig aus dem Weg.

Es war nichts ungewöhnliches, dass der Octava Espada mit einer Miene durch das Schloss lief, als würde er jedem, der ihm unter die Augen kam, augenblicklich die Gedärme aus dem Leibe reißen. Und dies war auch nicht nur eine ängstliche Fantasie der Schlossbewohner, solche Vorfälle waren durchaus schon vorgefallen, wenn der Wissenschaftler besonders schlecht gelaunt war. Es war sozusagen seine Art, Stress abzubauen. Andere Espada wie Nnoitra, Yammy oder Grimmjow waren gefürchtet, weil sie in ihrer Wut alles kurz und klein schlugen, doch Szayel war in solchen Momenten von einem anderen Kaliber. Er war nicht unberechenbar wütend, sonder unberechenbar wahnsinnig. Er konnte, so waren sich sicher viele der Numeros einig, viel schrecklicher sein als die drei Schläger-Espada zusammen.

Doch etwas, was viele der Arrancar, die ihn in diesem Moment sahen, noch mehr verunsicherte war, dass Szayel außerdem einen Blick hatte, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen. Eine solch unterschiedliche Mischung von Gefühlen war im Gesicht des Octava nur selten abzulesen, denn meist war sein Blick entweder wütend, oder glücklich oder psychopathisch.

Szayel war selbst verwirrt. Neben seiner Wut darüber, dass man ihm Izuru weggenommen hatte, machte sich Angst in ihm breit, was man dem Jungen womöglich mittlerweile angetan haben könnte. Was sollte er mit ihm, wenn er bereits kaputt war, wenn er ihn zurück bekam? Vielleicht nicht tot, aber dennoch zerstört. Würde ihn das nicht vielleicht noch unglücklicher machen? Er war unsicher.

Dennoch wollte er ihn zurück. Dieses Gefühl, das Gefühl des unendlichen Glückes, dass er nur in Izurus Nähe hatte, wollte er zurück haben. Zwar erfüllte es ihn auch, wenn ein Experiment gelang, doch gab ihm nichts außer der Liebe das Gefühl, dass diese Erfüllung niemals enden würde. Niemals endendes Glück. Perfektes Glück. Izuru war perfekt für ihn.

Er kam zu seinem Ziel. Vor den großen Portaltüren blieben seine Füße von selbst stehen. Aizen… er würde sich bei ihm höchstpersönlich beschweren. Er wurde gebraucht, das wusste er. Als einziger Wissenschaftler und intelligentester Arrancar war er unersetzlich, in Gegensatz zu manch anderem Espada. Er musste nur ruhig bleiben, verhandeln. Normalerweise war das kein Problem für ihn, es gelang ihn oft, zu sagen, was der Herrscher hören wollte, und dennoch seinen eigenen Willen zu bekommen. Szayel besaß eine geschickte Zunge, in vielerlei Hinsicht.

Seine Hände erhoben sich und stießen die Tür auf. Mit etwas zu viel Kraft, dass es einen lauten Aufschlag gegen die Wand gab, doch die anderen sollten ruhig mitbekommen, wie wütend er war. Dann würde man ihn wenigstens in Ruhe lassen.

Er trat ein und fand den Thron leer vor. Seine Füße trugen ihn weiter, in die Mitte des Raumes. Er ließ den Blick schweifen. Der Thronsaal war leer, aber dennoch beschlich ihn das unangenehme Gefühl, dass jemand anderes anwesend war.

„Ist Aizen-sama nicht da?“, fragte er in den Raum. Er hatte bereits eine Vermutung, wer hier auf ihn gewartet hatte. Seine Augen formten sich zu schlitzen, noch ehe die Antwort kam.

„Nee, hat grade wichtiges zu tun… was gibt es denn?“

Ein grinsender Shinigami trat aus einer dunklen Ecke, die ihm noch wenige Minuten zuvor als Versteck gedient hatte. Er schien es zu lieben, aus dunklen Ecken zu schreiten. Es passte zu ihm.

Szayel wandte seinen Blick zu ihm, machte sich allerdings nicht die Mühe, freundlicher zu gucken. Das war nur Ichimaru, Aizens Handlanger, bei dem musste man sich nicht einschleimen. Zumale Szayel ohnehin nur dann schleimte, wenn er für sich einen Nutzen darin sah. Das war nur selten der Fall.

„Das geht dich nichts an. Ich will mit Aizen-sama sprechen. Wann kommt er zurück?“

Das Gefühl, dass Gin die ganze Zeit über auf eigene Faust gehandelt hatte, wurde stärker. Natürlich war es Aizen gewesen, der Izuru für Szayel beschafft hatte, als wissenschaftliches Objekt. Vielleicht auch für Gin, weil dieser sich langweilte. Aber er würde ihn Szayel doch nicht wegnehmen, nur, weil dieser sich auf andere Art mit ihm vergnügte, wo er doch arbeiten sollte? So kindisch konnte Aizen doch nicht sein… Er wusste zwar, dass der Ex-Shinigami sehr sadistisch war, doch ein solches Spiel passte eher zu Ichimaru. Zumal dieser wohl alles nur als Spiel betrachtete.

„Hm, keine Ahnung… Scheinst ihn ja ganz dringend sehen zu wollen…“

Er grinste. Natürlich wusste er, worum es ging, das lag auf der Hand. Er hatte wahrscheinlich selbst dafür gesorgt, dass Aizen „beschäftigt“ und momentan nicht anwesend war, weil er nicht wollte, dass dieser mit in die Sache hineingezogen wurde. Szayels Hass auf das Fuchsgesicht wuchs. Aber auch gut. Dann würde er sich nur mit ihm auseinander setzen. Vielleicht doch keine so schlechte Idee, denn wer weiß, was passiert wäre, wenn Aizen auf Ichimarus Seite gewesen wäre? Dieser schien Aizen nämlich näher zu stehen als jeder andere hier…

„Ich will Izuru zurück.“

Er war froh, dass seine Stimme nicht verzweifelt klang. Denn genau diese Emotion überkam ihn just in diesem Moment, in dem er diese Worte aussprach. Er wollte ihn wieder. Jetzt. Sofort.

Gins Grinsen wurde noch breiter, als es im Normalzustand schon war. Ein Wunder, dass das überhaupt noch ging.

„Oh… echt? Du wolltest ihn wieder haben? Ups…“

Er kicherte. Szayels Gesichtsmuskeln zuckten. Was sollte er denn sonst wollen? Er hasste Ichimarus Art einfach…

„Was soll das heißen?“

Seine Stimme, tonlos. Er wusste nicht, warum. Vermutlich hatte sein Sprechorgan noch vor ihm gemerkt, wie sehr ihn Ichimarus Worte beunruhigt hatten.

„Nja… ich dachte, wenn er erst mal weg ist, brauchste ihn nicht mehr. Klar, er kann ganz witzig sein, aber wenn man ihn los ist, gewöhnt man sich halt dran. Weißte, wie ich mein?“

Die Augen des Wissernschaftlers weiteten sich.

„Worauf willst du hinaus?“

Ein gespielt genervtes Seufzen ertönte.

„Bist heute besonders begriffsstutzig, was? Du wolltest ja wohl ohnehin nicht mehr an ihm herumexperimentieren, so sah es eben für uns aus. Und sonst braucht man den ja nicht. Wir haben ihn also… entsorgt…“

Das letzte Wort wurde genüsslich in die Länge gezogen. Es war offensichtlich, wie sehr sich Ichimaru daran ergötzte, Szayel mit seinen Worten zu quälen.

„Wie gesagt, sorry, ne? Hättest uns ja zeigen können, dassde ihn noch brauchst, aber so… aber ist doch halb so wild, oder?“

Diese Worte waren wie Gift für Szayel Ohren. Ichimaru war in diesem Moment kein Fuchs mehr, er war eine Schlange. Eine Schlange, die Gift in ihrem Opfer verteilte und es quälte.

„Lügner…“

Sein Mund brachte nicht mehr als ein Flüstern heraus. Er war nicht sicher, ob das die Wahrheit war. Aber ob es nun stimmte, oder nicht, die Möglichkeit, dass man Izuru bereits getötet hatte, nur, um Szayel dafür zu bestrafen, dass er ihn liebte, war unerträglich. Sein Herz raste. Sein Kopf schmerzte. Er hielt es nicht aus…

„Lügner!“

Seine Augen weiteten sich in seinem verzweifelten Schrei, der sich gegen Ichimaru und jeden wandte, der Izuru von Szayel trennen wollte. Das konnte nicht stimmen. Es durfte nicht stimmen! Seine Selbstbeherrschung entgleiste ihm, er versuchte nicht einmal, sie zu wahren. Er wollte toten. Er wollte Rache, Vergeltung. Alle, die ihm sein Glück nicht gönnten, mussten sterben. Szayel spürte noch, wie er sich nur mit seinen Händen als Waffen auf Ichimaru stürzte, mit dem Drang, ihn zu erwürgen, so dass ihm sein hämisches Grinsen endlich im Halse stecken bleiben würde, als er den Verstand verlor und ihm schwarz vor Augen wurde.
 

