Zum Inhalt der Seite

Und am Anfang, da warst du...

Sherlock Holmes and the Prisoners of Today (H/W)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Gelungener Abschluß

Lestrade rieb sich die alten, müden Augen, zog die Vorhänge zurück und sah aus dem Fenster:

„Grundgütiger!“ Entsetzt starrte der Greis zuerst aus dem Fenster in gleißendes Sonnenlicht um sich dann ungläubig zur großen Wanduhr zu drehen, die unmissverständlich anzeigte, dass es weit nach acht Uhr frühs war.

Sehr verwirrt ließ sich der ehemalige Ermittler tiefer in seinen Sessel sinken, stützte seinen schweren Kopf in seine faltigen Hände und atmete tief und zittrig ein.

„Das..das kann nicht sein. I-Ich habe wirklich eine mehr als blühende Fantasie...!“

Doch er konnte seinen Worten nicht recht Glauben schenken. Er war dort gewesen, in Holmes Wohnung, in der Bakerstreet! Er hatte Watson dort sitzen sehen, er hatte Holmes reden hören.

Er hatte nichts mehr von seiner eigentlichen Umgebung mitbekommen, nicht das sämtliche Lichter ausgegangen waren, noch das bereits hellichter Tag war.

„Das ist absolut unmöglich. Das ganze ist mehr als 30 Jahre her, ich kann nicht dort gewesen sein! Watson hatte mir bestimmt einmal davon erzählt, von diesem Aufsatz über Religion von Holmes, gewiss hatte er.“

Nein. Hatte er nicht. Und das wußte Lestrade.

Und dennoch konnte der Polizist ohne Mühe den genauen Wortlaut des Aufsatzes wiedergeben, den Holmes langsam, Wort für Wort, Satz für Satz, diktiert hatte.

Entsetzt starrte Lestrade auf die Seite des Briefbogens, die er „gelesen“ hatte.

Sie endete mit dem Satz „Und während dieser rätselhafte Mann mir seinen Aufsatz diktierte, war ich mir bereits im Klaren darüber, das ich mich so schnell nicht von ihm lossagen konnte.“
 

Panisch warf der alte Mann den Stapel zurück auf seinen Schreibtisch,öffnete seine Tür und stürtzte die Treppe hinunter in die Küche.

Fahrig brühte er sich einen besonders starken Kaffee auf.

Langsam beruhigte er sich und versuchte, die Situation zu überdenken.

„Gehen wir die Sache nocheinmal durch:

Ich untersuche die Bakerstreet erneuert, finde Dinge, die dort vor 20 Jahren anscheinend noch nicht waren – unter anderem diese Papiere.

Als nächstes laufe ich nachhause, setze mich hin und beginne zu lesen.

Der Anfang beginnt mit..“

Hier stockte Lestrade seine laute Überlegung.

Ja, womit hatte der Text begonnen?

Er wußte es nicht. Er war nicht in der Lage sich an irgendeinen Text nach der Einleitung zu erinnern.

Watson sah er, Watson im Krieg, die Explosion, Watsons zusammentreffen mit Wilson im Cafe, Caspar....

„Als hätte ich daneben gestanden.“

Plötzlich betrat Lestrades Frau die Küche.

„Schatz, du bist ja wieder wach.

Ging es dir nicht gut? So fest geschlafen hast du schon lange nicht mehr!“

Die kleine Frau trat an ihren Ehemann heran und strich ihm zärtlich durch die noch vorhandenen, weißen Haare.

„W-Wovon redest du, Isabelle?“

Sie lächelte mütterlich und sah Lestrade besorgt an.

„Na, du wirst ja wohl noch wissen wie du in dein Arbeitszimmer gegangen bist?

Kaum eine Stunde später bin ich rein gekommen um nach dir zu sehen – du hast tief und fest geschlafen, ich konnte dich gar nicht mehr wecken!

Nagut, Spatz, ich bin erst einmal einkaufen. Ruh dich besser noch ein bisschen aus, du bist ganz schön blass.“

Kaum zwei Minuten später saß Lestrade in seinem Arbeitszimmer, betrachtete Fassungslos die Papiere vor ihm.

„Kein Mensch würde mir so eine Geschichte glauben! Man wird mich für verrückt erklären“

Doch auf einmal lächelte der Greis schmerzlich.

„Dennoch...ich bin dir das schuldig, Watson. Ich will sie dennoch weiter hören, deine Erzählung, die Lösung dieses Falles.“

Und während Lestrade erneuert in eine seltsame Ohnmacht verfiel und seinen Kopf auf dem Schreibtisch bettete, fuhr ein zarter, kühler Wind wie eine Danksagung durch den Raum,

und durch die geschloßenen Fenster leuchtete ein gleißendes Licht.
 

„ Ich fuhr mit meiner gesunden Hand über die Stirn.

„War das der letzte Satz?“ fragte ich Holmes erschöpft, der putzmunter und in bester Laune am Fenster stand.

„Ja, in der Tat, das war er. Ein gelungener Abschluß, meinen Sie nicht?“ Holmes zwinkerte mir ungewohnt freundlich zu.

„Äh, ja, nun, ich denke schon. Aber ich muss zugeben, allzuviel Ahnung habe ich von religiösen Themen nicht, Sir.“

Holmes seufzte und drehte sich schnell zu mir um, ließ sich in eleganter Läßigkeit auf seinem Schreibtisch nieder und sah mich unergründlich an.

„Meinen Sie nicht, diese Nacht bräuchte einen ebenso gelungenen Abschluß wie meine Schrift?

Was halten Sie davon wenn wir erst einmal etwas essen gehen? Als kleine Entschädigung?“

Ich war verlegen ob dieser Einladung und kratzte mich nervös am Hinterkopf.

„Nun ja, eigentlich-“

Doch wieder einmal schnitt mir Holmes das Wort ab.

„Das, Doktor, war eine Aufforderung, keine Frage.“

Und ohne auf meine leisen Proteste zu reagieren packte Holmes mich an meinem gesunden Arm, hebelte mich aus dem Sessel und schob mich mit sanfter Gewalt durch die Tür.

„Ich mische ihnen schon nichts ins Essen. Aber wußten Sie, das Zyankali 30 mal effektiver zum töten ist als Arsen? Da es nicht so lange zum Wirken braucht. Wie gerne würde ich den Unterschied einmal sehen!“

Und während Holmes mich in eine Droschke bugsierte, mich ständig anlächelte und gut gelaunt vor sich hin pfiff, betete ich dafür, dass er während des Essens nicht auf dumme Gedanken kommen möge.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück