Zum Inhalt der Seite

Geschichten aus dem Nichts

Für die Schreiberlingsecke und alle Anderen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ich und Du...

Das Geräusch. Natürlich haben sie abgeschlossen. Es ist doch banal. Wenn ich abhauen würde, dann erschießen sie mich doch sofort. Anderseits. Werden sie mich so oder so umbringen. Ich wurde gebissen und - verdammt nochmal -, ich habe ebenfalls zu gebissen. In mir lebt Etwas. Ich spüre wie sie durch meine Blutbahn wandern. Wie sie... es fühlt sich merkwürdig an. Als würde jede Zelle meines Körpers schmerzen. Ob so was geht? Vielleicht hätte ich in der Schule besser aufpassen sollen, aber was würde mir Biologie jetzt noch nutzen? Sie haben mich in diese Altleute-Hausbar gesperrt, natürlich ganz alleine. Oh! Stimmt. Sie haben mir kleine Schnittchen da gelassen. Das ist wohl das Highlight in diesem Raum, der wirklich zu klein ist für eine ordentliche Party. Der Tisch in der Mitte, vor dem Tresen, ist so groß, da hat man ja kaum Platz.

Mhh... Die Schnittchen sind mir zu süß. Ob das meine Henkersmahlzeit ist? Der Lachs sieht teuer aus und diese Sahne auch. Wenn sie mich so verwöhnen. Dann töten die mich doch. Warum sonst sollten sie dieses gute Essen verschwenden? Aber eigentlich haben sie es doch selbst sehr nötig.

„Seuftz!“ Was soll ich jetzt machen? Der Fernseher im Bücherregal ist alt und selbst wenn es ein Plasmabildschirm wäre, Sendungen liefen eh keine mehr, nur weißes Rauschen. Ob diese Mistviecher wohl daran Schuld waren? Das bei einer Apokalypse natürlich sofort die Fernseher drunter leiden. Vielleicht ist es ja cool einer von Denen zu werden? Sie haben zwar keine Haut und ihr Fleisch ist faulig, dafür wachsen ihnen aber coole Körperanhängsel und MAN halten die viel aus! Aber ich glaube nicht, dass ich dann noch...

„Argh!“

Gott! Scheiße! Das tut so weh! Die sind in meinem Kopf! Ich spüre sie! Wie Insekten die über mein Hirn wandern.

„RAUS DA! RAUS DA!“ Hoffentlich hilft das Kopfschütteln was. Heftiger! Heftiger! HEFTIGER! Jetzt ist es besser. Dieses Gefühl... es stimmt mich wirklich sorgenvoll. Ich hatte so gehofft immun zu sein, wie dieses Würstchen Torben! Nein! Ich sollte ihn nicht so nennen. Oh! Der Barhocker sieht bequemer aus, als diese Holzstühle. Mal schau'n. Ja... Ja, Ja das kann man so lassen. Ja Torben. Ausgerechnet er hat mich gerettet. Nachdem ich ihn in der Schule immer so geärgert hab'. Eigentlich ist er ja selbst schuld! Wie der schon läuft! Und im Sport verkackt der ja am laufenden Meter. Das ausgerechnet so ein Wicht diesen Scheiß übersteht? Unversehrt sah er ja nicht gerade aus. Aber die Anderen auch nicht. Die können nicht alle auch immun sein. Das wäre doch unfair! Wenn ich mich verändere... mutiere. Ob ich dann noch ich bin? Oder haben diese... Para...diese Viecher dann mich unter Kontrolle? Oh man. Wie mir die Knie schlottern. Aber ich habe es gesehen. Maria... Wie sie geschrien hat, wie ihre Haut fiel... und dann überall Blut. GOTT! Bloß nicht weinen! Und diese Schreie! Spitz und... bah! Und dann wuschen ihr diese Dinger aus dem Fleisch... das muss doch... Maria... Ich vermisse dich....

Ich muss auf andere Gedanken kommen! Mal schauen. Vielleicht sollte ich einen Wodka aus dem Schrank da trinken? Oder eines dieser alten Bücher lesen? Klar! Lesen... Wie sinnvoll. Rum zu sitzen hilft mir jetzt aber auch nicht weiter. Ich schau mich lieber nochmal um, bevor se' mich hinrichten.

„Mhh....“

Hübsches Wandbild. Eine Abendsonne, bestimmt war Sommer, also eine Sommersonne, die hinter einem Strand untergeht... Die Farben sind schön. Dieses Orange, die Rottöne. Sie trösteten mich kurz über meinen Lebenskummer hinweg... Und schon wieder diese Kopfschmerzen!

„ARGH!“

Es fühlt sich an, als würde sie einen Bohrer auf meinem Gehirn platzieren und einfach nach unten bohren. Ein furchtbares Gefühl! Hämmern, Stechen, Zerren und Ziehen. Wann würde es denn endlich aufhören?!
 


 

„Die Pistole ist gereinigt, ein neues Magazin bekommste' im Wohnzimmer.“

„Danke.“ Eigentlich wollte ich weder die Pistole, noch ein Magazin. Aber ich habe veranlasst Till mit hierher zu bringen. Er ist infiziert, dass ist mir klar. Aber vielleicht ist er ja immun, so wie ich? Ich will ihn nicht umbringen müssen. Aber wenn er mutiert und uns angreift, dann bin ich schuld! Wenn er aber immun ist, dann töte ich einen Unschuldigen. Draußen bahnt sich sowie so schon ein Sturm an. Da kann man einen irren Mutanten im Haus nicht gebrauchen. Aber... Da ist das Wohnzimmer. Ich sollte tief durchatmen und mir Nichts anmerken lassen. Das ist meine Bewährungsprobe. Meine erste Entscheidung auf Leben und Tod. Nagut. Erstmal Munition abholen.

„Hey Oma.“

„Was darf's denn sein?“

„Weiß nicht was das für eine ist. Hier.“ Oma kennt sich aus. Wenn man eine Waffe nicht kennt, sie weiß es und wenn wir Munition für diese Waffe haben, dann weiß sie auch noch wo sie liegt. Unsere Waffenmeisterin. Ein Wunder das sie überlebt hat und die Jungen reihenweise diesen Mutanten zum Opfer fallen.

„Ah ich weiß. Hier! Nimm das.“

„Ähm...“

„Gib mal her.“

„Hier.“

„Danke...“

„Zielen und Feuern.“

„Ich weiß... Ich habe ja schon auf diese Kreaturen gefeuert.“

„Du musst eine Entscheidung wegen ihm treffen, oder? Auf Menschen zu schießen ist nicht das Selbe.“

„Das macht es mir nicht leichter, Oma.“

„Niemand sagt, dass es leicht ist.“

„Wenn ihm wenigstens schon die Haut vom Körper fallen würde. Dann wüsste ich, dass es zu spät für i...“

„UNS! Ist. Manche Menschen mutieren so schnell, dass du nur noch ihre spitzen Hände in deinem Brustkorb stecken siehst.“

Mit welcher Gelassenheit sie das sagte. Diese Welt...diese Apokalypse. Sie verändert die Menschen. Ich kann nicht so denken. Noch ist er ein Mensch. Ich kann ihn doch nicht. Bei dem Gedanken kribbelt mein ganzer Körper! Auf einen lebendigen Menschen schießen? Zum Mörder werden? Oder ihn am Leben lassen und alle Kameraden gefährden? Bin ich überhaupt objektiv? Wer zählt in dieser Situation noch? Wir Alle und die Wenigen nicht mehr? Oder verdient jeder noch eine Chance? Selbst die, die keine Zukunft mehr haben? Ich will nicht zum Mörder werden. Es ist Till. Der, der mich immer gemobbt hat. Es ist doch kein Racheakt? Nein. Ich handle für uns. Die, die noch eine Zukunft haben. Ja. Ja ich tue es. Ich werde Till töten.

