Zum Inhalt der Seite

Mein einzigartiger Engel

Kratos x Raine x ?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Bankett der extra Klasse

"Genis... Du gehst schon mal zu Zelos vor und informierst ihn. Er soll zum Schloss kommen" murrte Raine und deutete auf das Viertel der reichen Bewohner von Meltokio. Der junge Halbelf senkte seinen Kopf, nickte kaum merklich und wendete sich zum Gehen. Seine Schwester war immer noch sauer auf ihn, aber konnte er ihr ihre Laune verübeln? Schließlich hatte er heute Morgen seine Freunde ins Vertrauen gezogen und dieses Vertrauen war missbraucht worden. Colette hatte sogar ein riesiges Herz an die Tafel gemalt, die Namen seiner Schwester und dem des ehemaligen Mitgliedes von Cruxis ins Herz geschrieben und die Weltkarte verwendet, um die Überraschung zu verdecken.
 

"Das selbst mein Bruder...". "Colette hat zugegeben, dass sie das Herz aus freien Stücken an die Tafel gemalt hat" erinnerte Kratos mit verschränkten Armen vor der Brust. Während er die Ruhe selbst geblieben war, als Raine die Weltkarte entfernt hatte, hatte die junge Professorin einen riesigen Aufstand veranstaltet. Es war ihr peinlich und sehr unangenehm gewesen, aber dieser Schülerstreich hatte Kratos persönlich nicht gestört. Im Gegenteil. Er hatte mit der Fassung kämpfen müssen, sonst hätte er wohlmöglich vor der Klasse geschmunzelt.
 

Raine seufzte resigniert, nickte ihm wissend zu und erklomm die wenigen Stufen, ehe die Wache vor den Toren des Schlosses fragten, warum sie sich Zutritt erhoffte. "Wir bitten um eine Audienz bei seiner Majestät" erklärte die junge Halbelfe sachlich und sie würde nicht eher zum Bankett gehen, bis sie im Archiv gewesen war. "Der König erwartet euch, Miss Sage und Sir Kratos" erwiderte der Herr zu ihrer Rechten und endlich öffnete sich das schwere Tor und ihnen wurde Einlass gewährt. "Sir Kratos" grinste Raine und warf einen belustigten Blick zu ihrem Begleiter, welcher sich allerdings nichts anmerken ließ. Ein leiser Seufzer entwich ihrer Kehle, ehe ihre blauen Augen nochmals über seine Kleidung glitten. Nun, hoffentlich konnte Zelos überhaupt helfen. Raine selbst hatte auch ihr gewöhnliches Gewand angezogen, denn ihre Ausgehkleidung war in der Wäsche, aber sicherlich würde der reiche Schönling auch für sie etwas Passendes finden.
 

"Miss Sage... Wie kann ich Ihnen behilflich sein?" erklang die Stimme des Königs, während Raine vortrat, eine leichte Verbeugung andeutete und ihre Stimme mit gesenktem Kopf erhob. "Vor einigen Monaten habe ich die Villa der Selia-Familie entdeckt und gestern Nachmittag zusammen mit Kratos Aurion...". Raine deutete mit ihrer Hand zu ihrem Begleiter, auch wenn dem König vermutlich sein Gesicht bekannt sein dürfte. "Erste Untersuchungen durchgeführt. Ich bitte Euch, uns Zutritt zum Archiv zu gewähren" fuhr die junge Professorin fort und erhoffte sich eine Zusage. In der gestrigen Nacht hatte sie kaum geschlafen, weil ihr einfach zu viele Fragen durch den Kopf gegangen waren.
 

Kratos war wahrlich überrascht, aber was hatte er von Raine erwartet? Sie wusste nun mal Worte zu verwenden, sei die Situation noch so absurd. Er wurde jedoch aus seine Gedanken gerissen, als der König mit einem Lächeln auf den Lippen antwortete. "Natürlich... Darf ich Sie dennoch mit ihrem Begleiter in wenigen Stunden beim Bankett begrüßen?" erwiderte seine Majestät und endlich erhob sich Raine aus ihrer verbeugenden Haltung. "Es wäre mir eine Ehre" murmelte die junge Professorin und folgte seinem Handwink in die rechte Richtung. Natürlich wusste sie noch sehr wohl, wo sich das königliche Archiv befand, denn nach der wahren Welterneuerung hatte sie noch einige Bücher über Sagen und Legenden gelesen.
 

"Ich bin beeindruckt" murmelte Kratos und folgte ihr einige Stufen hinauf, ehe sie eine Tür öffnete und ins Archiv eintrat. Unzählige Bücher und Aufzeichnungen befanden sich in den hohen Bücherregalen, aber Raine ließ sich nicht abschrecken und wendete sich dem Regal zu, in welches Aufzeichnungen von vor 500 Jahren aufbewahrt wurden. "Bist du?" erwiderte Raine abwesend, da sie bereits ein Buch zur Hand genommen hatte und ihre Augen suchend über die Seiten wandern ließ. Kratos nahm nun ebenfalls ein Buch zur Hand, denn er wollte ihr auf der einen Seite helfen und auf der anderen Seite hatte auch er noch einige Fragen, auf die er Antworten suchte.
 

Nach einer knappen halben Stunde öffnete sich die Tür zum Archiv und ein rothaariger junger Mann betrat den Raum. "Yo... Der Knirps meinte, du brauchst meine Hilfe?" grinste Zelos und lehnte sich über den Tisch, während er die Professorin betrachtete, die in einem Buch blätterte. "Der Knirps heißt Genis und ist mein Bruder, Zelos. Ja, ich brauche deine Hilfe, weil Kratos keine festliche Kleidung besitzt" erläuterte Raine und blickte nun von ihrem Buch auf. Der ehemalige Auserwählte nickte verstehend, wendete sich nun dem Braunhaarigen zu, welcher neben Raine stand und ebenfalls in einem Buch blätterte. "Klar... Dann folge mir, Kratos. Wir finden schon ein tolles Outfit für dich" grinste der Rothaarige und machte eine auffordernde Geste mit seiner Hand.
 

Der Ältere legte das Buch auf den Tisch ab, ließ einen leisen Seufzer verlauten und folgte dem ehemaligen Auserwählten. Ihm blieb ohnehin keine andere Wahl, oder doch? Nein, er musste sich den Wünschen der reichen Menschen beugen. Raine blieb auf ihrem Sessel sitzen, denn noch hatte sie keine Hinweise gefunden, obwohl sie schon zehn Bücher durchsucht hatte. Ob die Dokumente verschwunden waren, oder waren die Hinweise wohlmöglich vernichtet worden? Nein, die junge Halbelfe musste einfach Aufzeichnungen finden, sonst würde sie Samiel niemals finden.
 

Kratos seufzte und betrachtete nochmals sein Outfit. Einen violetten Anzug hatte ihm der Rothaarige nach längerer Suche aufgezwungen. Irgendwie erinnerte ihn sein jetziges Outfit an einen Butler, da der Schnitt des Jackettes an seinem Rücken länglich bis zu seinen Kniekehlen verlief. Wenigstens hatte er gegen die Krawatte protestieren können, weswegen die ersten beiden Knöpfe seines weißen Hemdes offen waren. Nun stand er hier in der Eingangshalle und wartete auf seine Begleitung, die Zelos holen wollte.
 

Laute Protestversuche drangen an seine Ohren und nur wenige Sekunden später sah er Zelos, welcher sich Raine über die Schulter geworfen hatte und sie scheinbar zur Umkleide tragen wollte. Jedoch verstummte die junge Halbelfe, als sie Kratos erblickte und musterte ihn von Kopf bis Fuß. Ihm stand der Anzug hervorragend, musste sich Raine eingestehen und errötete, als sie sein kaum merkliches Lächeln auf den Lippen bemerkte. Schlagartig erwachte Raine aus ihrer Trance und hämmerte auf Zelos' Rücken herum, denn sie konnte natürlich alleine laufen. Nur wenige Sekunden später verstummten ihre Laute, weswegen Kratos seinen Kopf grinsend schüttelte und seinen Blick durch die Eingangshalle schweifen ließ.
 

Nach einer weiteren halben Stunde, die Kratos wie eine Ewigkeit erschien, betrat die junge Halbelfe mit einem missmutigen Gesichtsausdruck die Eingangshalle. Der Braunhaarige wendete sich um, musterte erst ihren Gesichtsausdruck und ließ seine Augen über ihr Kleid aus feinster Seide schweifen. Ihr Kleid hatte den gleichen Farbton wie sein Anzug, mit dem Unterschied, dass der seidige Stoff im Licht leicht glänzte und leicht bläulich schimmerte. In ihrem Haar konnte er eine blaue Rose erkennen, zum Kontrast zu seiner Rose, welche an seiner linken Brusttasche befestigt worden war. Ihr derzeitiger Anblick wirkte unbeschreiblich und zum ersten Mal, seit etlichen Jahren, schlug sein Herz ungewohnt schneller.
 

"Und? Wie gefällt dir unsere Professorin, Kratos? Ich habe mir bei der Auswahl sehr viel Mühe gegeben" grinste Zelos und zerstörte somit den magischen Moment. Kratos räusperte sich gekünstelt, wendete sich ohne ein Wort um und streckte seinen Ellenbogen einladend aus. Schließlich wusste er sehr wohl, was sich gehörte und als er ihre Schritte hörte und im nächsten Moment ihren Arm spürte, blickte er nochmals zu Raine hinab, auf deren Wangen ein leichter Rotschimmer zu sehen war. "Ich kann nur erneut anmerken, dass du eine wunderschöne Frau bist, Raine. Es ist mir eine Ehre, deine Begleitung für den heutigen Abend zu sein" wisperte er ihr zu und bemerkte sehr wohl, wie sich ihre Wangen noch ein wenig mehr verfärbten.
 

"Was flüstert ihr da? Ich habe so schlechte Ohren, wisst ihr?" grinste der ehemalige Auserwählte und stellte sich dem Traumpaar in dem Weg. Der Kleine hatte zwar einige Andeutungen gemacht und speziell darum gebeten, die Ausgehkleidung von Raine und Kratos passend zueinander zu gestalten, aber so wirklich überzeugt war Zelos noch nicht. Für ihn roch es nach einem Verkuppelungsversuch, aber war der sonst so kühle Kratos überhaupt empfänglich für derartige Gefühle? Der Rothaarige mochte zwar Zweifel hegen, aber er würde sein Möglichstes versuchen, um zwei verliebte Herzen zu vereinen.
 

Gemeinsam liefen sie zum Bankettsaal im Adelsviertel, war der Saal doch direkt im Haus, welches neben Zelos' Villa stand. Die junge Professorin wurde mit jeden weiteren Schritt nervöser, hängte sich beinahe schon an dem Arm des Braunhaarigen und schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. "Du sagtest, du warst schon unzählige Male eingeladen worden, aber wieso erscheinst du mir im Moment so nervös?" murmelte Kratos und blieb mit Raine vor dem Haus stehen. Er selbst blieb die Ruhe selbst und hegte auch keine Angst. Warum denn auch? Die Prinzessin feierte ihren 20. Geburtstag, also wovor sollte er sich fürchten?
 

"Ich... Also... Ich glaube, wir sollten wieder nach Hause gehen und...". "Sofern du mir einen guten Grund nennst. Du bist nervös, da deine Hände zittern, aber ich verstehe den Grund deiner Nervosität nicht" unterbrach er Raine, welche ein unsicheres Lächeln auf den Lippen trug und nun nach einen passenden Grund zu suchen schien. Ihr fiel jedoch kein Grund ein, weswegen sie den Boden unter ihren Füßen betrachtete. Kratos legte ein sanftes Lächeln auf, erklomm nun mit ihr die wenigen Stufen und zog ihre Einladungen aus seine Jacketttasche, um sie der Empfangsdame vorlegen zu können.
 

"Kratos... Die Gerüchte... Du und ich...". "Raine..." ermahnte er nun die junge Halbelfe und beugte sich zu ihrem Ohr hinab. "Insgeheim hast du dir diesen Abend schon den ganzen Tag herbei gesehnt, oder etwa nicht? Genieße den Abend und mache dir wegen der Gerüchte in Iselia keine weiteren Sorgen" wisperte er ihr zu und führte sie in den Ballsaal. Zelos war schon in der Menge verschwunden, weswegen der Ältere leise seufzte und nun Raine an einen freien Tisch führte. "Kratos... Ich... Ich fühle mich unwohl" murmelte Raine, als sich der Braunhaarige ihr gegenüber an den Tisch setzte und sein Augenmerk durch die Menge schweifen ließ. Bisher hatte er seinen Sohn und ihre Freunde noch nicht gesehen, aber diese Tatsache kam ihm gelegen, denn er musste nun erstmal Raine davon überzeugen, dass es keinen Grund dafür gab, um sich unwohl zu fühlen.
 

"Zelos weiß es... Mittlerweile weiß bestimmt jeder Einwohner von Meltokio von diesem Gerücht, weil dieser Taugenichts nichts für sich behalten kann und...". "Raine... Nun beruhige dich. Stört dich dieses Gerücht denn so sehr?" seufzte Kratos und fuhr sich mit seiner Hand durch sein braunes Haar. Genis hatte heute Morgen in der Pause schon gehörigen Ärger bekommen, aber Lloyd und Colette wussten dennoch von dem Gespräch, welches er gestern Abend mit Raine geführt hatte. Wenn Zelos also nun ebenfalls von seinen Worten wusste, musste es sein Sohn erzählt haben, denn der junge Halbelf hatte seither kein Wort mehr gesagt. Nun, vielleicht hatte er nur einige Andeutungen gemacht und auch wenn der ehemalige Auserwählte einen sehr verwunderlichen Ruf hatte und sich jedes Mädchen ins Bett holte, schien er bei solchen Andeutungen ein kluger Mensch zu sein. Unwichtig, dachte er sich, denn von Vermutungen wurde er auch nicht schlauer. Fakt war, der Rothaarige schien sehr wohl von dem gestrigen Gespräch zu wissen.
 

Raine erwiderte nichts auf seine Frage, blickte unruhig auf die Tischplatte und atmete einige Male tief durch. Es war nicht nur das Gerücht, welches bereits in Iselia Gesprächsthema war. Angeblich solle sie, Raine Sage, eine Schwäche für Kratos Aurion, dem ehemaligen Mitglied von Cruxis, hegen, jedenfalls tratschten die Dorfbewohner über sie und ihrem Gast. Nein, Raine war nur äußerst nervös und wusste nicht, wie sie sich nun benehmen sollte, denn schließlich hatte der Braunhaarige vor wenigen Minuten nochmals betont, dass sie eine wunderschöne Frau in seinen Augen sei. "Raine...". Ihre Hand wurde sanft ergriffen und endlich blickte die junge Halbelfe auf, sah ihm in die Augen und bemerkte sein angedeutetes Lächeln auf den Lippen.
 

"Entspann dich" fügte Kratos leise hinzu, erhob sich schließlich vom Stuhl und blickte sich um. Als er das Buffet entdeckte, wendete er sich wieder Raine zu, welche fragend zu ihm aufblickte. "Möchtest du etwas Trinken?" murmelte er fragend, worauf die junge Halbelfe zaghaft nickte. Er nickte ihr ebenfalls zu, drängte sich am Rande des Saales durch die reichen Menschen und erreichte schließlich das Buffet.
 

"Guten Abend, Raine". Die Angesprochene, welche zuvor noch mal an das Gerücht gedacht hatte, wendete sich um und erblickte Regal. Ein leichtes Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus, während sie ihm ebenfalls einen guten Abend wünschte. "Hast du schon der Prinzessin gratuliert? Ich hörte die Gäste munkeln, dass heute Abend noch eine Überraschung für Aufregung sorgen soll" erwähnte Regal nachdenklich und setzte sich zur Professorin an den Tisch, in der Annahme, sie wäre ganz allein. Bei solchen festlichen Anlässen saßen sie meist zusammen an einem Tisch, oder standen an der Wand gelehnt, da die junge Halbelfe mit solchen Festlichkeiten nichts anzufangen wusste.
 

"Nein... Ich möchte mich nicht in den Mittelpunkt drängen und... Von welcher Überraschung sprichst du?" entgegnete Raine und hob fragend ihre linke Augenbraue. Regal antwortete ihr nicht sofort, sondern musterte ihr Kleid. Er hatte Raine noch nie in einem Kleid gesehen, weswegen sich der Herzog zwar sehr wunderte, aber dennoch legte er ein sanftes Lächeln auf. "Du trägst ein sehr schönes Kleid, Raine. Du solltest des Öfteren solche Kleider tragen". Raine beäugte sich nochmals skeptisch, denn sie fühlte sich auch wegen ihres Kleides sehr unwohl in ihrer Haut. Seltsam, dachte sie sich und erwiderte ein leises 'Danke'. Bei Regal war sie nicht errötet, obwohl er ihr ebenso ein Kompliment gemacht hatte. Ob sie vielleicht nur auf Kratos' Komplimente so empfindlich reagierte?
 

"Zu deiner Frage... Ich hörte...". Regal beugte sich zu Raine vor und wisperte ihr die Überraschung ins Ohr, weswegen sich die blauen Augen weiteten. "Nein... Ist das wirklich wahr?" flüsterte die junge Halbelfe ebenso leise und blickte den Herzog fassungslos an. "Wie ich schon sagte, die Gäste vermuten so etwas in der Art. Deswegen ist der Ballsaal auch sehr überfüllt" erwiderte der Herzog grinsend und deutete auf die zahlreichen Gäste.
 

"Lloyd... Wir müssen etwas tun... Kratos könnte die jetzige Situation missverstehen" murrte Genis und deutete vom obrigen Balkon her aus auf seine Schwester und dem Herzog, welche sich scheinbar angeregt unterhielten. Lloyd, Colette und auch Zelos warfen einen Blick auf das Geschehen, während Letzterer einen wütenden Laut von sich gab. Wofür hatte er sich denn solche Mühe gegeben? Nicht, dass er etwas gegen Regal hatte, aber er war gerade wirklich nicht an Raine's Seite erwünscht. "Achtung... Kratos kehrt zurück" flüsterte Colette und sah gespannt über die Brüstung, wie auch ihre Freunde.
 

"Kratos..." lächelte Raine und begann sofort von dem Gerücht leise zu erzählen, welches Regal ihr gerade ebenso erzählt hatte. "Verstehe... Da darf sich unser Frauenheld freuen" entgegnete der Braunhaarige ebenso leise und überreichte Raine ein Glas Orangensaft, während er sich nun wieder an den Tisch setzte. Es störte ihn nicht, dass der Herzog neben Raine saß, denn schließlich hatte sie erzählt, dass Regal ihr meist Gesellschaft bei solchen Festlichkeiten leistete. "Guten Abend, Kratos" wünschte der Herzog und erhob sein Glas. Kratos nickte ihm lediglich zu, stieß mit ihm aus reiner Höflichkeit an, ehe er sich einen Schluck von dem Rotwein genehmigte.
 

"Merkt Regal denn nicht, dass er total unerwünscht ist?" murrte Zelos leise, darauf wahrlich Bedacht, seine Stimme durch seine Wut nicht zu sehr zu heben. Kratos hatte ein sehr gutes Gehör, ebenso wie Colette und der ehemalige Auserwählte selbst, deswegen waren laute Geräusche absolut tabu. Lloyd seufzte, denn auch er wollte allmählich, dass Regal sich erhob und seinen Vater und Professor Raine alleine ließ. Eine Hand auf seiner linken Schulter ließ ihn vor Schreck die Augen schließen, ehe er einen Blick über seine Schulter warf und Sheena und Presea erkannte. Wieso mussten sich diese weiblichen Shinobi immer so leise anschleichen?
 

"Was macht ihr hier? Presea und ich haben schon nach euch gesucht" erhob Sheena ihre Stimme und blickte ihre Freunde abwartend an. Lloyd erhob seine linke Hand, hielt ihr den Mund zu und duckte sich im nächsten Moment, ebenso seine Freunde, um sich hinter der Brüstung zu verstecken. "Hey..." murrte die Schwarzhaarige und blickte Lloyd mit einer Mischung aus Wut und Verwunderung an. Wieso versteckten sich ihre Freunde? Welches Spiel wurde hier gespielt? "Presea, Sheena... Es ist so..." begann Genis und erklärte ihren eigentlichen Plan, welcher jedoch im Moment zum Scheitern verurteilt war, sofern der Herzog sich nicht allmählich aus dem Staub machte.
 

"Ach so... Deswegen steht ihr hier auf dem Balkon. Ich habe mich auch schon gewundert, warum Raine ein Kleid trägt und... Meint ihr wirklich, dass euer Verkuppelungsversuch funktionieren wird?" murmelte Sheena nachdenklich und blickte nun zu Presea hinab, welche noch kein einziges Wort gesagt hatte. "Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Versuch mit Erfolg endet, liegt bei 72 %" erwiderte die Rosahaarige und blickte nun zu Genis, dessen Wangen eine leichte Röte aufwiesen. "Raine kann stolz sein, einen Bruder wie dich zu haben, Genis" lächelte Presea, weswegen der junge Halbelf seine Hand erhob und sich verlegen am Kopf kratzte.
 

"Also? Irgendwelche Vorschläge? Regal muss von der Bildfläche verschwinden" kehrte Zelos zum eigentlichen Problem zurück und blickte ein weiteres Mal seine Freunde an. Auch nach weiteren Minuten fiel kein einziges Wort, weswegen er seufzte und erneut überlegen musste. "Moment... Könnte nicht Presea mit ihm tanzen? Ihr versteht euch doch gut, oder nicht?" wendete Colette lächelnd ein und blickte die Rosahaarge abwartend an. "Okay..." erwiderte Presea und wendete sich der Treppe zu. Sie dachte sich auch nichts dabei, weil sie mit Regal wirklich gut befreundet war. Ein plötzlicher Schrei und eine Hand auf ihrer linken Schulter hielt sie von ihrem Vorhaben ab, ehe sie in die Augen des jungen Halbelfen blickte.
 

"Ich... Ich..." stammelte Genis und blickte verlegen gen Boden. Presea konnte doch nicht mit Regal tanzen, oder? Nein, er wollte mit ihr tanzen. Lloyd und seine Freunde duckten sich ein weiteres Mal, denn dieses Mal hatte Kratos den plötzlichen Schrei des jungen Halbelfen sicherlich gehört. "Super... Musst du ausgerechnet jetzt einen Gefühlsausbruch bekommen?" zischte Zelos leise und winkte der Rosahaarigen und Genis zu. "Verschwindet, sonst fliegt unser Plan wirklich noch auf" fügte er leise hinzu und spürte im nächsten Moment einen ziehenden Schmerz in seiner Magengegend. Nicht nur Sheena hatte ihren Ellenbogen in seinen Magen gerammt, sondern auch Lloyd, welcher natürlich von Genis' Gefühlen für Presea wusste.
 

"Ich tanze mit dir, Genis" lächelte Presea und legte ihre Lippen auf seine Wange, weswegen der junge Halbelf noch mehr errötete. Er brachte keinen Ton mehr über die Lippen, ließ sich von Presea die Stufen hinunter führen und verschwand mit ihr in der Menge. Kratos, Regal und auch Raine hatten sehr wohl gesehen, was auf dem Balkon geschehen war, wobei die junge Professorin erleichtert seufzte. In den letzten Monaten hatte ihr Bruder sehr oft von Presea gesprochen und natürlich erahnte sie seine Gefühle für sie. Nun schien er ihr ein wenig näher gekommen zu sein und vielleicht brachte dieser Abend wenigstens ihrem Bruder etwas.
 

"Falscher Alarm" murmelte Kratos leise für sich und blickte nochmals zum Balkon hinauf. Er hätte schwören können, die Stimme von Sheena deutlich vernommen zu haben, aber durch die Musik und die vielen Stimmen in seinem Umfeld konnte er sich auch geirrt haben. Seufzend wendete er sich wieder Raine und Regal zu, welche ihr Augenmerk auf Genis und Presea gelenkt hatten. Ja, der junge Halbelf wirkte unbeholfen, weil er vermutlich zum erste Mal mit einem Mädchen tanzte, aber er wirkte ebenso glücklich. Er schien Presea wirklich sehr zu mögen.
 

"Mh... Wir müssen uns wohl einen anderen Plan überlegen" murmelte Lloyd nachdenklich, denn nun waren Genis und Presea nicht mehr anwesend. "Wieso? Sheena-Mäuschen wird mit Regal tanzen. Mit ihren Traumkörper benebelt sie ihm die Sinne und...". "Du spinnst wohl, du Perversling" knurrte die Schwarzhaarige und rammte ihren Ellenbogen erneut in Zelos' Magen. "Ich gehe..." meldete sich nun Colette zu Wort und erhob sich aus ihrer sitzenden Haltung. Lloyd's Augen weiteten sich und er wollte auch schon seinen Einwand einwerfen, wäre da nicht diese lästige Hand auf seinen Mund gewesen. Wütend stierte er Zelos an, welcher jedoch seinen Kopf schüttelte und schließlich Colette dankbar zunickte.
 

"Bist du dir sicher, Colette? Regal ist ein erwachsener Mann und...". "Das Gute und die Liebe werden immer siegen. Ich möchte, dass Kratos bei Professor Raine bleibt, damit sie wieder glücklich ist. Außerdem ist Regal sehr nett und zeigt bestimmt Verständnis" lächelte Colette die Schwarzhaarige an und schien scheinbar überhaupt nicht zu wissen, wie ein Tanz zwischen einer jungen Dame und einem erwachsenen Mann aussehen könnte. Die Blonde lief entschlossen die Stufen hinab, glättete nochmals ihr rotes Kleid und fuhr sich durch ihr blondes Haar, ehe sie den Tisch erreichte, an welchen Regal saß.
 

"Ähm... Regal, ich... Lloyd hat mich gefragt, ob ich mit ihm tanze, aber... Ich kenne die Tanzschritte nicht" sprach sie den Herzog zögerlich an und tippte ihre Zeigefinger nervös aufeinander. Raine wollte sich schon erheben, denn schließlich war sie Colette's Lehrerin und demnach war es ihre Aufgabe, diese Tanzschritte zu zeigen. Eine Hand auf ihrer Schulter hielt sie jedoch von ihrem Vorhaben ab, ehe sie Regal's Augen studierte. "Keine Sorge, Raine. Ich zeige ihr die Schritte und bringe sie später wohlbehalten zu Lloyd" sprach der Herzog und erhob sich vom Stuhl. Er streckte seine Hand einladend aus, welche die Blonde zögerlich ergriff und lief mit der ehemaligen Auserwählten zur Tanzfläche.
 

"Regal hat angebissen und nun folgt die zweite Phase" grinste Zelos und blickte sich suchend um. Ein Glas wäre nun nicht schlecht, aber Lloyd und Sheena hatten kein Getränk bei sich. Wie sollte er denn um Aufmerksamkeit bitten, wenn er sich nicht mal ankündigen konnte? "Zweite Phase?" wiederholten Sheena und Lloyd synchron und sahen den Rothaarigen fragend an. "Natürlich... Sheena, mein Schatz. Würdest du mir ein Glas und einen Löffel bringen? Ich brauche die Aufmerksamkeit der Gäste" erklärte er und spürte im nächsten Moment einen festen Tritt in seinen Allerwertesten. "Bin ich dein Dienstmädchen, oder was? Beweg deinen Hintern gefälligst selbst" knurrte Sheena, während Zelos und Lloyd ihr den Mund mit ihren Händen zuhielten.
 

"Na schön... Dann eben auf die altmodische Art" murrte Zelos und erhob sich. Rasch ließ er seine blauen Augen über die zahlreichen Gäste schweifen, legte nun ein diabolisches Grinsen auf und setzte sich mit Schwung auf die Brüstung, während er sich lautstark räusperte. Einige Mädchen entdeckten den ehemaligen Auserwählten sofort und binnen weniger Sekunden starrte jeder Gast zum Balkon hinauf. Auch Kratos blickte über seine Schulter, während Raine ein ungutes Gefühl in ihrer Magengegend verspürte. Hoffentlich stellte Zelos nicht irgendwelchen Blödsinn an, denn er trug wieder so ein hinterhältiges Grinsen auf seinen Lippen.
 

