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Delusive Society

Dritter Teil der DS-Reihe
von

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Persönlichkeitenruftraining

So, bin wieder auf festem Boden :) Eine Woche mache ich noch "Urlaub" (acht Stunden täglich Lernen bei meinen Eltern statt bei mir zu hause, das macht ... weniger putzen und waschen?) und dann nähere ich mich ganz langsam wieder diesem Zustand namens Arbeit an. Besonders vor meiner Doktorarbeit graust es mich jetzt schon T.T (auch wenn ich dafür dann weniger eklige Bakterien pro Tag auswending lernen muss ... positiv denken, nicht wahr?).

Euch wünsche ich viel Spaß beim Lesen ^.^ Durch meinen Urlaub habe ich wieder ganz viele Kapitel auf Vorrat ^.-
 

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Seto stimmte dem Ruftraining zu und verstand auch nach wenigen Worten, warum Katsuya das wollte. Er sagte sogar, ihm sei das ganz recht, denn dann könnte Katsuya vielleicht sogar in einer schwierigen Situation eine andere Persönlichkeit rufen.

Sie einigten sich allerdings darauf, Angst nicht in das Training mit einzubeziehen. Das hielten sie beide zu gefährlich.

Nur wie anfangen? Sollte er einfach den Namen sagen? Würde das reichen? Versuch machte klug, nicht wahr? Katsuya fragte also: „Kann ich jetzt Ikar sprechen?“

Seto schloss die Lider und mit einem mal änderte sich seine ganze Haltung, seine ganze Aura. Katsuya hatte ja schon Wechsel mitbekommen, aber nie so bewusst. Es war, als würde ein Mensch in einen anderen morphen. Zwar sahen die beiden genau gleich aus, aber er wäre sich nicht sicher, dass er Seto als Ikar wieder erkannt hätte, wenn er ihn nur mal vorher gesehen hätte. Da sie eine völlig andere Ausstrahlung hatten, wirkten sie wie verschiedene Menschen.

„Hey, Katsuya!“ Ikar schlang die Arme um ihn und setzte einen Kuss auf seine Lippen.

„Hallo Ikar“ Er lächelte und strich dem anderen ein paar Strähnen des braunen Haares nach hinten. Da Setos Haare gerade trockneten, hatten sie nicht ihre schicke Form, die bei keinem Wetter Makel zeigte. „Hast du zufällig gerade zugehört?“

„Wie? Oh, bei Seto? Ne, nicht wirklich. Ist was?“

Also von vorne. Ganz toll. Er erklärte alles noch mal und auch Ikar schien es mit einigen Nachfragen zu verstehen und fand es sinnvoll. Er gab ihm sogar Tipps und sagte, wenn das Rufen nicht klappte, solle er der derzeit aktiven Persönlichkeit sagen, die solle sich vorstellen, von der großen Leinwand wegzutreten und die gewünschte Person dorthin stellen. Er hatte ja vor dem Wächter die Aktivität der Persönlichkeiten gesteuert und verstand daher ein bisschen was von der Theorie, wie das funktionierte.

Er rief erst Seto zurück, was problemlos klappte und dann Imalia hervor, was zwei Anläufe brauchte. Imalia kam heraus und atmete erstmal tief durch, als wäre sie gelaufen und erklärte, Ikar hätte ihr erzählt, was sie gerade übten. Sie hätte zwar den Wunsch nach Erscheinen gespürt, aber da sie noch nie aktiv gerufen wurde, war sie ihm nicht gefolgt. Anscheinend mussten für einen Wechsel also beide Persönlichkeiten irgendwie willig sein.

Der Wechsel zu Seto war kein Problem, zurück zu Imalia auch nicht, über zu Ikar nicht und zurück zu Seto auch nicht. Die drei schienen das schnell und gut zu erlernen, aber sie waren es ja auch nicht, bei denen Katsuya sich Sorgen gemacht hatte.

