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Re: Breaking Dawn

Was wäre, wenn Vampirismus kein Allheilmittel gegen Konflikte wäre?
von

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Verlobt

Als ich vor unserem Haus mit meinem grauenerregenden „Vorher-Auto“ parkte, wegen dem ich mich in etwa so gedemütigt und verarscht fühlte, wie Edwoard es am liebsten hatte, hatte ich den Kopf immer noch voller Gedanken an meinen Lieblingsmechaniker mit den ölgetränkten glänzenden Muskeln. Obwohl er schon lange als vermisst galt und ich ihn ewig nicht gesehen hatte, war ich immer noch ziemlich scharf auf ihn und das war ein großes Problem, denn es ließ mich vergessen, wer in meinem Leben eigentlich das Vorrecht hatte ständig in meinem Kopf umherzuspuken.

Ich verkniff es mir nach dem Handy im Handschuhfach zu greifen und Seff anzurufen, der vermutlich Ahnung haben könnte, wo mein Favo-Mechatroniker Dschäckopp gerade steckte, und griff entschlossen nach dem Hebel, der die Tür der raketensicheren Limo öffnen würde. Es hatte nicht einmal „Klack“ gemacht, da war das Handy auch schon in meiner anderen Hand und ich hatte die Nummer flink eingetippt.

„Hallo?“, sagte Seff Klierwoter und ich atmete erleichtert auf.

Wäre seine ältere Schwester Leah ans Telefon gegangen, hätte sie meinen Namen auf dem Display gelesen und vermutet, dass ich mich nach Dschäckopp erkundigen würde, den ich ziemlich hart abgewiesen hatte, obwohl er sich beim werwölf'schen Balztanz solch eine Mühe gegeben hatte. Er bepinkelte mehr Bäume und verstreute mehr Duftmarken als alle anderen Wölfe zusammen und doch war er mir nicht Alphatier genug gewesen als dass ich in die Begattungsstarre verfallen wäre.

Und eben diese Zurückweisung hatte Leah für das Asozialste gehalten, was ich hätte tun können, weswegen ich vermutete, dass sie meinen Kopf, sollte sie mich in ihre pelzigen Pfötelis bekommen, auf einen Telefonmasten drapieren würde.

„Halloho?! Ist da jemand?“, verlangte Seff zu wissen, da ich während meines Erinnerungsgedankenganges nicht genug multitaskingfähig gewesen war, um zu antworten.

„Hallo, Seff, hier ist Bölla.“

„Bölla! Dass du dich traust anzurufen! Ich besitz' ja kein eigenes Handy wie jeder normale Jugendliche, weißt du?“

„Ich weiß...“

„Das Team Alpha-Wolf-Schwadron hat sowas nämlich nicht nötig.“

„Ich weiß!“

„Ähm, okay... du willst sicher wissen, was mit Dschäick ist, nö?“

„Du kannst wohl hellsehen.“

„Nö, heiß ich Ällis? Du bist nur so leicht zu durchschauen, dass es sogar völlig irrelevant ist, ob Edwoard deine Gedanken lesen kann oder nicht“, stellte er fest.

„Ich weiß.“ Ich zögerte einen Augenblick. „Wie geht es ihm?“

Seff seufzte schicksalsgebeutelt. „Er überlässt sich ganz seinen Instinkten, um nicht mehr menschlich denken zu müssen. Ist spitz wie Nachbars Lumpi und will immer nur knattern! Weiß nich' wie viele Wölfinnen der schon beglückt hat, aber ich kann nachts schon teilweise nicht mehr schlafen... alles wegen dieser bescheuerten Gedankenverlinkung!“

„Das muss echt ätzend sein. Na ja, gibt’s denn irgendwelche Anzeichen dafür, dass...“

„Er wird so schnell nicht zurückkommen, Bölla. Hat ganz Kanada zu bespringen.“

Ich schluckte. „Schon gut, Seff, eigentlich wusste ich das bereits, bevor ich gefragt habe. Nur wünsche ich mir so sehr, dass er wiederkommt!“

„Das geht uns allen so. So 'ne Testosteronschleuder findet man nicht alle Tage. Leah muss endlich mal wieder richtig durchgevögelt werden, die ist einfach nur ätzend drauf!“

„Danke, dass du sie erträgst, Seff... und natürlich mich... ich weiß, dass dir das alle übel nehmen. Gebt Jammerlappen keine Chance und so.“

„Mjaah... alle hassen dich“, stimmte er mir fröhlich zu. „Aber sogar Dschäckopp findet's behindert, wie die deswegen alle rumbitchen. Er hat sich dafür entschieden seine animalische Seite anzunehmen und du hast dich dafür entschieden, dass deine Mumu nur einem einzigen Samenspender gehört. Allerdings findet er's auch etwas assi, dass du ihm nachspionierst.“

Ich schnappte nach Luft, wusste dann aber nicht mehr was ich sagen wollte.

„Dann sehen wir uns also auf der... H... Ho... Hoooooch... zzz... Hochzeit!“, sagte ich und brachte das H-Wort kaum über die Lippen.

„Meine Mommy und ich kommen auf jeden Fall. War super von dir uns einzuladen.“

„Es war Edwoards Idee gewesen.“

„Ha, klar, das habe ich mir fast gedacht... Immerhin ist er ja jetzt mein Homie!“

Die Freundschaft, die zwischen Edwoard und Seff entstanden war, verblüffte mich noch immer, denn „sich nicht riechen zu können“ war bei Vampiren und Werwölfen mit ihren ultrafeinen Sinnen selbst auf 100 Kilometer mit Gegenwind wortwörtlich zu nehmen.

„Oh“, sagte Seff und seine Stimme sprang eine Oktave höher. „Leah kommt grad nach Hause.“

„Oh! Tschüss!“, sagte ich schnell und hörte im Hintergrund wie das Peitschen einer neunschwänzigen Katze auf nackter Werwolfshaut widerhallte und Seffs wimmerndes Heulen.

Tja, dass Werwölfe immer und allezeit die Gedanken der anderen hören konnten war schon oft mehr Nachteil denn Vorteil...

Die Verbindung bestand immer noch, da Seff das Telefon wohl nicht mehr hatte ausschalten können und ich hörte eine Weile fasziniert zu, bis mir etwas ins Auge fiel.

Edwoard!

Er wartete vor Tscharlies Haus auf mich! Ich... ich ließ ihn dort im Nieselwetter stehen, obwohl wir uns hier verabredet hatten! Ich dachte nur an Dschäckopp, obwohl ein zierlicher Ring an meinem Finger prangte und mein baldiges Schicksal besiegelte, wie ein Siegelring heißes Kerzenwachs in seine unabänderliche Form drückte.

Wie ein Reh mit gebrochenem Fuß sprang ich aus dem Wagen und lief auf ihn zu.

„Edwoard, es tut mir so Leid!“, rief ich panisch.

Sein schraubstockartiger Griff zerquetschte mir fast den linken Arm.

„Bölla...“, hauchte er. „Wie konntest du mich nur so quälen?“

„Aus Liebe! Ich dachte, du bist Masochist?!“, redete ich mich heraus.

Zuerst wirkte er nicht sonderlich überzeugt, doch dann setzte er mein geliebtes schräges Lächeln auf und sagte mit dem zuckerwattesüßen Charme einer Ken-Puppe: „Du steckst voller Überraschungen.“

Sofort schmolz ich dahin. Ich und Überraschungen, wo ich doch so durchschaubar war? Verlegen scharrte ich mit dem Fuß und blickte auf meine ausgelatschten Schuhe, als wären sie irgendwie interessant, doch galt das nur dem puren Selbstschutz, denn diesen Götterboten jetzt ansehen zu müssen glich der Erfahrung von der Inferno-Königin Saba mit Urknallbonus direkt in die Sonne geschleudert zu werden und heillos zu verglühen.

Wie ein Stück wabbelndes Gelee schleifte er mich ins Haus und verfrachtete mich aufs Sofa, wo er sich besitzergreifend neben mich quetschte.

„Verzeihung, Tscharlie, dass du auf deine Tochter warten musstest“, entschuldigte er sich graziös, als Tscharlie sich uns gegenüber setzte und mit einer wegwerfenden Handbewegung antwortete:

„Sie ist und bleibt ein unzuverlässiges Flittchen. Bölla, wenn du die Spüle nachher nicht mit Essigreiniger säuberst, brauchst du die Küche erst gar nicht zu verlassen! Außerdem war die Käsereibe letztens mit einem schmierigen Film überzogen.“

„Wie...?“, stammelte ich.

Ich arbeitete im Haushalt immer akkurat, was wollte er mir da anhängen? Vermutlich machte er sein Geschirr absichtlich dreckig, damit ich mehr zu tun hatte und somit noch weniger Zeit mit Edwoard verbringen konnte. Tscharlie konnte Edwoard nicht ab. Er hätte mich viel lieber mit Dschäckopp zusammen gesehen.

Doch nun, da es unsere kommende Hochzeit zu beichten gab, da musste ich umso gefügiger sein, sonst konnte ich mir den Segen an den Hut stecken und den Haussegen gleich mit, also entschuldigte ich mich demütig, wie es der Dame Zier war.

Etwas zufriedener gestimmt, schlug Tscharlie die Beine übereinander und stieß dabei an eine leere Bierflasche, die geräuschvoll umkippte und davonrollte.

Dass Dschäckopp vermisst gemeldet war, kaum Hinweise eingingen und dessen eigener Vater, mit dem er dazu auch noch eng befreundet war, sich nicht weiter um seinen Sohn scherte, hatte ihm wohl mehr zu schaffen gemacht als geahnt, dachte ich, als ich noch vier weitere leere Flaschen zählte, die irgendwo im Wohnzimmer herumlagen.

„Was gibt es denn nun eigentlich?“, fragte Tscharlie und biss herzhaft in einen Krapfen.

„Himmliche Neuigkeiten, die wir dir gerne mitteilen würden, Tscharlie“, sagte Edwoard ganz gelassen und ungezwungen, was auf Tscharlie den Eindruck machte, als hätte Edwoard irgendeinen Trumpf in der Hand, wie etwa ihm das Sorgerecht für mich absprechen zu können, worauf er keine Putzkraft und Köchin mehr hätte und das würde ihn bereits in wenigen Tagen ins Grab bringen.

„Waf ift ef?“, wollte Tscharlie wissen und erbleichte leicht, während er das Krapfenstück ungekaut herunterschluckte.

„Bitte reg dich nicht auf, Daddy“, sagte ich leicht panisch. „Es ist alles okay.“

„Und wieso schwitzt du dann so?“

„Tu ich nicht!“

Ich drehte mich von ihm weg, um seine wütende Miene nicht mehr zu sehen, drängte mich an Edwoard und wischte den Beweis auf meiner Stirn an Edwoards Pulli ab. Noch heute Nacht, das wusste ich, würde er stöhnend in seinen Pullover wichsen.

„Du bist schwanger!“, platzte Tscharlie heraus. „Du bist schwanger, hab ich Recht?“

Obwohl die Frage an mich gerichtet war, starrte er nur Edwoard hasserfüllt an und zückte seine Dienstwaffe.

„Nein! Natürlich nicht!“, kreischte ich panisch und stellte mich schützend vor Edwoard.

Langsam ließ er seine Pistole wieder sinken. Nicht, dass eine Kugel Edwoard etwas würde anhaben können, nur hätten wir dann mit ganz anderen Problemen zu tun.

Zögernd setzte ich mich wieder und sah Edwoard an, der mich mit einem „Bist du eigentlich bescheuert?“-Blick maß. Stimmt, ich hatte mich in Gefahr gebracht, indem ich mich vor die Mündung einer Waffe gestellt hatte, aber mein Vater hätte doch niemals auf MICH geschossen. Das wäre seinem eigenen Todesurteil gleichgekommen.

„Ach so, ja dann...“, meinte Tscharlie schließlich und wartete darauf, dass wir endlich mit der echten „himmlichen Neuigkeit“ rausrücken würden.

Lange Zeit geschah gar nichts, da ich erwartete, dass Edwoard Klartext sprechen würde und er, dass ich dasselbe tat. Erschrocken starrte ich ihn an, als mich die Erkenntnis traf, dass er von mir tatsächlich erwartete mit meinem eigenen Vater zu reden. Darauf lächelte er mich an, ölte seine Stimme mit einem überflüssigen Räuspern und wandte sich dann zu meinem Vater.

Er erzählte irgendwas von Tradition und „so schickt sich das ja eigentlich überhaupt nicht“ und so weiter und so fort, ich musste mir echt Mühe geben nicht wegzupennen. Meine Panik von eben war wie verflogen, denn Edwoards goldene Zunge hatte schon jeden überzeugt. Ob er Scheiße laberte oder nicht.

„... Und das macht mit Zins und Zinseszins, dass ich die Güte habe, dich nicht völlig auf meine Ignore-Liste zu setzen und dich daher um deinen Segen bitte, denn Bölla hat bereits ja gesagt und wir sind ohnehin nicht mehr aufzuhalten, also muss ich dich nicht erst um die Hand deiner Tochter bitten, falls du verstehst... Tscharlie, wir werden heiraten. Ich liebe Bölla mehr als meine Autos, mehr als Berglöwen und sogar mehr als mich selbst und oh Wunder, liebt sie mich ebenso. Also her mit dem Segen, wenn's für dich okay ist.“

Ehrfürchtig sah ich ihn an. Mehr als seine Autos? Die Luxusdinger, die er maßgeschneidert für sich anfertigen ließ? Drapiert mit Aufklebern, die Sprüche wie „Mein Zweitwagen ist auch ein Porsche“ verlauteten? Auch mehr als seine Pumas, die er zum Fressen gern hatte? Dabei hatte er MICH noch nie angeknabbert. Allerdings schockte das Letzte mich am meisten. Ich war es doch gar nicht wert, dass er mich über sich selbst stellte.

Tscharlie hingegen starrte Edwoard an als wäre er der Leibhaftige.

„Du... Schwein!!“, brüllte er und riss seine Waffe wieder hoch. „Du besitzt die Frechheit mich um meinen Segen zu bitten?! Nachdem du meine Tochter schon monatelang davon abhältst hier den Haushalt zu schmeißen?!“

„Gaaanz ruhig“, sagte Edwoard mit beruhigender Stimme, während ich selbst wie zur Salzsäule erstarrt mit offenem Mund dasaß.

„Nachdem du sie monatelang im Schlaf heimgesucht hast?“, schrie Tscharlie und weidete sich an Edwoards plötzlich erschrockenem Gesichtsausdruck. „Denkste ich wusst' nich' bescheid? Bin Polizist, du Saubartel! Wusst' gleich, dass da was faul is'!“

Langsam schien der Alkohol anzuschlagen und noch dazu köpfte er noch eine Flasche, indem er sie gegen die Tischkante des Wohnzimmertischs zwischen uns schlug. Gierig saugte er das Gesöff auf, dass er in seine Kehle rinnen ließ, ohne den abgesplitterten Flaschenhals mit den Lippen zu berühren, so geistesgegenwärtig war er also noch.

„Wie, wie hast du es herausgefunden?“, fragte Edwoard nahezu sprachlos.

„He!“, sagte Tscharlie und zwinkerte. „Überwachungsprogramm an Böllas Computer. Konnt' immer sehen wann sie dran ging. Konnt' sehen wie sie Emails an Renee schrieb. Konnt' dich im Zimmer sehen, wenn ihr dachtet, ihr wärt allein. Hab' das alles noch für normales Teenagerverhalten gehalten... Nur... Bölla ist und war nie ein Teenager. Immer erwachsen und vernünftig... Bis du kamst. Wollt' ein Auge auf dich halten, weil ich wusste, du würdest sie in die Scheiße reiten. Nachts hat sie ihren PC natürlich abgeschaltet... Ich musste sicher gehen, dass SIE sicher war... Also Wanzen... getarnte Überwachungskameras...“

„Ich glaub's nicht!“, quiekte ich schockiert.

„Das Programm hatte ich nur drauf, weil Renee immer so überbesorgt ist... Gott, die Frau schafft mich, aber... was das anging... hat sie echt 'ne gute Entscheidung getroffen.“

„Aber Edwoard ist doch nur aus Liebe bei mir geblieben!“, schrie ich protestierend.

„Er hat gewichst wie ein Irrer! Pah, ohne die Überwachungskameras hätte ich es auch an unserem dubios hohen Zewa-wisch-und-weg-Verbrauch bemerkt!“

Ich blickte fassungslos zu Edwoard, der sich peinlich berührt an seinem Hinterkopf kratzte.

„Ehrlich, wie kann man so dämlich sein. Benutzt unser Zewa. Es stimmt wohl wirklich, eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als ein Reicher ins Himmelreich“, meinte Tscharlie und nickte zu seinen eigenen Worten.

Schnell versuchte ich meine durcheinanderwirbelnden Gedanken zu ordnen. Edwoard hatte sich beim Anblick meiner schlafenden Gestalt einen runtergeholt... und das wieder und wieder und wieder... das... das ehrte mich.

„Ich bin mir hundertprozentig sicher, was Edwoard angeht“, sagte ich unerschrocken.

„WIE BITTE?!“, schrie Tscharlie und begann heftigst zu husten.

„Und ich bin mir der Fehler, die ich in der Vergangenheit begangen habe, durchaus bewusst“, laberte Edwoard wieder vornehm und förmlich wie eh und je. „So etwas wird nie wieder vorkommen.“

„Jawohl!“, sagte ich, als würde meine Meinung zählen.

„Aber wieso?“, fragte Tscharlie gerädert, nachdem er sich von seinem Hustenanfall erholt und danach neben den Sessel gekübelt hatte.

Wieso? Das kam daher, dass mich Edwoard gezwungen hatte ihn zu heiraten. Andernfalls würde er mich nicht in einen Vampir verwandeln, ob die Volturi mich in Stücke rissen oder nicht. Und da ich noch die restlichen zwei Milliarden Jahre erleben wollte, die der Erde wahrscheinlich blieben, bevor die Sonne sie als Roter Riese verschlingen würde, musste ich mich dem fügen.

Damit ich damit nicht rausrücken musste, nahm Edwoard wieder das Heft in die Hand.

„Wir werden doch im Herbst zusammen nach Darth Maul gehen, Tscharlie, und ich würde das gerne, nun ja, so machen wie es sich eben gehört. So bin ich erzogen worden.“

Das Ganze unterstrich er mit einem Achselzucken.

„Einen Scheiß bist du“, würgte Tscharlie. „Soll das deine Entschuldigung sein? Meine Bölla ins Unglück stürzen, weil du nich' über deinen Tellerrand gucken kannst? Heute zeigt doch niemand mit 'nem Finger auf dich, weil du nich' verheiratet bist. Eher umgekehrt. Es wundert mich, dass du Pottsau plötzlich mit der Moralkeule kommst.“

„Wir bekommen deinen Segen also nicht?“

„Da fragst du noch?! Und du Bölla, wirst enterbt!“

Meine Augen begannen auszulaufen. Es ging mir nicht um das lächerliche Erbe, das mir Tscharlie bieten könnte, nein, es ging mir entsetzlich zu Herzen, dass das Stück Familie, das ich noch besaß nun noch weiter auseinanderzubrechen drohte. Edwoard dagegen saß immer noch völlig perplex neben mir, da er nicht zu begreifen schien, dass Vampirismus kein Allheilmittel gegen sämtliche Konfliktsituationen war.

„Entweder ich oder er!“, donnerte Tscharlie zum Schluss und überließ mir eine ungeheuerliche Entscheidung. Eine Entscheidung, die sich, so tragisch es auch war, sehr leicht fällen ließ.

„Ich wähle ihn“, sagte ich bestimmt und obwohl mir einzelne Tränen die Wangen herabliefen war meine Stimme völlig klar und ruhig.

Es verhielt sich nämlich so, dass ich Tscharlie und Reene sowie all meine Freunde ohnehin verlieren würde, nachdem ich ein Vampir geworden war, somit...

„Raus aus meinem Haus...“, blökte Tscharlie nur, die Pistole fiel klappernd zu Boden.

Geschlagen plumpste er in seinen Sessel, sein Blick gleich dem eines Toten. Dieser Anblick machte mich so fertig, dass ich einfach versuchen musste zu retten was noch zu retten war, auch wenn ich wusste, dass nichts mehr ihn davon abbringen würde seine einzige Tochter zu verstoßen.

„Daddy, ich-“

„HINAUS!“

Edwoard packte mich und führte mich bestimmt aus dem Haus. Wie in Trance sah ich Wohnzimmer, Flur und Haustür an mir vorbeiziehen, in eine Richtung, die sich nicht umkehren ließ. Ach könnten sich doch nur einmal die Uhren rückwärts drehen. Hätte ich vorgeschlagen nicht von der Hochzeit zu erzählen und zu heiraten wie es mir gelegen hätte, nicht stadtbekannt, nicht altmodisch, nicht übertrieben und pompös und ohne lächerliches Brautkleid und mehrstöckiger Hochzeitstorte, sondern in Jeans in Las Vegas, dann hätte ich in Frieden aus dem Leben meiner Eltern scheiden können, aber nun...

Leise hörte ich Tscharlie schluchzen, als wir draußen kurz die Wohnzimmerfenster passierten und ich wollte schon wieder zurücklaufen, mich meinem Vater in die Arme werfen und schreien wie Leid es mir doch tat, doch Edwoard hielt mich nur noch fester und meinte:

„Viel zu gefährlich in seinem überdrehten Zustand.“

Ich nickte stumm dazu, obwohl ich im Geheimen nicht seiner Meinung war. Herrgott, ob gefährlich oder nicht war mir völlig gleichgültig, dieser am Boden zerstörte Mann in diesem Haus war mein verdammter Vater!

Mit von Tränen immer noch verschleierterter Sicht wurde ich von Edwoard in mein Vorher-Auto auf den Beifahrersitz verfrachtet und angeschnallt. Eine Sekunde später saß er am Steuer und fuhr Richtung Kallen-Villa. Er sprach nicht mit mir, ließ mich in Ruhe, vielleicht hatte er ja gemerkt, dass ich nicht so ganz einverstanden gewesen war, sogar das Tempo drosselte er, obwohl er sonst so viel Spaß dabei hatte mich zum Kreischen zu bringen, wenn er halsbrecherisch um die Ecken kurvte.

„Du musst es deiner Mutter sagen“, sagte er plötzlich.

„Wie?“, erwiderte ich matt.

„Willst du, dass Tscharlie ihr die Dinge aus seiner verqueren Sicht darbietet? Du musst ihr auf jeden Fall als erste erzählen wie du zu unserer Hochzeit stehst. Dass du dich auf gar keinen Fall abbringen lässt und dich für mich entschieden hast. Aus Liebe.“

„Jawohl...“

Obgleich mir gerade überhaupt nicht danach war noch einen Elternteil vor den Kopf zu stoßen, sah ich in dem was er sagte eine einfache Logik. Meine Mutter würde angepisst sein, wenn sie erfuhr, dass ich so jung heiraten wollte, wo sie selbst mit Tscharlie übelst schlechte Erfahrungen gemacht hatte, jedoch würde sie umso angepisster sein, wenn sie es noch nicht einmal von mir erfahren würde.

Wie in Zeitlupe wählte ich die Nummer meiner Mutter aus. Drückte auf das grüne Hörersymbol. Wartete. Schweißperlen liefen mir die Stirn herab und gesellten sich zu meinen Tränen.

Tuut. Tuut.

Ich musste mich nun auf jeden Fall zusammenreißen, denn ich war die Erwachsene in der Beziehung zwischen mir und meiner Mutter. Es war nicht so, dass ich mich bei ihr würde ausheulen können, sie um Rat fragen... nein, ich musste für das was ich beschlossen hatte kerzengerade stehen. Kein Zögern, kein Zweifeln. Renee würde nicht damit klarkommen, dass ich nicht klarkam.

„Hallo?“

„Mom, hier ist Bölla.“

„Bölla, ist irgendwas passiert?!“

„Hört man das etwa?“, fragte ich zerknirscht, dass sie es an meiner Stimme erkannt hatte. Ich konnte mich so schlecht verstellen.

„Nein, das ist einfach meine Standardfrage als überbesorgte Mutter, aber nun hast du dich ja verraten.“

Scheiße...

„Mom, ich werde Edwoard heiraten“, sagte ich klipp und klar. „Das ist, was passiert ist.“

Schweigen.

„Tscharlie weiß es schon.“

Bei dieser Info beließ ich es. Wenn irgendwie vermeidbar würde ich gerne darauf verzichten, dass sie von Tscharlies Anfall erfuhr und dass er mich quasi rausgeworfen hatte. Sie würde sich nur nutzlos aufregen. Verdammt, ich wünschte ich hätte eine Mutter wie Äsmä. Eine, wo ich mich auch mal ganz würde fallen lassen können. Ein Elternteil für den ich keine Verantwortung übernehmen müsste.

„Ich würde ja jetzt gerne sagen „Es wirkte seit eurem Besuch im April so, als würdet ihr sofort heiraten wollen und deswegen wundert es mich überhaupt nicht“, aber so ist es leider nicht. Denn obwohl ihr so wirktet wie ein glückliches Paar einer Sadomaso-Beziehung, stand ein Honeymoon doch noch weit in den Sternen. Und selbst wenn es bei eurem Besuch im April so gewirkt hätte, als wäre schon alles beschlossene Sache, hieße das noch lange, lange, lange nicht, dass ich es gutheißen würde! Jesses Maria, Bölla! Habe ich dich nicht ein Leben lang davor gewarnt früh zu heiraten?!“

„Ich weiß, aber...“, ich zögerte. „Es ist nicht aus Liebe! Nicht, weil mein hormongebeutelter Teenie-Körper sich dringend paaren will, sondern aus reiner Vernunft!“

„Wa...“

Reene schien baff zu sein, fing sich dann aber wieder.

„Nicht, weil du mit einer rosaroten Brille auf einem Ponyhof sitzt und der Himmel voller Arschgeigen hängt?“

Ich lächelte grimmig.

„Nein. Es ist... sozusagen aus Selbstschutz und Karrieregründen. Mensch, Mom, ich werde nicht als eine dieser dicken alleinerziehenden Mütter mit fettigem Haar enden, die man in jeder dämlichen Unterschicht-im-Portrait-Sendung vorgeführt bekommt. Mit anderen Worten: Ich werde nicht so enden wie du!“

„Das freut mich, Schatz! Ich hatte ganz vergessen, dass du niemals ein Teenager warst. Immer vernünftig... immer spießig bis zum geht nicht mehr. Eine Oma im Körper eines Kindes. Und so leicht zu durchschauen!“

Hatte ich schon einmal erwähnt, dass meine Mutter total dämlich war?

„Du bist nun also nicht mehr der Meinung, dass ich einen riesigen Fehler mache?“

„Bölla... macht er dich glücklich?“

„Na ja... ja, schon irgendwie...“

„Glaubst du, dass du jemals jemand anderen willst?“

„Da wäre zwar noch Dschäckopp, Maik ist auch ein bisschen süß und dann habe ich mich immer gefragt, ob ich in der Lage wäre Ällis Dschäspärr auszuspannen... aber alles in allem ist er wohl meine erste Wahl.“

„Na bitte, das reicht doch. Ich bin froh, dass du eine verwandte alte Seele gefunden hast, mein liebes altes Kind.“

Mit „alte Seele“ lag sie erschreckend richtig. Ich blickte verstohlen zu Edward herüber, dessen Hände das Lenkrad langsam zerquetschten.

„Danke, ich werde schon alles richtig machen, was du falsch gemacht hast.“

Klack.

Richtig baff war ich, denn eigentlich hatte ich immer geglaubt, dass es meine Mutter sei, die einen riesigen Terz machen würde, während Tscharlie bereits nach ein bisschen Laberrhabarber klein beigeben würde, um in einem riesigen Lachflash zu verkünden, dass ich doch heiraten solle. Nun aber war alles anders gekommen als gedacht. Meine Hochzeitsphobe Mutter schien geradezu heilfroh, dass ich unter die Haube kam, während mein Vater allein an dem Gedanken zerbrach, ich würde einen periodisch onanierenden Stalker heiraten. Immerhin hatte mich die Fürsprache meiner Mutter soweit aufgeheitert, dass ich ins Haus der Kallens gehen konnte, ohne mir über rotgeweinte Augen Gedanken machen zu müssen. Vielleicht würde am Ende doch irgendwie alles gut werden.

Als Edwoard unmittelbar vor der Villa in einem Affentempo parkte und das Auto so perfekt driftete, dass es parallel zum Gebäude stand, fragte er plötzlich:

„War das mit Dschäckopp, Maik und Dschäspärr eigentlich ernst gemeint?“

Er gab einen Knurrlaut von sich, der wohl Pumaartig sein sollte, doch nicht sehr bedrohlich klang.

