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Fullmetal Alchemist - Was danach geschah

Was hätte passieren können...
von

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MILES’ ENTDECKUNG

MILES’ ENTDECKUNG
 

Mrs Bradley war überrascht gewesen, als sie zur Hochzeit eingeladen worden war, aber sie war die Witwe von Grummans Vorgänger und noch immer eine angesehene Persönlichkeit. Sie und Selim waren gerne gekommen, auch wenn Mrs Bradley mehrmals bei Grumman angerufen hatte, um sicherzugehen, dass ihr Kommen wirklich erwünscht war. Jetzt saßen die beiden neben Sergeant Brosh, auf dessen Schoß Caroline saß. Das kleine Mädchen war zu süß, um wahr zu sein. Es hatte schwarze Locken, die von einer rosafarbenen Schleife verziert wurden. Ross hatte sich eine Menge Mühe gegeben, dass kleine Mädchen vorzeigbar aussehen zu lassen. Offiziell war Caroline Ross’ entfernte Nichte, was wegen den dunklen Haaren eine relativ glaubwürdige Erklärung war. Sie hatten noch immer nicht herausgefunden, woher das Mädchen kam, aber bisher hatte auch noch keiner eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Und Caroline war einfach nur süß. Brosh hatte sich schon mehrmals bei dem Gedanken ertappt, dass es ihm nichts ausmachen würde, wenn keiner jemals nach Caroline fragen würde. Sie war ein aufgewecktes Kind und schlief sehr viel. Ross, die in einem Arzthaushalt aufgewachsen war, hatte gesagt, dass der Findling inzwischen etwa ein Dreivierteljahr alt sein musste. Sie hatte sogar schon mehr als einmal gesprochen. Meistens bezeichnete sie Hawkeye und Mustang als „Mama“ und „Papa“, während sie Ross und Brosh, die sich fast die ganze Zeit über um sie kümmerten, konsequent mit „Mary“ und Denny“ ansprach. Oberst Armstrong war „Onkel Alex“ und alle anderen waren auch Tanten und Onkel.

„Das ist ein wirklich reizendes Kind“, sagte Mrs Bradley freundlich. „Es ist so still, dabei muss es für ein Kind die reinste Folter sein, in einer so unruhigen Umgebung zu sein. Ist es Ihr eigenes Kind, Sergeant Brosh?“

„Nein, nein“, sagte der Soldat eilig. „Es ist die Nichte meiner Freundin. Sehen Sie die hübsche Brautjungfer neben Generalleutnant Armstrong? Nun, das ist meine Maria.“

Plötzlich drehte Caroline ihren Kopf in Selims Richtung und sagte nur ein Wort. Es war das Wort, das Miles eiskalte Schauer den Rücken hinunterjagte: „Pride.“ Der Mann blieb mit viel Mühe ruhig, aber er war hinsichtlich seines unguten Gefühls, was das Mädchen anging, bestätigt. Es konnte nichts Gutes bedeuten, dass sie den Körper, der Pride beherbergte, ansah und sofort wusste, dass mit dem Jungen etwas nicht stimmte. Daraus schloss der Oberst, dass mit dem Mädchen auch irgendetwas nicht so recht stimmte.

„Kann ich das Kind auch mal halten?“, fragte er und streckte die Arme aus. Was brachte man nicht alles für Opfer, um das Land zu beschützen?

Brosh seufzte kurz, dann übergab er Caroline an Miles. „Vielleicht könnten Sie die Kleine an einen etwas ruhigeren Ort bringen, wenn jetzt das Fest anfängt“, sagte er. „Wir haben oben ein Reisebett für Caro aufgestellt. Vielleicht möchte sie ja ein bisschen schlafen, Sir.“

Es gab nicht viel, was besser war als ein Sechser im Lotto. Das hier war es jedoch. Miles lächelte, während er sich das Kind schnappte und damit ins Haus floh. Er spürte den Blick seiner Vorgesetzten auf seinem Rücken und drehte sich kurz um, damit er ein stummes „Später“ in ihre Richtung schicken konnte. Sie würde ihre Antworten bekommen. Wie immer.

Sobald er im Haus und außer der Sicht der anderen war, warf er einen Blick auf das kleine Mädchen, bevor er seufzte. „Ich fresse einen Besen, wenn du ein Mensch bist“, sagte er.

Carolines blaue Augen glühten auf und sie lächelte ein seltsam erwachsenes Lächeln, wenn man bedachte, dass sie eigentlich ein Baby war. „Sie sind der erste, der es merkt, Oberst Miles“, sagte sie mit einem leisen Kichern. „Ich habe mich eben ganz schön erschreckt, als ich Pride gesehen habe. Ich dachte, er wäre an der Seite seiner Geschwister gestorben. Ich dachte, sie wären alle für immer verschwunden. Ich hätte euch Menschen den Sieg gegönnt. Ich bin nicht so hochmütig wie er. Das war ich auch niemals. Nie in all den Jahren habe ich mich über ein anderes Lebewesen erhoben. Und jetzt haben Sie mich enttarnt. Respekt.“

„Wer bist du wirklich?“, fragte Miles, während sich seine Nackenhaare aufstellten. „Du kannst unmöglich Ross’ Nichte sein. Das ist vollkommen unmöglich!“

„Sie haben Recht, Oberst“, sagte das Kind und das Lächeln wurde schüchtern. „Ich bin Humility, die älteste der Sieben Tugenden. Ich bin so alt wie Pride, aber nicht so … stolz.“

„Humility…“ Miles seufzte schwer. „Du bist also Demut?“

Das Mädchen nickte. „Sie sind wirklich ein kluger Mensch“, sagte sie. „Und Sie erweisen Ihrem Land einen großen Dienst. Ich kann das nur bewundern, wirklich. Doch ich kann Ihnen nicht so recht verzeihen, dass Sie einer der Gründe für meine Wiedergeburt sind.“

„Das war ohnehin meine nächste Frage“, sagte Miles trocken. „Woher kommst du? Ich könnte schwören, dich schon einmal irgendwo gesehen zu haben…“

„Das ist tatsächlich möglich, denn ich bin über die Jahrhunderte hinweg immer wieder an die Seite meiner Geschwister geboren worden. Wir stammen nicht von Vater ab. Wir sind direkt von der Wahrheit gesandt worden. Ich bin die älteste und weil ich das Gegenteil zu Pride bin, bin ich auch die Stärkste von uns. Nein, ich will nicht angeben, aber keiner der anderen kann so mühelos die Gestalt wechseln. Wir sind alles kleine Envys, könnte man sagen. Natürlich ist Restraint die klügste von uns, aber sie hat all ihre Jahre auch in Bibliotheken verbracht. Ich glaube, sie besitzt das gesamte Wissen der Welt. Sie ist eine kluge kleine Schwester. Und sie weiß genau, was sie von ihrem Leben will. Sie will lernen.“

„Und was um alles in der Welt ist euer Plan?“, wollte Miles wissen. „Wollt ihr etwa auch die Weltherrschaft an euch reißen? Ist das der Grund, warum du dich zu Mustang und Hawkeye begeben hast? Damit du die beiden irgendwie … benutzen kannst?“

Caroline/Humility schüttelte den Kopf. „Die beiden sind ähnlich schwer zu benutzen wie Sie und Ihre Vorgesetzte“, erwiderte sie. „Nein, wir planen nichts Derartiges. Wir leben einfach nur in eurer Gesellschaft und lernen, was es heißt, ein Mensch zu sein. Wir sind nicht so sehr darauf bedacht, euch zu verachten. Immerhin sind wir alle einander sehr ähnlich. Die anderen um Pride, das waren eure Sünden. Meine Geschwister und ich, wir sind eure Tugenden.“

„Okaaaaay…“ Miles war jetzt offiziell völlig verwirrt. „Und wenn ihr doch die guten seid, wieso habt ihr euch dann nicht eingemischt, als die Menschen gegen sie gekämpft haben?“

„Im direkten Duell gegen den guten alten Pride hätte ich keine zwei Sekunden bestanden“, sagte das Mädchen seufzend. „Ich kann in die Zukunft sehen, aber die Sache mit den Schatten ist ein bisschen gruselig, wenn man nicht gerade mit Charity unterwegs ist. Sie hätte ihn stets mühelos erwischen können, aber sie hatte Angst vor Lust. Und diese Gang hing ja immer zusammen mit ihrem sogenannten Vater herum…“

„Ihr kommt also nicht von diesem … ‚Kellerkind’?“, fragte Miles und benutzte den Begriff, den seine Vorgesetzte und ihr Rivale Mustang unabhängig voneinander eingeführt hatten.

Carolines Augen wurden riesig, dann schüttelte sie den Kopf. „Niemals!“, sagte sie energisch und er setzte sie auf dem Boden ab, als sie in die Höhe schoss. „Wir sind direkt von der Wahrheit hierher geschickt worden, um euch Menschen an eure Tugenden zu erinnern. Ich war nicht begeistert, als ich das erste Mal geboren wurde. Es war während der Creta-Krise. Ich sollte für Frieden sorgen, aber ich bin an Pride gescheitert. Wir sind immer wieder gescheitert, weil wir nur sehr selten zusammen gesandt worden sind. Pride ist mein Erzfeind. Er und ich, wir können nicht am selben Ort existieren, aber seitdem er nicht mehr er selbst ist, kann ich an einem Ort mit ihm sein, ohne Schmerzen zu haben. Er scheint wirklich nicht mehr der Alte zu sein. Irgendwie beunruhigend.“

„Würdest du merken, wenn er noch immer der wäre, der er einmal war?“, fragte Miles mit leiser Stimme.

„Andere Frage, Oberst“, sagte Humiltiy, die sich nun in ihrer wahren Gestalt befand und darin ausgesprochen hübsch aussah. Ihre Haare fielen glatt bis auf ihre Schultern und ihre großen blauen Augen nahmen den größten Teil ihres Gesichtes ein. „Würden Sie es bemerkten, wenn man Ihnen einen glühenden Eisenstab mehrmals in den Magen rammen würde?“

Miles nickte. „Es dürfte schwer sein, so etwas zu ignorieren“, meinte er dann.

Sie nickte. „Und das alles nur, weil ich mal wieder einen Verkupplungsauftrag abbekommen habe“, seufzte sie. „Diesmal schuldet Restraint mir wirklich eine gute Tafel Schokolade. Sie teilt mich immer für die ganzen miserablen Aufträge einteilt. Mal ernsthaft, ich muss immer alles regeln, worauf die anderen keine Lust haben. Diesmal ist es, zwei Soldaten miteinander zu verkuppeln. Dass Chaste den Job schlecht machen kann, sehe ich ja ein, aber wieso kann es nicht einer der anderen machen? Und es kommt noch besser“, schnappte sie. „Restraint hat mir schon zu verstehen gegeben, dass es nicht die letzte Mission dieser Art sein wird. Ich werde die nächsten Jahre nur noch Schicksal spielen.“

Miles schwieg für einen Moment. Er wusste, was es hieß, wenn man einen Job zugeteilt bekam, an dem man kein Interesse hatte. Er wusste, was es hieß, wenn man zweifelte. Aber er wusste auch, dass es manchmal das Richtige war, einen Job zu machen, der im ersten Moment unpassend erschien. Er hatte den Ishbal-Krieg überlebt, weil er Olivier gefolgt war. Es war seine eigene Entscheidung gewesen. Und er hatte sie niemals bereut.

„Ich werde deine Tarnung nicht auffliegen lassen“, sagte er langsam, „aber tu niemandem weh. Wir Soldaten sind auch nur Menschen, weißt du? Wir haben Gefühle, auch wenn wir sie während der Dienstzeiten suspendieren müssen. Das ist alles.“

Der Homunkulus lächelte und schmolz wie ein Schneemann im Sommer, bis Caroline wieder in der Gestalt des Kindes dasaß. „Sie sind ein guter Mann, Miles“, sagte sie. „Ihre Chefin hat eine gute Wahl getroffen, als sie sich für Sie entschieden hat.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Rhyo
2011-10-01T07:25:30+00:00 01.10.2011 09:25
Wow, mir ist bei "Pride" auch ein kalter Schauder den Rücken runtergelaufen.
Ich wusste zwar, dass die Tugenden demnächst auftauchen würden, aber das Caroline = Humility ist, war doch ein Schock O.o
Jetzt verspricht die Sache, interessant zu werden xD
Von:  DarkDragon
2011-06-13T18:48:34+00:00 13.06.2011 20:48
Das Rätsel des Babys ist endlich gelöst und damit hätte ich nicht gerechnet.
Und Miles hat es sogar entarnt.^^
lg


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