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Fullmetal Alchemist - Was danach geschah

Was hätte passieren können...
von

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DER GROßE TAG

DER GROßE TAG
 

Olivier stand am Fenster des riesigen Schlafzimmers und sah nach draußen, während unten die Gäste langsam auf das Festzelt zustrebten. Sie wusste, dass Grumman draußen vor der Tür wartete, um seine Enkeltochter zum Altar zu führen. Draußen stand Mustang noch immer mit Havoc und Miles zusammen und unterhielt sich mit ihnen. Lings Worte hallten in ihren Ohren nach. „Wir drei haben es aber auch wirklich nicht leicht, was? Immer wieder die Leibwächter! Ich muss sagen, wir sollten ein Gesetz durchbringen, dass es allen Leibwächtern und Assistenten verbietet, anziehend zu sein!“ und „Komm schon, du kannst mir nicht erzählen, dass zwischen denen nichts wäre. Ich lebe doch nicht hinterm Mond!“

Am liebsten hätte Olivier ihm für diese beiden Aussagen ihr Schwert ins Herz gerammt, aber ihr vernünftiger Teil hatte ihr davon abgeraten. Es kam in Xing vielleicht wirklich nicht so gut an, wenn man den Kaiser einfach umbrachte. Und außerdem hätte Mustang sie bis ans Ende ihrer Tage damit aufgezogen. Dieser Verrückte hätte daraus wahrscheinlich geschlossen, dass Ling Recht gehabt hatte. Was er nicht getan hatte. Olivier atmete ruhig ein und aus, bevor sie sich abwandte und aus Hawkeye zuging. Die Braut trug ein umwerfendes Kleid. Ein Kleid, das jede Frau vor Neid erblassen lassen würde. Olivier war zusammen mit Rebecca dabei gewesen, als Hawkeye sich auf die Suche nach einem Kleid begeben hatte, und sie war sich sehr sicher, dass sich die jüngere Soldatin ein anderes Brautkleid ausgesucht hätte, wenn sie die freie Wahl gehabt hatte. Das Kleid war – und das gab Olivier zu – protzig, aber sie wusste, dass man es von der Enkelin eines Generalfeldmarschalls und der Verlobten des nächsten Militäroberhauptes erwartete, in einem besonderen Kleid zu heiraten.

Und so kam es, dass Riza Hawkeye in einem bodenlangen Kleid aus reinweißer Seide, die in Kaskaden ihren schlanken, aber kurvigen Körper hinab floss. Die Arme und der Rücken waren vollständig bedeckt, um diverse Narben zu verbergen, aber die Schultern waren frei. Der weite Ausschnitt war von kleinen Perlen umgeben und die Perlen fanden sich auch am Schleier und im eleganten Dutt wieder. Riza Hawkeye sah hinreißend aus. Sie trug nur die Ohrringe und die Kette, die schon ihrer Mutter und ihrer Großmutter gehört hatten, und den Armreifen, den ihr Verlobter ihr geschenkt hatte, als dezenten Schmuck.

„Du siehst … oh mein Gott … bezaubernd aus, Riza“, sagte Gracia Hughes, deren Tochter das Blumenmädchen sein würde. Gracias Reaktion auf die Verlobung von Mustang und Hawkeye war ein Seufzer und ein gemurmeltes „Ihr habt euch aber viel Zeit gelassen“ gewesen.

„Danke, Gracia“, sagte die Braut und lächelte leicht. „Aber Elicia sind zu süß aus. Wer hat das Kleid für sie genäht? Es passt ihr wirklich wie angegossen. Warst du das?“

Gracia schüttelte lachend den Kopf. „Ich kann zwar gut kochen, aber ich bin keine Schneiderin“, sagte sie amüsiert. „Das war Linette. Sie hat auch die Kleider ihrer Schwestern und ihr eigenes genäht. Sie ist mit Nadel und Faden wirklich eine Zauberin. Sie kann Kleider damit nähen, die wirklich glücklich machen. Und Elicia liebt sie. Du solltest sie sehen, wenn Linette und Martin zu Besuch kommen. Und Linette macht es wirklich nichts aus, sich um die Kleine zu kümmern. Sie ist sehr geduldig, wenn es um Kinder geht. Es ist wirklich erstaunlich. Sie hat Elicia gestern Abend ins Bett gebracht und ihr eine Geschichte vorgelesen. Sie ist wirklich eine Bereicherung für unsere Familie.“ Sie seufzte und ihr Lächeln verblasste für einen Moment. „Maes hat Martin immer mit Linette geärgert und immer gewusst, dass die beiden eines Tages ein wunderbares Pärchen abgeben würden.“

„Und ich halte Hamilton auch für eine durchaus geeignete Mutter“, warf Olivier ein. Sie kannte die junge Soldatin seit ein paar Jahren und sie war diejenige gewesen, die Linette die „frohe Botschaft“ vom Tod ihrer ältesten Schwester überbracht hatte. „Ich meine, manche sind einfach dafür geboren.“

„Helena gehört definitiv dazu“, nickte Gracia. „Sie war immer jemand, der sich gut um die kleinen und Schwachen kümmern konnte. Martin hat das immer gesagt, wenn das Gespräch auf sie kam. Und es kam oft auf sie.“

Olivier nickte langsam, dann sah sie auf die Uhr und lächelte. „Es ist Zeit“, sagte sie ruhig.

Hawkeyes Herz raste plötzlich. Sie war die ganze Zeit über ruhig gewesen, jetzt hämmerte es in ihrer Brust. Aber sie kam schnell wieder zur Ruhe. Es war nicht ihre Art, die Nerven zu verlieren. Und sie war Scharfschützin und Soldatin. Sie hatte Situationen gemeistert, gegen die ihre eigene Hochzeit ein Kinderspiel sein würde.

„Lass uns gehen“, sagte Olivier und schnappte sich zwei Blumensträuße. Einen großen, den sie der Braut überreichte, und einen kleineren, den sie selbst in der Hand behielt. Weil Rebecca und Havoc zusammen die Trauzeugen gaben, war Olivier überhaupt erst in die Position gekommen, als direkte Beteiligte bei dieser Hochzeit anwesend zu sein. Sie eilte zur Tür und ließ ihren Vorgesetzten herein. Grumman hatte Tränen in den Augen, als er seine Enkelin ansah und sie kurz in den Arm nahm. Er murmelte etwas, was Olivier nicht verstand.
 

Generalleutnant Roy Mustang stand inzwischen zusammen mit Captain Jean Havoc und dessen Verlobter Captain Rebecca Catalina am Altar und nahm noch eine Reihe gutgemeinter Ratschläge von Ling entgegen, der sich vermutlich erst setzen würde, wenn irgendwer auf die Idee kommen würde, ihn niederzuschlagen, um ihn wegzuzerren.

„He, Mustang“, sagte Havoc ruhig, aber man konnte seine Anspannung bemerken. „Nur für die Akten: Wenn du meiner kleinen Schwester irgendwie wehtust, wirst du dich bald erschossen irgendwo wiederfinden. Ich mag vielleicht kein so guter Scharfschütze sein wie Riza, aber es wird ausreichen, um dich umzubringen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“

Es war für alle Beteiligten ein echter Schock gewesen, als Grumman Havoc und Hawkeye eröffnet hatte, dass sie Halbgeschwister waren, aber inzwischen hatten sie sich alle mit der Situation abgefunden. Vor allem Rebecca war hellauf erleichtert gewesen, weil sie entgegen dem ersten Anschein kein besonders stark ausgeprägtes Selbstvertrauen hatte, wenn es um Männer ging. Sie war in den letzten Jahren zu oft verlassen worden und die Angst vor einer weiteren Enttäuschung war ihr tagtäglicher Begleiter. Sie hatte es nie kommentiert, dass Havoc und Hawkeye so gut miteinander klarkamen, aber sie hatte immer Angst gehabt.

„Du hast dich wunderbar ausgedrückt, Jean“, sagte Mustang seufzend. „Und du solltest wissen, dass sie die letzte ist, die ich jemals freiwillig verletzen würde. Ich bin nicht verrückt.“

„He, mal was anderes“, sagte Rebecca, die langsam genervt war, weil ihr Verlobter seinem Schwager in spe gegenüber gerade nicht zum ersten Mal eine Morddrohung ausgesprochen hatte. „Liegt es an mir oder verhält sich Miss Armstrong in letzter Zeit wirklich ein bisschen seltsam, wenn es um Miles geht? Ich weiß nicht, ob einer von euch das mitbekommen hat, aber sie muss vor einem halben Jahr einen echten Aufstand gemacht haben, als sie wollte, dass er zurück nach Briggs versetzt wird. Der Generalfeldmarschall hat es mir erzählt…“

Mustangs Kopf schoss nach oben und er sah in Miles’ Richtung. Er saß bei den Hamiltons und war in ein ernstes Gespräch mit Kay verwickelt. „Wann hat die Barbie-Generalin das letzte Mal irgendwelche Gefühle gezeigt?“, wollte er wissen. „Ich wette, sie kann noch nicht mal irgendwelche Gefühle empfinden. Und Miles ist nicht ihr Typ, schätze ich.“

„Das würde voraussetzen, dass Olivier überhaupt einen Typ hat“, sagte Ling sachlich. „Und wie ich sie einschätze, achtet sie mehr auf den Charakter als aufs Aussehen.“

„Jetzt setz dich endlich auf deinen Platz, Yao!“, schnappte Lady Jun. „Wir wollen anfangen!“

„Sie hat zu viel Zeit mit meinem Vater verbracht“, murmelte der Kaiser. „Mal ernsthaft, sie ist gruselig! Sie hat rein gar nichts von Lan Fan oder Fu…“
 

„Aber sie wird sich wunderbar mit Olivier verstehen“, sagte Mustang. „Ich meine, sofern sie sich nicht bei ihrer ersten offiziellen Begegnung gegenseitig umbringen. Lady Jun scheint der Typ zu sein, zu dem Olivier wirklich aufsehen müsste. Sie muss wirklich Biss haben…“

„Sie galt als lebendig tot und keiner hat mehr daran geglaubt, dass sie sich jemals wieder erholen würde“, sagte Ling mit Blick in Juns Richtung. „Aber sie ist eine starke Frau. Sie war eine der wenigen Frauen in der Leibgarde meines Vaters. Und deswegen ist sie auch eine echte Lady. Ich wollte ihr die Palastwache andrehen, nachdem sie im Palast noch immer so ein und ausgeht, als wäre es ihr Haus, aber sie hatte kein Interesse.“

Lady Jun erhob sich von ihrem Platz und marschierte hinüber, bevor sie den Kaiser am Arm packte und ihn mit sanfter Gewalt zu seinem Platz bugsierte, während der Hochzeitmarsch gespielt wurde und das Blumenmädchen erschien. Elicia Hughes sah hinreißend aus. Sie trug ein rosafarbenes Kleid und warf die Blumen mit Begeisterung. Olivier sah in ihrem hellgrünen Kleid ausnahmsweise nicht wie die psychopathische Generalin aus, die sie im Alltag war, und auch Maria Ross, die sich zu ihrer eigenen Überraschung als Brautjungfer auf der Hochzeit wiedergefunden hatte, sah verhältnismäßig zivil aus. Wer es nicht wusste, wäre nie auf die Idee gekommen, dass sie vielleicht eine Soldatin war.

Und dann kam die Braut an der Seite ihres Großvaters. Ein Raunen ging durch die Menge. Viele hatten vergessen, dass Riza Hawkeye nicht nur ein Musterbeispiel für einen guten Offizier, sondern auch noch eine Frau war. Und es gab keine Frau – so besagte ein Sprichwort in Amestris – die am Tage ihrer eigenen Hochzeit hässlich aussah. Alle Bräute waren schön. Es war so, als ob sie von einem inneren Strahlen erfüllt waren. Und Hawkeye strahlte heller als eine Magnesiumblendgranate aus Xing. Sie strahlte, weil sie entgegen ihres eigenen Willens doch noch ein bisschen Glück abbekommen hatte. Und das ließ sie heller leuchten als sonst.