Er wartete. Vor ein Paar Stunden hatte man ihn in diesem Raum abgesetzt, mit der Anweisung, einfach zu warten. Die Tür war abgeschlossen worden, doch das war nicht nötig. Er wollte nicht fliehen. Wenn er versuchte, weg zu kommen, würde Szayel etwas geschehen, hatte sein Taichou gesagt. Er musste nur warten, bis er wieder zurück durfte.

Nervös blickte er durch den Raum. Izuru saß mit angewinkelten Beinen, die von seinen Armen umschlungen wurden, auf einem großen Bett. Es war nicht irgendein Bett, es war das Bett von Gin Ichimaru höchstpersönlich. Noch vor ein paar Stunden hatte er mit genau diesem hier gelegen und seit der Ex-Taichou gegangen war, saß er nun dort in dieser Position. Er war froh darüber, nun alleine zu sein, denn die Momente, in denen er mit Ichimaru alleine gewesen war, nachdem er ihn von Szayel weggeholt hatte, waren nicht schön gewesen. Es schmerzte noch immer. Aber was ihn noch viel mehr schmerzte war das widerliche Gefühl, Szayel hintergangen zu haben. Natürlich hatte er es nicht gewollt, aber es hatte ihm schon immer an kraft gefehlt, sich seinem Vorgesetzten zu widersetzen. Auch jetzt noch, als dieser nicht einmal mehr sein Vorgesetzter, sondern sein Feind war.

Ob er es Szayel gestehen sollte, wenn sie sich wieder sahen? Vielleicht wäre es auch besser, es zu verheimlichen. Eigentlich bedeutete ihm der Silberhaarige Mann nichts mehr, den er mal so sehr geliebt hatte. Vielleicht würde Szayel nur falsche Gedanken bekommen…

Trotzdem war sich Izuru sicher, dass er nur noch ihn lieben würde. Wann er wohl zurück durfte?

Lärm von draußen. Er zuckte zusammen. Eine Weile später öffnete sich die Tür. Er zuckte erneut zusammen, denn es gab mit Sicherheit nur eine Person, die diesem Raum betreten würde.

„Ich bin zurück, Izuru~“

Man konnte aus seiner Stimme entnehmen, dass er grinste. Wie immer. Izuru blickte auf.

„Es war laut draußen. Was war das?… Sie sehen zerzaust aus, Taichou…“

Seine Stimme klang leise, gebrochen. Wenn sein Ehemaliger Vorgesetzter ihn so ansah, fühlte er sich wie ein getretener Hundewelpe. Hätte Izuru seinen Blick nicht wieder gesenkt, hätte er gesehen, wie sehr Ichimaru sich über den Klang seiner Stimmte freute.

„Ach, nichts. Weißte, ein paar unserer Leute hier sind etwas… hyperaktiv.“

Er lachte und setzte sich zu Izuru aufs Bett. Ein Arm wurde um ihn gelegt. Der Blonde hätte ihn am liebsten abgeschüttelt, doch er traute sich nicht. Er verstand noch immer nicht ganz, warum er in Ichimaru Zimmer war. Hätte man ihn nicht in eine normale Zelle sperren können? Nach einigen Momenten des Schweigens nahm er seinen Mut zusammen.

„Wann kann ich wieder zu Szayel?“

Ihm war klar, dass Ichimaru diese Frage nicht gefallen würde. Aber er musste es wissen. Er sehnte sich zurück nach den vergangenen Tagen, in denen er tatsächlich wie ein Wesen behandelt wurde, das geliebt wird. Nicht wie ein Haustier…

Ichimaru setzte einen traurigen Blick auf. Izuru durchschaute nicht ganz, ob er echt oder nur vorgetäuscht war.

„Oh… ich hatte gehofft, du würdest das nicht fragen. Mein armer, armer Izuru…“

Er machte eine kurze Pause, um seine Worte wirken zu lassen und ließ ein mitleidiges Seufzen erklingen.

„Ich wollte es dir ja die ganze Zeit sagen, aber es gab keine Gelegenheit dazu. Weißt du… Aizen-san wollte gar nicht, dass ihr getrennt werdet. Ich wollte das.“

Gins Griff um Izuru verstärkte sich. Es schien, als wolle er ihn festhalten.

„Was heißt das?“, fragte er mit hoher Stimme. Er traute seinen Ohren nicht.

„Du darfst mir nicht böse sein, Izuru… Aber ich wollte doch nur dein bestes. Ich war so froh, als ich erfuhr, dass man dich hergeholt hatte… Ich habe dich so vermisst! Und dann musste ich hören, dass du dich direkt an Szayel herangeschmissen hast… Bedeute ich dir denn gar nichts mehr? Das hat mich verletzt…“

Seine Stimme klang tatsächlich enttäuscht, wenn nicht sogar verletzt. Izuru war verwirrt. War Ichimaru es denn nicht gewesen, der ihn verraten hatte?

„Aber ich konnte dich nicht von Anfang an mitnehmen. Dich von deinen Freunden wegholen… Das wäre nicht gut für dich gewesen, mein armer Izuru…“

Nun umschlang ihn auch Ichimarus zweiter Arm, sein Gesicht wurde an dessen Brust gedrückt. Izuru war wie versteinert.

„Und dann habe ich es endlich geschafft, dich von Szayel wegzuholen. Er ist nicht gut für dich… Früher oder später hätte er dich aufgeschlitzt. So ist er eben. Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber… er hat nur mit dir gespielt.“

Der Fukutaichou in seinen Armen zuckte zusammen. Konnte das stimmen? Szayel war so nett zu ihm gewesen… Klar, am Anfang hatte er ihm Angst gemacht, aber trotzdem. Das alles war doch keine Täuschung gewesen? Er war unfähig, etwas zu sagen. Was war die Wahrheit?

Verwirrt schloss er die Augen und versuchte, mit seinem Verstand die Lösung zu finden. Er sah nicht, wie sich das Grinsen auf Gins Gesicht vergrößert hatte…

Wahnsinn

Szayel wachte in vollkommener Dunkelheit auf. Sein Kopf schmerzte so sehr, dass ihm schlecht wurde. Was war nur passiert? Er konnte sich kaum an etwas erinnern. War er nicht sehr wütend auf Ichimaru gewesen? Warum nur? Er musste dringend seine Gedanken sortieren. Doch sein Kopf schmerzte zu sehr.

Wo befand er sich hier? Der Boden, auf dem er lag, war kalt und hart. Fühlte sich an wie die Zellen in Las Noches. Vermutlich war es auch eine. Die Position, in der er lag, fühlte sich ebenfalls nicht besonders bequem an. Als hätte ihn jemand rücksichtslos auf den Boden geworfen, als er bereits bewusstlos war. Und die Kopfschmerzen? Hatte man ihn so hart geschlagen, dass er das Bewusstsein verloren hatte? Ergab Sinn.

Der Wissenschaftler gab ein leises Wimmern von sich. Er fühlte sich so schlecht. Langsam aber sicher traten neben den Kopfschmerzen auch andere Schmerzen ein, solche, die er nicht genau zu lokalisieren vermochte. Und er wusste, dass dies die schlimmste Art von Schmerzen war. Psychischer Schmerz. Er kannte ihn nur zu gut. Und er hasste ihn. Seine Beine anziehend und sich eng einrollend versuchte er, seine Gedanken zu sortieren und sich von seiner plötzlichen Verzweiflung nicht zu übermannen lassen. Es half, einfach die Augen fest zu schließen und seinen Atem ruhiger werden zu lassen, um die Erinnerung langsam wieder hervor kommen zu lassen. Er war wütend gewesen, sehr wütend. Auf Ichimaru. Dieser Mann hatte ihm etwas genommen, was wichtig war. So wichtig, dass er ohne es fast den Verstand verloren hätte. Es sogar kurzzeitig getan hat…

Der „Gegenstand“ nahm langsam Gestalt an. Kleiner als er. Schlank, fast etwas schmächtig. Blass. Das Gesicht halb von den Haaren verdeckt. Blond. Ein melancholischer Blick. Und dennoch ein schönes Lächeln. Schön. Hübsch. Niedlich. Liebe…

„Izuru…“

Er konnte sein Flüstern selbst kaum hören, doch er brauchte den Klang dieses Namens, um sich dessen Existenz wieder vollkommen bewusst zu werden. Er hatte sich tatsächlich in diesen Shinigami verliebt. Dieses Gefühl hatte er in dieser Art noch nie so stark gespürt. Es gab oft starke Gefühle in Szayel, doch diese waren zumeist geprägt von Wut, Hass und Wahnsinn. Aber dieses war so anders. So schön. Er wollte sich dieses Gefühl nicht nehmen lassen…

Tot. Man hatte gesagt, Izuru sei tot. Konnte das stimmen? Es passte zu diesen Shinigami… alle Shinigami waren Mörder, warum also sollten Aizen und Ichimaru Probleme damit haben, Izuru umzubringen? Aber es durfte nicht sein… Das durfte nicht passieren.

