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Und am Anfang, da warst du...

Sherlock Holmes and the Prisoners of Today (H/W)
von

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Abschiede

„Das Restaurant in das Holmes mich ausführte war ein etwas gehobeneres, mit edlem Ambiente und sehr gutem Service.

Kaum hatte meine Begleitung den Empfangsraum betreten, kam ein alter Kellner regelrecht auf ihn zugestürzt.

„Oh, Mr. Holmes! Schön Sie wieder mal hier bei uns zu sehen! Sind Sie wieder in Begleitung von..oh, nein, ich sehe gerade, es ist jemand anderes. Nun denn, soll ich Sie zu ihrem Stammtisch führen, Sir?“

Holmes gab mir bescheid, schon einmal dem Ober zu folgen, während er unsere Jacken und Hüte zur Garderobe brachte.

Peinlich berührt registrierte ich die abschätzigen Blicke des Obers, als er mich mit einem „Hier entlang – Sir.“ zu unserem Tisch brachte.

Ich war mir mehr als bewußt das ich, mit meinem alten Hemd und der schlichten, am Saum fleckigen Hose alles andere als geeignet für solch ein Restaurant erschien, gerade wenn man den piekfeinen Holmes neben mir zum vergleichen hatte.

Zu meinen zweifelhaftem Glück musste ich das Gefühl ausgeliefert zu sein nicht lange ertragen, nach gut 3 Minuten kam Holmes mit zwei Gläsern und einer Flasche Wein bewaffnet an mir vorbei um sich mir gegenüber zu setzen.

Schnell durschaute er die Lage und blickte dem Ober vielsagend hinterher.

„Ich hoffe doch, sie können über Kritik hinwegsehen. Naja, ganz so katastrophal wie es anmutet, siehen Sie dennoch nicht aus.“

Ich wußte nicht recht ob ich Holmes für eine solche Dreistigkeit schlagen, oder lieber in Tränen ausbrechen sollte. Also beschloß ich, ihn ungläubig anzublinzeln und unauffällig meine Frisur zu richten.

Der seltsame Mann und Ich schwiegen uns über wenige Minuten unangenehm an, bis sich mein Magen lautstark zu Wort meldete. Ich hätte im Erdboden versinken können.

Doch Holmes selbst sah die Dinge eher gelassen und blickte anteilnahmslos an mir vorbei.

„Pünktlich aufs Stichwort, da kommt unser Essen.“

Und tatsächlich reichte mir just in diesem Moment eine junge Kellnerin mein Essen an den Tisch.

„Ich wünsche ihnen einen guten Apetitt, meine Herrschaften.“

Hungrig wie ein Wolf starrte ich auf den Teller vor mir, der mit dem köstlichstem Rinderouladen beladen war, die ich je gesehen hatte.

Verschüchtert sah ich mein Gegenüber an und bedankte mich kleinlaut für diese Nettigkeit.

Holmes´ Mundwinkel zuckten amüsiert, als ich mich ausgehungert auf das Festmahl vor mir stürtzte. Nach ein paar Minuten angenehmen Schweigens aber räusperte sich der Charismat und begann langsam und bedächtlich zu sprechen.

„Nun, wissen Sie...um auf den Punkt zu kommen...

Ich habe Sie nicht ganz ohne Hintergedanken hierher ausgeführt. Sie verstehen?“

Aufmerksam sah ich auf und blinzelte Holmes verwirrt an.

„Erwarten Sie etwa eine Gegenleistung?“

„Nunja, ich würde es nicht Gegenleistung nennen. Es ist etwas, das ihnen auch hilft, da bin ich mir sicher.“

Nun war ich wirklich hellhörig geworden.

„Was genau meinen Sie damit, Holmes?“

„Ich will nicht wie die Katze um den heißen Brei herumschleichen:“

Er sah mir durchdringend in die Augen.

„Kommen Sie zu mir in die Bakerstreet.“
 

Meine erste Reaktion war ein heftiger Hustenanfall, da ich mich fürchterlich an einem Stück Kartoffel verschluckt hatte.

Ungläubig und mit tränenden Augen vom Husten starrte ich Sherlock an.

„Wie bitte? Vor ein paar Wochen noch sagten Sie mir unverblümt ins Gesicht, Ich sei Ihnen zu dumm. Woher der Sinneswandel?!“

Holmes trommelte genervt mit den Fingern auf die Tischplatte.

„Nunja, Menschen irren sich, Doktor. Ich durfte diese Nacht einige ihrer Vorzüge kennenlernen.“

Ich hörte einen Mann an unserem Nebentisch husten, seine Frau kicherte nervös. Oh mein Gott! Wie musste dieser Satz für unwissende geklungen haben?! Holmes jedenfalls kümmerte sich nicht um seine Wortwahl, also versuchte ich, hochroten Kopfes, die Situation zu entschärfen.

„Nur weil ich Ihnen beim Aufsatzschreiben geholfen habe..?“

Holmes zuckte unbekümmert die Schultern, lehnte sich leicht arrogant in seinem Stuhl zurück.

„Nunja, selbst durch solch einfachen Aufgaben kann man dumme von intelligenten Menschen unterscheiden! Was jetzt nicht heißt, Sie wären eine wirklich sehr intelligente Person, dennoch-“ Er machte eine wichtigtuerische Pause in der ich ihm am liebsten an die Gurgel gegangen wäre, doch meine Erziehung hatte Früchte getragen und ich hielt mich zurück.

„Sie begreifen sehr schnell. Und ihre Aufzeichnungen beweisen schriftstellerisches Talent, mein Lieber.“

„Meine Aufzeichnungen...? Von was reden Sie?“

„Ich habe mir erlaubt, als Sie kurz den Raum verließen, ihr Notizbuch – oder was auch immer es denn war – zu lesen. Ich habe es aber Ordnungsgemäß in ihre Jacke zurückgetan, keine Sorge.“

Ich war fassungslos, absolut entsetzt.

„SIE haben WAS??!“

Wutentbrannt sprang ich auf. Mir war es egal, ob die Leute um uns herum schauten. Ob sie tuschelten. Oder ob Holmes mich ansah, als verstünde er die ganze Aufregung nicht.

„Was fällt ihnen eigentlich ein?! Glauben Sie, es macht mir nichts aus, wenn Sie in meinem Privatleben herumschnüffeln?!“

Holmes rieb sehr genervt seine fahle Stirn zwischen Daumen und Zeigefinger, deutete auf meinen Stuhl.

„Setzen Sie sich, bitte. Sie ziehen nur noch mehr Blicke auf sich.“

Gefrustet tat ich wie mir geheißen.

„Gut. Nun, sehen Sie, ich konnte ja nicht ahnen, dass ihnen eine solche Tat so nahe geht. In diesem Buch stand ohnehin nichts von Belang – oder besser gesagt: Es enthielt nichts, was ich nicht ohnehin schon wusste.“

„Das ist doch nicht von belang, Holmes! Hören Sie, ich würde schon zu ihnen ziehen, nur solche Dinge dürfen einfach nicht passieren, haben Sie mich verstanden?“

„Ja, Ma´am.“

„Holmes, ich meine das ernst! Würde Sie das nicht stören, würde ich in ihren Unterlagen stöbern? Haben Sie nichts zu verbergen?“

Holmes rieb sich mit Daumen und Zeigefinger am Kinn, lachte kurz und leise.

„Oh, ich sehe, Sie drehen den Spieß um! Nun ja, hm, in der Tat. Ich habe genug zu verbergen, um ganze Bücher damit zu füllen. Ich sehe ihren Standpunkt.

Verzeihen Sie diese meine – beruflich bedingte – Neugierde. Ich musste einfach mehr über Sie erfahren, Doktor. Ja, Sie sind eine außerordentlich interessante Persönlichkeit möchte ich sagen.“

Dieses doch sehr schmeichelhafte Lob aus Holmes Munde besänftigte mich ungemein. Ich begriff, dass Holmes soetwas nicht in böser Absicht getan hätte.

„Ich nehme die Entschuldigung an. Nunja, allzu schlimm erscheint mir der Vorfall nun auch nicht mehr, wenn ich ehrlich bin.“

Und so beschloßen meine Begleitung und ich , die Einzelheiten des Umzuges auf dem Fußweg zu Dr. Wilsons Wohnung zu machen.

Holmes zahlte während ich schon vorraus ging, als mir während des Wartens vor dem Restaurant etwas einfiel, was ich ihn vorher schon lange fragen wollte.

Sofort, war Holmes neben mich getreten, sprach ich ihn darauf an.

„Mich würde ja brennend interessen, welchen Beruf Sie ausüben.“

Holmes sah mich verdutzt an und feixte in sich hinein.

„Das, Doktor, werde ich Ihnen nicht verraten.“

Ich runzelte die Stirn. „Aber wieso denn nicht?“

„Weil ich wissen will, ob Sie es selbst herausfinden können. So habe ich es bei ihnen schließlich auch herausbekommen – durch schlichte Deduktion!“

„Deduktion...“ Ich versuchte mit dem langbeinigen Holmes schritt zu halten, der gemächlich aber ziemlich schnell die Straße entlangschlenderte und fragte mich immer wieder, wie er es bloß geschafft hatte bei unserem ersten Treffen herauszubekommen, dass ich Arzt war.

Unterwegs unterhielten Holmes und Ich uns über die Einzelheiten meines Einzugs. „Sie haben die Wohnung ja bereits gesehen - ein wunderschönes Zimmer stünde für Sie bereit. Das Wohnzimmer werden wir selbstverständlich gemeinsam nutzen.“ „Gibt es irgendwelche Haken an der Sache?“ Argwöhnisch beäugte ich Holmes und versuchte aus seinen Gesichtszügen zu lesen. „Nunja, Watson. Das Zusammenleben mit mir liegt gewiss nicht jedem, aber ich werde mich arrangieren. Sie empfinden doch Violoinenspiel nicht als Belästigung?“ „Oh nein, ganz gewiss nicht! Hätten Sie ein Problem damit, dass ich mir eine junge Dogge als Haustier halte?“ Kurz blieb Holmes stehen und runzelte angestrengt die Stirn. „Mein Problem soll es gewiss nicht sein, Sir. Nur bedenken Sie: Ich experiementiere viel mit Teils sehr gefährlichen Stoffen, dazu kommt noch mein starker Tabakkonsum. Schlußendlich müssen Sie entscheiden, ob das Tier es woanders nicht vielleicht besser hätte.“

Nach ungefähr 20 Minuten hatten wir die kleine Wohnung meines Kollegen erreicht. Ich wollte gerade den Türklopfer betätigen, als die Tür sich von selbst auftat und ein wutentbrannter Peter vor mir stand.

„So“ Er sprach leise und beherrscht, doch mit einem sehr giftigen Unterton in der Stimme. „das war also der Grund für deinen nächtlichen Ausflug.“

Dr. Wilson sah zuerst Holmes, dann mich sehr aufgebracht an.

„Watson, kannst du mir verraten was hier vor sich geht?“

„Nunja, ähm..“ Aus irgendeinem Grund war ich schrecklich nervös – ganz so, wie ein Kind das Süßigkeiten gestohlen hatte und dabei erwischt worden war.

„Peter, eigentlich bin ich nur gekommen um meine Habseligkeiten abzuholen. Dich wird es sicher freuen zu hören, dass ich eine eigene Bleibe gefunden habe.“

„Sicher freut es mich, John.“ Dr. Wilson seufzte und trat in der Tür einen Schritt zur Seite.

„Komm rein.“

Ich verabschiedete mich also von Holmes und folgte meinem Wirt in seine Wohnung. Prompt kam Caspar auf mich zugesprungen.

„Na, alter Junge?“ Ein wenig traurig wuschelte ich meinem Rüden durch das glänzende Fell.

„Also?“ Ich sah auf, Dr. Wilson hatte sich vor mir aufgebaut, die Hände in den Hüften.

„Was hat Holmes mit dieser Sache zu schaffen?“

Langsam wurde es mir zu bunt.

„Jetzt hör mir mal zu, Wilson. Ich bin dir und deiner Frau mehr als dankbar, dass ihr mich mit offenen Armen aufgenommen habt. Ihr wisst nicht, wie Dankbar ich bin.

Aber, Peter, du bist nicht meine Mutter. Ich bin ein erwachsener Mann und dir keine Rechenschaft schuldig, hörst du?“

„Und was heißt das nun?“

Ich holte langsam Luft, sah Peter dabei fest in die dunkelbraunen Augen.

„Ich werde zu Holmes in die Bakerstreet ziehen.“
 

Mein Freund reagierte wie erwartet.

„Meinst du das ernst?! Du willst zu diesem Irren ziehen?“

„Ach komm schon, Peter. Er ist nicht Irre. Ich habe ihm gestern beim Schreiben einer Kolumne assistiert, falls es dich interessiert. Und dieser Mann ist ein Genie. Du kennst ihn doch nicht!“

Erbost tigerte mein Freund vor mir durch das Zimmer und ich konnte beobachten, wie sein Gesicht eine immer rötere Färbung annahm.

„Pha! Ich kenne ihn nicht! So einen Menschen muss man nicht kennen um zu sehen, wie er ist!

Wir nahmen dich auf weil es dir wirklich dreckig ging. Und du dankst uns das – indem du zu diesem Geisteskranken ziehst..?“

Nun musste ich wirklich lachen.

„Was?! Wilson, komm wieder runter! Ich darf doch wohl noch hinziehen wo ich möchte! Das hat mit dir und Margret absolut nichts zu tun!“

Langsam schien der Streithahn mir gegenüber wieder zur Vernunft zu kommen.

Traurig sah er mich an, die Hände wieder an den Hüften.

„Es tut mir Leid, mein Freund. Wir machen uns nur Sorgen um dich, das ist alles.“

Freundschaftlich legte ich Peter meine Hand auf die Schulter, lächelte ihn versöhnlich an.

„Das weiß ich doch! Aber glaube mir, von Holmes geht keine Gefahr aus. Ich weiß schon was ich tue.

Außerdem – ich wollte dich um einen Gefallen bitten, Peter.“

Ich hockte mich zu Caspar herunter und kraulte ihn melancholisch hinter den Ohren.

„In der neuen Wohnung wäre mein Freund hier nicht so gut aufgehoben schätze ich – und ich weiß ja, wie sehr deine Kinder den Hund lieben. Würdest du ihn bei euch aufnehmen? Ich wäre dir sehr dankbar.“

Hoffnungsvoll sah ich mein Gegenüber an, der nur heftig schnaubte und erneuert die Arme verschränkte.

„Ja, ja. Sicher nehme ich den Hund, er ist uns allen ja schon an das Herz gewachsen. Nur das du sogar dein treues Tier weggibst um in diese Wohnung zu ziehen ist unfassbar für mich. Wirst du bald auch deine Freunde verraten?!“

Mir kamen seine Sätze übertrieben und geradezu lächerlich vor, ihm jedoch schien jedes Wort ernst zu sein.

Gekränkt und verständnisslos musterte der Brünette mich.

„Und nun pack deinen Kram zusammen und verschwinde von hier.“ Eiskalt und erbarmungslos hatte er diese Worte geflüstert, als er an mir vorbei zur Haustür rauschte.

Ein halb gerauntes „Leg´ die Schlüssel auf die Kommode im Flur.“ war das letzte, was ich von meinem Freund zu hören bekam, ehe er das Haus verließ.

In Windeseile packte ich meine wenigen Habseligkeiten in einen kleinen Koffer und verabschiedete mich von Caspar.

Obwohl ich wußte, das es ihm in dieser Familie gut gehen würde – obwohl ich wußte, Peter war mein bester Freund und ich könne ihn jederzeit besuchen – ein ungutes Gefühl , welches mir, als ich die Wohnung verließ, sogar die Tränen in die Augen trieb, blieb bestehen.

Und wie so oft in meinem Leben stellte sich mein Gefühl als wahr heraus – es sollte mehr als 3 Jahre dauern, bis ich Peter das nächste mal sah.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  little_sunshine
2010-03-12T19:29:06+00:00 12.03.2010 20:29
ich muss mausilausi zustimmen...
Ich hab beim Lesen dann teilweise gar nicht mehr mitgekriegt, als mich jemand angesprochen hatte...
ich war so gefesselt, von den Ereignissen und allem drum herum^^
und vor allem, beschreibst du alles so gut, das ich mir direkt ausmalen konnte wie das dort is und wie die leute aussehen^^
du hast einen wirklich tollen schreibstil...
leider bin ich noch nicht mit lesen weiter gekommen... *sfz*
aber das kommt noch, bekommst du halt zwei Kommis *kicher*


Lg sunny
Von:  mausilausi
2010-01-17T23:27:51+00:00 18.01.2010 00:27
also ich muss jetzt erst mal ein großes Lob aussprechen
Du hast so einen guten Schreibstil das es mir vorkommt als würde ich selbst alles miterleben
mach weiter so jetzt wird erst richtig interessant


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