„Nee... das war voll gelogen.“

„Okay, gut.“

Zum Glück war Edwoard nicht in der Lage meine Gedanken zu lesen, denn dank meines dicken defekten Schädels hatte er nicht die Ironie meiner Antwort verstehen können. Wieder besänftigt lächelte er mich mit seinem diagonalen Lächeln an und führte mich ins Haus.
 

In den letzten Wochen vor Tag X hatte sich Reene sogar mit in die Hochzeitsvorbereitungen gestürzt. Jeden Tag hing sie stundenlang mit Äsmä am Telefon – dass diese beiden Frauen von Stepford gut miteinander klarkamen überraschte niemanden. Reene fand Äsmä hinreißend und mir tat Fill jetzt schon leid. Mit meiner Mutter hatte er sich einfach die falsche Frau für eine monogame Beziehung ausgesucht.

Von Tscharlie hatte ich soweit nichts mehr gehört, was mich ziemlich beunruhigte. Hatte er resigniert oder bereitete er einen groß angelegten Amoklauf vor? Hatte er sich am Ende so betrunken, dass er ohnmächtig wurde, einen Filmriss bekam und nun überhaupt keine Ahnung, dass er mich verstoßen hatte? Wie auch immer, ich war viel zu ängstlich, um es selbst mit einem einfachen Anruf nachzuprüfen. Vielleicht brauchte er auch einfach ein bisschen Ruhe.

Das Oberdumme an der Gesamtsituation war, dass mich weder meine Mutter, noch Edwoards Familie mit in die Hochzeitsvorbereitungen mit einbezogen. So hatte ich überhaupt keine Ablenkung und noch dazu gestaltete sich die Hochzeit mehr und mehr zu einem immer größer werdenden Monstrum, das unbekannt über mir türmte. Sie hatten keinen meiner Wünsche berücksichtigt, so wie sie es immer taten, und ein Gefühl beschlich mich, dass das hier gar nicht meine Hochzeit werden würde, sondern die einer anderen. Richtig. Das hier war nicht meine Hochzeit.

„Bölla...“

Oh Gott!

„Böllaah! Koooooomm, put put put, kooooooomm!“

Hätte ich Rückenfell, würde es sich jetzt tierisch sträuben.

„Böllahaha! Zeit für die Anproooobe!“

„Nein!“, kreischte ich und preschte los, stolperte über meine eigenen Füße und klatschte mit voller Wucht auf den Boden.

„Du wärst ohnehin nicht weit gekommen. Bei meinem Vampirspeed!“, lobte Ällis sich selbst schamlos und stemmte mir ihren mit einem 10cm-Absatz-Stöckelschuh bestückten zierlichen Fuß in den Rücken, dass meine Wirbel krachten.

„Bitte! Ich will nicht! Ich will dieses weiße Unvieh nicht tragen müssen! Eher sterbe ich!“, schrie ich, rieb meine Beine aneinander wie es immer die weiblichen Anime-Hauptheldinnen völlig sinnfrei taten, anstatt dem Gegner in die Nüsse zu treten, wenn dieser sie festhielt, und ruderte mit den Armen, als wollte ich diesem Albtraum in Kleidgestalt davonschwimmen.

„So wie du dich wehrst, könnte man fast meinen, du wolltest Edwoard gar nicht heiraten...“, sagte Ällis mit schüttelndem Kopf und ihre Haare flogen in Zeitlupe.

„Doch, natürlich will ich ihn heiraten“, log ich. „Aber nicht so wie ihr es wollt!“

„Bölla, Bölla, Bölla. Das alles hier ist nur zu deinem Besten. Versteh doch, dass deine Meinung uns einen Dreck interessiert. Alles was dich angeht, werden wir übernehmen, dann musst du nicht so viel denken.“

„Das ist ja auch einfach supernett von euch! Ich bin von dem gesamten Kallen-Klan nur Nettigkeiten gewohnt, ich verehre euch alle regelrecht, aber...“

„Kein ABER!“

„Na gut“, gab ich klein bei und endlich nahm sie ihren Fuß weg. An der Stelle, wo ihr Absatz mich getroffen hatte, würde wohl eine Narbe bleiben.

Widerstandslos ließ ich mich die Treppe nach oben führen und in ihrem Zimmer angekommen befahl sie mir sogleich: „Zieh dich aus.“

„Huuuwas?!“, keuchte ich.

„Wie soll ich dir denn sonst das Kleid anziehen, hm?“, stöhnte Ällis.

„Eigentlich würde ich es ja am liebsten gar nicht anziehen. Nicht einmal bei der Hochzeit“, sagte ich zerknirscht.

„Nichts da! Och Manno! Nichts als Scherereien hat man mit dir!“, schimpfte Ällis und riss mir meine Kleider ohne jede Mühe vom Leibe.

„Halt!“, schrie ich, doch es war zu spät.

Splitterfasernackt stand ich vor ihr und sie maß mich mit Kennerblick.

„So, jetzt können wir endlich beginnen.“

„Na, ich weiß ja nicht“, sagte ich. „Trage ich nicht eigentlich Unterwäsche drunter?“

„Willst du Zeit schinden, oder was?“

„Nein, ich meine nur-“

„Dschäspärr!!“

Aus Ällis' fulminantem Kleiderschrank huschte betreten eine Gestalt, welche sich als Dschäspärr entpuppte und einen von Ällis' Slips quer über dem Gesicht trug.

„Reine Vorsichtsmaßnahme gegen deinen Geruch“, redete er sich heraus.

Wäre diese ganze Szenerie nicht so strunzpeinlich, hätte ich mich wohl in Grund und Boden gelacht, aber so stand ich nur angewurzelt da, die Arme um die Brust geschlungen und die Beine verknotet und gab wohl eine jämmerlichere Gestalt ab als er. Plötzlich aber befiel mich ein Gefühl der äußersten Schamlosigkeit und ich entspannte mich seufzend.

