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Sturmvogel

Fortsetzung zu "Lebenslinien"
von

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Spurlos

Sturmvogel – Kapitel 1 – Spurlos

Autor: Herzfinster

Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an Naruto gehören irgendwem anders, jedenfalls nicht mir! Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeit zu lebenden und toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors.
 

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Der Shinobi von der Nachrichtenzentrale schüttelte bedauernd den Kopf. Inzwischen wusste er nicht mehr, was er dem Mädchen noch sagen sollte. Seit einem Jahr kam sie jeden Morgen zu ihm und fragte ihn, ob es Neuigkeiten gab über diesen Jungen. Doch es gab keine.

Und insgeheim hoffte er auch, dass es so bliebe. Die Hokage selbst hatte ihm aufgetragen, solche Nachrichten auf keinen Fall an eine andere Person als sie persönlich weiterzugeben. Es bekümmerte ihn jeden Morgen ihr trauriges Gesicht zu sehen, doch solange es keine Nachrichten gab, musste er sie auch nicht belügen.

Am Anfang waren es noch zwei Mädchen gewesen, manchmal war auch dieser Uzumaki-Junge dabei gewesen, doch nach etwa drei Monaten hatten sie aufgehört zu ihm zu kommen und seit dem kam nur noch dieses Mädchen jeden Tag aufs neue.

Ständig trug die junge Kunoichi diese Schriftrolle bei sich, ein kleines, abgegriffenes Ding, so als hätte sie es schon hunderte Male gelesen. Wie einen Schatz hielt das Mädchen sie in Händen, während sie ihre Frage stellte. Er fragte sich, was es damit auf sich hatte. Vielleicht ein Talisman oder Amulett.

Sakura senkte den Blick auf die Papiere, welche auf dem Schreibtisch ausgebreitet lagen. Kurze Berichte über das, was im Land vor sich ging, doch nichts über Sasuke-kun. Manchmal fragte sie sich, ob man überhaupt noch nach ihm Ausschau hielt. Tsunade hatte ihr versichert, dass sie ihn nicht zum Nuke-Nin erklären würde, solange er ihr keinen Grund dazu gab.

Seit einem Jahr gab es kein Lebenszeichen von ihm, er war vollkommen untergetaucht, hielt sich vielleicht irgendwo versteckt. Oder – manchmal, wenn sie nachts wach wurde, dachte sie das – Akatsuki hatten ihn aufgegriffen und getötet. Diese Ungewissheit machte sie halb wahnsinnig.

Alles, was sie noch von ihm hatte, war die Schriftrolle und der Beutel, den er zurückgelassen hatte. Naruto hatte ihn ihr gegeben. Wenn sie besonders traurig war, dann nahm sie den Beutel aus ihrem Schrank und sah sich die Dinge darin an. Es waren keine besonderen Gegenstände, aber Sakura bewahrte sie auf wie heilige Reliquien.

Sie verließ die Nachrichtenzentrale und machte sich auf den Weg zu Tsunade. Sie wollte ihr heute etwas Neues beibringen, doch Sakura fühlte sich nicht so, als hätte sie die nötige Konzentration für komplizierte Jutsus oder Medikamente. Auf ihrem Weg begegnete ihr Ino, doch sie grüßten einander nur knapp.

Sakura nahm es ihr insgeheim übel, dass sie nicht mehr mit ihr jeden Morgen nach Sasuke-kun fragen ging. Wahrscheinlich hatte sie ihn schon lange aufgegeben. Es war Jahre her, dass sie ihn das letzte Mal gesehen hatten. Nur die Briefe, welche Naruto mitgebracht hatte, waren der Beweis, dass er überhaupt noch lebte, noch an sie gedacht hatte nach all der Zeit.

Manchmal fühlte sie sich wahnsinnig enttäuscht von ihm, dass er einfach so gegangen war. Aber Sakura konnte nicht wirklich böse sein mit ihm. In seinem Brief hatte er ihr so glaubhaft versichert, dass es ihm Leid tat, dass sich ihr Ärger legte. Die Sorge allerdings blieb und die Traurigkeit.

Sakura gäbe alles dafür, ihm ebenfalls eine Nachricht zukommen zu lassen. Auch wenn es vielleicht nur eine winzige Schriftrolle wäre. Sie würde ihm alles sagen, was sie ihm früher nie hatte sagen können. Sie wünschte sich nur einen Moment, einen Augenblick für sie beide.
 

Er wusste schon jetzt, dass er keine Schüler haben wollte, wenn er irgendwann Jo-Nin wurde. Naruto hatte die unehrenhafte Aufgabe übertragen bekommen, heute auf eine Bande von Ge-Nin aufzupassen, da ihr Sensei eine wichtige Mission zu erfüllen hatte, die Kinder aber lediglich für eine alte Dame einkaufen sollten. Dabei konnten sie auch von einem Chu Nin beaufsichtigt werden.

Naruto fand das absolut unfair. Alle seine ehemaligen Klassenkameraden hatten heute coole Missionen oder Spezialtraining und er spielte den Aufpasser für diese Anfänger. Dabei hatte er gehofft, nachdem Tsunade ihm den Status des Chu-Nin offiziell bestätigt hatte, sich endlich wirklich als Shinobi beweisen zu können. Aber viel hatte sich nicht für ihn geändert. Es war nur ein anderer Titel, den er trug, ansonsten behandelten ihn alle noch immer wie früher.

Kakashi bekam er kaum noch zu sehen, meist wurde er einfach irgendeinem Jo-Nin zugeteilt zusammen mit ein paar anderen Chu- oder Ge-Nin. Auch Sakura sah er nur noch selten. Und wenn sie doch zusammen eine Mission ausführten oder sich privat trafen, dann war sie meist viel zu niedergeschlagen um mit ihm zu reden. So ging das jetzt schon seit Monaten.

Naruto verstand sie, sie machte sich Sorgen um Sasuke, doch man konnte alles übertreiben. Schon oft hatte er versucht, ihr zu sagen, dass sie ihm vertrauen sollte und dass Sasuke auf sich aufpassen konnte. Aber es hatte den Anschein, als hörte sie ihn gar nicht. Naruto hatte große Mühe damit, nicht eifersüchtig zu reagieren. Immer hatte sie schon nur Augen für Sasuke gehabt, aber seit Naruto zurückgekehrt war – ohne ihn – sah Sakura ihn überhaupt nicht mehr.

Natürlich machte er sich auch Sorgen um Sasuke. So lange waren sie nun ohne Nachricht von ihm. Doch Naruto war überzeugt, wenn er tot wäre, so hätten sie davon gehört. Sasuke würde nicht leise und unbemerkt abtreten. Wenn Akatsuki ihn tatsächlich gefangen hatte, so würde er bestimmt mindestens einen von diesen Typen zur Hölle schicken, bevor sie ihn niederstreckten. Da war sich Naruto sicher.

"Naruto-kun..." Naruto erkannte diese leise Stimme und blieb stehen. "Hey, wartet mal kurz!", rief er den Ge-Nin zu, die schon vorgelaufen waren, und wandte sich dann Hinata zu. "Hey, Hinata..."
 

Ino war stehen geblieben und blickte Sakura nach. Schon eine Weile sprachen sie nicht mehr mit einander. Es war schlimmer als damals, als Sakura sie zu ihrer Rivalin erklärt hatte. Danach hatten sie sich wenigstens noch etwas zu sagen gehabt. Nun schwiegen sie sich gegenseitig an.

Ino verstand es nicht. Sicher, Sasuke war ihr Teamkamerad gewesen und sie hatten einiges zusammen durchgestanden. Aber das Leben ging eben weiter. Sie konnte doch nicht für immer ihrem Teenieschwarm nachtrauern und darüber alles andere vergessen. Das konnte Sakura einfach nicht ernst meinen.

Als Naruto vor einem Jahr nach Konoha zurückgekehrt war und ihr Sasukes Brief übergeben hatte, war Ino völlig überrascht gewesen. Sie hatte nicht geglaubt, jemals wieder etwas von ihm zu hören und konnte es kaum glauben. Aber dass er gar einen Brief an sie persönlich richtete, das hatte sie doch über alle Maßen erstaunt.

Die Schriftrolle bewahrte sie in ihrem Schreibtisch auf zusammen mit anderen Erinnerungen an ihre Schulzeit. Manchmal sah sie die Sachen durch und erinnerte sich gerne an diese Zeit, aber es war nichts weiter als gewöhnliche Nostalgie. Seinen Brief hatte sie nur zwei Mal gelesen und danach weggepackt. Anders als Sakura...

Ino hatte daran gedacht, die Schriftrolle Sakura zu geben. Der Brief war nicht an sie gerichtet, doch Sakura würde sich vielleicht freuen, diese Worte zu lesen. Seine Worte, die einzige Verbindung, die sie noch zu ihm hatte in ihrer kindischen Verliebtheit. Wie die tragische Heldin in irgendeiner Sage, getrennt von ihrem Liebsten über Jahre hinweg.

Das war doch keine Liebe. Genau genommen konnte sie ihn gar nicht lieben – kannte Sakura ihn denn wirklich? Der Sasuke, an den Ino sich erinnerte, sprach nie über sich selbst, blieb stets für sich und sonderte sich von allen ab. Damals fand sie ihn unbeschreiblich toll, geheimnisvoll und mysteriös. Wie seine dunklen Augen sie angestarrt hatten, wenn sie einander begegneten.

Heute war sie sich sicher, dass er durch sie hindurchgesehen hatte, die ganze Zeit über und dass hinter seinem kühlen Fassade nichts war als Leere und Kälte. Sasuke war anders als Shikamaru, Neji, Choji, Lee, Kiba oder auch Naruto. Anders als all die anderen Jungs um sie herum. Ino hatte gesehen, wie in jedem von ihnen ein Feuer aufgelodert war, hell und brennend.

Das einzige Feuer, das sie bei Sasuke je gesehen hatte war eine kalte, furchteinflößende Flamme, die alles vernichten konnte, was sich ihr in den Weg stellte. Ino war aus ihrem kindischen Traum erwacht und hatte es erkannt. Sie ließ Sasuke hinter sich und wandte sich anderen Zielen zu, erfüllbaren Zielen. Dabei fragte sie sich die ganze Zeit, wann auch Sakura endlich erwachen würde. Ihr Prinz würde kaum kommen und sie wachküssen.
 

"Träumst du schon wieder, Sakura?" Tsunade sah sie tadelnd an. "Entschuldigung...", murmelte sie und senkte den Blick. "Wenn du nicht bei der Sache bist, dann hat dies alles keinen Sinn. Eine Kunoichi muss jederzeit wachsam und konzentriert sein, erst Recht eine in deiner Position! Du musst wacher sein als alle anderen!" "Jawohl..." Sakura stellte den kleinen Glasmessbecher ab.

Tsunade legte eine Hand auf die Schulter ihrer Schülerin. "Sakura... Ich weiß, dass du dir Sorgen um ihn machst. Aber so kann das nicht weitergehen." "Aber..." "Du hast deine Pflichten als Kunoichi von Konoha", unterbrach Tsunade sie, bevor sie ihr widersprechen konnte, "Wir brauchen dich und deine Fähigkeiten."

Tsunade ließ Sakura los und das Mädchen atmete tief durch. "Habt Ihr wirklich nichts von ihm gehört, Meisterin?", fragte Sakura mit schwacher Stimme, "Irgendetwas?" Die Hokage schüttelte den Kopf. "Ich glaube auch ehrlich gesagt nicht, dass wir etwas von ihm hören werden. Ganz gleich, was aus ihm geworden ist." "Wie meint Ihr das?"

Naruto hatte Tsunade nach seiner Rückkehr ausführlich darüber berichtet, was geschehen war und was Sasuke vor hatte. In diesem Punkt wusste sie um einiges mehr als Sakura, denn gegenüber der Hokage hatte Naruto die ganze Geschichte erzählt, nicht jedoch gegenüber seiner Kameradin.

