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Blumenmeer

am Ende bleibt nur die Erinnerung
von

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Hinter dem Horizont

14.Dezember 2010
 

Der Tod ist wie ein Horizont,

dieser ist nichts anderes als die Grenze unserer Wahrnehmung.

Wenn wir um einen Menschen trauern, freuen sich andere,

ihn hinter der Grenze wieder zu sehen.
 

Mit diesen Worten beendete der Bestatter seine Trauerrede und ließ sein kleines schwarzes Büchlein sinken. Es war einer der dunklen Momente in seinem Job, die leider viel zu häufig vorkamen. Junge Menschen, deren Leben noch nicht einmal richtig begonnen hatten, zu Grabe zu tragen war ein wirklich schlechtes Gefühl. Es schien, als sei hier Schmerz und Trauer noch viel Stärker. Bei alten Leuten, die ihr Leben gelebt hatten, war es oft eine Mischung aus Trauer und Erleichterung unter allen Anwesenden. Der Bestatter sprach dem Vater der Verstorbenen sein Herzliches Beileid aus und zog sich dann zurück. Charlies Vater legte eine Orchidee auf dem Grab seiner Tochter nieder, es waren ihre Lieblingsblumen von jüngster Kindheit her.
 

Seit seine Frau, diese einmal gekauft hatte und auf den Tisch gestellt hatte, war die damals 3 jährige Charlotte von ihnen begeistert gewesen. „Bitte sag deiner Mutter von mir, wie sehr ich sie liebe und vermisse.“ flüsterte er gebrochen, beim Niederlegen der Blume und musste sich mit der einen Hand, die Tränen fort wischen. Eltern sollten ihre Kinder nicht überleben, es gab doch noch so viel zu erleben. Ihr Abschluss, ihre Hochzeit, die Geburt ihrer Kinder. Es durfte noch nicht enden, es war noch viel zu früh. Charlies Vater musste sich abstützen, die Trauer hatte ihn überkommen und drückte ihn nun erbarmungslos zu Boden.
 

Elias eilte an seine Seite und half ihm hoch. Er sah in das Gesicht des jungen Mannes und drückte ihn an sich. Er sah es nun in seiner Pflicht um den Vater seiner besten Freundin zu kümmern, der Niemanden mehr hatte. Er warf einige Blütenblätter auf den Sarg und sprach in leisen Worten: „Ich halte mein Versprechen, darauf kannst dich verlassen.“
 

Die nächsten Zeit würde hart werden für alle, aber Elias war sich sicher alles würde wieder werden, wenn nur alle zusammen hielten. Mit Charlies Vater unter seinem Arm ging er zu der Bank, nahe der Grabstätte und ließen sich dort nieder. Die anderen Trauergäste warfen auch Blütenblätter oder ein wenig Erde mit in das Grab und sprachen leise ein paar Worte. Es waren hauptsächlich ein paar Verwandte von Seitens seiner verstorbenen Frau. Er selbst hatte keine Verwandten mehr, einer seiner Arbeitskollegen war noch gekommen, gleichzeitig sein engster Freund.
 

Lulu hatte es solange heraus gezögert, wie sie nur konnte, aber jetzt war der Moment des Abschied Nehmens gekommen. Auf wackligen Beinen ging sie ein paar Schritte. „Soll ich…?“ Sie ließ Emily nicht einmal aussprechen. Sie wollte es allein tun, sich beweisen, dass sie es auch allein schaffen würde. »Ich bin nicht schwach«
 

Sie griff wieder in ihre Jackentasche und beförderte den silbernen Ring in ihrer Hand hinaus an die Kalte Luft. Er reflektierte die Strahlen der Sonne und glitzerte irrtümlich. Einige Sekunden sah Luisa auf das Schmuckstück, bevor eine einsame Tränen auf ihn tropfte und sie wieder aufsah. Sie fühlte, dass die Blicke aller an ihr hefteten und sie geradezu durch bohrten. Dadurch fühlte sie sich noch mehr ihrer Kraft beraubt, die sie im Moment so sehr brauchte. Verzweifelt straffte sie ihre Schultern und ging die wenigen Meter zum Grab ihrer Freundin.
 

Sie bückte sich leicht und starrte auf die Orchidee von Charlies Vater. Sie hatte das Gefühl ihren Beruf nie wieder ausführen zu können. Der Anblick dieser Blumen raubte ihr schlicht weg den Atem und schnürte ihren Brustkorb zu. Stoßweise ging ihr Atem und sie hatte das Gefühl, gerade eine große Schlacht zu schlagen. Ihre Kraft reichte nicht länger und sie sank langsam zu Boden. Der Schnee war angenehm kalt, auch wenn er sich beißend in ihre Haut bohrte, das fühlte sie fast nicht. Sie ließ den Ring, den sie an einer Kette gefestigt hatte, durch ihre Finger gleiten und hielt sie dann über das offene Grab „Der Tod ist der Grenzstein des Lebens, aber nicht der Liebe.“
 

Der Ring fiel geräuschvoll in das Grab und schlug dann auf den Boden auf. „Ich hatte dich heiraten wollen, aber leider ist es dafür jetzt zu spät. Ich hoffe du wirst auf mich warten, da wo du bist. Hinter dem Horizont…“ Ihre kalten Finger bohrten sich in den Schnee und die Knöchel traten weiß hervor. So sehr sie auch versuchte die Tränen zurück zu halten, es ging nicht mehr. Ihr Körper wurde von Schluchzern erfasst und zitterte von einem Ende zum Anderen. Seit sie Charlie getroffen hatte, war ihre Zukunft immer klar und strahlend schön gewesen, doch jetzt schien sie so ungewiss und dunkel. Wo waren bloß all die Träume und Wünsche hin, hatte Charlie das alles mit genommen? „Warum lässt du mich allein Charlotte. Du hast doch gesagt du würdest mich immer Lieben, auch wenn du Welt unter geht oder das Jüngste Gericht eintrifft. Und nun bist du fort, einfach gegangen, hast alles mit dir genommen. Ich…“
 

Der letze Satz verlor sich ihren Tränen und Schluchzern, ehe Elias und Emily sie von Charlies Grab weg holten. „Nein lasst mich, ich kann noch nicht gehen.“ Sie versuchte sich mit aller Kraft zu wehren, aber Lulu hatte keine Krampft mehr zum kämpfen. Am liebsten wollte sie sich zu Charlie legen und mit ihr für immer und ewig schlafen. Elias und Emily brachten Luisa zum Auto und verabschiedeten sich dann von Charlie Vater. Elias versprach dann sofort wieder zu ihm zu fahren, was dieser nickend zur Kenntnis nahm. In Luisa brodelte eine entsetzliche Wut. Sie war wütend auf ihre Freunde, auf Charlies Vater, der sie unbedingt hier haben wollte, aber vor allem auf Charlie, wegen derer sie alle so schrecklich litten.
 

Emily hatte sich nach hinten zu ihr gesetzt und sprach unablässig mit ihr, aber sie hörte überhaupt nicht zu, die Worte zogen an ihr vorbei. Gleich würde sie wieder in ihrer Wohnung sein, ganz allein und verlassen. Nur noch Elli und Lola waren da, ein geringer Trost, wenn sie bedachte was sie verloren hatte. Sie hatte keinen blassen Schimmer wie es nun weiter ging. Irgendwann musste sie auch mal wieder arbeiten, seit 6 Tagen saß sie nun schon zu Hause rum, ihre Urlaubstage würden bald verbraucht sein. Und was war überhaupt mit Charlies Sachen, sollten sie da bleiben oder weg kommen, würde sie sich die Wohnung allein leisten können. Fragen über Fragen, aber keine Antworten.
 

Ihr Kopf tat unendlich weh und das Gerede von Emily machte es auch nicht besser. „Halt bitte den Mund.“ Flüsterte sie und Emily verstummte augenblicklich. „Tut mir leid, dass ich dir zur Seite stehen wollte.“ Emily hatte etwas schroffer geklungen als sie es gewollt hatte. „Du hilfst mir in dem du endlich den Mund hältst.“ Antwortete Luisa ebenso schroff. Ein unangenehmes Schweigen entstand und der Schmerz im Inneren der Beiden wurde nur noch größer. „Ich wollte dich nicht so anfahren.“ gab Emily letztlich zu und Lulu nickte. „Tut mir auch leid.“
 

Das Auto hielt vor der Tür zu Lulus Wohnung. Draußen auf der Treppe saß ein Mann

, den Elias nicht sofort erkannte. „Ist das nicht Toby?“ fragte Emily und Lulu sah auf. »Toby« Sie sprang auf und stieg aus dem Auto. Der junge Mann stand auf und zog seine Kapuze zur Seite. Es war tatsächlich Toby. Weinend rannte Luisa in die Arme ihres jüngeren Bruders und ließ sich von ihm ordentlich knuddeln. „Was machst du denn hier?“ Er wischte ihr sanft die Tränen von den Wangen und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Er war wirklich ungewöhnlich sensibel heute. „Ich hab mir gedacht, dass du jetzt sicher Jemanden gebrauchen kannst, der ein wenig bei dir ist.“ Lulu sah ihn dankend an und ließ sich wieder in seine Arme ziehen. Trotz des Altersunterschiedes von 3 Jahren war er deutlich größer als sie. Er strahlte so viel Kraft und Wärme aus, es gab kein Mitleid in seinen Augen.
 

„Hallo Emily und Elias.“ sagte er und reichte beiden die Hand. Man sah in ihren Augen förmlich die Erleichterung über seinen Besuch. Luisa schien ihn an sich ran zu lassen und im Moment brauchte sie dringend Jemanden der für sie da war. „Wie lange kannst du bleiben?“ brachte Lulu schluchzend hervor und blickte ihn aus verweinten Augen an. „Ich habe eine Woche Urlaub.“ Sie nickte und dann verabschiedeten sie sich von Elias und Emily. Sie hatte jetzt Toby und die beiden sollten sich auch um Charlies Vater kümmern. „Lass uns hoch gehen.“ Flüsterte Toby und drückte sie noch ein wenig an sich. „Ich bin unglaublich froh darüber, dass du da bist, ich fühle mich so allein und…“ Er legte seinen Finger auf ihre Lippen. „Ich weiß und ich bin gerne hier auch wenn der Anlass nicht schön ist. Solange ich dir irgendwie helfen kann.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Fluffi-chan
2014-02-21T23:57:48+00:00 22.02.2014 00:57
Ich musste das ganze Kapitel über weinen :( aber du hast es auch einfach drauf! Danke für doese tolle FF.
Von:  _Chikane-chan_
2011-07-03T22:53:40+00:00 04.07.2011 00:53
ach gott zum glück hat sie ihren bruder... T__T

aber wieso haben sie alle so schnell vom grab weggezerrt... ich mein ich glaube luisa hatte noch einiges zum sagen und das mit dem ring omg..T__T

ich hab glatt mitgeweint...

dein schreibstil ist fabelhaft


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