"Verehrte Gäste... Der große Zelos Wilder wird nun zu euch sprechen" erhob der Rothaarige seine Stimme und zog im nächsten Moment einen angesäuerten Gesichtsausdruck, da Lloyd und Sheena scheinbar über ihn lachten. "Der große Trottel spricht zu euch" kicherte die Schwarzhaarige, während Lloyd bereits auf dem Boden lag und kaum noch Luft bekam. "Der große Trottel..." wiederholte Lloyd lachend und atmete mehrmals tief durch, um sich wieder beruhigen zu können. "Jetzt seid still, sonst lasse ich euren Verkuppelungsversuch auffliegen" zischte Zelos über seine Schulter und legte wieder ein Lächeln auf, als das Gelächter hinter ihm verstummte. Gut, er konnte seine Rede endlich halten und somit die zweite Phase einläuten.
 

"Ich fordere nun alle Männer im Saal auf, mit ihrer Begleitung zu tanzen" lächelte Zelos triumphierend und natürlich wurde seine Aufforderung befolgt. Einige Mädchen begannen zu kreischen, bettelten um einen Tanz mit ihm, doch der ehemalige Auserwählte blieb unbeeindruckt auf der Brüstung sitzen, zog sein linkes Bein an, stützte seinen Arm auf sein Knie und bedachte Kratos mit einem auffordernden Blick. Wollte der feine Herr etwa nicht? Zelos wusste es nicht und wartete noch einige Sekunden, doch Kratos blieb sitzen, wendete sich nun von ihm ab und trank einen tiefen Schluck des Rotweines.
 

"Moment... Bevor der Walzer beginnt, muss ich noch mein Wort an eine ganz bestimme Person richten" fügte Zelos nun etwas lauter hinzu, während sein Lächeln erstarb. Er hob seine freie Hand, warf sein Haar über seine Schulter und erntete nochmals verliebte Blicke einiger Mädchen, welche unter dem Balkon standen. "Du jämmerlicher Feigling. Sei ein Mann und steh auf, oder...". Lloyd's Augen weiteten sich, ehe er sich hastig erhob und dem ehemaligen Auserwählten den Mund zuhielt. "Bist du bescheuert? Du..." wisperte Lloyd ihm zu, doch die Worte des Rothaarigen schienen Wirkung zu zeigen, da sein Vater tatsächlich aufgestanden war und Raine nun einladend die rechte Hand anbot. Auch Sheena lugte nun aus dem Versteck hervor, starrte hinab zum Tisch und betrachtete das dortige Geschehen mit neugierigen Augen.
 

"Kratos...". "Ich weiß, ich muss mich von Zelos' Worten nicht beeindrucken lassen, aber...". Endlich wurde seine Hand von Raine ergriffen, weswegen er ein zaghaftes Lächeln auflegte. "Seine Worte entsprechen der Wahrheit. In dieser Hinsicht bin ich ein Feigling" gestand er ihr leise, zog sie auf die Beine und lief mit ihr zur Tanzfläche. Dort legte er seine linke Hand auf ihren Rücken, spürte ihre linke Hand auf seiner Schulter und blickte noch immer in ihre blauen Augen.
 

"Du hättest mich nicht zum Tanz aufgefordert?" hinterfragte die junge Halbelfe und folgte seinen Schritten, da vor wenigen Sekunden der Walzer begonnen hatte. Leicht schüttelte der Braunhaarige seinen Kopf, denn er hätte diese einfache Frage, eine eigentliche Bitte, niemals über die Lippen hätte bringen können. Raine lächelte leicht, denn allmählich erahnte sie nun schon sein eigentliches Problem. "Unfassbar... Ich dachte immer, dass du in jeder Situation die Ruhe selbst bleibst, aber...". Lächelnd schüttelte Raine ihren Kopf, während sie nun eine hauchzarte Röte auf seinen Wangen erkennen konnte. "Ich wusste nicht, dass auch du eine schüchterne Seite besitzt" fügte sie leise hinzu und erntete sehr wohl einen vorwurfsvollen Blick seinerseits.
 

Kratos erwiderte auf ihre Worte hin nichts, konzentrierte sich weiterhin auf den Walzer und führte Raine, so wie er es vor etlichen Jahren gelernt hatte. Das Licht wurde ein wenig gedämpft und der Rothaarige stieg nun von der Brüstung, ehe er seine Hand auf Lloyd's Schulter legte. "Mehr konnte ich nicht tun, mein Amigo. Dafür schuldest du mir einen Gefallen, okay?" grinste er den Braunhaarigen an, ehe sich Zelos an Sheena wendete. "Sheena... Schenkst du mir den nächsten Tanz? Ich bin auch brav und behalte meine Finger bei mir". Die Schwarzhaarige überlegte wenige Minuten, ehe sie zögerlich nickte. Sicher war sie sich zwar nicht, aber auf einen Versuch kam es an und so blieb Lloyd allein auf dem Balkon stehen und behielt Professor Raine und Kratos im Auge.
 

"Raine?" murmelte Kratos und studierte ihr nachdenkliches Gesicht. Ihre Augen wanderten immer wieder gen Boden, als achtete sie darauf, ihm bloß nicht auf die Füße zu treten. "Ich... Weißt du...". "Du tanzt zum ersten Mal, nicht wahr?" unterbrach er die junge Professorin und legte ein sanftes Lächeln auf, als Raine wieder zu ihm aufblickte. Ein zaghaftes Nicken war schließlich ihre Antwort, weswegen sich Kratos zu ihr vorbeugte, bis er ihr Ohr erreichte. "Bei einem Tanz solltest du dich auf dein Gefühl verlassen. Ohne Gefühl zur Melodie und zu deinem Tanzpartner wirst du unweigerlich Fehler machen" hauchte er ihr leise zu und schmunzelte, als er ihren Fuß spürte. Vielleicht hätte er doch lieber den Mund halten sollen, da sie nun vollkommen aus dem Takt gekommen war.
 

Der Walzer endete nur wenige Sekunden später, weswegen sich Raine von Kratos löste und in die Richtung des Balkones blickte. Es gab einen großen Balkon, welcher in den Garten führte, direkt hinter dem Haus. "Möchtest du an die frische Luft?" wollte der Ältere in Erfahrung bringen, da er ihrem Blick gefolgt war. Wieder nur ein zaghaftes Nicken ihrerseits, ehe er seinen Ellenbogen anbietend ausstreckte und mit ihr zusammen auf den großen Balkon trat.
 

Vor dem Balkon wuchsen viele verschiedene Rosenarten und Raine ließ es sich nicht nehmen, an eine der weißen Rosen zu riechen. Kratos schmunzelte leicht, wendete sich nun aber den Sternen zu und atmete einige Male tief durch. Dieser Abend brachte einige Erinnerungen hervor, denn mit Anna hatte er einst auch getanzt. Auch bei ihr hatte er seine schüchterne Seite gezeigt, aber schließlich hatte sie den ersten Schritt gewagt. "Kratos... Siehst du dir gern die Sterne an?" murmelte Raine fragend und schlang ihre Arme schützend vor der Kälte um ihren Körper. Der Braunhaarige nickte ihr leicht zu, knöpfte sich sein Jackett auf und legte ihr den noch warmen Stoff über die Schultern.
 

"Danke..." hauchte die junge Halbelfe und blickte nun ebenfalls zum Sternenhimmel auf. Bei ihrer gemeinsamen Reise zur Welterneuerung hatte Kratos stets die Sterne am Himmelzelt beobachtet und Raine glaubte allmählich zu wissen, wieso er bei Nacht immer die Sterne betrachtet hatte. Ob er sich an seine Frau und sein früheres Leben mit ihr und Lloyd erinnerte? Vermisste er gar diese Zeit? Sollte sie den Braunhaarigen diese Frage stellen? Vielleicht war die Stille im Moment erträglicher für ihn, obwohl ihr Herz ihr sagte, dass sie ihm diese Frage stellen sollte.
 

"Du konntest keine Hinweise bezüglich Samiel Selia finden, nicht wahr? Ich habe vorhin ein kurzes Gespräch mit dem König geführt und er sagte, der Älteste der Halbelfen wisse vielleicht etwas. Unsere Suche führt uns also wirklich nach Exire. Die Stadt der Halbelfen". Die junge Professorin lauschte seinen Worten, denn brauchbare Hinweise hatte sie tatsächlich nicht finden können. Es waren Aufzeichnungen vorhanden gewesen, aber die Informationen, welche sie bekommen hatte, hatten Kratos und sie schon längst in Erfahrung gebracht. Raine nickte ihm schließlich zu, denn Exire wäre auch ihr nächstes Ziel gewesen.
 

Kratos seufzte leise aus, betrachtete ihr nachdenkliches Gesicht und trat vorsichtig an sie heran. Zögerlich legte er seinen linken Arm um Raine, welche immer noch kaum merklich zitterte und nun zu ihm aufblickte. Was mochte die junge Halbelfe bedrücken? Er konnte ihren momentanen Gesichtsausdruck sehr wohl deuten, aber er wollte Raine die Chance lassen, sich ihm von alleine zu öffnen. Kratos stutzte jedoch, als er plötzlich ihren Kopf auf seiner Schulter spürte und schlagartig wurde ihm durchaus klar, wie sie im Moment dachte. Sehnsucht konnte er nun ebenfalls in ihren blauen Augen erkennen, ebenso wie die Einsamkeit, welche er selbst auch schon seit Jahren verspürte.
 

"Darf ich dir eine sehr persönliche Frage stellen?" durchbrach Raine nach längerer Überlegung die Stille und spürte, wie er sich von ihr löste, nur um hinter ihr zu treten, während sich zwei starke Arme um ihren Körper legten und die junge Halbelfe an den Oberkörper des Älteren zogen. "Nur zu" erwiderte Kratos und lehnte sein Kinn auf ihre Schulter, betrachtete nochmals ihr Gesicht und erhob schließlich seine linke Hand, mit der er ihr Kinn sanft umfasste. "Ich..." begann Raine zögerlich und erneut blickte sie in seine braunen Augen, wurde von seinen Augen gefangen genommen, während er ihr ein sanftes Lächeln schenkte und seine Hand beruhigend über ihre Wange gleiten ließ.
 

"Liebst du Anna noch?" hauchte sie fragend, denn im Moment verlor sie sich in seinen Augen und endlich hatte die junge Professorin die Frage ausgesprochen, welche ihr seit dem gestrigen Abend auf dem Herzen lag. Warum suchte ihr Herz nach einer Antwort? Raine wusste es nicht und errötete, wendete nun ihren Blick von ihm ab, da sie eine gewisse Angst vor seiner Antwort verspürte. Warum nur? Warum erschien ihr seine Antwort so äußerst wichtig zu sein? Raine konnte sich ihre Fragen einfach nicht erklären und erneut wurde ihr Gesicht durch seine Hand in seine Richtung gedreht. Würde er ihr überhaupt eine Antwort auf ihre dreiste Frage geben?
 

