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Re: Breaking Dawn

Was wäre, wenn Vampirismus kein Allheilmittel gegen Konflikte wäre?
von

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Eine lange Nacht

„Du fehlst mir jetzt schon.“

„Ich muss nicht gehen. Ich kann auch bleiben...“

Ich setzte meinen Genervte-Kristen-Stewart-Blick auf, den ich eigentlich immer auf meiner Visage zur Schau trug, damit meine Liebesbekundungen unglaubwürdiger klangen, als sie ohnehin schon waren.

„Wenn du mich dazu zwingen kannst auf sinnlose Abschlussbälle zu gehen, dann wäre es nur gerecht, wenn ich dich dazu zwingen kann ebenfalls solche Opfer zu bringen.“

Als Antwort darauf küsste er mich versöhnlich, um mich im Glauben zu halten, ich wäre nicht so komplett ohnmächtig über mein Leben und meine Beziehung sowie alle Dinge, die ich tat, wie ich es seiner Meinung nach eigentlich war.

Manchmal war es ganz leicht zu vergessen, dass ich einen Vampir küsste. Nicht weil er gewöhnlich oder menschlich gewirkt hätte, sondern weil er einfach nicht wie ein Vampir wirkte! Ständig sprach er davon, dass er in einer Welt der absoluten Dunkelheit lebte, dabei waren seine Augen so perfekt, dass Nacht und Tag für ihn ein und dasselbe waren. Er wusste wahrscheinlich schon längst nicht mehr was Finsternis überhaupt war. Düsternis, Verborgenes, Geheimnisvolles, Mystik, eine Aura des Ungreifbaren, Jenseitigen... all das besaß er nicht. Alles um ihn herum war klar und hell, die Welt, in der er lebte, war ein lupenreiner farbloser Diamant. Ein Stück Glas. Eine durchsichtige abgeworfene Insektenhülle. In der Schule tat er so, als sei er ein brillianter Schüler ohne jeden Ehrgeiz. Den Rest der Zeit verbrachte er mit Zuhause abhängen und jagen. Langsam fragte ich mich, ob das wirklich noch urbane Fantasie war oder doch nur eine Aneinanderreihung gewöhnlicher Alltäglichkeiten eines in sich so perfekten Lebens, dass es nicht einmal mehr Alltag war, sondern ein Kunstprodukt eines sterilen Robotergehirns. Ein absolutes Nolife!

„Du wirkst... nicht sonderlich glücklich...“, stellte er fest.

Ach.

„Ich dachte gerade nur darüber nach, dass sich, wenn ich erst fest zu deiner Familie gehöre und ein echter Vampir bin, so einiges ändern wird!“

Er seufzte tief.

„Das ist noch untertrieben... du wirst unter anderem keine Kinder mehr gebären können und deine Seele wird vaporisiert werden.“

„Mal davon abgesehen, dass ich nicht an irgendwelchen Drecksblagen interessiert bin, wie soll denn meine Seele verpuffen, nur weil ich ein Vampir werde? Ist die Seele nicht das vom Gehirn geschaffene eingebildete Bewusstsein? Ohne dieses würdest du doch gar nicht funktionieren!“

Es kam mir lächerlich vor, dass die Existenz seiner Seele je in Frage gestanden hatte, auch wenn er ein Vampir war. Alles andere war biblischer Blödsinn und altmodisch und prämodern wie er eingestellt war, wog das bei ihm sehr viel. Merkwürdig, dass sich ein perfektes Vampirhirn gerade von solchen Dingen nicht lösen konnte.

„Es funktioniert nun einmal nicht so, dass ich dir etwas wegzunehmen habe. Nein, durch eine Verbindung zu mir hast du eigentlich nur mit Geschenken überhäuft zu werden!“

„Und Unsterblichkeit, Unzerstörbarkeit, Unfehlbarkeit ecetera sind neben Angeber-Autos und Reichtum nicht genug Geschenke, um das auszugleichen?“

„Es sollte einfach nichts ausgeglichen werden müssen!“

„Nun bleib mal realistisch! Wer hat denn hier die Lebenserfahrung?“

„Bölla... das ist mein voller Ernst!“

Ich stöhnte genervt und zog sein Gesicht näher zu mir heran.

„Ich bleibe“, murmelte er kurz darauf.

„Hä?“

„Ich will nicht zum doofen Junggesellenabschied!“

Es war doch immer wieder erstaunlich wie süchtig er nach mir war.

„Keine Widerrede!“

„Happi!“

„Nein!“

„Happi!“, sagte er um einiges nachdrücklicher.

„Na gut, aber-“

Sofort packte er mein Handgelenk und schnüffelte daran, sog den Duft meines Blutes tief in seine geweiteten Nüstern, die sofort darauf erregt zu flattern begannen. Gleichzeitig fasste ich mit meiner rechten Hand fest in sein bronzefarbenes Haar, um ihn bei Bedarf zurückzuziehen, falls es mir zuviel wurde, doch um ehrlich zu sein, war der Griff rein symbolisch, denn was konnten meine schwachen menschlichen Arme schon ausrichten? Na ja, vielleicht würde die Geste ihn zumindest davon abhalten meine Popel zu verspeisen, falls er in die Nähe meines Gesichts kam. Das war genauso ekelhaft wie die Tatsache, dass er den Badezimmermülleimer nach meinen gebrauchten Tampons zu durchsuchen pflegte.

Um mir nun auch etwas Spaß zu gönnen begann nun auch ich mich an ihm zu vergnügen, wie er sich an mir (oder eher meinem Geruch) vergnügte; mit einem neugierigen Finger fuhr ich über einen seiner stahlharten Nippel, seine marmorne Brust und über seine aufgemalten Bauchmuskeln. Wie gerne hätte ich seinen Körper näher an dem meinen gespürt, aber wegen seiner Eiseskälte musste ich mich in eine dicke Decke packen, was die Romantik ziemlich trübte.

Schließlich fand sein Mund den meinen und ich stieß vorsichtig mit der Zungenspitze gegen seine spiegelglatte Kruppstahl-Lippe, was ihn seufzen ließ. Kalt und aromatisch strömte sein süßer Atem über mein Gesicht. Auch wenn Edwoard immer darauf bestand, dass wir Menschen die absoluten Mikrosmaten waren, so roch ich doch deutlich Reste vergammelten Kartoffelbreis heraus, den er mal zur Tarnung gegessen haben musste. Die Duftnote bestehend aus eindeutiger süßlicher Verwesung und Küchenabfällen ließ mich die Nase kraus ziehen. Hätte ich doch besser nicht so genau hingerochen...

Plötzlich spürte ich, wie er sich von mir zu lösen begann, wie er es immer tat, wenn er glaubte, wir würden zu weit gehen, doch heute würde ich sein abtörnendes Verhalten nicht zulassen!

„Warte“, sagte ich und presste mich an ihn, fasste seine Schultern, befreite meine Beine aus der Decke und umschlang mit ihnen seine Taille.

Er schmunzelte, während er versuchte sich aufzurichten. „Bölla... so sehe ich doch aus wie eine Äffin mit ihrem Nachwuchs!“

„Pech!“, kicherte ich. „Du musst mich erst befriedigen, wenn du mich loswerden willst!“

„Aber ich will dich gar nicht loswerden“, flüsterte er mir sofort zärtlich ins Ohr, meine Arme und Beine erschlafften, als ich wegen seiner samtenen seidenweichen Stimme dahinschmolz und ich fiel zurück auf die Matratze, woraufhin er lachend und mir die Zunge herausstreckend das Weite in der nächsten Zimmerecke suchte.

Scheiße.

„Diskutieren wir doch wieder darüber, dass ich nicht will, dass du ein Vampir wirst“, begann Edwoard mit Gewinner-Lächeln.

„Nicht schon wieder!“, stöhnte ich und presste mir ein Kissen aufs Gesicht.

„Ich will nur sichergehen. Du sollst nichts tun, was du nicht ganz bestimmt willst.“

„Maul...“, murmelte ich leise.

„Was ist mit Renee und Tscharlie?“

„Lieben heißt auch loslassen können.“

„Mit Ben, Andschela, Dschässikar und Maik?“

„Ben sieht aus wie ein Nerd. Eine Beleidigung für jeden Augapfel. Außerdem hat er dazu nicht einmal den trendigen Nerd-Flair, er ist eigentlich nur ein langweiliger hässlicher Junge, der sich aus dem menschlichen Gen-Pool raushalten sollte.“

„Ist Ben nicht dieser Asiate?“, fragte Edwoard stirnrunzelnd, da er sich nicht mehr so ganz sicher war, dass wir von derselben Person sprachen.

„Nein, ist er nicht!“, fauchte ich. „Wie auch immer. Andschela ist ein Hausmütterchen und Dschässikar kann mich eigentlich überhaupt nicht leiden. Maik... tja... und Maik... tja... Maik... och, der ist so natürlich und nett und richtig sympathisch. Noch dazu modern eingestellt und kann richtig witzig sein. ER würde nicht von mir verlangen ihn zu heiraten, mich vor der ganzen Stadt zu blamieren-“

„ABER er kann dich nicht zu einem Vampir machen“, fauchte Edwoard.

„Ach stimmt ja...“

Ich war wie vom Donner gerührt. Das Wichtigste, was Edwoard betraf, hatte ich vorübergehend ganz vergessen, obwohl es bei dieser Diskussion genau darum gegangen war.

„Du musst dich von deiner modernen Weltanschauung lösen. Wenn du erst ein Vampir bist, wird das völlig egal sein. Also kannst du mich auch heiraten.“

„Wenn Weltanschauungen so egal sind, wenn man ein Vampir ist... Wieso muss dann ich mich von meiner Weltanschauung lösen und du dich nicht von deiner?“

„Öhm, aber ja, aber nein, aber... Weil ich der Mann bin und du die Frau? Weil die Weltanschauung früher besser war als heute? Weil es so viel besser wäre immer eine Anstandsdame im Schlepptau zu haben, anstatt irgendeine Form intimer Zweisamkeit und Privatsphäre zu genießen? Denn dann könntest du nicht so schändlich auf einem Bett über mich herfallen und mich zwingen dich unsittlich zu berühren!“

Mir klappte der Mund auf, doch seine Tirade setzte sich fort.

„Dann würdest du bis nach deiner Heirat niemals wissen, wie ich eigentlich wirklich privat so bin und würdest auch erst nach den Fesseln der Ehe erfahren wie scheiße ich im Bett bin, da weder ich noch du irgendwelche Erfahrungen haben, denn die einzige Frau, die ich jemals geliebt habe... ist meine Mutter!“

„Buääh, du Muttersöhnchen bist ja mal total daneben“, meinte ich und schüttelte langsam und ungläubig den Kopf. „Man könnte fast meinen, dass wir uns überhaupt nicht lieben und es für jeden von uns ein riesiges Opfer ist mit dem jeweils anderen beisammen zu sein.“

„Tja, von hier aus, sieht es auch genauso aus“, sagte Ämmätt, der zum Fenster hineinlugte.

Sofort fuhren ich und Edwoard zusammen und kurz darauf starrte ich Edwoard ungläubig an.

„Du hast ihn nicht bemerkt?!“

„Natürlich wusste ich, dass er da ist, nur hat er die ganze Zeit über gedacht „Nein, ich gehe nicht zu Bölla und Edwoard. Nein, ich gehe nicht zu Bölla und Edwoard.“ und so weiter und so fort. Darauf, dass er eigentlich doch kommt, darauf muss man erst einmal kommen! Besonders wenn man sich mit seiner Verlobten gerade darüber streitet-“

„Ihr streitet euch?!“, prustete Ämmätt. „Ihr benehmt euch wie ein stinknormales Paar in einer Beziehung in der es Höhen und Tiefen gibt und habt hinterher Versöhnungssex?“

„Wir haben keinen Versöhnungssex, Ämmätt“, sagte Edwoard pikiert. „Wir sind nicht so vulgär wie Rousalie und du oder Ällis und Dschäspärr.“

„Nicht einmal Karleil und Äsmä sind miteinander verheiratet und sie ficken wie die Karnickel. Wieso bist gerade du so ein verdammter Spießer, Edwoard? Du bist bei weitem nicht der Älteste von uns, denk nur an Dschäspärr! Überhaupt hält sich kein Vampir an deine hochheiligen uralten verstaubten Sitten und-“

„Ist ja gut!“, schnaubte Edwoard. „Wenigstens sehe ich nicht aus wie ein Baby, dessen Kopf an den Rumpf eines Bodybuilders geklebt wurde!“

„Das ist ein Argument...“, meinte Ämmätt betreten.

„He, was ist denn los?“, fragte Dschäspärr von unten. „Kommt Edwoard nun zu unserem Junggesellenabschied oder nicht?“

„Nein, ich muss Bölla noch klarmachen, dass sie als Vampir nicht mehr den Sim-Befehl „Ein Baby machen“ ausführen kann, sondern nur noch „Techtelmechtel“!“, sagte Edwoard und sah nun wieder mich erwartungsvoll an.

„Ich bin nicht an irgendwelchen sabbernden, kotzenden, stinkenden, rotzschlürfenden Kindern interessiert!“, schrie ich.

„Wer ist das schon?“, meinte Dschäspärr und zuckte dabei vermutlich mit den Schultern.

„Aber vielleicht wirst du es einmal sein...“, sagte Edwoard mit geheimnisvollem Unterton.

„Edwoard... als Vampir bleibt man in seiner Entwicklung stehen! Ich werde niemals den Wunsch verspüren mein Leben zu versauen und sämtliche nicht vorhandene Romantik zu begraben! Außerdem werde ich niemals alt und gebrechlich sein, weswegen ich auch niemanden brauche, der mich später im Pflegeheim besucht und dieses für mich bezahlt, weil ich das von meiner mickrigen Rente nicht kann.“

„Aber würdest du nicht gerne auf der Bank eines Spielplatzes sitzen, während dir dein Kind von der Rutsche aus zukreischt „MAMA! GUCK MAL ICH STEHE AUF DER RUTSCHE!!!“ und solange weiterkreischt, bis du zurückgeschrien hast „JAWOHL, ICH SEHE DICH, MEIN SCHATZ!“. Wäre das nicht eine wundervolle Vorstellung?“

„Iiiiieh... Sag mal, bist du bescheuert?“

„Willst du nicht mitansehen wie deine Haut langsam altersfleckig wird, zu hängen beginnt, dein frauliches schlechtes Bindegewebe dich inkontinent werden lässt, deine Brüste beginnen die Form von Schläuchen anzunehmen, dein Hirn abbaut, bis dein Gedächtnis so löchrig ist wie eine alte Schabracke?“

„Hör mal, Edwoard... Selbst wenn ich das alles wollte... ich könnte auch einfach an Krebs sterben und schon war es das mit dem erfüllten Leben.“

„Oh...“, antwortete er darauf nur.

„Okay, Edwoard. Das war es. Kommst du nun?“, fragte Ämmätt genervt.

„Jetzt verschwinde schon, du Eumel“, verlangte ich.

„Schlaf jetzt. Morgen ist dein großer Tag“, verabschiedete sich Edwoard cool.

„Musst du mich daran erinnern?“

„Wir sehen uns vorm Altar.“

Diese Drohung ließ mich endgültig verstummen.

Ich musste nicht fragen, was Vampire beim Junggesellenabschied taten, denn es war klar, dass sie nur etwas Langweiliges tun würden, was sie eben immer taten. Zum Beispiel Jagen, Jagen und nochmals Jagen. Sie würden niemals auf die Idee kommen ihr Leben mal ein wenig zu variieren.
 

„Boah, hat die Torte genervt“, stöhnte Edwoard, als er neben Dschäspärr und Ämmätt durch den Wald rannte.

„Deine Ische ist echt ischig“, pflichtete Ämmätt ihm bei. „Allerdings hat sie ja schon irgendwie recht.“

„Ich weiß. Und deswegen muss ich einen Weg finden sie zu überzeugen, dass sie kein Vampir werden will. Achtzig Jahre dieselbe Funzel. Erzählt mir was Abwechslungsreicheres, aber es wäre besser als für immer und ewig. Kotz. Würg.“

„Edwoard. Fast alle Vampire haben einen Brutpartner und deswegen wirkt es so, als dürfe man niemals nicht mehr haben. Selbst wenn der eine gefreckt sein sollte, wird es nie mehr einen geben, der einem diese Truuh-Loof ersetzen könnte“, sagte Ämmätt.

„Genau. Man spricht ja immer von dem Topf und seinem Deckel. Aber wer sagt denn, dass nicht auch ein anderer Deckel passen könnte?“, meinte darauf Dschäspärr.

„Jawohl. Rousalie ist ein geiler Fick. Mir käme nicht in den Sinn sie zu verlassen, aber... wer sagt denn, dass ich es mir nicht auch woanders besorgen darf?“

„Vampire waren schon immer ein wollüstiges Völkchen. Du musst doch nicht warten bis sie tot ist, damit du jemand anderen poppen darfst.“

Abrupt bremste Edwoard ab und auch die anderen beiden blieben darauf wie angewurzelt stehen.

„Ihr zwei meint also, dass ich Bölla betrügen soll?“

„Betrügen ist so ein unschönes Wort!“, regte sich Ämmätt künstlich auf.

„Ich habe Ällis noch nie betrogen. Sie scheißt mich regelmäßig zusammen wegen Ficks, die ich noch gar nicht unternommen habe! Wenn ich diese dann tatsächlich unternehme, dann weiß sie ja längst Bescheid, also...“

Edwoard verdrehte die Augen.

„Da brauchst du gar nicht so die Augen zu verdrehen, Edwoard! Du hast schließlich keine Ahnung von dieser Materie, du Jungfrau.“

„Mutterficker“, pflichtete Ämmätt bei.

„Ihr beide habt keine Ahnung was für ein Reiz es ist jemanden zu heiraten, an sich zu binden und ständig zu unterdrücken. Meine sexuellen Fantasien sind gut hinter meiner Keuschheit getarnt.“

„Ein bisschen zu gut getarnt, hehe!“

„Es ist ja nicht alles Schmu. Mir liegt viel daran alles standesgemäß zu machen. Ich bin ein gottesfürchtiger Vampir. Kein Sex vor der Ehe. Will ich eine andere, muss meine Jetzige erst über den Jordan gehen, damit der Tod uns scheide. Dann suche ich mir eine Neue und wir werden wieder heiraten. Erst dann gibt es wieder Ficki-Ficki.“

„Das erinnert mich an einen gewissen König. Hust! Hust! Hahaha!“

„Wenn du es wirklich so halten willst, dann ist eine Unsterbliche echt nichts für dich!“

„Erzähl mir etwas Neues“, murmelte Edwoard säuerlich. „Also in welchen Strip-Club gehen wir nochmal?“

„Wir besuchen das Ardor. Dort gibt es besonders heiße Schnecken!“

Nach 0,333 Sekunden befanden sie sich bereits vor besagtem Schuppen dank ihres Vampir-Speeds.

„Schneller als Sonic the Hedgehog!“, kommentierte Ämmätt breit grinsend.

„Hey, ihr da! Wo kommt ihr denn her?“

Ein großer stämmiger Türsteher starrte sie ungläubig an.

„Draußen vom Walde“, lachte Ämmätt.

Unwirsch studierte der Türsteher die drei und legte sich dann gedanklich zurecht, dass es sich gerade nicht um eine Art von Teleportation gehandelt hatte, dass da gerade drei Vollpfosten vor seiner Tittenbar aufgetaucht waren, sondern dass seine Schicht bereits viel zu lange dauerte. Gerade als besagte drei eintreten wollten, machte er eine unmissverständliche „Halt!“-Geste mit der linken Hand und sagte süffisant: „Ausweise.“

Völlig selbstbewusst streckten sie ihm ihre Ausweise entgegen und diese wurden aufs Genaueste begutachtet.

„Ihr Glückspilze habt 'nen guten Fälscher!“, erklärte der Türsteher enttäuscht und ließ sie eintreten.

Drinnen wurden sie sofort mit Sex-Flair und anstößiger Musik begrüßt und rasch suchten sie sich eine nette Sitzreihe in einer Ecke, die um einen Tisch mit Stange angelegt war, an welchem keine sehr leicht bekleidete Frau tanzte.

„He...“, grummelte Ämmätt.

Doch sogleich eilte ein Kellner herbei und übergab ihnen eine Speisekarte.

„Okay, Jungs! Was wollt ihr?“, fragte Ämmätt grinsend und zeigte ihnen die Angebote.

„Ich nehme die Tussi, die sich vor unseren Augen einen Kleiderbügel in die Möse schieben wird!“, sagte Edwoard spontan.

„Bitte nicht!“, regte sich Dschäspärr auf. „Das erinnert mich so an Ällis. Die macht das ständig.“

„Sie betrügt dich mit einem Kleiderbügel?“, lachte Ämmätt.

„Jawohl...“

„Haaa-ha!“

Edwoard studierte noch einmal eingehend die Karte und entschloss sich dann für die Künstlerin, die Baseballbälle aus ihrer Mumu poppen ließ.

„Okay, was nimmst du, Dschäspärr?“, fragte Ämmätt.

„Ich will einfach nur, dass jemand leicht Bekleidetes vor uns an dieser Stange tanzt.“

„Hoho, wie bescheiden!“

Nun schauten Edwoard und Dschäspärr fragend Ämmätt an.

„Okay...“, begann er gedehnt. „Ich nehme die... ich nehme diejenige, die sich einen Kleiderbügel in die Möse schiebt!“

„Boah, du Arschloch!“, schrie Dschäspärr und schlug nach Ämmätt, der sich vor Lachen nicht mehr halten konnte.

Der Kellner nahm die Bestellungen auf und verschwand darauf hinter einem glitzernden roten Vorhang.

„Uiuiui! Ich bin jetzt schon total heiß!“, schnaufte Ämmätt.