"Ich glaube nicht, dass Sasuke jemals wieder nach Konoha zurückkehren wird", entgegnete Tsunade, "Deshalb solltest du ihn besser vergessen." Die Worte schnürten Sakuras Brust ein wie ein Stahlseil. "Tsunade-sama... Das... Wie soll ich das machen? Wieso sollte er nicht mehr zurückkehren? Er will doch nur..." "Niemand marschiert einfach in das Versteck von Akatsuki, hält einen Plausch mit ihnen und geht wieder unbeschadet zur Tür heraus."

Sakura wusste nicht, was sie sagen wollte. Sicher hatte Tsunade Recht mit dem, was sie da sagte. Aber sie wollte an Sasuke glauben. Er war stark und klug. Irgendwie würde er sein Ziel erreichen. "Sakura...", fuhr Tsunade fort, "Sasuke ist nicht mehr der Junge, den du gekannt hast. Ihn zieht hier nichts hier her."

Das Mädchen schüttelte den Kopf. Sakura zog die kleine Schriftrolle aus ihrer Tasche und hielt sie Tsunade hin. "Das ist von ihm", sagte sie und kämpfte mit ihren Tränen, "Er hat mir dies geschrieben. Er wird zurückkommen, daran glaube ich ganz fest. Sasuke-kun wird uns nicht einfach zurücklassen." "Sakura..." "Er hat uns nicht verraten!"
 

Sie sahen einander eine Weile schweigend an. So lange, dass die kleinen Ge-Nin hinter Narutos Rücken zu tuscheln begannen bis er ihnen drohte, sie im Shi no Mori auszusetzen, wenn sie nicht sofort still waren. Hinata musste lächeln, als sie ihn so sah. Es erinnerte sie an ihre eigene Kindheit, als sie die Anfänger gewesen waren. Aber das schien unendlich lange her zu sein.

Entnervt wandte Naruto seinen 'Teilzeitschülern' den Rücken zu. "Die sind wirklich lästig... Wenn du wirklich Lehrerin werden willst, dann hast du sowas den ganzen Tag um dich. Überleg es dir lieber noch mal..." "Ach, Naruto-kun, ich glaube..." Hinata faltete die Hände vor dem Körper, als wolle sie sich vor ihm verstecken, "Ich glaube, das passt ganz gut zu mir. Bei Missionen bin ich ohnehin meist nur im Weg und... Lehrer brauchen wir immer."

Naruto nickte. Er hatte sie nie gefragt, was Sasuke ihr geschrieben hatte, doch er hatte ihr Gesicht gesehen, als sie den Brief las. Sie wirkte erstaunt damals, als könne sie die Worte nicht in ihrer vollen Bedeutung begreifen. Aber irgendetwas hatte sich seit dem an ihr verändert. Dabei wusste Naruto nicht einmal, dass Sasuke und Hinata sich überhaupt näher gekannt hätten.

"Ihr habt noch keine Nachricht von ihm?", fragte sie plötzlich. "Wie? Von wem?" "Sasuke-kun..." Naruto senkte den Blick. "Oh... Nein. Gar nichts. Aber hast du etwas anderes von ihm erwartet?" Er zwang sich zu einem sorglosen Lächeln. Das beherrschte er inzwischen ziemlich gut, dieses falsche Grinsen, so als ginge es ihm tatsächlich gut. Jedenfalls schienen die Leute es ihm abzukaufen.

"Sakura-san macht sich solche Sorgen", fuhr Hinata fort. "Ja, schlimm." Auch nach nunmehr einem Jahr blieb in Naruto das Gefühl zurück, sie maßlos enttäuscht zu haben. Dabei hätte er ahnen müssen, was passiert. Und was hatte er getan? Er hatte sich von Sasuke ausschalten lassen wie ein absoluter Anfänger. Noch heute ärgerte er sich darüber. Aber es war müßig, darüber nachzudenken.

"Und was treibst du so heute?", wechselte Naruto das Thema. "Uhm... Ich... Kiba-kun, Shino-kun und ich müssen einige alte Bücher zu einem Händler bringen in diesem kleinen Dorf im Süden." "Dafür braucht man Ninja? Das klingt ja sowas von öde..." Hinata wog den Kopf hin und her. "Sie sind wohl sehr wertvoll. Aber damit kenne ich mich nicht aus."

Naruto seufzte. "Ach, jeder geht derzeit auf irgendeine Mission... Nur ich sitze hier fest und spiele den Babysitter. Das ist echt unfair..." Sie lächelte. "Du bist bestimmt auch bald wieder dran, Naruto-kun. Bist du nicht gerade erst von einer Trainingsreise zurückgekehrt?" "Ja, schon. Aber trotzdem... Hier rumsitzen macht keinen Spaß. Das ist wie Hausarrest."

Hinata warf einen Blick auf die drei Ge-Nin. "Trainier doch ein bisschen mit ihnen." Naruto murrte und schob die Hände in seine Hosentaschen. Er war nicht der Lehrer-Typ. "Ich muss leider los. Bis bald, Naruto-kun" "Bis bald..." Naruto blickte ihr noch nach, wandte sich dann den drei Ge-Nin zu. "Okay, ihr Zwerge! Jetzt bringen wir diese ätzende Mission hinter uns und dann trainieren wir erst einmal eine Runde, damit ihr groß und stark werdet – und ich meine Ruhe habe..."
 

Tsunade entließ Sakura für heute. So hatte es keinen Sinn ihr irgendetwas beibringen zu wollen. Völlig aufgelöst verließ Sakura den Raum, hielt die Schriftrolle dabei fest umklammert, während Tsunade ihre Bücher und das Material wieder wegräumte. Sie musste sich dringend etwas überlegen, wie sie Sakura helfen konnte. Denn so konnte es auf keinen Fall weitergehen.

Sie verstand sehr gut, was ihre Schülerin fühlte. Aber sie konnte sich nicht in dieses Gefühl fallen lassen und darin ertrinken, das ging nicht. Sakuras Mutter hatte sie schon gefragt, was ihre Tochter denn habe. Dabei hatte Tsunade nach Narutos Rückkehr schon größte Mühen gehabt, was passiert war möglichst geheim zu halten.

Offiziell hieß es: Naruto habe Sasuke nicht gefunden und war schließlich gezwungen, nach Konoha zurückzukehren. Die Wahrheit kannten nur all diejenigen, denen eine Schriftrolle übergeben worden war und diesen sechs Shinobi hatte sie das Versprechen abnehmen müssen, darüber Stillschweigen zu bewahren.

Ihre Schriftrolle hatte Tsunade sofort nach der Lektüre vernichtet, damit die Ältesten davon keinen Wind bekamen. Lediglich die ANBU und einige Leute vom Nachrichtendienst, denen sie trauen konnte, hatte sie die Anweisung erteilt, nach dem Jungen Ausschau zu halten und Informationen über ihn sofort an sie weiterzuleiten.

Doch das funktionierte nur, solange sich Sasuke ruhig verhielt. Sie hatte keine Ahnung, was genau der Junge vor hatte, aber Tsunade hoffte sehr, dass es keine großen Wellen schlagen würde. Dies wäre nicht nur schlecht für ihn, sondern unter Umständen auch für Konoha. Im Schlimmsten Fall war es dann an ihr diejenigen zu schicken, die ihn töteten. Sie wünschte sich, dass es so weit nicht kommen würde.

Aber sie wusste auch, dass sie nicht einfach Shinobi auf die Suche nach ihm schicken konnte. Zum einen wusste Sasuke sehr genau, wie er ihnen aus dem Weg gehen musste um nicht entdeckt zu werden, zum anderen war es auch in Konoha für ihn nicht ungefährlich. Die Ältesten reagierten mit einer seltsamen Nervosität, wenn das Gespräch auf ihn kam. Und noch wusste sie nicht, was dahintersteckte.

Vorerst konnte Tsunade nur beobachten.
 

Naruto sah seinen 'Schülern' beim Training zu und dachte nach. Er dachte über sein Leben nach, was er nicht oft tat. Das deprimierte ihn immer ein wenig. Doch nach dem Gespräch mit Hinata konnte er sich einfach nicht mehr davon ablenken.

Er dachte darüber nach, was er als nächstes vor hatte. Genau genommen hatte er nur das eine konkrete Ziel in seinem Leben, nämlich Hokage zu werden. Aber ansonsten fand er sich selbst ziemlich planlos vor. Zwar trainierte er sehr regelmäßig und auch sehr hart, gab sein Bestes um stärker, schneller und besser zu werden. Aber trotzdem fehlte ihm irgendetwas dabei.

Und Naruto wusste auch ganz genau, was das war: Sasuke. Sein Freund, sein Rivale, seine Messlatte, die er immer hatte überwinden wollen. Wenn sie früher mit Kakashi-sensei trainiert hatten, so war es auch immer ein Kampf gegen einander gewesen. Auch wenn keine von beiden das aussprach, so hatten sie sich immer an einander gemessen.

Wenn Naruto jetzt trainierte, so lief keiner mehr vor ihm her, den er einholen konnte, niemand hinter ihm, den er abhängen konnte. Er lief die Strecke einfach ganz alleine und das machte weder Spaß, noch war es besonders fordernd. Und er hörte nicht einmal irgendetwas von Sasuke. Ständig fragte er sich, ob es ihm gut ging und ob sie einander wiedersehen würden.

Auf Missionen ließ er manchmal an bestimmten Orten versteckte Botschaften zurück. Kleine Papierschnipsel mit gekritzelten Botschaften. Kam er irgendwann wieder an diesem Ort vorbei, so kontrollierte Naruto das Versteck nach einer Antwort, aber bisher hatte er immer nur seine eigenen kleinen Zettel dort wieder vorgefunden. Es war deprimierend.

Nicht einmal mit jemandem reden konnte er, da ja niemand die Wahrheit wissen durfte. Sicher, es war besser so. Doch manchmal kam sich Naruto richtig blöd vor, wenn er seinen Kameraden etwas vorlog und sich langweilige Geschichten über die fremden Welten ausdachte. Dabei hätte er gerne voller Stolz von der Chu-Nin-Prüfung und allem erzählt, von dem gläsernen Garten, der Welt unter der Erde mit den Androiden, wie sie sich verkleidet durch eine Welt hatten schleichen müssen mit Tiermasken oder Sasukes Vorstellung als 'Zauberer'.

Und wenn er Sakura davon erzählte, so hörte sie ihm kaum zu. Nur Kakashi schien interessiert, doch er ließ nicht durchblicken, was er über dies alles dachte. Er saß immer nur da und hörte zu. Und Ero-Sennin fragte ihn ständig nur nach irgendwelchen Frauengeschichten, die Naruto vielleicht bisher verschwiegen hatte.

Natürlich hatte er auch Kakashi gefragt, ob er nicht irgendetwas über das Massaker an den Uchiha wusste, wie es dazu gekommen war und wer beteiligt gewesen sei. Kakashi hatte Naruto daraufhin lange schweigend angesehen und ihn dann gefragt, weshalb er das wissen wolle. Aus der Frage schloss Naruto, dass Sasuke in seinem Brief an Kakashi nichts davon erwähnt hatte.

Nur zögerlich hatte Naruto dann von der Schlacht erzählt und auch das, was Itachi ihnen gesagt hatte, was die Wahrheit wäre. Letztendlich erzählte er auch von Sasukes Vermutung und seinem Plan Itachi danach zu fragen. Kakashi war plötzlich sehr ernst geworden und hatte Naruto eindringlich davor gewarnt, dies irgendwem gegenüber zu erwähnen.

Dabei wusste Naruto sehr wohl selbst, dass er dies nicht herumerzählen sollte, aus verschiedenen Gründen. Kakashi hatte nicht durchblicken lassen, ob er irgendetwas über diese Geschichte wusste oder nicht. Er wiederholte nur, was alle wussten: Uchiha Itachi hatte den gesamten Clan ausgelöscht. Alle, bis auf einen. Doch die Gründe dafür kannte wohl nur Itachi selbst.

Wobei sich Naruto die Frage aufdrängte, wenn doch niemand das Massaker überlebt hatte, woher wusste man dann, dass es Itachi war? Schließlich hatte niemand gesehen, wie er die Uchiha getötet hatte. Niemand außer Sasuke und der schwieg sich bekanntlich über jene Nacht aus. Man hatte am nächsten Morgen lediglich einen Berg Leichen vorgefunden und Itachi war verschwunden. Okay, so gesehen lag der Schluss nahe, dass er es war. Trotzdem stimmte an der Geschichte irgendetwas nicht.

Wenig zufrieden begutachtete er ihre Ergebnisse. "Was denn? Was denn? Wollt ihr mich auf den Arm nehmen? Als ich so klein war wie ihr, da war in meinem Team ein Mädchen, das ist bei ihrem ersten Anlauf drei mal so hoch gekommen wie ihr in den letzten zwei Stunden! Weitermachen!" "Oooch!" "Aber wir sind müde!" "Ich will nicht mehr..." Naruto setzte ein möglichst böses Gesicht auf. "Auf den Baum, sonst jag ich euch da hoch!!!"
 

Das Dorf hieß Kiri no Tani und lag, wie der Name schon sagte, in einer Senke. Stand man morgens auf einem der umliegenden Berge, so sah das Tal aus wie eine große Schüssel mit weißer Watte, so dicht hing der Nebel in ihm. Die Sonne ging spät auf und abends früh unter, weil die Berge das Licht zurückhielten.

Kamome Akira lebte derzeit in Kiri no Tani. Offiziell war er der Gehilfe eines Lebensmittelhändlers. Unter dem Ladentisch wurden aber weitaus lukrativere Dinge angeboten. Dienstleistungen der besonderen Art und auch nicht ganz billig. Davon wusste jedoch nur, wer sich in entsprechenden Kreisen bewegte und Kamome nahm nur Aufträge von Leuten an, die auf Empfehlung guter Kunden kamen.

Für alle anderen war er nur ein Junge, der in einem Laden arbeitete um mit dem Geld seine Verwandten zu unterstützen, die in irgendeinem anderen Land lebten. Seine armen Eltern waren erkrankt und seine Geschwister noch zu klein, um ihnen helfen zu können. Das war jedenfalls die Geschichte, die er all jenen erzählte, die ihn nach seinem Leben fragten.

Kamome Akira war eine einzige Lüge. Eine Lüge allerdings, für die Sasuke viel Geld und Zeit investiert hatte. Er hatte einen gefälschten Pass, eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis und sogar Arbeitszeugnisse bei einem grandiosen Fälscher erstanden. Die Papiere waren teuer gewesen, doch bisher hatten sie auch noch jeden überzeugt.

Beinah ein Jahr schon war er jetzt Kamome Akira und trieb sich in der Unterwelt des Landes herum in der Hoffnung, so die richtigen Leute kennen zu lernen und schließlich seinem Bruder auf die Spur zu kommen. Einige Monate hatte er damit verbracht, den Gerüchten nachzureisen, doch jede Spur führte ins Leere. Akatsuki hielt nicht viel von Publicity und so war das Meiste nur dummes Bauerngeschwätz. Also hatte er seine Taktik geändert.

Sechs Monate lebte er nun schon in diesem Dorf und hatte von allerlei Leuten Aufträge erhalten. Im Grunde unterschied sich sein Leben nicht besonders von der Zeit, als er mit Ogami durch die Lande gezogen war. Nur hatte er jetzt keinen Partner mehr. Lediglich dann, wenn zufällig Konoha-Nin durch das Dorf kamen, musste er besonders vorsichtig sein.

Er wusste nicht, ob sie ihn suchten, aber es war besser, wenn sie ihn nicht sahen oder gar erkannten. Bisher hatte er noch keine bekannten Ninja wiedergesehen, was ein Glück war. Die hätten ihn bestimmt erkannt, wenn sie ihn entdeckten. Sasuke hatte zu viel Zeit investiert in dieses zweite Leben. Er konnte es sich nicht leisten, noch einmal von vorn anzufangen.

Die Tage vergingen in einem immer gleichen Rhythmus. Lediglich seine Aufträge unterschieden sich von einem zum anderen Abend. Von seinen Auftraggebern hatte er einige, wenn auch spärliche Informationen über Akatsuki im Allgemeinen erhalten, jedoch nicht über Itachi im Speziellen.

Es hieß, sie seien hinter den Biju her und dass sie die Macht über das ganze Land anstrebten, den Kontinent, doch niemand schien etwas Genaueres zu wissen. Dies machte Sasuke ein wenig Sorgen. Sicher achtete eine Organisation wie Akatsuki darauf, dass ihre Pläne möglichst geheim blieben. Doch im Augenblick brauchte er so viel Information wie möglich. Insbesondere beschäftigte ihn, dass sie die Biju jagten. Sasuke fragte sich, ob Naruto sicher war in Konoha und was mit ihm passieren sollte, wenn er ihnen doch in die Hände fiel.

Er war allein im Laden. Der Besitzer kam erst in zwei Stunden, wie jeden Morgen. In der Zwischenzeit erledigte Sasuke sämtliche notwendigen Arbeiten, füllte Regale auf, legte das Wechselgeld in die Kasse, legte die Tageszeitung in die Auslage... Es war jeden Tag derselbe Ablauf. Er stapelte gerade Zigaretten in das Regal hinter dem Tresen als die Ladentür geöffnet wurde.

"Guten Tag", sagte Sasuke schon ganz automatisch wie ein dressierter Papagei, als er die Glocke hörte. Es war der erste Kunde an diesem Tag. Bestimmt jemand auf dem Weg zur Arbeit, der noch einen Kaffee oder Tee für den Weg wollte. Als Sasuke sich umdrehte kostete es ihn alle Mühe sein Erstaunen nicht zu zeigen. Zwar hatte er den Mann noch nie gesehen, doch der schwarze Mantel mit den roten Wolken sprach für sich.
 

TBC

Kreuzung

Sturmvogel – Kapitel 2 – Kreuzung

Autor: Herzfinster

Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an Naruto gehören irgendwem anders, jedenfalls nicht mir! Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeit zu lebenden und toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors.
 

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Zielstrebig kam der Mann auf ihn zu. "Kann ich Ihnen behilflich sein?", fragte Sasuke ihn wie jeden anderen Kunden auch. "Bist du Kamome?", fragte der Fremde. Er kam offenbar gleich zur Sache. Sasuke deutete auf sein Namensschild. "Ja, bin ich. Wie kann ich Ihnen helfen?"

Der Mann hatte die Statur eines Kleiderschranks. Der große Teil seines Gesichts wurde durch eine Maske und eine Art Mütze verdeckt. Er zog eine Karte aus seinem Mantel und legte sie auf den Tresen. Sasuke las die eilig hingeschmierten Zeilen. Eine Empfehlung von einem Kunden. "Weshalb kommt jemand wie Ihr zu mir?", fragte er den Akatsuki.

"Die Leute erzählen sich interessante Dinge über dich. Du wärst begabt." Einige Leute kamen die Straße entlang und blieben vor dem Laden stehen. Der Mann warf ihnen einen kurzen Blick zu. "Ich werde dich testen", fuhr er dann fort, "Wenn mir gefällt, was du tust, dann beauftrage ich dich vielleicht öfter." "Es ist mir neu, dass Ihr Kleinkriminelle anheuert um Aufträge für euch auszuführen."

Der Kerl ließ nicht erkennen, was er dachte. Das machte Sasuke ein wenig unruhig. Seine Augen waren einfach nur zwei Punkte in seinem Gesicht, die ihn anstarrten. "Als Kleinkriminellen würde ich dich nicht bezeichnen, Junge. Aber du hast Recht. Normalerweise würde ich das auch selbst erledigen, aber mein Auftrag führt mich leider in eine andere Richtung."

Er zog eine dünne Mappe aus seinem Mantel und reichte sie Sasuke. Der Junge nahm sie entgegen und schlug sie auf. Es war ein Steckbrief und einige handschriftliche Notizen. "Ich soll also diesen Mann beseitigen?", fragte Sasuke und sah sich das Bild genau an. Er sah nicht wirklich wie ein Verbrecher aus, doch die Liste der Straftaten auf der anderen Seite umfasste beinah alles, was man in einer Kriminallaufbahn so anhäufen konnte.

"Nein", erwiderte der Akatsuki, "Du sollst ihn töten und mir seine Leiche bringen." "Kopfgeld also?" "Exakt." Sasuke schloss die Mappe und schob sie in ein Fach unter der Theke. "Irgendwelche besonderen Wünsche?" "Sein Gesicht muss so unversehrt sein, dass man ihn noch identifizieren kann. Sonst ist er wertlos." "Verstehe… Und mein Anteil?"

Dieses Thema schien dem Kerl nicht zu gefallen. Sasuke zuckte mit den Schultern. "Solch ein Auftrag muss sich für mich auch lohnen." "Du bekommst genug, da musst du dich nicht sorgen." Sehr konkret. "Und mein Auftraggeber wäre…?" Sasuke machte eine vage Geste in die Richtung des Mannes.

Der Akatsuki legte eine sehr klein gefaltete Landkarte auf den Tisch. "Du hast die Akte und alle Informationen, die du brauchst. Alles Weitere besprechen wir, wenn ich dich wieder aufsuche." Er drehte sich um und verließ den Laden ohne ein weiteres Wort. Sasuke nahm die Karte zur Hand und entfaltete sie.

Es war eine Umgebungskarte des Dorfes und der umliegenden Ortschaften. Eines der Nachbardörfer war mit einem roten X gekennzeichnet. Dies war dann wohl der Ort, wo er diesen Mann finden würde. Das sollte kein großes Problem darstellen. Ganz wie in alten Zeiten...
 

"Das wars", sage Kiba und schien sichtlich zufrieden mit sich selbst. Hinata schon die Empfangsbestätigung des Händlers in die Tasche ihrer Jacke. Ihre Mission war damit erledigt. Sie mussten nur die Quittung zurück nach Konoha bringen und abgeben. Aber da sie mit ihrem Auftrag sehr viel früher fertig geworden waren als erwartet, nutzten die drei Chu-Nin die Gelegenheit um sich noch ein wenig in dem überraschend großen Dorf umzusehen.

Es war gerade Markttag und viele fahrende Händler hielten sich in dem Ort auf. Auf der Straße herrschte reges Gedränge. Die Gruppe hatte sich getrennt und wollte sich in einer Stunde wieder am Brunnen auf dem Marktplatz treffen. Bis dahin erkundete jeder von ihnen den Markt auf eigene Faust.

Hinata war von einem Stand mit kleinen handgefertigten Schmuckstücken so begeistert, dass sie gar nicht bemerkte, wie ein Junge mit dunkler Sonnenbrille hinter ihr stehen blieb, sie einen Moment ansah und dann weiterging. Sie war viel zu vertieft in die Betrachtung einer Haarspange, welche mit einer Blume aus buntem Glas verziert war. Sie beschloss, ihn zu kaufen.

Normalerweise trug Hinata die Haare einfach offen, ohne Spangen, Schleifen oder Haargummis. Aber diese Spange war so schön und so fein gemacht. Vielleicht konnte sie damit ja sogar ein Kompliment von Naruto gewinnen. Und er würde auch mal ein Mädchen in ihr sehen und nicht nur eine ehemalige Mitschülerin. Der Junge verschwand derweil um die nächste Ecke.
 

Sasuke war schon seit dem frühen Morgen hier und kundschaftete die Örtlichkeiten aus. Besagten Mann ausfindig zu machen war nicht besonders schwer. Er hieß Niwa Masanori und besaß eine ganze Reihe von Nachtclubs, Restaurants und Etablissements im Umkreis, zum Teil auch nicht ganz legal. Dies beinhaltete natürlich auch noch andere Geschäfte, die ganz sicher nicht legal waren.

