Zum Inhalt der Seite

Schmetterlingsdroge

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Tempestas

2003;

„Du siehst furchtbar aus.“

Er konnte sich nicht daran erinnern, sie jemals weinen gesehen zu haben, doch jetzt stand sie mit geröteten Augen vor ihm und im nächsten Moment spürte er ihre salzigen Tränen an seinen Wangen, als sie ihn gegen die Wand stieß und küsste. Sie müsste ihn eigentlich besser kennen, als zu denken, dass er ihr einfach die Kontrolle überlassen würde. Er löste sich von ihr, packte ihre Handgelenke, drehte sie mühelos zur Seite und drückte sie nun unsanft gegen die Wand. Es schien ihr nichts auszumachen, denn sie wehrte sich nicht dagegen. Stattdessen suchten ihre Lippen wieder gierig nach seinen.

Zufrieden darüber, jetzt die Oberhand zu haben, erwiderte er den Kuss, ohne dabei jedoch ihre Handgelenke aus seinem festen Griff freizugeben. Ihre Hände fühlten sich kalt an und er merkte, wie ihre momentane Verletzlichkeit ihn noch mehr anmachte als sonst. Er wusste, dass sie hergekommen war, weil sie wusste, dass er sie nicht mit Fragen löchern würde. Hätte sie jemanden zum Reden gebraucht, wäre er ganz sicher der letzte Mensch gewesen, zu dem sie gegangen wäre.

Die Stiegen draußen vor seinem Zimmer fingen an zu knarren, ein Geräusch, das in ihm jedes Mal die Alarmglocken weckte.

Poesy bemerkte es nicht, denn ihre Ohren waren nicht wie seine seit früher Kindheit auf dieses Geräusch sensibilisiert. Sie war in einen leeren Kuss vertieft, denn ihre Gedanken kreisten um die Ereignisse dieses Tages und je mehr sie versuchte, die Bilder zu verdrängen, desto mehr Details schossen ihr wieder in den Kopf.

Ben hingegen konzentrierte sich mehr auf das Knarren der Stiegen. Er wusste, dass es sein Vater war, der auf dem Weg nach oben war, denn wenn seine hagere Mutter heraufkam, war das Knarren viel leiser. Er wusste auch, dass er noch einige Sekunden hatte, denn sein Vater war erst bei der Hälfte der Stiegen.

Poesy biss ihn und Ben biss sofort zurück, fest genug, dass der Schmerz für kurze Zeit alle Gedanken aus ihrem Kopf verbannte und sie zurück ins Hier und Jetzt holte, aber nicht so fest, dass ihre Lippe angefangen hätte zu bluten.

„WAS TREIBT IHR DA OBEN?“, brüllte Bens Vater und jetzt entging auch Poesy nicht mehr, dass er auf dem Weg zu ihnen war. Ben wusste, dass sein Vater bereits das Ende der Stiegen erreicht hatte. Er ließ Poesy los und lief zur Tür, um sie abzusperren. Kurz nachdem er den Schlüssel herumgedreht hatte, betätigte sein Vater auch schon stürmisch die Türklinke. Als er merkte, dass sein Sohn zugesperrt hatte, wurde er noch wütender. „BEN! MACH AUGENBLICKLICH AUF!“

Er dachte nicht daran. Poesy schien ebenfalls beschlossen zu haben, Bens Vater zu ignorieren, denn sie zog Ben zum Bett und fing hastig an, ihm sein T-Shirt auszuziehen. Ihr liefen immer noch Tränen über die Wangen, aber Ben ignorierte sie und fing nun seinerseits an, ihr die Klamotten vom Leib zu reißen. Ihre Lippen trafen wieder aufeinander, Ben drückte Poesy nach hinten aufs Bett und beugte sich über sie. Die schrecklichen Ereignisse des Nachmittages schossen ihr wieder heftig in den Kopf und Poesy vergrub ihre Fingernägel tief in Bens Rücken, ohne Rücksicht auf seine unzähligen Narben, die jener Mann verursacht hatte, der immer noch vor der Zimmertür stand und wutentbrannt dagegen hämmerte.

