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Delusive Society

Dritter Teil der DS-Reihe
von

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Unliebsame Wahrheit

Entschuldigt bitte die Verspätung. Mir ging es in letzter Zeit irgendwie nicht so überragend, aber jetzt ist alles wieder gut :) Voller Elan habe ich mich ins Schreiben gestürzt und das Kapitel für nächste Woche ist auch fast fertig (und da geht es heiß her...)

Ich wünsche erst einmal viel Spaß mit diesem Kapitel ^.^ Erschreckt nicht über die Medikamentennamen, wenn ihr sie nicht kennt, umso besser.
 

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Katsuya blinzelte die verklebten Augen auf, als er eine Hand durch sein Haar fahren spürte. Mit einem Geräusch irgendwo zwischen Murren, Knurren und Stöhnen drehte er sich auf den Rücken und verfolgte die Hand über den Arm bis zu dem entsprechenden Gesicht. Seto roch ganz leicht nach Minze.

„Hey … soll ich dich schlafen lassen? Unsere Gäste kommen bald.“

„Njei … nen“ Katsuya griff nach dessen Taille und zog sich auf seinen Schoß, „Bleib ...“

„Und wer begrüßt dann die Gäste?“, fragte der Andere mit Amüsement in der Stimme nach.

„Keine Gäste“, murmelte er.

„Jetzt vielleicht nicht, aber sie kommen in den nächsten Minuten“ Seto kraulte ihm trotzdem durchs Haar, „Soll ich dich schlafen lassen?“

„Nein“, erklärte er mit etwas festerer Stimme, „aber erst gleich.“

„Gleich schlafen lassen?“

Dafür drehte sich Katsuya auf dem Schoß und schnappte nach der Hand, die ihn kraulte. Natürlich erwischte er sie nicht, schließlich bewegte er sich in kaum mehr als Schneckentempo. Aber er fühlte sich unerwartet gut – was zwei, drei Stunden Schlaf doch ausmachen konnten. Er rieb mit der Wange an Setos Bauch. Dieser hob einfach nur seinen weiten Baumwollpullover und ließ ihn Katsuya aufs Gesicht fallen, der sich sofort gegen die warme Haut gedrückt hatte. Der Blonde atmete einfach nur tief ein und sog den warmen Geruch von Seto und Minze in sich auf. Die ganze Haut duftete danach … wahrscheinlich ein neues Duschgel.

„Soll ich dich wachkitzeln?“

„Böse!“, maulte Katsuya von unter dem Pullover her. Er versuchte in Setos Bauch zu beißen, nur leider war der zu gut trainiert dafür. Mit ein bisschen Bewegung auf dessen Schoß schaffte er es, ihn zumindest in die Seite zu beißen.

Irgendwie schien das nicht den gewünschten Effekt zu haben. Seto lachte nur. Katsuya zog die Umarmung zu, als wolle er Setos Bauch erwürgen – das machte aus dem Lachen zumindest ein Husten. Grinsend zog er den Kopf wieder unter dem Pullover hervor.

„Na, langsam wach?“

„Langsam, sicher“ Dieses Gefühl von Angst, Unsicherheit und Anspannung, dass ihn seit Tagen zu begleiten schien, dimmte sein Lächeln, aber zum Glück nicht das Wohlgefühl, dass Seto wieder da war. „Legst du dich zu mir?“

Der Ältere griff unter seine Arme, zog ihn zu sich hoch und legte sie beide zurück auf das Bett. Mit Sorgfalt schlang er die Arme um Katsuya und zog ihn an sich, bevor er sagte: „Es tut mir Leid, dass ich dich vorhin einfach liegen gelassen habe.“

„Huh?“ Katsuya blinzelte. „Oh … ich kann mich nicht mehr so ganz dran erinnern. Ich glaube, ich war traurig. Aber ich bin kurz darauf eingeschlafen. Kann nicht so schlimm gewesen sein.“

„O... kay. Wenn du meinst“ Seto strich ihm über die Wange, bevor sein Blick nachdenklich in die Ferne schweifte.
 

„Na, alles noch dran?“ Yami trat ein und umarmte Katsuya mit einem Arm.