Nein. Ich kann nicht. Soll ich einfach da runter gehen, die Waffe auf ihn richten und schie... Ich kann da ja nicht mal dran denken, wie soll ich es dann bloß ausführen?

„Torben!“

„Harald?!“

„Hast du dich entschieden?“

„...“

„HAST DU?“

„J-Ja.“

„Was wirst du tun?“

„... … … Ich werde ihn...“ Durchatmen! Bewahre die Ruhe. Mein ganzer Körper spannt sich an! Wie ich den Griff meiner Pistole umklammere! Ich bin wütend. „... töten.“

„Es wird die richtige Entscheidung sein.“

Ja Harald! Das sagst du so leicht! Was war mit Phil? Hast du ihn umgelegt? Nein! Er lebt unter uns. Er mutiert so langsam, dass er noch eine Hilfe für uns sein kann. Vielleicht ist Till auch so Einer? Aber sie drängen mich doch dazu! Wenn ich es mir so recht überlege... Jetzt lockert sich auch mein Griff wieder, wenn Till auch so langsam verendet, wie Phil, könnte ich das verantworten? Harald wird nicht zögern ihn umzubringen, aber ich? Ich wäre verantwortlich. Ich müsste immer auf sein Verhalten achten, seine Symptome. Daran geht man zu Grunde! Nein! Ich gehe jetzt darunter und bring es zu Ende.

Schritt für Schritt! Ja, da ist die Treppe. Eine hübsche Marmortreppe mit schwarzem Geländer. Die Stufen sind nicht hoch. Ah. Die Raufasertapete des Kellers. Und da ist sie. Die Tür mit dem gelben Glas und dem steckenden Schlüssel. Drinnen ist es ruhig. Er kann also noch nicht mutiert sein.

Klack Klack. Es ist offen. Ruhig. Durchatmen! Du weißt was du tust! Reingehen und...

„... Hallo Till.“

„Torben...“

„Du hast dich auf den Stuhl gesetzt?“

„Siehst du doch, die Barhocker sind auf Dauer doch zu unbequem.“

„Die Schnittchen schmecken nicht, oder?“

„Ihr braucht sie dringender.“

„...“

„Du wirst mich töten oder?“

Warum rückt er jetzt mit seinem Stuhl zu den Bücherregalen? Will er Bücher im Rücken haben?

„Das Poster mit dem Sonnenuntergang ist schön. Ich will es sehen, als Letztes.“

„Das ist ein Wandbild, es ist direkt aufgemalt.“

„Besserwisser bis zum Schluß?“

„Du hast dich verändert.“

„Du auch.“

„Woher willst du wissen, dass ich dich töte?“

„Du hast eine Waffe dabei.“

„Ich muss, falls du auf der Stelle mutierst.“

„Hast du so ein Mistvieh schon einmal getötet?“

„Ja...“

„Und einen Menschen?“

„...“

„Wo haben sie dich verletzt?“

„An der Schulter... das Fleisch ist faulig, aber es hat sich seit Monaten Nichts getan.“

„Du weißt nicht, wie es sich anfühlt oder?“

„Nein, ich bin immun.“

„Du merkst wie es durch deinen Körper kriecht, als wären deine Adern zu eng für sie. Es sticht, juckt, kratzt und schmerzt, als würden sie dein Fleisch verrücken und zerstückeln.“

„Phil erzählt uns davon.“

„Erzählen! Pah! Du musst es spüren.“

Die Symptome die er beschreibt. Sie sind doch eindeutig. Er hat keine Zukunft. Vielleicht will er sogar sterben? Das gibt nur eine Sauerei, wenn das Blut fließt. Ich will nicht daran denken! Bäh! Aber denke ich nicht zu makaber? Es geht hier immerhin noch um einen Menschen.

„Du schweigst?“

„Willst du die Schmerzen nicht los werden?“

„Ist nicht jede Sekunde, die ich noch ich bin, nicht lebenswert? Trotz Schmerzen?“

„...“

„...“

„Ich... muss... es tut mir Leid.“ Ich kann meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Jetzt oder nie. Mein Arm hebt sich schon. Kopf oder Brust? Was geht schneller? Herz oder Gehirn? Herz? Gehirn? Herz? Gehirn? Herz! Ich ziele, wie im Training. Jetzt einfach nur.
 

Autsch! Welch komisches Gefühl... Es ist als würde mein Schrei im Inneren widerhallen. Habe ich wirklich geschrien? Alles fühlt sich so unreal an. Als würde ich träumen. Der Schuß klang so dumpf, als wäre er in weiter Ferne. Der Schmerz fühlt sich auch komisch an. Da. Er hat nicht getroffen. Nicht das Herz. Er schießt wieder und wieder. Er trifft, aber nie das Herz. Es tut kaum noch weh. Ich bin müde. Wo ist meine Angst? Es fühlt sich kalt an. Ich will es warm. Jetzt! Er hat getroffen. Alles sieht so grau aus. Nur ein Bisschen schlafen. Morgen sieht die Welt doch ganz Anders aus...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  sunshishi
2012-09-30T17:07:39+00:00 30.09.2012 19:07
Hallo Jaberwocky,


jetzt hätte ich die Geschichte beinahe verpasst, dabei fängt sie so spannend und vielversprechend an^^
Du baust wunderbar das Setting auf, man kann sich diese "Altleute-Hausbar" förmlich vorstellen. Und diese Ungewissheit deines ersten Protagonisten (Till) kommt auch sehr gut rüber. Eigentlich haftet der ganzen Geschichte so ein unterschwelliges Grauen an, so eine Ahnung, eine Angst - aber sie springt einem nie direkt ins Gesicht. Ich finde, dass ist dir richtig toll gelungen.

süß hast du als erstes Wort eingeflochten.
„Seuftz!“ - Es müsste meines Erachtens "Seufz!" heißen.
Das bei einer Apokalypse natürlich sofort die Fernseher drunter leiden. - Aha, wir kommen der Sache schon etwas auf den Grund^^ Es müsste aber "Dass" heißen.
und MAN halten die viel aus! - MANN

Oha, Zombies? Cool^^

Wie Insekten die über mein Hirn wandern. - Komma nach "Insekten".
Oh man. - Oh, Mann.
schlottern hast du wunderbar eingebaut, überliest man fast^^.
Und dann wuschen ihr diese Dinger aus dem Fleisch - Was denn??? Will ich es überhaupt wissen? Übrigens, es heißt "wuchsen".
Sommersonne und Strand sind dir deutlich schwerer gefallen. Bei dem Szenario auch kein Wunder.
Sturm klinkt sich da schon wesentlich besser in den Text ein^^
Weiß nicht was das für eine ist. - Komma nach "nicht".
Ein Wunder das sie überlebt hat - Komma nach "Wunder", danach weiter mit "dass".
Ich kann ihn doch nicht. - Als richtiger Satz klingt mir das zu abgehackt. Vielleicht wären ... am Ende angebrachter.
Du weißt was du tust! - Komma nach "weißt".

Der Dialog zwischen den beiden Jungen ist für mich als Leser etwas schwer zu verfolgen, weil du nie genau erklärst, wer gerade redet. Klar, wenn man sich genau drauf konzentriert, kommt man schon mit, aber manchmal wäre es für den leser einfache, du würdest irgendwo ein "sagte er" oder "fragte Torben" o.ä. anhängen.

„Ist nicht jede Sekunde, die ich noch ich bin, nicht lebenswert? - Ist hier ein "nicht" zu viel? Irgendwie ist mir der Satz nicht ganz klar.
Nur ein Bisschen schlafen. - "bisschen" schreibt man klein.

Wow, was für ein Ende. Eine wirklich tolle Geschichte, die dur meisterlich geschrieben hast. Das anfängliche unterschwellige Grauen setzt sich bis zum Ende fort. Und ich als Leser fiebere mit beiden Protagonisten mit. Sehr schön gemacht - weiter so^^


Greez
SuShi

P.S.: Habe ich sorgenvoll irgendwo übersehen oder fehlt es tatsächlich im Text?


Zurück