Ein Schluchzen hallte an den Wänden wieder. Szayel erschrak. Dieses Schluchzen klang nach seiner eigenen Stimme… Seine Hand glitt zu seinem Gesicht. Es war so feucht. Tränen. Man hatte ihn so weit getrieben, dass er weinen musste. Hätte Izuru wohl auch um ihn geweint?

Der Gedanke, von jemandem nach dem eigenen Tod vermisst zu werden, war in gewisser Weise tröstlich. Nur war er es, der nun einen anderen vermisste, von dem er nicht einmal sicher war, ob er nun noch lebte oder nicht. Die Tränen flossen weiter.

„Szayel…?“

Eine unsichere Stimme ertönte hinter ihm. Er musste sich gar nicht erst umdrehen, um zu wissen, wer da war, denn diese Stimme kannte er so gut wie seine eigene. Er gab keine Antwort. Er wollte Izuru sehen, sonst keinen. Begriff das denn niemand?

Der Urheber der Stimme schien zu zögern, aber dennoch ergriff er erneut das Wort.

„Weinst du etwa?“

War das eine ernst gemeinte Frage? Das konnte man ja wohl überdeutlich hören…

„Was willst du?“

Szayel bemühte sich, so barsch wie möglich zu klingen, doch er versagte. Er erschrak fast darüber, wie sehr seine Stimme nach einem misshandelten Welpen klang. Yylfordt schien ebenso geschockt zu sein, denn er brauchte eine Weile, um zu antworten.

„Mit dir… mit dir reden, Bruder.“

Seine Stimme war leicht zittrig. Selbst mit den Gitterstäben zwischen ihnen schien er Angst zu haben. Abschaum.

„Tse… dann mach schnell.“

Dafür hatte er jetzt wirklich keinen Nerv. Er musste überlegen, was er nun tun könnte…

„Also, wegen… wegen diesem Shinigami! Ich habe gehört, dass du dich auf Ichimaru gestürzt hast! Ich… ich hatte doch gesagt, der Shinigami bringt dir nur Unglück! Du wärst sonst nicht hier gelandet, und…“

„Und was? Bist du nur hier, um mir vorzuhalten, dass du angeblich Recht hattest?“, Szayel drehte sich mit seinem Gesicht in Yylfordts Richtung.

„… Hattest du übrigens nicht. Izuru ist gut für mich! Bilde dir nicht immer ein, du wüsstest, was gut für mich ist und was nicht.“

„Tue ich nicht! Wirklich nicht! Ich meinte nur… weil ich mir wirklich Sorgen um dich mache. Ich dachte nur, ob nicht irgendwas für dich tun könnte…“

„Als könntest du etwas für mich tun!“

Dieser Kerl war echt unglaublich. Wären nicht die Gitterstäbe zwischen ihnen, wäre er längst aufgesprungen und hätte ihm mitten ins Gesicht geschlagen. Oder sonst was mit ihm getan.

Yylfordt blieb. Wie hartnäckig er doch war, unglaublich. Aber vielleicht konnte er das doch etwas nutzen…

„Was weißt du darüber, was mit Izuru passiert ist?“

„Der Shinigami?“

„Wer sonst, du Trottel?“

„Nun…“ Yylfordt zögerte, als wäre er nicht sicher, was er sagen sollte.

„Ich dachte, du wolltest etwas für mich tun?“

Diese Worte zeigten schlagartig ihre Wirkung. Yylfordt konnte so ausnutzbar sein…

„Ich habe gehört, er wurde bei Ichimaru untergebracht. In dessen Zimmer.“

„Er lebt also noch?“

Deutliche Erleichterung war in Szayels Stimme zu hören. Izuru lebte. Gut. Das war das wichtigste. Nun hatte er wirklich einen Grund zu versuchen, aus dieser Zelle zu entkommen.

„Nach meinen Informationen, schon…“ Kurzes Schweigen. „Das freut dich, oder?“

Überrascht sah Szayel in die Richtung von Yylfordts Gesicht. Aufgrund der Dunkelheit konnte er nicht wirklich viel erkennen, doch die Stimme seines Bruders hatte einiges verraten. Freute sich dieser etwa darüber, dass er Szayel mit seinen Worten eine Freude machen konnte? Das konnte nicht sein. Denn das würde am Ende bedeuten, dass Yylfordt doch kein hinterlistiger Schleimer war, sondern sich tatsächlich sorgte… Aber das konnte nicht sein. Unmöglich. Aber war es ein kleiner Test nicht wert?

„Yylfordt.“

„Ja, Bruder?“

Die erwartungsvolle und bereitschaftliche Stimme seines Bruders, der angeblich so besorgt um ihn war, ließ Szayel minimal grinsen.

„Du könntest mir doch noch einen Gefallen tun…“
 

Steif lehnt er in den Armen seines ehemaligen Taichous. Izuru war klar, dass dieser Mann nicht mehr sein Vorgesetzter war, und dennoch konnte er nicht anders, als ihn als solchen zu titulieren. „Ichimaru-taichou“, eine andere Anrede für Gin kam für den blonden Shinigami überhaupt nicht in Frage.

Aber nun schwieg er. Er wollte nicht mit ihm reden. Er wollte ihm auch nicht zuhören. Am liebsten hätte er sich jedes Mal, wenn Gin seinen schlangenartigen Mund öffnete, die Ohren zu gehalten. Seine Worte waren jedes Mal ein wenig wie Gift. Und das schlimmste daran war, dass sie tatsächlich wahr sein könnten.

Es waren die ganze Zeit dieselben Worte: „Ich bin der einzige, der dich wirklich liebt“, „Wir gehören zusammen“, „Szayel hat dir nur etwas vorgespielt“, „Ihm liegt überhaupt nichts an dir“, „Du warst nur sein Spielzeug.“

Es war so verwirrend. Noch vor einigen Tagen hatte die Situation für Izuru umgekehrt ausgesehen: Ichimaru war derjenige gewesen, der mit ihm gespielt hatte und Szayel der, der ihn liebte. Doch wo war Szayel nun? Lag ihm denn wirklich gar nichts an ihm?

Er traute sich nicht, Ichimaru danach zu fragen, denn er wusste, dass sich dessen Tonspur nur wiederholen würde. Immer die gleichen Worte. Je öfter er sie hörte, desto mehr setzten sie sich in seinen Gedanken fest. Nach einer Weile schon wusste Izuru nicht mehr recht, wem er glauben sollte; dem, den er seit Jahren kannte, und der ihn betrogen hatte, oder dem, den er erst seit kurzem kannte, aber der ihm den Eindruck vermittelte, ihn wirklich und aufrichtig zu lieben. Aber hatte er das nicht auch mal von Ichimaru geglaubt?

Betrogen ihn am Ende beide und er war einfach nur zu dumm, um es zu merken? In solchen Momenten wünsche sich Izuru, jemand anders zu sein. Es war tatsächlich nicht so, dass er besonders dumm war. Eigentlich gehörte er schon zu den etwas klügeren Köpfen und war meist auch in brenzligen Situationen in der Lage, mit Verstand zu handeln. Aber sobald dieses Unterfangen namens Liebe ins Spiel kam, war jeglicher Verstand in ihm wie weggeblasen.

Sollte er am Ende vielleicht doch keinem mehr vertrauen? Vielleicht musste er das auch gar nicht, vielleicht würde er Szayel tatsächlich nicht wieder sehen? Aber wollte er das denn? Izuru musste nicht tief in sich hineinhorchen, um die Antwort zu erkennen, so ziemlich alles in ihm schrie danach, seinen Liebsten zumindest noch einmal wieder zusehen. Vielleicht auch nur, um die Wahrheit zu erfahren. Wenn er überhaupt noch irgendwann in der Lage war, die Wahrheit zu erkennen…

Ein Klopfen an der Tür durchbrach die Stille, die in den letzten Minuten zwischen den beiden geherrscht hatte.

„Wer is da?“, rief Gin mit leicht genervter Stimme. Er wollte wohl weiter Gehirnwäsche betreiben.

„Verzeihen Sie die Störung. Aizen-sama ruft sie“, kam es von draußen.