„Alles wieder dran“ Er schloss die Tür und nahm dem Anderen die Tasche ab. „Gestern war echt hart. Das will ich nie wieder. Das war … zu heftig.“

„Ja“ Yami schlüpfte aus seinen Schuhen und folgte ihm in die Küche. „Ich war auch etwas überrascht. So was Heftiges kenne ich bei dir sonst gar nicht. Ich bin froh, dass Seto sich so gut um dich kümmert.“

Katsuya lächelte nur und nickte.

„Wie geht es dir jetzt?“ Er stellte den Kuchen in den Kühlschrank.

„Setz' dich doch erstmal, bevor du mit Fragen ins Haus fällst“ Katsuya legte eine Hand auf Yamis Haar, welcher dieser heute ungestylt trug. Es sah … erstaunlich normal aus. Erstaunlich menschlich.

„Du weißt doch, ich bin ein Sorgentier“ Der Andere zuckte mit den Schultern und ließ sich auf einen Stuhl nieder. „So, ich sitze.“

Es rang Katsuya ein müdes Lächeln ab, bevor er antwortete: „Ich weiß auch nicht. Alles ist so wirr. Ich hatte unendlich viele Alpträume diese Nacht. Dann war ich sauer und gereizt und jetzt … jetzt geht es mir fast gut. Okay, Seto hat mir eine Tablette gegeben, kann daran liegen, aber … gerade will ich einfach nur, dass es genau so bleibt. Ich will nicht wieder absacken.“

„Was würde dich wieder absacken lassen?“ In Yamis Stimme klang die Sorge in jedem Wort mit. Während er bei Seto fast emotionslos sprach, war er bei ihm immer sehr gefühlvoll. Irgendwie war das schöner.

„Keine Ahnung. Alles. Die Erinnerung. Bakura. Ryou. Ich weiß es nicht … ich habe das Gefühl, ich stehe auf einem Seil und könnte jederzeit fallen.“

„Was passiert, wenn du fällst?“

Katsuya, der sich auch gesetzt hatte, stand wieder auf und begann, auf und ab zu gehen. Er durfte sich nicht entspannen. Wenn er sich entspannte, war da dieses schwarze Loch, was ihn einsaugen wollte. Das wäre, sich fallen zu lassen. Los zu lassen. Sich einsaugen zu lassen. Er erwiderte: „Schlimmes. Anspannung. Angst. Wut. Tränen und Dissoziationen. Ich weiß es nicht. Ich will da nicht hin. Ich will nicht daran denken. Ich will nicht darüber reden.“

„Früher oder später wirst du dahin müssen“ Yami erhob sich und ging zum Türrahmen hinüber. „Schaffst du den Besuch von Bakura und Ryou?“

Bakura und Ryou? Ja, das Kaffeetrinken. Sie waren eingeladen. Sie würden gleich kommen. Katsuya wollte nicken, aber es kam keine Bewegung zustande. Er schluckte, schloss die Lider, atmete tief durch und nickte schließlich doch.

„Wenn es dir zu viel wird, kannst du dich entschuldigen und etwas hinlegen. Das wird dir keiner übel nehmen“ Yami beobachtete ihn von der Tür aus, obwohl er mit dem Körper dem Flur zugewandt war.

„Ich-“ Brauche das nicht? Bin nicht zerbrechlich? Katsuya schloss den Mund einfach wieder. Am liebsten wollte er wegrennen und weinen, dabei war noch nicht einmal etwas passiert. Ob er wohl noch so eine Tablette bekommen konnte? Noch vor fünf Minuten hatte er sich viel besser gefühlt.
 

„Hi, Yami“ Seto drückte sich an diesem vorbei in die Küche. „Habe ich was verpasst?“

„Ich habe nur festgestellt, dass Katsuya sehr angespannt ist“ Yami lächelte, drehte sich um und lehnte sich gegen den Türrahmen. „Was hattest du ihm heute morgen gegeben?“

„Äh … Midazolam“ Seto bereitete die Kaffeemaschine vor.

„Midazolam … warte mal … ist das nicht Dormicum?“ Yamis Stirn hatte sich in Falten gelegt. „Ist es?“

Seto gab keine Antwort.

„Seto?“ Er stieß sich vom Türrahmen ab. „Hast du Katsuya Dormicum gegeben?“

„Es ging ihm wirklich schlecht, weil er nicht schlafen konnte“ Seto stützte einen Arm gegen seine Hüfte und wandte sich halb zu dem Anderen um. „Die Situation heute morgen war … ein wenig gefährlich.“

„Seto, ihn mit Drogen abzuschießen, ist keine Lösung“, zischte Yami und sah zu Katsuya, „Kats, würdest du uns bitte einen Moment allein lassen? Ich muss mit Seto reden.“

„Die Tablette tat gut. Mittlerweile ist die Wirkung zwar verflogen, aber vorhin ging es mir gut“, erklärte er und machte mit den Händen eine Bewegung nach unten, um Yami zu beruhigen.

„Katsuya, diese Tabletten sind illegal. Sie werden nur von Anästhesisten vor Operationen benutzt. Sie machen einen zwar schön ruhig und lassen einen schlafen, aber sie haben so verdammt hohes Abhängigkeitspotential, das schon das zweite oder dritte Mal fatal sein könnte. Besonders, wenn man sie in einer akut ängstlichen Phase benutzt“ Der scharfe Blick wechselte zu Seto. „Und ich wüsste sehr gern, warum so etwas überhaupt hier zu finden ist.“

Dieser richtete seine blauen Augen gen Fußboden.

„Ich bin nicht abhängig, Yami. Ich hätte zwar gern noch eine, aber ich hänge kaum oben im Bad rum und schleiche vor dem Medikamentenschrank hin und her. Und ich werde auch keine mehr nehmen, wenn ich nicht wieder so scheiße schlafe.“

„Du wirst keine mehr nehmen, egal, was die Umstände sind. Sich in Medikamente zu flüchten ist dasselbe wie sich in Dissoziationen zu flüchten. Nur noch schädlicher“ Yami trat zu Seto und griff nach dessen Unterarm. „Und wir beide werden jetzt hoch gehen und den Medikamentenschrank ausräumen. Alle Benzodiazepine verschwinden, ist das klar?“

„Das hast du nicht zu bestimmen“ Seto zog ruppig seinen Arm weg und drehte sich wieder zur Kaffeemaschine. „Meine Sachen bleiben, wo sie sind.“

„Seto, du darfst sie sowieso nicht nehmen. Und Katsuya gefährdest du damit. Warum hast du diese Tabletten? Was soll das?“ Yami packte ihn erneut und zog ihn zu sich herum. „Antworte.“

„Lass mich in Ruhe! Hör auf, dich in meine Sachen einzumischen!“ Mit einem Mal zog Seto die Arme zurück und stieß sie gegen Yamis Brust. „Das hat nichts mit dir zu tun.“

Yami blinzelte und ging von selbst noch einen weiteren Schritt zurück, bevor er fragte: „Seto, ich möchte die Wahrheit: Nimmst du irgendwelche Benzos?“

Stille.

Katsuya beobachtete seinen Freund. Dieser schien erstarrt. Nein, nicht ganz. Er wandte den Blick ab. Er leckte sich kurz über die Lippen. Jedoch verharrte er schließlich so.

„Danke für die Wahrheit“ Yami atmete tief durch. „Was nimmst du?“

Seto nahm Drogen? Also, nein, Tabletten … aber diese Tabletten, die er eigentlich nicht nehmen durfte? Warum? Immer noch? Katsuya schlang die Arme um sich. Wie konnte es sein, dass er nie etwas davon mitbekommen hatte? Natürlich, Seto nahm jeden Morgen Tabletten, aber die waren doch vom Arzt verschrieben, oder? Das konnte doch alles nicht wahr sein. Nicht auch noch das.
 

„Nichts mehr. Ehrlich“ Seto atmete tief durch. „Ich weiß, Junkies sollte man das nie glauben, aber ich schwöre, ich nehme nichts mehr. Ich … ich habe Midazolam genommen, wenn ich schlafen wollte. Oder vergessen. Dann manchmal auch Flunitrazepam. Aber … das habe ich meist eher anderen gegeben. Früher. Manchmal“ Er brach ab, aber Yami schwieg einfach, sodass er nach mehreren Sekunden doch weiter sprach. „Und Lorazepam. Das haben sie mir bei meinem ersten Aufenthalt gegeben und … manchmal habe ich mir das besorgt. Wenn es zu schwer wurde.“

Katsuya schüttelte den Kopf. Das war nicht wahr. Das war alles nicht wahr. Seto war tablettenabhängig? Auch noch? Warum?

„Lass mich kurz sehen, ob ich das richtig verstehe … du nimmst Antabus, Seroquel und nebenher diese Latte an Benzos?“ Wieder keine Antwort. „Bist du noch ganz bei Sinnen, Seto?“

„Ich schwöre, ich nehme es nicht mehr. Flunitrazepam und Ecstasy war auf Partys, das war nur bis letztes Jahr. Und Midazolam habe ich nur im September genommen, weil ich nicht mehr schlafen konnte. Ich nehme das nicht mehr. Versprochen.“

„Mhm“ Yami wartete einen Moment, bis er nickte. „Da ich weiß, was Versprechen für dich bedeuten, glaube ich dir das. Auch wenn ich nicht fassen kann, dass du Flunies eingesetzt hast. Gerade du … habe ich dir nicht gereicht?“

„Es gab ein paar Dinge, die wollte ich dir nicht antun“, flüsterte Seto.

„Also benutzt du Drogen, die deine Opfer vergessen lassen, was du mit ihnen gemacht hast? Seto … das nennt man-“ Yami warf einen schnellen Blick zu Katsuya. „Du weißt, was ich meine. Hast du ihm jemals was gegeben?“

„Natürlich nicht!“ Setos Faust landete zum Glück nur auf dem Kühlschrank hinter sich.

„Ruhig“ Yami hob beide Hände. „Ein Schlag gestern hat mir gereicht. Ich will dich nicht provozieren.“

„Dann halt endlich die Fresse“ Setos Augen funkelten. „Ich habe das seit Jahren nicht mehr gemacht, okay? Ich bin sicher nicht stolz drauf.“

„Ist gut, ist gut“ Der Andere machte eine beschwichtigende Bewegung. „Ich mache mir nur Sorgen um Katsuya, okay? Du bist leider nicht immer ganz zuverlässig.“

„Ich würde Katsuya nie etwas gegen seinen Willen antun!“, schrie Seto.

Katsuya ließ sich an der Schrankwand, gegen die er lehnte, herunter rutschen. Hieß das, Seto hatte Leute vergewaltigt? Seto? Früher … warum? Wie hatte er … nein, das hatte er nicht. Das konnte er nicht. Das konnte Seto nicht getan haben.

„Das war alles früher, ist okay, ich habe verstanden“ Yami nickte langsam. „Alles vorbei, richtig?“

Seto schnaubte nur und funkelte den Anderen mit seinem eiskalten Blick an.