Als nächstes rief er Klein-Seto. Bis der hervor kam, dauerte es Minuten, in denen Katsuya immer mal wieder rief, aber größtenteils wartete. Als er hervor kam, rannte er in Katsuyas Arme und erklärte mit tränendem Auge: „Katsuya! Mama sagt, ich muss jetzt auf dich hören und zur Leinwand gehen, wenn du mich rufst. Aber Wächter hat doch gesagt, ich soll nicht zur Leinwand gehen.“

Katsuya blinzelte etwas verwirrt, bevor er auf das wahrscheinlich unwichtigste Detail einging: „Mama?“

„Mama Imalia. Sie ist doch meine Mama, oder?“ Er hatte wirklich große Augen, die vor Tränen funkelten. Es war fremd auf Setos Gesicht, aber es erweckte einen großen Beschützerinstinkt in Katsuya. Wie auch immer er die Lider so weit auseinander bekam, ohne verschreckt auszusehen.
 

„Imalia … erinnerst du dich noch, wie wir dir das mit den Teilen deiner Seele erklärt haben?“

„Meine Seele ist eine große Torte und ich bin ein Tortenstück“, wiederholte Klein-Seto artig und sank auf seinen Hintern.

„Ganz genau, deine Seele hat sechs Stücke. Du bist eins und Wächter ist eins und auch Imalia ist eins. Sie ist eine Ersatzmutter für dich, aber sie ist eigentlich ein Stück deiner Seele. Du und Imalia und die anderen zusammen, ihr ergebt den Menschen Seto.“

Eine Torte namens Seto … egal, die Erklärung erfüllte einen Zweck.

„Darf ich sie nicht Mama nennen?“, fragte er kleinlaut und seine Unterlippe begann zu zittern.

„Ähm … das kann ich nicht entscheiden“ Anders gesagt, er hatte nicht den geringsten Schimmer. „Wie wäre es, wenn ihr das zusammen besprecht?“

„Okay“ Klein-Seto senkte traurig den Kopf.

„Wegen der Leinwandsache ...“ Ganz toll, Katsuya. Sehr eloquent. „Wächter hat recht, du sollst nicht zur Leinwand gehen. Außer, wenn ich dich rufe. Wenn ich ganz laut nach dir rufe, dann läufst du zur Leinwand, okay?“

„Okay“ Er sah wieder auf, nicht lächelnd, aber zumindest auch nicht weinend.

„Die anderen und ich, wir üben das gerade. Ich rufe nach einem der anderen, dann trittst du von der Leinwand zurück und der andere tritt hervor. Und dann rufe ich dich gleich wieder, okay?“

„Ist das ein Spiel?“ Er lächelte breit.

„Es ist … es ist so eine Art Notfallübung. Wenn zum Beispiel … wenn mir das Essen anbrennt und ich brauche Hilfe von Imalia, weil es sonst nur Verkohltes gibt, dann muss ich sie ja rufen können, nicht? Und das üben wir gerade.“

„Du rufst Imalia und dann gehe ich und dann kommt Imalia und dann rufst du mich, dann geht sie wieder und ich komme. Richtig?“

„Genau. Und dann rufe ich noch die anderen. Damit das im Notfall auch gut klappt. Schaffst du das, Seto?“ Er strich mit einer Hand über das braune Haar.

„Na logo!“ Der Kleine grinste, als hätte er ein verbotenes Wort gesagt und würde sich furchtbar darüber freuen, dass er damit durchkam.

„Okay“ Katsuya kniete sich auch hin. „Bereit?“ Der Andere nickte begeistert. „Imalia!“

Seto kniff ganz fest die Lider zusammen und schien sich schrecklich zu konzentrieren. Es fehlte nur noch das große Puff und der Dampf, der aus seinen Ohren pfiff. Nach einem Moment glätteten sich seine Züge und Imalias sanftes Lächeln erschien darauf.

„Wow, das hat richtig gut geklappt“ Katsuya grinste.

„Seto ist ein gutes Kind. Er lernt sehr schnell und ist ganz brav“ Sie lächelte voller Stolz.

„Dann holen wir ihn doch mal wieder zurück – Klein-Seto!“ Sie schloss nur die Lider und keine Sekunde später war aus der eleganten Damenhaltung – wenn auch im Sitzen – wieder Klein-Setos schiefes, ungelenkes Knien geworden, als könnte er seine Beine nicht ordnen.