Izuru stutzte. Für einen kurzen Moment hatte er gedacht, es sei Szayels Stimme gewesen, die von hinter der Tür erklungen war. Als Ichimaru genervt aufstand und die Tür öffnete, konnte Izuru allerdings einen kurzen Blick auf den Arrancar erhaschen. Er sah Szayel vom Gesicht her sehr ähnlich, hatte allerdings keine rosafarbenen, sondern lange, blonde Haare. Es musste wohl ein Zufall sein, denn unter Hollows gab es bekanntlich keine Verwandtschaften.

Das Fuchsgesicht drehte sich noch einmal um.

„Ich komm gleich wieder, Izuru. Klär nur kurz was mit Aizen-san. Bis gleich…“

Seine Stimme klang typisch säuselig. Izuru hoffte innerlich, dass diese Besprechung möglichst lange dauern würde.

Erst, als er sicher war, dass Ichimaru nicht wiederkäme, konnte er sich ein wenig entspannen. Die ganze Zeit über hatte er Ruhe gewollt. Hunrig. Müde. Stundenlang hatte er in angespannter Position verharren müssen, immer darauf gefasst, dass ihm jemand Schmerzen zufügen würde. Und immer diese Worte im Ohr. Er war belogen worden, da war sich Izuru sicher. Doch wer war am Ende der Lügner?

Plötzlich ein Geräusch. Er zuckte. Die Türklinke wurde hinunter gedrückt und die Tür langsam und bedächtig geöffnet. War Ichimaru schon wieder zurück? Aber er war doch erst vorhin zu Aizen gegangen. Izuru hätte sich etwas mehr Zeit zum nachdenken gewünscht…

Doch es war nicht Ichimaru, der hinein trat. Auch nicht Aizen oder sonst wer.

Es war jemand, über dessen Besuch sich Izuru wirklich freute.

„Szayel!“

Mit einem Mal waren all seine Sorgen wieder gewichen. Szayel war da. Er war wirklich gekommen. Also musste er ihn doch wirklich lieben, oder nicht? Er wäre sonst nicht einfach unerlaubter Weise in Ichimarus Schlafzimmer eingedrungen. Nein. Ichimaru hatte also wirklich gelogen. Ein wunderbar erleichterndes Gefühl machte sich in Izuru breit.

Und als Szayel auch noch auf ihn zu kam, und ihn fest in die Arme schloss, war all seine Selbstbeherrschung und Anspannung verflogen, jeglicher Druck wich mit seinen plötzlichen Tränen aus seinem Körper. Keine Tränen der Trauer und des Schmerzes, sondern welche voll purer Erleichterung und Wiedersehensfreude.

„Ja, Izuru. Du brauchst dir keine Sorgen mehr machen. Alles wird wieder gut.“

Izuru musste bei diesen Worten stutzen. Szayels Stimme… sie klang seltsam. Gedrückt. Künstlich. Er konnte diese Wirkung kaum beschreiben. Doch er beschloss vorerst, es zu ignorieren. Es konnte überhaupt keine negative Bedeutung haben, jetzt, wo sie sich endlich wieder hatten. Es musste doch einfach alles gut werden!

Aber trotzdem. Sie befanden sich immer noch in Ichimarus Zimmer. Konnte dieser nicht jeden Moment zurück kommen?

„Szayel…“

„Was ist denn, Izuru?“

„Wir sind in Gefahr… Wenn Ichimaru-taichou zurück kommt, dann…“

„Nenn ihn nicht Taichou.“

„Entschuldige… ich meine, wenn er zurück kommt, dann…“

Szayel löste sich ein Stück, um seinem Geliebten in die Augen zu sehen. Er lächelte. Es wirkte echt, aber irgendwie auch angestrengt. So ein merkwürdiges Lächeln hatte er noch nie zuvor gesehen…

„Keine Angst, mein Kleiner. Ich habe vorgesorgt. Alles habe ich im Griff…“

Szayel legte die Hand an den griff seines Zanpakutous. Sein Lächeln verwandelte sich immer mehr zu einem noch eigenartigerem Grinsen.

„Ich werde ihn dich mir nicht mehr wegnehmen lassen.“

Mit großen Augen starrte Izuru ihn an. Das war doch nicht sein Ernst… oder doch? Er hatte sich doch nicht tatsächlich in den Kopf gesetzt, Ichimaru zu töten?

„Szayel, das… tu das nicht! Das ist viel zu ge-…“

Weiter kam Izuru nicht, da ihm der Mund zugehalten wurde. Stechende bernsteinfarbene Augen durchdrungen ihn.

„Gefährlich, willst du sagen? Dass ich nicht lache. Er hat keine Chance gegen mich. Oder hast du Angst, dass ihm was passiert?“

Der Klang dieser Worte ließ Izuru erschaudern. Er klang bedrohlich. Gefährlich. Er wollte nicht, dass Szayel so war. Mit einem Kopf schütteln befreite er sich von der Hand, die ihm den Mund verbieten wollte.

„Das meinte ich nicht! Aber wenn er dir was tut, dann…“

„Schweig! Willst du mir etwa unterstellen, ich sei schwächer als er? So ein Unsinn! Ich hab es genau geplant, Yylfordt bereitet es vor. Du wirst sehen, gleich schon wird uns keiner mehr stören. Dann gehörst du wieder mir!“

Izuru schluckte. Hatte er da grade richtig gehört? Er gehörte ihm? Lebewesen gehörten keinem anderen. Nur Gegenstände. Spielzeuge. War er im Grunde doch nur ein Spielzeug für Szayel?

„Aber Szayel…“

Mehr als einen letzen, kläglichen Versuch, Szayel an seinem Vorhaben zu hindern, brachte er nicht heraus. Er wollte nicht, dass jemand starb. Er war von Ichimaru sehr enttäuscht worden, er wollte ihn nie wieder sehen, aber er sollte nicht umgebracht werden. Schon gar nicht von Szayel. Sein Geliebter sollte kein mordendes Monster werden. Stumme Tränen liefen sein Gesicht herunter.
 

Szayel verstand nicht, was dieses Theater sollte. Ichimaru hatte sich dreist in ihr Leben, ihre Liebesaffäre eingemischt, und nun wollte Izuru ihn einfach davon kommen lassen? So etwas Lächerliches. Er hatte doch alles genau geplant.

Yylfordt, dieser jämmerliche Idiot, hatte doch tatsächlich eingewilligt, seinen Plan zu befolgen. Die Schlüssel gestohlen, und ihn aus der Zelle befreit. Ichimaru abgelenkt, damit Szayel zu Izuru konnte. Und nun musste er grade dabei sein, Ichimaru sein Zanpakutou abzuluchsen, damit Szayel letzten Endes leichtes Spiel hatte. Er musste zugeben, dass dies keiner seiner genialsten Pläne war, aber was sollte man machen? Yylfordt war nun einmal sein einziges Werkzeug gewesen. Armer, treudoofer Yylfordt. Er hatte ihm versprochen, dass er es ihm danken würde. An ihn denken würde. Vielleicht würde er das auch tun, aber dazu musste dieser Idiot seine Sache wenigstens anständig erledigen. Allerdings hatte ihn Yylfordts Hilfsbereitschaft doch etwas nachdenklich gestimmt. Konnte es sein, dass sich dieser Kerl tatsächlich um sein Wohl sorgte? Vielleicht… Aber dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich darüber Sorgen zu machen.

Er sah wieder zu Izuru. Der Junge weinte, doch er gab keinen Laut von sich. Es war ein hübscher Anblick, doch irgendwie nervte es. Warum konnte er sich nicht freuen, dass die Nervensäge Ichimaru endlich aus dem Weg geräumt wurde? Niemand würde ihn mehr leiden lassen. Niemand würde ihn als Spielzeug behandeln und ihn herumschubsen. So ein dummer Junge.

Aber die Zeit und die Nerven ihn aufzumuntern, hatte er nun auch nicht. Zu groß war die Freude, dass Ichimarus Körper seinem Schwert gleich als Scheide dienen würde. Gerne würde er ihn danach noch etwas mehr verunstalten, doch er befürchtete, dass das dann doch ein wenig zu viel für Izuru war. Er wollte Rücksicht nehmen, zumindest ein wenig. Die Misshandlung vom Körper des Fuchsgesichtes konnte also doch nur in seinen Gedanken stattfinden…

Er merkte überhaupt nicht, dass er bereits kicherte. Er merkte auch nicht, dass Izuru bereits von ihm zurück gewichen war. Sein Kichern. Wahnsinniges Kichern. Er wollte nur noch töten, zerstören, alles, was ihm Leid bereitete. Am liebsten würde er ganz Las Noches anzünden und den leidvollen Schreien all seiner verhassten Bewohner lauschen. Wie ein zartes Orchester in seinen Ohren…

Die Tür ging erneut auf. Beide im Zimmer anwesenden hielten ihre Blicke starr in diese Richtung, der eine vor Panik, der andere vor aufkommender Freude. Er stand auf, sein Zanpakutou angriffbereit. Töten. Mehr wollte er nicht.

Doch in dem Moment, in dem Fornicaras auf das im Türrahmen stehende, nichts ahnende Fuchsgesicht treffen sollte, erklang der Aufprall von Klinge auf Klinge. Ichimaru hatte sich gewehrt. Mit einem Zanpakutou. Shinsou. Ein blutverschmiertes Shinsou. Der Plan war fehlgeschlagen. Yylfordt hatte versagt. Am Ende hatte er ihm doch nichts mehr genutzt. Armer Yylfordt. Armer, treudoofer Bruder.

„Ich hatte mir schon gedacht, dass du es nicht dabei belassen würdest“, grinste Ichimaru, „Deinen Bruder auszunutzen, war nicht schlecht. Allerdings war der Arme etwas übereifrig. Vor lauter Elan, dir zu gefallen und an deiner Statt mein Mörder zu sein, ist er leider in mein Schwert gerannt~“

Er kicherte, als sei dies ein besonders witziges Spiel gewesen.

„Schade. Ich hätte dich für dümmer gehalten. Aber meinetwegen. Ich kann dich auch töten, wenn du deine Waffe hast.“

Szayel beendete seinen Satz mit einem mordlustigen Kichern.

„Verstehe. Der Überlebende darf das Spielzeug behalten? Welch aufregendes Spiel…“

„So sieht es aus. Ich lasse mir meine Sachen von einem wie dir nicht wegnehmen!“

Szayels Verstand wich dem Wahnsinn. Er merkte nicht, wie sehr ihn sein Schmerz bereits zerrissen hatte. Wie kaputt er war. Er bemerkte nicht einmal mehr die einzige noch lebende Person, die sich genau deswegen um ihn sorgte.

Ende

Ichimaru kam herein und schloss die Tür. Gut so. Szayel wollte ebenso keinesfalls gestört werden. Dass Izuru noch wie versteinert auf dem Bett saß, interessierte ihn im Moment nicht. Er sollte sich einfach raushalten. Schon bald würde sie niemand mehr stören. Niemand. Dann hatte Szayel Izuru endlich für sich.

Er hob sein Zanpakutou. Freisetzen würde er sich nicht. Nicht für so einen. Diese Person würde er in der Gestalt töten, die Izuru kennengelernt hatte, in der er mit ihm die schönsten Tage seines Arrancar-Daseins verbracht hatte. Hatte er als Arrancar überhaupt jemals schöne Tage verbracht? Er wusste es nicht. Es spielte keine Rolle. Nur das hier und Jetzt war wichtig.

Er musste diesen Mann töten.

Schwerter prallten aufeinander. Klirren, wieder und wieder. Auch Ichimaru schien sein Shikai nicht benutzen zu wollen. Aber eigentlich war das logisch, schließlich war dieses in geschlossenen Räumen nicht allzu sinnvoll. Szayel wusste so gut wie alles über die Fähigkeiten derer, die im Schloss wohnten. Die Resurrecciones der anderen Espada, deren Fracciones. Die Shikai Formen der drei Shinigami. Zwar hatte er das Bankai bisher nur bei Tousen herausgefunden, aber das sollte ihn nicht weiter kümmern. Sicher war auch Ichimarus Bankai nichts weiter als eine weitere From seines Shikai, also würde dieser es nun auch nicht einsetzen. Ein reiner Schwertkampf. Nicht wirklich Szayels Art, aber diesmal musste es sein. Er wollte es so haben.

Beide Kontrahenten konnten erste Treffer für sich verbuchen. Ichimaru schien nicht überrascht zu sein, dass der Wissenschaftler auch ein famoser Schwertkämpfer war.

„Ah, guck doch nicht so wahnsinnig, da kriegt man ja Angst…“, grinste das Fuchsgesicht ihm in einer kurzen Pause zu. Es war wahr. Szayels Gesicht hatte Züge angenommen, die es nur besaß, wenn er sich vorstellte, besonders verhasste Personen langsam und qualvoll zu töten. Wie sehr er sich wünschte, Ichimaru schreien zu hören.

Es war wirklich nicht so, dass er bereits darauf abzielte, ihm einen sofort tötenden Treffer zu verpassen, viel eher versuchte er, möglichst empfindliche und schmerzhafte Stellen zu verwunden, damit der Ex-Shinigami sich unter Schmerzen zu Tode litt.
 

Was taten diese beiden da? Izuru konnte es nicht, nein, er wollte es nicht verstehen. Sie griffen sich gegenseitig an, immer mehr Blut floss. Wozu das alles? Wenn sie so weiter machten, würde am Ende einer von beiden sterben. Musste das denn unbedingt sein? Warum musste immer eine Seite getötet werden, damit die andere bekommt, was sie will? Gab es denn immer nur diesen einen Weg?

„Szayel…“

Bitte hör auf, wollte er sagen. Er wollte ihn anschreien, so laut, dass keiner in diesem Raum mehr fähig war, sich zu bewegen. Szayel sollte nicht verletzt werden. Vielleicht würde er sterben… Izuru wusste doch nur zu gut, wozu sein ehemaliger Vorgesetzter fähig war. Aber auch Ichimaru. Er wollte auch nicht, dass dieser starb. Zwar war er in der Vergangenheit immer nur von ihm verletzt worden, doch den Tod wünschte er ihm nicht. Auch er war ihm doch einst wichtig gewesen. Und Rache war doch nie der richtige Weg, oder doch?

Es hatte immer Momente gegeben, in denen Izuru nicht gewusst hatte, was er tun sollte. Wie damals, in der Akademie, als er und seine Freunde bei einer Übung von Riesenhollows angegriffen wurden. Er hatte sich nicht bewegen können, und nur Angst erfüllt auf ein Wunder gehofft. Damals war die Rettung gekommen, das Wunder war eingetroffen. Aber worauf sollte er hier hoffen? Dass die beiden endlich zur Vernunft kämen und sich bei einer heißen Tasse Tee aussprachen? Wohl kaum.

Langsam kehrte wieder Gefühl in seine zuvor gelähmten Glieder. Er musste etwas tun. Wenn nicht, würde es sicher noch viel schlimmer enden…

Allmählich erhob sich Izurus Körper vom Bett. Die beiden Kämpfenden, die beide immer noch breit grinsend aufeinander einschlugen und immer mehr Blut fließen ließen, bemerkten ihn nicht. Nein, sie hatten ihn vollkommen aus ihren Gedanken verdrängt.

Worum ging es in diesem Kampf überhaupt? Izuru wagte zu bezweifeln, dass es hier um seine Gunst oder sonstiges ging. Es ging vielleicht nicht einmal mehr um ihn. Dieser Kampf war einer zwischen zwei Personen, die es hassten, sich etwas wegnehmen zu lassen. Es ging wohl viel mehr ums Prinzip, als um die Aufmerksamkeit einer einzelnen Person. Der junge Shinigami war sich nicht sicher, was er wohl schlimmer finden würde; einen Kampf, der um seinetwillen gekämpft wurde, wo er doch kein Auslöser für derartige Auseinandersetzungen sein wollte, oder einen Kampf, bei dem es aus seiner Sicht um so etwas albernes ging. Wie wenn zwei kleine Kinder sich um ein Bonbon stritten, nur, weil sie es dem jeweils anderen nicht gönnten.

Izuru schluckte. Mit seinem Zanpakutou Wabisuke hätte er sich im Angesicht dieser beiden Kämpfer wohl etwas sicherer gefühlt, allerdings beschlich ihn das Gefühl, dass er es wohl gar nicht eingesetzt hätte. Er wollte keinen der beiden verletzen. Er musste sie nur daran hindern, sich gegenseitig zu töten.

Ohne noch lange darüber nachzudenken, aus Angst, dass er es sich wieder anders überlegte, stürmte er los und packte blindlings und mit aller Kraft das, was er als erstes zu Fassen bekam: Ichimarus Schwertarm. Dieser war nicht allzu begeistert.

„Lass mich los, du Nichtsnutz! Siehst du nicht, das du störst?“

Natürlich. Das war schließlich seine Absicht. Auch Szayel schien für einen Moment so überrascht, dass er aufhörte, auf seinen Gegner einzuschlagen. Izuru hoffe darauf, dass der Wissenschaftler endlich seine Vernunft wieder fand und es sein ließ.

Fehlanzeige.

„Gut so, Izuru! Halt ihn schön fest, bis er ausgeblutet ist…!“

Sein Grinsen wurde nicht schwächer. Hatte er denn seinen letzten Funken Vernunft bereits aufgegeben? Oder ihn vielleicht nie besessen?