„Dann macht es dir auch nichts, wenn diese Tabletten jetzt verschwinden, richtig?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Ayame-chan
2012-10-29T21:03:29+00:00 29.10.2012 22:03
Am Kapitelanfang wirkte Katsuya etwas neben sich. Wird wohl die Nachwirkung von der Tablette gewesen sein. Für den Moment wirken beide endlich mal etwas entspannt, zukünftig sollten sie aber versuchen das ohne Tablette zu schaffen.
Hach ja, da glaubt man es kann nicht mehr schlimmer werden und müsste doch jetzt eigentlich allmählich wieder bergauf gehen und dann stellt sich heraus, dass Seto irgendwelches illegales Zeug schluckt. Die beiden scheinen alles mitzunehmen, was nicht bei drei auf dem Baum ist.
Und das Kats das gerade jetzt mitbekommt, wo es ihm doch eh schon so mies geht...
Aber ja, es wäre besser, hätte Seto diese Medikamente (die mir allesamt nichts sagen) längst entsorgt. Aber obwohl er sie angeblich nicht mehr braucht hat er sie noch und weigert sich diese zu entsorgen. Das macht mich doch recht misstrauisch, ob er sie nicht doch noch benutzt.
So ganz kann ich gerade nicht einschätzen, ob er nun wirklich mit Yami nach oben geht und sie entsorgt, oder ob er sich weiterhin weigert.
Dafür, dass es erst im nächsten Kapitel heiß hergehen soll, finde ich ist das hier schon ein ziemlich 'guter' Auftakt.
Von:  MarieSoledad
2012-10-18T17:50:18+00:00 18.10.2012 19:50
yami wagst sich gerade auf seeehr dünnes eis, nicht? Gerade jetzt wo seto ohnehin so angespannt ist ist es ziemlich gefährlich, das thema nicht auf sich beruhen zu lassen. Wobei yami wohl auch davon ausgehen kann, dass seto selbst wenn er zuschlägt ihn nicht totprügeln würde und katsuyas anwesenheit wohl auch etwas sein schutz ist, da seto ihn ja nicht belasten will…aber es zeigt stark, wie wichtig katsuya für yami ist, wenn er so weit geht um eine gefahrenquelle aus seinem umfeld zu entfernen….
Der endsatz ist jetzt alles oder nichts…jetzt muss sich zeigen, ob seto bereit ist, die medikamente wegzugeben – und ob er yamis gutem rat folgen kann…

Und weiters….pamm, dieses kapitel bzw. die informationen hat mich ziemlich erschüttert….ca die hälfte aller angeführten medikamente habe ich schon genommen. Habe ich festgestellt, als ich aus interesse die namen bei wikipedia gesucht hab.
Außer seroquel nämlich alles unter anderem namen… aber das hat mich jetzt ähnlich geschockt, wie damals als ich erfuhr, dass ein bedarfsmedikament, das ich längere zeit hatte und häufig nahm nicht nur ein benzo sondern ein valium-generikum war…(psychopax).

Und jetzt stelle ich fest:
*)seroquel hatte ich lange als bedarf, vertrage ich nicht mehr seit ich es mal extrem überdosiert habe (statt max. 400 mg hab ich 1600 mg mit etwas alkohol genommen…folge akathisie, danach immer aufgetreten, abgesetzt).
*)Lorazepam hatte ich unter dem namen temesta 1x als bedarf. Ich war noch den ganzen tag danach „stoned“.
*)Und das beste: flunitrazepam unter dem namen somnubene haben mir damals ein paar mädels aus der betreuten wg auf dem drogenmarkt nähergebracht, ich wusste es ist ein benzo, aber ich dachte, es sei eher ‚harmloser‘, weil man die so leicht und billig bekam…und jetzt sehe ich: hoch potent, tabletten dürfen nur noch 1 mg enthalten…ich glaube ich hab meist so 5 genommen….manchmal mit alk….ich frag mich gerade, warum ich eigentlich noch lebe….O.o

Zu letzterem medikament in der geschichte, ich hoffe hoffe hoffe so sehr, dass seto die betreffenden personen zumindest nicht „klassisch“ vergewaltigt bzw unter „k.o.-tropfen“ verschleppt hat….ich meine, es gibt ja auch die möglichkeit, dass er einfach in gewissen szenen unterwegs war und leute mit ausgeprägten selbstzerstörerischen tendenzen aufgegabelt hat, die das freiwillig genommen haben um halt ein extremes erlebnis zu haben oder aber damit man alles mit ihnen machen konnte und sies morgen vergessen haben….ich klammere mich gerade an diesen strohhalm.

Denn wenn nicht, dann hat seto echt so fast jeden dreck am stecken: mord, auftragsmord, substanzmissbrauch, psychoterror im umfeld/familie (noah, mokuba), vergewaltigung, freiheitsberaubung (oder wie das halt genau heißt, wenn man wem k.o.-tropfen unterjubelt), zahlreiche körperliche und verbale übergriffe die sich gewaschen haben, und ich weiß nicht wie man das bezeichnet, wie er mit sex bzw. den partnern umgegangen ist…dieses „wechseln wie unterwäsche“, ohne jede rücksicht….und wer weiß was er noch so alles gemacht hat. Manchmal erinnern mich die abgründe von setos seele an den ärmel eines zauberkünstlers, wenn er die tücher hervorzieht…immer wenn man denkt, jetzt ist endlich alles raus kommt wieder was…

Und das ganze taucht natürlich gerade jetzt auf….wo katsuya es gerade brauchen kann….ich frage mich, ob set jemals wirklich begreifen wird (oder schon tut?) WAS er da eigentlich getan hat…und wie man weitermacht, mit diesem begreifen. Wie lebt man mit dem wissen, wie viele menschen man zutiefst verletzt, benutzt oder getötet hat, wie viele existenzen vernichtet?
Es ist so unsagbar traurig….opfer die zu tätern werden. Täter, die selbst mal opfer waren und jetzt neue opfer schaffen…menschen die man so lange zu boden geschlagen hat, bis sie erbarmungslos zurückschlagen, weil sie nichts mehr zu verlieren haben….und so viel hass und wut…und angst…und dann angst vor sich selbst….

Dieser ewige teufelskreis. Und wenn man es schafft, auszusteigen, die gewaltspirale zu durchbrechen…dann kommt erst die wahre hölle…das begreifen, was man eigentlich getan hat…aber wenn man den schritt raus einmal gemacht hat, kann man nicht mehr zurück…oder nur sehr schwer, weil man es jetzt besser weiß….dann kann man den gedanken, erinnerungen und gefühlen nicht mehr entkommen…ich weiß nicht, ob ich damit leben könnte…ob ich diese erkenntnis ertragen könnte….

Letzter punkt: yamis unterschiedlicher umgang mit seto und katsuya. Vermute ich richtig, dass das – natürlich – einerseits mit ihrer unterschiedlichen beziehung zu tun hat, weil kats ihm einfach viel näher ist, immerhin liebt yami ihn. Aber ich glaube da gibt es noch einen zweiten aspekt, denn während solcher gespräche ist yami ja meist weniger der „freund“ als mehr der therapeut. Und katsuya braucht emotionale resonanz auf seine aussagen. Er will den gegenüber fühlen, er will merken, dass es interessiert, dass man mitfühlt. Oder kurz gesagt, er will fühlen, dass sich der gegenüber sorgt, dass es ihm wichtig ist – darauf musste er in seinem leben so lange verzichten. Er hatte nie eine mutter, die ihn zärtlich nach seinem befinden ausgefragt und getröstet hat. Er braucht die wärme, das gibt ihm sicherheit und halt.

Seto wiederum, der viel größere probleme mit seinen gefühlen hat, der sie wenig deuten kann, in dessen kopf meist großes chaos herrscht, der braucht um konstruktiv arbeiten und sich einlassen zu können ein gegenüber, das sich persönlich größtenteils raushält, außer um grenzen zu setzen oder manchmal sanft bestätigung zu geben. Emotional gesehen muss das gegenüber „stumm“ sein, damit er sich auf sein chaos konzentrieren, es analysieren und dann etwas ordnung hineinbringen kann. Würde der gegenüber seine eigenen emotionen einbringen, wäre seto sehr verunsichert, was erwartet wird und würde vermutlich zumachen und abblocken. Seto bekommt sicherheit und halt dadurch, dass er sich darauf verlassen kann, dass die meisten seiner aussagen sein gegenüber nicht verletzen oder entsetzt flüchten lassen. So kann er ehrlich sein. Ehrliche rückmeldungen braucht er natürlich auch, klar. Aber seto ist eher analytisch und so geht er auch an seine gefühle und sonstige persönliche themen heran, aber damit das funktioniert dürfen keine ‚störwellen‘ dazwischenfunken.

Liege ich da richtig?

PS: zu deiner letzen antwort: ich freue mich immer, wenn ich mit meinen einschätzungen richtig liege, was man in bestimmten situationen raten/tun sollte ;)

Von:  Lady_Ocean
2012-10-16T17:30:13+00:00 16.10.2012 19:30
Wahrscheinlich ist es ganz gut, dass Katsuya am nächsten Morgen nicht mehr wusste, was unmittelbar vor dem Einschlafen passiert ist. Auch wenn er sich nach dem Aufwachen zuerst verhältnismäßig gut gefühlt hat, hat man schnell gemerkt, dass das trotzdem ein sehr fragiler Zustand war. Er gibt sich sichtlich Mühe. Auch damit, die neuesten Erkenntnisse über Setos Vergangenheit zu verdauen, aber das war jetzt noch mal ein echt harter Brocken. Und dann steht ja auch der Besuch vor der Tür. Mir war das auch gar nicht mehr so bewusst gewesen, dass nicht nur Ryo, sondern auch Bakura mit eingeladen ist. Ich hoffe, Katsuya übernimmt sich da nicht. In meiner Familie habe ich zumindest immer mal gesehen, wie extrem einen das runterziehen kann, wenn die Ausgangssituation schon so denkbar schlecht ist (=die Person so erschöpft und angespannt ist). Dann braucht es ja in der Regel nicht mehr viel, bis es einen komplett runterzieht...

Bei Yami ist mir hier zum ersten Mal so richtig aufgefallen, wie extrem unterschiedlich die Arten sind, mit denen er sich mit Katsuya oder Seto unterhält. Katsuya gegenüber zeigt er wirklich immer deutlich mehr Sympathie und Freundlichkeit, während er Seto gegenüber doch immer ziemlich kühl und sachlich ist. Sicherlich ist das auch auf die Art des Verhältnisses zwischen ihnen zurück zu führen. Mit Katsuya verbindet ihn ja eine sehr innige Freundschaft und es würde mich nicht wundern, wenn auch die Verliebtheit ihm gegenüber immer noch vorhanden ist. Im Grunde ist seit dem großen Knall ja nicht viel Zeit vergangen. Seto gegenüber empfindet Yami sicher Respekt und eine Art Kollegialität, aber es wirkt weniger wie eine wirkliche Freundschaft. Eher so 'ne Art Zweck-Freundschaft, die seit früher zwischen ihnen besteht. Vielleicht trifft Yami auch deshalb immer mal so böse einen Nerv bei Seto. Jetzt, bei dem "Verhör" bezüglich der Tabletten, hat er ihn schon ganz schön in eine Ecke gedrängt. Es wirkte regerecht so, als wäre Setos TI gerade ziemlich deutlich in Aktion getreten. Auch die beschwichtigenden Worte zum Ende haben ihn ja nicht wirklich besänftigt. Er wirkte nach wie vor sehr misstrauisch, als wäre er jeden Moment auf einen (verbalen) Angriff gefasst, den er - notfalls mit Gewalt - kontern müsse.
Aber ich finde es auch richtig von Yami, dass er Seto bei diesem Thema nicht gestattet hat, ihm durch die Finger zu schlüpfen. Wenn diese Tabletten wirklich eine dermaßen starke Abhängigkeit besitzen (und Yami kennt sich echt gut aus mit sowas), dann ist es echt verdammt alarmierend, dass er das Zeug bei sich im Schrank hat. Illegal, wohl gemerkt. Ich hoffe, Yami konnte Seto jetzt zumindest so weit beschwichtigen, dass dieser wirklich nachgibt und das Zeug entsorgt bzw. Yami erlaubt, es zu entsorgen. Nicht, dass in der nächsten Krisensituation doch mal noch was Schlimmes damit passiert.
Ich frage mich aber auch, was Yami wohl getan oder empfohlen hätte, wenn er die beiden am Vormittag in dieser abgewrackten Situation erlebt hätte. Katsuya und Seto waren ja beide total überfordert mit sich und der Welt. Aber ich befürchte eher, einen wirklichen Rat wird Yami ihnen da nicht geben können. Wahrscheinlich müssen sie es einfach irgendwie durchstehen und so gut es geht versuchen, sich nicht gegenseitig so zu verletzen.
Ob es wenigstens noch irgendeine andere, weniger gefährliche Methode gibt, Katsuya eventuell das Schlafen zu erleichtern?


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