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Kaimyô Ai

Totenname Liebe
von

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Kapitel 1: Startschuss: Die Zeit läuft!

Kapitel 1: Startschuss: Die Zeit läuft!
 


 

"War es Liebe, Leichtsinn oder Begier? Es flogen Schmetterlinge von dir zu mir. Mit glühendem Herzen der erste Kuss. Schon pochte die Reue, und machte Schluss. Es durfte nicht sein, was im Herzen brannte, ein großes Unglück, das man zu spät erkannte. Blute, Herz, es musste so sein. Für diese Liebe war der Mut zu klein."

von Annegret Kronenberg
 

Die Schritte hallten unnatürlich laut, obwohl er nicht alleine war. Doch für ihn exestierten nur sie. Um ihn herum liefen viele andere Schüler, einige redeten miteinander. Die Sonne schien. Es war Mittag. Er sah seine Umgebung nicht wirklich.

Zielstrebig steuerte er auf ein Zimmer zu, aus dem viele Jungen und Mädchen kamen. Manche grüßten ihn. Vor der Tür blieb er stehen. Suchend sah er sich um. Es dauerte nur ein paar Sekunden bis er das Gesuchte gefunden hatte. Da war er.

Sein Herz hörte auf zu rasen. Es hämmerte nicht mehr gegen seine Brust und drohte auch nicht mehr heraus zu springen. Die Nervosität, die ihn noch vor kurzem beherrscht hatte, war verschwunden. Ruhe breitete sich in ihm aus. Es gab keinen Grund, Angst zu haben, keinen Grund, nervös zu sein, keinen Grund, nicht ruhig zu sein. Er atmete tief durch und strich sich ein letztes Mal die braunen Haare nach hinten. Eine Angewohnheit, die er irgendwann einmal angefangen hatte und sie bis heute nicht aufgegeben hatte.

"Guten Tag, Aizen-senpai. Warten Sie auf jemanden?"

Ja, er wurde gesiezt. Nicht von allen, aber von vielen. Warum das so war, wusste er nicht. Es war ihm auch egal, sollten die Leute doch sagen, was sie wollten.

Die gestellte Frage war für ihn unsinnig. Natürlich wartete auf jemanden, sonst würde er nicht hier stehen. Er war sicherlich nicht zum dumm-herum-Stehen gekommen. Doch er war ein freundlicher Mensch und würde daher solche Gedanken niemals aussprechen.

"Guten Tag. Ja, ich warte auf jemanden." Seine Stimme war die selbe wie immer, wenn er mit jemanden sprach. Freundlich, aber nicht echt. Sie war gespielt. Niemand bemerkte es.

"Auf wen denn?"

Das ging sie nichts an, niemanden ging das was an. Schweigen wäre unhöflich und eine unfreundliche Antwort gehörte nicht zu seiner Art. Er überlegte, was sollte er jetzt tun? Egal was er jetzt tun würde, es wäre falsch. Also musste er wohl oder übel antworten. Aber er wollte eigentlich nicht.

"Grimmjow."

Verwundet wurde er angeschaut. Eine natürliche Reaktion auf die Antwort. Jetzt wollte sie besimmt wissen, warum. Warum? Eine doofe Frage. Es wird schon einen Grund geben, warum er auf Grimmjow wartete. Es ging doch niemanden etwas an. Warum fragten Menschen andere immer, warum sie dies und das taten? Warum?

"Ich möchte mit ihm reden."

Und jetzt würde das nächste "Warum?" folgen. Warum wollte er mit Grimmjow reden? Darum! Er hoffte sehr, sie würde nicht fragen. Er würde keine vernünftige Antwort darauf wissen. Musste er eigentlich auch nicht. Er war ihr keine Erklärung schuldig. Sie schwieg. Zum Glück. Sie ging. Zum Glück.

Aizen sah wieder zu Grimmjow, der sich nun auf den Weg in Richtung Tür machte. Als der andere an ihm vorbei gehen wollte, hielt er ihn fest.

"Was?", fauchte Grimmjow ihn sofort an. Ein Lächeln umspielte Aizens Lippen.

"Lass uns zusammen zu Mittag essen."

"Nein!"

Und schon wollte der Blauäugige verschwinden.

"Ach komm schon, Grimmjow. Lass uns gemeinsam essen", bat der Braunäugige mit einem bedrohlichen Unterton.

Eigentlich war das nicht seine Absicht gewesen, so mit dem Jüngeren zu reden, doch leider konnte er dies nicht steuern.

"Wenn du mich dann in Ruhe lässt..." Weiter kam er nicht, da Aizen meinte, dass er ihn in Ruhe lassen würde, und bereits auf dem Weg in den Pausenhof war. Kopfschüttelnd begab sich der Blauhaarige in die entgegengesetzte Richtung. Schnell machte Aizen kehrt und folgte dem anderen durch die großen, weißen Flure des Gebäudes. Der Weg führte sie auf das Dach der Schule. Dort wehte den beiden Schülern eine angenehm kühle Briese entgegen, doch sie ignorierten diese und setzten sich auf die hintere Dachseite. Auf dieser Seite befand sich kein Pausenhof - zumindest offizel -, sodass sie relativ ruhig essen konnten.

Schweigend setzten sie sich. Ein paar Minuten lang geschah nichts. Aizens Mittagessen bestand aus Reis und Sushi. Das Essen war von seiner kleinen Schwester zubereitet worden, denn sie konnte noch keine anderen Mahlzeiten zubereiten. Seine Mutter war heute Morgen schon sehr früh verschwunden und er selbst hätte sich wahrscheinlich nichts zu Essen mitgenommen, daher war er froh, dass er seine kleine Schwester hatte, welche sich sehr gut um ihn kümmerte, wenn die Eltern nicht zu Hause waren. Manchmal hatte er das Gefühl, er würde sich nicht gut genug um sie kümmern, aber er wusste auch nicht, wie er es besser machen könnte.

Freudig verzehrte er das Essen. Es schmeckte einfach fantastisch. Auf dem Heimweg würde er ihr etwas ganz Besonderes mitbringen. Als kleines Dankeschön. So wie immer.

Grimmjow hatte hingegen nur eine kleine Portion Reis dabei. Diese Tatsache verwirrte den Braunhaarigen etwas, denn er hatte gedacht, dass der andere etwas mehr zu sich nehmen würde. Immerhin musste man viel essen, wenn man so einen durchtrainierten Körper haben wollte. Denn wenn man zu wenig aß, dann wurde der Körper schwach. Und schwach war Grimmjow nun wirklich nicht.

Das Essen befand sich in zwei kleinen farbigen Boxen. Die des Blauäugigen war, was für ein Wunder, blau. Die des älteren Jungen war heute hellbraun.

Ein kühler Wind wehte über das Dach.

"Was willst du, Aizen?"

Grimmjow nannte Aizen immer so, nicht wie die anderen "Aizen-senpai" oder "Aizen-sama". Der Blauhaarige lehnte sich gegen den hohen Drahtzaun, der einen Sturz nach unten verhindern sollte. Der Wind wehte und spielte dabei ein wenig mit seinen Haaren. Seufzend stand Aizen auf und fuhr sich durch das Haar.

"Ich möchte einfach nur in deiner Nähe sein."

"Ich will dich aber nicht in meiner Nähe haben."