Schnell hatte Sasuke auch herausgefunden, dass Niwa an diesem Abend Gastgeber einer Party in seinem Lokal 'Luftschloss' sein würde, Eintritt 150 Ryo, bis 20:00 Uhr alle Cocktails zum halben Preis. Alle notwendigen Dinge hatte Sasuke bereits in seiner Tasche und auch einige alternative Kleidungsstücke um hinterher unerkannt verschwinden zu können. Nur das Luftschloss musste er noch finden.
 

Hinata hatte das Gefühl, dass sämtliche Passanten sie und ihre Haarspange anstarrten. Das stimmte natürlich nicht und sie wusste es auch, aber es war ein vollkommen ungewohntes Gefühl.

Vor einem Stand mit Dango blieb sie stehen. Vielleicht sollte sie ihrer Schwester ein paar davon mitbringen. Im Grunde hatten sich Hanabi und Hinata nicht viel zu sagen. Ja, dass sie im selben Haus wohnten war wohl alles, was sie mit einander zu tun hatten.

Doch in letzter Zeit hatte Hinata das Gefühl, sie sollte sich mehr mit ihrer Schwester beschäftigen. Bald schon würde auch Hanabi ihre ersten Missionen außerhalb des Dorfes erledigen müssen und Hinata wusste, dass dies manchmal gefährlich werden konnte. Sie wollte nicht irgendwann aufwachen und hören, ihre Schwester sei im Kampf gefallen ohne wirklich ihre Schwester gewesen zu sein.
 

Nach erfolgloser Suche kam Sasuke wieder am Ausgangspunkt an. War er falsch abgebogen? Er zog den Flyer mit der Werbung für die Party aus der Tasche und studierte noch einmal die kleine Karte auf der Rückseite. Besonders hilfreich war die ja nicht. Keine Straßennamen, keine markanten Punkte, nur weiße Linien und grüne Kästchen. Ganz toll...
 

Langsam sollte sie vielleicht zu ihrem Treffpunkt gehen, sonst kam Hinata noch zu spät und die Jungs würden böse auf sie sein. So blieb sie stehen und sah sich um. Welches war der kürzeste Weg zurück zum Marktplatz? Die Straße zurück oder außen herum?

Da fiel ihr Blick auf einen Jungen, der ihr bekannt vorkam. Sie wusste nur nicht, weshalb. Er war gekleidet wie ein Zivilist und Hinata kannte fast ausschließlich andere Ninja und eine Hand voll anderer Leute aus Konoha. Sie musste sich geirrt haben. Als sie sich umdrehen und weggehen wollte, nahm der Junge kurz seine Sonnenbrille ab und rieb sich die Augen. Hinata ließ beinah ihre Tüte fallen.
 

Sasuke zerknüllte den Flyer und warf ihn in eine Papiertonne. Nein, das brachte ihn nicht weiter. Er würde den altmodischen Weg wählen: Jemanden nach dem Weg fragen. Wenn er wenigstens den Namen der Straße gekannt hätte, in die er musste. Aber auf dem Flyer stand nur "gegenüber Postamt".

Er kramte in seiner Tasche nach einem Kaugummi und sah sich nach jemandem um, der in dem passenden Alter war, dass er oder sie wusste, wo das Luftschloss war. Das schien ja eher ein Laden für Leute in seinem Alter zu sein. "Sasuke-kun?"

Sasuke reagierte gar nicht auf das zaghafte Stimmchen hinter ihm. Zwar war 'Sasuke' kein besonders häufiger Name, doch ihn hatte schon so lange niemand mehr bei diesem Namen genannt, dass er es gar nicht mehr gewohnt war. Erst als Hinata ihn am Arm packte drehte er sich um.

Wie erstarrt blieb der Junge stehen und konnte nicht verhindern, dass sie ihm die Sonnenbrille abnahm. "Sasuke-kun... Du bist es doch, oder? Er... Erinnerst du dich an mich?" Sasuke schüttelte den Kopf. "Scheiße..." Wieso hatte er sie nicht bemerkt? Sie musste doch direkt hinter ihm gestanden haben! So ein Mist!

Sasuke dachte nicht darüber nach. Er packte Hinata, hielt ihr den Mund zu und drängte sie in eine Gasse. Das Mädchen wehrte sich nicht. Ihre Finger klammerten sich kraftlos an seinem Unterarm fest. Mit zwei Sprüngen waren sie auf einem Hausdach.

Erst dort ließ er sie wieder los und sie plapperte sofort los. "Sasuke-kun! Geht es dir gut? Sakura-san und alle anderen machen sich solche Sorgen und..." "Hinata!" Verschreckt schwieg das Mädchen. "Du darfst niemandem – niemandem! – erzählen, dass du mich gesehen hast. Ist das klar?" "Aber..."

Sasuke blickte ihr ernst in die Augen. "Ich will dich nicht töten. Aber wenn jemand hiervon erfährt, dann bringt mich das in ziemliche Schwierigkeiten. Dann war alles umsonst." Hinata sah ihn an, als würde sie gleich weinen. "Sasuke-kun..."

Der Junge überlegte, was er jetzt tun sollte. Er wollte Hinata nicht töten. Mit einem Jutsu belegen konnte er sie nicht – das hätte man in Konoha gleich gemerkt und dann erst Recht seine Spur gefunden. Aber konnte er ihr wirklich trauen, dass sie niemandem erzählte, dass sie einander getroffen hatten?

"Hinata... Es ist wirklich wichtig, hörst du? Ich weiß, es ist schwer: Aber du musst mir schwören, dass du niemandem erzählst, dass ich hier war, ja?" Er sah sie flehentlich an und hielt die Hände wie zum Gebet gefaltet. "Bitte." Hinata senkte den Blick. "Dann... Dann musst du mir versprechen, dass wir dich wiedersehen."

Die Worte überraschten Sasuke. "Wie?" "Uhm... Sakura-san ist so traurig. Wenn du wiederkommst, dann ginge es ihr sicher besser. Sie wartet jeden Tag auf Nachricht von dir. Es ist so schrecklich traurig..." Sasuke seufzte und senkte den Blick. "Ich kann das nicht versprechen." "Warum?" "Wenn das hier vorbei ist, bin ich vielleicht nicht mehr am Leben."

Hinata wollte etwas sagen, doch Sasuke ergriff ihre Hand. "Wenn das passiert, dann sag Sakura, dass es mir Leid tut. Ich habe nie gewollt, dass es so kommt." Sie nickte zögerlich. Das hörte sich an, als würde Sasuke sterben wollen. Als erwarte er bereits seinen Tod. Aber Hinata wollte tapfer sein. Dieses eine Mal wenigstens.

Auch Sasuke nickte. Und dann lächelte er sie an. "Die Spange ist hübsch", sagte er und im nächsten Moment war er fort. Hinata blieb wie angewurzelt stehen. Als die Kraft wieder in ihre Glieder fuhr, war Sasuke schon über alle Berge. Nicht einmal mit dem Byakugan konnte sie ihn noch finden. Er war wirklich gut.

Ein Gedanke ließ Hinata plötzlich aufschrecken: Sasuke hatte sie berührt. Kiba und Akamaru würden es riechen! Sie sprang dem Dach des Hauses herunter und lief in einen kleinen Laden an der nächsten Ecke um sich dort einen kleinen Flakon Parfüm zu kaufen. Shino und Kiba warteten bereits auf sie am Brunnen.
 

Der Akatsuki, der sich immer noch nicht vorgestellt hatte, nahm eine Zeitung aus der Auslage und warf sie auf die Theke. Schlagzeile des Tages war eine Messerstecherei in einem Nachtclub und das damit verbundene Verschwinden eines Verbrecherbosses. "Es sieht so aus, als hättest du Erfolg gehabt."

Sasuke schloss das Kassenbuch und blickte auf. Dieses Mal hatte der Mann einen Kameraden im Schlepptau, dem dies alles offenbar wahnsinnig auf den Geist ging. Er sah Sasuke an als wünsche er sich, dass der Junge einfach tot umfiel. Dieser ignorierte ihn geflissentlich.

"Wenn mir die Herren bitte folgen wollen", sagte Sasuke und öffnete eine Tür hinter der Theke, welche in den Personalbereich führte. Sie durchquerten ein kleines Büro und eine Küche und kamen schließlich in einen Hinterhof. Von dort aus ging es in ein Kühlhaus, in welchem verderbliche Waren gelagert wurden.

In der hintersten Ecke an einem Haken hing ein großer, schwarzer Beutel auf welchen Sasuke ein falsches Abholeretikett geklebt hatte, wie sie für bestellte Ware verwendet werden. Er nahm den Beutel vom Haken und legte ihn auf einen Tisch.

"Das ist sowas von abgefuckt abartig!", beschwerte sich der andere Akatsuki mit den kurzen grauen Haaren, "Eine verdammte Leiche in diesem arschkalten Lagerraum!" "Wie soll ich sonst einen Toten drei Tage aufbewahren, ohne dass jemand etwas merkt?", gab Sasuke zurück.

Der Kerl spuckte als Antwort auf den Boden. "Kakuzu, bring die kleine Ratte um, schnapp dir den kalten Sack und dann verpissen wir uns hier." "Halt den Mund, Hidan", erwiderte sein Partner, "Wir nehmen uns die nötige Zeit dazu. Es geht hier um viel Geld." Hidan stöhnte entnervt und beschloss, draußen zu warten.

"Netter Mensch", meinte Sasuke, doch Kakuzu ging gar nicht darauf ein. Der Mann öffnete den Sack auf dem Tisch und zog ihn herunter, bis das Gesicht des Mannes sichtbar wurde. Kakuzu überprüfte den Einstich an seinem Hals. "Ein einziger Stich?", fragte er. "Ja", erwiderte der Junge und der Blick des Akatsuki ruhte einen Moment auf ihm.

"Niemand hat dich gesehen?" "Niemand", erwiderte Sasuke und sah Kakuzu fest in die Augen. Der Mann nickte schließlich. "Kommst du aus einer Shinobi-Familie?", fragte er. Der Junge schüttelte den Kopf. "Ich habe nur von dem Besten gelernt", erwiderte er. Kakuzu beließ es dabei. Er schloss den Beutel wieder und warf ihn sich über die Schulter.

Wieder zurück im Laden legte er einen kleinen Koffer auf den Tresen. "Dein Lohn", sagte Kakuzu schlicht, "Ich schicke dir eine Nachricht, wenn ich dich wieder brauchen sollte." Sasuke rührte den Koffer nicht an. Er sah Kakuzu einfach an. "Willst du nicht wissen, was drin ist?" "Ihr sagtet, ich bekäme genug", erwiderte der Junge und legte den Koffer in ein Fach unter dem Tresen. "Du gefällst mir", meinte Kakuzu und wandte sich zum Gehen.

Durch das Schaufenster konnte Sasuke sehen, wie Hidan und Kakuzu mit einander stritten. Oder vielmehr, wie Hidan ihn anschrie und ein mächtiges Theater machte. Sasuke ging wieder an seine Arbeit. Er musste noch Konserven und Nudeln nachräumen.
 

Naruto lag im Aufenthaltsraum der Chu-Nin auf einem Sofa, Kopfhörer in den Ohren und blies sich gerade das Hirn mit Musik weg. Er hatte versucht einen Bericht über seine letzte Mission zu schreiben, aber irgendwie floss ihm nichts in die Feder, was einigermaßen passabel klang. Auf dem Tisch neben ihm stand ein leerer Becher Cup-Ramen. Außer ihm war niemand im Raum.

Nur Hinata stand schon seit geraumer Zeit im Türrahmen, doch das war ja genau genommen nicht im Zimmer. Sie beobachtete Naruto, der davon überhaupt nichts mitbekam, so wie immer. Aber das war sie gewohnt. Niemand bemerkte sie jemals, erst Recht nicht er.

Seit ihrer Mission und ihrem Treffen mit Sasuke waren einige Tage vergangen und sie hatte zu niemandem etwas gesagt. Nicht einmal zu Sakura, auch wenn sie jedes Mal, wenn sie einander trafen, kaum an sich halten konnte. Tsunade hatte Sakura für einige Tage beurlaubt und ihr befohlen, sich auszuruhen und ihren Hobbies nachzugehen. Das war natürlich weder eine Lösung, noch ein Ansatz zu einer solchen.

Die Musik stoppte und Naruto tastete nach dem CD-Player um die CD von vorn zu starten. Die Repeat-Taste war leider hinüber und ließ sich nicht mehr einstellen. Dabei fiel sein Blick auf Hinata. "Hey, Hinata, was stehst du da so rum? Suchst du wen?" Das Mädchen druckste ein wenig herum, kam dann auf ihn zu.

"Naruto-kun... Ich... Also, ich wollte..." "Setz dich, kost das Gleiche", meinte Naruto und zog die Kopfhörer aus seinen Ohren. Hinata blickte verschämt zur Seite. Noch immer fiel es ihr schwer unbefangen mit Naruto zu reden. "Wolltest du nicht was sagen?", riss er sie aus ihren Gedanken.

Hinata machte einen erneuten Anlauf. "Also... Eigentlich darf ich das gar nicht sagen", begann sie. Naruto sah sie erwartungsvoll an. "Ja....?" "Aber... Nun... Ich kann das nicht einfach verschweigen! Ihr seid doch Freunde und du musst doch wissen, dass..." Hinata kam sich wie eine Verräterin vor und verbarg das Gesicht hinter den Händen.

"Ich versteh kein Wort", sagte Naruto und lehnte sich zurück. Wieso stammelte Hinata eigentlich immer so? Als würde man sie für ein falsches Wort schlagen oder sowas in der Art. "Sag doch einfach, was du sagen willst. Ich beiße dich nicht." Naruto spielte mit seinem Kugelschreiber, der bisher auf dem Tisch gelegen hatte.

Hinatas Blick ruhte ganz auf dem Plastikkuli. So musste sie Naruto nicht ins Gesicht schauen und sah ihn trotzdem an. "Also..." Sie schluckte. Sie musste es Naruto einfach sagen. Sie musste einfach. "Auf unserer letzten Mission – du weißt schon, in diesem kleinen Dorf – also, da war gerade Markt und ich habe... Nun, ich war einkaufen und dann... habe ich jemanden getroffen..."

Hinata schloss die Augen und atmete tief durch. Ihr Herz schlug viel zu schnell und sie glaubte, gleich in Ohnmacht zu fallen. "Du hast jemanden getroffen", rekapitulierte Naruto. Sie nickte. "Ja..." "Jemanden, den du kennst?" "Nun ja..." Hinata spielte mit ihren Fingern.

Jetzt grinste Naruto. "Einen Jungen?" Wieder nickte sie. "Kenne ich ihn?" Heftiges Nicken. Ihr Herzklopfen wurde immer schlimmer. Naruto lachte. "He he! Wen denn?" Ihre Finger verknoteten sich in einander und sie musste sich konzentrieren zu sprechen. "... Sasuke-kun..." Der Stift fiel zu Boden.

Naruto starrte sie eine ganze Weile an. Keiner von beiden regte sich. "Sag das noch mal." "Ich... Ich... habe Sasuke-kun getroffen. ... Er hat mit mir gesprochen. Ja..." Der blonde Shinobi atmete auf und sank dann in sich zusammen. "Er lebt..." Hinata nickte. "Ja. Es geht ihm gut. Er... sagt, es tut ihm Leid." Eigentlich war diese Nachricht für Sakura bestimmt, aber Hinata hatte das Gefühl, sie war im Grunde für alle.

"Warum hast du mir das nicht gleich erzählt?" Hinata ging zwei Schritte rückwärts. "Es tut mir Leid! Ich... musste es versprechen und..." Naruto winkte ab. "Schon gut, ich verstehe dich. Entschuldige." Er fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht. Sasuke war am Leben. Und sie waren nicht einmal besonders weit von einander entfernt. Der Suchtrupp hatte seine Spur damals irgendwo in der Nähe der nördlichen Grenze verloren. "Danke, Hinata."

Hinata ließ sich neben Naruto auf das Sofa sinken. Sie lächelte und beinah konnte sie die Steine hören, die ihr vom Herzen fielen. Sie war so unglaublich erleichtert. Und Naruto hatte sich bei ihr bedankt. Er freute sich über ihre Nachricht und wirkte ebenfalls wie von einer Last befreit. Das machte sie glücklich.

Ihr Blick ruhte auf Naruto. Er saß schweigend da, die Ellbogen auf die Oberschenkel gestützt, die Hände gefaltet. Sie waren einander so nah wie selten. Aber in Gedanken war er gerade ganz weit weg, das wusste sie. Hinata beugte sich etwas vor um ihm in die Augen sehen zu können. "Naruto-kun..." Er wandte den Blick zu ihr. "Ich muss gehen", meinte er dann plötzlich und stand auf.

Hinata konnte ihn nicht aufhalten. Sie saß einfach nur da und blickte ihm nach. Naruto verließ mit gesenktem Blick den Raum. Er musste jetzt erst einmal nachdenken. Dass Hinata ihm nachsah, bemerkte er nicht. Naruto bemerkte auch nicht, dass direkt neben der Tür mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt Sakura stand.
 

TBC

Unsichtbar

Sturmvogel – Kapitel 3 – Unsichtbar

Autor: Herzfinster

Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an Naruto gehören irgendwem anders, jedenfalls nicht mir! Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeit zu lebenden und toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors.
 

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Es war kalt an diesem Tag. So unfassbar kalt. Naruto kniete auf dem Boden. Kleine Eisflöckchen wirbelten durch die Luft und hüllten sie beide ein. Er hatte keine Ahnung, was hier genau passierte. Dieses Jutsu war ihm vollkommen fremd. Darüber hatte man ihnen in der Schule nichts beigebracht. Niemand hatte etwas davon gesagt, dass es so kalt werden konnte...

Seine Finger waren völlig steif, doch nicht wegen der Kälte. Er spürte das Gewicht des anderen Körpers auf seinem Arm lasten. Seltsamerweise ging von ihm keine Wärme aus. In seinem Kopf rauschte es ganz fürchterlich, so als würde ein Sturm wüten.

Naruto blickte fassungslos in die dunklen Augen, die ihn schmerzlich, beinah flehend ansahen. Am liebsten hätte er geschrien, wäre aufgesprungen und hätte irgendetwas getan. Irgendetwas, irgendetwas, nur nicht hier rumsitzen und zuschauen. Sasuke sagte irgendetwas, doch er konnte seine Stimme nicht hören. Er war nur ein Zuschauer aus weiter Ferne.

Eine bleiche Hand streckte sich nach ihm aus, aber Naruto konnte sie nicht ergreifen. Er wollte es. Er wollte schmerzlich diese Hand fassen, doch sein Körper gehorchte nicht seinem Willen. Dann schloss Sasuke die Augen und sein Kopf kippte zur Seite. Ein letzter Atemzug. Ein letzter Herzschlag.

Naruto sah, wie sich sein Gesicht veränderte. In seinen Armen lag nicht mehr der kleine Junge aus seiner Erinnerung, sondern ein junger Mann von fast achtzehn Jahren. Beide Bilder überlagerten sich, wurden eins und doch nicht. Alles verschwamm.

"Atme...", flüsterte Naruto und der leblose Körper wurde mit einem Mal so unsagbar schwer, "Atme!" Seine Hände wurden plötzlich nass. Blut drang durch Sasukes weiße Kleidung und färbte alles rot ein. "Was...?" Das Blut war überall, durchnässte Narutos eigene Kleider und breitete sich innerhalb von Sekunden um sie herum aus.

Woher kam all das Blut? Da war keine größere Wunde. Wie konnte das nur sein? Narutos Hände tasteten seinen Körper ab. "Nein... Nein... Sasuke..." Er konnte nichts tun. Wie immer konnte er nichts tun um zu helfen. Sasuke war so kalt und weiß. Und überall war Blut. Überall... Alles war voller Blut...

Naruto riss die Augen auf und alles war dunkel. "Sasuke...?" Sein Herz schlug heftig und er war schweißnass. Es dauerte einen Moment bis er erkannte, wo er war. Dies war sein Schlafzimmer. Er hatte geträumt.
 

Der Wind verfing sich in den dünnen Vorhängen und brachte den Geruch der Nacht mit ins Zimmer. Sasuke saß auf seinem Bett und starrte zum Fenster heraus. Nur wenige Lichter brannten noch im Dorf und kein Mond war am Himmel zu sehen. Sasuke konnte nicht schlafen. Er träumte schreckliche Dinge, wenn er es versuchte.

Bisher hatte er sich immer gut über Wasser gehalten. Mental. Es klappte ganz passabel, wenn man nicht zu viel nachdachte. Sasuke tat einfach, was er tun musste und machte sich keine Gedanken. Er lebte von einem Tag zum nächsten und ging dabei ganz in seiner Rolle auf. Kamome Akira. Nicht Uchiha Sasuke.

Uchiha Sasuke hatte Alpträume fast jede Nacht und wachte pünktlich um 04:00 Uhr morgens auf um dann im Zehn-Minuten-Takt auf den Wecker zu sehen, wann es denn endlich morgen war.

Kamome Akira fiel abends wie ein Stein ins Bett und erwachte auch ohne Wecker täglich um 06:00 Uhr ohne sich auch nur einmal umgedreht zu haben. Er hatte keine Alpträume, da es nichts gab, von dem er träumen konnte. Nur manchmal träumte er von seiner Familie zuhause. Was absurd war, denn diese Menschen waren nicht real. Sasuke hatte sie sich ausgedacht.

Aber er lebte diese Lüge nun schon so lange und so überzeugend, dass er manchmal beinah selbst glauben könnte, dass er der Sohn von Kamome Satoshi und Ayumi war. Seine Schwestern hießen Ryuoko und Kaori. Sie hatten einen kleinen Goldfisch als Haustier, den sie Mimi-chan nannten.

Ja, das alles hatte er sich ausgedacht und noch viel mehr. Damit er schnell eine Antwort geben konnte, wenn ihn jemand nach seiner Familie fragte. Im Geiste ging er die Geschichten immer wieder durch und studierte seine Rolle so immer mehr ein. Das hatte bisher gut geklappt.

Seit einigen Tagen jedoch fühlte er sich seltsam erschöpft, durcheinander und aufgewühlt. Die Grenze zwischen Akira und Sasuke verschwamm. Er musste sich dringend beruhigen oder seine Maskerade würde auffliegen. Dann hätte er ein Problem.

Lag es an Hinata? Er hatte sie auf dem Markt stehen sehen und war einfach weitergegangen ohne etwas zu empfinden. Aber als sie ihn ansprach... Sasuke schloss die Augen und atmete ganz ruhig durch. Gut, er war jemandem aus seinem alten Leben begegnet. Na und? Das durfte ihn doch nicht so aus der Bahn werfen! Sie waren Shinobi und die trieben sich nun mal überall herum. So wie Ameisen... Kein Grund, sich aufzuregen.

Er brauchte seine volle Konzentration für sein Ziel. Erst Recht jetzt, da Akatsuki endlich Kontakt mit ihm aufgenommen hatte. Sasuke überlegte, wie lange es wohl dauern würde, bis sein Verhältnis zu Kakuzu derart gefestigt war, dass er ihn nach Itachi fragen konnte. Ganz unverfänglich natürlich und aus bloßer Neugier. Er würde viel Geduld haben müssen...
 

Nachdem er geduscht hatte fühlte sich Naruto schon wieder etwas besser. Schlafen konnte er nicht mehr, also war er bereits aufgestanden und machte sich fertig für den Dienst. Auch wenn es Schwachsinn war, so früh da zu sein. Kakashi kam ohnehin wieder zwei Stunden zu spät, so wie immer.

Er füllte den Wasserkocher und schaltete ihn ein, ebenso im Vorbeigehen das Radio. "Es ist 07:00 Uhr. Antenne Konoha, Nachrichten..." Aber Naruto hörte kaum zu. Ihn interessierte ohnehin nur der Wetterbericht. Als er sich fertig angezogen hatte, kochte auch das Wasser.

Naruto setzte sich und machte sich sein Frühstück – also Wasser in einen Plastikbecher gießen und umrühren. "Und nun zum Wetter: Die Sonne zeigt sich heute nur selten bei Temperaturen von bis zu 17 Grad. Die aktuelle Konoha-Temperatur an unserer Wetterstation beträgt 11 Grad. Antenne Konoha – wir spielen eure Musik!"

Naruto brach die Essstäbchen auseinander und wollte sich gerade die ersten Nudeln in den Mund stecken, als jemand sehr energisch an die Tür klopfte. "Naruto!", hörte er Shikamarus Stimme von draußen, "Bewegt deinen Arsch hier raus! Wir wurden alle ins Hokage-Büro gerufen!" Shikamaru riss die Tür auf. "SOFORT!" Das hörte sich ernst an. Naruto schaltete das Radio aus, schnappte sich seine Taschen, das Stirnband und den Hausschüssel.

Zehn Minuten später standen sie alle in Tsunades Büro. Naruto hatte ein ungutes Gefühl. Tsunade hatte nicht nur Shikamaru und ihn, sondern alle Chu-Nin ihres Jahrgangs plus Team Gai rufen lassen zusammen mit den Jo-Nin, die sie ausgebildete hatten. Was sollte dieser Aufmarsch?

Tsunades Gesicht zeigt eine ernste Miene. Alle Ninja im Raum sahen sie erwartungsvoll an. Naruto spürte ihre Anspannung. Tsunade ließ sie nur dann alle zusammen zu sich rufen, wenn wirklich etwas Ernstes passiert war oder passieren könnte. Was konnte so wichtig sein, dass sie fünfzehn Ninja zugleich brauchte? Und dann sie und nicht welche mit mehr Erfahrung?

Tsunade schloss die Augen und atmete tief durch bevor sie zu sprechen begann. "Ich habe Informationen erhalten, dass sich Uchiha Sasuke in der Nähe von Konoha aufhalten soll." Naruto horchte auf. Ein Jahr hörte man nichts von ihm und plötzlich wussten alle, wo er steckte? Sein Blick wanderte zu Sakura. Sie schien überhaupt nicht überrascht zu sein, eher äußerst gefasst. Als hätte sie es bereits gewusst.

Jetzt wurde Naruto alles klar. Sie hatte Hinata und ihn belauscht und es Tsunade gesteckt. War ihr denn nicht klar, was das bedeutete? Wieso hatte sie nicht zuvor mit ihm gesprochen? Stattdessen rannte sie sofort zu Tsunade und mobilisierte all ihre Freunde ohne nachzudenken..

"Ich werde euch in Suchtrupps einteilen und wir werden das gesamte in Frage kommende Gebiet durchkämmen.", fuhr Tsunade fort, "Wenn ihr eine Spur von ihm entdeckt, dann macht ihr sofort Meldung. Wir wissen nicht, was Sasuke vor hat. Vielleicht ist es gefährlich, sich ihm zu nähern. Keine Alleingänge!"

Naruto verstand es nicht. Sasuke hatte ihr doch sicher alles in seinem Brief erklärt. Weshalb tat sie das? Wieso sagte sie solche Dinge? Naruto saß zwischen den Stühlen. Wenn sie jetzt eine groß angelegte Suchaktion starteten, dann brachten sie Sasuke vielleicht in Gefahr. Immerhin hatten sie keine Ahnung, wo er gerade war und was er tat.

Wieder glitt sein Blick zu Sakura. Wenn er jetzt etwas sagte, würde sie ihm das sicher nicht verzeihen. Er musste mit Tsunade alleine sprechen. "Bereitet euch vor. In einer Stunde startet die Mission. Treffpunkt ist das Haupttor." "Ja!", antwortete alle Ninja im Chor und liefen los. Nur Naruto blieb stehen und wartete, bis auch der letzte Shinobi die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Dass er fehlte, war offenbar keinem aufgefallen.

Tsunades Blick ruhte auf dem Jungen. "Ich dachte mir schon, dass du mit mir sprechen willst", sagte sie. Naruto sah sie eine Weile schweigend an. Er war sich ziemlich sicher, dass er Tsunade vertrauen konnte. Sie setzte ja ebenso ihr Vertrauen in ihn. Deshalb verstand er ihr Handeln umso weniger.

"Was soll das?", fragte er, "Wieso sollen wir nach ihm suchen? Du weißt doch, was er vor hat!" Tsunade blickte nun aus dem Fenster. "Die Ältesten", sagte sie schlicht. Naruto verstand nicht. "Sie haben gehört, wie Sakura mit mir gesprochen hat. Sie fürchten Sasuke und das, was er tun könnte."

Die Hokage drehte sich um und legte die Hände auf die Rückenlehne ihres Stuhls. "Ich gehe nicht davon aus, dass einer von euch ihn findet", fuhr sie zu Narutos Überraschung fort, "Er ist sicher längst nicht mehr dort. Aber ich kann nicht einfach nichts tun, wenn mir die Ältesten auf die Finger schauen." "Wie meinst du das?" "Naruto, wenn ich nichts unternehme, dann wissen sie sofort, dass ich ihn decke. Wir suchen ihn, finden ihn nicht und alles war nur ein Gerücht. So ist allen geholfen."

Naruto senkte den Blick. "Das gefällt mir nicht." "Mir auch nicht, Naruto. Aber mehr können wir im Augenblick nicht für ihn tun." Er seufzte. "Und Sakura?" "Ich hoffe, sie rafft sich ein wenig auf, aber... Naruto, achte bitte auf sie. Ich fürchte, sie könnte etwas Unüberlegtes tun, wenn sie merkt, was hier läuft." Naruto nickte. Die Befürchtung hatte er auch.

Er verstand nun ein wenig mehr von den Sorgen und Pflichten eines Hokage. Er fühlte sich hin- und hergerissen zwischen seiner Loyalität zu Sasuke und derjenigen zu Sakura. Und irgendwo dazwischen war er als Shinobi auch noch Konoha verpflichtet. Sein gerader Ninja-Weg war mit einem mal gar nicht mehr so gerade wie er immer geglaubt hatte.
 

Sakura warf die Haustür hinter sich zu, stürmte die Treppe hoch in ihr Zimmer und warf noch im Laufen ihren Rucksack auf das Bett. Sie kippte ihn aus und sortierte die Dinge, welche auf die Bettdecke gefallen waren nach Wichtigkeit. Am Ende packte sie so viele Medikamente und Verbandsmaterial ein wie der Rucksack nur fassen konnte.

Sie gab sich nicht der Illusion hin, dass Sasuke so einfach mit ihnen kommen würden, wenn sie ihn denn fanden. Er würde sicher versuchen zu entkommen, vielleicht sogar gegen sie kämpfen. Aber darauf war sie vorbereitet. Von Shizune hatte sie sich den Trick mit den Giftpfeilen abgeschaut. Sie hatte ein ganzes Bündel davon dabei, alle präpariert mit einem Betäubungsmittel, mit dem sie selbst den Kyuubi ausschalten könnte.

Sakura war fest entschlossen ihn wieder heim zu holen, was es auch kosten würde. Wenn er ihr keine andere Wahl ließe, dann würde sie sogar gegen ihn kämpfen. Und sie wusste, sie hatte die Kraft, ihm ohne große Anstrengung Arme und Beine zu brechen, wenn es nötig war. Wenn es nötig würde...

Tsunade hatte zwar gesagt, sie sollten keine Alleingänge starten, aber Sakura wusste bereits, dass sie sich kaum würde zurückhalten können, wenn sie ihm begegnete. Sie würde kämpfen, um Sasuke kämpfen mit aller Kraft. Und wenn sie ihn mit dem letzten Atemzug niederschlug, sie würde es tun.

Sakura packte noch etwas Wasser und Proviant ein, dann schulterte sie ihren Rucksack und lief die Treppe wieder hinunter. "Ka-san! Ich muss los, kann sein, dass ich erst in ein paar Tagen wieder da bin!", rief sie noch, schlüpfte in ihre Schuhe und rannte los zum Treffpunkt.
 

Shikamaru nervte das alles total an. Der gesamte Suchtrupp hatte sich pünktlich eingefunden und sich dann auf den Weg in das Dorf gemacht, in welchem Sasuke angeblich – von wem auch immer – gesehen worden sein sollte. Von dort aus sollten sie in kleinen Teams ausschwärmen und die angrenzenden Ortschaften durchkämmen bis sie etwas fanden.

Klang ja eigentlich ganz simpel und wenig anstrengend, viel Lauferei zwar aber keine großen Ansprüche an das Denkvermögen. Nur gucken und laufen. Sollte eigentlich jeder hinkriegen. Und es hätte auch ein recht unaufregender, ja geradezu entspannter 'Wandertag' werden können. Gäbe es da nicht etwas, was unnötige Hektik, Lautstärke und Stress in die ganze Aktion gebracht hätte: ein Mädchen.

Aber was sollte einem Mann auch sonst Probleme bereiten an solch einem Tag? Frauen waren einfach nur anstrengend, fand Shikamaru. Dass seine Kameraden hinter seinem Rücken ständig irgendwelche Schwulenwitze rissen war ihm dabei durchaus bewusst. Aber das kümmerte ihn wenig. Er hatte das Wesen der Frauen durchschaut und der heutige Tag bestätigte ihn in seiner Meinung, dass sie alle eine Plage der Götter waren um die Männer dieser Welt zu quälen.

Sakura hatte sie wie eine Furie gescheucht, bis sie sich endlich aufteilten und ihre Gruppe sie los war. Dieses Mädchen hatte eindeutig den Verstand verloren, fand Shikamaru. Wochenlang konnte man mit ihr nichts anfangen, sie versank in Depressionen und heulte ständig – und dann benahm sie sich wie Tsunade höchst persönlich und kommandierte sie herum.

Asuma hatte Ino und Shikamaru zusammen losgeschickt um die Gegend im Südwesten abzusuchen. Ino schien voller Tatendrang. Offenbar ging sie wirklich davon aus, dass sie Sasuke einfach auf offener Straße begegnen würden und er ohne Widerstand zu leisten einfach mit ihnen gehen würde. Aber noch wollte Shikamaru ihre Hoffnung nicht zerstören. Ino war ihm lieber, wenn sie gute Laune hatte.

Das erste Dorf auf ihrem Weg war Kiri no Tani, ein kleiner Ort am sprichwörtlichen Arsch der Welt. Ein Dorf, in dem man nicht mal tot über einem Zaun hängen wollte. Das fand jedenfalls Shikamaru. "Wie sollen wir anfangen?", fragte Ino, "Einfach die Leute befragen?" Shikamaru ließ den Blick über die Straße schweifen. "Naja... Ich weiß nicht, ob das so viel bringt." Sie waren hier eindeutig am Hinterausgang der Welt...

Vor einem Lebensmittelladen blieb Ino stehen. "Hey, wenn jemand Sasuke-kun hier gesehen hat, dann weiß der Ladenbesitzer das doch sicher!" "Wie kommst du darauf?" "Die ganzen Klatschtanten des Dorfes gehen hier täglich ein und aus. Wenn Sasuke-kun hier war, dann hat sich das sicher rumgesprochen!" Sie öffnete die Ladentür und trat ein.

Shikamaru folgte ihr und sah sich im Inneren des Ladens erst einmal um. Hinter dem Tresen stand ein alter Mann, klein, fast schon kahl und ziemlich rundlich. "Guten Tag", sage er und Shikamaru nickte ihm zu. "Bist du sicher, dass der irgendwas weiß?", fragte er Ino. Irgendwie hatte das führ ihn wenig mit der Arbeit eines Shinobi zu tun.

Ino nahm eine Flasche Wasser aus dem Regal. "Dann frag den Typen doch einfach, dann werden wir ja sehen." Shikamaru murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Er hielt es für sehr unwahrscheinlich, das sie Sasuke finden würden, ganz egal, wie lange sie suchen würden. Wenn er nicht gefunden werden sollte, dann würde das auch nicht passieren.

Der Ladenbesitzer packte gerade die Einkäufe einer alten Dame in eine Tüte als Shikamaru ihn ansprach. "Entschuldigung, wir suchen einen Kameraden von uns. Etwa in unserem Alter, schwarze Haare, dunkle Augen. Sein Name ist Sasuke." Der Mann blickte auf. "Einen Shinobi sucht ihr?", hakt er nach. Ino nickte.

"Nun, es gibt in diesem Dorf einige junge Männer in eurem Alter mit schwarzem Haar, aber nur einen, der Sasuke heißt. Er ist der Sohn des Schmieds und sicher kein Shinobi." Er reichte seiner Kundin ihre Tüte. "Was ist denn mit dem Jungen, der sonst hier arbeitet?", fragte sie. Doch der Ladenbesitzer winkte ab. "Akira? Nein, nein, Akiras Vater ist Buchhalter in Nami no Kuni. Dort gibt es keine Shinobi."

Shikamaru fragte dennoch nach. "Wer ist dieser Akira?" "Oh, ein sehr netter Junge", erwiderte die alte Frau, "Er arbeitet hier um seine Familie zu unterstützen. So weit weg von Zuhause..." "Ist das nicht seltsam?", fragte Shikamaru, "So weit zu reisen um in einem Laden zu arbeiten?" Der Ladenbesitzer zuckte mit den Schultern. "Wohin der Weg einen eben führt, nicht wahr? Man kann sich eben nicht alles aussuchen im Leben."

Ino und Shikamaru ließen es dabei bewenden. Sie bezahlten und verließen den Laden.
 

Sasuke hatte sich eine Woche frei genommen. Kakuzu war viel schneller wieder bei ihm aufgetaucht, als er erwartet hatte. Auch dieses Mal hatte er wieder einen Steckbrief und eine Karte mitgebracht. Als Sasuke jedoch die Mappe aufschlug, fielen ihm gleich vier Steckbriefe entgegen. Sein Ziel war dieses Mal eine ganze Bande.

"Weshalb tust du das?", hatte Kakuzu ihn gefragt. "Was denn?" "Du könntest ein großer Kopfgeldjäger sein, aber du machst nur die Drecksarbeit für andere Leute." Sasuke blätterte die Seiten der Mappe durch. "Sagen wir so: ich mache das nur, um mir einen gewissen Ruf anzueignen." "Du willst dir einen Namen machen." "Exakt."

Kakuzu hatte ihn lange angesehen. "So ein Junge wie du ist mir noch nie begegnet", sagte er schließlich. Sasuke verglich die Informationen in den Steckbriefen mit der Karte. "Und für Euch lohnt es sich, mich zu beschäftigen?"

"Du erledigst für mich all diejenigen, die mir sonst durch die Lappen gehen könnten wegen meiner Verpflichtungen. Die Gewinneinbußen am Kopfgeld sind gering im Vergleich zu dem, was ich zusätzlich durch dich verdiene. Und es spart mir Zeit und Arbeit." "Dann ist es ja für uns beide gut." Sasuke packte alles zusammen in die Mappe und legte sich bereits einen Plan zu Recht.
 

Nach drei Tagen schließlich kehrte auf der letzte Suchtrupp wieder nach Konoha zurück. Keines der Teams hatte auch nur eine Spur entdeckt. Einige Male waren sie auf Jungen gestoßen, die nach Meinung der Leute auf die Beschreibung der gesuchten Person passten, aber den richtigen Sasuke fanden sie nicht.

Sakura wirkte enttäuscht und hörte bei der Schlussbesprechung kaum zu. Tsunade wollte keinen erneuten Suchtrupp losschicken bis sie nicht wieder etwas von Sasuke hörten. Sie brauchte ihre Shinobi für andere Aufgaben. Naruto wusste, dass Sakura ihr diese Entscheidung übel nahm, aber er wusste auch, was Tsunade wirklich tat.

Letztendlich schickte sie sie alle nach hause. Sie sollten sich ausruhen und dann ab morgen ihren normalen Dienst wieder aufnehmen. Naruto wollte nach hause und einfach nur ein wenig Ruhe haben. Es war anstrengend die ganze Zeit so zu tun, als wüsste er von nichts. "Naruto?"

Er drehte sich zu Sakura um. "Ja?" "Hinata-san hat doch die Wahrheit gesagt, oder?", fragte sie. Ihre Augen wirkten müde. Naruto blickte sich um. Sie standen mitten auf der Hauptstraße. "Wir sollten hier nicht darüber reden, Sakura-chan", meinte er nur. "Was soll das bedeuten, Naruto?" Er schüttelte den Kopf.

Sakura musterte ihn skeptisch. "Naruto, du weißt doch irgendetwas, was ich nicht weiß. Was verschweigst du mir denn?" Naruto trat dicht an sie heran. "Wir werden Sasuke nicht finden", sagte er, "Es hat keinen Sinn ihn zu suchen, das hatte es von Anfang an nicht. Also denk nicht mehr darüber nach."

Fassungslos sah sie ihm in die Augen. "Er... Er ist dein Freund, Naruto! Unser Freund! Wie kannst du... Wie kannst du ihn einfach aufgeben?" "Ich gebe ihn doch nicht auf – es ist nur..." "Was?" "Das kann ich dir nicht sagen." Naruto wandte sich ab. Es war schwer, so mit ihr zu reden und es tat ihm Leid, dass er sie so behandelte. Sakura senkte den Blick.

Naruto griff in die Innentasche seiner Jacke. "Du musst das Ganze auf sich beruhen lassen. Es ist besser für uns alle drei." Er griff nach ihrem Handgelenk und drückte ihr die kleine Schriftrolle in die Hand. "Sorg dafür, dass das niemand außer dir liest. Die alten Säcke haben schon die Ohren gespitzt. Wenn wir weitermachen, dann bringen wir ihn nur in Gefahr." "Naruto, was..." "Tu einfach was ich dir sage, Sakura-chan. Mir gefällt das auch nicht."
 

Auch dieses Mal war Kakuzu mit der Arbeit seines neuen Handlangers äußerst zufrieden. Sie trafen sich allerdings nicht wie zuvor in dem kleinen Laden, sondern direkt bei einer der Einlösestellen. Das war Sasuke auch ganz lieb so. Er hatte Sorge, dass die häufige Anwesenheit von Akatsuki in dem kleinen Dorf und insbesondere in seinem Laden unbequeme Fragen aufwerfen würde.

In den nächsten Monaten erhielt er noch einige Male Aufträge von Kakuzu. Immer nach demselben Prinzip und zu derselben Vergütung: 10 % vom Kopfgeld, gleich wie hoch es war oder wie schwierig der Auftrag.

Dieses Erfolgshonorar kümmerte Sasuke zwar wenig, doch langsam wusste er nicht mehr, was er mit dem Geld eigentlich anfangen sollte. Auch wenn es zum großen Teil Verbrecher waren, die dafür hatten sterben müssen, so haftete dem Geld doch etwas Schmutziges an. Es war eine Mordprämie die er von Kakuzu bekam, nicht mehr und nicht weniger.

Einen Teil des Geldes investierte er in bessere Ausrüstung – in einer Gegend, in der keine Shinobi lebten, war es schwierig an Kunai oder Shuriken zu gelangen, geschweige denn an andere vernünftige Waffen. Den Rest packte Sasuke in eine Plastiktüte und verstaute diese in seinem Rucksack.
 

Sakura hatte den Brief aufmerksam gelesen. Wieder und wieder bis sie ihn fast auswendig kannte. Es war seltsam diese Worte zu lesen, die überhaupt nicht für sie bestimmt waren. Der Stil war vollkommen anders, ebenso die Worte, mit denen der Brief verfasst war.

Sasuke sprach in diesem Brief einige Dinge an, die wohl nur Naruto ganz verstand, da sie Bezug auf gemeinsame Erlebnisse nahmen. Das Meiste aber verstand Sakura auch so und es beunruhigte sie, was sie dort las. Der Brief an Naruto recht sachlich und sie erfuhr daraus Dinge, die Naruto ihr bisher verschwiegen hatte, was sie nicht unbedingt glücklicher machte.

Aber noch mehr deprimierte sie die Leere, mit der sie zurückblieb. Die Worte gaben ihr keine Hoffnung oder Sicherheit. Es war einfach nur eine Botschaft an eine andere Person. Als würde Sasuke neben ihr stehen und doch nicht mit ihr sprechen. Aber was hatte sie auch erwartet?

Trotzdem schmerzte es sie. Ihre Suchaktion war vollkommen sinnlos gewesen und ohne jeden Erfolg. Sie hatten versagt. Sie hatte versagt. Sasuke war nun noch viel weiter fort als jemals zuvor. Bisher hatte immer sein Schatten über ihr geschwebt. Aber jetzt...

Voller Wut war Sakura zu ihrem Trainingsplatz gegangen und hatte ihrer Traurigkeit, ihrer Verzweiflung und Rage freien Lauf gelassen. Sie schlug auf Bäume und Felsen ein bis ihre Hände bluteten. Tränen nahmen ihr die Sicht und sie schrie sich heiser, so als könne sie gar nicht genug Energie auf einmal aus ihrem Körper freilassen.

Völlig erschöpft fiel sie auf die Knie und schlug mit den Fäusten auf den Boden ein. Sie hasste Sasuke. Sie hasste ihn dafür, dass er sie mit ihrem Schmerz allein ließ, ihn billigend in Kauf nahm und sie einfach verlassen hatte. Sie hasste ihn dafür, dass es ihn nicht kümmerte, wie sie fühlte.

Und sie liebte ihn für die Worte, die er ihr hinterlassen hatte, für diese sanften und sorgenvollen Zeilen. Jeder Strich, bei dem er nur an sie gedacht hatte. Und wieder hasste sie ihn, weil sie ihn so sehr liebte, dass sie der Schmerz in die Knie zwang. Sakura schrie heiser auf und weinte, weinte, weinte, weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte.
 

TBC

Dämmerung

Sturmvogel – Kapitel 4 - Dämmerung

Autor: Herzfinster

Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an Naruto gehören irgendwem anders, jedenfalls nicht mir! Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeit zu lebenden und toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors.
 

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Einige Monate waren inzwischen vergangen und Sasuke hatte sich nunmehr ganz darauf verlegt, für Kakuzu Aufträge auszuführen. Er verließ Kiri no Tani und jetzt war es gut, dass er genügend Geld hatte um in Herbergen übernachten zu können, wenn es notwendig war.

Dem Ladenbesitzer erzählte er, er würde nach Nami no Kuni zurückkehren zu seiner Familie. Die Ärzte hätten ihm geschrieben, er müsse mit dem Schlimmsten rechnen und da wollte er in der Nähe sein, später für seine Schwestern sorgen. Es gab eine schmerzliche Abschiedsszene mit den besten Glückwünschen und unzähligen Danksagungen, dann ging Sasuke seiner Wege.

Ein wenig schmerzte es ihn ja schon, das Dorf zu verlassen. Hier hatte er – zumindest oberflächlich – ein normales Leben geführt mit weit weniger Sorgen und Verpflichtungen als jemals in Konoha. Jetzt fühlte er sich endgültig vogelfrei.

Ihr Treffpunkt war ein verlassenes Bauernhaus in der Nähe der Grenze zu Kaze no Kuni. Sasuke saß auf einem Eckstein davor und wartete auf die Akatsuki. Immer wieder blickte er mal nach links, mal nach rechts die Straße hinunter. Er wusste nicht, aus welcher Richtung sie kommen würden oder gar, warum sie sich hier am A... der Welt trafen. Man hatte ihm nur eine Nachricht zukommen lassen, wohin er zu gehen hatte und das wars.

