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Schmetterlingsdroge

von

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Silentium

Hallo,

Ich weiß zwar nicht, ob jemand diese Geschichte liest, aber es macht mir Spaß, sie zu schreiben und wenn jemand sie tatsächlich lesen sollte und bis zum 3. Kapitel gekommen ist: Hi :D *wink* Danke fürs Lesen!

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2003;

Lichter von Straßenlaternen und Fenstern rauschten an ihr vorbei und im Radio lief ein Lied von „Vertical Horizon“. Sie hatte es schon einige Male gehört und versuchte sich abzulenken, indem sie sich auf den Text konzentrierte und begann, ihn in Gedanken ins Deutsche zu übersetzen. Sie gab jedoch bald wieder auf, da ihr Englisch dazu nicht gut genug war. Sie lehnte sich leicht an die Fensterscheibe und sah, wie sie sich darin etwas spiegelte. Zerzauste, lange blonde Haare und müde Augen blickten ihr entgegen.

Das Mädchen, das neben ihr saß und das Auto durch die stille Nacht fuhr, schien sich auf den kaum vorhandenen Verkehr zu konzentrieren, doch Poesy wusste, dass sie etwas sagen wollte und nur nach Worten suchte. Sie wandte sich von der Fensterscheibe ab, um einen Blick auf ihre ältere Halbschwester zu werfen, die selbst um diese späte Uhrzeit und nach einem sicherlich anstrengenden Arbeitstag noch die Perfektion in Person war. Ein Teil ihrer ebenfalls blonden Haare war geflochten und das ganze kunstvoll hochgesteckt, ohne dass auch nur ein einziges Haar am falschen Platz war. Ihre Bluse wies keine auch noch so kleinen Falten auf und ihr Make- up war so makellos und gleichmäßig, als wäre es gerade erst früh am Morgen.

Poesy konnte sich nicht dazu durchringen, sich bei ihrer Halbschwester dafür zu bedanken, dass sie sie mitten in der Nacht vom anderen Ende der Stadt abgeholt hatte.

„Du kannst heute Nacht gerne bei mir schlafen.“, brach Samantha schließlich die bedrückende Stille zwischen den beiden Schwestern.

Poesys Augen wanderten wieder zum Fenster und sahen hinaus.

„Und danach?“

„Ich habe Papa angerufen, er ist bereit, dich zu ihm zu hol-„

„Vergiss es!“, unterbrach Poesy sie sofort und sah sie an, als wäre sie vollkommen verrückt, „ Er ist nicht mein Vater und ich werde nicht bei ihm wohnen!“

Sam seufzte leise und ließ die Straße nicht aus den Augen. „Er ist dein biologischer Vater.“, meinte sie mit leicht gesenkter Stimme.

„Den ich einmal in meinem Leben gesehen habe.“, erwiderte Poesy aufgebracht, „ Ich hatte doch nie Kontakt zu ihm! Er ist dein Vater, weil er die ganze Zeit bei dir und deiner Mutter war, aber meiner ist er bestimmt nicht.“

„Ich glaube er bereut vieles, Poesy. Menschen machen Fehler. Er weiß, dass du jetzt niemanden mehr hast und ich glaube, dass er gerne einiges wieder gut machen würde, wenn du ihm nur die Chance gibst.“

Poesy schüttelte nur stur den Kopf. „Nein. Ich hatte meinen Vater und das war nicht er.“

Sie konnte nicht fassen, wie hoffnungsvoll und optimistisch Sam wieder einmal war. Wenn es nach ihr ging, konnte man jedem seine Fehler einfach so verzeihen und die ganze Welt wäre wie eine glückliche Familie, ohne dass irgendjemand Hintergedanken hatte. Sie kannte Sam erst seit einem Jahr, damals hatte sich ihre Halbschwester auf die Suche nach ihr gemacht. Sam hatte damals schon versucht, zwischen Poesy und ihrem Vater zu vermitteln, aber keiner der beiden hatte sich ernsthaft für den anderen interessiert. Weder Poesy sich für ihren Vater noch umgekehrt. Dass er jetzt plötzlich bereit war, sie bei sich und Sams Mutter wohnen zu lassen, war für sie nicht wirklich nachvollziehbar und bestimmt nicht, was sie wollte.

„Du bist noch nicht volljährig… Du kannst entweder bei ihm wohnen.. oder bei mir, andernfalls kommst du wahrscheinlich in eine Pflegefamilie.“

Poesy sah schweigend aus dem Fenster. Bis zu ihrer Volljährigkeit waren es nur noch einige Monate und sie wünschte, sie hätte vor einigen Jahren schon eine Lehre begonnen, dann hätte sie jetzt wenigstens Geld. Aber stattdessen ging sie immer noch zur Schule. Vor langer Zeit, so schien es ihr zumindest, hatte sie den Wunsch gehabt, zu studieren. Jetzt war das nicht mehr wichtig. Nichts schien ihr mehr wirklich wichtig zu sein.

„Hör zu…“, fing Sam wieder leise an, ihre Stimme klang bedrückt, „ Es tut mir so Leid, was passiert ist. Ich kann mir nicht vorstellen, was es für ein Gefühl ist, seinen Stiefvater und seine Mutter innerhalb von vier Wochen zu verlieren.“

‚Ein beschissenes Gefühl‘, dachte Poesy und schwieg weiterhin, ihren Blick starr aus dem Fenster gerichtet. Sie fühlte sich von ihrer Mutter betrogen. Sie hatte sie einfach alleine gelassen – Poesy fragte sich, ob sie jemals wirklich geliebt worden war – von irgendjemandem. Oberflächliche Beziehungen wie die zu Ben waren im Grunde viel leichter, weil man nicht verletzt werden konnte.

Sie wurde jäh aus den Gedanken gerissen, als das Auto zum halten kam und Sam ausstieg. Sie waren da- auf dem Parkplatz, der zu dem großen Gebäude gehörte, in dem sich die Wohnung ihrer Schwester befand.

Drinnen angekommen, ließ sich Poesy auf die Couch im Wohnzimmer fallen. Sie merkte erst jetzt, wie müde und fertig sie eigentlich war. Es dauerte nicht lange und ihre Halbschwester kam zu ihr. In ihrer Hand hielt sie eine flauschige Decke.

„Danke.“, murmelte Poesy leise und kuschelte sich darunter.

„Kann ich dir irgendetwas bringen?“

Poesy schüttelte leicht den Kopf, woraufhin Sam sie nur besorgt ansah. „Einen Tee vielleicht?“

Sie nickte und lehnte sich zurück. Eine heiße Tasse Tee war jetzt vielleicht gar nicht so schlecht. Sam verschwand in der Küche und kam kurz darauf wieder. Poesy wärmte sich ihre Finger an der warmen Tasse und nippte vorsichtig daran.

Samantha ließ sich am anderen Ende der Couch wieder. Ihrem aufmerksamen Blick entging Poesys gerötete Wange nicht. „Was ist mit deiner Wange passiert?“

„Was?“ Poesy war überrascht, daran hatte sie schon fast nicht mehr gedacht, außerdem war ihr nicht klar gewesen, dass ihre Wange immer noch so rot war. Sie zuckte nur mit den Schultern.

„Das war keine große Sache.“

„Hat dein Freund dich geschlagen?“

„Ich habe keinen Freund.“

Ihre Schwester sah sie misstrauisch an.

„Nach allem, was heute passiert ist…“ Poesys Stimme stockte, „ Kann ich jetzt wirklich nicht über Beziehungen reden.“

„Es tut mir Leid.“, sagte Samantha schnell, „Das verstehe ich, das wollte ich auch gar nicht… Ich mache mir nur Sorgen um dich.“

„Das musst du aber nicht.“ Es klang genauso kalt und abweisend wie beabsichtigt.

„Poesy… ich bin für dich da..“ Sam näherte sich ihr und umarmte sie, woraufhin Poesy sich etwas versteifte. Sie war Umarmungen nicht wirklich gewöhnt, außer von ihrer Mutter, was die schmerzlichen Erinnerungen des Tages wieder umso stärker in ihr weckte. Sie kannte ihre Schwester noch gar nicht so lange und sie sahen sich auch nicht besonders oft, vielleicht einmal alle zwei Monate.

Sam bemerkte, dass es Poesy unangenehm war und sie ließ sie wieder los.

„Versuch etwas Schlaf zu bekommen, in Ordnung?“, sagte sie sanft und lächelte ihre jüngere Halbschwester leicht an. „Morgen reden wir in Ruhe über alles.“

Poesy nickte leicht, obwohl sie keine Lust hatte, über irgendetwas zu reden. Was passiert war, war passiert und Reden änderte gar nichts mehr. Sie war jedoch zu müde um zu widersprechen und streckte sich auf der Couch aus, während Sam das Licht ausmachte und leise ins Schlafzimmer schlich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: haki-pata
2011-04-01T12:12:34+00:00 01.04.2011 14:12
Hi! *zurückwink* Ich lese es! Und zwar gern!


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