„Halt dich zurück... Wenn du wie letztes Mal versuchst eine der Tänzerinnen zu besteigen, dann bekommen wir auch hier Hausverbot“, warnte Edwoard ihn zischend.

„Hier, ihre Bestellung.“

Der Kellner stellte ihnen eine wohlbekannte Schönheit mit stacheligen schwarzen Haaren vor.

„ÄLLIS?!?“

Dschäspärr schnappte nach Luft, obwohl er diese nicht nötig hatte.

„DSCHÄSPÄRR?!?“

Während sich Ällis' Stachelhaare mit Wut aufzuladen schienen, behielt der Kellner seine immerwährende hochmütige Klischee-Kellner-Haltung bei und meinte gleichmütig: „Ist irgendwas nicht genehm?“

Anklagend zeigte Ällis mit ihrem Kleiderbügel auf Dschäspärr.

„Mein Freund hier scheint es für nötig zu halten in eine Strip-Bar zu gehen! Und das obwohl er doch mich hat!“

„Was regst du dich so auf? Hättest du das nicht vorhersehen müssen?“, stöhnte Dschäspärr völlig entnervt. „Ich hoffe doch, dass du nur deshalb überhaupt hierhergekommen bist und nicht regelmäßig...“

Etwas peinlich berührt mäkelte Ällis an ihrem kurzen Röcklein herum. Nach Dschäspärrs Blick voller Abscheu keifte sie: „Dafür habe ich ein Hobby, du Pissnelke!“

„Mit Ällis und dir sollte man eigentlich nie auf Überraschungen stoßen“, meinte Ämmätt zu Edwoard, doch der raufte sich nur die Haare und erwiderte: „Wo bleibt denn sonst die Spannung?“

„Aber dass Ällis hier ist, hast du gewusst?“

„Sie dachte die ganze Zeit „Ich bin nur zufällig in der Nähe. Ich bin nur zufällig in der Nähe“. Wie soll ich denn da darauf kommen, dass sie fest hier angestellt ist und uns gleich einen Besuch abstattet?“

Ein donnerndes Klatschen schallte durch den Club, als Ämmätt sich gegen die Stirn schlug. Inzwischen brüllten Dschäspärr und Ällis sich gegenseitig an was für treulose Tomaten sie doch waren und Edwoard grinste vergnügt und murmelte etwas von der Sicherheit und Geborgenheit der Ehe. Ein paar Rauswerfer gesellten sich zu dem streitendem Paar und einer fragte: „Gibt es ein Problem, Bügel-Berta?“

„Ganz und gar nicht“, knirschte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ein Geräusch wie ein Auto, das mit einem LKW kollidiert war und nun funkensprühend über die Straße rutschte.

„Oh doch, das gibt es!“, fauchte Dschäspärr.

„He“, sagte Ämmätt beruhigend. „Chill mal, Dschäspärr, so schlimm ist das wirklich nicht. Nur mordspeinlich...“

„Hast du einen Intelligenz-Debuff, Ämmätt?! Sie besorgt es sich regelmäßig vor den Augen lüsterner Kerle! Und das für Geld! Das ist Prostitution!“

Ällis griff nach einem Bierdeckel und schleuderte ihn wie einen Diskus nach Dschäspärr, der jedoch geschickt auswich, das Wurfgeschoss sauste quer durch den Rammelladen und traf einen unschuldigen Besucher, der sich nur Entspannung nach einem langen harten Arbeitstag gewünscht hatte, mitten im rechten Auge, wo es wie ein Ninja-Wurfstern stecken blieb.

„AAAAAH!“, schrie das unglückliche Opfer, als es begann im Zickzack umherzulaufen, über einen Tisch zu fallen und eine sehr leicht bekleidete Frau umzustoßen, die kreischend auf dem Boden aufschlug. Dabei löste sich einer ihrer Stilettos, der rotierend auf einen weiteren Gast zusauste und seinen mörderischen Absatz tief in dessen Hand bohrte, die sich glücklicherweise gerade zufälligerweise schützend über seinem Schritt befunden hatte.

Ein Raunen ging durch das Etablissement, die einstmals lockere fröhliche Stimmung war wie verflogen und der DJ stoppte die Musik, als kein anderer als Tscharlie nach einem Mikrofon griff und sprach: „Meine Damen und Herren! Bitte bewahren Sie Ruhe. Es handelt sich hier lediglich um eine unglückliche Reihe von Unfällen, die sich durch die Unachtsamkeit- Moment!“

Tscharlie beäugte die Personen am Unglücksherd und wollte seinen Augen nicht trauen, als er Edwoard zu erblicken glaubte. „Wie?!“

Um Edwoard diese peinliche Szene zu ersparen sprang Ämmätt auf die Tribune, knockte den DJ weg und legte neue Musik auf. Den Hardcore-Biene-Maja-Remix.

„In einem unbekannten Land!!! DUFF! DUFF! DUFF! DUFF! Vor gar nicht allzu langer Zeit!!! DUFF! DUFF! DUFF! DUFF!“

„YEAH! Sex-Party!“, schrie Ämmätt, griff sich theatralisch in seinen Schritt, stöhnte laut (UUUHHFAAAA!!), lud sein Fleischgewehr durch, riss seine Hose in zwei Teile und rammte es dem unschuldigen Kellner in den braunen Salon.

Der Kellner bemerkte dies leicht überrascht und meinte ruhig: „Würden Sie ihr Gemächt bitte aus meinem Anus entfernen, Sir?“

„War eine BÜÜÜÜÜÜÜÜÜNÄÄÄÄÄÄÄÄääääääööööööööoooooo sehr bekannt! DUFF! DUFF! DUFF!“

Fahrig wedelte Tscharlie mit seinen Armen herum und brüllte in sein Mikro: „Bitte bewahren Sie Ruhe!“

Doch die Kundschaft war nicht mehr zu halten. Sie starrte ungerührt und vollkommen sprachlos das saupeinliche Schauspiel auf der Tribüne an.

„He, jetzt macht doch mit!“, feuerte Ämmätt sein nicht sehr begeistertes Publikum an.

„Und diese Biene, die ich meine nennt sich...!!! MuuuuuuuaaaaaaaajaaaAAAAAHHH!! DUFF! DUFF! DUFF! DUFF!“

„Sir, Ihr Phallus scheuert mein Rectum ganz wund“, erinnerte der Kellner Ämmätt, der sein Opfer nun sogar bei jedem Stoß über das DJ-Pult zu brettern pflegte.

„BIENE MAJA! DUFF! DUFF! DUFF! DUFF! ZEIG UNS DEINE TITTEN!!! DUFF! DUFF! DUFF!“

„Ämmätt!“, rief Tscharlie entgeistert, als er erkannte, wer genau gerade den Tumult weiter anfeuerte. „Ämmätt lass sofort diese Person in Frieden!“

„Schieb dem Kellner eine Melone in den Arsch! Melone in den Arsch! Melone in den Arsch!“, sangen Ällis und Dschäspärr wieder ganz das harmonische Paar, als sie, jeweils einen Arm um die Schultern des jeweils anderen geschlungen, zum Takt des Remixes schunkelten.

Edwoard dagegen blieb vollkommen cool, als sein messerscharfer Verstand arbeitete und ihm die Lösung brachte, die ihn heil aus diesem Puff bringen würde: Den Tumult zu einem Chaos ausweiten, um unbemerkt fliehen zu können.

„In einem un-, un-, unbekannten Land! Un-, un-, unbekanntes Land! DUFF! DUFF! DUFF!“

„Aufhören!“, schrie Tscharlie und endlich nahm Ämmätt seinen Schniedel aus dem Popo des Kellners (Schlierüüüüüürf-Pop!).

„Was denn?“, fragte Ämmätt pikiert und schaute von oben herab auf Tscharlie.

„Pack dein Ding wieder ein und komm mit!“, verlangte Tscharlie.

„Etwa aufs Revier?!“, sagte Ämmätt wie vom Donner gerührt.

„Biene! Biene! Biene! Biene! Biene! Who the fuck is Biene?! DÖ! DÖ! DÖ! DÖDÖDÖ! DÖ! DÖ! DÖDÖDÖDÖ! DÖDÖDÖDÖDÖ! MAJA! MAJA! I LIKE IT LOUD!!“

Ämmätts gewaltige Männlichkeit wippte und spritzte etwas Wichse unter Tscharlies linkes Auge.

„Ich sag's nicht noch einmal“, knurrte dieser wie ein Höllenhund.

In diesem Moment packte Edwoard einen der Zuschauer und pfefferte ihn gegen Ämmätt. Das als Ball missbrauchte Opfer knallte gegen Ämmätt und rutschte stöhnend an diesem herunter. Völlig perplex starrte Tscharlie den Mann an.

„Lauft!!“, schrie Edwoard. „Eine Bombe ist hier!“

Er warf eine der Stripperinnen gegen eine Stange mit solcher Wucht, dass sie in zwei Teile riss. Jetzt endlich setzte die Massenpanik ein. Schreiend und kreischend walzte sich die Menschenmenge aus dem Club, trampelte ein paar Unglückselige nieder, zerquetschte ein paar weitere an den Wänden zum Ausgang und musste schließlich panisch feststellen, dass die Tür nur nach innen zu öffnen war und durch den Druck somit ein unüberwindliches Hindernis bot.

„Oh, verdammte Scheiße!“, kotzte sich Edwoard aus, der sich mit Ällis an der Hand seinen Weg bahnte. Dschäspärr war wie vom Erdboden verschluckt, bis Edwoard ihn bei der gespalteten Stripperin bemerkte.

Verdammter Drecksack!

Schnell schubste er Ällis mit solcher Wucht vorwärts, dass fünf Menschen an der Tür harte Prellungen erlitten und teils seitlich aufplatzten, bevor die Tür endlich nachgab und sich der Pulk nach draußen ergoss. Darauf raste er zu Dschäspärr, riss ihn von der verstümmelten Leiche weg und zündete diese mit einem Feuerzeug an. Dschäspärrs Vampirgift, das er reichlich über sie gesabbert hatte, brannte sofort lichterloh und die Herde Menschen drängte sich nur noch panischer durch den kleinen Ausgang. Ein paar waren inzwischen so schlau gewesen und hatten die Fenster eingeschlagen. Ämmätt ergriff endlich die Initiative, nachdem er ewig auf das Wurfgeschoss gestarrt hatte, das ihn eben getroffen hatte, und rannte auf eines der Fenster zu, bevor Tscharlie ihn zurückhalten konnte. Er quetschte sich neben einem anderen Unglücksraben durch und drückte diesen dabei in verbliebene Glassplitter, die den armen Kerl erstachen.

„Kleine freche schlaue Biene Maja! DUFF! DUFF! DUFF! DUFF! DUFF!“

Mit Dschäspärr im Schlepptau suchte nun auch Edwoard das Weite, doch kurz bevor er die Tür durchschritten hatte, blickte er zurück und sah Tscharlie direkt in die Augen.

„DU!“, schrie dieser so laut in sein Mikro, dass ein entsetzliches Rückkopplungsgeräusch zu hören war.

Für Menschen bereits unerträglich, war dieses schrille Pfeifen für das perfekte Vampirgehör solch eine Höllenqual, dass Edwoard kurz die Orientierung verlor und Dschäspärr über seine eigenen Füße stolperte. Kurz bevor er auf dem blutbefleckten Parkett aufschlug riss Edwoard ihn wieder hoch. Sehnsuchtsvoll streckte Dschäspärr seine Zunge nach dem Lebenssaft aus, doch es sollte nicht sein.

„Ich krieg dich, Edwoard, und wenn es das Letzte ist, was ich tue!“

Mit dieser Drohung im Nacken floh Edwoard an der Seite seiner Vampirfreunde in die Nacht hinaus. Zurück blieb eine brennende Strip-Bar und ein wutentbrannter Tscharlie, der Polizei und Feuerwehr, sowie einen Krankenwagen herbestellte.

„Mein Licht! Ist aus!! Ich geh! Nach Haus!! RABIMMELRABAMMELRABUMM!! BUMM! BUMM! BUMM! BUMM! BUMM! BUMM! BUMM! BUMM! BUMM!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2012-04-10T00:15:43+00:00 10.04.2012 02:15
Hmm, also es tut mir leid, das soll jetzt nicht beleidigend sein, aber ich warklich ein wenig enttäuscht.

Deine ersten beiden Kappis fand ich absolut klasse, wirklich eine gelungen, mega-gut geschriebene Parodie, aber bei diesem hier kann ich das leider gar nicht sagen. :/

Natürlich hast du trotzdem eine gute schriftstellerische Arbeit gebracht, aber mir war es fast ein bisschen niveaulos.

Nicht böse gemeint. ;-)
Von:  Shiza-Chan
2010-08-03T17:41:22+00:00 03.08.2010 19:41
Oh Gott ist das Geil xD Wegen denen bricht eine Massenpanik aus :)
Und dann noch die ganzen Streits zwischen Edward und Bella xD
Klasse Arbeit, mach nur weiter so. Freue mich richtig wenn die Volturi auftauchen, bin mal sehr gespannt wie du die aufs Korn nimmst :P


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