Lächelnd stand der Bauhaarige da und sagte nichts. Das war doch eine verrückte Welt. Der Eine wollte die Nähe des anderen, doch der andere wollte dies nicht. Ob es für den Abgewiesenen schmerzhaft war? Desinteressiet wandte der jüngere Junge seinen Kopf und sah auf die Grünfläche, die zwar eigentlich nicht mehr zum Pausenhof gehörte, aber dennoch von manchen Schülern als solcher genutzt wurde. Heute war es etwas anders. Heute war nur eine Person dort. Nur eine einzige. Heute saß jemand unter dem großen, alten Baum, dessen Blätter immer saftig grün und dessen Blüten immer rot waren. Nur eine Person saß heute da und sah zu ihnen hoch. Heute war alles irgendwie anders als sonst. Die ganzen Farben der Welt waren anders. Oder war das nur Einbildung?

Es dauerte eine Weile, bis Grimmjow erkannte, wer da unten war. Eigentlich hätte er den anderen gleich erkennen müssen.

"Wer ist da unten?", fragte Aizen plötzlich.

"Niemand."

Eine knappe, kalte und unfreundliche Antwort - so wie immer. Manchmal fragte sich der Braunhaarige, ob der andere ihn hasse. Hatte er diesem irgendwann einmal etwas angetan? Nachfragen traute er sich nicht. Die Angst, dass Grimmjow ihn wirklich hassen könnte, war zu groß. Die Vögel zwitscherten. Die Blätter der Bäume raschelten und das Gras bog sich im Wind. Ohne Worte verließ der blauäugige Schüler das Dach.

"Warte!"

"Verschwinde!", fauchte Grimmjow wütend.

Erschrocken stand Aizen regungslos da. Hatter irgendwas falsch gemacht? Erst als der Wind zunahm, mit seinen Haaren spielte und an seiner Kleidung zupfte, löste er sich aus seiner Starre. Langsam trat er näher an den Zaun. Er konnte die Person, die unter dem Baum saß, erst nicht erkennen, doch dann wusste er, wer es war. Ein unbeschreibliches Gefühl kochte in ihm hoch.

Der Wind hörte auf zu wehen. Die Temperatur stieg an. Die Vögel zwitscherten. Sie ließen sich dabei nicht stören. Weder vom Wind, der schlagartig kam und ging, nicht von der Hitze und nicht von dem Lärm um sie herum. Sie sangen ihr Lied und nahmen alles andere nicht wahr. Oder doch?

Es war ein Bilderbuchtag.

Schritte ertönten. Er ignorierte sie. Das Quitschen der Tür ließ ihn zu dieser sehen - zumindest in die Richtung. Da sie auf der anderen Seite des Daches war und eine weiße Wand die Sicht versperrte, konnte er nicht sehen, wer gekommen war.

Das Gebäude war fast schon strahlend weiß. Merkwürdig. Ob es jeden Tag auf ein Neues gestrichen wurde? Obwohl, der Himmer, der auch oft strahlend war, wurde nie gestrichen. Oder etwa doch?

Gedankenverloren blickte er zu den kleinen weißen Wolken. Plötzlich verspürte er den Drang, sich in sein Bett zu kuscheln. Leider war dies noch nicht möglich

"Aizen-sama?"

Da der Angesprochene nicht damit gerechnet hatte, angesprochen zu werden, zuckte er erschrocken zusammen und sah zu dem anderen.

"Hä?"

Zu mehr war Aizen nicht im Stande. Es war zwar keine sehr kluge Antwort, aber besser als nichts, oder?

"Die Pause ist bald zu Ende, wir sollten in die Klasse zurück gehen."

Ein Nicken war die Antwort. Aizen warf noch einen letzten Blick auf den, der unten auf der Wiese saß. Wieder dieses Gefühl.

Die beiden Schüler verließen das Dach.

Sie gingen den langen Schulflur entlang.

Wieder hallten die Schritte auf den Fliesen, in seinem Kopf. Sie lenkten ihn ab. Ob er Grimmjow heute noch ein Mal sehen könnte? Wobei, dieser war bestimmt in keiner AG, obwohl, diese fielen heute aus, da könnte er vielleicht mit dem anderen nach Hause gehen. Soweit er wusste, hatten Grimmjow und er fast den selben Heimweg.

Die weißen Wände zogen an Aizen vorbei. Ihm wurde warm. Der Wind kam nicht wieder. Er war müde. Er war froh, dass heute keine AGs waren, dann konnte er gleich nach Hause - mit Grimmjow.

//Verschwinde!//

Es tat weh. Was solte er tun? Er wollte nicht verschwinden. Jetzt noch nicht.

"Gin, woher wusstest du, wo ich bin?"

"Grimmjow kam mir genervt entgegen."

"Das beantwortet nicht meine Frage."

In Gins Gesicht lag das übliche Grinsen. Es war selten, dass er nicht grinste.

"Sie wollten doch mit ihm essen und Grimmjow isst immer auf dem Dach."

"Hast du uns beobachtet?"

Nichts. Keine Antwort, nur das Hallen der Schriite in seinem Kopf und der Satz "Verschwinde!".

Die Anzahl der Schüler nahm zu. Ein paar Lehrer kamen ihnen entegen. Einige schienen in Eile zu sein, andere waren die Ruhe in Person - so wie er. Ihr nächster Lehrer war ein chronischer zu spät Kommer.

Manchmal wurde er von den Schülern gegrüßt. So war es immer. Egal wohin er ging, irgendwer grüßte ihn immer. Dabei meinte er aber nicht die nette Dame an der Kasse und auch nicht den alten Herren, der nebenan wohnte. Er meinte die anderen. Sobald sie ihn sahen, grüßten sie ihn. Es wäre nicht so schlimm, wenn sie ihn nicht immer "Aizen-sama" oder "Aizen-senpai" nennen würden. Ab und zu siezten sie ihn sogar. Was war er denn? Konnte man ihm nicht ganz normal "Hallo" sagen, so wie jedem anderen Menschen auch? Anscheinend nicht.

Gin grinste immer noch, während Aizen immer und immer wieder jemanden zurück grüßen musste. Der Braunhaarige war stets freundlich. Aizen blieb plötzlich stehen. Ihm war plötzlich danach. Sein Körper wollte nicht weiter gehen. Blieb einfach stehen. Er merkte es gar nicht. Es war einfach so. Ohne Grund stehen zu bleiben, war doch manchmal sehr erholsam, oder? Niemand würde je erfahren, warum er stehen geblieben war. So wie niemand jemals erfahren würde, dass seine Freundlichkeit nur gespielt war, dass sein ganzes Ich falsch war. Aber es interessierte auch niemanden.

Die Schritte wurden leiser. Sie entfernten sich von ihm, doch er konnte sie noch hören. Warum? Sie sollten ganzen verstummen, aber das taten sie nicht.

//Verschwinde!//

Wohin sollte er denn verschwinden? Wohin? In welchem Sinne sollte er eigentlich verschwinden? Verschwinden im Sinne von sterben oder im Sinne von "aus den Augen gehen"? Er wusste es nicht. Er machte sich zu viele Gedanken. Am besten, er dachte über etwas anderes nach. Vielleicht über die nicht vorhandene Berühung? Zu gerne hätte er Grimmjow berührt. Eine einzige Berührung in Grimmjows Gesicht, auf seiner Schulter, auf seiner Hand, seiner Brust...

Aizen seufzte. Er sollte nicht an Grimmjow denken und auch nicht an Dinge, die mit diesem zu tun hatten.

"Gin."

Der andere stand direkt vor ihm.

"Glaubst du, dass es einen Sinn macht?"

"Wer weiß."

"Ich hasse es, wenn du mir nicht richtig antwortest."

"Aber Aizen-sama, ich antworte doch richtig."

"Du weißt, wie ich das meine."

Keine Antwort, nur das grinsen in Gins Gesicht und das verstummende Hallen der Schritte. Das Stimmengewirr um die Beiden herum nahm zu. Die nächste Schulstunde stand bevor.

"Lass uns gehen, Gin. Wir sollten nicht zu spät kommen", meinte Aizen während er an dem Silberhaarigen vorbei ging, "Und wisch dir dein dämliches Grinsen aus dem Gesicht."

Dann verschwand er. Er wollte jetzt nicht mehr in der Nähe des anderen sein, er wollte jetzt nicht mehr reden, er wollte in Ruhe nachdenken.
 

Pünktlich zum Unterrichtsbeginn, saß ein schwarzhaariger Junge auf seinem Platz. Nach und nach trudelten auch die restlich Schüler seiner Klasse herein. In ein paar Stunden wäre die Schule zu Ende und die AGs würden anfangen. Diese fielen heute aber aus, daher beschloss er, später in die Bibliothek zu gehen. Eigentlich ging er jeden Tag dorthin, um sich auf den nächsten Schultag vorzubereiten, man konnte ja nie wissen, was die Lehrer so für einen bereit hielten, heute würde er dies einfach etwas vorziehen. Außerdem hatte er in der Schulbibliothek seine Ruhe vor dem ganzen Lärm, den seine Mitschüler verursachten. Manchmal fragte er sich, ob diese es nie gelernt hatten, ruhig zu sein. Einige mussten den lieben langen Tag irgendwelche Geschichten erzählen. Es war schon verwunderlich, dass diesen Leuten nie die Geschichten ausgingen. Nun gut, ob alles, was diese Menschen erzählten, wahr war, musste erst einmal bewiesen werden. Er selber interessierte sich nicht dafür. Es interessierte ihn nicht, wie viel Alkohol jemand getrunken hatte, wie besoffen jemand gewesen war, wie oft jemand Sex hatte oder mit wem. Es war ihm einfach egal. Es gab seiner Meinung nach wichtigere Dinge, als solche Kleinigkeiten, die man sowieso irgendwann einmal bereute.

Jeder Schüler hatte seinen eigenen Sitzplatz. In dieser Klasse waren das fünfundzwanzig Plätze. Zu seiner Linken, der Fensterseite, hatte Grimmjow seinen Platz. Die Lehrer hatten den ständig grimmig drein Schauenden neben den Schwarzhaarigen gesetzt, damit der andere etwas von diesem lernen konnte. Dass dies aber nichts half, stellten sie schon nach kürzester Zeit fest, aber es war auch nicht weiter verwunderlich. Der Blauhaarige schien eine große Abneigung gegenüber seinen Sitznachbarn zu haben.

Jeder kannte den Blauäugigen, was natürlich keineswegs verwunderlich war. Seine Haarfarbe war einfach zu auffällig, aber er mochte sie. Dem Schwarzhaarigen war der andere durch dessen Haarfarbe erst ins Auge gesprungen, bildlich gesprochen. Blau stach einfach aus der Menge hervor. Vor allem, weil die meisten anderen Schüler schwarzhaarig oder braunhaarig waren.

Auf der rechten Seite, der Türseite, saß ein neuer Schüler, dessen Namen der Schwarzhaarige nicht kannte. Vielleicht sollte er sich bei Gelegenheit mal um den Namen kümmern, immerhin war der Grünäugige Klassensprecher und es war ein wenig merkwürdig, wenn ausgerechnet dieser nicht wusste, wie seine Klassenkameraden hießen.

Mit leichter Verspätung kam auch der Lehrer in die Klasse, man konnte ihm ansehen, dass er sich beeilt hatte, aber zu spät war er dennoch. Es gab die übliche Begrüßungszeremonie, um das mal etwas übertrieben auszudrücken. Aufstehen, warten bis alle ruhig waren, den Lehrer oder die Lehrerin begrüßen, sich wieder hinsetzen und dann warten, dass der Unterricht richtig begann. Es gab Momente, da kam er sich wie ein Kleinkind vor. Das Begrüßen war so ein Moment. Des Weiteren, empfanden es einige Schüler als sehr merkwürdig, dass dieser Lehrer vor ihnen, immer erst dann kam, wenn alle an ihren Plätzen saßen. Zuerst dachten alle, es wäre bloß ein Zufall, aber mit der Zeit verschwand dieser Gedanken. So viele Zufälle konnte es gar nicht geben, aber wenn jeder ehrlich war, interessierte es keinen.

Geschichte. Er mochte den Geschichtslehrer nicht. Es war nicht so, dass der Lehrer ungerecht, unsympathisch oder Ähnliches war. Ganz im Gegenteil, er war freundlich, fair, hilfsbereit, vielleicht etwas verplant, aber nett. Trotzdem mochte er ihn nicht. Irgendetwas störte ihn an seinem Lehrer, aber er wusste nicht was. Es fehlte etwas, das sagte „Den mag ich“. Vielleicht waren es die Blicke. Genau, seine Blicke störten ihn. Die Blicke, die plötzlich für einen kurzen Augenblick voller Leben waren, aber schnell wieder diesen Glanz verloren und müde in die Klasse sahen. So war es heute auch wieder. Warum war das so? Eine Frage, die uninteressant war und daher auch nicht beatwortet werden sollte.

In der heutigen Stunde gingen sie viele hundert Jahre in die Vergangenheit zurück. Da das Thema ziemlich wichtig schien und ungefähr die Hälfte des Geschichtsbuches einnahm, würden sie wohl sehr lange an diesem Ereignis sitzen. Eigentlich sollte man nun Mitleid mit den Schülern haben, denn wen interessierten schon Dinge, die so lange zurück lagen, dass man meinen könnte, man würde über die Entstehung der Erde reden. Junge Leute wollten nicht über Vergangenes nachdenken, für sie gab es nur das Hier und Jetzt, sowie die Zukunft. Was sollten sie da mit der Vergangenheit?

Wie so oft, las der Lehrer erst einmal, als eine Art Einführung, einen Text aus einem dicken Geschichtsbuch, welches glücklicherweise nicht das Schulbuch war, vor und erklärte ein paar Dinge. Als Nächstes wurden ein paar Fragen gestellt. Glücklicherweise waren alle so zivilisiert, dass sie niemandem ins Wort fielen oder einfach rein redeten. Das war doch schon mal was, oder?

Im Laufe der Unterhaltung und der oftmals folgenden Diskussion, stellte sich heraus, dass sie die ersten waren, die über dieses Geschehnis unterrichtet wurden. Auf die Frage "Warum?" konnte der Lehrer nicht antworten. Wie es der Schwarzhaarige wusste, dauerte es oft sehr lange, bis Dinge in Geschichtsbüchern auftauchten. Bestimmt gab es hunderte von spannenden und wichtigen Ereignissen, die niemals in einem Geschichtsbuch erwähnt wurden und es auch niemals werden. Warum auch immer.

Desinteressiert sah er stattdessen durch das Klassenzimmer. Er fand die verschiedenen Reaktionen, die es auf Antworten gab, sehr interessant. Vor allem die von Grimmjow.

"Ulquiorra, wie wäre es, wenn du auch etwas zum Unterricht beitragen würdest?" Es war eigentlich keine Frage, sondern eine Aufforderung.

Alle sahen ihn an. Was erwarteten die wohl jetzt von ihm? Dass er irgendetwas Weltbewegendes sagte, oder dass er die Aufforderung ablehnte? Eigentlich wollte er ablehnen, da er gerade überhaupt keine Lust auf ein Gespräch hatte, auch wenn es nur ein extrem kurzes gewesen wäre. Außerdem interessierte ihn das alles nicht. Da er aber ein braver Schlüer war und keine Lust auf unnötigen Ärger hatte, sagte er dann genervt: "Die Welt hat sich seit damals nicht verändert."

So, das sollte für heute genügen. Er hatte etwas zum Unterricht beigetragen und jetzt war Schluss.

Immer noch starrten ihn alle an. Hatte er etwas im Gesicht? Oder hatte er vielleicht auf einer fremden Sprache gesprochen? Unauffällig sah er sich um. Grimmjow war der Einzige, der ihn nicht an sah. Wahrscheinlich interessierte sich der Blauhaarige genauso sehr wie Ulquiorra für den ganzen Blödsinn hier, also gar nicht. Warum also dann auch zuhören? Der Blauäugige sah wie so oft einfach nur stumm aus dem Fenster. Ob da draußen wohl etwas Interessantes war? Wahrscheinlich nicht, aber selbst ein Blatt, das sich im Wind hin und her bewegte, war interessanter als das hier.

"Da hast du Recht, Ulquiorra. Darüber reden wir auch noch, aber erst nächste Stunde."

Der Lehrer setzte seinen Rundgang fort, bis er bei der "was-weiß-ich-wievielten"-Runde neben dem abwesenden Grimmjow ankam.

"Grimmjow."

Er bekam keine Reaktion, daher versuchte er es noch einmal.

"Grimmjow."

Dieses Mal war etwas lauter und auch eine gewisse Strenge war in seiner Stimme zu hören.

"Was denn?", fauchte der Angesprochene wütend.

Es gab viele Dinge, vor denen Schüler Angst hatten, nich alle, aber manche. Eines dieser Dinge war der Lehrer. Wobei, es war nicht der Lehrer selbst, sondern dessen Macht. Aus diesem Grund wollten es sich die meisten nicht mit den Lehrkräften verscherzen und dachten deshalb auch nicht im Traum daran, ihren Lehrer oder ihre Lehrerin anzuschnauzen, beziehungsweise anzufauchen. Grimmjow gehörte zu der Hälfte, dennen es egal war, was die Lehrer von einem dachten. War er wütend, zeigte er dies. Egal ob es ein Lehrer oder ein anderer Schüler war. Ihm war es schlicht und ergreifend egal.

"Trag bitte auch etwas zum Unterricht bei."

Anscheinend hatte der Lehrer das unfreundliche Anfauchen seines Schülers ignoriert oder einfach nur nicht mitbekommen.

"Nein, keine Lust."

Das war wieder etwas, das sich hier nur wenige trauten. Fast niemand widersprach dem Lehrer oder lehnte eine Aufforderung ab. Die Angst vor einem Verweis oder Ähnlichem war einfach zu groß. Die Lehrkraft seufzte. Der blauhaarige Junge war ein anstrengendes Kind. Die Eltern konnten einem Leid tun.

"Bitte!"

In dieser Bitte steckte eine unausgesprochene Drohung, die bereit war, auch ausgeführt zu werden. Seit Ewigkeiten benahm sich Grimmjow so und bis jetzt hatte noch nie jemand mit dessen Eltern gesprochen, aber es gab immer ein erstes Mal. Ein Schüler, der so respektlos und rebellisch war, wie der Blauhaarige, war hier eine Seltenheit und eigentlich auch nicht gern gesehen. Der Junge vor ihm war nicht nur durch seine Haarfarbe auffällig, sondern auch durch sein Verhalten. Und das, was er gerade tat, war nun wirklich das Harmloseste, was er zu bieten hatte. Eigentlich sollte man sich auch nicht aufregen, denn es war wirklich nur etwas Harmloses, aber der Jüngere hatte es in den letzten Jahren einfach zu bunt getrieben, wie man es so schön sagte.

Nach lägerem Schweigen sagte Grimmjow dann doch genervt: "Dieser ganze Schrott interessiert mich nicht! Niemand kann sagen, was damals wirklich passiert ist, und keiner kennt die Hintergründe. Eine Diskussion darüber ist also sinnlos!"

Er drehte den Kopf wieder zum Fenster und sah hinaus. Seufzend klappte der Geschichtslehrer das viel zu dicke Geschichtsbuch zu und begab sich dann zum Pult.

Der heutige Tag wäre morgen oder übermorgen ebenfalls Geschichte. Über Vergangenes zu reden, war sinnlos, auch wenn die Vergangenheit das Leben prägte. Mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck sah Ulquiorra zu seinem Sitznachbarn. Verschiedene Gefühle vermischten sich. Er verstand sie nicht, diese Gefühle.

"Es wäre schön, wenn du dich etwas mehr für Geschichte interessieren würdest, Grimmjow."

Ein weiteres unbekanntes Gefühl stieg in dem Grünäugigen hoch. Wie er es doch hasste, nichts zu verstehen oder zu wissen. Unwissenheit war fatal.

Es klingelte, wodurch er aus seiner kleinen Gedankenwelt gerissen wurde. Das Klingeln bedeutete das Ende der jetzigen Stunde und den Beginn der nächsten. Diese Stunde war nun Vergangenheit - sie war Geschichte.

Der Lehrer wollte, dass Grimmjow noch kurz im Klassenzimmer blieb, der Rest sollte zum nächsten Unterricht, welcher in einem anderen Raum statt fand.

Im Türrahmen blieb Ulquiorra noch einmal stehen, drehte sich um. Eine Welle von unbekannten Gefühlen durchflutete ihn. So schnell er konnte, verschwand er auf den weißen Schulflur.

Leere.

In ihm herrschte plötzlich Leere.

Nur vereinzelt, liefen Schüler über den Gang. Jeder beeilte sich, um rechtzeitig zur nächsten Stunde zu erscheinen. Er nicht, obwohl er sonst immer versuchte, überpünktlich zu sein. So war er einfach, aber nun war ihm das egal, warum auch immer. Die Wände zogen bedeutungslos an ihm vorbei. Der Weg war der selbe wie immer. Die Wärme der Sonne traf seine extrem helle Haut. Ihm wurde warm, aber nur auf der Haut. Innerlich war ihm immer noch kalt. Eiskalt sogar. So, als wäre er innerlich tot.

Die Geschichte der Lebewesen war voller Toter und doch gab es sie immer wieder. Klar, jeder starb irgendwann einmal, aber er dachte da eher an beispielsweise Kriegstote.

Ohne es wirklich bemerkt zu haben, war er in dem Zimmer angekommen, in dem der nächste Unterricht statt finden sollte. Obwohl er einer der Letzten war, die aus dem vorherigen Klassenzimmer gegangen waren, war er der Erste, der mehr oder weniger pünktlich zum Unterricht erschienen war.

Nach einer viertel Stunde trudelten auch die anderen ein. Grimmjow fehlte. Erst weitere fünfzehn Minuten später erschien er. Wortlos setzte er sich hinter Ulquiorra.

Was die wohl zu besprechen hatten? Also, Grimmjow und der Geschichtslehrer. Mit halbem Ohr hörte der schwarzhaarige Schüler der Lehrerin zu. Sie war nett, aber machte meistens keinen Unterricht, was dazu führte, dass sie, die Schüler, mehr Hausaufgaben bekamen. Deswegen war er auch so oft in der Bibliothek.

Gerade erzählte sie von ihrer Vergangenheit - von Dingen, die bereits Geschichte waren.

Ein unbehagliches Gefühl machte sich in ihm breit. Woher es wohl kam? Es war, als würde ihn etwas von hinten hindurch bohren. Es war sehr unangenehm. Das gefiel ihm nicht. Wirklich nicht. Gut, wem gefiel so etwas schon? Niemandem, mit Außnahme eininger Leute, die nicht erwähnenswert waren, gefiel so etwas. Und ihm schon gleich dreimal nicht. Ganz und gar nicht!

Zögerlich drehte er sich um. Wenn das Gefühl, dass ihn jemand von hinten durchbohrte, von hinten kam, dann wollte er wissen, warum es von dort kam oder ob es einfach nur Einblidung war. Er konnte nichts Besonderes oder Auffälliges entdecken - nur Grimmjows blaue Haare. Das unbehagliche Gefühl war noch da. Nun kam es aber nicht mehr von hinten, sondern von vorne. Also aus Ulquiorras Sicht gesprochen.

Er sah sich genauer um. Ein bedrohlicher Blick lag auf seiner Haut. Aber von wem könnte dieser Blick kommen? Von wem?

Grimmjow!

Warum sah der Blauäugige ihn so an? Hatte er etwas Falsches getan oder gesagt? Heute hatte er noch nicht mit dem anderen gesprochen und war ihm auch nicht nahe gekommen. Sie saßen bloß während des Unterrichts nebeneinander oder hintereinander, je nachdem, welchen Unterricht sie gerade hatten, aber ansonsten hatten sie kaum, bis gar keinen Kontakt zu einander.

Wenn er sich richtig erinnerte, dann hatte er am heutigen Tag nur ein einziges Mal etwas gesagt. Dies war für ihn nicht weiter schlimm und seine Mitschüler, sowie Lehrer waren daran auch schon gewisserweise gewöhnt.

Das einzige Mal war in Geschichte gewesen, also in der vorherigen Stunde.

Die Welt habe sich seit damals nicht verändert, das hatte er gesagt. Mit diesen Worten hätte er den anderen nicht verletzen können, doch sicher war er sich nicht. Woher sollte er denn wissen, was im Kopf des anderen vor sich ging. Sollte er mal nachfragen? Würde er eine Antwort bekommen? Fragen kostete nichts und tat nicht weh. Doch was, wenn er keine Antwort bekam? Wie sollte er dieses Verhalten dann deuten? Er wusste es nicht. Er stellte selten Fragen und wenn er es tat, dann meistens nur im Unterricht und die Lehrer antworteten eigentlich immer, außer es war eine persönliche Frage, aber solche stellte der schweigsame Schüler nicht.

Die Lehrerin war kein Problem, denn sie beachtete ihn nicht und erzählte voller Freude ihre Geschichte.

Nach einem kurzen hin und her war es entschieden. So leise er konnte, aber laut genug, dass Grimmjow ihn verstehen konnte, fragte er diesen: "Ist irgendetwas, Grimmjow?" Es war schon irgendwie komisch, den anderen beim Namen zu nennen. Normalerweise sprach er nie jemanden direkt an. Für ihn waren die meisten Leute hier fehl am Platz und sollten lieber verschwinden, aber wen interessierte schon seine Meinung?

Da er keine Antwort bekam, dachte er, dass der Blauhaarige ihn akustisch nicht verstanden hatte. Bei dem Lärmpegel, welcher momentan herrschte, war das auch nicht weiter verwunderlich. Man könnte fast sagen, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen konnte, aber dies wäre wohl ein bisschen übertrieben.

Andererseits, vielleicht hatte Grimmjow ihn ja gehört, denn dieser dreht gereizt seinen Kopf zur Seite und starrte stur aus dem Fenster. Was da draußen wohl so interessant war?

Von diesem Verhalten leich irritiert, drehte sich Ulquiorra um und versuchte, sich auf den restlichen Unterricht, beziehungsweise auf die restliche Märchenstunde, zu konzentrieren. Da es aber nicht so gut klappte wie erhofft, war er froh, dass die Stunde schnell vorbei ging. Immerhin war nicht mehr viel Zeit übrig geblieben. Erst kamen die Schüler zu spät, dann wurde der Unterricht durch Grimmjow unterbrochen, denn dieser bekam kurzzeitig die volle Aufmerksamkeit der Schüler und schlussendlich hatte sich Ulquiorra noch einige Minuten lang mit dem Auffinden des bohrenden Blickes beschäftigt.

Fast schon fluchtartig, verließ der Grünäugige den Raum. Das tat er nur, um Grimmjows bedrohlichem Blick zu entkommen. Erst, als er weit genug weg war, wurden seine Schritte langsamer. Da er sich beim "Weglaufen" nicht auf den Weg, den er genommen hatte, geachtet hatte, stand er etwas desorientiert auf dem Flur.

Nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte, besah er sich seine Umgebung. Weiße Wände, weißer Boden, saubere Fenster, durch die die Sonne schien. Neben ihm eine braune Tür, welche ins Lehrerzimmer führte. Er war in die falsche Richtung gelaufen und das alles nur wegen Grimmjow. Er seufzte. Gut, dann musste er wohl oder übel den ganzen Weg wieder zurück. Schüler sein war manchmal ziemlich anstrengend.

Langsam machte er sich auf den Rückweg. Die letzte Stunde würde bald beginnen, dann würde er in die Bibliothek gehen.

Morgen wäre der heutige Tag Vergangenheit, ein kleines Stück der Geschichte. Dieser Gedanke verursachte ein merkwürdiges Gefühl im ihm.
 

Die Sonne neigte sich dem Boden, trotzdem war es immer noch angenehm warm. Solche Tage waren leider selten geworden. Müde von der heutigen Arbeit, lief ein braunhaariger Mann durch ein kleines Zimmer. In dem Raum stand ein großer, hölzener Tisch, viele Stühle, vier hohe und breite Regale, in denen sich haufenweise Bücher befanden. Das Lehrerzimmer. Ein Ort, der für viele neue Schüler interessant war, aber schnell verließ einen das Interesse. Wer wollte schon ein Zimmer sehen, in dem sich die langweiligen Lehrer befanden, außerdem kamen manche Schüler in das Zimmer, um irgendetwas abzuholen und sie meinten, dort sehe es wie überall aus.

Auf dem Tisch lag ein hoher Papierstapel. Diesen packte er nun in seine schwarze Tasche. Am nächsten Tag würde er anfangen, sie zu kontrollieren. Immerhin wollte er dafür nicht all zu viel Zeit verbrauchen und die Schüler hatten auch keine Lust, lange auf ihre Tests zu warten.

In Gedanken überlegte er, was er am Abend noch machen sollte. Einfach nur herum sitzen und nichts tun wollte er nicht. Das war bei ihm wirklich selten, aber es kam vor. Vielleicht sollte er mit Lilynette in den Vergnügunspark gehen, der bis tief in die Nacht offen hatte?

Gähnend lehnte er sich gegen das Fenster und sah hinaus auf den Schulhof. Um diese Uhrzeit waren eigentlich keine Schüler mehr an zu treffen, da keine AGs waren und die meisten keine Lust hatten, länger als nötig in der Schule zu bleiben.

Zu seiner Überraschung sah er aber, wie drei, scheinbar sehr strebsame Schüler, auf dem Pausenhof standen und sich unterhielten. An seine eigene Zeit als Schüler konnte er sich nicht mehr erinnern. Wahrscheinlich war diese Zeit genauso gewesen wie die jetzige, nur mit dem Unterschied, dass er jetzt Geld für seine Arbeit bekam.

Prüfend sah er auf die Wanduhr. Es würde noch etwas dauern bis Lilynette da wäre. Er setzte sich an den Tisch und kramte in seiner schwarzen Tasche. Da waren die Schulaufgabe der Abschlussklassen, die Stegreifaufgabe der Zehnten und ein paar lustlos hingeschmierte Strafarbeiten.

Er nahm die unkontrollierten Stegreifaufgaben heraus. Diese hatte er gestern geschrieben, aber noch nicht angefangen zu verbessern. Mit einem geübten Blick besah er sich die Arbeiten. Nichts Besonderes. Die, die gut aufpassten, hatten gute Ergebnisse. Die, die schlecht aufpassten, hatten schlechte Ergebnisse. Es fiel ihm nur eine Arbeit ins Augen. Es war die von Grimmjow.

Grimmjow gehörte zu den Schülern von dennen man nie wusste, was in ihnen vorging, auch wenn man nicht diesen Eindruck von ihm hatte. Während des Unterrichts sah der Blauhaarige lieber zum Fenster hinaus, als aufzupassen. Er schien regelrecht von dem Geschichtsunterricht angekotzt zu sein. Wenn er mal etwas zum Stoff, den sie gerade durchnahmen, sagte, dann waren es meistens Kommentare, die zeigten, dass ihm das alles egal war. In den Arbeiten war er meistens im Durchschnitt, ab und zu auch mal drüber, aber meistens eben durchschnittlich.

Es war doch erstaunlich, wie viel Aufmerksamkeit eine einzelne Person auf sich ziehen konnte. Da waren die blauen Haare, die einfach überall heraus stachen, dann war da noch der merkwürdige Charakter, beziehungsweise das seltsame Auftreten Grimmjows. In der Pause war es nicht selten, dass der Blauäugige sich prügelte, ab und zu musste sogar der Notarzt geholt werden, aber im Unterricht war er wie ausgewechselt. Im Unterricht sah er meistens aus dem Fenster und hatte eine nachdenkliche Miene aufgesetzt. Wenn man ihn ansprach, reagierte er nur selten.

Oft hatte der Braunhaarige Grimmjow erklärt, dass er bessere Noten bekommen würde, wenn er mehr aufpassen und mitmachen würde. Des Weiteren hatte er ihm schon all zu oft gesagt, dass er sich nicht prügeln musste, um in irgendeiner Form anerkannt zu werden. Doch jedes Mal wurde er ignoriert. Grimmjow hörte ihm wahrscheinlich nicht einmal zu.

Jetzt, da er die Arbeit des Blauhaarigen sah, änderte er seine Meinung, denn alle Antworten waren richtig. Vielleicht gehörte der Blauäugige zu den Schülern, die einfach länger brauchten oder Grimmjow war selbst zu dem Entschluss gekommen, sich zu ändern. Innerlich hoffte der Braunhaarige, dass Grimmjow weiterhin so gute Arbeiten schrieb, aber ihm war auch klar, dass dies nur eine Hoffnung war, denn man konnte bei Grimmjow nie wissen, was in ihm vorging, auch wenn dieser seine Meinung gerne laut kund gab.

Leider machte sich auch ein ungutes Gefühl in ihm breit. Hatte Grimmjow die Lösungen vielleicht von irgendwem abgeschrieben? Unmöglich, oder?

Ulquiorra war an diesem Tag nicht anwesend, wegen einer wichtigen Schulveranstaltung. Der Kerl, der vor Grimmjow saß, war einfach ein Idiot. Man konnte froh sein, wenn dieser seinen eigenen Namen richtig geschrieben hatte. Der Typ hinter Grimmjow war zwar nicht ganz so blöd, aber auch keine wirkliche Leuchte. Das bedeutete also, dass der Blauhaarige die Lösungen selber wusste.

Mit einem lauten Knall wurde die braune Tür aufgerissen und ein kleines Mädchen trat ein. Sie hatte kurze grünliche Haare - sehr auffällig - und helle, lila Augen - auch sehr auffällig.

"Lass uns gehen, Starrk!"

Ihre Stimme wollte nicht so recht zu ihrer Erscheinung passen. Da stand ein kleines Mädchen, welches sich aber fast wie eine junge Frau anhörte. Starrk war es gewohnt. Ihr Aussehen, ihr Verhalten, ihre Stimme, die so bestimmend wie immer war, das alles war er schon seit langem gewohnt. Nicht einmal Grimmjows Stimme war so bestimmend wie ihre, obwohl man dies nicht vermutet hätte.

Seufzend packte er seine Sachen ein.

"Möchtest du in den Vergnügungspark?"

Ungeduldig wartete das kleine Mädchen. Während sie das tat, sah sie aus dem Fenster. Die Frage des Älteren hatte sie wohl überhört.

"Warum stehen da unten noch Schüler?"

Sie drehte sich nicht um, klang auch nicht fragend. Sie stand einfach nur am Fenster und sah hinaus, ihre Hände lagen dabei auf der Glasscheibe. In diesem Augenblick sah sie, wie ein ganz normales Mädchen aus, das auf den Vater, beziehungsweise auf die Mutter wartete. Vielleicht tat sie dies auch heimlich. Starrk wusste es nicht. Woher auch?

Leicht neugierig stellte er sich neben sie. Tatsächlich, da unten waren wirklich noch Schüler. Es waren dieselben wie noch vor einigen Minuten. Wollten die nicht endlich mal nach Hause gehen? Komische Kinder. Normalerweise gingen so junge Leute bei so einem schönen Wetter doch irgendwo hin, um es zu genießen.

Da er immer noch keine Antwort auf seine gestellte Frage bekam, schwieg er. Zwar hätte er noch einmal fragen können, aber vielleicht wollte sie auch einfach nicht reden. Warum sollte er sie dann also dazu zwingen oder sie nerven.?Sie seufzte plötzlich.

"Mir ist langweilig."

"Möchtest du in den Vergnügungspark gehen, Lilynette?"

Sie hatte ihn also nur nicht gehört oder wollte ihn bloß ärgern, so wie sie es gerne tat.

Gerade eben war das das erste Mal an diesem Tag, an dem er sie bei ihrem Namen nannte. Wobei, es war wohl eher der Name, den er ihr gegeben hatte, weil sie ihren richtigen Namen nicht sagen wollte. Warum, wusste er nicht. Er wusste sowieso ziemlich wenig über sie, aber es war ihm egal. Er mochte sie und sie mochte ihn und das war doch das Wichtigste.

"Klar doch. Das brauchst du gar nicht erst zu fragen."

Freudig drehte sie sich zu ihm und strahlte ihn förmlich an. Dies war einer der Momente, in denen sie ihn wirklich an ein kleines, junges Mädchen erinnerte, was sie auch war.

Lächelnd überprüfte er seine Tasche, ob auch alles Wichtige da war. Es war alles da.

"Wir gehen zuerst einmal nach Hause, dann kann ich die Tasche dort lassen und muss sie nicht mit mir herum schleppen."

Er sprach mehr zu sich selbst als zu Lilynette. Diese stand nun noch ungeduldiger als zuvor am Fenster. Sah aber nicht nach draußen.

"Beeil dich!", quengelte sie.

Die beiden konnten nicht für lange in den Vergnügungspark gehen, da Starrk früh raus musste und daher auch früh ins Bett ging. So wie immer halt.

Ihre plötzlich total kindliche Stimme hallte in seinem Kopf, es war lange her, dass sie sich so sehr wie ein Kind verhielt. Außerdem war ihre Stimme einfach einzigartig.

Ohne Hektik zog er sich die dünne, braune Jacke über.

"Ich bin fertig. Wir können gehen."

Er wartete, bis sie bei ihm war, hielt ihr die Tür auf und nahm sie auf dem Weg aus dem Gebäude an der kleinen Hand. Es war wirklich unglaublich, dass auch er vor vielen Jahren mal so klein gewesen war. Müde trottete er den Gang entlang. Er war immer müde. Vor allem um diese Uhrzeit. Würde er aber Lilynette sagen, dass er müde war, würde sie ihn schlagen. Des Weiteren hatte er ihr ja angeboten, in den Vergnügungspark zu gehen, da konnte er jetzt nicht einfach einen Rückzieher machen. Und auf die Schläge die ihm drohten, wenn er dies doch tat, konnte er verzichten. Sie schlug ihn oft. Immer wenn er müde war und schlafen wollte, außer abends, da schlug sie ihn nicht. Warum? Das wusste er ebenfalls nicht.