Es dauerte Stunden bis Hidan und Kakuzu endlich eintrafen. Sasuke stand auf und ging ihnen einige Schritte entgegen. Sie wechselten wie üblich keine Worte der Begrüßung. Solche Höflichkeiten lagen den Akatsuki fern und Sasuke passte sich ihnen in diesem Punkt an. Erwartungsvoll sah er Kakuzu an als dieser vor ihm stehen blieb. Hidan schien aus irgendeinem Grund noch mieser gelaunt als gewöhnlich.

"Dieses Mal gibt es keinen Auftrag für dich", sagte Kakuzu, "Du wirst mit uns kommen und uns helfen." Sasuke sah ihn erstaunt an. Hidan spuckte auf den Boden. "Wenn du das verpatzt, dann schlitz ich dich persönlich auf." Sasuke würdigte ihn keines Blickes. Er hatte beschlossen, dass es besser für ihn war, so wenig wie möglich mit Hidan zu tun zu haben. Der Kerl war in seinen Augen einfach nur ein Irrer.

Jetzt nahmen sie ihn also mit wie einen Jagdhund... Sasuke fand das schon sehr seltsam. Vielleicht war dies ja für Akatsuki der nächste logische Schritt? Sicher war, dass er ab jetzt noch mehr aufpassen musste, sich nicht selbst zu verraten oder enttarnt zu werden. Dies bedeutete, dass er auf einige Shinobi-Tricks und Jutsu würde verzichten müssen.

Sasuke war angespannt. In der Akademie hatte man ihnen nur beigebracht, sich vor Zivilisten zu tarnen, nicht aber vor anderen Shinobi. Ständig befürchtete er, von Kakuzu oder Hidan durchschaut zu werden. Aber die beiden Akatsuki beachteten ihn so gut wie gar nicht. Sie liefen voraus und Sasuke folgte ihnen mit ein wenig Abstand. Auf ihrem Weg hatten sie einander auch nicht wirklich etwas zu sagen.

Erst am Abend rasteten sie in einem kleinen Waldstück abseits des Weges. Diese Gegend war nur dünn besiedelt und das nächste Dorf war einen Tagesmarsch entfernt. Sie entzündeten ein Lagerfeuer und Kakuzu und Sasuke ließen sich dort nieder. Hidan zog sich hinter eine Baumgruppe zurück. Es knackte und raschelte und dann war es plötzlich still.

Sasuke folgte ihm mit dem Blick, doch dann konnte er Hidan plötzlich nicht mehr sehen. Das war schon ein wenig seltsam... "Was macht er da?", fragte er schließlich. Kakuzu starrte nur ins Feuer, drehte sich nicht einmal um. "Beten." Sasuke sah den Mann skeptisch an. "Was?" "Das ist Teil seiner nervtötenden Religion. Hidan betet ständig und ohne Ende. Sprich ihn nicht darauf an, sonst tötet er dich." "Ah… so…"

Er hätte Hidan nicht als den gläubigen Typ eingeschätzt, aber sie hatten auch nie darüber geredet. Das war Teil ihrer stillschweigenden Abmachung. Sie erzählten nichts und fragte nicht nach, umgekehrt genauso. So kamen sie gut mit einander aus. Aber irgendwann würde Sasuke anfangen müssen, Fragen zu stellen, wenn er an Itachi herankommen wollte.

"Wer hat dich unterrichtet?", fragte Kakuzu plötzlich. Sasuke hob den Kopf und sah ihn an. "Was meint Ihr?" "Jemand hat dir beigebracht, was du tust. Wer war das?" "Verschiedene Leute. Zuletzt hat ein Mann namens Ogami mich unterrichtet. Er war so etwas wie ein Söldner. Gegen Bezahlung hat er alles gemacht. Diebstahl, Mord, Eskorten."

Kakuzu lehnte sich zurück. "So wie ein Ninja." Sasuke nickte. "Beinah." "Weshalb bist du nicht bei ihm geblieben?" Der Junge blickte wieder ins Feuer. "Es wurde mir zu langweilig." "Und was du jetzt tust ist interessanter? Der Unterschied scheint mir gar nicht so groß." Sasuke überlegte einen Moment. "Ogami hatte keinen Ehrgeiz. Wenn sein Geldbeutel voll war, dann reichte ihm das. Wenn er Geld brauchte, nahm er den nächsten Auftrag an. Deshalb war es mir langweilig."

"Wenn du ein Shinobi wärst, könntest du Akatsuki beitreten. Du würdest es weit bringen", meinte Kakuzu, "Dich würde ich sogar als Partner in Erwägung ziehen." Die Aussage rief in Sasuke ein seltsames Gefühl hervor. Er hatte sich nun also doch so weit von allem entfernt, was einen Konoha-Nin ausmachte, dass er sich für die andere Seite qualifiziert hatte. Prima!

Sasuke rieb sich mit der Hand über den Nacken. Insgeheim versuchte er sich auszurechnen, wie hoch seine Chancen waren, am nächsten Morgen aufzuwachen ohne dass Hidan ihm die Kehle durchgeschnitten hatte. Da bemerkte er einen Schatten zwischen den Bäumen, der sich langsam und lautlos auf sie zubewegte.

Sasuke sprang auf und warf drei Shuriken in die Richtung, aus der er die Bewegung wahrgenommen hatte. Metall traf auf Metall und die Wurfsterne verschwanden im Gebüsch. "Dein kleiner Leibwächter ist nicht schlecht, Kakuzu", erklang eine Männerstimme.

Als der Fremde nähertrat erkannte Sasuke im Dämmerlicht den schwarzen Mantel mit den roten Wolken. Noch ein Akatsuki-Mitglied. Kakuzu hob den Kopf und sah ihn ohne Regung an, wie alles, was in sein Blickfeld geriet. "Ich hätte nicht erwartet, dich hier zu treffen", sagte er, "Wo ist dein Partner?"

Jetzt trat der Mann hinter den Büschen hervor und in den Schein des Feuers. Sasuke setzte sich wieder auf seinen Platz. Er fürchtete, seine Knie könnten nachgeben. Vor ihnen stand Hoshigaki Kisame, das Haifischgesicht, das immer an Itachi klebte und grinste als sei die ganze Welt ein einziger Witz.

Sein Blick ruhte kurz auf Sasuke, wanderte dann weiter zu Kakuzu. "Itachi ist bereits zurückgekehrt. Ich wollte mir den Schützling ansehen, den du angeblich unter deine Fittiche genommen hast. Das passt so gar nicht zu dir." Kakuzu drehte sich in Sasukes Richtung. "Es ist eine gute Investition."

Sasuke fragte sich, ob Kisame ihn wiedererkannt hatte und nur nichts sagte, oder ob er tatsächlich nicht wusste, wer er war. Immerhin hatten sie einander nur einmal getroffen und da war er noch ein Kind gewesen. Er war nur froh, dass Itachi nicht hier war. Das hätte unangenehm werden können. Und auch ziemlich gefährlich mit vier Akatsuki um sich herum.

Kisame ließ sich ihnen gegenüber nieder und sah sie beide ruhig an. "Wie kommst du zu dem Knirps?" "Er leistet gute Arbeit", erwiderte Kakuzu schlicht und legte noch ein Stück Holz ins Feuer. Kisame kratzte sich am Kin. "Verstehe. Und wie heißt du, Junge?" "Kamome Akira", erwiderte Sasuke, "Und Ihr seid?"

Kisame grinste ihn an und entblößte dabei eine ganze Reihe sehr spitzer Zähne. "Hast du noch nicht von mir gehört?" Sasukes Blick glitt zu Kakuzu. "Er ist kein Shinobi", meinte Kakuzu erklärend und wandte sich dann seinem 'Schützling' zu, "Das ist Hoshigaki Kisame. Er gehörte zu den sieben Shinobi-Schwertkämpfern aus Kiri Gakure bis er zum Nuke-Nin wurde. Reiz ihn nicht."

Sasuke tat so, als hätte er keine Ahnung, wovon Kakuzu da sprach, machte sich aber schon seine Gedanken darüber. Sein Blick fiel dabei auf Kisames Schwert. Er hatte davon gehört, aber bisher noch keine richtige Gelegenheit gehabt, es im Einsatz zu sehen. Es war vollkommen mit weißen Bandagen umwickelt. Fragte sich nur, ob zum Schutz des Schwertes oder zum Schutz der Umwelt.

Langsam kam er zu dem Schluss, dass Akatsuki nur aus Verrückten bestand, die sich jeden Moment gegenseitig abschlachten konnten, wenn es unter ihnen Streit geben sollte. Was hielt diese Leute nur zusammen? Er wusste, sie waren hinter Naruto her, weil dieser den Kyuubi in sich trug. Aber den tieferen Sinn dahinter kannte er nicht. Wie wollten sie die Kraft des Kyuubi nutzen, wenn sie ihn in die Hände bekamen?

Als hätte er seine Gedanken erraten, ergriff Kisame das Wort. "Hast du ihn eingeweiht in unsere Mission?", fragte er Kakuzu. Der andere Mann schüttelte den Kopf. "Gut", meinte Kisame, "Immerhin könnte er auch ein Spion sein." Beide sahen Sie Sasuke nun an.

"Er ist fast noch ein Kind", meinte Kakuzu, "Denkst du wirklich, jemand mit etwas Verstand würde ein Kind als Spion bei Akatsuki einschleusen?" Kisame wog den Kopf hin und her. "Sasori würde dir widersprechen." "Sasori ist ein Spinner. Ich gebe nichts darauf, was eine Marionette denkt." "Ist Sasori auch ein Mitglied von Akatsuki?", fragte Sasuke, obwohl er das natürlich genau wusste.

Kakuzu nickte. "Ja, ist er. Ein Marionettenspieler, vollkommen irre." "Weiß du, wie weit das Künstlerduo inzwischen ist mit ihrer Aufgabe?", fragte nun Kisame. "Zuletzt hieß es, sie würden nach Suna aufbrechen um endlich ihren verdammten Job zu erledigen", meinte Kakuzu, "Und was ist mit Itachi und dir?"

Sasuke horchte auf. Kisame lachte. "Wir warten. Auf die passende Gelegenheit. Außerdem bringt es uns nichts, wenn wir den Kyuubi jetzt schon fangen. Wir brauchen erst die anderen. Er wäre nur lästig." "Habt ihr es nicht vor ein paar Jahren schon versucht? Wie lange wollt ihr noch brauchen? Jeder Tag, den die Aktion länger dauert, ist verlorenes Geld – glaub nicht, dass ihr Extraspesen bekommt für eure Trödelei!"

Sasuke hörte aufmerksam zu und in ihm rumorte es. Sie warteten nur auf eine passende Gelegenheit. Musste er nicht Konoha bescheid geben darüber? Wenigstens um Naruto willen. "Du weißt genau, weshalb sich alles verzögert, Kakuzu. Das ist nicht unsere Schuld. Der Kyuubi-Bengel war unauffindbar und danach ständig von diesem alten Sack Jiraiya umgeben. Das ist einfach zu stressig – und dann hat uns noch jemand dazwischengefunkt." Wieder glitt sein Blick zu Sasuke und er sah ihn durchdringend an.

Der Junge stellte sich einfach dumm. "Kyuubi? Meint ihr den Kyuubi no Kitsune? Den wollt ihr fangen?" Kakuzu wandte sich nun auch Sasuke zu. "Du weißt über den Kyuubi bescheid?", fragte er. Sasuke wog den Kopf hin und her. "Nicht wirklich. Er soll ein mächtiges Ungeheuer sein. Wie wollt ihr ihn fangen?"

"Im Moment ist er in einem Menschen versiegelt", erklärte Kakuzu, "Das macht es erheblich einfacher, ihn zu fangen. Aber das ist nicht unsere Aufgabe. Damit sind Kisame und sein Partner beschäftigt." "Und unsere Aufgabe?" "Das erfährst du noch früh genug."
 

Naruto warf sich auf sein Bett. Er war vollkommen fertig und wollte nur noch schlafen und nie, aber auch nie wieder aufstehen. