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Fullmetal Alchemist - Was danach geschah

Was hätte passieren können...
von

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OLIVIER UND CATHERINE – ODER: MACH DIE AUGEN AUF, LIVVIE!

OLIVIER UND CATHERINE – ODER: MACH DIE AUGEN AUF, LIVVIE!
 

Catherine war mittelmäßig wütend, als sie ihre älteste Schwester am Arm packte und sie in einen rosa gestrichenen Raum, die Damentoilette, zerrte. Sie hatte die ältere den ganzen Tag über im Auge behalten und hatte jetzt den Punkt erreicht, an dem sie ihre Schüchternheit an den Nagel hängte, um endlich eine klare Antwort aus ihrer Schwester herauszuquetschen. Und das war wiederum etwas, was seit Generationen tradiert worden war.

„Was ist los, Cat?“, fragte Olivier, während sie ihr dezentes Make-up überprüfte.

„Ich kann es nicht fassen, dass du Alex und mir das antust, Olivier!“, fauchte Catherine.

Die Generalin merkte auf. Es war seit Jahren nicht mehr vorgekommen, dass die jüngste Schwester sie mit ihrem vollen Namen angesprochen hatte. Langsam drehte sie sich um und stellte fest, dass ihre jüngere Schwester den Tränen nahe war. Catherine Elle Armstrong stand mit erhobenen Fäusten da, während ihre Augen glitzerten.

„Was ist dein Problem, Cat?“, fragte Olivier ruhig.

„Bei allem Respekt, Generalleutnant Armstrong, Sie sind mein Problem!“ Die Jüngere war jetzt vollkommen außer sich. „Ich dachte immer, Sie wären anders als die anderen. Ich dachte, es wäre Ihnen wirklich absolut egal, was sie von Ihnen denken. Und jetzt sind Sie so blind und so unendlich dumm. Ich meine, selbst Alex hat sich mit einer Frau verlobt, die Vater und Mutter wohl kaum als ‚angemessen’ empfinden dürften. Und er war nie ein Rebell. Sie waren es immer, Generalleutnant! Und jetzt sind Sie erschreckend zahm geworden! Hat die Löwin des Nordens vielleicht ihre Zähne verloren?“

Olivier war mittelmäßig entsetzt. Ihre jüngste Schwester war immer ihr Lieblingsfamilienmitglied gewesen und sie war hin und wieder ein bisschen eifersüchtig auf ihren Bruder gewesen, weil er eine deutlich bessere Beziehung zu Catherine hatte als sie selbst. Aber es war für die Barbie-Generalin ein echter Schock, dass ihre Schwester so verzweifelt war, dass sie a) Olivier siezte und mit ihrem Rang ansprach und b) weinte. Olivier hasste es, ihre Schwester weinen zu sehen und auch wenn sie nicht gerade die warmherzigste Person auf Erden war, hätte sie aus Stein sein müssen, um kein schlechtes Gewissen zu verspüren. Und sie hatte ein schlechtes Gewissen. Langsam legte sie ihre Wimperntusche auf der Ablage ab und legte einen Arm um ihre kleine Schwester, bevor sie seufzte. „Es tut mir leid“, sagte sie. Es war eine weitere Entschuldigung, die seit Jahren überfällig gewesen war. Olivier spürte, wie ihre Maske immer weiter verrutschte und wie ihre Fassade immer mehr Riss bekam. Es war schwer für sie, es aufrechtzuerhalten.

Catherine sah sie überrascht an. Die Augen waren riesig und trotz der Tränen sah man die Überraschung in ihnen. Olivier entschuldigte sich nie. Sie hatte auch kein Verständnis für die Tränen anderer. Die jüngere Frau hatte mit einer Standpauke gerechnet. Damit, dass Olivier ihr sagen würde, dass sie sich lächerlich verhielt. Aber das erwartete Donnerwetter blieb aus. Olivier war zum ersten Mal in all den Jahren keine Eiskönigin. Sie war … ein Mensch. Und Catherine war glücklich darüber, als sie ihre Arme um ihre Schwester schlang und sich an Oliviers Schulter ausweinte.