„War ich gut? War ich gut?“, fragte er begeistert.

„Ganz toll war das“, versicherte Katsuya ihm sofort, „das hast du klasse gemacht.“

„Hurra!“ Mit einem Mal hüpfte er durchs Wohnzimmer, wobei er beim dritten Hüpfer mit einer Hand an die Decke kam und sie dann schniefend hielt. Anscheinend war ihr Wohnzimmer nicht hoch genug für ausgelassene zweimetergroße Fünfjährige.

„Jetzt machen wir das nochmal, ja?“ Katsuya lächelte mit einem Hauch von Mitgefühl. Mit einem beleidigten Schniefen setzte Klein-Seto sich wieder vor ihn. „Diesmal möchte ich Ikar sprechen.“

Bei geschlossenen Lidern wurde aus der Schnute schnell ein Lächeln, bevor Ikar überrascht seine Hand hob und meinte: „Au … das tut ja weh.“

„Hat er sich ernsthaft etwas getan?“ Katsuyas Blick fiel auf das Handgelenk.

„Ne … zieht nur“ Ikar schnaufte. „Das kannst du jemand anderem antun, ruf wen anders.“

„Seto“, meinte Katsuya nur bestimmt und lächelte dabei.

Ikar schloss die Lider, das Lächeln verfloss und aus der ausdruckslosen Mimik öffneten sich blaue Augen mit einem eiskalten Blick. Kein Lächeln. Kein Ausdruck. Nicht Setos unter Angst starre Mimik sondern einfach ein völlig ausdrucksloses Gesicht.

Und mit einem mal verstand Katsuya, was ein Reptiliengesicht war.
 

„Wächter?“, fragte er, die Stimme unnatürlich hoch und zitternd. Sie klang fast wie ein Krächzen, das sich den Weg durch einen trockenen, verspannten Hals gesucht hatte. Katsuya wich ein Stück zurück.

Dieser Ausdruck – oder eher Nicht-Ausdruck – ließ rote Alarmsirenen losgehen, die ganz klar von Gefahr kündeten. Es war Wächter, oder? Was wollte er plötzlich hier? Hatte er nicht entschieden, sich nie wieder zu zeigen? Er hatte doch Seto gerufen, oder?

„Mir missfällt diese Übung“ Auch die Stimme klang tonlos, dabei jedoch auch einen Hauch von Wut durchsetzt und damit sehr einschüchternd. Sie hatte überhaupt keine Modulation, keine Höhen und Tiefen. „Du untergräbst meine Autorität.“

„Es tut mir sehr Leid“, platzte es sofort aus Katsuya und er senkte den Kopf.

„Das sollte es“ Auch wenn es keinen Ton hatte, es klang ganz klar nach einer Drohung. Vielleicht machte auch nur Katsuyas Kopf eine Drohung daraus, aber er hatte panische Angst vor diesem … Wesen. Er atmete schneller, ganz ungewollt. „Ich will keine Wechsel. Es stört das Gleichgewicht.“

„Es ist nur für Notfälle“, brachte Katsuya fast stotternd hervor.

„Was ein Notfall ist und was nicht, entscheide ich“ Der Satz und die Art, wie er gesagt wurde, ließen keine Widerrede zu. „Du beeinträchtigst mich schon genug. Du verbrauchst Zeit, Geld und Platz und bringst Unordnung in mein Leben. Wage es nicht, Kontrolle über diese Psyche gewinnen zu wollen.“

Katsuya schluckte nur und nickte.

„Katsuya?“

Eine Hand legte sich auf seine Schulter und ganz instinktiv zuckte er zurück. Sein Blick traf blaue Augen, gefühlvolle Augen in einem besorgten Gesicht. Er hauchte Setos Namen und schmiss sich in dessen Umarmung. Wie hatte er je glauben können, Seto sei ausdruckslos? Sei kalt oder starr in der Mimik? Sei gefühlsarm? Seto war ein Vulkan, wenn man ihn mit Wächter verglich.

Scheiße, das war gruselig gewesen.

Er wollte Wächter nie, nie, nie wieder sehen. Wenn es ging. Wenn es sich vermeiden ließ. Er hinterließ dasselbe Gefühl wie Katsuyas Vater es getan hatte: pure, nackte Angst vor einem völlig unkontrollierbaren Wesen, das alles tun könnte.

Seto hielt ihn einfach nur im Arm, wiegte ihn hin und her, wie sonst eher Imalia es tat und flüsterte beruhigende Worte in seine Ohren. Den Inhalt bekam Katsuya wie meist nicht mit, aber der Ton enthielt Liebe, Zuneigung und Sorge. Das war genug. Es waren Gefühle. Es war alles, was Katsuya brauchte. Er klammerte sich an ihn wie an eine Rettungsleine.

„Ganz ruhig … was war denn los? Habe ich dir weh getan?“ Eine Hand fuhr durch Katsuyas Haar, die andere über seinen Rücken.

„Nein … nein … Wächter … Wächter war da … ich habe Angst vor ihm“, brachte der Blonde nach und nach hervor. Vielleicht in Sekunden. Vielleicht in Minuten. Zeit schien gerade relativ.

Seto hielt ihn einfach nur, sagte gar nichts dazu und verfiel wieder in einen Strom aus beruhigenden Worten. Eine endlose Litanei ohne Anfang und Ende, aber trotzdem wie Manna auf einer vertrockneten Kehle. Katsuyas Atem beruhigte sich, bis sie beide schließlich Arm in Arm auf dem Fußboden einschliefen.
 

Natürlich nicht tief. Der Fußboden war hart, gegen Mittag knurrte der Magen und der Tag war noch lang. Nach dem beruhigenden Kurzschlaf machte Katsuya sich ans Mittagessen – vor allem, um ja nicht nachzudenken – und Seto setzte sich mit einem Buch zu ihm in die Küche.

Die Nudelsuppe aßen sie in ruhiger Eintracht, spielten eine Runde Karten und schließlich setzte sich Katsuya sogar an Setos Buch mit gesammelten Werken von Shakespeare. Er rätselte gerade über die Bedeutung des Wortes thous't, als Setos Handy klingelte.

„Yami?“ Der Brünette hatte gar nicht nachgesehen, ob wirklich dieser angerufen hatte. „Das ist sehr gut. Und wie geht es dir?“ Erneut ein längeres Schweigen, bei dem Seto abwesend vor sich hin nickte. „Okay, dann fahre ich jetzt los. Die Klinikküche ist übrigens überraschend gut. Folge einfach den Schildern Richtung Casino, das ist der Essenssaal“ Er musste nach einem Moment lächeln. „Die Idee ist nicht schlecht, aber nein, es ist einfach nur ein Essenssaal. Wenn es Kaiserschmarrn gibt, lass mir einen Teller reservieren.“

„Bist du nicht satt geworden?“, murmelte Katsuya leise.

„Kaiserschmarrn geht immer“, erwiderte Seto in seine Richtung, „ja, ich meinte Katsuya … uhum … ja, mach ich. Bis gleich. Ciao.“

„Ihm scheint es nicht so schlecht zu gehen“, schloss Katsuya aus dem Telefonat.

„Es geht ihm ganz gut. Aber er ist verständlicherweise aufgewühlt“ Seto hob eine Hand, als Katsuya aufstand. „Er würde gerne mit mir reden. Allein“ Katsuya sank langsam in den Sessel zurück. „Einfach, weil ich die Familie der beiden kenne und auch die Situation vor neun Jahren. Nichts gegen dich, aber dieses eine mal würde ich gern allein fahren.“

Nichts gegen ihn? Das war eine Menge gegen ihn. Er konnte doch auch helfen. Er war Yamis bester Freund! Er sollte mitfahren! Er öffnete den Mund, aber kein Ton kam heraus, als er in Setos Augen blickte. Für eine so harsche Abweisung stand eine Menge Mitgefühl in ihnen.

„Katsuya ...“ Seto erhob sich, kam zum Sessel hinüber und beugte sich hinab zu einem Kuss, aber Katsuya drehte den Kopf weg.

„Geh. Yami wartet.“

„Katsuya?“ Seto betrachtete ihn einen kurzen Moment. „Tut mir Leid. Das hätte ich vorher ansprechen sollen. Ich wusste nicht, dass dich das so trifft.“

„Lass das Psychogelaber und fahr“ Der Blonde verschränkte die Arme. „Ich komm schon drüber weg.“

„Kats ...“ Seto wartete noch einen Moment, dann seufzte er und richtete sich wieder auf. „Ich bin in ein paar Stunden wieder da. Mach dir einen schönen Nachmittag, ja? Ich habe Badekugeln gekauft, die sind in der zweiten Schublade des Badschranks.“

Seto wandte sich um und hatte fast das Zimmer verlassen, als Katsuya doch noch fragte: „Diese Blubberkugeln, die Klein-Seto so liebt?“

„Genau die“ Seto lächelte kurz, bevor er in den Flur trat und kurz darauf das Haus verließ.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2013-09-07T15:48:39+00:00 07.09.2013 17:48
Na eeeeendlich! Er ist Wächter begegnet. Ganz schön gruselig und ich hatte das Gefühl, Katsuya würde zu einem Kind mutieren, das von seinem Vater ausgeschimpft wird... echt heftig! Katsuya war so eingeschüchtert und hatte so viel Angst, dass er völlig passiv wurde. Wenn ihn bislang jemand bedroht hat, hat er sich eher verteidigt, aber hier ist es ganz anders. Hat er den Wächter unbewusst mit seinem eigenen Vater verglichen?
Die Schlussszene ist klassisch für seine Verlustangst. Ich denke, er hat eher ein Problem damit, allein zu bleiben als nicht zu Yami zu dürfen. Ich bin gespannt, was allein so passiert.
Mal sehen, wie's weiter geht.
*wink* Pan
Von:  Lunata79
2013-09-04T15:42:09+00:00 04.09.2013 17:42
Uuuuh, Wächter ist wirklich gruselig. Das muss ja echt gespenstisch sein, wenn man absolut keine Gefühlsregung am Gegenüber wahrnehmen kann. Das Wechselspiel selbst finde ich schon sinnvoll, nur was hat Wächter dagegen? Will er etwa die Heilung verhindern?
Was Yami´s Anruf angeht, ich dachte, Katsuya wüsste bereits über Yami´s Vergangenheit bescheid? Irgendwie kann ich ja verstehen, dass er sich verletzt fühlt, weil Yami Kats bester Freund ist. Jetzt bin ich aber gespannt, was es für einen Grund gibt, dass Kats nicht dabei sein soll. Gibt es ein Geheimnis von dem Kats nicht erfahren darf?
Freu mich aufs nächste Kapitel.

Lg
Lunata79
Von:  Lady_Ocean
2013-09-04T04:34:55+00:00 04.09.2013 06:34
Ich fange am besten von vorn an: Klein-Setos Vorstellung von einer Familie bzw. Mutter findet man wirklich (fast) nur bei Menschen, die in einem sehr jungen Alter einen Wechsel von Familienmitgliedern miterlebt haben. Von solchen Leuten abgesehen, habe ich bei verschiedenen Diskursen oft eher das Gefühl, dass bei "Eltern" die biologische Abstammung an erste Stelle gerückt wird, statt der Liebe und Zuwendung, die man über einen sehr langen Zeitraum erfahren hat. Dennoch ist es wahrscheinlich nicht so gut für Seto (als Gesamtheit), wenn Klein-Seto Imalia vollkommen als seine ansieht. Während der Heilung würde das doch sicher zu Unstimmigkeiten führen, wenn die Mutter ein Teil von sich selbst ist.

Dass der Wächter jetzt so plötzlich auftaucht, hätte ich nicht erwartet. Vom Gefühl her dachte ich, dass es wohl noch eine Weile dauern wird, bis er auf den Plan trifft. Aber es ist nachvollziehbar, warum er sich nun plötzlich Katsuya gezeigt hat. Im Grunde ist er ja schon mit dem Ziel geboren worden, dass endlich Ruhe in dieses endlose Chaos innerhalb und um Seto herum eintreten soll. Kein Wunder eigentlich, dass er seine Ruhe bedroht fühlt, wenn Katsuya so viel Einfluss auf die einzelnen Seelen ausübt und sie zu Handlungen bewegt, wozu bisher nur er selbst in der Lage war. Und Yami scheint mit seiner Vermutung über die antisoziale Persönlichkeit voll ins Schwarze getroffen zu haben. Als er das damals erklärt hat, habe ich mal versucht, Bilder von so einem Reptiliengesicht zu finden, aber über normales Googeln hatte ich leider keinen Erfolg. Ich kann es mir kaum vorstellen, wie so ein Gesicht aussieht und welche Wirkung es auf seine Umgebung hat. Katsuyas Reaktion kann ich mir natürlich schon gut vorstellen, aber dieses Gefühl praktisch selbst nachzuempfinden, gelingt mir in keiner Weise... Ich vermute aber, dass mich so etwas auch extrem verstören würde. Das macht es auch irgendwie unmöglich, richtig zu diskutieren bzw. zu argumentieren. Katsuya hatte bei dieser Begegnung jetzt auch absolut keine Ahnung, inwieweit er seine Position hätte erklären dürfen oder ob er Fragen stellen könnte, weil einfach absolut unklar war, inwieweit der Wächter so etwas geduldet und ob er überhaupt zugehört hätte. Er wirkte jetzt auf den ersten Einblick auch nicht unbedingt so, als interessiere er sich sehr für die Belange anderer ("Was ein Notfall ist und was nicht, entscheide ich."). Wenn Seto wirklich irgendwann versucht, mit Hilfe einer Therapie die einzelnen Teile seiner Seele wieder zusammenzufügen, wird es von Seiten des Wächters sicher auch einige Probleme geben, wenn nicht vielleicht sogar Gefahr. Eine Verschmelzung, bei der man nicht weiß, was das Endergebnis bringt, würde ihm auch seine Kontrolle entziehen und sein "Gleichgewicht" stören. Und kommt es bei multiplen Persönlichkeiten eigentlich öfter vor, dass solch eine antisoziale Persönlichkeit wie der Wächter mit dabei ist?
Und eine Frage habe ich noch zu der Leinwand: Beschreiben Betroffene mit diesem Krankheitsbild das selbst auch so, als würden sie vor eine Leinwand treten oder sich davon zurückziehen? Zumindest in Setos Fall scheint das ein sehr starkes Motiv zu sein, wenn sogar Klein-Seto das sofort und ohne Probleme angewandt hat und den Begriff auch vorher schon benutzt hat.

Nun zu Katsuyas Reaktion am Schluss: Ich muss sagen, ich war auch ein wenig erstaunt, als Seto ihn plötzlich gebeten hat, zu Hause zu bleiben. Als Yamis bester Freund dachte ich auch von Anfang an, dass Katsuya da am Samstag sicher mitgehen wird. Aber ich verstehe auch Setos Argument (und wahrscheinlich war es auch Yamis Bitte, das Seto diesmal allein kommt, oder?), warum er diesmal lieber allein fahren wollte. Ich denke, Yami wird sich später, wenn er sich wieder etwas beruhigt hat, sicher die Zeit nehmen, Katsuyas Fragen zu beantworten und ihm noch einiges von früher zu erklären, aber im Moment wäre das wohl zu viel für ihn. Und ich denke, Katsuya versteht das auch und wird sich sicher recht schnell von seiner Enttäuschung erholen. Aber ein etwas sensibleres Vorwarnen wäre schon schön gewesen. Na ja, ich denke, beim nächsten Mal achtet Seto mehr darauf. Normalerweise ist er ja auch sehr vorausschauend und versucht, Katsuya nicht zu verletzen - außer er brütet wieder über irgendetwas und merkt nicht, dass er einen verletzenden Tonfall annimmt.


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