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Kaimyô Ai

Totenname Liebe
von

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Prolog: Schwarz-Weiß-Bunt

Titel: Kaimyô Ai

Prolog: Schwarz-Weiß-Bunt
 

Einsamleit.

Die Einsamkeit war schön und angenehm, wenn man sie wollte. War sie aber erzwungen und unerwünscht, so fraß sie einen von innen heraus auf. Wollte man sie nicht, so leugnete man sie zuerst. Man wollte sie nicht wahr haben. Doch lange konnte man sie nicht zurück halten.

Leise umschlang sie einen und hielt einen fest. Das Umschlingen ging schnell. Man merkte es gar nicht. War man dann gefangen, gab es nur selten einen Weg aus dieser Gefangenschaft.

Manche gewöhnten sich an sie, andere versuchten vor ihr zu fliehen.

Die Einsamkeit trieb Menschen dazu Dinge zu tun, die für viele unbegreiflich waren. Wichtig wäre es erst einmal zu bestimmen, was Einsamkeit war. Für die einen war es, wenn man niemanden an seiner Seite hatte, also wenn man keine Freunde oder keine Familie hatte. Für Andere war sie etwas, dass immer entstehen konnte, auch wenn man Freunde und Familie hatte. Ihrer Meinung nach lag es an der Lebenseinstellung, die bei jedem Menschen anders war.

Was sie nun wirklich war, konnte niemand genau sagen. Eigentlich interessierte es auch keinen.
 

Einsamkeit.

Die Einsamkeit war ein Gefühl, dass einen erdrückte, dass einen gleichzeitig von innen heraus auffraß und dabei Leere hinter ließ.

Um ihm, dem Gefühl des Nichts, zu entkommen, müsste man erst einmal erkennen, dass es da war. Erst danach konnte man etwas dagegen unternehmen.

Was man dagegen tun konnte?

Man könnte sich etwas suchen, dass die Einsamkeit vertrieb. Dies musste kein Mensch sein und auch kein Tier. Ein Bild oder ein Gegenstand wie beispielsweise ein Stein, der füreinen wichtig war, könnte auch ausreichen.

Ob es reichte oder nicht, dies lag an einem selbst. Man musste nur die Augen auf machen um die Einsamkeit zu besiegen und sich mit ihr an zu freunden.
 

Heute war einer der seltenen Tage an denen die Sonne schien und es sommerliche Temperaturen gab. Vor zwei Wochen hatten die Ferien geendet. Es war jetzt elf Uhr fünfundzwanzig.

Er saß da und starrte förmlich aus dem geschlossenen Fenster, obwohl es in dem Raum stickig war öffnete er es nicht. Seine Umgebung nahm er nicht richtig wahr. Als was um ihn herum geschah, nahm er nur halb zur Kenntnis. Seine gesamte Aufmerksamkeit galt dem Geschehen draußen. Viele junge Menschen stande da und unterhielten sich. Ein paar hatten auch eine feste Beziehung. Die einen zeigten es, andere versuchten es zu verbergen.

Jedes Mal, wenn er sie sah, fühlte er eine Leere in sich, die ausgefüllt werden wollte. Er wusste, was er braucht, und er wusste, wer ihm dabei helfen sollte. Leider wusste er auch, dass diese Person ihm nicht helfen würde.

Wenn es doch nur einen anderen Weg aus dieser Leere geben würde. Vielleicht verschwand sie, wenn er nur lange genug wartete. Aber inzwischen wartete er schon zwei Jahre oder länger darauf, dass sie ging.

Er seufzte. Es war doch immer wieder das Selbe mit ihm. Sah er diese verliebten Paare, dann fühlte er die Leere in sich und versank dann in seine Gedanken. Zum Glück fing er sich auch schnell wieder, aber es nervte ab und zu auch sehr. Der heutige Tag würde für ihn eher ein ruhig Tag werden. Dies hoffte er zumindest, denn er mochte es nicht, wenn hektik herrschte oder etwas geschah, dass ihn von seiner wohlverdienten Ruhe abhielt. Man konnte meinen, er wäre faul, aber dies stimmte nicht - zumindest nicht ganz. Ihm war nur nicht klar, warum er unnötig Energie für etwas verschwenden sollte, dass ihn nicht interessierte, ihn nichts anging oder nicht wichtig war. Natürlich könnte man hundert Gegenargumente bringen, doch er ließ sich nicht all zu schnell von seiner Meinung abbringen, warum auch? Er war mit seinem Leben so wie es war eigentlich zufrieden. Aber eben nur eigentlich, denn es fehlte etwas oder besser gesagt jemand fehlte. Diese Person war zwar oft in seiner Nähe, aber sie gehörte nicht zu ihm. War sie erst einmal ein Teil von ihm, dann wäre alles perfekt - egal was andere dann von ihm dachten.

Seufzent stand er auf und packte seine Sachen. Er musste jetzt los. Die Arbeit rief ihn.
 


 

Nihilismus.

Der Nihilismus war für viele etwas Unbekanntes. Dies war auch nicht verwunderlich. Aber auch jetzt war er noch immer für viele etwas Neues, dabei gab es viele die zum Nihilismus gehörten. Einige standen dazu, andere wusste es nicht einmal. Oftmals wurde der Nihilismus mit dem Pessimismus verwächselt, doch sie waren verschieden. Wenn man sich damit beschäftigte, dann verstand man es genauer. Vielleicht sah man dann manche mit anderen Augen. Doch wollte man denn den ein oder anderen mit anderen Augen sehen? War es denn in irgendeiner Art und Weise hilfreich? Ab und zu, ja. Manchmal, nein. Dies lag wie so vieles in der eigenen Hand. Leider sahen dies nich alle so und der Mensch ließ sich eh lieber von anderen lenken. Niemand wollte die Verantwortung für irgendetwas übernehmen, aber jeder wollte frei sein.

Ein großteil der Menschheit glaubte an einen Gott, nur ein ganz kleiner Teil glaubte an nichts. Was manche vielleicht nicht wussten, dass dieser kleine Teil, oft sehr hilfreich war.

Früher verachtete und mied man nicht Gläubige, in der heutigen Zeit erkannte man sie nicht mehr.
 

Nihilismus.

Der Nihilismus war keine Religion, keine Politik, sie war ein Name für Leute, die an nichts glaubten. Man durfte sie dafür nicht bemitleiden, denn es gab keinen Grund für Mitleid. Hatte man sich für den Nihilismus entschieden, gab es sicherlich Gründe für diesen Schritt, doch sollte die gut überlegt sein, denn dies könnte auf das ganze Leben und dem Leben nach dem Tod negative auswirken.

Klar, man konnte mit dieser Einstellung auch glücklich werden, aber meist wurde man mit zunehmenden Alter immer trauriger.

Wer war schon gerne alleine? Eigentlich niemand, oder?

Vielleicht kam Glück gar nicht vom Glauben....
 

Vom Sonnenlicht schützend saß er unter einem großen Baum auf der saftig grünen Wiese. Seine Augen wanderten über die Landschaft. Viele Menschen standen in einigen Metern Entfernung zusammen und unterhielten sich. In seinen Augen flammte kurz ein Funken von Ekel auf, welches aber schnell wieder schwand. Es hatte keinen Sinn sich mit so etwas zu beschäftigen. Vielleicht war er auch einfach neidisch auf die anderen. Dies würden zumindest die anderen sagen.

Andere?

Andere waren anders als er.

Ganz anders.

Sie alle hatten etwas, dass er höchstwahrscheinlich niemals bekommen würde. Dabei sehnte er sich so sehr danach. Seit einigen Jahren ging es ihm schon so. Doch er wusste nicht genau was für ein Gefühl das war, das ihn den ganzen Tag verfolgte und manchmal schlimmer wurde. Vielleicht war er aber auch bloß krank.

Seufzend griff er nach der kleinen, fast leeren Wasserflasche, die neben ihm stand. Er schraubte den Deckel ab, setzte die Flasche an die seine Lippen und trank ein paar kleine Schlücke Wassser. Während er dies tat schloss er seine Augen, die vom ganzen hin und her sehen müde waren. Als er sie wieder öffnete stach ihn das Sonnenlicht, dich er gewöhnte sich schnell wieder an die Helligkeit. Die Flasche hatte er neben sich gestellt.

Er würde noch etwas hier bleiben und die anderen beobachten. Das Gefühl, wenn es denn eins war, würde er einfach weiterhin ignorieren. Vielleicht würde er am Ende dieses Jahres heraus gefunden haben, was ihn so quält.

Die SOnnne schien noch immer erbarmungslos und lachte dabei schadenfroh auf die herab, die nicht gegen sie geschützt waren.

Das waar doch wirklich eine merkwürdige, grausame Welt!

Oder, doch nicht?
 


 

Unberechenbarkeit.

Die Unberechenbarkeit war wohl mehr als Adjektiv "unberechenbar" bekannt. Wie man unschwer erkennen kann bedeutete es etwas negatives - natürlich nicht immer -, aber oft. Für einen selbst war die eigene Unberechenbarkeit gut. Damit kann man die Gedanken gut vor anderen verstecken und Pläne schmieden - vorausgesetzt man brauchte welche. Menschen, die man als unberechenbar empfand, brachte man meistens Misstrauenentgegen und fand sie unsympathisch. Dieses Verhalten war nur menschlich und diente dem eigenen Schutz.

Ab wann man unberechenbar war, konnte niemand genau sagen, denn jeder hatte ein anderes Wahrnehmungs- und Empfindungsvermögen. Im schlimmsten Fall konnte man durch die Unberechenbarkeit einsam werden. Wer wollte schon einen Freund oder eine Freundin vom bzw. der man nie wusste was wirklich in ihr oder ihm vorging. Wenn man eine Familie hatte, ich der man sich gut verstand, dann war die Wahrscheinlichkeit, dass man einsam wurde, geringer, wie wenn eine solche Familie nicht vorhanden war.
 

Unberechenbarkeit.

Die Unberechenbarkeit war hatte neben den Vorteilen auch Nachteile, die manchen sehr zu schaffen machten. Denn leider urteilte der Mensch nach dem Aussehen, sodass er viele Möglichkeiten, jemand nettes kennenzulernen, einfach verpasste. Außerdem konnte man so niemanden tief genug in die Gedanken und in die Psyche schauen. Eigentlich nicht schlimm, doch so mach einen könnte dies mehr als nur das Leben retten.

Jetzt konnte man versuchen jedem in die Seele zuschauen, aber schlussendlich würde es nichts bringen, da man meist nach Gefühlen handelte und dieses konnte man nicht einfach von Heute auf Morgen ändern. Klar, man konnte es ignorieren. doch sah man einer für sich unebrechenbaren Person in die Augen, dann konnte man es nicht ignorieren. Das Gefühl, welches man dabei empfand, würde einen langsam und qualvoll verschlinge, bis man sich ihm hingabe und das Weite suchte.
 

Gelangweilt sah er aus dem Fenster, während er den langen Flur entlang ging. Sein Weg führte ihn nach draußen, aber bis dahin war es noch ein relativ langer Weg. Die Fenster des Gebäudes waren gekippt. Eine kühle, frische Priese wehte von draußen herein. Seine Haare wehten leicht in der Priese. In seiner linken Hand trug er eine Wasserflasche. In der Rechten befand sich ebenfalls eine. Die eine war für einen Freund, die andere für ihn selbst. Ein leichtes Lächeln zierte sein Gesicht. Er war glücklich, zumindest schien es so. Niemand wusste, wie es wirklich war. Niemand wusste, was er wirklich empfand. Niemand wusste, wie er wirklich war. Niemand fragte danach. Niemand!

Trotz der Wärme, die herrschte, schwitzte er nicht - noch nicht. Ohne Hektik stieg er die Treppenstufen runter. Langsam. Jeder Schritt mit sicherheit bedacht. Er wollte immerhin nicht die Treppen hinunter fallen. Wie würde dies nur aussehen. Es würde aussehen, als wäre er zu dumm zum Treppensteigen.

Mitten auf der Treppe blieb er sthen. Ihm war etwas oder besser jemand ins Auge gefallen. Dieser jemand war einfach zu auffälig um unentdeckt zu bleiben. Ob das gut war oder nicht, wusste er nicht. Es konnte manchmal ein Segen, manchmal ein Fluch sein, so sah er das. Als die Person, die seine ganze Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, aus seinem Blickfeld verschwunden war, wandte er sich wieder seinem Weg zu. So langsam wie zuvor bewegte er sich auf den Ausgang zu.

Plötzlich fühlte er sich leer und zu gleich voll. Es war ein Gefühl, das man ab und zu in einer wichtige Prüfung - egal was für eine - hatte. Einerseits wusste man, dass man die Lösung bzw. die Lösungen wusste, und andererseits brachte man nichts auf das Papier oder aus dem Mund. Es war so, als wäre der Kopf voll, aber nicht fähig die Gedanken und die Erinnerungen an andere Gehirnzellen weiter zu leiten, sodass das Wissen da blieb wo es war - irgendwo im Kopf. Dieses Gefühl hatte er oft. Auf einmal fühlte er nichts. Im nachhinein, tat es aber auf eine seltsame Art und Weise weh, wenn er daran dachte. Der Körper ab und zu schon komisch. Also komisch im Sinne von merkwürdig. Mit der Zeit gewöhnte man sich daran, aber es war dennoch immer wieder eine seltsame Sache.

Im Gegensatz zu machn anderen Leute, wusste er, was diese Leere bedeutete, er wusste, was er brauchte, was ihm fehlte. Er hatte nur noch ein paar Monate Zeit um diese Leere zu füllen. War diese Zeit vorbeit haate er eigentlich keine Chance mehr. Aber hetzen durfte er auch nicht, denn dies könnte dazu führen, dass alles erfolglos enden würde. Ein Erfolg war so schon, so gut wie unmöglich. Verlor er gegen die Zeit, würde die Leere noch größer und im Nachhinein schmerzhafter werden als sie eh schon war.

Sein Lächeln war verschwunden und in seinen Augen lag ein trüber Schimmer.
 


 

Zerstörung.

Die Zerstörung war für viele von Grund auf böse. Andere dachten nicht über sie nach, dafür lag sie für einige viel zu weit weg. Einige mussten sich von klin auf damit abfinden, dass die Zerstörung ein fester Bestandteil ihres Lebens war. War sie einmal im eigenen Leben aufgetaucht, verschwand sie oftmals nie. Auch wenn man, nachdem man die Zerstörung überwunden hatte, nicht immerzu an sie dachte, war sie da. Mit den Jahrhunderten ändere sich die Form der Zerstörung. Sie war nun größer, oftmals brutaler. Doch auch schon früher war sie schon sehr brutal.

Die Zerstörung machte vor niemanden halt. Nicht vor Kindern, nicht vor Frauen, nicht vor Alten und Schwachen. Es war egal wie reich oder arm man war, sie kam und nahm einen alles. So unglaublich wie es klang so selten war es eigentlich auch, denn es gab Leute, die die ZErstörung liebten. Man bezeichnete so jemanden als "verrückt" oder "wahnsinnig". Das Beste für einen selbst wäre es, sich von solchen Menschen fern zu halten, doch dies war oft nicht möglich, denn sie kamen so plötzlich wie die Zerstörung selbst, und gingen erst wieder, wenn nichts mehr zu holen war.
 

Zerstörung.

Die Zerstörung war etwas, dass man nicht sofort sehen konnte oder fassen konnte. Man sah sie erst, wenn es zu spät war. Man konnte sie aber nie anfassen, außer sie wurde zum Tier oder zum Menschen.

Kein Versteck der Welt konnte einen vor ihr schützen. Keine Mauer konnte sie aufhalten, egal wie groß, breit oder stabiel sie war. Kein Gefängnis konnte sie fest halten, konnte sie nicht einsperren und für immer verwahren. Man war ihr hilflos ausgeliefert.

Sie war kälter als der kälteste Winter. Sie war brutaler als die grausamste Folter. Niemand konnte sie daran hindern.

Doch auch in der grüßten und schlimmsten Zerstörung konnte man Liebe und Zweisamkeit sowie Hilfsbereitschaft finden, wenn man nur lange genung suchte und die Augen offen hielt. Oftmals zeigten die Menschen in der Vernichtung ihr wahres Geschicht. Es war schwer in anbetracht des Endes zu lügen. Nur wenige schafften es, aber noch weniger schafften es die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden und zu trennen.

Zeigte man sein wahres Gesicht war dies meist positiv, denn viele mochten das richtige Ich mehr als das falsche Wesen.

Der einzige Weg um sie, die Zerstörung, zu vernichten, zu bekämpfen war der Weg des Friedens. Wie der Frieden aussehen, musste jeder für sich entscheiden, was leider auch hieß, dass die Zerstörung irgendwo schlummerte und wartete.
 

Genervt fuhr er sich durch die Haare. Immer wieder sah er prüfend auf sein dunkelblaues Klapphandy. Nichts neues. Eine kleine, schwarze Ameise krabbelte über den staubigen Boden. Mit den Augen folgte er ihrem Weg. Dieser war nicht gerade. Sie ging vor, dann zur Seite, wieder zurück und dreht erneut um. Als das kleine Tier vor seinen Füßen angekommen war, wo es sich im Kreis drehte, hob er einen seiner Füße und trat auf es. Einfach so. Ihm war langweilig. Ein paar Sekunden verharrte er so, dann entfernte er sein Gewicht von dem kleinen, schwachen Wesen, welches trotz dem noch am Leben war. Jetzt war die Ameise wieder frei. Orientierungslos verschwand sie. Ihr Weg war wieder ungerade. Auf und ab. Links, dann rechts. Nach vorne, dann wieder zurück. Irgendwann war sie aus seinem Blickfeld verschwunden.

Mit gelangeiltem Blick sah er auf und ließ seine Augen von rechts nach links und wieder zurück über die grünen und sandigen Flächen wandern. Nichts wichtiges. Vor einer guten halben Stunde war er hier an der Mauer angekommen und seit dem wartete er auf eine Nachricht. Er hatte nicht mehr viel Zeit, denn er musste bald wieder rein und drinnen durfte er nicht an sein Handy.

Erneut sah er auf den Display. Immer noch nichts. Warum dauerte das so lange? Wurde er vergessen? Wehe man hatte ihn vergessen! Dieses Warten, dieses Wetter und diese ganzen Leute, wie er dies alles doch hasste! Wie lange musste er dies alles nich ertragen?

Trotz der enormen Hitze war ihm nicht warm. Ihm war so gut wie nie warm oder kalt. Wobei..., wenn er ehrlich war, war ihm in letzter Zeit oft kalt. Das was ihn sonst immer wärmte fehlte, doch er musste warten.

Sein Handy gab einen Ton von sich. Schnell sah er auf den Display, in dem ein kleines, weißes Kästchen aufleuchtete. Eine neue Nachricht. Mit einem einfachen klick öffnete er diese. Es stand nichts besonderes drin, aber erhatte versprochen auf sie zu warten und zu antworten.

Nach erledigter Arbeit klappte er das Handy zu, welches er kurz davor noch auf "Lautlos" stellte. Er ging in Richtung Gebäude. Jetzt musste er wieder warten, sowie er es schon so oft getan hatte. Einfach nur warten. Ab warten und Tee trinken, sozusagen.

Kapitel 1: Startschuss: Die Zeit läuft!

Kapitel 1: Startschuss: Die Zeit läuft!
 


 

"War es Liebe, Leichtsinn oder Begier? Es flogen Schmetterlinge von dir zu mir. Mit glühendem Herzen der erste Kuss. Schon pochte die Reue, und machte Schluss. Es durfte nicht sein, was im Herzen brannte, ein großes Unglück, das man zu spät erkannte. Blute, Herz, es musste so sein. Für diese Liebe war der Mut zu klein."

von Annegret Kronenberg
 

Die Schritte hallten unnatürlich laut, obwohl er nicht alleine war. Doch für ihn exestierten nur sie. Um ihn herum liefen viele andere Schüler, einige redeten miteinander. Die Sonne schien. Es war Mittag. Er sah seine Umgebung nicht wirklich.

Zielstrebig steuerte er auf ein Zimmer zu, aus dem viele Jungen und Mädchen kamen. Manche grüßten ihn. Vor der Tür blieb er stehen. Suchend sah er sich um. Es dauerte nur ein paar Sekunden bis er das Gesuchte gefunden hatte. Da war er.

Sein Herz hörte auf zu rasen. Es hämmerte nicht mehr gegen seine Brust und drohte auch nicht mehr heraus zu springen. Die Nervosität, die ihn noch vor kurzem beherrscht hatte, war verschwunden. Ruhe breitete sich in ihm aus. Es gab keinen Grund, Angst zu haben, keinen Grund, nervös zu sein, keinen Grund, nicht ruhig zu sein. Er atmete tief durch und strich sich ein letztes Mal die braunen Haare nach hinten. Eine Angewohnheit, die er irgendwann einmal angefangen hatte und sie bis heute nicht aufgegeben hatte.

"Guten Tag, Aizen-senpai. Warten Sie auf jemanden?"

Ja, er wurde gesiezt. Nicht von allen, aber von vielen. Warum das so war, wusste er nicht. Es war ihm auch egal, sollten die Leute doch sagen, was sie wollten.

Die gestellte Frage war für ihn unsinnig. Natürlich wartete auf jemanden, sonst würde er nicht hier stehen. Er war sicherlich nicht zum dumm-herum-Stehen gekommen. Doch er war ein freundlicher Mensch und würde daher solche Gedanken niemals aussprechen.

"Guten Tag. Ja, ich warte auf jemanden." Seine Stimme war die selbe wie immer, wenn er mit jemanden sprach. Freundlich, aber nicht echt. Sie war gespielt. Niemand bemerkte es.

"Auf wen denn?"

Das ging sie nichts an, niemanden ging das was an. Schweigen wäre unhöflich und eine unfreundliche Antwort gehörte nicht zu seiner Art. Er überlegte, was sollte er jetzt tun? Egal was er jetzt tun würde, es wäre falsch. Also musste er wohl oder übel antworten. Aber er wollte eigentlich nicht.

"Grimmjow."

Verwundet wurde er angeschaut. Eine natürliche Reaktion auf die Antwort. Jetzt wollte sie besimmt wissen, warum. Warum? Eine doofe Frage. Es wird schon einen Grund geben, warum er auf Grimmjow wartete. Es ging doch niemanden etwas an. Warum fragten Menschen andere immer, warum sie dies und das taten? Warum?

"Ich möchte mit ihm reden."

Und jetzt würde das nächste "Warum?" folgen. Warum wollte er mit Grimmjow reden? Darum! Er hoffte sehr, sie würde nicht fragen. Er würde keine vernünftige Antwort darauf wissen. Musste er eigentlich auch nicht. Er war ihr keine Erklärung schuldig. Sie schwieg. Zum Glück. Sie ging. Zum Glück.

Aizen sah wieder zu Grimmjow, der sich nun auf den Weg in Richtung Tür machte. Als der andere an ihm vorbei gehen wollte, hielt er ihn fest.

"Was?", fauchte Grimmjow ihn sofort an. Ein Lächeln umspielte Aizens Lippen.

"Lass uns zusammen zu Mittag essen."

"Nein!"

Und schon wollte der Blauäugige verschwinden.

"Ach komm schon, Grimmjow. Lass uns gemeinsam essen", bat der Braunäugige mit einem bedrohlichen Unterton.

Eigentlich war das nicht seine Absicht gewesen, so mit dem Jüngeren zu reden, doch leider konnte er dies nicht steuern.

"Wenn du mich dann in Ruhe lässt..." Weiter kam er nicht, da Aizen meinte, dass er ihn in Ruhe lassen würde, und bereits auf dem Weg in den Pausenhof war. Kopfschüttelnd begab sich der Blauhaarige in die entgegengesetzte Richtung. Schnell machte Aizen kehrt und folgte dem anderen durch die großen, weißen Flure des Gebäudes. Der Weg führte sie auf das Dach der Schule. Dort wehte den beiden Schülern eine angenehm kühle Briese entgegen, doch sie ignorierten diese und setzten sich auf die hintere Dachseite. Auf dieser Seite befand sich kein Pausenhof - zumindest offizel -, sodass sie relativ ruhig essen konnten.

Schweigend setzten sie sich. Ein paar Minuten lang geschah nichts. Aizens Mittagessen bestand aus Reis und Sushi. Das Essen war von seiner kleinen Schwester zubereitet worden, denn sie konnte noch keine anderen Mahlzeiten zubereiten. Seine Mutter war heute Morgen schon sehr früh verschwunden und er selbst hätte sich wahrscheinlich nichts zu Essen mitgenommen, daher war er froh, dass er seine kleine Schwester hatte, welche sich sehr gut um ihn kümmerte, wenn die Eltern nicht zu Hause waren. Manchmal hatte er das Gefühl, er würde sich nicht gut genug um sie kümmern, aber er wusste auch nicht, wie er es besser machen könnte.

Freudig verzehrte er das Essen. Es schmeckte einfach fantastisch. Auf dem Heimweg würde er ihr etwas ganz Besonderes mitbringen. Als kleines Dankeschön. So wie immer.

Grimmjow hatte hingegen nur eine kleine Portion Reis dabei. Diese Tatsache verwirrte den Braunhaarigen etwas, denn er hatte gedacht, dass der andere etwas mehr zu sich nehmen würde. Immerhin musste man viel essen, wenn man so einen durchtrainierten Körper haben wollte. Denn wenn man zu wenig aß, dann wurde der Körper schwach. Und schwach war Grimmjow nun wirklich nicht.

Das Essen befand sich in zwei kleinen farbigen Boxen. Die des Blauäugigen war, was für ein Wunder, blau. Die des älteren Jungen war heute hellbraun.

Ein kühler Wind wehte über das Dach.

"Was willst du, Aizen?"

Grimmjow nannte Aizen immer so, nicht wie die anderen "Aizen-senpai" oder "Aizen-sama". Der Blauhaarige lehnte sich gegen den hohen Drahtzaun, der einen Sturz nach unten verhindern sollte. Der Wind wehte und spielte dabei ein wenig mit seinen Haaren. Seufzend stand Aizen auf und fuhr sich durch das Haar.

"Ich möchte einfach nur in deiner Nähe sein."

"Ich will dich aber nicht in meiner Nähe haben."

Lächelnd stand der Bauhaarige da und sagte nichts. Das war doch eine verrückte Welt. Der Eine wollte die Nähe des anderen, doch der andere wollte dies nicht. Ob es für den Abgewiesenen schmerzhaft war? Desinteressiet wandte der jüngere Junge seinen Kopf und sah auf die Grünfläche, die zwar eigentlich nicht mehr zum Pausenhof gehörte, aber dennoch von manchen Schülern als solcher genutzt wurde. Heute war es etwas anders. Heute war nur eine Person dort. Nur eine einzige. Heute saß jemand unter dem großen, alten Baum, dessen Blätter immer saftig grün und dessen Blüten immer rot waren. Nur eine Person saß heute da und sah zu ihnen hoch. Heute war alles irgendwie anders als sonst. Die ganzen Farben der Welt waren anders. Oder war das nur Einbildung?

Es dauerte eine Weile, bis Grimmjow erkannte, wer da unten war. Eigentlich hätte er den anderen gleich erkennen müssen.

"Wer ist da unten?", fragte Aizen plötzlich.

"Niemand."

Eine knappe, kalte und unfreundliche Antwort - so wie immer. Manchmal fragte sich der Braunhaarige, ob der andere ihn hasse. Hatte er diesem irgendwann einmal etwas angetan? Nachfragen traute er sich nicht. Die Angst, dass Grimmjow ihn wirklich hassen könnte, war zu groß. Die Vögel zwitscherten. Die Blätter der Bäume raschelten und das Gras bog sich im Wind. Ohne Worte verließ der blauäugige Schüler das Dach.

"Warte!"

"Verschwinde!", fauchte Grimmjow wütend.

Erschrocken stand Aizen regungslos da. Hatter irgendwas falsch gemacht? Erst als der Wind zunahm, mit seinen Haaren spielte und an seiner Kleidung zupfte, löste er sich aus seiner Starre. Langsam trat er näher an den Zaun. Er konnte die Person, die unter dem Baum saß, erst nicht erkennen, doch dann wusste er, wer es war. Ein unbeschreibliches Gefühl kochte in ihm hoch.

Der Wind hörte auf zu wehen. Die Temperatur stieg an. Die Vögel zwitscherten. Sie ließen sich dabei nicht stören. Weder vom Wind, der schlagartig kam und ging, nicht von der Hitze und nicht von dem Lärm um sie herum. Sie sangen ihr Lied und nahmen alles andere nicht wahr. Oder doch?