Und dann, zwischen zwei Schluchzern verstand Catherine. Sie riss die Augen auf, bevor sie einen Schritt nach hinten machte. „Du hast Angst“, sagte sie. „Du hast Angst vor den anderen, Livvie. Du hast zum ersten Mal überhaupt Angst vor der Reaktion…“

Olivier zuckte zusammen. „Mach dich nicht lächerlich“, sagte sie und gab sich Mühe, wieder zu ihrem kühlen Selbst zurückzufinden. „Ich und Angst? Sehr wahrscheinlich.“

Aber ihre Schwester, die immer schon ein Dickkopf gewesen war, hatte sich wie ein Terrier in ihrer Idee verbissen. „Ich glaube, dass das ein Treffer war“, sagte sie. „Du hattest nie Angst, Livvie, das stimmt schon, aber diesmal schon. Es war dir immer egal, was die anderen von dir gedacht haben! Es war dir egal, als du ins Militär eingetreten bist! Es war dir egal, als du Lucien in den Knast gebracht hast! Es war dir egal, als du nach Briggs gegangen bist! Es war dir egal, als du Miles zu deinem Assistenten gemacht hast! Es war dir egal, als du dich in Briggs immer weiter von der Gesellschaft distanziert hast! Es war dir auch egal, als du langsam zur ‚Eiskönigin’ geworden bist! Es war dir egal, als du Bradley gestürzt hast! Es war dir eigentlich immer egal, Olivier Mira Armstrong!“ Catherine rang nach Luft. „Und wieso sollte das jetzt anders sein?! Verdammt, manchmal frage ich mich wirklich, was in dieser Familie eigentlich alles kaputt ist! Vater regt sich auf, weil du und Alex mit den Hamiltons befreundet sein! Mutter regt sich darüber auf, dass dein engster männlicher Freund dein Assistent ist! Alex träumt seit Jahren davon, deine Hochzeit zu sehen! Und ich habe langsam genug davon, ständig gefragt zu werden, ob ich eigentlich Angst vor dir habe!“

Langsam schloss Olivier ihren Mund. Ihre Schwester musste den Verstand verloren haben. Das war ihre erste Erklärung, aber sie verwarf sie schnell wieder. Es war keine Familientradition, den Verstand zu verlieren. Deswegen musste es Catherine ernst sein. „Ich weiß“, sagte sie, „aber manchmal bin ich eben nur ein normaler Mensch.“

„Olivier, wenn du ein normaler Mensch wärst, wärst du nicht mehr hier“, sagte Catherine.

Die Barbie-Generalin seufzte schwer. „Ich bin wirklich die schlechteste Schwester auf der ganzen Welt“, sagte sie seufzend. „Und, Cat, es tut mir wirklich leid, dass ich dich immer wieder in meine Angelegenheiten hineinziehe. Ich mache es nicht mit Absicht.“

„Du musst dich nicht entschuldigen“, sagte Catherine. „Ich weiß das.“

Ihre Schwester lehnte sich gegen die Wand. „Ich habe keine Angst“, sagte sie, klang aber nicht sonderlich glaubwürdig. „Ich meine, wieso sollte ich Angst haben? Die anderen sollten mich fürchten, nicht umgekehrt. Ich meine, ich habe mich für diesen Weg entschieden, weil ich Amestris beschützen möchte und damit auch die Bürger…“

„Du hast Angst, weil es nicht mehr dein Plan ist, Olivier“, sagte Catherine geduldig, „und weil du nicht vergessen hast, was beim letzten Mal passiert ist, als du jemanden in dein Herz gelassen hast. Und jetzt hast du Angst vor dem, was passiert, wenn es sich wiederholt. Aber es wird sich nicht wiederholen, Livvie. Du bist erwachsener als damals, du weißt jetzt, wie man eine Beziehung nicht so scheitern lässt. Und du hast daraus gelernt.“

Olivier schluckte. „Wann bist du eigentlich so schlau geworden?“, seufzte sie. „Ich dachte, du würdest für immer das kleine, schüchterne Mädchen bleiben, das du einmal warst.“

