Zum Inhalt der Seite

Mein einzigartiger Engel

Kratos x Raine x ?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Sonderbarer Abend

"Möchtet ihr Curry essen? Ich kann den Rest aufwärmen" lächelte Genis schief und betrachtete seine Schwester, welche scheinbar nur noch Augen für die Vase hatte. Kratos saß derweil am Esstisch, stützte sein Kinn auf seine linke Handfläche und blickte aus dem Fenster. Nun, ein leichtes Hungergefühl verspürte er schon, weswegen er dem jungen Halbelfen zunickte, doch Raine räusperte sich und stellte sich nun an den Herd. "Nein, nicht nötig, Genis. Ich werde eine Kleinigkeit kochen" erwiderte sie und stellte bereits einen Topf bereit, holte Kochutensilien aus den Schränken und machte sich ans Werk.
 

Kratos blickte zum Jüngsten hinüber, dessen Augen sich weiteten und schließlich hektische Gesten mit seinen Händen machte. "Iss bloß nichts, wenn du weiterhin dein Leben genießen willst" wisperte der junge Halbelf und blickte immer wieder zu seine Schwester rüber, welche bereits Zwiebeln umständlich zerhackte. Kratos seufzte, denn er hang tatsächlich an sein Leben, weswegen er sich erhob und sich neben Raine an die Arbeitsfläche gesellte. "Erlaubst du mir, dass ich dir helfe?" fragte er zögerlich und bemerkte ihr kaum merkliches Nicken. Ein Glück, nun konnte er wenigstens ein Auge auf die Zutaten halten, die bereits auf der Arbeitsfläche lagen.
 

Genis grinste breit, denn Kratos wollte wohl ein vernünftiges Mahl zu sich nehmen. Gerade wollte er in sein Zimmer gehen, um seine Schwester und den Braunhaarigen alleine zu lassen, als er ein leises Klopfen an der Haustür wahrnehmen konnte. Fragend hob Genis seine linke Augenbraue, lief auf die Haustür zu und betätigte die Klinke. "Ja?" fragte er und blickte zu einem Mann auf, welcher eine Rüstung trug. Die Garde des Königs, dachte sich der junge Halbelf und nun blickte auch Kratos über seine Schulter zur Tür, um in Erfahrung zu bringen, wer um diese späte Uhrzeit noch Hausbesuche machte. Auch er erkannte, dass es sich bei dem Besucher um einen Soldat der Garde des Königs handelte. War wohlmöglich etwas passiert?
 

"Entschuldigt die späte Störung, junger Mann. Seine Majestät trug mir auf...". Eine kurze Pause entstand, in der sich nun auch Raine umwendete und sich an die Arbeitsfläche hinter ihr lehnte. "Diese Einladungen für das morgige Bankett zu übergeben". Genis nahm die Einladungen entgegen und stellte sich im gleichen Moment die Frage, ob es einen besonderen Anlass für das so plötzliche Bankett gab. Bevor er jedoch diese Frage hätte stellen können, erhob Raine ihre Stimme. "Wie lautet der Anlass?" wollte sie wissen und verschränkte nun die Arme vor der Brust. Diese Einladungen erschienen auch ihr ein wenig zu plötzlich, denn eigentlich wurden Einladungen mindestens eine Woche vorher versendet.
 

"Prinzessin Hilda feiert morgen Abend ihren 20. Geburtstag und es war Master Zelos' Wunsch, seine Freunde ebenso auf der Geburtstagsfeier zu sehen" erwiderte der Soldat und verneigte sich vor dem jungen Halbelfen, ehe er sich umwendete und die wenigen Stufen hinab stieg und sich scheinbar auf dem Weg zu Colette machte. Genis schloss die Tür und legte die Einladungen auf den Tisch. "Du bist auch eingeladen worden, Kratos" erwähnte er leise und deutete auf die obrige Einladung. Irgendwie kam ihm das Bankett wie gerufen, denn Raine und der Braunhaarige würden sich vielleicht noch ein wenig näher kommen. Wohlmöglich tanzten sie sogar miteinander, oder?
 

"Wirklich?" lächelte Raine und blickte nun zu Kratos, dessen Miene jedoch wenig Begeisterung zeigte. Ob er für solche Anlässe nichts übrig hatte? Raine wusste es nicht und wendete sich nun wieder ihrer Arbeit zu, denn schließlich hatten die Sandwiches nicht wirklich ihr Hungergefühl besänftigt. "Ähm... Ich gehe in mein Zimmer" meldete sich Genis ab, denn er hatte den Blick seiner Schwester durchaus verstanden. Wenn Kratos klug war, würde er mit ihr zum Bankett gehen, aber diese Entscheidung musste er schon allein treffen.
 

Kratos wendete sich nun auch wieder seiner Arbeit zu, nicht ohne vorher einen prüfenden Blick zu Raine geworfen zu haben. "Soll ich etwa deine Begleitung sein?" durchbrach er die aufkommende Stille und bemerkte sehr wohl ihre Röte, welche sich ich auf ihren Wangen ausbreitete. Raine spielte also tatsächlich mit diesen Gedanken, weswegen ihm ihre Worte wieder in den Sinn kamen. "Warum sind nicht alle Männer so wie du?" hatte die junge Halbelfe gesagt und er fragte sich, ob seine eigene Reaktion passend gewesen war. Solche Worte hörte er nun mal nicht jeden Tag und deswegen hatte er keine vernünftige Antwort gewusst. Jedoch fragte er sich insgeheim, wie er ihren Satz verstehen durfte? War ihr Satz allgemein auf die Halbelfen bezogen gewesen, oder hatte Raine indirekt offenbart, dass ihr zukünftiger Lebensgefährte so sein sollte, wie er sich nun mal gab?
 

"Du musst dich nicht zwingen, Kratos. Ich war schon unzählige Male eingeladen und... Nun ja... Ich stand meist mit Regal am Rande des Geschehens und habe die reichen Menschen beobachtet" erwiderte die Professorin und seufzte leise aus. Natürlich hatte der feine Herzog sie zum Tanz aufgefordert, aber Raine hatte seine Bitte immerzu verneint. Indirekt hatte sie sicherlich seine Gefühle verletzt, denn er hatte es sicherlich auch nur gut mit ihr gemeint, aber in dem letzten halben Jahr war ihr einfach nicht nach Spaß zumute gewesen.
 

"Ich entnehme deinen Worten, dass du aus reiner Höflichkeit dorthin gegangen bist" murmelte Kratos und begann nun eine Kartoffel zu schälen. Er fühlte sich schon wieder so unbeholfen, obwohl er doch eigentlich nur einen einzigen Satz sagen müsste, um ihr wieder ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. "Ja... Amüsiert habe ich mich nicht. Wie könnte ich auch, wenn Zelos die Gäste, vor allem die Frauen, mit seinem Getue unterhält? Manchmal schäme ich mich sogar für sein Verhalten und... Lloyd lässt sich auch noch auf dieses Verhalten ein. Beim letzten Bankett hatte dein Sohn beinahe sein erstes Date, wenn ich ihn nicht am Ohr aus dem Ballsaal gezogen hätte". Am Anfang klang Raine noch relativ wütend, doch beim letzten Satz entwich ihr ein leises Lachen.
 

"Ich werde dich begleiten, Raine. Mein Sohn soll ein anständiger Mann werden und keineswegs ein Draufgänger" murrte Kratos und allmählich wurde ihm klar, dass der heutige Streich in der Schule vermutlich auf Zelos' Mist gewachsen war. Raine lächelte leicht und blickte nun wieder zu Kratos auf, achtete dabei nicht auf ihren Finger und gab ein leises 'Autsch' von sich. Ihren linken Zeigefinger hebend, betrachtete sie die kleine Schnittwunde, ehe ihr Handgelenk von einer starken Hand ergriffen wurde. Ihre blauen Augen sahen erneut zum Braunhaarigen auf, welcher nun ihre Schnittwunde betrachtete und schließlich ihren Finger zu seinen Mund führte. "Erlaubst du?" wisperte er ihr zu, bemerkte sehr wohl ihre erneute aufsteigende Röte im Gesicht und ihr zaghaftes Nicken, ehe er seine Zunge aus seinen Mund gleiten ließ und ihre Schnittwunde vom Blut befreite. Dabei schloss er seine braunen Augen, konzentrierte sich gänzlich auf seine sanfte Behandlung und nahm schließlich ihren Zeigefinger in seinen Mund, während er die Schnittwunde weiterhin mit seiner Zungenspitze umschmeichelte.
 

"Kratos..." hauchte Raine und beobachtete ihn dabei, wie er nun seine Augen wieder öffnete und seine Behandlung beendete. "Erinnerst du dich noch an die erste Nacht in der Wüste? Du, Colette und ich?" wollte er in Erfahrung bringen, zog neben sich die Schublade auf und entdeckte eine Schachtel mit Pflaster. Nur kurz ließ er ihr Handgelenk los, griff nun zu einem Pflaster und befreite den Klebestreifen von der Folie. Sorgfältig klebte er ihr schließlich das Pflaster auf die Schnittwunde, blickte ihr nun wieder in die Augen und fuhr mit seiner rechten Hand über ihre Wange. "Es ist zwar schon sehr lange her, aber... Vergessen habe ich diese Nacht nie" fügte er leise hinzu, legte ein zaghaftes Lächeln auf und ließ nun seine Hand sinken. Ihre jetzige Reaktion unterschied sich deutlich von dieser besagten Nacht, aber hätte sie wirklich bei einem fremden Mann erröten sollen?
 

"Natürlich... Wie könnte ich diese Nacht vergessen? Du hast mir schließlich das Leben gerettet" entgegnete Raine verlegen und betrachtete nun ihren Finger. Ja, diese Nacht lag schon sehr lange zurück, aber sie hatte nie seine Hilfe in ihrer Not vergessen können. Kratos, Colette und Raine selbst hatten sich gerade ans Lagerfeuer gesetzt, um sich auf die bevor stehende Nacht vorzubereiten. Die ersten Minuten war es vollkommen ruhig gewesen, bis vor Raine eine Wüstenschlange aufgetaucht war. Vor Schreck hatte sie ihr linkes Bein bewegt und wurde natürlich durch die hektische Bewegung in die Wade gebissen. Der Braunhaarige hatte keine Zeit verstreichen lassen, hatte in einer raschen Bewegung sein Schwert gezückt und der Schlange den Kopf abgeschlagen.
 

"Du hattest Glück, Raine. Ohne meine Hilfe und Wundermittel hatten wir nicht bei uns, wärst du an dem Gift gestorben" murmelte Kratos und wendete sich nun wieder der Arbeitsfläche zu. Ja, er erinnerte sich, wie er sich vor ihr auf dem sandigen Boden gekniet, ihr Hosenbein hoch geschoben und schließlich mit einem Stück Stoff ihren Oberschenkel abgebunden hatte, damit sich das Gift nicht noch weiter ausbreiten konnte. Ihr Bein angehoben, hatte er seine Lippen auf die Wunde gelegt und ihr das Gift entzogen. Immer wieder hatte er Blut in den Sand gespuckt, seine Behandlung noch einige Male wiederholt, bis er ihre Wunde mit einem Verband versorgt hatte. Raine hatte während der Behandlung kein Wort gesagt und auch als er mit seiner Behandlung fertig gewesen war, hatte sie kein Wort über die Lippen bringen können. Nein, stattdessen hatte die junge Halbelfe geschwiegen und ihn für den Rest der Nacht gemustert.
 

"Ich konnte dir damals nicht danken. Ich... Ich war dir gegenüber sehr misstrauisch und das noch eine ganze Weile auf unserer Reise" gestand Raine nach wenigen Minuten und lehnte sich an die Arbeitsfläche. Er war ein fremder Söldner in ihren Augen und war sehr verschwiegen gewesen. Mit ihr hatte er kaum ein Wort gewechselt, obwohl sie sehr viele Fragen gestellt hatte. Stattdessen hatte er in den Nächten ausdruckslos ins Lagerfeuer geblickt und die Nachtwache meist freiwillig übernommen. "Ich weiß... Deine Augen haben dein Misstrauen mir gegenüber verraten und dennoch... Stück für Stück hast du mir dein Vertrauen angeboten, obwohl du insgeheim wusstest, dass ich euch verraten werde" erwiderte Kratos leise, denn er erinnerte sich sehr wohl an einige Gespräche beim Lagerfeuer. Raine hatte nicht aufgegeben und irgendwann hatte er sein Schweigen gebrochen und auf ihre Fragen geantwortet. Die Distanz, die er eigentlich hatte wahren wollen, war überschritten worden und das Eis zwischen ihnen geschmolzen.
 

Raine legte ein zaghaftes Lächeln auf, blickte nun wieder zu ihm auf und studierte sein Gesicht. "Du hast mir in Hima zu verstehen gegeben, dass sich unsere Wege trennen werden. Es fiel mir schwer, gegen dich zu kämpfen, aber...". "Dir blieb keine andere Wahl. Ich habe auch nicht ernsthaft gegen euch kämpfen können, weil du und Lloyd mein damaliges Denken auf den Kopf gestellt habt. Zum ersten Mal, nach so vielen Jahren, habe ich Zweifel an Mithos' Idealen empfunden" unterbrach er die junge Halbelfe und nahm die nächste Kartoffel zur Hand.
 

"Kratos... Am Ende konnten wir die Welten vereinen und den Frieden wieder herstellen, aber..." Raine schwieg für einen kurzen Moment, während der Braunhaarige erahnte, welcher Satz nun unweigerlich folgen würde. "Ohne dich kann ich den Frieden nicht genießen. Lloyd braucht seinen Vater und wir, deine Freunde, brauchen dich ebenso sehr" fuhr die junge Professorin leise fort, spürte im nächsten Moment eine Hand unter ihr Kinn, welche ihr Gesicht anhob und Raine nun gezwungen war, ihm in die Augen zu sehen.
 

"Mein Sohn kommt ohne mich zurecht. Ist es nicht eher so, dass du Gründe zu finden versuchst, damit du nicht noch einmal Abschied von mir nehmen musst?" erwiderte Kratos sanft, fuhr mit seinem Daumen über ihre Wange und beseitigte ihre Tränen, während die junge Halbelfe erneut ihren Kopf senkte. "Raine... Vielleicht sollte ich diese Frage nicht stellen, aber... Wie waren deine Worte gemeint? Ich zitiere... 'Warum sind nicht alle Männer so wie du?'" murmelte der Braunhaarige fragend, bemerkte sehr wohl ihre aufkommende Röte auf ihren Wangen und legte ein amüsiertes Lächeln auf.
 

"Du bist gebildet, teilst mein Wissen, kannst mich immer wieder durchschauen und... Du warst immer für mich da. Ich... Ich habe einfach laut gedacht und nun... Ich... Ich weiß auch nicht" stammelte Raine unruhig und zupfte nervös an ihrem Gewand. Das dieses Thema noch mal von ihm aufgegriffen wurde, hätte sie nun nicht erwartet, aber wenigstens schaffte es Raine, ihm eine ehrliche Antwort zu geben. Kratos beugte sich zu ihr hinab, war er doch einige Zentimeter größer als die junge Halbelfe und suchte den Blickkontakt zu ihr.
 

"Du wünscht dir ernsthaft einen Mann wie mich an deiner Seite? Darf ich deine Worte so verstehen?" entgegnete er ihr, bereute seine Worte jedoch im nächsten Moment, da seine linke Wange nun schmerzhaft pochte und Raine überhastet im Flur verschwunden war. Seine Hand erhebend, rieb er sich seine Wange und wendete sich nun wieder der Arbeitsfläche zu. Vielleicht hätte er diese Worte nicht aussprechen sollen, aber dieser Verdacht war nun mal in den letzten Stunden in ihm aufgekeimt. Kratos schien sogar ins Schwarze getroffen zu haben, denn ohne Grund wurde er nicht einfach so geohrfeigt.
 

Raine saß derweil keuchend im Bad und betrachtete ihre noch pochende Hand. Sie hatte ihre Hand gegen Kratos erhoben, um ihn zum Schweigen zu bringen, aber mit ihrer Reaktion hatte sie ihm insgeheim zugestimmt. Wie sollte sie dem Braunhaarigen nun noch unter die Augen treten? Er würde vermutlich denken, dass sie ernsthaftes Interesse an ihn hatte, oder? Nun, natürlich könnte sie sich keinen besseren Mann an ihrer Seite wünschen, aber niemals hätte sie diese Tatsache von sich aus zugegeben. "Verdammt..." fluchte Raine leise und versuchte nun erstmal ihre Atmung zu beruhigen, während ihr Herz ihr bis zum Hals schlug. Dieses wohlige Gefühl, dachte sie sich und schloss für einige Sekunden ihre blauen Augen, um wieder zur Ruhe zu kommen.
 

Eine knappe Stunde später saß Kratos bereits beim eingedeckten Tisch und wartete auf Raine's Rückkehr. Ob er mit seinen Worten übertrieben hatte? Es schien so und da er vor wenigen Minuten in ihrem Zimmer geschaut hatte, wo er sie nicht hatte finden können, hatte er zur Badtür gesehen und unter dessen Türspalt deutlich Licht bemerkt. Sollte er sich vielleicht bei ihr entschuldigen? Kratos seufzte leise aus, erhob sich vom Stuhl und lief den Flur entlang zum Bad. "Raine... Das Essen ist fertig" murmelte er und lehnte sich an die Wand neben der verschlossenen Tür.
 

Keine Antwort, wie er erwartet hatte, weswegen er nochmals seufzte und nochmals seine Stimme erhob. "Meine Worte... Entschuldige... Ich hätte meine Gedanken für mich behalten sollen". Die Tür wurde aufgeschlossen und nur wenige Sekunden später betrat Raine den Flur, behielt allerdings ihren Kopf gesenkt. "Ich wollte dich nicht ohrfeigen, Kratos. Ich...". "Du schuldest mir keine Erklärung. Komm mit in die Küche, sonst wird das Essen kalt" unterbrach er sie und lief zurück zum Esstisch. Über dieses Thema sollte in naher Zukunft geschwiegen werden, um solche Situationen zu vermeiden.
 

Während des Essens fiel kein einziges Wort und dennoch bemerkte Kratos die Unruhe, die Raine verzweifelt zu verstecken versuchte. Seine Worte schienen ein Chaos in ihr angerichtet zu haben und wenn es möglich wäre, würde er seine Worte unausgesprochen machen. "Weißt du..." durchbrach sie die Stille und schob ihren fast leeren Teller von sich. "Ich... Ich mag dich wirklich sehr und... Deine Worte haben mich ein wenig verunsichert" murmelte Raine und blickte starr auf die Tischplatte. Die junge Halbelfe wollte wenigstens ehrlich zu ihm sein, auch wenn ihr erneut die Röte zu Kopf stieg.
 

"Ich mag dich auch" erwiderte der Braunhaarige und legte ein sanftes Lächeln auf, als sie nun endlich ihren Kopf hob und ihn immer noch verunsichert musterte. "Ich wollte dich nicht verunsichern, Raine. Deine Worte klangen nur so eindeutig und ich... Nun, ich wundere mich ein wenig, weil ich nicht jeden Tag solche Worte höre, aber...". Eine kurze Pause trat ein, in der Kratos sich überlegend am Kopf kratzte, um seinen Satz zu beenden. "Ich wäre also wirklich der Typ Mann, den du bevorzugst?" murmelte er schließlich leise, darauf sehr Bedacht, einer erneuten Ohrfeige ausweichen zu können.
 

Eine Antwort erwartete er nicht und ihr Schweigen sagte eigentlich auch schon alles, nicht zu vergessen ihre geröteten Wangen und ihr unsicherer Gesichtsausdruck. "Da ich dich morgen Abend zum Bankett begleite, um Lloyd im Auge zu behalten, frage ich dich, ob ich in meiner gewöhnlichen Kleidung gehen kann?" schnitt Kratos nun ein völlig anderes Thema an, um die momentane Stimmung ein wenig zu lockern. Im Moment wusste er nicht, wie er sich in ihrer Gegenwart verhalten sollte, denn offensichtlich war er wohl der Traumtyp der jungen Professorin. Wie sollte er sich diesbezüglich nur verhalten? Natürlich saß vor ihm eine attraktive und sehr kluge Frau, aber er hatte sich bisher noch nie über eine ernsthafte Bindung mit einer anderen Frau Gedanken gemacht.
 

"Ähm... Natürlich nicht. Da wir offensichtlich gemeinsam mit Genis eingeladen worden sind, werden wir vorher Zelos einen Besuch abstatten. Ich denke, er schuldet dir und auch mir noch einen Gefallen" erwiderte Raine sachlich und war ihm insgeheim dankbar, dass er nun das Thema gewechselt hatte. Kratos hatte doch tatsächlich die Frage gestellt, ob er ihrem Typ entsprach. Hätte er nicht das Thema gewechselt, Raine hätte einfach nicht gewusst, was sie hätte erwidern sollen. Natürlich entsprach er ihrem Traumtyp, aber die junge Halbelfe konnte ihm ihre derzeitigen Gefühle einfach nicht erklären, wobei sie selbst nicht mal wusste, was mit ihr plötzlich los war.
 

Kratos nickte ihr zu, erhob sich vom Stuhl und räumte den Tisch ab. Es war bereits spät geworden und Raine wollte sicherlich bald ins Bett, da sie natürlich morgen Früh wieder den Unterricht in der Schule übernehmen würde. "Kratos... Ich... Würdest du, so lange du bei uns wohnst, mit mir zusammen den Unterricht gestalten?" fragte Raine zögerlich und gesellte sich zu ihm an die Spüle, um beim Abwasch zu helfen. Wieder nur ein angedeutetes Nicken, während sich Raine fragte, warum er sich nun wieder ins Schweigen hüllte. Worüber dachte er wohl nach? Wollte oder konnte sich Kratos ihr nicht anvertrauen?
 

Ihre Finger berührten sich, als Kratos den abgewaschenen Teller der jungen Halbelfe reichte und für einen kurzen Moment sahen sie sich in die Augen. Eine seltsame Stille breitete sich in der Küche aus, während Kratos versuchte, in den blauen Augen zu lesen, was Raine wohl im Moment denken mochte. Die junge Halbelfe verlor sich in den braunen Augen, welche sich nicht von ihr abwendeten und dieses wohlige Gefühl stieg erneut in ihr auf, während ihre zierlichen Finger seltsam kribbelten. Was geschah nur mit ihr? Wieso konnte sie ihre Augen nicht von ihm abwenden?
 

"Du bist eine wunderschöne Frau, Raine" durchbrach Kratos nach etlichen Minuten die Stille, stellte den Teller ab und ließ seine Finger durch ihr Haar gleiten. Die junge Professorin errötete, während ihr Herz um einige Takte schneller schlug und nach einer passenden Erwiderung suchte. "Ich..." begann Kratos einen neuen Satz, zog seine Hand zurück und blickte zum Flur, da er ein leises Geräusch vernommen hatte. Raine wendete sich nun ebenfalls dem Flur zu, denn sie hatte kein Geräusch gehört, aber auf Kratos' Gehör konnte sie sich sehr wohl verlassen.
 

Das ehemalige Mitglied von Cruxis stieß einen leisen Seufzer aus, ehe er sich wieder der Spüle zuwendete. Eine Tür hatte sich leise geschlossen und er vermutete, dass Genis wohl eine ganze Weile ihr Gespräch belauscht haben musste. Nun, nach seinem letzten Satz schien der junge Halbelf genug gehört zu haben und war, so leise es ihm möglich gewesen war, zurück in sein Zimmer verschwunden. "Dein Bruder hat uns belauscht" murmelte er leise, da Raine ihn fragend musterte. "Wie bitte?" erwiderte sie empört und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Wie kam ihr Bruder nur dazu? Eigentlich musste er doch schon längst im Bett liegen und schlafen, oder?
 

"Mach dich schon mal auf eventuelle Gerüchte gefasst. Dein Bruder wird vermutlich mit Lloyd sprechen". Ja, ein derartiges Gerücht würde durch seine letzten Worte in die Welt gesetzt werden, denn der junge Halbelf würde sicherlich nicht den Mund halten. Raine nickte ihm zögerlich zu und stellte sich den morgigen Tag schon mal vor. Ihr kleiner Bruder würde dümmlich grinsend auf seinen Stuhl in der Schule sitzen und Lloyd und sogar Colette einweihen. Vielleicht sollte sie den morgigen Tag einfach im Bett bleiben und so tun, als sei nie etwas geschehen.
 

"Danke... Solche Komplimente höre ich nicht oft und...". Raine legte das Geschirrtuch zur Seite, nachdem sie den Topf abgetrocknet hatte und blieb im Türrahmen zum Flur stehen. "Du bist auch ein attraktiver Mann" fügte sie leise, dennoch ehrlich gemeint hinzu und lief zu ihrem Zimmer, nahm sich ihr Nachthemd vom Bett und verschwand ins Bad. Es hatte der jungen Halbelfe wahrlich Überwindung gekostet, um ihm ebenso ein Kompliment zu machen, aber nun wusste Kratos wenigstens, dass sie ihn auch vom Aussehen her mochte.
 

Kratos blieb schmunzelnd vor der Spüle stehen, schloss seine braunen Augen und ließ sich den sonderbaren Abend nochmals durch den Kopf gehen. Für einen kurzen Moment war ihm warm ums Herz geworden und wären diese verdächtigen Geräusche nicht im Flur gewesen, wäre er vielleicht einen weiteren Schritt gegangen. Auch er sehnte sich schließlich nach dieser Nähe, auch wenn er meist sehr kühl und kaum empfänglich für solche Gefühle wirkte. Die Wahrheit sah nun mal anders aus. Er war seit Jahren einsam und seine Gastgeberin auch. War es da wirklich verwerflich, dass er in solch einer Situation ein wenig egoistisch dachte? Kratos wusste es nicht, seufzte leise aus und fuhr sich mit seiner Hand durch sein braunes Haar.
 

In einem abgedunkelten Zimmer lag Genis, die Arme hinter seinen Kopf verschränkt, auf seinen Bett. Auf seinen Lippen ruhte ein zufriedenes Lächeln, denn die Sache mit Raine und Kratos schien zu funktionieren. Morgen vor Schulbeginn musste er erstmal mit Lloyd und Colette reden und ihnen erzählen, was er gehört und sogar gesehen hatte. "Kratos muss einfach bleiben. Wenn er sich in Raine verliebt, bleibt ihm doch gar keine andere Wahl" dachte sich der junge Halbelf grinsend und drehte sich auf die Seite. Ja, der morgige Tag wurde sicherlich sehr interessant und da Kratos mit zum Bankett kommen würde, würde Genis das ehemalige Mitglied von Cruxis und seine Schwester morgen Abend im Auge behalten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  xXSakuraHarunoXx
2010-10-19T13:42:57+00:00 19.10.2010 15:42
tolles kapi freuhe mich auf´s nachstes^^.kratos hatt eine ohrfeige bekommen haaaa aber süüüüüßßßßßß^^.


Zurück