Es würde wohl nur einen einzigen Schlaf geben, den er ohne Schläge von ihr schlafen durfte, aber für diesen war seine Seele und sein Körper noch nicht müde genug.

"Nicht schlafen, Starrk!"

Nicht schlafen. Er durfte noch nicht schlafen.

Die Sonne schien ihm und Lilynette ins Gesicht, als sie aus dem Schulgebäude kamen. Es war wirklich noch angenehm warm. Die Wärme und die Sonne machten den eh schon müden Lehrer nur noch schläfriger. Er gähnte. Mit langsamen Schritten trottete er auf die kleine Gruppe zu. Lilynette lief neben ihm. Da Starrk so langsam ging, hatte sie keine Probleme damit, ihm zu folgen. Die Schlafmütze hatte auch ihre Vorteile. Man musste nur wissen, welche und wie man sie nutzen konnte. Und sie wusste es.

Plötzlich blieb der Braunhaarige stehen. Lilynette stand neben ihm und sie sah etwas verwundert zu dem Ältern hoch. Ihre Beine waren auf einmal so müde.

Aufmerksam besah sie sich dann die drei Schüler - sie waren alle viel, viel größer als sie selbst. Das war aber auch nicht sonderlich verwunderlich, denn sie war ja noch ein Kind und Kinder mussten nicht groß sein.

Als Starrk anfing, mit seinen Schülern zu reden, sah sie wieder zu ihm. Es gab Momente, da war er ein ganz anderer Mensch.

Sie gähnte. Auch sie war müde. Besorgt blickte der Lehrer zu ihr runter. Müde erwiderte sie seinen Blick. Er hielt noch immer ihre Hand. Die Hand war warm. Zaghaft zupfte sie mit ihrer freien Hand an Starrks Jacke. Dieser kniete sich zu ihr.

"Was ist denn, Lilynette?"

Seine Stimme klang müde, so wie immer.

"Lass uns nach Hause gehen, ich bin müde."

Er nickte und stand wieder auf. Das monotone Piepsen des dunkelblauen Handys, welches einem der Schüler gehörte, wirkte auf das junge Mädchen wie ein Schlaflied. Plötzlich entfernte sich das Geräusch. Doch warum und wohin, wusste sie nicht. Sie war eingeschlafen. Das einzige, was sie noch wahrnahm, waren Starrks Arme, die sie hoch hoben. Er war ganz warm.
 

Der Schulgong erklang und der blauhaarige Schüler eilte aus dem Zimmer. Sein Hals schmerzte. Seine Sicht war leicht verschwommen. Das ständige Weiß der Flure machte ihn wahnsinnig. Er wollte so schnell wie möglich von hier weg. Hektisch kramte er sein Handy aus der Hosentasche und stellte den Ton auf "Laut". Kaum hatte er dies getan, ertönte auch schon das Nachrichtensignal. Wie viele es wohl dieses Mal waren? Mit ein paar Klicks hatte er die SMSs aufgerufen, es war dieses Mal zum Glück nur eine. Seufzend las er sie sich durch. Ohne geantwortet zu haben, steckte er das Handy weg. Er würde sich später damit befassen. Ruhiger als noch vor wenigen Sekunden, holte er seine Straßenschuhe aus dem kleinen, viereckigen, weißen Kasten. Jeder Schüler hatte einen. Morgens zogen sie sich hier die Straßenschuhe aus und schlüpften in die "Hausschuhe", abends das Selbe.

Warum war hier eigentlich alles weiß? Kannten die Menschen heutzutage keine anderen Farben mehr? Lange befasste er sich nicht mit diesen Gedanken, es gab Wichtigeres als die nicht vorhandenen anderen Farben. Die herrschende Stille war angenehm und ließ einen gut nachdenken, auch wenn das nicht seine Art war, doch in den letzten Jahren blieb ihm einfach nichts anderes übrig. Leider Gottes dauerte die Ruhe nicht lange, denn eine kleine Horde lauter Jungen und Mädchen war im Anmarsch. Es war doch bemerkenswert, dass ein paar Leute so viel Lärm machen konnten. Er war froh, dass er nicht wie die meisten Schüler aus hatte, denn die wären um einiges lauter und wen interessierte es schon, ob der oder der Star der Beste war, oder ob die oder die andere eine Schönheitsoperation hinter sich hatte? Also ihn ganz bestimmt nicht. Der Grund, warum er nicht wie die anderen aus hatte war einfach, er musste - mal wieder - nachsitzen. Was er dieses Mal angestellt hatte? Gar nichts, laut seiner Aussage, aber Lehrer hatten ja immer eine andere Meinung, als die Schüler und wussten sowieso immer alles besser, dabei waren es alles nur Idioten. Wie sehr er doch Schule hasste! Es gab fast nichts Nervigeres als Schule.

Als er sich gerade zum Gehen gewandt hatte, wurde er festgehalten.

"Was?!", fauchte er bedrohlich.

"Wie wäre es, wenn wir zusammen nach Hause gehen? Wir haben den selben Weg."

Diese übertriebene, künstliche und für Grimmjow unausstehliche Stimme - Aizen! Hatte dieser nicht versprochen, ihn in Ruhe zu lassen?

"Verschwinde!", keifte der Blauhaarige.

"Nein."

Der heutige Tag war doch einfach schrecklich. Er riss sich los und stapfte aus dem Gebäude. Der andere folgte ihm. Hatte Aizen denn nichts Besseres zu tun, als ihm zu folgen?

Ignorieren.

Einfach ignorieren.

Bloß keinen Gedanken an den Verfolger verschwenden.

Links und rechts liefen die restlichen Schüler vorbei. Mitten im Hof blieb Grimmjow auf einmal stehen. Der braunhaarige Junge lief fast in seinen Vordermann. Verwirrt sah der Braunäugige auf den Rücken des Jüngeren.

Die Sonne schien tapfer weiter.

Ein monotones Piepen ertönte. Immer und immer wieder. Die Hand wanderte zur Hosentasche, aus der er das kleine blaue Klapphandy herausholte. Jedes Mal, wenn Grimmjow eine Taste drückte, gab das kleine Ding einen Ton von sich.

Sie waren nun alleine.

"Hattest du heute keine AG?"

"Nein, sie ist heute, so wie alle AGs, entfallen."

Warum hatte er nie Glück?

"Warum bist du dann nicht nach Hause gegangen?"

"Ich hab auf dich gewartet."

Dieses Gespräch würde zu nichts führen. Aizen war eine Nervensäge und ein Trottel. Warum hatte Grimmjow nie Glück? Es war zum Heulen.

Die Minuten verstrichen, während Grimmjow seine gesamte Aufmerksamkeit dem Display schenkte und Aizen ihn betrachtete. Es war, als würde die Umgebung nicht mehr exestieren, als würde es keine Zeit geben. Keiner bewegte sich.

Aizen beobachtete den Blauäugigen ganz genau. Die Haare des anderen wehten leicht im Wind nach hinten. Er betrachtete den Daumen, der von einer Taste zur anderen wanderte. War es abartig, jemanden so zu beobachten? Wohl eher nicht, oder? Es gab Schlimmers, oder? Ohne es zu merken, streckte er seine Hand nach Grimmjows Schulter aus. Erst als er kurz davor war, diese zu berühren, begriff er, was er da tun wollte. Rasch zog er seinen Arm zurück.

//Verschwinde!//

Die beiden standen seit knapp einer halben Stunde auf dem Pausenhof.

//Nein!//

Innerlich hoffte Grimmjow, dass Aizen die Warterei satt hatte und ging, aber lange ließ er Aizen nicht in seinen Gedanken. Außedem hatte er immer noch Pech, denn Aizen blieb. In letzter Zeit wurde er vom Pech verfolgt und der heutige Tag war dann wohl das Pünktchen auf dem "i".

Ein paar Male sah der Blauhaarige auf, um seine Augen etwas zu entspannen.

"Hasst du mich?"

Diese eine Frage lag Aizen schon so lange auf der Zunge, aber bis jetzt hatte er sie noch nie gestellt und würde es vermutlich auch nie tun. Er wusste nicht, was er als Antwort erwartete oder erwarten sollte, aber egal was es für eine sein sollte, sie würde alles ändern, oder? Doch, wenn er nicht fragte, würde er keine Antwort bekommen. Selbst wenn er sie stellen würde, würde er dann eine Antwort bekommen? Vielleicht würden nur die Vögel zwitschern, so wie jetzt, vielleicht würde dann auch das Piepsen des Handys zu hören sein, wenn er fragte und wartete, dass er eine Antwort bekam.

Wie lange sie schon hier standen? Ob der Jüngere nicht nach Hause wollte?

"Grimmjow, möchtest du nicht langsam nach Hause gehen? Es wird langsam spät."

"Ich habe keinen Grund zur Eile. Du solltest aber langsam mal gehen, sonst macht sich deine Familie Sorgen um dich."

Auf Grund der ersten Aussage, schlussfolgerte der ältere Schüler, dass der Jüngere Probleme Zuhause hatte. Vielleicht war dies eine zu schnelle Schlussfolgerung, aber wenn man jemanden mochte, dann tat man manche Dinge oftmals übereilt.

Sorge machte sich auf seinem Gesicht breit. Es stimmte ihn traurig, dass der Blauäugige Probleme hatte.

Schritte waren zu hören. Neugierig drehte Aizen sich um. Braune Augen erblickten grüne. Schnell kramte er in seinem Gedächtnis, welches extrem gut war, nach dem Namen des Grünäugigen. Der Name. Wie lautete der Name? Irgendetwas mit "u", wenn er sich nicht irrte. Also alle Namen mit "u" durchgehen.

U... u... Ulquiorra. Irgendso ein etwas ungewöhnlicher Name.

Der Neuankömmling blieb bei den Beiden stehen.

"Guten Tag, Grimmjow."

Emotionslos wandte er sich nun zu dem älteren Schüler.

"Guten Tag, Aizen-senpai."

"Guten Tag, Ulquiorra", grüßte der Angesprochene zurück.

Mit der freien rechten Hand fasste sich Grimmjow an den schmerzenden Hals. Seine Sicht verschwamm noch etwas mehr. Er sollte jetzt lieber gehen.

"Hast du Halsschmerzen?", fragte Aizen besorgt.

Diese freundliche, künstliche und besorgte Stimme nervte den Angesprochenen. Nein, er hatte keine Halsschmerzen, er versuchte sich gerade zu erwürgen! Schweigend nahm er seine Hand von dem Hals und widmete sich weiterhin seinem Handy. Und wieder lag seine Aufmerksamkeit auf dem Display, sodass er nicht anfing nach Hause zu gehen.

"Wenn du Schmerzen hast, dann geh lieber nach Hause. Mit so etwas sollte man nicht scherzen."

Verwundert sah Grimmjow zu Ulquiorra.

"Was machst du denn hier?"

"Nichts."

Die beiden schwiegen sich kurz an.

"Wie lange steht ihr hier schon?"

Auch wenn der Schwarzhaarige indirekt beide fragte, erwartete er die Antwort von seinem Klassenkameraden.

"Ungefähr eine dreiviertel Stunde."

Kurz flammte Erstaunen in den grünen Augen auf. Trotzdem fragte er nicht, warum die Beiden hier so lange herum standen.

"Wir sollten nach Hause gehen. Unsere Eltern sorgen sich bestimmt schon."

"Na und?"

"Ist es dir egal, wenn deine Eltern sich um dich sorgen, Grimmjow?"

Schweigen.

Also hatte er wirklich Probleme Zuhause.

"Was ist los?"

"Was soll schon sein?"

"Wenn du Probleme hast, dann sag es", forderte ihn Aizen auf.

Der Wind wurde stärker und kühlte die warme Haut der Drei. Das Rauschen der Blätter war zu hören. Die Sonne schien noch immer. Heute war eigentlich ein wunderschöner Tag.

Die drei Schüler standen schweigend beisammen. Seufzend strich sich Grimmjow durch sein Haar. Er sollte wirklich langsam nach Hause. Ja, er sollte jetzt wirklich gehen. Was er sich wohl zu Essen machen sollte?

Auf die kleine Gruppe kam ein braunhaariger Mann zu. An seiner Hand hielt er ein kleines Mädchen. So freundlich wie immer grüßte Aizen. Ulquiorra schwieg. Grimmjow ignorierte seine Umgebung.

"Gibt es einen Grund, warum ihr hier noch rum steht?"

"Ich war noch in der Bibliothek", erklärte der jüngste in der Runde.

"Und ich warte auf Grimmjow, weil ich mit ihm Heim gehen möchte. Warum sind Sie noch hier Starrk-sensei?"

"Ich hatte noch etwas zu tun."

Besorgt sah Starrk zu Grimmjow, welcher plötzlich wie ein Geistesgestörter auf seine Handytastatur mehr oder weniger einschlug.

"Ist mit ihm alles in Ordnung?"

"Wahrscheinlich nicht. Er hat Probleme Zuhause, zumindest klang es vorhin so."

"Verstehe."

Während Aizen und Starrk sich weiter unterhielten, konzentrierte Ulquiorra sich auf seinen Klassenkameraden. Das monotone Piepen drang an sein Ohr. Der Blauhaarige war wirklich sehr auffällig. Er stach mit seinen Haaren aus dieser fast farblosen Gegend hervor.

"Warum willst du nicht nach Hause?"

"Hä? Ich habe nie behauptet, dass ich nicht nach Hause will. Ich wollte nur, dass Aizen endlich verschwindet. Ich wusste ja nicht, dass der so blöd ist und hier mit mir rum steht."

Sein Blick lag auf dem Grünäugigen.

"Dann ist ja gut."

"Was ist gut?"

"Dass du keinen Ärger Zuhause hast."

Und schon wieder sah der Blauhaarige auf seinen Display. Hatte der nichts Anderes zu tun, als ständig auf dieses Teil zu starren, als würde sein Leben davon abhängen? Was war an diesem kleinen Ding nur so interessant?

Plötzlich lief Grimmjow los. Verwirrt sahen ihm Starrk, Aizen und Ulquiorra nach. Der Wind wehte über die Landschaft und spielte mit den Haaren der Zurückgebliebenen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-08-16T12:46:43+00:00 16.08.2010 14:46
Aaaaww, so ein schönes langes Kapitel! ^w^
Besonders toll fand ich das mit "Die Stunde eben ist jetzt auch Geschichte". Das gibt ein echt zu denken°u°.
Lustig finde ich dagegen Aizen als Stalker xDD. Irgendwie scheinen alle total auf Grimmjow fixiert zu sein 8D.
Tolle Story und super Kapitel!
Ich freue mich schon aufs nächste^^.
LG, wolfsfussel
Von:  fahnm
2010-08-15T23:32:42+00:00 16.08.2010 01:32
Grimmjow als Schüler kann ich mir gut vorstellen.
Und Aisen als Lehrer.
Freue mich schon aufs nächste kapi!^^


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