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Mein Butler, mein Geliebter

Sebastian x Ciel
von

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Nach drei Jahren!

"Ich kriege keine Luft" dachte sich Ciel und spürte das eisige Wasser um sich herum, welches ihm die Luft zum Atmen nahm. War es nun vorbei? Würde Sebastian nun seine Seele verschlingen? Ja, er würde es tun, denn seine Rache war vollendet, oder nicht? Doch plötzlich legten sich zwei Arme um seinen kleinen Körper, trugen ihn an die Wasseroberfläche, wo er hastig nach Luft schnappte, während er sich in den Stoff eines Anzuges krallte. Wer hatte ihn gerettet? Wieso konnte er den Sauerstoff zu sich nehmen, welcher ihm am Leben erhielt? Ciel wusste es nicht und ließ sich in die Arme sinken, welche ihn weiterhin trugen und ihn schützend an einen muskulösen Körper zogen.
 

Nach wenigen Minuten öffnete der junge Herr sein linkes Auge, um in Erfahrung zu bringen, wohin er getragen wurde. Seine Sicht war noch leicht verschwommen, was wohl an seine Schusswunde unterhalb der Brust zu liegen schien. Wie viel Blut er wohl verloren hatte? Auch diese Frage konnte er sich nicht beantworten, denn es erschien ihm nicht weiter von Belangen. Nein, er würde sowieso in einigen Minuten das Zeitliche segnen, denn er hatte einen Vertrag mit einem Dämonen geschlossen.
 

Einige Male blinzelte er und endlich erkannte er das Gesicht der Person, welche ihn schützend an die Brust presste und dabei zu ihm hinab blickte. "Sebastian..." hauchte Ciel kaum hörbar, schloss kurz sein linkes Auge, ehe er wieder in die rot schimmernden Augen des Älteren blickte. War er vielleicht schon längst tot? Hatte Sebastian schon seine Seele verschlungen und brachte ihn nun in die Hölle? So viele Fragen stellte er sich gedanklich, aber er schöpfte einfach keine Kraft, um seinen Butler zu fragen.
 

"Junger Herr, überanstrengt Euch nicht. Zuerst sollte Eure Wunde versorgt werden" sprach der Schwarzhaarige ebenso leise und sah weiterhin in das erschöpfte Gesicht des jungen Grafen. Ciel sah seinen Butler verwundert an, denn er konnte nicht begreifen, konnte den Worten nicht folgen, welche Sebastian gerade ausgesprochen hatte. Warum? Warum wollte der Ältere seine Schusswunde versorgen? Wieso wurde ihm nicht erklärt, was nun auf ihm zukommen würde?
 

"Meine Seele..." sprach er schließlich und verzog sein Gesicht vor Schmerz, ehe ihm ein leises Keuchen über die Lippen huschte. "Meine Seele gehört dir, Sebastian. Meine Rache ist vollendet" murmelte der junge Herr geschwächt, erhob seine rechte Hand und entfernte die Augenklappe von seinem rechten Auge. Violett schimmerte das Siegel, welches ihn an den Dämonen band und blickte wieder in die roten Augen des Schwarzhaarigen, welcher ein kleines Lächeln auflegte. Was bedeutete dieses Lächeln? Würde sich nun sein Schicksal erfüllen?
 

Weitere Gedanken konnte er allerdings nicht an seinem baldigen Tod verschwenden, da die Schwärze nach ihm griff und ihn in die Dunkelheit zog. Egal, dachte er sich und ließ sich von der Dunkelheit einhüllen. Gleich würde er sein Ende finden und vielleicht seine Eltern wiedersehen. Ja, seine Eltern, für welche er das Ganze auf sich genommen hatte. Für seine Eltern war er nochmals zum Leben auferstanden, nur um Rache zu nehmen. Der Preis war seine Seele, welche er an einem Dämonen verkauft hatte. Sein Butler, welcher den Namen Sebastian Michaelis trug und stets an seiner Seite geblieben war.
 

Müde öffneten sich die blauen Augen des jungen Herren und sahen sich im Zimmer um, welches er als sein Schlafgemach identifizieren konnte. "Schon wieder dieser Traum" murmelte er leise und setzte sich auf, während er sich mit der rechten Hand durch seine Haare fuhr. Drei lange Jahre waren nun schon vergangen und er lebte immer noch. Vor einigen Tagen hatte er seinen sechzehnten Geburtstag erlebt und er fragte sich noch immer, wieso er überhaupt noch unter den Lebenden weilte. Der Vertrag, dachte er sich insgeheim und rieb sich über sein rechtes Auge, welches blau schimmerte. Das Siegel war verschwunden, aber wieso lebte er dann immer noch?
 

Langsam wendete er seinen Kopf zum Fenster rüber, dessen Vorhänge bereits zur Seite gezogen waren und somit das helle Sonnenlicht sein Schlafzimmer erstrahlen ließ. Er erinnerte sich noch sehr wohl an die letzten Jahre. Sebastian und seine restlichen Angestellten hatten beim Wiederaufbau geholfen, demnach stand sein Anwesen auch wieder. In London selbst war nach dem höllischen Brand wieder Ruhe eingekehrt und auch dort wurden die Häuser nach und nach wieder aufgebaut. Warum? Wieso durfte er all das miterleben, obwohl das Jenseits bereits nach ihm rief?
 

"Junger Herr? Habt Ihr gut geschlafen?". Ciel zuckte zusammen und sah zur Tür, vor welche er Sebastian erkennen konnte. In den Händen hielt er ein Tablett, auf welches sein morgendlicher Tee und Gebäck stand. Wie immer, dachte sich der junge Graf und nickte kaum merklich auf die gestellte Frage hin. Seit fast drei Jahren sprach er nicht mehr, nicht mal mit Sebastian, welcher sich immerzu bemühte, um sein Wohlbefinden so angenehm wie nur möglich zu gestalten.
 

Der Butler lief die wenigen Schritte zum Bett rüber und stellte schließlich das Tablett auf den Nachttisch ab, ohne dabei den besorgten Blick von Ciel zu nehmen. Der junge Herr gab ihm keine Befehle mehr, sprach auch sonst nicht mehr mit ihm und ging ihm meist aus dem Weg. Den Grund wusste Sebastian sehr wohl und damals, vor etwa drei Jahren, hatte Ciel auch nach den Gründen gefragt, aber bislang hatte der höllisch gute Butler keine Antwort auf diese Fragen gegeben.
 

"Ich lasse Euch ein Bad ein, wenn Ihr es wünscht" sprach er stattdessen im gewohnten Ton und schenkte eine Tasse schwarzen Tee ein, welchen er dem jungen Herren reichte. Es dauerte einige Minuten, ehe Ciel die dargebotene Tasse entgegen nahm und diese mit beiden Händen umschloss. Er konnte die Beweggründe des Älteren einfach nicht verstehen. Warum lebte er noch? Wieso schwieg sein Butler und diente ihm noch immer treu ergeben, obwohl Sebastian von seiner Seite her, so schien es jedenfalls, den Vertrag zwischen ihnen gebrochen hatte?
 

"Junger Herr... Wie lange wollt Ihr mich noch anschweigen?" wollte Sebastian wissen und ging vor dem Bett in die Hocke, um mit dem jungen Grafen auf gleicher Augenhöhe zu kommen. Ciel sah in die roten Augen, welche wahrlich Besorgnis ausstrahlten und wieder einmal fragte er sich, ob der Dämon wohlmöglich ein falsches Spiel mit ihm spielte. Warum? Durfte er nicht sterben? Sollte er etwa immer noch am Leben teilnehmen, diesmal als normale Person, welche nicht auf Rache aus war?
 

"Ihr macht es mir wirklich nicht leicht, junger Herr..." seufzte Sebastian und strich hauchzart über die weichen Haare des Jungen, welcher noch immer keinen Ton von sich geben mochte. Bei der Wange hielt der Butler inne und sah in die blauen Augen des jungen Grafen, welcher seinem Blick jedoch nicht sehr lange standhalten konnte. Eine Schwäche, welche Ciel nicht gern zeigte und dennoch konnte er ihm nie sehr lange in die Augen sehen.
 

"Warum?" hauchte Ciel schließlich leise und entfernte die Hand von seiner Wange, ehe er erneut zu Sebastian blickte. Das erste Mal seit etlichen Jahren gebrauchte er seine Stimme in der Anwesenheit des Älteren, welcher sich nun zu ihm aufs Bett setzte. Lange herrschte Schweigen im Schlafzimmer, ehe der Butler dann doch seine Stimme erhob. "Wollt Ihr sterben, junger Herr?". Eine ernst gemeinte Frage, welche dem jungen Grafen schon ein wenig Angst einjagte. Ob er sterben wollte? Nein, er wollte nicht sterben, denn er wollte noch so viele Dinge erleben. Er war doch erst sechzehn Jahre alt geworden und hatte sein neu erworbenes Leben noch vor sich, auch wenn auf eine unglaubliche Art und Weise.
 

"Euer Schweigen sagt mir, dass Ihr nicht sterben möchtet" fuhr Sebastian fort und strich über die seidig aussehenden Haare des jungen Grafen, welcher mit undeutsamen Blick zu ihm aufblickte. Seine Hand wurde ergriffen, während Ciel in seinen Schoß blickte, um scheinbar nach einer passenden Antwort zu suchen. Der junge Herr hatte sich in den letzten Jahren so sehr verändert, wirkte so in sich gekehrt und ließ keine Person mehr an sich ran. Nur selten zeigte er Schwäche, so wie in diesem Moment. Verunsicherung und Angst, diese Emotionen konnte Sebastian nicht nur spüren. Nein, er konnte sie deutlich in dem Gesicht des Jungen sehen.
 

"Unser Vertrag besagt, dass du meine Seele bekommst, wenn ich mein Ziel erreicht habe und genau das ist vor drei Jahren geschehen. Warum verschonst du mich, Sebastian? Wieso bist du mir immer noch treu ergeben, obwohl du mir schon lange nicht mehr verpflichtet bist?" wollte Ciel wissen und blickte hoffnungsvoll zum Butler auf, auf dessen Lippen ein zaghaftes Lächeln erschien. Wieder dieses Lächeln, dachte sich der junge Herr und wendete seinen Blick erneut ab. Er konnte Sebastian einfach nicht verstehen, obwohl er seit drei Jahren über den so plötzlichen Sinneswandel des Dämonen nachdachte.
 

"Belasst es bei Eurem jetzigen Wissen, Ciel. Auch ein Dämon trifft manchmal seltsame Entscheidungen". Nach diesen Worten stand der Schwarzhaarige auf und lief zum Kleiderschrank rüber. Mit sauberer Kleidung kehrte er zum Bett zurück und sah dabei zu, wie Ciel zum Bettrand rutschte. "Seltsame Entscheidungen?" murmelte er leise und ließ sich von Sebastian entkleiden. Er konnte diese seltsame Aussage nicht verstehen, aber vielleicht würde sein Butler irgendwann die Wahrheit sagen, oder? Mit Sicherheit konnte er nun sagen, dass sein Butler weiterhin bei ihm bleiben würde, aus welchen Gründen auch immer.
 

Der Schwarzhaarige zog den jungen Herren ordnungsgemäß an, ehe er sich vor ihm verneigte. "Euer Frühstück ist bereits im Speisesaal angerichtet" berichtete er dem jungen Grafen, welcher vor einem Spiegel stand und sein rechtes Auge eingehend betrachtete. Noch immer brannten ihm so viele Fragen auf der Seele, welche Sebastian aber nicht beantworten würde. Ein leises Seufzen entfuhr seinen Lippen, ehe er zur Tür blickte, aus welche der Butler verschwinden wollte. "Warum? Wieso sagst du mir das und nennst mich im gleichen Moment 'Ciel'?" murmelte er und er hätte schwören können, dass sein Butler ihn noch verstanden hatte, aber er war einfach gegangen und zog die Türe hinter sich ins Schloss.
 

Wieder betrachtete Ciel sein Spiegelbild und blieb mit seinem Blick bei seinen Augen hängen, welche ihren blauen Glanz besaßen. Seine Augenklappe trug er seit drei Jahren nicht mehr, sah er auch keine Notwendigkeit mehr, um sein rechtes Auge zu verstecken. Trotzdem blieben all die unbeantworteten Fragen auf seine Seele lasten, aber er würde um seine Rechte kämpfen. Er hatte ein Recht darauf zu erfahren, wieso er sein Leben weiterhin leben durfte.
 

Mit diesem Gedanken verließ er sein Schlafgemach und lief den langen Gang hinab, bis er die Treppe erreichte, welche in die große Lobby führte. Die Stufen waren schnell überwunden und gleich darauf öffnete er eine Tür auf der rechten Seite, welche in dem Speisesaal führte. Sebastian stand bereits an seinen Platz und verneigte sich gemäß vor ihm, wie er es immer tat. Mit skeptischen Blick setzte er sich auf seinen gewohnten Platz und begann sein Frühstück manierlich zu verspeisen. Dennoch glitten seine Augen immer wieder zum Älteren hinauf, welcher ihm hin und wieder Tee nachschenkte. Was für ein Spiel spielte der Dämon mit ihm?
 

Schweigend verlief das Frühstück, ehe Ciel sich erhob und genauso wortlos aus dem Speisesaal ging und die Stufen zum ersten Stock erklomm. Er genoss die Anwesenheit des Älteren einfach nicht mehr. Verdammt, er wollte wissen, wieso Sebastian bei ihm blieb und stieß auf eine Mauer, welche für ihn ein Hinderniss darstellte. Wieso sprach sein Butler in Rätseln? Er war doch kein kleines Kind mehr, welches die Wahrheit wohlmöglich nicht vertragen konnte, oder doch?
 

"Junger Herr... Ich habe Ihnen ein Bad eingelassen". Hinter sich ertönten plötzlich die Schritte des Älteren, welchen er erst jetzt bemerkte. So sehr war Ciel also in Gedanken versunken, dass er nicht mal mehr auf seine Umgebung achtete. Jetzt verfolgte Sebastian ihn auch noch, oder? Okay, er war es gewohnt, dass sein Butler ihm auf Schritt und Tritt folgte, aber er musste es nicht mehr. Er musste nicht mal mehr sein treu ergebener Diener spielen.
 

Schließlich lief er schweigend an seinem Arbeitszimmer vorbei, in welches er eigentlich hatte gehen wollen und lief weiter zum Bad. Dort wurde er entkleidet und ließ sich anschließend langsam ins warme Nass gleiten. Ein leises Seufzen entfuhr seinen Lippen, denn ein Bad wirkte wahrlich entspannend und dazu noch die Hände auf seinen Rücken, welche ihn säuberten. Selbst das tat Sebastian noch immer, obwohl er Ciel gegenüber nicht mehr verpflichtet war.
 

"Du hast mich Ciel genannt. Warum?". Gerade diese Tatsache ließ ihm keine Ruhe, denn eigentlich war es nicht Sebastian's Art, ihn beim Vornamen zu rufen. Nein, er nannte ihn eigentlich nur 'Junger Herr', oder eben 'Lord', wenn er einen Befehl entgegen nahm. Was war also heute Morgen so anders? Wieso bekam er nach einer gefühlten Ewigkeit immer noch keine Antwort, obwohl die Frage so einfach zu beantworten erschien?
 

"Möchtet Ihr etwa von mir 'Ciel' genannt werden?". Eine dumme Gegenfrage, aber er hätte es wissen müssen. Wieder entfuhr ihm ein leises Seufzen, ehe er sich zum Schwarzhaarigen drehte und sich gemächlich aus dem Bad erhob. Sofort wurde ihm ein Handtuch um die Schultern gelegt, während Sebastian den jungen Körper abtrocknete. "Wenn du möchtest?". Wieso stimmte er nun eigentlich zu? Er wollte Respekt von jeden seiner Diener, also warum hatte er nun zugestimmt? Vielleicht war er noch zu müde, um irgendwelche Entscheidungen zu treffen.
 

"Wenn es Euer Wunsch ist, Ciel" lächelte Sebastian und zog den jungen Grafen wieder an, richtete dessen Kleidung und folgte ihm schließlich in dessen Arbeitszimmer. Dort stellte er bereits eine neue Tasse Tee und etwas Gebäck bereit, sollte der junge Herr vielleicht Hunger bekommen. Mit einer eleganten Verneigung verließ er dann das Arbeitszimmer, um sich nun den alltäglichen Aufgaben widmen zu können.
 

"Ich finde noch heraus, was er eigentlich von mir will" murmelte Ciel und dachte angestrengt nach, wie er seinem Butler die Informationen entlocken könnte, welche er für sein Wissen benötigte. Gut, der heutige Tag würde dazu dienen, um einen Plan zu schmieden, damit er endlich an die Wahrheit käme. "Nimm dich bloß in Acht, Sebastian" dachte er sich insgeheim und legte ein diabolisches Grinsen auf, während er seinen Gedanken freien Lauf ließ, um einen geeigneten Plan zu spinnen.
 

Zur gleichen Zeit säuberte Sebastian das Schlafgemach seines jungen Herren, bezog das Bett neu und öffnete die Fenster, um frische Luft in das Zimmer zu lassen. Auch ihm entwich ein leises Seufzen, ehe er sich mit der Hand durch sein schwarzes Haar fuhr. Ciel würde seinen Sinneswandel niemals verstehen und deswegen musste er auch weiterhin schweigen.
 

Es war natürlich nicht seine Art, einfach so einen Vertrag zu brechen und er hätte auch gern die Seele des Jungen verschlungen, aber durch undefinierbare Gefühle war es ihm vor drei Jahren nicht gelungen. Nein, er hatte nur die Sicherheit seines Herren im Kopf gehabt, hatte es sich zur persönlichen Aufgabe gemacht, auch weiterhin der treu ergebene Butler zu sein, welcher nicht von Ciel's Seite weichen würde, was auch immer noch kommen möge. Nun, vielleicht würde es der junge Graf irgendwann verstehen. Ja, irgendwann würde Ciel seine persönlichen Gründe und auch seine Gefühle verstehen, welche in den letzten drei Jahren gewachsen waren.

Geheime Nachforschungen!

"Ciel, ich habe Euer Mittagessen im Speisesaal hergerichtet" berichtete der Butler mit einer leichten Verbeugung. Ein kleines Lächeln ruhte auf den Lippen des Schwarzhaarigen, ehe er sich wieder aufrichtete und seine Augen öffnete. Was verbarg sich nur hinter den rötlichen Augen, welche eine unglaubliche Sanftheit gegenüber dem jungen Herren ausstrahlten? Noch immer war ihm kein brauchbarer Plan eingefallen, weswegen er schon beinahe der Verzweifelung verfiel. In solchen Momenten hätte er Sebastian einen Befehl erteilt, aber diesmal musste sich der junge Graf selbst helfen, weil es eben um seinen Butler ging.
 

"Junger Herr?" fragte Sebastian und holte somit Ciel aus seine Gedanken. Kaum merklich schüttelte der junge Graf seinen Kopf und blickte wieder zum Älteren auf, welcher ihn fragend und auch besorgt musterte. Warum? Wieso war Sebastian um ihm besorgt? Seit einiger Zeit zeigte er diese Gefühlsregung, obwohl Ciel immer davon ausgegangen war, dass ein Dämon keine Gefühle entwickeln konnte. War diese Tatsache vielleicht ein Irrtum seinerseits gewesen? War er dem Älteren vielleicht sehr wichtig geworden? War das vielleicht der Grund, warum der Schwarzhaarige noch immer an seiner Seite blieb?
 

Eine behandschuhte Hand auf seiner rechten Wange holte Ciel erneut aus seinen Überlegungen und erst jetzt bemerkte er, dass sein Butler in gebeugter Haltung neben ihm stand und ihn eindringlich musterte. "Ciel... Geht es Euch nicht gut?" wollte Sebastian von ihm wissen, ehe er die Hand des Schwarzhaarigen bestimmend von seiner Wange entfernte und sich seiner Tasse Tee zuwendete. Er müsse sich erst noch daran gewöhnen, von seinem Butler beim Vornamen genannt zu werden, denn noch wirkte es schon irgendwie befremdlich.
 

"Es geht mir gut, Sebastian. Hunger habe ich allerdings nicht". Nun, er hatte schon ein bisschen Hunger, aber er wollte nun nicht runter in den Speisesaal gehen. Er wollte weiterhin nachdenken, denn vielleicht war die Sorge in den Augen Sebastian's ein brauchbarer Hinweis, oder? "Wie Ihr wünscht" erwiderte der Butler und verbeugte sich ein weiteres Mal vor Ciel, ehe er dessen Arbeitszimmer verließ.
 

Auf dem Weg zum Speisesaal dachte Sebastian selbstverständlich ebenso nach, wie es sein junger Herr schon die ganze Zeit zu tun pflegte. Vermutlich heckte Ciel etwas aus, da er an die Wahrheit kommen wollte, aber Sebastian würde sich auch weiterhin hüten. Es erschien ihm beinahe so, als würde bald ein amüsantes Spielchen beginnen, bei welches er das Opfer werden sollte. "Amüsant, mein junger Herr... Um an die Wahrheit zu kommen, müsst Ihr all Eure Mittel einsetzen, die Euch zur Verfügung stehen". Bei diesem Gedanken stahl sich ein amüsiertes Lächeln auf seinen Lippen, denn er würde es dem jungen Grafen sicherlich nicht leicht machen.
 

"Es wird keineswegs leicht werden, aber die erste Phase kann nun beginnen" murmelte Ciel und stützte sein Kinn auf seine Hände. Zuvor hatte er nach einer bestimmten Person rufen lassen, welche stets ein Auge auf Sebastian hielt. Die Gründe konnte er sich denken, weswegen er seinen Kopf leicht schüttelte. Wenn seine Bediensteten wüssten, dass sie schon über Jahre mit einem Dämon befreundet waren. Nun ja, Ciel wüsste nun nicht, ob sich überhaupt etwas ändern würde, würde diese Wahrheit das Tageslicht erblicken.
 

Ein zaghaftes Klopfen an der Tür ließ ihn schließlich aufhorchen, ehe er die Person mit einem 'Herein' in sein Arbeitszimmer bat. Genauso zaghaft wurde die Türe geöffnet, ehe ein rothaariges Mädchen unsicher eintrat. Ihre große Brille rückte sich nochmals zurecht, während ihre freie Hand über ihre Schürze strich, um diese noch schnell zu glätten. Mit einer tiefen Verbeugung zeigte sie ihren Respekt vor dem jungen Herren, welcher sich gekünstelt räusperte und ihr zu verstehen gab, dass sie sich wieder aufrichten dürfe.
 

"Meirin... Du beobachtest Sebastian sehr oft heimlich, nicht wahr?" sprach er gleich das Thema an und sah dabei zu, wie sich ein rötlicher Schleier auf Meirin's Wangen bildete. Scheinbar war es ihr sehr peinlich, dass er nun mal von ihrem heimlichen Treiben wusste, aber vielleicht zahlten sich die Beobachtungen der jungen Frau aus. Vielleicht konnte Meirin einige Verhaltensmuster schildern, welche Ciel noch fremd erschienen.
 

"Verzeiht mir, junger Herr... Ich wollte keinesfalls Euer Missfallen erregen" stotterte Meirin und verbeugte sich nochmals, diesmal entschuldigend, da sie nun glaubte, höllischen Ärger zu bekommen. Oftmals vernachlässigte sie ihre Arbeit durch Sebastian, welcher bei seinem Auftauchen immer für weiche Knie bei ihr sorgte. Unbewusst, aber dieser Mann hatte etwas an sich, was ihr den Atem raubte. Die Stimme des jungen Grafen ließ sie jedoch unerwartet aufsehen, ehe sie seinen Worten lauschte.
 

"Beruhige dich wieder, Meirin. Ich habe dich rufen lassen, weil du mir vielleicht helfen kannst". Die junge Frau legte ihren Kopf leicht schief, ehe sie zustimmend nickte. Wenn sie ihrem jungen Herren helfen konnte, dann würde sie dies selbstverständlich tun. "Verhält sich Sebastian in letzter Zeit ungewöhnlich? Sind dir vielleicht seltsame Verhaltensmuster bei ihm aufgefallen?" wollte Ciel nun in Erfahrung bringen, denn wenn sie seinen Butler wirklich täglich beobachtete, dann müsste ihr doch vielleicht etwas Ungewöhnliches an ihm aufgefallen sein, oder?
 

"Etwas Ungewöhnliches?" murmelte Meirin und schien ernsthaft über seine gestellte Frage nachdenken zu müssen. "Ja, in letzter Zeit summt er bei seiner Arbeit, aber auch nur dann, wenn er sich unbeobachtet fühlt" erzählte sie schließlich ihre Beobachtungen. Eine kurze Pause trat ein, in welche auch Ciel ein nachdenkliches Gesicht zog. Sein Butler summte also bei seiner Arbeit? Früher hätte Sebastian nur mit einem Lächeln auf den Lippen alles für den jungen Grafen getan, aber nun summte er irgendwelche Lieder bei seinen Aufgaben?
 

"Junger Herr..." rief Meirin und winkte mit ihrer Hand vor dem Gesicht des Jungen herum, um dessen Aufmerksamkeit zu erlangen. Einige Male blinzelte Ciel, ehe er sich räusperte und ihr wieder sein Gehör schenkte. "Sebastian ist wohl sehr glücklich, weil...". Wieder trat eine kurze Pause ein und nun war Ciel doch ein wenig verwundert. "Glücklich? Warum?" fragte er sich gedanklich, ehe seine Frage von der rothaarigen Frau beantwortet wurde. "Weil er Euch auch weiterhin ein treuer Butler sein darf".
 

Lange sah der junge Graf sein Hausmädchen an, welche einfach diese waghalsige Vermutung in den Raum geworfen hatte. Hatte sie diesbezüglich eindeutige Beweise, oder teilte sie einfach nur ihre persönliche Meinung mit? "Ich soll also der Grund für sein seltsames Verhalten sein?" stellte Ciel schlussfolgernd in Frage, weswegen sich Meirin sofort versteifte. Hatte sie wohlmöglich den jungen Herren nun verärgert, oder warum sah er sie so eindringlich an?
 

Nach weiteren Minuten seufzte der junge Graf und winkte die rothaarige Frau hinaus aus seinem Büro. Bevor Meirin jedoch die Tür hinter sich schloss, sagte sie noch etwas, weswegen Ciel nun ernstaft ins Grübeln geriet. "Nicht direkt, junger Herr. Sebastian spricht nur sehr häufig von Euch und deswegen glaube ich, dass er sehr glücklich ist" hallten die Worte der Rothaarigen in seinen Gedanken wieder, ehe ihm erneut ein leises Seufzen über die Lippen glitt.
 

"Kann ein Dämen so etwas wie Glück empfinden?" murmelte er leise vor sich her, ehe es erneut an seiner Bürotür klopfte. "Herein" rief er und streckte seine linke Hand nach seiner Teetasse aus, um einen Schluck Tee zu sich zu nehmen. Zum Vorschein kam ein blonder Junge, dessen Haare mit einigen roten Spangen verziert worden waren. Nachdem er ins Büro getreten war, verbeugte er sich schnell, viel schneller als Meirin zuvor und blickte den jungen Herren fast schon flehend in die Augen.
 

"Sprich" ertönte Ciel's Stimme und sofort bildete sich ein breites Grinsen auf den Lippen des Blonden, welcher auf den Namen Finnian hörte. "Meirin schickte mich zu Euch, junger Herr... Ich kann vielleicht auch etwas zu Sebastian sagen, jedenfalls hat er sich vor etwa einem halben Jahr sehr merkwürdig benommen" erzählte Finny sehr schnell, ohne dabei sein Grinsen abzulegen. Ciel schenkte dem dümmlichen Grinsen jedoch keinerlei Beachtung und wartete stattdessen auf die nächsten Worte, welche unweigerlich aus Finnian sprudelten.
 

"Der junge Herr erinnert sich sicherlich noch an den heißen Sommertag? Wir hatten von Euch einen freien Tag bekommen und sind zusammen im Garten gewesen". Ciel nickte dem Gesagten zu, denn er erinnerte sich sehr wohl an diesen heißen Tag. Stellte sich ihm nur die Frage, auf was Finnian hinaus wollte? "Ihr habt es Euch auf eine große Decke in der Sonne bequem gemacht und seit nach wenigen Minuten eingeschlafen..." fuhr der Blonde fort, wurde jedoch von dem jungen Grafen murrend unterbrochen.
 

"Würdest du mir erklären, was dieser Tag mit Sebastian zutun hat?" unterbrach der junge Herr den Redeschwall des blonden Jungen, denn bis jetzt waren noch keine brauchbaren Informationen von Finnian gekommen. "Nun wartet doch..." winkte der Gärtner beschwichtigend und holte erneut tief Luft, um endlich zum Punkt zu kommen. "Ihr habt geschlafen, wie ich schon sagte und deswegen habt Ihr auch nicht bemerkt, wie Sebastian Euch beobachtet hat. Sein Blick wirkte irgendwie verträumt und ich weiß auch nicht, warum er Euren ganzen Körper betrachtet hat...".
 

Ciel zog verwundert seine linke Augenbraue in die Höhe und sah seinen Gärtner mit einer Mischung aus Verwirrtheit und Unglauben an. Sebastian sollte ihn verträumt beobachtet haben, während er geschlafen hatte? Wie sollte er denn diese Aussage verstehen? Natürlich beobachtete sein Butler ihn meistgehend, aber diese Tatsache musste ihn nicht unbedingt beunruhigen, oder?
 

"Vielleicht habe ich seine Blicke auch missverstanden? Meirin sagte aber auch, dass er in den letzten Jahren sehr merkwürdig ist. Einmal hat er sogar Euer Mittagessen total versalzen" erzählte Finnian und legte ein nachdenkliches Gesicht auf. Natürlich hatte er sich gefragt, wie dem sonst so perfekten Butler so etwas hatte passieren können, aber bis jetzt hatte er keine glaubwürdige Antwort gefunden. Nur Meirin hatte vor einiger Zeit einmal gemeint, dass der Schwarzhaarige wohlmöglich ein Wechselbad der Gefühle durchlebte, aber so wirklich glauben konnte Finny es eben nicht, ebenso Bard, welcher den sonst so tüchtigen Butler meistgehend in der Küche beobachtete.
 

Ciel blieb ruhig auf seinem Sessel sitzen, starrte jedoch in seine Teetasse, da er nicht begreifen konnte, was er hier all für Dinge von seinem Butler erfuhr. Er summte also bei seiner Arbeit, beobachtete ihn gezielt bei allem, was der junge Graf tat und versalzte sogar das Essen. Seltsam, davon hatte er noch nichts mitbekommen, aber er hätte gern gewusst, wieso sich Sebastian so seltsam verhielt? Lag dieses Verhalten wohlmöglich an den gebrochenen Vertrag vor drei Jahren? Ciel wusste es nicht und winkte seinen Gärter hinaus, denn nun musste er erstmal das eben Gehörte verdauen.
 

"Und? Hast du ihm alles erzählt?" wollte Meirin wissen und starrte den Blonden abwartend an. Der junge Gärtner nickte abwesend, denn der junge Herr wirkte leicht irritiert. Hätte er vielleicht doch so manche Dinge verschweigen sollen? Andererseits hatte Meirin gemeint, dass sich Ciel vermutlich um Sebastian sorgte, weil er sich eben so merkwürdig benahm. Mit einem leisen 'Ja', beantwortete er ihre Frage und lief den Gang hinunter, um wieder in die Küche zu gehen. Bard hatte gemeint, er bräuchte in der Küche Hilfe, also würde er sein Versprechen bei ihm einlösen und ihm ein wenig zur Hand gehen.
 

Zur gleichen Zeit stand Sebastian in den Gängen und reinigte die unzähligen Bilderrahmen. Er ließ sich heute Nachmittag besonders Zeit, da es bis zum Abendessen noch einige Stunden dauerte und er über das ungewöhnliche Verhalten seines jungen Herren nachdenken musste. Wieso hatte Ciel keinen Hunger verspürt, obwohl er die Wahrheit selbstverständlich wusste? Der junge Graf musste ihn nicht belügen und in den letzten Jahren hätte er doch auch feststellen müssen, dass Lügen beim höllischen Butler nichts brachten, oder?
 

Überlegend ließ er den Staubwedel sinken und legte seine freie Hand ans Kinn. Dachte sein junger Herr etwa immer noch über den gebrochenen Vertrag nach? Ja, bestimmt, war sein nächster Gedanke, ehe die Klingel ertönte, welche ihn aus seine Gedanken riss. Ciel verlangte also nach ihm? Gut, vielleicht wollte der junge Graf nun endlich sein verspätetes Mittagessen, oder vielleicht stand ihm der Sinn nach ein Stückchen Kuchen? Sebastian wusste es nicht und machte sich unverzüglich auf dem Weg zum Arbeitszimmer des jungen Herren.
 

Bei der Tür angekommen, straffte Sebastian seine Gestalt und seufzte leise aus. Einmal mehr müsse er so tun, als bliebe er nur, weil er den jungen Grafen sehr mochte. In gewisserweise stimmte diese Tatsache auch, nur dass seine Gefühle weit über das normale Mögen hinaus gingen. Bei diesem Gedanken erschien eine leichte Röte auf seinen Wangen, weswegen er leicht seinen Kopf schüttelte, um diese Gedanken nun loszuwerden. Er hatte nun wirklich keine Zeit für Träumereien und als nochmals die Klingel ertönte, welche der junge Herr läutete, klopfte er an die Tür und trat nach einem gedämpften 'Herein' ins Büro ein.
 

Nachdem er eingetreten war, verbeugte er sich vor dem jungen Herren, welcher beim Fenster stand und den vom Schnee bedeckten Garten betrachtete. Die Arme hielt er hinter seinem Rücken verschränkt und wirkte ein wenig unruhig, da dessen Hand ununterbrochen an dem Stoff des Hemdes zupfte. Was hatte der junge Herr denn bloß? Normalerweise war Ciel immer die Ruhe selbst, aber irgendwie wirkte er nun so angespannt. Mögliche Gründe wollten dem Butler nicht einfallen, weswegen er seine Stimme erhob.
 

"Wie lautet Euer Wunsch, Ciel?". Dem jungen Grafen lief ein Schauer über den Rücken, als sein Name fiel, ehe er sich Sebastian zuwendete. Eine schier endlose Zeit sahen sich Butler und Graf in die Augen, ehe Ciel sich räusperte und sein Anliegen leise schilderte. "Ich möchte zum londoner Weihnachtsmarkt. Fahr die Kutsche vor, Sebastian". Es war kein wirklicher Befehl, denn Ciel achtete schon auf seine Tonlage. Es stand ihm eben nicht mehr zu, dachte der junge Graf zumindest persönlich, Sebastian irgendwelche Befehle zu erteilen.
 

Sebastian zog seine Taschenuhr hervor und studierte die Uhrzeit, während er über die Termine des jungen Herren nachdachte. Stets überwachte er jeden einzelnen Termin, doch am heutigen Tag stand nichts an und deswegen steckte er seine Taschenuhr wieder ein und legte ein sanftes Lächeln auf. Schließlich verneigte er sich vor dem jungen Grafen, nicht ohne dabei seine offene Meinung zu äußern.
 

"Es ist sehr kalt draußen, Ciel. Ihr solltest Euch zuerst etwas Wärmeres anziehen" sprach Sebastian seine Bedenken aus und bedachte seinen jungen Herren eingehend, welcher leicht mit einem Nicken zustimmte. Demnach verließen Graf und Butler gemeinsam das Arbeitszimmer und liefen zum Schlafgemach, um Ciel für den Ausgang entsprechend einzukleiden. Während sich der junge Herr aufs Bett setzte und abwartend seinen Butler beobachtete, suchte der Schwarzhaarige einen weißen Pullover und eine wärmende Jacke aus dem Kleiderschrank. Ciel sollte sich keineswegs erkälten und nur deswegen ließ er seiner fürsorglichen Seite freien Lauf, was auch der junge Graf deutlich zu spüren bekam.
 

Wortlos ließ sich Ciel entkleiden und beobachtete dabei die behandschuhten Hände, welche ihre Arbeit vollrichteten. Schließlich sahen die blauen Augen zum Älteren auf und der junge Herr bemerkte nun auch den verträumten Blick, welchen Sebastian aufgelegt hatte. Finnian behielt also vollkommen Recht, denn dieser Blick erschien ihm wahrlich neu. Was ging wohl gerade in dem Kopf des Schwarzhaarigen vor? Sollte er vielleicht eine Frage stellen, welche jedoch wieder einmal nicht beantwortet werden würde?
 

Leicht fuhr der rechte Zeigefinger des Älteren an der Seite Ciel's entlang und obwohl diese hauchzarte Berührung nicht weiter von Belangen war, spürte der junge Graf eine angenehme Gänsehaut auf seiner Haut sich bilden. "Sebastian..." murmelte er und schon fast automatisch schlossen sich seine blauen Seen. Er verstand sich selbst nicht und noch weniger Sebastian, welcher ihm nun den Pullover über den Kopf zog.
 

Schließlich folgte eine dunkelblaue Jacke und ein violettfarbener Schal. Mit allem fertig, betrachtete der Butler seinen jungen Herren eingehend und ließ es sich nicht nehmen, mit seiner Hand durch das blau schimmernde Haar zu gleiten. Kurz streifte Sebastian eine Erinnerung, welche einige Bilder zeigte, die ihm die Röte auf die blassen Wangen trieb. Er hasste seine Körperreaktionen, denn sie zeigten seine Gefühle. Gefühle, welche er vor dem jungen Grafen zu verstecken versuchte.
 

Vor einigen Tagen, genau auf dem Geburtstag Ciel's, war Sebastian am Abend bei ihm geblieben und hatte über dessen Schlaf gewacht. Hin und wieder erläuterte Ciel auch, dass er fürchterliche Albträume hätte und deswegen blieb der Butler meist vor dem Bett auf einem Stuhl sitzen und wartete, bis der Jüngere selig schlummerte. "Jedes Mal darf ich Euch beobachten, Ciel und mit jeder weiteren Minute steigt mein Verlangen, Euch zu berühren, Euch zu küssen und einfach Eure Nähe zu spüren". Vor Jahren hatte der Butler noch geglaubt, er befände sich wohlmöglich in einer Phase, weil er nun mal mit Menschen in einem Haus lebte, aber ihm war sehr schnell bewusst geworden, dass er für den jungen Grafen nicht nur sympathisierte. Nein, dafür waren seine Gefühle bereits zu stark.
 

"Sebastian, die Kutsche..." holte ihn der junge Herr aus seine Gedanken, weswegen er sich aufrichtete und sich verneigte. "Sofort..." murmelte Sebastian und behielt seinen Kopf gesenkt, da nun eine unangenehme Röte auf seinen Wangen erschien. Verdammt, er musste sich beherrschen und gerade in der Anwesenheit Ciel's, sonst könne er sein Geheimnis sofort offenbaren. Mit schnellen Schritten verließ er schließlich das Zimmer und ließ den jungen Grafen allein zurück, dessen Gedankengänge rasten.
 

"Er wollte mich doch nicht etwa...". So schnell ihm dieser Gedanke auch durch seine Gedanken gegangen war, so schnell schüttelte er auch seinen Kopf. Quatsch, war sein nächster Gedanke und appellierte stumm an seinen gesunden Menschenverstand. Wirklich, dieser Gedanke war einfach nur absurd, oder? Sebastian wusste doch sehr wohl, dass er schon seit Kindertagen eine Verlobte hatte und deswegen konnte das eben Erlebte auch nur seiner waghalsigen Vorstellungskraft entsprungen sein.
 

Mit einem leisen Seufzen erhob er sich und betrachtete wieder einmal sein Spiegelbild. Allerdings musste er nun zugeben, dass ihm Finny's Worte nicht mehr aus dem Kopf wollten. Warum starrte Sebastian ihn verträumt an? Wieso nutzte er fast jede Gelegenheit aus, um ihm nahe sein zu können? Das eben Erlebte war zwar selbst in seinen Augen sehr eindeutig gewesen, aber sein Verstand weigerte sich vehement, dieser Spinnerei den nötigen Glauben zu schenken. "Mach dich nicht verrückt, Ciel" rief er sich gedanklich zur Ruhe und verließ nun ebenfalls sein Zimmer, um endlich zum londoner Weihnachtsmarkt zu fahren.
 

Wenig später fuhr die Kutsche auch schon über einen weiten Feldweg, welcher nach London führte. Scheinbar hatte Sebastian den älteren Herren Tanaka darum gebeten, die Kutsche sicher nach London zu führen, da sein Butler vor ihm saß und die vorbei ziehende Schneelandschaft betrachtete. Noch immer kreisten seine Gedanken um all die Informationen herum, welche er am heutigen Tag erfahren hatte und Ciel fasste schließlich einen Entschluss. Der junge Herr würde nicht eher ruhen, bis er hinter Sebastian's Geheimnis käme. Der heutige Ausflug könnte sogar eine gute Gelegenheit sein, um die Wahrheit aus seinem Butler zu kitzeln.

Sonderbare Vertrautheit!

"Wir haben den Markt erreicht, Ciel" rief Sebastian und hielt dem Jungen bereits die Tür der Kutsche auf. Ciel erwachte aus seinen Gedanken und blickte aus dem Fenster. Ja, sie standen nur einige Meter von den Ständen des Marktes entfernt, weswegen er sich erhob und langsam aus der Kutsche stieg. Als erstes fielen ihm viele lachende Kinder auf, die spielend an ihm vorbei rannten und sich mit Schneebällen bewarfen. Ciel konnte nicht leugnen, dass er meist ein wenig eifersüchtig und neidisch war, denn seine Kindheit hatte er schon vor vielen Jahren aufgeben müssen. Auch hatte er vergessen, wie es sich anfühlte, aus tiefsten Herzen zu lachen, weswegen Elizabeth oftmals sehr traurig zu sein schien.
 

"Geht es Euch nicht gut?". Erst als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, welche leichten Druck ausübte, erwachte der junge Herr aus seinen trostlosen Gedanken und blickte schließlich zu Sebastian auf. Ein aufmunterndes Lächeln lag auf den Lippen des Schwarzhaarigen und für einige Sekunden hatte Ciel wirklich das Gefühl, sein Butler könne ihn wenigstens ein bisschen verstehen, aber er verdrängte dieses Gefühl sofort wieder in der hintersten Ecke seiner Empfindungen. Neben ihm stand ein Dämon und ein Dämon konnte solche Gefühle nicht empfinden, oder?
 

Schließlich entfernte er die Hand von seiner Schulter, während er wortlos auf die Stände zuging. Sebastian wollte ihn bestimmt nur veralbern, oder? Ein Dämon und Fürsorge? Nein, dass passte in seinen Augen einfach nicht zusammen. Diese ganzen Beobachtungen und das vorhin Erlebte, dass waren sicherlich auch nur Spinnereien seinerseits, weil er nun mal Erklärungen suchte. Nur, seine Gedanken erschienen ihm trotzdem total unlogisch und vor allem absurd.
 

"Ciel..." murmelte Sebastian und er wurde das Gefühl nicht los, dass er vielleicht einen Fehler gemacht haben könnte. Stellte sich ihm nur die Frage, welchen Fehler er gemacht hatte? Natürlich, dachte sich der Schwarzhaarige und nickte Tanaka zu, der nun die Kutsche in Bewegung setzte. Der Weg wurde somit wieder frei und für einige Sekunden blieb Sebastian noch an Ort und Stelle stehen. Es würde bald wieder schneien, war sein nächster Gedanke und betrachtete den Wolken behangenen Himmel. Zum Glück dachte der Butler immer an alles, denn er hatte einen großen Regenschirm dabei, damit sein junger Herr vor all den Wetterschwankungen geschützt werden konnte.
 

"Sebastian" rief der junge Herr und holte den Älteren somit aus seine Gedanken. Eine Hand zupfte an seinen schwarzen Mantel, weswegen die rot schimmernden Augen zu dem nun einen Kopf kleineren Jungen blickten, welcher scheinbar langsam die Geduld verlor. Ja, sein junger Herr war gewachsen, zwar nicht sehr viel, aber gerade diese zierliche Körpergröße machte Ciel in seinen Augen wirklich interessant. Dieser zierliche Körper wirkte einfach nur anziehend auf den Butler, aber wie immer durfte er sich nichts anmerken lassen, auch wenn sein Körper noch so oft in Wallung geriet, wenn ihm der junge Graf sehr nahe war.
 

Ciel blickte noch lange in die roten Augen des Älteren, dessen Blick erneut verträumt und auch ein wenig abwesend wirkte. Was dachte sein Butler wohl im Moment? Plötzlich blinzelte Sebastian jedoch und schien aus seine Tagträumereien zu erwachen, ehe er dem jungen Herren ein liebevolles Lächeln schenkte. "Entschuldigt meine Abwesenheit, Ciel. Möchtet Ihr nun über den Weihnachtsmarkt laufen?". Eine Seltenheit, dachte sich der junge Graf und nickte dem Vorschlag schließlich zu. Jetzt entschuldigte sich sein Butler auch noch. Wohin führte dieses sonderbare Verhalten denn noch?
 

Einige Minuten später liefen sie schon durch die überfüllten Wege, welche von den verschiedensten Ständen umgeben waren. Der londoner Weihnachtsmarkt war zwar nicht sonderlich groß, aber trotzdem wurde er jährlich von unzähligen Menschen besucht. Sogar Menschen aus anderen Ländern reisten an, nur um einmal mit Familienangehörige oder Freunden über den Markt zu laufen. Der Winter und vor allem die Weihnachtszeit führte die Familie wieder eng zusammen, denn dieses unbedeutende Fest, dachte sich Ciel, war eben das Fest der Liebe. Ein Fest, welches er nicht so fröhlich feiern konnte. Ciel war nun mal der letzte Phantomhive und an dieser Tatsache ließ sich nun mal nichts ändern. Er war nun mal allein und hatte sich schon längst an die Einsamkeit gewöhnt, obwohl ständig vertraute Menschen um ihm herum versammelt waren.
 

Plötzlich wusste der junge Graf nicht, wie ihm geschah und landete in den Armen des Schwarzhaarigen, welcher ihn noch rechtzeitig vor dem Fall hatte abfangen können. "Seid Ihr verletzt?" wollte der Butler sofort in Erfahrung bringen und blickte dem Mann hinterher, der es gewagt hatte, seinen jungen Herren so grob zur Seite zu stoßen. "Meine Brieftasche" murmelte Ciel und durchsuchte nochmals seine Jackentaschen. Seine Brieftasche war weg und so, wie er nun die Lage einschätzte, hatte man ihn soeben bestohlen.
 

"Eure Brieftasche?" wiederholte Sebastian und brachte den jungen Grafen in seine aufrechte Haltung zurück. Er wendete sich erneut dem ärmlich aussehenden Mann zu, welcher nun auf der Flucht zu sein schien. "Wie lautet Euer Befehl?" fragte der Ältere schließlich und blickte Ciel abwartend an. Natürlich spürte er die Unsicherheit des Jungen, dessen Augen zu ihm aufblickten. Jedoch nicht für lange, da die blauen Seen gen Boden sanken, während der Schwarzhaarige innerlich seufzte.
 

"Sebastian... Warum... Ich verstehe dich einfach nicht. Du hast den Vertrag vor drei Jahren gebrochen und jetzt fragst du mich, wie mein Befehl lautet? Du bist mir nichts mehr schuldig. Viel mehr ist es doch so, dass ich dir noch immer meine Seele schulde und...". Die unsicheren Worte des jungen Grafen verstummten, als Ciel in eine ungewohnte Umarmung gezogen wurde. Warum? Was drängte seinen Butler nun dazu, ihn in die Arme zu schließen? Erahnte der Ältere wohlmöglich seine geheimsten Wünsche?
 

"Was sagt Ihr denn da?" versuchte der Schwarzhaarige den Jungen in seinen Armen zu beruhigen. Hegte sein junger Herr wirklich so viele Schuldgefühle, weil er über Jahre dessen Schachfigur gewesen war? Konnte Ciel sich mit diesem Gedanken einfach nicht abfinden, dass der Butler eine, für den jungen Grafen scheinbar, seltsame Entscheidung getroffen hatte? Ciel musste sich keine Schuldgefühle einreden, denn Sebastian war durchaus in der Lage, die Situation des jungen Herren zu verstehen.
 

Ciel schloss nach den leisen Worten seine blauen Augen und ließ sich in der wohltuenden Umarmung sinken. Eine Hand strich ihm beruhigend über den Rücken, während er der leisen Atmung neben seinem Ohr lauschte. Warum fühlte sich diese ungewohnte Nähe nur so gut an? Wieso war er im Augenblick in der Lage, all seinen Kummer, welchen er jemals erdulden hatte müssen, zu vergessen? Nach wenigen Sekunden erhob auch Ciel seine Hände und verkrallte seine Finger in den weichen Stoff des Mantels, während er seinen Kopf auf die Schulter des Schwarzhaarigen bettete.
 

"Ich warte noch immer auf Euren Befehl" hauchte Sebastian leise in das Ohr des Jüngeren, welcher unter den geflüsterten Worten erzitterte. Noch nie war der Butler in solch einer Situation gewesen, aber er konnte nicht leugnen, dass ihm die plötzliche Nähe gefiel. Diese Nähe, welche der junge Graf bei ihm suchte. Menschen brauchten meist eine Schulter, an die sie sich lehnen konnten und auch wenn Ciel oftmals so tat, als bräuchte er diese Art von Nähe nicht, so wurde Sebastian nun das komplette Gegenteil bewiesen.
 

"Bring mir meine Brieftasche zurück" murmelte Ciel schließlich und spürte im nächsten Moment, wie sich der Ältere von ihm löste und schließlich auch die Umarmung aufgab. Leicht verneigte sich der Schwarzhaarige vor den jungen Grafen, während ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen erschien. "Yes, my Lord" gab er mit fester Stimme von sich, ehe der Ältere vor Ciel's Augen verschwand. Nun, ein Dämon war eben viel zu schnell, als dass er ihm mit seinen Augen hätte folgen können.
 

Es dauerte gerade mal zwei Minuten, ehe sein Butler wieder vor ihm erschien und ihm die vermisste Brieftasche hinhielt. Wortlos nahm Ciel seine Brieftasche entgegen und steckte sie zurück in seine Jackentasche. Wieso verspürte er nun das dringende Bedürfnis, sich bei Sebastian zu bedanken? Weil er vielleicht ohne ihn nur ein reicher Mensch war, welcher mit Geld Einfluss auf die Gesellschaft ausüben konnte? Ja, ohne den Älteren war Ciel ein Niemand, aber diese Tatsache war ihm schon vor Jahren bewusst geworden. Ohne Sebastian hätte er nie Rache nehmen können, weswegen er wieder seinen Kopf gen Boden senkte.
 

Sebastian ging ein wenig in die Hocke, während er seine Hände auf die Schultern des Jüngeren legte. Schon wieder deser schuldbewusste Blick, war sein nächster Gedanke, ehe er leise Worte seines jungen Herren vernehmen konnte. "Ich danke dir, Sebastian". Der Schwarzhaarige legte erst einen besorgten Blick auf, ehe er die rechte Hand von der Schulter des jungen Grafen nahm und das Kinn Ciel's leicht anhob. Zwei blaue Seen sahen ihn ausdruckslos an, ehe sich vereinzelte Tränen bildeten und wenige Sekunden später unaufhaltsam über die Wangen liefen. Warum? Nie würde Ciel sich diese Blöße geben, also musste er sich wahrlich schuldig fühlen.
 

"Ihr seid mir nicht zu Dank verpflichtet, Ciel. Es ist meine Pflicht, jeden Eurer Wünsche zu erfüllen". Ein kleines Lächeln erschien auf Sebastian's Lippen, während er die Tränen aus Ciel's Gesicht wischte, welcher leicht seinen Kopf schüttelte. Der Ältere konnte die Verwirrung des jungen Grafen verstehen, aber er konnte doch unmöglich die Wahrheit sagen. Sebastian konnte seinem jungen Herren nur immer wieder versichern, dass er auch weiterhin bei ihm bleiben würde.
 

"Sebastian... Ich... Sieh mich bitte nicht so an" schaffte es Ciel über die Lippen zu bringen, ehe sich die blauen Seelenspiegel schlossen, um erneute Tränen zu unterdrücken. Er schämte sich so sehr für diese Schwäche und obwohl sich Sebastian solche Mühe gab, um ihn zu beruhigen, konnte Ciel keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er konnte den Älteren einfach nicht verstehen und wollte endlich ehrliche Gründe hören. Einfach die Wahrheit wollte der junge Graf erfahren.
 

"Ihr müsst Euch nicht schämen. Wollt Ihr lieber einen ruhigen Ort aufsuchen, um wieder zur Ruhe zu kommen?". Es war lediglich ein Vorschlag, welchen Sebastian machte, ehe sein junger Herr zustimmend nickte. Der Ältere wartete auch nicht lange und hob den Jüngeren auf seine Arme. Mit schnellen Schritten, die für das menschliche Auge nicht sichtbar erschienen, suchte der Butler einen ruhigen Ort, bis ihm der nahe gelegene Park in den Sinn kam. Nach weiteren Minuten setzte er seinen jungen Herren bereits auf eine Parkbank ab und setzte sich zu ihm. Mittlerweile hatte es zu schneien begonnen, weswegen Sebastian den Schirm aufspannte und diesen über den Jungen und sich hielt.
 

"Mir ist kalt" murmelte Ciel nach einer schier endlosen Zeit, ehe er neben sich eine Bewegung bemerkte. Wortlos öffnete der Butler seinen Mantel und sah zum Jüngeren, welcher sich wärmend seine behandschuhten Hände rieb und immer wieder seinen warmen Atem auf die Handflächen hauchte, um wenigstens ein bisschen Wärme zu erzeugen. "Darf ich Euch wärmen?" erklang plötzlich die dunkle Stimme des Schwarzhaarigen, weswegen die blauen Seen zu Sebastian sahen, welcher seinen Mantel geöffnet hatte.
 

Wortlos rutschte der junge Graf nach einem zaghaften Nicken näher, ehe er mit in den Mantel eingehüllt und er an einen warmen Körper gezogen wurde. Ciel blickte noch einige Sekunden zu seinem Butler auf, welcher ein beruhigendes Lächeln auf den Lippen trug, ehe er seinen Kopf auf die Schulter des Schwarzhaarigen bettete. Ein leises Seufzen entfuhr den Lippen des Jüngeren, während er einen wärmenden Arm um seiner Schulter spürte. Seltsam, war sein einziger Gedanke. Warum fühlte er sich nun so geborgen und beschützt?
 

"Du bist schön warm, Sebastian" murmelte Ciel leise und kuschelte sich näher an den wärmenden Körper, welcher ihn ungemein beruhigte. Warum schaffte es der Ältere ihn zu beruhigen? Wieso empfand er den Körpergeruch des Schwarzhaarigen als angenehm? Weitere Gedanken konnte er sich darüber nicht machen, da eine behandschuhte Hand über seine Wange fuhr und ihm somit ein nun etwas lauteres Seufzen abverlangte, während die roten Augen achtsam auf ihm gerichtet wurden.
 

"Das freut mich" hauchte Sebastian und ließ seinen Kopf auf den Schopf des jungen Herren sinken, während er nun genießerisch die Augen schloss. Wenigstens durfte er nun die Nähe des Jüngeren genießen, ohne dabei einer Rechenschaft zu unterliegen. Nach einigen Minuten öffnete er jedoch seine Augen wieder, da er nun zwei Arme um seinen Oberkörper spürte, während ihm Ciel's warmer Atem in der Halsbeuge streifte. So angenehm fühlte sich dieser Atem auf seiner Haut an, dass ihm ein leises Seufzen über die Lippen glitt.
 

"Du riechst sehr gut" ertönte die gehauchte Stimme des jungen Grafen, ehe Sebastian nicht anders konnte, als Ciel noch ein wenig näher an seinen Körper zu ziehen. "Ihr auch, Ciel" erwiderte der Butler ebenso flüsternd und ließ seine Hand unter das Kinn des Jüngeren gleiten, ehe sich die blauen Augen öffneten und voller Neugier zu ihm aufblickten. "Ihr wisst gar nicht, wie sehr ich im Augenblick um meine Selbstbeherrschung kämpfen muss" war der einzige Gedanke des Schwarzhaarigen, während er erneut leicht mit seiner rechten Hand über Ciel's Wange fuhr.
 

"Haben alle Dämonen rote Augen?". Völlig verwundert starrte Sebastian seinen jungen Herren an, denn mit solch einer Frage hatte er nun gar nicht gerechnet. Jedoch half ihm diese ungewöhnliche Frage, welche seine Fassung ein wenig normalisierte, ehe er sich schließlich räusperte. "Nein... Dämonen haben unterschiedliche Augenfarben. Warum fragt Ihr?" entgegnete Sebastian schließlich und natürlich fragte er sich, wieso sein junger Herr derartige Fragen stellte.
 

Ciel errötete leicht, denn eigentlich hatte er diese belanglose Frage doch nur gestellt, weil er sich irgendwie verunsichert fühlte. Wieder war diese seltsam vertraute Nähe zwischen ihnen entstanden und obwohl er keinerlei Angst vor Sebastian hatte, wusste Ciel nun nicht, wie er sich eigentlich fühlen sollte. Auf der einen Seite raste sein Herz, doch auf der anderen Seite wusste er mit der so ungewohnten Situation nicht umzugehen. "Nur so..." war schließlich seine Antwort, denn irgendwas hätte er nun mal sagen müssen.
 

"Ihr solltet doch wissen, dass Ihr mich nicht belügen könnt" lächelte Sebastian, denn allein die Röte auf Ciel's Wangen verriet ihm, dass der junge Graf eben gelogen haben musste. Mochte der Junge in seinen Armen etwa nicht die Wahrheit sagen? Okay, es würde ihn nicht wundern, denn er selbst verschwieg doch auch so manche Tatsachen, auf welche Ciel das Recht besäße, diese zu erfahren.
 

"Erwartest du etwa Aufrichtigkeit von mir, wenn du mir nicht mal einfache Fragen beantworten kannst?" entgegnete der junge Graf bissig und sah seinen Butler abwartend an. Diese Aussage musste einfach gesessen haben und nun wollte er endlich Antworten auf seine unzähligen Fragen haben. Die roten Augen sahen noch immer gelassen zu ihm hinab, ehe dem Schwarzhaarigen ein leises Seufzen entwich.
 

"Genügt es Euch denn nicht, dass ich meine Entscheidung geändert habe? Ich bleibe weiterhin an Eurer Seite und werde Euch vor allen Gefahren beschützen". Wieder ein Lächeln, welches der Ältere auflegte, doch im nächsten Moment verschwand es, während Sebastian's Wange schmerzhaft pochte. Oh, dachte er sich insgeheim. Eine Ohrfeige hatte er seit Jahren nicht mehr einstecken müssen, doch nun schien er Ciel's Grenze überschritten zu haben.
 

Einige Minuten herrschte Stille zwischen Graf und Butler, ehe Letztere dann doch die Stimme erhob. "Junger Herr... Euer Temperament lässt Euch nie im Stich". Es war lediglich eine Feststellung, denn er hatte zu früheren Zeiten schon oft solcher Ohrfeigen einstecken müssen, weil er eben eine Grenze überschritten hatte. Jedoch ließ Ciel nicht lange mit einem passenden Gegenargument auf sich warten und stierte ihn wütend an. "Du reizt mich auch immer wieder, Sebastian. Ich habe deine Ausreden nun mal satt und will endlich vernünftige Antworten von dir". Obwohl Ciel tatsächlich so wütend war, rutschte er dennoch nicht von Sebastian's Seite und ließ sich weiterhin wärmen. Auch der Butler machte keine Anstalten, sich zu erheben, sondern zog den jungen Grafen wieder näher, während er ein belustigtes Grinsen auflegte.
 

"Ich werde Euch aber keine weiteren Antworten geben, Ciel. Ihr müsst Euch also mit dem Wissen zufrieden geben, welches ihr momentan besitzt". Ein leises Knurren entwich dem jungen Herren, ehe er seinen Ellenbogen in die Seite des Älteren rammte. Statt eines Keuchens, wie es sich Ciel eigentlich gewünscht hatte, erklang ein leises Lachen neben seinem Ohr. Ein leises Lachen, welches erneut eine Gänsehaut auf seinen Armen verursachte. Verdammt, er hasste diesen Dämon und dann doch wieder nicht. Sebastian war der Einzige, welcher mit ihm umzugehen wusste und eigentlich auch sein einziger Vertrauter.
 

"Beruhigt Euch... Ihr bringt mich nur zum Lachen" grinste Sebastian und ergriff die Faust, welche eigentlich sein Gesicht hätte treffen sollen und hielt sie eisern fest. Sein Grinsen verbreiterte sich, als der Jüngere ein weiteres Mal knurrte und sich zu befreien versuchte. "Hör auf, dich über mich lustig zu machen" brüllte Ciel und erneut bewies ihm die Stärke des Älteren, wie schwach er selbst eigentlich war.
 

Nach einigen Minuten gab er schließlich auf und zwang sich innerlich zur Ruhe. Je mehr er sich wehrte, desto lustiger fand es sein Butler, welcher nun wieder ein liebevolles Lächeln auf den Lippen trug. So gerauft und vor allem angestrengt hatte er sich seit Jahren nicht mehr, aber irgendwie hatte der kleine Streit auch gut getan. Was wollte Ciel denn eigentlich? Er lebte noch und Sebastian war auch noch bei ihm. Es hätte schlimmer kommen können, oder? Er hätte wirklich seine Seele verlieren können und nun bettelte er quasi nach dem Tod. Warum? Sollte er die ihm gegönnte Zeit nicht einfach genießen?
 

"Ciel... Ihr zittert. Ist Euch immer noch kalt?". Ein zaghaftes Nicken war Ciel's Antwort, ehe er wieder an die Brust des Schwarzhaarigen gezogen wurde, welcher erneut seinen Arm wärmend um den jungen Herren legte. "Nenn mich einfach nur 'Ciel', Sebastian... Du kennst mich sowieso schon so lange..." murmelte der Jüngere und schloss seine blauen Seen. Ja, der Ältere hatte wahrlich eine beruhigende Wirkung auf ihm, obwohl er eben durch dessen dümmliche Sprüche gereizt gewesen war. Andererseits kümmerte sich Sebastian jedoch auch Tag und Nacht um ihm, oder?
 

"Ciel, dass...". Sebastian verstummte, als er wieder die zwei Arme um sich spürte, welche nach genügend Wärme suchten. Er sollte die Förmlichkeiten lassen? Meinte sein junger Herr das wirklich ernst? Der Schwarzhaarige wusste es nicht und blickte erneut in das Gesicht des Jüngeren, dessen blaue Seen geschlossen waren. Ciel wirkte im Moment richtig entspannt und vielleicht war es nun an der Zeit, dass sie zum Anwesen zurück fuhren.
 

"Wie du möchtest..." murmelte Sebastian schließlich und hob den jungen Grafen auf seine Arme, ehe er mit ihm den Weg zurück zum Markt lief. Immer wieder glitten die roten Augen in das nun schlafende Gesicht des Jüngeren, dessen Finger sich in seinem Jackett verkrallt hatten. Ja, der Kleine war wirklich niedlich und das er ihn nun mit dem 'Du' ansprechen durfte, erfreute den Butler doch sehr. Vielleicht könne er so die gemeinsame Zeit mit Ciel genießen, ohne dabei Gefahr zu laufen, dass der Junge in seinen Armen von seinen eigentlichen Empfindungen erfuhr.

'Ich lasse dich niemals allein'

Ciel spürte natürlich, dass er in den Armen eines Mannes lag und sein Unterbewusstsein nannte ihm auch den Namen, weswegen er sich an die wärmende Brust kuschelte und ein schmatzendes Geräusch von sich gab. Das seit geraumer Zeit seine Umgebung immer wieder ruckelte, nahm er zwar auch wahr, aber der junge Herr mochte nun ungern seinen erholsamen Schlaf unterbrechen, nur um in Erfahrung zu bringen, wo er sich eigentlich befand. Sebastian war doch bei ihm, also konnte ihm doch gar nichts passieren, oder?
 

Der Schwarzhaarige saß schon längst in der Kutsche, während sein junger Herr auf seinem Schoß saß und dessen Kopf auf seiner Schulter ruhte. Ciel war wirklich niedlich, wenn er schlief und die Tatsache, dass er sich an den Älteren kuschelte, ließ Sebastian leise seufzen. Am liebsten würde er dem Jungen in seinen Armen nun einen Kuss stehlen, jedoch war die Gefahr einfach zu groß, dass der junge Graf gerade im diesen Moment erwachte. Also musste er sich weiterhin beherrschen und ruhig sitzen bleiben.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit, wie es dem Schwarzhaarigen erschien, erreichten sie endlich das Anwesen. Die Bediensteten standen bereits vor der großen Tür und schienen auf ihre Rückkehr gewartet zu haben. Die Kutsche kam schließlich zum Stillstand, doch stand der Butler nicht sofort auf, sondern blieb weiterhin sitzen, während er mit seiner Hand durch das Haar seines jungen Herren fuhr.
 

"Junger Herr... Ihr solltet...". "Ich habe dir das 'Du' angeboten, also unterlasse diese Förmlichkeiten" nuschelte Ciel müde und öffnete langsam seine Augen. Eben hatte er noch das Gefühl verspürt, er würde von Sebastian's Schoß fallen. Diese dämlichen Schlaglöcher, dachte er sich und rieb sich über seine Augen, um den Schlaf aus ihnen zu beseitigen. "Dir ist aber schon bewusst, dass ich dir mit dem 'Du' nicht den nötigen Respekt erweisen kann?". Dazu nickte Ciel, denn natürlich wusste er sehr wohl, dass durch das angewendete 'Du' der nötige Respekt verloren gehen würde.
 

"Wo sind wir eigentlich?" wechselte Ciel schließlich das Thema und sah aus dem Fenster der Kutsche. Er konnte seinen Garten erkennen und auch Sebastian bestätigte seinen Verdacht, dass sie sich vor seinem Anwesen befanden. Doch die Tatsache, dass er immer noch auf Sebastian's Schoß saß und von dessen Arme umschlungen wurde, ließ den jungen Grafen die Röte zu Kopf steigen, ehe er ein wenig zu überhastet aufsprang und sich gekünstelt räusperte.
 

"Öffne die Tür und bring mir etwas Süßes". Der Butler erhob sich nun ebenfalls und öffnete die Tür, während er einen studierenden Blick zum Jüngeren warf. Deutlich konnte er die Röte auf Ciel's Wangen erkennen, weswegen er ein amüsiertes Lächeln auflegte. "Du solltest zuerst etwas Vernünftiges zu dir nehmen" versuchte Sebastian dennoch sein Glück, doch wie eigentlich vermutet, wurde er stehen gelassen und sah dem jungen Herren hinterher. Gut, würde er dem sturen Ciel eine leckere Tafel Schokolade bringen.
 

Wenige Stunden später, die Nacht war bereits angebrochen, saß Ciel in einem Sessel vor dem wärmenden Kamin, welchen Sebastian entzündet hatte. Den heutigen Tag, viel hatte er eigentlich nicht gemacht, ließ er nochmals revue passieren, um sämtliche Informationen zu sammeln. Sebastian benahm sich wirklich merkwürdig und das lag mit Sicherheit nicht nur an dessen ungewohnte Fürsorge. Wie könne er ihn aus der Reserve locken? Es musste doch Mittel und Wege geben, welche den jungen Herren ans Ziel bringen konnte, oder?
 

"Ciel... Es ist bereits Mitternacht. Möchtest du noch nicht ins Bett?". Sebastian trat an den Sessel heran und sah nun ebenfalls in die lodernden Flammen. Feuer, eine dunkle Vergangenheit, welche der Jüngere wohl niemals vergessen würde. Wie hätte sich Ciel wohl entwickelt, wenn dessen Eltern nicht ermordet worden wären? Sebastian wusste es nicht und legte seine rechte Hand auf die Schulter des Jüngeren, welcher nach wenigen Sekunden seinen Kopf in den Nacken legte.
 

"Seit der Ermordung meiner Eltern, finde ich keine ruhige Nacht mehr... In meinen Träumen sehe ich diesen grausamen Tag immer wieder. Immer wieder sehe ich deutlich die Flammen und dann... Dann wurde ich von den Mördern meiner Eltern entführt. Ich wurde gefoltert, wurde bis zur Bewusstlosigkeit gequält und dann fiel ich ins Höllenfeuer..." murmelte Ciel leise und schloss seine blauen Seelenspiegel. Es kam selten vor, dass der junge Graf so offen redete, aber Sebastian hörte den leisen Worten gern zu, um die Gefühle des Jungen besser verstehen zu können.
 

"Ich hörte eine Stimme, völlig unerwartet, die mir ein verlockendes Angebot unterbreitete. Ein Vertrag, der mir nach Vollendung meiner Rache meine Seele kostet. Ich habe mich für die Rache entschieden und seit diesem Tag warst du jede Minute meines neuen Lebens an meiner Seite. Oft habe ich dich verhöhnt, habe versucht, dein dummes Lächeln zu ignorieren und wollte mir einreden, dass du mir sowieso nur hilfst, weil du meine Seele willst, aber...". Ciel verstummte und öffnete seine Augen wieder. Die rot schimmernden Seen sahen noch immer zu ihm hinab, doch plötzlich regte sich Sebastian und lief um den Sessel herum, ehe er vor dem jungen Herren in die Hocke ging.
 

Zwei Hände legten sich auf die Beine Ciel's, welcher neugierig sein Augenmerk auf Sebastian richtete, auf dessen Lippen wieder ein liebevolles Lächeln erschien. "Bereust du es, mir begegnet zu sein?" wollte der Butler schließlich ernsthaft wissen und spürte plötzlich, wie eine Hand die seine umschloss, während Ciel die Zimmerdecke betrachtete. "Wie könnte ich denn Reue empfinden, wenn ich mir durch dich meinen sehnlichsten Wunsch erfüllen konnte? Ohne dich bin ich nur ein schwacher Mensch mit sehr viel Geld". Seicht schüttelte der Ältere seinen Kopf, denn da musste er dem Jungen nun doch widersprechen. Ciel war in seinen Augen weitaus mehr, sonst hätte er den Vertrag doch niemals gebrochen.
 

"Ich teile deine persönliche Meinung von dir selbst nicht, Ciel. Du bist ein intelligenter junger Mann geworden und ohne dich hätten wir vereinzelte Fälle nicht lösen können". Ein rötlicher Schimmer erschien auf den Wangen des Jungen, ehe er zur Seite blickte. Jetzt schmeichelte Sebastian ihm auch noch. Meinte er seine Worte wirklich ernst? Ja, der Dämon konnte nicht lügen, hatte er jedenfalls behauptet, aber warum strich der Daumen des Älteren über seinen Handrücken? Wieso kribbelte seine Haut an der Stelle, welche Sebastian berührte?
 

"Was bin ich für dich, Sebastian? Was will ein Dämon noch von mir, wenn nicht meine Seele?" hauchte der junge Herr und spürte plötzlich, wie er von zwei Armen umschlungen wurde. "Hör endlich auf, Ciel. Suche nicht länger nach Gründen, die mein jetziges Dasein erklären. Ich bin hier und werde auch bei dir bleiben" murmelte Sebastian, ehe er sich auf die Unterlippe biss. Verdammt, diese Situationen taten ihm selbst nicht gut, denn am liebsten würde er einfach die Wahrheit sagen, aber die Angst, der Junge in seinen Armen würde ihn wohlmöglich verstoßen, war einfach zu groß. Die erste Angst, welche Sebastian selbst zu spüren bekam.
 

"Warum? Wieso weigerst du dich, mir eine aufrichtige Antwort zu geben? Sag mir, was ich tun muss, damit du mir endlich Antworten gibst?" hauchte Ciel in das Ohr des Älteren, dessen Hände auf Wanderschaft gingen und schließlich in seinem Nacken zum Stillstand kamen. "Es gäbe da schon einige Dinge, die du tun könntest, aber ich wäre doch dumm, wenn ich sie dir verraten würde, oder?". Ciel musste seinen Butler nicht ansehen, um dessen Grinsen zu sehen. Nein, er hörte deutlich die Belustigung aus den Worten heraus und einmal mehr fragte sich der Jüngere, welches Spiel hier mit ihm gespielt wurde.
 

Bestimmend drückte er schließlich seinen Butler von sich, um ihn anschließend argwöhnisch zu mustern. Es gab also Möglichkeiten, um an die Wahrheit zu kommen? Wieso wollte Sebastian ihm denn nichts erzählen? Was verbarg sich nur hinter diesem liebevollen Lächeln, welches der Ältere ihm ein weiteres Mal schenkte und ihm erneut über die Wange strich? Der heutige Tag warf einfach zu viele Fragen auf, auf die Ciel endlich Antworten verlangte, aber er lief bei Sebastian wirklich gegen eine unüberwindbare Mauer.
 

"Du solltest nun wirklich ins Bett gehen, Ciel. Du brauchst Schlaf, sonst wirst du noch krank". Der junge Herr senkte seinen Kopf und blickte lange in seinen Schoß, während er die Hand auf seiner Wange spürte, welche immer wieder leicht über seine Haut strich. Warum? Diese Fürsorge wirkte beinahe schon beängstigend und die Tatsache, dass er die Gründe dieser unglaubwürdigen Fürsorge nicht kannte, gab dem jungen Grafen wahrlich zu denken.
 

Viel zu spät bemerkte Ciel, dass er schon wieder in den Armen des Älteren lag und ließ sich bereitwillig zu seinem Schlafgemach tragen. Dort wurde der Junge aufs Bett abgesetzt und langsam entkleidet, während der junge Herr den geschickten Händen mit neugierigen Augen folgte. Wieder in Sebastian's Gesicht sehend, bemerkte er den erneut verträumten Blick. Wieso sah Sebastian ihn immer so verträumt an und gerade dann, wenn er nur mit einer üppigen Shorts vor ihm saß?
 

"Sebastian... Mein Schlafanzug" holte Ciel schließlich seinen Butler aus dessen Träumereien, in welche er sich befinden musste. Die roten Augen sahen sofort in sein Gesicht, während der Jüngere einen prüfenden Blick zu seinem Oberkörper warf. Besonders muskulös war er nun wirklich nicht, eher schmächtig und zierlich. Stellte sich ihm allerdings schon die Frage, was ein Dämon dazu trieb, seinen Körper so eingehend zu betrachten?
 

Langsam wurde das Hemd des Schlafanzuges zugeknöpft, ehe sich der junge Graf ins Bett legte und von Sebastian zugedeckt wurde. Ein Kerzenständer mit drei langen Kerzen spendete ein wenig Licht, weswegen die blauen Augen die große Statur des Älteren eingehend musterten. Warum hatte Sebastian wohl gerade diese Form angenommen? Er sah nicht schlecht aus und diese Tatsache wurde ihm auch fast täglich erneut bewiesen. Viele Frauen und sogar dieser dämliche Shinigami hegten Interesse an den Dämon, jedenfalls sah das in seinen Augen so aus.
 

"Ich wünsche eine angenehme Nacht, Ciel" holte ihn der Schwarzhaarige aus seine Gedanken, ehe sich Sebastian vor ihm verbeugte und sich bereits der Tür zuwendete. Eine Hand an dem schwarzen Jackett hielt den Butler jedoch auf und deswegen drehte er sich nochmals seinem jungen Herren zu, welcher nun wieder aufrecht im Bett saß und auf die Zudecke starrte. Verwunderung machte sich in Sebastian breit, weswegen er erneut seine Stimme erhob.
 

"Stimmt etwas nicht?" wollte er wissen und wurde mit einem Ruck dazu gezwungen, sich auf die Bettkante zu setzen, während seine roten Augen in die blauen Seen blickten, welche nun zu ihm aufsahen. Wieder dieser unsichere Blick und deutlich konnte er die aufkeimende Trauer in den blauen Iriden erkennen. Was hatte sein junger Herr denn bloß? Fühlte er sich nicht wohl?
 

"Bleib bei mir, Sebastian..." hauchte Ciel und zog den noch immer verwunderten Sebastian zu sich ins Bett, dessen Augen sich im ersten Moment weiteten. "Aber..." wollte der Butler schließlich einwenden, denn er würde natürlich in Ciel's Nähe bleiben, wenn der junge Herr es sich wünschte, aber doch nicht im Bett, oder? Doch die blauen Augen strahlten noch immer eine solche Traurigkeit aus, dass Sebastian im nächsten Augenblick zustimmend nickte und sich nochmals aufrichtete.
 

"Ich ziehe mir nur mein Jackett aus" erklärte er schnell und machte sich daran, sich seine schwarze Jacke auszuziehen. Ciel selbst wusste nicht so genau, was ihn nun geritten hatte, aber er wollte einfach nicht alleine sein. Nur diese eine Nacht wollte er sein Bett mit seinem Vertrauten teilen, welcher immer in seiner Nähe blieb und für sein Wohlbefinden sorgte. Nur einmal mehr wollte er das Gefühl der Geborgenheit spüren. Warum vermochte ausgerechnet Sebastian dieses Gefühl in ihm auslösen, obwohl er doch eine Verlobte hatte? Lizzy war zwar sehr hübsch und immer nett zu ihm, aber bei ihr fühlte er sich nicht so wohl und auch geborgen, wie eben bei seinem Butler, weswegen er sich erneute Gedanken dazu machte.
 

Die Matratze neben ihm gab nach und wenige Sekunden später spürte Ciel, wie sich zwei Arme um ihm legten, während er einen Körper an seinem Rücken erfühlen konnte. Leiser, jedoch warmer Atem streifte sein rechtes Ohr und ließ den Jungen in Sebastian's Armen wohlig seufzen, ehe er sich an den wärmnden Körper hinter sich kuschelte. "Danke...". Nur leise vernahm der Schwarzhaarige dieses Wort und kuschelte sich nun seinerseits an den zierlichen Körper Ciel's, während er die Hände des jungen Grafen an seinen Handschuhen spürte, welche leicht an dem Stoff zupften.
 

"Moment..." murmelte Sebastian und zog sich seine Handschuhe aus, welche er auf den Nachttisch neben dem Bett legte und sich erneut dem Jungen in seinen Armen zuwendete. "Sebastian... Schläft ein Dämon? Du hast zwar dein eigenes Zimmer, aber...". "Nein, Dämonen benötigen keinen Schlaf. Dämonen sind immer aktive Wesen und ziehen ihre Kräfte aus Seelen, die sie verschlungen haben". Ciel drehte sich in den Armen des Älteren und sah nun zu Sebastian auf, da die Kerzen noch immer brannten. Dämonen waren immer aktive Wesen? Was machte Sebastian dann in der Nacht so ganz allein?
 

Eine Hand ließ all seine Gedanken vergessen, ehe sich die blauen Augen schlossen. Wieder entfuhr dem jungen Herren ein wohliger Laut des Wohlgefallens, während er sich der zarten Berührung an seiner Wange hingab. Selten spürte er die Finger ohne Handschuhe auf seiner Haut, aber was er im Moment fühlte, fühlte sich vollkommen richtig an. "Brauchst du meine Seele, um neue Kräfte zu sammeln?" murmelte Ciel plötzlich und wurde an die muskulöse Brust des Schwarzhaarigen gezogen, welcher sanft über seinen Kopf strich.
 

"Machst du dir etwa Sorgen um mich?" fragte die belustigte Stimme Sebastian's, ehe er mit seiner Hand über den dünnen Stoff des Hemdes strich. Der Jüngere gab ein wütendes Schnauben von sich, während er die Augen geschlossen hielt und sich den hauchzarten Berührungen hingab, welche der Ältere ihm bereitwillig zukommen ließ. "Unsinn... Ich mache mir keine Sorgen um einen Dämon" gab Ciel dennoch zu verstehen, ehe sein Butler leise lachte. Kein Wunder, denn der junge Herr hatte soeben gelogen, was dem Älteren natürlich nicht verborgen geblieben war.
 

Stille kehrte ein und nur das leise Atmen zweier Personen ließ vermuten, dass Leben im Schlafgemach herrschte. Während Sebastian in die blauen Seen blickte und die Gefühle zu studieren versuchte, versuchte Ciel noch immer die Beweggründe des Älteren zu ergründen. Jedoch wollte es ihm einfach nicht gelingen, weswegen er seinen Blick senkte und das weiße Hemd betrachtete. Warum hatte Sebastian denn noch sein Hemd und seine Hose an? War ihm denn nicht zu warm in seiner Kleidung? Außerdem war es in der Alltagskleidung im Bett doch sehr unbequem, oder etwa nicht?
 

"Willst du dich nicht ausziehen, Sebastian?" fragte er leise und blickte wieder zum Schwarzhaarigen auf, welcher sich langsam aufrichtete und sein weißes Hemd aufknöpfte. Ciel sah Sebastian dabei zu, wie er Knopf für Knopf öffnete und somit immer mehr Haut zum Vorschein kam. Makellos, musste sich der junge Herr eingestehen und errötete leicht, als sein Butler in seine Richtung blickte. Verdammt, was machte er eigentlich hier? Er starrte seinen Butler an und musterte ihn auch noch so ausgiebig, obwohl die Muskeln gar nicht mal so schlecht aussahen.
 

Die Hose folgte und ehe sich Ciel versah, lag Sebastian wieder neben ihm. Die Arme des Älteren schlossen ihn wieder in eine innige Umarmung und zum ersten Mal spürte er deutlich die samtweiche Haut unter seinen Fingern, als er diese auf die Brust des Schwarzhaarigen legte. Wieso fühlte er sich nur so geborgen? Warum wollte er im diesen Augenblick, dass sein treuer Bediensteter immer bei ihm bleiben würde, nur um ihm ständig in den Armen zu halten?
 

"Ciel..." hauchte Sebastian und strich mit seinen Händen am Rücken des Jüngeren entlang, welcher erneut ein wohliges Seufzen von sich gab. "Magst du solche Berührungen?" murmelte der Ältere leise in das Ohr des Kleineren, dessen Hände ein wenig höher wanderten, ehe sie das Gesicht des Schwarzhaarigen umschlossen. "Ja..." entgegnete Ciel ebenso leise und kuschelte sich näher an seinen Butler, dessen Hände nun etwas tiefer glitten, ehe er den Saum des weißen Schlafanzughemd erfühlen konnte. Er traute sich nicht, auch wenn er eigentlich schon viel zu offensichtlich zeigte, was er sich eigentlich ersehnte.
 

"Sebastian... Wieso fühle ich mich bei dir so geborgen?" wollte der junge Herr schließlich wissen und spürte plötzlich die kühlen Finger auf seiner erhitzten Haut, welche leicht über seinen Rücken glitten und ihm die schönsten Gefühle bescherten. "Geborgenheit ist eine wichtige Gefühlsregung, aber warum du dich bei mir geborgen fühlst, kann ich dir nicht beantworten" hauchte Sebastian und fuhr mit seinen Fingern etwas höher, während er dem jungen Grafen noch eines dieser leisen Laute des Wohlgefallens entlockte.
 

"Fühlst du dich auch bei mir geborgen?" murmelte Ciel und lehnte seine Stirn an die des Älteren, dessen Atem er nun auf seinen Lippen spüren konnte. Sebastian's Herz schlug augenblicklich schneller und er verdrängte das Verlangen danach, sich dem Gesicht des Jungen noch mehr zu nähern. Diese plötzliche Nähe war zwar einerseits sehr schön, doch auf der anderen Seite fühlte er sich auch sehr unwohl in seiner Haut.
 

"Ja... Ich fühle mich geborgen bei dir, sonst wäre ich schon längst nicht mehr hier" hauchte er gegen die Lippen des Jüngeren, welcher erneut ein wohliges Seufzen über die Lippen brachte. Gott, diese Laute waren eine wahre Wonne in seinen Ohren und am liebsten würde er den jungen Grafen nun auf den Rücken drücken, nur um ihm noch lautere Töne zu entlocken, aber er hielt sich zurück, denn er musste sein Geheimnis weiterhin wahren.
 

Der junge Herr ließ seine Augenlider sinken, während er die Berührungen auf seinem Rücken zu genießen versuchte. Noch immer spürte er den warmen Atem auf seinen Lippen und für einen kurzen Moment kam ihm ein seltsamer Gedanke, weswegen er ein kleines Lächeln auflegte. Ein Lächeln, welches dem Schwarzhaarigen ebenfalls lächeln ließ. Was auch immer der Junge in seinen Armen gerade dachte, es schien ihm ein kleines Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Ein süßes Lächeln, gestand sich Sebastian ein und ließ seine rechte Hand zur Wange Ciel's gleiten.
 

"Wenn mir die Frage erlaubt ist, Ciel... Hast du schon deinen ersten Kuss erlebt?". Er wagte sich nun vor und auch, wenn der Jüngere keinen Ton von sich gab, so sah er doch deutlich die aufkommende Röte auf dessen Wangen. Ein leises 'Nein' erreichte schließlich seine Ohren, weswegen Sebastian sich schon sehr angetan fühlte. Wie gerne würde er dem jungen Herren den ersten Kuss stehlen?
 

"Und du?" wollte der Jüngere wissen und kuschelte sich näher an die warme Brust des Schwarzhaarigen, während er die beschützenden Arme um seinen Körper spürte. "Nein... Ich spare mir meinen ersten Kuss für eine besondere Person auf" erwiderte Sebastian leise und bemerkte den verwunderten Blick des jungen Herren, dessen rechte Augenbraue sich fragend erhob. Vielleicht sollte er nun einfach den Mund halten, oder?
 

"Für eine besondere Person? Heißt das etwa, dass du verliebt bist? Kann ein Dämon solche Gefühle entwickeln?". "Hey... Dämonen haben natürlich auch Gefühle, Ciel. Was hast du denn gedacht?" murrte der Ältere und legte ein gespielt beleidigtes Gesicht auf. Ehrlich, dass waren nun nicht die Worte, welche er von dem Jungen in seinen Armen erwartet hätte. Natürlich hatten Dämonen auch Gefühle, ob diese aber gezeigt wurden, war eben eine ganz andere Frage.
 

"Also bist du verliebt?" überhörte Ciel einfach diesen beleidigten Vorwurf und fühlte seinem Butler auf dem Zahn. Eine Antwort blieb allerdings aus und das nächste Wort irritierte ihn schon sehr, weswegen er sich mit dem Rücken zum Älteren drehte. "Vielleicht?" hallte das Wort des Schwarzhaarigen in seine Gedanken wieder. Sebastian grinste in sich hinein und schloss nun seine roten Augen. Auch wenn er wahrlich selten schlief, so würde er es heute Nacht ausnahmsweise für seinen jungen Herren tun.
 

"Angenehme Nacht, Ciel" hauchte er in dessen Ohr, während er den Jungen wieder dichter an seine Brust zog. "Dir auch, sofern du schläfst" erwiderte Ciel ebenso leise und ließ sich erneut in eine innige Umarmung ziehen. Was auch immer gerade im Kopf des Älteren vor sich gehen mochte, er akzeptierte dessen dumme Antwort. Ciel hatte Zeit. Genau, er hatte alle Zeit der Welt, um hinter dem Geheimnis des Schwarzhaarigen zu kommen. Jetzt würde er erstmal schlafen, um den heutigen Tag zu verarbeiten.

Ein raffinierter Plan!

Der Morgen graute schon längst und unter anderen Umständen würde Sebastian um diese Uhrzeit schon das Frühstück vorbereiten, aber er konnte nun unmöglich aufstehen und somit seinen jungen Herren alleine lassen. Ob der Butler diese Nacht geschlafen hatte? Nein, nicht wirklich, denn der Ältere hatte sich schon zu sehr daran gewöhnt, einfach ohne Schlaf auszukommen. Stattdessen hatte er über Ciel's Schlaf gewacht, doch seit einer gefühlten halben Stunde schien der junge Graf in einem höllischen Albtraum gefangen zu sein.
 

"Ciel... Ich bin bei dir" hauchte Sebastian erneut in dessen Ohr und erhoffte sich somit, den jungen Herren wenigstens ein einziges Mal zu erreichen, doch scheinbar wurde der Schwarzhaarige wieder einmal überhört. Ciel schrie sogar manchmal wie am Spieß, weswegen Sebastian den Jungen fest an seinen Körper zog, um ihm wenigstens spüren zu lassen, dass er nicht alleine war. Diese Situation erschien dem Älteren auch sehr neu, denn noch nie hatte er so lange die Nähe des Jüngeren spüren dürfen. Jedoch waren die Umstände weniger erfreulich, ehe er die leise Stimme Ciel's flüstern hören konnte.
 

"Du darfst nicht sterben, Sebastian...". Nur sehr leise und auch genuschelt glitten diese Worte über die Lippen des jungen Herren, ehe sich eine einsame Träne aus dessen Augenwinkel löste und ihren Weg über die leicht gerötete Wange suchte. Bevor die Träne jedoch aufs Kissen hätte tropfen können, wurde sie von einem Daumen aufgefangen und zaghaft aus dem jungen Gesicht gewischt. Sebastian seufzte leise aus, denn so sehr hatte ein Traum den jungen Grafen noch nie mitgenommen. Was er wohl von ihm träumte? Wieso sollte Sebastian sterben?
 

"Was wird aus mir, wenn du mich alleine lässt? Nimm mich mit in die Hölle... Lass mich nicht alleine zurück". Diesmal klang die Stimme Ciel's sehr viel brüchiger und ehe sich die rot schimmernden Augen versahen, folgten noch weitere Tränen, welche der junge Herr nun seinetwegen vergoss. Was sagte der Junge in seinen Armen denn da? Er sollte ihn mit in die Hölle nehmen? Warum? Sebastian würde doch nicht einfach so den Löffel abgeben und somit den Jungen alleine lassen. Nein, er würde bei ihm bleiben, so lange Ciel ihm das Gefühl vermittelte, dass der junge Herr ihn brauchte.
 

"Sebastian..." schrie der Jüngere plötzlich, ehe er aufrecht im Bett saß und aus müden Augen die Umgebung musterte. Sich über die Augen wischend, bemerkte Ciel sehr wohl die feuchten Tränenspuren, während er seinen Kopf senkte. Schrecklich, war sein einziger Gedanke, als er sich nochmals die grausamen Bilder seines Traumes in Erinnerung rief.
 

Sebastian war immer schwächer geworden, bis er seine letzten Tage nur noch im Bett hatte verbringen können. Er würde sterben, würde der Ältere nicht seine Seele verschlingen und dennoch hatte er sich bis zum letzten Augenblick geweigert und Ciel stattdessen ein liebevolles Lächeln geschenkt. Und dann? Dann hatte er seine Augen geschlossen und war nie mehr aufgewacht. Verdammt, dieser Gedanke quälte Ciel so sehr und erst jetzt bemerkte er eine warme Hand auf seiner Schulter, welche leichten Druck ausübte.
 

"Ciel..." hauchte Sebastian und zog den immer noch zitternden Jungen in seine Arme, ehe er salzige Tränen auf seiner Schulter spürte. Der Traum musste seinen jungen Herren wahrlich mitgenommen haben, denn eigentlich würde Ciel sich diese Blöße niemals geben. Nein, stattdessen klammerte sich der Jüngere nun an seinen Körper fest und weinte sich seinen Frust von der Seele, ausgelöst durch einen dummen Traum.
 

"Beruhige dich, Ciel. Ich bin doch bei dir und werde dich auch nicht alleine lassen". Ciel wusste sehr wohl, dass er diesen Worten vertrauen konnte, denn bisher hatte Sebastian immer sein Wort gehalten. Er war immer ehrlich zu ihm gewesen und hatte auch immer mit offenen Karten gespielt. Warum? War ein Dämon nicht gemein und wendete unfaire Tricks an, nur um an eine Seele zu kommen? Warum war sein Butler immer so liebevoll und zuvorkommend zu ihm? War das vielleicht auch eine Taktik der Dämonen? Nein, Ciel weigerte sich vehement diesen Gedanken seinen Glauben zu schenken, denn Sebastian behandelte ihn immer sehr liebevoll, ohne dabei irgendwelche Hintergedanken zu spinnen, oder?
 

"Es ist wirklich alles in bester Ordnung" murmelte Sebastian erneut und strich mit seiner rechten Hand beruhigend über den bebenden Rücken. Hoffentlich beruhigte sich sein junger Herr bald wieder, denn ihm selbst würde doch nichts passieren. Der Kleinere musste keine Angst um ihm haben, denn ein Dämon starb nicht einfach so. Vermutlich hatte dieser Traum schon wieder etwas mit der Seele des Jüngeren zutun, oder? Ja, dieser Verdacht lag nahe, weswegen der Butler erneut seine Stimme erhob und das Kinn des jungen Herren leicht anhob.
 

"Ciel... Spürst du meine Wärme?". Ein angedeutetes Nicken war die Antwort des jungen Grafen, während die verweinten blauen Augen weiterhin zum Älteren aufsahen, auf dessen Lippen nun wieder ein liebevolles Lächeln erschien. Beide Hände legten sich um Ciel's Gesicht, welcher nun doch ein wenig errötete, da er sich nun seiner momentanen Lage bewusst wurde. Er musste in den letzten Jahren wirklich weich geworden sein, oder? Erst gestern Nachmittag der so plötzliche Heulkrampf und nun vergoss er Tränen, weil er einen so schrecklichen Traum durchleben hatte müssen.
 

"Ich werde dir nun dein Bad einlassen. Heute Mittag erwartest du schließlich Damenbesuch". Gerade wollte Sebastian aus dem Bett steigen, denn er musste auch noch das Frühstück vorbereiten, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, weswegen er nochmals zum Jüngeren blickte. Die blauen Seen sahen auf die Zudecke und doch schaffte es sein junger Herr mit fester Stimme zu erläutern, was er nun eigentlich wollte. "Sag all meine Termine ab, Sebastian. Ich will sie nicht sehen". Nur der heutige Tag, war der Gedanke des jungen Grafen, ehe er wieder zu Sebastian aufblickte.
 

"Du willst Lady Elizabeth versetzen?" wollte Sebastian ernsthaft wissen, denn sein junger Herr konnte doch nun nicht einfach sagen, dass er heute keinen Besuch empfangen mochte, oder? Elizabeth war das letzte Mal hier gewesen, als der junge Graf seinen Geburtstag gefeiert hatte, wenn man es denn so nennen konnte. Eine Feier hatte man den Geburtstag nicht nennen können, da Ciel eigentlich mehr in einem Sessel gesessen und darauf gewartet hatte, dass dieser Tag an ihm vorbei zog. Und dennoch, dachte sich Sebastian. Hatte Ciel etwa keine Sehnsucht nach seiner Verlobten? Schließlich war sein junger Herr gerade in einem schwierigen Alter, in welches man Neugierde für das andere Geschlecht entwickelte, oder etwa nicht?
 

"Ja...". "Du bist mit ihr verlobt, Ciel. Lady Elizabeth möchte dich sehen, weil sie dich liebt und...". Der Butler verstummte, als Ciel mit beiden Händen das Kissen umklammerte und dabei ein leises, jedoch abfälliges Murren von sich gab. Erst nach wenigen Minuten schien sich der Jüngere wieder zu beruhigen, ehe er einen tiefen Seufzer ausstieß und wieder in die rot schimmernden Augen des Älteren blickte. Sebastian wirkte leicht irritiert, aber dessen unausgesprochene Fragen könne er natürlich beantworten.
 

"Zu Lebzeiten meiner Eltern wurde diese Verlobung zwischen Lizzy und mir vereinbart. Ich, Ciel Phantomhive, wäre eine gute Partie, so prahlten die Leute um mich herum immer, verstehst du? Ob ich eigentlich Gefühle für Lizzy hege... Das interessiert keiner Menschenseele. Es geht nur darum, dass die Familie Phantomhive einen Nachfolger bekommt". Der Ältere rutschte wieder näher zu Ciel, ehe er seine Arme um dessen Schultern legte. Natürlich waren ihm solche Verlobungen und auch Heiraten bekannt, aber er hatte bis eben noch geglaubt, dass der Junge in seinen Armen seine Verlobte wenigstens ein bisschen liebte.
 

"Wenn du keine Gefühle für sie hegst, dann solltest du sie auch nicht heiraten, Ciel. Das ist meine ehrliche Meinung dazu und nun werde ich dein Bad einlassen. Lady Elizabeth kannst du allerdings nicht absagen, da sie sich sicherlich schon auf dem Weg hierher befindet". Ciel hätte am liebsten noch einen Einwand eingeworfen, doch dummerweise hatte Sebastian vollkommen Recht. Jedoch könne er seiner Kindheitsfreundin nicht die Wahrheit erzählen. Es würde Elizabeth das Herz brechen, würde sie von seinen nicht vorhandenen Gefühlen erfahren.
 

Plötzlich knöpften Hände sein weißes Hemd auf und schoben es über seine Schultern. Sebastian war bereits fertig angezogen und machte sich nun daran, den jungen Grafen zu entkleiden. Die weiße Hose folgte, ehe Ciel nur noch in einer blauen Shorts vor dem Bett stand und seinem Butler dabei beobachtete, wie er neue Kleidung aus dem Schrank holte. "Komm... Die Wanne müsste bereits mit warmen Badewasser gefüllt sein" erklärte Sebastian und zog seinen jungen Herren bei der Hand mit sich, welcher wieder in seinen Gedanken vertieft zu sein schien.
 

Einige Stunden später wurden die Pforten des Anwesens geöffnet und eine blondhaarige junge Dame betrat die große Halle, welche Sebastian zuvor noch ein wenig dekoriert hatte. Er wusste bereits, dass Lady Elizabeth süße und vor allem niedliche Sachen liebte und er glaubte sogar zu erahnen, dass er selbst wenig später wieder von ihr dekoriert werden würde. Sonderlich stören tat es den Butler nicht, ganz im Gegenteil, er begrüßte die frohe Stimmung, welche Elizabeth verbreitete. Nur leider stieß die gute Stimmung meist bei seinem jungen Herren gegen eine dicke Mauer. Zwar hatte Sebastian es versucht, den jungen Grafen zum Lachen zu bewegen, aber so wirklich aus vollem Herzen lachte Ciel nie. Er konnte es nicht mehr. Wohlmöglich hatte er es an dem Tag verlernt oder gar aufgegeben und nur noch für seine Rache gelebt.
 

"Willkommen im Hause Phantomhive, Lady Elizabeth. Wenn ich Euch in den Speisesaal geleiten dürfte?". Mit einer leichten Verbeugung sprach Sebastian diese Worte aus, natürlich mit einem typischen Lächeln auf den Lippen, während er seine Augen geschlossen hielt. "Sebastian... Wie geht es Ciel? Ist er immer noch so traurig?" wollte Elizabeth wissen und sah den Butler lange und abwartend an. Ihre grünen Augen verrieten, dass sie sich sorgte und doch verdrängte der Ältere das ungute Gefühl, welches sich in seiner Magengrube ausbreitete. Eigentlich sah er in der jungen Dame eine Rivalin, zumindest hatte er es bis vor wenigen Stunden noch, aber das Ciel ihr Gefühle vortäuschte, dass hatte die junge Lady wahrlich nicht verdient.
 

"Ich konnte ihm bisher kein richtiges Lächeln entlocken" berichtete er ihr aufrichtig. Natürlich hatte Ciel gestern Nachmittag gelächelt und auch in der gestrigen Nacht hatte sein junger Herr ein kleines Lächeln auf den Lippen getragen, aber ehrlich oder gar aufrichtig war es nicht gewesen. Vom Herzen lachen konnte er nun mal nicht, aber vielleicht würde Sebastian ihn irgendwann dazu bewegen können. Er würde sich zumindest darum bemühen, auch wenn er wenig Hoffnung hegte.
 

Die Blonde wartete nicht lange und lief geradewegs zum Speisesaal, stieß die Türe auf und sah ihren Verlobten an, welcher gerade einen Schluck von seiner Tasse Tee zu sich nahm. Ciel wendete seine Aufmerksamkeit voll und ganz seiner Verlobten zu, deutete ein kleines Lächeln an und erhob sich von seinem Platz. "Lizzy... Wie geht es dir? Wie war deine Reise?" fragte er interessiert und legte seine Arme um sie, als sie sich ihm an den Hals warf. Immer wieder zeigte sie mit ihrer innigen Umarmung, wie sehr sie ihn doch liebte. Jedoch konnte er ihre Gefühle nicht erwidern, auch wenn er sie wirklich sehr gern hatte. Schließlich waren zusammen aufgewachsen und hatten fast jeden Tag zusammen gespielt.
 

Sebastian wollte gerade ebenfalls den Speisesaal betreten, als es nochmals an der Türe klopfte. Verwundert wendete er sein Augenmerk der großen und massiv aussehenden Türe zu, fragte sich innerlich natürlich, wer nun unangekündigt störte, ehe er seine gedanklichen Fragen verwarf. Vielleicht ein Vertreter, oder vielleicht doch ein neuer Auftrag für seinen jungen Herren? Er wusste es nicht und lief gemächlich zur Türe, ehe er seine Hand auf die Klinke legte.
 

"Was willst du denn hier?" fragte er ungläubig und wollte die Türe auch schon wieder schließen, doch leider stemmte sich ein Fuß zwischen den Türspalt. Rotes Haar wehte leicht im Wind, während ein verliebtes Lächeln auf dem Gesicht des Mannes zum Vorschein kam. Der junge Mann vor der Tür stemmte sich schließlich gegen das massive Holz, um sich Zutritt zum Anwesen zu verschaffen und endlich sah sein Geliebter ein, dass er sich nicht abwimmeln lassen würde.
 

"Sebastian... Hast du mich vermisst? Ich habe heute meinen freien Tag und da ich dich schon lange nicht mehr sehen durfte, da dachte ich...". "Das du unangemeldet auftauchst und ich mit dir den Tag verbringe? Ich muss dich enttäuschen, Grell, aber ich habe leider keine Zeit für dich". Reine Ironie schwang in seinen Worten mit, doch scheinbar wollte es der Shinigami nicht wirklich hören und hängte sich stattdessen an seinen rechten Arm, während der rote Schopf auf seine Schulter sank. Gott, er hatte wirklich keine Zeit, um mit irgendwelchen Todesgöttern zu spielen und sollte nun lieber das Essen servieren.
 

"Sebastian..." holte ihn die Stimme des jungen Herren aus seine Gedanken, welche eigentlich reine Flüche waren und endlich schaffte er es, sich aus dem klammernden Griff zu befreien. "Bleib hier stehen, hast du mich verstanden?" warnte Sebastian seinen Verehrer, den er einfach nicht loswerden konnte und lief im eiligen Schritt zum Speisesaal, um die Wünsche des jungen Grafen zu erfüllen. "Ja, mein Liebster... Alles, was immer du willst" gab Grell verliebt von sich und sah sich in der großen Halle um. Irgendwie sah es hier zu niedlich aus, oder? Hatte sich vielleicht Ciel's Modegeschmack in den letzten Jahren dermaßen verändert, dass er rosafarbene Schleifen an den Wänden aufhängen ließ?
 

"Mh..." gab Grell nachdenkend von sich und sah sich weiter in der großen Halle um. Er war nun das zweite Mal hier, denn einmal hatte er sich heimlich Zutritt verschafft, nur um seinen Geliebten zu sehen. Leider hatte ihn ein blonder Junge, er schien Gärtner zu sein, erwischt und deswegen hatte er auch ziemlich schnell das Weite gesucht. Ärger wollte er nämlich nicht und auch nur deswegen hatte er vorhin an die Tür geklopft.
 

"Was macht er hier?" holte ihn eine nicht gerade zufrieden klingende Stimme aus seine Gedanken, ehe er sich dem jungen Hausherr zuwendete, dessen Gesicht deutlich machte, dass er über seinen Besuch nicht gerade erfreut zu sein schien. "Sebastian... Wirf ihn raus" murrte Ciel und deutete mit seiner Hand zur Tür, ehe sich sein Butler leicht verneigte. Grell sah abwechselnd zum jungen Mann und Sebastian hin und her, ehe er beim Letzteren mit den Augen verweilte. Nein, sein Geliebter würde ihn doch nicht wirklich vor die Tür setzen, oder? Wozu war er dann überhaupt hierher gekommen, wenn man ihn gleich nach kurzen fünf Minuten wieder fortschickte?
 

"Yes, my Lord" sprach Sebastian leise und lief langsam auf Grell zu, dessen Arm er bestimmend ergriff und ihn mit zur Tür zog. Er wollte auch gerade die Türe öffnen, um den verliebten Shinigami vor die Tür zu setzen, als eben Grell seine Stimme weinerlich erhob und sich beim Schwarzhaarigen festkrallte. "Nein, ich will nicht gehen. Gerade jetzt, wo ich wieder bei dir sein kann, Sebastian" jammerte Grell und nur mit Mühe schaffte es der Butler, bis zur Tür zu humpeln, da sich der Todesgott wahrlich an seinen Körper hängte.
 

"Warte..." erhob nun Ciel seine Stimme, denn ihm kam nun doch eine Idee. Ein raffinierte Plan, welchen er mit der Hilfe dieses verliebten Shinigami durchführen konnte. Nun, der Plan war zwar wirklich waghalsig, aber vielleicht schaffte es Grell auf seine Art und Weise. Er durfte seine Chance jedenfalls nicht ungenutzt lassen, weswegen er nun klare Anweisungen gab.
 

"Grell Sutcliff... Du darfst bleiben, aber vorher muss ich unter vier Augen mit dir sprechen". Ciel deutete zur Treppe, denn er wollte alle weiteren Einzelheiten im Arbeitszimmer besprechen. Grell machte ein zufriedenes Gesicht und völlig gleich, welche Regeln der Hausherr nun aufstellen würde, er würde sich dran halten. Das Sebastian ein weniger erfreutes Gesicht zog, ignorierte er gekonnt und folgte stattdessen Ciel die Stufen hinauf.
 

"Wer ist das denn, Sebastian?" murmelte Elizabeth und sah den Älteren fragend an, während sie nun auch endlich aus dem Speisesaal trat. Zuvor hatte sie die Szene heimlich beobachtet und natürlich dachte sie sich nun ihren Teil, aber woher kannten Sebastian und Ciel solche Leute? Vom Adel schien er jedenfalls nicht zu sein, da er gewöhnliche, wenn nicht sogar ungewöhnliche Kleidung trug. Ob der junge Mann auch einen Rottick hatte, wie damals Madame Red?
 

"Grell Sutcliff... Ein alter Freund des Hauses, wenn ich das so ausdrücken darf" erwiderte Sebastian, obwohl die Bezeichnung 'Freund' nicht ganz der Wahrheit entsprach. Er konnte der jungen Dame doch unmöglich die Wahrheit sagen, oder? Elizabeth würde es vermutlich nicht verstehen und in gewisserweise war der Shinigami auch ein treuer Helfer und auch guter Freund, auf welchen man zählen konnte. Gut, so lange Sebastian ihm um etliche Gefallen bat, tat er eigentlich auch alles, also war die Bezeichnung 'Freund' dann doch irgendwie passend.
 

"Ich wollte dich unter vier Augen sprechen, weil ich dir ein Geschäft vorzuschlagen habe". Nicht eine einzige Sekunde ließen die blauen Augen den Shinigami außer Acht, denn man konnte nie wissen, ob Grell im nächsten Moment nicht doch heimtückisch auf ihn losgehen würde. Der Rothaarige sah sich noch immer in dem scheinbar Büro des Jüngeren um, ehe seine gold schimmernden Augen wieder Blickkontakt aufnahmen. Rasche rückte er seine Brille zurecht, nicht ohne dabei ein amüsiertes Grinsen aufzulegen.
 

"Ich und ein Geschäft mir einem schwachen Menschen? Das ist lächerlich, Kleiner" kicherte der Rothaarige, doch im nächsten Moment verstummte er wieder und lauschte den gezischten Worten, welche ihn zur Besinnung brachten. "Ich lass dich auf der Stelle entfernen, wenn du deinen Hohn gegen mich nicht zügelst". Ja, dass war wirklich deutlich genug, aber er würde doch nicht auf ein Geschäft mit einem Menschen eingehen. Wo käme er denn hin, wenn er sich auf niedere Wesen einließ?
 

Ciel lehnte sich in seinem Sessel zurück, während er seine Lippen an die Teetasse führte. Einen Schluck nehmend, stellte er die Tasse wieder auf den Unterteller ab und verschränkte seine Hände ineinander. Mit einem hinterhältigem Grinsen auf den Lippen, eröffnete er schließlich, worum es nun eigentlich ging, denn er konnte Grell's Hilfe wahrlich gebrauchen. "Zufälligerweise hat unser Geschäft mit Sebastian zutun, aber ich verstehe natürlich deine Ansichten, Grell. Ein Shinigami und ein schwacher Mensch... Ja, du hast wahrscheinlich vollkommen Recht. Äußerst schade, denn ich hätte deine Hilfe gebrauchen können und wer weiß... Vielleicht wäre sogar ein Kuss von Sebastian drin gewesen". Innerlich lachte Ciel diabolisch, als er die veränderten Mimiken des Shinigami beobachten durfte, ehe sich dessen Handflächen auf seinem Schreibtisch abstützten und der junge Herr nun eindringlich gemustert wurde.
 

"Ein Kuss von Sebastian? Warum hast du das nicht sofort erwähnt, Junge?" wollte Grell verliebt wissen, während seine Gedanken rasten. Es konnte hundert Möglichkeiten geben, inwiefern Sebastian mit ihrem Geschäft, welches er nun natürlich eingehen würde, zutun hatte. Erstmal brauchte er ein paar Informationen, worum es eigentlich ging. "Unter diesen besonderen Umständen kommen wir vielleicht doch ins Geschäft, aber... Erkläre mir erstmal, was mit Sebastian ist?". Ohne Weiteres würde der Bengel doch nie ein Geschäft mit ihm abschließen, also musste in den letzten Wochen etwas passiert sein.
 

Der Jüngere blickte erst überlegend zur Zimmerdecke, da er sich seine nächsten Sätze gedanklich zurecht legen musste, ehe er wieder zu Grell sah, dessen Ungeduld beinahe aus dem Gesicht zu springen drohte. "Sebastian benimmt sich in letzter Zeit merkwürdig. Meine Angestellten berichteten mir, dass er neuerdings bei der Arbeit summt und auch immer verträumt wirkt. Durch ein ausführliches Gespräch mit ihm, konnte ich in Erfahrung bringen, dass er möglicherweise verliebt ist, aber um wem es sich handeln könnte, bleibt ein gehütetes Geheimnis seinerseits".
 

Der Shinigami legte seinen Kopf leicht schief, denn dieses Verhalten war schon sehr merkwürdig. Den Sebastian, welchen er kannte, blieb meist ruhig und ziemlich gelassen, aber was Ciel da erzählte, gab dem Rothaarigen wahrlich zu denken. Sein Sebastian sollte also verliebt sein? Ob Grell vielleicht der Glückliche sein durfte? Er wusste es nicht und verdrängte vorerst die ganzen Fragen, ehe er sich Ciel wieder zuwendete. "Stimmt, sein Verhalten, wie du es mir schilderst, ist äußerst merkwürdig. Bleibt jedoch die Frage, was ich damit zutun habe? Denkst du etwa, er könnte in mich verliebt sein?". Bei den letzten Worten gab Grell ein verliebtes Seufzen von sich und vertiefte sich in seinen Gedanken, welche sich mal wieder um Sebastian drehten.
 

Ciel legte seine rechte Hand an seine Stirn, während er mehrmals tief durchatmete. Dieser Shinigami glaubte also wirklich, dass er der Glückliche war? Nein, diesen Gedanken verdrängte der junge Herr sofort wieder und blickte stattdessen nachdenkend auf seine Unterlagen. "Mach dich nicht lächerlich, Grell" sprach er leise seinen Gedanken aus und bemerkte schon, dass sich der Rothaarige lautstark beschweren wollte, doch so weit ließ es der junge Herr erst gar nicht kommen. "Ich schlage dir ein Geschäft vor, wie schon erwähnt. Den heutigen Tag darfst du mit Sebastian verbringen, doch im Gegenzug beschaffst du mir brauchbare Informationen, einverstanden?".
 

"Ein Date?" fragte Grell hellhörig geworden und hob die Hände zum Himmel. Gott, er freute sich so sehr, denn ein Date mit Sebastian war schon immer sein sehnlichster Wunsch gewesen. Der Junge vor ihm war wirklich gnädig, doch viel zu schnell wurde er aus seinen Vorstellungen geholt, da die Stimme des junge Herren erneut erklang. "Nenn es ein Date, wenn dir diese Bezeichnung lieber ist. Du darfst alles mit ihm machen, so lange du mir hinterher Gründe und Namen nennst" erwiderte Ciel gelangweilt, ehe er seine Hand ausstreckte, um das Geschäft nun endgültig zu besiegeln.
 

Nickend nahm Grell die ausgestreckte Hand entgegen, übte leichten Druck aus und legte ein breites Grinsen auf. "Klar... Verlass dich auf mich, junger Mann. Muss ich etwas beachten?" wollte der Rothaarige noch wissen, denn ihm war natürlich klar, dass dieses Geschäft ein Geheimnis bleiben musste. Jedoch war ihm noch äußerst unklar, wie er mögliche Informationen beschaffen sollte, da Sebastian ihm nicht wirklich vertraute. "Er darf unter keinen Umständen von unserem Geschäft erfahren. Erzähl ihm etwas von der Liebe und zeige ihm, wie sehr du ihn liebst und irgendwann wird er sicherlich reden. Glaub mir, er wird reden, da er seinen ersten Kuss für eine besondere Person aufspart. Bring ihn in Bedrängnis".
 

"Mein Sebastian hat seinen ersten Kuss noch nicht erlebt? Verstehe... Gut, der Deal gilt. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun" versicherte der Shinigami und zog seine Hand zurück. Mit einem verliebten Lächeln auf den Lippen, verließ er schließlich das Büro, während Ciel mit einem hämischen Grinsen in seinem Sessel sitzen blieb. "Die zweite Runde beginnt, Sebastian" murmelte er und nahm einen weiteren Schluck von seiner Tasse Tee. Schon sehr bald würde er sicherlich alle Geheimnisse lüften können, welche Sebastian vor ihm zu verbergen versuchte.

Die Wahrheit!

"Sebastian... Wohin des Weges? Lass uns doch in ein romantisches Restaurant gehen, ja?". Rasch harkte sich der verliebte Shinigami wieder beim Arm des Älteren ein und lehnte seinen Kopf auf dessen Schulter. Der Butler fragte sich derweil noch immer, womit er diese harte Strafe wohl verdient hatte. Hatte er sich vielleicht im Ton vergriffen? Nein, er war sich keiner Schuld bewusst, weswegen er die letzten Worte seines jungen Herren nochmals in seinen Gedanken wiederholte.
 

"Junger Herr, dass kann nicht Euer Ernst sein" versuchte der Butler das absolute Grauen abzuwenden, doch da machte ihm Ciel einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen erhob der junge Graf erneut seine Stimme und erteilte Sebastian sogar einen Befehl. "Doch, dass ist mein voller Ernst, Sebastian. Ich befehle dir, den heutigen Tag mit Grell zu verbringen und das ist mein letztes Wort". Damit wendete sich Ciel von seinem Butler ab und ging mit Lizzy die Stufen hinauf. Nun lag es an dem Shinigami, die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen, aber der junge Herr blickte mit äußerster Zuversicht den baldigen Ergebnissen entgegen.
 

"Junger Herr..." rief der Schwarzhaarige nochmals einwendend, doch im nächsten Moment klebte auch schon Grell an seiner Seite und schien mit der gesamten Situation zufrieden zu sein. "Yes, my Lord" hauchte Sebastian schließlich und verneigte sich angemessen. Warum auch immer sein junger Herr diese Entscheidung getroffen hatte, er würde auch diesen sonderbaren Befehl ausführen.
 

"Sebastian... Mir ist fürchterlich kalt. Sei ein Gentleman und reiche mir deinen warmen Mantel" jammerte Grell und rieb sich über seine Arme, um wenigstens ein bisschen Wärme zu erzeugen. Der gewünschte Mantel wurde ihm jedoch nicht gereicht, weswegen der Rothaarige einen prüfenden Blick zum Schwarzhaarigen riskierte. Hörte Sebastian überhaupt zu? Nein, scheinbar nicht, da er mit den Gedanken völlig woanders zu sein schien. Schließlich tippte er den gut aussehenden Dämonen leicht an der Schulter an und sah dabei zu, wie Sebastian aus seine Gedanken erwachte.
 

"Reiche mir deinen Mantel, Sebastian. Mir ist wirklich kalt" murrte Grell und bog in die nächste Gasse ein, dicht gefolgt von seinem Schwarm. Mit einer Kutsche waren sie vor einigen Minuten in London abgesetzt worden und nun mochte der Shinigami endlich ein gemütliches Restaurant betreten, aber ob Sebastian überhaupt bei seinem Spielchen mitspielte? Nun, er würde sich Mühe geben, denn nur Dank des jungen Grafen durfte er den heutigen Tag mit Sebastian verbringen und er wollte lieber nicht wissen, was passierte, wenn er keine Ergebnisse vorweisen konnte. Nicht, dass er Angst vor einem jämmerlichen Menschen hätte. Jedoch hatte er schon ein wenig Angst vor dem Schwarzhaarigen, denn dass Ciel den gut aussehenden Dämon auf ihn hetzen würde, musste er durchaus in Betracht ziehen.
 

"Mach dir warme Gedanken, Grell. Ich sehe gegenüber dir keinerlei Verpflichtung und werde auch nur mit dir den Tag verbringen, weil mir mein junge Herr diesen Befehl erteilt hat" antwortete Sebastian wahrheitsgemäß, denn der Rothaarige brauchte sich wirklich keine Chancen bei ihm ausrechen. Nie im Leben würde er freiwillig mit diesen überdrehten Kerl neben sich ausgehen. Nein, da hatte er wahrlich Besseres im Anwesen zutun und da drängte sich ihm erneut die Frage auf, wieso sein junger Herr ihm solch einen Befehl erteilt hatte. Er hatte Ciel doch nicht etwa verärgert? Vielleicht heute Morgen im Bett? Nein, er hatte ihn tröstend in die Arme geschlossen und ihm ein weiteres Mal versichert, dass er bei dem jungen Grafen bleiben würde, also warum musste er seine kostbare Zeit nun mit Grell verschwenden?
 

"Wie kann man nur so herzlos sein? Ich nehme doch mal an, dass auch Dämonen so etwas wie Gefühle besitzen, oder?" beschwerte sich der Shinigami lautstark und wurde in die nächste Seitengasse gezogen. Hart wurde er mit dem Rücken an die Hauswand gepresst und sah dabei in die glühend roten Augen, welche feindselig auf ihn gerichtet wurden. "Ähm... Sebastian, was..." wollte Grell gerade einwenden, doch da wurde er auch schon von einer gezischten Stimme unterbrochen. Eine Stimme, welche ihm einem eiskalten Schauer über den Rücken jagte und der Rothaarige nun nicht genau wusste, ob er ehrlich, oder doch lieber den Mund halten sollte.
 

"Mein junger Herr wollte mit dir unter vier Augen sprechen und nun wirst du mir sagen, warum mir dieser lächerliche Befehl erteilt wurde. Ich warne dich... Strapaziere meine Nerven nicht zu sehr, sonst könnte es für dich böse enden". Grell wagte es erst gar nicht seine Stimme zu erheben, denn kalter Angstschweiß bildete sich auf seiner Stirn. Dieser warnende Ton machte ihm Angst und obwohl er ein viel höheres Wesen war, war er sich den Kräften eines Dämonen durchaus bewusst. Was sollte er denn nun sagen? Die Wahrheit? Nein, er hatte sein Wort gegeben und musste Informationen beschaffen.
 

"Rede, sonst bist du mal ein Shinigami gewesen" zischte Sebastian dem zitternden Rothaarigen ins Ohr, wusste er doch sehr wohl, dass er auch durchaus beängstigend wirken konnte. "Ich... Ich wollte doch nur... Ich habe den Bengel doch nur um einen Gefallen gebeten" haspelte Grell vor sich her und wurde noch härter an die Wand hinter sich gedrückt, weswegen er ein schmerzhaftes Keuchen ausstieß. Wieso hatte er sich bloß auf dieses Geschäft eingelassen? Er hätte lieber die Finger von diesem Spielchen lassen sollen, denn nun stand er hier in einer Seitengasse und wurde von seinem Schwarm hart an die Wand gepresst. Obwohl, diese Vorstellung hatte durchaus etwas Erregendes an sich, wäre seine Lage momentan nicht so verdammt beschissen.
 

"Das war nicht die Antwort, die ich hören wollte, Grell" hauchte der Schwarzhaarige bedrohlich und entlockte dem Shinigami ein leises Keuchen, welches ihn nun doch ein wenig verunsicherte. "Du machst mir zwar Angst, aber die Vorstellung, dass wir hier allein in einer Gasse stehen und du mich gegen die Wand drückst... Oh... Sebastian... Härter... Quäl mich". Ein tiefes Seufzen glitt über die Lippen des Älteren, ehe er von Grell abließ und sich mit der Hand durchs Haar fuhr. Gut, diese Methode brachte wohl nichts, also mussten andere Mittel her, um an die Wahrheit zu kommen. Sein junger Herr führte doch mit Sicherheit etwas im Schilde, oder? Genau und dafür hatte er sich Grell als Schachfigur ausgesucht.
 

"Ich komme schon noch hinter die wahren Absichten meines jungen Herren" murrte Sebastian und lief gemächlich aus der verdreckten Seitengasse. Grell stieß einen erleichterten Seufzer aus, denn er war noch mal mit dem Schrecken davon gekommen, aber nun musste er sich wirklich in Acht nehmen. Wie sollte er vorgehen? Er konnte den Butler unmöglich in Bedrängnis bringen, denn wenn es stimmte, was Ciel ihm vor einigen Stunden eröffnet hatte, dann war es ihm nicht gestattet, Sebastian seines ersten Kusses zu berauben. Er sparte sich ihn für eine besondere Person auf und nun lag es an ihm, in Erfahrung zu bringen, um welche Person es sich handelte. Da Sebastian verliebt zu sein schien, man merkte es ihm überhaupt nicht an, musste er diese Sache ganz langsam angehen. Grell musste heimtückische Fragen auswählen, um an diesen einen bestimmten Namen zu kommen.
 

Schließlich folgte er dem Schwarzhaarigen und harkte sich bei dessen Arm erneut ein, während er ihn mit einen verwunderten Blick bedachte. Wie sollte er nur all seine Fragen stellen, ohne sich dabei zu verraten? Sebastian war nicht dumm und würde vermutlich herausfinden, dass er im Auftrag des Jungen arbeitete, oder? Ja, also musste er Stück für Stück dumme Fragen stellen, bis Sebastian ihm erzählte, worüber er sich in den letzten Monaten den Kopf zerbrach.
 

Ganz woanders, im Anwesen des jungen Phantomhive, stand Ciel vor einem Fenster und besah sich die Schneeflocken, welche vom Himmel fielen. Hinter ihm erklang immer wieder das leise Schluchzen seiner Verlobten und zum wiederholten Male dachte der junge Herr daran, was für ein Mensch er in den letzten Jahren wohl geworden war. "Ciel..." schluchzte Elizabeth erneut und versuchte zu begreifen, was ihr Verlobter gerade zu ihr gesagt hatte. Er liebte sie nicht? Warum? Wieso hatte er seine wahren Gefühle denn nicht viel früher offenbart und ihr weiterhin eine heile Welt vorgespielt?
 

"Bitte... Verlasse mein Anwesen, Lizzy. Ich kann dich nicht heiraten und... Es tut mir unsagbar Leid". Wieder ertönte dieses aufgebrachte Schluchzen hinter ihm, ehe laute Schritte ertönten und im nächsten Moment die Türe lautstark ins Schloss fiel. Ciel war sich dessen bewusst, dass er nun seine beste Freundin verloren hatte, aber Sebastian hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass er ihr nicht länger Gefühle vorheucheln durfte. Spätestens dann, wenn die Hochzeit festgelegt hätte werden sollen, hätte der junge Graf einen herzlosen Rückzieher gemacht. Elizabeth würde über diesen Verlust hinweg kommen, denn sie war eine starke Person und auch, wenn er ihr nun das Herz gebrochen hatte, Ciel war sich sicher, irgendwann würde er die junge Dame wieder zu Gesicht bekommen.
 

Sein Blick senkte sich gen Boden, denn er selbst fühlte sich nun irgendwie einsam. Einsam und völlig allein gelassen, obwohl er Lizzy darum gebeten hatte, sein Anwesen zu verlassen. Irgendwas fehlte ihm. Eine beruhigende Hand fehlte auf seiner Schulter und dazu eine dunkle Stimme, welche ihm sagte, dass er nicht alleine war. Seine rechte Hand erhebend, legte er sie auf sein Herz und erfühlte seinen Herzschlag. Ruhig und gleichmäßig schlug sein Herz in seiner Brust und doch keimte dieses unbehagliche Gefühl in ihm auf. Warum? Wieso fühlte er sich so mies und völlig allein, obwohl er doch die Einsamkeit gewohnt sein musste? Wo war Sebastian, wenn er ihn so dringend brauchte?
 

Wieder in den londoner Straßen, welche mit weichen Schneeflocken bedeckt wurde, blieb der Butler stehen und sah sofort in die Richtung, in welche er das Anwesen seines jungen Herren vermutete. Seine rechte Hand wanderte ganz automatisch zu seinem Herzen, denn vor einigen Sekunden hatte er einen ziehenden Schmerz verspürt. Was bedeutete dieses Gefühl? Einsamkeit und unendliche Trauer? Ja, wenn er seinen eigenen Empfindungen trauen durfte, dann schien etwas mit seinem jungen Herr zu sein und diese Tatsache brachte ihn ins Grübeln. Immer dann, wenn er nicht bei Ciel war, spürte er dessen Gefühle sehr deutlich.
 

Grell blieb nun ebenfalls stehen und besah sich Sebastian, dessen Gesicht nun doch sehr besorgt wirkte. Ja, er stimmte dem Bengel zu, denn sein Schwarm benahm sich äußerst merkwürdig. Der sonst so gelassene Dämon schien sich um irgendwas Sorgen zu machen. Stellte sich dem Shinigami nur die Frage, um was sich Sebastian so sorgte? Vorsichtig tippte er dem gut aussehenden Dämon auf die Schulter und erlangte dessen Aufmerksamkeit zurück.
 

Etwas sagen konnte Grell jedoch nicht, da der Schwarzhaarige schweigsam seinen Weg fortsetzte, ohne dabei auf sein Anhängsel zu achten, welcher seinen Kopf leicht neigte. "Sebastian... Was ist los?" fragte er ihn direkt, doch eine Antwort blieb aus, weswegen Grell sich ebenfalls in Bewegung setzte und nun wieder neben dem Schwarzhaarigen lief. Irgendwie musste er doch Sebastian dazu bewegen, mit ihm zu sprechen, oder? Und da erblickte er auch schon seine Chance auf der anderen Straßenseite, ehe er den Arm des Älteren ergriff und ihn zum Stillstand brachte.
 

"Nun bleib doch mal stehen. Lass uns in das Café dort drüben gehen und dann erklärst du mir, wieso du eben so besorgt warst". Nur widerwillig ließ sich der Butler über die Straße ziehen, denn eigentlich wollte er in Ruhe über die eben gefühlten Empfindungen nachdenken. Sein junger Herr fühlte sich nicht wohl und Sebastian musste unbedingt die Gründe in Erfahrung bringen. Sollte er vielleicht einfach diesen lächerlichen Befehl missachten und stattdessen zum Anwesen zurückkehren? Nein, er missachtete niemals Befehle, also würde er noch eine Weile mit dem verliebten Shinigami auskommen müssen. Vielleicht konnte er sich sogar mit Grell gepflegt unterhalten, aber seine Sorge um den jungen Phantomhive würde sein gehütetes Geheimnis bleiben.
 

Wenige Minuten später saßen Grell und Sebastian bereits an einem Tisch nahe beim Fenster und bestellten sich Tee. Nun, der verliebte Shinigami hatte sich noch ein Eis bestellt, obwohl er zuvor noch über die eisige Kälte gejammert hatte. "Du übernimmst doch sicherlich die Rechnung, nicht wahr, Sebastian? Ich besitze nämlich kein Geld" eröffnete Grell nebenbei und zwinkerte dem Schwarzhaarigen zu. Sebastian konnte nur leicht den Kopf über diese Bemerkung schütteln und einmal mehr war er froh, dass er jeden Monat ein großzügiges Gehalt erhielt, obwohl er selbst auch nichts mit Geld anfangen konnte. Jedoch meinte sein junger Herr, dass er ihn bezahlen wolle, da nun mal der Vertrag nicht mehr existierte.
 

"Nun rede doch mal mit mir. Du benimmst dich irgendwie...". Überlegend nahm Grell den Löffel in den Mund und ließ sich das Eis auf der Zunge zergehen. Dann fiel ihm doch ein passendes Wort ein, um Sebastian's derzeitiges Verhalten zu benennen. "Merkwürdig... Du bist doch sonst immer so gelassen, aber irgendwie wirkst du bedrückt. Weißt du... Männer mit bedrückten Gesichtsausdruck finde ich sehr unattraktiv". Eigentlich hatte sich der Rothaarige schon eine Antwort erhofft, doch der Ältere blickte weiterhin stur aus dem Fenster und verfolgte mit den Augen die Schneeflocken, welche vom Himmel fielen.
 

"Also schön... Ich schlage dir ein Geschäft vor" murrte der Shinigami nach wenigen Minuten, denn er wollte nicht länger ignoriert werden. Zwar handelte er nun gegen den Bengel, aber anders käme er wohl nicht an die Wahrheit, oder zumindest hinter Sebastian's seltsames Verhalten. Der Butler sah Grell noch einige Sekunden in die Augen, welche leichte Verärgerung ausdrückten, ehe er sich seiner Tasse Tee zuwendete und einen Schluck zu sich nahm.
 

"Ein Geschäft? Willst du dich über mich lustig machen?" wollte der Schwarzhaarige ruhig wissen und wartete die Antwort ab, welche der Rothaarige wenige Sekunden später grinsend gab. "Nein... Wo denkst du nur hin? Wie könnte ich mich über den Mann lustig machen, dem mein Herz gehört?". Sebastian blickte wieder in die Teetasse und dachte über den doch schon seltsamen Vorschlag nach. Natürlich wusste er von der Liebe, die ihm Grell entgegen brachte, aber Sebastian erwiderte diese Liebe nun mal nicht. Seine Liebe galt seinem jungen Herren, dessen Gefühle er noch immer deutlich spüren konnte. Es war für ihn wie eine Qual, denn er saß hier tatenlos rum, während Ciel vermutlich in seinem Zimmer hockte und sich schlecht fühlte. Was war bloß im Anwesen vorgefallen, dass sich sein junger Herr so schlecht fühlte?
 

"Du willst doch bestimmt wissen, was der Junge mit mir besprechen wollte, oder? Vielleicht lockere ich meine Zunge, wenn du mir im Gegenzug ein paar Fragen beantwortest". Sebastian sah aufhorchend auf, denn er hätte nun nicht erwartet, dass Grell mit ihm ernsthaft verhandeln wollte. Natürlich war das Angebot verlockend, aber das er dafür irgendwelche Fragen beantworten musste, von welche er noch nicht einmal wusste, wie intim sie werden würden, war weniger schön. Nun, später konnte er sich immer noch entscheiden, ob er auf solche Fragen eine Antwort gab, oder?
 

"Einverstanden... Dann stell mir deine Fragen" willigte der Ältere ein und lehnte sich im Stuhl zurück. Nun war er wirklich gespannt, was da für Fragen auf ihm zukommen würden, aber einen leichten Verdacht hegte er schon. Es musste etwas mit diesem lächerlichen Befehl und auch mit seinem jungen Herren zutun haben. Möglicherweise wurde Grell wirklich nur benutzt, um hinter sein gehütetes Geheimnis zu kommen.
 

"Okay..." lächelte der Rothaarige und nahm den nächsten Löffel in den Mund, während er seine erste Frage in Gedanken formulierte. "Wie schon gesagt, du benimmst dich sehr merkwürdig und auch vorhin auf der Straße... Was war mit dir los?". Gut, der Anfang war gemacht und nun würde er doch hoffentlich ein paar Informationen bekommen. Vielleicht half dabei auch sein Wissen über Dämonen, denn er glaubte nicht wirklich, dass er direkte oder gar offene Antworten bekommen würde.
 

"Bin ich dir etwa Rechenschaft schuldig?" entgegnete Sebastian eisig, ehe er einen weiteren Schluck von seiner Tasse Tee nahm. Was bildete sich dieser verblödete Shinigami eigentlich ein? Es ging ihm nichts an, was vorhin auf der Straße geschehen war. Bei seinem Glück lief er, wenn er auch nur einige Worte von sich offenbarte, ins offene Messer, oder? Nein, dafür verheimlichte er seine wahren Gefühle schon zu lange, als dass er sich nun dem Rothaarigen anvertraute. Jedoch nagte diese Unwissenheit, was seinen jungen Herren betraf. Was hatte Ciel mit Grell unter vier Augen denn bloß genau besprochen?
 

"Gut, die Abmachung wird von deiner Seite aus nicht eingehalten, also sehe ich auch keinen Grund, dir überhaupt etwas zu erzählen. Ich schweige wie ein Grab" grinste Grell und nahm nun einen kräftigen Schluck von seinem Tee. Sein Eis hatte er vor einigen Minuten vertilgt, weswegen er seinen Kopf auf seine Handflächen stützte und abwartend zum Schwarzhaarigen blickte. Wollte er wirklich nicht reden? Wollte er denn nicht wissen, wie hintertrieben der junge Herr eigentlich war?
 

Sebastian biss sich auf die Unterlippe, denn er fühlte sich in Bedrängnis gebracht. Auf der einen Seite wollte er natürlich wissen, was der junge Herr wohl mit Grell besprochen hatte, doch auf der anderen Seite durfte er sich nicht verraten. Er ahnte soviel und jeder noch so kleinste Fehler könnte sein Untergang bedeuten. Am Ende schickte Ciel ihn noch fort und dann? Dann war er, bis er irgendwann starb und das kam bei Dämonen selten vor, unglücklich in seinen jungen Herren verliebt. Eine Liebe, die ein Dämon entwickelte, war nun mal für die Ewigkeit bestimmt und deswegen musste er schweigen, auch wenn er sich dadurch selbst verletzte, aber immerhin konnte er so in der Nähe des jungen Grafen bleiben.
 

"Du leidest... Warum? Dämonen leiden nicht oft, aber du...". "Sei doch endlich still" zischte der Schwarzhaarige und senkte seinen Kopf. Super, dachte sich Sebastian insgeheim. Nun verlor er auch noch seine sonstige Fassung, obwohl ihm Grell nichts Böses wollte. "Ich bitte um Verzeihung" hauchte er leise und stützte sein Gesicht in seine Hände. Diese ganze Verheimlichung wurde ihm allmählich zuviel. Wieso hatte Ciel auch nach den Gründen fragen müssen? Es hatte drei lange Jahre ohne ein Wort funktioniert und nun wurde er von allen Seiten ausgefragt.
 

"Sebastian... Der Junge macht sich Sorgen um dich. Er...". Nun war es der Rothaarige, welcher sich hart auf die Unterlippe biss. Er musste schweigen, sonst machte ihm Ciel das Leben zur Hölle. Auch wenn sein geliebter Dämon gerade zu leiden schien, er durfte ihm nicht die Wahrheit erzählen. Er konnte nur für ihn da sein und auch, wenn er sonst immer vollkommen von der Rolle zu sein schien, so besaß er ein wenig Anstand und konnte Sebastian wenigstens zuhören.
 

"Ich weiß... Ich kann ihm allerdings nicht die Wahrheit sagen. Er hat dich auf mich angesetzt, nicht wahr?" murmelte Sebastian und hob seinen Kopf. Ein seichtes Nicken war Grell's Antwort und somit konnte sich der Butler sicher sein, dass er scheinbar doch mit dem Rothaarigen eine normale Unterhaltung pflegen konnte. "Er sagte, dass du verliebt bist. Er sagte mir viele merkwürdige Dinge und weil ich scharf auf ein Date mit dir war... Das Angebot war zu verlockend, als es ablehnen zu können. Allerdings mache ich mir nun auch Sorgen, weil ich dich so nicht kenne. Wieso leidest du so sehr? Die Person, die du liebst, bin nicht ich...". Grell blickte auf die Tischplatte, denn wenn der Ältere ihn lieben würde, müsste er doch nicht leiden. Aus dieser Schlussfolgerung zog der Shinigami, dass es sich vermutlich um eine andere Person handeln musste, oder?
 

Sebastian ließ seine Hände sinken und sah nun Grell bemitleidend an. Er wollte dessen Gefühle nicht verletzen, aber er musste es tun, weswegen er ein seichtes Nicken andeutete. Gefühle konnten nicht erzwungen werden und obwohl der Rothaarige sich ständig an ihm klammerte, so schien er dennoch zu wissen, wann eine Grenze erreicht war. Grell blickte nun auch wieder auf, in die rot schimmernden Seen, welche nun unerwartet Mitgefühl zeigten. Warum? Er wusste zwar, dass ein Dämon Gefühle besaß, aber mit Mitgefühl hätte er nun nicht gerechnet. Irgendwie stimmte es ihm dennoch glücklich, dem sonst so kalten und abweisenden Sebastian nicht völlig egal zu sein.
 

"Sebastian... Sag mir doch einfach die Wahrheit und... Keine Sorge, ich werde deinem jungen Herren nichts erzählen. Ich werde ihm einfach sagen, dass du mich angeschwiegen hast. Vertrau mir, ich werde dich nicht hintergehen". Grell wollte doch einfach nur den Namen der Person wissen, welche nun Sebastian's Herz besaß. Kannte er die Person? Vielleicht, aber im Endeffekt konnte der Shinigami nur hoffen, dass der Ältere ihm genügend Vertrauen schenkte. Er würde nichts verraten, denn nun wusste er, dass sich sein Schwarm wahrlich beschissen fühlte.
 

"Ciel Phantomhive... Mein damaliger Vertragspartner". Nur leise glitten diese Worte über die Lippen des Schwarzhaarigen und dennoch hatte Grell das Gefühl, als habe er sich gerade verhört. Sebastian hatte sich in den Jungen verliebt? In den kleinen Bengel, welcher immer so kalt wirkte? Vielleicht wurde er auch gerade veralbert? Nein, dafür war dieser Blick, mit welchen er angesehen wurde, eindeutig zu ernst. Unglaublich, war der nächste Gedanke des Rothaarigen, ehe er ein mildes Lächeln auflegte. Eigentlich hätte er es sich doch denken können, oder? Der Vertrag zwischen einem Dämon und einem Menschen währte nur so lange, bis das Ziel des Menschen erreicht wurde. Ciel hatte sein Ziel schon vor drei Jahren erreicht und dennoch war Sebastian an seiner Seite geblieben. Nun ergab wirklich alles Sinn.
 

"Du solltest es ihm sagen, Sebastian. Er ist dein damaliger Meister und hat ein Recht darauf zu erfahren, warum du bei ihm bleibst. Er macht sich Sorgen, wie ich schon sagte und... Du machst dich nur selbst kaputt. Auch ein Dämon kann an einer unerwiderten Liebe zugrunde gehen, oder etwa nicht?". Nur ein leiser Ratschlag, denn er würde es Ciel sicherlich nicht auf die Nase binden. In solchen Gefühlen mischte sich Grell jedenfalls nicht ein, weswegen er sich wortlos erhob und zur Türe deutete. "Du machst dir Sorgen um den Bengel, oder? Lass uns zurück zum Anwesen fahren, damit du dich versichern kannst, dass es ihm gut geht".
 

"Grell, ich...". Ein Zeigefinger legte sich auf die blassen Lippen, während sich der Shinigami leicht vorbeugte, um mit Sebastian auf gleicher Augenhöhe zu kommen. "Es ist in Ordnung, Sebastian. Es ist jedoch sehr schade, dass ich nicht der Erste sein darf, der deine Lippen berührt" hauchte der Rothaarige leise und legte seine Lippen auf die Wange des Älteren. Einige Sekunden herrschte absolute Stille zwischen ihnen und nur die umstehenden Menschen an den Tischen unterhielten sich leise. Warum? Wieso zeigte der Shinigami soviel Verständnis, obwohl er ihn doch unter allen Umständen besitzen wollte? Wieso konnte er ihn nicht verstehen?
 

"Gehen wir, Sebastian. Lass dir meine Worte durch den Kopf gehen und triff deine Entscheidung. Es ist nicht meine Aufgabe, dem Jungen zu erzählen, in wem du verliebt bist". Ein kleines Lächeln erschien nun auf Sebastian's Lippen, ehe er sich ebenfalls erhob und etwas Geld auf dem Tisch legte. So hatte er sich ihre Unterhaltung wirklich nicht vorgestellt, aber es erfreute ihn doch sehr, dass er in dem sonst so bescheuert wirkenden Shinigami so etwas wie einen Freund gefunden hatte.
 

Kaum betraten sie diese eisige Kälte, schon schlang Grell seine Arme um seinen Körper. Er mochte den Winter nicht sonderlich und blieb dann meist lieber im warmen Heim, wenn er die Welt der Todesgötter so nennen durfte. Ein Mantel, welcher ihm über die Schulter gelegt wurde, ließ ihn jedoch verwundert aufsehen. Nein, dachte er sich. Sebastian hatte ihm nun nicht den Mantel um die Schultern gelegt, oder?
 

"Beeil dich, Grell. Es ist sehr kalt ohne Mantel" murmelte Sebastian und blickte sich um, ehe er sich in Bewegung setzte. Grell blieb noch einige Sekunden an Ort und Stelle stehen, um das eben Erlebte zu verarbeiten, ehe er sich dem Älteren eiligst anschloss. Ja, Sebastian konnte ein Gentleman sein, wenn er wollte, aber er wusste sehr wohl, was es mit dem Mantel auf sich hatte. "Es ist wirklich in Ordnung" murmelte er nochmals und harkte sich beim Schwarzhaarigen ein, dessen Kopf erneut ein leichtes Nicken andeutete. Zusammen kehrten sie schließlich zur Kutsche zurück, mit welcher sie hierher gekommen waren und stiegen ins warme Innere. Das Anwesen war ihr nächstes und letztes Ziel und Grell hoffte inständig, dass sich sein Schwarm richtig entscheiden würde.

Ciel's verletzliche Seite!

Die Hälfte des Rückweges hatte die Kutsche schon überwunden, doch noch immer war Sebastian in der Lage, die Gefühle seines jungen Herren zu spüren. Was war bloß in seiner Abwesenheit passiert? Hätte er wirklich den Befehl verweigern sollen? Der Schwarzhaarige wusste es nicht und blickte wieder aus dem Fenster. Er nahm die Stimme des Rothaarigen erst gar nicht wahr, welcher ihn mindestens schon drei Mal angesprochen haben musste.
 

"Sebastian... Jetzt erzähl mir doch endlich, warum du so beunruhigt bist?" murrte Grell und stieß dem Älteren grob in die Seite, damit er endlich eine Antwort erhielt. Tatsächlich wurde ihm die gewünschte Aufmerksamkeit geschenkt, doch schien Sebastian seine Frage nicht verstanden zu haben, weswegen er nochmals seine Stimme erhob. "Was ist los?" fragte der Shinigami nun viel ruhiger und sah Sebastian abwartend an.
 

Es dauerte eine Weile, bis sich der Ältere zu einer Antwort durchringen konnte, während er seinen rechten Arm um die Schulter Grell's legte, dessen Kopf schon die ganze Zeit auf seiner Schulter ruhte. Schließlich wusste er um dessen Gefühle und wollte ihm wenigstens ein bisschen Trost spenden. "Ich kann seine Gefühle wahrnehmen. Auf weiter Entfernung ist es mir möglich, über den jungen Herr zu wachen, auch ohne Vertragsbindung. Es ist wie ein Warnsignal, damit ich, so schnell es mir möglich ist, zu ihm zurückkehre".
 

Der Shinigami nickte leicht, denn von dieser Fähigkeit der Dämonen hatte er gehört. Allerdings erwachte diese Fähigkeit nur, wenn der Dämon stärkere Gefühle für das auserwählte Wesen empfand. Also stimmte es wirklich. Sebastian war in seinem früheren Vertragspartner verliebt. "Hast du Angst, dass der Junge deine Gefühle nicht versteht? Du kannst doch nicht bis zu seinem Lebensende schweigen, ohne wenigstens einen Versuch unternommen zu haben. Vielleicht mag er dich auch sehr und... Vielleicht würde er auch solche Gefühle für dich entwickeln". Er wollte seinem Schwarm doch nur ein bisschen helfen, denn wenn er weiterhin schwieg, würde er doch nur an dieser einseitigen Liebe zugrunde gehen.
 

"In diesem Punkt beneide ich die Todesgötter doch ein wenig. Ihr könnt über solche Gefühle hinweg kommen, während ein Dämon nur ein einziges Mal liebt. Eine Liebe für die Ewigkeit". Grell biss sich auf die Unterlippe, da er davon natürlich auch wusste. Und bei dieser Tatsache fiel ihm noch eine Kleinigkeit ein, die ihm wahrlich Herzschmerz bereitete. Ein Dämon lebte doch über Jahrtausende, während ein Mensch nur ein sehr kurzes Leben besaß. Jahrhunderte vergingen für Todesgötter und auch Dämonen ziemlich schnell, weswegen die gegebene Zeit viel zu kurz erschien.
 

"Du machst dir ernsthafte Sorgen um mich? Ich hätte nie erwartet, dass ich mich gerade mit dir so normal unterhalten könnte und...". "Du bist vielleicht ein Idiot. Ist es denn nicht natürlich, dass ich mir Sorgen um dich mache? Ich weiß doch schließlich, wie sich eine einseitige Liebe anfühlt" unterbrach der Shinigami die höhnisch klingenden Worte des Schwarzhaarigen, auf dessen Lippen nun ein zaghaftes Lächeln erschien. Sanft strich der Ältere mit seiner behandschuhten Hand durch das lange rote Haar, während er seinen Kopf auf dessen Schopf sinken ließ. Irgendwie beruhigte ihn diese Nähe ungemein, auch wenn er gerade einen Todesgott in den Arm hielt.
 

"Will sagte einst, dass ein Dämon sehr übel riecht" murmelte Grell plötzlich, nicht ohne dabei ein belustigtes Grinsen aufzulegen. "Und? Stimmst du dieser Behauptung zu?" erwiderte Sebastian ebenso belustigt, denn natürlich gab es vereinzelte Gerüchte über Dämonen, welche allerdings nicht immer der Wahrheit entsprechen mussten. Seicht schüttelte Grell seinen Kopf, ehe er in die roten Augen des Schwarzhaarigen blickte, dessen Hand nun leicht über seine Wange fuhr. "Nein... Ich kann dieser Behauptung nicht zustimmen, weil mich dein Geruch eigentlich mehr anzieht. Außerdem habe ich gewusst, dass du auch eine liebevolle Seite besitzt. Fazit... Dämonen sind im Grunde gar nicht so übel, wie meine Kollegen immer zu sagen pflegen".
 

Der Butler konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken, während er ein weiteres Mal mit seiner Hand durch das rote Haar fuhr. "Ein Tipp für die Zukunft, Grell. Nicht jeder Dämon besitzt eine liebevolle Art, also nimm dich in Acht und...". Sebastian unterbrach seinen Ratschlag und hob seinen Kopf, um der eben vorbei gefahrenen Kutsche seine Aufmerksamkeit zu schenken. "Das war doch..." murmelte der Ältere und schob den Shinigami von sich, ehe er die Türe der Kutsche öffnete. Das war doch eben die Kutsche von Lady Elizabeth gewesen, keinen Zweifel möglich, aber wieso hatte sie das Anwesen verlassen? Eigentlich sollte sie doch über Nacht bleiben, jedenfalls war er darüber so informiert worden.
 

"Sebastian, was..." wollte Grell einwenden, doch im nächsten Moment wurde er auf zwei starke Arme gehoben, weswegen er leicht errötete. "Tanaka... Wir nehmen eine Abkürzung. Fahren Sie wie gewohnt weiter" rief Sebastian dem alten Mann zu und sprang mit dem Shinigami auf den Armen aus der Kutsche. Die Fahrt würde noch mindestens eine halbe Stunde dauern und so lange wollte und konnte der besorgte Butler nicht mehr warten.
 

"Sebastian... Nicht so schnell... Ich falle noch runter" beschwerte sich der Rothaarige und krallte sich am Jackett des Älteren fest, da er noch immer dessen Mantel trug. So unentspannt hatte er seinen Schwarm wirklich noch nie erlebt und die Tatsache, dass der gut aussehende Dämon ihn sogar trug, gab Grell wahrlich zu denken. "In fünf Minuten erreichen wir das Anwesen und... Ich muss dich um einen großen Gefallen bitten, Grell" erwiderte Sebastian und sprang über einige hohe Bäume hinweg, ehe er das Anwesen tatsächlich in einiger Entfernung erblicken konnte.
 

"Einen Gefallen?" keuchte Grell erschrocken und vergrub sein Gesicht in der Halsbeuge des Schwarzhaarigen. Sebastian war doch wahnsinnig, oder? Wieso machte er überhaupt solchen Wind und um was für einen Gefallen handelte es sich wohl? "Lüge für mich... Ich kann meinen jungen Herren nicht belügen. Würdest du das für mich tun?" wollte Sebastian schließlich in Erfahrung bringen, denn selbst wenn er seine Prinzipien über den Haufen werfen würde, nur um dem jungen Grafen eine Lüge auftischen zu wollen, Ciel würde diese Lüge durchschauen. Da sein junger Herr die Hilfe des Rothaarigen jedoch in Anspruch genommen hatte, musste Grell für ihn lügen. Nur eine kleine Notlüge, damit er sein Geheimnis weiterhin wahren konnte.
 

"Ich habe dir doch gesagt, dass ich schweigen werde. Ich halte mich aus solchen Sachen raus, weil ich sonst hinterher der Dumme bin". Grell verschränkte seine Arme vor der Brust, ehe sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Nun standen sie im Garten des großen Anwesens, in welches sich vermutlich der Junge aufhielt. Sachte wurde der Shinigami abgesetzt, ehe Sebastian seine Gestalt etwas straffte. Es sollte nun mal nicht so aussehen, als habe er sich hierher beeilt, obwohl der Rothaarige dieses Verhalten schon ein wenig lächerlich fand. Sebastian sollte einfach offen über seine Gefühle reden, aber scheinbar wollte er auch weiterhin ein großes Geheimnis wegen des Vertragsbruches machen.
 

"Ich spüre seine Gefühle nur noch minimal" murmelte der Ältere und erklomm die Stufen, ehe er die massive Tür öffnete. Leises Gemurmel war zu hören, ehe er Finnian und Meirin erblickte, welche sich aufgeregt unterhielten. Scheinbar war die so plötzliche Abreise der jungen Dame das momentane Gesprächsthema, ehe er Grell hinter sich spüren konnte, welcher nun auch einen neugierigen Blick riskierte.
 

"Was ist denn passiert?" wisperte der Shinigami dem gut aussehenden Dämonen zu, dessen Schultern seicht zuckten. Woher sollte er das denn wissen, dachte sich Sebastian und trat in die große Villa und direkt auf seine Kollegen zu, wenn er sie denn so nennen durfte. "Sebastian... Gut, dass du wieder da bist" rief Meirin aufgeregt und rannte ihm geradewegs in die Arme, da sie über ihren linken Fuß gestolpert war. Finny setzte sich langsamer in Bewegung, ehe er vor dem Schwarzhaarigen stand und ihn verunsichert musterte.
 

"Was ist passiert? Ich habe die Kutsche von Lady Elizabeth gesehen und...". "Etwas Schreckliches... Ich wollte dem jungen Herren und Lady Elizabeth nur Tee und Kuchen bringen und... Die junge Dame ist weinend zur Tür geeilt und meinte, sie würde nie wieder kommen" erklärte Meirin noch immer aufgeregt, während sie sich von Sebastian löste und ihre Brille zurecht rückte. Der Blonde tippte seine Zeigefinger aufeinander, ehe er ebenfalls kleinlaut die Stimme erhob. "Unser junger Herr hat sich in seinem Schlafgemach eingeschlossen und weigert sich vehement zu reden. Ich glaube, dass er sogar weint".
 

"Wie bitte?" erwiderte Sebastian und lief eiligst die Stufen hinauf. Sein junger Herr weinte? Wieso denn nur? Lady Elizabeth wollte nie wieder kommen? Sie hätte angeblich auch fürchterlich geweint? Verdammt, so viele Fragen herrschten in seinem Kopf, weswegen er sich zum Schlafgemach des jungen Grafen beeilte. Vor der Tür straffte er nochmals seinen noblen Anzug, atmete tief durch und klopfte schließlich an die Tür. Hinter sich hörte er die Schritte des Rothaarigen und dessen Atmung, da er ihm scheinbar sofort hinterher geeilt war. Nur kurz schenkte er Grell seine Aufmerksamkeit, ehe er die leise Stimme seines jungen Herren hörte. Nur sehr leise und gedämpft durch die Tür hindurch.
 

"Ich sagte doch, ich will meine Ruhe". Ruhe? Nein, der junge Herr wollte mit Sicherheit nicht seine Ruhe, sonst hätte er andere Gefühle gespürt. Wieso log der Kleine nun schon wieder, obwohl er sich allein gelassen fühlte? Was war denn nur passiert? Die Lady war weinend abgereist und Sebastian wollte nun endlich wissen, was in seiner Abwesenheit vorgefallen war.
 

"Ciel... Du kannst mich nicht belügen, also öffne mir die Tür" murmelte Sebastian schließlich, denn er wollte sich nicht abwimmeln lassen. Erst nach einigen Minuten hörte er leise Schritte hinter der Tür, ehe der Schlüssel gedreht wurde. Die Tür wurde schließlich geöffnet und zum Vorschein kam ein junger Graf, dessen Gesicht dem Butler wahrlich erschütterte. Nein, der Heulkrampf heute Morgen war nichts im Vergleich zu dem, was er nun zu Gesicht bekam. Was war denn nur passiert, dass sein junger Herr so verbittert weinte?
 

"Sebastian..." hauchte Ciel und wurde sofort in die Arme geschlossen, während sich weitere Tränen in seinen Augen bildeten. "Was ist passiert? Warum ist Lady Elizabeth abgereist?" wollte der Butler leise in Erfahrung bringen, ehe er den Jungen auf seine Arme hob und ihn hinüber zum Bett trug. Auf der Bettkante setzte er ihn ab, während er ihm vereinzelte Tränen aus dem Gesicht wischte. Wie lange weinte sein junger Herr wohl schon? Seine Augen waren total gerötet und das Gesicht total blass. Warum war er nur gegangen, anstatt sich gegen diesen dummen Befehl zu stellen?
 

"Ich habe..." schaffte es der Jüngere über die Lippen zu bringen, doch spürte er nach wenigen Sekunden einen Zeigefinger auf seine Lippen, weswegen er wieder verstummte. Aus verschleierten Augen sah er zu seinem Butler auf, welcher seicht den Kopf schüttelte und ihm ein zaghaftes Lächeln schenkte. "Beruhige dich erstmal. Ich mache dir inzwischen einen Beruhigungstee" wisperte Sebastian und strich seinem jungen Herren über den Kopf, während er sich wieder erhob und gemächlich das Zimmer verließ. Erstmal sollte sich Ciel beruhigen und dann würde er die Fragen des Älteren sicherlich beantworten können.
 

Kaum stand er draußen auf dem Gang, schon spürte er eine Hand auf seiner Schulter, ehe er in das verwirrte Gesicht des Rothaarigen blickte. Kein Wunder, war Sebastian's Gedanke, denn der Shinigami hatte seinen jungen Herren noch nie so aufgelöst gesehen und er würde ihn auch nie mehr so zu Gesicht bekommen. Der Butler würde nun alles daran setzen, um dem Jungen wieder ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.
 

"Ähm... Bist du sicher, dass ich mit ihm reden soll? Ich meine...". "Warte einen Moment und setze dich im Nebenzimmer hin. Mein junger Herr braucht erstmal ein bisschen Zeit und... Wenn du willst, dann bereite ich dir das Gästezimmer vor" unterbrach der Schwarzhaarige den Rothaarigen und setzte seinen Weg fort. Erstmal einen Tee zubereiten und dann könne er sich langsam mit dem Jüngeren unterhalten.
 

Grell blieb gar keine Zeit, um seine Entscheidung mitzuteilen, weswegen er sich ins Nebenzimmer, sein angebotenes Gästezimmer, begab und sich dort aufs Bett setzte. Gut, er würde vorerst warten, denn mit der Einladung war er sich noch ein wenig unschlüssig. Nur den heutigen Tag hatte er frei bekommen, aber ab morgen Früh musste er sich wieder zum Dienst melden. Erstmal abwarten und vielleicht ging es dem Kleinen nach einem ruhigen Gespräch mit Sebastian wieder besser. Einfach unglaublich, denn so zerbrechlich hatte er den Bengel noch nie gesehen. Schon eigenartig, aber diese Tatsache zeigte dem Shinigami, dass selbst der sonst so kalte Jüngling einfach nur ein junger Teenager war, welcher selbstverständlich auch Gefühle besaß.
 

Ciel saß auf dem Bett, die Arme um die Beine geschlungen, während sein Kinn auf seinen Knien ruhte. Er wusste selbst nicht so genau, warum er sich seit gefühlten drei Stunden die Augen aus dem Kopf weinte, obwohl er doch Lizzy den Laufpass gegeben hatte. War es denn wirklich nur der Einsamkeit wegen? Bevor er sich in seinem Zimmer eingeschlossen hatte, hatte er seine Angestellten befragt, ob Sebastian vielleicht doch wieder hier im Anwesen war, doch Meirin hatte nur gemeint, er würde vermutlich erst am späten Abend wieder da sein. Diese Tatsache hatte ihm den Halt genommen, welchen er so dringend gesucht hatte und so war er schlussendlich in sein Schlafgemach gegangen, mit der Ausrede, er wolle für längere Zeit nicht mehr gestört werden.
 

Ein zaghaftes Klopfen ließ ihn wieder aufsehen, in die rot schimmernden Augen des Älteren, dessen Hände nun das Tablett mit dem frisch gebrühten Tee auf dem Nachtschrank abstellten. Eine Tasse wurde mit dem frischen Tee gefüllt, ehe Sebastian dem jungen Herren die Tasse reichte. Erst nach wenigen Minuten löste Ciel seine Hand von seinem Bein und nahm die Tasse entgegen, während er seinen Blick erneut senkte. Er wollte und konnte seinem Vertrauten nun nicht in die Augen blicken. Verdammt, erst heute Morgen hatte er so viele Tränen vergossen, durch einen dämlichen Traum und nun zeigte er schon wieder seine verletzliche Seite, welche er eigentlich immer verbarg. Warum? Wieso hatte sich der junge Graf nur so sehr verändert?
 

Sebastian setzte sich auf die Bettkante, während er den Jüngeren eingehend musterte. Sollte er nun seine Fragen stellen, oder doch noch lieber warten, bis sich Ciel vollends beruhigt hatte? Wieso liefen ihm die Tränen nur so sehr an den Wangen hinunter? Wieso musste er diese unendliche Traurigkeit in den blauen Seelenspiegel sehen? Was stimmte dem Jungen denn nur so traurig? Er fühlte sich allein, aber warum fühlte er sich so, obwohl Sebastian nun neben ihm saß?
 

Ciel nahm einen kurzen Schluck von seiner Teetasse, ehe er wieder zum Älteren aufblickte, dessen rote Seen einen besorgten Ausdruck angenommen hatten. "Ich habe mir meine Zukunft zerstört..." murmelte der Jüngere leise, während er seine Tasse zurück auf das Tablett stellte, nur um wieder seine Beine mit den Armen zu umschlingen. "Ich habe Elizabeth die Wahrheit gesagt und nun... Nun bin ich allein und werde niemals heiraten können". Sebastian überhörte den Hohn über sich selbst aus der Stimme des jungen Grafen und schloss ihn stattdessen in seine Arme. Ciel hatte also die Wahrheit gegenüber der Lady erläutert und die Verlobung aufgelöst? Sicher, der Status des jungen Phantomhive würde vermutlich sinken, in der ersten Zeit zumindest, aber deswegen war doch nicht seine Zukunft zerstört, oder?
 

"Du bist nicht allein" murmelte Sebastian nahe dem Ohr des Kleineren, dessen Augen sich erneut mit salzigen Tränen füllten. Ein leises Schluchzen erfüllte den ruhigen Raum, während Sebastian den aufgelösten Jungen auf seinen Schoß zog, nur um ihm noch enger an seine Brust zu ziehen. "Ich bleibe bei dir und deswegen wirst du niemals alleine sein" setzte der Butler noch hinzu und strich durch die weichen Haare Ciel's, dessen Hände sich in seinem Jackett klammerten. So oft hatte sich Ciel nie etwas anmerken lassen, hatte immer den Undurchschaubaren gespielt und doch wusste Sebastian um diese verletzliche Seite, welche ihm bisher nur sehr selten gezeigt wurde. Vor allem nicht so, wie es nun der Fall war.
 

"Ich habe dir doch ein Versprechen gegeben, erinnerst du dich noch?". Langsam nickte der Jüngere, denn natürlich wusste er, von welches Versprechen hier gesprochen wurde. Es gab nur ein einziges Versprechen, an dass sich Ciel erinnern konnte und obwohl ihr Vertrag schon so lange nicht mehr existierte, so hatte der junge Graf oftmals das Gefühl, als würde dieses Versprechen den Dämon und ihn miteinander verbinden. "Bis zum bitteren Ende wirst du an meiner Seite bleiben. Auch wenn dein Körper zerstört werden würde, du würdest trotzdem über mich wachen". Den Worten nickte der Schwarzhaarige zu, während er seine Hand beruhigend über Ciel's Rücken gleiten ließ. Ja, so war es und so würde es auch für alle Zeit sein. Er würde nicht von der Seite seines jungen Herren weichen, völlig gleich, ob ein Außenstehender seine Gefühle verstehen konnte.
 

Ein weiteres Klopfen ließ Sebastian jedoch aufsehen, in gold schimmernde Augen, welche unsicher ins Zimmer sahen. Nur zaghaft wagte der Shinigami einen Blick, ehe er leise eintrat und sich zu Ciel und Sebastian aufs Bett setzte. "Ich störe ungern, aber ich muss deine Einladung ablehnen, Sebastian. Ich habe keine Lust auf eine Verwarnung und deswegen werde ich mich nun auf dem Weg machen". Der Ältere nickte der Ablehnung zu, ehe er seine Augen wieder zu Ciel lenkte, dessen Gesicht sich in seinem Jackett vergrub. Ja, es war ihm unangenehm, dass nun ein Dritter sehen konnte, wie verletzlich der junge Graf manchmal war.
 

"Junge... Ich konnte Sebastian's Geheimnis zwar aufdecken, aber...". Eine kurze Pause trat ein, in welcher das Herz des Dämonen unwillkürlich schneller zu schlagen begann. Verdammt, Grell hatte ihm versprochen, dass er schweigen würde, oder? Hätte er ihm doch nicht vertrauen sollen? Was sollte er denn nun tun, wenn die Wahrheit das Tageslicht erblickte? Er würde in die Hölle zurückkehren müssen, weil Ciel ihn nicht mehr duldete, oder?
 

Der Jüngere hob seinen Kopf, nicht ohne vorher die Tränen aus seinem Gesicht zu wischen, ehe er Grell abwartend ansah. Das Sebastian's Herzschlag deutlich zugenommen hatte, hatte er natürlich bemerkt, umso mehr erweckte diese Tatsache seine kindliche Neugier. Was würde ihm der Shinigami nun erzählen? Was verbarg sich hinter all den Fakten, die er gestern Mittag und auch den heutigen Tag über sammeln hatte können. Vor allem die letzte Nacht warf Fragen auf, auf welche er nun endlich Antworten wünschte.
 

"Ich muss schweigen, weil dieses Thema von Sebastian aufgegriffen werden muss. Ich möchte mich auch nicht in solche Angelegenheiten einmischen, obwohl ich dich schon gern auf meine Todesliste setzen würde". Bei den letzten Worten erschien ein hämisches Grinsen auf Grell's Lippen, ehe jedoch der Butler sein Wort erhob. "Du findest die Haustür allein, nicht wahr?". Nickend erhob sich der Rothaarige und strich dem Jungen durchs Haar. Noch immer war es für ihn unfassbar, dass dieser kleine Bengel nun im Besitz von Sebastian's Herz sein sollte, aber er würde nun nicht den Eifersüchtigen spielen, sondern das Spielfeld verlassen.
 

Nach wenigen Minuten kehrte wieder Stille im Schlafgemach ein und Ciel dachte nun ernsthaft über die eben gefallenen Worte nach. Welchen Grund hätte der Shinigami wohl, ihn auf die Todesliste zu setzen? Er hatte ihm doch ein Date mit Sebastian ermöglicht, oder etwa nicht? War bei dem Date, wie Grell so schön meinte, vielleicht etwas passiert? Etwas, von dem der junge Graf vielleicht wissen sollte? Fakt war, der Rothaarige kannte nun Sebastian's Geheimnis und er selbst tappte immer noch im Dunkeln. Super und dabei war sein Plan doch so perfekt gewesen.
 

"Ciel? Möchtest du zu Abend essen?" wollte Sebastian in Erfahrung bringen und strich dem Jungen über die Wange. Ein leichter Rotschimmer erschien auf dem Gesicht des Kleineren, ehe er seinen Kopf etwas senkte. Warum errötete er immer, wenn sein Butler ihn so berührte? War Grell vielleicht auf ihre Nähe zueinander eifersüchtig? Ja, möglich wäre es, aber sicher konnte sich der junge Herr nicht sein, weswegen er weiter in seinen Gedanken versank. Ein bestimmtes Detail musste er doch übersehen haben, oder? Welches Puzzlestück fehlte, um die Wahrheit des Älteren endlich aufdecken zu können? Vielleicht ergab sich heute Abend noch mal eine Chance, aber zuerst würde er wirklich eine Kleinigkeit zu sich nehmen, denn nun, wo Sebastian wieder bei ihm war, verspürte er schon einen minimalen Hunger.

Das ersehnte Geständnis!

Die Uhr schlug bereits den zehnten Gong, weswegen Ciel kurz aufblickte, um die nun aktuelle Uhrzeit zu studieren. Wie lange saß er nun schon hier im Sessel und sinnierte vor sich hin? Er wusste es nicht und stützte seinen Kopf erneut auf seine linke Handfläche, während seine blauen Seen in die lodernden Flammen blickten. Sein Gemüt hatte sich mittlerweile beruhigt, Dank seines Vertrauten, dessen beruhigende Stimme immer wieder in seinen Gedanken auftauchte. "Du bist nicht allein, Ciel. Ich werde bis zu deinem Lebensende bei dir bleiben". Ja, so oft hatte Sebastian ihm diese Worte ins Ohr geflüstert und dennoch drängten sich ihm erneute Fragen auf, auf welche er noch immer keine brauchbaren Antworten zu finden vermochte.
 

Ein zaghaftes Klopfen an der Tür störte seine Gedankengänge, ehe er ein leises 'Herein' murmelte. Die Tür öffnete sich und sein Butler betrat das Zimmer, lief die wenigen Meter zum Sessel rüber und stellte schließlich ein Tablett auf einem kleinen Beistelltisch ab. Frischen Tee und ein paar Kekse konnte Ciel erkennen, als er zum Tablett schielte, ehe er wieder zum Feuer im Kamin blickte. Woher kam nur diese Lustlosigkeit? Wieso hatte er einfach das Gefühl, dass sein bisheriges Leben so sinnlos erschien? Was fehlte ihm, um das wahrhaftige Glück zu erleben? Dieses Wort klang in seinen Ohren so fremd und auch, wenn er die Bedeutung dieses Wortes erklären konnte, so hatte er dieses Gefühl bisher nur in seiner Kindheit erfahren. Ja, in seiner Kindheit, als seine Eltern noch für ihn da gewesen waren.
 

"Junger Herr... Entschuldige... Ich vergaß, dass ich dich beim Vornamen ansprechen soll". Unruhig kratzte sich Sebastian am Hinterkopf, ließ jedoch seine Hand sinken, als die blauen Seen zu ihm aufblickten und erneut einen fragenden Eindruck auf ihm machten. "Kann ich noch etwas für dich tun?" folgte ein weiterer Satz des Älteren, ehe er sich leicht vorbeugte und seine Hand auf Ciel's Kopf legte. Fast schon behutsamen glitten seine Finger durch das weiche Haar, welches er in der letzten Nacht hatte erfühlen können, ehe er bei der Wange hielt und seinen jungen Herren ein liebevolles Lächeln schenkte.
 

"Nein... Ich würde mir nur gern die Beine vertreten" erwiderte Ciel nach längerer Überlegung und blickte zum Fenster. Die düsteren Wolken waren weiter gezogen und somit kam der volle Mond und auch die klaren Sterne zum Vorschein, welche hell am Himmelszelt leuchteten. Zu gerne mochte er nun für einige Minuten in den Garten gehen, sich dort auf eine Bank setzen und einfach seinen Blick gen Himmel lenken, nur um für einige Minuten den sanften und dennoch kalten Wind zu spüren.
 

"Dann sollte ich dich wohl warm einkleiden" lächelte Sebastian und hielt seine Hand auffordernd hin, welche nach wenigen Sekunden ergriffen wurde. Zusammen gingen sie im gemächlichen Schritt zum Schlafgemach, während Sebastian seinen Gedanken freien Lauf ließ. In den letzten Stunden hatte er sich so lange um seinen jungen Herren gekümmert, immer wieder zu ihm gesagt, dass er ihn niemals alleine lassen würde und nun hatte sich Ciel's Gemüt beruhigt. Jedoch war sein junger Herr sehr still geworden, wirkte wieder so in sich gekehrt und schien noch immer mit seiner Entscheidung kämpfen zu müssen. Ja, der junge Graf hatte eine schwierige Entscheidung getroffen, auf welche Sebastian sehr stolz war.
 

Rasch wurde dem jungen Mann einen warmen Pullover angezogen, dazu einen warmen Mantel und zum Schluss einen Schal umgebunden, damit er sich bei der eisigen Kälte keine Erkältung holte. Sebastian selbst zog sich seinen schwarzen Mantel über, welchen Grell noch vor einigen Stunden getragen hatte und blickte nochmals prüfend zum Jüngeren. Gut, er hatte nichts vergessen und somit verließen sie das Schlafgemach und schritten langsam den Gang hinunter, ehe sie die große Lobby betraten.
 

Bei den Stufen nahm Sebastian seinen jungen Herren bei der Hand, so wie er es immer tat, um Ciel sicher die Treppe hinunter zu führen. Die große massiv aussehende Tür wurde von dem Butler geöffnete, ehe ihm die kühle Nachtluft entgegen schlug. Ciel verengte seine Augen kaum merklich, während er ins Freie trat und sich im Garten umblickte. "Magst du den Winter, Sebastian?" wollte er von seinem Vertrauten wissen, denn ihm war in den letzten Stunden aufgefallen, dass er sehr wenig über seinen treuen Butler wusste. Er wollte mehr von Sebastian wissen, da er scheinbar auch nicht von seiner Seite weichen mochte. Natürlich waren ihm die Gründe noch immer unbekannt, aber er würde schon noch hinter dieses mysteriöse Geheimnis kommen. Irgendwie, denn er würde nicht aufgeben.
 

Der Ältere trat die wenigen Stufen hinunter, während er sich nun ebenfalls in dem beschneiten Garten umsah. Ob er den Winter mochte? Nun ja, ein Freund von der Kälte war er sicherlich nicht, aber vielleicht konnte er seinem jungen Herren erklären, warum er den Sommer lieber begrüßte. "Ich komme aus der Hölle, Ciel. Dort existiert keine Kälte und deswegen begrüße ich lieber den Sommer". Ciel nickte leicht, auch wenn er ein wenig verunsichert war. Mit langsamen Schritten ging er einen Weg entlang, welchen er nur spärlich durch das Mondlicht erkennen konnte, ehe er die, vom Schnee bedeckte, Bank sehen konnte. Eigentlich hatte er vorgehabt, sich hier ein wenig zu setzen, aber von dieser Vorstellung konnte er sich wohl nun verabschieden.
 

Sebastian bemerkte den leicht enttäuschten Gesichtsausdruck, weswegen er mit seinen Händen die Hälfte der Bank mit seinen Händen vom Schnee befreite und sich schließlich auf den nassen Untergrund setzte. Durch den Mantel spürte er die Kälte nicht wirklich und streckte erneut seine Hand nach Ciel aus. Nach kurzer Überlegung wurde seine Hand ergriffen, ehe sich der junge Herr auf seinem Schoß setzte und sich gegen seine Brust lehnte. Ein leises Seufzen entwich dem Jüngeren, dessen Augen nun zu den Sternen aufblickten.
 

"Wenn es die Hölle gibt, dann existiert doch auch der Teufel, nicht wahr?". Ciel wusste nicht so genau, warum er ausgerechnet solche Fragen stellte, aber ein wenig mochte er schon gern wissen. Er saß hier auf dem Schoß eines Dämonen, also konnte Sebastian ihm bestimmt diese Frage beantworten, oder? Man sagte, es existiere ein Gott und wenn es einen Gott gab, obwohl der junge Graf nicht wirklich religiös war, musste es doch auch einen Teufel geben, oder?
 

"Nein... Wir Dämonen herrschen über die Hölle und verschlingen die Seelen derer, die sehr viel Leid über die Welt gebracht haben. Der Teufel ist nur ein Begriff der Menschen, um das absolute Böse zu symbolisieren. Das Böse in dem Herzen eines Menschen" erwiderte Sebastian leise, fast gehaucht, während er seine Arme vorsichtig um den Jungen auf seinem Schoß legte. Sein junger Herr war ziemlich neugierig, aber irgendwie wirkte es befreiend, mit ihm über solche belanglosen Themen zu reden. Außerdem schien Ciel langsam wieder zu sich selbst zu finden und wenn er durch dieses Gespräch erreichen konnte, dass der junge Graf seine Schweigsamkeit ablegte, würde er sich noch über Stunden mit ihm unterhalten.
 

Ciel drehte seinen Kopf, setzte sich seitlich und sah seinen Butler lange in die Augen. Das Böse in den Herzen der Menschen? Ja, selbst der junge Herr trug eine böse Seite in sich, welche in der Vergangenheit oftmals zum Vorschein gekommen war. Er war sogar über Leichen gegangen, nur um seine Eltern zu rächen. Die Stimme des Älteren holte ihn jedoch aus seinen Erinnerungen und so lauschte er den leisen Worten, welche nahe an seinem Ohr erklangen. "Das Böse kann jedoch nicht ohne das Gute existieren, so wie der Schatten nicht ohne das Licht existieren kann. Es wird immer zwei Seiten geben, auch wenn manche Menschen den festen Glauben haben, dass die Welt irgendwann den absoluten Frieden finden wird".
 

"Ich weiß..." murmelte Ciel leise und kuschelte sich enger an die Brust des Älteren, da er allmählich bemerkte, wie kalt es inzwischen war. Es war schon seltsam, dass er sich gerade mit Sebastian über solche Themen unterhielt, aber mit wem hätte er denn sonst darüber reden sollen? Er teilte die Ansichten des Schwarzhaarigen, denn Ciel selbst wusste, dass der Weltfrieden niemals eintreffen würde. Dafür gab es zuviel Schlechtes auf der Welt, oder etwa nicht? Idealismus war sowieso noch nie seine Stärke gewesen.
 

Sebastian ließ seinen Kopf ein wenig sinken, ehe er die Schulter des Jüngeren unter seinem Kinn spüren konnte, während er mit seinen Augen dessen Befinden erkundete. Ciel fror ein wenig, denn das beständige Zittern blieb ihm nicht verborgen, weswegen er seine Arme noch enger um den zierlichen Körper schlang. Warum roch dieses zarte Geschöpft in seinen Armen nur so gut? Er wollte ihn endlich berühren, ihn küssen und ihm sagen, dass er mehr für den sonst so gelassenen Butler war.
 

"Sebastian... Ich... Würdest du einen Kuss zulassen, obwohl du diese Person nicht liebst?". Eine Frage, welche Ciel schon seit einigen Stunden belastete. Zwar wechselte er nun wirklich überhastet das Thema, aber er brauchte einfach eine ehrliche Antwort. Sebastian würde ihm diese ehrliche Antwort geben, auch wenn er bereits ahnte, was sein Butler vermutlich sagen würde.
 

"Es geht um Lady Elizabeth und dich, nicht wahr? Wollte sie dich küssen?". Ein leichtes Nicken war Ciel's Antwort, ehe er den warmen Atem an seinem Ohr wahrnehmen konnte. Warum spürte er schon wieder diese Gänsehaut auf seinen Armen? Wieso fühlte er sich immer so geborgen in Sebastian's Nähe? Brauchte er diese Geborgenheit wirklich so sehr? Konnte er ohne diese Gefühle nicht länger leben, obwohl ein Dämon diese Gefühlsregungen in ihm verursachte?
 

"Erinnere dich an meine Worte von letzter Nacht und dann kennst du meine Antwort" murmelte Sebastian leise, während er seine Augen schloss und den Moment der Ruhe genoss. Der Jüngere nickte leicht, ehe er wieder zu den Sternen aufblickte, dessen Funkeln ihn unsagbar beruhigten. Ja, diese Antwort hatte er erwartet und Sebastian enttäuschte ihn auch nie. Warum? Manchmal hatte er sogar das Gefühl, als verstünden sie sich blind. Blindes Vertrauen zu einem Dämon, obwohl er noch vor Jahren seine Seele ins Visier genommen hatte. Warum dieser Sinneswandel? Verdammt, der Jüngere ertrug diese Wissenslücke langsam nicht mehr.
 

"Kannst du die Liebe mit Worten beschreiben? Ich möchte wissen, wie sich dieses Gefühl anfühlt...". Der Ältere neigte seinen Kopf ein wenig, während er seine Hand über Ciel's Wange gleiten ließ. Wie erklärte man die Liebe? Er war zwar schon sehr lange verliebt und er sehnte sich auch mit jeder Faser seines Körpers nach dem jungen Grafen, aber dieses Gefühl zu umschreiben war sicherlich nicht einfach. Dennoch würde er es versuchen, denn Ciel hatte ihm darum gebeten.
 

"Du bekommst weiche Knie, wenn du die Person siehst. Manchmal wirst du rot um die Nase, weil du dir gewisse Dinge vorstellst, sei es auch nur ein unbedeutender Kuss. Dein Bauch kribbelt angenehm, wenn dir diese Person ein kleines Lächeln schenkt und bei jeder noch so kleinsten Berührung erzitterst du...". Hoffentlich hatte er seine Gefühle, die er natürlich jeden Tag bei Ciel empfand, richtig beschrieben. Er war kein Poet und auch kein Dichter, weswegen er sich so unsicher war.
 

Der Jüngere lächelte leicht, während er seine Stirn zur Schulter des Älteren sinken ließ und ein leises Seufzen ausstieß. Sein Butler war wirklich bis über beide Ohren verliebt und die Art, wie er ihm gerade die Gefühle erklärt hatte, erwärmte sein Herz doch ein wenig. Wer wohl diese geheimnisvolle Person war? War sie ein hübscher Mensch? Bestimmt, denn Sebastian selbst war auch ein hübsches Wesen. Ein hübsches Wesen, welches auch nur geliebt werden wollte.
 

"Hast du dieser Person deine Gefühle gestanden?". Bestimmt, sonst wäre Sebastian sicherlich nicht mehr bei ihm, oder? Vermutlich traf er sich heimlich mit ihr oder ihm, wenn er nachts schlief, oder? Das leise 'Nein' ließ Ciel jedoch wieder aufsehen, verwundert und verwirrt, da er nicht verstehen konnte, warum sein Vertrauter diese Gefühle verschwieg. Er verschwieg ihm so viele Dinge und so langsam hatte er das Gefühl, als würde er sich im Kreis drehen. Irgendwas hatte er doch übersehen, oder? Ein kleiner Hinweis, warum Sebastian bei ihm blieb und warum er seine Gefühle verheimlichte.
 

"Warum? Hast du Angst vor einer Zurückweisung?". Nun war es Sebastian, dessen Kopf ein zaghaftes Nicken andeutete, ehe er sein Gesicht auf die Schulter des Jüngeren lehnte. Dieses Gespräch fiel ihm so unsagbar schwer, doch als er die Hände um sein Gesicht spürte, stieß er einen leisen Laut des Wohlgefallens aus. Zwei blaue Augen sahen ihn noch immer verwundert an, nachdem sein Gesicht angehoben wurde, ehe der Schwarzhaarige seinen jungen Herren mit der Hand durchs Haar strich und schließlich seinen Blick senkte.
 

"Ein Dämon verliebt sich nur ein einziges Mal, Ciel. Es ist nicht ganz so einfach, wie du dir das vorstellst und... Ich wünschte, ich könnte, aber... Es ist das erste Mal, dass ich so etwas wie Angst erfahre. Ein Dämon zeigt nie Angst, spürt nie Angst und trotzdem ist es so. Ich habe Angst, dass meine Gefühle verachtet werden". Irrte sich Ciel, oder horchte er da wirklich Verzweifelung aus der Stimme des Älteren? Ein Dämon verliebte sich nur einmal? Wie furchtbar, wenn man bedenken musste, dass man wahrscheinlich eine Abfuhr bekäme. Sebastian würde bis zu seinem Lebensende unglücklich werden, falls ein Dämon überhaupt starb. Deswegen auch diese Angst und diese ganzen Geheimnisse, oder? Selbst ihm sagte er kein einziges Wort, wobei ihm jedoch Grell in dem Sinn kam, welcher doch nun von Sebastian's Geheimnis wusste.
 

"Würdest du mir trotzdem den Namen verraten? Grell kennt den Namen doch auch, also warum verheimlichst du mir alles?" wollte Ciel nun endlich wissen und diesmal kam ihm der Schwarzhaarige nicht davon. Er sah auch das entsetzte Gesicht, versuchte das Entsetzen zu verstehen, aber irgendwie hatte der Jüngere das Gefühl, als fehle noch immer ein Puzzlestück. Moment, er musste nur einen Augenblick nachdenken und die Informationen zurück in sein Gedächtnis rufen, oder?
 

Gestern Mittag hatte er Meirin in sein Arbeitszimmer rufen lassen und sie hatte gemeint, Sebastian summe irgendwelche Lieder bei der Arbeit vor sich her. Ja, dieses Verhalten ließ drauf schließen, dass er glücklich war, aber da war noch etwas anderes gewesen. Meirin hatte gemeint, sein Butler sei glücklich, weil er ihm weiterhin dienen dürfe. Irgendwie passte gerade diese Information nicht in sein zurecht gelegtes Bild.
 

Wenige Minuten später war Finnian bei ihm gewesen und hatte ihm auch viele Informationen gegeben. Sebastian hätte ihm beim Schlafen beobachtet. Im Garten, in der Sommerzeit vor einem halben Jahr, als es besonders warm gewesen war. Verträumt hätte er ausgesehen, oder? Irgendwie bekam er nun ein seltsames Gefühl in der Magengegend, da ihm sein gestrig gedachter Gedanke wieder in den Sinn kam, welchen er jedoch wieder verworfen hatte. Sebastian war doch nicht in ihm verliebt, oder? Nein, der Gedanke allein war einfach nur absurd.
 

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als er eine Bewegung vor seinem Gesicht wahrnehmen konnte, ehe er wieder in die rot schimmernden Seen blickte. Sie strahlten noch immer das blanke Entsetzen aus, weswegen er nun all seinen Mut fasste, um eben diese absurde Frage zu stellen. Wohlmöglich lag er sowieso völlig falsch, oder? "Bist du in mich verliebt, Sebastian?". Ein kühler Wind umschmeichelte sein Haar, ließ ihn kurz erzittern, ehe er fröstelnd seine Arme um seinen Körper legte. Jedoch wurde er wieder an eine Brust gezogen, wurde in eine innige Umarmung geschlossen, ehe er die leise Stimme des Schwarzhaarigen vernahm.
 

"Vielleicht?" hauchte Sebastian und vergrub sein Gesicht in der Halsbeuge des Kleineren, ehe er seine Lippen hauchzart auf die samtweiche Haut des Halses ansetzte. Ein leises, jedoch erschrockenes Keuchen drang an seine Ohren, doch diese Tatsache hielt den Älteren nicht davon ab, sein Treiben fortzusetzen. Er liebte den Jungen in seinen Armen und er hatte lange genug geschwiegen. Über drei Jahre hatte er geschwiegen und nun konnte er sich nicht mehr beherrschen. Jetzt, wo sein junger Herr sowieso seine Gefühle erahnte.
 

"Sebastian, was..." keuchte Ciel erschrocken, doch im nächsten Moment schloss er seine Augen, um sich diesen fremden Empfindungen hinzugeben. Es fühlte sich so fremd an und dennoch wirkten diese Berührungen berauschend. "Sebastian... Liebst du mich? Bist du deswegen bei mir geblieben? Sag mir endlich die Wahrheit. Ich bitte dich". Er sprach nicht oft eine Bitte aus, aber unter diesen Umständen appellierte er an Sebastian's Vernunft. "Schickst du mich fort, wenn ich dir die Wahrheit sage?" entgegnete der Ältere leise, wusste er um die nicht oft ausgesprochene Bitte des jungen Grafen und wusste, nun kam er nicht mehr drum herum. Er müsse die Wahrheit sagen, ob er es wollte, oder eben nicht.
 

"Nein... Warum sollte ich... Seba...". "Die Wahrheit ist... Ich liebe dich schon seit drei langen Jahren und habe es dir verheimlicht, weil ich weiterhin dein treuer Butler bleiben wollte. Ich hatte und habe immer noch Angst vor deiner Reaktion" unterbrach er seinen jungen Herren, ehe er seine Stirn an die des Jüngeren lehnte. Seine Augen hielt er geschlossen und sog stattdessen den betörenden Geruch des Jungen in seinen Armen ein. Die Wahrheit war gesagt und nun gab es kein Zurück mehr. Was würde nun passieren? Könne der junge Graf seine Gefühle akzeptieren?
 

Ciel lächelte leicht, während er seine Hände um das Gesicht des Älteren schloss. Er hätte es wissen müssen, obwohl er es nicht für möglich gehalten hatte. Nun ergaben all die Informationen und all die Indizien einen Sinn. Der verträumte Blick des Schwarzhaarigen, die beständige Suche nach seiner Nähe und die unzähligen Berührungen. Ja, sein Butler war in ihm verliebt, aber wieso hatte er sich drei lange Jahre in Schweigen gehüllt? Er hätte doch offen mit ihm reden können, oder? Was dachte Sebastian denn nur von ihm?
 

"Dummkopf..." murmelte Ciel schließlich und strich mit beiden Daumen über die weichen Wangen, ehe sich die Augen des Älteren öffneten. Unsicher und noch immer mit einem Hauch von Angst sahen die rot schimmernden Seen in blaue Seelenspiegel, ehe der Jüngere erneut das Wort ergriff. "Sebastian, du bist wirklich ein Dummkopf. Du hättest wirklich mit mir reden können". Ein leises Lachen glitt über die so sündhaften Lippen des jungen Grafen, während er sich plötzlich in einer innigen Umarmung befand und den warmen Atem des Schwarzhaarigen dicht an seinem Ohr spüren konnte.
 

"Vielleicht..." murmelte Sebastian und legte erneut seine Lippen auf die samtweiche Haut des Jüngeren, ehe er seine Zunge leicht über dessen Ohrmuschel gleiten ließ. Wieder entfuhr dem Jungen in seinen Armen ein erschrockenes Keuchen, doch diesmal nicht ganz so laut, während er die Arme Ciel's um seinen Nacken spüren konnte. Klammernd hielt sich Ciel an seinem Butler fest, ließ seinen Kopf auf dessen Schulter sinken und gab erneut ein leises Keuchen von sich. Wohlgefallen, war der Gedanke des Schwarzhaarigen, ehe er seine Lippen um das Ohrläppchen schloss und sanft mit seinen Zähnen daran knabberte.
 

"Sebastian..." keuchte Ciel und neigte seinen Kopf ein wenig, um seinem Butler mehr Spielraum zu geben. Die roten Augen öffneten sich nur kurz, sahen den Jüngeren abschätzend an, ehe sich ein kleines Lächeln auf Sebastian's Lippen bildete. Der Kleinere war ihm gegenüber also nicht abgeneigt, aber diese Tatsache hatte er gestern Nacht schon festgestellt. Ciel fühlte sich in seiner Gegenwart geborgen und schien seine Berührungen zu genießen. Ja, sein junger Herr mochte es wohl sehr, von ihm, einem Dämon, begehrt zu werden.
 

"Ciel... Wenn du etwas nicht möchtest, dann musst du offen zu mir sein" murmelte Sebastian, denn er wollte nichts tun, was der Jüngere nicht auch wollte. Nein, er würde genügend Verständnis aufbringen, um seine Sehnsucht zu zügeln. Er liebte Ciel einfach viel zu sehr, als dass er ihn gewaltsam zu etwas zwingen wollte. Ein leichtes Nicken war die Antwort des jungen Herren, ehe ihm erneut ein leises Keuchen über die Lippen glitt. Ja, er würde offen sein, wenn er etwas nicht wollte. Er war immer offen, wenn er etwas nicht wollte und dessen musste sich Sebastian auch bewusst sein.
 

"Sebastian... Gestern Nacht, da wolltest du doch...". Der Jüngere verstummte, als die weichen Lippen, er musste es sich eingestehen, auf seiner Wangen ruhten und hauchzarte Küsse auf seiner Haut verteilten. Gott, diese Berührungen mussten doch eine Sünde sein, oder? Ja, sicherlich, denn er wurde hier von einem Dämon mit all dessen Leidenschaft verwöhnt. Wieso ließ er sich von diesen Berührungen nur so sehr mitreißen? Weil sein Vertrauter wohlmöglich genau wusste, wie er ihn berühren musste?
 

"Ja... Ich möchte deine sündigen Lippen für einen kurzen Moment in Besitz nehmen" wisperte Sebastian und überbrückte die minimale Distanz zwischen ihnen, ehe sich ihre Nasenspitzen berührten. Ciel's Atmung beschleunigte sich und eine gewisse Vorfreude breitete sich ihm aus. Warum? Sollte er seinen ersten Kuss an Sebastian verlieren? Ciel wusste es nicht und sah unruhig in seinen Schoß, während er seine Hände auf die Schultern des Schwarzhaarigen sinken ließ. Einerseits wollte er schon seinen ersten Kuss erfahren, aber er hatte immer geglaubt, er würde irgendwann ein hübsches Mädchen küssen. Doch nun saß er auf dem Schoß des Älteren, dessen Lippen nur wenige Zentimeter von den seinen entfernt waren, bereitwillig, um geküsst zu werden. Sollte er diesen Schritt wirklich wagen?
 

Sebastian bemerkte die Unruhe seines jungen Herren und legte deswegen ein aufmunterndes Lächeln auf. "Ciel... Du musst mir nicht meine Wünsche erfüllen, wenn du dich verunsichert fühlst". Sanft fuhr er mit seiner Hand über die Wange des Jüngeren, während er nochmals seine Lippen auf die samtweiche Haut legte. Ein kühler Windstoß ließ Ciel wieder frösteln, weswegen sich Sebastian mit dem jungen Herren erhob und ihn zurück zum Anwesen trug. Es war schon spät und Ciel sollte nun langsam ins Bett, da er genügend Schlaf benötigte.
 

Der Jüngere schmiegte sich an die Brust des Älteren, dessen Wärme er deutlich spüren konnte. Er fühlte sich schuldig, so unsagbar schuldig, da Sebastian sich solche Berührungen von ihm ersehnte. "Verzeih mir, Sebastian" murmelte Ciel schließlich, während er seine Augen schloss und seine Hände in den warmen Mantel verkrallte. "Du musst dich nicht entschuldigen, Ciel. Ich habe vollstes Verständnis" erwiderte Sebastian leise, ehe er nochmals seine Lippen auf die Wange seines jungen Herren legte. Ciel brauchte nun erstmal Zeit, um das eben Geschehene zu verarbeiten und diese Zeit würde Sebastian ihm geben. Er würde warten, bis sein junger Herr das Gespräch mit ihm suchte.

In Gedanken!

Seit einer geschlagenen Stunde lag Ciel nun schon in seinem Bett und versuchte endlich seinen ersehnten Schlaf zu finden. "Ich liebe dich schon seit drei langen Jahren" hallten die Worte des Älteren in seinem Kopf wieder, weswegen sich der junge Graf auf die andere Seite wälzte und einen tiefen Seufzer ausstieß. Mit allem hätte er gerechnet, aber nicht mit solchen Worten. Wie sollte er sich denn nun Sebastian gegenüber verhalten? Er konnte doch unmöglich so tun, als wäre nie etwas geschehen, oder?
 

Wieder drehte sich Ciel in seinem Bett, ehe er die Zudecke von sich strampelte und dabei seine Arme hinter dem Kopf verschränkte. Er fühlte sich einsam, weil sein Butler nicht bei ihm geblieben war. "Ich werde dich nun allein lassen, Ciel. Falls noch etwas sein sollte... Ruf mich". Ja, dass hatte der Schwarzhaarige zu ihm gesagt, bevor er sein Schlafgemach verlassen hatte. Ob Sebastian vielleicht in seinem zugewiesenen Zimmer aufzufinden war? Ciel wusste es nicht, während er sich aufsetzte und kurz seinen Blick durchs Zimmer schweifen ließ.
 

Nach wenigen Minuten beendete er seine stumme Musterung, ehe er unbeholfen in seinen Schoß blickte. Seine rechte Hand hebend, ließ er seine Finger über seine Wange gleiten, genau an den Stellen, an welchen Sebastian hauchzarte Küsse hinterlassen hatte. Mehrmals hatte er ihn geküsst und sein Butler war dabei so behutsam vorgegangen, als wäre der Jüngere ein zerbrechliches Wesen. Sein Bild von gruseligen und auch schrecklichen Dämonen veränderte sich, denn vor Sebastian hatte er keine Angst. Nein, sein Butler würde ihm nie etwas Böses tun, dessen wurde sich der junge Graf nun endlich bewusst.
 

"Liebe..." hauchte Ciel und dachte über dieses Wort nach. Es war ein starkes und auch sehr verbindendes Wort, welches nur in den Mund genommen wurde, wenn es einen triftigen Grund dafür gab. Sein Butler und auch Ciel selbst hatten in den letzten Stunden genügend Gründe gehabt, doch letzten Endes hatte der Jüngere den Schwarzhaarigen endlich zur Rede gestellt, mit dieser waghalsigen Behauptung, die sogar der Wahrheit entsprach. Und nun? Wie ging es denn nun mit Sebastian und ihm weiter?
 

"Eigentlich sieht er sehr gut aus..." murmelte der junge Herr und ertappte sich dabei, wie er sich das Gesicht des Schwarzhaarigen ins Gedächtnis rief. Okay, Sebastian hatte wirklich wunderschöne Augen, welche immer so rötlich schimmerten und auch irgendwie ausgezeichnet zu ihm passten. Dazu diese blasse Haut, samtweich und unberührt, obwohl er Letzteres nicht wirklich glauben wollte. Da war doch mal etwas mit einer Nonne gewesen, oder? Ja, die Laute waren eindeutig gewesen, aber deswegen stellte er sich nun nicht Sebastian's Gesicht vor. Zuletzt waren da noch diese schwarzen Haare, die sehr weich waren, wenn man seine Finger durch sie gleiten ließ. Ja, dieses Haar umrahmte das so perfekte Gesicht des Älteren, welcher ihm meist ein liebevolles Lächeln schenkte.
 

Moment, dachte sich der junge Graf selbst ermahnend. Schwärmte er gerade wirklich von seinem Butler? Gott, Sebastian musste sein ganzes Denken auf dem Kopf gestellt haben, oder? Genau, er war einfach nur verwirrt, weil er mit diesem Geständnis nie im Leben gerechnet hätte.
 

Schließlich schüttelte Ciel seinen Kopf, um diese wirren Gedanken zu verdrängen. Eine unangenehme Wärme breitete sich auf seinen Wangen aus und er musste nicht in den Spiegel sehen, um zu wissen, dass sich ein rötlicher Schleier auf seinem Gesicht ausgebreitet hatte. Daran war doch nur Sebastian schuld, oder? Genau, dessen Liebesgeständnis hatte den jungen Herren einfach aus der Bahn geworfen, also keinen Grund zur Sorge.
 

Wieder vergingen einige Minuten, in welche sich Ciel zu beruhigen versuchte. Nachdem er glaubte, wieder bei klarem Verstand zu sein, stieg er aus seinem Bett und lief zum Fenster, wobei er erstmal den Vorhang zur Seite ziehen musste. Der volle Mond spendete nun genügend Licht, weswegen er seinen Blick nochmals durchs Zimmer schweifen ließ. Seine Augen blieben schließlich bei einem Bommel hängen, welcher an einer Kordel befestigt war und über dem Bett hing. Er bräuchte nur einmal daran ziehen und schon würde sein höllischer Butler wenige Sekunden später erscheinen, oder? Wollte er diese Nacht auch mit dem gut aussehenden Mann verbringen, oder machte er sich im Moment nur lächerlich?
 

Nein, er wollte nicht schon wieder seine schwache und zugleich auch verletzliche Seite zeigen. In letzter Zeit weinte er für seinen eigenen Geschmack zuviel und das müsse er wieder in den Griff bekommen. Er benahm sich einfach lächerlich, oder etwa nicht? In seinem Alter und vor allem bei seinem Status, da zeigte man solche Schwäche nicht, oder? Ciel seufzte ergeben, denn er musste sich eingestehen, dass er sich in den letzten drei Jahren weitgehend verändert hatte. Seine kalte Seite war ein wenig gewichen und somit zeigte er auch manchmal ein ehrliches Lächeln. Selten, aber dennoch brachte er ein aufrichtiges Lächeln zustande.
 

Wieder zum Bommel sehend, dachte er erneut an die Möglichkeit, an der Kordel zu ziehen, um somit Sebastian zu rufen. Sollte er wirklich diese offensichtliche Schwäche ein weiteres Mal zeigen? Sollte er Sebastian zu verstehen geben, dass er diese Nacht nicht alleine sein mochte? Nun, er wollte seinem Butler keine Hoffnungen machen und vielleicht zögerte er deswegen noch.
 

"Was mache ich hier eigentlich?" fragte er leise zu sich selbst und rieb sich über seine Augen. Er dachte ernsthaft darüber nach, ob er den Schwarzhaarigen rufen sollte, aber vielleicht sollte er einfach zu ihm gehen? Zu ihm ins Zimmer? Wie würde das wohl aussehen, wenn er diese Möglichkeit tatsächlich in Betracht ziehen würde? Würde der Ältere ihn wohlmöglich belächeln? Nein, Sebastian sorgte sich immerzu um sein Wohlergehen und wenn er nun zu ihm gehen würde, würde er vermutlich mit offenen Armen empfangen werden. Ja, er würde in die Arme geschlossen werden, während die ruhige Stimme des Älteren ihm sagte, dass er bei ihm bleiben könne.
 

Mit diesen Gedanken ging er zur Tür rüber, öffnete sie leise und besah sich den dunklen Flur. Er mochte die Dunkelheit nicht sonderlich und bewegte sich auch ungern in ihr. Gut, er müsse nur rasch zur Lobby laufen, die Treppe hinunter und zur linken Tür, da dort die Zimmer von seinen Angestellten zu finden waren. Ciel selbst bezog die ganze obere Etage. Die obere Etage war sein Reich, aber dessen waren sich seine Bediensteten bewusst.
 

Mit zögerlichen Schritten ging er den Gang hinunter, nachdem er die Tür hinter sich ins Schloss gezogen hatte, während er sich immer wieder umsah. Er hasste die Dunkelheit so sehr und verabscheute auch jedes Geräusch, welches ihm durch Mark und Bein ging. Natürlich war er hier in seinem Anwesen in Sicherheit, aber dennoch machte ihm diese ruhige Idylle äußerst nervös.
 

Schließlich erreichte er die große Lobby, die Eingangshalle und blickte die Stufen hinunter. Er konnte kaum etwas erkennen, weswegen er seine Hände an das Geländer legte und vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzte. Er wollte nicht noch stürzen und somit für große Aufregung in der Nacht sorgen. Ob seine Angestellten schon schliefen? Ja, mit Sicherheit, da er auf die große Uhr schauen konnte, dessen großer und kleiner Zeiger bald vollständig auf der Zwölf lagen. Wieder auf die Stufen blickend, setzte er seinen Weg fort und erschreckte sich fast zu Tode, als die Uhr anfing zu schlagen. Der erste Schreck war schnell überwunden, doch nun beeilte er sich die restlichen Stufen hinunter, ehe er erleichtert seufzte. Normalerweise war er nicht so schreckhaft, aber ihm fehlte Sebastian an seiner Seite, der ihm vor allen Gefahren beschützen würde.
 

Mit eiligen Schritten eilte er schließlich zur Tür, öffnete diese schwungvoll und befand sich im nächsten Gang. Sebastian's Zimmer lag weit hinten, weswegen er seine Schritte beschleunigte. Völlig egal, wie albern und schwächlich er sich wohl gerade aufführte, aber er mochte nicht länger hier allein im Gang stehen und darauf warten, dass die Dunkelheit ihn umhüllte.
 

Außer Atem hielt er schließlich vor der Tür des Schwarzhaarigen, während er sich auf seinen Knien abstützte. Was machte er hier nur mitten in der Nacht? Er rannte durch die Gänge, weil er Angst vor der Dunkelheit hatte. Wie lächerlich benahm er sich denn nur? Hoffentlich fragte Sebastian nicht nach den näheren Umständen, wenn er sich schon in den Gang der Bediensteten wagte und keuchend vor dessen Zimmertür stand.
 

Erst nach wenigen Minuten beruhigte sich sein schneller Atem wieder, ehe er sich aufrichtete und seine rechte Hand auf die Türklinke legte. Nein, vielleicht sollte er erstmal anklopfen, bevor er unaufgefordert das Zimmer betrat, weswegen er seine Hand erhob und sachte an das massive Holz klopfte. Es dauerte einige Minuten, bis er begreifen konnte, dass sich sein Butler vermutlich nicht im Zimmer aufhielt, ehe er die Türklinke betätigte und einen Blick in Sebastian's Zimmer riskierte.
 

Seine Augen verengten sich, als er eben seinen Butler auf dem Bett sitzen sah, auf dessen Schoß ein kleines Kätzchen saß. Kein Wunder, dass seinem Klopfen keinerlei Beachtung geschenkt wurde, wenn Sebastian sich voll und ganz auf das kleine schwarze Kätzchen konzentrierte. Mit leisen Schritten trat er ins Zimmer ein, schloss die Türe hinter sich und räusperte sich, um auf sich Aufmerksam zu machen.
 

"Junger Herr... Ciel, was machst du hier? Wieso bist du nicht im Bett?" gab Sebastian überrascht von sich, setzte das süße Kätzchen auf den Boden ab und erhob sich vom Bett. Mit langsamen Schritten ging er auf seinem jungen Herren zu, ging vor ihm in die Hocke und fuhr mit seiner Hand durch die feinen Strähnen, welche dem Jüngeren ins Gesicht fielen. Die blauen Seen sahen ihn noch immer leicht verärgert an, doch den Grund konnte sich der Ältere nicht vorstellen, ehe hinter ihm das leise Schnurren seiner Katze erklang.
 

"Du hältst dir in deinem Zimmer eine Katze?" wollte Ciel wissen und sah an Sebastian vorbei zur Katze, dessen Kopf unaufhörlich am Bein des Älteren rieb. "Nun ja... Ich weiß, ich darf eigentlich keine Haustiere halten, aber ich habe das Kätzchen vor zwei Monaten gefunden und eigentlich... Das kleine Kätzchen war noch so klein und allein hätte es wohl nicht überlebt" berichtete Sebastian und strich mit seiner nicht behandschuhten Hand über den Kopf der kleinen Katze, welche freudig schnurrte. Er liebte Katzen einfach zu sehr, als dass er sie hätte im Garten lassen können. Möglich, dass die Mutter des kleinen Kätzchen es verloren hatte und nur deswegen hatte er sich bei Gelegenheit um die Mieze gekümmert.
 

"Es sei dir verziehen, du Katzenliebhaber" murrte Ciel und ging auf die Knie, während er seine Hand ausstreckte, an welche nach wenigen Sekunden geschnuppert wurde. Vorsichtig und schüchtern, so kam es dem jungen Herren vor, schmiegte sich das junge Kätzchen schließlich an seine Hand, ehe er leicht über ihren Kopf fuhr. Nun, so lange sich Sebastian um die Katze kümmerte und er dennoch seine Pflichten erfüllte, sah er keinerlei Problem darin, dass sich eine Katze hier im Zimmer aufhielt.
 

"Du bist aber nicht hierher gekommen, um mit mir über Katzen zu sprechen, oder?" erinnerte der Ältere seinen jungen Herren an sein plötzliches Auftauchen und das auch noch mitten in der Nacht. Zugegeben, er hatte sich eben ziemlich erschrocken, weil er, ohne Ciel zu informieren, ein Tier hier im Anwesen hielt. Nun, er hatte mit höllischen Ärger gerechnet, aber scheinbar war der Jüngere dem kleinen süßen Kätzchen nicht abgeneigt, da dessen Hand immer wieder über den Kopf des schnurrenden Tieres fuhr.
 

"Nein..." murmelte der junge Graf und erhob sich wieder, während er zum Bett ging und sich setzte. Unruhig spielte er an seinem Hemd, welches er trug und blickte in seinen Schoß. "Ich..." begann er und brach sofort wieder ab. Er wollte nicht sagen, dass er sich einsam fühlte und somit die Nähe des Schwarzhaarigen suchte. Ciel wollte nicht schon wieder seine Schwäche zeigen, obwohl sie schon deutlich wurde, allein durch sein Herkommen.
 

"Möchtest du bei mir bleiben?" wollte Sebastian in Erfahrung bringen und setzte sich zu Ciel aufs Bett, während er den Jungen eindringlich musterte. Er hätte nun nicht damit gerechnet, dass sein junger Herr so schnell wieder seine Nähe suchen würde, aber umso mehr erfreute es ihn. Ja, er hatte Ciel vermisst, obwohl er gerade mal einige Stunden von ihm getrennt gewesen war. Am liebsten wäre er bei ihm geblieben, die ganze Nacht über, aber natürlich verstand er die Gefühle des Jüngeren und würde ihm Zeit geben, um sein erbrachtes Geständnis zu verarbeiten.
 

Ein zaghaftes Nicken war die Antwort des Jüngeren, ehe die Aufmerksamkeit wieder auf das kleine Kätzchen gelenkt wurde, welches an seinen Füßen spielte. Spielerisch bewegte Ciel immer wieder seinen großen Zeh, legte dabei ein kleines Grinsen auf und beobachtete das junge Kätzchen, dessen Tatze immer wieder seinen Fuß berührte. Nun, vielleicht war ein Haustier gar nicht so schlecht, weil er im Moment sowieso nicht soviel zutun hatte.
 

Sebastian kam nicht umhin nun ebenfalls ein zaghaftes Lächeln aufzulegen, da sein junger Herr scheinbar Gefallen an das Kätzchen zu finden schien. "Möchtest du ihr einen Namen geben, Ciel?" wollte er wissen und bekam wieder die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des Jüngeren, dessen Miene nun deutlich Überraschung ausdrückte. "Ich?" murmelte Ciel und blickte wieder zu dem kleinen Kätzchen, welches sich nun auf dem Boden herum rollte und darauf wartete, nochmals gestreichelt zu werden.
 

"Ja... Mir fiel bislang kein vernünftiger Name ein" erwiderte der Schwarzhaarige, während er sich vom Bett gleiten ließ, um die Katze zu streicheln. Ciel beobachtete seinen Butler dabei, wie behutsam er mit der Mieze umging und musste unweigerlich an das Erlebte im Garten denken. Ja, Sebastian behandelte ihn, als sei er etwas Kostbares und zugleich ein sehr seltenes Wesen. Warum? Er gehörte natürlich dem Adel an, trug den Namen Phantomhive und besaß sehr viel Macht, aber reichten diese Faktoren aus, um in den roten Augen etwas Besonderes zu sein?
 

"Shirin..." murmelte Ciel schließlich, da er davon ausging, dass es sich um eine weibliche Katze handelte. Sebastian blickte nur kurz zum jungen Grafen auf, ehe seine Augen wieder auf der schnurrenden Katze ruhten. "Ein schöner Name" lächelte der Butler einverstanden und fuhr mit seiner Hand durch das schwarze Fell, bishin zum langen und flauschigen Anhängsel. Ciel erwiderte nichts, denn er hatte einfach einen Namen in dem Raum geworfen, ohne wirklich darüber nachgedacht zu haben. Stattdessen besah er sich das Bild, welches sich ihm bot und lächelte leicht, als Sebastian die kleine Shirin mit dem Zeigefinger ärgerte.
 

"Bist du nicht müde?" durchbrach der Ältere nach längerer Zeit die Stille und setzte sich wieder zu Ciel aufs Bett, dessen Hände sich auf der Bettkante abstützten, um besser Shirin zu sehen. Die blauen Augen sahen wieder zu ihm auf und Sebastian konnte sehr wohl die Müdigkeit in ihnen erkennen. "Leg dich schon mal hin, Ciel. Du bist noch sehr jung und benötigst deinen Schlaf" fügte der Schwarzhaarige noch hinzu, während er das Kissen ausschüttelte, um es seinem jungen Herren so angenehm wie nur möglich zu machen.
 

"Deine Fürsorge ist so ungewohnt und... Meinst du, dass wir genügend Platz in deinem Bett haben werden?". Skeptisch besah sich der junge Graf das viel zu kleine Bett, ehe er wieder zu Sebastian aufblickte. Der Ältere hielt inne, da er gerade dabei war, sich seines Anzuges zu entledigen. Seine Fürsorge wirkte ungewohnt? Nun, er konnte seine Fürsorge nicht einfach so abstellen, da er sich immerzu Gedanken um seinem jungen Herren machte. Was sein Bett betraf? Natürlich war sein Bett sehr viel kleiner, aber er glaubte, dass er mit Ciel dort genügend Platz finden würde.
 

"Ich bitte um Verzeihung, aber ich sorge mich ständig um dein Wohlbefinden" murmelte Sebastian schließlich und verbeugte sich leicht vor Ciel, dessen Wangen einen leichten Rotschimmer bekamen. Ja, irgendwie fühlte sich dieses Gefühl schon überwältigend an. Er wusste um die Ehrlichkeit der Gefühle, welche Sebastian ihm entgegen brachte, aber er wusste immer noch nicht, wie er eigentlich mit ihm umgehen sollte. Sollte er ein leichtes Lächeln auflegen, oder doch eher regungslos bleiben? Ciel seufzte und verdrängte diese Fragen vorerst, ehe er gänzlich aufs Bett krabbelte und sich auf die linke Betthälfte legte.
 

Sebastian registrierte natürlich, dass sein junger Herr es ihm nicht übel nahm und entledigte sich nun seines restlichen Anzuges, welchen er feinsäuberlich auf einen Stuhl legte. Für die heutige Nacht durfte er wieder seinen Dienst zur Seite schieben und sich wie ein gewöhnlicher Mensch benehmen. Kaum zu glauben, aber er hatte sich schon zu sehr an sein jetziges Dasein gewöhnt, dass er sich ein Leben ohne Ciel und ohne seine Anstellung als Butler gar nicht mehr vorstellen konnte. Der Ältere wollte jedenfalls nie mehr in die Hölle zurück und wenn dann nur, wenn sein junger Herr mit ihm käme.
 

Nochmals wendete sich der gut aussehende Butler seiner kleinen Shirin zu, strich ihr liebevoll über den Kopf und legte ein zufriedenes Lächeln auf. Nach wenigen Sekunden richtete er sich jedoch wieder auf, sah zum Bett und begegnete dem amüsiert wirkenden Blick des Jüngeren, dessen Lippen sich zu einem belustigten Grinsen verzogen haben. Warum? Was amüsierte seinem jungen Herren? Vielleicht sein jetziges Benehmen? Ciel wusste doch um seine Schwäche für Katzen, oder etwa nicht? Sebastian wusste es nicht und verscheuchte vorerst die gedanklichen Fragen und gesellte sich schließlich zu Ciel ins Bett.
 

Erst nach wenigen Minuten schaffte es der junge Graf, dass amüsierte Grinsen zu beseitigen und blickte nun den Schwarzhaarigen nachdenkend an. Ihm war natürlich bewusst, dass Sebastian seine Blicke bemerkte, aber aus einen unerfindlichen Grund konnte Ciel seine Augen nicht von ihm abwenden. Nein, viel mehr häuften sich nun die Fragen, welche er sich gedanklich stellte. Was fand ein Wesen, ein Dämon, nur an ihm? Was brachte einen Dämon aus der Hölle nur dazu, sich in ihm zu verlieben? Ciel wollte all diese Fragen beantwortet bekommen, aber er konnte doch unmöglich fragen, oder?
 

"Beschäftigt dich etwas?" murmelte Sebastian und legte seine Arme um den Jüngeren, da er nun bemerkte, wie klein sein Bett wirklich war. Sanft zog er Ciel an seine Brust, sollte er nicht aus dem Bett fallen, während er seine Hände über dessen Rücken gleiten ließ. Ein leises Seufzen streifte seine Halsbeuge und ließ Sebastian die wildesten Gedanken in den Sinn kommen, doch musste er seine Selbstbeherrschung aufrecht erhalten. Er durfte einfach nicht über seinen jungen Herren herfallen.
 

"Ich... Warum ich?" schaffte es Ciel über die Lippen zu bringen und seufzte wohlig aus, während er seine Augen genießerisch schloss. Wie in der letzten Nacht, war sein nächster Gedanke und spürte die Hände über seinen nackten Rücken gleiten. Diese Berührungen waren einfach zu schön, zu angenehm, als dass er einen Einwand hätte äußern können.
 

"Ich habe mir meine Gefühle nicht ausgesucht, Ciel. Kurz vor deinem Ziel, vor deiner Rache, entwickelten sich ungeahnte Gefühle bei mir und als du dann in meinen Armen lagst und sagtest, ich könne nun deine Seele haben... Ich konnte nicht und musste erstmal mit diesen Gefühlen ins Reine kommen. Erst Monate später wusste ich, was für Gefühle sich bei mir entwickelt hatten und ab dem Zeitpunkt wollte ich nur noch dein Butler sein". Leise und verständlich drangen diese Worte zu Ciel vor, ließen ihn über die letzten Jahre nachdenken, weil er absolut nichts bemerkt hatte. Warum? Er hätte es doch sehen müssen, hätte abwägen müssen und dennoch war er auf diesen Gedanken nicht ein einziges Mal gekommen.
 

"Bisher habe ich noch nie ein Liebesgeständnis erhalten, also... Das ist nun eine völlig neue Situation für mich" entgegnete der Jüngere ebenso leise und kuschelte sich an die Brust des Schwarzhaarigen, dessen Lippen sich wenige Sekunden später auf seiner Stirn befanden. Nur kurz verweilte Sebastian in dieser Position, ehe seine Lippen etwas tiefer wanderten, über die Wange und schließlich zum Ohr, wobei ihm der wohlige Laut aus Ciel's Mund vielversprechend erschien.
 

"Wenn ich schlafe und das ist selten der Fall, dann träume ich nur von dir. Ich träume von dir und deinen sündhaften Lippen, die ich mit meiner ganzen Hingabe küsse" säuselte er dem Jungen leise ins Ohr, weswegen erneut ein leises Seufzen, fast einem lustvollen Keuchen gleich, über Ciel's Lippen glitt. Was sagte Sebastian denn da? Wieso sagte er ihm nun solche Sachen ins Ohr? Verdammt, er wusste nicht, wie ihm geschah und presste seine rechte Hand auf seinen Mund, um weitere Laute zu unterdrücken.
 

Sanft knabberte Sebastian an dem Ohrläppchen und ließ seine Zunge über die Ohrmuschel gleiten, ehe er mit seinen Lippen etwas tiefer wanderte, nur um den sehnigen Hals in Beschlag zu nehmen. Verdammt, Ciel war in seinen Augen einfach ein perfektes Geschöpf und er wollte dieses perfekte Wesen besitzen. "Sebastian..." keuchte der Jüngere und warf seinen Kopf in den Nacken, während er seine Hände zum Kopf des Schwarzhaarigen gleiten ließ und dessen Gesicht umschloss.
 

"Sebastian... Küss mich" hauchte Ciel und sah eindringlich in die rot schimmernden Augen, welche einen überraschten Ausdruck angenommen hatten. "Yes, my..." wollte Sebastian in gewohnter Manier entgegnen, doch durch einen Zeigefinger wurde er zum Schweigen gebracht. "Das war kein Befehl, Sebastian. Das war...". Nun, was war es denn dann? Eine Bitte? Der Jüngere wusste es nicht und konnte auch keine weiteren Gedanken daran verschwenden, da sich weiche Lippen auf den seinen legten.
 

Ja, es war kein Befehl gewesen, dessen wurde sich nun auch Sebastian bewusst und bewegte seine Lippen leicht. Dieses Gefühl, diese sündhaften Lippen endlich zu berühren, raubte ihm den notwendigen Atem. Diese Situation hatte er sich immer vorgestellt, sich ausgemalt, wie sich diese weichen Lippen wohl anfühlen mochten und nun durfte er dieses Gefühl endlich erfahren. Ein leises Seufzen holte ihn aus seine Gedanken zurück, ehe er seine Hände über Ciel's Rücken gleiten ließ und seinen Kopf noch etwas mehr neigte, um den Kuss zu intensivieren.
 

"Dieses Gefühl..." dachte sich Ciel und neigte nun ebenfalls seinen Kopf, während er den Kuss zögerlich erwiderte. Sein erster Kuss wurde ihm nun von einem Dämon gestohlen, jedoch interessierte ihn diese Tatsache im Moment eigentlich herzlich wenig. Nein, diese weichen und zarten Lippen brachten Ciel beinahe um den Verstand, weswegen er seine Hände in den Nacken des Älteren gleiten ließ, um somit zu vermitteln, dass ihm dieser Kuss gefiel. Ja, ihm gefiel sein erster Kuss.
 

"Ciel..." murmelte Sebastian in ihren Kuss hinein und glitt mit seiner Zunge über die Lippen des Jüngeren, ehe ihm zögerlich Einlass gewährt wurde. Ausgiebig erkundete er die feuchte Mundhöhle und ließ dem jungen Grafen wissen, dass ihm dieser Kuss auch gefiel, indem er seine Hände leicht an den Seiten entlang gleiten ließ, nur um wieder das Gesicht des Kleineren zu umrahmen.
 

Bei der noch fremden Zunge angekommen, neckte er diese spielerisch, forderte sie auf, mit ihm zu spielen, doch noch schien Ciel nicht zu wissen, ob er auf dieses Spiel eingehen sollte. Erst nach wenigen Sekunden wurde der Ältere leicht an den Schultern ergriffen, während Ciel von seiner Seite aus den Kuss löste. "Ich... Ich glaube...". "Nein, es ist schon in Ordnung, Ciel. Du musst dich zu nichts zwingen" unterbrach er den jungen Herren, dessen Stimme leicht zitterte. Ob nun wegen der Aufregung, oder aus anderen Gründen, Sebastian wollte in erster Linie, dass sich der Junge in seinen Armen wohl fühlte.
 

"Es ging mir einfach zu schnell" murmelte der Jüngere schließlich und vergrub sein Gesicht in der Halsbeuge des Älteren, dessen Mundwinkel sich leicht zu einem müden Lächeln verformten. Ja, vielleicht hätte dieser Kuss eben nicht sein sollen. Vielleicht hätte er warten sollen, doch stattdessen hatte er Ciel keine andere Wahl gelassen und in Bedrängnis gebracht. "Ich bitte um Vergebung" hauchte der Schwarzhaarige entschuldigend und fuhr mit seiner Hand beruhigend über das weiße Hemd des Kleineren, dessen Arme sich erstaunlicherweise um Sebastian's Körper legten.
 

"Ich möchte schlafen, Sebastian. Ich möchte einfach nur in deinen Armen einschlafen". Ja, mehr wollte er im Moment nicht. Einfach an Sebastian's Seite sein und das Gefühl der Geborgenheit genießen. Der Ältere nickte leicht, denn vielleicht war Schlaf nun wirklich das Beste. Sein junger Herr musste erstmal mit der neuen Situation zurecht kommen und bis dahin musste er sich einfach in Geduld üben, auch wenn sein Hunger nun geweckt worden war. Solch weiche Lippen, war sein Gedanke und er würde sich freuen, bald wieder diese Lippen auf den seinen zu wissen. Doch nun würde er erstmal über den Schlaf des jungen Grafen wachen. Ja, wie in letzter Nacht würde er über ihn wachen.

Ungewöhnliche Einladung!

"Ciel... Die heutige Post ist soeben eingetroffen" berichtete der Butler, während er die Tür zum Arbeitszimmer hinter sich schloss und mit einem Tablett in der rechten Hand zum Schreibtisch ging. Der erste Brief seit einer gefühlten Ewigkeit, dachte sich Sebastian und senkte das silberne Tablett, damit sein junger Herr den Brief an sich nehmen konnte. In den letzten Tagen war nichts Außergewöhnliches geschehen, nur ihr Verhältnis zueinander war ein wenig vertraulicher geworden. Ja, Ciel gewöhnte sich allmählich an die Tatsache, dass er von Sebastian geliebt wurde.
 

"Arbeit?" wollte der junge Graf wissen und nahm den Brief vom Tablett. Nun, es war schon sehr lange her gewesen, seit ihre Majestät seine Hilfe in Anspruch genommen hatte, weswegen er vermutete, dass es in London relativ friedlich zuging. Als er jedoch das Briefsiegel in Augenschein nahm, hätte er am liebsten ein lautes und vor allem verzweifeltes Stöhnen von sich gegeben, doch sein Vertrauter gab ihm in jenem Moment eine Antwort. "Wenn es mir gestattet ist... Laut dem Briefsiegel zu urteilen, scheint es sich um eine Einladung zu handeln" erwiderte Sebastian, während er sich gemächlich verneigte.
 

Ciel öffnete nach dieser Auskunft missmutig den Briefumschlag, ehe er den Brief entfaltete und die wenigen Zeilen überflog. Nach wenigen Sekunden entwich ihm dann doch ein genervtes Stöhnen, während er die Einladung zur Seite legte und seinen Kopf auf dem Schreibtisch sinken ließ. "Darf ich?" wollte Sebastian wissen, da er schon erahnen konnte, weswegen sein junger Herr den Kopf so dermaßen hängen ließ, ehe er ein zaghaftes Nicken registrierte. Mit Ciel's Erlaubnis nahm Sebastian die Einladung zur Hand und las sich nun ebenfalls die wenigen Zeilen durch.
 

"Alicia van Goth..." murmelte der Butler nachdenklich, denn sein Gefühle sagte ihm, diesen Namen zu kennen. Einige Minuten herrschte absolute Stille im Arbeitszimmer, ehe sich Sebastian's Gesicht erhellte, da seine langwierigen Erinnerungen ihn nicht täuschen konnten. "Maria van Goth... Sie lebte vor etwa hundert Jahren glücklich mit ihrem Gatten zusammen. Sie konnte keine Kinder gebären und adoptierte daher ein asiatisches Kind. Yuuki van Goth, die Mutter von Alicia van Goth, vor etwa fünf Jahren an Herzschwäche verstorben" berichtete Sebastian nachdenklich und ließ die Einladung auf dem Schreibtisch sinken. Diese Familie besaß einen guten Ruf, gehörte dem höchsten Adelshaus an und wurde von der königlichen Familie hoch angesehen. Weswegen lud diese Familie seinen jungen Herren ein? Was steckte wirklich hinter dieser mysteriösen Einladung?
 

Der Jüngere hob seinen Kopf wieder an, ehe er die Einladung nochmals zu sich zog. Ja, sein Butler behielt Recht, denn Alicia van Goth war wirklich die Tochter von Yuuki van Goth. Jedoch stellte sich ihm nun die Frage, warum gerade er, ein Phantomhive, bei einer so hoch angesehenen Familie, eingeladen wurde. Es musste einen triftigen Grund geben und die Vorstellung, dass dieser Ball schon heute Abend stattfinden sollte, schlug ihm auf den Magen. Vermutlich würde er auf dem Ball zum Tanz aufgefordert werden und das obwohl er kein Talent besaß. Nur den Wiener Walzer beherrschte er ein wenig und das auch nur, weil Sebastian ihm diese Schritte beigebracht hatte. Seltsam, bei dieser Erinnerung musste er unweigerlich schmunzeln, denn Ciel hatte sich wirklich dumm angestellt.
 

"Uns bleiben noch vier Stunden bis zum Beginn des Balles, also sollten wir noch mal deine Tanzschritte durchgehen und dich anschließend festlich einkleiden" erklärte der Butler und steckte seine Taschenuhr zurück, während er den Jüngeren musterte. Ciel verzog sein Gesicht, denn am liebsten hätte er dieser Einladung keinerlei Beachtung mehr geschenkt, aber so einfach war das in seinem Fall nun mal nicht. Die Gesellschaft erwartete nun mal, dass er sich sehen ließ, auch wenn er nur für zwei Stunden bleiben würde.
 

"Darf ich um diesen Tanz bitten, Ciel?" wollte der Schwarzhaarige wissen und hielt dem jungen Grafen seine rechte Hand auffordernd hin, nachdem er das silberne Tablett auf dem Schreibtisch abgestellt hatte. Die blauen Augen sahen erst auf die dargebotene Hand, ehe er in das leicht lächelnde Gesicht des Älteren blickte und die rot schimmernden Seen musterte, dessen Ausdruck auf ihm sanft wirkten. Gut, Sebastian versuchte ihn diesmal nicht zu ärgern und wollte tatsächlich mit ihm die Tanzschritte durchgehen. Hoffentlich bedachte sein Butler auch, dass Ciel bei einem Tanz die Führung übernehmen musste, sollte ihn wirklich ein Mädchen zum Tanz auffordern.
 

Schließlich ergriff der junge Herr die Hand des Älteren und ließ sich um dem Schreibtisch herum führen. "Leg deine rechte Hand auf meine Brust" forderte Sebastian den Jüngeren auf, dessen Missfallen ihm deutlich ins Gesicht geschrieben war. Ja, sein junger Herr mochte das Tanzen absolut nicht und war sogar der festen Überzeugung, dass er überhaupt kein Talent dafür besaß. Diese Meinung teilte Sebastian allerdings nicht, da Ciel wirklich eine elegante Ausstrahlung beim Tanzen vermittelte. Übung machte den Meister und dessen musste sich auch der junge Graf bewusst werden.
 

Die rechte Hand wanderte zur Brust des Schwarzhaarigen, ehe seine Linke ergriffen wurde, während er einen Blick zu seiner Hüfte wagte, auf welcher die linke Hand Sebastian's ruhte. Ein leises Seufzen entwich dem Lippen Ciel's, ehe er wieder zum Älteren aufblickte. Dessen Herz schlug unglaublich schnell und mit einem sanften Ruck wurde der Jüngere näher an den Körper Sebastian's gezogen. Nochmals tauschten sie ihre Blicke miteinander aus, ehe Ciel seine Augen gen Boden senkte, um auf seine Füße zu achten.
 

"Ein Tanz basiert auf Vertrauen, Ciel. Sieh mir in die Augen und lasse dich von mir führen". Augenblicklich sahen die blauen Seelenspiegel wieder auf, sahen in die roten Seen des Älteren, welcher nun den ersten Schritt wagte. Wie von Sebastian vermutet, bewegte sich sein junger Herr elegant und geschmeidig, während er sich seinem vorgegebenen Rhythmus anpasste.
 

"Vertrauen... Du bist der Einzige, dem ich bedingungslos vertrauen kann" murmelte Ciel und drehte sich, wie es sein Tanzpartner wollte, ehe er wieder an dessen Brust gezogen wurde. Diesmal viel enger, vertrauter, während die Hand auf seiner Hüfte langsam zu wandern schien. Im nächsten Moment errötete Ciel, ließ seine Stirn gegen die Brust des Schwarzhaarigen sinken und stieß ein angespanntes Seufzen aus. Was machte sein Butler nur mit ihm? Warum glitt dessen Hand hauchzart über seinen Hintern?
 

Sebastian erwachte aus seiner Trance, in welcher er sich für einem Augenblick befunden hatte und zog seine Hand zurück. Auf seinen Wangen erschien ein rötlicher Schleier, als er sich seiner Situation bewusst wurde und löste sich von dem jungen Herren. Dieser Fehler hätte ihm einfach nicht unterlaufen dürfen, doch als Ciel zögerlich zu ihm aufblickte und er auf dessen Wangen einen leichten Rotschimmer erkennen konnte, legte er behutsam seine Hände um das hübsche Gesicht des Jungen.
 

"Ich bitte vielmals um Verzeihung. Ich wollte dich keineswegs bedrängen, Ciel" murmelte Sebastian entschuldigend und strich mit seinen Fingerkuppen über die teils noch immer geröteten Wangen. Die blauen Augen schlossen sich, während Ciel einen leisen Seufzer ausstieß und die Hände auf seinen Wangen mit den seinen umschloss. "Es ist schon in Ordnung, Sebastian. Deine Aktion kam nur so plötzlich" entgegnete der Jüngere leise und sah seinen Butler wieder an, dessen Gesicht eine leichte Röte aufwies. Diese Regung sah er wirklich nicht oft, aber Sebastian stand die rote Farbe im Gesicht ausgezeichnet, weswegen Ciel ein leichtes Lächeln auflegte.
 

Der Butler erwiderte dieses zaghafte Lächeln, ließ jedoch nun vom Jüngeren ab und blickte ein weiteres Mal auf seine Taschenuhr, um die Zeit zu studieren. Ihnen blieben noch drei Stunden und zwei Stunden würde die Fahrt mit der Kutsche dauern. Höchste Zeit nun seinen jungen Herren entsprechend einzukleiden, weswegen er seine Taschenuhr zurück in die Tasche steckte und dem jungen Grafen leicht durchs Haar fuhr.
 

"Ich sollte dich nun einkleiden, Ciel". Ein leichtes Nicken war Ciel's Antwort, ehe er seinem Butler langsam folgte. Ein Glück, dachte sich der Jüngere. Sebastian würde ihn zum Ball begleiten und somit wäre er nicht allein. Nun, er wäre sicherlich nicht allein, weil mit Sicherheit auch Lady Elizabeth eingeladen wurde, aber mit ihr könne er im Moment nicht reden. Ciel hätte die Auflösung der Verlobung öffentlich machen sollen, doch nun war es zu spät und er würde unweigerlich mit Lizzy auskommen müssen.
 

"Bedrückt dich etwas?" wollte Sebastian wissen, nachdem er seinen jungen Herren entsprechend eingekleidet hatte. Ein weißer, jedoch schlichtes Hemd beschmückte den zierlichen Oberkörper des jungen Grafen, während er eine einfache rote Fliege an dessen Kragen trug. Ein blauer, aus dünnem Stoff ausgesuchter, Mantel reichte dem Jungen bis zu den Knien und war an den Ärmeln mit einigen goldenen Verzierungen versehen. Eine schwarze Stoffhose bekleidete die Beine des jungen Herren, welcher sich nun im Spiegel betrachtete und an manchen Stellen des Stoffes zupfte. Ein seichtes Kopfschütteln war seine Antwort, denn er mochte nun nicht über sein Bauchgefühl sprechen.
 

"Wenn mir die Bemerkung erlaubt ist... Dir steht dieses Outfit hervorragend". Ein Zylinder wurde dem Jüngeren leicht quer auf dem Kopf gesetzt, ehe Sebastian den Gehstock reichte, welcher bei Ciel nie fehlen durfte. Wortlos nahm Ciel seinen Stock entgegen und betrachtete nochmals sein Spiegelbild. Hervorragend? Sebastian mochte also sein jetziges Outfit? War er etwa eine Augenweide für seinen treuen Butler, oder wie durfte er dieses Kompliment verstehen?
 

Sebastian betrachtete Ciel noch eine Weile, ehe er sich selbst zur Besinnung rief. "Du entschuldigst mich?" murmelte der Schwarzhaarige und verließ das Schlafgemach, um sich nun selbst umziehen zu können. Außerdem müsse Tanaka noch informiert werden, damit die Kutsche vorgefahren wurde. Einerseits freute er sich schon auf den baldigen Abend, doch irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl bei dieser so plötzlichen Einladung. Sein junger Herr wurde nicht einfach so ohne triftigen Grund eingeladen, oder?
 

Ciel dachte ähnlich im diesen Punkt und ihn beschlich auch das ungute Gefühl, dass dieser Ball einige Konsequenzen mit sich ziehen würde. Natürlich war Sebastian an seiner Seite, aber das Siegel in seinem rechten Auge existierte nicht mehr. Außerdem konnte sein Butler seine Augen nicht überall haben, auch wenn sich der Ältere um sein Wohlbefinden sorgte. Ein leises Seufzen entwich den Lippen des Jüngeren, ehe er seinen Kopf bestimmend schüttelte, um diese lästigen Gedanken zu vertreiben. Vermutlich machte er sich grundlose Sorgen und suchte nur Ausreden, um nicht zum Ball zu müssen, oder?
 

Nach wenigen Minuten wendete er sich von seinem Spiegelbild ab und verließ sein Schlafgemach, um zur Lobby zu laufen. Sebastian wartete sicherlich schon, oder? Ja, er behielt Recht, als er seinen Butler am Fuße der Treppe stehen sah, welcher sich leicht vor ihm verbeugte. Die blauen Augen glitten über den schwarzen Anzug, fuhren die sichtbaren Konturen nach, ehe er das weiße Hemd betrachtete, um dessen Kragen eine rote Krawatte befestigt worden war. Als Ciel jedoch zu dem Gesicht des Schwarzhaarigen aufblickte, konnte er eine schlichte Brille erkennen, die dem Gesicht ein gewisses Etwas verlieh. Warum? Sebastian sollte diese Brille abnehmen, sonst zog er nur wieder neugierige Blicke von aufdringlichen Frauen auf sich. Auf so etwas konnte der junge Graf nun wirklich verzichten.
 

Eine, in schwarz behandschuhte, Hand erhob sich und wartete darauf, dass sie von Ciel ergriffen wurde. Nur mit langsamen Schritten stieg der junge Herr die Stufen hinab, ehe er die dargebotene Hand ergreifen und die letzten Stufen mit der Hilfe des Älteren überwinden konnte. "Was soll diese Brille?" wollte Ciel wissen und deutete auf das Gestell auf Sebastian's Nase. Der Schwarzhaarige neigte seinen Kopf ein wenig, da ihm diese Frage schon ein wenig überraschte. "Gefällt sie dir nicht? Ich hörte, Männer mit einer schlichten Brille wirken intelligent und außerdem sehr anziehend" rechtfertigte sich Sebastian und sah seinen jungen Herren noch immer sehr überrascht an.
 

"Intelligent und anziehend?" stellte Ciel in Frage und deutete mit seinem Zeigefinger an, dass sein Butler sich ihm nähern sollte. Sebastian beugte sich noch immer überrascht zu seinem jungen Herren hinab, um mit ihm auf gleicher Augenhöhe zu kommen, ehe ihm die Brille abgenommen wurde. Warum? Wollte Ciel etwa nicht, dass er diese Ausstrahlung erwirken konnte? War sein junger Herr gar eifersüchtig auf die Blicke der unzähligen Frauen, welche ihn schmachtend betrachten würden? Dieser kurze Gedanke ließ ihn schmunzeln, ehe die murrende Stimme Ciel's ihn wieder in die Realität holte.
 

"Lass den Unsinn, Sebastian und versuche dich im Hintergrund zu halten". Im Hintergrund? Also dachte Ciel auch über mögliche Vorfälle nach, die sich möglicherweise ereignen könnten? Ja, er würde wachsam bleiben und seinen jungen Herren beschützen. "Yes, my Lord" erwiderte Sebastian und geleitete den Jüngeren zur Türe, öffnete sie und stieg mit Ciel die wenigen Stufen hinab. Die Kutsche stand schon bereit zur Abreise, weswegen der Ältere die Türe der Kutsche öffnete und seinem jungen Herren beim Einsteigen half. Hinter sich schloss er die Tür, setzte sich gegenüber von Ciel hin und gab Tanaka das Zeichen, dass er losfahren dürfe. Die Fahrt würde zwei lange Stunden dauern, eine sehr lange Zeit, welche Sebastian jedoch nutzen würde, um Ciel wieder etwas näher zu kommen.

Ciel in Bedrängnis!

"Wir haben das Anwesen von Alicia van Goth erreicht, Ciel" erklärte der Butler und sah aus dem Fenster der Kutsche. Vor einigen Sekunden waren sie durch das große Tor gefahren und fuhren nun über einen, mit Kiesel belegten, Weg, welcher zum prunkvollen Anwesen führte. Sebastian wartete nicht lange, als die Kutsche hielt und öffnete die Tür, ehe er seinem Herren beim Ausstieg half. Auch Ciel begutachtete den prächtigen Garten und das Anwesen, welches in seiner ganzen Schönheit erstrahlte, doch ein Diener dieses Hauses holte ihn in die Realität zurück.
 

"Ciel Phantomhive... Meiner Herrin wird Ihr Kommen sicherlich erfreuen. Wenn Ihr mir bitte folgen mögt". Ein braunhaariger Mann in einer Butlerbekleidung verbeugte sich leicht vor ihm, ehe er der Aufforderung folgte. Mit Sebastian an seiner Seite würde ihm sicherlich nichts geschehen, doch kaum hatte er die Lobby betreten, der Ballsaal in diesem Fall, kehrte das ungute Gefühl in seiner Magengegend zurück. Er musste einfach den Grund in Erfahrung bringen, weswegen er nun wirklich eingeladen worden war.
 

"Sebastian... Sieh dich ein wenig um und finde heraus, warum ich eingeladen wurde" wisperte Ciel, ehe sein Butler ein leichtes Lächeln auflegte. "Yes, my Lord" erwiderte der Schwarzhaarige ebenso leise, beugte sich bis zum Ohr des Jüngeren hinab, da er natürlich auch ein Anliegen hatte. Es ging ihm dabei mehr um die Sicherheit seines jungen Herren und ob seine Fürsorge nun übertrieben war, war ihm letzten Endes vollkommen gleichgültig. "Halte dich in der Nähe des Buffet auf, Ciel. Dort solltest du für eine Weile in Sicherheit sein". Ciel blickte zur Seite und direkt in die roten Augen des Älteren, dessen Sorge er deutlich erkennen konnte. Ja, sein Butler machte sich Sorgen und deswegen würde er beim Buffet warten, auch wenn ihm selbst nicht ganz wohl bei dieser Sache war.
 

"Einverstanden... Mach dir keine Sorgen um mich, Sebastian. In den nächsten Minuten werde ich wohl sicher sein" hauchte der junge Graf und legte ein zartes Lächeln auf. Dieses Lächeln beruhigte Sebastian zwar nur gering, aber er würde ohnehin nicht lange fort sein. Nickend erhob er sich und mischte sich unter die Menschen, um an brauchbare Informationen zu kommen. Ciel setzte stattdessen seinen Weg zum Buffet fort, während er die Gäste in Augenschein nahm. Einige Gesichter waren ihm auch bekannt, aber diese Tatsache beantwortete seine Frage nicht. Weswegen wurde er zu diesem Ball eingeladen?
 

Beim Buffet angekommen, besah er sich die verschiedensten Köstlichkeiten, welche auf einem langen Tisch platziert worden waren. Größtenteils waren es asiatische Gerichte, weswegen er sein Gesicht ein wenig verzog. Er kannte solche Gerichte nicht und genoss von Sebastian nur die englische Küche. Also würde er diesen Abend wohl nichts zu sich nehmen, auch wenn sein Magen ein wenig knurrte. Stattdessen nahm er sich lieber eine Tasse Tee, glaubte er zumindest und sah sich nochmals im Ballsaal um.
 

Nach einigen Minuten erblickte er Elizabeth, welche sich ein Getränk von einem Butler geben ließ. Sie schien ihn auch gesehen zu haben, doch würdigte sie ihm keines Blickes. Verständlich, dachte sich Ciel insgeheim und setzte die Tasse ohne Henkel, wie er zuvor schon hatte feststellen müssen, an die Lippen. Vielleicht entspannte sich ihr Verhältnis mit der Zeit wieder und vielleicht konnte er eine normale Freundschaft zu Lizzy aufbauen.
 

Bevor er einen Schluck von seinem Tee trinken konnte, bemerkte er Sebastian neben sich, dessen rote Augen ihn verwundert musterten. Wieso schaute Sebastian ihn so dämlich an? Weil er Tee trank? Er trank doch ständig Tee bei sich zu Hause, also warum machte sein Butler den Eindruck auf ihm, als sei er nicht wirklich der Hellste? Bevor er jedoch irgendeine Frage hätte stellen können, beugte sich der Ältere zu ihm hinab und gab die wenigen Informationen weiter, die er eingeholt hatte.
 

"Die Adeligen erzählen sich, dass Lady Alicia zum heutigen Ball ihre zweite Verlobung bekannt geben möchte. Außerdem soll ein entfernter Verwandter bei den Vorbereitungen geholfen haben. Einen Namen konnte ich nicht in Erfahrung bringen, aber er soll aus den spanischen Provinzen kommen". Ciel nickte kaum merklich, ehe er endlich einen Schluck Tee zu sich nahm. Angewidert reichte er die Tasse seinem Butler, hustete einige Male, während er sich an dem Hals fasste. Dieses Zeug brannte im Hals und hatte einen fürchterlich bitteren Nachgeschmack. Also wenn das Tee hätte sein sollen, dann wüsste er nun gern, wer zum Henker diesen Tee gekocht hatte.
 

Sebastian lächelte amüsiert, denn er hatte gleich den Geruch von Alkohol in der Nase gehabt. Auch er nahm einen knappen Schluck des Getränkes, ehe er leise schmatzte. "Das ist Sake" murmelte er leise für sich, doch entging ihm nicht der fragende Blick des Jüngeren. Vermutlich müsse er dem jungen Grafen erstmal erklären, was er da gerade getrunken hatte und warum dessen Hals so fürchterlich brannte.
 

"Sake, auch Reiswein genannt, ist ein japanisches Nationalgetränk, Ciel. Vermutlich möchte Lady Alicia die Bräuche und Sitten ihrer verstorbenen Mutter fortführen". Wieder nickte der junge Graf und nahm dankend ein Glas Wasser entgegen, damit er diesen ekelhaften Geschmack in seinem Mund beseitigen konnte. Nach wenigen Schlücken ging es einigermaßen wieder, ehe er sich nochmals beim Buffet umsah. Der Reis sah lecker aus, jedoch stellte sich ihm allerdings die Frage, welche Zutaten noch verwendet worden waren. Konnte Sebastian denn nicht den Vorkoster spielen?
 

"Ciel Phantomhive... Es erfreut mich sehr, dass Ihr kommen konntet" ertönte eine weibliche Stimme neben dem jungen Grafen, welcher sein Glas absetzte und sich der Gastgeberin zuwendete. Eine schwarzhaarige Frau mit grünen Augen stand vor ihm und lächelte ihn vielsagend an. Ciel ließ seinen Blick für einen kurzen Moment schweifen, über ihr ungewöhnliches Kleid, ehe er die leisen Worte des Älteren an seinem Ohr wahrnehmen konnte.
 

"Dieses Kleid nennt sich Kimono. Viele Stofflagen werden um den Körper gebunden und mit einem seidigen Gürtel um die Taille befestigt. Asiatische Frauen tragen solche Kleider meist zu einem besonderen Anlass". Ciel blickte nur kurz zu Sebastian, da dessen Wissen ihn manchmal schon ein wenig erschreckte. Nun, was erwartete er von einem Dämon, welcher schon so lange lebte? Vermutlich war Sebastian bereits im jeden Land gewesen und wusste um die Bräuche und Sitten.
 

Kaum merklich schüttelte der Jüngere seinen Kopf und wendete sich erneut der schwarzhaarigen Frau zu. "Es ist mir eine Ehre an Eurem Ball teilnehmen zu dürfen" erwiderte Ciel mit einem Lächeln auf den Lippen, während er nochmals das aufwendige Kleid in Augenschein nahm. Der schwarze Gürtel um die Taille wirkte viel zu breit und war am Rücken zu einer großen Schleife gebunden worden, dessen Enden den Boden berührten. Das Kleid an sich schien aus hochwertiger Seide zu bestehen und war in einem hellen Rosaton gehalten. Weiße Blüten und Ranken verliefen ineinander und gaben dem ungewöhnlichen Kleid den nötigen Schliff, um sich aus der Menge hervorheben zu können.
 

"Mir kam zu Ohren, dass Ihr Euch von Lady Elizabeth getrennt habt?" holte Lady Alicia den jungen Grafen in die Realität zurück, dessen Augen einige Male blinzelten. Er nickte leicht, denn scheinbar hatte Lizzy es schon einigen Leuten aus ihren Kreis erzählt. Nun, vielleicht war es auch besser so, oder? "Ihr werdet schon noch der Richtigen begegnen, Ciel. Ihr entschuldigt mich? Ich muss die nächsten Gäste begrüßen". Nochmals schenkte sie dem jungen Grafen ein aufrichtiges Lächeln, ehe sie zu den nächsten Gästen lief, um sie freudig im Empfang zu nehmen.
 

Sebastian sah ihr ebenso hinterher und musste zugeben, dass Lady Alicia eigentlich sehr nett wirkte, aber der Schein konnte oftmals trügen und dessen war sich der Butler auch bewusst. Vorsicht war also immer noch geboten und er würde seinen jungen Herren nicht eine einzige Sekunde aus den Augen lassen. Dieses ungute Gefühl wollte einfach nicht schwinden, weswegen er seine rot schimmernden Augen erneut über die zahlreichen Adeligen schweifen ließ.
 

"Ciel" rief eine freudige Stimme und plötzlich fand sich der Jüngere in einer erdrückenden Umarmung wieder. Hastig japste Ciel nach den nötigen Sauerstoff und schob den aufgeregt wirkenden Mann von sich, ehe er zu dem Fremden aufblickte. "Soma..." murmelte er schließlich verwundert und erblickte neben dem Prinzen dessen Diener Agni. Ein Prinz wurde also auch zu diesem Ball eingeladen? Ein Zufall, oder was steckte genau hinter dieses Aufeinandertreffen?
 

"Es ist lange her, nicht wahr, Kleiner?" grinste Soma und tätschelte Ciel's Schopf, welcher jedoch die lästige Hand zur Seite schlug. "Nenn mich nicht immer 'Kleiner'. Ich heiße Ciel und...". Der Jüngere dämpfte seine aufgebrachte Stimme und verstummte schließlich. Dieser Prinz lernte es einfach nicht, also warum regte er sich immer wieder über dessen Benehmen auf? Sebastian konnte über Ciel's wütende Miene nur lächeln und grüßte Agni mit einem angedeuteten Nicken. Mit Soma und dessen Diener hatte er nun auch nicht gerechnet, aber vielleicht könne er Agni um einen kleinen Gefallen bitten.
 

Soma kam nicht umhin ein amüsiertes Lächeln aufzulegen, da er diese Reaktion natürlich erwartet hatte. Agni lächelte ebenfalls und holte ein Tablett hinter sich hervor, weswegen Ciel seinen Kopf leicht neigte. Er hatte vorhin schon den Geruch von Curry wahrgenommen und nun wusste er auch, warum er bei den unzähligen Speisen beim Buffet nichts mit Curry gefunden hatte. Sebastian besah sich die köstliche Speise auf dem Tablett, welche er erfunden hatte und nickte Agni dankend zu. Damit wäre wohl das Problem gelöst, da sein junger Herr vermutlich nichts von den asiatischen Speisen gegessen hätte.
 

"Curry-Brot?" wollte Ciel wissen, ehe ihm eines dieser köstlichen Brote gereicht wurde. Gott sei Dank, dachte sich der Jüngere und biss in das Brot. "Ja, mein Prinz vermag die asiatische Küche zu verschmähen und deswegen habe ich in der Küche einige Curry-Brote zubereitet" erwiderte Agni und reichte dem Butler ebenfalls eines der Brote. Der Prinz hatte zuvor schon drei Brote verdrückt, weswegen er nun eine kleine Pause benötigte. "Dem kann ich nur zustimmen" murrte Ciel und erinnerte sich nur ungern an dem Vorfall mit dem von ihm geglaubten Tee, ehe neben ihm das leise Lachen des Älteren erklang. Super, jetzt machte sich Sebastian auch noch über ihn lustig.
 

"Euer angewiderter Gesichtsausdruck war ein faszinierender Anblick, junger Herr" grinste der Schwarzhaarige amüsiert und goss dem jungen Grafen eine Tasse Tee ein. Ciel errötete leicht und biss erneut ein Stück des Curry-Brotes ab. Sollte Sebastian sich ruhig über ihn lustig machen, dachte er sich. Sein Butler würde später noch sehen, dass man sich nicht über Ciel Phantomhive lustig zu machen hatte.
 

Soma und Agni sahen sich nur kurz in die Augen, da sie die Situation nicht verstehen konnten, doch bevor der Prinz eine Frage hätte stellen können, wurde die Stille um sie herum durch eine fünfte Person durchbrochen. "Entschuldigung... Würden Sie mir die Ehre erweisen und mir den nächsten Tanz schenken?". Ciel drehte seinen Kopf leicht und erstarrte im nächsten Moment. Eine junge Frau mit rötlichen Haaren und schwarzen Augen stand vor Sebastian und bat ihn um den nächsten Tanz.
 

Sebastian wirkte selbst ein wenig überrascht, da das junge Mädchen im gleichen Alter wie sein junger Herr zu sein schien und trotzdem er angesprochen wurde. Sie trug ein Dienstmädchen-Outfit, weswegen er davon ausging, dass sie zur Dienerschaft dieses Hauses gehörte. Vielleicht wurde er auch nur deswegen angesprochen, war sein nächster Gedanke und schielte zu Ciel, um die Erlaubnis zu bekommen, welche er nun mal benötigte.
 

Der junge Herr drehte seinen Kopf zur Seite, wischte sich den Mund mit einem Tuch ab und griff zur Teetasse. Kaum merklich zuckte er mit seinen Schultern, denn es konnte ihm doch völlig egal sein, was sein Butler machte, oder? Im Augenwinkel sah er sehr wohl, wie Sebastian mit diesem jungen Ding elegant zur Tanzfläche lief. Wieso ärgerte es ihn nur so sehr, dass Sebastian so begehrt wurde? Unzählige Frauen würden vermutlich ihre Seele verkaufen, nur um Sebastian nahe sein zu können, oder? Dabei hatte doch Ciel die letzten Nächte an der Seite des Schwarzhaarigen verbringen dürfen und nun kam da eine Bedienstete daher und nahm ihm seinen Butler weg.
 

"Was denke ich hier eigentlich?" dachte sich der Jüngere und nahm einen Schluck Tee zu sich, während er den Tanzschritten mit gemischten Gefühlen folgte. Wieso musste Sebastian so eng mit der Rothaarigen tanzen? Bei diesem Anblick drehte sich ihm der Magen um, ehe er seinen Blick abwendete und die offen stehende Tür zum großen Balkon erblickte. Ja, vielleicht bräuchte er nur ein wenig frische Luft, um seine Gedanken zu beruhigen. Sollte Sebastian sich doch mit der Rothaarigen amüsieren.
 

Mit langsamen Schritten lief er zur offen stehenden Balkontür und ignorierte dabei Agni's Stimme gekonnt, denn er durfte machen, wozu immer er Lust hatte. Er vergaß im Moment auch die Gefahr, in welcher er sich vermutlich befand und wollte einfach nur an die frische Luft. "Ciel... Ihr solltet hier auf Sebastian warten, da er...". Soma hob seine Hand, um seinen Diener zum Schweigen zu bringen, während er den wütenden Gesichtsausdruck des Jungen musterte. Scheinbar war der junge Mann verärgert, aber der Grund war für Soma unergründlich.
 

"Prinz Soma...". "Lass ihn für eine Weile in Ruhe, Agni" unterbrach er Agni rasch und blickte wieder zur Tanzfläche. Der Diener schüttelte jedoch seinen Kopf, da er sich an die leisen Worte, welche ihm vor wenigen Minuten zugeflüstert worden waren, erinnerte. Der Butler des jungen Grafen schien sich Sorgen zu machen und nur leise hallten die Worte des Schwarzhaarigen in seinen Gedanken wieder. "Halte ein Auge auf meinen jungen Herren". Ja, er würde dieser leisen Bitte nachkommen, auch wenn sein Prinz wollte, dass er den Jungen in Ruhe lassen sollte.
 

Mit langsamen Schritten lief er zur offenen Balkontür und blickte durch einen Spalt des weißen Vorhanges, entdeckte Ciel bei den weißen Rosen, welche vor dem Balkon wuchsen. Er sah irgendwie traurig aus und zu gern hätte Agni den Grund in Erfahrung gebracht, doch sollte er den jungen Adeligen nur im Auge behalten. "Agni, was tust du...". "Seid still, mein Prinz. Sebastian möchte, dass wir dessen Herren im Auge behalten" unterbrach er den Prinzen rasch und brachte ihn diesmal zum Schweigen. Der Jüngere wollte noch etwas erwidern, doch respektierte er Sebastian's Wunsch, auch wenn er ihn nicht nachvollziehen konnte. Drohte Ciel etwa Gefahr?
 

Ciel seufzte bekümmert und roch an den weißen Rosen, die ihn unsagbar beruhigten. Was machte er denn nur? Wieso fühlte er sich auf einmal so Fehl am Platz? "Ich liebe dich schon seit drei langen Jahren" hallten die ehrlich klingenden Worte des Älteren in seinem Kopf wieder, ehe er seicht seinen Kopf schüttelte. "Bin ich etwa eifersüchtig auf ein Dienstmädchen?" fragte er sich insgeheim und nahm ein leises Knacken neben sich wahr, weswegen er rasch seinen Kopf in die von ihm geahnte Richtung drehte.
 

Ein blonder Junge stand einige Meter von ihm entfernt und roch an einer roten Rose. Ein weißer Anzug mit roten Rüschen am Kragen konnte er durch die Helligkeit des Mondes erkennen, ehe der Fremde seinen Kopf zu ihm drehte und Ciel in hellblaue Augen blicken konnte. Ein anzügliches Lächeln lag auf dessen Lippen, weswegen der junge Graf seinen Blick wieder abwendete und stattdessen die weißen Rosen betrachtete. Wer war dieser junge Mann? Er schien nur ein paar Jahre älter zu sein, aber warum fühlte er sich plötzlich so unwohl in seiner Haut?
 

"Ciel Phantomhive... Ich ersehne mir diesen Augenblick schon sehr lange". Eine amüsiert klingende Stimme drang an Ciel's Ohren, ließ ihn kurzweilig erzittern, während er die Schritte des blonden Jungen vernehmen konnte. Wer war er? Wieso sagte er ihm solche Worte? Die Schritte verstummten und nun stand der Blonde nur noch wenige Zentimeter neben ihm. Was wollte er von ihm? Kannte Ciel ihn wohlmöglich? Er wusste es nicht und zuckte zusammen, als die plötzliche Berührung auf seiner Schulter durch eine Hand ausgelöst wurde.
 

"Wenn du mir gestattest... Mein Name lautet Alois Trancy und ich stamme aus der spanischen Provinz". Erschrocken blickte Ciel noch immer auf die zahlreichen Rosen vor sich, während ihm nun einige Informationen durch dem Kopf gingen. Der junge Mann neben ihm war also der entfernte Verwandte von Lady Alicia? Ja, es schien so, aber was wollte Alois denn nun von ihm? Er ersehnte sich diesen Augenblick schon sehr lange? Was hatten diese Worte für den spanischen Jungen für eine Bedeutung?
 

Agni hatte ein seltsames Gefühl in der Magengegend, weswegen er einen interessierten Blick zum Prinzen wagte, auf dessen Wangen sich ein rötlicher Schimmer gebildet hatte. Scheinbar hatte er die leisen Worte verstanden, oder? "Prinz Soma... Was hat der Junge zu Ciel gesagt?" wollte er wissen, denn ihm erschien die momentane Situation irgendwie unheimlich. Als er wieder zu den beiden Adeligen blickte, riss er erschrocken die Augen auf, ehe er den Prinzen zur Seite schob, um wieder in den Ballsaal zu gelangen. Soma blieb einfach an Ort und Stelle, während er die Hände erhob und sich aufgeregt an den Kopf fasste. Er wirkte beinahe wie erstarrt, denn er glaubte seinen Augen nicht.
 

Der Diener des Prinzen sah sich auf der Tanzfläche um und entdeckte schließlich auch Sebastian, welcher noch immer mit der rothaarigen Bediensteten tanzte. Verdammt, war sein nächster Gedanke, denn an ein Herankommen war überhaupt nicht zu denken und quer über die Tanzfläche zu rufen auch nicht. Er wollte ungern alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen, aber irgendwie musste er doch Sebastian die neue Situation erklären, oder?
 

"Was willst du von mir?" wollte Ciel wissen und versuchte den aufdringlich wirkenden Jungen von sich zu schieben. Vor wenigen Sekunden hatte dieser Alois ihn einfach zu sich umgedreht und nun wurde er von ihm gegen die Brüstung gedrückt. Was sollte das eigentlich? Wieso sah dieser Alois ihn so anzüglich und so dümmlich grinsend an? Ciel wusste es nicht und wagte einen erneuten Versuch, welcher jedoch kläglich scheiterte. Warum war er noch mal auf den Balkon gegangen? Ach ja, er war vor Sebastian's Anblick mit diesem Dienstmädchen geflüchtet.
 

Zwei Hände legten sich plötzlich um sein Gesicht, während behandschuhte Finger über seine Wangen fuhren, ehe der Blonde sich ein wenig vorbeugte, um Ciel's Fluchtmöglichkeiten einzuschränken. "Du hast ein hübsches Gesicht und ich würde alles dafür geben, um deinen unschuldigen Körper zu besitzen, Ciel" säuselte Alois verführerisch, ehe er sein Gesicht dem des Jüngeren näherte und seicht seine Augen schloss. Vor den heiß begehrten Lippen hielt er nochmals inne und spürte den aufgeregten Atem des jungen Grafen auf seiner Haut. Ja, er wollte diesen Jungen besitzen und er würde mit allen Mitteln um Ciel Phantomhive kämpfen.
 

Bevor Alois die Lippen des jungen Grafen hätte einfangen können, gab Soma nun doch endlich einen Laut von sich. Einen erschrockenen Laut, da er nicht glauben wollte, was gerade mit Ciel gemacht wurde. Unfähig stand der junge Prinz einfach nur da, starrte den nun ebenfalls erschrockenen Blonden an, dessen Gesicht jedoch nach einigen Sekunden wütend funkelte. Kein gutes Zeichen, dachte sich Soma und blickte zu Ciel, dessen Körper langsam gen Boden rutschte. Scheinbar musste er das eben Erlebte erstmal verarbeiten.
 

"Claude... Schaff mir diesen Wicht aus den Augen" murrte Alois und grinste im nächsten Moment, als sein treuer Butler neben ihm erschien. Vor lauter Schreck wich der Prinz einige Schritte zurück, ehe er gegen das Glas des Balkonfensters stieß und einen Blick in den Ballsaal riskierte. Wo blieb nur sein Diener und Sebastian? Er wollte keinen Ärger, aber so, wie dieser Claude, oder wie auch immer dieser Butler hieß, den Eindruck auf ihm vermittelte, schien er ihm an den Kragen zu wollen.
 

"Yes, your Highness" gab Claude zu verstehen, doch ehe er sich versah, stellte sich ihm ein schwarzhaariger Mann mit rot schimmernden Augen in dem Weg. Er blieb unbeeindruckt stehen und sah weiterhin in die rot schimmernden Augen, welche sich langsam violett färbten. Dämonenaugen, dachte er sich insgeheim und bemerkte nur am Rande eine minimale Bewegung hinter dem Prinzen. "Entschuldigt... Ich musste Sebastian erst von der Tanzfläche holen und das war keineswegs leicht" keuchte Agni außer Atem und stellte sich schützend vor seinen Prinzen, da er ahnte, dass ihnen nun Gefahr drohte.
 

"Sebastian Michaelis?" wollte Claude in Erfahrung bringen und sah weiterhin unbeeindruckt zu seinem Gegenüber, auf dessen Lippen sich ein amüsiertes Lächeln bildete. "In der Tat, Claude Faustus" erwiderte Sebastian ebenso unbeeindruckt und schielte zum Blonden hinüber. Er begann zu verstehen, jedoch erschreckte ihn die Tatsache, dass sein junger Herr auf dem Boden saß. Was war denn nur passiert? Hätte er den Tanz ablehnen sollen, nur um Ciel weiterhin im Auge zu behalten?
 

"Ich will nach Hause, Sebastian" murmelte Ciel plötzlich und betrachtete weiterhin den Boden unter sich. Er konnte noch immer nicht begreifen, was dieser Alois vorhin beinahe mit ihm getan hätte. Was wäre nur geschehen, wenn Soma keinen Laut von sich gegeben hätte? Er wollte es lieber nicht wissen und spürte plötzlich, wie er auf zwei starke Arme gehoben wurde, ehe er einen vertrauten Geruch wahrnehmen konnte. Ja, er wollte nach Hause und am liebsten ein Bad nehmen. Ein Bad, damit er seine befleckte Seele reinigen konnte.
 

"Halte dich von meinen jungen Herren fern, sonst vergesse ich mich". Nur leise drangen diese gezischten Worte an das Ohr des Blonden, weswegen er sich hinter seinem Butler versteckte und erst jetzt die Frechheit besaß, dem Schwarzhaarigen die Zunge rauszustrecken. Deutlich konnte Sebastian das Siegel auf dessen Zunge erkennen, welches dem seinem damaligen Siegel sehr ähnlich erschien. Die roten Augen funkelten einen Moment lang wütend, ehe er sich von den Herrschaften abwendete und nur noch einmal seine Stimme erhob. "Agni, Prinz Soma... Sagt Lady Alicia, dass sich mein junger Herr nicht wohl fühlte und er deswegen abreisen musste". Er nahm das seichte Nicken von dem Diener des Prinzen zur Kenntnis, ehe er über die zahlreichen Rosen hinweg sprang und schließlich unten bei den Kutschen landete.
 

Ciel klammerte sich an seinem Butler fest, während er nochmals das eben Erlebte revue passieren ließ. Alois Trancy, dachte er sich. Woher kannte er diesen Namen? Er glaubte diesen Namen zu kennen, aber er war einfach zu aufgewühlt, um den Namen irgendwo einzuordnen. Alois hatte tatsächlich vorgehabt ihn, Ciel Phantomhive, zu küssen. Was hatte er nochmals gesagt? "Du hast ein hübsches Gesicht und ich würde alles dafür geben, um deinen unschuldigen Körper zu besitzen, Ciel" hallten die widerlichen Worte in seinen Gedanken wieder, weswegen er seine Finger fester in dem Stoff verkrallte.
 

Sebastian erahnte noch nicht, was sich vor einigen Minuten zugetragen hatte, aber er würde nun nicht mit der Kutsche fahren. Sein junger Herr würde nun eine neue Welt kennenlernen und vielleicht schaffte er es dadurch auch, Ciel für einige Stunden vergessen zu lassen. Ob sich der Jüngere ihm anvertrauen könnte? Ja, mit Sicherheit, doch vorerst müsse er Tanaka darüber informieren, dass sie einen anderen Weg zum Anwesen nehmen würden.
 

Nach wenigen Minuten war dies erledigt und nun war Sebastian auf dem Weg. Immer wieder sah er sich um, ob er eventuell gesehen werden könnte, doch konnte er weit und breit keinen einzigen Menschen erkennen. "Schließe für einen Moment deine Augen, Ciel" hauchte er leise, ehe der Jüngere zu ihm fragend aufblickte. "Bitte..." fügte Sebastian noch hinzu und endlich schlossen sich die blauen Seelenspiegel und schenkten ihm das nötige Vertrauen. Ein kleines Lächeln erschien auf den Lippen des Schwarzhaarigen, ehe er selbst für einen kurzen Moment die Augen schloss, um sich auf seine Kräfte zu konzentrieren.
 

Ciel hörte das Reißen von Stoff und wollte auch schon wieder seine Augen öffnen, aber seine innere Stimme zwang ihn zur Ruhe. Sein Butler wusste mit Sicherheit, was er gerade tat, oder? Im nächsten Moment spürte er den kalten Wind sein Gesicht streifen und irgendwie hatte er das Gefühl, als befände er sich nicht mehr auf dem Boden. Warum? Was machte Sebastian gerade?
 

"Du kannst sie wieder öffnen" murmelte Sebastian und war auf die Reaktion gespannt, welche nach einigen Sekunden folgte. Erstaunen stand dem jungen Grafen deutlich ins Gesicht geschrieben, ehe er seine blauen Augen über die schwarzen Flügel schweifen ließ, welche aus Sebastian's Rücken ragten. Wie die Flügel einer Krähe, dachte sich Ciel und sah nun wieder in das Gesicht des Älteren, auf dessen Lippen ein sanftes Lächeln ruhte.
 

"Ist das etwa deine Dämonengestalt?" wollte der Jüngere wissen und für einen Augenblick war er einfach zu überwältigt, um seine sonstige Maskerade aufrecht zu erhalten. Nein, er war fasziniert von den schwarzen Flügeln. Ein schwarzer Racheengel, war sein nächster Gedanke, weswegen er leicht schmunzelte. Ja, so konnte er nun Sebastian bezeichnen, denn dessen Drohung an Alois hatte er noch deutlich in Erinnerung.
 

"Nein... Ich verwende lediglich meine Flügel, die ich eigentlich in meiner gewöhnlichen Gestalt besitze". Nickend gab sich Ciel vorerst zufrieden mit dem Wissen, ehe er die Landschaft unter sich musterte. Alles war mit Schnee bedeckt, aber irgendwie beruhigte ihn dieser Anblick doch sehr und außerdem war er auf diese Art noch nie gereist. Warum zeigte Sebastian nun zum Teil seine wahre Gestalt? Wollte er ihm auf diese Art und Weise irgendwie helfen? Ciel wusste es nicht und kuschelte sich an die vertraute Brust, welche ihm sehr viel lieber war. Bei Alois hatte er sich wirklich unwohl gefühlt und er hoffte, dass er dieser Person nie mehr begegnen musste.
 

"Ciel... Es mag dir unangenehm erscheinen, aber was wollte der Junge von dir? Hat er dir Leid angetan?". Nein, dass hatte er nicht, aber Ciel war sich sicher, er hätte es vermutlich getan, wenn er dazu gekommen wäre. "Alois Trancy lautet sein Name und er ist der entfernte Verwandte von Alicia van Goth. Er sagte, ich habe ein hübsches Gesicht und er würde alles dafür geben, nur um meinen unschuldigen Körper zu besitzen. Er wollte... Er wollte mich küssen". Es fiel ihm so schwer, so offen mit Sebastian zu reden, denn eigentlich schämte er sich im Grund und Boden. Er hätte ihn doch nur treten oder gar schlagen müssen, oder? Ja, er hätte irgendwelche Anstalten machen müssen, doch stattdessen stand er erstarrt vor Alois und ließ sich berühren.
 

"Verstehe..." murmelte Sebastian und zeigte nicht äußerlich, wie aufgewühlt er eigentlich war. Er hatte von der Familie Trancy schon viele Dinge gehört. Die Mutter hatte sich das Leben genommen, weil Alois entführt worden war. Der Vater war erst vor einigen Jahren verstorben und zu dieser Zeit musste Alois wieder da gewesen sein, oder? Eigentlich hatte er in den letzten Jahren geglaubt, der einzige Nachfolger der Trancy Familie sei gestorben, aber scheinbar war er mit einem dämonischen Butler aus dem Tiefen der Hölle gestiegen. Mehr wusste er nicht und vermutlich müsse er noch einige Nachforschungen anstellen, um mehr Informationen zu bekommen.
 

"Sein Butler, du hast ihn doch auch gesehen, nicht wahr?". Was sollte denn nun diese Frage, dachte Ciel und sah Sebastian verwundert an. Natürlich hatte er den Mann mit den goldenen Augen gesehen. Eine schwarz umrandete Brille hatte er getragen und dessen Kleidung glich dem Stil von Sebastian. "Sein Butler ist auch ein Dämon, Ciel. In anderen Worten, der verschollene Sohn der Trancy Familie ist zurück, in der Begleitung eines Dämonen". Wie bitte? Nein, dass konnte doch gar nicht sein, oder?
 

"Das kann nicht sein, Sebastian. Er hatte kein Siegel im Auge und...". "Er trägt sein Siegel auf der Zunge" unterbrach er den jungen Grafen und drückte ihn fester an seine Brust. Verdammt, nun hatte er ein großes Problem, denn er trat nicht jeden Tag gegen einen Dämon an. Nein, seine bisherigen Feinde waren armselige Menschen und ein verrückter Engel gewesen, doch nun wendete sich das Blatt. "Ich muss Ciel unter allen Umständen beschützen, sonst..." dachte er sich insgeheim und wollte sich mögliche Konsequenzen lieber nicht ausmalen. Nein, er würde nun noch vorsichtiger sein und um das Wohl seines geliebten Herren kämpfen.

Süße Komplimente!

Ciel hatte sein Zeitgefühl schon längst verloren und betrachtete die noch immer Schnee bedeckte Landschaft unter sich. Zwar schlug ihm die eisige Kälte erbarmungslos ins Gesicht, doch wollte er diese ungewöhnliche Heimreise noch ein wenig genießen. Das beständige Schlagen der schwarzen und zugleich engelsgleichen Flügel beruhigte Ciel zudem und ließ den Jüngeren erneut zu Sebastian aufblicken, auf dessen Lippen ein zaghaftes Lächeln ruhte.
 

"Deine Flügel sind wunderschön" hauchte Ciel leise und jetzt erst wurde dem jungen Herren bewusst, dass er seine Gedanken laut ausgesprochen hatte. Mit einem deutlich sichtbaren Rotschimmer auf den Wangen wendete der Jüngere seinen Blick ab und drückte sein Gesicht in die Halsbeuge des Schwarzhaarigen. Wieso waren ihm derartige Worte nur über die Lippen gekommen? Nun, weil sein Butler im Moment wirklich wunderschön aussah und eine faszinierende Anziehungskraft auf Ciel ausübte.
 

Sebastian blickte zu seinem jungen Herren hinab, welcher nun sein Gesicht zu verbergen versuchte. Seine Flügel waren also in Ciel's Augen wunderschön? Derartige Komplimente hörte er nicht jeden Tag und schon gar nicht von dem jungen Grafen persönlich. Leicht beugte er sich mit seinem Gesicht hinab, während er Ciel's zierlichen Körper noch näher an seine Brust drückte. "Danke für das Kompliment, Ciel. In meinen Augen verkörperst du jedoch die pure Schönheit, die ich beschützen will".
 

Der junge Graf hielt die Luft an, während er seine Hände in den Stoff des Jackettes verkrallte. Was sagte Sebastian denn da zu ihm? Er würde die pure Schönheit verkörpern? Unsinn, dachte sich Ciel, denn er war doch nur ein sechzehnjähriger Junge, der dem Adel angehörte, oder etwa nicht? Verdammt, hätte er bloß nichts gesagt. Er hätte einfach seinen Gedanken nachhängen sollen, doch leider war ihm dieses Kompliment über die Lippen gehuscht. "Sag doch so was nicht" murmelte der Jüngere verlegen, ehe sich der linke Arm unter seinen Kniekehlen löste und Ciel wenige Sekunden später die behandschuhte Hand auf seiner Wange spürte, weswegen er verlegen zu Sebastian aufblickte.
 

"Darf ich dir etwa keine Komplimente machen?" wollte der Butler unschuldig wissen und strich mit seinem Zeigefinger eine verirrte Haarsträhne aus dem hübschen Gesicht des jungen Grafen, dessen Wangen noch ein wenig an Röte zunahmen. Ciel wusste keine Antwort und sah weiterhin in die rot schimmernden Augen des Älteren, dessen Blick ihn gefangen hielt. Warum? Er hatte solche Angst bei Alois verspürt und innerlich immer wieder nach Sebastian gerufen und nun steckte er erneut in einer ähnlichen Situation, aber diesmal fühlte er sich geborgen und beschützt.
 

"Ciel... Ich werde dich niemals zu etwas zwingen, wie es Alois versucht hat. Ich werde dich vor ihm beschützen, mit allen Mitteln, die mir zur Verfügung stehen" hauchte der Schwarzhaarige und legte seine Lippen auf die zarte Wange des jungen Grafen, dessen blaue Seen sich schlossen, während Ciel seine Arme um Sebastian's Nacken schlang. Ja, er vertraute seinem Butler und wusste um die Ehrlichkeit dieser Worte, die ihn zu beruhigen vermochten.
 

"Ich weiß, Sebastian... Bleib auch diese Nacht bei mir" murmelte der Jüngere leise und spürte, wie die Lippen des Älteren zu seinem Hals wanderten und seine Haut liebkosten. Er mochte diese zarten Berührungen und neigte seinen Kopf noch ein wenig mehr, um seinem Butler mehr Spielraum zu bieten. Warum ließ er nur Sebastian gewähren? Weil sie sich schon so viele Jahre kannten und weil er ihm blind vertrauen konnte? Ja, nur Sebastian durfte ihm so nahe sein, durfte ihn mit den samtweichen Lippen um den Verstand bringen und durfte ihm süße Laute entlocken, weswegen er schon oftmals errötete.
 

"Natürlich" willigte der Butler ein, saugte sich an der weichen Haut fest und hinterließ einen rötlichen Fleck, welchen er eingehend betrachtete. Beruhigend fuhr er mit der Zunge über das Liebesmal und entlockte dem Jüngeren ein leises Keuchen, dessen Kopf sich leicht in den Nacken legte. "Sebastian... Lande auf der Stelle" murmelte Ciel völlig außer Atem, ehe er sich auf die Unterlippe biss, um weitere Laute zu unterdrücken.
 

Sebastian ging der Aufforderung nach, sah sich um und entdeckte schließlich eine kleine Lichtung in einem etwas größeren Waldstück. Im Steilflug setzte er zur Landung an und konnte sich ein amüsiertes Lächeln nicht verkneifen, als sich die Arme des jungen Grafen noch enger um seinem Nacken schlossen. Ciel behielt seine Augen weiterhin geschlossen und wartete geduldig auf den erwünschten Untergrund, auf welchen er nach wenigen Sekunden abgesetzt wurde. Endlich hatte er wieder festen Boden unter den Füßen, öffnete seine blauen Augen und sah sich um. Ein Waldstück, war sein nächster Gedanke und blickte wieder zum Älteren auf, dessen Flügel auf geheimnisvoller Weise verschwunden waren.
 

Einige Minuten herrschte Stille um sie herum, in welcher der junge Herr seinen schnellen Herzschlag zu beruhigen versuchte. Gelingen wollte es ihm allerdings nicht, da er Sebastian noch immer umarmte und ihm so unglaublich nahe war. Auch das leichte Lächeln auf den Lippen des Älteren bewegte Ciel dazu nun ebenfalls ein zaghaftes Lächeln aufzulegen, ehe er seine behandschuhten Hände um Sebastian's Gesicht legte. Mit sanfter Gewalt zog er den Älteren zu sich hinab, sah ihm tief in die Augen, ehe sein Blick auf die sündhaften Lippen wanderten, welche ihn schon einmal in einem verführerischen Kuss gezogen hatten.
 

"Ich verstehe mich nicht, Sebastian. Bei dir habe ich keine Angst und von dir lasse ich mich auch immer berühren, weil...". Ciel brach seinen Satz ab und blickte wieder in die schönen Augen des Schwarzhaarigen, dessen Gesicht sich leicht neigte. Nochmals berührten diese weichen Lippen seine Wange, küssten sich ihren Weg zum Ohr des jungen Grafen, ehe leise Worte ertönten, weswegen Ciel ein leises Keuchen entwich. "Weil du mir vertraust und weil ich dir die Zeit gebe, die du benötigst". Nach diesen Worten knabberte Sebastian zärtlich an dem dargebotenen Ohrläppchen und entlockte dem Jüngeren ein weiteres Keuchen des Wohlgefallens. Ja, Ciel wollte nur von ihm so berührt werden und dessen wurde sich der Butler nun gänzlich bewusst.
 

"Sebastian..." hauchte Ciel und ergriff nun endlich die Initative. Sanft fuhren seine Hände über die Wangen, hinab zum Hals und wieder hinauf, ehe er Sebastian's Gesicht leicht zu sich drehte und dessen Lippen mit den seinen einfing. Er wollte noch mal dieses Gefühl erfahren. Dieses Gefühl spüren, von Sebastian geküsst zu werden. Der Schwarzhaarige war schon ein wenig erstaunt über die so plötzliche Handlung, doch begrüßte er den zaghaften Kuss und umschlang mit seinen Armen den zierlichen Körper seines jungen Herren. Wie lange hatte er auf diesem Augenblick gewartet? Endlich durfte er wieder von diesen süßen Lippen kosten, welche nur für ihm bestimmt waren. Ciel gehörte ihm allein und da drängte sich bestimmt keine dritte Person zwischen ihnen, dafür würde der Dämon schon sorgen.
 

"Sebastian... Küss mich so, wie du es noch nie getan hast" flehte Ciel innerlich und strich mit seiner Zunge über die samtweichen Lippen des Schwarzhaarigen, welcher ihm sofort freudig Einlass gewährte. Noch ein wenig schüchtern erkundete Ciel die ihm noch fremde Mundhöhle, strich leicht über den Innenraum der Wange, weswegen Sebastian ein leises, jedoch wohliges Seufzen verlauten ließ. Scheinbar gefiel seinem Butler, wie er mit ihm umging, oder? Ja, es schien so und deswegen ließ er sich mit der Erkundungstour seine persönliche Zeit und trieb somit Sebastian fast in den Wahnsinn.
 

"Ciel..." keuchte der Ältere erregt von den zaghaften Berührungen in seinen Mund, setzte sich in Bewegung und stieß schließlich gegen einen Baumstamm, an welchen er sich lehnen musste. Seine Knie wurden so unglaublich weich, dass er glaubte jeglichen Halt zu verlieren. Seine Zurückhaltung schwand allmählich, weswegen er der immer noch schüchtern wirkenden Zunge langsam entgegen kam und sich an ihr rieb. Ein leises Seufzen wurde ihm geschenkt, während er die sinnliche Zunge umschmeichelte und sie um einen süßen Tanz aufforderte.
 

"Wie kann er nur so zärtlich mit mir umgehen?" fragte sich der Jüngere gedanklich, ließ sich auf das sinnliche Spiel ihrer Zungen ein und ließ sich von Sebastian in eine völlig neue Welt führen. Eine Welt aus Lust und purer Sinnlichkeit, die ihm bis eben noch völlig fremd erschienen war. Warum hatte er nur so lange auf solche Berührungen verzichtet? Hatte er tatsächlich solche Furcht vor neuen Berührungen verspürt, oder lag es eher an die Tatsache, dass er gerade einen heißen Zungenkuss mit einem Dämon austauschte? Ciel vermutete das Zweitere, obwohl es ihm nun völlig gleichgültig erschien, ob sein Butler ein Dämon war, oder eben nicht.
 

Ihre Lippen trennten sich nur für einen kurzen Moment voneinander, um den nötigen Sauerstoff aufnehmen zu können, ehe der Ältere wieder seine Lippen auf die des jungen Grafen presste, ihm zärtlich in die Unterlippe biss und ihm ein leises Keuchen entlockte. "Nicht aufhören" murmelte Ciel und neigte seinen Kopf leicht, während Sebastian sich über die Wange küsste und schließlich wieder den sehnigen Hals in Beschlag nahm. Aufhören? Nein, im Moment konnte er nicht mehr aufhören, selbst wenn Ciel einen Einwand einwerfen würde.
 

"Ich... Ich kann nicht mehr stehen, Sebastian" gab der Jüngere zu verstehen, ehe er mit Sebastian zu Boden rutschte und schließlich zwischen dessen Beine hockte. Seine hochwertige Kleidung war ihm gerade völlig unwichtig und auch das bereits in Mitleidenschaft gezogene Jackett und Hemd des Älteren wurden nicht weiter beachtet. Der Schwarzhaarige ließ seine Zunge ein weiteres Mal über die weiche Haut des Halses gleiten und lauschte den Lauten, welche dem jungen Grafen immer wieder über die Lippen glitten.
 

"Ich wünschte, wir wären nun in deinem oder meinem Bett, Ciel. Auf weichem Untergrund kann ich dir viel schönere Berührungen geben" säuselte Sebastian erregt in das Ohr seines jungen Herren, welcher natürlich die minimalen Veränderungen bemerkte. Ja, er spürte deutlich die sich nun abzeichnende Beule in dessen Hose, doch diese Tatsache schreckte ihn nicht ab. Nein, warum sollte ihn die Erregung des Älteren abschrecken, obwohl dessen Gefühle so eindeutig waren? Sebastian liebte und begehrte ihn sehr und diese Körperreaktionen kamen nun deutlich zum Vorschein.
 

"Ich möchte ein Bad nehmen, auch wenn dir mein Wunsch vermutlich unlogisch erscheint" erwiderte Ciel leise, ehe sich Sebastian von ihm löste und leicht mit beiden Händen über seine Wangen strich. Er wollte ungern die momentane Stimmung zerstören, aber die Sache mit Alois ließ sich einfach nicht vergessen. Auch nach diesem atemberaubenden Kuss nicht. "Mir erscheint dein Wunsch nicht unlogisch, weil ich dich verstehen kann, Ciel" entgegnete Sebastian leise flüsternd und erhob sich mit dem Jungen, welchen er auf die Arme hob und seine Gestalt etwas straffte. Verdammt, er war erregt, aber er musste nun seine eigenen Interessen hinten anstellen, denn das Wohlergehen seines jungen Herren ging immer vor.
 

"Ich wollte die Stimmung nicht zerstören, aber irgendwie fühle ich mich...". "Beschmutzt? Du must dich mir gegenüber nicht rechtfertigen" unterbrach Sebastian den Jüngeren und schloss seine Augen, ehe die schwarzen Flügel aus seinem Rücken wuchsen und sich entfalteten. Ciel bewunderte diese Fähigkeit und ein weiteres Mal wurde ihm vor Augen geführt, welch schönes Wesen sein Butler wirklich war. "Und dieses schöne Wesen soll nur mich lieben?" dachte sich der junge Graf und bemerkte jetzt erst, dass sie sich wieder weit über die Schnee bedeckten Landschaften befanden.
 

Wenige Minuten später setzte der Ältere schließlich zur Landung an und landete sanft auf den Schnee belegten Untergrund. Vor ihm und seinem jungen Herren erstreckte sich das große Anwesen, in welches kein Licht mehr brannte. Verständlich, da Meirin, Finny und Bard sicherlich schon zu Bett gegangen waren. Da er die Kutsche ebenfalls entdecken konnte, vermutete Sebastian, dass auch Tanaka schon längst zu Bett gegangen zu sein musste. Wie spät es wohl inzwischen schon war? Der Butler wusste es nicht und es würden wohl noch einige Stunden vergehen, bis er sich zur Ruhe setzen durfte.
 

"Sebastian?" holte ihn die leise Stimme des Jüngeren aus seine Gedanken, weswegen er augenblicklich in die blauen Seen blickte, welche fragend auf ihm gerichtet waren. "Eigentlich ersehnst du dir doch viel mehr von mir, nicht wahr? Zu früheren Zeiten hast du gern mit mir gespielt, also warum...". Ciel verstummte bei den verzweifelten Versuch sein momentanes Denken zu erklären und schloss seine Augen, während er sich erneut in einem feurigen Zungenkuss verwickeln ließ. So zärtlich und sinnlich, dachte sich der junge Graf und legte seine Hände um Sebastian's Gesicht, um diesen magischen Moment noch ein wenig länger auskosten zu dürfen.
 

Schließlich löste der Schwarzhaarige ihren fast schon ausartenden Zungenkuss und lehnte seine Stirn an die des Jüngeren, während er die Augen geschlossen hielt. "Natürlich ersehne ich mir weitaus mehr von dir, aber ich halte an meinen Worten fest und werde dir die nötige Zeit geben, die du brauchst. Ich stimme dir zu, denn ich habe zu früheren Zeiten gern mit dir gespielt, da du die Seele warst, die ich so unbedingt verschlingen wollte. Bei der Liebe hört jedoch jedes Spielchen auf, Ciel. Du bist mir einfach zu wichtig geworden, verstehst du das?". Ja, er konnte Sebastian's Denkweise verstehen, denn mit Gefühlen pflegte man nicht zu spielen. Mit einem leichten Nicken deutete Ciel an, dass er die Worte des Älteren nachvollziehen konnte, ehe sich Sebastian mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen in Bewegung setzte.
 

"Und trotzdem fällt dir deine Zurückhaltung sehr schwer, oder?" wollte Ciel wissen und ließ sich die Stufen zum ersten Stock empor tragen, ehe sie in den linken Gang einbogen. Die schwarzen Flügel hatte Sebastian verschwinden lassen, noch bevor sie das Anwesen betreten hatten, da er sie nun nicht mehr benötigte. Ein zaghaftes Nicken war schließlich die Antwort des Älteren, denn natürlich schwand seine Zurückhaltung mit jeder Berührung mehr, aber er wollte unter keinen Umständen wie ein ausgehungertes Tier über seinem jungen Herren herfallen. Möglicherweise verletzte er Ciel dann auch noch und genau davor hatte Sebastian ebenso große Angst.
 

Beim Bad angekommen, setzte er den jungen Herren ab, drehte das warme Wasser auf und gab etwas Badeschaum hinzu. Nachdem er die Wassertemperatur überprüft hatte, ging er dazu über seinen jungen Herren zu entkleiden. Sebastian ging wie immer sehr behutsam bei seiner Tätigkeit vor, jedoch glitten seine behandschuhten Finger immer wieder über den zierlichen Körper, welchen er so sehr begehrte. Ciel beobachtete seinen Butler mit neugierigem Blick bei seiner Arbeit und blickte schließlich auf das Brandmal unterhalb seiner linken Brust. Feinfühlig fuhr Sebastian die vereinzelten Linien nach und schien im Moment in seiner eigenen Traumwelt zu sein. Jedenfalls wirkten die rot schimmernden Augen wahrlich abwesend, weswegen der Jüngere seine Hände erhob und das Gesicht des Schwarzhaarigen umschloss.
 

Der Schwarzhaarige erwachte aus seinen Träumereien und errötete, als er das amüsierte Lächeln auf Ciel's Lippen erblickte. Oftmals vernachlässigte er einfach seine Aufmerksamkeit, obwohl er doch eigentlich seinen Pflichten nachgehen sollte, aber wer könnte es ihm bei solch einem atemberaubenden Körper verübeln? Ob sein junger Herr sich durch seine Blicke belästigt fühlte? Sebastian wusste es nicht und verfolgte stattdessen die zierlichen Hände, welche über sein Jackett fuhren.
 

"Steigst du mit mir in die Wanne?" murmelte Ciel fragend, wobei er schon die ersten Knöpfe öffnete, ohne auf eine positive Antwort zu warten. Noch nie hatte er Sebastian völlig entblößt gesehen und ein gemeinsames Bad schien nun die passende Gelegenheit zu sein. Als er wieder zum Gesicht des Älteren aufblickte, bemerkte er sehr wohl die nun vollends geröteten Wangen, weswegen er für kurze Zeit seine Tätigkeit einstellte. War es seinem Butler etwa unangenehm, oder wieso sahen ihn diese roten Augen so verunsichert an?
 

"Du möchtest, dass ich mit dir bade?" entgegnete der Ältere noch immer unsicher, denn vielleicht hatte er sich diese Frage auch nur eingebildet. "Ich beliebe nicht zu scherzen, Sebastian. Meine Frage war wirklich ernst gemeint" murrte der Jüngere und setzte seine Tätigkeit fort. Er schämte sich nicht vor Sebastian, auch wenn er gerade vollkommen nackt vor ihm stand. Nur dessen Augen verunsicherten Ciel ein wenig, da sein Butler ständig und das auch ziemlich auffällig zu seinen unteren Regionen blickte.
 

Das Jackett landete schließlich auf dem Boden, doch bevor Ciel die Knöpfe des weißen Hemdes hätte aufknöpfen können, wurden seine Handgelenke sanft umschlossen. "Du musst das nicht tun, Ciel" lächelte der Schwarzhaarige und machte sich daran, sich nun selbstständig auszuziehen. Langsam und mit wachsamen Augen, welche auf seinem jungen Herren gerichtet waren, ging er vor, bis er nur noch in einer schwarzen Shorts vor Ciel stand. Die Spannung war deutlich in den blauen Seen zu erkennen, weswegen er die Hände des Jüngeren sanft mit den seinen umschloss und die zarten Finger zu dem Saum seiner Shorts führte.
 

Der junge Graf schluckte unwillkürlich, während ihm eine unangenehme Hitze zu Kopf stieg. Diese Geste, dachte er sich insgeheim. Wollte Sebastian etwa, dass er das letzte Kleidungsstück entfernte? Ciel schluckte ein weiteres Mal, diesmal gut hörbar, weswegen sich der Ältere leicht zu ihm vorbeugte und ihm leise Worte ins Ohr flüsterte. "Du bist und wirst immer mein junger Herr bleiben und aus diesem Grund überlasse ich dir den letzten Schritt" hauchte Sebastian verführerisch, denn die Röte auf Ciel's Wangen ließ in ihm dem Glauben aufsteigen, dass sein junger Herr Gefallen an seinem Körper fand.
 

"Ähm..." murmelte der junge Graf verlegen und blickte zur Seite. Er konnte doch nicht diesen Schritt wagen, auch wenn er gern Sebastian nackt sehen wollte, oder? Seine Hände begannen vor lauter Nervosität zu zittern, während sich sein Herzschlag beschleunigte. Gott, was stellte sein Butler denn nur mit ihm an? Erst nach wenigen Sekunden, die Ciel wie eine Ewigkeit erschien, beruhigte er sich ein wenig und genoss die zarten Berührungen auf seinen Händen.
 

"Bist du nervös?" murmelte der Schwarzhaarige fragend und wartete auf eine entsprechende Reaktion. Ein kaum merkliches Nicken war die Antwort, ehe Sebastian seinen Kopf auf Ciel's linker Schulter bettete. "Soll ich deine Hände führen?" folgte die nächste Frage, weswegen der Jüngere seinen Blick gen Boden senkte und über sein jetziges Benehmen nachdachte. Sollte er die Hilfe des Älteren annehmen? Allein fühlte er sich nicht in der Lage dazu, diesen entscheidenen Schritt zu gehen, doch mit seinem Butler würde er es können, oder? Schließlich wollte er ihn unbedingt vollkommen nackt sehen, auch wenn er sich diesen Wunsch nicht erklären konnte.
 

Langsam fuhr er Ciel's Finger unter dem weichen Stoff seiner Shorts und festigte somit die noch immer zitternden Hände ein wenig. Erst nach wenigen Sekunden drückte er die zierlichen Hände mit sanfter Gewalt hinunter und somit glitt auch die Shorts über seinen Hintern, welche lautlos zu Boden fiel. Erst nach einigen Minuten wagte es der Jüngere endlich seinen Blick zu heben und betrachtete nun ebenfalls die unteren Regionen des Älteren. Er wich einen zaghaften Schritt zurück, wendete nun auch seinen Blick wieder ab und versuchte sein zu schnell schlagendes Herz wieder zur Ruhe zu zwingen. Was machte er hier eigentlich? Wieso war er so versessen darauf gewesen, Sebastian in seiner vollen Schönheit zu betrachten?
 

"Du hast einen schönen Körper..." murmelte Ciel schließlich und senkte seinen Kopf gen Boden. Hart biss sich der Jüngere auf die Unterlippe, während die Hitze auf seinen Wangen deutlich zunahm. Sebastian fühlte sich jedoch sehr geschmeichelt und lief die wenigen Zentimeter zum jungen Grafen rüber, ehe er seine Arme um dessen Körper legte. "Danke für dein schmeichelndes Kompliment und nun... Komm, wir sollten ins warme Wasser steigen, sonst erkältest du dich noch". Schon wieder diese Fürsorge, war Ciel's nächster Gedanke und ließ sich von Sebastian zur viel zu großen Badewanne führen, ehe er ins warme Nass eintauchte. Sein Butler folgte ihm sofort und setzte sich im angemessenen Abstand neben den Jüngeren hin, dessen Arme sich leicht beim Wannenrand abstützten.
 

Einige Minuten herrschte Stille im Bad, in welcher Ciel zur Zimmerdecke starrte und sich die letzten Stunden durch den Kopf gehen ließ. Er hätte nicht zum Ball gehen sollen, denn die Sache mit Alois war sicherlich geplant gewesen. Er hätte auf sein Bauchgefühl hören sollen, doch stattdessen war er aus Anstand hingegangen und hatte sich dieser Gefahr ausgesetzt. Dann war er auch noch so blöd gewesen und war auf dem Balkon gegangen, aus Sebastian's Blickfeld und brachte sich durch eine dumme Gefühlsregung seinerseits in diese Lage. Ja, er trug die alleinige Schuld und musste nun mit dieser Schmach leben.
 

Sebastian dachte ebenfalls an die Sache, welche sich auf dem Balkon abgespielt haben musste. Dieser Alois hatte seinen jungen Herren in Bedrängnis gebracht und er vermutete natürlich, dass Claude mit Sicherheit noch mal auftauchen würde. Er war schließlich ein Dämon und musste die Befehle ausführen, die der Blonde aus der Trancy Familie ihm gab. Also musste er nun Tag und Nacht auf der Hut sein, um Ciel vor Alois zu schützen.
 

"Sebastian... Er wird mich holen, nicht wahr?". Völlig überrascht hob der Ältere seinen Kopf und blickte Ciel an, dessen Blick noch immer auf die Zimmerdecke gerichtet war. Wie bitte? Wer würde Ciel holen? "Dieser Claude... Alois wird ihm doch genau diesen Befehl erteilen, oder?" fügte der Jüngere noch hinzu und neigte seinen Kopf ein wenig, damit er Sebastian ansehen konnte. Er wirkte wie die Ruhe selbst, doch konnte der Ältere hinter diese Fassade blicken und wusste um die Angst, welche sein junger Herr verspürte.
 

"Vermutlich, aber an mir wird er sich die Zähne ausbeißen. Er muss mich töten, um dich in die Finger zu bekommen" erwiderte Sebastian ruhig und rutschte ein Stück näher zum jungen Grafen rüber, dessen Kopf sich sofort auf seiner linken Schulter bettete. "Tu das nicht für mich, Sebastian" entgegnete Ciel leise, denn irgendwie behagte es ihm nicht, dass sein Butler sein Leben in Gefahr bringen wollte. Nicht für ihn. Nicht für eine Person, welche schon längst hätte tot sein sollen.
 

"Ciel..." hauchte Sebastian und hob das Kinn des Kleineren ein wenig an. Tief blickte er in die blauen Seen, konnte die Angst in ihnen erkennen und die Trauer darüber, wenn er ihn alleine lassen würde. "Ich werde dich beschützen und wenn ich dafür mein Leben geben muss, dann...". "Ich will das nicht, hörst du? Wer weckt mich denn dann morgens? Wer bringt mir mein Frühstück und meinen morgendlichen Tee? Mit wem soll ich denn dann mein Bett teilen, wenn nicht mit dir?". Verzweifelung schwang deutlich in der Stimme des Jüngeren mit, weswegen der Schwarzhaarige seine Arme um Ciel schloss, um ihn erstmal zu beruhigen. Ja, er durfte nicht von solchen Dingen reden, denn eines hatte er in den letzten Tagen deutlich gespürt. Sein junger Herr hatte wahnsinnige Verlustängste und zeigte oftmals deutlich, dass er ihn nicht verlieren wollte. Obgleich aus Eigennutz, oder aus völlig anderen Gründen. Ciel wollte ihn weiterhin an seiner Seite wissen und diesen Wunsch würde Sebastian erfüllen. Bis zum bitteren Ende.

Geheimnisvolle Beobachtung!

Eine ganze Woche war seit dem Vorfall auf dem Ball ins Land gezogen, jedoch hatte sich in den vergangenen Tagen so einiges verändert. Weihnachten stand kurz vor der Tür, weswegen Sebastian einen riesigen Tannenbaum hatte kommen lassen, um wenigstens ein bisschen Weihnachtsstimmung zu verbreiten. Meirin war von seiner Idee wahrlich begeistert und auch Finnian freute sich schon auf den heiligen Abend. Nur der junge Graf ließ sich nicht überzeugen und blickte den Weihnachtstagen mit gemischten Gefühlen entgegen.
 

Vor etwa einer knappen Stunde hatte er sein Frühstück eingenommen und nun saß er vollkommen allein im Arbeitszimmer, um einige Daten seiner Firma durchgehen zu können. Gerade jetzt zur Weihnachtszeit stiegen die Umsätze, aber diese Tatsache überraschte Ciel nicht sonderlich. Er konnte sich ohnehin nicht auf seine eigentliche Arbeit konzentrieren, da er das Gefühl verspürte, unter ständiger Beobachtung zu sein. Dieses beklemmende Gefühl hegte er schon seit einigen Tagen und meistens nur, wenn er vollkommen allein in einem Raum war.
 

Bei Nacht bekam er kein Auge mehr zu, auch wenn Sebastian neben ihm lag und ihn beschützend in den Armen hielt. Dementsprechend müde war er deswegen auch und gestern Abend war er sogar beim Abendessen für wenige Sekunden eingenickt. Er wollte lieber nicht wissen, was wohl Sebastian gedacht haben musste, als er zaghaft von ihm aufgeweckt worden war. Dennoch hatte er die Sorge in den roten Seen deutlich erkennen können und deswegen verschwieg er auch dieses ungute Gefühl in seiner Magengegend. Sebastian sollte sich keine unnötigen Sorgen um den Jüngeren machen, auch wenn diese Sorgen berechtigt erschienen.
 

Ein dumpfes Knacken holte Ciel schließlich aus seine Gedanken, ehe er seinen Kopf zum verschlossenen Fenster drehte, um die Ursache dieses Geräusches in Erfahrung zu bringen. Seine Bediensteten und auch Sebastian konnten mit dem Knacken nichts zutun haben, da sie unten in der Lobby waren, um den Tannenbaum zu schmücken. Nach weiteren Minuten wendete er seinen Blick wieder seinen Akten zu, da er sowieso nichts Ungewöhnliches hatte feststellen können. Vermutlich hatte er sich dieses Knacken auch nur eingebildet, weil er sich seit Tagen so unwohl in seiner Haut fühlte, oder?
 

Ein weiteres Knacken ließ ihn jedoch an seine eigene Theorie zweifeln und somit riskierte er nochmals einen Blick zum Fenster. Ein schwarzer Schatten huschte an das leicht beschlagene Glas vorbei und einmal mehr war der Jüngere froh darüber, dass sein Fenster fest verschlossen war. Leicht zitternd stand er auf und schob seinen bewegbaren Sessel ein wenig zur Seite, ehe er mit leisen Schritten auf das Fenster zuging. "Lass es nur eine Täuschung gewesen sein" hauchte Ciel panisch und blieb vor dem Fenster stehen, während er sich im Garten umsah.
 

Ein leises Seufzen entwich seinen Lippen, denn scheinbar war dieser schwarze Schatten wirklich nur eine Täuschung gewesen. Er machte sich doch nur selbst verrückt, oder? Genau, er bildete sich diese Schatten doch nur ein, weil er mit diesem Claude die ganze Zeit rechnete. Vielleicht nahm er diese Sache auch ein wenig zu ernst, oder etwa nicht? "Sebastian wird mich beschützen" holte sich der junge Graf endlich zur Vernunft und wendete sich wieder vom Fenster ab. Jedoch knackte es diesmal weitaus lauter und auch ein weiterer Schatten huschte erneut am Fenster vorbei, weswegen Ciel schreckhaft einige Schritte nach hinten taumelte und schließlich mit einem leisen Keuchen auf seinen Hintern landete. Nein, dass konnte unmöglich eine Einbildung gewesen sein, oder?
 

Panisch krabbelte er unter seinem Schreibtisch und zog dabei den Sessel mit sich, um sich ausreichend verstecken zu können. Nebenbei zog er immer wieder an der Kordel, damit sein Butler zu ihm käme, weil er sich im Moment so hilflos fühlte. Verdammt, er benahm sich gerade wie ein kleines Kind, welches Angst vor Geister verspürte, oder? Seicht schüttelte er seinen Kopf, um diese Gedanken abschütteln zu können, während er hastiger an der Kordel zog. "Sebastian... Komm endlich und hilf mir" wisperte Ciel und schlang seine Arme um seine angezogenen Beine, um sich noch ein wenig kleiner zu machen.
 

Eine schier endlose Zeit verging, in welcher Ciel seinen bebenden Körper zu beruhigen versuchte. Was würde passieren, wenn dieser Claude ihn tatsächlich verschleppen würde? Sebastian hätte somit keine Chance, weil ihr Vertrag schon lange nicht mehr existierte. Er könne Sebastian nicht rufen und wäre einer aussichtslosen Situation ausgesetzt. "Sebastian..." hauchte der junge Graf und ließ seinen Kopf auf seine Knie sinken, während sich die ersten Tränen über seine Wangen bahnten. Er besaß keine Sicherheit mehr. Seine jetzige Situation behagte ihm nicht, denn sein Butler konnte ihn nicht immer vor allen Gefahren beschützen.
 

Das leise Türöffnen überhörte er, da er zu tief in seinen Gedanken versunken war und in Selbstmitleid versank. "Ciel? Wo bist du?" wollte eine dunkle Stimme wissen, denn von Bard hatte er erfahren, dass sein junger Herr unzählige Male nach ihm rufen hatte lassen. Warum? Wo steckte der Jüngere denn jetzt? Ein leises Schluchzen ließ ihn jedoch wieder aufmerksam werden, weswegen er auf den Schreibtisch zuging und den Sessel zur Seite schob. "Ciel... Was machst du denn dort unten?" wollte Sebastian in Erfahrung bringen und kniete sich auf den Boden hin, während er leicht mit seiner behandschuhten Hand über die Haare des verängstigten Jungen fuhr.
 

"Geh mit mir einen neuen Vertrag ein, Sebastian. Seit Tagen fühle ich mich beobachtet und in den Nächten finde ich auch keinen erholsamen Schlaf mehr. Bitte... Gib mir diese nötige Sicherheit, damit ich mir keine Gedanken mehr machen muss" schluchzte Ciel völlig am Ende und hob allmählich sein verweintes Gesicht. Sebastian schluckte beim Anblick des Jüngeren und zog ihn erstmal unter dem Schreibtisch hervor, um ihn anschließend tröstend in die Arme zu schließen. Was war denn nur passiert, dass der junge Graf solche Angst zeigte?
 

"Beruhige dich, Ciel. Ein Vertrag ist vollkommen unnötig, weil ich auch ohne Vertragsschließung jeden deiner Wünsche erfüllen werde". Wie kam Ciel nur auf diesen Gedanken? Ein Vertrag brauchte wirklich nicht mehr geschlossen werden, denn der Schwarzhaarige würde bis zum bitteren Ende bei ihm bleiben. Jedoch beunruhigte ihn die Tatsache, dass sich Ciel beobachtet fühlte und in den letzten Nächten keinen Schlaf gefunden hatte. Vermutlich war sein junger Herr aus diesem Grund auch gestern Abend beim Abendessen eingeschlafen, oder?
 

Ciel schmiegte sich an die tröstende Brust und umschlang seinen Butler mit den Armen, denn gehen durfte Sebastian nun vorerst nicht. Eine behandschuhte Hand ließ den jungen Grafen jedoch aufblickten, ehe sich seine blauen Seen schlossen und er sich den zaghaften Berührungen auf seiner Wange hingab. "Ich weiß, Sebastian, aber...". Eine kurze Pause trat ein, in welcher Ciel oftmals tief durchatmete, um sich wieder beruhigen zu können. Sebastian's Streicheleinheiten halfen ihm ungemein dabei, ehe er sein Gesicht in die Halsbeuge des Älteren schmiegte. Der Geruch des Schwarzhaarigen gab ihm für einem kurzen Augenblick die Sicherheit, die er nun so dringend suchte.
 

"Wovor hast du Angst, Ciel? Ich kann dir nur helfen, wenn du mir den Grund deiner so plötzlichen Angst nennst" erwiderte Sebastian leise, während er hauchzart über Ciel's linker Wange strich. Was hatte seinen jungen Herren denn nur derart verängstigt? Er hätte doch auch sofort zu ihm kommen können, doch stattdessen hatte sich der Jüngere in Schweigen gehüllt. Warum? Gemeinsam hätten sie doch schon längst eine Lösung für das entstandene Problem gefunden, oder etwa nicht?
 

"Da war ein Schatten vor dem Fenster. Erst dachte ich, dass es sich um eine Täuschung handelt, aber... Dieser Claude wird mich holen und durch den Vertragsbruch wirst du mich nicht finden können. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er hierher kommt und mich zu Alois bringt und...". Ciel verstummte, als er einen Zeigefinger auf seinen Lippen spürte. Ungläubig sah er zu den rot schimmernden Augen auf, welche allmählich begannen zu verstehen. Konnte sein Butler wirklich nachvollziehen, mit welcher Angst er in den letzten Tagen zu kämpfen hatte?
 

"Ein Schatten?" hinterfragte der Butler verwundert und blickte augenblicklich zum Fenster rüber. Er glaubte dem Jüngeren und wusste um dessen Angst. Deswegen hatte Ciel auch wie ein Wahnsinniger nach ihm rufen lassen. Aus Angst, dass es sich bei dem Schatten um Claude Faustus handeln könnte. Allerdings bräuchten sie keinen Vertrag, um Ciel's Sicherheit zu unterbinden. Nein, es gab da noch eine andere Möglichkeit, die er bisher nicht erwähnt hatte, aber vielleicht war es nun an der Zeit seinem jungen Herren über so manche Möglichkeiten eines Dämonen zu informieren.
 

"Ich muss dir wohl meine erwachte Fähigkeit erläutern und dir eine spezielle Fähigkeit aufzeigen, die ein Dämon nutzen kann, um geliebte Wesen in seinem Umfeld zu schützen". Der Jüngere blinzelte einige Male und versuchte zu begreifen, was sein Butler ihm damit zu sagen vermochte. Es gab Möglichkeiten, mit denen seine Sicherheit unterbunden werden konnte? Wie sahen diese Möglichkeiten aus und was meinte Sebastian mit der erwachten Fähigkeit? Fragend blickte er Sebastian an, ehe er auf den Sessel gesetzt wurde, während sich sein Butler an dem Schreibtisch lehnte und dabei das Fenster im Auge behielt.
 

"Eigentlich wollte ich dir diese Fähigkeit verheimlichen, weil sie dir wohlmöglich unangenehm erscheinen wird" fuhr Sebastian fort und blickte nun wieder zu Ciel, welcher seinen Kopf fragend neigte. Ihm würde diese Fähigkeit unangenehm erscheinen? Warum? Wieso konnte er seinem Butler kaum folgen, obwohl er doch die einfachsten Worte verwendete?
 

"Du weißt um meine Liebe zu dir, Ciel und diese Liebe bringt eine Fähigkeit mit sich. Ein Dämon ist in der Lage die Gefühle der Person zu spüren, die ihm sehr am Herzen liegt. Allerdings nur auf sehr weiter Distanz". Ciel's Augen weiteten sich, als er diese Information erhielt. Sebastian konnte seine Gefühle spüren, wenn sie nicht zusammen waren? Warum? Wieso erfuhr er erst jetzt von dieser Fähigkeit? Wie sollte er denn nun mit dieser neuen Information umgehen, welche ihn sehr wohl betraf?
 

"Je näher ich dir bin, umso schwächer wird mein Gespür für deine Gefühle und...". "Du wusstest also, dass es mir schlecht ging, als Lizzy..." wollte der Jüngere in Erfahrung bringen, brach allerdings seinen Satz ab, als er das zaghafte Nicken des Älteren bemerkte. Deswegen war sein Butler so überhastet zurück gewesen. Er hatte sich Sorgen gemacht und seinen Zustand gespürt. Nun, er wusste nicht, wie er nun mit dieser Fähigkeit umgehen sollte, aber wenn ein Dämon dazu in der Lage war, dann konnte er auch nichts dagegen machen.
 

"Wie auch immer... Durch diese Fähigkeit kann ich auch deinen Aufenthaltsort bis zu einem gewissen Radius eingrenzen, aber letzten Endes kann ich auch nur erahnen, wo du dich genau befindest. Deswegen gibt es noch eine weitere Fähigkeit, um ein geliebtes Wesen ohne Vertragsbindung zu beschützen" fuhr Sebastian unbeirrt fort und blickte wieder zum Fenster. Er hätte Ciel schon viel früher von dieser Fähigkeit erzählen sollen, dann hätte er dem Jungen vermutlich so einiges erspart, oder?
 

"Verstehe... Und wie sieht diese zweite Fähigkeit aus?" entgegnete Ciel nun etwas gefasster und erhob sich von seinem Sessel, während er seine Tasse Tee mit der linken Hand umfasste, um einen Schluck zu sich zu nehmen. Nach einigen Schlücken stellte er die Tasse wieder zurück auf den Unterteller, ehe er sich ebenfalls an den Schreibtisch lehnte und seinen Kopf auf die Schulter des Älteren bettete. Schon seit einigen Tagen suchte er immerzu die Nähe des Schwarzhaarigen, jedoch konnte er sich diese inneren Wünsche nicht erklären. Er brauchte einfach diese Nähe, diese Geborgenheit, welche Sebastian ihm ohne Unterlass zukommen ließ.
 

Der Ältere neigte seinen Kopf ein wenig, während er seinen linken Arm erhob und diesen um Ciel legte. Sanft hauchte er dem jungen Grafen einen Kuss auf die Wange, ehe er sich Richtung Ohr bewegte und leise die zweite Fähigkeit erläuterte. "Ein Dämon hat einen sehr feinen Geruchsinn. Lass mich nur einmal von deinem Blut kosten und ich werde dich immer und überall finden" säuselte er leise in das Ohr seines jungen Herren, biss sanft in das dargebotene Ohrläppchen, ehe er mit seiner Zunge spielerisch über die Ohrmuschel leckte. Er liebte es, wenn Ciel dabei ein leises Keuchen ausstieß und sich seinen Annäherungen kaum entziehen konnte. Sebastian war nun mal ein Dämon und war sich seiner Anziehungskraft bewusst, mit welcher er auch den Jungen um den Finger wickeln konnte. Allerdings wollte er Ciel auf ganz natürlichen Wege für sich gewinnen und nicht nur durch seine Unwiderstehlichkeit.
 

"Blut? Ich verstehe nicht, Sebastian... Ah...". Ciel erhob seine rechte Hand, um weitere Laute verhindern zu können, doch behandschuhte Finger verhinderten sein eigentliches Vorhaben, ehe der junge Graf rücklings auf dem Schreibtisch gedrückt wurde. Ein rötlicher Schimmer erschien auf den Wangen des Kleineren, während er abwartend zu seinem Butler aufblickte, dessen Hände leicht über seine Beine fuhren, ehe sie mit sanfter Gewalt gespreizt wurden.
 

"Sebastian... Was hast du vor? Du willst doch nicht etwa...". Ciel brach seinen Satz ab und beobachtete den Älteren dabei, wie er sich über ihn beugte und sich mit den Armen neben seinem Kopf abstützte. Nur leicht spürte er Sebastian's Gewicht auf sich, während Ciel noch mehr errötete, als er sich seiner momentanen Position bewusst wurde. "Fürchte dich nicht, Ciel, denn ich werde nichts Verwerfliches tun. Dazu bräuchte ich außerdem dein Einverständnis" versicherte er dem Jungen unter sich, während er seinen Kopf leicht neigte und nun über den sehnigen Hals leckte.
 

"Möchtest du diese zusätzliche Sicherheit? Nur ein Tropfen Blut reicht aus und ich werde deinen Aufenthaltsort finden, sofern du dir selbst eine Wunde zufügst" erklärte der Butler leise und erhoffte sich nun endlich die Zustimmung des Jüngeren, welche er nun mal benötigte. Vielleicht drängte er auch viel zu sehr? Forschend hob er seinen Kopf und blickte in das vollends gerötete Gesicht seines jungen Herren, dessen Hände in Sebastian's Nacken wanderten.
 

"Sebastian..." wisperte Ciel kaum hörbar und zog den Älteren zu sich hinab, ehe sich sanft ihre Lippen vereinten. Nur kurz und dennoch war dieses berauschende Gefühl sehr intensiv und anregend. Blaue Seen öffneten sich wieder, sahen in die rot schimmernden Augen des Schwarzhaarigen, dessen Blick ein wenig verschleiert wirkte. Was dachte Sebastian wohl im diesen Moment? Ersehnte sich dessen Körper wirklich sehr viel mehr? Ciel wusste es nicht und blickte weiterhin in die roten Augen, die eine faszinierende Wirkung auf ihm ausübten.
 

Sebastian strich mit seiner rechten Hand leicht über die Wange seines jungen Herren, dessen Augen ihn gefangen hielten. Er liebte dieses unbeschreibliche Blau und drohte immer mehr in den Seelenspiegeln zu versinken. "Ciel... Ich erwarte noch immer deine Antwort" hauchte er fast tonlos und versuchte seine Beherrschung in dem Griff zu bekommen. Sein Verlangen nach diesem zierlichen Körper durfte einfach nicht weiter ansteigen, sonst verletzte er Ciel wirklich noch.
 

"Einverstanden" entgegnete der Jüngere und schloss seine Augen. "Keine Sorge... Ich werde sanft vorgehen" erwiderte Sebastian, denn er spürte die plötzliche Verkrampfung seines jungen Herren deutlich. Ja, Ciel hatte Angst vor dem Kommenden, weswegen Sebastian seinen Kopf erneut senkte, um nochmals mit seiner Zunge über den sehnigen Hals zu gleiten. Ein leises Keuchen drang an sein Ohr und ließ ihn kurzweilig schmunzeln, ehe er seine spitzen Eckzähne bleckte.
 

Wie ein Vampir es vermutlich tun würde, versenkte er seine Zähne in das zarte Fleisch und verlangte Ciel ein erschrockenes Keuchen ab. "Sebastian..." hauchte der junge Graf und verkrallte seine Finger in die schwarze Haarpracht, während er seine Beine um die Taille des Älteren schlang. Gott, dieser Schmerz war süß und er hatte das Gefühl, als müsste er Sebastian darum bitten, ihn, Ciel Phantomhive, ein weiteres Mal zu küssen. Er bemerkte nur vage, wie sich die spitzen Zähne entfernten und nun eine beruhigende Zunge über die Bisswunde fuhr, um das süße Blut in sich aufnehmen zu können.
 

Sebastian öffnete seine Augen, welche leicht violett zu schimmern begannen, während er seine Zunge ein letztes Mal über die frische Bisswunde gleiten ließ. "Ciel... Alles in Ordnung?" wollte er in Erfahrung bringen und hob seinen Kopf, ehe er sich über die Lippen leckte. Die Atmung des Jungen hatte sich ein wenig beschleunigt und auch die Augen hatten einen undeutsamen Ausdruck angenommen. Die Finger in seinem Haar lockerten allmählich ihren Griff, ehe sie zu seinen Wangen glitten und schließlich sein Gesicht umrahmten. Die Beine des jungen Grafen festigten sich noch ein wenig mehr, weswegen nun Sebastian ein leises Keuchen ausstieß. Was war nur in seinen jungen Herren gefahren?
 

Ein seichtes Nicken war die Antwort des Jüngeren, welcher noch immer seine Atmung zu beruhigen versuchte und zu seinem Butler aufblickte. Was machte Sebastian nur mit ihm? Wieso fühlte er sich nur so sehr zu ihm hingezogen? Wieso verspürte er plötzlich dieses starke Verlangen, erneut diese dämonischen Lippen auf den seinen zu spüren? Ciel wusste es nicht und zog das hübsche Gesicht zu sich hinab, während er in die Augen des Älteren blickte, welche deutlich Überraschung ausdrückten.
 

"Was machst du nur mit mir, Sebastian?" hauchte er dem Butler entgegen und schloss seine Augen seicht und wartete auf eine entsprechende Reaktion. Sebastian lächelte leicht und erhob seine rechte Hand, dessen Mittelfinger er zwischen die Zähne nahm, um sich den Handschuh ausziehen zu können. Von dem Stoff befreit, legte er Zeige und auch Mittelfinger auf Ciel's Bisswunde und schloss seine Augen. Im nächsten Moment strich er leicht über die eben geheilte Stelle und sah wieder zum jungen Grafen hinab, dessen Augen sich wieder öffneten, da der leicht ziehende Schmerz verschwunden war.
 

Vorsichtig tastete Ciel seinen Hals ab, doch konnte er die Bisswunde nicht finden, welche Sebastian ihm zugefügt hatte. Warum? Besaß sein Butler etwa heilende Kräfte? Besaß ein Dämon wirklich so viele Fähigkeiten? Er wusste es nicht und blickte wieder in die roten Augen des Schwarzhaarigen, dessen sanfter Ausdruck ihn gefangen hielt. Warum konnte er sich diesem Blick nicht entziehen? Wieso konnte er sich nicht einfach abwenden, wie er es zu früheren Zeiten noch gekonnt hatte?
 

Der Butler fuhr nochmals mit seiner rechten Hand über die samtweiche Wange und konnte nur erahnen, welche Wünsche dem jungen Grafen gerade durch die Gedanken schlichen. Die blauen Seen sahen erwartungsvoll zu ihm auf, ehe Sebastian sein Gesicht leicht neigte und diese sündhaften Lippen mit den seinen einfing. Begehrte sein junger Herr wirklich diese Nähe? War es dann nicht im Bereich des Möglichen, dass Ciel auch tiefere Gefühle für ihn hegte? Wenn dem wirklich so war, würde sich sein sehnlichster Wunsch erfüllen.
 

Ciel empfing diese süßen Lippen mit all seiner Hingabe, welche er aufbringen konnte, ehe er bereitwillig seinen Mund öffnete, um der Zunge des Älteren Einlass zu gewähren. In den letzten Tagen hatten sie diesen Körperkontakt meist vermieden und der Jüngere begann sich zu fragen, warum er bloß auf dieses sinnliche Zungenspiel verzichtet hatte. Aus Angst? Nein, er liebte diese Nähe bereits viel zu sehr, also warum sollte er Angst verspüren? Es musste einen Grund geben, doch nun wollte er sich erstmal voll und ganz auf Sebastian konzentrieren, dessen Zunge noch immer seine Mundhöhle erkundete, obwohl sie ihm bereits bestens bekannt sein musste.
 

Sebastian spürte deutlich die Finger in seinem Haar, welche nach den nötigen Halt zu suchen schienen, während die Beine des Jungen seine Taille noch enger umschlangen. "Ciel..." murmelte er in ihren Kuss hinein, ehe er etwas höher rutschte, um nun vollends auf dem jungen Grafen zu liegen. Zugegeben, ein Bett wäre nun sicherlich die bessere Wahl, aber auf dem Schreibtisch mit dem Jüngeren zu liegen, während er ihn in einen Kuss gefangen hielt, hatte in seinen Augen durchaus etwas Erotisches an sich.
 

Seine linke Hand löste sich von dem massiven Holz und wanderte wie von Sinnen über die Brust des jungen Grafen, dessen Hände nun in seinem Nacken wanderten, um ihren Kuss noch ein wenig mehr zu intensivieren. Ciel brachte ihn allmählich um seinen gesunden Verstand, jedoch schien er nicht allein mit seiner aufkommenden Lust zu sein, da sich etwas Hartes gegen seinen Bauch drückte. Noch nie war bei seinem jungen Herren diese offensichtliche Lust zum Vorschein gekommen, weswegen Sebastian neuen Mut schöpfte und seine Hand weiter über den jungen Körper gleiten ließ, bis er hauchzart über die leichte Erhebung in der Hose des Kleineren fuhr.
 

"Sebastian..." keuchte Ciel ergeben und warf seinen Kopf in den Nacken, als diese verführerischen Finger über seine leichte Beule in der Hose fuhren. Nur flüchtig und dennoch versprachen diese zarten Hände weitaus mehr, weswegen er sein Becken leicht anhob, um mehr solcher Berührungen zu bekommen. Sebastian wendete sich wieder dem einladenden Hals zu und ließ seine Zunge über die zarte Haut gleiten, saugte sich an einer ausgesuchten Stelle fest und hinterließ ein neues Liebesmal, welches seinen jungen Herren zeichnete. Seine Hand strich nochmals, diesmal etwas härter, über die Beule, um somit seinem jungen Herren ein heiseres Stöhnen zu entlocken, weswegen der Ältere eine wohlige Gänsehaut auf seinem Körper spürte. Verdammt, er liebte diese Geräusche und mochte den Jungen unter sich zur höchsten Ekstase treiben.
 

Ein leises Keuchen entwich dem Schwarzhaarigen, als er die zarten Hände auf seinem Rücken spürte, dessen Weg sich eindeutig zu seinem Hintern wagten. Schließlich verkrallten sich die Finger in dem Stoff seiner Hose und dennoch spürte er das leichte Zittern der Fingerspitzen, welche Halt zu suchen schienen. Blaue Augen wirkten verklärt, als er einen vorsichtigen Blick zu Ciel warf und er leicht mit seiner Hand über das seidige Haar strich. "Ciel..." murmelte der Butler und wollte den nächsten Schritt wagen, nämlich den Hosenknopf des Jüngeren öffnen, doch hielt ihn das plötzliche Öffnen der Tür von seinem eigentlichen Vorhaben ab, ehe er ein rothaariges Dienstmädchen erschrocken musterte.
 

Wie erstarrte blieb Meirin im Türrahmen stehen und begutachtete ihren jungen Herren, welcher unter Sebastian auf dem Schreibtisch lag und entsetzt zu ihr blickte. Gott, dachte sich die Rothaarige und verneigte sich einige Male, um um Verzeihung zu bitten. Manchmal vergaß sie das Anklopfen und da sie nur eine Frage an Sebastian hatte, welche nun in Vergessenheit geriet, war sie einfach in das Arbeitszimmer des jungen Herren eingetreten. "Ich bitte vielmals um Verzeihung" stammelte sie errötet über dieses Bild, welches sich ihr bot, ehe sie überhastet das Zimmer verließ und die Türe hinter sich lautstark schloss.
 

Sebastian löste sich aus seiner Starre und wagte einen vorsichtigen Blick zum jungen Grafen, dessen Wangen eine beachtliche Röte aufwiesen. Ja, Ciel fühlte sich ertappt und unwohl in seiner Haut, weswegen Sebastian die Verschränkung der Beine um seine Taille löste und allmählich von dem Jungen unter sich abließ. Warum hatte Meirin einfach ins Arbeitszimmer platzen müssen? Wohlmöglich durfte er sich nun Vorwürfe von Ciel anhören, weil nun seine restliche Dienerschaft von ihrem Treiben erfahren würde.
 

"Vergib mir, Ciel. Ich wollte dich nicht in diese Lage bringen" sprach er entschuldigend und verbeugte sich leicht vor dem jungen Herren, welcher sich nun auch endlich aufsetzte und seinen Blick gen Boden richtete. Seine Reaktion auf die Entschuldigung fiel allerdings anders aus, weswegen Sebastian seinen Kopf hob und Ciel verwundert musterte. "Es war nicht deine alleinige Schuld, Sebastian" murmelte Ciel noch immer errötet und rieb sich über seine Stirn. Nasser Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet, durch die Gefühle, welche in ihm ausgelöst worden waren.
 

"Wenn du mich nun entschuldigen würdest... Ich habe meine Pflichten vernachlässigt und werde nun die Vorbereitungen für die anstehenden Weihnachtstage fortsetzen" murmelte Sebastian und zog sich seinen Handschuh über, welchen er zuvor ausgezogen hatte. Seine Gestalt straffend, wollte er schon zur Tür gehen, um Ciel's Arbeitszimmer zu verlassen, wäre da nicht die Hand um sein Handgelenk gewesen, welche ihn umklammert festhielt.
 

"Hast du noch einen Wunsch?" wollte der Ältere in Erfahrung bringen und blickte zu Ciel hinab, dessen blaue Augen noch immer gen Boden gerichtet waren. Wieso wirkte sein junger Herr nun bedrückt? Er hatte ihm doch nun die nötige Sicherheit gegeben, also weswegen sah der junge Graf noch immer bekümmert gen Boden? "Ich... Ich verletze dich mit meinen ständigen Annäherungen, nicht wahr?" kam es leise über die Lippen des Jüngeren, ehe er vorsichtig zum Schwarzhaarigen aufblickte und in die rot schimmernden Augen blickte.
 

Sebastian wirkte im ersten Moment erstaunt, denn tatsächlich fühlte er sich in seinem Stolz verletzt, da er nicht wusste, wie es um die Gefühle seines jungen Herren stand. Jedoch überraschte ihn die Frage zu sehr, dass er nicht anders konnte, als den Jüngeren in seine Arme zu ziehen und ihm beruhigend über den Rücken zu streicheln. "Mach dir keine Sorgen um mich, Ciel. Wie ich dir schon sagte, ich werde dich zu nichts zwingen" erwiderte er leise, denn er wollte sein derzeitiges Befinden nicht erläutern. Ciel würde seine Antwort vermutlich als Vorwurf auffassen und deswegen musste er schweigen, auch wenn er gern eine ehrliche Antwort gegeben hätte.
 

"Ich weiß im Moment einfach nicht, wie ich mich fühlen soll? Ich fühle mich wohl in deiner Nähe und ich genieße deine Berührungen, aber ich will keineswegs deine Liebe ausnutzen. Ich will nicht so ein Mensch in deinen Augen sein, Sebastian" murmelte Ciel und verkrallte seine Finger in dem Jackett des Schwarzhaarigen, welcher ein leises Seufzen verlauten ließ. "Ich weiß, mein junger Herr. Ich weiß, dass du mir nichts Böses willst" hauchte Sebastian und legte seine Hände um Ciel's Gesicht. "Mach dir nicht so viele Gedanken, Ciel und nun...". "Lass mich nicht allein, Sebastian. Geh nicht einfach fort" unterbrach er seinen Butler und sah flehend zu ihm auf. Ein müdes Lächeln zeichnete sich auf den Lippen des Älteren ab, ehe er seinen jungen Herren von dem Schreibtisch zog und sich zu ihm beugte.
 

"Dann komm mit mir in die Lobby und schau mir beim Dekorieren des Weihnachtsbaumes zu" lächelte er seinen jungen Herren vielsagend an. Ein seichtes Nicken war die Antwort des Jüngeren, ehe er mit seinem Butler sein Arbeitszimmer verließ. Er ging nicht nur mit ihm, weil er sich gegenüber Sebastian schuldig fühlte, sondern auch, weil er noch immer diese Angst verspürte. Die Angst vor Claude, welcher unweigerlich kommen würde, nur um ihn zu holen. Ja, auch aus diesem Grund ging er mit Sebastian runter in die Lobby und setzte sich dort auf eines der Sitzkissen, welche vor dem Weihnachtsbaum hingelegt worden waren.

Unerwarteter Besuch!

"Wie gefällt Euch der Weihnachtsbaum bisher? Es fehlen zwar noch ein paar Christbaumkugeln und der Stern auf der Tannenspitze, aber ich würde gerne Euer Statement hören" sprach Sebastian interessiert. Eigentlich wäre er mit der Dekoration schon lange fertig, aber da sein junger Herr auf einem Sitzkissen saß und ihn die ganze Zeit beobachtete, ging er sehr langsam bei der Arbeit vor. Bard, Finnian und Meirin hielten bei ihrer Tätigkeit inne und sahen nun zum jungen Grafen, dessen Augen über den fast fertig geschmückten Weihnachtsbaum glitten.
 

"Du bist ein Perfektionist, Sebastian und auch wenn ich mich für die Weihnachtszeit nicht interessiere, so muss ich jedoch zugeben, dass ich bisher keinen schöneren Weihnachtsbaum gesehen habe" erwiderte Ciel in gewohnter Manier und nahm einen Schluck von seinem Tee, welchen er sich von Sebastian hatte bringen lassen. Diese Förmlichkeit könnte sein Butler nun eigentlich unterlassen, da Meirin doch das Geschehen im Arbeitszimmer erzählt hatte, oder? Ja, er zweifelte nicht, da er deutlich die heimlichen Blicke auf sich spürte, welche er jedoch gekonnt ignorierte.
 

"Ihr schmeichelt mir, junger Herr" grinste Sebastian amüsiert, denn auch er hatte die neugierigen Blicke bemerkt, welche dem Jüngeren und auch ihm zugeworfen wurden. Nun, zumindest wusste er nun, weshalb die Rothaarige vorhin unaufgefordert ins Arbeitszimmer getreten war. Sie hatte die blauen Christbaumkugeln nicht finden können und hatte ihn fragen wollen. Schließlich hatte er die drei Angestellten darum gebeten, die Weihnachtsdeko aus dem Keller zu holen.
 

"Junger Herr... Ich müsste mich für einen Augenblick entschuldigen" wendete der Schwarzhaarige ein und stellte das Packet mit den Kugeln ab. "Shirin muss noch gefüttert werden" fügte er hinzu und verbeugte sich vor dem Jüngeren, während er auf die Erlaubnis wartete. Shirin war noch im Wachstum, weswegen sie drei Mahlzeiten am Tag erhielt. Zeitlich müsste er auch bald das Mittagessen für Ciel vorbereiten, aber er blieb zuversichtlich und würde sich auch diesmal an die festen Zeiten halten. Er schaffte alles zeitlich, denn er war nun mal ein höllisch guter Butler.
 

"Ich gewähre dir diesen Augenblick, aber lass das arme Tier doch mal aus deinem Zimmer, Sebastian. So lange ich mich hier in der Lobby aufhalte, darf uns Shirin ruhig Gesellschaft leisten" entgegnete Ciel vorwurfsvoll. Die arme Katze war nur in diesem Zimmer und konnte gar nicht die Freiheit genießen, welche sie nun mal benötigte. Ihm persönlich würde es auch nicht gefallen wie ein Vogel in einem goldenen Käfig gesperrt zu sein und in manchen Momenten fühlte er sich sogar so.
 

Sebastian wirkte für einen kurzen Moment wahrlich überrascht, ehe er ein sanftes Lächeln auflegte und sich wieder aufrichtete. "Ihr seid zu gütig, mein junger Herr" lächelte der Ältere, wobei er die letzten drei Worte besonders zur Geltung brachte. Schließlich setzte er sich in Bewegung und lief zu dem Gang, in welchen die Zimmer der Bediensteten lagen. Sein Lächeln verwandelte sich zu einem amüsierten Grinsen, da er deutlich die Röte auf Ciel's Wangen hatte erkennen können.
 

"Wer mag wohl Shirin sein?" murmelte Bard unterdessen leise und sah seine Freunde fragend an, wobei Finny seinen Kopf leicht neigte. "Unser junger Herr sprach von einem Tier, also scheint Sebastian ein Haustier zu besitzen" murmelte der Blonde nachdenklich, denn diese Erklärung ergab durchaus Sinn. Meirin warf einen prüfenden Blick zum jungen Grafen, welcher erneut einen Schluck von seinem Tee nahm und eigentlich wie immer wirkte. Ihr wollten die gesehenen Bilder einfach nicht aus dem Kopf gehen, weswegen sie erneut leicht errötete. Vielleicht hatte sie diese Situation auch völlig missverstanden?
 

"Und du bist dir wirklich sicher, Meirin? Sebastian sieht nicht so aus, als wolle er über unseren jungen Grafen herfallen" murmelte Bard zweifelnd. Wahrscheinlich gab es eine ganz einfache Erklärung, oder? "Dann schau dir den roten Fleck an seinem Hals an. Ich weiß doch, was ich gesehen habe" fauchte die Rothaarige, ehe sie ihre Brille richtete. Finnian warf nun auch einen prüfenden Blick zum jungen Grafen und tatsächlich konnte er einen rötlichen Fleck an dessen Hals erkennen. Ein Knutschfleck und er glaubte kaum, dass ihr junger Herr mit Lady Elizabeth verkehrt hatte.
 

Leise Schritte von Lackschuhen hallten an den Wänden wieder, ehe Sebastian die Lobby betrat, dicht gefolgt von einem kleinen Kätzchen. Auf den Lippen ruhte ein leichtes Lächeln, während er zielstrebig auf Ciel zuging und neben ihm einen Futternapf abstellte. Sofort eilte Shirin hinterher, war sie doch nur dem Futter gefolgt, ehe sie sich über ihr Fresschen hermachte. Ciel warf nur einen kurzen Blick zu Shirin, ehe er zu seinem Butler aufblickte und dessen Lächeln begegnete. Immer dieses unschuldige Lächeln und dennoch hatte er sich in den letzten Jahren zu sehr daran gewöhnt.
 

"Sebastian, dürfen wir die Katze streicheln?" wollte Finny aufgeregt wissen und ging in die Hocke, während er seine rechte Hand ausstreckte. "Lasst sie erstmal fressen und dann könnt ihr euch mit Shirin beschäftigen" erwiderte der Schwarzhaarige und machte sich daran seine Tätigkeit wieder aufzunehmen. Ciel blickte unterdessen wieder zu Shirin, welche friedlich und schnurrend ihr Fresschen vertilgte. Scheinbar fühlte sie sich wirklich wohl bei Sebastian, obwohl er doch eigentlich ein Dämon war. Nun, bei Ciel war es mittlerweile nicht anders und deswegen vermochte er Shirin zu verstehen, wenn auch auf eine völlig andere Art und Weise.
 

Erst nach wenigen Minuten beendete Shirin ihr Mahl und sah sich nun in dem unbekannten und vor allem sehr großen Raum um. Ciel beobachtete das kleine Kätzchen interessiert und folgte ihr mit seinen Augen überall hin. Sie schien sich für den Weihnachtsbaum zu interessieren und schlich sich nur sehr langsam vor. Kein Wunder, diese Umgebung erschien ihr völlig fremd und deswegen sah sie jede noch so kleinste Bewegung als eine Gefahr an. Ein kleines Grinsen huschte Ciel auf die Lippen, als er das Kätzchen dabei beobachten durfte, wie es nun leicht an eine Christbaumkugel schnupperte. Vorsichtig berührte sie die Kugel mit der Pfote, um zu testen, ob eine Gefahr bestand, ehe unzählige Pfotenschläge folgten.
 

"Wie süß" grinste Finny und vergaß seine Aufgabe, welche Sebastian ihm gegeben hatte und setzte sich auf den Boden. "Komm her, Kleines" rief er Shirin zu, doch schien sie ihn gekonnt überhören zu können. Sebastian grinste belustigt und einmal mehr wusste er, warum er Katzen sehr mochte. Katzen hatten einen eigenen Willen und zeigten keinen Gehorsam. Natürlich gab es einige Regeln, an die sich Shirin halten musste, aber Sebastian achtete darauf, dass sie kein verschüchtertes Wesen wurde.
 

"Shirin" murmelte Ciel und das schwarze Kätzchen drehte ihren Kopf zu ihrem zweiten Herrchen. Der Jüngere klopfte auf seine Beine, um Shirin zu zeigen, dass sie sich auf seinem Schoß setzen dürfe. Diese Geste hatte nichts mit Gehorsamkeit zutun, denn Ciel überließ der Katze die alleinige Entscheidung. Entweder kam sie nun zu ihm und setzte sich auf seinen Schoß, oder sie blieb bei der Christbaumkugel und lebte weiterhin ihren Spieltrieb aus.
 

Nach wenigen Sekunden setzte sich Shirin in Bewegung und schnupperte zuerst an Ciel's Hand, um sich der Vertrautheit zu vergewissern. Leicht rieb sie ihren Kopf an die vertraute Hand und begann zu schnurren, ehe sie auf den einladenen Schoß stieg und einen leichten Milchtritt ausübte. Sebastian hatte ihm vor wenigen Tagen erklärt, dass der Milchtritt ein Ausdruck von tiefer Zuneigung wäre. Also mochte Shirin ihn sehr, da er sich natürlich auch sehr oft um sie kümmerte.
 

"Dieses Bild sollte auf einer Kamera festgehalten werden, findet Ihr nicht auch, junger Herr?" lächelte der Ältere über das sich ihm bietende Bild. Ciel murrte etwas Unverständliches in sich hinein, während er Shirin dabei beobachtete, wie sie sich auf seinen Schoß legte und darauf wartete, dass sie von ihm gestreichelt wurde. Nur leicht ließ er seine Hand durch das gepflegte Fell gleiten und dennoch gab Shirin immer wieder zufriedene Schnurrlaute von sich, während ihr Kopf seine Hand berührte und sich an ihr rieb.
 

Finnian wirkte ein wenig enttäuscht, da die Katze kein Vertrauen zu ihm aufbauen mochte und erhob sich wieder, um seiner Aufgabe nachzugehen. Ein Klopfen an der Haustür ließ jedoch jede Person aufsehen, besonders Ciel sah fragend zur Haustür und nahm Shirin von seinem Schoß runter. Sein erster Gedanke galt diesem Claude Faustus, jedoch glaubte er kaum, dass ein Dämon die Haustür benutzen würde, um den jungen Grafen zu entführen, oder? Er wusste es nicht und wollte sich auch schon erheben, um einen sicheren Ort aufzusuchen, doch wurde er durch eine beruhigende Hand auf seiner Schulter von seinem Vorhaben abgehalten.
 

"Ich spüre keine dämonische Aura in der Nähe, also keinen Grund zur Sorge" wisperte Sebastian dem erschrockenen Jungen zu, ehe er sich wieder aufrichtete und gemächlich zur Tür lief. Stellte sich ihm allerdings schon die Frage, wer nun vor der Tür stand. Sein junger Herr erwartete keinen Besuch, also musste ein Notfall eingetreten sein, oder vielleicht doch nicht? Vielleicht ein Hausierer? Nein, solche Leute ließen sich schon seit Jahren nicht mehr hier blicken, weil er einst einem hartnäckigen Vertreter Beine gemacht hatte.
 

Schließlich erreichte er die Haustür und legte seine behandschuhte Hand auf die Klinke. Tief atmete er durch, denn er wusste nun nicht, was ihn erwartete und öffnete die Tür. Zum Vorschein kam ein frierender, mit langen roten Haaren beschmückter, Mann, welcher flehend zu ihm aufblickte und stumm um Einlass bat. "Es ist Grell Sutcliff. Soll ich ihm Einlass gewähren, junger Herr?" berichtete Sebastian, ohne dabei seine Augen von dem Shinigami zu nehmen. Grell kam sicherlich nicht ohne Grund hierher und wie sah er denn eigentlich aus? Er wirkte blass um die Nase und schien wie Espenlaub zu frieren. Warum?
 

"Ja... Er soll sein Herkommen erklären" erwiderte Ciel im gewohnten Tonfall, denn es verwunderte ihn doch sehr, dass Grell noch mal auftauchte. War vielleicht etwas vorgefallen? Er wusste es nicht und sah seinem Butler dabei zu, wie er den Shinigami eintreten ließ und hinter ihm die Tür wieder schloss. Ein leises Niesen erreichte die Ohren des Jüngeren und nun fiel ihm erstmal auf, wie blass der Rothaarige um die Nase war. Wie lange war Grell denn bitte in der Kälte unterwegs gewesen?
 

"Entschuldige, dass ich..." begann der Shinigami, doch brach er seinen angefangenen Satz ab, da sich vor seinen Augen plötzlich alles drehte. Bevor seine Knie einknicken konnten, spürte er zwei helfende Arme um sich, welche ihn hielten, ehe er zu den Sitzkissen geführt wurde. Mit einem leisen Seufzen ließ sich Grell auf eines der Sitzkissen nieder, während ihm eine warme Wolldecke über die Schultern gelegt und ihm eine warme Tasse Tee gereicht wurde.
 

"Ich danke dir, Sebastian" murmelte der Rothaarige und nahm einen Schluck, um seinen Körper mit der warmen Flüssigkeit zu versorgen. "William hat mich spontan beurlaubt, weil ich aus Versehen...". Der Shinigami stockte und besah sich die Gesichter dreier Menschen. Er durfte vor unwissenden Menschen nicht über seine Arbeit sprechen, sonst blühte ihm noch viel mehr Ärger. Sebastian begann zu verstehen und blickte zu den Angestellten rüber, ehe er seine Stimme erhob. "Ihr könnt euch den Rest des Tages ausruhen und euch amüsieren. Bitte verlasst unverzüglich die Lobby". Ciel nickte dem langsam zu, denn letzten Endes besaß nur er allein das letzte Wort und somit verließen Meirin, Finny und auch Bard die Lobby, jedoch nicht ohne dabei leise und aufgeregt miteinander zu tuscheln.
 

Grell seufzte ein weiteres Mal, ehe er nochmals einen Schluck von seinem Tee nahm. Endlich Wärme, dachte er sich und dennoch fühlte er sich immer noch so matt und kränklich. Vermutlich hatte er sich in den letzten Tagen eine Erkältung eingefangen und das alles nur, weil Will ihn beurlauben musste. Er wagte erneut einen vorsichtigen Blick zum Schwarzhaarigen, welcher auf eine Erklärung wartete, ebenso dessen junger Herr, da die blauen Augen ihn beinahe zu durchbohren drohten.
 

"Vor vier Tagen habe ich aus Versehen eine Seele geerntet, die eigentlich noch knapp zwölf Jahre vor sich gehabt hätte" begann Grell mit seiner Erklärung und blickte in seine Teetasse. Nun, ein Versehen war es eigentlich nicht gewesen, aber er wollte lieber nicht erläutern, dass er einfach nur enttäuscht gewesen war. "William hat von der Sache einen Tag später natürlich Wind bekommen und mich vorerst aus dem Reich der Todesgötter verbannt" fuhr Grell nach langer Überlegung fort, ehe er erneut niesen musste. Verdammt, dieser Schnupfen ging ihm allmählich auf den Geist und das alles nur, weil er die letzten Tage unter einer Brücke hatte schlafen müssen.
 

"Aus einem Versehen heraus? Sag uns die Wahrheit, denn ich kann deinen Worten nicht glauben" erwiderte Sebastian mit fester Stimme. Warum log der Shinigami? Was versuchte er zu verheimlichen? Grell senkte seinen Kopf und blickte schließlich in seinen Schoß. Diese Idee mit der Notlüge funktionierte bei seinem Schwarm nun mal nicht, da er Lügen sofort entlarven konnte. Eine dumme Eigenschaft von Dämonen, aber irgendwie auch nicht. Dämonen spielten demnach immer mit offenen Karten und wahren ehrliche Wesen.
 

Ciel nahm nun ebenfalls einen Schluck von seinem Tee, ehe er sich Shirin zuwendete und ihr leicht über den Rücken strich. Angst vor Fremden schien sie nicht zu haben, aber vielleicht verspürte sie auch nur keine Angst, weil sein Butler hinter ihm stand und seine Augen auf das Geschehen richtete. Weitere Gedanken konnte er sich allerdings nicht machen, da der Shinigami seine Stimme erhob und es nun weinerlich mit der Wahrheit versuchte.
 

"Vor vier Tagen war ich in einer Bar und habe versucht meinen Herzschmerz zu ersäufen. Ich habe dir ein wenig Geld aus der Brieftasche gestohlen und... Sei mir nicht böse. Ich weiß doch selbst nicht, warum ich das gemacht habe". Sebastian zog seine rechte Augenbraue höher und überprüfte sofort seine Brieftasche. Seltsam, es fehlte nicht viel und vermutlich wäre es ihm auch gar nicht aufgefallen, wenn Grell nicht die Wahrheit eingeräumt hätte. Nun gut, böse konnte er dem Shinigami wirklich nicht sein, denn er hatte sicherlich seine Gründe, oder?
 

Ciel war schon über die ehrliche Beichte erstaunt, aber er konnte sich nun denken, wie sich der Shinigami wohl fühlen musste. Schließlich wusste Grell von Sebastian's Gefühle und schien auf seine Art und Weise damit umgehen zu wollen, obwohl Alkohol sicherlich nicht die beste Lösung war. "Ich bin dir nicht böse, aber erkläre mir, warum du beurlaubt wurdest?" wollte der Schwarzhaarige nun endlich in Erfahrung bringen und bemerkte das seichte Nicken des Rothaarigen, welcher nochmals tief durchatmete.
 

"Wie schon gesagt, ich war in dieser Bar und habe ein Glas Alkohol getrunken. Es sollte auch bei einem Glas bleiben, aber dann habe ich immer wieder nachbestellt und fühlte mich besser. Schließlich war ich so benebelt, dass ich einen Mann neben mir Komplimente an den Kopf geworfen habe und...". Grell stoppte in seiner Erzählung, biss sich auf die Unterlippe und stellte die Tasse Tee ab. Er wollte sich eigentlich nicht daran erinnern, aber vermutlich müsste er die komplette Wahrheit erzählen, oder?
 

Ciel blickte nun zum Älteren auf, dessen Blick noch immer auf Grell ruhte. "Tröste ihn doch wenigstens" dachte sich der Jüngere und deutete mit seinen blauen Augen auf dem Shinigami, an dessen Wangen schon einige Tränenspuren zu sehen waren. Sebastian verstand den unsichtbaren Wink und setzte sich in Bewegung, ehe er hinter Grell in die Hocke ging und seine Arme um den bebenden Körper legte. Sofort blickten verweinte Augen auf und direkt in Sebastian's Gesicht, welcher ihn tröstend in die Arme geschlossen hatte. "Sebastian..." schluchzte Grell schließlich und drehte sich in den Armen des Älteren, ehe er sich an dessen Jackett festkrallte und sich an seiner Schulter ausweinte.
 

Es dauerte einige Minuten, bis sich Grell wieder einigermaßen beruhigen konnte und schließlich mit seiner Erzählung fortfuhr, auch wenn ihm der letzte Part kaum über die Lippen kommen wollte. "Mit dem letzten Geld habe ich mir ein Hotelzimmer gemietet und bin mit dem Kerl aufs Zimmer gegangen. Erst habe ich mir alles gefallen lassen, aber dann kam mir dein Gesicht in den Sinn und plötzlich war der Rausch vorbei" murmelte der Shinigami und blickte zu Sebastian auf. Auf der einen Seite entschuldigend und dennoch konnte der Schwarzhaarige die Schmach in den goldenen Augen erkennen. Ja, der Rothaarige schämte sich und dennoch fuhr er mit dem letzten Teil der Geschichte fort.
 

"Der Typ wollte sich nicht abwimmeln lassen und hat es mit grober Gewalt versucht und... Plötzlich ging alles so schnell und... Ich wollte mich doch nur selbst schützen, Sebastian. Bitte, du musst mir einfach glauben". Der Butler warf einen kurzen Blick zum Jüngeren, welcher kaum fassen konnte, was er da hörte. Jedoch wendete er seinen Blick ab und betrachtete stattdessen wieder Shirin, welche es sich auf seinem Schoß bequem machte.
 

"Deswegen wurdest du beurlaubt? Hast du deinem Vorgesetzten nicht die Wahrheit erzählt?" entgegnete Sebastian leise und strich dem Shinigami beruhigend über die Wange. Ein zaghaftes Nicken war Grell's Antwort, doch wusste er sehr wohl, dass ein Nicken wohl kaum ausreichte. "Er wollte die Wahrheit erst gar nicht hören. Ich habe alles versucht, aber Will meinte, dass ich sowieso immer nur Fehler mache und deswegen sitze ich nun auf der Straße".
 

Eine Weile herrschte Stille in der Lobby und nur das leise Schluchzen von Grell ertönte hin und wieder. Sebastian glaubte dem Shinigami, denn er wusste um die Ehrlichkeit der Tränen, die der Rothaarige schon seit einigen Minuten vergoss. Er saß nun auf der Straße und wusste scheinbar nicht, wo er bleiben sollte. Wieso war er nicht sofort hierher gekommen? Wieso war Grell drei ganze Tage in der Kälte geblieben, statt ihn aufzusuchen? Ein Anruf hätte doch gereicht und er hätte mit Ciel gesprochen, oder etwa nicht? Er war zwar ein Dämon, aber er stand für seine Freunde ein, auch wenn Grell wirklich kein leichter Freund war.
 

"Was wirst du nun tun, Ciel? Wirst du Grell für einige Tage hier wohnen lassen?" murmelte Sebastian schließlich und sah wieder zum Jüngeren rüber, welcher noch immer Shirin streichelte. "Sofern er keinen Ärger verursacht und sich an die Hausregeln hält. Meinetwegen, er kann für einige Tage bleiben, aber ich erwarte dafür natürlich eine Gegenleistung" erwiderte Ciel ebenso leise und blickte nun zum Todesgott rüber, in dessen Gesicht er deutlich Erleichterung erkennen konnte. Ja, für eine Weile dürfe der Shinigami sein Anwesen bewohnen, aber das auch nur, weil er dafür eine Gegenleistung einforderte.
 

"Eine Gegenleistung? Ich besitze kein Geld und als Butler tauge ich auch nicht. Sebastian ist der Butler und... Er macht seinen Job... Perfekt". Zum Ende hin grinste Grell seinen Schwarm vielsagend an, ehe der Ältere sich erhob und seine Taschenuhr aus der Jackentasche zog, um einen prüfenden Blick auf die Uhrzeit zu werfen. "Da stimme ich dir zu, Grell und weil ich ein höllisch guter Butler bin, werde ich nun die restlichen Christbaumkugeln an den Weihnachtsbaum anbringen, um anschließend das Mittagessen vorzubereiten. Ich nehme einfach mal an, dass du großen Hunger verspürst". Hastig nickte der Shinigami, während er seine Hände ineinander faltete und heimliche Liebesgrüße an seinem Schwarm sendete.
 

Ciel lächelte leicht, denn sein Butler konnte die gewohnten Zeiten einfach nicht vergessen. Er versuchte stets penibel nach der Zeit zu gehen und einmal hatte er den Älteren sogar dabei beobachten dürfen, wie er sich dermaßen aufgeregt hatte. Ein seltsamer Anblick war das für den Jüngeren schon gewesen, weil Sebastian immer die Ruhe in Person blieb und dennoch hatte er sich tatsächlich heimlich aufgeregt. Wegen einer einzigen Minute, die er zu spät das Abendessen serviert hatte. Unsinnig, in Ciel's Augen jedenfalls, aber dieses Benehmen zeigte, dass selbst ein Dämon vermutlich seine Macken besaß.
 

Erst die entfernenden Schritte des Schwarzhaarigen holten den jungen Grafen aus seine Gedankenwelt zurück, ehe er nochmals zum Weihnachtsbaum blickte. Perfekt, dachte er sich, denn die goldenen und blauen Christbaumkugeln waren optimal verteilt worden, während verschieden farbiges Lametta den Baum umfing und für weihnachtliche Stimmung sorgte. Rote Kerzen waren an den herausragenden Zweigen befestigt, um einen Brand zu vermeiden, ehe Ciel's Blick zur Spitze des Baumes glitt. Ein großer goldener Stern, dachte er sich und ließ seine Augen nochmals über den Weihnachtsbaum schweifen. Ja, Sebastian war wirklich ein Perfektionist.
 

"Kleiner, von welcher Gegenleistung ist hier die Rede? Wenn es um Sebastian's Geheimnis geht, dann muss ich dich enttäuschen. Ich falle meinem geliebten Sebastian nicht in den Rücken". Ciel sah Grell unbeeindruckt an, ehe er ein gehässiges Grinsen auflegte. Die Wahrheit? Die Wahrheit war ihm doch bereits bekannt, also musste er dem Shinigami nichts mehr vormachen. "Musst du auch nicht, Grell. Sebastian hat mir am gleichen Abend noch von seiner Liebe erzählt". Der Rothaarige wirkte schon verwundert und wusste nun auch nicht, was er dazu hätte sagen sollen. Also hatte Sebastian seinen Rat befolgt und dem Jungen die Liebe gestanden. Er neigte seinen Kopf allerdings, da seine Augen etwas entdeckt hatten, ehe ihm ebenfalls ein amüsiertes Grinsen auf die Lippen huschte.
 

"Was erblicken da meine Augen, Junge? Ein Knutschfleck? Wie sehr ich dich doch beneide... Magst du mir Sebastian nicht mal ausleihen, oder... Ich könnte für dich arbeiten, oder was auch immer". Dem jungen Grafen wurde beinahe schlecht, als er sich diesen Vorschlag durch dem Kopf gehen ließ. Sein Butler war doch nicht irgendein Gegenstand, welchen man an irgendwelche Personen verlieh. Nein, Sebastian war ein lebendiges Wesen und konnte für sich allein Entscheidungen treffen. Außerdem gefiel ihm der Gedanke nicht, dass Sebastian wohlmöglich kuschelnd mit dem Shinigami im Bett liegen würde.
 

"Nein, kein Interesse, aber... Beneiden darfst du mich selbstverständlich, weil Sebastian ein ausgezeichneter Küsser ist". Wie er diesen Moment des Triumphes doch genoss, als Grell plötzlich näher zu ihm rutschte, um mehr zu erfahren. Dieser verliebte Shinigami würde vermutlich alles erdenkliche tun, nur damit Ciel mehr erzählte, oder? "Echt? Erzähl mir mehr, Junge. Habt ihr euch mit Zunge geküsst? Wie fühlen sich seine Lippen an und wie geht er beim Küssen vor?".
 

Schritte ertönten in weiter Ferne und Ciel wusste, dass Sebastian nun mit dem Mittagessen fertig war und ihn holen wollte. Einige Minuten wartete er noch, ehe er seine Stimme erhob und laut genug erzählte, wie sich Sebastian's Küsse anfühlten. "Seine Lippen sind zart und unglaublich weich. Wenn du in seinen Armen liegst und er dich küsst, dann knicken deine Beine ein, weil du von den Gefühlen überwältigt wirst. Wenn Sebastian dann auch noch seine Zunge zum Einsatz bringt und dich in einem verführerischen Zungenkuss verwickelt, verlierst du beinahe den Verstand". Ciel war es schon irgendwie peinlich und natürlich unangenehm, dass er sein Befinden so offen mitteilte, denn seine Worte entsprachen der Wahrheit, aber zu sehr genoss er das errötete Gesicht des Todesgottes, aus dessen Nase auf einmal Blut lief. Oha? Hatte er mit seiner Erzählung doch ein wenig übertrieben?
 

"Entschuldigt, wenn ich eure Unterhaltung unterbreche, aber das Mittagessen steht zum Verzehr im Speisesaal bereit" murmelte Sebastian höflich und verneigte sich vor seinem jungen Grafen, um seine aufkommende Röte zu verstecken. Hatte Ciel diese Worte eben wirklich ernst gemeint? Ja, er hatte keine Lüge aus der Stimme des Kleineren hören können, weswegen seine Wangen noch ein wenig an Röte zunahmen. Sein junger Herr bekam weiche Knie und verlor seinen Verstand, wenn er von ihm geküsst wurde?
 

"Endlich... Ich verhungere schon" rief Grell überglücklich und rannte zum Speisesaal, auf welchen Sebastian zuvor mit der Hand gedeutet hatte. Somit blieben Butler und Graf allein zurück, während der Jüngere nicht wirklich wusste, wie er sich nun verhalten sollte. Sicherlich, er hatte beim Wissen, dass Sebastian seine Worte hören würde, gesprochen und seine Worte entsprachen auch wirklich der Wahrheit, aber wieso glühten seine Wangen nun so sehr? Weil sein Butler ebenfalls mit einem roten Schleier auf den Wangen vor ihm in die Hocke ging und ihn lange und sehr intensiv musterte? Ja, es schien so, aber die nächste Aktion überrumpelte ihn ein wenig, weswegen er einen erschrockenen Laut von sich gab.
 

"Du schmeichelst mir, mein süßer Ciel" hauchte Sebastian und drückte den Jüngeren auf den Boden, während er sich über ihn beugte, nur um von den sündigen Lippen des Kleineren zu kosten. Sein junger Herr verletzte ihn mit seinen ständigen Annäherungen. Ja, er konnte dieses beklemmende Gefühl nicht abstreiten, aber durch diese ehrlichen Worte, welche Ciel eben ausgesprochen hatte, fühlte er sich wieder wohl. So wohl, dass er für einen Moment vergaß, wo sie sich eigentlich befanden.
 

"Sebastian... Doch nicht hier" murmelte Ciel in ihren Kuss hinein, doch musste er unweigerlich zugeben, dass ihm die plötzliche Nähe und vor allem der Kuss gefiel. So wild und ungestüm, wie sich der Ältere gerade über ihn beugte und ungeduldig mit der Zunge um Einlass bat. Nein, so hatte Sebastian ihn noch nie geküsst und voller Vorfreude öffnete er den Mund, ehe er die ungeduldige Zunge mit der seinen empfing.
 

"Nicht hier? Wieso gewährst du mir dann Einlass und lässt dich von mir wieder einmal in einen verführerischen Zungenkuss verwickeln?" dachte sich der Schwarzhaarige amüsiert und überhörte das leise Miauen von Shirin, welche von Ciel's Schoß gestiegen war. Erst ein Räuspern brachte ihn in die Realität zurück und einmal mehr verfluchte er sich dafür, seine Selbstbeherrschung verloren zu haben. Wütend blickte er Grell an, welcher mit einem Teller im Türrahmen stand und neugierig zu dem Traumpaar blickte.
 

"Lasst euch bloß nicht stören. Ich war nur neugierig, wo ihr denn so lange bleibt, aber... Macht ruhig weiter bei eurem regen Treiben". Zum Ende hin grinste Grell süffisant und ging zurück zum Tisch, da er noch mehr Hunger verspürte. Drei Tage ohne etwas Essbares hatte er auskommen müssen und nun durfte er die nächsten Tage hier im Anwesen bleiben. Zwar wollte der freche Knirps eine Gegenleistung, aber er sah mit äußerster Zuversicht in die Zukunft. In die Kälte musste er schließlich nicht zurück.
 

"Ich bitte um Entschuldigung, Ciel. Ich wollte...". "Meine Worte waren ehrlich gemeint, also... Lassen wir das erstmal so im Raum stehen". Sebastian nickte, als er unterbrochen wurde. Ja, er würde kein Wort mehr über das eben Geschehene verlieren. Langsam erhob er sich und half auch Ciel auf die Beine, ehe er Shirin auf den Arm nahm, um diese nun zurück ins Zimmer zu bringen. "Ich wünsche einen guten Appetit" rief er dem jungen Grafen noch zu und verschwand schließlich im Gang. Ciel lief nickend zum Speisesaal, um endlich sein Mittagessen zu verspeisen. Danach würde er Grell darüber in Kenntnis setzen, wie die Gegenleistung auszusehen hatte, denn er wusste schon genau, wie er einen Shinigami einsetzen konnte.

Höllische Nacht!

"Eine unglaubliche Geschichte" murmelte Grell und ließ sich auf seinem zugewiesenen Bett nieder. Sebastian, welcher neben ihm stand, schüttelte das Kissen aus und legte es in eine angenehme Position am Kopfende hin. Er war schließlich der Butler dieses Hauses und somit hatte er nun mal die Aufgabe, sich auch um die Gäste zu kümmern. Nickend bestätigte er die Aussage des Rothaarigen und machte sich daran, die Zudecke in Bereitschaft zu legen, während Grell sich seines Mantels entledigte.
 

"Der Junge hätte mich auch höflich um diese Gegenleistung bitten können, findest du nicht, Sebastian?" fuhr Grell fort und zog sich seine Schuhe aus, die er achtlos auf den Boden liegen ließ und sich zum Schwarzhaarigen drehte. Sebastian hielt in seiner Tätigkeit inne und blickte geradewegs in die goldenen Augen des Todesgottes, welcher sich vermutlich eine positive Antwort von ihm erhoffte. Ein amüsiertes Lächeln stahl sich auf seinen Lippen, ehe er seine Tätigkeit beendete und sich kurz zu Grell aufs Bett setzte. "Mein junger Herr pflegt meist in dieser Tonart mit noch fremden Wesen zu sprechen. Selbst unsere Angestellten wissen seine Launen zu schätzen, auch wenn er manchmal ein wenig über seine Stränge schlägt" erwiderte Sebastian grinsend und strich sich leicht über sein Jackett, um es wieder halbwegs vernünftig zu richten.
 

Grell murrte etwas Unverständliches in sich hinein, ehe er sich rücklings aufs Bett fallen ließ und die Zimmerdecke musterte. Dazu wusste er nun keine Antwort, auch wenn er das dumme Balg gern beleidigt hätte. Ein wenig Freundlichkeit konnte man doch schließlich von einem Grafen erwarten, oder etwa nicht? War der Bengel etwa so verwöhnt, dass er sämtliche Tätigkeiten als selbstverständlich erachtete? Nein, er konnte unmöglich so denken, sonst wäre doch der Dämon schon längst nicht mehr hier. Außerdem schien der Junge auch Gefühle für den Dämonen zu hegen, sonst hätte er sich doch niemals bereitwillig küssen lassen, oder?
 

"Der Bengel..." begann der Shinigami und setzte sich wieder auf, während er Sebastian unruhig musterte. "Liebt er dich auch? Ich meine, er hat sich schließlich von dir küssen lassen, also seid ihr doch nun ein Paar, oder...". Grell wusste nicht mal, warum er gerade das Liebesleben des Älteren in Erfahrung bringen wollte. Vermutlich aus ganz einfachen Gründen. Er war eifersüchtig auf den Jungen, welcher das Glück besaß, von Sebastian begehrt und geliebt zu werden. Diese Tatsache musste dieses ungehobelte Kind doch zu schätzen wissen, oder?
 

Für einen Augenblick hatte der Rothaarige das Gefühl, als könne er Traurigkeit in den roten Seen erkennen, ehe sich der Schwarzhaarige erhob und seine Gestalt straffte. "Ich wünsche eine angenehme Nacht, Grell. Solltest du einen Wunsch verspüren, so bitte ich dich, sie dir selbst zu erfüllen" sprach Sebastian in gewohnter Manier und setzte sich in Bewegung. Er konnte nicht verleugnen, dass ihn diese einfachen Worte getroffen hatten. Nein, er fühlte sich nun wirklich verunsichert, da Grell einen wunden Punkt angesprochen hatte. Was fühlte sein junger Herr nur für ihn? War es wirklich nur Lust, oder konnte er mit ernsten Gefühlen rechnen?
 

"Sebastian... Warte" hielt Grell den Dämon auf, denn er hatte das Gefühl, als habe er nun einen Fehler gemacht. "Du weißt also nicht, ob er dich liebt? Wieso fragst du den Jungen nicht?". "Grell, belassen wir das Thema. Es steht mir nicht zu, diese Fragen zu stellen. Auch wenn ich manchmal zutiefst verletzt bin und unbedingt in Erfahrung bringen möchte, wie es um seine Gefühle steht, ich...". Sebastian brach seinen Satz ab, als er zwei Hände auf seinen Schultern spürte, welche ihn zum Rothaarigen umdrehten. "Wieso bekämpfst du deine Ängste nicht einfach, indem du den Jungen fragst?" horchte Grell nach, denn er war sich sicher, dass Sebastian schon wieder diese Ängste verspürte, weil in den letzten Tagen scheinbar sehr viel passiert sein musste.
 

Der Ältere biss sich auf die Unterlippe, während er seinen Kopf gen Boden senkte. Er war sonst ein so stolzes Wesen und dennoch stand er am Rande eines Punktes, an dem er zu verzweifeln drohte. Er konnte diese einfache Frage nicht stellen und musste sich in Geduld üben. Außerdem hatte Ciel heute Mittag gemeint, er wisse nicht, was er momentan fühlen solle und er wolle ihn auch nicht verletzen. Der Kleinere brauchte noch Zeit und diese würde er ihm geben, auch wenn Sebastian mit jedem weiteren Tag an seinen Gefühlen innerlich zerbrach.
 

"Sebastian..." murmelte Grell und ließ seine Hände sinken, ehe der Butler wortlos das Zimmer verließ und einen bedrückt wirkenden Shinigami stehen ließ. "Entschuldige... Ich wollte deine Gefühlswelt nicht aufwühlen" dachte sich Grell und setzte sich wieder auf sein Bett, ehe er sich rücklings in die Kissen kuschelte. Liebe war kein leichtes Unterfangen und dessen war er sich selbst auch bewusst. Für Sebastian war die Liebe noch ein schlimmeres Thema, denn ein Dämon verliebte sich nur einmal im Leben. Eine Liebe für die Ewigkeit, die zu einer höllischen Ewigkeit werden konnte, wenn die Gefühle nicht erwidert wurden. Angespannt sah er zum Fenster und betrachtete die Sterne, welche hell am Himmel erstrahlten. Liebe, ein dummes Gefühl, welches eigentlich nur Ärger mit sich brachte, dachte er sich insgeheim und verharrte erstmal in dieser Position.
 

Der Schwarzhaarige lief mit einem Kerzenständer in der Hand durch den Gang, um nach dem Rechten zu sehen. Im Anwesen war es ruhig, sehr ruhig und allein diese Tatsache ließ ihn für wenige Sekunden unaufmerksam werden. In Gedanken wiederholte er das Gespräch mit Grell und musste unweigerlich seufzen, als er sich selbst so verzweifelt hörte. Ja, er hatte Angst vor Ciel's Antwort, wenn er ihn direkt fragen würde und nur deswegen schwieg er und wartete darauf, dass sein junger Herr den ersten Schritt machte. Er musste einfach warten, auch wenn es ihm unsagbar schwer fiel.
 

In der Lobby blieb er stehen und ließ seinen Blick durch den großen Raum schweifen. Auch hier herrschte Stille, weswegen er für einen Augenblick so verharrte und hinunter zum Weihnachtsbaum blickte. Ihm kamen die Worte des Jüngeren wieder in den Sinn, weswegen ihm eine angenehme Gänsehaut heimsuchte. Ja, sein junger Herr hatte tatsächlich die Wahrheit gesagt und gemeint, er wäre ein ausgezeichneter Küsser. Nun, er war ein Dämon und wusste um seine Fähigkeiten, auch wenn er vor nicht allzu langer Zeit seinen ersten Kuss durch Ciel hatte erfahren dürfen. Dennoch war er sich seiner Anziehungskräfte bewusst und wusste sie geschickt bei seinem Opfern einzusätzen, um an Informationen zu kommen.
 

Seine Beine führten ihn schließlich weiter, in den nächsten Gang der ersten Etage und nun fiel ihm auch auf, dass Ciel den Todesgott in seinem Reich schlafen ließ. Zwar nicht direkt Tür an Tür, aber dennoch auf derselben Etage. Ja, Ciel musste unsagbare Angst haben, wenn er sogar von Grell diese Gegenleistung forderte. Dieses Verhalten erinnerte den Dämon an frühere Zeiten, in denen er noch die Schachfigur des Jüngeren gewesen war. Ja, sein junger Herr hatte sein altes Ich nicht vergessen und schien nun den Shinigami als seine Schachfigur aufgestellt zu haben. Hoffentlich konnten sie die Hilfe des Todesgottes auch wirklich gebrauchen, auch wenn Sebastian vermutlich allein mit einem Dämon fertig werden würde.
 

Vor dem Schlafgemach seines jungen Herren blieb er stehen und verharrte kurz in dieser Position. Seither hatte er nicht mehr ohne Ciel genächtigt, wenn er es so ausdrücken durfte und der Jüngere schien auch ohne ihn nicht mehr einschlafen zu können. Er brauchte seine sicheren Arme, die sich um den jungen Körper legten und die beruhigende Stimme, welche Ciel ins Ohr flüsterte, dass er ihn schützen würde. Ja, der Kleinere wollte seine Nähe so unbedingt und auch wenn er nun wieder auf die Frage stieß, welche Gefühle den jungen Grafen zu seinem bisherigen Befinden bewegten, so blieb er doch jede Nacht gern bei dem Jungen. Er liebte ihn zu sehr, als dass er ihn einfach seinem Schicksal überlassen konnte.
 

Zaghaft klopfte er mit der freien Hand an das massive Holz und wartete auf ein Zeichen. 'Herein' erklang es gedämpft hinter der Tür, weswegen er langsam die Klinke betätigte und ins abgedunkelte Zimmer trat. Ciel konnte er auf dem Bett sitzend sehen, scheinbar auf ihn wartend und mit einer nicht gerade erfreuten Miene. "Du hast mich warten lassen, Sebastian" murrte der Jüngere und rutschte zum Bettrand hin, um seine Beine gen Boden baumeln zu lassen.
 

"Ich bitte um Verzeihung, Ciel" entgegnete Sebastian entschuldigend und verneigte sich leicht vor seinem jungen Herren. Natürlich hatte sich ihr Verhältnis etwas verändert, aber so ganz konnte Sebastian seine übliche Manier nicht ablegen. Er wollte dennoch höflich und mit dem nötigen Respekt vor Ciel treten, dessen Augen ihn nun musterten. Mit einer einfachen Bewegung stellte er den Kerzenständer auf dem Nachtschrank ab und gesellte sich zu Ciel aufs Bett, ehe er sich seiner Schuhe entledigte. Ahnte sein junger Herr etwa seine innere Unruhe, oder weswegen sahen die blauen Augen ihn so fragend an?
 

"Ist..." begann Ciel, denn ihn beschlich das Gefühl, als stimme etwas nicht. Sebastian stellte die Schuhe ordnungsgemäß zur Seite und blickte schließlich in die blauen Seen, welche unsicher und dennoch noch immer fragend zu ihm aufblickten. "Ist alles in Ordnung, oder...". Erneut brach der junge Graf seinen Satz ab und blickte nun gen Boden. Es war einfach nicht seine Art nach Sebastian's Befinden zu fragen, aber sein Gefühl täuschte ihn doch nicht, oder?
 

"Mach dir keine unnötigen Sorgen, Ciel" wich der Ältere aus und machte sich nun daran, sich das Jackett auszuziehen. Den letzten Knopf wollte er gerade öffnen, als sich schlanke Finger auf seine behandschuhten Hände legten und ihn bei seiner Tätigkeit aufhielt. "Du wirkst irgendwie... Ich weiß auch nicht, aber ich habe seit heute Mittag das Gefühl, als hätte ich sehr viele Fehler gemacht. Wenn dem wirklich so ist und du dich deswegen so seltsam verhältst, dann... Dann sprich doch mit mir". Ciel wagte es einfach nicht seinen Blick zu heben, da er sich irgendwie so distanziert fühlte. Ja, als habe Sebastian eine neue, viel stärkere, Mauer um sich herum errichtet, welche der Jüngere diesmal nicht zu überwinden vermochte.
 

Ein Arm zog ihn an einen warmen Körper und erst jetzt blickte der junge Graf auf, in die rot schimmernden Augen, die ihm so vertraut erschienen. "Es scheint, als könnte ich meine derzeitige Unruhe nicht vor dir verbergen" erwiderte Sebastian leise und strich mit seiner linken Hand hauchzart über die Wange des Kleineren, dessen blaue Seen ihn noch immer fragend musterten. "Ich stelle mir sehr viele Fragen, aber die Antworten kannst nur du mir geben. Jedoch möchte ich dir weiterhin die Zeit geben, die du dir von mir erwünschst".
 

"Du musst keine Rücksicht auf mich nehmen, Sebastian. Stell mir deine Fragen und ich werde dir Antworten geben" erwiderte Ciel und krabbelte auf den Schoß des Schwarzhaarigen, dessen Augen den zaghaften Bewegungen folgten. Zwei Hände legten sich um das so perfekt aussehende Gesicht des Älteren, während der junge Graf seine Daumen über die zarte Haut gleiten ließ. Eine schwarze Haarsträhne fiel Sebastian ins Gesicht, welche jedoch von einer schmalen Hand zur Seite gestrichen wurde, ehe auf dem Lippen des Jüngeren ein kleines Lächeln erschien.
 

"Ich liebe dich, Ciel" hauchte Sebastian und nahm die sündhaften Lippen in Besitz, weil er einfach nicht anders konnte. Völlig gleich, wie schmerzhaft seine momentane Lage auch erschien, er liebte dieses hübsche Wesen auf seinem Schoß zu sehr. Vielleicht sollte er einfach die Hoffnungen aufgeben und stattdessen diese sündigen Berührungen genießen? Nein, er konnte nicht, weil er das Herz seines jungen Herren besitzen wollte. Sebastian wollte ebenso geliebt werden, so wie er seine Liebe schenkte.
 

Liebend gern erwiderte der Jüngere den zaghaften Kuss und doch brachte er nach wenigen Sekunden wieder Abstand zwischen sich und seinem Butler. Nach einigen Atemzügen und einem prüfenden Blick in die roten Seen, welche ihn nun intensiv musterten, erhob Ciel seine Stimme. "Sprich mit mir, Sebastian. Ich kann keine Gedanken lesen" forderte er auf und ob der Schwarzhaarige nun wollte, oder auch nicht, er sollte endlich mit ihm reden.
 

Eine Weile schwieg Sebastian noch, aber er sah auch endlich ein, dass er sich aus dieser Situation nicht winden konnte. Eine Lüge konnte er dem Jungen unmöglich auftischen, wobei er eine Lüge niemals über die Lippen zu bringen vermochte. "Was... Was empfindest du wirklich für mich?" sprach er leise die wichtigste Frage aus, welche ihm auf dem Herzen lag. Er wollte doch einfach nur eine klare und ehrliche Antwort von dem hübschen Geschöpf erhalten. Ja, dieses hübsche Wesen hatte ihm vor etwa drei Jahren sein Herz gestohlen.
 

Ciel ließ seinen Kopf auf die Schulter des Älteren sinken, denn genau diese Frage hatte er so sehr gefürchtet. Jedoch erschien ihm diese Frage auch durchaus berechtigt, da er sich ständig von Sebastian berühren ließ. Sie teilten sich sogar seit geraumer Zeit ein Bett und genau deswegen, weil der Schwarzhaarige immer so offen und direkt mit ihm sprach, verdiente sein Butler eine ehrliche Antwort. Nochmals atmete der Jüngere tief durch, ehe er seinen Kopf hob und dem hoffnungsvollen Blick des Älteren begegnete.
 

"Ich mag dich, Sebastian. Ich mag dich sogar sehr, aber...". Eine kurze Pause trat ein, in welcher sich Ciel auf die Unterlippe biss und nach weiteren Worten suchte, die er verwenden könnte. "Ich sagte dir bereits, dass ich nicht so genau weiß, wie ich mich eigentlich fühlen soll und... Weißt du, du bescherst mir immer so wohlige Gefühle, wenn du mich küsst und mich an besonderen Stellen berührst, aber... Ich glaube, ich bin nicht in der Lage solche speziellen Gefühle zu empfinden. So viele Jahre habe ich mit Wut, Hass und Rachegefühlen gelebt und... Ich bin nur ein einfacher Mensch und ohne dich überhaupt nichts wert und...". Ein Zeigefinger brachte den jungen Grafen zum Schweigen, denn Sebastian wollte und konnte sich diese Worte nicht länger anhören, wobei er nun bemerkte, wie verzweifelt sein junger Herr eigentlich war.
 

"Nein, du bist kein gewöhnlicher Mensch in meinen Augen, sonst hätte ich niemals derartige Gefühle für dich entwickelt. Ciel... Beruhige dich und sieh mich an. Lass dir von mir deine Tränen trocknen und denke nicht immer so von dir". Die blauen Augen blickten vorsichtig auf, ehe dem Jungen die Tränen aus dem Gesicht gewischt wurden, welche durch seine eigenen Worte entstanden waren. Warum vergoss er so häufig Tränen? Warum weinte er immer, wenn sein Butler ihm dabei zusehen konnte? Er hatte dieses Gefühl, diese offensichtliche Schwäche, zu früheren Zeiten so sehr gehasst und nun war es so leicht, ihn, Ciel Phantomhive, in diese Lage zu bringen.
 

"Ich hasse mich, Sebastian. Ich bin egoistisch und denke nur an mein eigenes Wohl. Warum musst du ausgerechnet mir dein Herz schenken und...". Ciel hielt inne, als die roten Augen plötzlich eine violette Farbe annahmen und das Gesicht des Schwarzhaarigen ernste Züge formten. Hätte er die letzten Worte etwa lieber nicht aussprechen sollen? Hatte er den Dämon in Sebastian geweckt? Er wusste es nicht und konnte auch keine weiteren Gedanken daran verschwenden, da ein schriller Schrei durchs Anwesen hallte, weswegen sich der junge Graf fast zu Tode erschreckte und sich an seinem Butler klammerte. Das war eindeutig Grell's Stimme gewesen, oder?
 

"Ciel, wir setzen unser Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt fort und nun höre mir bitte aufmerksam zu" sprach Sebastian ernst und setzte seinen jungen Herren auf dem Bett ab, ehe er in seine Schuhe schlüpfte. Der junge Graf sah fasziniert in die dämonischen Augen, welche ihm beinahe um den gesunden Menschenverstand brachten, doch durch einen weiteren Schrei des Todesgottes, erwachte Ciel aus seiner Trance. Sebastian stand unterdessen auf und knöpfte die Knöpfe seines Jackettes wieder zu, während er den Lauten auf dem Gang lauschte. Scheinbar rannte Grell verängstigt durch die dunklen Gänge, also konnte er von ihm wohl keine große Hilfe erwarten.
 

Nachdem sein Jackett wieder perfekt saß, wendete er sich dem jungen Grafen zu und ging vor ihm auf die Knie, um eine tiefe Verbeugung anzudeuten. Ciel sah nur fassungslos zu seinem Butler hinab, schaffte es aber dann doch endlich seine Stimme zu erheben, um seine Frage zu stellen. "Was geht hier vor, Sebastian und warum schreit Grell wie am Spieß?". Der Butler erhob seinen Kopf und erneut sahen diese violetten Augen zum Jüngeren rüber, welcher sich kaum von diesen traumhaften Augen lösen konnte. "Ich bitte dich, Ciel, bleib hier und warte auf mich. Vertrau mir und stelle keine weiteren Fragen" bat der Ältere und erhob sich wieder, ehe er auf die Tür zuging, um sich um das entstandene Problem zu kümmern.
 

"Warte..." rief der junge Graf und tatsächlich hielt sein Butler inne und schien ihm noch einen Moment seiner Aufmerksamkeit schenken zu wollen. "Versprich mir, dass du unversehrt zu mir zurückkehren wirst, Sebastian". Ein kleines Lächeln erschien auf den Lippen des Schwarzhaarigen, ehe er nochmals eine kleine Verneigung andeutete. "Yes, my Lord" sprach er ernst und dennoch hörte Ciel deutlich die Wärme aus den Worten heraus, ehe die Tür ins Schloss gezogen wurde und sein Butler ihn alleine im Zimmer ließ.
 

"Sebastian..." rief Grell nervös und rannte den Gang hinunter. Verdammt, wo steckte sein Schwarm denn nur? "Sebastian, hilf mir doch bitte. Da war ein schwarzer Schatten mit violetten Augen vor dem Fenster und... Es spukt hier... Sebastian, komm und rette mich" brüllte er durch den Gang und lief noch immer panisch weiter. Plötzlich erschienen violette Augen vor ihm, ehe er in eine Gestalt, welche ebenso wie aus dem Nichts vor ihm auftauchte, lief. Sofort wich er aus den Armen dieser sonderbaren Gestalt und brachte nur Bruchstücke von vereinzelten Sätzen über die Lippen, ehe ihm der Mund mit einer behandschuhten Hand zugehalten wurde.
 

"Beruhige dich, Grell. Ich bin es, Sebastian" sprach der Schwarzhaarige sanft auf den verängstigten Shinigami ein, dessen Augen einige Male blinzeln mussten, ehe er seinen Schwarm tatsächlich erkennen konnte. Ein leises Seufzen entfuhr seinen Lippen, während er die Hand von seinen Mund entfernte und neugierig in die violetten Augen vor sich starrte. "Warst du etwa vor dem Fenster? Wieso jagst du mir solche Angst ein, Sebastian?" wollte Grell in Erfahrung bringen, denn er hatte sich wirklich fast zu Tode erschrocken.
 

Sebastian seufzte und blickte schließlich an die Decke, um die Aura zu verfolgen, welche mitten in der Nacht für Unruhe sorgte. "Ich kann dir nun keine Fragen beantworten. Ich möchte dich darum bitten, dich um Ciel zu kümmern. Was auch immer für Geräusche ihr hören werdet, ihr müsst im Zimmer bleiben. Ich verlasse mich auf dich" murmelte der Ältere und lief an dem nun verwundert wirkenden Todesgott vorbei, um endlich aufs Dach zu gelangen, denn dort wurde er vermutlich bereits erwartet. Rasch überprüfte er noch seine Innentaschen nach dem nötigen Silberbesteck, welches er meistgehend im Kampf benutzte, ehe er seine Schritte beschleunigte. Es war Zeit, seine Pflicht zu erfüllen.
 

Ciel zupfte derweil unruhig an seinem Hemd und starrte immer wieder zu den geschlossenen Vorhängen. Sollte er vielleicht mal einen Blick in den Garten riskieren? Sebastian hatte zwar gemeint, er solle im Zimmer bleiben, aber er hatte nicht gesagt, dass er nicht aus dem Fenster schauen dürfe. Nun, Befehle nahm er sowieso nicht entgegen, aber er wusste nun mal nicht, was nun eigentlich vor sich ging. Natürlich kam ihm Claude Faustus in den Sinn, aber sein Butler hätte doch sicherlich etwas erwähnt, wenn er eine dämonische Aura gespürt hätte, oder?
 

Der Jüngere horchte auf und wendete seinen Blick der Tür zu, welche sich öffnete und eine Gestalt ins Zimmer trat. "Sebastian?" hauchte er, denn er konnte überhaupt nichts erkennen, da sein Butler den Kerzenständer mitgenommen hatte. "Nein... Ich bin es nur. Kannst du mir vielleicht verraten, was hier eigentlich los ist, Junge? In deinem Haus spukt es, oder?". Grell, dachte sich Ciel und seufzte erleichtert aus, obwohl ihm Sebastian wirklich lieber gewesen wäre. Wie? Der Shinigami trat näher an sein Bett heran und nun konnte er auch seine Umrisse ein wenig erkennen, aber was bedeutete dessen Aussage? In seinem Anwesen soll es spuken? Wie kam Grell auf solche Gedanken?
 

"Mach dich nicht lächerlich, Grell" murrte Ciel und erhob sich vom Bett, ehe er auf leisen Sohlen durchs Zimmer schlich und einen Vorhang zur Seite zog, um endlich eine Lichtquelle zu schaffen. Der helle Mond schien und somit konnte er nun auch Grell erkennen, welcher neben ihm trat und ebenfalls in den Garten blickte. Seine Augen wirkten jedoch unruhig, was den jungen Grafen stutzen ließ. Ja, der Shinigami hatte vor einigen Minuten geschrien, also schien er etwas gesehen zu haben, oder?
 

"Was weißt du? Hat Sebastian dich zu mir geschickt?" wollte der Jüngere nun endlich wissen. Verdammt, diese Ungewissheit regte ihn höllisch auf und zu früheren Zeiten hatte sein Butler schon immer gewisse Dinge vor ihm verheimlicht. Er hasste solche Geheimnisse, von denen er nichts wissen durfte, obwohl es doch scheinbar um ihm ging, oder?
 

"Ja, ich soll mich um dich kümmern, aber mehr wollte er mir auch nicht sagen. Hast du seine Augen gesehen? Gruselig, obwohl sein Blick etwas Unwiderstehliches an sich hatte, aber... Dieser Schatten vor dem Fenster war wirklich unheimlich mit diesen violetten Augen". Ungläubig sah der junge Graf zum Todesgott auf, der ihm gerade die besten Informationen lieferte, ohne selbst vermutlich Schlussfolgerungen ziehen zu können. Die gleichen Augen, wie die von Sebastian? Augen eines Dämonen? Dann war dieser Schatten wirklich Claude gewesen, denn einen anderen Dämon kannte Ciel nun wirklich nicht.
 

"Die Augen eines Dämonen" hauchte Ciel und blickte wieder aus dem Fenster, um den Garten zu beobachten. Innerlich verkrampfte sich sein ganzer Körper, bishin zu einem unguten Ziehen in seiner Magengegend. "Du hast mir dein Wort gegeben, Sebastian, also kehre unversehrt zu mir zurück" dachte er sich insgeheim und wurde bei der Schulter ergriffen und mit sanfter Gewalt zur Seite geschoben. Grell öffnete nach wenigen Sekunden das Fenster und ließ die eisige Winterluft herein, während er sich noch immer im Garten umsah. Nichts zu sehen und auch so hörte er keine verdächtigen Geräusche.
 

"Also ist von Claude Faustus die Rede? Ich sehe Sebastian nirgendwo und ungewöhnliche Geräusche höre ich auch nicht" erwiderte der Shinigami und lehnte sich noch ein wenig mehr aus dem Fenster, um vielleicht etwas Verdächtiges zu entdecken. Wo war sein Schwarm denn nur? Sollte er wirklich hier im Zimmer bleiben, obwohl sich scheinbar im Garten, oder sonst irgendwo ein Kampf ereignete? Schließlich zog er seinen Kopf wieder zurück und sah zum Kleineren hinab, dessen Augen unruhig und suchend durch den Garten huschten.
 

"Zieh dir einen Mantel über und Schuhe an. Sebastian kann von uns nicht verlangen, dass wir hier untätig warten, oder?". Der Rothaarige grinste den Jungen leicht an und erhoffte sich eine positive Antwort. Jedoch drangen keine Worte über die Lippen des jungen Grafen, sondern ein erschrockenes Keuchen, da er plötzlich das Klirren von aufeinander treffenes Metall vernehmen konnte. Die Geräusche schienen vom Dach zu kommen und nun überlegte er wirklich, ob er nicht doch einen Blick aus sicherer Entfernung riskieren sollte. Grell war bei ihm, also würde dem jungen Herren auch nichts passieren, oder?
 

Gerade wollte der Shinigami erneut das Wort erheben, als der Jüngere wortlos durch das Zimmer ging und sich seinen Weg zum Kleiderschrank suchte, dessen Tür er öffnete und einen warmen Mantel aufs Bett warf. Ein Schal folgte, ehe er sich Schuhe aus dem Schrank kramte und diese vor dem Bett positionierte. Den Schal band sich der junge Graf um und stellte auch kein größeres Problem dar, ebenso wenig der Mantel, dessen Knöpfe er nach wenigen Sekunden zugeknöpft hatte. Nun waren die Schuhe dran und da lag sein eigentliches Problem. Er konnte sich nicht die Schnürsenkel zubinden, obwohl er Sebastian so oft dabei beobachtet hatte.
 

"Bist du bald fertig, oder... Nein, sag mir nicht, dass du dir die Schnürsenkel nicht zubinden kannst?". Zum Ende hin wirkte Grell erst noch erstaunt, ehe er seiner Stimme pure Belustigung beifügte. Sein Verdacht bestätigte sich, als der Junge auf dem Bett aufgab und stattdessen ein wütendes Knurren über die Lippen brachte. Ein leises Seufzen entwich dem Todesgott, ehe er vor dem verwöhnten Bengel in die Hocke ging, um dessen Schuhe zubinden zu können. "Du bist ein verwöhntes Balg" murmelte Grell wahrheitsgemäß, denn jedes Wesen sollte sich doch wenigstens die Schuhe zubinden können. "Halt deinen Mund" war die leise Antwort des jungen Grafen, während er verlegen zur Seite blickte, da er auf Grell angewiesen war.
 

Nachdem Grell die Schuhe zugebunden hatte, legte er ein amüsiertes Grinsen auf und erhob sich wieder. Er hörte den gemurmelten Flüchen nur mit halbem Ohr zu und lief stattdessen zum Fenster zurück, um nochmals einen Blick in den Garten zu riskieren. Ja, die beiden Dämonen schien auf dem Dach zu sein, ein ungewöhnlicher Ort zum Kämpfen, aber was erwartete er von solchen Wesen? Neben sich hörte er den Jüngeren, dessen Augen ebenso den Garten musterten und doch nichts zu finden schienen.
 

Im nächsten Moment wusste Ciel nicht, wie ihm eigentlich geschah und krallte sich an dem roten Mantel fest, welchen er mit den Händen ergreifen konnte. Lag er nun tatsächlich in den Armen des Rothaarigen? Vorsichtig blickte er zu den goldenen Augen auf, welche noch immer auf den Garten gerichtet waren, ehe Grell zum Jungen sah und ihm ein belustigtes Grinsen schenkte.
 

"Dann wollen wir mal" rief Grell und sprang aus dem Fenster, um sich an der darüber liegenden Regenrinne festhalten zu können. Mit einer Hand erwies es sich nun doch als äußerst schwierig, musste er sich eingestehen, weswegen er sich mit den Füßen kraftvoll an der Hauswand abstieß und schließlich mit seiner Hand das Dach ergreifen konnte. "Junge... Kletter hoch und hilf mir gefälligst" zischte der Shinigami vor lauter Anstrengung, ehe er die Zähne aufeinander presste. Nur noch wenige Sekunden, dachte er sich, sofern der Junge endlich tat, worum er verlangte.
 

"Erteile mir keine Befehle" murrte Ciel und kletterte aufs Dach, während er seine Augen vorsichtig schweifen ließ. Tatsächlich erblickte er seinen Butler und Claude Faustus in einiger Entfernung, aber nach einem Kampf sah ihre Haltung nicht aus. Ob sie sich unterhielten? "Hey... Ich kann mich nicht mehr lange halten, Kleiner" rief Grell angestrengt und endlich halfen ihm schmale Hände, damit auch er endlich aufs Dach klettern konnte.
 

Hastig atmete er einige Male durch, während auch er seinen Blick über das Schnee bedeckte Dach schweifen ließ und schließlich die beiden Dämonen entdeckte. Sebastian stand mit dem Rücken zu ihnen, weswegen Grell den fremden Dämon mustern durfte und was er auf dieser weiten Distanz sehen konnte, gefiel ihm doch sehr. Ein Mann mit einer schlichten Brille und ebenso goldenen Augen blickte Sebastian entgegen, während er mit ihm zu reden schien. Worüber die beiden Dämonen wohl redeten?
 

"Junge... Der Typ sieht aber göttlich aus. Dämonen sind zwar niedere Wesen, aber ich beneide sie wegen ihrer perfekten Schönheit" schmachtete Grell mit verliebter Stimme und legte beide Hände um sein Gesicht. Dieser Claude besaß fast die gleiche Ausstrahlung wie sein Schwarm. Ciel seufzte verächtlich, während er seicht den Kopf schüttelte. "Du solltest dir eine neue Brille zulegen, damit du die wahre Schönheit erkennen kannst" murrte er schließlich und krabbelte langsam vorwärts. Laufen war auf dem Schnee bedeckten Dach zu gefährlich, aber wenn er hören wollte, was die beiden Dämonen miteinander zu bereden hatten, musste er sich in die Gefahrenzone trauen.
 

"Nun warte doch auf mich" wisperte der Shinigami und nahm die Verfolgung auf, denn auch er war unsagbar neugierig geworden. Irrte er sich, oder hatte der Bengel gerade Sebastian in Schutz genommen? Ja, er schien Sebastian weitaus schöner zu finden, als diesen Claude, dessen Lippen erneut Worte formten. Er konnte zwar leise Worte vernehmen, aber er sie nicht verstehen. Warum? Unterhielten sich die Dämonen etwa in ihrer eigenen Sprache? Möglich, aber dann brachte das Beschatten auch nicht viel, jedenfalls in seinen Augen.
 

Ciel krabbelte noch immer näher an das Geschehen heran, doch im nächsten Moment rutschte er mit der Hand ab, mit welcher er sich an dem Schornstein hatte festhalten wollen, um sich dort hinter verstecken zu können. Mit einem leisen Keuchen glitt er einige Meter über den Schnee bedeckten Boden, ehe eine Hand sein Handgelenk umfasste. Vorsichtig blickte er in goldene Augen auf und nur für einen kurzen Augenblick dachte er tatsächlich, dass nun Claude vor ihm stehen und ihn mitnehmen würde. Jedoch blinzelte er einige Male und erkannte schließlich deutlich den Todesgott vor sich, dessen Zeigefinger andeutete, dass Ciel nun wirklich leise sein sollte.
 

Mit einem zaghaften Nicken krabbelten Graf und Todesgott hinter dem Schornstein und lauschten den fremdartigen Worten, welche nun auch Ciel's Ohren erreichten. "Ich verstehe kein einziges Wort" murmelte er wahrheitsgemäß und blickte zum Shinigami auf, dessen Nicken ihm zu verstehen gab, dass auch er nichts verstehen konnte. Leicht beugte sich Grell seitlich, um hinter dem Schornstein hervor zu schauen und betrachtete Sebastian, dessen ernste Miene deutlich machte, dass er von Claude's Auftauchen wenig erfreut zu sein schien. Der andere Dämon hingegen blieb gelassen und rückte die Brille zurecht. Diese Arroganz erinnerte ihn sehr an William, weswegen er seine Meinung bezüglich der Schönheit wieder änderte.
 

Plötzlich hatte der Shinigami das Gefühl, als würden violett schimmernde Augen durch ihn hindurch sehen, ehe Claude mit einem gekonnten Sprung, welcher selbst für seine Augen viel zu schnell erschien, auf dem Schornstein landete. Ciel hörte nur ein angespanntes Keuchen von Grell, weswegen er dessen erschrocken wirkenden Augen folgte und beinahe zu einer Salzsäule erstarrte. Wie hatte Claude sie entdecken können? Waren der Todesgott und er letzten Endes doch zu laut gewesen, oder hatte der Dämon, dessen violette Augen sich nun auf ihn richteten, von Anfang an von ihrer Anwesenheit gewusst?
 

"Ein Shinigami..." stellte Claude wenig beeindruckt fest und richtete seine Brille. "Und der junge Graf Phantomhive, der meiner Hoheit ein ergebenes Spielzeug werden wird". Ciel schluckte schwer, denn er konnte sich sehr wohl vorstellen, was der Dämon mit diesen Worten meinte. Sein ganzer Körper begann unkontrolliert zu zittern, während sich seine Atmung augenblicklich beschleunigte. Längst vergessene Bilder tauchten vor seinem inneren Auge auf und zeigten ihn selbst, wie er unter Höllenqualen schrie. Längst vergessene Schmerzen suchten seinen Körper heim, ehe er vor lauter Angst seine Augen schloss und seine zitternden Hände an seine Ohren legte. Diese Bilder, dachte er sich insgeheim, sie sollten aufhören. Er wollte diese Qualen nicht noch mal durchleiden müssen.
 

"Grell, du solltest dich um meinen jungen Herren kümmern und mit ihm im Zimmer bleiben" zischte Sebastian und erschien wie aus dem Nichts hinter dem Rothaarigen, welcher sich fast zu Tode erschreckte. Hastig nickte er seinem Schwarm zu und hob den zitternden Körper des Jungen auf seine Arme, um aus der Schusslinie zu gehen. Warum zitterte der Kleine denn wie Espenlaub? Hatte Claude ihm wirklich solche Angst eingejagt, oder waren es die Worte gewesen, die den Jungen dermaßen verängstigten.
 

"Warum setzt du dich für ein menschliches Kind ein, Sebastian? Du hättest seine Seele verschlingen können, aber aus einem, für mich unverständlichen, Grund, hast den Vertrag gebrochen" erläuterte Claude sein bisheriges Wissen, welches er hatte in Erfahrung bringen können. Sebastian legte ein amüsiertes Lächeln auf und wartete noch, bis Grell mit seinem jungen Herren in sicherer Entfernung war, ehe er seine Antwort gab. "Ich denke, dass ich dir keinerlei Rechenschaft schuldig bin".
 

Ein leises Knurren verließ Claude's Kehle, ehe er seine rechte Hand erhob und diese auf den Shinigami richtete. "Wie du willst..." erwiderte er auf die nicht ausreichende Antwort hin, während er seine Kräfte in seiner Handfläche sammelte. Sebastian erkannte die Gefahr sofort und stürmte zum Rothaarigen rüber, dessen Körper er grob vom Dach stieß und gleichzeitig seine Hände erhob, um diese dämonische Macht abwehren zu können. Er müsste lügen, wenn er behaupten würde, dass Claude ein leichter Gegner war.
 

Grell presste den Jungen an seine Brust, nachdem er den Schock überwunden hatte, ehe er mit einem gezischten Laut auf dem Schnee bedeckten Boden aufkam. Mit einem schmerzhaften Keuchen knickten seine Beine ein, denn mit diesen so plötzlichen Sturz hatte er einfach nicht gerechnet und er hoffte inständig, dass dem Bengel nun nichts geschehen war. Ihm schien es jedoch gut zu gehen, als er einen vorsichtigen Blick zum Grafen riskierte, welcher nur verwundert zu ihm aufsah.
 

Sebastian unterdessen rutschte immer weiter zum Rand des Daches und versuchte dieser Macht irgendwie Einhalt zu gebieten. Sein Körper stand unter Strom, jedenfalls floss diese Macht wie unzählige Blitze durch seine Glieder, während seine Hände zu verbrennen drohten. Verdammt, ihm musste etwas einfallen, bevor sein Körper unter dieser bestialischen Spannung zerriss. Dennoch ruhte noch immer dieses amüsierte Lächeln auf seinen Lippen, denn er würde Claude nicht zeigen, dass er dieser Macht kaum noch widerstehen konnte. Nein, dazu war sein Stolz als erfürchtiger Dämon einfach zu mächtig.
 

"Ich kann diese monströse Macht spüren. Sebastian wird sterben, wenn er sich dieser Macht noch länger aussetzt" murmelte Grell, auf dessen Körper eine unangenehme Gänsehaut erschienen war, als er diesen Gedanken hatte aussprechen müssen. Ciel erschrak zutiefst und befreite sich aus den Armen des Todesgottes, um hinauf zum Dach zu blicken. Tatsächlich konnte er seinen Butler nahe am Rande des Daches mit ausgestreckten Händen sehen, um gegen eine, für ihn unsichtbare, Macht zu kämpfen.
 

"Mein Befehl lautete, dass du unversehrt zu mir zurückkehren sollst" rief er zum Schwarzhaarigen hinauf, welcher für einige Sekunden unaufmerksam und durch einen harten Schlag im Gesicht vom Dach gefegt wurde. Mit unglaublicher Geschwindigkeit landete er im nicht vorhandenen Blumenbeet und keuchte unterdrückt, da dieser Schlag wahrlich gesessen hatte. Mit seiner rechten Hand wischte er sich über den Mund und erblickte einen rötlichen Fleck auf seinem weißen Handschuh. Ein müdes Lächeln umspielte seine Lippen, ehe er sich auf die Beine kämpfte und nun erst bemerkte, wie sehr seine Knie eigentlich zitterten. Nicht aus Angst. Nein, diese Macht beherrschte noch immer seine Glieder.
 

Claude sprang, nachdem er ein weiteres Mal seine Brille gerichtet hatte, vom Dach und landete einige Meter von Sebastian entfernt auf dem Schnee bedeckten Boden und erhob erneut seine rechte Hand. "Ich erfülle lediglich den Befehl meiner Hoheit" brachte Claude kühl über die Lippen und konzentrierte ein weiteres Mal diese monströse Macht in seiner Handfläche. Grell hielt sich die Augen zu, denn er wollte einfach nicht glauben, was sich vor ihm abspielte. Claude konnte doch unmöglich der Stärkere von den beiden Dämonen sein, oder? Nein, sein Sebastian hatte sicherlich noch ein Ass im Ärmel.
 

"Sebastian..." hauchte Ciel und er wusste nicht, wieso sich seine Beine auf einmal in Bewegung setzten, aber er musste Sebastian beschützen. Nur ein einziges Mal in seinem Leben wollte er zu etwas Nütze sein und auch wenn er nun sein Leben in Gefahr brachte, er konnte nicht tatenlos zusehen, wie sich sein Butler für ihn opferte. Mit beschleunigter Atmung blieb er schließlich vor dem groß gewachsenen Mann stehen und breitete seine Arme aus, um zu demonstrieren, dass er diesen Schritt nur über seine Leiche zulassen würde. Claude besaß nicht dieses Recht. Niemand besaß das Recht, seinem Butler in irgendeiner Weise Leid zuzufügen.
 

Claude schien ein wenig überrascht zu sein und auch seine Augenfarbe normalisierte sich wieder, während er seine Hand sinken ließ. Lange und sehr intensiv sah er in die blaue Augen, die fest zu ihm aufblickten und keinerlei Zweifel ausdrückten. Der junge Graf würde sich nicht vom Fleck bewegen, dessen wurde sich der Dämon bewusst und straffte seine Gestalt.
 

"Ich habe meine Antwort erhalten und werde bezüglich dieser neuen Situation meiner Hoheit Bericht erstatten" gab er zu verstehen und blickte zu Sebastian, dessen Augenfarbe sich ebenfalls wieder normalisierte. Jedoch konnte er in den roten Seen deutlich Angst und blankes Entsetzen erkennen, weswegen er nun zum Anwesen seiner Hoheit zurückkehren würde. Ja, Alois würde sich über diese neuen Informationen köstlich amüsieren und vermutlich neue Wege und Mittel finden, um das Leben des jungen Grafen schwerer zu gestalten.
 

"Ich verabschiede mich an dieser Stelle und kündige meine Rückkehr in absehbarer Zeit an" erklärte er noch und sah ein letztes Mal in die ernsten Augen des jungen Phantomhive, welcher bei den letzten Worten ungehalten knurrte. Im nächsten Moment war der Dämon verschwunden und zurück blieb eine unangenehme Stille, die erst durchbrochen wurde, als Grell sich hastig in Bewegung setzte.
 

"Junge... Du hast echten Mut bewiesen. Du bist ja doch ein ganz netter Kerl" grinste der Rothaarige und wuschelte durch das Haar des Jüngeren, dessen Hand sich erhob, um diese Tätigkeit zu unterbinden. Stattdessen drehte sich der Kleinere nun zu seinem Butler um, wollte gerade ein erleichtertes Lächeln auflegen, als er plötzlich mit voller Wucht zur Seite fiel und schließlich auf den Schnee bedeckten Boden landete. Sofort erhob er seine rechte Hand und rieb sich über seine schmerzende Wange, die sofort eine rötliche Farbe annahm.
 

"Ähm..." brachte Grell lediglich über die Lippen und sah entsetzt zum Schwarzhaarigen, in dessen Augen er deutlich Tränen entdecken konnte. "Sebastian?" fragte er zaghaft, doch im nächsten Moment war auch sein Schwarm verschwunden. Hallo? Was ging denn nun ab? Freute sich Sebastian denn nicht über den Einsatz des Jungen? Wieso hatte er ihm mit voller Wucht eine Ohrfeige verpasst?
 

"Ähm... Ciel, verstehst du vielleicht, warum er dir eine geschmiert hat?" wendete er sich nun an den Jungen. Grell gebrauchte selten den Namen des jungen Grafen, aber im diesen Moment hatte er einfach das Gefühl, als müsse er nun besonders freundlich mit dem Kleinen umgehen. Ciel blieb einfach regungslos auf dem Boden sitzen und versuchte die eben erlebte Ohrfeige zu verstehen. Noch nie hatte sein Butler gegenüber ihm die Hand erhoben. Nein, er war immer so vorsichtig mit ihm umgegangen und nun wurde er eines Besseren belehrt. Sebastian konnte auch durchaus anders, aber was hatte er von einem Dämon erwartet?
 

"Ciel... Lass uns erstmal ins Haus gehen. Sebastian kommt schon wieder zur Besinnung" versuchte Grell den zitternden Jungen zu beruhigen, ehe lautes Gelächter erklang, weswegen der Shinigami ein verwundertes Gesicht zog. Warum lachte Ciel denn nun? War er wohlmöglich durch die Ohrfeige verrückt geworden? "Er ist ein Dämon, Grell. Er ist und bleibt ein Dämon. Egal, wie menschlich er auch aussehen mag. Egal, wie menschlich er mich behandelt. Er bleibt ein Dämon und ein Dämon sollte sein eigenes Leben führen und nicht seine Zeit mit mir vergeuden" kicherte der junge Herr, ehe er erneut in schallendes Gelächter ausbrach.
 

"Wie? Was soll das denn jetzt?" hinterfragte der noch immer irritierte Todesgott und ergriff den Kragen des Jungen, um ihn auf die Beine zu ziehen. "Bist du dir im Klaren, dass er dich über alles liebt? Er wäre für dich gestorben, du undankbares Stück...". Grell brach seine Beleidung abrupt ab, als er die Tränen in den blauen Augen bemerkte, welche sich nun ihren Weg über die Wangen suchten. Also waren diese Worte eben gar nicht ernst gemeint gewesen? Nein, mit dieser Art pflegte der Bengel mit der jetzigen Situation wohl umzugehen, obwohl er dieses Verhalten nicht wirklich nachvollziehen konnte.
 

"Kleiner..." murmelte Grell und zog den Jungen an seine Brust, um ihm etwas Trost zu spenden. Hoffentlich beruhigte sich Sebastian bald wieder, auch wenn der Shinigami noch immer nicht verstehen konnte, warum der Butler dem Jungen eine Ohrfeige verpasst hatte. Er hätte es ihm nie zugetraut, aber auch er war eines Besseren belehrt worden. Jetzt hieß es erstmal abwarten und Tee trinken, sofern er einen Tee für den jungen Grafen überhaupt zustande brachte.

Ein lebensgefährlicher Asthmaanfall!

Eine kühle Brise umschmeichelte das seidige Haar und ließ ihren Besitzer leicht frösteln, ehe sich die Gestalt auf dem Bett der Wärmequelle zuwendete und sich näher an die Brust kuschelte. Ein leises Seufzen entfuhr den Lippen des Jungen, welcher auf den Namen Ciel Phantomhive hörte und nun seine Finger geschickt unter die Kleidung des Älteren verschwinden ließ. Warum war Sebastian angezogen und wieso fühlte sich seine Haut so unterkühlt an? Nochmals glitten seine Finger über die Haut des Älteren und dennoch blieb die Haut unter seinen Berührungen ungewohnt kalt.
 

Blinzelnd öffnete Ciel schließlich seine Augen und blickte an die Person hinauf, welche er für Sebastian hielt. Ungläubig rieb er sich mit der rechten Hand über die Augen, ehe er nochmals zu der Person aufblickte, die in seinem Bett lag und einen Arm um seine Taille geschlungen hatte. "Grell..." rief der junge Graf herrisch und tippte dem Gerufenen an. Seltsam, dachte sich Ciel und erfühlte den Herzschlag des Todesgottes. Nichts, war sein nächster Gedanke, weswegen er einige Zentimeter Abstand zwischen sich und dem Rothaarigen brachte. Was ging hier eigentlich vor?
 

"Grell, lass den Unsinn und wach auf" rief der junge Herr ein weiteres Mal und endlich schien der Shinigami seine Stimme wahrgenommen zu haben. Ein leises Schmatzen ertönte, ehe die Atmung des Rothaarigen wieder einsetzte und sich die goldenen Augen einen Spalt breit öffneten, um in Erfahrung zu bringen, warum er so zu früher Stunde aus dem Schlaf gerissen wurde. "Morgen... Was willst du denn, Kleiner?" fragte er müde an den Jungen gewandt, ehe er laut gähnte.
 

"Ich dachte schon, du bist tot" murmelte Ciel leise, denn scheinbar hatte er sich den nicht vorhandenen Herzschlag nur eingebildet. Vielleicht war er auch noch zu müde, aber er musste unbedingt wissen, wieso Grell bei ihm im Bett schlief, obwohl nur Sebastian diese Erlaubnis hatte. Ein leises Kichern entwich der Kehle des Todesgottes, ehe Ciel an die Brust des Rothaarigen und in eine zärtliche Umarmung gezogen wurde. Noch immer konnte der Jüngere die jetzige Situation nicht verstehen, aber zumindest hörte er nun den regelmäßigen Herzschlag in Grell's Brust.
 

"Ich habe doch mal erwähnt, dass meine Atmung beim Schlafen aussetzt und dementsprechend stellen auch meine Organe ihre Funktionen ein" erklärte Grell und strich dem Jungen leicht durch das seidige Haar. Nichts deutete mehr auf die Nacht zuvor hin und auch die vielen Tränen, welche dem Bengel über die Wangen gelaufen waren, waren endlich getrocknet. Ciel nickte der Erklärung nur langsam zu, während er spürte, wie die Körpertemperatur des Rothaarigen allmählich stieg.
 

"Wieso liegst du in meinem Bett? Ich kann mich nicht daran erinnern, dir diese Erlaubnis erteilt zu haben" murrte der junge Graf missmutig und wollte schon nach Sebastian rufen, um den ungebeteten Gast entfernen zu lassen, als Grell erneut zu einer Erklärung ansetzte, um sein jetziges Dasein zu erläutern. "Das überrascht mich nicht, Junge. Gestern Nacht hast du dein Bewusstsein verloren und somit habe ich dich in dein Zimmer getragen und dir deine Klamotten ausgezogen. Ich wollte auch gar nicht bei dir bleiben, aber du hast mein Handgelenk fest umklammert und gesagt, dass du nicht alleine sein willst".
 

Ciel blickte geschockt zu Grell auf, denn er wollte dessen Worten keinen Glauben schenken. Was war gestern Nacht passiert? Verzweifelt versuchte er sich an die Ereignisse der letzten Nacht zu erinnern, ehe unzählige Bilder vor seinem inneren Auge erschienen. Dieser Claude war hier gewesen, mit der Absicht, Ciel zu Alois bringen. Sebastian hatte sich dem Dämon mutig entgegen gestellt und dennoch schien Claude gestern Nacht der Stärkere von ihnen gewesen zu sein. Auch erinnerte sich Ciel, wie er sich schützend vor Sebastian gestellt hatte, aus reiner Angst, sein Butler würde durch Claude's unglaubliche Macht sterben.
 

"Hast du dich erholt, Kleiner?" holte ihn die besorgte Stimme des Todesgottes aus seine Gedanken, während der Jüngere seine Hand erhob und seine Wange befühlte. Warum? Sebastian hatte ihm mit voller Wucht eine Ohrfeige verpasst und war danach ohne ein Wort verschwunden. Er konnte die Beweggründe seines sonst so liebevollen Butlers nicht nachvollziehen und versank erneut in Gedanken, während ihm salzige Tränen in die Augen stiegen. War es nun endgültig vorbei? Hatte er ihr Verhältnis zueinander durch sein Handeln nun völlig zerstört?
 

"Kleiner..." hauchte der Shinigami und verstärkte seine Umarmung noch ein wenig mehr, während er sein Kinn auf den Schopf des Jungen abstützte, ehe er seine Gedanken schweifen ließ. Warum hatte der sonst so gefasste Dämon gestern Nacht diese Schwäche gezeigt? Ciel hatte die salzigen Tränen zwar nicht gesehen, aber Grell dafür umso deutlicher. Was war in diesem Augenblick nur in Sebastian vorgegangen? Zu gern hätte der Todesgott auf diese Frage eine Antwort, doch leider war der Schwarzhaarige seit letzter Nacht verschwunden.
 

"Warum hat er seine Hand gegen mich erhoben, obwohl ich ihn beschützen wollte? Wieso hat er mich nun einfach alleine gelassen, obwohl er mir versprochen hat, dass er bis zu meinem Lebensende bei mir bleiben wird?" hauchte Ciel gegen die Brust des Rothaarigen, dessen Hände immer wieder leicht über den bebenden Körper des Jungen glitten. Warum kümmerte sich Grell überhaupt um ihn? Wieso vermochten diese Hände ihn ein wenig zu beruhigen, obwohl es bisher nur Sebastian gelungen war? Ciel wusste es nicht und lehnte seine Stirn an die ihm noch so fremde Brust des Älteren, dessen Hand hinauf zu seinen Haaransatz glitt, um dem Jungen ein wenig im Nacken zu kraulen.
 

"Ich weiß es nicht, Ciel..." murmelte Grell und hob das Kinn des Kleineren ein wenig an, da die Körpertemperatur des Jungen für seinen Geschmack ein wenig zu hoch erschien. Äußerst vorsichtig ließ er seine Hand zur Stirn des jungen Grafen gleiten und tatsächlich erfühlte er leichtes Fieber, weswegen er seufzte. Auch das noch, dachte sich der Shinigami insgeheim und strich dem aufgelösten Jungen leicht über die Wange. "Ich weiß nur, dass Sebastian... Er hatte Tränen in den Augen, bevor er das Weite gesucht hat".
 

Ciel traute seinen Ohren kaum, als Grell ihm mitteilte, dass sein Butler in der gestrigen Nacht vor seinen Verschwinden Tränen in den Augen gehabt haben soll. Sebastian und Tränen in den Augen? Nein, er hatte sich sicherlich verhört, oder der Shinigami hatte sich diese Tränen nur eingebildet. Sein Butler weinte nie, oder? Besaß ein Dämon etwa auch eine sensible Seite? Ciel konnte sich solch eine Seite nur sehr schwer vorstellen, weil sein Sebastian eigentlich immer lächelte oder gar dümmlich grinste. Ja, sein Sebastian, den er nun so sehr vermisste.
 

"Grell... Klingt es egoistisch, wenn ich dir sage, dass ich mir ein Leben ohne Sebastian nicht mehr vorstellen kann?" wollte er wissen und auch wenn ihm diese Frage vor dem Todesgott unangenehm erschien, so brauchte er letzten Endes eine Antwort auf seine Frage. Ein müdes Lächeln erschien auf den Lippen des Rothaarigen, ehe er seicht seinen Kopf schüttelte und nochmals seine Hand über die Wange des Kleineren gleiten ließ. "Du bist süß und deswegen liebt dich Sebastian auch so sehr und... Nein, egoistisch klingen deine Worte nicht. Du lebst schon so lange mit ihm unter einem Dach und deswegen kann ich deine Gefühle verstehen, auch wenn ich total neidisch auf dich bin". Ciel lächelte nun ebenfalls, während er sich erneut an die Brust des Rothaarigen kuschelte und seine Augen schloss. "Komm zurück, Sebastian. Ich brauche dich" dachte er sich insgeheim, ehe er herzhaft gähnte und sich den zaghaften Berührungen auf seinem Rücken hingab.
 

Einige Kilometer vom Anwesen des jungen Phantomhive entfernt saß Sebastian auf einem stabilden Ast hoch oben auf einem Baum. Seine sonstige Haltung hatte er schon seit Stunden aufgegeben und so saß er, die Arme um die Beine geschlungen und den Kopf auf seine Knie gestützt, auf dem Ast und starrte vor sich her. Vorwürfe suchten sein Herz heim und auch sein Gewissen, obwohl ein Dämon so etwas nicht besitzen sollte, sagte ihm, dass seine letzte Aktion wirklich nicht in Ordnung gewesen war. Er hatte die Hand gegen seinen jungen Herren erhoben. In der Tat war das ein Verhalten, welches ein höllisch guter Butler nicht hätte an den Tag legen dürfen.
 

"Du wolltest mich beschützen und ich... Ich habe für einen kurzen Moment meine Fassung verloren, weil ich solche Angst um dich hatte" dachte er sich insgeheim und erneut sammelten sich salzige Tränen in seinen Augen. Ein Dämon zeigte diese Schwäche nie und dennoch vermochte er im Augenblick nichts dagegen zu tun. Nein, er konnte nun nicht mehr zurück. Er konnte Ciel nicht mehr unter die Augen treten. Sein Leben als höllisch guter Butler fand an diesem Punkt ihr Ende und somit würde er vermutlich in das Höllenreich zurückkehren, um dort für die Ewigkeit verdammt seiner Liebe nachzutrauern.
 

Andererseits konnte er noch nicht gehen. Er durfte noch nicht gehen, denn Claude hatte seine Rückkehr bereits angekündigt und somit war es nur eine Frage der Zeit, bis er kommen würde, um Ciel Phantomhive zu dessen Herren zu bringen. Wenn er nun ging, dann hätte er auf ganzer Linie versagt und würde obendrein seine Liebe einen Menschen ausliefern lassen, welcher wahrlich nichts Gutes im Sinne hatte.
 

"Ciel... Vergib mir... Im diesen Moment war ich einfach nur enttäuscht und unheimlich wütend auf dich. Wieso musstest du dich auch einmischen?" hauchte er, als ihm erneut der entsetzte Gesichtsausdruck des Jüngeren in den Sinn kam. Ja, der Kleinere hatte selbst nicht mit einer Ohrfeige von ihm gerechnet und was Grell wohl denken mochte, denn dieser hatte seine Tränen eindeutig gesehen, wollte er auch nicht wissen. Hoffentlich kümmerte sich dieser verblödete Shinigami wenigstens um seinen jungen Herren, denn er brauchte im Moment sicherlich eine anlehnende Schulter, um über diesen herben Verlust hinweg zu kommen.
 

"Wie fühlst du dich?" wollte Grell in Erfahrung bringen und befühlte nochmals die Stirn des Jüngeren, dessen Wangen nun auch eindeutig eine fiebrige Röte aufwiesen. Ciel behielt seine Augen geschlossen und lehnte sich der kühlen Hand auf seiner Stirn entgegen, während seine Finger erneut unter Grell's Hemd huschten, um noch ein wenig mehr Kühle zu erfühlen. Leider hatte sich dessen Körper schon soweit erhitzt, dass diese angenehme Kühle nicht zu finden war und somit ließ er seine Hände einfach dort, wo sie sich nun befanden, auf dem Rücken des Todesgottes.
 

"Ähm... Nur zur Information. Ich bin nicht Sebastian, okay?" stellte der Shinigami fest, ehe er das seichte Nicken des Jungen in seinen Armen bemerkte. Gut, er wollte hinterher nicht noch Ärger von Sebastian bekommen, weil er sich angeblich an den Bengel herangemacht haben soll, oder wie auch immer. Nun, ihre Nähe sah auch ziemlich eindeutig aus und am liebsten würde er nun aufstehen, aber scheinbar brauchte Ciel diese Nähe noch ein wenig, oder? Grell seufzte leise aus und ließ seine Hand ein weiteres Mal über die seidigen Haare gleiten. Echt schönes und vor allem weiches Haar, musste er sich eingestehen und der Junge verströmte dabei auch einen betörenden Körpergeruch. Kein Wunder, dass sein Schwarm den herrischen Bengel so sehr liebte.
 

Nur für einen Augenblick schloss auch er die Augen und vergaß dabei vollends, dass er den Jungen in seinen Armen hielt und sog diesen betörenden Geruch in sich auf. Seine Hände wanderten wieder über den Rücken des Kleineren, dessen leiser Seufzer ihm zu verstehen gab, dass es ihm gefiel von ihm berührt zu werden. "Magst du solche Berührungen sehr?" wollte er leise wissen und schlich sich mit seinen kühlen Fingern unter das Hemd des Kleineren, welcher erneut ein wohliges Seufzen ausstieß.
 

"Sei still und unterlasse solche Fragen" erwiderte der Jüngere bissig und spürte im nächsten Moment, wie sich eine Hand zu seinem Bauch schlich und dort kleine Kreise zog. Was hatte der Shinigami denn nur vor? "Sei nicht so biestig zu mir, Kleiner, sonst beiße ich dir deine hübsche Nase ab" grinste der Grell und rückte dem Gesicht des Jungen ein wenig näher, um den Kleineren wenigstens ein wenig Angst zu machen. Ciel ließ sich von der Drohung jedoch nicht beeindrucken und legte seine Hände bestimmend auf die Brust des Rothaarigen, um die angemessene Distanz zwischen ihnen zu schaffen. "Was fällt dir eigentlich ein? Steh endlich auf und erfülle deine Pflichten. Bring mir zunächst einen Earl Grey". Wenige Sekunden herrschte Stille zwischen Shinigami und Graf, ehe Grell seine Hände von dem Körper des Jungen nahm und tatsächlich aus dem Bett stieg.
 

"Du bist ein Sklaventreiber, aber... Einen Tee werde ich wohl gerade noch so kochen können" erwiderte Grell zum Teil beleidigt und setzte sich seine Brille auf, welche er über die Nacht auf dem Nachtschrank abgelegt hatte. Seinen roten Mantel streifte er sich ebenso über, nachdem er das Gewand vom Boden aufgelesen hatte und wendete sich dem Spiegel zu, um seine langen roten Haare wenigstens etwas zu richten. Ein leises Seufzen entwich seiner Kehle, denn er sah wahrlich zerwühlt aus, jedoch blickte er im nächsten Moment wieder zum Jungen rüber, dessen Husten sich nicht gesund anhörte. Hoffentlich war er nur leicht erkältet, sonst könne sich der Shinigami wohl warm anziehen, weil es letzten Endes seine Idee gewesen war, Sebastian aufs Dach zu folgen und das bei der eisigen Kälte.
 

"Bleib im Bett, Junge. Ich bringe dir gleich Tee" murmelte Grell und wendete sich der Tür zu, jedoch wurde er nochmals durch die kränklich klingende Stimme aufgehalten. "Richte Frühstück für mich her und bring es mir ans Bett" befahl der Jüngere und hörte sehr wohl ein angespanntes Seufzen von dem Shinigami, schenkte dieser Geste jedoch keine weitere Beachtung. "Ja, sollst du bekommen. Wenn du mich nun entschuldigen würdest, mein Herr" murrte Grell sichtlich angenervt und verließ das Zimmer nach einer kaum merklichen Verneigung. Warum ließ er sich dieses Verhalten überhaupt gefallen? Ach ja, dachte er sich insgeheim. Sebastian liebte den Jungen nun mal und würde sich ebenso um ihn kümmern, auch wenn auf eine ganz andere Art und Weise.
 

"Endlich Ruhe..." murmelte Ciel und wälzte sich auf die andere Seite des Bettes, um zum offen stehenden Fenster zu blicken. Der kühle Wind umschmeichelte noch immer sein viel zu heißes Gesicht, weswegen er seine Bettdecke noch etwas höher zog, um sich vor der Kälte zu schützen. Sein Körper zitterte wie Espenlaub und obwohl er all seine Willensstärke darauf konzentrierte, um das beständige Zittern seiner Glieder zu unterbinden, so gelang es ihm dennoch nur für wenige Sekunden. Wo war bloß sein Butler, welcher sich nun zu ihm ins Bett legen würde, um sein erhitztes Gemüt zu beruhigen? Würde Sebastian je wieder auftauchen und ihm ein liebevolles Lächeln schenken? Lohnte sich das Warten überhaupt, obwohl in ihm der Verdacht aufkeimte, ihr Verhältnis durch sein gestriges Handeln vollkommen zerstört zu haben?
 

"Ich werde dich suchen. Ich kann nicht untätig warten und darauf hoffen, dass du zu mir zurückkehrst" dachte sich Ciel insgeheim und mit diesen Entschluss gefasst, quälte er sich aus dem Bett und atmete mehrmals tief durch. Vor seinen Augen drehte sich alles und für einen kurzen Moment kam ihm der Gedanke, dass sein Vorhaben wahnwitzig war, aber er konnte trotz der Erkältung nicht warten. Er wollte Sebastian sein Handeln erklären, obwohl er ihm natürlich keinerlei Rechenschaft schuldig war, aber ihm blieb vermutlich keine andere Wahl. Ohne Sebastian wollte und konnte er sein jetziges Leben nicht fortsetzen. Es erschien ihm ohne seinen Butler so äußerst sinn und zwecklos.
 

Mit aller Mühe, die Ciel in seinem kranken Zustand aufbringen musste, lief er zum Kleiderschrank rüber und zog sich frische Bekleidung hervor. Ein weißes Hemd, eine blaue Weste, eine schwarze Hose und dazu schließlich Schal und Mantel hielt er in den Händen. Bei den Schuhen suchte er sich ein passendes Paar aus, welches mit einer Schnalle versehen war, weil er ungern mit offenen Schnürsenkeln durch den angrenzenden Wald laufen wollte. Aus einem unerfindlichen Grund vermutete er seinen Butler dort und auch wenn es nur eine reine Vermutung war, so musste er seinen Verdacht einfach nachgehen.
 

Nach ewigen zehn Minuten hatte er sich endlich angezogen und überprüfte sein Aussehen im Spiegel. Wenn er von seinem blassen Gesicht und seinen, vom Fieber geröteten, Wangen absah, sah er eigentlich in Ordnung aus. Nochmals hustete er und hielt sich dabei die linke Hand vor dem Mund, während er sich leicht vorbeugte. Seine Lungen nahmen kaum noch den nötigen Sauerstoff von allein auf und er wusste, dass er sich mit dem Verlassen seines Hauses in Lebensgefahr brachte, aber auch diese Tatsache wollte Ciel nicht von seinem Vorhaben abbringen.
 

Nachdem er sich wieder einigermaßen von dem Hustenanfall erholt hatte, lief er zur Tür und legte seine zitternde Hand auf die Klinke. Nochmals atmete der junge Graf tief durch, um seine schmerzenden Lungen mit den nötigen Sauerstoff zu versorgen, ehe er aus seinem Schlafzimmer trat und langsam den Gang hinunter lief. Mit jeden weiteren Schritt wurde seine Atmung schwerer, aber er durfte nicht aufgeben und erreichte schließlich die Lobby. Seine Augen huschten durch die große Eingangshalle, um sich zu vergewissern, dass keiner seiner Angestellten ihn sehen würde, ehe er sich der schrecklichsten Hürde in seinem Zustand zuwendete. Die Treppe.
 

Einige Stufen konnte er noch problemlos überwinden, doch auf halber Strecke verließ ihm für einen kurzen Augenblick das Bewusstsein, weswegen seine Beine einknickten und er fallend die letzten Stufen überwinden musste. Mit einem leisen Keuchen, welcher unweigerlich über seine Lippen huschte, schlug er auf den weichen Teppich auf und erfühlte sofort seinen Hinterkopf, den er sich bei einer der Stufen gestoßen haben musste. An seiner Hand erblickte er Blut und somit ereilte ihn die Erkenntnis, dass er sich wohl eine Platzwunde zugezogen hatte. Wieder überkam ihm ein weiterer Hustenanfall, weswegen er für einige Minuten auf dem Teppich verweilte, um sich wieder zur Ruhe zu zwingen.
 

Erst nach weiteren Minuten, die ihm sehr viel Kraft gekostet hatten, schaffte er es wieder auf die Beine zu kommen und trottete ebenso langsam zur massiven Eingangstür. Gefährlich wankte er hin und her, versuchte immerzu sein Gleichgewicht aufrecht zu erhalten, denn er durfte nicht kurz vor seinem Ziel aufgeben. Keuchend ergriff er schließlich die Klinke und betätigte sie, ehe er hinaus in die Kälte trat, welche ihn kurz frösteln ließ. "Noch nicht... Ich muss..." hauchte er und hielt sich notgedrungen an der Hauswand fest, während er erneut tief durchatmete, wobei ihm die kühle Winterluft bestialische Schmerzen bereitete. Seine Lungen zogen sich immer mehr schmerzlich zusammen und für einen kurzen Moment fehlte ihm wahrlich der Atem. "Nein..." knurrte er und straffte seine Gestalt, ehe er langsam die vom Schnee bedeckten Stufen hinab stieg und schließlich Richtung Wald lief.
 

Der Butler, welcher den Namen Sebastian Michaelis von seinem jungen Herren bekommen hatte, sah erschrocken auf, als er den süßlichen Blutgeruch von Ciel wahrnehmen konnte. Instinktiv sah er in die Richtung, indem das Anwesen lag, während er sich erhob und sich am Baumstamm abstützte. War der Jüngere etwa verletzt? Eine dämonische Aura konnte er in seiner Umgebung nicht wahrnehmen, weswegen er die Gefahrenzone eingrenzte und dennoch beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Ein Gefühl, welches sich in blanker Angst umwandelte, weil er es sich niemals verzeihen würde, wenn dem jungen Grafen etwas Schreckliches zugestoßen war.
 

All seine Gedanken, die er sich in den letzten Stunden gemacht hatte, vergaß er und machte sich auf dem Weg in die Richtung, aus welcher der Blutgeruch durch den leichten Wind getragen wurde. Er musste sich um Ciel kümmern, war es doch seine Pflicht als sein höllisch guter Butler und auch als einen guten Freund. Natürlich kam ihm der Gedanke, dass sein junger Herr ihn wohlmöglich nicht sehen wollte, aber er konnte den Blutgeruch nicht einfach ignorieren. Nein, er musste Ciel in Sicherheit wissen, auch wenn diese lästigen Schuldgefühle noch immer an ihm nagten.
 

"Sauerstoff... Ich brauche... Luft..." keuchte der junge Graf und hielt sich an einem Baumstamm fest, während er tief Luft holte. Das plötzlich aufgetauchte Schwindelgefühl ließ sich nicht abschütteln, weswegen seine Beine einknickten und er auf dem Schnee bedeckten Boden fiel. Mit beiden Händen stützte er sich ab, um nicht komplett jeglichen Halt zu verlieren, ehe er nochmals tief durchatmete. Seine Sicht verschwamm mehr und mehr und er war sich sicher, jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren. Seine Kräfte waren verbraucht, sein Kopf schmerzte fürchterlich und auch seine Lungen brannten wie ein höllische Feuer, welches er nicht zu löschen vermochte. "Sebastian... Hilf mir... Ich brauche... Sauerstoff" keuchte er und nochmals erlitt er einen höllischen Hustenanfall, dessen Intensität er nicht länger standhalten konnte. Er war zu schwach und ebenso sein junger Körper, weswegen er zur Seite kippte und reglos im Schnee liegen blieb.
 

Noch eine Weile starrte er aus müden Augen zum Himmel auf, schnappte immer wieder nach Luft, den seine Lungen jedoch nicht von alleine aufnehmen wollten, ehe ihm seine blauen Seelenspiegel zufielen. Ciel konnte einfach nicht mehr, hatte keine Kraft mehr und gab sich der Schwärze hin, dessen Arme schon seit geraumer ganze Zeit nach ihm gierten. Nur ein Gedanke fasste er noch, bevor sein Kopf reglos zur Seite fiel. "Sebastian... Ich wollte wenigstens noch einmal dein Gesicht sehen, bevor ich elendig ersticken muss". Ja, wenigstens ein letztes Mal wollte er seinem Butler in die Augen sehen, aber selbst dieser Wunsch wurde ihm vergönnt.
 

Ein ungutes Gefühl durchfuhr den Körper des Schwarzhaarigen, während er seine Sprünge von Ast zu Ast beschleunigte. Irgendetwas stimmte nicht und bevor er sich weitaus schlimmere Gedanken machte, blieb er auf einen Ast stehen und blickte sich suchend um. Sein Blick wirkte erst schockiert, als er den Jungen endlich entdeckte, ehe ihm blankes Ensetzen sein Gesicht heimsuchte. "Ciel..." rief er zum Jüngeren hinab, sprang vom Ast und landete mit einem leisen Keuchen neben dem leblos wirkenden Grafen, dessen Gesicht leicht zur Seite geneigt war.
 

"Ciel, hörst du mich? Mach die Augen auf" rief er dem Kleineren zu, hob dessen Körper an und entdeckte schließlich eine kleine Blutlache im Schnee. Deswegen der Blutgeruch, war sein nächster Gedanke, ehe er sich die Wunde an Ciel's Hinterkopf besah und sich sogleich den linken Handschuh mit den Zähnen auszog. Zärtlich legte er seine Hand auf den Hinterkopf und konzentrierte seine dämonischen Fähigkeiten auf die Wunde, um sie zu heilen. Wie viel Blut sein junger Herr wohl verloren hatte? Sebastian wusste es nicht und leckte sich die Blutspuren von seiner Hand, nachdem sich die Wunde geschlossen hatte.
 

"Wach auf" murmelte Sebastian und legte seine Hand auf die Stirn des Jüngeren, dessen Körpertemperatur erschreckend zu hoch für seinen Geschmack erschien. Die Atmung seines jungen Herren ging flach und sehr unregelmäßig, weswegen er den Puls an dessen Hals erfühlte, ehe ihn die Erkenntnis traf. "Sein Asthma... Er ist in seinem Zustand vor die Tür gegangen, aber... Wie konnte er nur so leichtsinnig handeln?" fragte er sich innerlich, ehe er seine Hand in den Nacken des Jungen gleiten ließ und dessen Mund einen Spalt breit öffnete. Hoffentlich konnte er Ciel noch genügend Sauerstoff zukommen lassen, denn er wollte ihn nicht in seinen Armen sterben sehen. Dieser Gedanke allein ließ einen unangenehmen Schauer über seinen Rücken wandern, ehe er seine Lippen auf die des Jüngeren presste, um ihm endlich Luft zukommen zu lassen.
 

Immer wieder sog Sebastian genügend Sauerstoff durch die Nase ein, leitete sie weiter an Ciel, damit dessen Lungen versorgt wurden. "Atme, mein junger Herr... Atme für mich" dachte sich der Ältere und bemerkte die minimalen Bewegungen des jungen Grafen, dessen Arme sich um seinen Körper legten, ehe er ungewollt in die Mund zu Mund Beatmung keuchte. "Ciel..." gab Sebastian mit brüchiger Stimme von sich, ehe er sich von den weichen Lippen löste und in das Gesicht seines jungen Herren blickte.
 

"Sebastian... Ich wusste, dass du mich finden wirst" murmelte Ciel müde und ließ seine Hände zum Gesicht des Schwarzhaarigen gleiten, während seine Daumen leicht über die zarte Haut streichelten. Die blauen Seen sahen schwach zum Butler auf und erblickten natürlich die Tränen, welche sich nun ihren Weg über die blassen Wangen suchten und schließlich von Ciel's Daumen beseitigt wurden. "Weinst du um einen schwachen Menschen, Sebastian?" wollte er schwach in Erfahrung bringen, ehe er an die vertraute Brust gezogen wurde und den Kopf des Älteren auf seiner Schulter spüren konnte.
 

"Verzeih mir... Verzeih mir die Ohrfeige von letzter Nacht, Ciel. Ich wollte dich nicht...". "Es sei dir verziehen, Sebastian" unterbrach er die leisen und bedrückten Worte des Älteren, dessen Umarmung noch ein wenig mehr verstärkt wurde, während er der angespannten Atmung neben seinem Ohr lauschte. So aufgewühlt hatte er seinen Butler noch nie erlebt, aber diese Reaktion zeigte ihm nur wieder, wie wichtig er dem Dämonen eigentlich sein musste. Sein Leben hatte bis eben noch an einem seidenen Faden gehangen, aber durch die Nähe und den Sauerstoff, welchen Sebastian ihm hatte zukommen lassen, hatte er den rettenden Strohhalm ein weiteres Mal ergreifen können, um den Tod von der Schüppe zu springen. Welche Schmach, musste er sich eingestehen, denn sein Sebastian schaffte es immer wieder, ihn aus den Tiefen der Hölle zu holen.
 

Erst nach unzähligen Minuten, zumindest fühlte es sich für den jungen Grafen so an, löste sich sein Butler von ihm und wischte sich mit der nicht behandschuhten Hand über die Augen. "Ich habe als Butler und als dein Freund versagt, Ciel. Ich hätte dich nicht alleine lassen dürfen, denn ich gab dir ein Versprechen und...". Ein Zeigefinger auf den Lippen des Schwarzhaarigen sorgte für Stille, während Ciel leicht den Kopf schüttelte. "Ich hörte, bei Freundschaften sollte man in der Lage sein zu verzeihen, denkst du nicht auch, Sebastian? Zwar verstehe ich die Ohrfeige von letzter Nacht immer noch nicht, aber sicherlich hattest du deine Gründe". Zum Ende hin wurde der junge Graf ein wenig leiser, während er sich an die Brust des Älteren kuschelte und genießerisch die Augen schloss. Ja, er konnte Sebastian verzeihen, weil er ihn schätzte und ohne ihn auf keinen Fall zurück zum Anwesen wollte.
 

Ein mildes Lächeln erschien auf Sebastian's Lippen, ehe er sich mit Ciel auf seinen Armen erhob und Richtung Anwesen aufbrach. "Ich hätte niemals gewollt, dass du mich vor einem Dämon beschützt. Durch dein Eingreifen hast du verdeutlicht, dass ich dir ebenso wichtig erscheine, wie du mir, Ciel. Kannst du mir folgen?". Leicht nickte der junge Herr dem Gesagten zu, denn sein Eingreifen brachte natürlich Konsequenzen mit sich. Jedoch hatte er im diesen aussichtslosen Moment nicht darüber nachgedacht und hatte sich einfach vor Sebastian aufgebaut, um diesen unheimlichen Claude von seinen Vorhaben abzuhalten.
 

"Hattest du Angst um mich?" murmelte Ciel schließlich und sah zu den roten Augen auf, welche sich sofort auf ihm richteten. "Du dürftest meine Antwort kennen. Ein Dämon zeigt Gefühle wie Tränen nie und dennoch hast du mich letzte Nacht und auch vor wenigen Minuten zu Tränen gezwungen" erwiderte Sebastian sanft und legte seine Lippen auf die erhitzte Wange des jungen Grafen, dessen Fieber er im Anwesen erstmal behandeln musste. Vermutlich hatte sich sein junger Herr bei den Aktionen in der letzten Nacht erkältet, weswegen er vorerst das Bett hüten müsse. Kein leichtes Unterfangen, da Ciel eigentlich nie untätig bleiben mochte und vermutlich müsse Sebastian selbst den heutigen Tag im Zimmer des Jungen verbringen, um ihm ein wenig Gesellschaft zu leisten.
 

"Wieso hat Grell dich gehen lassen? Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass er dich freiwillig das Haus verlassen ließ". Ein leises Lachen huschte Ciel über die Lippen, denn inzwischen musste der Shinigami sicherlich sein Frühstück und auch seinen Tee hergerichtet haben. "Er nächtigte bei mir im Bett und konnte seine Finger nicht bei sich behalten". Sofort verstummten die Schritte des Schwarzhaarigen, während sein Gesicht ernstere Züge annahmen. Wie bitte? Grell hatte bei Ciel im Bett genächtigt und hatte ihn unsittlich berührt? Nein, der Jüngere wollte ihn sicherlich nur zur Eifersucht zwingen, oder?
 

"Eifersüchtig?" triezte er den Älteren wissend und kam nicht umhin, ein weiteres leises Lachen zu unterdrücken. Irgendwie fehlten ihm die ständigen Streitereien zwischen ihnen und er hoffte, dass sein Butler das kleine Spielchen mitspielte. Ein leises Knurren, erinnerte Ciel irgendwie an das Knurren eines Hundes, verließ die Kehle des Schwarzhaarigen, ehe er seinen Weg mit dem Jüngeren fortsetzte.
 

"Ich werde ihm sein langes Haar abschneiden und ihm eine dämonische Frisur kreieren. Auf Kosten des Hauses versteht sich" lächelte Sebastian schließlich amüsiert, während er erneut die Wange des jungen Grafen küsste. Ciel's Lippen verformten sich zu einem breiten Grinsen, drehte seinen Kopf ein wenig und fing somit die Lippen des Älteren zu einem zaghaften Kuss ein. Er spürte geradezu das freches Grinsen, welches auf Sebastian's Lippen ruhte und legte seine Hände in den Nacken seines Butlers, dessen verführerischer Kuss ihn um den Verstand zu bringen drohte.
 

"Sebastian..." murmelte Ciel in den Kuss hinein und erhoffte sich eine leise Antwort, welche nach wenigen Sekunden folgte. "Mh? Was wünscht Ihr, mein geliebter Herr?" grinste Sebastian und fuhr mit seinen Lippen leicht über die Wange seines jungen Herren, ehe er dessen Ohr erreichte. "Mein geliebter Herr hat sich doch nicht etwa in meiner Abwesenheit von einem Shinigami verführen lassen?" säuselte der Ältere lustvoll in das Ohr des Jüngeren, ehe er zärtlich über die Ohrmuschel leckte. Ein leises Keuchen war die Antwort des jungen Grafen, jedoch konnte er seinem Butler diese Dreistigkeit nicht durchgehen lassen. Dessen Dreistigkeit schrie geradezu nach einer harten Strafe.
 

"Wo denkst du nur hin, mein verehrter Butler? Deine Dreistigkeit, solche Gedanken gar zu hegen, gehört in meinen Augen bestraft, findest du nicht auch?" wisperte Ciel und spürte, wie er nur noch auf einem Arm getragen wurde, da die andere Hand unaufhaltsam über seine Wange glitt und schließlich sein Kinn umfasste. "Ist dem so, mein junger Herr? Dann sollte ich mich Eurer Strafe fügen und Euch auf dem schnellsten Wege zum Anwesen tragen" erwiderte Sebastian verführerisch, ehe er die Lippen des jungen Grafen erneut zu einem zaghaften Kuss einfing. Wie sehr er solche Spielchen liebte, vermochte er nicht im Worte zu fassen und das sein junger Herr auch noch mitspielte, erfreute ihn sehr, sogar mehr als das. Er freute sich schon auf die angekündigte Strafe und beschleunigte seine Schritte zum Anwesen, während er in Gedanken Grell tausend Tode sterben ließ. Dieser hinterhältige Shinigami würde zu einem späteren Zeitpunkt noch seine gebührende Strafe erhalten. Eine dämonische Strafe, die er sich nicht entziehen könne.

Die Verführungskünste eines Dämonen!

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Neue Probleme!

Ciel saß schon seit einigen Minuten im Speisesaal und blickte zu seinem Gegenüber, dessen Blick deutlich Neid und Eifersucht zeigte. Die roten Haare wurden durch eine forsche Handbewegung über die Schulter geworfen, während goldene Augen ihn zu durchbohren schienen. Ein leises Seufzen entwich den Lippen des Jüngeren, ehe er sich Sebastian zuwendete, welcher ihm einen Teller mit dem Dessert servierte. "Ich serviere Euch meinen hausgemachten Apfelkuchen, mein junger Herr" kommentierte Sebastian lächelnd, während er die dazu gehörige Gabel neben den Teller platzierte.
 

Der junge Graf nickte leicht, ehe er sich dem Kuchenstück zuwendete und im nächsten Moment seine Nase rümpfte. Seltsam, dachte er sich insgeheim. Irgendwie lag ein süßer Duft in der Luft, oder irrte er sich nur? Sebastian bemerkte den fragenden Blick des Jüngeren und kam nicht umhin, sein Lächeln ein wenig zu verbreitern. Sein junger Herr hatte also den süßen Duft bemerkt? "Ihr mögt doch hoffentlich den leichten Hauch von Zimt?" wollte der Ältere in Erfahrung bringen und servierte auch dem Shinigami das Dessert, dessen Gesichtsausdruck allerdings dasselbe blieb. Was hatte Grell denn nur? Schon seit zwei Tagen benahm er sich irgendwie komisch. Fühlte er sich plötzlich im Hause Phantomhive nicht mehr wohl?
 

"Zimt?" hinterfragt Ciel und blickte wieder zum Kuchenstück, während er die Gabel in die rechte Hand nahm. Er trennte ein Stück des köstlich riechendem Kuchen ab und führte das Stück an seine Lippen. Ihm schmeckten alle Speisen seines Butlers, weswegen er ihm sein uneingeschränktes Vertrauen schenkte und schließlich die Gabel in den Mund nahm. Sofort bemerkte er die Süßes des Zimtes auf seiner Zunge und schloss seine Augen. Daher dieser Geruch nach Zimt. Sebastian hatte den Apfelkuchen mit einer sündigen Süße verfeinert.
 

Sebastian blieb wie immer hinter seinem Herren stehen und schenkte ihm Tee nach. Sein fragender und zugleich auch neugieriger Blick blieb jedoch nicht verborgen, weswegen er dem Wink der schmalen Hand folgte und sich zu Ciel vorbeugte. Neben dessen Kopf gebeugt, spürte er plötzlich die Hand des Jüngeren an seiner Wange, welche leicht über die zarte Haut fuhr. "Mir schmecken all deine Speisen, Sebastian" murmelte Ciel leise mit einem Lächeln auf den Lippen und schielte zum Älteren, dessen Augen leicht funkelten. Er musste dieses Funkeln nicht hinterfragen, denn seit dieser besonderen Nacht folgte sein Butler ihm auf Schritt und Tritt. Nirgendwo war er allein und somit wartete Sebastian stumm auf die Aufforderung, diese versüßte Nacht noch einmal zu wiederholen.
 

"Eure Schmeicheleien erfreuen mich, mein geliebter Herr. Wisst Ihr eigentlich, dass ich gestern Nacht an Eurer Seite eingeschlafen bin?". Ciel's minimales Lächeln verbreiterte sich, während er seine Wange an die des Älteren schmiegte. Wie lange mochte sein Butler dieses amüsante Spielchen denn noch mit ihm spielen? Der junge Graf wusste es nicht und konzentrierte sich auf die behandschuhte Hand unter seinem Kinn, welches angehoben wurde und schließlich ein Zeigefinger über seine Lippen glitt.
 

"Bist du?" fragte Ciel flüsternd und bemerkte, wie er nun aus roten, immer noch leicht funkelnden Augen angesehen wurde. Sebastian vergaß seine sonstige Manier, die er nun mal als Butler besaß und lehnte sich leicht gegen den Tisch, während er seine andere Hand an die zarte Wange legte und Ciel noch immer aufgeregt musterte. "Ja... Möchtet Ihr in Erfahrung bringen, mit welchem Traum ich beehrt wurde?" hauchte der Schwarzhaarige und legte seine Lippen auf die Wange des Jüngeren, dessen Augen sich sofort schlossen. Leicht neigte Ciel seinen Kopf, um Sebastian somit mehr Spielraum zu bieten und vergaß den Shinigami vollends, welcher am anderen Ende des Tisches saß und eine gute Sicht auf ihr jetziges Treiben hatte.
 

Sebastian's Lippen erreichten schließlich das Ohr des jungen Grafen, in welches er zärtlich biss und nebenbei seine Hände über die schmächtige Brust wandern ließ, nur um Ciel ein leises Keuchen zu entlocken. "Ich könnte Euch meinen Traum zeigen und ich bin mir sicher, Euch würde mein Tun gefallen" wisperte der Ältere und küsste sich seinen Weg zurück zu den sündhaften Lippen, von denen er einfach nicht genug bekommen konnte. "Meinst du?" entgegnete Ciel grinsend und erwartete schon sehnsüchtig die Lippen seines Butlers, dessen Atem seinen Mund bereits streifte. Sebastian wollte auch schon ihre Lippen zu einen unvergesslichen Kuss vereinen, wäre da nicht dieses Geräusch, dieses Räuspern gewesen, weswegen er seine Aufmerksamkeit wieder auf die gesamte Situation konzentrierte und seine Gestalt straffte.
 

"Es hat an der Tür geklopft, Sebastian" murrte Grell, während er sich das nächste Stück Apfelkuchen in den Mund schob und dabei seinen Blick von seinem Schwarm und dem Jungen abwendete. Er wäre schon längst gegangen, wenn er eine andere Bleibe hätte, aber zu seinem Leidwesen war er auf diesen Bengel angewiesen. Natürlich wusste er, was vor zwei Tagen geschehen war, denn diese Meirin hatte einige Türen von Ciel's Schlafgemach entfernt einen Raum gesäubert. Aufgeregt war sie hinunter in die Lobby gekommen und hatte erzählt, dass verdächtige Laute aus Ciel's Schlafgemach kommen würden. "Wenn ich dürfte, würde ich..." dachte sich der Rothaarige, jedoch wurde er in seinen Gedanken unterbrochen und horchte den leisen Worten seines Schwarmes.
 

Ciel zog seine linke Augenbraue in die Höhe, während ihm die Röte zu Kopf stieg. Er hätte die Ruhe selbst bleiben müssen, doch stattdessen hatte er sich für wenige Sekunden hinreißen lassen und dem schmeichelnden und natürlich auch anregenden Angebot seine volle Aufmerksamkeit geschenkt. "Entschuldigt, junger Herr. Ich werde den unangekündigten Gast unverzüglich empfangen". Mit diesen Worten verneigte sich der Butler tief und verließ den Speisesaal, um die Eingangstür zu öffnen. Eine dämonische Aura konnte er jedoch nicht wahrnehmen, weswegen seine aufkeimende Sorge im Keim erstickt wurde. Dennoch war äußerste Vorsicht geboten und mit dieser Vorsicht öffnete er die Tür und blickte in zwei sehr wohl bekannte Gesichter.
 

"Es scheint mir so, als würde dich deine Eifersucht seit zwei Tagen übermannen, oder liegt es vielleicht an die Strafe, die Sebastian dir auferlegt hat?" wollte Ciel wissen und aß das nächste Stück des köstlich schmeckenden Kuchens. Der Shinigami blickte missmutig zum Bengel rüber und schien ihn sogar mit seinen feindseligen Blicken töten zu wollen, ehe der junge Graf endlich eine angemessene Antwort erhielt. "Liebst du Sebastian? Du solltest nicht mit ihm schlafen, wenn du dir deiner Gefühle nicht sicher bist, Junge" murrte Grell und nahm einen Schluck Tee zu sich, während er seinen Blick abwendete und zur offen stehenden Tür sah.
 

"Ich denke nicht, dass dich meine Gefühle zu interessieren haben, Grell und wer sagt dir, dass ich mit Sebastian geschlafen habe? Bist du etwa ein lüsterner Spanner und kannst durch Wände schauen?" grinste der Jüngere und legte die Gabel auf den nun leeren Teller. Wieder den Shinigami fixierend, erwartete er eine vernünftige Antwort, denn er musste sich vor Grell nun wirklich nicht rechtfertigen. "Spannen? Das habe ich nun wirklich nicht nötig, Kleiner. Wenn du schon mit Sebastian ins Bett hüpfst und dich von ihm befriedigen lässt, solltest du dir sicher sein, dass man deine Laute nicht hört, oder?". Ein dümmliches Grinsen erschien auf Grell's Lippen, während er die aufkommende Röte auf dem Gesicht des Jungen begutachtete. Ja, er hatte den jungen Grafen eiskalt erwischt.
 

Ciel fasste sich nach wenigen Sekunden wieder und blickte verlegen zur Seite. War er wirklich zu laut gewesen? Hatte man seine Laute, die er nun mal von sich geben hatte müssen, gehört? War Grell selbst im Gang gewesen und hatte wohlmöglich an seiner Schlafzimmertür gelauscht? Ciel wusste es nicht und seufzte im nächsten Moment, während er sich nochmals diese Nacht in Erinnerung rief. Er hatte doch gar nicht mit Sebastian geschlafen. Wieso stellte der Shinigami seine Gefühle in Frage? Hätte er Sebastian's Tun etwa nicht zulassen sollen? Nutzte er ihn wohlmöglich für sein persönliches Vergnügen aus?
 

"Hör zu... Ich möchte nicht, dass du seine Gefühle verletzt, Ciel. Er liebt nur einmal in seinem Leben und das aus tiefsten Herzen, verstehst du?". Verwundert blickte Ciel zu Grell auf, welcher wohl aufgestanden sein musste und nun neben ihm stand. Ja, er wusste es doch selbst. Er wusste um die ehrlichen und so reinen Gefühle des Schwarzhaarigen. In den letzten zwei Tagen hatte er über seine Gefühle und auch über Sebastian nachgedacht und dennoch war er zu keinem vernünftigen Ergebnis gekommen. Er mochte seinen Butler so sehr und ein Leben ohne Sebastian war einfach unvorstellbar, aber hatte sein Befinden wirklich etwas mit Liebe zutun? Nochmals entwich ihm ein leiser Seufzer und er wollte Grell auch gerade eine Antwort geben, als er die sanften Schritte des Älteren vernahm und zur offen stehenden Tür blickte.
 

Auch Grell wendete sich der offen stehenden Tür zu und erblickte Sebastian, dessen Gesichtsausdruck reine Besorgnis wiederspiegelte. "Ich denke, dass wir nun wirklich ein ernsthaftes Problem haben, junger Herr" murmelte der Butler ungewohnt ernst, ehe er sich seitlich gen Türrahmen stellte und mit der linken Hand andeutete, dass der unangekündigte Besuch eintreten durfte. Schritte hallten an den hohen Wänden wieder, während Ciel sich erhob und ungläubig die zwei Personen musterte, welche scheinbar ein wichtiges Anliegen hatten, wenn sie das Anwesen des jungen Phantomhive aufsuchten.
 

"Es ist lange her, mein verehrter Graf" erklang eine kichernde Stimme, ehe leises Gelächter folgte. Die zweite Person blieb gelassen und relativ unbeeindruckt und erhob lediglich die linke Hand, um sich seine Brille zu richten. "William..." murmelte der Rothaarige verwundert und sah seinen Vorgesetzten fragend an. Was wollte William hier im Anwesen des Jungen? Wollte er ihn etwa zurück in die Welt der Todesgötter holen? Grell wusste es nicht und blickte zum Jüngeren, dessen Gesichtsausdruck ebenso fragend auf die Person gerichtet war, welche eben ihr Wort erhoben hatte.
 

"Undertaker? Was verschafft mir die Ehre? Machen Sie neuerdings etwa Hausbesuche?" wollte Ciel in Erfahrung bringen und deutete mit seiner Hand auf die zahlreichen Stühle, welche um den Tisch standen. Der Bestatter kam der stummen Aufforderung sofort nach, während William unterdessen den Butler des Hauses ins Visier nahm. Der Schwarzhaarige legte ein amüsiertes Lächeln auf und setzte sich in Bewegung, um die Gäste zu bedienen. Das Auftauchen des Bestatters und dem Vorgesetzten des Rothaarigen konnte nichts Gutes bedeuten, dass sagte ihm sein Bauchgefühl.
 

"Nun ja..." begann der Undertaker grinsend und zog einen Brief aus seinem Umhang, welchen er dem jungen Grafen zustellen sollte. "Gestern Abend suchte mich ein Mann auf, dessen Ausstrahlung mich an Euren Butler erinnerte. Schwarzes Haar, sehr blasse Haut, goldene Augen, die hinter einer eleganten Brille versteckt waren und in Butleruniform" erzählte er grinsend, weswegen Sebastian beim Tee einschenken stoppte und seinem jungen Herren einen kurzen Blick zuwarf. Ihre Gedanken ähnelten sich, denn nur ein Name kam ihnen in den Sinn, welcher auf diese kurze Beschreibung passte. "Dieser Claude Faustus?" rief Grell erschrocken, denn auch ihm war nur ein Name eingefallen. Jedoch fragte er sich nun schon, was ein Dämon von einem Shinigami wohl wollte?
 

"Was wollte er von Ihnen?" erklang Ciel's Stimme fest, nicht zeigend, dass sein Inneres bereits zu aufgewühlt war, denn Sorge machte sich sehr wohl in ihm breit. Claude schien die Verbindung zwischen ihm und den Todesgöttern ausnutzen zu wollen, oder wollte er sich auf diese Weise wohlmöglich Informationen aneignen? Er wusste es nicht und nahm den Brief von Sebastian entgegen, ehe er das Briefsiegel begutachtete. Eine Spinne konnte er erkennen, dass Siegel der Trancy Familie, weswegen er seine gewohnte Manier vergaß und den Briefumschlag an der Seite öffnete, ohne seinen Brieföffner zu benutzen.
 

"Ja, so stellte er sich mir vor, junger Graf. Er bat mich Informationen über Euch zu liefern, aber er schien meine Gegenleistung nicht zu akzeptieren. Er übergab mir schließlich diesen Brief, den ich Euch unverzüglich überreichen sollte" kicherte der Undertaker und probierte ein Stück von dem Kuchen, welchen der Butler soeben vor ihm hingestellt hatte. Sein Sitznachbar hatte bis jetzt noch nichts gesagt und schien auch in den nächsten Minuten nichts sagen zu wollen. Sehr ungewöhnlich für William, denn er verachtete die Dämonen und hatte noch kein abfälliges Wort über diese niederen Wesen verloren.
 

Ciel nickte den Worten zu, ehe er aufmerksam die wenigen Zeilen las und versuchte, seine ausdruckslose Miene aufrecht zu erhalten. Ohne ein Wort zu verlieren, reichte er den Brief an Sebastian zurück, welcher nun ebenfalls die wenigen Zeilen mit seinen Augen überflog. "Es scheint mir, als würden sich meine Befürchtungen bewahrheiten, junger Herr" gab er leise zu verstehen und blickte nun zu William, dessen Augen den seinen streiften. "Wie auch immer... Das erklärt den Besuch des Bestatters, aber was verschafft uns die Ehre deiner schweigsamen Anwesenheit?" wollte der Schwarzhaarige schließlich wissen und erwartete eine vernüftige Antwort. Es musste einen triftigen Grund geben, dessen war sich der Butler absolut sicher.
 

"Ich bin der Ansicht, dass sich Todesgötter aus solch niederen Verhältnissen raushalten sollten. In anderen Worten... Grell Sutcliff wird seinen Dienst wieder antreten und sich in naher Zukunft von eurer Sorte fernhalten". Erneut richtete William seine Brille, während er Sebastian verachtend musterte. Der Schwarzhaarige hingegen lächelte müde und nahm diese abfälligen Worte zur Kenntnis. Nun, er hätte mit derartigen Worten rechnen müssen, doch nun hatte er wahrlich andere Probleme und nicht die nötige Zeit, um sich über dieses Benehmen vor seinem Herren zu ärgern.
 

Ciel erhob sich langsam von seinen Stuhl, hatte er sich doch bei den gelesenen Worten setzen müssen und lief nun langsamen Schrittes zur offen stehenden Tür, um in die Lobby zu gelangen. "Sebastian, führe doch die Herrschaften zur Tür. Ich denke, unsere Gäste möchten nun gehen" erhob er ein letztes Mal seine Stimme, fest und standhaft, ehe er den Speisesaal verließ. Die wichtigsten Informationen hatte er bekommen und nun musste er sich mit Bedacht die nächsten Schritte überlegen. Die wenigen Zeilen durfte er als Graf nicht ignorieren, sonst würde er wohlmöglich seinen Ruf vollständig verlieren und das auch noch vor der Königin. Nein, er musste endlich handeln, wie er es zu früheren Zeiten auch getan hatte.
 

"Yes, my Lord" lächelte Sebastian und verneigte sich in gewohnter Manier. Als er sich jedoch wieder aufrichtete, bemerkte er zwei Arme, welche sich um seinen linken Arm klammerten, während ein roter Schopf auf seiner Schulter lehnte. "Hör nicht auf Will, Sebastian. Ich helfe euch trotzdem, weil ich dich...". "Grell... Du solltest den Worten deines Vorgesetzten folgen. Ich weiß deine Hilfe zu schätzen, aber mein junger Herr und auch ich müssen uns allein diesem Problem stellen" unterbrach der Ältere den Shinigami und schob ihn mit sanfter Gewalt von sich. "Mach dir keine Sorgen. Diesmal wird Claude mich nicht in die Enge treiben" fügte der Butler noch müde lächelnd hinzu, ehe er seine Gestalt straffte und nun ebenfalls zur offen stehenden Tür lief, um die Gäste in die Lobby zu führen und sie zu verabschieden.
 

"Eine Sache lässt mir jedoch keine Ruhe mehr..." grinste der Undertaker und blieb im Türrahmen stehen, nachdem der Butler die massiv aussehende Hautür geöffnet hatte. "Claude Faustus bat mich insbesondere um Informationen, die das Liebesleben des Grafen betreffen. Euer Name fiel übrigens auch, verehrter Butler" kicherte der Bestatter hinterhältig und schien diese Zusammenhänge schon längst durchschaut zu haben. William, welcher schon auf den Stufen stand, warf einen prüfenden Blick über seine Schulter, ehe ihm ebenfalls dieser abstruse Gedanke in den Sinn kam. "Ein Dämon verliebt sich nur ein einziges Mal in seinem Leben, wenn mich meine Informationen über diese niederen Wesen nicht täuschen" murmelte er, jedoch gut hörbar, weswegen Sebastian den Undertaker nun vollständig aus der Tür schob.
 

"Ich wünsche noch einen angenehmen Tag" kam es nun nicht mehr so freundlich über Sebastian's Lippen, ehe er die Tür lautstark ins Schloss fallen ließ und sich von ihr abwendete. Nur ein Schritt machte er, erblickte Ciel auf der obersten Stufe stehen, leicht am Geländer gelehnt und scheinbar nachdenkend. "Ich bitte vielmals um Verzeihung, Ciel. Mein Verhalten...". "Ist mein geringstes Problem, Sebastian. Du weißt, dass ich die neue Sachlage keineswegs ignorieren kann, nicht wahr?" unterbrach der Jüngere seinen Butler und deutete auf den Brief, welchen Sebastian noch immer in der rechten Hand hielt. Schon am morgigen Abend würde er Alois Trancy und dessen Butler wiedersehen, also musste nun ein sicherer Plan her. Diese Einladung, auch noch von der Königin unterstützt, schrie geradezu nach einer Falle.
 

"Obwohl dir bewusst ist, dass die Unterschrift der Königin eine Fälschung sein könnte, willst du dich Alois Trancy ausliefern?" wollte Sebastian unruhig in Erfahrung bringen. Nun, diese Wendung gefiel ihm ganz und gar nicht, auch wenn das Treffen an einem neutralen Ort stattfinden sollte. In dem nobelsten Hotel, welches in London zu finden war. Ein Wink der schmalen Hand seines jungen Herren reichte aus, um den Schwarzhaarigen zurück in die Realität zu holen, ehe er die Stufen erklomm und schließlich auf Augenhöhe vor dem Jüngeren stehen blieb.
 

Ciel legte ein leichtes Lächeln auf, um die Sorge aus Sebastian's Gesicht zu treiben und erhob seine Hände, mit denen er die zarten Wangen umschloss. Die roten Augen fielen zu und nun erschien auch auf den Lippen des Butlers ein kaum merkliches Lächeln, während er sich seufzend den Handflächen entgegen lehnte, die sein Gesicht umrahmten. "Alois will ein gefährliches Spiel mit mir spielen, also werde ich ihm geben, wonach er schon die ganze Zeit verlangt" murmelte Ciel hinterhältig und schmiedete weiterhin in Gedanken dunkle Pläne. Diesmal würde er nicht vor Angst erstarren, sondern zum Gegenschlag ausholen.
 

Ungläubig öffnete Sebastian wieder seine Augen, erhob im gleichen Moment seine Arme und zog den Jüngeren an seine Brust, während seine Hände über den schmalen Rücken wanderten. "Allein mir steht deine Unschuld zu, Ciel. Erwarte keineswegs von mir, dass ich untätig zusehe, wie er sich an deinen wunderschönen Körper vergeht". Wut und Eifersucht hörte der junge Graf sehr wohl aus der Stimme des Älteren heraus, weswegen er zu Sebastian aufblickte und weiterhin leicht lächelte. Was dachte sich sein dämonischer Freund denn nur? Ciel bot sich an, würde den morgigen Abend selbstverständlich dieses Spielchen spielen, aber seine Unschuld würde er diesem Kerl nicht geben. Nein, seine Unschuld war nur einem Wesen vorherbestimmt. Ein Wesen, dessen Arme ihn gerade in eine zärtliche Umarmung zogen, um diese aufrichtige Liebe noch einmal mehr zu verdeutlichen.
 

"Sebastian..." hauchte der Jüngere und wanderte mit seinen Händen in den Nacken seines Butlers. Zaghaft zog er dessen Kopf zu sich hinab, hauchte ihm einen zaghaften Kuss auf die weichen Lippen und blickte schließlich erneut in die roten Augen, in welche er so oft zu versinken drohte. "Vertrau mir, mein Butler. Alois wird mir keineswegs meine Unschuld stehlen" murmelte Ciel und legte seine Lippen auf die linke Wange des Schwarzhaarigen. Nur für wenige Sekunden verweilte er in dieser Position, wollte Sebastian diese Sicherheit zukommen lassen, um dessen Wut endlich im Keim zu ersticken. Seine Unschuld war doch schon längst einem einzigen Wesen versprochen. Ein Wesen, dessen Anziehungskraft der junge Graf einfach nicht widerstehen konnte. Ein Wesen, dass ein Dämon in Menschengestalt war.
 

"Dennoch macht mich der Gedanke daran, dass er dich berühren wird, rasend vor Wut. Ich will dich mit keinem Wesen dieser Welt teilen müssen" hauchte Sebastian in das Ohr seines jungen Herren und versuchte weiterhin seine Wut im Zaum zu halten. Ciel würde niemals leichtsinnig mit der Hingabe seines Körpers handeln, also musste er ihm vertrauen, auch wenn es ihm unsagbar schwer fiel. "Mach dir keine Sorgen um mich. Es ist an der Zeit, dass wir das Problem Alois Trancy und Claude Faustus beseitigen. Nur dann kann ich einer glücklichen Zukunft entgegen sehen". erwiderte Ciel ebenso leise und löste sich von seinem Butler. "Wenn diese Sache beendet ist, dann soll mein Körper nur dir allein gehören, Sebastian. Zunächst wünsche ich jedoch ein Bad und eine erholsame Massage" fügte der Jüngere noch hinzu und machte auf den Absatz kehrt, um zum Bad zu gehen.
 

"Ciel... Ich meine..." stotterte Sebastian vor sich her und versuchte sich verzweifelt die Röte aus dem Gesicht zu wischen. "Wie du wünschst" rief er schließlich mit gefasster Stimme und setzte sich in Bewegung. Diese Aussage, dachte er sich insgeheim. Bedeutete diese Aussage etwa, dass sein junger Herr nun endlich tiefgründigere Gefühle für ihn hegte? Allein der Körper des Jungen reichte ihm nicht. Nein, er wollte das Herz des jungen Grafen ebenso besitzen, wollte von Ciel ebenso geliebt werden, um ihr erstes Mal zu etwas Besonderem zu machen.
 

Beim Bad angekommen, richtete Sebastian ohne weitere Umschweife das gewünschte Bad her und entkleidete anschließend den jungen Grafen. Zu sehr war der Butler in seinen Gedanken versunken, um der leisen Stimme Ciel's zu lauschen, welcher nun ein drittes Mal sein Wort erhob. "Sebastian...". Augenblicklich erwachte der Schwarzhaarige und blickte in die verärgert wirkenden blauen Augen, die zu ihm aufsahen. "Verzeih meine Abwesenheit" murmelte Sebastian entschuldigend und führte Ciel zur Wanne. Langsam ließ sich sein junger Herr ins warme Nass gleiten und gab ein zufriedenes Seufzen von sich. Ja, ein Bad war wirklich erholsam, vor allem nach solch einer Botschaft.
 

Sebastian kniete sich hinter Ciel auf dem gefliesten Boden hin und entledigte sich seiner Handschuhe mit den Zähnen, um mit der gewünschten Massage beginnen zu können. Seine Gedanken schweiften erneut ab, sah er doch so viele Bilder vor Augen, welche Ciel und Alois zusammen in einem Bett zeigten. Seine innere Wut loderte für einen Augenblick umbarmherzig stark und seine Hände, die auf den Schultern Ciel's ruhten, verkrampften sich und fügten dem jungen Grafen höllische Schmerzen zu.
 

Ein leises Zischen erreichte Sebastian's Ohren, ehe er seine Hände von den Schultern nahm und sich im nächsten Moment eine Ohrfeige einfing. Reglos blieb er hinter Ciel auf dem Boden sitzen und zog eine schuldbewusste Miene. Was hätte er denn auch sonst tun sollen? Er hätte sich unter Kontrolle halten müssen, doch stattdessen hatte er dem Jungen, den er doch so unsagbar liebte, Schmerzen zugefügt. Nun wartete er auf die herrische Stimme, die ihm wüste Beschimpfungen an den Kopf warf, jedoch blieb dieser Effekt aus und die ruhige Stimme Ciel's erklang dicht an seinem Ohr.
 

"Bist du wirklich so unzufrieden, dass du deine Beherrschung verlierst? Erträgst du den Gedanken wirklich nicht, dass ich mich für diesen Weg entschieden habe, obwohl du wissen müsstest, dass ich mir Alois nur so vom Hals schaffen kann?". Ciel blieb wahrlich ruhig, hatte sich zu seinem Butler umgedreht und stützte seine Arme auf den Wannenrand ab, um das Gesicht des Älteren etwas näher zu sein. "Ich bitte vielmals um Verzeihung, Ciel. Es steht mir nicht...". Zwei Hände umfassten sein Gesicht und hoben seinen Kopf ein wenig an, weswegen der Butler in die blauen Augen sehen musste. "Ich denke, dass ich mit dem Gedanken auch nicht umgehen könnte, würdest du dich Claude aus freien Stücken hingeben" fügte der Jüngere noch leiser hinzu, ehe er ihre Lippen erneut zu einem zaghaften Kuss vereinte. Sein Butler sollte nicht soviel über den morgigen Abend nachdenken, denn er würde mit äußerster Vorsicht an diese Sache heran gehen.
 

Hingebungsvoll erwiderte Sebastian den noch sehr schüchternen Zungenkuss und vergaß für einen Moment die Gefahr, in welche sich sein junger Herr bringen wollte. Stattdessen legte er seine Arme um den zierlichen Körper und neigte seinen Kopf, um den Kuss noch ein wenig mehr zu intensivieren. Er wollte Ciel nur für sich allein. Nicht dieser Alois, noch sonst ein Wesen sollte Hand an seinen jungen Herren legen. Nein, er würde töten, auch ohne Befehl. Töten, um diesen wunderschönen Körper zu beschützen und dessen musste sich Ciel bewusst werden.
 

"Sebastian... Komm... Komm zu mir in die Wanne" keuchte Ciel in den Kuss hinein, ließ seine rechte Hand sinken und ergriff die Krawatte des Schwarzhaarigen, um ihn zu sich in die Wanne zu ziehen. Lustvoll löste sich Sebastian von Ciel, nicht ohne ein Keuchen zu unterdrücken und küsste sich seinen Weg zu dessen Hals, um ein weiteres Mal der Liebe zu hinterlassen. Alois würde diese Male sehen und würde sehr wahrscheinlich auch wissen, wer der Verursacher war. Gut so, dachte er sich, denn der Blonde durfte sehr wohl wissen, dass nur der Butler dem jungen Grafen nahe sein durfte.
 

"Warte... Moment, Ciel..." wollte Sebastian einlenkend, doch da fiel er schon samt seiner Kleidung ins warme Nass und hockte schließlich vollkommen durchnässt neben dem Kleineren, dessen breites Grinsen kaum übersehbar war. "Entschuldige..." kicherte Ciel und schmiegte sich an die Brust des Schwarzhaarigen und öffnete Knopf für Knopf des Jackettes, während er sein Gesicht in die Halsbeuge seines Butlers vergrub.
 

"Ich liebe deine ungestüme Art, mein Geliebter" murmelte Sebastian und ließ seine Hände ein weiteres Mal über diesen wunderschönen Körper gleiten, erforschte die Haut unter seinen Fingerkuppen und ließ sich bereitwillig ausziehen. Nach wenigen Minuten lagen Jackett, Weste, Hemd und auch Krawatte bereits auf dem gefliesten Boden und nun wendeten sich die ungeduldigen Finger seiner Hose zu, wobei Sebastian seine Beine nach und nach anhob, um sich die Schuhe und die Socken ausziehen zu können.
 

"Was hast du vor?" wollte der Ältere schließlich in Erfahrung bringen, als seine Shorts schließlich auch auf dem Boden landete und der junge Graf ihn abwartend musterte. Die blauen Augen glitten immer wieder zum Schoß, auf welchen er sich setzen wollte, aber er traute sich nicht. Sowohl Graf als auch Butler waren nun vollkommen nackt und so langsam stieg das Schamgefühl in Ciel empor. Mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen, blickte er schließlich wieder zu Sebastian auf und versuchte einen vernünftigen Satz in seinen Gedanken zu formulieren.
 

Sebastian verstand den stummen Ruf und zog den Jüngeren mit sanfter Gewalt auf seinen Schoß, während er ihn mit den Armen umschloss und erneut von dessen Lippen kostete. "Und deine so schüchterne Art liebe ich noch weitaus mehr" fügte Sebastian mit leiser, erotischer Stimme hinzu und benetzte die rechte Wange des Jüngeren mit hauchzarten Küssen, während seine Hände über den nackten Rücken glitten und schließlich den knackigen Hintern erfühlen konnten. Ciel gab lediglich ein leises, erregtes Stöhnen von sich und klammerte sich an den Körper seines Butlers fest, um nicht vollständig den Halt zu verlieren.
 

Die Lippen des Butlers wanderten tiefer, erreichten schließlich das Schlüsselbein und zog mit seiner Zunge eine feuchte Spur über die linke Schulter. Solch ein Bad konnte auch etwas Erregendes an sich haben und Sebastian spürte bereits die ersten Anzeichen der Lust, welche sich hart gegen seinen Bauch drängte. "Sebastian... Ich habe eine Massage verlangt" keuchte der Jüngere und schloss seine Augen vor Verlegenheit, da der Schwarzhaarige ihn schon wieder erregen konnte. Sebastian tat nicht mal viel, sondern liebkoste nur seine Haut, aber vielleicht war einfach der Gedanke allein anregend, dass er vollkommen nackt auf dem Schoß seines Butlers saß, welcher ebenso nackt war?
 

Sebastian konnte ein belustigtes Grinsen nicht unterdrücken und erhob sein Gesicht, um in die Augen seines Liebsten sehen zu können. "In welcher Form soll ich dich massieren, Ciel?" wollte er scheinheilig wissen und doch konnte er die Zweideutigkeit im Satz nicht unterlassen. Der leichte Rotschimmer auf Ciel's Wangen verdunkelte sich noch ein wenig mehr, ehe der Butler ihre Distanz zueinander verringerte und erneut diese sündhaften Lippen mit den seinen umschloss. Spürte Ciel seine wachsende Erregung etwa nicht, oder versuchte er diese Tatsache gekonnt zu ignorieren?
 

"Sprich es auch... Sprich deine Gedanken aus" murmelte Ciel gegen die weichen Lippen des Schwarzhaarigen und ließ seine rechte Hand über die starke Brust gleiten, gezielt auf die unteren Regionen zusteuernd. "Das ich mit dir schlafen will? Meine Körperreaktionen scheinen wohl nicht eindeutig genug zu sein und... Du sitzt so verführerisch auf meinen Schoß, Ciel. Du kannst dir nicht vorstellen, in welche Richtungen ich momentan denke" entgegnete der Butler leise flüsternd und ließ seinen Kopf auf die Schulter des Jüngeren sinken. So viele Gedanken überhitzten sein Gemüt und dennoch wartete er auf ein Zeichen, um möglicherweise den nächsten Schritt machen zu dürfen.
 

Ciel hielt mit seiner Hand inne und begutachtete mit neugierigen Augen ihre Sitzposition. Ja, er musste Sebastian beipflichten, denn ihre Position sah schon sehr eindeutig aus. Was sollte er denn nun tun? Seine Hand lag nun auf dem Bauch des Älteren und sein zuvor gefasster Mut, Sebastian ebenso intim zu berühren, hatte ihn verlassen. Stocksteif saß er nun auf dem Schoß seines Butlers und verfluchte sich innerlich für seine Feigheit. Warum? Wovor hatte er denn nur Angst? Vielleicht davor, dass er Sebastian nicht befriedigen konnte? Ja, Ciel hatte Angst vor Fehler, die er eventuell machte, wenn er diesen Schritt wirklich ging.
 

"Wieso hörst du auf, Ciel? Bis eben gefielen mir deine vorsichtigen Berührungen" hauchte Sebastian und wartete auf eine Reaktion seines jungen Herren. Er spürte natürlich die leichte Verkrampfung, also schien er mit den weiteren Schritt, welchen er hatte gehen wollen, nicht umgehen zu können. Hatte Ciel wohlmöglich Angst? Wenn dem wirklich so war, dann stellte sich der Butler bereits die nächste Frage. Wovor hatte sein liebster Schatz nur solche Angst?
 

"Ich... Ich habe keine Erfahrungen, weil... Weil ich noch nie...". Wie sollte er Sebastian denn nur erklären, dass er vor zwei Tagen seinen ersten Orgasmus erlebt hatte? Zuvor hatte er nie seinen Körper erkundet, auch wenn es natürlich Momente gegeben hatte, in denen er der Versuchung kaum hatte widerstehen können. Vielleicht war er auch einfach nur verklemmt? Ciel wusste es nicht und lehnte seine Stirn reuemütig gegen die Schulter seines Butlers, dessen Arme sich tröstend um seinen zierlichen Körper legten. Vermutlich erahnte Sebastian schon sein eigentliches Problem, oder irrte er sich?
 

"Darf ich dir eine sehr persönliche Frage stellen?" erklang die sanfte Stimme Sebastian's dicht an seinem Ohr, ließ den jungen Grafen einen angenehmen Schauer über den Rücken wandern, ehe er seicht nickte. Sein Butler durfte ihm jede Frage stellen, nur ob er sie beantworten konnte, war eine andere Frage. "Hast du dich noch nie selbst befriedigt, Ciel? Habe ich dir etwa deinen ersten Orgasmus beschert?" wollte der Ältere verunsichert wissen, denn er hatte zuvor natürlich geglaubt, dass sein junger Herr derartige Gefühle kannte. Wenn dem nun nicht so war, dann konnte er wohl kaum auf Ciel's rechte Hand bestehen, welche seinem bereits schmerzhaft pochenden Glied so unglaublich nahe war.
 

"Das waren zwei Fragen" murmelte Ciel leise und ließ seine rechte Hand wieder zum Rücken des Älteren gleiten. Er kuschelte sich an den Körper seines Butlers und sah nun auch vorsichtig auf, direkt in die rot schimmernden Augen, welche einen sanften Ausdruck angenommen hatten. "Körperliche Nähe, gar solche Gefühle waren mir vor einigen Wochen noch fremd, Sebastian und... Ja, du hast mir...". Ciel beendete seinen Satz nicht, war es ihm einfach zu peinlich, ehe er seinen Kopf senkte. Was mochte Sebastian denn nun von ihm denken?
 

Zwei Hände umrahmten sein Gesicht und hoben es leicht an, damit der Butler erneut in die blauen Seen blicken konnte. Ein aufmunterndes Lächeln zierte die Lippen des Schwarzhaarigen, ehe er seinen Kopf schüttelte und schließlich seine Stimme erhob. "Kein Grund sich zu schämen, Ciel. Nun verstehe ich deine Ängste und stelle meine Erwartungen zurück" hauchte er dem Jungen auf seinem Schoß zu und begann nun den Körper seiner Begierde einzuseifen. Ja, erneut blieb seine Lust unbefriedigt, aber er würde warten und wenn es die Ewigkeit in Anspruch nehmen würde, dann sollte es so sein. Keineswegs wollte er Ciel zu derartigen Handlungen zwingen.
 

"Sebastian... Es tut mir...". "Nein, mein Geliebter. Ich habe Verständnis für dich. Glaube mir, ich bin keineswegs enttäuscht, sondern positiv über deine ehrlichen Worte überrascht" unterbrach Sebastian den Jüngeren, denn er sollte sich wirklich nicht schuldig fühlen. "Ciel... Ich habe eine kleine Überraschung für dich. Heute ist der heilige Abend, der Beginn der Weihnachtszeit und ich bitte dich heute Abend in der Eingangshalle zu erscheinen". Hellhörig geworden, blickte Ciel seinen Butler an und versuchte aus dessen Augen zu lesen, um was es sich bei der Überraschung handeln könnte. Er mochte Weihnachten einfach nicht und dennoch freute er sich wie seit Jahren nicht mehr. Vielleicht sollte er allmählich in die Zukunft blicken und jeden Augenblick mit Sebastian genießen.

Der endgültige Liebesbeweis!

Die Uhr schlug bereits den siebten Gong, weswegen Ciel seinen Kopf hob und seine Unterlagen zur Seite schob. Sebastian hätte ihm ruhig eine Uhrzeit nennen können, doch stattdessen wartete er hier im Arbeitszimmer und vertrieb sich die Zeit mit Akten ordnen. Ein leises Seufzen entwich seiner Kehle, ehe er seinen Kopf auf dass massive Holz der Tischplatte sinken ließ und seine Augen für einen Moment schloss. Warum nur hatte der Jüngere nicht den Mut bewiesen, Sebastian ebenso intim zu berühren? War er denn wirklich so verklemmt, oder verbarg sich ein anderer Grund hinter seine schüchterne Art?
 

"Wie hält er es nur mit mir aus?" murmelte Ciel schließlich fragend an sich selbst gerichtet und rief sich das Gesicht seines Butlers ins Gedächtnis. Nein, dachte er sich insgeheim. Nie hatte Sebastian ihm irgendwelche Vorwürfe gemacht, sondern immer mit einem Lächeln mit ihm gesprochen. Verständnis und Fürsorge wurde dem jungen Grafen entgegen gebracht, obwohl er Sebastian solche Gefühlsregungen nie zugetraut hätte. Nun, er wurde eines Besseren belehrt und doch blieb eine einzige Frage übrig, auf welche er allmählich eine Antwort finden musste. Wie fühlte er nun wirklich für den hübschen Butler?
 

"Ich fühle mich nur bei ihm sicher und geborgen. Er beschert mir Gefühle, von denen ich zuvor nicht mal zu träumen gewagt habe und... Was soll ich nur tun? Natürlich liebe ich ihn, aber ist es diese Liebe, die ich für Sebastian empfinden soll?" dachte sich der Jüngere verzweifelt und vergrub sein Gesicht in den Akten. Langsam war er mit seinem Latein auch am Ende. Vielleicht sollte er seine Fragen auch einfach zur Seite schieben, um den heutigen Abend zu genießen? Ja, er würe sich nun auf dem Weg zur Eingangshalle machen, um in Erfahrung zu bringen, was sein Butler für den heutigen Abend geplant hatte.
 

Ciel ordnete noch eben seine Akten, legte sie ordnungsgemäß zur Seite und nahm noch einen Schluck von seinem kalt gewordenen Tee. Ja, er bemerkte nun wirklich die Abwesenheit seines Butlers, welchen er seit Stunden nicht mehr gesehen hatte. Was trieb Sebastian wohl in seiner freien Zeit? Wartete er wohl schon sehnsüchtig auf sein Erscheinen in der Lobby? Ciel wusste es nicht und erhob sich vom Sessel, nur um anschließend zur Tür zu gehen, welche er leise öffnete.
 

Der Gang war nur sehr spärlich beleuchtet, weswegen er langsam und mit Bedacht einen Fuß vor dem anderen setzte. Schließlich erreichte er die große Eingangshalle und erblickte den Weihnachtsbaum, dessen Kerzen angezündet worden waren. Das Licht im Raum wirkte gedämpft, weswegen Ciel einige Male blinzeln musste, um sich an dieses Lichtverhältnis zu gewöhnen. Vor dem Weihnachtsbaum lagen einige Sitzkissen ausgebreitet, dazu eine Kanne Tee, vermutete der Jüngere, mit seinem teuersten Teeservice. Der leichte Duft von Anis und Zimt stieg ihm in die Nase und er konnte einfach nicht anders, als ein kleines Lächeln aufzulegen. Ja, sein Butler war einfach nur perfekt.
 

"Es freut mich sehr, dass du meine Einladung wahrnimmst, Ciel" ertönte die sanft klingende Stimme des Älteren, welchen der junge Graf am Fuße der Treppe erkennen konnte. "Du hast meine kindliche Neugier geweckt, Sebastian und... Du hättest mir wenigstens eine Uhrzeit nennen können" erwiderte Ciel lächelnd und stieg langsam die Stufen hinab, ehe er die dargebotene behandschuhte Hand ergriff. Sebastian trug ebenfalls ein leichtes Lächeln auf den Lippen, ließ sich auf sein linkes Knie nieder und deutete eine tiefe Verneigung an.
 

"Verzeih... Ich wollte dir lediglich deine freie Entscheidung überlassen" entschuldigte sich der Butler in höflicher Manier und hob seinen Kopf, um erneut in die blauen Augen sehen zu können, welche im seichten Kerzenschein leuchteten. "Steh auf, Sebastian. Ich...". Ja, was sollte er denn nun sagen? Natürlich war der Schwarzhaarige noch immer sein Butler, aber er brauchte sich nicht für jede Kleinigkeit zu entschuldigen, oder? Im Grunde hatte Sebastian keinen Fehler gemacht und dennoch spielte er seine Rolle noch immer perfekt.
 

Sebastian erhob sich wieder, straffte seine Gestalt und lächelte noch immer seinen jungen Herren an. Die schmale Hand des Kleineren hielt er noch immer mit leichten Druck in seiner eigenen und würde sie in absehbarer Zeit auch nicht mehr loslassen. Stattdessen erhob er seine noch freie Hand und schnippte einmal mit den Fingern, ehe leise Musik im Hintergrund ertönte. Walzer, dachte er sich insgeheim und verneigte sich erneut vor Ciel. "Darf ich um den nächsten Tanz bitten?" ertönte die samtweich klingende Stimme des Schwarzhaarigen und wartete auf eine positive Antwort des Jüngeren, dessen Augen sich ungläubig weiteten, da er wohl glaubte, dass Sebastian einen Scherz machte. Nein, dieser Abend sollte unvergesslich werden und dafür würde der höllisch gute Butler geradezu alles tun.
 

"Sebastian... Ich habe zwei linke Füße, also... Versuchst du dich über mich lustig zu machen? Außerdem... Wenn uns Meirin noch mal so sieht, dann...". Ciel brach seinen Satz ab und konnte sich diese plötzliche Aufforderung zum Tanz nicht erklären. Was plante sein Butler wirklich? Seine noch freie Hand wurde nun ebenfalls mit behandschuhten Fingern umschlossen, während Sebastian einen tiefen Seufzer ausstieß. "Meirin, Bard und Finnian sind zusammen mit Tanaka nach London gefahren. Vor Mitternacht werden sie wohl nicht zurück im Anwesen sein, also können wir die Zweisamkeit genießen" erklärte Sebastian leise und zog den Jüngeren ein wenig näher zu sich.
 

Kurze Zeit herrschte Stille zwischen ihnen und der Ältere versuchte die richtigen Worte zu finden, um seinem jungen Herren seine Gedanken mitzuteilen. "Ciel... Sechs Jahre diene ich dir nun schon. In diesen Jahren musste ich unweigerlich feststellen, dass du nie unbeschwert lachen kannst und die Gründe sind mir natürlich auch bekannt, dennoch... Dennoch wünsche ich mir, dass du diesen Abend mit mir genießt und das du eine wertvolle Erfahrung ohne Kummer und ohne Schmerz machst. Lass mich dir eine schöne Erinnerung geben, die deine schlechten Erfahrungen an die vergangenen Weihnachtstage unbedeutend werden lässt".
 

Nicht eine einzige Sekunde wendete Sebastian seine Augen von Ciel ab, hatte er doch die Hoffnung, dass sein junger Herr seine Beweggründe verstehen würde. Der erste Schritt in eine wunderschöne Zukunft war gemacht und nun war es an seinem Liebsten, den nächsten Schritt zu tun. Er brauchte nur seine Hand zu ergreifen, oder etwa nicht? Diese wunderschönen blauen Augen, welche im Kerzenschein leuchteten. Diese wunderschönen Lippen, die vor Faszination und Erstaunen leicht geöffnet waren. Dieser leichte Rotschimmer auf den Wangen des jungen Grafen, dessen Augen nun gen Boden sanken, ehe ein zaghaftes Lächeln auf den Lippen erschien. Ja, in all den Jahren war sein tiefster Wunsch gewachsen, seinem jungen Herren ein unbeschwertes Lachen zu entlocken, ohne dabei eine Lüge aus der Stimme zu hören.
 

"Sebastian... Ich... Ich will..." murmelte Ciel und er spürte sein Herz, welches unwillkürlich schneller schlug. Er wusste um die ehrlich gemeinten Worte seines Butlers und ließ sich ohne weitere Gedanken in die Arme des Älteren sinken, dessen Hände leicht über seinen Rücken glitten. "Mein kleiner Geliebter" hauchte Sebastian dem Jüngeren leise zu, während er dessen Kinn mit seiner Hand anhob und die sündhaften Lippen mit den seinen einfing.
 

Hingebungsvoll öffnete der junge Graf seinen Mund und empfing die weiche Zunge des Schwarzhaarigen, dessen Hände in seinen Nacken glitten und ihn leicht zu kraulen begannen. All seine Bedenken lösten sich auf. Lösten sich durch einen sinnlichen Kuss eines Dämonen auf, dem er sich hingebungsvoll auslieferte, da er ihm ohnehin schon zu sehr verfallen war. "Sebastian... Ich..." keuchte er in ihren Kuss hinein, warf seinen Kopf in den Nacken und spürte im nächsten Moment die Zunge an seinem Hals, welche sich ihren Weg über die Haut suchte, hinauf zu seinem Ohr, an welches zärtlich geknabbert wurde und Ciel keine andere Möglichkeit blieb, als ein heiseres Stöhnen über die Lippen zu bringen.
 

"Bevor wir dieses sinnliche Spielchen vertiefen, mein kleiner Liebling, möchte ich den Abend mit dir genießen und bitte dich erneut um den nächsten Tanz" wisperte der Schwarzhaarige mit sinnlich klingender Stimme und legte die rechte Hand des jungen Grafen auf seine Brust, genau an die Stelle, an der sein Herz schlug. Ciel bemerkte sehr wohl den viel zu schnellen Herzschlag seines Butlers, nickte ihm schließlich zu und legte seine noch freie Hand in die behandschuhten Finger des Älteren, dessen Mund sich zu einem leichten Lächeln verzog.
 

Im nächsten Moment machte Sebastian den ersten Schritt, nachdem er seine Hand auf die Hüfte des jungen Grafen gelegt hatte. Ciel folgte den weichen und dennoch fordernden Schritten und war von sich selbst ein wenig überrascht, dass er dieses Mal keinen einzigen Fehler beging. Vielleicht lag es auch nur an Sebastian, denn er war ein perfekter Tanzpartner und achtete darauf, dass Ciel ihm folgen konnte. Ein wenig rückten ihre Körper dichter zusammen und Ciel wusste, es gehörte sich eigentlich nicht, aber hier waren sie nicht in der Öffentlichkeit, sondern im Anwesen der Familie Phantomhive. Nur einige Stunden wollte er seinen Anstand ablegen. Seinen sonst so gewahrten Anstand, welchen er in den vergangenen Wochen sehr oft vergessen hatte, um seinem Butler nahe sein zu können.
 

"Spürst du auch diese Romantik, Ciel?" wollte Sebastian wissen und drehte sich leicht mit seinem noch immer sehr kleinen Tanzpartner. Die Wangen des Jüngeren glühten bei dieser Bemerkung und für wenige Sekunden vergaß er den Takt, weswegen er über seine eigenen Füße stolperte und geradewegs in die Arme seines Butlers fiel. Wieso musste Sebastian immer solche Sachen zu ihm sagen, ihm solche süßlichen Dinge zuflüstern, welche sein ohnehin schon viel zu schnelles Herz schneller schlagen ließ? Allmählich gestand er sich ein, dass er in Sebastian viel mehr sah. Er war einfach viel mehr für den jungen Grafen und deswegen ließ seinen Kopf gegen die Brust des Schwarzhaarigen sinken, um dessen Herzschlag zu lauschen.
 

"Hegst du etwa einen gewissen Sinn für Romantik?" wollte Ciel wissen und schloss seine Augen. Der Tanz war schon längst beendet und so standen Butler und Graf eng umschlungen inmitten der großen Eingangshalle. Ein leises Lachen erreichte das Ohr des Jüngeren, ehe Sebastian seine Hände um das hübsche Gesicht legte, um in diese wunderschönen blauen Augen zu blicken. "Natürlich... Auch ein Dämon verspürt solche Gefühle. Wie ich schon sagte, nicht jeder Dämon zeigt Gefühle dieser Art, aber... Wenn dir mein Liebesgeflüster nicht gefällt, dann werde ich in naher Zukunft wohl meinen Mund halten müssen, ist dem so?" erwiderte Sebastian, nicht ohne am Ende des Satzes ein wenig traurig zu klingen. Bislang hatte er geglaubt, dass sein junger Herr diese Worte mochte, also warum verspürte er nun das Gefühl der Beklemmtheit in seiner Brust?
 

"So waren meine Worte nicht gemeint, mein geschätzter Butler. Ich lausche gern deinem Liebesgeflüster, auch wenn ich nichts zu erwidern weiß" erwiderte Ciel und ließ sich zu den Sitzkissen führen, auf eines er sich setzte. Ohne ihren Körperkontakt zu lösen, schenkte Sebastian seinem Geliebten eine Tasse Tee ein, ehe er erneut mit seinen Fingern schnippte, um die Musikrichtung zu ändern. Weihnachtliche Melodien drangen an seine Ohren und im Augenwinkel bemerkte er sehr wohl, wie der junge Graf erstaunt den Raum absuchte, um in Erfahrung zu bringen, woher die Musik kam.
 

"Du suchst vergebens, Ciel. Die Musik kommt aus meinem Zimmer" erklärte Sebastian lächelnd und reichte dem Jüngeren die Tasse mit dem frisch gebrühten Tee. Unglauben spiegelte das hübsche Gesicht eindeutig wieder und der Schwarzhaarige wurde sich bewusst, dass seine kurze Erklärung wohl kaum ausreichte, weswegen er sich nun ebenfalls auf eines der Sitzkissen setzte und seine gewohnte Haltung fallen ließ. "Ein Dämon besitzt sehr viele Fähigkeiten. Du kannst es mit schwarzer Magie vergleichen, wenn dir diese Begriffe mehr zusagen. Ich habe dein Gehör manipuliert, damit du die eigentlich sehr leise Musik hören kannst" fügte der Butler leise hinzu und verstärkte seine Umarmung ein wenig mehr, auch wenn er gern seinen nun freien Arm ebenso um Ciel gelegt hätte.
 

"Mein Gehör? Ich verstehe nicht, Sebastian. Wenn ich die Musik hören kann, warum erscheint mir deine Stimme immer noch in einer angemessenen Lautstärke?" entgegnete Ciel fragend, denn er konnte es einfach nicht verstehen. Schwarze Magie, dachte er sich insgeheim belustigt. Allmählich sollte ihn nichts mehr überraschen, aber sein Butler schaffte es dennoch immer wieder. Eine behandschuhte Hand auf seiner Wange ließ ihn jedoch aus seine Gedanken schrecken, ehe er in die rot schimmernden Augen blickte, welche einen sanften Ausdruck angenommen hatten. "Es wäre zu kompliziert, um dir die verschiedenen Frequenzen des menschlichen Gehörs zu erklären. Ich habe dir lediglich ermöglicht die Musik zu hören, ohne dabei meine eigene Lautstärke zu beeinträchtigen" murmelte Sebastian und zog seinen jungen Herren fest an seine Brust. Dieser Abend musste einfach etwas Besonderes werden.
 

Ciel antwortete darauf nichts mehr und nahm stattdessen einen Schluck von seinem Tee zu sich. Nebenbei ließ er seinen Blick nochmals über den Weihnachtsbaum schweifen und musste sich erneut eingestehen, dass sein Butler in allen Punkten perfekt zu sein schien. Er machte nie Fehler, gab sich immer Mühe mit ihm und hielt seine Versprechen. Was wünschte sich Ciel eigentlich mehr? Würde er einem Menschen je bedingungslos vertrauen können? Könnte ein Mensch seine Erwartungen erfüllen, obwohl er gar nicht so hohe Ansprüche stellte? Das Aussehen war ihm weitgehend gleichgültig, auch wenn sein Butler selbstverständlich eine wahre Schöhnheit war. Ebenso war ihm der Status vollkommen unwichtig, denn die Chemie zwischen ihm und der auserwählten Person musste einfach stimmen. So gesehen traf Sebastian all seine Erwartungen, oder etwa nicht?
 

"Worüber zerbrichst du dir den Kopf?" wollte der Schwarzhaarige leise wissen, war ihm keineswegs der nachdenkliche Blick des Jüngeren entgangen, dessen Kopf nun auf seine Schulter sank, während sich die blauen Seen schlossen. Blind suchte Ciel die Hand des Älteren auf, ergriff schließlich die behandschuhten Finger und zupfte an den seidigen Stoff. Sebastian konnte ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken, ehe er seine Hand erhob und sich mit den Zähnen seines Handschuhs entledigte. Rasch suchten die schlanken Finger mit den ungewöhnlich schwarzen Fingernägeln die Verbindung zu der schmalen Hand und vereinigten sich ineinander verschlungen. Etwas, dass es bisher noch nie gegeben hatte.
 

"Ich denke darüber nach, ob mich je ein Mensch so glücklich machen könnte, wie du es schon seit Wochen tust, Sebastian" murmelte der junge Graf und genoss die Verbundenheit ihrer Hände. Warum vermochte nur sein Butler dieses intensive Gefühl in seiner Magengegend erwecken? Hatte er bereits sein Herz an dem Dämon verloren? Verspürte er wirklich diese Liebe, welche der Ältere ihm vor einiger Zeit erklärt hatte?
 

Nun war es Sebastian, welcher ein leises Seufzen ausstieß und seinen Kopf auf dem seidigen Haar bettete, während er den Druck um die schmalen Finger des Jüngeren ein wenig verstärkte. "Diese Frage kann ich dir leider nicht beantworten, aber es stimmt mich glücklich, wenn du glücklich bist, mein Geliebter" säuselte Sebastian und rieb seine Wange leicht über das seidige Haar, während der Jüngere leise kicherte. "Es klingt so ungewohnt, wenn du mich 'Geliebter' nennst und trotzdem wirkt dieses Wort so vertraut in meinen Ohren". Ciel wusste einfach nicht, wieso ihn diese süßliche Anrede nicht kalt ließ, aber vielleicht wollte er auch, dass sein Blut in Wallung geriet und er es in seinen Ohren rauschen hören konnte. Dieser Dämon wusste wirklich seinen Charme einzusetzen und ihn um den kleinen Finger zu wickeln.
 

"Ciel..." hauchte Sebastian und hob seicht das Kinn des Kleineren an, ehe er erneut von den weichen Lippen kostete, welche nun einen leichten Beigeschmack besaßen. Earl Grey, dachte er sich im nächsten Moment und löste sich ruckartig von Ciel, da ihm etwas Warmes über sein Hosenbein lief. Verwundert blickten die blauen Augen des Jüngeren ihn erst an, blickten dann ebenfalls in den Schoß des Älteren und entdeckten einige Tropfen Tee. Verdammt, er hätte die Tasse vorher abstellen sollen, doch stattdessen hielt er die Tasse noch immer mit seiner zittrigen Hand.
 

"Ich...". "Gib mir zuerst deine Teetasse, sonst lässt du sie wirklich noch fallen" grinste Sebastian amüsiert und nahm die gereichte Tasse mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen entgegen. Natürlich hatte er die zitternde Hand schon längst bemerkt und nachdem er die Tasse sicher auf das silberne Tablett abgestellt hatte, nahm er die zittrigen Finger in seine Hand, nur um einen leichten Handkuss auf die Handfläche zu hauchen. "Ciel, ich... Ich habe dich nicht ohne Grund um deine Anwesenheit gebeten" fügte Sebastian leiser, unsicherer hinzu und blickte nun zum Weihnachtsbaum.
 

"Wie?" murmelte Ciel und befreite seine Hand, um Sebastian's Gesicht in seine Richtung zu drehen. Für wenige Sekunden studierte er die roten Rubine, jedoch konnte er keine Antwort in ihnen lesen. Nur diese unbändige Liebe konnte er erkennen, welche ihm schon seit drei Jahren entgegen gebracht wurde. Ein leises Seufzen entwich dem Älteren, ehe er sich der Handfläche entgegen schmiegte und dabei seine roten Opale schloss. Er genoss diesen kurzen Moment der Ruhe, um sich auf das Bevorstehende vorzubereiten. Hoffentlich nahm sein junger Herr sein Pfand der Liebe auch entgegen, denn er hatte sich solche Mühe gegeben.
 

"Vor ungefähr einem Jahr, genau um dieselbe Uhrzeit, saß ich an deinem Bett und dachte darüber nach, wie es wohl wäre, dir so nahe sein zu dürfen. Ich hielt ein Geschenk in meiner Hand und ich hätte es dir wohl auch überreicht, aber deine Laune hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Demnach entschied ich mich zu schweigen, denn ich hätte es vor einem Jahr versucht, hätte dir gebeichtet, wie es um meine Gefühle steht, aber... Dann schlich sich wieder diese Angst in mir ein. Ich dachte, du würdest mich verstoßen und mein langwieriges Leben müsste ich mit endlosen Qualen fortsetzen. Entschuldige, wenn ich gerade soviel rede, aber...". "Du wolltest mir ein Geschenk geben?" unterbrach Ciel den redebedürftigen Butler, denn scheinbar gab es sehr viele Themen, die Sebastian einfach über die Lippen bringen musste. Über so viele Jahre hatten sich Gefühle in dem Schwarzhaarigen angestaut, weswegen er ihm dem so plötzlichen Redeschwall nicht mal übel nehmen konnte. Vermutlich würde es Ciel ebenso tun, wenn er so lange unter unerwiderte Liebe gelitten hätte, oder?
 

"Ja... Ich wollte dir als Zeichen meiner Liebe ein Geschenk überreichen. Ein Geschenk, dass dich immer an mich erinnern wird" entgegnete der Ältere leise und löste sich kurz vom Jüngeren, um in seine rechten Jacketttasche zu greifen. Eine kleine Schachtel kam zum Vorschein, welche skepisch, aber auch aus neugierigen Augen gemustert wurde, ehe Ciel die kleine Schachtel unsicher entgegen nahm. Ein Geschenk, dachte er sich insgeheim. Das Zeichen der Liebe, die Sebastian für ihn schon so lange empfand. Durfte er dieses Pfand der Liebe überhaupt annehmen? War er diesem Geschenk denn überhaupt würdig?
 

Der junge Graf blickte wieder auf, war er von dieser Geste einfach nur überwältigt und hätte nie mit einem Geschenk von Sebastian gerechnet. Nein, in den letzten Jahren hatte er nur Geschenke von Elizabeth und Soma erhalten. Unbedeutende Dinge, über welche er sich dennoch hatte freuen müssen, um die Gefühle seiner Freunde nicht zu verletzen. Sein Butler hatte diese weihnachtlichen Gesten immer nur belächelt und nun hielt er das Pfand der Liebe des Älteren in seinen Händen. Noch immer fragte er sich, ob er dieses Geschenk überhaupt annehmen durfte und außerdem hatte er kein Geschenk für Sebastian, hatte er doch solche Gesten immer für äußerst unsinnig empfunden.
 

"Ich... Ich habe nichts für dich, Sebastian" sprach er unsicher die Wahrheit aus und wurde erneut in eine zärtliche Umarmung geschlossen, während er den Kopf des Älteren auf seiner Schulter ruhen spürte. "Materielle Dinge interessieren mich nicht, Ciel. Mir reicht deine Nähe vollkommen, also mache dir über ein nicht vorhandenes Geschenk keine Sorgen" lächelte der Butler und legte seine Lippen auf die linke Wange des jungen Grafen, um seine Aussage mit dem Kuss zu besiegeln. Nur ein einziges Geschenk würde er unverzüglich entgegen nehmen. Das Herz von Ciel Phantomhive, eine Liebe, die man mit keinem Geld der Welt bezahlen konnte.
 

Die blauen Augen glitten wieder zur Schachtel in seinen Händen. Eine schwarze, sehr schlichte und vor allem kleine Schachtel. Was sein Butler sich wohl hatte einfallen lassen? Ciel schluckte seine aufkommende Nervosität hinunter, ehe er mit der rechten Hand die Schachtel öffnete und einen vorsichtigen Blick ins Innere warf. Er traute seinen Augen nicht und musterte seinen Butler erneut, welcher nun wieder ein sanftes Lächeln auf den Lippen trug und die sich ihm bietende Szene neugierig beobachtete.
 

"Eine silberne Kette mit einem Medaillion?" murmelte Ciel fragend und nahm das Medaillion in seine rechte Hand, während er die Schachtel neben sich auf dem Boden platzierte. Bewundernd betrachtete er das Muster aus Steinen auf der Vorderseite. Waren es eingefärbte Diamanten, oder gar Rubine? Ciel wusste es nicht zog das Muster mit dem linken Zeigefinger nach, während sich ein glükliches Lächeln auf seinen Lippen abzeichnete.
 

"Dir kommt die Anordnung der blauen Edelsteine vertraut vor, nicht wahr?" hauchte Sebastian und betrachtete zufrieden das leichte Lächeln, welches Ciel's Lippen umspielte. Der Gefragte nickte kaum merklich und sah nun wieder Sebastian in die Augen. "Das Siegel unseres damaligen Vertrages. Wie könnte ich dieses Symbol denn nur vergessen?" entgegnete Ciel noch immer lächelnd und hatte nun seine stumme Frage ebenso beantwortet bekommen. Edelsteine, welche in einem blauen Farbton erstrahlten. Ja, er hatte schon immer eine Schwäche für die blaue Farbe besessen und dessen war sich sein Butler auch bewusst.
 

"Dreh das Medaillion um, bevor du es öffnest" murmelte Sebastian leise in das Ohr des Jüngeren und bettete seinen Kopf anschmiegsam in die Halsbeuge seines Geliebten, welcher nun der Bitte folgte. "Eine Inschrift" stellte der junge Graf fest und beugte sich leicht vor, um die kleinen Zeilen lesen zu können. Das Licht der Kerzen war zu schwach, weswegen er seine Augen anstrengen musste, doch schließlich las er leise die Worte vor, welche einzig und allein für ihn eingraviert worden waren.
 

"Nur dir allein soll mein Herz gehören.

Nichts wird uns jemals voneinander trennen, so lange du dir meine Gesellschaft und meinen Körper wünschst.

Nicht einmal der Tod wird dich von mir trennen, denn ich werde auf dich in der Hölle warten, um dich vor den Wesen der Unterwelt zu beschützen.

Ich schwöre dir, bei dem Blut eines reinblütigen Dämon, dass ich für alle Zeiten an deiner Seite verweilen werde"
 

Ciel hob seinen Kopf, um erneut in die rot schimmernden Augen sehen zu können. Ein belustigtes Grinsen zierte seine Lippen bei den letzten Sätzen, obwohl diese Worte sein Herz zutiefst berührten. "Ich wüsste gern, was der Juwelier gedacht hat?". Ja, der Juwelier hatte bestimmt ein verwundertes Gesicht gezogen, denn solche Worte wurden bei einem Liebesschwur niemals verwendet. Außerdem hieß es bei einer Heirat, dass der Tod die zwei sich liebenden Menschen voneinander scheiden würde. Sein Butler schien mit dem vorletzten Satz verdeutlichen zu wollen, dass Ciel selbst nach seinem Tod noch immer bei Sebastian sein konnte. Eine romantische Geste, gestand sich der Jüngere ein und kuschelte sich mit dem Rücken näher an Sebastian's Brust, dessen Arme ihn freudig und sehr zärtlich umfingen.
 

"Ich habe die Kette und das Medaillion selbst angefertigt, Ciel. Lediglich das Silber und die Edelsteine habe ich vor Jahren besorgt. Ein Zeichen der Liebe sollte immer aus den eigenen Händen gemacht werden, sonst ist der Liebesschwur bedeutungslos" erwiderte Sebastian schmunzelnd und genoss den erstaunten Blick des Jüngeren, welcher seinen Kopf zu ihm drehte und ihn intensiv musterte. Jedoch wendete sich Ciel nach wenigen Minuten der Stille wieder dem Medaillion in seiner rechten Hand zu, öffnete es nun endlich, während sich seine blauen Augen vor Erstaunen weiteten. Nein, dachte er sich grinsend, nachdem er seine Fassung wieder erlangen hatte können und betrachtete das kleine Bild seines Butlers, welcher in der rechten Seite eingebettet worden war.
 

Ein leichtes, jedoch sehr sanftes Lächeln ruhte auf Sebastian's Lippen, stand in gewohnter Manier vor der Linse der Kamera und hatte seine rechte Hand auf die linke Brust gelegt. Genau dort wo das Herz des Älteren schlug. War sein Butler für dieses Foto bei einem Fotograph gewesen? Ciel wusste es nicht und betrachtete das Bild noch einige Sekunden, ehe er seinen Mund öffnete. "Ich danke dir, Sebastian. Bisher habe ich noch nie ein solch bedeutendes Geschenk erhalten" hauchte er beinahe tonlos und verschloss das Medaillion wieder.
 

"Es freut mich, dass dir mein Geschenk zusagt" lächelte der Schwarzhaarige und entnahm dem Jüngeren die Kette, um sie ihm anlegen zu können. Stumm blieb der junge Graf für einige Sekunden reglos vor Sebastian sitzen und blickte an sich hinunter. Er freute sich wirklich sehr über dieses außergewöhnliche Geschenk und dennoch hegte er diese Zweifel. Durfte er dieses Geschenk wirklich annehmen? "Sebastian? Ich..." wollte der Jüngere gerade einwenden, doch ein Zeigefinger auf seinen Lippen brachte ihn zum Schweigen. "Diese Kette habe ich nur für dich angefertigt und ich möchte, dass nur du sie trägst. Deine Schönheit wird durch dieses Zeichen meiner Liebe nur noch mehr zur Geltung gebracht" erwiderte der Butler leise und legte seine Arme erneut um Ciel, dessen letzter Zweifel durch die liebevollen Worte in Luft aufgelöst wurde.
 

Wieder herrschte Stille in der großen Eingangshalle und nur die leise weihnachtliche Musik ertönte im Hintergrund. Ciel genoss die angenehme Stille zwischen ihnen und lehnte sich noch ein wenig mehr kuschelnd an die warme Brust des Butlers, dessen Atem immer wieder sein linkes Ohr streifte. Sebastian behielt seine Augen geschlossen und genoss ebenfalls die Nähe zu seinem jungen Herren, welcher inzwischen zwischen seinen Beinen saß und keinerlei Anstalten machte, sich je wieder von ihm zu trennen. In diesem Augenblick hegte Sebastian nur einen einzigen Gedanken. Hoffentlich hielt der heilige Abend, wie die Menschen den 24. Dezember nannten, noch eine ganze Weile an.
 

Leicht neigte Ciel seinen Kopf und blickte Sebastian in die Augen, welcher sich nun auch den anderen Handschuh mit der Hilfe seiner Zähne entledigte. "Du..." wollte der Jüngere beginnen, brach jedoch seinen Satz wieder ab und errötete, als die rot schimmernden Augen ihn fragend musterten. "Ich?" entgegnete Sebastian fragend und fuhr mit seinem linken Zeigefinger die Unterlippe seines Geliebten nach, dessen Röte noch ein wenig mehr zunahm. Was hatte sein junger Herr denn nur sagen wollen, wenn er nun so sehr errötete?
 

"Du bist ein wunderschönes Wesen, Sebastian. Es ist eine Sünde, dass ich so empfinde, nicht wahr?" murmelte Ciel, hatte er doch seine blauen Seen schließen müssen, um diese Worte über die Lippen bringen zu können. War es wirklich eine Sünde, dass er einem Wesen der Unterwelt verfallen war? Ja, beantwortete er seine eigene Frage gedanklich. Es war eine Sünde, denn er naschte von einer verbotenen Frucht. Das Resultat würde ihm erst sehr viel später gänzlich bewusst werden, denn die Pforten zum Himmelreich dürfe er niemals durchschreiten. Nein, an seinen Händen klebte Blut vieler Opfer, vieler Täter und ebenso vieler Sünder, wie Ciel auch ein Sünder war. Was dem Jüngeren am Ende seines Lebens erwartete, waren lodernde Flammen und ewige Hitze. Seine letzte Reise würde der Weg zur Hölle sein.
 

"Ja, du sündigst immer wieder, indem du meine Nähe suchst" erwiderte der Butler leise flüsternd. Natürlich war es eine Sünde, sich auf ein Wesen der Unterwelt einzulassen, aber gegen solche Gefühle waren Menschen, Todesgötter, Dämonen und selbst reine Engel machtlos. Er hatte von einigen Gerüchten gehört, in welche sich Engel sogar in Dämonen verliebt hatten. Derartige Beziehung wurden nicht geduldet, wurden ohne Vorwarnung bestraft, völlig unwichtig, wie sich die Betroffenen auch fühlen mochten. Ein seltsames System, war sein jetziger Gedanke, denn was hätte ein Engel gegen diese Gefühle ausrichten sollen? Nichts, beantwortete er sich seine eigene Frage, doch stattdessen wurde der betroffene Engel mit Hochverrat bestraft und anschließend gerichtet. Gott, dachte er sich insgeheim und konnte sich ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. Es gab keinen Gott, ebenso wenig einen Teufel, sondern lediglich herrschte ein Anführer über die verschiedenen Rassen.
 

"Woran denkst du?" wollte Ciel leise wissen und erhob seine rechte Hand, um seine Finger über die samtweiche Wange gleiten zu lassen. Sebastian erwachte aus seine Gedanken und schüttelte kaum merklich seinen Kopf. Es war nun nicht an der Zeit, um sich über solche belanglosen Dinge den Kopf zu zerbrechen, denn vor ihm saß seine Liebe, dass schönste Geschöpf der Welt, welches seine Aufmerksamkeit erwünschte.
 

"Unbedeutende Themen, die ich dir irgendwann erklären werde" lächelte Sebastian und senkte seinen Kopf, um sich einen Kuss zu stehlen. Er spürte sehr wohl, wie der junge Graf gegen seine Lippen grinste und erhob seine freie Hand, um sie unter Ciel's Kinn zu legen. "Ich liebe dich so sehr, mein Geliebter" murmelte er in ihren Kuss hinein und bat mit seiner Zunge um Einlass. "Sebastian" nuschelte Ciel ergeben und schlang seine Arme um den Älteren, während er seine Lippen bereitwillig öffnete. Im nächsten Moment fanden ihre Zungen zueinander, begannen sich zu umschmeicheln und verfolgten ein sinnliches Spiel. Doch viel zu schnell verlangte Ciel wieder nach genügend Sauerstoff, weswegen er ihren innigen Zungenkuss löste und auf die weichen Lippen seines Butlers blickte, welche er am liebsten erneut auf den seinen wissen wollte.
 

"Sebastian" keuchte Ciel noch immer außer Atem und füllte seine Lungen erneut mit dem nötigen Sauerstoff. Der Butler unterdessen wanderte mit seinen Lippen verlangend über die Wange seines Geliebten und verteilte hauchzarte Küsse auf der Haut, ehe er das Ohr seines Liebsten erreichte. "Ja?" fragte er verführerisch und biss zärtlich in das dargebotene Ohrläppchen, wusste er doch sehr wohl, dass Ciel diesen Liebkosungen kaum widerstehen konnte. Der junge Graf keuchte ein weiteres Mal, versuchte bei klarem Verstand zu bleiben und legte seine Hände schließlich bestimmend gegen die Brust seines Butlers, um wieder angemessenen Abstand zwischen ihnen zu bringen.
 

Sebastian wollte gerade seinen Mund öffnen, denn Ciel's Körper sprach eine eindeutige Sprache und doch kam ihm sein kleiner Liebling zuvor. "Mir steht der Sinn nach einem Glas Rotwein, Sebastian" säuselte Ciel verführerisch und sah weiterhin in die rot schimmernden Augen, welche deutlich Unglauben wiederspiegelten. Bevor der Ältere nun wirklich seine Stimme erheben hätte können, fügte der junge Graf noch etwas hinzu. "Und ich möchte, dass auch du ein Glas Wein trinkst". Wie? In all den Jahren hatte Ciel ihm noch nie ein Glas Wein angeboten, wobei er bereits in Gedanken darüber nachdachte, was der Jüngere mit dieser Bitte wohl in Wirklichkeit bezweckte. Es war nichts Ungewöhnliches, dass sein junger Herr hin und wieder ein Glas Wein trank und Sebastian achtete dabei auch auf die Menge, welche verzehrt wurde, denn Ciel war trotzdem noch ein halbes Kind, aber wieso hatte er nun ein seltsames Gefühl in der Magengegend?
 

Weiche Lippen auf den seinen holten ihn schließlich in die Realität zurück, ehe Ciel sich wieder von ihm löste und ihm noch einmal zärtlich über die Wange strich. Sebastian nickte der Bitte endlich zu und erhob sich, verneigte sich leicht vor seinem jungen Herren und machte sich mit gemischten Gefühlen auf dem Weg zum Weinkeller. Ciel blieb allein zurück und nahm einen kleinen Schluck von seinem Tee. Die Wahrheit sah anders bei ihm aus, auch wenn sein Butler vermutlich völlig andere Gedankengänge verfolgte. Nein, der junge Graf hatte einfach nur Angst vor dem Kommenden verspürt und deswegen nach einem Mittel gesucht, um für einige Minuten für sich zu sein. Das er gerade einen möglichen Fehler beging, kam ihm nicht in den Sinn, doch würde er schon sehr bald eines Besseren belehrt werden.

'Ich liebe dich auch'

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Verzweifelte Handlung!

"Möchtest du ein Mittel gegen die Kopfschmerzen?" wollte Sebastian besorgt in Erfahrung bringen und reichte dem Jüngeren eine Tasse Tee. Ciel nickte kaum merklich und nahm die dargebotene Tasse entgegen, öffnete seinen Mund und ließ sich die kleine Tablette auf seine Zunge legen. Den ganzen Tag über hatte er noch im Bett gelegen, hatte sich so elend gefühlt und nun saß er trotzdem in der Kutsche, welche auf dem Weg zum nobelsten Hotel in ganz London war. Tanaka hatte die Kutsche erst vor wenigen Minuten in Bewegung gesetzt, weswegen ihm noch eine halbe Stunde gegeben wurde, um sich wenigstens ein bisschen von seinem Kater zu erholen.
 

Aus mitfühlenden Augen betrachtete Sebastian seinen jungen Herren, dessen Gesicht sich immer wieder schmerzlich verzog, ehe Ciel ihm die Tasse reichte, nachdem er einige Schlücke Tee zu sich genommen hatte. Warum hatte er die Verabredung nicht verschoben? Wenn es dem Kleineren körperlich nicht gut ging, musste er sich doch nicht durch den Tag quälen, oder? Sebastian seufzte leise aus, denn seine gedankliche Fragerei brachte ihm nichts, ehe er zu Ciel rutschte und seinen Arm um dessen Schulter legte. Zwar würde ihr Körperkontakt die Kopfschmerzen nicht lindern, aber der Butler wollte für ihn da sein.
 

"Danke..." murmelte Ciel müde, schloss seine Augenlider und versuchte noch ein wenig Ruhe bei seinem Butler zu finden. "Ich..." begann der junge Graf und errötete, als er die Worte gedanklich formte. Wieso fiel es ihm nun so unsagbar schwer, Sebastian diese Worte zu sagen? Heute Morgen war er schon bei seinem ersten Versuch kläglich gescheitert, hatte sich verlegen die Zudecke über den Kopf gezogen und um Ruhe gebeten. Sein Frühstück hatte er nicht angerührt, war ihm heute Morgen auch noch etwas schlecht gewesen, aber zumindest hatte Sebastian ihn dazu animieren können, einige Bissen seines Mittagessen zu sich zu nehmen. Und nun? Nun saß er hier in der Kutsche, fühlte sich immer noch nicht wohl und mochte sich am liebsten wieder ins Bett legen.
 

"Möchtest du dich hinlegen?" murmelte Sebastian fragend und deutete auf seinen Schoß, auf welchen Ciel seinen Kopf betten durfte. Erneut nickte der junge Graf, rutschte ein Stück von seinen Butler weg, legte seine Beine ebenfalls auf die gepolsterte Sitzfläche und legte sich schließlich hin, nicht ohne dabei seine Augen zu schließen. Mit einem leisen Seufzen, kuschelte er seine Wange an Sebastian's Oberschenkel, spürte jedoch im gleichen Moment eine behandschuhte Hand auf seinem Kopf, dessen Finger immer wieder beruhigend durch sein Haar fuhren.
 

"Danke..." nuschelte Ciel und legte seine rechte Hand auf dem Knie des Älteren, während sein Daumen leicht über den schwarzen Stoff glitt. "Gern geschehen, mein Geliebter" entgegnete Sebastian lächelnd und ließ seine Finger zur Schläfe des Jüngeren gleiten, ehe er seine Augenlider senkte und sich zu konzentrieren versuchte. Ciel öffnete seine Augen wieder, denn seine Kopfschmerzen wurden allmählich weniger, jedenfalls fühlte es sich so an. Die behandschuhten Finger glitten wieder zu seinem Haar, strichen darüber und ließen Ciel erneut seufzen, diesmal jedoch genießerisch.
 

"Du besitzt also wirklich heilende Fähigkeiten" stellte der junge Graf fest und sah zu seinen Butler auf, welcher noch immer ein sanftes Lächeln auf den Lippen trug. "Ja... Ich kann diese Fähigkeit jedoch nur bei dir anwenden. Kein anderes Wesen kann von mir geheilt werden und... Diese Fähigkeit entzieht mir ein wenig meiner Lebenskraft" erwiderte der Schwarzhaarige und strich leicht mit dem Zeigefinger über die zarte Wange seines jungen Herren. Ciel nickte dem Gesagten leicht zu, auch wenn er die Hintergründe nur erahnen konnte und nicht ohne ein wenig schockiert zu sein. Deswegen war die Bisswunde seines Butlers verschwunden, als er sie mit Zeige und Mittelfinger berührt hatte. Und bei seinem vor kurzen noch erlebten Asthmaanfall? Ja, auch da schienen diese heilenden Fähigkeiten eine große Rolle gespielt zu haben.
 

Ciel wollte noch einige Fragen an seinen Butler bezüglich der Fähigkeiten eines Dämonen richten, doch durch das Anhalten der Kutsche blickte er stattdessen zum Fenster und erkannte ihr Zielort. Das nobelste Hotel in ganz London. "Golden Starlight..." murmelte Ciel und ging noch mal seinen Plan gedanklich durch, während er sich aufsetzte. Seine Hand huschte zu seiner rechten Innentasche seiner blauen Jacke und erfühlte den Revolver, den er zu seiner eigenen Sicherheit bei sich trug. Alois Trancy, dachte er sich. In einen unachtsamen Moment würde er sich das blonde Problem vom Hals schaffen, ohne jegliche Rücksicht auf Verluste.
 

Sebastian machte Anstalten, sich zu erheben, um für seinen jungen Herren die Türe der Kutsche zu öffnen, doch durch eine schmale Hand auf seiner Schulter wurde er an seinem Vorhaben gehindert. Fragend richtete er seine rot schimmernden Augen zu Ciel, welcher sich nun erhob und vor ihm stehen blieb. Beide Hände des Jüngeren umfassten das Gesicht des dämonischen Butlers, ehe ihre Lippen zueinander fanden und ein zaghafter Kuss entstand. Nur kurz und dennoch sehr bedeutend. "Ich liebe dich... Sebastian..." hauchte Ciel mit geschlossenen Augen, ehe ihm ein zufriedenes Lächeln auf die Lippen huschte. Ja, bevor er sich nun um sein Problem kümmern musste, hatte er diese Worte noch aussprechen wollen, auch wenn er nun eine unangenehme Hitze auf seinen Wangen spürte.
 

Auch der Ältere legte nun ein leichtes Lächeln auf, während er seine Arme um Ciel schlang, um ihn nochmals, auch wenn nur für einen kurzen Moment, für sich allein zu haben. Sein Gesicht vergrub er in der Halsbeuge des jungen Grafen, dessen rechte Hand leicht über sein schwarzes Haar fuhr, um Sebastian zu beruhigen. "Ich liebe dich auch, mein Geliebter" nuschelte er dem Jüngeren entgegen und versuchte seine aufkeimende Eifersucht zu verbergen. Natürlich machte er sich keine Sorgen mehr um Ciel, denn nun hatte er seine Hände ebenfalls mit ins Spiel gebracht, aber allein die Vorstellung, dass dieser blonde Adelige seinen jungen Herren mit Blicken bedachte, die verrieten, wie sehr er ihn doch wollte, ließ Sebastian's innere Wut aufflammen. Kein Wesen dieser Welt besaß dieses Recht, außer der Butler selbst.
 

"Sebastian..." keuchte Ciel unterdrückt, da die Umarmung mit jeder weiteren Sekunde verstärkt wurde. Sein Butler erwachte aus seinen Vorstellungen und blickte reuemütig in Ciel's blaue Seen. Ihm war natürlich bewusst, dass er seinen jungen Herren verletzt hatte, weswegen er seinen Blick gen Boden senkte. "Verzeih... Es lag nicht in meiner Absicht, dich zu verletzen" sprach er leise seine Entschuldigung aus und wagte es nicht, noch einmal Ciel in die Augen zu sehen. Verdammt, fluchte er insgeheim. Er musste seine innere Wut unter Kontrolle halten, sonst verletzte er das Wesen, welches er so unsagbar liebte.
 

"Es sei dir verziehen, Sebastian und nun öffne die Tür" entgegnete der junge Graf und sah dabei zu, wie sich sein Butler erhob und die Tür öffnete. Beim Aussteigen ergriff er die dargebotene Hand des Älteren und atmete die kühle Abendluft ein. Es war eisig kalt, trotz des Schales und der warmen Jacke, welche Sebastian für ihn aus dem Schrank geholt und ihm angezogen hatte. "Lass uns unseren Job endlich erledigen, Sebastian". "Yes, my Lord" erwiderte der Butler, legte seine rechte Hand auf seine linke Brust und verneigte sich vor Ciel. Ja, er wollte diese Verabredung ebenso schnell hinter sich bringen und deswegen folgte er dem Jüngeren die wenigen Stufen hinauf und hielt ihm anschließend die Eingangstür höflich auf.
 

Die Eingangshalle war prunkvoll ausgestattet und für wenige Sekunden blieb Ciel stehen, um sich ausgiebig umsehen zu können. Ein großer, mit Kristall beschmückter, Kronleuchter erhellte die vom Parkett im hellen Braunton ausgelegte Eingangshalle. Die Rezeption lag auf der linken Seite, einige Meter weiter eine Treppe, die mit einem roten Teppich versehen worden war und vermutlich zu den vereinzelten Zimmern führte. Insgesamt gab es drei Etagen im Hotel, die für die reichen Menschen zur Verfügung worden waren. Die vierte Etage war nicht wirklich zugänglich, handelte es sich dabei um die königlichen Suiten, welche selten gebucht wurden und meist von der Königin bewohnt wurde, sofern sie sich hier zu Zeiten aufhielt.
 

Auf der rechten Seite waren viele, sehr Edel aussehende Sessel platziert worden, in dessen Mitte braune, auch sehr Edel wirkende Tische standen, für Getränke, oder leichte Häppchen. Nur wenige Meter weiter, hinter den zahlreichen Sitzmöglichkeiten, war die Hotelbar, hinter dessen Theke einige Barkeeper standen und ihrer Arbeit nachgingen. "Ihr seid sehr pünktlich, Ciel Phantomhive" erklang eine belustigt klingende Stimme, weswegen Ciel seine Aufmerksamkeit wieder zur Rezeption lenkte, da von dort die Stimme zu kommen schien.
 

Alois Trancy und sein dämonischer Butler schienen bereits auf ihre Ankunft gewartet zu haben, weswegen Cie nochmals einen prüfenden Blick zu Sebastian riskierte, dessen Augen leicht violett leuchteten und starr auf den anderen Dämon fixiert waren. "Beherrsche dich" murmelte der Jüngere und setzte sich schließlich in Bewegung, um nun Graf Trancy zu begrüßen.
 

Sebastian's Augen nahmen wieder ihre normale Farbe an und er zwang erneut seinen inneren Zorn zur Ruhe, um seinen jungen Herren keineswegs zu enttäuschen. Auch er setzte sich in Bewegung, deutete eine leichte Verbeugung zur Begrüßung an und blieb still hinter Ciel stehen. Nun musste er wieder gehorsam sein, wie es sich für einen Butler gehörte und so lauschte er der gelogenen Entschuldung des jungen Trancy, welcher seine Hand versöhnlich ausstreckte. "Ich bitte um Verzeihung. Es stand Claude nicht zu, mit roher Gewalt gegen Euren Butler vorzugehen".
 

Ciel nahm die Hand entgegen, nicht ohne ein gespieltes Lächeln aufzulegen. "In der Tat, Alois. Euer Butler scheint keine angemessenen Manieren zu besitzen, sonst hätte er vermutlich gewusst, dass es sich nicht ziehmt, ein privates Grundstück bei Nacht ohne eine Einladung zu betreten" erwiderte der junge Phantomhive und bemerkte sehr wohl, wie der Blonde innerlich vor Wut brodelte, jedoch äußerlich noch immer ein leichtes Lächeln auf den Lippen trug.
 

Sebastian selbst hob ebenfalls seine Mundwinkel an, denn dieses Spielchen gefiel ihm doch sehr. Mindestens zwei Jahre war es nun her, als er das letzte Mal Ciel so gesehen hatte. Selbstsicher, mit einem falschen Lächeln auf den Lippen und mit seine Opfer spielend. Ja, diese Eigenschaft hatte er immer an dem Jüngeren bewundert, obwohl dessen Seele bereits mit unzähligen Narben übersäht war. Dennoch blieb sein Geliebter in solchen Momenten stets stark und zeigte gern, in welcher Position er stand. Ja, dass war sein Ciel, wie er ihn lieben gelernt hatte.
 

Alois zog schließlich seine Hand zurück und blickte über seine Schulter zu Claude auf. "Entschuldige dich für dein unverzeihliches Benehmen" murrte der Blonde, ehe sich Claude verneigte und seine Entschuldigung formulierte. "Ich bitte vielmals um Vergebung, Graf Phantomhive. Es stand mir nicht zu, Euch und Eurem Butler zu schaden". Sebastian's Hände verkrampften sich hinter seinem Rücken und er war der Versuchung nahe, Claude in seine Schranken zu weisen. Auch diese Entschuldigung war eine reine Lüge, aber ohne einen Befehl waren ihm die Hände gebunden, auch wenn er sich wahrlich nach Rache sehnte.
 

Ciel nickte der Entschuldigung lediglich zu und auch er wusste, dafür brauchte er die Sinne eines Dämonen nicht, dass er gerade belogen wurde. Welches Ziel verfolgte Alois Trancy nun wirklich? Wollte er Ciel immer noch zu seinem Spielzeug machen, oder wollte er den jungen Phantomhive lediglich quälen? Der junge Graf wusste es nicht und wendete sich nun Sebastian zu, auf dessen Lippen noch immer ein gespieltes Lächeln ruhte. "Ich habe dem Wunsch der Königin entsprochen und die Differenzen wurden ebenso geklärt. Sebastian, bereite unsere Heimreise unverzüglich vor" befahl er streng, ehe sich sein Butler erneut verneigte. "Yes, my Lord" grinste er schelmisch und erhob sich wieder, machte auf Absatz kehrt und blieb im selben Moment noch stehen, da die Stimme des jungen Trancy erklang.
 

"Ciel... Ich habe mir die Freiheit genommen und uns die königliche Suite für die kommende Nacht gebucht. Ich war der Meinung, dass wir einander kennenlernen sollten". "Ich wusste es" dachte sich Ciel insgeheim und machte seinem Butler mit einem Handzeichen deutlich, dass er seinen Koffer mit seiner Kleidung aus der Kutsche holen sollte. Dieses Spiel hatte er schon längst durchschaut und nun würde er am Zug sein. "Ja, ich stimme Euch zu, Alois. Eine Aussprache würde vermutlich allen Beteiligten vom Vorteil sein" erwiderte der junge Phantomhive geheimnisvoll lächelnd. Ja, dieses Spiel vermag noch interessant zu werden.
 

Sebastian betrat nach wenigen Sekunden die Eingangshalle erneut, in der linken Hand einen schwarzen Koffer tragend, in welchen er vor wenigen Stunden einige Kleidungsstücke für seinen jungen Herren feinsäuberlich verstaut hatte. Alles kam so, wie Ciel und auch er es sich vorgestellt hatten. Allein die Einladung in einem noblen Hotel war Beweis genug gewesen, dass sie diese Nacht hier nächtigen würden und sein Geliebter sah nun seine Chance, um mit Alois abzurechnen. Zum Glück hatte er, schließlich war er Ciel's Butler und nun auch dessen Geliebter, ausreichend vorgesorgt, sonst würden ihn die Sorgen um seinen jungen Herren innerlich zerfressen.
 

Mit dem Aufzug fuhren sie in die vierte Etage, denn weder Ciel, noch Alois schienen große Lust gehabt zu haben, die vielen Stufen zu erklimmen. Eisernes Schweigen herrschte in dem viel zu kleinen Raum und da die Adeligen vor ihm und Claude standen, wagte Sebastian einen feindseligen Blick zu seinen Nebenan, dessen Miene jedoch unbeeindruckt blieb. "Wage es nicht, Hand an meinen jungen Herren zu legen" warnte er Claude telephatisch und seine Augen leuchteten ein weiteres Mal violett, während er seine spitzen Eckzähne präsentierte.
 

"Keine Sorge, Sebastian. Ich hege kein Interesse an ein verzogenes Gör" antwortete Claude ebenso gedanklich, blieb ruhig und sehr gelassen, während Sebastian wütend knurrte und seine rechte Hand, die er zur Faust ballte, erhob. "Wiederhole diese Beleidigung und ich schwöre dir, bei unserem Blut, ich werde dich ohne zu zögern töten" knurrte der Butler des Hauses Phantomhive erneut gedanklich und wartete auf die Antwort des anderen Dämonen. Jedoch öffnete sich noch rechtzeitig die Tür, weswegen Sebastian wenigstens versuchte, seine aufkeimende Wut zu zügeln. Was machte er eigentlich hier? Er musste einen kühlen Kopf bewahren.
 

"Ein verliebter Dämon... Wie lächerlich du doch bist, Sebastian" erwähnte Claude gedanklich und lächelte leicht, sehr untypisch für ihn, aber er wusste sehr wohl, dass er den Butler von Ciel mit diesen Worten rasend vor Wut machte. Nochmals knurrte der Schwarzhaarige, beinahe wie ein Raubtier, ehe er eine schmale Hand auf seiner Brust spürte. "Sebastian, du sollst dich beherrschen" murrte Ciel, denn natürlich hatte er die Spannung zwischen Claude und seinem Butler mitbekommen. "Aber...". "Das ist ein Befehl" setzte Ciel noch hinzu, ehe Sebastian seinen Kopf senkte und nahe an Ciel's Ohr verweilte.
 

Tief sog der Schwarzhaarige den betörenden Duft seines Geliebten ein und tatsächlich fand er nun vorerst die innere Ruhe, welche er so dringend benötigte. "Verzeiht, junger Herr. Es fällt mir unsagbar schwer, wenn Euer Name beschmutzt wird" sprach er leise seine Entschuldigung aus und straffte seine angespannte Gestalt ein wenig. Mit Ciel verließ auch er nun den Aufzug und folgte dem jungen Trancy, der zielstrebig auf eine sehr massiv und Edel aussehende Tür zulief. "Nimm dir nicht alles zu sehr zu Herzen" murmelte Ciel noch leise, denn nun war das Thema für ihn erledigt.
 

Im Aufzug waren doch keine Worte der Beschmutzung seines Familiennamens gefallen, also was hatte seinen Butler nur so sehr in Rage gebracht? Sebastian's ganzer Körper hatte vor unbändiger Wut gebebt und hätte er nicht sein Machtwort erhoben, wäre der Ältere sicherlich auf Claude zugestürmt. Ciel beschäftigte allerdings eine völlig andere Frage, während er in die königliche Suite eintrat und sich seinen Schal und die warme Jacke ausziehen ließ. Beim letzten Kampf der beiden Dämonen schien Claude der Stärkere gewesen zu sein, aber war dem immer noch so? War Claude etwa um einige Jahrhunderte älter und hatte demnach auch mehr Erfahrung im Kampf? Ciel wusste es nicht und ließ sich auf einem Sessel gegenüber Alois nieder.
 

"Gefällt es Euch, Ciel?" wollte der Blonde schmunzelnd wissen und streckte sein rechtes Bein aus, eine stumme Aufforderung, dass Claude ihm die Schuhe ausziehen sollte. "Diese Arroganz..." war der Gedanke des jungen Phantomhive und blickte über seine Schulter zu Sebastian auf. Hatte er sich etwa, als der Vertrag noch existent gewesen war, auch so abfällig gegenüber seinem dämonischen Butler verhalten? Ja, er hatte dessen Dienste immer als selbstverständlich angesehen. Stolz und Selbstsucht hatte er die drei Jahre immer nur zu deutlich gezeigt und dennoch hatte es Sebastian fertig gebracht, sich in einen stolzen und nicht gerade freundlichen Jungen zu verlieben. Ciel Phantomhive, ein verwöhntes Balg, welches sich nicht mal ohne Hilfe die Schnürsenkel zubinden konnte.
 

Sebastian lächelte sanft und stellte den Koffer neben dem Sessel ab, ehe er vor Ciel in die Knie ging und ihm ebenfalls die Schuhe auszog. Er hatte so eine Ahnung, woran sein Geliebter nun dachte, weswegen er ihm mit der rechten Hand kaum merklich über das linke Knie strich und seicht seinen Kopf schüttelte. Natürlich war sein junger Herr in der Vergangenheit nicht einfach gewesen, doch in den letzten Jahren hatte er sich verändert. Er sah Sebastian's Dienste schon längst nicht mehr als selbstverständlich an und war um einiges freundlicher zu ihm geworden.
 

"Entschuldige..." formte der Jüngere tonlos mit seinen Lippen, in der Hoffnung, sein Butler würde ihm seine Grausamkeit vergeben. Sebastian lächelte jedoch auch weiterhin und wären sie nun alleine gewesen, hätten ihre Lippen vermutlich zu einem innigen Kuss zueinander gefunden. Sein Geliebter musste sich für sein früheres Verhalten keineswegs entschuldigen, weswegen er sich in gewohnter Manier erhob und dem jungen Phantomhive flüchtig bei der Schulter berührte. Bevor Ciel jedoch auf die zaghafte Geste eingehen hätte können, erhob der junge Trancy erneut seine Stimme und deutete dabei mit der rechten Hand zum Balkon.
 

"Vom Balkon aus hat man einen wunderbaren Blick auf die londoner Stadt" kommentierte Alois lächelnd und erhob sich. Nun blickte sich Ciel das erste Mal um, hatte er doch zuvor noch an andere Dinge denken müssen. Die Sessel, auf welche sich Alois und auch er gesetzt hatten, waren auf einer kleinen Erhebung in der Mitte des königlichen Raumes platziert worden, während ein Eichentisch den braunen Parkettboden wahrlich Konkurrenz machte. Links von ihm stand dicht an der Wand ein großes Himmelbett, dessen Stofflagen aus violett und blauen Tönen bestanden. "Ein Doppelbett..." murrte Ciel insgeheim, mit der vagen Vermutung, dass er sich dieses Bett wohl mit Alois teilen musste. Allein dieser Gedanke jagte ihm einen unangenehmen Schauer über den Rücken, ehe er seinen Blick erneut schweifen ließ.
 

Auch Sebastian blickte sich um, sah zahlreiche Gemälde an den Wänden von verschiedenen Künstlern und betrachtete nun den Kronleuchter, welcher nur gedämpftes Licht gab. Zu seiner Rechten hatte er bereits eine weitere Tür entdeckt, die vermutlich zum angrenzenden Bad führte. Noch eine weitere Tür folgte einige Meter weiter, nicht ohne dabei den großen Schrank mit den zahlreichen Büchern zu übersehen. Wahrscheinlich musste er diese Nacht mit Claude in einem Zimmer verbringen, welches sich hinter der Tür verbarg, weswegen er kaum merklich seine Miene verzog und seine Aufmerksamkeit wieder zu Ciel lenkte, da sein junger Herr scheinbar nun doch einen Blick über London werfen wollte.
 

"Sebastian, ich wünsche eine Tasse Earl Grey und etwas Süßes" erwähnte der junge Phantomhive und ging langsamen Schrittes auf die offen stehende Balkontür zu. In einen unachtsamen Moment hatte es sein Butler zuvor geschafft, ihm seinen Revolver unter sein Hemd verschwinden zu lassen, weswegen er nun ohne jegliche Furcht den Balkon betrat und sich zu Alois gesellte. Der junge Trancy schien von der Aussicht überwältigt zu sein, da sein Mund erstaunt offen stand und seine hellblauen Augen leuchteten. "Es macht mich glücklich, dass Ihr diesen Moment mit mir teilt" lächelte Alois schließlich vielsagend und stützte sich mit beiden Armen beim Geländer ab.
 

"Schluss mit den Höflichkeiten. Was willst du von mir, Alois?" entgegnete Ciel weniger erfreut und wartete auf die Antwort des Blonden, welcher jedoch ein mildes Seufzen ausstieß und sich schließlich ganz dem jungen Phantomhive zuwendete. "Habe ich meine Absichten denn nicht verdeutlicht?" fragte Alois noch immer lächelnd und streckte seine Hand nach dem Jüngeren aus. Bevor er jedoch dessen Schulter hätte ergreifen können, hielt er inne und besah sich den Revolver, den Ciel wie aus dem Nichts aus seinem Hemd gezogen hatte.
 

"Ich dachte mir, dass du vorsorglich für deinen Liebsten sorgst. Du vergisst, dass ich die dämonische Aura um Ciel ebenso spüren kann" erläuterte Claude emotionslos und dennoch lag etwas Geheimnisvolles in seinen Augen. Sebastian servierte derweil den Tee und stellte Schokoladenkekse bereit, ohne dem Dämon vor sich eines Blickes zu würdigen. "Seine Seele, sein Körper und auch sein Herz gehören mir. Kein Wesen dieser Welt wird sich an meinen jungen Herren vergreifen, so lange ich es zu verhindern weiß" erwiderte Sebastian und blieb in gewohnter Manier hinter dem Sessel stehen, auf welchen zuvor noch Ciel gesessen hatte. Das war sein Trumph, auch wenn er dem Jüngeren nichts von seiner Vorsichtsmaßnahme erzählt hatte.
 

"Alois mag ihn zwar nicht berühren können, aber verlieren wirst du das Herz des Jungen dennoch. Es überrascht mich, dass du plötzlich den Romantiker spielst, denn ich erinnere mich an unser letztes Aufeinandertreffen. Lass mich nicht lügen... Dreihundert Jahre müssten seither vergangen sein, nicht wahr?". Sebastian wusste sehr wohl, von welchem Treffen Claude erzählte. "Damals hast du dich über diese Liebe lustig gemacht und auch solche Gefühle als persönliche Schwäche angesehen. Warum der plötzliche Sinneswandel? Dieses Balg, dazu auch noch ein erbärmlicher Mensch, hat dich in den letzten Jahren zu einem verweichtlichten Dämon gemacht".
 

Der Butler des Hauses Phantomhive knirschte ungehalten mit den Zähnen, während er Claude mit tödlichen und auch violetten Augen zu erdolchen versuchte. "Mag sein... Ich habe meine Meinung eben in den letzten Jahren überdacht. Du, der Gefühle verachtet, kann meine Gefühle zu Ciel nicht verstehen". Seine Wut wuchs mit jeder weiteren Sekunde und wenn sein junger Herr nicht bald dieses Gespräch unterbrach, würde er seine Manieren wahrlich vergessen.
 

Noch immer stand Ciel unverändert neben Alois, hielt ihm den Revolver an die Schläfe und starrte ihn wütend an. "Claude scheint also tatsächlich die Wahrheit gesagt zu haben. Sehr untypisch für einen Dämon, findest du nicht auch?" grinste der Blonde und wich einige Meter zurück. Ciel ließ sich von diesen Worten allerdings nicht beirren und behielt weiterhin Alois im Visier. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass seine kindliche Neugier in ihm aufkeimte. Was meinte Alois mit seinen Worten? Es sei untypisch für einen Dämon, die Wahrheit zu sagen?
 

"Wie meinst du das?" erwiderte Ciel und erhoffte sich eine vernünftige Antwort, welche seine Neugier besänftigte. Der Blonde lächelte geheimnisvoll, ehe er seine Arme wieder beim Geländer abstützte und seine blauen Augen über die londoner Stadt schweifen ließ. "Du solltest einem Dämon niemals bedingungslos vertrauen. Diese Wesen verwenden süße Worte, um ihr Spielzeug zu verführen, oder glaubst du etwa wirklich, dass die Gefühle deines Butlers der Wahrheit entsprechen?". Zum Ende seines Satzes blickte Alois wieder zum jungen Phantomhive rüber, um in dessen Augen irgendeine Gefühlsregung zu entdecken.
 

"Sebastian ist kein Heuchler. Was hätte er davon? Er hätte meine Seele verschlingen können, aber er...". "Du bist vielleicht naiv, mein süßer Ciel. Wenn er deine Seele verschlungen hätte, hätte er sein wertvolles Spielzeug verloren" unterbrach Alois die feste Stimme seines Gegenüber, dessen Hand nun bedrohlich zitterte. Nur kurz schloss Ciel seine blauen Seelenspiegel, seufzte leise aus und bekämpfte verbissen die Zweifel, welche ihre Ranken um sein Herz legen wollten. Nein, schrie sein Herz. Er wollte diese Worte weder hören, noch ihr seinen Glauben schenken.
 

Der junge Trancy nutzte seine Chance und nahm Ciel den Revolver aus der Hand. "Du glaubst mir nicht? Claude erzählte mir, dass dein Sebastian vor einigen Jahrhunderten die Liebe verspottet und verachtet hat. Frag deinen Liebhaber selbst, oder hast du Angst vor der Wahrheit?" höhnte Alois und hielt den Revolver schließlich über das Geländer, ließ die Waffe fallen, da er sie ohnehin nicht mehr benötigte. Der Jüngere wich einige Schritte zurück, ging schließlich auf die Knie und umfasste dabei die Kette mit dem Medaillion. Eine Lüge? Waren Sebastian's Worte denn nur eine Lüge gewesen? Wieso konnte er gegen die aufkommenden Zweifel nicht ankämpfen?
 

Alois trat einige Schritte auf den jungen Phantomhive zu, ging vor ihm in die Hocke und betrachtete die zitternde Hand, mit der Ciel offensichtlich etwas umschlossen hielt. Nochmals streckte der Blonde seine Hand nach Ciel aus und ergriff dessen verkrampfte Finger. Im nächsten Moment rutschte er einige Meter über den harten Balkonboden, richtete sich mit schmerzlich verzogener Miene wieder auf und betrachtete seine Handinnenfläche, welche nun leichte Verbrennungen aufwies. Ein Knurrlaut entwich seiner Kehle, ehe er sich erneut Ciel zuwendete.
 

Der junge Graf konnte sich die jetzige Situation nicht erklären und starrte stattdessen auf die wenigen Zeilen, welche ihn gestern Abend so glücklich gestimmt hatten. "Ich liebe dich schon seit drei langen Jahren" kamen ihm die Worte seines Butlers in den Sinn. War dieses Geständnis wirklich nur eine Lüge gewesen? Welchen Grund hätte Sebastian? Sein treu ergebener Butler hatte ihn bisher noch nie belogen, oder wollte er die Wahrheit einfach nicht sehen?
 

"Nein... Er liebt mich... Sebastian würde mich niemals belügen" hauchte Ciel und schloss erneut seine Augen, um sich an die schönen Momente mit seinem Butler zu erinnern und sich an sie zu klammern. "Ist dem so? Nenne mir einen Grund, warum dein geliebter Sebastian nun plötzlich solche Gefühle für dich empfinden sollte? Bist du wirklich so blind, Ciel? Er will nur deine Gefühle ausnutzen, um dein Herz zu einem späteren Zeitpunkt zu brechen, damit deine Seele noch schmackhafter für ihn wird". Erschrocken riss Ciel die Augen auf, denn in der Tat würde eine weitere schmerzhafte Erfahrung seine Seele zeichnen, aber war Sebastian wirklich so ein verschlagener Dämon? Gehörten all die lieben Worte zum Spiel? Würde er zu einem späteren Zeitpunkt sein wahres Gesicht zeigen?
 

"Sieh es ein, Ciel. Dämonen sind verschlagene Wesen, die gern mit ihren Opfern spielen. Selbst Claude ist so. Verschlagen, nach Seelen gierend und vollkommen emotionslos" murmelte Alois abschließend, wobei er nicht verbergen konnte, dass ihn die emotionslose Art seines Butlers traurig stimmte. Niemals zeigte Claude ein Lächeln, selbst dann nicht, wenn er es ihm befahl. Warum? Hielt sein Butler wirklich nichts von solchen Gefühlsregungen, oder wollte er den Blonden letzten Endes einfach nur zur Weißglut treiben?
 

Ciel erhob sich allmählich, versuchte seine Gedanken halbwegs zu ordnen und blickte zu Alois, welcher nur einige Meter von ihm entfernt stand. Die Augen des jungen Phantomhive wirkten leer und dennoch kalt, wie zu früheren Zeiten. Genauso schweigsam setzte er sich in Bewegung und trat ins königliche Zimmer. Er ignorierte den neugierigen Blick seines Butlers gekonnt und stieg auf die Erhebung in der Mitte des Raumes, setzte sich auf den Sessel und zog seine Schuhe heran.
 

"Junger Herr?" fragte Sebastian zaghaft und beugte sich zu Ciel hinab, um in die kalt wirkenden Augen sehen zu können. Was war auf dem Balkon geschehen? Durch Claude's endlose Kommentare hatte er dem Gespräch zwischen den beiden Jungen nicht lauschen können, aber all seine Sinne sagten ihm nun, dass mit seinem jungen Herren etwas ganz und gar nicht stimmte. Schließlich kniete er sich hinab, band dem Jüngeren die Schnürsenkel in gewohnter Manier zu, ehe er seinen Blick hob und erneut diesen eiskalten Augen begegnete.
 

Im nächsten Moment spürte Sebastian einen ziehenden Schmerz, während er seine rechte Hand erhob, um sich über die schmerzende Wange zu reiben. Eine Ohrfeige? Wieso? Er hatte doch den gewünschten Tee und Schokoladenkekse serviert, oder war sein junger Herr wegen Alois verstimmt? Bei sich fand er keinen Fehler, weswegen er seinen Mund öffnete, um etwas zu sagen. Sein junger Herr kam ihm allerdings zuvor und band sich die Kette ab.
 

"Hier..." murmelte Ciel emotionslos und hielt seinem Butler die Kette mit dem Medaillion hin. Sebastian nahm sie mit gemischten Gefühlen entgegen, nicht ohne dabei seine rot schimmernden Augen von Ciel zu nehmen. Er ahnte Böses und dennoch blieb er äußerlich ruhig. "Ich hoffe doch sehr, dass du dein verlogenes Spiel genossen hast, Sebastian" fuhr der Jüngere fort und zog sich seine Jacke an, nachdem er aufgestanden war. "Junger Herr, was...". "Halt deinen Mund und nenne mich nie wieder 'Junger Herr'. Ich habe genug von dir und deinem dämonischen Spiel. Bis morgen Früh hast du deine Habseligkeiten gepackt und bist aus meinem Anwesen verschwunden" unterbrach Ciel seinen Butler schreiend, versuchte vergebens seine Trauer in der Stimme zu verbergen und zog nun seinerseits den Schlussstrich. Dennoch tat seine Entscheidung weh, während sein Herz in tausende Scherben zerbrach und Ciel keine andere Möglichkeit sah, als nun aus dieser Hölle zu fliehen. Ja, dieser Albtraum war die wahre Hölle.
 

Als die Tür ins Schloss fiel, sackte Sebastian auf die Knie, in der Hand das Pfand seiner Liebe haltend, welches er Ciel am gestrigen Abend überreicht hatte. Nein, dachte er sich insgeheim und versuchte verzweifelt zu begreifen, dass sein Geliebter ihre nun erst einen Tag anhaltende Beziehung beendet hatte. Wovon hatte sein junger Herr denn bloß gesprochen? Ein Spiel? Von welchem Spiel war denn hier die Rede und wieso sollte er dieses Spiel auch noch genossen haben? "Ich sagte doch, du wirst ihn verlieren" grinste Claude untypisch und bemerkte die leisen Schritte des jungen Trancy, welcher ein dämonisches Grinsen auf den Lippen trug.
 

"Wie fühlt es sich an, Sebastian? Diese höllischen Schmerzen in der Brust, diese Machtlosigkeit und die Liebe, die du nun verloren hast?" murmelte Alois grinsend, ehe er im nächsten Moment erschrak, als der Butler des Hauses Phantomhive hinter ihm erschien und ihm vier Messer, aus edlem Silberbesteck, an die Kehle hielt. "Claude..." keuchte Alois erschrocken und blickte hilfesuchend zu seinen Butler auf, welcher allerdings unbekümmert die Gläser seiner Brille putzte.
 

"Claude... Hilf mir... Bitte" flehte der Blonde und spürte bereits das kalte Silber auf seiner Haut. Er schluckte nervös, da Claude immer noch keine Anstalten machte, um ihm zu helfen. "Claude... Du hast mir versprochen, dass du mich niemals alleine lassen wirst. Hilf mir... Ich flehe dich an" schluchzte der junge Trancy. Seine Sicht verschwamm durch die unzähligen Tränen, welche ihm über die Wangen liefen und wieder einmal wurde ihm die Wahrheit vor Augen geführt. Dämonen besaßen keine Gefühle. Ja, Claude besaß keine Gefühle, auch wenn er es sich insgeheim so sehr wünschte.
 

Sebastian beobachtete das sich ihm bietende Geschehen, ehe er sein Silberbesteck sinken ließ und der junge Trancy auf die Knie sackte, nur noch mehr Tränen vergoss und die aufkommende Trauer über die nun erfahrene Enttäuschung kaum zu verbergen vermochte. "Das ist der Unterschied zwischen uns, Claude. Ich bewahre Ciel vor solchen Erfahrungen, damit seine Seele heilen kann, während du deinem Opfer nur noch mehr Leid zufügst und sogar Befehle missachtest" knurrte Sebastian und steckte sein Silberbesteck zurück in die Innentasche.
 

"Du widerst mich einfach nur an. In den letzten Jahren, wie ich schon sagte, musste ich meine Meinung über die Liebe überdenken, auch wenn ich vor einigen Jahrhunderten noch genauso kalt war. Du weißt es doch selbst, nicht wahr? Ein Dämon verliebt sich nur einmal in seinem langwierigen Leben" fügte der Butler des Hauses Phantomhive leise hinzu und ging zur Tür, ohne Claude noch eines Blickes zu würdigen. Die Tür öffnend, sah er noch mal über seine Schulter zu Alois, welcher ihm seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit schenkte. "Ich glaube deine Gefühle zu erahnen, Graf Trancy und ein guter Freund von mir behält Recht. Nicht alle Dämonen besitzen eine liebevolle Seite, wie du unschwer erkennen musst. Ich wünsche dir, auch wenn ich sehr wenig Hoffnung hege, dass deine Liebe akzeptiert wird". Sebastian schenkte dem Blonden ein aufmunterndes Lächeln, ehe er die Türe hinter sich schloss, um seinen jungen Herren nun endlich suchen zu gehen. Er musste mit Ciel sprechen, denn scheinbar hatte Alois aus reiner Eifersucht irgendwelche Lügen über den Schwarzhaarigen erzählt. Auch wenn er nun den Befehl seines Geliebten missachtete, er wollte Ciel's Herz wieder in seinen Besitz bringen.
 

Der junge Graf rannte, lief vor seinen schmerzhaften Erinnerungen davon, welche ihn nun heimsuchten und sein ohnehin schon blutendes Herz zu durchbohren schienen. "Du bist wunderschön, Ciel" hallten die Worte seines Butlers in seinem Kopf wieder, bereiteten ihm neue Schmerzen und zeichneten seine Seele mit der vorgeheuchelten Liebe eines verschlagenen Dämonen. Seine Sicht verschwamm mit jeder weiteren Erinnerungen, ließen ihn schluchzen, während die salzigen Tränen seine zarten Wangen mit tiefer Trauer benetzten. "Sei still... Ich will diese verlogenen Worte nicht mehr hören" hauchte er atemlos, bog in eine düstere Gasse ein und blieb stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Seine Lungen brannten und die Luftzufuhr wurde mit jedem weiteren Schritt erschwerender. Selbst der näher kommende Tod heilte sein verletztes Herz nicht, ehe er seinen Weg rennend fortsetzte. Sollte der Tod doch kommen, dachte sich Ciel insgeheim, denn er hatte die Person verloren, welche ein falsches Spiel mit ihm gespielt hatte.
 

Er sah den lockeren Stein durch seine Tränen nicht, stolperte nach vorn und schloss seine blauen Augen. Ja, er würde einfach auf dem Asphalt stürzen und liegen bleiben, auf seinen Tod warten, um dieser grausamen Welt zu entrinnen. Er landete jedoch weich, weswegen Ciel stutzte und einen Blick nach oben riskierte, um den Besitzer der Arme zu erkennen, welche ihm Halt gaben. "Kleiner... Was machst du denn hier so allein? Ähm... Du siehst blass aus und warum weinst du so?" erklang eine vertraute Stimme. "Grell..." murmelte er atemlos, bevor er sein Bewusstsein verlor und in die Knie ging. Würde der junge Graf endlich Erlösung finden? Nein, vermutlich nicht, denn selbst nach seinem Tod würde Sebastian in der Hölle nach ihm suchen.
 

"Ciel... Hey... Mach keinen Unsinn, sonst bringt Sebastian mich noch um" murmelte Grell panisch. Die Atmung des Kleineren wurde schwächer und auch dessen Gesichtsfarbe wurde mit jeder weiteren Sekunde blasser. "Verdammt..." knurrte der Shinigami und hob den schmächtigen Körper auf seine Arme, ehe er aufs nächste Dach sprang und sich hilfesuchend umsah. Nach weiteren Minuten erblickte er einen Ort, wo er die gewünschte Hilfe bekommen würde, ehe er über die Dächer sprang. "Wenn du mir in meinen Armen stirbst, Kleiner, werde ich dich in der Hölle heimsuchen" murrte er dem leblos wirkenden Körper zu. Hoffentlich kam er nicht zu spät, sonst sei ihm die Rache seines geliebten Sebastian wahrlich gewiss.

Schmerzlicher Schrei nach Liebe!

"Wo bist du nur, Ciel?" hauchte Sebastian und blickte sich in den düsteren Gassen um, ehe er seinen Weg über die Dächer fortsetzte. Warum waren vor wenigen Minuten die Gefühle seines Geliebten erloschen? War er etwa ein Opfer eines Gewaltverbrechens geworden und lag nun leblos in irgendeiner Gasse? Nein, schrie der Schwarzhaarige in Gedanken und blieb auf dem nächsten Dach stehen, sah sich erneut um und dennoch fand er seinen jungen Herren nicht.
 

Allmählich machte sich die Verzweifelung in ihm breit, kam sich im Moment so machtlos, gar hilflos vor, weil er einfach keine einzige Möglichkeit sah, um den jungen Grafen aufspüren zu können. "Ciel..." schrie er über die Dächer und für einen kurzen Moment umhüllte ihn eine leicht grünlich und dunkel aussehende Aura, welche sich gefährlich um seinen Körper schlängelte. Eine dämonische Aura, die vermutlich beängstigend auf die Unwissenden wirkte und solch ein Phänomen nur in ihren schlimmsten Albträumen zu Gesicht bekommen würden. Erst nach wenigen Minuten beruhigte sich die gefährlich wirkende Luft um Sebastian herum, ehe er seine Suche fortsetzte. Er musste sich an die Hoffnung klammern, musste fest an Ciel's Sicherheit glauben und würde ihn sicherlich bald finden. Ja, dann würde er den Kleineren wieder in die Arme schließen und ihm erneut beweisen, dass sein Herz einzig und allein für Ciel Phantomhive schlug.
 

"Wie lauten Eure weiteren Befehle?" wollte Claude wissen und blickte zum Blonden hinab, welcher sein Gesicht hinter seinen Händen verbarg. Sehr wohl wusste der Butler, an was der Jüngere im Moment dachte, aber solche Gefühle waren eine Schwäche in seinen Augen. Ein Dämon und ein Mensch konnten kein gemeinsames Leben miteinander führen und dessen würde sich auch noch Sebastian bewusst werden. Menschen waren vergänglich, wurden älter mit jedem weiteren Jahr, bis sie irgendwann starben. Menschen waren schwache Wesen und der Liebe eines Dämonen unwürdig. Ja, so dachte er über die Menschen, über die Sünder auf dieser verdammten Welt.
 

"Wir werden Sebastian bei seiner Suche unterstützen" murmelte Alois und ließ seine Hände sinken. Ja, er wollte dem Butler des Hauses Phantomhive helfen, denn dessen Liebe war aufrichtig. Zudem hätte der Schwarzhaarige ihn töten können, hatte es aber nicht getan, weil Sebastian seine Eifersucht, seine Gefühle für Claude, erahnte. Natürlich war er eifersüchtig auf die erwiderte Liebe und hatte alles versucht, um Ciel und dessen Butler zu schaden, aber weder der Dämon, noch Ciel Phantonhive besaßen Schuld an seiner unglücklichen Liebe.
 

"Ihr wollt...". "Du hast meinen stummen Schrei immer noch nicht verstanden, Claude. Ich nehme es dir nicht mal übel, weil du Gefühle nicht verstehen kannst" unterbrach der Jüngere seinen Butler lächelnd und erhob sich vom Sessel, auf welchen er sich zuvor noch gesetzt hatte. Seine Hand auf Claude's Wange legend, fuhren seine Finger über die samtweiche Haut, ehe Alois seinen Kopf erneut senkte. "Ich muss Sebastian zustimmen. Nicht jeder Dämon besitzt eine liebevolle Seite" hauchte er und lehnte seine Stirn an die Brust seines Butlers, während er für einen kurzen Moment die Augen schloss.
 

"Ich habe schon einmal geliebt" entgegnete Claude nach langer Überlegung und legte seine Arme schützend um Alois, hob ihn auf seine Arme, ehe er mit ihm auf den Balkon trat. "Mein letzter Vertragspartner war eine wunderschöne Frau. Ich hätte ihr jeden Wunsch erfüllt, aber meine Liebe blieb unerwidert. Deswegen trete ich mit Verachtung diesem Gefühl entgegen, denn mein Herz wird niemals aufhören für diese Schönheit zu schlagen" fuhr Claude fort und sprang mit Alois aufs Dach, ließ seinen Blick über die Dächer schweifen, ehe er wieder in die hellblauen Augen des jungen Trancy blickte. "Es ist, wie Sebastian schon sagte, ein Dämon liebt nur ein einziges Mal in seinem langwierigen Leben. Ich wusste von Euren Gefühlen und dennoch kann ich Euren sehnlichsten Wunsch nicht erfüllen".
 

Alois traute seinen Ohren kaum, denn zum ersten Mal hatte er das Gefühl, dass sein Butler ehrlich zu ihm war. So sehr er sich auch über die aufrichtigen Worte freute und in den Armen des Dämonen lag, welcher sein Herz bei ihrer ersten Begegnung sofort in Beschlag genommen hatte, so sehr schmerzte auch der letzte Satz. Ein Dämon liebte nur ein einziges Mal und konnte sein Herz nicht erneut verschenken. Diese Erkenntnis traf den Blonden, weswegen ihm erneute Tränen in die Augen stiegen, die jedoch von einem behandschuhten Daumen beseitigt wurden.
 

"Bleibst du dennoch bei mir, Claude? Auch wenn du mich nie lieben kannst?" fragte der Jüngere leise in die Nacht hinein und blickte fasziniert in die goldenen Augen seines Butlers, auf dessen Lippen nun ein sanftes Lächeln erschien. "Yes, your Highness" erwiderte Claude und legte seine Lippen auf die Wange seines jungen Vertragspartners. Alois schloss für wenige Sekunden die Augen, um das Gefühl der weichen Lippen auf seiner Wange zu genießen, doch viel zu kurz hielt dieser magische Moment an, ehe der Ältere erneut seine Stimme erhob und somit die Stille brach. "Haltet Euch fest, Hoheit". Nickend schlang Alois seine Arme um Claude's Nacken, ehe sie über die Dächer sprangen und der Aura des aufgeregten Dämonen folgten.
 

Der rothaarige Shinigami wusste schon gar nicht mehr, wie lange er nun schon vor der geschlossenen Tür auf einer hölzernen Bank saß und wartete. Hin und wieder verließen und betraten Krankenschwestern das Zimmer, in welches der Bengel behandelt wurde. Was fehlte ihm? War er schon wieder krank geworden? Grell wusste es nicht und kaute nervös auf seinem Daumennagel herum. Sebastian würde ihn nicht nur umbringen, sondern ihm langsam jeden einzelnen Knochen brechen, wenn der Kleinere diese Nacht nicht überstand. Wo war sein geliebter Sebastian eigentlich? Vor wem war Ciel auf der Flucht gewesen? Nun, auf all diese Fragen würde Grell vermutlich noch eine Antwort erhalten, sofern er endlich von dieser Wartezeit erlöst wurde und zu Ciel ins Zimmer durfte.
 

Erneut wurde die Tür geöffnet, weswegen Grell seinen Daumen sinken ließ und einen, in die Jahre gekommenen, alten Mann mit Bart und in einem weißen Kittel gehüllt erblickte. Eine Patientenakte trug er in der linken Hand, besah sich die Daten, die er zuvor noch aufgenommen hatte, ehe der ältere Mann den Rothaarigen fixierte und sich leise räusperte. "Der Junge hatte sehr viel Glück, denn nur weitere Minuten ohne den notwendigen Sauerstoff und er wäre erstickt" erklärte der scheinbar zuständige Arzt und trat auf Grell zu, welcher sich nun erhob, nicht ohne eine unmissverständliche Miene zu ziehen.
 

"Erstickt? Wieso? Was hat Ciel? Geht es ihm besser?" fragte der Shinigami aufgeregt, ergriff den älteren Mann bei den Schultern und schüttelte ihn leicht. "Beruhigen Sie sich gefälligst" keuchte der Arzt und richtete seinen Kittel, nachdem er sich von dem Rothaarigen hatte befreien können. "Wir haben ihm ein Schleim lösendes Mittel verabreicht und nun braucht er dringend Ruhe. Auch mit einem schwachen Asthmaanfall ist nicht zu spaßen". Grell ließ sich zurück auf die hölzerne Bank fallen, starrte durch den älteren Mann hindurch und versuchte diese Information zu verarbeiten. Asthma? Ciel hatte Asthma? Er wäre vermutlich wirklich erstickt, wenn Grell nicht zufällig in der Nähe gewesen wäre, aber erneut keimte die eine Frage in ihm auf. Vor wem oder was war Ciel geflüchtet?
 

"Kann ich zu ihm?" durchbrach der Shinigami nach längerer Überlegung die Stille und erhob sich wieder. Den Todesgöttern sei Dank, dem Jungen ging es soweit ganz gut und der Rothaarige selbst würde nicht durch Sebastian's Hand sterben. Trotzdem fragte er sich, wo sein Schwarm nur sein könnte. "Sofern Sie sich ruhig verhalten, gewähre ich Ihnen zehn Minuten. Bedenken Sie doch bitte, dass der Junge wirklich Ruhe braucht und sich nicht aufregen darf" erwiderte der Arzt und ging einen Schritt zur Seite, um dem Rothaarigen ins Zimmer treten zu lassen. Grell nickte den Anweisungen zu, betrat nach einigen Sekunden Ciel's Zimmer und blickte geradewegs zum Bett, in welches der junge Adelige lag und ausdruckslos die Zimmerdecke musterte.
 

Ciel bemerkte eine minimale Bewegung im Zimmer, drehte seinen Kopf leicht zur Seite und erblickte Grell. Also hatte er sich den Shinigami nicht nur eingebildet, bevor er in dessen Armen sein Bewusstsein verloren hatte. Wieder einmal, dachte er sich insgeheim. Wieder einmal war er dem Tod entkommen, obwohl er diesmal jeglichen Lebenswillen aufgegeben hatte. "Kleiner... Wieso warst du allein in den londoner Gassen unterwegs? Weißt du denn nicht, wie gefährlich es bei Nacht in London ist?" durchbrach Grell die Stille, setzte sich in Bewegung und ließ sich auf dem Stuhl vor dem Bett nieder.
 

Der Jüngere erhob seine rechte Hand, deutete auf Grell's Handfläche, ehe er seine Finger über die Haut gleiten ließ. Buchstabe für Buchstabe schrieb er mit seinem zittrigen Zeigefinger, da er vor wenigen Minuten noch so sehr gehustet hatte und nun sicherlich keinen vernünftigen Ton über die Lippen bringen konnte. "Ich wollte doch einfach nur sterben". Erschrocken weiteten sich die Augen des Rothaarigen, ehe er zu Ciel aufblickte und versuchte, dessen plötzlichen Sinneswandel zu begreifen. Sterben? Der Bengel wollte sterben? Warum? Warum hegte der junge Graf diesen, für den Shinigami absurden, Wunsch?
 

"Wo ist Sebastian?" wollte er nun wissen, denn der gut aussehende Butler wusste sicherlich nicht von dem absurden Wunsch des Jungen. Erneut schrieb Ciel einige Buchstaben auf die Handinnenfläche des Todesgottes, welcher nun genau verfolgen konnte, wie die ersten Tränen aus Ciel's Augen traten und sich ihren Weg über dessen Wangen suchten. "Meinetwegen kann er in die Hölle zurückkehren. Ich habe ihm befohlen, mein Anwesen bis zum Morgengrauen zu verlassen" fügte der Shinigami die vereinzelten Worte zusammen. Wie? Was war geschehen? Sebastian sollte Ciel alleine lassen? Moment, vielleicht hing dieser Befehl mit dem Brief zusammen, welchen der Undertaker gestern Nachmittag zugestellt hatte?
 

Bevor Grell seine Frage stellen konnte, schrieb der Jüngere auch schon neue Buchstaben auf die Handfläche, welche der Rothaarige erst nach wenigen Minuten zu Sätzen bilden konnte. "Ich liebe ihn so sehr und Sebastian... Er hat gewartet und nur mit meinen Gefühlen gespielt. Ich hätte es wissen müssen. Sebastian ist und bleib ein Dämon, der... Ein verspielter Dämon, der meine Seele noch mehr verletzen wollte". "Moment... Wer hat diese Behauptung geäußert? Du hast wohl vollkommen vergessen, dass Sebastian nicht lügen kann. Warum sollte er dir Gefühle vorheucheln? Meinst du wirklich, dass Sebastian dazu in der Lage ist?" brüllte Grell den jungen Grafen an, denn Ciel konnte doch nicht einfach an den Gefühlen eines Dämonen zweifeln. Natürlich waren Dämonen unreine Wesen, aber deren Gefühle waren die absolute Reinheit. Kein Wesen dieser Welt, nicht mal die Todesgötter, waren in der Lage dazu, solch eine reine Liebe zu entwickeln.
 

Ciel drehte seinen Kopf weg, blickte auf die geschlossenen Vorhänge und wollte kein einziges Wort mehr hören. Ja, Sebastian konnte ihn nicht belügen, aber Alois hatte so sehr beteuert, dass Claude zu unzähligen Lügen in der Lage wäre. Also warum sollte es bei seinem Butler anders sein? "Hey..." murrte der Shinigami wütend und drehte den Kopf des Jüngeren zurück in seine Richtung. "Hat Sebastian dich in all den Jahren jemals belogen? Hat er nicht vor wenigen Wochen noch seine reinen Gefühle vor dir verheimlicht? Er spielt kein Spiel mit dir, weil er bei dir sein Glück gefunden hat. Wieso... Verstehst du nicht, Ciel? Natürlich gibt es Dämonen, die die Gefühle ihrer Vertragspartner verletzen, aber... Sebastian ist ohne Vertragsbindung bei dir geblieben, weil er dich so sehr liebt. Verdammt, ich könnte dir im Moment wirklich den Hals umdrehen" knurrte Grell gefährlich und beugte sich über den Bengel, dessen letzte Mauer fiel und nun ein krächzender Schluchzer über seine Lippen huschte.
 

Der Shinigami beruhigte sich wieder, schloss den aufgewühlten Jungen in seine Arme und seufzte angestrengt. "Wer setzt dir nur solche Flöhe ins Ohr?" wollte er leise wissen und spürte erneut Buchstaben, welche nun auf seinem Rücken gezeichnet wurden. "Alois Trancy... Verstehe... Claude Faustus hat also seine Finger im Spiel. Solchen Worten darfst du nicht glauben". Grell erhob sich wieder, strich mit seiner linken Hand über die von Tränen gezeichnete Wange des Kleineren, ehe er zum Fenster lief und den Vorhang zur Seite zog. "Soll ich Sebastian suchen? Du hast bestimmt seine Gefühle verletzt und... Er sucht dich bestimmt schon verzweifelt". Ein kaum merkliches Nicken brachte Ciel zustande, ehe sich seine blauen Seen schlossen und er spürte, wie das Fenster geöffnet wurde, da ein frischer Wind sein seidiges Haar umschmeichelte.
 

"Hast du seine Spur verloren, Claude?" wollte Alois wissen und hielt sich eisern am Jackett seines Butlers fest, welcher in einem enormen Tempo über die Dächer sprang. "Nein... Ich spüre ihn und er scheint sich dem Krankenhaus zu nähern. Ich vermute, dass sich Graf Phantomhive in unmittelbarer Umgebung aufhält" erwiderte Claude sachlich, während seine Augen weiterhin die Umgebung absuchten. "Ihr solltet Euch beim Graf entschuldigen, Hoheit" fügte er noch leise hinzu, da Sebastian sonst gefährlich werden würde. Ein Dämon, dessen Sinne von unbändiger Wut und Hass beherrscht wurrden, konnte sich zu einer tödlichen Waffe entwickeln.
 

Sebastian blieb auf dem Dach des Krankenhauses stehen, denn er spürte seinen Geliebten in der Nähe. War er wirklich im Krankenhaus? Angst machte sich in ihm breit, während er seinen Blick über das Dach schweifen ließ. "Grell?" fragte er in die Nacht hinein, als er den rothaarigen Shinigami erblickte, welcher ihn sofort stürmisch umarmte. "Sebastian... Ich... Ehrlich, ich habe nichts mit dem Kleinen gemacht. Er ist mir einfach in die Arme gelaufen und dann... Dann brach er zusammen. Wusstest du von seinem Asthma?" sprach Grell überhastet und mit weinerlicher Stimme, ehe er fragend zum Butler aufblickte.
 

"Beruhige dich, Grell. Ich bedanke mich bei dir, weil du Ciel sofort ins Krankenhaus gebracht hast, sonst...". Sebastian ließ den Satz offen, denn über die weiteren Konsequenzen wollte er nicht nachdenken. Ein Glück, seinem jungen Herren ging es dem Umständen entsprechend gut, Dank eines wertvollen Freundes, welcher sofort gehandelt hatte. Ein Geräusch ließ ihn jedoch aus seine Gedanken erwachen, ehe er mit einem abfälligen Blick über seine Schulter blickte. Wie lange wollte Claude ihn noch verfolgen? Wollte er noch mehr zerstören? "Claude Faustus... Sebastian... Ich... Ich..." stammelte Grell und löste sich von seinem Schwarm, atmete tief durch und stellte sich schützend vor dem Butler des Hauses Phantomhive. "Zweite Etage. Das Fenster steht offen. Ich habe auf Ciel eingeredet, habe ihm versichert, dass du kein krummes Spielchen mit ihm treibst und... Ich denke, dass er dich sehen will" gab der Shinigami lächelnd von sich und stellte sich dem Dämon mit den goldenen Augen entgegen, auf dessen Armen ein blonder Junge saß. Das war also dieser Alois Trancy, dessen dummes Gerede den Jungen verunsichert hatte. Grell dachte nicht länger nach, zog seine 'Sense' hervor, welche in der Form einer Kettensäge erschien, ehe er nochmals über seine Schulter zu Sebastian sah. "Ich bin ein Shinigami und kämpfe für die Liebe".
 

Sebastian lächelte müde über den letzten Kommentar, schüttelte anschließend den Kopf und sprang vom Dach. Hoffentlich wusste Grell, mit welcher Art Dämon er sich nun anlegen wollte, landete auf eines der Fenstersims und sah sich um. Schließlich erblickte er das offen stehende Fenster, sprang zum Fenstersims rüber und huschte leise ins Zimmer. Sofort fiel ihm Ciel auf, dessen Wangen eine leichte Röte und Tränenspuren aufwiesen. Er überlegte nicht sehr lange, lief die wenigen Meter aufs Bett zu und ließ sich am Fußende nieder, darauf Bedacht, seinen jungen Herren nicht zu erschrecken. Die blauen Seelenspiegel öffneten sich, sahen sich suchend um, ehe er seinen Butler erblickte, auf dessen Lippen nun ein leichtes, dennoch auch trauriges Lächeln erschien.
 

"Ciel... Ich werde deinen Befehl nicht befolgen, weil ich ohne dich schon längst nicht mehr leben kann" durchbrach Sebastian die Stille und senkte seinen Kopf minimal. "Solltest du meine Anwesenheit dennoch nicht länger erwünschen, so bitte ich dich... Töte mich, Ciel. Ohne dich ist mein langwieriges Leben nicht mehr lebenswert und...". Sebastian konnte seine Bitte nicht beenden, da sein junger Herr, trotz der schlechten Verfassung, ihm in die Arme gesprungen war.
 

"Mein Geliebter..." hauchte Sebastian und legte seine Arme um den Jüngeren, dessen Atmung unregelmäßig erfolgte, weswegen er seine rechte Hand von Ciel löste und auf dessen Brust legte. "Schließe deine Augen, mein Geliebter. Ich werde deine Schmerzen lindern" hauchte er dem jungen Grafen leise ins Ohr, schloss nun ebenfalls seine Augen und lächelte leicht, als sich die Atmung seines Liebsten beruhigte und er kurz darauf dessen Lippen auf seiner Wange spüren konnte.
 

"Ich will nach Hause, Sebastian. Bring mich nach Hause und... Lass uns diese Sache vergessen". Der Schwarzhaarige nickte dem leisen Worten wohlwollend zu und vergaß für wenige Augenblicke den Tumult auf dem Dach des Krankenhauses. Ja, nach Hause und dort dürfe sich sein kleiner Liebling von ihm verwöhnen lassen. All die Zweifel, all die Trauer, die Ciel noch vor wenigen Minuten empfunden hatte, lösten sich auf, denn er hätte erst gar nicht die Gefühle seines Butlers anzweifeln dürfen. Sein Butler, sein Geliebter, welcher es so ehrlich mit ihm meinte und auch ohne Vertragsbindung bei ihm blieb, ihm diese ehrlichen und wahrlich reinen Gefühle entgegen brachte. Ja, er musste sich unbedingt, wenn sie wieder in seinem Anwesen waren, bei Sebastian entschuldigen.

Das Ende der Hölle!

Claude setzte seinen Vertragspartner ab, stellte sich schützend vor ihm und richtete seine Brille. Der Jüngere musste ihm Befehle erteilen, ansonsten waren ihm die Hände gebunden, auch wenn ein Shinigami keine sonderbare Gefahr darstellte. Das einzig Gefährliche war deren 'Sense', mit denen sie die Seelen ernteten, aber dieser tödlichen Waffe konnte man ausweichen. "Ein Shinigami?" hauchte Alois und besah sich den Rothaarigen, auf dessen Lippen ein amüsiertes Grinsen ruhte. Waren Todesgötter eine ernste Gefahr? Bis eben hatte er nicht an die Existenz der Todesgötter geglaubt und scheinbar gab es noch mehrere übernatürliche Wesen auf dieser Welt.
 

"Bleibt hinter mir... Seine Todessense ist das einzig Gefährliche" berichtete Claude sein Wissen und ging in die Verteidigungsposition, um notfalls mit dem Blonden ausweichen zu können. Angst hatte er nicht, aber nun war die Sicherheit des jungen Trancy oberste Priorität, weswegen er sich keinen Fehler erlauben durfte. Grell grinste diabolisch, startete den Motor seiner Kettensäge und lief mit einem gruseligen Gelächter auf seine Opfer zu. Ihre Tage waren noch lange nicht gezählt, aber für Sebastian und dessen Liebe würde er beinahe jedes Wesen dieser Welt töten.
 

Ciel blickte verwundert auf, als er Motorgeräusche einer Kettensäge hören konnte. Instinktiv kam ihm sofort der Shinigami in den Sinn, dessen diabolisches Gelächter ihm einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagte. Gegen was oder wem kämpfte Grell? Fragend blickte er zu Sebastian auf, welcher ihn nun sanft aufs Bett absetzte und zum Kleiderschrank lief. "Ich werde dich einkleiden, Ciel" kommentierte Sebastian sein Tun, holte die Kleidung des Jüngeren aus dem Kleiderschrank und lief eiligen Schrittes zurück zum Bett.
 

"Sebastian, ich...". "Du musst dich nicht bei mir entschuldigen, obwohl ich von dir mehr Vertrauen erwartet hätte" unterbrach der Schwarzhaarige seinen jungen Herren und öffnete mit geschickten Handgriffen das weiße Nachtgewand. Der junge Graf senkte seinen Kopf und dachte an die Worte, welche Alois ihm vor einigen Stunden noch voller Ärger entgegen geschmettert hatte. Ja, es war einem Menschen tatsächlich gelungen, ihn, Ciel Phantomhive, zu verunsichern, Zweifel in ihm aufkeimen zu lassen, weil diese Worte selbst ihm vor einigen Jahren noch beherrscht hatten. Natürlich hatte er Sebastian immer bis zu einem gewissen Grad vertraut, doch nun hatten sich ehrliche Gefühle mit ins Spiel gemischt.
 

"Verzeih meine Zweifel, Sebastian. Alois sagte...". "Das Dämonen in der Lage dazu sind, eine Lüge über die Lippen zu bringen. Ich weiß... Claude hat diese Worte jedoch nicht ausgesprochen, weil ihm seine Prinzipien ebenso wichtig sind und außerdem... Alois wollte dich niemals besitzen, Ciel. Er hat dieses Spiel nur aus reiner Eifersucht gespielt" unterbrach der Butler erneut den jungen Grafen, während er ihm seine Kleidung anlegte und schließlich zu den Schuhen griff. Für einen kurzen Moment konnte Sebastian sehr wohl Verwunderung und auch Skepsis in dem Gesicht des Jüngeren lesen, ehe sich Ciel leicht vorbeugte und seine Arme um seinen Butler legte.
 

"Du sprichst mir in Rätseln, Liebster" hauchte Ciel und schloss seine Augen, als seine Umarmung erwidert wurde. "Alois war und ist eifersüchtig auf dich. Er hegt ebenso Gefühle für Claude, wie du für mich. Aus reiner Verzweifelung, Ciel, wollte er einen Keil zwischen uns treiben, um sich ein wenig besser zu fühlen, aber... Sein Kummer, weil Claude seine Gefühle nicht erwidert, bleibt dennoch bestehen" entgegnete Sebastian, denn seine Augen konnten ihn unmöglich getäuscht haben. Er hatte die Liebe von dem jungen Trancy für einen kurzen Moment gespürt und nur deswegen hatte er Gnade walten lassen und schließlich sein Silberbesteck sinken lassen. Nun blieb nur noch die Frage, warum der Dämon die Gefühle des Blonden nicht erwiderte? Hatte er sein Herz schon vor langer Zeit verschenkt, oder wollte er einfach nichts mit solchen Gefühlen zutun haben?
 

Ciel löste sich wieder von Sebastian, sah ihm noch einige Sekunden in die rot schimmernden Augen, ehe er seinen Kopf erneut senkte und Sebastian's Lippen zu einem kurzen Kuss einfing. "Und ich war so dumm und falle auf sein Gerede rein" murmelte der junge Graf gegen die weichen Lippen des Älteren, dessen Mund sich zu einem belustigten Grinsen verzogen. "Du bist verliebt, Ciel. Menschen neigen dazu, vielerlei dumme Dinge zu tun, wenn sie verliebt sind". Mit hochrotem Kopf, denn diesen Satz hätte sein Butler nun wirklich nicht aussprechen müssen, drehte der junge Graf seinen Kopf zur Seite. Ja, er war verliebt, so unendlich verliebt in Sebastian, zeigte nun Seiten an sich, die er zuvor nie im Leben gezeigt hätte und war zudem auch noch so verletzlich, wenn es um seinen Liebsten ging.
 

Sebastian belächelte dieses Verhalten auch weiterhin, griff in seine Innentasche und zog die Kette mit dem Medaillion hervor. Ciel wendete sich wieder seinem Butler zu, ließ sich die Kette ohne ein Wort um den Hals binden und schloss schließlich das Medaillion in seine rechte Hand. Er erinnerte sich, dass Alois durch eine unsichtbare Macht nicht in der Lage dazu gewesen war, ihn lange genug zu berühren, aber der Grund war ihm nach wie vor unklar. "Sebastian... Welche Macht verbirgt sich in der Kette? Alois hat mich nur kurz berührt und wurde durch eine seltsame Macht von mir gestoßen". Der Butler nickte zustimmend, ehe ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen erschien und er sich gemächlich erhob, hatte er doch bis eben noch vor dem Bett gekniet. "Auch ich hege Eifersucht und da du mir deinen Plan geschildert hast, habe ich die Kette mit einem dämonischen Bannspruch belegt. Menschen, sowie andere Wesen, welche Böses im Sinn haben, können dich nicht berühren" erklärte er leise, verneigte sich erfürchtig vor Ciel und hob ihn schließlich auf seine Arme.
 

Gemächlich ging er auf das geöffnete Fenster zu, hörte den Lauten auf dem Dach zu und kletterte schließlich auf das Fenstersims. "Sebastian..." hielt er seinen Butler auf, denn zum Anwesen wollte er nun noch nicht. Nein, er hatte noch eine Rechnung mit Alois Trancy offen und würde eine ehrliche Entschuldigung einfordern. "Yes, my Lord" entgegnete der Schwarzhaarige lächelnd, sprang zum Dach hinauf und landete leichtfüßig auf den Ziegeln. Rasch verschaffte er sich einen Überblick und musste mit einem dämonischen Lächeln auf den Lippen feststellen, dass Claude Faustus, durch sein tragendes Gewicht, der Todessense des Todesgottes nur ausweichen konnte, statt selbst zum Angriff übergehen zu können.
 

"Grell... Deine Dienste werden nicht länger gebraucht" erhob Sebastian seine Stimme und setzte Ciel vorsichtig ab. Der Shinigami wendete sich um, legte ein missmutiges Gesicht auf und betrachtete seinen Schwarm skeptisch. "Wieso? Ich dachte, wenn ich euch eure Probleme vom Hals schaffe, dass ich dann endlich meinen versprochenen Zungenkuss bekomme. Du weißt genau, dass ich dich nach wie vor begehre, mein Liebster und...". Erschrocken ließ der Rothaarige seine 'Sense' fallen, als der Schwarzhaarige plötzlich vor ihm auftauchte und dessen behandschuhte Hände ihn bei den Schultern ergriffen.
 

"Junger Herr...". "Meinetwegen, aber dann ist meine Schuld bei ihm beglichen" erwiderte Ciel murrend, nicht gerade begeistert und drehte sich um, nicht ohne dabei die Arme vor der Brust zu verschränken. Er glaubte einfach nicht, dass er Grell's Wunsch in Erfüllung gehen ließ, aber wenn der Shinigami durch einen Kuss von seinem Butler endlich Ruhe gab, dann musste er wohl in den sauren Apfel beißen. Außerdem hatte er ihm einst wirklich versprochen, ihm diesen Wunsch zu erfüllen, da er Grell's Schutz gebraucht hatte. Eine alte Geschichte, aber der junge Graf konnte sich noch sehr deutlich erinnern.
 

Sebastian senkte seinen Kopf, schloss gleichzeitig seine Augen und fing die Lippen des aufgeregten Todesgottes ein. Er ließ sich keine Zeit, drang forsch in die fremde Mundhöhle ein und forderte die ihm fremde Zunge zu einem Tänzchen auf. Er spürte deutlich, wie Grell seine Arme um ihn schlang, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren, während der leidenschaftliche Zungenkuss erwidert wurde. Sebastian fühlte bei diesem Kuss nichts, denn er führte lediglich einen Befehl aus, auch wenn der Shinigami scheinbar nicht genug von ihm bekommen konnte, da sich dessen Körper immer enger an ihm schmiegte. Dennoch konnte er sich nach einer gefühlten Ewigkeit von Grell lösen, wendete sich um und lief zu seinem jungen Herren zurück.
 

"Verzeiht, junger Herr. Ich habe Grell's Wunsch erfüllt und erwarte Eure Strafe" grinste Sebastian und kniete sich vor Ciel hin, verneigte sich vor ihm, welcher nun leicht seinen Kopf drehte und Grell musterte. Er schien erstarrt zu sein, mit einem deutlichen Rotschimmer auf den Wangen und rührte sich auch nach weiteren Minuten keinen einzigen Zentimeter. Selbst das Atmen schien er vergessen zu haben, aber diese Tatsache sollte nicht sein Problem sein, weswegen er sich nun seinem eigentlichen Problem zuwendete. Alois Trancy und Claude Faustus. Sebastian erhob sich wieder, sah dabei zu, wie nun auch Alois auf dem Dach abgesetzt wurde und unsicher den Boden, die Ziegel, unter seinen Füßen musterte.
 

"Ciel Phantomhive... Ich..." begann der Blonde und hob nun endlich seinen Kopf, blickte Ciel reuemütig an, während er zwei behandschuhte Hände auf seinen Schultern spürte, welche ihm Kraft spenden wollten. Noch nie hatte er sich entschuldigt und Alois hätte auch niemals diesen Weg in Erwägung gezogen, wenn sein eigener Butler ihm nicht diesen Rat gegeben hätte. Niemals hätte er die Liebe zwischen Sebastian und Ciel gefährden dürfen, auch nicht aus purer Eifersucht.
 

"Verzeih mir, Ciel... Ich war und bin immer noch eifersüchtig... Als Claude mir berichtete, dass ihr wohlmöglich ineinander verliebt seid... Ich weiß auch nicht... Ich wollte doch nur, dass du genauso leidest, Ciel. Ich ertrug den Gedanken einfach nicht, dass deine Liebe erwidert wird und ich... Ich...". Der junge Trancy brach in Tränen aus, sank auf die Knie und senkte seinen Kopf. Warum musste Claude's Herz schon lieben? Warum musste er leiden, während seine Mitmenschen glücklich sein durften? Wie sehr er sich gerade wünschte, vor einigen Jahren gestorben zu sein, vermochte er kaum in Worte zu fassen, doch stattdessen musste er sein Schicksal erdulden.
 

"Claude, erlaube mir diese Frage. Willst du seine Gefühle nicht erwidern, oder hast du dein Herz schon vor langer Zeit verschenkt?" sprach nun Sebastian die Frage aus, welche ihm schon seit einigen Stunden auf der Zunge lag. Grell erwachte aus seiner Trance, sah nun ebenfalls zu Alois, dessen Tränen unaufhaltsam auf die Ziegel tropften, während der sonst so gefühllos wirkende Dämon hinter ihm in die Hocke ging und den Blonden in die Arme schloss. Nun, so gleichgültig konnte Alois dem Butler des Hauses Trancy nicht zu sein, sonst hätte er den Jungen niemals in die Arme geschlossen. Zumindest schien Claude eine gewisse Zuneigung zu empfinden, jedenfalls beurteilte der Shinigami das sich ihm bietende Bild so.
 

"Mein Herz habe ich vor einigen Jahrhunderten an meine damalige Vertragspartnerin verloren. Eine wirklich sehr schöne Frau, aber sie wusste meine ehrlichen Gefühle nicht zu schätzen. Kannst du nun verstehen, warum ich derartige Gefühle verabscheue? Kannst du dich in meine Lage versetzen, Sebastian? Ich, ein Dämon, leide schon seit einer halben Ewigkeit und ein Ende ist nicht in Sicht. Ich werde auch weiterhin diesen Schmerz erdulden müssen" erläuterte Claude, wurde an einigen Stellen sogar lauter, um seinen Schmerz mit seiner erhobenen Stimme zu unterstreichen, während sein blonder Vertragspartner immer noch Tränen vergoss. Ja, Alois krallte sich im Jackett seines Butlers fest, wollte ihm einerseits Trost spenden, doch andererseits erhoffte er sich doch ein wenig Liebe, erhoffte sich eine Möglichkeit, um das Herz des Älteren für sich zu gewinnen.
 

"Es gibt eine Möglichkeit, dich von deinem Leid zu erlösen. Ich hätte Sebastian auch diese Möglichkeit genannt, wenn der Bengel seine Gefühle nicht erwidert hätte" murmelte Grell und legte überlegend seine rechte Hand ans Kinn. Sebastian sah den Shinigami abschätzend an, während Ciel einen prüfenden Blick zu seinen Butler riskierte. "Und? Sagt er die Wahrheit?" wollte er wissen und der Schwarzhaarige nickte, obwohl er sich nun doch fragte, welche Möglichkeit es gab. Grell hatte zuvor nie etwas von einer Möglichkeit gesagt, also warum ausgerechnet jetzt?
 

Alois sah nun voller Hoffnung zum Fremden, während Claude weiterhin misstrauisch blieb. Er schenkte sein Vertrauen nicht jedem Wesen, denn zahlreiche Enttäuschungen hatte er bereits in seinem langwierigen Leben erfahren müssen. "Grell... Welche Möglichkeit gäbe es? Wieso erfahre ich erst jetzt davon?" wollte Sebastian nun endlich in Erfahrung bringen und sah den Rothaarigen warnend an. Wenn der Shinigami nicht bald den Mund öffnete, würde er ihm den Hals umdrehen.
 

"Weil diese Möglichkeit streng vertraulich ist und zudem auch verboten wurde. Zu früheren Zeiten haben wir, die Todesgötter, es genossen, Erinnerungen zu manipulieren, oder gar gänzlich aus dem Gedächtnis vereinzelter Personen zu löschen. In anderen Worten... Wir könnten die Erinnerung an Claude's damalige Vertragspartnerin löschen und somit würde auch die Liebe zu ihr verschwinden" erklärte der Rothaarige und legte ein amüsiertes Grinsen auf, als sich der Blonde voller Hoffnung erhob und schließlich auf ihm zulief. "Claude könnte sich neu verlieben? Stimmt das wirklich?" fragte Alois und ergriff den roten Mantel des Todesgottes, um sich an den minimalen Hoffnungsschimmer zu klammern. Grell nickte zustimmend und sah nun zu Claude, welcher sich nun ebenfalls erhob, nur um vor ihm auf die Knie zu fallen. Erwartungsvoll blickten die goldenen Augen zu ihm auf und warteten auf die nächste Handlung des Todesgottes.
 

"Dann bitte ich, Claude Faustus, dich, ein Shinigami, meine Erinnerungen an meine damalige Vertragspartnerin zu löschen" murmelte Claude und senkte sein Haupt. Alois gab einen freudigen und auch glücklichen Laut von sich und blickte nun, hatte er doch zu seinem Butler geschaut, wieder zu Grell auf, welcher ein unsicheres Lächeln auf den Lippen trug. Stimmte etwas nicht? Worauf wartete der Shinigami denn noch? "Ähm... Die Sache ist die... Ich kann keine Erinnerungen löschen, weil ich diese Fähigkeit nicht besitze" grinste Grell dümmlich und bevor der Blonde ihn anschreien konnte, hob er beschwichtigend die Hände und fuhr mit seinen Worten fort. "Der Undertaker kann euch helfen. Er ist ein Spezialist auf allen Gebieten, aber... Du musst ihn zum Lachen bringen, Claude. Diese Gegenleistung musst du erbringen, sonst rührt er keinen Finger".
 

"Das war also der Haken" murmelte Sebastian nachdenklich, ehe er seinen Kopf schmunzelnd schüttelte. Ciel brachte lediglich ein leises Seufzen über die Lippen, sah zu Sebastian auf und erhob seine Arme. "Nun gut... Unsere Arbeit ist erledigt, findest du nicht auch? Ein passendes Ende und alle Beteiligten sind glücklich" lächelte der Ältere und nahm seinen Geliebten wohlwollend auf seine Arme, streifte mit seinen Lippen dessen Wange und schmiegte sich an dessen Körper. "Wie du meinst... Der Spuk hat zumindest ein Ende" erwiderte Ciel leise, konnte jedoch nicht seine Glückseligkeit verbergen, welche durch die zarten Berührungen in ihm aufkeimten.
 

"Grell... Ich überlasse dir Claude und Alois. Sorge dafür, dass sie wohlbehalten beim Undertaker eintreffen und das in naher Zukunft solche Vorfälle nicht mehr geschehen" rief Sebastian dem Shinigami zu, bevor er seine Augen schloss und seine schwarzen Flügel aus seinem Rücken wachsen ließ. Die schwarzen Schwingen breiteten sich aus, versetzten sogar Alois ins Staunen, während Grell seine Hände um seine Wangen legte und seinem Schwarm verliebte Blicke zuwarf. "Alles, Sebastian. Ich mache alles, was auch immer du willst" murmelte er fasziniert von der Schönheit, ehe sich der Schwarzhaarige in die Lüfte erhob und dem verliebten Shinigami leicht anlächelte. "Einen angenehmen Abend noch und... Berichtet meinen Herren und mir, ob sich alles zum Guten gewendet hat". Er wartete keine Antwort ab, sondern flog los, seinen jungen Herren dicht an seinen Körper pressend und nun dessen Anwesen anvisierend.
 

Ciel seufzte ein weiteres Mal leise aus, warf nochmals einen Blick zurück und ließ die vergangenen Stunden noch einmal revue passieren. Dieses ganze Theater nur wegen der dummen Eifersucht eines verliebten Grafen. Ciel selbst wäre nie im Leben auf diesen Gedanken gekommen, aber dieses Ereignis bewies ihm nur erneut, wie unterschiedlich die Menschen doch eigentlich waren. Während er vielleicht traurig gewesen wäre, hatte Alois alles versucht, um die Liebe zweier Wesen zu zerstören, um sich letzten Endes immer noch schlecht zu fühlen. Wie dämlich, aber Menschen neigten in ihrer Verliebtheit dazu, wirklich verrückte Dinge zu tun.
 

"Ciel? Hast du immer noch Schmerzen?" wollte Sebastian in Erfahrung bringen und betrachtete das nachdenkliche Gesicht des Jüngeren, dessen Miene sich nun erhellte und dem Butler wieder genügend Aufmerksamkeit schenkte. "Nein... Mach dir keine Sorgen mehr um mich. Bei dir fühle ich mich in sicheren Händen" lächelte der junge Graf und schmiegte sich genießerisch an die warme Brust des Älteren, dessen sanftes Lächeln wieder auf den bezaubernden Lippen erschien.
 

"Sebastian... Es gibt da eine Frage, die ich dir schon sehr lange stellen möchte. Es geht um... Also... Du weißt bestimmt, von was ich rede" stammelte der Jüngere plötzlich, konnte die Röte auf seinen Wangen nicht verhindern, da ihm dieses Thema sehr unangenehm erschien. Natürlich erinnerte er sich an die letzte Nacht und er hatte ihr sündhaftes Spiel genossen, aber irgendwie stand ihm der Sinn nach der Vollendung. Er wollte mit Sebastian schlafen, aber wie sollte er ihm das sagen? Sollte er einfach nur Andeutungen machen? Nein, er musste erst eine wichtige Frage beantwortet bekommen, denn sein Gefühl sagte ihm, dass sein Butler schon so einige Erfahrungen gemacht haben musste.
 

"Wie niedlich du doch bist, mein geliebter Ciel. Du möchtest also über das Thema 'Sex' reden?" grinste Sebastian, wobei er das Wort 'Sex' besonders verführerisch betonte und die Lippen des Kleineren einfing. Der Kuss, welcher hätte entstehen sollen, wurde jedoch nicht erwidert, weswegen er seinen Kopf fragend hob und seinen jungen Herren ebenso fragend musterte. "Wage es noch einmal, Sebastian. Putz dir gefälligst die Zähne, wasch dir deinen Mund mit Seife aus, aber küss mich nicht noch einmal" murrte Ciel und drehte seinen Kopf wütend zur Seite. Vor wenigen Minuten hatte sein Butler noch diesen verliebten Shinigami geküsst und mit diesen Lippen wollte er auf keinen Fall geküsst werden. Nein, da kroch der Ekel wahrlich in ihm hoch.
 

"Entschuldigt... Ich werde Eure Befehle befolgen, mein geliebter Herr. Nun stellt mir Eure Fragen, denn meine Augen täuschen mich keineswegs. Euch belasten Fragen, auf die nur ich die wahren Antworten weiß". Ein neues Spiel, war Ciel's Gedanke und konnte das Lächeln auf seinen Lippen nicht verbergen. Er wagte erneut einen nun doch unsicheren Blick zu Sebastian, überlegte sich nochmals diese eine Frage, welche ihm seit einigen Tagen durch dem Kopf schwirrte, ehe er seinen Mund öffnete.
 

"Du hast Erfahrungen mit Frauen, dessen bin ich mir bewusst, aber...". "Ihr seid der erste Mann, dem ich körperlich und auch seelisch so nahe sein darf und werde. Über die Jahre habe ich mir ein außerordentliches Wissen angeeignet, um Euch jeden Wunsch zu erfüllen. Es wäre doch eine Schmach für mich, wenn der Butler des Hauses Phantomhive nicht dazu in der Lage wäre, seinen jungen Herren zu befriedigen, oder?" unterbrach der Schwarzhaarige den kläglichen Versuch des jungen Grafen und gab ohne jegliche Hemmung die gewünschte Antwort.
 

Die Röte auf Ciel's Wangen wurde noch ein wenig dunkler, während die rechte behandschuhte Hand seines Butlers unter das Kinn des Kleineren wanderte und dessen Gesicht ein wenig anhob. "Darf ich den Hintergrund Eurer Frage in Erfahrung bringen?" säuselte Sebastian lächelnd und legte seine Lippen auf die Wange seines jungen Herren, völlig vergessend, dass er zuvor noch den Befehl erhalten hatte, sich vorher die Zähne zu putzen und sich den Mund mit Seife zu säubern. Es erschien ihm im Moment auch völlig gleichgültig, da er einzig und allein dem jungen Grafen verfallen war. Ja, mit jeder Faser seines Körpers wollte er Ciel beglücken, ihn berühren, ihn zur Ekstase treiben und dessen Lustschreie nach mehr hören.
 

"Sebastian... Mir steht der Sinn nach einem sinnlichen Spiel" hauchte Ciel verführerisch in das Ohr des Älteren, legte seine Hände um das so perfekte Gesicht seines Butlers und sah ihn ebenso verführerisch in die Augen. "Das Spiel der Sünde" fügte er leise hinzu, während Sebastian genau zu wissen schien, wonach sein junger Herr verlangte. Er beschleunigte sein Flugtempo, wollte nun keinerlei Zeit mehr verstreichen lassen, denn dieses Angebot konnte und wollte er einfach nicht ablehnen. Das Spiel der Sünde, dachte er sich insgeheim, legte erneut seine Lippen auf die Wange seines Geliebten und küsste sich seinen Weg zum Ohr. "Sehr gern, mein Geliebter. Spielen wir das Spiel der Sünde".

Das Spiel der Sünde!

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Kommentare zu dieser Fanfic (145)
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Von:  Evihmotnahp
2020-01-23T15:23:29+00:00 23.01.2020 16:23
Ich weiß nicht ob du überhaupt noch aktiv bist. Ich wollte es einfach mal versuchen.

Ich war total begeistert von deiner FF! Ich hab eigentlich immer gedacht FF kann ja nicht wircklich gut sein und eigentlich nur aus jux hier reingelesen aber dann konnte ich nicht mehr aufhören und habe es die ganze Nacht durch gelesen
Und ich war schon etwas traurig als ich am ende angekommen war.

Ich bin ganz ehrlich ich hätte da einige Ideen wie man deinen Schreibstil noch etwas verbessern könnte aber ich war beeindruckt von deiner Story

Ich wünschte ich könnte auch so schreiben ich kann zwar von mir behaupten stilistisch relativ gut zu sein aber ich hab keine Ideen für eine Story. Ich würde mega gerne mal mit dir zusammen schreiben ich glaube das könnte dann so richtig hammer sein. Also ich weiß natürlich nicht ob du meinen schreibstil überhaupt mögen würdest


Auf jedenfall meine Hochachtung!
Von:  ChiliCat
2015-03-18T22:17:05+00:00 18.03.2015 23:17
Ich hoffe sehr, dass du noch aktiv bist und das hier liest, denn ich würde dich wirklich gerne mit meinem Lob aus der Hölle bis in den Himmel schießen!!~<3
Einerseits finde ich es total schade, dass es wohl keine Fortsetzung geben wird, aber vielleicht ist das auch besser so? Wenn du nicht mehr möchtest hast du auf jeden Fall mein Verständnis! :)

Und jetzt kommen wir auch mal zum Lob..
Diese Story war der ABSOLUTE MEGAHAMMER *q*
Die allererste Black Butler FF, die ich je gelesen habe - aber dein Schreibstil wird mir immer in Erinnerung bleiben! So ein Genie wie dich findet man unter allen Fanfictions echt nur seeeeeeeeeeeeeeeeeehr selten! :O
Ich habe so oft darüber nachgedacht und gestaunt, was für eine wunderschöne Wortwahl du eigentlich hast -und das auch noch auf DEUTSCH O__O (P.S.: Ich studiere Germanistik und hab voll die Abneigung gegen meine Muttersprache entwickelt... unsere Artikulation ist echt... total komisch... Aber hier geht's nicht um mich :P)
Du hast alles sehr abwechslungsreich beschrieben und immer wieder neue Spannung hineingebracht, sei es mit einem Streit, einer Entdeckung (Meirin, die Spannerin xD) oder einem Kampf. Supergeiiiiiil *w*
(P.P.S.:Ich habe keinen blassen Schimmer vom Anime und den Manga jetzt auch nicht allzu weit gelesen, verzeih also bitte meine Ahnungslosigkeit, aber:) Ich bin echt über deinen Ideenreichtum erstaunt, wie du dir das alles ausgedacht hast. Echt eine hammer-Story. (P.P.P.S.: Aber selbst, wenn du das Ganze übernommen haben solltest gilt: Du hast es selbst in Worte gefasst und andere Menschen, besonders mich ^w^, damit TOTAL BEGEISTERT und mitgerissen!
Außerdem trinke ich seit ich mit dem Lesen angefangen habe wieder Literweise Tee xD Danke dafür, Kaffee ist viel zu ungesund für mich ;P)

Die Charaktere, so wie du sie beschrieben hast, nach dem Wandel von 3 Jahren, fand ich eigentlich sehr authentisch, obwohl ich mir einen verunsicherten oder errötenden Sebastian nicht wirklich vorstellen kann xD
Und das mit Lizzy hat mir soo leid getan - aber gleichzeitig auch nicht, weil ich eben Sebastian und Ciel als Paar im Visier hatte *w* Muahahaha! *räusper, zusammenreiß*

Und nochmal ABER HALLO: die Medaillon-Weihnachtsszene *o*
Totaler Zucker :O Ich saß auf meinem Stuhl und bin total ausgerastet, hab rumgezappelt, wahnsinnig gekichert und alles (...das will wirklich niemand sehen müssen xD) ^w^

Und die Adult-Kapitel/Szenen... O//////////////O
OMFG, asdfghjklöä *sabber*
Ich glaube mein Gesicht ist JEDES MAL beim Lesen knallrot geworden! O_o
Das passiert normalerweise selten, also auch hier meinen Respekt ;)
Das Verhalte der Beiden zueinander ist einfach so harmonisch <3 Ich mag das :3

Und ich bin so DERMAßEN froh, dass du ein Happy End verfasst hast :')
Alles andere wäre wirklich verdammt grausam und herzlos gewesen D:

Alles in allem merkt man vielleicht: Ich bin RIESENfan von deiner Story geworden und hab sie mir als Fave gesichert ;) (Und sie ist in meiner Favoritenleiste :D ich empfehle sie auch weiter, aber manuell ^^)
Das merkt man auch an meinem Elefanten-Kommentar, den wahrscheinlich keiner liest, weil's zu anstrengend ist :P
(Und ich ja keine supermegahammertolle FF verfasse, sondern nur meinen Senf dazugebe Q.Q)

Meine Augen werden sich in Zukunft an deinen anderen Schriftstücken weiden, also bekommst du womöglich noch son Riesen-Kommi-Teil von mir ins Gesicht geklatscht xD
WEIL ICHS KANN XD

Ganz viele Grüße, viel Spaß und Erfolg beim Schreiben und bleiib kreativ~!! :D
*Ganz viele Kekse als Motivation und Energielieferant hinstell* --> Mit ganz viel Herz gebacken ~<3

Man liest sich! :3

Deine ChiliCat

(P.P.P.P.S.: Und jetzt mal gucken, wie lang der Kommi wirklich geworden ist ... *ein wenig ängstlich*...
SO, VIEL SPAß BEIM LESEN :DD)
Antwort von:  xXSasukeUchihaXx
22.03.2015 00:07
Hallöchen, auch wenn es schon sehr spät ist und ich eigentlich nur ein neues Kapitel hochladen wollte, aber...
Ich musste einfach wissen, wer mir einen solchen langen Kommentar hinterlässt (ich mag lange Kommentare :D)
Erstmal vielen lieben Dank für dein Lob und deine Begeisterung für die Idee, die mir damals nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte.
Nun ja, über meinen Schreibstil lässt sich wohl streiten, weil ich persönlich schon bessere Werke gelesen habe, aber na ja... Kennst du sicherlich, diese dämliche Selbstkritik xDD
Man ist selbst irgendwie nie zufrieden ^.^v

Nope, eine Fortsetzung wird es nicht geben, einfach weil ich mich mit Fortsetzungen sehr schwer tue und oftmals dann die Lust daran verliere, warum auch immer das so ist. Daher machte ich hier den Schnitt und überließ dem Rest die Vorstellungskraft der Leser :)
Freut mich wirklich sehr, dass dir die Story gefiel und wer weiß, vielleicht lesen wir uns eventuell bei einer anderen Story wieder :)

Liebe Grüße

Sasu

P.S. Sorry für die kurze Antwort, für gewöhnlich antworte ich auch ausführlicher und gehe auf alles ein, aber mir fallen schon seit 23 Uhr die Augen zu xD
Daher werde ich mich nu ins Bett begeben, wenn ich erledigt habe, was ich erledigen wollte ^.^
Von:  Yamis-Lady
2014-04-09T17:29:49+00:00 09.04.2014 19:29
......noooooiiiiin.... Es darf noch nicht vorbei sein T____T
Das letzte kapitel war so schön ;///////;
Hach....
Magst du nicht noch ne kleine Fortsetzung schreiben, wenn ciel und alois sich nochmal treffen? XD und nucht zu vergessen das badewannen-special x'D
Thihi~
Egal was noch kommen wird: diese FF war absoluter hammer und ich bin wirklich froh, dass du sie geschrieben hast! =)
Bis hoffentlich bald mal~
Antwort von:  xXSasukeUchihaXx
10.04.2014 00:56
Huhu :D
Lieben Dank für die Kommentare ^.^
Nun ja, mit einer Fortsetzung tue ich mich meist schwer, zudem bin ich zu lange raus, ich meine, die Story ist schon so alt und da noch einmal den nötigen Anschluss zu bekommen, dazu müsste ich mir noch einmal den gesamten Anime + die Story noch einmal geben und leider habe ich die nötige Zeit dazu nicht x.x Abgesehen davon habe ich meist den Hang, eine Fortsetzung abzubrechen, sei es aus Zeitgründen oder aber aus dem Grund, weil mir die Lust vergeht ^.^v Daher... Gomen nasai :(
Stimmt, Claude konnte ich auch nie leiden, zumindest nicht im Anime. Er war sooooo... Biestig? Ich meine, er hat selbst Alois sterben lassen, obwohl es ja seine Aufgabe ist, ihn zu beschützen ~.~ Netter Butler, echt. Da hat Ciel noch einmal Glück gehabt, obwohl... Wenn ich mich so an das Ende von der zweiten Staffel erinnere... Sebastian war ja nicht sooooo Glücklich, als sich Ciel in einen Dämon verwandelt hat (zumindest glaube ich das so in Erinnerung zu haben) und somit Sebastian ewig an ihm gebunden ist. Fand ich eh irgendwie... Nicht so toll, muss ich sagen, aber ist vermutlich Ansichtssache xDD Ich mochte das immer, wenn Sebastian der Überlegende war und sie sich gegenseitig irgendwie dissten xDD
Jedenfalls freut es mich, dass dir die Story derart gut gefallen hat und wer weiß, vielleicht in entfernter Zukunft, schreibe ich noch einmal was zu Sebastian und Ciel, wer weiß das schon so genau. Im Moment bin ich eher im Naruto-Fieber + meine Inselfstory fertig tippen. ~.~ Sooooo viele Kapitel, soviel Wörter. Wird vermutlich wirklich die längste Story, die ich je geschrieben habe xDD

Liebe Grüße

Sasu
Antwort von:  Yamis-Lady
10.04.2014 19:43
hach, schade schade XDD
aber mir würde es da genauso gehen @___@
*hust* das mit dem anime... in zwei tagen hab ich beide staffel + OVAs geguckt... *hüstel* schlimm, wenn man schon seit 3 monaten krank geschrieben is x'DD
haha...
jaaaa, claude war immer biestig udn daaann, gaaaanz am ende, als sebby ihn durchborht hat (hö höhö) da meinte er noch so freist, dass es vllt doch ausgereicht hätte, alois seele zu verschlingen OAO
oaah... penner... >______<`
aber naja, sebby war auch nciht begeistert, nein... aber er wollte ja 'nur sichergehen, dass er wirklich als dämon erwacht ist' x'DD haha, ja nee, is klar
uuh, naruto war noch nie so meins... da bin ich eher der YGO fan XD und für deine story wünsch ich dir viel erfolg >XD hast du die hier auch hochgeladen oder so?...
vielleicht liest man sich dann mal =) (ich hab vor auch demnächt ne kuro-FF zu schreiben *schleichwerbung mach*)
bis dahin auf jedenfall alles gute und baba ^o^
Antwort von:  xXSasukeUchihaXx
10.04.2014 21:31
Ja x.x Claude ist halt... Scheiße (So, nu isset raus) xDDD
Echt? Ja, vielleicht, wenn du die Story hochlädst, würde ich reinschauen, müsstest mir aber Bescheid geben, weil ich im Moment so gar nicht lese, was heißt, ich auch nie suche, also nach Lesestoff. Würde mich jedenfalls freuen, was du dir so ausgedacht hat, also zu Sebastian und Ciel ^.^
Ja, Naruto ist nicht jedem des Seine, aber ich hab damit begonnen, zwischenzeitlich aufgehört zu gucken, weil es mich irgendwo genervt hat und ab Shippuuden wieder geschaut, weil mich ne Freundin überredet hat (Ist soooo spannend, hat sie gemeint xDD)
Die Inselfstory habe ich natürlich auch hier hochgeladen, wird aber eine ziemlich laaaaaaaange Story (Bin aktuell beim 165ten Kapitel x.x) und spielt in der Narutowelt, daher... Glaube nicht, dass du das liest xDD Musst du ja auch nicht, würd ich auch nicht, wenn ich den Anime nicht kenne oder nicht mag. Lustig ist aber, dass wir, also drei Freunde von mir und ich in der Story vertreten sind und ist auch äußerst interessant, wie sehr wir uns voneinander unterscheiden, was für Entscheidungen wir treffen und wie sehr wir uns dort in derer Welt anschließend verändern :D
Story heißt 'Der Urknall, der alles veränderte'. Wenn du magst, kannst du dir die Charakterbeschreibung von uns durchlesen, zumindest ist sie passend auf meine Freunde und mich gemacht worden xD
Von:  Yamis-Lady
2014-04-09T10:10:06+00:00 09.04.2014 12:10
Oh, sogar dein claude is ein lieber ... Ich hab ihn sonst eher nicht so leiden können und alois immer mit luca geshippt XDD haha
Hach, aber immerhin wird alois nun doch geliebt ;/////;
Und ciel und sebastian sind ja sowieso immer zucker pur X//D
Oh man, ich glaube, dass ich mal ein fanart zu deiner story zeichnen muss *_____*
Von:  Yamis-Lady
2014-04-08T22:45:45+00:00 09.04.2014 00:45
Puuuh, da kam grell wirklich noch rechtzeitig @_____@
Aaaww, grell!!! X//D
Thihi
Und zum glück haben sich sebby und ciel wieder versöhnt!
Hehe, der shinigami der liebe hat es geschafft x'D
Antwort von:  xXSasukeUchihaXx
09.04.2014 01:18
Olá ^.^
Thx für die vielen, lieben Kommentare :D
Oh ja, man merkt, wie sehr du Grell vergötterst und nun ja, er durfte einfach nicht fehlen, weil er eben immer für lustige Stimmung sorgt und ich gebe dir recht, ich habe mich auch so manches Mal kaputt gelacht, wenn er einfach nur auftauchte. "Ne, er schon wieder" dachte ich mir meist, hab dann meine Augen verdreht, weil er immer einen drauf setzen muss und ja, man liebt ihn trotzdem, auch wenn er ein Psycho ist xD
Ja, wieder vereint :) Hätte auch anders ausgehen können, aber zum Glück ist Grell helle im Kopf und zeigte Ciel noch einmal auf, dass Sebastian ihn nicht belügen würde und ja... Nun neigt sich die Story schon bald gen Ende.
Wünsche dir aber noch viel Spaß mit den letzten zwei Kapiteln :D

Liebe Grüße

Sasu
Antwort von:  Yamis-Lady
09.04.2014 19:38
Hey hey =D
Ich schreibe gern kommis, vorallem dann, wenn ich eine FF wirklich liebe und den schreiber/verfasser damit bisschen motivieren und ihm zeigen kann, dass das, was er da schreibt, in meinen augen supet is *_____*
Ich vergöttere grell! Ach waaaas~ *abwink* höhö XD
Er is halt toll <3 genause wie die anderen süßen *____*
Ich fands übrigens auch klasse, dass grell noch seinen kuss bekommen hat!! Tjaja, unverhofft kommt oft XD
*lach* jaa, das denke ich auch oft, wenn er dann auftaucht XDD

Bis bald <3
Von:  Yamis-Lady
2014-04-08T22:30:44+00:00 09.04.2014 00:30
Ciiiieeeeel.... Sebbyyyy.... ;_______;
*alois nebenbei pat*
Oh man, was für ein gefühlschaos.... Aber dennoch soo geil XDD
Hihihi
Von:  Yamis-Lady
2014-04-08T20:01:22+00:00 08.04.2014 22:01
...rotwein is ekelig... XDDDDDD *lach*
Ein weißer/heller eiswein is viiieeel leckerer *_______*
.....
*hüstel*
Ich meine natürlich, dass das kapitel mega erotisch war und die beiden einander immer besser kennenlernen. Ciel kann sich ganz natürlich schritt für schritt weiter vorwagen und sebastian immer mwhr vertrauen entgegen bringen. Total schön <3
Ich muss dann mal weiterlesen XD
Von:  Yamis-Lady
2014-04-08T18:59:30+00:00 08.04.2014 20:59
Hihi, da haben die beiden ein schönes Weihnachtsfest gehabt~
Und ciel steht das medaillon sicherlich gut ^~^ hat sebastian sich was hübsches einfallen lassen.
Hach sie sind einfach toll <3
Von:  Yamis-Lady
2014-04-08T10:52:41+00:00 08.04.2014 12:52
Oooh, grell is weg ;_______;
Vllt kommt er ja bald wieder... XDD

Haaaaach, die beiden sind einfach zuu süß >//////< bald hab ich echt diabetes.... XD
Aber das sie es jetzt nichtin der wanne machen enttäuscht mich ein wenig ;/////;
Aber kommt vllt noch?! XD
Auf jedenfall mag ich ciels schüchterne, unsichere aber auch sehr erotische seite!! Hammer <3
Von:  Yamis-Lady
2014-04-08T00:15:48+00:00 08.04.2014 02:15
Haaach, schööön *///////*
Höhö, jetzt kann ciel noch mehr vor grell angeben x'D
Hihi~
Das war wieder ein wundervolles kapitel und ich bib schon gespannt wie es weitergeht!


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