Ben zuckte kaum merklich zusammen, als ihre Fingernägel über eine der frischeren Narben fuhren, was ihn dazu veranlasste, ihre Hand zu nehmen und grob nach hinten zu drehen. Poesy keuchte leise auf und sah ihm in die Augen. Ihm wurde klar, dass sie ihn absichtlich provozierte, sie war – aus welchem Grund auch immer – auf Schmerzen aus. Er grinste leicht. Das konnte sie haben.

„BENJAMIN! MACH AUF, DU VERDAMMTER DRECKSKERL ODER ICH WERDE DIE TÜR EIGENHÄNDIG EINSCHLAGEN!“

Ben ignorierte seinen Vater einfach, er ließ sich von ihm nicht mehr einschüchtern. Er war mit großer Wahrscheinlichkeit sturzbetrunken. Poesys Hand näherte sich seiner Jeans und öffnete sie ungeduldig, dann legte sie ihre Arme um ihn, zog ihn an sich und küsste ihn wieder, nicht ohne ihn dabei zu beißen. Ben zog sich seine Jeans nun ganz aus, bevor er sich an Poesys zu schaffen machte. Das Hämmern an der Tür wurde lauter, doch die beiden nahmen es gar nicht mehr wirklich wahr. Ihre Klamotten waren neben dem Bett gelandet.

Poesy drückte sich Ben entgegen und ein Weinkrampf überkam sie. Sie schloss ihre Augen und die Bilder waren da. Sie öffnete ihre Augen wieder und die Bilder waren immer noch da. Ihr Körper zitterte, obwohl sie von ihrem Höhepunkt noch weit entfernt war. Ben war ganz in seinem Element. Es war nicht das erste Mal, dass er mit Poesy Sex hatte, aber dieses Mal war sie irgendwie anders. Ihre Aggressivität hatte sich binnen Minuten in Passivität gewandelt, er beschwerte sich jedoch nicht. Poesy vergrub ihre Finger tief im Leintuch und versuchte sich ganz Ben hinzugeben, doch es gelang ihr nicht, die Gedanken an den Nachmittag zu verdrängen. Sie schluchzte auf, doch im nächsten Moment presste Ben seine Lippen auf ihre und erstickte jeglichen weiteren Laut. Einen Moment lang blieb ihr der Atem weg und fast zeitgleich hörte das Hämmern an der Tür endlich auf und es wurde still draußen.

Im Endeffekt wusste sie nicht, ob der Sex lang oder kurz gewesen war, aber irgendwann war er zu Ende und sie musste verbittert feststellen, dass sie sich genauso wie zuvor fühlte. Der Versuch, ihren Gedanken zu entfliehen und sich abzulenken war gründlich misslungen.

Ohne ein weiteres Wort mit Ben zu wechseln, sammelte sie ihr Gewand auf und zog sich wieder an. Ben blieb noch kurz im Bett liegen und beobachtete sie.

Plötzlich hörten die beiden ein scharrendes Geräusch von der Tür kommen und im nächsten Moment fiel der Schlüssel aus dem Schlüsselloch. Ben sprang aus dem Bett und zog sich seine Boxershorts an. „Er versucht immer noch, ins Zimmer zu kommen!“

Sie hörten ein klickendes Geräusch. „Der Bastard hat den Ersatzschlüssel gefunden!“

Die Tür wurde aufgeschlagen und Bens Vater stand vor ihnen. Er war ein kräftig gebauter Mann Anfang Vierzig, dem die Wut über seinen Sohn ins Gesicht geschrieben stand. Poesy konnte seine Alkoholfahne schon von weitem riechen.

„Nun zu euch.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück