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Schmetterlingsdroge

von

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Grandines

2003;

Poesy bemerkte die nicht ganz leere Flasche Vodka, die Bens Vater in der Hand hielt. Ben war gerade dabei, sich hastig seine Jeans anzuziehen.

„Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du dein Zimmer nicht abzuschließen hast?!!“, donnerte er los.

„Ist mir relativ egal.“, murmelte Ben in gedämpfter Lautstärke. Er fing langsam an, gegen die Tyrannisierung durch seinen Vater anzukämpfen. Vor ein paar Jahren noch hatte er immer nur den Schwanz eingezogen, aber jetzt war er 17 und in einem Jahr volljährig und wenn es soweit war, würde er hier weg sein.

„Es ist dir also egal?!“ Der Blick seines Vaters fiel nun auf Poesy, bevor er wieder zurück zu seinem Sohn, der nun wenigstens wieder seine Jeans trug, wanderte. „Habt ihr es etwa getrieben? Wie die Karnickel?“

Ben wusste, dass das seinen Vater besonders reizte, weil zwischen ihm und Bens Mutter schon lange nichts mehr im Bett lief. Er konnte es nachvollziehen, sein Vater war fast nur noch betrunken und in diesem Zustand noch unausstehlicher als sonst. Ben entschied jedoch, dass es keinen Sinn machte, seinen Vater jetzt zu provieren. Er hatte keine besondere Lust darauf, krankenhausreif geprügelt zu werden. Das war es nicht wert.

„ICH HABE DICH GEFRAGT, OB IHR ES GETRIEBEN HABT!“

„Ja.“, erwiderte Ben, während Poesy nur teilnahmslos auf der anderen Seite des Bettes stand.

„Kannst du den Mund nicht aufmachen??“, schrie sein Vater nun Poesy an, der immer noch die Tränen über die Wangen liefen. Er machte einen Schritt auf sie zu.

„Poesy wollte gerade gehen.“, sagte Ben schnell, bewegte sich aber nicht vom Fleck.

„Wollte sie das?“ Der Blick seines Vaters war immer noch auf sie fixiert. „Heulst du, weil mein Sohn so eine Niete im Bett war?“

Poesy gab ihm keine Antwort. Sie befand sich in einem Zustand, in dem sie überhaupt nicht fähig war, auch nur einen logischen Gedanken zu fassen. Die ganze Situation kam ihr seltsam unwirklich vor.

„ICH WILL VON DIR WISSEN, OB MEIN SOHN EIN VERSAGER IM BETT IST!“, brüllte Bens Vater sie an und machte noch einen Schritt auf sie zu.

„Ja.“, erwiderte sie , ihren Blick starr auf die gegenüberliegende Wand gerichtet. Sie wusste, dass Bens Vater das hören hatte wollen und sie war wirklich nicht in der Stimmung, ihm jetzt die Stirn zu bieten oder Ben zu verteidigen, selbst wenn der Sex mit ihm immer sehr gut gewesen war. Schließlich war das so ziemlich alles, woraus ihre Beziehung bestand- Sex. Sie redeten nicht miteinander über Gefühle, Probleme oder Ängste. Negative Dinge hatten in ihrer Beziehung nichts zu suchen, denn beide wollten mit dem anderen eine gute Zeit verbringen und nicht irgendwelche familiären oder schulischen Probleme erzählt bekommen. Ben war sowieso jemand, der sich nicht gerne band und unbeholfen war, was Beziehungen anging, deshalb war Poesy für ihn perfekt, denn auch sie hielt nicht viel von der großen Liebe oder tiefen Gefühlen. Sie waren beide jung und wollten das Leben genießen.

Ben konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er ihre Antwort hörte. Dafür, dass er schlecht im Bett war, hatte sie doch immer recht laut gestöhnt.

„Wie lange hält er durch?“ Die Frage klang schon ziemlich gelallt. Poesy starrte Bens Vater, der immer noch vor ihr stand, entgeistert an.

„Wie bitte?“

„Wie lange er durchhält?! War die Frage so schwer zu verstehen?“ Er machte noch einen Schritt auf sie zu, so dass sie seinen nach Alkohol stinkenden Atem auf ihrem Gesicht spürte. Poesy merkte, wie ihr das Adrenalin in die Adern schoss, sich ausbreitete und ihre Gedanken von den Geschehnissen des Nachmittages ablenkte. Sie begriff, dass die Situation, in der sie sich befand, ihre Chance auf „Flucht“ war, denn solange sie hier Bens Vater in einer heiklen Situation gegenüberstand, musste sie sich nicht mit ihrer Trauer und den Gedanken darüber, was passiert war, auseinandersetzen.

„Wieso wollen Sie das wissen? Suchen Sie etwa fieberhaft nach jemandem, der noch schlechter als Sie im Bett ist, damit Sie sich nicht ganz so erbärmlich fühlen? Oder ist das nur eine billige Methode, Ben zu demütigen?“ Bevor sie groß darüber nachgedacht hatte, waren die Worte aus ihrem Mund gekommen.

Ben starrte sie ungläubig an. Was zum Teufel machte sie da? Reichten ihr seine Narben nicht als Beweis, dass es unklug war, sich mit seinem Vater anzulegen oder einfach nur in dessen Nähe zu sein, wenn er getrunken hatte? Es war ihm schleierhaft, was sie damit bezwecken wollte.

Poesy glaubte das Gesicht von Bens Vater vor Wut noch roter anlaufen zu sehen.

„Was fällt dir ein, du freches Mädchen!!!“ Er holte aus und gab ihr eine Ohrfeige, die sie vor Überraschung aufschreien ließ. Ihre Hand griff instinktiv an ihre nun gerötete, schmerzende Wange.

„Spinnst du?“ Es war eher an Poesy als an seinen Vater gerichtet, aber Ben setzte sich nun endlich in Bewegung und packte seinen Vater am Arm in einem verzweifelten Versuch, ihn von Poesy wegzuziehen.

„Verschwinde!“, herrschte er Poesy an und seine Augen leuchteten schon beinahe so wütend wie die seines Vaters, als er ihr in die Augen sah. „Ich weiß nicht, was mit dir los ist oder warum du dich in Schwierigkeiten bringen willst und es ist mir ehrlich gesagt auch scheißegal, aber mach es woanders und lass mich damit in Ruhe! Hau ab, Poesy!“

Im nächsten Augenblick verstummte Ben, da ihm sein Vater die beinahe leere Vodkaflasche gegen den Kopf geschlagen hatte, damit er ihn losließ. Kleine schwarze Punkte fingen an, vor seinen Augen auf und ab zu tanzen, denn selbst wenn der Schlag zum Glück nicht hart genug gewesen war, um ihn gefährlich zu verletzen, hatte er doch gesessen. Ben taumelte zum Bett und ließ sich darauf nieder, bemüht damit, nicht das Bewusstsein zu verlieren.

Poesy zögerte kurz, lief dann aber aus dem Zimmer, die Treppen hinunter und aus dem Haus. Draußen angekommen blieb sie erst einmal stehen und sog die kühle Nachtluft ein. Ihre Augen taten vom Weinen weh und ihre Wange fühlte sich heiß an. Sie hoffte, dass Bens Vater ihn am Leben ließ, aber der Idiot hatte sie schließlich selbst angeschrien und ihr befohlen, zu verschwinden. Poesy konzentrierte sich auf ihre Atmung. Langsam einatmen, langsam ausatmen. Schon nach einer Minute merkte sie, wie sie wenigstens etwas ruhiger wurde. Ihre zitternden Finger griffen in ihre Hosentasche und holten ihr Handy heraus. Sie drehte es auf und merkte, dass sie 9 Anrufe in Abwesenheit hatte, was sie nicht einmal überraschte. Unschlüssig, was sie machen oder wo sie jetzt hingehen sollte, starrte sie gedankenverloren auf das Display des Handys, als dieses plötzlich zu läuten anfing. Sie entfernte sich schnell einige Schritte von Bens Haus und hob zögernd ab. „Hallo?“

„Poesy!“ Die Stimme am anderen Ende der Leitung gab ein erleichtertes Seufzen von sich. „Wo bist du? Ich habe mir Sorgen gemacht, ich… habe erfahren, was heute passiert ist… Die Polizei ist auf der Suche nach dir. Wo bist du?“



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