„Dschäspärr!!“, kreischte Ällis und gab ihm eine solch schallende Ohrfeige, dass es donnerte, blitzte und hagelte.

Dieser rieb sich nur mit lüsternem Grinsen die Wange und kicherte verhalten, während sich eine große Beule in seiner Hose bildete. Irgendwie verstand ich nicht recht wieso sich beide so aufführten, bis die Schamlosigkeitswelle, die er auf mich losgelassen hatte, abnahm und ich quiekend hinter einer Topfpflanze Deckung suchte.

„Geh ihr mal die Tüte mit der Unterwäsche holen, die ich für sie gekauft habe“, befahl Ällis Dschäspärr und er trollte sich immer noch haltlos kichernd.

Endlose demütigende Sekunden vergingen, bis er endlich wieder im Zimmer auftauchte, nach wie vor Ällis' Slip wie einen Ärztemundschutz im Gesicht.

„Da!“, sagte er und warf Ällis die Tüte zu.

Erwartungsvoll kramte sie darin und schien flott etwas zu finden, was ihr zusagte.

„Das hier wird es tun“, sagte sie schelmisch grinsend und reichte mir eine oberpeinliche lila Reizwäschekorsage mit schwarzen Rüschen und einem durchsichtigen Stück Stoff in der Mitte. Dazu einen Tanga in der gleichen Farbe, der, was das Bedecken betraf, nur bis zur Außenrandbikinizone reichte und ansonsten nur durch Schnüre verbunden war, die grässlich in meine Hüften einschneiden würden. Als wäre das noch nicht genug, gab es dazu Nylonstrümpfe vom selben Stil, die mit Haltern an der Korsage verbunden wurden.

„Ich soll DAS unter meinem Hochzeitskleid tragen?!“, fragte ich schockiert.

„Was denn sonst?“, erwiderte Ällis entrüstet und wandte sich dann einem winselnden Dschäspärr zu.

„Ällis! Bitte...“, wimmerte er und deutete auf die Beule, die seine Hose fast zum Einreißen brachte.

„Mit euch beiden hat man aber auch nur Ärger!“, flötete sie auf einmal ganz und gar nicht mehr genervt. „Bölla, zieh das schnell an und komm dann her. Ich muss dir noch was Wichtiges beibringen was Vampirpenisse angeht.“

Wenn mir zuvor nicht peinlich zumute war, dann definitiv jetzt, jedoch befiel mich abermals ein merkwürdiges Gefühl der Schamlosigkeit und ich schmückte mich rasch mit den Dessous, die mir nun geradezu einladend etwas vorraschelten, während sie sich an meinen Körper schmiegten. Dann trat ich zu Ällis, die vor Dschäspärr kniete und hockte mich neben sie.

„Also“, begann sie. „Erst vorsichtig die Hose öffnen, da sein steinharter Schwanz sie sonst mit einem Cockpunch erster Güte zerfetzt!“

Atemlos beobachtete ich, wie sie seinen Ständer aus der einschränkenden Umklammerung seiner Kleidung befreite. Zwar hatte ich noch nie einen menschlichen Penis in natura gesehen, allerdings wusste ich gleich, dass dieser hier ganz anders war. Er war so steif und fest und so diamanthart, kein Puls erschütterte ihn, keine Hitze des Verlangens strahlte von ihm ab. Er war absolut rein und so wunderschön mit seiner perfekten Pilzform. Seine Farbe hatte die außergewöhnliche Bleiche einer Weißwurst und seine Spitze war der vollkommene runde geschliffene Opal reinster raureifüberzogener kristallisierender eisblumiger Winterkälte. Er war der Absolute! Doch damit nicht genug. Auf der absoluten Spitze in einer winzigen Kuhle, ruhte einem unberührtem Bergsee gleich, umwölkt von den regenbogenhaften Farben der sieben Morgenröten, ein Tropfen reinster Ambrosia-Nektar-Engelswein.

„Bölla!“

Ällis gab mir einen Nackenklatscher, der mir fast das Genick gebrochen hätte.

„He, ich versuche dir hier was Wichtiges zu vermitteln und du bist gar nicht bei der Sache!“

„Ich bin ganz bei der Sache“, hauchte ich benommen.

Ihre Rehaugen verengten sich misstrauisch, aber dann zuckte sie anmutig mit den Schultern und fuhr fort.

„Der gemeine Vampirpenis ist so hart, etwas Härteres existiert auf diesem Planeten nicht. Dennoch ist er durchaus in der Lage sich von der schlaffen kleinen Nudel einer griechischen Aktstatue in einen wahren Lustprügel zu verwandeln, indem Vampirgift in ihn durch reine Wolllust gepumpt wird. Obwohl sich Vampirkörper überhaupt nicht mehr verändern können, gelingt dem Penis dieses Wunder trotzdem irgendwie, anscheinend kann Vampirgift den weißen Marmor aufblähen und verschafft sich so mehr Platz. So weit so gut. Die absolut einzige Flüssigkeit in einem Vampir, die nicht aus Gift besteht, ist die Wichse“, Dschäspärr schaukelte kurz, um dies zu veranschaulichen, stolz mit seinen Kronjuwelen, die diese Metapher mehr als jeder andere Eiersack verdienten. „Also brauchst du dir bei Blowjobs überhaupt keine Gedanken darüber zu machen, dass du vielleicht versehentlich vergiftet und vampirisiert wirst.“

Ich nickte atemlos, verstand aber irgendwie gar nicht, was sie da überhaupt redete.

„Nun zum Massieren“, sie spritzte sich eine Lotion in die Hand. „Mach es schön glitschig, damit es gut rutscht und flutscht!“

Verheißungsvoll legte sie ihre Hand Finger für Finger an Dschäspärrs Erektion und begann langsam darüber zu fahren. Erst langsam, dann schneller und schließlich wieder langsam, während Dschäspärr haltlos stöhnte und sich an den Schrankknäufen festhielt.

„Jaah! Guuut! Weiter! Mehr!“, verlangte er atemlos.

„Darf ich auch mal?“, fragte ich flehend.

„Nur zu!“, sagte Ällis freundschaftlich, nahm meine Hand und spritzte ebenfalls Lotion drauf.

Vor Aufregung zitternd griff ich nach Dschäspärrs Männlichkeit und war etwas enttäuscht, dass er sich mehr wie Großvaters Spazierstock anfühlte, als nach einem heißen erotischen vor Lebenslust in jeder flüssigkeitsgefüllten Zelle pulsierenden Liebeskrieger, der erwartungsvoll bebte, süchtig nach anrüchiger Völlerei. Trotzdem, um keine Spielverderberin zu sein, versuchte ich das kalte Türmchen zu massieren, spielte nach Herzenslust Flöte, schien aber nicht die passenden Töne zu treffen, denn Dschäspärr gähnte plötzlich und meinte: „Fester! Ich spüre deine schlappen schwächlichen wabbelweichen menschlichen Finger überhaupt nicht.“

Na toll. Das gab mir jetzt einen noch größeren Dämpfer als die Tatsache, dass wahrscheinlich auch Edwoards kleiner Unhold nichts weiter sein würde, als ein Dildo aus antarktischem Packeis. Wie sollte ich ihn denn befriedigen, wenn Mensch und Vampir überhaupt nicht zueinander zu passen schienen? Dabei hatte ich mir unsere Flitterwochen so romantisch vorgestellt. Sobald all dieser Hochzeitsunsinn vorbei sein würde, würde Edwoard mich an einen geheimen Ferienort entführen und ich würde die erste Liebemacherei mit meinem hormongebeuteltem menschlichen Körper erfahren, bevor ich diesen gegen etwas Schönes und Unsterbliches und Megasteifes eintauschte. Eine Ganzkörperbehandlung mit Botox auch bekannt als Vampirismus.

„Boah, lass mich mal ran, du hast ja gar nichts drauf!“, sagte Ällis und schnappte Dschäspärrs Penis aus meiner Hand.

Kurzerhand nahm sie ihn in den Mund und lutschte mit einer Geschwindigkeit daran, dass ich nur noch verschwommen mitansehen konnte wie ihr Kopf vor und zurück ruckte, genauso wie bei einer rennenden Taube. Dschäspärr gab ein gurgelndes Stöhnen von sich, krallte seine Hände in ihr maulwurfschwarzes Haar und ließ seine Hüften in ihren Saugrhythmus miteinstimmen.

„JAAH! JAAH!“, rief er, seine honigfarbenen Locken flogen, Ällis' Schädel knirschte und mit einem unmissverständlichen Spritzgeräusch ergoss er sich in ihren Mund.

Zuerst erschlaffte seine abgekühlte Bratwurst, doch das Wunder geschah, sie pumpte sich wieder zurecht und erstrahlte wieder in frostiger Glanz und Glorie.

„Das ist es, was du auch über Vampirpenisse wissen musst. Da Vampire niemals müde werden, können sie auch absolut immer! Also streng dich an!“

Um zu sprechen hielt sie sich Dschäspärrs erregtes Projektil kurz aus dem Gesicht, aber nur wenige Augenblicke später hatte er sich wieder in ihrem Schlund versenkt und das Spiel wiederholte sich aufs Neue.

Eine Weile sah ich zu, doch irgendwann wurde es mir genauso langweilig wie die Amateur-Pornos auf gewissen Seiten und so ließ ich meine Gedanken treiben. Stellte mir wieder vor mit Edwoard ganz alleine zu sein. Ganz alleine auf einer einsamen Insel. Ohne Hochzeitstrara, Hochzeitskleid, Hochzeitsgesellschaft, wütendem Tscharlie, nervender Reene, abwesendem Dschäckopp. Ja, ich würde es sein... mit Edwoard in meinem Paradies, wo ich eine rosarote Brille trug, die Ponys fröhlich wieherten und der Himmel voller Arschgeigen hing.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2012-04-09T23:10:02+00:00 10.04.2012 01:10
Also liebe Lariza, zu deinem Kommentar muss ich folgendes sagen:

Ich bin ein ziemliche begeisterter Bis(s)-Leser und ich habe trotzdem bis hierher gelesen.
Es sind nicht alle solche Kreische-Teeni-Fans, die Robert auf irgendeinem roten Teppich "Beiss mich Edwaaaaard!" zubrüllen würden. :D


Zu diesem Kapitel muss ich sagen:

Es ist jetzt zehn nach eins und ich glaube mein Lachen hat das komplette Haus aufgeweckt. xD
Ich habe noch nie eine derart geniale BEschreibung eines Penis gelesen, ich habe vor lauter Geläcjter zu heulen angefangen! xD

Und ich finde deinen Tscharlie fantastisch. :D


Von: abgemeldet
2010-08-12T10:39:10+00:00 12.08.2010 12:39
XD Süße, du bit verückt wie immer.
Du hast dich mal wieder selbst übertroffen ;) Klasse, wie du die Geschichte so nett umdrehst und alles auf sehr nette und (größtenteils ;) ) niveauvolle Art und Weise in den Schmutz ziehst. Du sprichst alle Punkte an, die mich an der ganzen Geschichte immer hat zweifeln lassen, aber wir zwei unterhalten uns da sicher mal in Ruhe darüber ;)

Klasse gelungene Parodie (obwohl ich es lieber als kreative Interpretation eines Buches, das eher peinlich schlechte Unterhaltung bietet, bezeichnen würde ;) )

Aber klar, dass du wenige Leser hast- die Twilight-Saga ist leider einfach zu populär und die Fans kommen mit Kritik an ihren Lieblingen einfach nicht klar.

Alles Liebe,

Sophie


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