„Nein!“

Ein aufgeregter Schrei ließ die beiden Größeren im Raum zusammenzucken. Der junge Shinigami hatte sich mit ausgebreiteten Armen vor Ichimaru gestellt. Dieser musste breit grinsen.

„Was soll das, Izuru?“, kam es nun mit überraschender Kälte von Szayel. „Du schützt ihn?“

„Tue ich nicht! Ich schütze dich! Ihr dürft euch nicht bekämpfen, hörst du? Das ist doch Irrsinn… es führt zu nichts, bitte, Szayel!“
 

Die Eindringlichkeit in Izurus Worten wurde von Szayel nur mit einem weiteren eisernen Blick abgetan. Was dachte sich dieser Junge denn? Merkte er nicht, dass das alles für ihn war? Wenn Ichimaru tot war, war alles vorbei, dann konnten sie glücklich werden…

Und er stellte sich einfach dazwischen. Vor Ichimaru. Bedeutete dieser ihm am Ende doch mehr als er? War dieser Kampf etwa umsonst? Nein… er durfte es nicht sein. Welche Rolle spielten denn noch Gefühle? Verlierer war der, der starb. Und der Gewinner bekam den Preis.

„Geh jetzt aus dem Weg.“

Er hatte gehofft, dass seine Stimme kalt klingen würde. Aber das tat sie nicht. Sie war eher verzerrt von Wut, Trauer, Verwirrung. Ohne viel nachzudenken, versuchte er, Izuru beiseite zu drängen. Er musste Ichimaru töten, das war der einzige Weg. Konnte Izuru das denn nicht sehen?

Der Kleine war allerdings hartnäckiger als gedacht, er schien überhaupt nicht in Erwägung zu ziehen, die Bahn freizumachen. Dann musste es eben so gehen.

Mit dem einen Arm versuchend, den Blonden wegzudrückend, versuchte er mit dem anderen, weiterhin Ichimaru zu bekämpfen. Er durfte einfach nicht nachlassen, das war der Trick. Er würde diesem Fuchsgesicht schon zeigen, wer der Bessere war. Wer Izuru behalten durfte.

Dieser allerdings schien ziemlich belustigt von der Situation, führte den Kampf allerdings weiterhin fort. Izurus plötzliches Eingreifen und dessen Anwesenheit hinderten ihn nicht im Geringsten daran, umsichtiger zu sein. Im Übrigen auch Szayel nicht. Wenn der Junge verletzt wurde, war es doch seine eigene Schuld, was mischte er sich auch so frech ein?

Außerdem konnte er alle Verletzungen heilen. Auch Izurus Bitten und Betteln, die Waffen endlich wieder zu legen, erreichten ihn nicht. Dieser Kampf sei sinnlos? Würde alles nur Schlimmer machen? Unsinn. Wenn es ihn so sehr störte, sollte er eben weggucken.

Es half nichts. Immer enger verkeilte sich die Rangelei. Während Izuru immer mehr versuchte, den Kampf zu verhindern, schaltete Szayel immer mehr ab. Er wurde wütend. Der tödliche Treffer musste endlich fallen.
 

Er sah nicht viel. Doch was er sah, gefiel ihm nicht. Während er noch immer versuchte, sich irgendwie zwischen die beiden Kämpfenden zu drängen, holte Ichimaru aus. Dessen Mund öffnete sich zum Sprechen. Er wusste, was das bedeutete.

„Töte ihn…“

Szayel stand genau in der Schussbahn. Er würde sterben, das würde er sicher. Es brauchte nicht einmal Überlegungen, um den nächsten Schritt zu tun. Durch einen Adrenalinschub gelang es ihm, sich Szayels Griff entgegenzusetzen.

„… Shinsou.“

Im nächsten Moment wurde er auch schon durchstochen. Beidseitig. In dem Moment, in dem Ichimaru sein Zanpakutou freigesetzt hatte, hatte auch Szayel zum tödlichen Treffer ausgeholt. Langsam drehte er seinen Kopf nach hinten, um Szayel zu sehen. Er war weitestgehend unversehrt. Gut. Ichimaru zog Shinsou bereits wieder zurück. Er grinste nicht, sein Gesicht war Ausdruckslos. Keine Trauer, nur Überraschung.

Izuru sank röchelnd in die Knie. So viel Blut. Ihm wurde Schwindelig.

„Szayel…“

Fornicaras steckte noch immer in seinem Körper. Sein Besitzer, wie gelähmt. Kein Grinsen mehr. Keine Kälte. Keine einzige Reaktion.

„Szayel…“

Der ehemalige Taichou rührte sich nun wieder. Er strich das Blut an Shinsous Klinge an seinem Ärmel ab. Izurus Blut.

„Am Ende wirfst du dich doch nur vor andere, obwohl es dir nur Verluste bringt. Du bist wirklich kein Stück schlauer geworden.“

Schritte entfernten sich. Die Tür ging zu. Ichimaru war fort. Das Gefühl, ihn vermutlich zum letzten Mal gesehen zu haben, war in gewisser Weise befreiend. Seine Worte, bedeutungslos. Ein Verlust wäre es gewesen, wenn Szayel getroffen worden wäre. Doch jemand, der nur sich selbst liebte, konnte das wohl nicht verstehen.

„Izuru… warum…?“

Der Wissenschaftler hatte sich mittlerweile neben ihn gekniet. Das Zanpakutou entfernt. Nun lag es, noch immer blutverschmiert, auf dem Boden. Szayel selbst wagte es kaum, Izuru anzufassen. Als könnte er ihn noch mehr zerstören.

Der Blonde lächelte nur, so weit er konnte. Musste diese Frage denn wirklich beantwortet werden?

„Mir ist schwindelig…“

Ein kurzes Zögern, und Izuru wurde zu Szayel gezogen. In seine Arme. Sie hielten, ihn, als sein Körper schwächer wurde. Er hätte wohl nicht mehr lange so knien können. Gerne hätte er die Hand ausgestreckt, um die Wange seines Liebsten zu berühren. Er konnte es nicht. Zu schwach.

„Werde… ich sterben?“

Es überraschte ihn selbst, wie wenig Angst in seiner Stimme lag. Er wusste die Antwort schon. Und er wusste auch, dass der Tod jenen, die zurückgelassen wurden, viel größeres Leid bereitete als denen, die gehen mussten. Szayel musste es auch wissen. Seine Augen waren geweitet vor Angst. Auch er kannte die Einsamkeit…

„Nein… wirst du nicht. Ich… ich mache dich gesund. Bald haben wir wieder eine schöne Zeit. Versprochen.“

Auch er schien zu wissen, dass es vorbei war. Diese offensichtliche, verzweifelte Lüge trieb Izuru fast die Tränen in die Augen. Aber er wollte nicht weinen, er durfte nicht. Nicht jetzt, wo Szayel doch viel eher zum Weinen zumute war.

„Ich habe dich getötet…“

Seine Stimme klang erstickt. Gleich würde er die Trauer nicht mehr zurück halten können.

„Hast du nicht…“

Viel mehr als ein Flüstern brauchte auch Izuru nicht mehr heraus. Er wurde schwächer.

„Ich… ich wollte nicht, dass ihr… kämpft… Meine Schuld… Vergib mir…“

Gebrochene Sätze. Er hätte nicht gedacht, dass er selbst einmal in der Art sprechen würde, in der seine Mutter mit ihm gesprochen hatte, als sie im Sterben lag. Er wollte nicht, dass Szayel sich irgendwelche Vorwürfe machte. Izuru hatte diesen Kampf nicht richtig gefunden, aber dennoch war es am Ende nur seine eigene Schuld, dass er sich dazwischen geworfen hatte. Schrecklich wurde ihm bewusst, dass es ein egoistischer Entschluss gewesen war. Viel lieber war er selbst gestorben, als dass ihre Rollen nun umgekehrt gewesen wären, dass er nun der wäre, der verlassen wurde. Eine einzelne Träne konnte er nun doch nicht zurück halten. Er war froh, dass er sich entschuldigt hatte.
 

Er drückte diesen schwachen Körper fest an sich. Gab es denn keiner Lösung? Es musste eine geben. Er musste ihn irgendwie heilen. Aber wie? Würde er ihn in sein Labor tragen, würde er unterwegs sterben. Würde er selbst loslaufen und die wichtigen Utensilien holen, würde Izuru in der Zwischenzeit sterben. Und hier konnte er ihn nicht verarzten. Die Hoffnung zu verlieren, war wirklich das schlimmste Gefühl, dass er kannte.

„Sprich nicht mehr. Du verkürzt damit deine Lebenszeit.“

Seine Stimme bebte noch immer. Tränen liefen seine Wangen herunter. Er hatte nichts weiter gewollt, als diese einzige Person, für die er Liebe empfand, zurück zu gewinnen, und nun hatte er sie genau dadurch verloren.

„Ich liebe dich…“

Izurus Stimme würde schwächer.

„Die Zeit mit dir… war so schön… ich liebe dich…“

„Izuru…“

„Vergib mir…“

Izurus letzte Worte wurden fast in einem Aufschluchzen erstickt. Es war das Ende, und dieser Junge musste sich noch immer entschuldigen. Er hatte oft in Menschen Geschichten gehört, dass es doch wundervoll sei, wenn man so geliebt wurde, dass ein anderer sein Leben für einen geben würde. Von wegen. Es gab kein grausameres Gefühl, als den einzigen zu verlieren, der einen liebt. Dieser Gedanke vom beschützt werden war wohl am Ende ein Trostpflaster. Tod bedeutet Verlust, nichts weiter. Und Verlust bedeutet Schmerz. Das war die einzige Wahrheit.

Seine zittrigen Finger wanderten zu der Stelle, an der sich das Herz des Shinigami befand. Als sie sich kennengelernt hatten, hatte es wie verrückt geschlagen vor Aufregung und Angst. Nun war es ganz still. Alles war so beängstigend ruhig. Er brachte es nicht fertig, den starren Körper loszulassen. Er war nass, von Tränen und Blut. Seine Tränen und Izurus Blut. Er konnte einfach nicht mehr aufhören zu weinen. Am Ende hatte er vor lauter Verlustangst vergessen, ihm ein letztes Mal zu sagen, dass er ihn liebte. Er hatte ihn geliebt, die ganze Zeit über. Hatte er nicht immer alle verachtet, die solche Gefühle für andere empfanden? Es war so närrisch und irrational. Und am Ende brachte es nur Leid. Genau wie jetzt.

Wie dumm war er gewesen, sich zu verlieben? Und seltsamerweise – er bereute es nicht. Diese paar Tage waren die schönsten seines Lebens gewesen. Er hatte mehr gewollt, viel mehr. Und am Ende hatten ihn sein Wahnsinn und seine Eifersucht verschlungen und alles zerstört. Wie passend.

Nach einer Weile erhob er sich, langsam und zitternd. Er ließ Izurus Körper noch immer nicht los. Es ging nicht. Auch, wenn er erkaltet war, er wollte ihn so nah wie möglich bei sich haben. Er verließ den Raum, schritt den Gang entlang. Alle, die ihn anstarrten, bemerkte er nicht. Nichts war mehr wichtig. Wozu war er überhaupt noch hier?

Er verstärkte den Griff um Izurus leblosen Körper. Auch er nahm sich vor, schon bald das Atmen einzustellen. Doch wenn er es tat, dann würde er gewiss nicht alleine sein. Bis zum Schluss könnte er sich an Izurus Körper festhalten, der nun so beruhigend wirkte, vollkommen ohne Trauer und Schmerz. Der Tod war vielleicht gar nichts Schlimmes. Vielleicht war das erst der perfekte Zustand, vollkommen losgelöst von allem, was einen verletzen könnte. Ja. Lebend und innerlich zerrissen war keine Perfektion möglich. Man musste frei sein aus den Fesseln des Lebens. Mit einem liebevollen Lächeln betrachtete er Izurus Gesicht. Dann trat er in sein Labor und ließ die Tür zufallen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von:  CrazyChrissi
2011-12-01T21:03:40+00:00 01.12.2011 22:03
Das ende ist nah und jetzt ist es daaaa *sing*

Oh, ich fand die Geschichte tottal tollig :DDD

Das Ende war zwar Kein Happy End, aber das war ein Ende was ich nicht erwartet hätte, sehr viel Respekt ;DDD

Ich muss sagen das dieses FF mich sofort interessiert hatte, so ein Paaring hatte ich noch nicht gesehen, da dachte ich "Oh cool, die beiden kenne ich kaum, nur Kira X Renji oder Kira X Gin, aaber die beiden, MUSS ICH LESEN *les*. Und jetzt bin ich hier ;DD

LG


Von:  Mi-sa-ki
2011-11-02T18:12:42+00:00 02.11.2011 19:12
Nein Q.Q
Es ist doch kein Happy End geworden...
Aber nun, mit so etwas habe ich irgendwie auch eher gerechnet
Ich hasse Gin gerade echt -.-
Dass Izuru sich dazwischen wirft, war ohnehin klar bei dem ~.~
Und ich habe auch damit gerechnet, dass er was abbekommt und mich gefragt, von wem
Aber dass er am Ende von beiden abgestochen wird... oh man Q.Q
Andernfalls wäre wohl Szayel drauf gegangen, was genauso schlimm gewesen wäre
Das war echt das denkbar schlechteste Ende für Szayel...
Erst verreckt Yylfordt (bei dem er später sicher gemerkt hätte, dass er ihm doch wichtig war), dann tötet er selbst Izuru... du bist so grausam zu ihm Q.Q
Doch auf der anderen Seite finde ich den Gedanken am Ende sehr gut, dass er die Perfektion im Leben nicht erreichen kann und im Tode frei ist
So gibt es wenigstens einen kleinen Lichtblick, obwohl es das Ende für die beiden und ihre Beziehung ist
Als Szayel nach Izurus Herz getastet hat, habe ich nichts mehr gewollt als ihn zu trösten >.<
Und Gin... dem ist das alles egal! Dieser ***
Aber dann wiederum tröstet Izuru sich ja an dem Gedanken, dass er seinen Taichou zum letzten Mal gesehen hat
Somit hat auch für ihn diese Szene etwas Erlösendes...
Es ist schön, wie du trotz des schlechten Ausgangs der FF den beiden die Chance gegeben hast, zumindest ein wenig Positives darin zu sehen
Auch, dass Szayels letzter Kampf ein reiner Schwertkampf war, hat mir gefallen
Es widerspricht so seinem eigentlichen Stil, weil er ja sonst nicht einmal freiwillig in die Nähe des Gegners geht
Aber für Izuru hat er diesen Schritt gewagt, wodurch er ja quasi einen Vorteil eingebüßt hat, um Gin direkt zu besiegen...
Wobei auch Izurus Gedanken an zwei Kinder mit einem Bonbon sehr treffend waren
Man hat wirklich gar nicht mehr gewusst, inwieweit Szayel letztlich überhaupt noch an Izuru gedacht hat
Bei Gin war ja eh klar, dass dem sein Fuku egal ist -.-

Das war jedenfalls ein sehr passendes Ende für die FF oo
Ich hätte den beiden ihre Beziehung gegönnt, aber wenn man bedenkt, wie verschieden sie waren und dass Gin sie nicht in Ruhe gelassen hätte, hat Szayel wohl recht, dass der Tod der perfekte Zustand für sie ist
Auch, wenn er sich damit wohl eher selbst tröstet, weil er ja nun alles verloren hat

Es ist schade, dass die Story nun vorbei ist, sie war so fesselnd
Aber ich denke, sie hat auch am richtigen Punkt geendet
Und nun bin ich gespannt auf deine nächste FF, die sicher genauso toll wird~
(und in der Gin hoffentlich im Prolog schon überfahren wird oder so oO)



Von:  Mi-sa-ki
2011-10-24T16:52:25+00:00 24.10.2011 18:52
Schreib weiter! oO
Okay, das gehört eigentlich an das Ende des Kommentars, aber... aber! Spannend eben >.<
Ist Yylfordt jetzt tot? Q.Q
Boah, ich würde Gin für seine frechen Sprüche am liebsten Shinsou in voller Länge in den... lassen wir das >.>
Jedenfalls war Gin mal wieder echt mies (wie es sich eben für ihn gehört xD)
Mal wieder gefallen mir Izurus und Szayels Gedankengänge total~
Am Anfang nennt Szayel ihn noch "Liebe" und am Ende dann "Sache", schon krass oo
Mir gefällt, wie seine Art, über Izuru zu denken, sich über das Kapitel hin immer mehr dem annähert, wovor Izuru ja Angst hat... dass er als Gegenstand verstanden wird
Er tut mir voll Leid mit seinem psychischen Schmerz... aber Izuru auch mit seiner Ahnungslosigkeit in Sachen Liebe oo
Mit beiden wird so ein übles Spiel getrieben >.<
Als Szayel Fornicaras rausgekramt hat, habe ich erst gedacht, er will Izuru töten, damit er ihm nicht mehr weggenommen werden kann oO
Njah, aber auf den Kampf jetzt bin ich eben total gespannt, Gin vs Szayel *_*
Muss ich noch sagen, auf wessen Seite ich bin?
Ich wünsche mir Fuchs-Schaschlik! xD
Von:  Haizaki
2011-10-07T10:08:07+00:00 07.10.2011 12:08
Tolles Kapitel, hat mir sehr gut gefallen <3
Hätte man sich ja eig. schon denken können, dass Aizen nichts mit der Sache zu tun hat und alles Gins Idee war...er ist zwar einer meiner Lieblingscharas, aber in der FF hasse ich ihn gerade einfach nur >.<
Als er behauptet, dass sie Izuru getötet haben, tut mir Szayel so leid Q.Q
Ich hoffe Gin hat nichts allzu schlimmes mit ihm angestellt, nachdem er den Ausraster hatte~
Das Schlimmste war, dass er dann auch noch anfangen musste Izuru mit seinen Lügen zu verunsichern – als ob er sich jemals Sorgen darum gemacht hätte, was das Beste für ihn wäre und ihn jemals so geliebt hätte wie Szayel es tut…
Hoffentlich fällt Izuru nicht auf seine Spielchen rein, es gefällt mir gar nicht dass Gin ihn dazu bringen konnte, an Szayels Gefühlen zu zweifeln >.<
Yylfordts Auftritt mag ich auch, auch wenn es sicher bessere Zeitpunkte gegeben hätte, um nach seinem Bruder zu sehen xD
Da tut er mir auch etwas leid, er scheint sich ja wirklich nur Sorgen um Szayel gemacht zu haben~

Bin schon wieder sehr gespannt darauf, wie es weiter geht ^^
Von:  Mi-sa-ki
2011-10-05T15:00:48+00:00 05.10.2011 17:00
Awwww O_O
Das letzte Kapitel hat mich ja begeistert und das hier... das ist mindestens genauso gut, wenn nicht besser
Tse, ich hätte es gestern schon lesen sollen, anstatt für die Klausur zu lernen, hätte sich mehr gelohnt! xD
Szayels Gefühlschaos beschreibst du richtig gut, bei ihm geht ja gerade alles durcheinander
Yylfordt kam vor, yay!
Er wirkte irgendwie, als würde Szayel ihm da etwas Unrecht tun... aber vielleicht wird ja noch geklärt, ob er wirklich von allen gehasst wird, wie er ja selbst denkt
Ich fand die Anspielung mit der Zunge gut xD
Allerdings hast du nicht ganz aufgepasst! Hat Ulquiorra uns nicht gelehrt, dass Arrancar kein Herz haben? Szayels rast sogar xP
Gin... also... muss ich da noch was sagen?
Ich weiß ja nicht, ob sein Spielchen mit Szayel oder mit Izuru mieser ist
Sie sind beide arm dran Q.Q
Kann Gin nicht einfach aus dem Fenster fallen und Ende? -.-
Njah, dann wäre es aber nicht mehr so spannend, wie du es gerade machst xD
Ich will wissen, was Gin jetzt mit dem "hyperaktiven" Mitarbeiter da gemacht hat...
Er hat ihn doch hoffentlich nicht irgendwie verunstaltet... was aber nicht schlimm wäre, Izuru steht ja anscheinend auf Leute mit komischen Gesichtsproportionen xP
Hach, der arme
*Izu patt*
Bin mal gespannt, ob Aizen sich am Ende doch noch einmischt und wie Szayel jetzt noch an seinen Izu kommen will...
Schreib schnell weiter, klar?
Wenn das nächste Chap so toll wird wie das hier, wird es genial *.*

Von:  CrazyChrissi
2011-10-03T15:25:30+00:00 03.10.2011 17:25
Cooles Kapitel :OOO

Böser Gin hör auf Kira zu verwirren, dass tut er auch mit mir xDD
Das wer cool wenn Aporro einfach mal in das Zimmer stürmen würde, Izuru packen und einfach mitnehmen würde xDDD

Ich freu mich schon auf das nächte Kapitel ^^

LG

Von:  CrazyChrissi
2011-10-01T22:40:31+00:00 02.10.2011 00:40
UUUUUUUUUUUUH
Das ist ja der tottale Hammer.
Ich habe mich sofort in das ff verliebt und gefühlte 100 mal fast eine Herzatacke bekommen weil das so süß ist ^^

Ich habe das ich glaube schon 3. mal gelesen und hoffe das es so schnell wie möglich weiter geht ;333
Von:  Haizaki
2011-09-22T13:06:36+00:00 22.09.2011 15:06
Hab eben die komplette Fanfic gelesen und bin einfach total begeistert ^^
Das Pairing gefällt mir inzwischen ja auch richtig gut, ich frag mich gerade warum ich nicht früher auf die FF aufmerksam geworden bin >.<

Du hast wirklich nen sehr schönen Schreibstil, ich mag es vor allem auch, dass du immer zwischen Szayel und Izuru wechselst. Wenn man nur aus der Sicht einer Person erzählt, kommen die ganzen Gedanken und Gefühle einfach nie so gut zur Geltung wie hier.

Anfangs konnte man ja kaum erahnen wie sich die Story entwickelt, aber sie gefällt mir so total gut, weil sie nie langweilig wird (vor allem dadurch, dass Gin immer wieder mal auftaucht) und so schön abwechslungsreich ist…einerseits leidet man mit Izuru mit, vor allem als er wegen Gin geweint hat und dann gibt es so viele witzige Szenen, über die ich echt lachen musste xD
Das „männliche Steak“ fand ich genial und als Szayel über Ulquis Reaktion darauf nachdenkt, was passieren würde, wenn Aizen zur nächsten Versammlung nackt erscheinen wrüde xDD

Und Szayel und Izuru sind einfach nur unglaublich süß Q.Q
Seit sie in Szayels Schlafzimmer gegangen sind, war das einfach nur noch niedlich, ich mag die Vorstellung von diesem anderen, verliebten Szayel, der mal nicht in die Rolle passt, in die ihn andere stecken - wie in der FF ja auch so schön beschrieben wurde ^^
Mir tun gerade beide so leid, ich hoffe sie können sich bald wieder sehen ;__;
Vor allem weil man auch merkt, wie ernst es Szayel mit Izuru ist~

Bin sehr gespannt darauf, wie es weitergeht ^.^
Von:  Mi-sa-ki
2011-09-18T08:40:28+00:00 18.09.2011 10:40
*___*
Das war bisher das beste Kapitel von allen!
Ich liebe es einfach, es war so toll~
Der Stil war halt wie immer super
Und der Inhalt dann, awww~
Es war alles drin, Zucker und Drama
Der Anfang war so niedlich, wie Izuru sich direkt erkundigt, ob er in der Nacht gestört hat
Szayels Gedankengänge finde ich auch klasse, sowohl in der Szene als auch im Rest des Kapitels
Dieses Hin und Her von wegen er mag das Leid anderer, ist sich aber dabei nicht sicher, mag es in diesem Moment nicht...
Das mit den Pfannkuchen war ja auch typisch Izuru und wieder mal niedlich, wie Szayel sagte xD
Das kleine Vorspiel der beiden war super geschrieben, ich war bei der Unterbrechung genauso sauer wie Szayel oO
Aber es hat halt wieder super reingepasst, den beiden werden nur Steine in den Weg gelegt
Gins Part kommt jedenfalls auch super rüber und jetzt wird es richtig spannend... wie bekommt Szayel seinen Izuru nur zurück? >.<
Ganz am Ende dieser Gedanke, dass sich niemand Szayel annähern will, weil sie alle fürchten, seziert zu werden, kam auch sehr gut rüber, ich mochte den Satz^^
Und lachen musste ich bei der Sache mit Ulquiorra... Tja, Aizen ist so Gott, sogar Ulqui würde da sabbern xDD
Freu mich jetzt jedenfalls total auf das nächste Kapitel!
Von:  Mi-sa-ki
2011-08-26T16:08:03+00:00 26.08.2011 18:08
Yay, es geht los~~
Sie sind in dem Chap beide so niedlich irgendwie o//o
Wie sie langsam kapieren, was los ist...
Aber zum Glück auch nicht zu langsam, es hätte nicht zu Szayel gepasst, wenn er jetzt 5 Chaps brauchen würde, um zu checken, was er fühlt
Szayels Experiment am Ende... ich will auch! >_<
Und das Händchenhalten war auch so süß xD
Ich beneide Izuru so richtig~
In diesem Chap wird die Gefühlslage jedenfalls richtig schön geklärt (und es wird gezeigt, dass Izuru eigentlich genauso ein Spinner ist wie Szayel selbst...) und ich hoffe, dass im nächsten Chap dann Gin zuschlägt und die beiden etwas durcheinander rüttelt xD
Szayel spricht jedenfalls exakt das aus, was ich auch die ganze Zeit dachte... dass Izuru echt seltsam ist, von wegen es geht ihm gut weil er Nahrung bekommt xD
Und ich fand den Satz "Entweder war er einfach nur ohne Maße dumm, hoffnungslos naiv, oder er vertraute ihm tatsächlich" auch so schön passend~
Bin echt gespannt, wie es mit den beiden jetzt weiter geht bzw wie Szayel das Experiment auswertet *.*





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