„Sie sieht wundervoll aus“, meinte Rebecca zufrieden. „Gott sei Dank hat Olivier Wort gehalten und verhindert, dass die Stylisten Riza verunstaltet haben. Das wäre schlimm geworden. Sie braucht schließlich kein Make-up, um schön zu sein. Sie muss nur sie selbst sein.“

„He, sie ist meine kleine Schwester“, sagte Havoc, der sich erstaunlich schnell damit abgefunden hatte, dass man ihn jahrelang angelogen hatte. „Und das gute Aussehen muss einfach in der Familie liegen.“

Rebecca verdrehte die Augen, bevor sie ihrem Verlobten einen leichten Schlag versetzte. „Es ist eine ernste Sache, Jean“, sagte sie tadelnd. „Unsere Riza heiratet Oberst Sparky.“

Mustang krümmte sich innerlich und hoffte, dass Edward diesen Spitznamen niemals zu hören bekommen würde. „Sehr amüsant, Captain“, sagte er schließlich, „aber kommen Sie erst mal so weit wie ich, bevor Sie über meinen alten Rang Witze machen.“

„He, ich sag’s nur so, wie’s ist“, kicherte sie und straffte sich, als Olivier den Altar an der Spitze der Prozession zusammen mit Elicia erreichte und auf der Bank Platz nahm, die links neben dem Altar stand. Elicia nahm neben ihr Platz und Olivier, die offensichtlich der Meinung war, dass sie ihre Eisköniginnenattitüde für wenigstens einen Tag beurlauben konnte, hob die Tochter von Brigadegeneral Hughes auf ihren Schoß.

Maria Ross, die neben der Generalin Platz nahm, hatte Mühe, ein Kichern zu unterdrücken und fokussierte ihre Aufmerksamkeit vollkommen auf die Zeremonie. Wie bei einer pragmatisch veranlagten Frau wie Hawkeye nicht anders zu erwarten, war die ganze Veranstaltung sehr schlicht gehalten, aber selbst die härtesten Bären aus Briggs hatten Tränen in den Augen, als der Standesbeamte die Worte aussprach, auf die alle Anwesenden die ganze Zeit über gewartet hatten: „Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“

Mustang beugte sich zu seiner frischgebackenen Ehefrau hinunter und nahm ihr Gesicht vorsichtig in beide Hände, bevor er sie liebevoll küsste. Sie lief leicht rötlich an, aber das war es, was ihr ohnehin gefehlt hatte: Ein Hauch Farbe auf den immer blassen Wangen. Havoc johlte, bevor er seinem Schwager einen heftigen Schlag auf die Schultern versetzte. Rebecca sah nicht gerade begeistert aus, aber dann packte Havoc sie und küsste sie ebenfalls mitten auf den Mund. Nun, für keinen der Anwesenden stellte sich die Frage, welches Foto am nächsten Tag auf den Titelseiten aller größeren Zeitungen kommen würde. Die Presse war nur für den ersten Teil der Feier zugelassen, danach würden alle Anwesenden wieder auf den vollen Genuss ihrer Privatsphäre kommen. Besonders einige von ihnen würden darüber sehr froh sein. Olivier sollte einer von ihnen werden.

Generalleutnant Armstrong ging zu Edwards großer Überraschung sehr aus sich heraus. Sie und Miles wirbelten wie ein seit Jahren verheiratetes Paar über die Tanzfläche, nachdem das Brautpaar den ersten Tanz gehabt hatte. Überhaupt gab es eine Reihe Überraschungen auf der Tanzfläche. So entpuppte sich Generalmajor Catalina als wahrer Teufelstänzer, als er erst mit Generalleutnant Lewellyn und danach mit seiner Enkeltochter über die Tanzfläche flog. Oberstleutnant Force tanzte mit Gracia, während Oberst Hamilton auf einer der Bänke saß und Elicias Haare flocht, während Jack und Theresa auf ihrem Schoß saßen.

„Oh, Oberst Hamilton!“, sagte Winry, während sie hinübereilte, sobald sie bemerkte, dass ihre Kinder sich zu der Soldatin gesetzt hatten. „Ich hatte sie eigentlich drüben bei den anderen Kindern abgesetzt. Es tut mir leid, dass die beiden Sie jetzt belästigen, wirklich.“

Linette lachte nur. „Ich habe kein Problem damit“, sagte sie. „Martin ist ohnehin beschäftigt und ich bin keine großartige Tänzerin. Ich habe es nicht so mit Hochzeiten, wenn ich ehrlich bin. Deswegen kann ich wirklich auf die ganzen Kinder aufpassen. Ich liebe Kinder.“

„Und die Kinder lieben dich“, sagte Kay, während sie sich mit einem Glas Wein zu ihrer jüngeren Schwester gesellte, dann seufzte sie schwer. „Ich habe persönlich fürchterliche Angst vor dem Gedanken, Mutter zu werden“, sagte sie leise. „Es ist nicht das, was ich von meinem Leben will, schätze ich. Mutter und du, ihr seid dafür geboren, Lena. Ich bin es nicht.“ Sie zuckte die Schultern und tätschelte Elicias kleinen Kopf. „Du solltest nicht mehr so viel Zeit verschwenden, Helena“, warnte sie. „Manchmal muss man sich einfach in ein Abenteuer stürzen, auch wenn man nicht weiß, ob es der richtige Weg ist.“

Winry nickte langsam. „Mutter zu werden, das ist immer ein großer Schritt“, sagte sie, „aber wenn man ihn nicht rechtzeitig macht, kann es schnell zu spät sein. Ich will nicht wissen, ob Generalleutnant Armstrong ihre Entscheidung, keine Kinder und keine eigene Familie zu haben, nicht eines Tages bitter bereuen wird. Schön, sie hat ihren Assistenten, aber das ist kein Ersatz für die Wärme, die nur die eigene Familie bieten kann.“

„Wie wahr, wie wahr“, sagte die Stahlrose, bevor sie einen weiteren Schluck nahm. „Und ich muss sagen, dass ich mein Verfallsdatum noch nicht erreicht habe. Andererseits habe ich vor Jahren entschieden, dass ich keine eigenen Kinder haben will. Gott, ich meine, ich habe als Schwester schon versagt. Ich brauche nicht noch mehr schmerzhafte Erfahrungen.“

„Als große Schwester warst du nicht halb so schlecht wie Nessa“, sagte Linette. „Ich sage es so, du hast keine Menschliche Transmutation versucht. Und selbst wenn du es versucht hättest, wärst du nie auf die Idee gekommen, Serenas Leben dafür zu opfern. Du warst zwar für ein paar Jahre ein bisschen wirr im Oberstübchen, aber du bist rechtzeitig wieder zu dir gekommen – was man von ihr ja nicht gerade sagen kann, wenn ich ehrlich bin.“

„Ältere Geschwister können wirklich eine Qual sein“, sagte Alphonse grinsend.
 

„Sie sollten mich gleich vielleicht gegen einen der Wirtschaftsbosse austauschen, Madam“, sagte Miles, während er zusammen mit Olivier über die Tanzfläche flog.

Sie lachte auf. „Nun, Oberst, sagen Sie mir doch, weshalb ich das tun sollte“, meinte sie. „Ich sehe keinen großen Sinn darin. Und ich habe Sie hergeschleppt. Ich kann Sie nicht verlassen.“

Er verdrehte die Augen, bevor er sie in eine weitere Drehung führte. „Und ich kann mir gut vorstellen, dass es Ihren Eltern deutlich lieber wäre, wenn Sie nicht die ganze Zeit nur in meiner Nähe bleiben würden. Ich bin zwar auch Ihr Leibwächter, Madam, aber ich kann Sie auch über eine größere Distanz hinweg beschützen“, sagte er. „Und Sie sollten vielleicht hin und wieder versuchen, sich nicht immer mit Ihren Eltern anzulegen. All die Verbrüderungsszenen mit den Hamiltons lassen Ihre Eltern zurzeit vermutlich an Ihrem Verstand zweifeln.“

Oliviers Gesicht nahm einen anderen Ausdruck an. Normalerweise war ihr Gesicht immer eine perfekte Maske. Nur von Zeit zu Zeit ließ sie zu, dass ihre Maske verrutschte. Jetzt war so ein Moment. Sie zeigte ihre Zufriedenheit deutlich. „Dann mache ich alles richtig“, sagte sie lächelnd, während ihr Blick zu ihren Geschwistern flog, die miteinander tanzten.

Catherine bemerkte den Blick ihrer ältesten Schwester und ihre Mundwinkel bogen sich nach oben, als sie feststellte, dass Olivier noch immer mit Miles tanzte. „Sie streitet es noch immer ab, aber wir wissen alle, dass sie mehr für ihn empfindet als nur Freundschaft“, stellte sie mit einem zufriedenen Lächeln fest. „Gott, Vater wird schier ausrasten, wenn sie ihn wirklich heiraten sollte! Ich wette, er würde sie enterben!“

Ihr Bruder zuckte die Schultern. „Aber denkst du wirklich, dass sie so etwas wie Liebe empfinden kann?“, fragte er dann. „Sie war immer schon kalt. Und du hast sie doch selbst mal gehört: Sie hat gesagt, dass sie keine Gefühle empfinden kann.“

„Und erinnerst du dich noch an der erste Weihnachten, nachdem er ihr Assistent geworden ist?“, fragte die jüngste Armstrongschwester amüsiert, während ihre Augen glitzerten. „Sie hat praktisch jede halbe Stunde am Telefon gehangen und in Briggs angerufen. Und als sie an Sylvester dann zu viel getrunken hatte, hat sie auch über ihn gesprochen…“

„Denk doch nur daran, wie gut wir sie jetzt erpressen können“, sagte Armstrong lachend. „Sie hat sich immer Mühe gegeben, sich keinen schwachen Punkt zu gönnen. Und jetzt haben wir endlich etwas gefunden, was wir gegen sie verwenden können, Cathy. Ich muss sagen, das gefällt mir. Sie kann uns nie wieder anschreien, weil wir das in der Hand haben.“

Catherine kicherte, während sie in die Richtung ihrer älteren Schwester sah. „Vielleicht solltest du ein bisschen mit ihr tanzen, bevor Vater sie umbringen kann“, meinte sie. „Er ist nicht begeistert, dass kann ich dir sagen. Ihm wäre es lieber, wenn sie mit einem der anwesenden Geschäftspartner tanzen würde…“

Die beiden Geschwister sahen sich um und bemerkten, dass eine Reihe der Geschäftsleute mit finsterem Blick in Richtung Linette Hamilton Force starrte. „Silver“, wie die anderen Staatsalchemisten sie nannten, sprach gerade mit Philipp Armstrong. Sie sah sehr ernst aus und wirkte älter als sechsundzwanzig. Sie war noch jung, aber nicht mehr lange. Aber sie war eine starke Frau. Sie hatte mehr erlebt als viele der Männer, die sie jetzt anstarrten und leise über sie sprachen. Armstrong verspürte den Drang, den Männern alle Knochen zu brechen, als er vereinzelte Aussagen mitbekam.

„Frage mich schon, warum sie wohl der Silver Alchemist geworden ist. Der erste war ein Mann für den Krieg und fürs Töten. Die hier hätte in Ishbal keine zwei Sekunden überlebt. Genau wie der Siren Alchemist, wie ich anmerken muss. Frauen als Staatsalchemisten…“

„Und natürlich arbeitet sie direkt für Mustang. Kaum zu glauben, wie schamlos der Kerl ist.“

„Der Lightening Star Alchemist muss noch deutlich schlimmer sein. Sie muss eine echte Hexe sein. Kein Wunder, dass Grumman sie hoch in den Norden geschickt hat, damit sie ein bisschen runterkommen kann. So jung und schon so viel Verantwortung…“

„Hab gehört, er würde sie bald auf eine diplomatische Mission nach Creta schicken. Sie ist zu einem Teil Creterin und offenbar glaubt er, sie würde das schaffen können.“

Kay fuhr zu den Männern herum und ihre Hand fuhr zu ihrer kleinen Handtasche, in der sie ihre goldenen Handschuhe aufbewahrte. Bevor sie jedoch angreifen konnte, nahm Olivier ihr die Handschuhe aus der Hand und lächelte freundlich. „Du willst dir die Finger nicht an denen schmutzig machen, Kay“, sagte sie ruhig. „Glaub mir, das willst du nicht.“

Kay strich eine Strähne zurück, bevor sie blinzelte. „Ich werde viel Wein brauchen, wenn ich das hier ohne Tote und Verletzte überleben soll“, sagte sie düster.
 

Es war Zeit für den Brautstrauß.

Rebecca sparte sich die Teilnahme. Der Termin für ihre Hochzeit stand schon und sie konnte gut auf den Stress verzichten. Deswegen blieb sie bei Havoc und den anderen Männer aus Mustangs Team, während Hawkeye sich von den anderen Frauen umkreisen ließ. Ross stand direkt hinter Winrys Automaillehrmeister Garfiel und Paninya aus Rush Valley. Die Soldatin sah alles andere als begeistert aus, aber sie wollte die Tradition nicht brechen. Sie ließ ihren Blick einmal quer über die anderen Frauen schweifen und sah, dass Olivier Armstrong mit verschränkten Armen an einer Wand lehnte. Ross hatte Mitleid mit ihrer vorübergehenden Chefin. Sie hatte mitbekommen, dass Olivier sich unmittelbar nach der Zeremonie mit ihrem Vater gestritten hatte, und jetzt hoffte Ross, dass die Laune der Barbie-Generalin sich früher oder später wieder ein wenig erholen würde. Ansonsten würde es eine sehr lange Veranstaltung werden – und das für alle Beteiligten.

Hawkeye kreiselte immer schneller um die eigene Achse, bevor sie ihren Strauß losließ und die Augen aufriss, um die Flugkurve zu sehen. Er schoss direkt in die Richtung von Garfiel und Paninya, die sich gegenseitig mit ihren Ellbogen bearbeiteten, um bessere Chancen zu haben. Ross konnte es nicht mitansehen und bevor sich die Pateneltern von Edwards Kindern wegen so einer Sache zerstreiten konnten, flog ihre eigene Hand nach oben und im nächsten Moment hielt sie einen prachtvollen Strauß in der rechten Hand. „Sorry, Ladys“, sagte die Soldatin mit einem halbherzigen Lächeln. „Der ist wohl für mich.“

Brosh sah so aus, als stünde er einer Ohnmacht nahe.

Mustang und Havoc bekamen sich vor Lachen kaum noch ein. So, wie es aussah, würden sie so schnell nicht mehr aus dem Feiern herauskommen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Rhyo
2011-10-01T07:16:36+00:00 01.10.2011 09:16
Also eigentlich meintest du ja dass du den ersten Teil der FF mit der Hochzeit beenden willst, aber trotzdem scheint das noch lange nicht das letzte Kapitel zu sein, hm...

Die Hochzeit war sehr schön, vielleicht ein bisschen langweilig (ich bin ein Fan von unvorhergesehenen Ereignissen auf Hochzeiten xD)
Aber die Szene mit dem Brautstrauß war gut, auch wenn ich irgendwie gehofft habe, dass Armstrong ihn bekommt =/
Von:  DarkDragon
2011-06-13T11:12:08+00:00 13.06.2011 13:12
Endlich die Hochzeit zwischen Roy und Riza und ich rieche schon die nächsten.
Das Ross den Strauß gefangen hat. *lol* wann sie wohl heiratet. Und da entwickelt sich tatsächlich was zwichen Miles und Olivier.^^ Finde ich gut.
lg


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