"Anna wird für den Rest meines Lebens einen Platz in meinen Herzen besitzen" erwiderte Kratos ihr offen und ehrlich, schüttelte jedoch leicht seinen Kopf, als sich ihre Augen erneut von ihm abwenden wollten und strich ihr behutsam mit dem Daumen über ihre Wange. "Sie ist und bleibt die Mutter von Lloyd und bevor ich sie töten musste, musste ich ihr versprechen, mein restliches Leben nicht vollkommen allein zu verbringen. Damals konnte ich ihre Worte nicht verstehen, weil ich mir keine andere Frau an meiner Seite wünschte, aber... Einige Jahre später habe ich ihren Wunsch verstanden, denn sie wusste, dass ich mich in der Einsamkeit verkriechen würde" fügte er leise hinzu. Es entsprach nicht seiner Art, so viele Worte an eine Person zu richten, aber Raine verdiente eine aufrichtige Antwort und seine Denkweise ließ sich nun mal nicht in einem kurzen und sachlichen Satz erklären.
 

Die junge Halbelfe wusste keine vernünftigen Worte, sah ihn aus mitfühlenden Augen aus an und erhob nun ihrerseits ihre Hand. Vorsichtig fuhr sie seine Wange mit ihren Fingerkuppen nach, strich ihm das braune Haar aus dem Gesicht und legte ein leichtes Lächeln auf, als er sich seine Augenlider schlossen. Ihre Hand wurde sanft umschlossen, ehe er seinen Kopf hob und seine Stirn an die ihre lehnte. Nur einen kleinen Spalt breit öffnete Kratos seine Augen und bemerkte nun, dass auch Raine ihre Augenlider hatte sinken lassen, während er ihre unregelmäßige Atmung auf seinen Lippen deutlich spüren konnte. Nur für einen kurzen Moment wollte er der beständigen Sehnsucht entfliehen und wollte ihrer beider Einsamkeit zunichte machen. Leicht neigte er seinen Kopf, schloss seine Augen wieder und hielt vor ihren Lippen nochmals inne. Sollte er wirklich diesen Schritt wagen und ihre Lippen zu einem Kuss vereinen? Doch noch bevor er eine Antwort auf seine gedankliche Frage hätte bekommen können, ertönte ein auffälliges Geräusch von der Balkontür her, welches Raine sogar gehört haben musste, da sie sich überhastet von ihm löste.
 

Mit einem missmutigen Gesichtsausdruck sah er über seine Schulter und erblickte gerade noch blondes Haar einer gewissen Person, welche wohl von der Balkontür gezogen wurde. Wieso wurde er eigentlich immer gestört? Gestern Abend der kleine Bruder von Raine und nun schienen all ihre Freunde und auch sein Sohn ein sehr großes Interesse an sein Liebesleben zu haben. Leise seufzte er aus, fuhr sich mit seiner Hand durch sein braunes Haar und blickte zu Raine hinab, welche verlegen den Boden unter ihren Füßen musterte.
 

"Raine... Möchtest du wieder zurück ins Warme?" fragte er mit ungewohnt rauer Stimme und konnte nun seine aufkommende Röte nicht verhindern, da er sie wirklich geküsst hätte. Welche Auswirkungen hätte wohl ein einzelner Kuss? Könnte Kratos, wenn er nur ein einziges Mal seit Jahren seinen Sehnsüchtigen nachgab, noch nach Derris Kharlan zurückkehren? Würde Raine ihn überhaupt gehen lassen? In den letzten Tagen war schon soviel geschehen und im Moment wünschte er sich insgeheim eigentlich nur, seine Verantwortung vergessen zu können.
 

Raine nickte zaghaft, lief mit langsamen Schritten zur offen stehenden Balkontür und verfluchte die eben geschehene Störung, während sich ihre Finger in dem Jackett verkrallten. Kratos hätte sie wohlmöglich geküsst, oder? Ja, er hätte die junge Halbelfe geküsst, aber hätte sie es denn persönlich auch gewollt? Nun, im diesen Moment schon, doch nun machte sie sich Gedanken über mögliche Folgen, welche vermutlich durch einen einmaligen Kuss entstanden wären. Kratos würde nicht bei ihr bleiben, weil er eine Verantwortung auf seinen Schultern trug. Dieser Gedanke stimmte Raine traurig und als sie seine Schritte hinter sich hörte, betrat sie mit ihm den Ballsaal und setzte sich wortlos an den Tisch, wie auch der Braunhaarige, welcher seine Augen durch die Menge schweifen ließ.
 

"Du Tollpatsch... Kratos hätte Raine geküsst, aber...". "Nun mach ihr doch keine Vorwürfe, Zelos. Colette ist nicht mit Absicht gestolpert" unterbrach Lloyd den ehemaligen Auserwählten und stellte sich schützend vor seine Freundin. Natürlich hätte auch er einen Kuss begrüßt, doch nun fragte er sich, wieso Professor Raine ein trauriges Gesicht machte. Wohlmöglich, weil Colette unbeabsichtigt gestört hatte? Nein, wohl kaum, also musste es einen anderen Grund geben. Regal, welcher nun auch endlich von den Plänen erfahren hatte, legte überlegend seine Hand ans Kinn. Raine wirkte aus irgendeinem bestimmten Grund sehr traurig. Wegen der Störung? Nein, vermutlich nicht und vielleicht sollte er Genis fragen, aber der junge Halbelf tanzte noch immer mit Presea und wusste noch gar nichts von dem eben fast Kuss. Nun, der Abend war noch jung und vielleicht erfuhr er später noch die Gründe ihrer Traurigkeit, sofern die Professorin nicht in den nächsten Minuten nach Hause wollte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  xXSakuraHarunoXx
2010-10-22T18:22:18+00:00 22.10.2010 20:22
ahhh du blüüüüüde auserwälte cotläte were das neicht passert wäre alles gut aus gegangn.tolles kapi freuhe mich auf´s nächstes^^.


Zurück