Es war ein Bilderbuchtag.

Schritte ertönten. Er ignorierte sie. Das Quitschen der Tür ließ ihn zu dieser sehen - zumindest in die Richtung. Da sie auf der anderen Seite des Daches war und eine weiße Wand die Sicht versperrte, konnte er nicht sehen, wer gekommen war.

Das Gebäude war fast schon strahlend weiß. Merkwürdig. Ob es jeden Tag auf ein Neues gestrichen wurde? Obwohl, der Himmer, der auch oft strahlend war, wurde nie gestrichen. Oder etwa doch?

Gedankenverloren blickte er zu den kleinen weißen Wolken. Plötzlich verspürte er den Drang, sich in sein Bett zu kuscheln. Leider war dies noch nicht möglich

"Aizen-sama?"

Da der Angesprochene nicht damit gerechnet hatte, angesprochen zu werden, zuckte er erschrocken zusammen und sah zu dem anderen.

"Hä?"

Zu mehr war Aizen nicht im Stande. Es war zwar keine sehr kluge Antwort, aber besser als nichts, oder?

"Die Pause ist bald zu Ende, wir sollten in die Klasse zurück gehen."

Ein Nicken war die Antwort. Aizen warf noch einen letzten Blick auf den, der unten auf der Wiese saß. Wieder dieses Gefühl.

Die beiden Schüler verließen das Dach.

Sie gingen den langen Schulflur entlang.

Wieder hallten die Schritte auf den Fliesen, in seinem Kopf. Sie lenkten ihn ab. Ob er Grimmjow heute noch ein Mal sehen könnte? Wobei, dieser war bestimmt in keiner AG, obwohl, diese fielen heute aus, da könnte er vielleicht mit dem anderen nach Hause gehen. Soweit er wusste, hatten Grimmjow und er fast den selben Heimweg.

Die weißen Wände zogen an Aizen vorbei. Ihm wurde warm. Der Wind kam nicht wieder. Er war müde. Er war froh, dass heute keine AGs waren, dann konnte er gleich nach Hause - mit Grimmjow.

//Verschwinde!//

Es tat weh. Was solte er tun? Er wollte nicht verschwinden. Jetzt noch nicht.

"Gin, woher wusstest du, wo ich bin?"

"Grimmjow kam mir genervt entgegen."

"Das beantwortet nicht meine Frage."

In Gins Gesicht lag das übliche Grinsen. Es war selten, dass er nicht grinste.

"Sie wollten doch mit ihm essen und Grimmjow isst immer auf dem Dach."

"Hast du uns beobachtet?"

Nichts. Keine Antwort, nur das Hallen der Schriite in seinem Kopf und der Satz "Verschwinde!".

Die Anzahl der Schüler nahm zu. Ein paar Lehrer kamen ihnen entegen. Einige schienen in Eile zu sein, andere waren die Ruhe in Person - so wie er. Ihr nächster Lehrer war ein chronischer zu spät Kommer.

Manchmal wurde er von den Schülern gegrüßt. So war es immer. Egal wohin er ging, irgendwer grüßte ihn immer. Dabei meinte er aber nicht die nette Dame an der Kasse und auch nicht den alten Herren, der nebenan wohnte. Er meinte die anderen. Sobald sie ihn sahen, grüßten sie ihn. Es wäre nicht so schlimm, wenn sie ihn nicht immer "Aizen-sama" oder "Aizen-senpai" nennen würden. Ab und zu siezten sie ihn sogar. Was war er denn? Konnte man ihm nicht ganz normal "Hallo" sagen, so wie jedem anderen Menschen auch? Anscheinend nicht.

Gin grinste immer noch, während Aizen immer und immer wieder jemanden zurück grüßen musste. Der Braunhaarige war stets freundlich. Aizen blieb plötzlich stehen. Ihm war plötzlich danach. Sein Körper wollte nicht weiter gehen. Blieb einfach stehen. Er merkte es gar nicht. Es war einfach so. Ohne Grund stehen zu bleiben, war doch manchmal sehr erholsam, oder? Niemand würde je erfahren, warum er stehen geblieben war. So wie niemand jemals erfahren würde, dass seine Freundlichkeit nur gespielt war, dass sein ganzes Ich falsch war. Aber es interessierte auch niemanden.

Die Schritte wurden leiser. Sie entfernten sich von ihm, doch er konnte sie noch hören. Warum? Sie sollten ganzen verstummen, aber das taten sie nicht.

//Verschwinde!//

Wohin sollte er denn verschwinden? Wohin? In welchem Sinne sollte er eigentlich verschwinden? Verschwinden im Sinne von sterben oder im Sinne von "aus den Augen gehen"? Er wusste es nicht. Er machte sich zu viele Gedanken. Am besten, er dachte über etwas anderes nach. Vielleicht über die nicht vorhandene Berühung? Zu gerne hätte er Grimmjow berührt. Eine einzige Berührung in Grimmjows Gesicht, auf seiner Schulter, auf seiner Hand, seiner Brust...

Aizen seufzte. Er sollte nicht an Grimmjow denken und auch nicht an Dinge, die mit diesem zu tun hatten.

"Gin."

Der andere stand direkt vor ihm.

"Glaubst du, dass es einen Sinn macht?"

"Wer weiß."

"Ich hasse es, wenn du mir nicht richtig antwortest."

"Aber Aizen-sama, ich antworte doch richtig."

"Du weißt, wie ich das meine."

Keine Antwort, nur das grinsen in Gins Gesicht und das verstummende Hallen der Schritte. Das Stimmengewirr um die Beiden herum nahm zu. Die nächste Schulstunde stand bevor.

"Lass uns gehen, Gin. Wir sollten nicht zu spät kommen", meinte Aizen während er an dem Silberhaarigen vorbei ging, "Und wisch dir dein dämliches Grinsen aus dem Gesicht."

Dann verschwand er. Er wollte jetzt nicht mehr in der Nähe des anderen sein, er wollte jetzt nicht mehr reden, er wollte in Ruhe nachdenken.
 

Pünktlich zum Unterrichtsbeginn, saß ein schwarzhaariger Junge auf seinem Platz. Nach und nach trudelten auch die restlich Schüler seiner Klasse herein. In ein paar Stunden wäre die Schule zu Ende und die AGs würden anfangen. Diese fielen heute aber aus, daher beschloss er, später in die Bibliothek zu gehen. Eigentlich ging er jeden Tag dorthin, um sich auf den nächsten Schultag vorzubereiten, man konnte ja nie wissen, was die Lehrer so für einen bereit hielten, heute würde er dies einfach etwas vorziehen. Außerdem hatte er in der Schulbibliothek seine Ruhe vor dem ganzen Lärm, den seine Mitschüler verursachten. Manchmal fragte er sich, ob diese es nie gelernt hatten, ruhig zu sein. Einige mussten den lieben langen Tag irgendwelche Geschichten erzählen. Es war schon verwunderlich, dass diesen Leuten nie die Geschichten ausgingen. Nun gut, ob alles, was diese Menschen erzählten, wahr war, musste erst einmal bewiesen werden. Er selber interessierte sich nicht dafür. Es interessierte ihn nicht, wie viel Alkohol jemand getrunken hatte, wie besoffen jemand gewesen war, wie oft jemand Sex hatte oder mit wem. Es war ihm einfach egal. Es gab seiner Meinung nach wichtigere Dinge, als solche Kleinigkeiten, die man sowieso irgendwann einmal bereute.

Jeder Schüler hatte seinen eigenen Sitzplatz. In dieser Klasse waren das fünfundzwanzig Plätze. Zu seiner Linken, der Fensterseite, hatte Grimmjow seinen Platz. Die Lehrer hatten den ständig grimmig drein Schauenden neben den Schwarzhaarigen gesetzt, damit der andere etwas von diesem lernen konnte. Dass dies aber nichts half, stellten sie schon nach kürzester Zeit fest, aber es war auch nicht weiter verwunderlich. Der Blauhaarige schien eine große Abneigung gegenüber seinen Sitznachbarn zu haben.

Jeder kannte den Blauäugigen, was natürlich keineswegs verwunderlich war. Seine Haarfarbe war einfach zu auffällig, aber er mochte sie. Dem Schwarzhaarigen war der andere durch dessen Haarfarbe erst ins Auge gesprungen, bildlich gesprochen. Blau stach einfach aus der Menge hervor. Vor allem, weil die meisten anderen Schüler schwarzhaarig oder braunhaarig waren.

Auf der rechten Seite, der Türseite, saß ein neuer Schüler, dessen Namen der Schwarzhaarige nicht kannte. Vielleicht sollte er sich bei Gelegenheit mal um den Namen kümmern, immerhin war der Grünäugige Klassensprecher und es war ein wenig merkwürdig, wenn ausgerechnet dieser nicht wusste, wie seine Klassenkameraden hießen.

Mit leichter Verspätung kam auch der Lehrer in die Klasse, man konnte ihm ansehen, dass er sich beeilt hatte, aber zu spät war er dennoch. Es gab die übliche Begrüßungszeremonie, um das mal etwas übertrieben auszudrücken. Aufstehen, warten bis alle ruhig waren, den Lehrer oder die Lehrerin begrüßen, sich wieder hinsetzen und dann warten, dass der Unterricht richtig begann. Es gab Momente, da kam er sich wie ein Kleinkind vor. Das Begrüßen war so ein Moment. Des Weiteren, empfanden es einige Schüler als sehr merkwürdig, dass dieser Lehrer vor ihnen, immer erst dann kam, wenn alle an ihren Plätzen saßen. Zuerst dachten alle, es wäre bloß ein Zufall, aber mit der Zeit verschwand dieser Gedanken. So viele Zufälle konnte es gar nicht geben, aber wenn jeder ehrlich war, interessierte es keinen.

Geschichte. Er mochte den Geschichtslehrer nicht. Es war nicht so, dass der Lehrer ungerecht, unsympathisch oder Ähnliches war. Ganz im Gegenteil, er war freundlich, fair, hilfsbereit, vielleicht etwas verplant, aber nett. Trotzdem mochte er ihn nicht. Irgendetwas störte ihn an seinem Lehrer, aber er wusste nicht was. Es fehlte etwas, das sagte „Den mag ich“. Vielleicht waren es die Blicke. Genau, seine Blicke störten ihn. Die Blicke, die plötzlich für einen kurzen Augenblick voller Leben waren, aber schnell wieder diesen Glanz verloren und müde in die Klasse sahen. So war es heute auch wieder. Warum war das so? Eine Frage, die uninteressant war und daher auch nicht beatwortet werden sollte.

In der heutigen Stunde gingen sie viele hundert Jahre in die Vergangenheit zurück. Da das Thema ziemlich wichtig schien und ungefähr die Hälfte des Geschichtsbuches einnahm, würden sie wohl sehr lange an diesem Ereignis sitzen. Eigentlich sollte man nun Mitleid mit den Schülern haben, denn wen interessierten schon Dinge, die so lange zurück lagen, dass man meinen könnte, man würde über die Entstehung der Erde reden. Junge Leute wollten nicht über Vergangenes nachdenken, für sie gab es nur das Hier und Jetzt, sowie die Zukunft. Was sollten sie da mit der Vergangenheit?

Wie so oft, las der Lehrer erst einmal, als eine Art Einführung, einen Text aus einem dicken Geschichtsbuch, welches glücklicherweise nicht das Schulbuch war, vor und erklärte ein paar Dinge. Als Nächstes wurden ein paar Fragen gestellt. Glücklicherweise waren alle so zivilisiert, dass sie niemandem ins Wort fielen oder einfach rein redeten. Das war doch schon mal was, oder?

Im Laufe der Unterhaltung und der oftmals folgenden Diskussion, stellte sich heraus, dass sie die ersten waren, die über dieses Geschehnis unterrichtet wurden. Auf die Frage "Warum?" konnte der Lehrer nicht antworten. Wie es der Schwarzhaarige wusste, dauerte es oft sehr lange, bis Dinge in Geschichtsbüchern auftauchten. Bestimmt gab es hunderte von spannenden und wichtigen Ereignissen, die niemals in einem Geschichtsbuch erwähnt wurden und es auch niemals werden. Warum auch immer.

Desinteressiert sah er stattdessen durch das Klassenzimmer. Er fand die verschiedenen Reaktionen, die es auf Antworten gab, sehr interessant. Vor allem die von Grimmjow.

"Ulquiorra, wie wäre es, wenn du auch etwas zum Unterricht beitragen würdest?" Es war eigentlich keine Frage, sondern eine Aufforderung.

Alle sahen ihn an. Was erwarteten die wohl jetzt von ihm? Dass er irgendetwas Weltbewegendes sagte, oder dass er die Aufforderung ablehnte? Eigentlich wollte er ablehnen, da er gerade überhaupt keine Lust auf ein Gespräch hatte, auch wenn es nur ein extrem kurzes gewesen wäre. Außerdem interessierte ihn das alles nicht. Da er aber ein braver Schlüer war und keine Lust auf unnötigen Ärger hatte, sagte er dann genervt: "Die Welt hat sich seit damals nicht verändert."

So, das sollte für heute genügen. Er hatte etwas zum Unterricht beigetragen und jetzt war Schluss.

Immer noch starrten ihn alle an. Hatte er etwas im Gesicht? Oder hatte er vielleicht auf einer fremden Sprache gesprochen? Unauffällig sah er sich um. Grimmjow war der Einzige, der ihn nicht an sah. Wahrscheinlich interessierte sich der Blauhaarige genauso sehr wie Ulquiorra für den ganzen Blödsinn hier, also gar nicht. Warum also dann auch zuhören? Der Blauäugige sah wie so oft einfach nur stumm aus dem Fenster. Ob da draußen wohl etwas Interessantes war? Wahrscheinlich nicht, aber selbst ein Blatt, das sich im Wind hin und her bewegte, war interessanter als das hier.

"Da hast du Recht, Ulquiorra. Darüber reden wir auch noch, aber erst nächste Stunde."

Der Lehrer setzte seinen Rundgang fort, bis er bei der "was-weiß-ich-wievielten"-Runde neben dem abwesenden Grimmjow ankam.

"Grimmjow."

Er bekam keine Reaktion, daher versuchte er es noch einmal.

"Grimmjow."

Dieses Mal war etwas lauter und auch eine gewisse Strenge war in seiner Stimme zu hören.

"Was denn?", fauchte der Angesprochene wütend.

Es gab viele Dinge, vor denen Schüler Angst hatten, nich alle, aber manche. Eines dieser Dinge war der Lehrer. Wobei, es war nicht der Lehrer selbst, sondern dessen Macht. Aus diesem Grund wollten es sich die meisten nicht mit den Lehrkräften verscherzen und dachten deshalb auch nicht im Traum daran, ihren Lehrer oder ihre Lehrerin anzuschnauzen, beziehungsweise anzufauchen. Grimmjow gehörte zu der Hälfte, dennen es egal war, was die Lehrer von einem dachten. War er wütend, zeigte er dies. Egal ob es ein Lehrer oder ein anderer Schüler war. Ihm war es schlicht und ergreifend egal.

"Trag bitte auch etwas zum Unterricht bei."

Anscheinend hatte der Lehrer das unfreundliche Anfauchen seines Schülers ignoriert oder einfach nur nicht mitbekommen.

"Nein, keine Lust."

Das war wieder etwas, das sich hier nur wenige trauten. Fast niemand widersprach dem Lehrer oder lehnte eine Aufforderung ab. Die Angst vor einem Verweis oder Ähnlichem war einfach zu groß. Die Lehrkraft seufzte. Der blauhaarige Junge war ein anstrengendes Kind. Die Eltern konnten einem Leid tun.

"Bitte!"

In dieser Bitte steckte eine unausgesprochene Drohung, die bereit war, auch ausgeführt zu werden. Seit Ewigkeiten benahm sich Grimmjow so und bis jetzt hatte noch nie jemand mit dessen Eltern gesprochen, aber es gab immer ein erstes Mal. Ein Schüler, der so respektlos und rebellisch war, wie der Blauhaarige, war hier eine Seltenheit und eigentlich auch nicht gern gesehen. Der Junge vor ihm war nicht nur durch seine Haarfarbe auffällig, sondern auch durch sein Verhalten. Und das, was er gerade tat, war nun wirklich das Harmloseste, was er zu bieten hatte. Eigentlich sollte man sich auch nicht aufregen, denn es war wirklich nur etwas Harmloses, aber der Jüngere hatte es in den letzten Jahren einfach zu bunt getrieben, wie man es so schön sagte.

Nach lägerem Schweigen sagte Grimmjow dann doch genervt: "Dieser ganze Schrott interessiert mich nicht! Niemand kann sagen, was damals wirklich passiert ist, und keiner kennt die Hintergründe. Eine Diskussion darüber ist also sinnlos!"

Er drehte den Kopf wieder zum Fenster und sah hinaus. Seufzend klappte der Geschichtslehrer das viel zu dicke Geschichtsbuch zu und begab sich dann zum Pult.

Der heutige Tag wäre morgen oder übermorgen ebenfalls Geschichte. Über Vergangenes zu reden, war sinnlos, auch wenn die Vergangenheit das Leben prägte. Mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck sah Ulquiorra zu seinem Sitznachbarn. Verschiedene Gefühle vermischten sich. Er verstand sie nicht, diese Gefühle.

"Es wäre schön, wenn du dich etwas mehr für Geschichte interessieren würdest, Grimmjow."

Ein weiteres unbekanntes Gefühl stieg in dem Grünäugigen hoch. Wie er es doch hasste, nichts zu verstehen oder zu wissen. Unwissenheit war fatal.

Es klingelte, wodurch er aus seiner kleinen Gedankenwelt gerissen wurde. Das Klingeln bedeutete das Ende der jetzigen Stunde und den Beginn der nächsten. Diese Stunde war nun Vergangenheit - sie war Geschichte.

Der Lehrer wollte, dass Grimmjow noch kurz im Klassenzimmer blieb, der Rest sollte zum nächsten Unterricht, welcher in einem anderen Raum statt fand.

Im Türrahmen blieb Ulquiorra noch einmal stehen, drehte sich um. Eine Welle von unbekannten Gefühlen durchflutete ihn. So schnell er konnte, verschwand er auf den weißen Schulflur.

Leere.

In ihm herrschte plötzlich Leere.

Nur vereinzelt, liefen Schüler über den Gang. Jeder beeilte sich, um rechtzeitig zur nächsten Stunde zu erscheinen. Er nicht, obwohl er sonst immer versuchte, überpünktlich zu sein. So war er einfach, aber nun war ihm das egal, warum auch immer. Die Wände zogen bedeutungslos an ihm vorbei. Der Weg war der selbe wie immer. Die Wärme der Sonne traf seine extrem helle Haut. Ihm wurde warm, aber nur auf der Haut. Innerlich war ihm immer noch kalt. Eiskalt sogar. So, als wäre er innerlich tot.

Die Geschichte der Lebewesen war voller Toter und doch gab es sie immer wieder. Klar, jeder starb irgendwann einmal, aber er dachte da eher an beispielsweise Kriegstote.

Ohne es wirklich bemerkt zu haben, war er in dem Zimmer angekommen, in dem der nächste Unterricht statt finden sollte. Obwohl er einer der Letzten war, die aus dem vorherigen Klassenzimmer gegangen waren, war er der Erste, der mehr oder weniger pünktlich zum Unterricht erschienen war.

Nach einer viertel Stunde trudelten auch die anderen ein. Grimmjow fehlte. Erst weitere fünfzehn Minuten später erschien er. Wortlos setzte er sich hinter Ulquiorra.

Was die wohl zu besprechen hatten? Also, Grimmjow und der Geschichtslehrer. Mit halbem Ohr hörte der schwarzhaarige Schüler der Lehrerin zu. Sie war nett, aber machte meistens keinen Unterricht, was dazu führte, dass sie, die Schüler, mehr Hausaufgaben bekamen. Deswegen war er auch so oft in der Bibliothek.

Gerade erzählte sie von ihrer Vergangenheit - von Dingen, die bereits Geschichte waren.

Ein unbehagliches Gefühl machte sich in ihm breit. Woher es wohl kam? Es war, als würde ihn etwas von hinten hindurch bohren. Es war sehr unangenehm. Das gefiel ihm nicht. Wirklich nicht. Gut, wem gefiel so etwas schon? Niemandem, mit Außnahme eininger Leute, die nicht erwähnenswert waren, gefiel so etwas. Und ihm schon gleich dreimal nicht. Ganz und gar nicht!

Zögerlich drehte er sich um. Wenn das Gefühl, dass ihn jemand von hinten durchbohrte, von hinten kam, dann wollte er wissen, warum es von dort kam oder ob es einfach nur Einblidung war. Er konnte nichts Besonderes oder Auffälliges entdecken - nur Grimmjows blaue Haare. Das unbehagliche Gefühl war noch da. Nun kam es aber nicht mehr von hinten, sondern von vorne. Also aus Ulquiorras Sicht gesprochen.

Er sah sich genauer um. Ein bedrohlicher Blick lag auf seiner Haut. Aber von wem könnte dieser Blick kommen? Von wem?

Grimmjow!

Warum sah der Blauäugige ihn so an? Hatte er etwas Falsches getan oder gesagt? Heute hatte er noch nicht mit dem anderen gesprochen und war ihm auch nicht nahe gekommen. Sie saßen bloß während des Unterrichts nebeneinander oder hintereinander, je nachdem, welchen Unterricht sie gerade hatten, aber ansonsten hatten sie kaum, bis gar keinen Kontakt zu einander.

Wenn er sich richtig erinnerte, dann hatte er am heutigen Tag nur ein einziges Mal etwas gesagt. Dies war für ihn nicht weiter schlimm und seine Mitschüler, sowie Lehrer waren daran auch schon gewisserweise gewöhnt.

Das einzige Mal war in Geschichte gewesen, also in der vorherigen Stunde.

Die Welt habe sich seit damals nicht verändert, das hatte er gesagt. Mit diesen Worten hätte er den anderen nicht verletzen können, doch sicher war er sich nicht. Woher sollte er denn wissen, was im Kopf des anderen vor sich ging. Sollte er mal nachfragen? Würde er eine Antwort bekommen? Fragen kostete nichts und tat nicht weh. Doch was, wenn er keine Antwort bekam? Wie sollte er dieses Verhalten dann deuten? Er wusste es nicht. Er stellte selten Fragen und wenn er es tat, dann meistens nur im Unterricht und die Lehrer antworteten eigentlich immer, außer es war eine persönliche Frage, aber solche stellte der schweigsame Schüler nicht.

Die Lehrerin war kein Problem, denn sie beachtete ihn nicht und erzählte voller Freude ihre Geschichte.

Nach einem kurzen hin und her war es entschieden. So leise er konnte, aber laut genug, dass Grimmjow ihn verstehen konnte, fragte er diesen: "Ist irgendetwas, Grimmjow?" Es war schon irgendwie komisch, den anderen beim Namen zu nennen. Normalerweise sprach er nie jemanden direkt an. Für ihn waren die meisten Leute hier fehl am Platz und sollten lieber verschwinden, aber wen interessierte schon seine Meinung?

Da er keine Antwort bekam, dachte er, dass der Blauhaarige ihn akustisch nicht verstanden hatte. Bei dem Lärmpegel, welcher momentan herrschte, war das auch nicht weiter verwunderlich. Man könnte fast sagen, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen konnte, aber dies wäre wohl ein bisschen übertrieben.

Andererseits, vielleicht hatte Grimmjow ihn ja gehört, denn dieser dreht gereizt seinen Kopf zur Seite und starrte stur aus dem Fenster. Was da draußen wohl so interessant war?

Von diesem Verhalten leich irritiert, drehte sich Ulquiorra um und versuchte, sich auf den restlichen Unterricht, beziehungsweise auf die restliche Märchenstunde, zu konzentrieren. Da es aber nicht so gut klappte wie erhofft, war er froh, dass die Stunde schnell vorbei ging. Immerhin war nicht mehr viel Zeit übrig geblieben. Erst kamen die Schüler zu spät, dann wurde der Unterricht durch Grimmjow unterbrochen, denn dieser bekam kurzzeitig die volle Aufmerksamkeit der Schüler und schlussendlich hatte sich Ulquiorra noch einige Minuten lang mit dem Auffinden des bohrenden Blickes beschäftigt.

Fast schon fluchtartig, verließ der Grünäugige den Raum. Das tat er nur, um Grimmjows bedrohlichem Blick zu entkommen. Erst, als er weit genug weg war, wurden seine Schritte langsamer. Da er sich beim "Weglaufen" nicht auf den Weg, den er genommen hatte, geachtet hatte, stand er etwas desorientiert auf dem Flur.

Nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte, besah er sich seine Umgebung. Weiße Wände, weißer Boden, saubere Fenster, durch die die Sonne schien. Neben ihm eine braune Tür, welche ins Lehrerzimmer führte. Er war in die falsche Richtung gelaufen und das alles nur wegen Grimmjow. Er seufzte. Gut, dann musste er wohl oder übel den ganzen Weg wieder zurück. Schüler sein war manchmal ziemlich anstrengend.

Langsam machte er sich auf den Rückweg. Die letzte Stunde würde bald beginnen, dann würde er in die Bibliothek gehen.

Morgen wäre der heutige Tag Vergangenheit, ein kleines Stück der Geschichte. Dieser Gedanke verursachte ein merkwürdiges Gefühl im ihm.
 

Die Sonne neigte sich dem Boden, trotzdem war es immer noch angenehm warm. Solche Tage waren leider selten geworden. Müde von der heutigen Arbeit, lief ein braunhaariger Mann durch ein kleines Zimmer. In dem Raum stand ein großer, hölzener Tisch, viele Stühle, vier hohe und breite Regale, in denen sich haufenweise Bücher befanden. Das Lehrerzimmer. Ein Ort, der für viele neue Schüler interessant war, aber schnell verließ einen das Interesse. Wer wollte schon ein Zimmer sehen, in dem sich die langweiligen Lehrer befanden, außerdem kamen manche Schüler in das Zimmer, um irgendetwas abzuholen und sie meinten, dort sehe es wie überall aus.

Auf dem Tisch lag ein hoher Papierstapel. Diesen packte er nun in seine schwarze Tasche. Am nächsten Tag würde er anfangen, sie zu kontrollieren. Immerhin wollte er dafür nicht all zu viel Zeit verbrauchen und die Schüler hatten auch keine Lust, lange auf ihre Tests zu warten.

In Gedanken überlegte er, was er am Abend noch machen sollte. Einfach nur herum sitzen und nichts tun wollte er nicht. Das war bei ihm wirklich selten, aber es kam vor. Vielleicht sollte er mit Lilynette in den Vergnügunspark gehen, der bis tief in die Nacht offen hatte?

Gähnend lehnte er sich gegen das Fenster und sah hinaus auf den Schulhof. Um diese Uhrzeit waren eigentlich keine Schüler mehr an zu treffen, da keine AGs waren und die meisten keine Lust hatten, länger als nötig in der Schule zu bleiben.

Zu seiner Überraschung sah er aber, wie drei, scheinbar sehr strebsame Schüler, auf dem Pausenhof standen und sich unterhielten. An seine eigene Zeit als Schüler konnte er sich nicht mehr erinnern. Wahrscheinlich war diese Zeit genauso gewesen wie die jetzige, nur mit dem Unterschied, dass er jetzt Geld für seine Arbeit bekam.

Prüfend sah er auf die Wanduhr. Es würde noch etwas dauern bis Lilynette da wäre. Er setzte sich an den Tisch und kramte in seiner schwarzen Tasche. Da waren die Schulaufgabe der Abschlussklassen, die Stegreifaufgabe der Zehnten und ein paar lustlos hingeschmierte Strafarbeiten.

Er nahm die unkontrollierten Stegreifaufgaben heraus. Diese hatte er gestern geschrieben, aber noch nicht angefangen zu verbessern. Mit einem geübten Blick besah er sich die Arbeiten. Nichts Besonderes. Die, die gut aufpassten, hatten gute Ergebnisse. Die, die schlecht aufpassten, hatten schlechte Ergebnisse. Es fiel ihm nur eine Arbeit ins Augen. Es war die von Grimmjow.

Grimmjow gehörte zu den Schülern von dennen man nie wusste, was in ihnen vorging, auch wenn man nicht diesen Eindruck von ihm hatte. Während des Unterrichts sah der Blauhaarige lieber zum Fenster hinaus, als aufzupassen. Er schien regelrecht von dem Geschichtsunterricht angekotzt zu sein. Wenn er mal etwas zum Stoff, den sie gerade durchnahmen, sagte, dann waren es meistens Kommentare, die zeigten, dass ihm das alles egal war. In den Arbeiten war er meistens im Durchschnitt, ab und zu auch mal drüber, aber meistens eben durchschnittlich.

Es war doch erstaunlich, wie viel Aufmerksamkeit eine einzelne Person auf sich ziehen konnte. Da waren die blauen Haare, die einfach überall heraus stachen, dann war da noch der merkwürdige Charakter, beziehungsweise das seltsame Auftreten Grimmjows. In der Pause war es nicht selten, dass der Blauäugige sich prügelte, ab und zu musste sogar der Notarzt geholt werden, aber im Unterricht war er wie ausgewechselt. Im Unterricht sah er meistens aus dem Fenster und hatte eine nachdenkliche Miene aufgesetzt. Wenn man ihn ansprach, reagierte er nur selten.

Oft hatte der Braunhaarige Grimmjow erklärt, dass er bessere Noten bekommen würde, wenn er mehr aufpassen und mitmachen würde. Des Weiteren hatte er ihm schon all zu oft gesagt, dass er sich nicht prügeln musste, um in irgendeiner Form anerkannt zu werden. Doch jedes Mal wurde er ignoriert. Grimmjow hörte ihm wahrscheinlich nicht einmal zu.

Jetzt, da er die Arbeit des Blauhaarigen sah, änderte er seine Meinung, denn alle Antworten waren richtig. Vielleicht gehörte der Blauäugige zu den Schülern, die einfach länger brauchten oder Grimmjow war selbst zu dem Entschluss gekommen, sich zu ändern. Innerlich hoffte der Braunhaarige, dass Grimmjow weiterhin so gute Arbeiten schrieb, aber ihm war auch klar, dass dies nur eine Hoffnung war, denn man konnte bei Grimmjow nie wissen, was in ihm vorging, auch wenn dieser seine Meinung gerne laut kund gab.

Leider machte sich auch ein ungutes Gefühl in ihm breit. Hatte Grimmjow die Lösungen vielleicht von irgendwem abgeschrieben? Unmöglich, oder?

Ulquiorra war an diesem Tag nicht anwesend, wegen einer wichtigen Schulveranstaltung. Der Kerl, der vor Grimmjow saß, war einfach ein Idiot. Man konnte froh sein, wenn dieser seinen eigenen Namen richtig geschrieben hatte. Der Typ hinter Grimmjow war zwar nicht ganz so blöd, aber auch keine wirkliche Leuchte. Das bedeutete also, dass der Blauhaarige die Lösungen selber wusste.

Mit einem lauten Knall wurde die braune Tür aufgerissen und ein kleines Mädchen trat ein. Sie hatte kurze grünliche Haare - sehr auffällig - und helle, lila Augen - auch sehr auffällig.

"Lass uns gehen, Starrk!"

Ihre Stimme wollte nicht so recht zu ihrer Erscheinung passen. Da stand ein kleines Mädchen, welches sich aber fast wie eine junge Frau anhörte. Starrk war es gewohnt. Ihr Aussehen, ihr Verhalten, ihre Stimme, die so bestimmend wie immer war, das alles war er schon seit langem gewohnt. Nicht einmal Grimmjows Stimme war so bestimmend wie ihre, obwohl man dies nicht vermutet hätte.

Seufzend packte er seine Sachen ein.

"Möchtest du in den Vergnügungspark?"

Ungeduldig wartete das kleine Mädchen. Während sie das tat, sah sie aus dem Fenster. Die Frage des Älteren hatte sie wohl überhört.

"Warum stehen da unten noch Schüler?"

Sie drehte sich nicht um, klang auch nicht fragend. Sie stand einfach nur am Fenster und sah hinaus, ihre Hände lagen dabei auf der Glasscheibe. In diesem Augenblick sah sie, wie ein ganz normales Mädchen aus, das auf den Vater, beziehungsweise auf die Mutter wartete. Vielleicht tat sie dies auch heimlich. Starrk wusste es nicht. Woher auch?

Leicht neugierig stellte er sich neben sie. Tatsächlich, da unten waren wirklich noch Schüler. Es waren dieselben wie noch vor einigen Minuten. Wollten die nicht endlich mal nach Hause gehen? Komische Kinder. Normalerweise gingen so junge Leute bei so einem schönen Wetter doch irgendwo hin, um es zu genießen.

Da er immer noch keine Antwort auf seine gestellte Frage bekam, schwieg er. Zwar hätte er noch einmal fragen können, aber vielleicht wollte sie auch einfach nicht reden. Warum sollte er sie dann also dazu zwingen oder sie nerven.?Sie seufzte plötzlich.

"Mir ist langweilig."

"Möchtest du in den Vergnügungspark gehen, Lilynette?"

Sie hatte ihn also nur nicht gehört oder wollte ihn bloß ärgern, so wie sie es gerne tat.

Gerade eben war das das erste Mal an diesem Tag, an dem er sie bei ihrem Namen nannte. Wobei, es war wohl eher der Name, den er ihr gegeben hatte, weil sie ihren richtigen Namen nicht sagen wollte. Warum, wusste er nicht. Er wusste sowieso ziemlich wenig über sie, aber es war ihm egal. Er mochte sie und sie mochte ihn und das war doch das Wichtigste.

"Klar doch. Das brauchst du gar nicht erst zu fragen."

Freudig drehte sie sich zu ihm und strahlte ihn förmlich an. Dies war einer der Momente, in denen sie ihn wirklich an ein kleines, junges Mädchen erinnerte, was sie auch war.

Lächelnd überprüfte er seine Tasche, ob auch alles Wichtige da war. Es war alles da.

"Wir gehen zuerst einmal nach Hause, dann kann ich die Tasche dort lassen und muss sie nicht mit mir herum schleppen."

Er sprach mehr zu sich selbst als zu Lilynette. Diese stand nun noch ungeduldiger als zuvor am Fenster. Sah aber nicht nach draußen.

"Beeil dich!", quengelte sie.

Die beiden konnten nicht für lange in den Vergnügungspark gehen, da Starrk früh raus musste und daher auch früh ins Bett ging. So wie immer halt.

Ihre plötzlich total kindliche Stimme hallte in seinem Kopf, es war lange her, dass sie sich so sehr wie ein Kind verhielt. Außerdem war ihre Stimme einfach einzigartig.

Ohne Hektik zog er sich die dünne, braune Jacke über.

"Ich bin fertig. Wir können gehen."

Er wartete, bis sie bei ihm war, hielt ihr die Tür auf und nahm sie auf dem Weg aus dem Gebäude an der kleinen Hand. Es war wirklich unglaublich, dass auch er vor vielen Jahren mal so klein gewesen war. Müde trottete er den Gang entlang. Er war immer müde. Vor allem um diese Uhrzeit. Würde er aber Lilynette sagen, dass er müde war, würde sie ihn schlagen. Des Weiteren hatte er ihr ja angeboten, in den Vergnügungspark zu gehen, da konnte er jetzt nicht einfach einen Rückzieher machen. Und auf die Schläge die ihm drohten, wenn er dies doch tat, konnte er verzichten. Sie schlug ihn oft. Immer wenn er müde war und schlafen wollte, außer abends, da schlug sie ihn nicht. Warum? Das wusste er ebenfalls nicht.

Es würde wohl nur einen einzigen Schlaf geben, den er ohne Schläge von ihr schlafen durfte, aber für diesen war seine Seele und sein Körper noch nicht müde genug.

"Nicht schlafen, Starrk!"

Nicht schlafen. Er durfte noch nicht schlafen.

Die Sonne schien ihm und Lilynette ins Gesicht, als sie aus dem Schulgebäude kamen. Es war wirklich noch angenehm warm. Die Wärme und die Sonne machten den eh schon müden Lehrer nur noch schläfriger. Er gähnte. Mit langsamen Schritten trottete er auf die kleine Gruppe zu. Lilynette lief neben ihm. Da Starrk so langsam ging, hatte sie keine Probleme damit, ihm zu folgen. Die Schlafmütze hatte auch ihre Vorteile. Man musste nur wissen, welche und wie man sie nutzen konnte. Und sie wusste es.

Plötzlich blieb der Braunhaarige stehen. Lilynette stand neben ihm und sie sah etwas verwundert zu dem Ältern hoch. Ihre Beine waren auf einmal so müde.

Aufmerksam besah sie sich dann die drei Schüler - sie waren alle viel, viel größer als sie selbst. Das war aber auch nicht sonderlich verwunderlich, denn sie war ja noch ein Kind und Kinder mussten nicht groß sein.

Als Starrk anfing, mit seinen Schülern zu reden, sah sie wieder zu ihm. Es gab Momente, da war er ein ganz anderer Mensch.

Sie gähnte. Auch sie war müde. Besorgt blickte der Lehrer zu ihr runter. Müde erwiderte sie seinen Blick. Er hielt noch immer ihre Hand. Die Hand war warm. Zaghaft zupfte sie mit ihrer freien Hand an Starrks Jacke. Dieser kniete sich zu ihr.

"Was ist denn, Lilynette?"

Seine Stimme klang müde, so wie immer.

"Lass uns nach Hause gehen, ich bin müde."

Er nickte und stand wieder auf. Das monotone Piepsen des dunkelblauen Handys, welches einem der Schüler gehörte, wirkte auf das junge Mädchen wie ein Schlaflied. Plötzlich entfernte sich das Geräusch. Doch warum und wohin, wusste sie nicht. Sie war eingeschlafen. Das einzige, was sie noch wahrnahm, waren Starrks Arme, die sie hoch hoben. Er war ganz warm.
 

Der Schulgong erklang und der blauhaarige Schüler eilte aus dem Zimmer. Sein Hals schmerzte. Seine Sicht war leicht verschwommen. Das ständige Weiß der Flure machte ihn wahnsinnig. Er wollte so schnell wie möglich von hier weg. Hektisch kramte er sein Handy aus der Hosentasche und stellte den Ton auf "Laut". Kaum hatte er dies getan, ertönte auch schon das Nachrichtensignal. Wie viele es wohl dieses Mal waren? Mit ein paar Klicks hatte er die SMSs aufgerufen, es war dieses Mal zum Glück nur eine. Seufzend las er sie sich durch. Ohne geantwortet zu haben, steckte er das Handy weg. Er würde sich später damit befassen. Ruhiger als noch vor wenigen Sekunden, holte er seine Straßenschuhe aus dem kleinen, viereckigen, weißen Kasten. Jeder Schüler hatte einen. Morgens zogen sie sich hier die Straßenschuhe aus und schlüpften in die "Hausschuhe", abends das Selbe.

Warum war hier eigentlich alles weiß? Kannten die Menschen heutzutage keine anderen Farben mehr? Lange befasste er sich nicht mit diesen Gedanken, es gab Wichtigeres als die nicht vorhandenen anderen Farben. Die herrschende Stille war angenehm und ließ einen gut nachdenken, auch wenn das nicht seine Art war, doch in den letzten Jahren blieb ihm einfach nichts anderes übrig. Leider Gottes dauerte die Ruhe nicht lange, denn eine kleine Horde lauter Jungen und Mädchen war im Anmarsch. Es war doch bemerkenswert, dass ein paar Leute so viel Lärm machen konnten. Er war froh, dass er nicht wie die meisten Schüler aus hatte, denn die wären um einiges lauter und wen interessierte es schon, ob der oder der Star der Beste war, oder ob die oder die andere eine Schönheitsoperation hinter sich hatte? Also ihn ganz bestimmt nicht. Der Grund, warum er nicht wie die anderen aus hatte war einfach, er musste - mal wieder - nachsitzen. Was er dieses Mal angestellt hatte? Gar nichts, laut seiner Aussage, aber Lehrer hatten ja immer eine andere Meinung, als die Schüler und wussten sowieso immer alles besser, dabei waren es alles nur Idioten. Wie sehr er doch Schule hasste! Es gab fast nichts Nervigeres als Schule.

Als er sich gerade zum Gehen gewandt hatte, wurde er festgehalten.

"Was?!", fauchte er bedrohlich.

"Wie wäre es, wenn wir zusammen nach Hause gehen? Wir haben den selben Weg."

Diese übertriebene, künstliche und für Grimmjow unausstehliche Stimme - Aizen! Hatte dieser nicht versprochen, ihn in Ruhe zu lassen?

"Verschwinde!", keifte der Blauhaarige.

"Nein."

Der heutige Tag war doch einfach schrecklich. Er riss sich los und stapfte aus dem Gebäude. Der andere folgte ihm. Hatte Aizen denn nichts Besseres zu tun, als ihm zu folgen?

Ignorieren.

Einfach ignorieren.

Bloß keinen Gedanken an den Verfolger verschwenden.

Links und rechts liefen die restlichen Schüler vorbei. Mitten im Hof blieb Grimmjow auf einmal stehen. Der braunhaarige Junge lief fast in seinen Vordermann. Verwirrt sah der Braunäugige auf den Rücken des Jüngeren.

Die Sonne schien tapfer weiter.

Ein monotones Piepen ertönte. Immer und immer wieder. Die Hand wanderte zur Hosentasche, aus der er das kleine blaue Klapphandy herausholte. Jedes Mal, wenn Grimmjow eine Taste drückte, gab das kleine Ding einen Ton von sich.

Sie waren nun alleine.

"Hattest du heute keine AG?"

"Nein, sie ist heute, so wie alle AGs, entfallen."

Warum hatte er nie Glück?

"Warum bist du dann nicht nach Hause gegangen?"

"Ich hab auf dich gewartet."

Dieses Gespräch würde zu nichts führen. Aizen war eine Nervensäge und ein Trottel. Warum hatte Grimmjow nie Glück? Es war zum Heulen.

Die Minuten verstrichen, während Grimmjow seine gesamte Aufmerksamkeit dem Display schenkte und Aizen ihn betrachtete. Es war, als würde die Umgebung nicht mehr exestieren, als würde es keine Zeit geben. Keiner bewegte sich.

Aizen beobachtete den Blauäugigen ganz genau. Die Haare des anderen wehten leicht im Wind nach hinten. Er betrachtete den Daumen, der von einer Taste zur anderen wanderte. War es abartig, jemanden so zu beobachten? Wohl eher nicht, oder? Es gab Schlimmers, oder? Ohne es zu merken, streckte er seine Hand nach Grimmjows Schulter aus. Erst als er kurz davor war, diese zu berühren, begriff er, was er da tun wollte. Rasch zog er seinen Arm zurück.

//Verschwinde!//

Die beiden standen seit knapp einer halben Stunde auf dem Pausenhof.

//Nein!//

Innerlich hoffte Grimmjow, dass Aizen die Warterei satt hatte und ging, aber lange ließ er Aizen nicht in seinen Gedanken. Außedem hatte er immer noch Pech, denn Aizen blieb. In letzter Zeit wurde er vom Pech verfolgt und der heutige Tag war dann wohl das Pünktchen auf dem "i".

Ein paar Male sah der Blauhaarige auf, um seine Augen etwas zu entspannen.

"Hasst du mich?"

Diese eine Frage lag Aizen schon so lange auf der Zunge, aber bis jetzt hatte er sie noch nie gestellt und würde es vermutlich auch nie tun. Er wusste nicht, was er als Antwort erwartete oder erwarten sollte, aber egal was es für eine sein sollte, sie würde alles ändern, oder? Doch, wenn er nicht fragte, würde er keine Antwort bekommen. Selbst wenn er sie stellen würde, würde er dann eine Antwort bekommen? Vielleicht würden nur die Vögel zwitschern, so wie jetzt, vielleicht würde dann auch das Piepsen des Handys zu hören sein, wenn er fragte und wartete, dass er eine Antwort bekam.

Wie lange sie schon hier standen? Ob der Jüngere nicht nach Hause wollte?

"Grimmjow, möchtest du nicht langsam nach Hause gehen? Es wird langsam spät."

"Ich habe keinen Grund zur Eile. Du solltest aber langsam mal gehen, sonst macht sich deine Familie Sorgen um dich."

Auf Grund der ersten Aussage, schlussfolgerte der ältere Schüler, dass der Jüngere Probleme Zuhause hatte. Vielleicht war dies eine zu schnelle Schlussfolgerung, aber wenn man jemanden mochte, dann tat man manche Dinge oftmals übereilt.

Sorge machte sich auf seinem Gesicht breit. Es stimmte ihn traurig, dass der Blauäugige Probleme hatte.

Schritte waren zu hören. Neugierig drehte Aizen sich um. Braune Augen erblickten grüne. Schnell kramte er in seinem Gedächtnis, welches extrem gut war, nach dem Namen des Grünäugigen. Der Name. Wie lautete der Name? Irgendetwas mit "u", wenn er sich nicht irrte. Also alle Namen mit "u" durchgehen.

U... u... Ulquiorra. Irgendso ein etwas ungewöhnlicher Name.

Der Neuankömmling blieb bei den Beiden stehen.

"Guten Tag, Grimmjow."

Emotionslos wandte er sich nun zu dem älteren Schüler.

"Guten Tag, Aizen-senpai."

"Guten Tag, Ulquiorra", grüßte der Angesprochene zurück.

Mit der freien rechten Hand fasste sich Grimmjow an den schmerzenden Hals. Seine Sicht verschwamm noch etwas mehr. Er sollte jetzt lieber gehen.

"Hast du Halsschmerzen?", fragte Aizen besorgt.

Diese freundliche, künstliche und besorgte Stimme nervte den Angesprochenen. Nein, er hatte keine Halsschmerzen, er versuchte sich gerade zu erwürgen! Schweigend nahm er seine Hand von dem Hals und widmete sich weiterhin seinem Handy. Und wieder lag seine Aufmerksamkeit auf dem Display, sodass er nicht anfing nach Hause zu gehen.

"Wenn du Schmerzen hast, dann geh lieber nach Hause. Mit so etwas sollte man nicht scherzen."

Verwundert sah Grimmjow zu Ulquiorra.

"Was machst du denn hier?"

"Nichts."

Die beiden schwiegen sich kurz an.

"Wie lange steht ihr hier schon?"

Auch wenn der Schwarzhaarige indirekt beide fragte, erwartete er die Antwort von seinem Klassenkameraden.

"Ungefähr eine dreiviertel Stunde."

Kurz flammte Erstaunen in den grünen Augen auf. Trotzdem fragte er nicht, warum die Beiden hier so lange herum standen.

"Wir sollten nach Hause gehen. Unsere Eltern sorgen sich bestimmt schon."

"Na und?"

"Ist es dir egal, wenn deine Eltern sich um dich sorgen, Grimmjow?"

Schweigen.

Also hatte er wirklich Probleme Zuhause.

"Was ist los?"

"Was soll schon sein?"

"Wenn du Probleme hast, dann sag es", forderte ihn Aizen auf.

Der Wind wurde stärker und kühlte die warme Haut der Drei. Das Rauschen der Blätter war zu hören. Die Sonne schien noch immer. Heute war eigentlich ein wunderschöner Tag.

Die drei Schüler standen schweigend beisammen. Seufzend strich sich Grimmjow durch sein Haar. Er sollte wirklich langsam nach Hause. Ja, er sollte jetzt wirklich gehen. Was er sich wohl zu Essen machen sollte?

Auf die kleine Gruppe kam ein braunhaariger Mann zu. An seiner Hand hielt er ein kleines Mädchen. So freundlich wie immer grüßte Aizen. Ulquiorra schwieg. Grimmjow ignorierte seine Umgebung.

"Gibt es einen Grund, warum ihr hier noch rum steht?"

"Ich war noch in der Bibliothek", erklärte der jüngste in der Runde.

"Und ich warte auf Grimmjow, weil ich mit ihm Heim gehen möchte. Warum sind Sie noch hier Starrk-sensei?"

"Ich hatte noch etwas zu tun."

Besorgt sah Starrk zu Grimmjow, welcher plötzlich wie ein Geistesgestörter auf seine Handytastatur mehr oder weniger einschlug.

"Ist mit ihm alles in Ordnung?"

"Wahrscheinlich nicht. Er hat Probleme Zuhause, zumindest klang es vorhin so."

"Verstehe."

Während Aizen und Starrk sich weiter unterhielten, konzentrierte Ulquiorra sich auf seinen Klassenkameraden. Das monotone Piepen drang an sein Ohr. Der Blauhaarige war wirklich sehr auffällig. Er stach mit seinen Haaren aus dieser fast farblosen Gegend hervor.

"Warum willst du nicht nach Hause?"

"Hä? Ich habe nie behauptet, dass ich nicht nach Hause will. Ich wollte nur, dass Aizen endlich verschwindet. Ich wusste ja nicht, dass der so blöd ist und hier mit mir rum steht."

Sein Blick lag auf dem Grünäugigen.

"Dann ist ja gut."

"Was ist gut?"

"Dass du keinen Ärger Zuhause hast."

Und schon wieder sah der Blauhaarige auf seinen Display. Hatte der nichts Anderes zu tun, als ständig auf dieses Teil zu starren, als würde sein Leben davon abhängen? Was war an diesem kleinen Ding nur so interessant?

Plötzlich lief Grimmjow los. Verwirrt sahen ihm Starrk, Aizen und Ulquiorra nach. Der Wind wehte über die Landschaft und spielte mit den Haaren der Zurückgebliebenen.

Kapitel 2: Krank?

Kapitel 2: Krank?
 


 

Seine Augen, sie leuchten.

Sein Mund, er lächelt.

Seine Stimme, sie schweigt.

Sein Herz, ist eiskalt.

{ Jennifer Burghardt }
 

Die ersten Sterne leuchteten am Himmel. Die Straßenlaternen erhellten die Straßen und stellten das Licht der Sterne in den Schatten. Der Mond wurde von ein paar Wolken verdeckt, die den Anschein machten, als würden sie sich beeilen an ihm vorbei zu ziehen. Ob sie Angst vor dem Mond hatten? Unmöglich, es waren doch nur Wolken. Sie hatten kein Leben in sich, oder? Ab wann lebte man? Ab wann lebte man nicht? Ab wann war man ein Mensch und ab wann ein Monster?

Die Sonne war vor ein paar Stunden untergegangen und langsam schwand die Hitze des Tages. Eine angenehme Kälte breitete sich in den Straßen der Stadt aus.

Durch die geöffnete Balkontür strömte die klare, kühle Luft in das Innere der Wohnung. Der leichte Wind spielte ein wenig mit dem dunklen Vorhang, ließ ihn immer wieder ein bisschen nach hinten wehen und dann wieder nach vorne fallen.
 

In der Wohnung war es still. Fast so, als wäre niemand da. Die Lichter waren aus und überließen der Dunkelheit die Macht, die nur durch das Leuchten der Straßenlaternen bedroht wurde.

Lautes Atmen zerstörte die Stille. Er war erschöpft. Seine hellblauen Haare hingen ihm nass im Gesicht. Ein paar Strähnen klebten an seiner feuchten Haut. Vor einer Stunde war er aus der Dusche gestiegen und hatte sich an der Wand in seinem Wohnzimmer nieder gelassen. Seit einer Stunde wartete er schon darauf, dass ihm kälter wurde, aber nichts geschah. Die Hitze, die seinen Körper gefangen hielt, hielt an. War er krank? Falls ja, war es dann besonders ratsam, mit freiem Oberkörper und feuchter, schwitziger Haut herum zu sitzen, während die Balkontür leicht offen stand? Er wusste es nicht. Bis jetzt war ihm so etwas nie passiert und freiwillig befasste er sich mit solchen Dingen nicht. Warum sollte er?

Die weißen Wände waren unnatürlich hell in der Dunkelheit. Er konnte sie langsam nicht mehr sehen, diese weißen Wände. Warum musste immer alles weiß sein? Was war so toll an dieser Farbe?

Er schloss seine blauen Augen. Er war müde. Sein Hals schmerzte immer noch. Mit der linken Hand griff er sich an den Hals, so als ob der Schmerz so verschwinden würde. Langsam fuhr er mit den Fingern über die Haut. Es war alles wie sonst. Das Einzige, was anders war als sonst, waren die Schmerzen, die er bei der Berührung empfand.

Das half alles nichts. Er wusste nicht, was er hatte. Sein Körper war schwach und er hatte das Gefühl, jede Sekunde zu zerfallen, also musste er wohl oder übel jemanden um Hilfe bitten. Er könnte zwar zum Arzt gehen, aber was, wenn er nicht krank war? Dann könnte ihm auch kein Arzt helfen, daher musste er jemanden fragen, der mehr Ahnung hatte als die Ärzte hier. Mühsam stand er auf, dabei stützte er sich mit der rechten Hand an der Wand, die hinter ihm war, ab. Als er dann fest auf beiden Beinen stand, wartete er noch ein paar Sekunden. Mit seinen Augen fixierte er das Telefon, welches auf der anderen Seite des Wohnzimmers stand. Vorsichtig machte er den ersten Schritt. Seine Sicht war erheblich beeinträchtigt. Er war froh, dass er nur geradeaus gehen musste. Kurven oder Ähnliches wären in seiner Verfassung wohl fatal gewesen. Fast schon sehnsüchtig streckte er seine Hand nach dem Hörer des Telefons aus. Nur noch ein kleines Stückchen und er hätte das Teil in seiner Hand, nur noch ein kleines Stückchen.

Er atmete schwer. Der Schweiß lief ihm langsam über die erhitzte Haut, doch kühlte er nicht. Die frische Nachtluft ließ ihn auch nicht abkühlen. Seine Haut brannte. Wenn er seine Augen schließen wollte, dann fingen sie an, erbarmungslos zu brennen und zwangen ihn somit dazu, sie wieder zu öffnen. Die zerzausten Haare und die matten Augen ließen ihn verloren wirken und das war er auch, zumindest jetzt. Normalerweise brauchte er sich nur einmal durch die Haare zu fahren, damit diese wieder an ihrem Platz lagen, bis auf die paar Strähnen, die ihm immer im Gesicht hingen. Normalerweise waren seine Augen leuchtend blau. Sie strahlten eine unterdrückte Lust aus, eine, die nur darauf wartete, heraus zu dürfen. Eigentlich lag ihn seinen Augen eine leise Drohung, die allen klar machen sollte, dass er der Stärkste war.

Mit kraftloser Hand nahm er den Telefonhörer in die Hand und tippte mit der anderen die gewünschte Nummer ein. Dies dauerte ein Weilchen, weil seine Sehkraft extrem schwach war. Er war froh, dass er die kleinen Ziffern überhaupt erkennen konnte. Nachdem er die Nummer getippt hatte, hob er den Hörer langsam an sein Ohr und wartete. Er wusste nicht, wie lange oder kurz er gewartet hatte, aber es war irgendwie erlösend, als er die genervte Stimme des Angerufenen hörte. Freundlicherweise wurde er heute sogar bei seinem Namen begrüßt und nicht wie sonst mit "Idiot", "Bastard" oder Ähnlichem.

"Scheint, als wüsstest du noch meinen Namen."

Er wartete auf eine Reaktion, doch diese blieb mehr oder weniger aus.

"Wäre es möglich, dass ich morgen vorbei komme?"

Er wollte das Gespräch so schnell es ging beenden, auch wenn dies bedeutete, dass er nett zu dem Anderen sein musste.

"Ich glaube, ich werde oder bin krank, aber ich bin mir nicht sicher."

Erschöpft stützte er sich auf dem kleinen Schrank, auf dem das Telefon stand, ab. Seine Augen waren halb geschlossen, ganz schließen konnte er sie nicht, dann würden sie wieder anfangen zu brennen und ihn zwingen, sie wieder zu öffnen.

Wütend verzog er sein Gesicht. Sein Griff um den Hörer wurde fester. Wie sehr er den Anderen doch hasste. Wie sehr er sich doch den Tod des Anderen wünschte. Musste man ihn jetzt auch noch fertig machen? Es ging ihm auch ohne demütigende Worte schlecht genug. Heute war einer der Tage, an denen ihn verletzende Worte wirklich verletzten. Weil er so geschwächt war, konnte er nicht mal zu einem verbalen Gegenschlag ausholen. Er musste sich die Wörter, die ihn erreichten, gefallen lassen. Glücklicherweise dauerte das Demütigen und Beleidigen dieses Mal nicht lange, was wohl daran lag, dass er selbst nichts zu sagen hatte.

"Ja, ich lebe noch."

Was für eine dämliche Frage. Wenn er nicht mehr leben würde, dann würde er wohl auch nicht telefonieren können. Andererseits, er war doch schon tot - irgendwie.

"Wie es sich anfühlt?"

Ja, wie fühlte es sich eigentlich an? Also; sein Körper, seine Seele, sein ganzes Ich. Wie fühlte es sich momentan an? Er überlegte kurz. Wie sollte er es beschreiben? Ihm fehlten die Worte. Trotzdem versuchte er, es so gut es ging zu beschreiben. Er versuchte, die unnatürliche Hitze, die auf seiner Haut lag, zu beschreiben. Er versuchte, die Kälte seiner Hände, der Füße und der Seele zu erklären. Wollte so gut es ging verständlich machen, dass er nicht er selbst war und doch irgendwie schon. Sein ganzer Körper fühlte sich an, als würde er nicht ihm gehören. Er kam sich selber fremd vor und doch so vertraut. So, als würde man morgens in den Spiegel schauen und einem würde ein weißes, krankes Gesicht mit fast schon leblosen Augen entgegen blicken. Der Verstand sagte einem zum Einen, dass die Person, die einem entgegen sah, man selbst war und auf der anderen Seite wollte er einem sagen, dass man es nicht war. Es war, als würde man jemanden treffen und denken, dass man ihn schon mal gesehen hatte, weil das Gesicht des Anderen einem bekannt vorkam, man aber wusste, dass man den Anderen zum ersten Mal sah. Diese Art von Fremdheit und Vertrautheit spürte er und sie sorgte für ein unangenehmes Gefühl, das man aber nicht Angst nennen konnte.

Der Schweiß lief über sein erschöpftes, markantes Gesicht und tropfte von seinem Kinn auf den Boden, wo er einen dunklen Fleck hinterließ, welcher aber kurz drauf wieder verschwand.

Ab und zu verschwand dieses Gefühl für kurze Zeit, nur um dann wieder zu kommen und sich stärker als zuvor breit zu machen. Dann ging es wieder und kam erneut.

Erschöpft schloss er die Augen, aber nicht für lange. Sie taten ihm schon nach kurzer Zeit weh. Müde öffnete er sie wieder. Sein Gesprächspartner redete. Aber worüber? Er verstand kein Wort. Die Sätze drangen nicht in seinen Kopf.

"Hey, Kampfzwerg, mir geht es beschissen, wären Sie also bitte so gut und würden auf den Punkt kommen?"

Es war ungewöhnlich für ihn, höflich oder rücksichtsvoll zu sein. Zwar siezte er den Anderen, doch durch seine Beleidigungen versuchte er, dies zu überspielen. Er wusste nicht, warum er das tat und es war ihm auch egal, vor allem jetzt.

Netterweise wurde seine Bitte erhört.

"Gut, dann werde ich morgen vorbei kommen."

Für ihn war das Gespräch beendet, doch scheinbar hatte der sogenannte Kampfzwerg noch etwas zu sagen. Zuerst hörte Grimmjow nicht richtig zu, doch plötzlich war er ganz Ohr. Das kleine Mistkind, wie der Andere ebenfalls liebevoll von dem Blauhaarigen bezeichnet wurde, hatte also gleich zwei Überraschungen für den eben Genannten. Das konnte ja heiter werden. Misstrauisch fragte er: "Was sind das denn für Überraschungen?"

Ihm war klar, dass er keine richtige Antwort bekommen würde, denn wenn der Andere jetzt etwas verraten würde, wäre es ja keine Überraschung mehr.

Grimmjow behielt Recht, ihm wurde nur mitgeteilt, dass die erste "schöne" - ob die nun schön war oder nicht musste sich erst noch herausstellen - Überraschung bald da sein würde.

Das Nächste, was er zu hören bekam, war das monotone Tuten des Telefons.

Er konnte es nicht fassen, dieses kleine, minderwertige Etwas hatte einfach aufgelegt. Es war doch jedes Mal dasselbe mit diesem Subjekt. Ja, Grimmjow liebte den Anderen mehr als alles Andere auf der Welt.

Wütend warf der blauhaarige Oberschüler den Hörer auf seinen Platz. Wie konnte ein einzelner Mensch, falls dieser Giftzwerg einer war, nur so abartig sein? Nicht einmal der Teufel höchstpersönlich war so sadistisch wie dieses Kleinkind.

Sein ehemaliger Gesprächspartner hatte viele Namen, aber keiner konnte Grimmjows gesamte Abneigung gegen diese Person widerspiegeln, daher gab er ihm so viele verschiedene Namen. Die einen wirkten nett, die anderen nicht. Leider hatte er die seltsame Angewohnheit, den Kampfzwerg zu siezen. Für Außenstehende klang es mehr als nur merkwürdig, wenn er anfing, das Scheißkind zu beleidigen und gleichzeitig zu siezen. Er selbst bekam das kaum noch mit.

Um sich etwas zu beruhigen, steuerte er langsam auf das Sofa zu, welches sich in der Mitte des Raumes befand. Er konnte sich noch daran erinnern wie er hier eingezogen war. Es gefiel ihm hier irgendwie, aber irgendwie war ihm das alles hier viel zu merkwürdig. Wer stellte schon ein Sofa mitten in den Raum? Hätte er sich beschwert, wäre er wahrscheinlich in eine grausamere Wohnung gekommen, daher gab er sich hiermit zufrieden, und wenn er ehrlich war, so schlimm war es hier nicht, auch wenn die Raumaufteilung nicht gerade die normalste war.

Erschöpft setzte er sich und sah sich zum ersten Mal richtig in seiner Wohnung um. Obwohl er seit mehr als drei Jahren hier lebte, hatte er sich nie richtig umgesehen. Es gab dazu auch keinen Grund, er wusste, wo sich welches Zimmer befand. Doch jetzt, da er es tat, fiel ihm auf, dass ihm Manches noch nie so richtig aufgefallen war.

Gut, die Einrichtungsgegenstände, waren auch nichts, was man als "normal" bezeichnen konnte, allein diese Farben - Blau, Türkis, Orange - waren für ihn unbegreiflich. Die weißen Wände waren wohl das einzig Normale hier. Deswegen passten sie hier auch nicht hin. Hier durfte nichts normal sein, weil hier niemand war, der normal war.

Unbewusst starrte Grimmjow die Tür, welche gegenüber der geöffneten Balkontür lag, an. Sie führte auf den kleinen Flur, der wiederum zur Haustür führte, die logischerweise die Außenwelt von dem Inneren der Wohnung abgrenzte. Manchmal fühlte er sich sicher, wenn er daran dachte, dass er die Tür absperren konnte und dann eigentlich niemand mehr ohne seiner Erlaubnis eintreten konnte. Im nächsten Moment lachte er immer über diese Gedanken. Er brauchte keine Angst zu haben. Würde es jemand wagen, hier einzudringen, würde er ihn oder sie, je nachdem, ob es nun eine Frau war oder nicht, zu Kleinholz verarbeiten. Kein Lebewesen auf der Erde sollte es wagen, in sein Reich einzudringen.

Seufzend schüttelte er seinen Kopf, um seine Gedanken durcheinander zu wirbeln, nur um sie dann wieder zu ordnen. Er brauchte eine Beschäftigung. Höchstwahrscheinlich würde die "schöne" Überraschung ihm genug Beschäftigung bieten, so wie er das so sehr geliebte Subjekt kannte. Eigentlich sollte er darüber froh sein, denn es würde ihm aus diesem monotonen Alltag herausholen, doch andererseits würde es ihn bestimmt den letzten Nerv rauben.

Ein leises Miauen holte ihn aus seiner Gedankenwelt. Verwirrt sah er nach unten. Ein kleines, oranges Fellknäul kuschelte sich an sein Bein und schnurrte dabei fröhlich vor sich hin. Da war ihm doch glatt die Tatsache entfallen, dass hier auch noch Katzen lebten. Die hatte es als Geschenk dazu gegeben als er eingezogen war. An sich hatte er nun wirklich nichts gegen Katzen, er war eigentlich ein sehr großer Katzenliebhaber, doch dieses Kätzchen ging ihm gewaltig gegen den Strich. Die meisten der Tiere hatten begriffen, dass er nach der Schule seine Ruhe wollte, doch dieses liebe Ding interessierte sich dafür herzlich wenig und kam jedes Mal aufs Neues angetapst und wollte kuscheln. Man könnte fast meinen, dass dies Absicht von diesem süßen Wesen war, doch so intelligent würde Grimmjow das kleine Etwas nicht einschätzen. Und auch für dieses Mitlebewesen hatte er viele mehr oder weniger nette Spitznamen auf Lager. Je nachdem, wie ihm gerade zu Mute war, behandelte er es. Heute ging es ihm schlecht und normalerweise würde er nun dafür sorgen, dass es dem Kätzchen auch schlecht ging, doch irgendwie fehlte ihm gerade die Lust dazu, was extrem ungewöhnlich für ihn war. Sein Zustand war wohl schlimmer als er gedacht hatte.

Wortlos hab er das orange Ding hoch und setzte es auf seinen Schoss. Gedankenverloren fing er an ihm - Grimmjow hoffte, es war ein er - über das weiche Fell zu streicheln. Bis jetzt hatte dies immer geholfen, wenn er dieses nervige Wesen los werden wollte.
 

Das Klingeln der Türglocke holte ihn in die Realität zurück. Verwundert sah er erst auf die Wanduhr und dann in Richtung Tür. Wer um alles in der Welt würde um Mitternacht bei jemandem klingeln? Naja, es war kurz vor Mitternacht, aber trotzdem, wer tat so etwas? Um diese Uhrzeit schlief man eigentlich. Verwundert um den späten Besuch, stand er auf, dabei hatte er die kleine Mieze vergessen, die noch auf seinem Schoss gelegen hatte und nun auf den harten Boden gelandet war. Wütend darüber, so unsanft von sich gestoßen zu werden, stapfte das kleine Ding beleidigt davon. Grimmjow interessiert dies nicht, er beachtete es nicht. Innerlich überlegte er sich schon, was er dem Störenfried alles an den Kopf werfen konnte. Mit übertrieben viel Schwung öffnete er die Tür, in der Hoffnung, dass die Person davor dadurch zu Boden ging und er seine Ruhe hatte. Leider hatte er kein Glück, seine Glücksfee machte wohl gerade Urlaub auf Hawaii oder so, kam ihm nämlich so vor.

Da er sah, dass sein mehr oder weniger intelligenter Plan nicht geklappt hatte, wollte er nun zum verbalen Schlag ausholen, doch als er das Gesicht seines Gegenübers sah, blieben ihm die Worte im Hals stecken. Das war ein Traum, oder? Vielleicht spielten seine Augen ihm einen Streich. Er hoffte es. Tür zu! Mehr fiel ihm nicht ein. Doch so, wie es heute nun mal war, hatte er wieder einmal Pech. Er hatte zu lange geschaut und sein Gegenüber schneller gedacht als Grimmjow und so kam es, dass die unerwünschte Person bereits in der Wohnung war, als der Blauhaarige auf die grandiose Idee kam, die Tür wieder zu schließen.

Irgendwie hatte er das Gefühl, dass man ihn heute ohne Rücksicht auf Verluste ins Grab bringen wollte. Falls dies der Wahrheit entsprechen sollte, so war man auf dem richtigen Weg.

Genervt warf er die Tür zu und sperrte ab. Sicher war sicher, nicht dass noch so ein Idiot hier aufkreuzte und rein wollte. Könnte es sein, dass diese unerwünschte Person eine der beiden Überraschungen war, von denen das Scheißkind gesprochen hatte? Möglich wäre es, denn wenn der Kampfzwerg von einer Überraschung sprach, konnte man davon ausgehen, dass man etwas Unerfreuliches zu hören, sehen, fühlen oder zu erledigen bekam - außer man war seine kleine Schwester. Das Mädchen durfte alles machen und bekam nie Ärger. Traumhaft.

In Gedanken versunken, trottete der Oberschüler ins Wohnzimmer. In seinem jetzigen Zustand war er einfach nicht in der Lage, etwas gegen den anderen Jemand zu unternehmen. Darum würde er sich morgen oder übermorgen kümmern.

Plötzlich erklang ein sehr femininer Schrei. Davon "wach" gerüttelt, sprang Grimmjow auf und lief zu der Quelle des weiblichen Schreies. Wahrscheinlich hatte er einen vollkommen bescheuerten Gesichtsausdruck, aber was sollte man auch tun, wenn man in ein Zimmer stürzte, das von oben bis unten rosa gestrichen war und in der Mitte des besagten Raumes ein mehr oder weniger junger Mann stand und fast schon zitterte. Hier ging definitiv etwas schief, vielleicht auch mehr.

"Was schreist du so mädchenhaft?", fragte der Blauäugige spöttisch.

"Versuch du doch mal in einem rosa Raum männlich zu schreien!"

Eigentlich konnte er den Anderen verstehen. Als er dieses Zimmer entdeckte, erging es ihm auch nicht anders. Nun gut, er hatte nicht wie ein kleines, durchgeknalltes Schulmädchen geschrien, aber er hatte Angstzustände bekommen. Würde man einen Flamingo hier rein stellen, würde man ihn nicht mehr wieder finden, außer man markierte ihn mit irgendetwas. Naja, etwas übertrieben, aber es kam hin.

"Du wirst hier schlafen. Ich wünsche dir eine wunderbare Nacht."

Dann ging er. Er würde sich morgen um den "Eindringling" kümmern und so lange sollte dieser in dem Folterzimmer leiden.

Mit einer merkwürdigen Zufriedenheit legte sich der Schüler selber auch schlafen. Es war Mitternacht und da schlief man normalerweise, oder?

Kapitel 3: Nachbarn

Kapitel 3: Nachbarn
 


 

Du warst mir so nahe,

spieltest zärtlich mit

meinen Haaren,

hauchtest innige Küsse

auf meine brennenden Lippen.

Unsere Blicke verschmolzen

ineinander.

Wäre mir bewusst gewesen,

dass alles nur ein Traum war,

ich wäre nie wieder aufgewacht.

von Annegret Kronenberg
 


 

Müde schloss Sosuke die Haustür auf und trat in das Innere des Hauses. Alle Lichter waren aus. Es war also niemand da. Erschöpft schlüpfte er aus seinen Schuhen und begab sich in die Küche. Auf dem Küchentisch lag ein kleiner Zettel. Mit einer sehr krakeligen Schrift stand dort Folgendes geschrieben: "Nii-san und ich übernachten bei Freunden. Du musst heute also alleine ins Bett gehen. Hab dir etwas Leckeres gekocht. Steht im Kühlschrank. Hab dich lieb, Youko."

Seine kleine Schwester war schon süß. Sie war gerade mal sieben Jahre alt, aber sie konnte sehr gut schreiben und lesen und sie kümmerte sich hervorragend um ihre beiden älteren Brüder.

Neugierig sah er in den Kühlschrank. Obwohl sie so jung war, konnte sie schon sehr gut kochen, auch wenn es nichts Besonderes war. Die Schultasche hatte er auf den Küchentisch abgelegt. Da er hungrig war, nahm er das vorgekochte Essen aus dem Kühlschrank und stellte es in die Mikrowelle, dann ging er in sein Zimmer, platzierte seine Schultasche neben dem Schreibtisch und legte seine Schuluniform ab. Zu Hause zog er sich immer etwas Gemütliches an. Nicht dass die Schuluniform unbequem wäre, aber er fühlte sich in ihr einfach nicht so wohl wie in einem der Jogginganzüge, die er jedes Jahr zu Weihnachten von seiner Tante geschenkt bekam. Sie waren nichts Ausgefallenes, aber der Stoff war weich und es war auch nicht schlimm, wenn sie mal dreckig wurden, denn auch ein Aizen Sosuke kleckerte mal. Seine Eltern sahen ihn nur selten so gekleidet, denn sie wollten nicht, dass er so herum lief und so musste er, wenn sie einmal daheim waren, in Hemd und Hose - meistens zog er eine Jeans an - tragen. Am liebsten wäre es seinen Eltern, wenn er 24 Stunden lang im Anzug unterwegs wäre, doch diesen Gefallen tat er ihnen nicht. Er hatte auch noch ein Leben! Man mag es kaum glauben. Zum Glück hatte Youko noch eine gewisse Schonfrist. Doch sobald sie auf die Mittelschule käme, wäre diese Frist vorbei. Bei ihm war es ähnlich gewesen. Als Ältester musste er zwar von Anfang an immer top in der Schule und bei all dem anderen Zeug, das ihm seine Eltern aufhalsten, sein, aber zu Beginn war es noch halbwegs erträglich gewesen. Youko war jetzt in der zweiten Klasse, da wurde noch nicht allzu viel von ihr erwartet. Sie war ein kluges Kind, sehr fleißig und wissbegierig. Tadashi, sein jüngerer Bruder, war der Liebling seiner Eltern. Richtig, der Zweitjüngste war der Liebling. Nicht der Erstgeborene und auch nicht das kleine, süße dritte Kind - nein, der Zweitgeborene. Er war nicht neidisch, ganz und gar nicht. Irgendwie war er sogar froh drüber, dass er nicht so sehr im Mittelpunkt stand. Tadashi erfüllte alle Wünsche ihrer Eltern. Er war sehr gut in der Schule, beteiligte sich an außerschulischen Dingen, besuchte eine Elite-Mittelschule und war stets gut gekleidet und höflich. Ein richtiger Vorzeigejunge eben. Das alles wollte Sosuke nicht. Er wollte normal sein, aber das war mit so einer Familie nun mal nicht möglich.

Fertig umgezogen schlürfte er zurück in die Küche - ja, wenn er zu Hause war, dann benahm er sich wie jeder andere Oberschüler auch. Die Mikrowelle gab ein regelmäßiges Piepsen von sich - das Essen war fertig. Schnell wurde der "Aus"-Knopf gedrückt und die kleine Tür geöffnet. Das Essen wurde heraus genommen und die Tür wurde wieder geschlossen. Seufzend setzte er sich an den Tisch und begann zu essen. Seine Gedanken waren bei Grimmjow. Diese Tatsache war nichts Außergewöhnliches. So war es schon seit dem er ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Jemand mit blauen Haaren blieb einem halt im Gedächtnis. Vor allem, wenn dieser Jemand auch gleich am ersten Schultag einem Mitschüler die Nase brach. Wieso er sich damals schon für den Hitzkopf eingesetzt hatte, wusste er nicht genau, aber vielleicht lag es daran, dass er ihn sehr interessant fand. Dieses Interesse hatte sich inzwischen in Liebe verwandelt. Er liebte Grimmjow doch, oder? So genau hatte er nie darüber nachgedacht, ob es nun Liebe war oder einfach ein großes Interesse. Das Leben als Jugendlicher war schon nicht leicht. Wobei, er war eigentlich kein Jugendlicher mehr - zumindest nicht mehr lange. Dennoch hatte er mit Liebe und der Gleichen nichts bis zu Grimmjows Erscheinen zu tun gehabt. Von seinen Eltern bekam er keine Liebe, diese interessierten sich nur für ihre Arbeit und ihr Ansehen. So etwas kannte man ja aus verschiedenen Filmen. Seine kleine Schwester sah er leider nicht so oft. Sie war meistens bei Freunden und oftmals übernachtete sie dort auch. Irgendwie freute es ihn. Wenigstens hatte sie gute Freunde. Er selbst hatte kaum Freunde. Gin und Tosen, der Musiklehrer, waren die einzigen Personen, die er als Freunde bezeichnete - auch wenn er Gin nicht wirklich traute. Wie es bei seinem Bruder aussah, wusste er nicht. Bis jetzt hatte dieser noch keine Freunde oder Mitschüler mit nach Hause gebracht und auch nie von irgendwelchen Freunden erzählt. Wenn er ehrlich war, dann wusste er eigentlich nicht viel über seinen Bruder. Ungewöhnlich, oder?

Über so etwas dachte er aber schon lange nicht mehr nach. Mit der Zeit hatte er eingesehen, dass es keinen Sinn hatte. Seine Familie war nun mal so wie sie war. Als er fertig gegessen hatte, stellte er den benutzten Teller in die Spülmaschine und holte sich eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank. Jeden Morgen stellte er sich eine dort hinein. Wieso er dies tat? Weil die kalte Flüssigkeit ihn vor dem Einschlafen rettete. Schule war nun mal anstrengend.

Immer noch müde machte er sich auf den Weg zum Dachboden. Von dort aus stieg er aufs Dach und sah sich dann die Sterne an. Manchmal bekam er dabei Besuch vom Nachbarn, der die seltsame Angewohnheit hatte, nachts über Dächer zu wandern. Ein komischer Kerl, aber sehr nett und er war einer der wenigen Leute, die wussten, wie er wirklich war. Vor ungefähr zwei Jahren, war der junge Mann neben an eingezogen. Zuerst hatte Sosuke sich nicht wirklich dafür interessiert, aber als sein Nachbar plötzlich neben ihm auf dem Hausdach stand, konnte er nicht anders, als diesen über alles Mögliche auszuquetschen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte noch nie richtig mit einem Nachbarn gesprochen. Ein Gruß war meistens alles, was er von sich gab oder zu hören bekam. Die Leute in dieser Gegend waren alle reich und dachten nur an sich und an ihr Geld. Wenn er richtig informiert war, dann war seine Familie hier die einzige mit Kindern. Schon ein wenig frustrierend. Nicht dass er sich jemanden zum Spielen wünschte oder andere Kontakte, aber für Youko wäre es einfacher. Alle ihre Freunde und Freundinnen lebten in Karakura, während sie ungefähr eine halbe Stunde außerhalb wohnte. Aizen hatte damit keine Probleme, aber sie.

Er sollte mal wieder etwas mit ihr unternehmen. Gemeinsam ins Kino gehen oder Eis essen, irgendwas Normales. Vielleicht auch mit ihren Freunden zusammen. Am besten er fragt sie, sobald er sie wieder sehen würde.

So gut es ging machte er es sich auf dem Dach gemütlich und sah in den Himmel. Die Sonne war bereits untergegangen. Heute hatte er sich wirklich übertrieben viel Zeit gelassen, um nach Hause zu kommen. Eigentlich brauchte er bloß fünfzehn Minuten bis zum Zug, dann fuhr er fünfzehn Minuten mit diesem und ging dann noch einmal fünfzehn Minuten, dann war er daheim. Doch dieses Mal war er mindestens eine Stunde ziellos durch die Stadt gelaufen und hatte absichtlich zwei Züge verpasst. Und als er am Bahnhof angekommen war und nur noch die kurze Strecke zu sich laufen musste, beeilte er sich nicht. Er trödelte lange herum. Schlussendlich war er zwar angekommen, aber mit einer sehr großen Verspätung. Gestört hatte es niemanden - es war ja niemand da.
 

Während er in den Himmel starrte und die Sterne beobachtete, merkte er mal wieder nicht, dass sein Nachbar neben ihm stand. Erst als dieser ihn ansprach, sah er zu diesem hoch.

"Guten Abend, Herr Nachbar", grüßte Aizen freundlich.

Er wusste, dass der werte "Herr Nachbar" es nicht mochte, wenn er ihn so nannte, aber trotzdem sagte er es immer wieder gerne.

"Guten Abend, Sosuke", grüßte der junge Mann zurück und setzte sich neben dem Angesprochenen.

"So, jetzt lass uns mal reden, Sosuke."

Ohne Vorwarnung legte er seinen Arm und den Schüler und zog ihn näher zu sich heran.

"Ich habe dir doch schon hunderte Male gesagt, dass du mich nicht "Herr Nachbar" nennen sollst, sondern Dark. Von mir aus auch Dark-san, wenn es dir lieber ist, aber nicht 'Herr Nachbar', da komme ich mir so alt vor. Verstanden?"

"Ja, verstanden!"

Aizens Stimme war anders als tagsüber, wenn er in der Schule war. Sie war ehrlicher. Lag es daran, dass er diesem Menschen vertraute? Wahrscheinlich. Es war schon merkwürdig, wie schnell man einem anderen trauen konnte und wie lange es bei anderen dauerte.

"Wie war es in der Schule?", fragte Dark, während er Sosuke los ließ. Er wollte dem Jüngeren ja nicht weh tun.

"So wie immer... eigentlich", antwortete der Gefragte traurig. Eigentlich war nichts wie immer. Heute hatte er sich das erste Mal getraut, Grimmjow zu fragen, ob sie zusammen zu Mittag essen könnten. Normalerweise beobachtete er den Jüngeren immer aus der Entfernung, sprach nur mit ihm, wenn dieser mal wieder Mist gebaut hatte und zum Rektor musste. Jedes Mal rettete er ihn dann vor einem Verweis oder Schlimmeren. Nie hatte sich der Blauhaarige dafür bedankt - er hatte immer nur einen Blick abbekommen, der mit Verachtung und Abscheu getränkt war. Jedes Mal hatte er es ignoriert. Grimmjow war zu diesem Zeitpunkt sicherlich total genervt und wütend gewesen, da passierte es doch schon mal, dass man jemanden mit so einem Blick ansah, oder? Sicher war er sich nicht. Dabei war er sich doch meistens sicher, nein, er war sich - bis er Grimmjow kennen gelernt hatte - immer sicher gewesen. Der Junge verwirrte ihn irgendwie.

"Eigentlich? Was ist passiert?"

Besorgnis lag in der Stimme des lilahaarigen Mannes. Er war einer der wenigen, die sich für sein Wohlbefinden interessierten, also wirklich interessierten. Die andere Person war seine kleine Schwester. Die Mädchen und Jungen in seiner Schule sowie die Lehrer fragten nur aus reiner Höflichkeit.

"Ich habe heute Grimmjow gefragt, ob wir zusammen zu Mittag essen", erzählte er.

Innerlich hoffte er, dass er nicht weiter reden musste, aber wieso, war ihm schleierhaft. Es verletzte ja niemanden.

"Und weiter, was hat er gesagt? Du weißt, dass ich jetzt alles wissen will. Jedes noch so kleine Detail."

Ja, dies war ihm durchaus bewusst. Deshalb erzählte er alles. Es tat gut, zu wissen, dass man einfach etwas ganz Normales erzählen konnte und einem zugehört wurde. Auch wenn es sich noch immer komisch anfühlte, wenn er mit seinem Nachbarn über seine Gefühle und Geschehnisse redete. War das nicht eigentlich die Aufgabe der Eltern, ihren Kindern zuzuhören und ihnen zu helfen? Aber eben nur eigentlich.

Seine Eltern waren so reich, dass sie vor lauter Geld ihre eigenen Kinder vergaßen. Zumindest machten sie diesen Eindruck auf ihn.

"Mir scheint, als würde dieser Grimmjow nicht viel Wert auf deine Gegenwart legen."

So was gesagt zu bekommen war schmerzhaft. Naja, irgendwie war es ihm schon bewusst gewesen, aber wenn man es aussprach zerfetzten diese Worte ihm schon fast das Herz. Doch aufgeben kam überhaupt nicht in Frage. Grimmjow war nur schüchtern!

"Sag mal, Sosuke, wie verhältst du dich denn genau in seiner Gegenwart?"

Es war eine ernste Frage. Das übliche Lächeln war auf dem Gesicht seines Gesprächspartners verschwunden. Dark hatte seine Beine angewinkelt und seine Arme auf den Knien verschränkt, den Kopf hatte auf die Armen abgelegt.

"Hä? Wie meinst du das?"

Klar, Dark wollte wissen, wie er sich gegenüber Grimmjow verhielt. Die Frage solle eher "Wieso?" lauten. Warum wollte sein Nachbar so etwas wissen?

"Wie ich das meine? Ganz einfach. Wenn du dich gegenüber deinem geliebten 'Grimmi-chan' genauso verhältst wie mir und er diese Reaktion zeigt, dann würde ich sagen, vergiss es einfach. Wenn du dich ihm anders gegenüber verhältst, dann könnte es daran liegen, dass ihm dies eventuell gekünstelt vorkommt und er daher eher auf Abstand geht. Wer will schon mit einem Menschen zusammen sein, der einem etwas vorspielt. Also, ich nicht und Grimmjow wahrscheinlich auch nicht."

Aizen atmete noch einmal tief durch, da es ihm immer wieder aufs Neue schwer fiel, für seinen 'Grimmi-chan' zu reden, bevor er dann zu sprechen begann: "Sobald es um ihn geht, mache ich mir total schnell Sorgen. Ich möchte ihn vor den Dingen, die ihn verletzen könnten, beschützen, ihn trösten, wenn man ihm Unrecht angetan hat und ich will, dass man sieht, was für ein wunderbarer Mensch er doch eigentlich ist. Zwar sieht es keineswegs danach aus, dass er irgendwen braucht, der auf ihn aufpasst, aber manchmal scheint es mir, als wäre das alles nur Fassade. Gin meinte mal, in Grimmjows Nähe würde ich zu einer Über-Mutter werden, die ihr Kind nicht loslassen kann und wegen jeder Kleinigkeit in Panik ausbrechen würde. Lächerlich!"

Während er gesprochen hatte, hatte auch er seine Beine angewinkelt, seine Arme auf die Knie abgelegt und seinen Kopf auf die Arme gebettet. Dark hingegen hatte seinen Kopf angehoben und starrte in die Sterne. Diese leuchteten heute besonders hell.

"So lächerlich ist das gar nicht."

"Wie bitte?"

Sosuke war entsetzt. Wie konnte sein Nachbar nur so etwas sagen? Natürlich war es lächerlich!

"Von dem, was du mir bereits über Grimmjow erzählt hast, denke ich, dass er kein Typ ist, der gerne bemuttert wird. Deine, für ihn übertriebene Fürsorge, nervt ihn. Vielleicht verletzt sie ihn sogar. Wer weiß? Du solltest dich ihm gegenüber normal verhalten. Rede mit ihm so, wie du auch mit mir redest. Ich denke, das wäre schon mal ein Anfang, damit ihr beide besser mit einander klar kommt beziehungsweise, dass 'Grimmilein' besser mit dir klar kommt. Vergiss auch nicht, dass du für ihn vermutlich nur ein reiches Kind bist. Du weißt ja, dass viele solche Kinder entweder nicht leiden können und sie deshalb meiden oder aber so tun als wären sie Freunde. Klingt zwar nach Filmklischee, aber leider ist das wirklich oft so."

Dark hatte recht. Was wusste Grimmjow schon groß von ihm? Wahrscheinlich nur das, was jeder Volltrottel wusste. Reich, sehr gute Noten, braune Haare, braune Augen, Klassensprecher, Schülersprecher und all die anderen unwichtigen Dinge. Es gab vieles, das er über Grimmjow nicht wusste und vieles, das dieser nicht über ihn wusste.

"Was glauben Sie hat Grimmjow für Eltern?"

Dies war die Frage, die er sich immer wieder stellte. Er wusste nichts über den Blauhaarigen, aber wollte bei ihm sein, doch wie sollte so etwas gehen? Der Jüngere war eigentlich wie ein Fremder für ihn. Ein Fremder, den er unbedingt in die Arme nehmen wollte, mit dem er unbedingt zusammen sein wollte. Verrückt! Einfach nur total verrückt!

"Keine Ahnung. Sowas ist schwer zu sagen. Das Verhalten einer Person lässt nicht immer auf die Eltern schließen - meistens schon, aber eben nicht immer. Vor allem, weil Grimmjow einen sehr... sagen wir mal ausgefallenen Charakter hat."

"Ich hoffe, es sind nette Leute."
 

Seufzend stand der lilahaarige Mann auf und streckte sich kurz, dann sah er auf Aizen, welcher leicht verträumt in die Ferne sah, herab. Der Junge war schon seltsam. Man konnte nie sagen, wann er einem etwas vorspielte und wann er er selbst war.

"Ich geh dann mal wieder. Du solltest auch langsam mal wieder rein gehen, sonst erkältest du dich. Außerdem ist morgen wieder Schule und da sollte man doch ausgeschlafen sein, oder?"

Das freundliche und fröhliche Lächeln war zurück in seinem Gesicht.

"Stimmt. Ich geh auch gleich. Ich möchte noch ein bisschen hier bleiben und nachdenken, das geht an der frischen Luft am besten."

Auch Aizen lächelte wieder. Es war ein ehrliches Lächeln und daher eine Seltenheit. Seine Stimme war leise, was wohl daran lag, dass er schon recht müde war. Allzu lange sollte er nicht mehr hier bleiben, nicht dass er noch auf dem Dach einschlief.

"Na gut, dann wünsche ich dir noch eine wunderschöne Nacht. Und träum schön von deinem Grimmjow, aber bitte nicht zu laut."

Empört drehte sich Sosuke zu seinem Nachbarn, welcher ihm nur zuzwinkerte und dann verschwunden war, noch bevor der Braunhaarige etwas sagen konnte.

Was konnte er denn bitte schön dafür, wenn er von Grimmjow träumte? Vor allem, was er träumte.

Außerdem hatte er doch nur ein einziges Mal davon geträumt, wie Grimmjow und er....

Es war ein wunderschöner Traum gewesen, aber dann hatte dieser selten dämliche Wecker geklingelt! Diese Teile sollten verboten werden und die Schule gleich mit!

Logischerweise hatte er Dark davon erzählt. Dieser fand das auch noch niedlich und süß, er selbst fand es nur peinlich. Zum Glück war er diese Nacht allein zu Hause gewesen, denn wenn nicht, dann hätte er am nächsten Morgen sicherlich ein paar Fragen beantworten müssen, auf die er nicht wusste, wie er hätte antworten sollen, ohne vor Scham im Boden zu versinken.

Dass man ihn nun damit ab und zu aufzog, störte ihn nicht wirklich, dennoch mochte er es nicht. Ihm war das ganze immer noch megapeinlich! Was Grimmjow wohl dazu sagen würde, wenn er es wüsste? Sicherlich würde er ihn auslachen. Alle würden ihn auslachen.

So müde wie er war, konnte er nicht mehr lange nachdenken und zog sich schon bald in das Haus zurück. Dort schloss er alle noch offen stehenden Fenster. Sollte er schon ins Bett? Lust dazu hätte er schon, aber da fiel ihm wieder ein, dass er ja noch Hausaufgaben machen musste. Ganz besondere Hausaufgaben. Nämlich irgendwelche Noten für irgendein Instrument lernen. Ja, seine ach so tollen Eltern verlangten von ihm, dass er das Spielen auf allen möglichen Instrumenten erlernte. Alle Instrumente, außer solche wie Schlagzeug, Gitarre und der Gleichen. Da blieb nicht mehr viel übrig. Überwiegend musste er das Spielen auf der Geige und dem Klavier erlernen. Das Klavier mochte er, solange man ihn nicht dazu zwang, aber die Geige würde er am liebsten aus dem Fenster schmeißen. Dieses Ding, wie er es gerne nannte, hörte sich immer komplett schief und schräg an. Einfach nur nervig! Vielleicht sollte er es einfach für heute gut sein lassen. Ein Tag mehr oder weniger würde niemandem auffallen. Dafür könnte er ja morgen mehr lernen. Außerdem konnte er die meisten Stücke eh schon in- und auswendig.

Seufzend schmiss er sich förmlich auf sein Bett. Zu Hause, wenn er alleine war, benahm er sich nun mal wie jeder andere Jugendliche auch.

Lange starrte er die Decke an. Gin und Tosen hatten auch mal so etwas Ähnliches gesagt wie Dark. Bei dem ganzen gab es aber ein mehr oder weniger großes Problem. Er selbst, er, der immer alles wusste, wusste nicht, wie er normalerweise war. Wie er wirklich war. In der Öffentlichkeit spielte er immer den lieben, netten, höflichen, freundlichen, fröhlichen und sonst was Jungen, damit seine Eltern zufrieden waren und der Ruf seiner Familie nicht beschmutzt wurde. Wenn er mit seinem Nachbarn redete, dann war er anders. Er war ehrlich. Wenn er traurig war, dann zeigte er es, wenn er wütend war, zeigte er es, wenn er glücklich war, zeigte er es ebenfalls. Wahrscheinlich war dieser Verrückte der Einzige, der jemals in jeder Sekunde seiner Anwesenheit seine wahren Gefühle und Gedanken sah und erzählt bekam. Youko bekam auch ein ehrliches Lächeln, aber nicht immer. Manchmal war ihm nicht danach, doch er tat es trotzdem. Für sie war er ein immerzu fröhlicher Mensch, den man niemals traurig stimmen konnte. Dieses Bild von ihm wollte er ihr nicht nehmen. So lange es sie glücklich machte, war es in Ordnung.

Auch wenn er müde war, konnte er nicht schlafen. Da waren noch so viele Dinge in seinem Kopf. Dinge, die mit Grimmjow zu tun hatten. Er, Aizen Sosuke, der, der immer alles wusste, wusste so gut wie nichts über diesen temperamentvollen, blauäugigen Jungen. Normalerweise informierte er sich im Vorfeld über die Schüler. Immerhin wollte man- er auf jeden Fall - wissen, mit wem man es genau zu tun hatte.

Woher der Namen wohl kam? "Grimmjow" klang für ihn nicht sehr japanisch. Ob "Grimmilein" überhaupt Japaner war? Nicht dass es etwas ändern würde, wenn es nicht so wäre, aber es war schon interessant, das zu wissen. Ob der Blauhaarige Geschwister hatte? Lebte er vielleicht schon alleine? In Animes und Mangas kam das ja häufig vor, obwohl, sie befanden sich weder in einem Anime noch in einem Manga. Wie seine Eltern wohl so waren? Wahrscheinlich ein strenger Vater und eine liebevolle Mutter, so wie das immer in den Filmen zu sehen war, die er sich manchmal mit seiner siebenjährigen Schwester ansehen musste. Andererseits war das Leben kein Film, in dem immer genau das passierte, was man wollte. Selten hatte das Leben ein eindeutiges "Happy End".

Morgen würde er etwas über Grimmjow in Erfahrung bringen, egal was! Er hasste es wie die Pest, wenn er etwas nicht wusste. Wissen war ja bekanntlich Macht und in dieser Welt kam man nur weiter, wenn man Macht besaß. Macht und Geld war alles, was man brauchte, um hier zu überleben.

Unbemerkt war er eingeschlafen. Schlussendlich war er wohl doch zu müde für weitere Gedanken gewesen.
 

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Mein Dank geht mal wieder an Andacht, die mal wieder das Kapitel verbessert hat. Was würde ich nur ohne sie machen^^
 

Das nächste Kapitel wird wieder ein längeres, da ich aber ir aber vorgenommen habe, mich nur noch auf diese FF zu konzentrieren, wird das hoffentlich nicht ewig dauern.

Hab aber bitte dennoch geduld mit mir, das finden von passenden Gedichten ist doch schon recht schwer und jetzt, da ich meinen Abschluss mache, muss ich mich auch mehr auf die Schule konzentrieren.
 

Es tut mir im Übrigen leid, dass AIzen so OOC geworden ist. Aber bei dem weiß ich irgendwie sowas von null, wie der wirklich drauf ist....
 

Mvlg

Die Autorin, die sein neues Lieblingslied hat^^
 

P.S.: Moe Moe nya Moe Moe nya Moe Moe nya nya nyaa Moe Moe nya Moe Moe nya get up Moe ah ah aahh

Kapitel 4: Ohne ihn

Kapitel 4: Ohne ihn
 

Eine leichte Berührung von mir.

Eine leichte Berührung von dir.

Du wolltest sie nicht

und verschwandst!
 


 

Ich wollte dir folgen,
 

doch als ich mich zu dir drehte,
 

warst du schon weg

und ich wusste nicht

wohin.
 


 

von Unbekannt
 


 


 

Mittwoch war die Mitte der Woche, wie manche so sagen. Schulmäßig war es ein Tag wie jeder andere. Man stand pünktlich auf, bereitete sich auf die Schule vor und machte sich dann auf den Weg. Auf diesem traf man sich mit Freunden, redete über dies und jenes, lachte zusammen und beschwerte sich darüber, dass man wieder einmal zur Schule musste. Manche hörten Musik, andere lasen ein Buch und der eine oder andere ging einfach schweigend seinen Weg. So war das morgens. Egal ob es nun Montag, Mittwoch oder Freitag war.

Die einzige Änderung heute war für Aizen, dass seine kleine Schwester ihn nicht anrief. Immer wenn sie bei Freunden übernachtete, rief sie ihn immer am Morgen darauf an. Wahrscheinlich hatte sie es nur vergessen, da sie auf einen Geburtstag eigeladen worden war. An sich nichts allzu Besonderes, aber wenn man daran dachte, dass sie einfach ein Mensch war, der sich wegen jeder noch so erfreulichen Sache halb tot freute, dann war es irgendwie verständlich. Er selbst war nur selten auf Geburtstagsfeiern von Mitschülern. Die meisten trauten sich nicht und der Rest konnte ihn nicht leiden, auch wenn dies niemand zugeben würde - außer Grimmjow vielleicht.

Seufzend überprüfte Sosuke noch einmal, ob er alles dabei hatte, was er für den heutigen Tag brauchte und verließ dann das Haus. Noch ein wenig verschlafen spazierte er den fünfzehnminütigen Weg zum Zug entlang. Seine Gedanken waren vollkommen auf sein Ziel, mehr über den Blauschopf zu erfahren, fixiert. Daher bekam er auch kaum mit, wie sich jemand im Zug, welchen er bereits erreicht hatte und in ihn eingestiegen war, neben ihn setzte und ihn ansprach. Erst als dieser nach einigen Minuten des Wartens mit der Hand vor seinem Gesicht herum wedelte, erwachte er aus seiner Gedankenwelt. Verwirrt sah er zu dem blonden Jungen neben sich. "Ähm... Hi." Etwas anderes brachte er auf die Schnelle nicht zu Stande. "Hi", kam es extrem fröhlich von dem Blonden. Schweigen. Ein wenig verwirrt sah Sosuke sich unauffällig um. War er etwa wirklich so sehr in seinen Gedanken gewesen, dass er seine Umgebung gar nicht wahr genommen hatte? Schade, denn er mochte seinen Schulweg eigentlich. Wenn er morgens losging, genoss er die Stille und den kalten Wind, der durch die Baumkronen wehte, während er durch den kleinen Waldpark ging und den kleinen Vögeln zusah, wie sie anfingen durch die Luft zu fliegen und dabei so fröhlich vor sich hin zwitscherten. Und auch den wunderschönen See, an dem er vorbei kam, hatte er wohl nicht wahrgenommen. Morgens und am späten Nachmittag, wenn er nach Hause kam, fand er das Wasser immer besonders schön. In den Ferien kam er zur Mittagszeit auch ab und zu dort vorbei, aber irgendwie sah das Wasser dann immer so leblos aus. Das klang jetzt vielleicht total bescheuert, aber so empfand er es nun mal und dagegen konnte er nichts tun.

Wenn das alles so war, dann hatte er sicherlich auch nicht mit der netten, alten Dame geredet, die jeden Morgen mit ihrem Hund Shusuke dort spazieren ging. Er mochte sie. Sie und den kleinen Hund. Jedes Mal wenn der Welpe ihn sah, rannte er zu ihm und sprang an Aizens Bein hoch, dabei wedelte er wie ein Verrückter mit seiner Rute. Die meisten Mädchen würden wohl das Ganze als "süß" bezeichnen und dem schloss er sich an. Er hatte eine Schwäche für Dinge, die einfach so liebevoll und niedlich waren - und so unschuldig. Ein Seufzer entwich seiner Kehle. Der Waldpark war doch der einzige Grund, warum er sich auf seinen Schulweg freute. Das war alles nur Grimmjows Schuld. Was fiel diesem blauhaarigen Raufbold ein, sich so breit in seinen Gedanken zu machen?

"Hey, Aizen, hörst du mir überhaupt zu?", sprach ihn jemand laut von der Seite an. Verwundert sah er zu dieser Person. Es war wieder der Blonde. Was hatte er auch erwartet? Vielleicht, dass da plötzlich sein Grimmjow saß und ihm seine Lebensgeschichte erzählte? Wahrscheinlich. Dies wäre auf jeden Fall besser als der Blonde oder die Tatsache, dass er heute Detektiv spielen musste.

Da Sosuke keine Lust hatte, sein "perfektes" Gedächtnis zu benutzen, fragte er einfach: "Wer bist du?"

"Takahashi Sora. Unsere Schwestern sind miteinander befreundet", stellte sich der Unbekannte vor.

"Und was möchtest du von mir?" Die Verwirrung, die immer noch in Aizen herrschte, war nicht heraus zu hören.

"Mit dir reden. Deine Schwester erzählt viel von dir und da dachte ich mir, dass ich mir unbedingt mal ein eigenes Bild von dir machen muss", kam es sehr fröhlich von Sora.

Warum wunderte sich Aizen nicht wirklich über diese Antwort? Seine Schwester redete also über ihn und wahrscheinlich sagte sie dabei Dinge, die nur halb wahr waren. Nun gut, sie konnte ja auch nichts anders sagen, immerhin spielte er ihr immer den ach so perfekten Bruder vor. Das einzige, wobei er nicht lügen konnte, waren seine schulischen Leistungen, aber die waren einwandfrei. Außer für seine Eltern, die fanden immer etwas zu nörgeln. Und das alles nur, weil er sich damals für eine ganz normale Mittelschule und später dann für eine ganz normale Oberschule entschieden hatte. Ganz anders als sein Bruder, der ja viel schlauer und besser war als er. Dieser hatte sich auf eine der teuersten und besten Mittelschulen eingeschrieben und wurde auch ohne Probleme angenommen. Warum diese Schule besser sein sollte als die in Karakura, war ihm schleierhaft, das war doch alles nur Abzocke. Das einzige, was man an dieser Schule wirklich lernte, war, wie man am schnellsten das größte und arroganteste Arschloch aller Zeiten wurde. Nein, er war definitiv nicht eifersüchtig... und schon gar nicht auf seinen Bruder. Und schon wieder seufzte er, aber zur Abwechslung mal nicht wegen "Grimmilein".

"Und was genau möchtest du nun von mir, Takahashi-san?"

Ja, er war wieder in seinem "Ich-bin-extrem-höflich-und-künstlich-aber-keiner-merkt-es"-Modus.

"Ich wollte einfach nur mit dir reden. Außerdem musst du nicht so höflich sein, immerhin sind unsere Schwestern befreundet."

Eben, ihre Schwestern waren befreundet. Sosuke kannte diesen Sora doch nur aus Erzählungen, aber mehr auch nicht. Sie waren keine Freunde und vielleicht wollte er auch nicht zu einem Freund von diesem Sora werden. Momentan war ihm nicht nach neuen Bekanntschaften und auch nicht nach einer Unterhaltung - außer es wäre Dark, mit dem er reden würde.

"Hör mal, Takahashi-san, mir ist gerade nicht nach einem Gespräch", gab er so freundlich wie möglich von sich. Ihm war in Wirklichkeit zum Heulen. Warum? Vielleicht weil er an das Gespräch mit Dark denken musste. Er sollte normal sein. Leichter gesagt als getan. Die Person, die hier saß und mit dem Blonden sprach, das war nicht Aizen Sosuke, sondern eine andere Person, die zufälligerweise denselben Namen hatte und dasselbe Aussehen. Eigentlich war das kein Grund zum Weinen, aber wenn man bedachte, dass diese Person vielleicht der Grund war, warum er Grimmjow nicht näher kommen konnte, dann war dies durchaus zum Heulen! Aber Aizen wäre nicht Aizen, wenn er die Tränen nicht verdrängt hätte. Im Zug plötzlich los zu flennen wäre beschämend. Eine Katastrophe, ein Desaster! Das wäre die reinste Blamage!

„ Ähm, okay... Ich muss hier sowieso raus. Wir können uns ja ein anderes Mal unterhalten“, verabschiedete sich Sora freundlich, "Bis irgendwann, Aizen-san." Mit diesen Worten war er dann auch schon ausgestiegen und ließ Sosuke alleine. Darüber war dieser mehr als nur froh. Er hoffte sehr, dass dieser Kerl ihm so schnell nicht mehr über den Weg lief. Zurzeit gab es einfach Wichtigeres als den Bruder der Freundin seiner Schwester - nämlich Grimmjow.

Er musste sich einen Plan zu Recht legen. Wie kam man am besten an Informationen zu einer bestimmten Person? Sollte er die Freunde und Klassenkameraden des Blauäugigen fragen? Hatte dieser überhaupt Freunde? Meistens sah er den jüngeren Schüler alleine irgendwo auf dem Schulgelände, ab und zu mit ein paar anderen Schülern, aber konnte man diese dann als seine Freunde bezeichnen? Wohl eher nicht. Also musste er sich an die Klassenkameraden wenden, doch es war fraglich, ob diese überhaupt etwas über ihren Mitschüler wussten - abgesehen von den Dingen, die wahrscheinlich jeder über ihn wusste.

Und mit einmal stand er wieder ohne großartige Perspektive da. So etwas passierte halt, wenn man nachdachte. Aber lieber keine falschen Hoffnungen machen. Es gab ja noch andere Wege. Vielleicht sollte er sich mal die Schülerakte von Grimmjow ansehen. Obwohl, da standen dann auch nur die Sachen drinnen, die er selber schon wusste - immerhin war er immer live dabei, wenn der liebe "Grimmi" zum Rektor musste. Deshalb wusste er auch über jede Strafe und über jeden Regelverstoß Bescheid. Dann gab es wohl nur noch eine Option, die er wählen konnte: Grimmjow den gesamten Tag über nachzuspionieren. Wenn man genauer darüber nachdachte, war das total kindisch, aber was Besseres fiel ihm einfach nicht ein. Hoffentlich würde er dabei nicht entdeckt werden, das wäre wohl das Peinlichste, was ihm passieren könnte. Er hatte nämlich keine Ausrede. Nun gut, bis zur ersten Pause hatte er noch Zeit, sich etwas zu überlegen, also sollte er sich jetzt noch nicht mit dieser Frage verrückt machen - falls er dies nicht eh schon war. Welcher normale Mensch würde schon einem anderen hinterher spionieren?

Eben, keiner.

In Filmen waren die reichen Leute oftmals verrückt, ob dies dann im richtigen Leben auch so war? Also sein Bruder war auf jeden Fall verrückt. Sein Schwesterherz eher nicht, sie war nur ein wenig hyperaktiv, aber nicht verrückt. Und seine Eltern? Die mussten einfach verrückt sein. Wie es bei ihm aussah, konnte er nicht beurteilen, da man sich selbst ja niemals etwas Schlechtes zugestehen würde. Gin hatte bis jetzt auch noch nichts in diese Richtung gesagt, oder angedeutet. Zumindest sagte ihm das sein makelloses Gedächtnis. Andererseits, bei den nicht vorhandenen Andeutungen war er sich nicht ganz so sicher. Wenn der Silberhaarige etwas sagte, musste man extrem gut aufpassen. Oftmals verbarg sich hinter einem harmlos wirkenden Kommentar eine gemeingefährliche Beleidigung. Gut, vielleicht übertrieb er gerade ein wenig, aber so war das halt mit Ichimaru Gin. Dem Kerl konnte man einfach nicht über den Weg trauen und da konnte dieser so viel vor sich hin lächeln wie er nur wollte. Wahrscheinlich kam dieses Misstrauen auch von diesem Lächeln. Viele der Schüler und Schülerinnen hatten sogar Angst vor ihm, also vor Gin. Was so ein "fröhliches" Gesicht alles anrichten konnte. War es bei ihm dasselbe? Hatten die Leute Angst vor ihm, weil er immer so höflich und freundlich war? Konnte man davor überhaupt Angst haben? Eine interessante Frage. Ein Mensch konnte immerhin vor vielen verschiedenen Dingen Angst haben. Es gab Leute, die fürchteten sich vor der Dunkelheit, aber die Dunkelheit selbst tat einem doch nichts, trotzdem sagten viele, dass sie vor dieser Angst hätten.

Youko hatte Angst vor Spinnen, weil diese so eklig waren. Tolle Begründung, aber so wie seiner Schwester ging es vielen Personen, überwiegend den Frauen. Wovor er Angst hatte? Ehrlich gesagt, hatte er darüber bis jetzt noch nie so richtig nachgedacht. Zwar fürchtete er sich davor, dass Grimmjow ihn hasste, aber zählte das schon als richtige Angst? Bestimmt. Wovor sich der Blauhaarige wohl fürchtete? Ob es so etwas Banales wie eine Spinne oder etwas ernsteres wie den Verlust einer sehr wichtigen Person war? Wobei, letzteres war wohl eine ganz natürliche Angst. Jeder ängstigte sich vor dem Verlust geliebter Menschen. Ihm wurde ganz flau im Magen, wenn er dran dacht, dass Youko etwas zustoßen könnte oder Grimmjow. Um seine Eltern und seinen Bruder machte er sich kaum bis überhaupt keine Sorgen. Sein Bruder war auf einer Mittelschule, die rundum Schutz bot, genau genommen war die Schule ein Internat. Seine Eltern hatten genug Geld um sich ein ganzes Footballteam als Leibgarde anzuschaffen. Youko und er waren im Grunde schutzlos. Die Kleine war für die Erwachsenen einfach noch nicht wertvoll genug, so kam es Aizen jedenfalls vor, und er war es einfach nicht wert. Immerhin hatte er sich geweigert, auf ein überteuertes Schnöselinternat zu gehen. So jemand wollte ja richtig, dass man ihm etwas antat, dies dachten sich seine Eltern wohl - vorausgesetzt diese dachten überhaupt. Manchmal zweifelte Sosuke daran. Aber ohne nachzudenken, ohne Verstand konnte man nicht reich werden. Selbst der größte Betrüger musste etwas davon besitzen, sonst würde er sofort auffliegen.

Während er also mal wieder vollkommen in seinen Gedanken versunken war, kam sein Ziel immer näher. Aus reiner Gewohnheit hörte er aber noch rechtzeitig, dass er bei der nächsten Station raus musste. In den ganzen Jahren, in denen er zur Schule gefahren war, hatte er es sich irgendwie angewöhnt, immer bei der Station, die vor seiner kam, auf die Ansagen zu achten. Die Macht der Gewohnheit! Manchmal war sie doch ein richtiger Segen.

Seufzend stand der Braunhaarige auf, fuhr sich dabei durch sein Haar und stellte sich an die Zugtür. Somit konnte er auch nicht vergessen, dass er aussteigen musste. Heute wusste er einfach nicht, was mit ihm los war. Den Weg zur Schule nutzte er zwar sonst auch immer, um über verschiedene Dinge - besonders über Grimmjow - nachzudenken, aber so schlimm war es bis jetzt noch nie gewesen. Er musste sich so schnell wie möglich auf andere Gedanken bringen, sonst würde er sich damit nur in den Wahnsinn treiben - vorausgesetzt Gin tat dies nicht zuvor.

Der Zug hielt und Aizen stieg aus. Es herrschte die morgendliche Hektik. Fast schon automatisch steuerte er auf den Ausgang zu. Seit seiner Einschulung ging er jeden Tag diesen Weg. Die Grund- und Mittelschule von Karakura befanden sich in einem und demselben Gebäude, während sich die Oberschule ein paar Meter daneben befand. Vielleicht war das auch der Grund, warum er sich damals für diese Oberschule entschieden hatte. Vom Pausenhof der Schulen konnte man auf den Pausenhof der jeweiligen anderen sehen. So war es zumindest früher. Am Ende des letzten Schuljahres hatten die Rektoren sich dafür entschieden, den Drahtzaun durch eine Steinmauer zu ersetzen. Glücklicherweise war Grimmjow dieses Jahr auf die Oberschule gekommen. Wenn er ihn ein Jahr lang so gut wie nie zu Gesicht bekommen hätte, wäre er wohl komplett irre geworden, doch wahrscheinlich war er dies eh schon. Welcher normale Mensch, der halbwegs bei Vernunft und Verstand war, würde sich sonst so verhalten? Keiner! Nur er mal wieder. Wobei, er war Aizen Sosuke, er war ein Genie! Ein Genie durfte sich durchaus den einen oder anderen Wahnsinn erlauben, denn bekanntlich lagen Genie und Wahnsinn nah bei einander - sehr nah. Genauso wie Liebe und Hass, aber die beiden waren jetzt gerade ziemlich unwichtig. Und schon wieder seufzte er. Wenn es eine olympische Disziplin im Seufzen geben würde, würde er sicherlich die Goldmedaille gewinnen. Er musste nur anfangen, an Grimmjow zu denken und schon wären die Seufzer nicht mehr zu stoppen. Ob er darauf nun stolz sein konnte oder nicht, war fraglich.

Als er den Bahnhof verlassen hatte, sah er auf seine Armbanduhr. Er hatte noch sehr viel Zeit, bis er in der Schule sein musste, das hieß, er konnte sich ganz gemütlich auf den Weg machen. Zumindest dachte er dies, aber da wurde er auch schon von hinten an der Schulter festgehalten.

"Guten Morgen, Aizen-sama", grüßte eine fröhliche Stimme, die Sosuke wohlbekannt war.

"Guten Morgen, Gin."

"Warum so genervt, Aizen-sama?"

Warum er genervt war? Erst verpasste er den Lieblingsteil seines Schulweges, dann quatschte ihn irgendein Typ von der Seite an und jetzt kam er, Ichimaru Gin, und würde ihn mit den neusten Klatsch- und Tratsch-Geschichten, die er von den Mädchen aufgegriffen hatte, versorgen, die Aizen, nebenbei erwähnt, keineswegs interessierten. Also ehrlich mal, wen interessierte es, von was Person XY für Unterwäsche trug - ausgenommen es wäre Grimmjows Unterwäsche - oder was irgendjemand über eine andere Person gesagt hatte - ausgenommen diese Person lästerte über Grimmjow - oder was in Hollywood mal wieder los war - ausgenommen Grimmjow hätte was mit Hollywood zu tun? Aizen Sosuke ging dies alles kilometerweit am Allerwertesten vorbei - außer es ging um Grimmjow. Und zack die Bohne, wie man das so schön sagte, war der Blauhaarige wieder in Aizens Gedanken und machte sich breiter als fünf Wale zusammen. Nicht sehr nett, oder?

"Gin, mir ist nicht gut!" Sein Tonfall war schärfer als er es eigentlich sein sollte, aber solange es half, war es dem Braunäugigen egal. Falls Ichimaru nun eingeschnappt war, dann war dies nicht sein Problem - vor allem, weil der Silberhaarige dann schwieg.

"Sind sie krank, Aizen-sama?", fragte Gin besorgt. Ob es echte Besorgnis war oder nur gespielte konnte man nicht heraushören, aber man konnte vom Letzteren ausgehen.

"Nein. Mir ist einfach nur nicht gut. Lass mich bitte in Ruhe!" Schon wieder war sein Tonfall härter als geplant ausgefallen. War das hier vielleicht der richtige Aizen Sosuke? Oder war es wieder ein anderer? Langsam breiteten sich Kopfschmerzen aus. Er dachte definitiv zu viel nach. Warum konnte man Gedanken nicht einfach abstellen, wenn sie zu viele wurden? Das Leben wäre um so vieles leichter, wenn man mal einfach mit dem Denken aufhören könnte. Zumindest für Leute wie ihn. Es soll ja auch Menschen geben, die dachten nie nach. Diese würden bestimmt auch keine Kopfschmerzen bekommen. Ach, das musste herrlich sein.

Ob Grimmjow auch manchmal Kopfschmerzen hatte? Ob er es zeigte oder behielt er es für sich und wartete einfach ab, bis diese wieder weg waren? Was seine Eltern wohl taten, wenn ihr Sohn Schmerzen hatte? Merkten sie es überhaupt? Interessierte es sie? Zu viele Fragen, keine Antworten und noch mehr Schmerzen. Er musste unbedingt mit dem Denken aufhören, wenigstens für ein paar Minuten oder Stunden. Das wird doch wohl nicht allzu schwer sein! Also gut, er, Aizen Sosuke, würde bis zum Schultor nicht mehr denken!

"Aizen-sama, ich hab da etwas über Grimmjow herausgefunden, dass sie vielleicht interessieren könnte."

Grimmjow!

Und schon waren alle gut gemeinten Vorsätze weg vom Fenster.

"Was? Was hast du herausgefunden?!"

Aizen war bei Gins Worten stehen geblieben und hatte sich zu diesem gedreht. Er musste sich beherrschen, um den etwas Jüngeren nicht an den Schultern zu packen und zu schütteln und dabei immer wieder "Was hast du herausgefunden?!" zu rufen.

Die Kopfschmerzen waren vergessen, die Schule war vergessen und auch die Tatsache, dass einige der anderen Schüler und Passanten ihn und Ichimaru merkwürdig ansahen, war vergessen.

Es existierte nur noch Grimmjow und die Information, die sein Klassenkamerad über diesen hatte.
 

Donnerstag war der vorletzte Schultag. Für die einen ein Lichtblick, für die anderen einer der schlimmsten Tage der Woche. Warum? Wegen der Unterrichtsfächer, aber dies war schulabhängig.

Überpünktlich wie immer saß der Schwarzhaarige auf seinem Platz und las ein Buch. Normalerweise kam er immer eine viertel Stunde vor Unterrichtsbeginn, doch heute war er sogar eine ganze Stunde zu früh. Dies lag daran, dass er es zu Hause einfach nicht mehr ausgehalten hatte. Anstatt von seinem Wecker, wurde er in der Früh von seinen streitenden Eltern geweckt. Daher war seine Laune bereits beim Aufstehen nahe am Gefrierpunkt. Als das Gezanke der Erwachsenen nicht nachließ, entschloss Ulquiorra sich dazu, einfach mal früher aus dem Haus zu gehen. Gefrühstückt hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits, denn er wurde fast zwei Stunden eher als sonst geweckt. Ohne ein Wort zu verlieren, war er gegangen. Ob seine Eltern es bemerkt hatten? Spätestens wenn sie merkten, dass er nicht mehr da war, würde ihnen klar werden, dass er schon los gegangen war. Sein Handy hatte er auf "stumm" gestellt. Er mochte dieses kleine Ding nicht. Dadurch war man immer erreichbar, aber er wollte nicht immer erreichbar sein. Kurz vor Acht würde er es ganz ausschalten. Laut der Schulordnung waren Handys in der Schule verboten. So genau nahm das aber niemand. Nur er, aber die Diskussion hatte er gegen seine Eltern verloren und sogar der Rektor, man glaubt es kaum, hatte ihm geraten, so ein nerviges Teil mit sich herum zu schleppen. Solange man den Unterricht nicht störte, waren Handys in Ordnung. Dass aber die Hälfte der Schüler lieber Mails schrieben oder Spiele spielten, schien niemanden zu interessieren. Ulquiorras Handy besaß, wie die meisten neuen Modelle, alle möglichen technischen Extras. Angefangen bei einer eigebauten Kamera und der üblichen Foto-Funktion, hatte er noch einige Dinge, deren Funktion er weder kannte, noch deren Namen ihm bekannt waren. Ihm war schleierhaft, für was er beispielsweise ein Radio brauchte oder Internetverbindung. Während er außer Haus war, brauchte er diese Sachen nicht und wenn er zu Hause war, konnte er mit Hilfe seines Computers ins Internet und das Radio stand in der Küche. Im Grunde waren Handys ziemlich überflüssig.

Er konnte sich noch gut daran erinnern, als er dieses technische "Wunder" geschenkt bekommen hatte. Es war ein ganz normaler Tag gewesen. Morgens ging er schweigend in die Schule, kam spät nachmittags wieder nach Hause. Als er in die Küche gekommen war, in der seine Mutter stand und darüber grübelte, was sie zum Abendessen kochen sollte, und sein Vater neben ihr saß und seine Zeitung las, kam ihm das schon ein wenig merkwürdig vor. Man muss wissen, bei ihm Daheim war es eine Seltenheit, dass seine Eltern so ruhig in ein und demselben Raum saßen und nicht gerade über irgendetwas diskutierten beziehungsweise stritten. Meistens ging es um ihn und sein Leben. Wahrscheinlich dachten seine Eltern, er würde es nicht merken, aber er hatte es schon früh bemerkt. Er war nicht dumm!

Als sie ihn sahen, fingen beiden an, ihn komisch anzulächeln. Er empfand es als komisch. Fröhlich hatte seine Mutter ihn begrüßt und in die Arme genommen - sowas hasste er. Sein Vater war aufgestanden und hatte ihm ohne ein Wort zu sagen ein kleines, weißes Päckchen hingehalten.

Verwirrt hatte er es schweigend angenommen und begann, es auszupacken, dabei wurde er erwartungsvoll von seinen Eltern beobachtet. Seine Begeisterung hielt sich sowohl beim Auspacken als auch beim Betrachten des Geschenkes sehr stark in Grenzen. Im Grunde kotzte ihn das alles an. Er war noch nie ein Mensch gewesen, der mit seinen Gefühlen um sich warf oder einen großen Wert auf Beziehungen legte. Deshalb interessierte es ihn auch herzlich wenig, dass er mit seinem Verhalten die Gefühle anderer verletzte. Desinteressiert hatte er das kleine, grüne Klapphandy betrachtet und geseufzt. Nicht gerade die Reaktion, die man als Elternteil erwartete, wenn man seinem Sohn ein relativ teures Geschenk machte. Warum das Handy grün war? Zuerst hatte er sich gefragt, warum sie nicht einfach eins dieser billigen Dinger gekauft hatten, und dann hatte er sich gefragt, warum es ausgerechnet grün war. So grün wie seine Augen. Wenn er jetzt so darüber nachdachte, dann war die letzte Frage eigentlich ziemlich einfach zu beantworten: Seine Lieblingsfarbe war Grün. Sagten zumindest alle. Es war schon manchmal verblüffend, wie viel andere über einen wussten, vor allem, wenn man es selbst nicht wusste. Er hatte keine Lieblingsfarbe, kein Lieblingsessen, keine Lieblingsmusik und kein Lieblingsfach - er mochte alles gleich gerne. Doch anscheinend verstanden die Menschen in seiner Umgebung dies nicht.

Gelangweilt hatte er das Geschenk auf den Küchentisch gelegt und bescheid gegeben, dass er bis zum Abendessen in seinem Zimmer sein und dort seine Hausaufgaben erledigen würde. Die enttäuschten Blicke sah er nicht - sie interessierten ihn nicht wirklich. Wenn sie ihm schon so ein dämliches Teil aufhalsen mussten, dann wollte er wenigstens ein bisschen Mitspracherecht haben und dieses hatte man ihm durch diese Aktion genommen. Er war kein Kind mehr!

Seit diesem Tag hatte er also ein Handy, welches er aus reinem Zwang immer bei sich hatte. Benutzt wurde es aber so gut wie nie. Wen sollte er schon anrufen? Wer sollte ihn schon anrufen - außer seinen Eltern? Niemand. Es gab in seinem Leben keine Freunde. Als Außenseiter hatte man einfach keine. Ein paar Mal hatte er mit einem Jungen, der öfters in der Bibliothek zu finden war, geredet, aber Freunde waren sie deshalb noch lange nicht. Ab wann war man eigentlich mit jemandem befreundet? Sobald man dessen Lieblingstier oder Lieblingsband kannte? Wohl kaum, oder?

Unbewusst seufzte er auf. Manchmal dachte er einfach zu viel, dabei wollte er sich doch nur auf das Buch in seinen Händen konzentrieren, aber in letzter Zeit schweiften seine Gedanken immer öfters ab. Sein sonst so ruhiges Leben war irgendwie nicht mehr so wie früher. Lag es vielleicht am Alter? Oft hatte er gehört, dass sich Kinder ab einem bestimmten Alter veränderten. Die Rede war dabei aber nicht vom Aussehen, das änderte sich mit den Jahren einfach, so etwas war vollkommen normal. Vielmehr ging es dabei um etwas, das man nicht sehen oder greifen konnte. Viele sprachen vom Erwachsenwerden. Für Ulquiorra war es nur das Ausschütten von Hormonen und das Entdecken der menschlichen Triebe. Bis jetzt wurde er von all dem weitgehend verschont. Seine Klassenkameraden verhielten sich halbwegs gesittet und er selbst hatte weder eine Überdosis Hormone, noch das Bedürfnis, sich auf irgendeine Art und Weise beweisen zu müssen. Auch sein Interesse am anderen Geschlecht war noch nicht wirklich vorhanden. Ihn interessierten diese ganzen aufgetakelten Weiber nicht. Was sollte er mit denen? Sie zogen sich in ihrer Freizeit an, als wäre es Hochsommer - egal bei welchem Wetter - und zeigten, was sie hatten oder auch nicht hatten, Hauptsache man zeigte Haut. Was andere Jungen daran so prickelnd fanden, verstand er nicht. Dass er vielleicht dem männlichen Geschlecht eher zugeneigt war, bezweifelte er. Auch für die männlichen Schüler interessierte er sich kein bisschen. Sie allesamt waren kindisch, unterbelichtet oder einfach niveaulos. Man könnte meinen, eine Person wie Aizen würde zu ihm passen, aber von solchen Leuten hielt der Schwarzhaarige auch nichts. Sie waren hinterhältig und keineswegs anziehend, eher abstoßend und das auf eine unbeschreibliche Art und Weise. Nein, jemand wie Aizen war für ihn an seiner Seite unvorstellbar - egal ob als Frau oder als Mann. Eine Persönlichkeit wie Grimmjow kam auch nicht in Frage. So eine Person würde ihm nur auf die Nerven gehen und ihn früher oder später in den puren Wahnsinn treiben. Darauf konnte er nun wirklich verzichten.

Gestresst von seinen eigenen Gedanken und dem daraus folgenden Konzentrationsstörungen, überlegte er sich, das Buch einfach zuzuklappen und in der Pause weiter zu lesen. Es machte einfach keinen Sinn, eine Geschichte zu lesen, wenn man jeden zweiten Satz wiederholen musste, da man ihn nicht verstanden hatte und wusste, dass es nicht an der Schwere des Satzbaus lag. Er seufzte leise.

Nach und nach kamen die anderen Schüler in das Klassenzimmer. Er ignorierte sie alle. Keiner sprach ihn an - warum auch? Den ansteigenden Lärmpegel blendete er aus. Im "auf Knopfdruck nicht Wahrnehmen" von nervigen und unwichtigen Elementen war er Weltmeister - zumindest kannte er noch niemanden, der besser war. Wie er dann aber die Ankunft des Lehrers wahrnahm? Dafür hatte er seinen sechsten Sinn. Ohne Hektik schloss er das Buch und packte es in seine Tasche. Vorbildlich wie er nun mal war, hatte er seine Unterrichtsmaterialien bereits alle auf dem Tisch. Vor ihm lag das aufgeschlagene Heft, in seiner Hand der Bleistift. Teilnahmslos sah er zum Lehrer, welcher gerade die Anwesenheit der Schüler überprüfte.

Als sein Name aufgerufen wurde, hob er die Hand. So lief das immer ab. Wenn jemand fehlte, wurde er in das Klassenbuch, das von einem Lehrer zum anderen gegeben wurde, geschrieben. Je nach dem welcher Lehrer anwesend war, wurden zwei Schüler zur Sekretärin geschickt, um die, die fehlten, als entschuldigt eintragen zu lassen, falls eine Befreiung vorlag. Nicht jeder Lehrkörper kümmerte sich darum, daher kam es auch mal vor, dass man zwei oder drei Tage ohne weiteres einfach blaumachen konnte. An Dinge wie Schwänzen hatte Ulquiorra bis jetzt noch nie gedacht. Warum sollte er sich wegen so etwas Unnötigem Ärger antun? Er war doch nicht bescheuert.

Wenn man schon blaumachte, dann sollte man sich wenigstens von seinen Eltern befreien lassen, weil man "krank" war. Bei manchen Eltern funktionierte es sehr gut, zum Beispiel bei seinen. Sobald er das kleinste Anzeichen auf eine Krankheit hatte, sorgte seine Mutter sich um ihn und das nicht mehr im normalen Maße. Sie benahm sich dann immer so, als würde er kurz davor stehen, tot umzufallen. Seinen Vater ließ dies meistens kalt. Er bekam es kaum mit, da er meistens schon außer Haus war, wenn der Schwarzhaarige aufstand. Darüber war er auch ganz froh. Eine besorgte Mutter ertrug er, aber eine besorgte Mutter und ein besorgter Vater waren zu viel. Gut, er wusste nicht, wie schlimm sein Vater bei sowas war, aber er konnte es sich vorstellen. Zum Glück wurde er selten krank. Meistens bekam er eh nur Schnupfen und der verging nach ein paar Tagen von selbst. Vielleicht lag es ja an seinen nicht vorhandenen Fehltagen, dass er so ein guter Schüler war. Natürlich war er auch sehr schlau, aber es war sehr viel einfacher, wenn man klug und immer anwesend war. Dadurch musste er zu Hause kaum etwas lernen. Naja, eigentlich musste er überhaupt nicht lernen, aber er wollte nicht riskieren, dass sich seine Noten wegen einer kleinen Schlamperei verschlechterten, außerdem entging er so seinen Eltern, die ja ach so stolz auf ihn waren. Wie sie sich wohl verhalten würden, wenn er anders wäre? Manchmal sahen sie so traurig aus und er wusste, dass es seinetwegen war. Er war nicht dumm, er nahm seine Umgebung auf seine Art und Weise wahr und er würde sogar behaupten, dass er mehr von den Menschen in seinem Umfeld wahrnahm als andere. Nur hing er seine Erkenntnis und sein Wahrgenommenes nicht an die große Glocke, dies war nicht so seine Art. Lieber saß er stumm in einer Ecke und las ein Buch oder beobachtete einfach.

Unbemerkt wanderte sein Blick auf Grimmjows Platz. Dieser war leer, so wie am Tag davor. Es war schon irgendwie merkwürdig, wenn der Blauhaarige fehlte. Es war nicht leiser oder lauter, aber irgendwie war die gesamte Stimmung anders. Bildete er sich dies vielleicht auch einfach nur ein? Aber man musste schon sagen, der Blauäugige hatte eine gewisse Stellung in der Klasse und auch bei den Lehrern. Ob diese Stellung positiv oder negativ war, sei mal so dahingestellt. Durch die Blicke einiger weiblicher Wesen, konnte er sehen, wie "beliebt" Grimmjow war.

Die Mädchen in seiner Klasse waren zwar nicht nach seinem Geschmack, aber die anderen Schüler fanden sie "heiß", dementsprechend viele Feinde hatte der fehlende Raufbold. Dass dies für Grimmjow keine Rolle spielte, wie viele ihn mochten oder nicht, war Ulquiorra bewusst, immerhin hatte dieser auch viele Bewunderer. Doch oft hatte er diesen bestimmten, angepissten Gesichtsausdruck bei seinem Mitschüler gesehen. Es musste ihn wirklich ankotzen, wenn ihn ständig jemand ansprach und ihm eine Drohung entgegen brüllte, ihn herausforderte oder ihm seine Bewunderung gestand und Tipps für irgendwas wollte. Es mochte zwar wahr sein, dass der großgewachsene Junge eher an belebten Orten zu finden war und auch sonst eher den Eindruck erweckte, lieber unter Menschen zu sein, als allein zu Hause, doch jeder brauchte mal seine Ruhe. Daher hatte Grimmjow sein Mittagspausenplatz auf das Schuldach verlegt. Sehr selten kamen andere Schüler dorthin. Im Sommer gab es dort keinen Schatten und im Winter war man dem Wind hilflos ausgeliefert. Nur im Herbst und im Frühling war es dort wirklich angenehm.

Der Grünäugige dachte selbst auch nicht daran, aufs Dach zu gehen. Was sollte er da? Manchmal sah er Grimmjow, wenn dieser am Rand des Dachs entlang ging. Aber nur wenn dieser dicht an dem Drahtzaun lang spazierte und natürlich, wenn er auf der richtigen Seite war. Immerhin konnte er von seinem Pausenplatz, welcher sich auf der Wiese der Schule unter dem alten Baum befand, nur sehen, was sich auch auf dieser Seite abspielte. Es war so schon schwer genug, überhaupt etwas zu erkennen, da das Schulgebäude relativ hoch war. Naja, Grimmjow war nicht zu übersehen mit seinen blauen Haaren, wenn man ihn nicht sah, dann musste man blind sein oder farbenblind oder blöd.

Während er dem Unterricht lauschte, zeichnete er kleine Bildchen in sein Heft. Manchmal schrieb er auch Wörter, die ihm einfielen, an den Rand. Würde es Heftnoten geben, so würde er wahrscheinlich nur eine Zwei bekommen. Zwar hatte er alle Einträge und eine tadellose Handschrift, alles war ordentlich, nur die Zeichnungen und die Wörter zerstörten das Gesamtbild.

Dieses Mal kritzelte er einen kleinen Panda. Als Vorlage diente ihm dazu der kleine Handyanhänger von Grimmjow. Ob es ein Geschenk gewesen war? Von seiner Freundin oder von seiner Ex-Freundin? Hatte der Blauhaarige bis jetzt schon einmal eine feste Beziehung geführt beziehungsweise führte er eventuell gerade eine? Ulquiorra traute ihm beides zu. Sowohl, dass er eine feste Beziehung hatte als auch, dass er mal eine geführt hatte. Warum? Grimmjow hatte, seitdem er auf der Mittelschule war, viele, überwiegend weibliche, Fans und der Blauäugige schien dem Schwarzhaarigem eine Person zu sein, die solch eine Tatsache zu ihrem Vorteil nutzte.

War es gemein, so ein Bild von einem Menschen zu haben, den man im Grunde gar nicht kannte? Diese Frage beschäftigte ihn manchmal, wenn er über seinen launischen Mitschüler nachdachte. Vor ungefähr drei Jahren war er zusammen mit Grimmjow auf die Karakura Mittelschule gekommen. Seitdem waren sie in einer Klasse und seit damals hatte sich nichts zwischen ihnen geändert. Ulquiorra war da - Grimmjow war da. Sie wussten nicht viel über den jeweils anderen, aber sie kannten sich - irgendwie.

Der Schwarzhaarige seufzte leise. Heute war er einfach unkonzentriert. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass er aufgerufen worden war. Geduldig stand der Lehrer an der Tafel und sah seinen schweigsamen Schüler erwartungsvoll an. Da er aber wohl nach einiger Zeit selbst bemerkte, dass er keine Antwort bekommen würde, tat er das, was die meisten Lehrer hier taten - nein, er rief keinen neuen Schüler auf, dies wäre ja zu einfach -, er ging zu Ulquiorra, stellte sich direkt neben ihn und sah ihn an. Der braunhaarige Mann räusperte sich kurz, nur um dann in einer fast schon liebevollen Stimme seinen Schüler erneut anzusprechen. Hierbei sollte man wissen, dass dies sozusagen die Ruhe vor dem Sturm war, wie man so schön sagte. Zum Glück hatte der Jüngere dafür seinen siebten Sinn, der ihn auf solche Situationen hinwies. Ausdruckslos sah er also zu seinem Lehrer und schwieg. Jetzt musste er irgendetwas sagen, nur fiel ihm gerade nichts ein - außer, dass ihm plötzlich total schlecht war. Lag das vielleicht an dem Geruch seines Lehrers? Entweder hatte der Ältere sich heute in Parfüms, Duftdeos und Ähnlichem gebadet oder aber seine Freundin - oder Ehefrau - hatte sich heute extra "duftig" gestylt und sein armer Mathelehrer wurde von der Duftwolke ergriffen. Egal was es war und egal warum, ihm wurde deshalb schlecht. Sehr schlecht. Er musste ganz schnell wo hin! Wie er die Entschuldigung herausbrachte, wusste er im Nachhinein nicht mehr, aber irgendwie hatte er es vollbracht, bevor er, blasser als er eh schon war, aus dem Klassenzimmer gestürmt war. Die restliche Mathestunde hatte er dann im Krankenzimmer der Schule verbracht. Die Schulärztin konnte ihm zwar auch nicht sagen, was er hatte und hatte ihm empfohlen, sich einmal komplett "durchchecken" zu lassen. Wenn er ehrlich war, sollte er da wirklich mal hin. Nicht, dass er krank wäre oder so, aber er war schon lange nicht mehr beim Arzt gewesen, obwohl er wusste, dass dies für ihn wichtig war. Als er noch jünger war, hatte er einige Zeit lang Probleme mit seinem Herzen gehabt, aber das war vor Jahren und inzwischen war alles wieder in Ordnung.

Die Ärzte meinten damals, dass die Probleme von einer Grippe kamen, die er anscheinend nicht ganz auskuriert hatte. Natürlich glaubten seine Eltern das nicht und schickten ihn immer wieder zum lieben Onkel Doktor. Dass er in den vergangenen vier Jahren kein einziges Mal mehr bei einem gewesen war, verschwieg er. Irgendwann würden sie es schon selbst bemerken. Nein, er log sich nicht an, er sagte ihnen nur nicht alles. Warum sollte er auch? Sie nervten ihn nur. Ulquiorra selbst interessierte es nicht, warum er diese Probleme hatte, woher sie gekommen waren, ob sie wieder kamen beziehungsweise wieder kommen könnten. Für ihn zählte nur das Hier und Jetzt! Im Hier und Jetzt war alles in Ordnung mit seinem Körper - mehr oder weniger.

Ohne dass er es bemerkt hatte, war er in dem Krankenbett eingeschlafen und schlummerte ruhig vor sich hin. Niemand störte ihn. Niemand stritt sich wegen ihm. Niemand machte ihm indirekt Vorwürfe. Niemand bedrängte ihn. Er war alleine und das war gut so. So wollte er es. Die Schulärztin war so nett gewesen und hatte seinem Lehrer Bescheid gegeben, dass er nicht mehr zum Unterricht kommen würde. Heute fehlte er zum ersten Mal. Nein, es war das zweite Mal. Das erste Mal hatte er wegen einer Schulveranstaltung gefehlt und das auch nur, weil der Lehrer meinte, die Stegreifaufgabe, die er in dieser Stunde schreiben wollte, könne er auch nachholen. Ansonsten hätte er die Versammlung sausen gelassen oder sich an den Rektor gewandt und gefragt, ob man die Versammlung nicht verschieben könnte. Irgendwie hätte er da schon eine Lösung gefunden. Immerhin war er Ulquiorra Cifer.
 

Freitag, der letzte "Arbeitstag" für Schüler. Die Lehrer hatten ja das wunderbare Glück, dass sie am Wochenende den Stoff für die nächste Woche herrichten durften, was nicht bedeutete, dass sich die Lehrerschaft nicht auch auf den Freitag freute. Dieser Tag war in vielerlei Hinsicht super. Zum Einen stand das erholsame Wochenende vor der Tür und zum anderen durfte man früher nach Hause. Da freute man sich doch. Des Weiteren gab es freitags keine nervigen Hauptfächer, sondern nur Nebenfächer und die auch nur eine Schulstunde lang. Alles in allem also ein recht entspannter Tag, wenn da nicht die ein oder andere Person wäre, die einen in den blanken Wahnsinn trieb und das nur mit den Blicken, die sie einem zuwarf. Eigentlich war er es schon gewohnt, immerhin trafen ihn diese Blicke seit Beginn des Schuljahres, was zwar noch nicht lange war, aber man gewöhnte sich als Lehrer schnell an Dinge. Vielleicht wäre es besser, sie zu ignorieren, wenn er sagen könnte, dass diese Person sich einfach nur in ihn verliebt hatte. Warum dies einfacher war? Eine Beziehung zwischen Lehrer und Schüler war verboten. So einfach war das. Aber das alles hier hatte nichts mehr mit Liebe zu tun. Eher mit abgrundtiefer Abscheu. Vielleicht war auch Hass mit im Spiel. Noch gab es kein Gesetz, das einem verbat, einen Lehrer zu verabscheuen oder zu hassen. Schön wäre es aber - zumindest für den ein oder anderen. Manchmal stellte er sich die Frage, ob er den Schüler nicht einfach fragen sollte, warum er ihn immer so böse ansah, aber jedes Mal aufs Neue verwarf er diesen Gedanken. Es konnte ihm doch egal sein. Drei Mal in der Woche war er in dieser Klasse. Jeden Montag, Mittwoch und Freitag. Jedes Mal für 45 Minuten. Warum sollte er sich deswegen also aufregen? Es gab Schlimmeres, als irgendwelchen Blicke. Da wäre zum Beispiel Lilynette, die war um einiges schlimmer. Vor allem wenn sie etwas wollte und er es ihr nicht sofort gab. Aber obwohl sie so nervte, war er froh, dass sie bei hm war. Sie vertrieb die Einsamkeit, die sich in seinem Leben breit gemacht hatte. Zwar konnte sie nicht immer bei ihm sein, denn ihre Eltern wussten ja noch nicht einmal, dass er mit ihrer Tochter befreundet war. Immer wenn sie zu ihm kam, dann hatte sie zuvor Streit mit ihren Eltern gehabt. Es war selten, dass sie einfach mal so zu Besuch kam, doch dies war ihm egal. Hauptsache, sie war da und blieb eine Weile. Natürlich würde es ihn freuen, wenn sie sich mit ihren Eltern verstehen würde, aber was sollte er schon machen? Sie sagte ihm nicht, was los war und er wollte sie auch nicht mit irgendwelchen Fragen nerven. Irgendwann würde sie ihm schon alles erzählen, da war er sich sicher.

Ohne große Freude schrieb er ein paar Sätze, die seine Schüler in die Hefte schreiben sollten, an die Tafel und erklärte ein paar Dinge, die zum Verständnis des Textes beitragen sollten. Ob jeder es verstand, wusste er nicht. Die meisten sahen desinteressiert nach vorne und schrieben mit. Ihm war durchaus bewusst, dass Geschichte kein allzu spannendes Fach war, wenn man sich nicht für die Vergangenheit interessierte, aber es musste nun mal sein. Er selbst mochte Geschichte eigentlich sehr. Aber er war ja auch nicht wirklich normal und immerhin war er Lehrer, das war doch auch schon ein Beweis, dass irgendwas nicht mit ihm stimmte. Welcher Volltrottel wurde schon freiwillig Lehrer - so einer wie er. Vielleicht war er auch nur Lehrer geworden, weil er Kinder mochte - auch wenn diese meistens so unausstehlich laut waren. Oder er war es geworden, weil ihm nichts Besseres eingefallen war. Egal warum er sich für diesen beruflichen Weg entschieden hatte, nun war er Lehrer und daran würde sich so schnell auch nichts ändern.

Da seine Schüler keine Fragen zu dem Erklärten und Geschriebenen hatten, gab er ihnen die Aufgabe, die Aufgaben auf der Seite, die sie gerade durchnahmen, zu bearbeiten. Alleine und schweigend. Während die Jugendlichen also mit ihrer Arbeit beschäftigt waren, konnte er sich ein wenig ausruhen. Wobei er sich eigentlich nicht wirklich ausruhen konnte.

Immerhin musste er die anfallenden Fragen zu den Aufgaben beantworten, aufpassen, dass sich die Schüler nicht mit irgendwelchen Schreibutensilien abmurksten oder sonst was anstellten. Ziemlich lächerlich, da die Schüler doch schon recht erwachsen waren. Mit siebzehn beziehungsweise achtzehn Jahren kam man eigentlich nicht mehr auf solche selten dämlichen Gedanken, oder? Müde sah er sich die Klasse an. Ihn verblüffte es jedes Mal auf ein Neues, dass manche Schüler so herausstachen, obwohl sie nichts Besonders taten oder auffällig aussahen. Da wären zum Beispiel Ichimaru Gin und Aizen Sosuke, die beiden waren wohl die Auffälligsten in der Klasse. Der Silberhaarige mit seinem ständigen Lächeln, das fast schon beängstigend war, und der Braunhaarige mit seiner bloßen Anwesenheit.

Schon erstaunlich. In der zehnten Klasse gab es auch zwei solcher Fälle - Ulquiorra und Grimmjow. Mit seinen blauen Haaren fiel Grimmjow so oder so auf, aber es war auch einfach seine ganze Persönlichkeit. Bei Ulquiorra war das Auffälligste wohl seine Augen. Jedes Mal wenn einer der beiden nicht da war, fiel es sofort auf. Es kam zwar nicht oft vor, dass einer von den beiden fehlte, aber es kam vor und dann stach es einem einfach ins Auge. Wobei Ulquiorra eigentlich meistens nur für ein paar Minuten nicht im Unterricht war, weil er eine wichtige Besprechung hatte, aber das war nicht verwunderlich, da dieser ja Klassensprecher war und als solcher gab es am Anfang des Schuljahres immer eine Menge zu tun.

Grimmjow hingegen fehlte etwas öfter. Seit dieser auf die Karakura Mitteschule gekommen war, unterrichtete er diesen und den Schwarzhaarigen. Die beiden waren relativ ruhige Schüler. Der Blauhaarige war zwar oftmals laut und wild, doch dies merkte man während des Unterrichts kaum. Sein Verhalten war extrem stark von seiner Laune abhängig. Bei anderen war es zwar auch so, doch bei dem Blauäugigen war es eben einfach extrem. War er schlecht gelaunt, merkte man es auf Anhieb und, wenn man Pech hatte, bekam man dies auch zu spüren. Hatte er gute Laune war er meistens ruhig und zog sich in den Pausen noch mehr, als sonst, zurück. Am besten war es eh, wenn man sich von ihm fern hielt - außer man wollte einen Krankenhausaufenthalt riskieren.

Seufzend blätterte Coyote um. Das Geschichtsbuch und dessen Inhalt interessierten ihn gerade überhaupt nicht. Viel lieber würde er Daheim auf dem Sofa sitzen und entspannen. Er hatte unglaubliches Glück, diese Klasse bekommen zu haben, da diese am ruhigsten war. Jeder Lehrer lobte die Klasse und freute sich, wenn er sie zugeteilt bekam. Anders sah es da bei den Zehnten aus. Sowohl die 1-1 als auch die 1-3 waren beliebt wie Fußpilz. Dabei war die 1-1 gar nicht so schlimm, wie alle behaupteten. Das alles waren nur Vorurteile. Wie es bei der 1-3 aussah, wusste er nicht, aber anscheinend gab es da wirklich einige Probleme. Fast alle Lehrer, die an der Karakura Oberschule arbeiteten, taten dies auch an der Mittelschule. Starrk hatte letztes Jahr ebenfalls dort gearbeitet, sowie die Jahre davor auch. Dieses Schuljahr war das erste, in dem er nur die Oberschüler hatte, dies freute ihn ungemein - weniger Arbeit!

Erneut blätterte er um, ohne wirklich die Seite gelesen zu haben. Für heute war der Unterricht eh schon gelaufen. Sollte er zur Abwechslung mal Hausaufgaben aufgeben? In der nächsten Stunde würden sie diese dann besprechen müssen - wollte er das? Ja, warum eigentlich nicht...

Müde erhob er sich, während ein Augenpaar ihn finster anstarrte, und schrieb die Hausaufgaben an die Tafel. Der Blick in seinem Nacken war unangenehm, aber für ihn nichts Neues, oder täuschte er sich da vielleicht? Murrend wurde sein Tun von den Schülern zur Kenntnis genommen. Irgendwie konnte er sie ja verstehen, nach der Schule wollte man etwas mit Freunden unternehmen und nicht irgendwelche Schularbeiten erledigen. Aber er gab so gut wie nie Hausaufgaben auf, da konnte man es ihm doch verzeihen, wenn er es doch mal tat. Einen Text lesen und Stichpunkte dazu schreiben. Dies sollte wohl jeder in ungefähr fünf Minuten geschafft haben.

Nach dem Klingeln der Schulglocke, die das Ende der Stunde bekannt gab, verabschiedete er sich und verschwand. Starrk hatte jetzt erst einmal eine Freistunde. In dieser saß er meistens im Lehrerzimmer und starrte dämlich vor sich hin. Was sollte er auch schon großartig machen? Auf irgendwelche Korrekturen hatte er keine Lust und auch sonst gab es nichts, das ihn dazu antrieb, seinen Hintern von dem gemütlichen Sofa, welches netterweise im Lehrerzimmer stehen durfte, zu erheben. Sein Kopf war viel zu voll mit sinnlosen Gedanken, die trotz ihrer Sinnlosigkeit nicht verschwinden wollten.

Wenn er ganz genau darüber nachdachte, dann stellte er fest, dass die "bösen" Blicke sonst eigentlich eher gelangweilte, beziehungsweise genervte Blicke waren. Bis jetzt hatte er sie immer nur fehl interpretiert. So was kam beim besten Lehrer vor. Hatte er etwas falsch gemacht, dass sein Schüler ihn nun vermutlich hasste? Bis jetzt hatte er aber noch keinen Ärger mit dem Jüngeren gehabt. Eigentlich dachte er sogar, dass sie sich recht gut verstanden. Dass Lehrer und Schüler niemals Freunde werden konnte, war ihm bewusst. Das war einfach ein Naturgesetz, das man nicht umgehen konnte. Vielleicht verstand er auch alles falsch und es gab eine sehr simple Erklärung für alles, wie zum Beispiel schlechte Laune, oder so was. Jeder war mal mies drauf und dann sah man nun mal nicht mit einem Lächeln im Gesicht in die Welt. Das war so gut wie unmöglich. Außer man war ein sehr guter Schauspieler, aber solche gab es nun mal nicht im normalen Leben. Wobei, Gin sah man meistens nicht an, wie er gerade gelaunt war. Dies lag wohl an seinem Dauergrinsen. Ob es gesund war, so viel zu lächeln?

Ein sehr betrübter Kollege kam ihm entgegen. Dieser murmelte ein "Nicht schon wieder" und "Zehn-eins" vor sich hin, wodurch Coyote und jeder, der halbwegs Gehirnmasse besaß, sich denken konnte, was los war. Da musste mal wieder jemand unfreiwillig in die Zehnte. So schlimm waren die nun wirklich nicht, nur ein bisschen hyperaktiv, aber ansonsten total lieb. Freitags war es da besonders laut, da keiner sich mehr auf den Unterricht sondern auf das Wochenende konzentrierte, aber dies war in jeder Klasse so. Seine Kollegen sollten sich mal nicht so anstellen. Seit Jahren unterrichtete er einen Großteil der Zehnten und bis jetzt hatte er immer überlebt - sonst wäre er logischerweise nicht mehr hier. Kopfschüttelnd betrat er das Lehrerzimmer, welches fast leer war.

Nach dieser Stunde hatte er ebenfalls Unterricht in der Zehn-eins, eine Vertretungsstunde. Danach hatte er aus. Freitag war wirklich ein wunderbarer Tag. In der erste Stunde die 1-1, dann Freistunde, eine Stunde 3-1 und eigentlich wäre für ihn sogar dann schon Schluss. Nur heute war da noch die Vertretung.

Vielleicht sollte er den restlichen Tag dazu nutzen, mit Lilynette in den Freizeitpark zu gehen. Am Dienstag war sie ja eingeschlafen und an den anderen Tagen waren beide schon verplant gewesen. Heute war schönes Wetter und er hatte viel Zeit und das kleine Mädchen ebenfalls. Sie würden sich einen tollen Tag machen und am Abend könnten sie sich bei ihm noch eine DVD ansehen. Ja, das war ein super Tagesplan. Ein Lächeln zierte sein Gesicht. Leider verschwand dieses, als es an der Tür klopfte. Da er inzwischen alleine war, war er wohl oder übel gezwungen, diese zu öffnen - alles andere wäre unhöflich gewesen. Gähnend stand er auf und schlürfte fast schon zur Tür und öffnete sie.

Vor ihm stand einer seiner Schüler aus der Zwölften, die er zuvor unterrichtet hatte. Es war der Braunhaarige, der ihn die meiste Zeit so "böse" oder genervt ansah.

"Was kann ich für dich tun?", fragte der Grauäugige verwundert.

"Ich würde gerne mit Ihnen reden - unter vier Augen."

"Hast du jetzt nicht eigentlich Unterricht?"

"Der Lehrer ist bereits gegangen."

Die Antworten waren in einer Tonlage gesprochen, die keine Diskussion duldete.

"Komm rein", meinte Coyote, weil er keine Lust auf irgendwelche Gespräche hatte, die im Nichts endeten.

Schweigend trat der Schüler ein. Seine Miene war ernst - todernst. Was wohl passiert war? Wollte er es überhaupt wissen? Seufzend schloss er die Tür und bot dem Jüngeren einen Stuhl an und setzte sich ihm gegenüber.

"Na dann, ich bin ganz Ohr", forderte er den Jungen indirekt auf, sein Problem zu schildern.

"Sensei, Ihnen ist klar, dass es gesetzlich verboten ist, eine Beziehung mit einem Schüler zu haben?"

"Ja, das ist mir klar. Aber was genau willst du mir damit sagen?", antwortete Starrk wahrheitsgemäß. Seine Verwirrung war deutlich zu hören. Warum um alles in der Welt sagte sein Gegenüber so etwas? Jeder Lehrer und Schüler wusste, dass es verboten war.

"Dann halten Sie sich bitte auch daran!"

Ohne ein weiteres Wort stand der Zwölftklässler auf. Noch immer verstand der Braunhaarige nicht, warum sein Schüler dies zu ihm sagte. Er hatte keine Beziehung mit einem Schüler. Irgendwas war doch sehr faul an der ganzen Sache. Gab es vielleicht ein Gerücht über ihn? Falls ja, dann würde er sicherlich bald davon hören, denn Gerüchte verbreiteten sich in der Schule rasend schnell.

"Sexuelle Belästigung und sexueller Missbrauch sind ebenfalls strafbar. Vergessen Sie das nicht, Sensei."

Damit war der Jüngere auch schon auf dem Flur und begab sich in sein Klassenzimmer.

Der ein oder andere wäre vielleicht aufgestanden und hätte den Schüler zur Rede gestellt, aber Coyote blieb einfach vollkommen verwirrt sitzen. Ihm fehlten die Worte. In seiner gesamten Laufbahn als Lehrer war ihm so etwas oder ähnliches noch nie, wirklich noch nie, passiert. Wie viele Geschichten hatte er über Lehrer und Schüler gehört, die eine feste Beziehung miteinander hatten, gehört, aber in seinem näheren Umfeld war dies noch nicht vorgekommen.

Egal wer für dieses heikle Missverständnis verantwortlich war, hatte nun eine Menge Ärger am Hals, beziehungsweise würde diesen bekommen, wenn man herausfand, wer solche Dinge erzählte.

Mit diesem Gedanken befasste er sich aber nicht, da er an die Folgen denken musste, die auf ihn zukamen, wenn dieses Gerücht erst einmal bis zum Rektor vorgedrungen war. Was hatte er nur verbrochen, dass man ihn so strafte?

Seufzend stand er auf. Hiermit war der wunderbare Tag zerstört. Aber meckern half nichts, er musste jetzt in die Zehnte, er war eh schon spät dran.

Gedanklich war er ganz wo anders, daher bemerkte er auch nicht, dass ihn einige der Schülerinnen und Schüler begrüßten. Nicht zurück zu grüßen war unhöflich, aber was sollte er machen, wenn er es gar nicht wahrnahm?

Wortlos schritt er in die Klasse. Was für ein Fach sollte er eigentlich vertreten?

Prüfend sah er sich die Anwesenden an. Es schienen alle da zu sein, die da zu sein hatten. Grimmjow war immer noch krank, aber dies hatte er heute Morgen schon festgestellt. Was der Blauhaarige wohl hatte?

Wahrscheinlich war es das Beste, wenn er die Jungs und Mädels tun ließ, was sie wollten, solange sie leise waren. Auf richtigen Unterricht hatte er womöglich genauso wenig Lust, wie die Schüler.

"Da ich keine Ahnung habe, in welchem Fach ich euch vertreten soll, halte ich es für das Beste, wenn ihr euch einfach leise beschäftigt."

Diese Ansage wurde mit Freude zur Kenntnis genommen. Kleine Gruppen bildeten sich. Nur Ulquiorra blieb alleine an seinem Platz. Starr waren die grünen Augen auf den Braunhaarigen gerichtet. Der Blick war aber einer der undefinierbaren Sorte. Da Starrk gerade keinen Nerv dafür hatte, ging er zu dem Schwarzhaarigen und setzte sich ihm gegenüber.

"Gibt es einen bestimmten Grund, warum du mich so ansiehst?", fragte er so freundlich wie möglich und versuchte dabei auch nicht allzu genervt auszusehen, was leider nicht ganz so gut funktionierte, wie er es wollte.

"Ich habe nur nachgedacht, Sensei."

"Darf man erfahren, worüber du nachgedacht hast?"

Wie immer war die Stimme von Ulquiorra monoton, aber Starrk hatte sich, wie die meisten anderen, bereits daran gewöhnt, auch wenn es immer wieder auf ein Neues ein merkwürdiges Gefühl in ihm hervor rief. Wie konnte man in so jungen Jahren schon so eine gleichgültige Stimme besitzen?

"Über ein Gerücht."

Das war doch mal was Neues. Seit wann dachte der Grünäugige denn über so etwas nach?

"Ein Gerücht? Welches denn?"

Klang es bescheuert, wenn ein Lehrer dies fragte?

Ein kurzes Schweigen trat ein.

Leicht beugte sich der Kleiner von beiden nach vorne. Coyote tat es ihm gleich. So leise wie möglich, aber laut genug, damit der Lehrer ihn auch verstand, erzählte er von dem Gerücht. Keiner der anderen schien ihnen Beachtung zu schenken.

Als die Erzählung beendet war, war Starrk sein Entsetzen deutlich anzusehen.

"Von wem hast du das?"

"Als ich gestern im Krankenzimmer war, kamen ein paar Mädchen aus der Elften vorbei, weil sich eine von ihnen im Sportunterricht verletzt hatte. Während sie auf die Ärztin gewartet haben, haben sie darüber gesprochen."

"Hast du vielleicht eine Ahnung, wie lange es dieses Gerücht schon gibt?"

"Nein, keine Ahnung. Ich weiß es erst seit gestern, aber ich denke mal, dass es schon länger existiert."

Das war doch zum Verrücktwerden! Wieso tat man ihm das an? Alles hatte doch so schön angefangen und nun war alles zerstört. Und das alles nur wegen ein paar falschen Sätzen, die über ihn erzählt wurden. Was hatte er nur verbrochen, dass man ihn so strafte? Er war nicht gläubig, aber wenn es einen Gott gab, dann musste dieser wohl ziemlich wütend auf ihn sein. Da konnte man nur hoffen, dass alles nur ein grausamer Albtraum war, aus dem er bald erwachen würde. Seufzend lehnte er sich zurück. Sein Kopf tat weh, obwohl er sich so leer anfühlte. Er wollte jetzt in sein Bett und schlafen und wenn er dann aufwachen würde, sollte alles wieder ganz normal sein!

Die Wolken zogen vorbei. Die Sonne strahlte auf die Erde herab und erwärmte sie, während ein frischer Wind wehte. Ein wunderschöner Tag, den man genießen sollte, außer man war Coyote Starrk. Einfach ätzend. In Filmen war es doch immer so, dass es, wenn es einem Charakter schlecht ging oder ihm etwas Grauenhaftes widerfuhr, regnete. Sonnenschein gab es in den Filmen nur, wenn etwas Positives geschah oder wenn der Regen gerade nicht so ganz in die Szene passte. Aber er war nicht in einem Film, er war in der Realität und die kümmerte sich einen Dreck darum, wie es einem ging - leider. Das Leben eines normalen Menschen war schon nicht einfach. Insbesondere wenn man auch noch Lehrer war. Jetzt musste er sich nicht nur mit vielen pubertierenden Bälgern herum schlagen, sondern auch mit einem oder zwei - oder wie viele auch immer - Gerüchten, die irgendwer in die Welt gesetzt hatte, weil ihm entweder langweilig gewesen war oder weil er ihn loswerden wollte. Das war doch nicht mehr legal, oder? Konnte man diese Geschichten über ihn als Rufmord zählen und wenn ja, war dies überhaupt illegal oder strafbar?
 

Wochenende, eine wunderbare Zeit. Für sie waren diese beiden Tage, Samstag und Sonntag, die schönsten in der Woche. Warum? Ganz einfach: Am Wochenende war ihr geliebtes "Herrchen" nur für sie da, wenn er sich Daheim aufhielt. Zumindest war dies ihre Auffassung. Und das Allerschönste in ihrem Leben war diese eine Person - ihr "Herrchen"! Er gehörte ihr. Ihr ganz alleine! Und sie gehörte ihm. Ihm ganz alleine! Sie würde für immer bei ihm bleiben, auch wenn er sie oftmals ignorierte und genervt von ihr zu sein schien.

Langsam schlich sie durch die Wohnung, darauf bedacht, keinen Lärm zu machen. Wäre sie laut, würde sie Ärger mit ihm bekommen und dies wollte sie nicht.

War er sauer, traurig oder ging es ihm sonst irgendwie nicht gut, schlug dies auch auf ihr Gemüt. Sie wollte, dass er immer glücklich war! Dass dies aber leider nicht so war, fand sie sehr schade. Das Leben ihres "Herrn" war nun mal kein Zuckerschlecken. Deshalb wollte sie ihm auch so wenige Umstände wie möglich bereiten. Ob sie dabei Erfolg hatte, wusste sie nicht, aber sie hoffte es. Doch wahrscheinlich nervte sie ihn nur, dennoch gab sie ihre Hoffnung nicht auf, vielleicht irrte sie sich ja auch und er war gar nicht genervt von ihr. Verstand er ihre gut gemeinten Taten eigentlich oder bemerkte er sie nicht? Vielleicht wäre es ihm lieber, wenn sie verschwinden würde? Oft genug hatte er ihr dies schon indirekt zu verstehen gegeben, bis jetzt war sie aber geblieben, damit er nicht so alleine war.

Mit einem gekonnten Sprung beförderte sie sich auf das Sofa und kuschelte sich in die weichen Kissen, die auf dem Möbelstück lagen. Es herrschte Stille in der Wohnung. In zwei Stunden wäre es Mittag und in einer Stunde würde ihr "Herrchen" aufstehen. Sie kannte die Zeiten auswendig. Sie waren in ihrer innerlichen Uhr eingespeichert.

Von Montag bis Freitag, wenn keine Ferien waren, mussten sie um kurz vor Sechs aufstehen, damit er rechtzeitig in die Schule kam und sie wollte sich unbedingt von ihm verabschieden und gemeinsam mit ihm frühstücken. Am Wochenende wurde um Elf aufgestanden und in den Ferien immer um halb Zwölf, außer es war irgendwas Wichtiges, für das man eben früher aus dem Bett musste.

Diese Zeiten, auch die Ferientage, hatte sie verinnerlicht und stand aus reiner Gewohnheit immer fünf Minuten eher auf. Sie tapste dann immer in das Schlafzimmer ihres "Herrn" und wartete auf dem Bett auf dessen Erwachen. Meistens ignorierte er sie, doch sie bemerkte es gar nicht mehr so deutlich. Mit der Zeit war es irgendwie normal.

Nachdem er sich geduscht hatte, je nachdem ob es nötig war oder bereits am Abend davor erledigt worden war, gab er ihr etwas zu essen. Wenn das Duschen ausfiel, warum auch immer, bekam sie das Essen immer bevor er sich selbst etwas zu Essen machte.

Am Nachmittag wartete sie jeden Tag ungeduldig auf sein Kommen. Unter der Woche, wenn keine Ferien waren, wartete sie darauf, dass er aus der Schule kam, und am Wochenende wartete sie drauf, dass er aus der Arbeit oder vom Einkaufen Heim kam. Sie wartete immer! Jeden Tag! Und das alles nur für ihn. Doch dies wurde von ihm nicht anerkannt. Er hatte sie nicht freiwillig zu sich geholt. Sie wurde ihm einfach so in die Hände gedrückt und ab da war sie sein und er war ihrs.

Als sie der Meinung war, dass sie sich genug ausgeruht hatte, sprang sie wieder vom Sofa und begab sich zu der kleinen Treppe, die zum Schlafzimmer ihres "Herrchens" führte. Mit Leichtigkeit stieg sie die Stufen nach oben. Am anderen Ende der Treppe angelangt stand sie nun vor dem Hindernis namens Tür. Gut, eigentlich war es kein wirkliches Hindernis, aber sie fand es jedes Mal auf ein Neues auf eine seltsame Art und Weise merkwürdig, wenn sie vor dieser stand.

Ohne sich weiter mit der Tür zu beschäftigen, öffnete sie diese und schlich sich in das Zimmer. Es roch nach ihm, was auch irgendwie logisch war, immerhin war es ja sein Zimmer. Sie hatte kein eigenes. Eigentlich brauchte und wollte sie auch kein eigenes, sie würde aber liebend gern bei ihm mit im Bett schlafen, sich nachts an ihn kuscheln und von ihm gewärmt werden.

Kuscheln, genau das wollte sie jetzt - also nichts wie ab in das warme, weiche Bett zu ihrem Liebsten. Gedacht - getan. Kaum hatte sie die Augen geschlossen, spürte sie, dass er langsam wach wurde. Deshalb schlug sie ihre Augen wieder auf und wartete darauf, dass er dasselbe tat.

Sie liebte seine Augen. In ihnen war etwas, das man nicht auf Anhieb erkennen konnte. Etwas, das nur sie sah - sie und eine gewisse andere Person.

Da sie viel zu sehr auf die schönen Augen ihres "Herrchens" konzentriert war, hatte sie nicht realisiert, dass dieser seine Hand auf ihren Kopf gelegt hatte. Erst als er anfing, sanft über diesen zu streicheln, bemerkte sie es.

"Guten Morgen, Kiichigo."
 

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Ich weiß, das Kapitel ist sehr lang. Die nächsten beiden werden kürzer, versprochen. Ich glaube, dieses Kapitel hie rwird das längste in der ganzen FF sein.^^
 

Nun gut, wie immer ein großes Danke an Andacht, die wie immer alles tapfer verbessert hat.
 

Ich weiß, dass ich immer noch zu wenig Synonyme benutze, aber ich gebe mein bestes, dies zu ändern^^
 

Jetzt hätte ich da aber mal eine Frage an ALLE meine Leser: Wie hättet ihr gern die Kapitel? Also, ist es für euch in Ordnung, wenn ich ein langes Kapitel und dann zwei Kurze schreibe. Oder wäre es euch lieber, wenn ich immer relativ kurze Kapitel schreibe?
 

Und zum Schluss noch, der letzte Teil ist für dich Neko-chan. Alles Gute zum Geburtstag nachträglich. Klein Kiichigo wird bis zum Schluss in der FF bleiben^^
 

Mvlg

Die Autori, die hofft, dass man ihre Frage beantwortet.

Kapitel 5: Ruhe

Kapitel 5: Ruhe
 


 

Ich liebe diese innere Ruhe –

und doch habe ich Angst vor ihr…

Ruhe bedeutet Natürlichkeit –

doch Ruhe in der Natur, heißt Gefahr!

Ich bereite mich vor, auf diese Ruhe,

ich spüre die Gefahr, die von MIR ausgehen kann,

ausgehen wird!

Diese innere Ruhe – alles Gefühl auf NULL gestellt

Jeder Gedanke, nur noch Vorbereitung auf Aktionen die auf mich zukommen

Mich vorbereiten;

keine RE-Aktion – nur lächeln…

und warten.

Nur den Kopf einschalten, alles andere ist überflüssig,

niemals den Blick verlieren –

den Schmerz bei Seite schieben, und vorbereitet sein!

Die innere Ruhe wird vorbei gehen,

ganz sicher!

Dann, wenn das Verarbeiten kommt

Ich weiß du gibst nicht auf, du kämpfst –

einen Kampf den ich nicht führen möchte, nicht werde.

Ich bin ruhig – sehr ruhig!

komm – ich werde auf Dich warten…

und einfach nur lächeln – und weiterhin ruhig sein!!!

Hab´ keine Angst vor mir…

Oder doch?

Ich liebe diese Ruhe…

(Unbekannt)
 


 

Erschöpft schloss Ulquiorra die Haustür auf. Er schlüpfte aus seinen Schuhen und schlürfte regelrecht in die Küche, in der seine Mutter stand und kochte.

"Bin wieder da", murmelte er aus reiner Gewohnheit.

"Ulquiorra, das Essen ist bald fertig, wasch dir also schon mal die Hände und deck dann bitte den Tisch."

Während sie mit ihm sprach, drehte sie sich nicht zu ihm um und bemerkte dadurch auch nicht, dass ihr Sohn bereits auf dem Weg in sein Zimmer war. Was interessierte es ihn, was seine Mutter von ihm wollte? Er hatte keinen Hunger.

In seinem relativ großen Zimmer angekommen, legte er die weiße Einkaufstüte auf den Schreibtisch und setzte sich dann auf sein Bett. Müde schloss er die Augen. Plötzlich leckte ihm etwas über sein Gesicht und er verspürte ein Gewicht auf seiner Brust.

Langsam streckte er seine Hand nach dem Etwas aus. Er wusste, wer da auf ihm saß. Die Lider hatte er halb geöffnet. Braune Augen sahen ihm erwartungsvoll entgegen.

"Hast du hier die ganze Zeit auf mich gewartet?"

Eine Frage, die niemals mit Worten beantwortet werden würde. Dies war auch nicht nötig. Ohne Mühe hob der Schwarzhaarige den Welpen, der sich wieder an das "übers Gesicht Lecken" gemacht hatte, von sich und setzte ihn auf den Boden vor seinem Bett ab.

Hatte er seinem Vater nicht versprochen, mit ihm, also dem Welpen, raus zu gehen?

"Ich muss noch etwas erledigen, dann gehe ich mit dir raus, versprochen."

Heute war Samstag und es regnete. Am Morgen war er in die Innenstadt gegangen und hatte die restlichen Schulsachen gekauft. Normalerweise wäre er danach gleich nach Hause gegangen, aber durch einen, ihm unbekannten Impuls, dem er gefolgt war, hatte er sich entschieden, noch ein paar andere Dinge zu besorgen. Nun saß er hier und versuchte, die junge Hündin neben sich, die immer wieder neugierig nach oben hüpfte, zu ignorieren. Er verstand zwar, dass sie raus wollte, und er verstand auch, dass sie nicht länger in diesem Raum bleiben wollte - sie brauchte halt viel Auslauf -, aber er musste nur noch schnell etwas für sie fertig machen, dann könnte es auch schon los gehen.

Sein Zimmer war zwar das größte im zweiten Stock, aber für einen Hund war es einfach noch zu klein. Die Räume im Erdgeschoss waren größer. Im Grunde gehörte das gesamte obere Stockwerk Ulquiorra. Es gab ein kleines Badezimmer, eine Toilette, ein Gästezimmer, welches kaum genutzt wurde, und ein zweites Kinderzimmer, welches ebenfalls nicht benutzt wurde und eigentlich nur als Abstellkammer diente.

Das Elternschlafzimmer war, wie die meisten anderen Räume, im Erdgeschoss.

Hier, in seinem Zimmer, hatte er seine Ruhe. Außer wenn Andacht, so der Name der jungen Hündin, zu hibbelig wurde, doch dies war eher selten.

Andacht war ein Geschenk von seiner Tante und seinem Onkel väterlicherseits gewesen. Am Gedenktag seines Großvaters mütterlicherseits waren die beiden über Nacht geblieben und an diesem Tag hatte er sie bekommen. Vielleicht klang es bescheuert, aber das war der schönste Tag in seinem Leben gewesen. Lächelnd hatte er sich bedankt und Andacht an sich gedrückt, seine Mutter hatte dies nicht mitbekommen, da sie in diesem Moment eher damit beschäftigt war, sich mit ihrem Ehemann zu streiten.

Seine Eltern waren nicht sehr begeistert von dem neuen Familienmitglied gewesen, deshalb gab es auch Streit zwischen seiner Mutter und seinem Vater. Worum es genau ging, wusste er nicht mehr, aber wahrscheinlich war es etwas Unwichtiges. Sicherlich ging es um die Art und Weise, wie sie ihm die Hündin wieder wegnehmen konnten.

Behalten durfte er sie schlussendlich doch, aber nur, weil seine Tante und sein Onkel sich so für ihn und Andacht eingesetzt hatten. Von den Diskussionen hatte er nur wenig mitbekommen, da er viel zu sehr damit beschäftigt war, sich um sein Haustier zu kümmern.

So schnell er konnte erledigte er die restlichen Hausaufgaben und holte dann etwas aus der Einkaufstüte und fing an, ganz konzentriert etwas zusammen zu basteln. Eigentlich musste er nur Andachts Hundemarke an dem neuen Halsband befestigen, aber er wollte es richtig machen und es sollte schön aussehen. Was auch immer daran so schwer war, es richtig und schön hinzubekommen. Jedenfalls hatte er es irgendwann zu seiner eigenen Zufriedenheit vollbracht und zog die neue Leine aus der Tüte.
 

Wie versprochen würde er jetzt mit ihr rausgehen. Damit er sich nicht erkältete, zog er sich einen neuen Pulli an, der dicker war als der jetzige, und schlüpfte in eine frische Hose sowie frische Socken.

Gerade als er los wollte, klopfte es an der Tür.

"Ja?"

"Ulquiorra, das Essen steht auf dem Tisch. Komm runter", ertönte die Stimme seines Vaters hinter der Tür.

Es war selten, dass sein Vater jetzt schon Daheim war. Am Samstag arbeitete er bis zum späten Nachmittag und ging danach oftmals noch mit den Kollegen etwas trinken. War was passiert? Wollte er es wissen?

Nein! Nein! Nein!

Er wollte nichts wissen!

Sie sollten ihn einfach in Ruhe lassen.

Wortlos trat er aus seinem Zimmer und lief zusammen mit Andacht nach unten. Dort zog er sich die schwarzen Schuhe und die schwarze Jacke an und verließ das Haus. An seiner Seite der Welpe.

In dieser dunklen Gegend stach die blau-weiße Leine sehr hervor, aber das war ihm egal. Er fand die Farbe schön, Andacht schien sie auch zu mögen und das war das Wichtigste. Passend zur Leine hatte er auch ein Halsband gekauft, aber dieses war noch nicht fertiggestellt, denn es war eine Sonderanfertigung, nur für Andacht. Sein ganzes Taschengeld, das er am Anfang des Monats bekommen hatte, war dafür drauf gegangen.

Eigentlich war das nicht weiter schlimm, da er sehr viel Geld gespart hatte. Seinen Eltern sagte er nichts - weder dass er etwas gespart hatte noch für was er es ausgab. Bestimmt würden sie sich nur wieder streiten, wenn sie davon wüssten. Sicherlich stritten sie gerade, weil er einfach abgehauen war. Das ach so verhasste Handy hatte er dabei - reine Gewohnheit.
 

Wenn er ehrlich war, dann hatte er kein genaues Ziel, aber seine Füße trugen ihn in die Innenstadt, also würde das schon richtig sein. Die Straßen waren fast menschenleer. Nur vereinzelt traf er ein paar Leute, die eilig nach Hause oder zum Bus liefen.

Zwei Mädchen sahen ihm und Andacht nach, ihr Getuschel hörte er klar und deutlich. Wie er es doch hasste, wenn man über ihn redete, vor allem wenn man es heimlich tat.

Zügig ging er weiter. An einer Ampel blieb er stehen. Er holte tief Luft. Als die Ampel auf Grün umschaltete, überquerte er die Straße. Das Herz in seiner Brust schlug ruhig. Sein Weg führte an vielen Geschäften vorbei. Mit den Gedanken war er im Nirgendwo, so bemerkte er auch nicht die Person, welche gerade aus der Apotheke, an der er vorbeilief, kam.

Andachts Bellen riss ihn rechtzeitig aus seinen Gedanken. Daher blieb er stehen, bevor er mit der anderen Person zusammen stieß.

Vor Ulquiorra stand nun Grimmjow, der ihn ein wenig verwundert ansah.

"Hi", grüßte der Schwarzhaarige leise.

"Hi."

Die Verwunderung des anderen war nicht zu überhören.

Neugierig sprang Andacht an dem Bein des Blauhaarigen hoch. Genervt sah dieser auf den Welpen herab.

"Ist das dein Hund?", fragte Grimmjow, auch wenn er keine Antwort erwartete.

Es war eine blöde Frage!

Oder eine rhetorische.

"Ja", gab der Gefragte monoton zurück und wandte dann seinen Blick ebenfalls zu Andacht, die immer noch an seinem Klassenkameraden hochsprang.

"Hör auf, Andacht."

Anders als sonst sprach er mit einer netten, ruhigen Stimme. Immer, wenn er mit ihr sprach, verschwand seine Monotonie.

Erst sah sie ihn an, dann Grimmjow und ließ dann von Letzterem ab.

Wortlos setzte der Blauäugige seinen Weg fort. Ulquiorra blieb weiterhin stehen. Ihm war schleierhaft wie er diese Aktion deuten soll beziehungsweise wie er jetzt reagieren sollte. Sollte er dem anderen folgen? Nachdenklich kaute er auf seiner Unterlippe, während die junge Hündin ihn fragend ansah. Unbewusst machte er einen Schritt nach vorne, dann noch einen und noch einen.

"Warte!", rief er.

Seine eigene Stimme war ihm plötzlich fremd. Lag es daran, dass sie nicht monoton war? Wenn er mit Andacht sprach, sprach er unbewusst nicht monoton mit ihr, aber es war noch nie passiert, dass er seine Monotonie bei anderen Menschen fallen ließ.

In seiner Stimme lag eine Emotion. Er kannte ihren Namen nicht. Obwohl, vielleicht kannte er sie, aber konnte sie keinem ihm bekannten Gefühl zuordnen. Es gab Dinge, die hatte er noch nie gefühlt, so wie diese, und in seiner Freizeit befasste er sich mit allem Möglichen, nur nicht mit solchen Sachen. Warum auch?

Kurz blieb der Gerufene stehen.

"Was?"

Die Stimme war leise und rau.

"Lass uns ein Stück zusammen gehen", schlug der Grünäugige vor.

Dieses Verhalten passte nicht zu ihm. Er war doch rausgegangen, weil er seine Ruhe haben wollte und weil er es Andacht versprochen hatte. Er empfand es als höchst seltsam, dass er nun so - wo war das passende Wort - nett - gut, war auch nicht gerade die beste Wahl, aber egal - war.

So ein Verhalten passte einfach schlicht und ergreifend nicht zu ihm!

Aber warum tat er dies alles dann? Aus Langeweile oder war er einfach bescheuert?

Er wusste es nicht und eigentlich kümmerte es ihn auch nicht wirklich, es verwunderte ihn nur.

Etwas Abwechslung von seinem normalen Ich würde ihm bestimmt gut tun. Schaden konnte es jedenfalls nicht. Bis jetzt war noch nie jemand an so etwas gestorben, zumindest hatte er davon noch nie gehört.

"Mir egal", ertönte es gleichgültig, was man aber kaum heraushörte, da Grimmjows Stimme so leise war.

Gemeinsam spazierten sie weiter, während der Regen, welcher schon seit gestern Abend fiel, zu nahm.

Der Blauhaarige hatte eine ausgewaschene Jeans und eine dicke, schwarze Regenjacke an. Dazu trug er einen Schal und schwarze Schuhe. In seiner rechten Hand trug er eine weiße Tüte, in der die Medikamente, welche er gerade erst aus der Apotheke geholt hatte, verstaut waren.

"Wie geht's dir?", fragte Ulquiorra nach einer Weile.

"Schon besser", murmelte der andere.

Andacht lief zwischen den beiden und schien ganz fasziniert von dem - für sie - Fremden zu sein.

"Kommst du am Montag wieder zur Schule?"

"Weiß nicht. Je nachdem wie's mir am Montag geht."

"Was hast du denn?"

Der Schwarzhaarige war wieder in seine Monotonie verfallen und Grimmjow sprach so leise, dass man seine Stimmlage kaum heraus hören konnte. Sie sahen beide stur geradeaus.

"Eine Erkältung. Hört man doch."

Stimmt, man sah es auch, also man sah, dass der Größere krank war. Wieso hatte er also gefragt? Weil er nicht wusste, was er sagen sollte?

Aber er war doch eigentlich von Zuhause "abgehauen", weil er seine Ruhe wollte, weil er nicht reden wollte. Und nun versuchte er, ein Gespräch mit dem Blauäugigen anzufangen. War er vielleicht auch krank?

"Warst du deswegen letzte Woche solange nicht in der Schule?"

Doofe Frage!

Ein Nicken folgte.
 

Auf einmal fiel dem Grünäugigen etwas Wichtiges ein. Er wusste nicht, warum es ihm ausgerechnet jetzt einfiel, aber wahrscheinlich war das auch gut so.

"Hast du schon von dem Gerücht gehört, dass Starrk-Sensei etwas mit einem Schüler haben soll?"

"Nein."

Den Namen des Schülers, der angeblich etwas mit dem braunhaarigen Lehrer haben soll, war dem Kleineren bekannt, doch er verschwieg ihn.

"Glaubst du, da ist etwas Wahres dran?"

"Irgendwas Wahres wird schon dran sein."

Jetzt war nur die Frage, was an dem Gerücht wahr dran war. Starrk hatte ihm zwar gesagt, dass alles gelogen war, aber sicher konnte man sich da auch nicht sein. Normalerweise interessierten ihn Gerüchte nicht, aber bei diesem hier war seine verborgene Neugierde geweckt worden, doch er gab sein Bestes, es nicht zu zeigen. Es ging ihn ja eigentlich überhaupt nichts an.

"Würdest du etwas mit einem Lehrer anfangen?", fragte Ulquiorra vorsichtig, während sein Griff um die Leine unbemerkt fester wurde.

Irgendwie fürchtete er sich vor der Antwort.

Abrupt blieb der Angesprochene stehen und sah verständnislos zu seinem Klassenkameraden.

Ach, hätte er doch bloß nicht gefragt!

Kopfschüttelnd setzte Grimmjow seinen Weg auf einmal wieder fort, dabei schwieg er.

Auf so eine Frage würde der andere nicht antworten. Welcher Volltrottel würde so etwas schon tun? Das war doch einfach nur bescheuert!

Als sich Grimmjow schon ein kleines Stück von Ulquiorra entfernt hatte, folgte er diesem zögerlich. Er hatte den anderen wohl verärgert.

Zwar verstand er den Grund für die Verärgerung des anderen nicht, da es doch eine berechtigte Frage gewesen war, aber weiter darauf herumreiten wollte er auch nicht. Ihm waren seine Körperteile, so wie sie waren, am liebsten.

Ob er auf so eine Frage geantwortet hätte? Er wusste es nicht. Wahrscheinlich nicht, da er die Antwort für selbstverständlich hielt. Wer würde schon etwas mit einem Lehrer anfangen? Jemand, der dies tat, war nicht mehr richtig im Kopf. Oder extrem verliebt.

Ein Seufzer entkam dem Jungen mit den dunkelgrünen Augen.

Inzwischen hatten die beiden Schüler die Innenstadt verlassen. Die Gebäude standen nicht mehr allzu dicht bei einander, so dass es viele kleine Seitengassen gab. In diesen standen meistens die Mülltonen der Einwohner. Im Sommer stank es manchmal nach dem Müll, aber dies war selten und meistens war dies auch nur, wenn es sehr warm war. Zurzeit war es zwar warm, aber noch nicht so sehr wie im Hochsommer.

"Aizen-san hat des Öfteren nach dir gefragt. Ich glaube, er hat sich Sorgen um dich gemacht, weil du nicht da warst."

Murrend wurde die Aussage vom Größeren zur Kenntnis genommen.

"Du magst ihn nicht, oder?"

Eine Antwort war eigentlich nicht mehr von Nöten.

"Er nervt! Ständig seine ach so perfekte Art und seine gespielte Freundlichkeit. Ich hoffe, er lässt mich bald in Ruhe, sonst werde ich noch wahnsinnig!"

Mit jedem Wort wurde Grimmjow leiser, daher verstand man den letzten Teil seines Satzes nicht mehr. Er redete zu viel.

"Ich glaube, dass er sich dennoch um dich sorgen wird, egal wie sehr du ihn und seine Art auch ablehnst. Er ist jemand, der nicht allzu schnell aufgibt."

Fragend wurde der Schwarzhaarige angesehen.

"Wäre er jemand, der schnell aufgibt, dann wärst du ihn doch schon längst los."

Zustimmend nickte der Blauhaarige.

Ein Seufzer entwich seiner Kehle. Das war doch zum Verrückt werden.

"Nerv ich dich?"

Ulquiorra verlangsamte seine Schritte.

"Ein bisschen."

Dieser Satz tat weh!

Zwar nur kurz, aber es schmerzte dennoch. Warum es so war, wusste er nicht. Wenn er ehrlich war, dann verstand er sich selbst nicht mehr. Wahrscheinlich war er wirklich krank.

"Dann lass ich dich jetzt besser alleine. Bis Montag", verabschiedete sich Ulquiorra, drehte sich einfach um und ging. Grimmjow reagierte gar nicht erst und Andacht sah nur fragend zu ihrem Herrchen, welches den Kopf gesenkt hielt. Gerne wäre sie noch ein bisschen gemeinsam mit dem Blauhaarigen und ihrem Herrchen durch die Straßen gewandert, aber wenn es am schönsten war, sollte man ja bekanntlich aufhören. Vielleicht konnte sie ihn ja auch bald wiedersehen und wieder ein Stückchen mit ihm gehen - vorausgesetzt Ulquiorra stimmte dem zu.

"Vielleicht sehen wir ihn ja mal wieder, wenn wir spazieren gehen", versuchte der Grünäugige seine Hündin aufzumuntern.

Er selbst würde seinen Klassenkameraden vermutlich am Montag wiedersehen, doch Andacht musste warten bis sie den blauhaarigen Teenager zufällig beim Spaziergang trafen.

Ohne Eile schlenderte Ulquiorra nach Hause. Dort würde es Ärger geben, weil er einfach gegangen war. Bestimmt musste er sich dann Dinge anhören, wie zum Beispiel: "Wo warst du? Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht! Du kannst doch nicht einfach abhauen!"

Doch, er konnte einfach abhauen, er hatte es ja getan. Es war ihm egal, wie viele Sorgen sich seine Eltern um ihn machten.

Alles, was seine Eltern für ihn taten, taten sie nur, damit sie kein schlechtes Gewissen haben mussten, immerhin versuchten sie ja alles, um es ihm Recht zu machen.

Alles was er wollte, war seine Ruhe. Und eine normale Familie, so wie früher. Früher war alles besser gewesen, da war für ihn noch alles in Ordnung.

Statt nach rechts, bog er nach links ab. Seine Füße wollten ihn noch nicht nach Hause tragen. Stattdessen begab er sich zu seiner Tante väterlicherseits. Sie war eine relativ junge Frau mit langen braunen Haaren und smaragdgrünen Augen. Sie war kinder- und tierlieb und hatte zurzeit eine Beziehung mit einem Anwalt, der drei Jahre älter war als sie. Die beiden lebten in einem Haus, das ungefähr eine halbe Stunde zu Fuß von seinem Zuhause entfernt lag.
 

Vielleicht sollte er zuvor anrufen, nicht dass er sie bei etwas Wichtigem störte...

Langsam holte er das Handy aus der linken Hosentasche und tippte die Telefonnummer seiner Tante ein. Darauf folgte das bekannte Tuten. Lange musste er nicht warten, denn es wurde schon nach dem zweiten Mal klingeln abgenommen. Eine aufgeregte Stimme meldete sich - seine Tante. Ihre Aufregung konnte nichts Gutes bedeuten. Sollte er nachfragen, was los war? Obwohl, wenn er zu ihr kam, dann würde sie es ihm schon erzählen.

"Kann ich vorbei kommen?", fragte er vorsichtig.

"Ja."

Ihre Stimme klang in diesem Augenblick so seltsam, dass der Oberschüler fast den Eindruck hatte, er würde mit einer anderen Dame sprechen.

Ob sie froh war, dass er kam? Irgendwie hat es sich so angehört. Man musste nur ganz genau hingehört haben.

Da er sie immer anrief, wenn er jemanden zum Reden brauchte oder irgendetwas Wichtiges bevorstand beziehungsweise passiert war, war er auch recht gut über das Leben seiner Tante informiert, da sie jedes Mal, wenn sie sich trafen, davon erzählte.

In letzter Zeit hatte sie oft Streit mit ihrem Freund. Zwei Mal hatte sie bei seinen Eltern und ihm übernachtet, weil der Streit so heftig gewesen war, dass sie Abstand zu ihrem Liebsten gebraucht hatte. Auch wenn es seltsam klang, er hatte sich gefreut, dass sie gekommen und über Nacht geblieben war. Sie hatte mit ihm in seinem Zimmer geschlafen. Ob es wieder einen Streit gab? Damit wäre ihre Aufregung erklärt.

Wie lange diese Beziehung wohl noch anhalten würde? Ihre längste Beziehung hatte drei Jahre gedauert.

Als er bei ihr ankam, öffnete sie ihm die Tür mit einem Lächeln, welches die Trauer, die in ihren Augen lag, nicht vertreiben konnte, auch wenn es dies sollte. Er versuchte zurück zu lächeln, doch er scheiterte. Ein fröhliches Gesicht stand ihm nicht.

"Komm rein."

Er folgte der Aufforderung.

Die Schuhe zog er vor der Tür aus, hing die Jacke auf und ließ Andacht von der Leine, welche er dann in die Jackentasche stopfte. Der Welpe war fröhlich in das Innere des Hauses gelaufen. Den Weg in das geräumige Wohnzimmer kannte sie und konnte ihn mit geschlossenen Augen laufen.

Kurz nachdem sie im besagten Raum verschwunden war, folgten ihr Ulquiorra und dessen Verwandte. Sie hatte es sich auf ihrer Schmusedecke gemütlich gemacht und döste bereits vor sich hin.

Auf dem Wohnzimmertisch hatte die junge Frau schon zwei Tassen bereit gestellt, eine Teekanne und Gebäck hatte sie dazu gestellt. Die beiden setzten sich auf das graue Sofa.

"Möchtest du Tee?", fragte sie fröhlich, doch mit einem traurigen Unterton. Sie freute sich, dass ihr Neffe sie besuchte, aber der Streit mit ihrem Freund lag wie ein dunkler Schatten über dem Treffen. Aber nicht nur ihre Auseinandersetzung mit ihrem Freund war der Grund, warum sie sich so schlecht fühlte, auch der Grund, warum dieser gerade nicht anwesend war, machte ihr zu schaffen.

"Was ist passiert?", wollte sie wissen, während sie den Tee einschenkte.

"Viel", murmelte Ulquiorra in seinen nicht vorhandenen Bart.

"Na, dann fang mal an, zu erzählen", forderte sie ihn auf.

Beim Erzählen konnte er sich Zeit lassen. Seine Tante würde ihm zuhören, egal wie lange es dauern würde oder um was es ging. Anders als viele seiner Verwandten behielt sie das, was man ihr sagte, für sich, außer man wollte, dass sie es weiter sagte. Wenn er seinen Eltern etwas anvertraute, redeten diese dann meistens mit ihren Freunden, Arbeitskollegen und den Nachbarn darüber, daher behielt er das Meiste für sich oder verriet es der Tante, die im Übrigen seine Lieblingstante war.

Er begann bei seiner Erzählung mit dem letzten Dienstag, also dem Tag, an dem Aizen mit Grimmjow das erste Mal zu Mittag gegessen hatte. Dienstag war der Tag, an dem der Blauhaarige ihn so merkwürdig angesehen hatte und an dem der Schwarzhaarige vor diesem Blick fast schon geflohen war. Er endete mit dem heutigen Tag, als er sie anrief. Die Stille, die nun zwischen den beiden herrschte, wurde von Andacht, die aufgewacht war und aufs Sofa wollte, unterbrochen. Ulquiorra ignorierte sie, da sie ganz genau wusste, dass sie nicht auf das Sofa durfte, immerhin hatte sie ihre Schmusedecke.

"Sag mal, Ulquiorra, magst du diesen Grimmjow? Du erzählst oft von ihm."

Eine gute Frage.

Bis jetzt hatte er sich noch nie Gedanken darüber gemacht, da er ja nicht viel mit dem anderen zu tun hatte. Mochte er den Größeren? Dieser war ganz anders als er selbst.

Ulquiorra war leise und ruhig. Grimmjow war laut und wild.

Konnte man jemanden, der ganz anders war, mögen? Er wusste es nicht, denn mit solchen zwischenmenschlichen Dingen beschäftigte er sich nicht.

Vielleicht sollte er langsam mal damit anfangen.
 


 

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Kurzeansage: Absofort werde ich versuchen jedes Monat ein neues Kapitel hochzuladen. Das heißt, Kapitel 6 wird im Dezember kommen.
 

2. Kurzansage: Ich werde eine OS-Sammlung erstellen, in der ich Special-Kapitel zu "Kaimyô Ai" ich lade. Das werden dann Os zu Weihnachten, Ostern etc. sein, die mit der eigentlich Story nichts zu tun haben werden.
 

Danksagung: Wie immer ein großes DANKE an Andacht, die mal wieder alles verbessert hat.
 

2. Danksagung: Da ich es im letzten kapitel vergessen habe, mache ich es jetzt: Ebenfalls ein großes DANKE an meine beiden Kommentarschreiber.
 

So, dass wars von mir.

Ich weiß das Uli OOC war und das ich mich vor wiederhole, aberich gebe mein bestes es irgendwie zu ändern.

Ich hoffe, dass wenigstens die Sache mit den Absätzen in Odrnung ist.
 

Mvlg

Die Autorin



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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von:  Silvagravia
2012-04-22T22:54:30+00:00 23.04.2012 00:54
Ich habe deine FF zufällig beim Durchschauen gefunden und fand den Titel sehr interessant.

Du hast einen sehr schönen Schreibstil und baust die Spannung gut auf. Ich finde die Story sehr gut geschrieben.
Mir gefällt auch die Charakterdarstellung. Vielleicht ist es nicht immer das, was man von ihnen erwarten würde, aber was spricht denn schon gegen etwas OOC. Du hast es auf jeden Fall ziemlich spannend mit den Charakteren gemacht.

Ich finde es sehr schade, dass du nicht weiter geschrieben hast. Es hat viel Spaß zu lesen gemacht.

LG Sil
Von:  fahnm
2010-11-06T00:28:51+00:00 06.11.2010 01:28
*grins*
Was wird wohl Uli antworten?
Bin schon sehr gespannt.^^
Von: abgemeldet
2010-09-27T15:27:20+00:00 27.09.2010 17:27
Du hast es mit Starrk aber ziemlich spannend gemacht ;3.
Ich hoffe man erfährt irgendwann etwas über das Gerücht...^^. Würd mich auf jeden Fall interessieren.
Und die Gedanken der Katze am Ende fand ich total süß, niedlich wie sie alles für ihr Herrchen tut 8D.
Ich wäre auch dafür, mit einem langen und zwei kurzen etwas Abwechslung reinzubringen ^___^.
LG~ ^w^
Von:  fahnm
2010-09-26T22:39:53+00:00 27.09.2010 00:39
Hi super geschrieben!^^

Also auf deine Frage.
Ich bin für ein Langes und zwei Kurze Kapis
Von: abgemeldet
2010-09-04T07:23:08+00:00 04.09.2010 09:23
Aaawww, ich musste mir Aizen beim Lesen in einem Jogginganzug vorstellen xDD.
Und der Nachbar, der nachts über die Dächer klettert ist auch total lustig xD. Ich will auch so einen Nachbar haben! *lol*
Die Idee is einfach toll, ich wär im Leben nich drauf gekommen...^^.
Und das es ein "Aizen-Kapitel" is, find ich auch toll 8D. OOC ist glaub ich bei ihm kaum zu vermeiden, da er ja im Anime und Manga nich besonders viel über sich und seine Gefühlswelt preisgibt. Trotzdem sehr toll geschrieben! :3
Freu mich schon aufs nächste Kapitel~
*kekse dalass*
LG, wolfsfussel
Von:  fahnm
2010-09-04T00:28:08+00:00 04.09.2010 02:28
Hammer kapi!^^
Du hast es Klasse geschrieben!^^
Von:  fahnm
2010-08-17T22:00:13+00:00 18.08.2010 00:00
*Lach*
Rosa Zimmer?
Da würde ich auch schreien.
Bin mal gespant was Grimmjow und der Kampfzwerg erleben.
Von: abgemeldet
2010-08-17T12:30:00+00:00 17.08.2010 14:30
Mmmhh...du machst es aber ziemlich spannend mit Grimmjow und seinem ominösem "Kampfzwerg" ^w^.
Irgendwie tut er mir ja leid, sich so zu fühlen ohne zu wissen was man nun hat ist nicht besonders berauschend Ó__ò. Vor allem das mit den brennenden Augen. Ein Teufelskreis >____<".
Bin schon gespannt aufs nächste Kapitel und ob, wann und wie sich das mit dem "Kampfzwerg" auflöst :3.
*kekschen dalass*
LG, wolfsfussel
Von: abgemeldet
2010-08-16T12:46:43+00:00 16.08.2010 14:46
Aaaaww, so ein schönes langes Kapitel! ^w^
Besonders toll fand ich das mit "Die Stunde eben ist jetzt auch Geschichte". Das gibt ein echt zu denken°u°.
Lustig finde ich dagegen Aizen als Stalker xDD. Irgendwie scheinen alle total auf Grimmjow fixiert zu sein 8D.
Tolle Story und super Kapitel!
Ich freue mich schon aufs nächste^^.
LG, wolfsfussel
Von:  fahnm
2010-08-15T23:32:42+00:00 16.08.2010 01:32
Grimmjow als Schüler kann ich mir gut vorstellen.
Und Aisen als Lehrer.
Freue mich schon aufs nächste kapi!^^


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