„Ich bin nicht dumm, Olivier“, sagte Catherine. „Und ich habe meine Studien jetzt aufgenommen. Ich bin viel … selbstständiger als früher. Und ich kenne dich seit Jahren. Ich weiß, dass wir es nicht immer leicht miteinander hatten, aber ich will nicht, dass du dich quälst. Du bist so ein guter Mensch. Du hast es nicht verdient, dich selbst immer weiter zu quälen.“

„Hast du dir in den letzten Jahren nicht manchmal gewünscht, du wärst Teil einer normalen Familie? Einer Familie, wo nicht jeder immer nur die Familienehre im Sinn hat? Versteh mich nicht falsch, Cat, ich bin stolz auf meine Ahnen und deren Verdienst um unser Land, aber sieh es dir doch selbst an: Unsere Familie hat sich Amestris schon vor Jahrhunderten mit Leib und Seele verschrieben, aber wir waren nicht diejenigen, die unser Land gerettet haben. Wenn man es genau nimmt, waren es Mustang, Hawkeye, deren Leute, ein paar Chimären, ein paar Kinder und Ishbalier.“ Sie rieb sich die Stirn. „Und alles, was Alex und ich tun konnten, war, einen von vielen Gegnern auszuschalten. Und noch nicht mal das haben wir ohne Hilfe geschafft. Wir zwei waren solche Versager. Ich habe ihn all die Jahre über immer unterschätzt und dafür habe ich bezahlen müssen. Es … es tut mir leid.“

Catherine seufzte und wies auf die Tür. „Du wirst jetzt da raus gehen und uns allen zeigen, dass du noch immer die Alte bist, Livvie!“, schnappte sie. „Und ich will, dass du keine alten Fehler wiederholst. Haben wir uns da verstanden?!“

Olivier nickte langsam. „Klar und deutlich“, sagte sie seufzend, „aber denkst du wirklich, dass man mir das verzeihen würde? Ich meine, es geht hier nicht mehr nur um Politik. Es geht hier um etwas, was wir beide nicht wissen können.“

Catherine packte sie am Oberarm und richtete das Make-up ihrer Schwester, bevor sie Olivier wieder zum eigentlichen Fest schleifte. „So, wo ist er jetzt?“, fragte die jüngere Frau neugierig, während sie sich aufmerksam im Raum umsah.

„Wer?“, fragte Olivier ein wenig verwirrt.

„Miles, du Dummerchen“, sagte Catherine amüsiert, während sie den Arm ihrer Schwester nicht losließ. „Ich hatte Alex eigentlich darum gebeten, ihn nicht aus den Augen zu lassen, aber ich kann deinen Assistenten gerade nirgendwo sehen…“ Sie seufzte schwer, bevor sie ihren Bruder mit der anderen Hand packte und ihn herumwirbelte. „He, Alex, du wolltest Miles doch nicht aus den Augen lassen“, sagte sie leise. „Wo ist er jetzt?“

„Linette und er sind beim Büffet und gehen irgendwelche Termine durch“, sagte Armstrong.

„Danke, Bruderherz“, sagte Catherine strahlend, bevor sie ihre Schwester in Richtung Büffet bugsierte. „Und mach es diesmal gefälligst nicht kaputt!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Rhyo
2011-10-01T10:30:29+00:00 01.10.2011 12:30
Meiner Meinung nach ist es nicht richtig, dass Olivier am versprochenen Tag nichts getan hat.
Ich meine, sie hat gegen Sloth gekämpft, einige Generäle ausgeschaltet, sie hat das Kommando übernommen als die Puppen-Homunkuli im Hauptquartier eingefallen sind, und es sind doch IHRE Leute aus Briggs gewesen, die den Großteil der Schlacht entschieden haben...

Sie hat absolut keinen Grund für derartige Komplexe =)
Von:  DarkDragon
2011-06-15T19:01:07+00:00 15.06.2011 21:01
Also ich bin voll da für das sich Olivier Miles unter den Nagel reist^^
Da hat die kleine Schwester schon recht.
lg


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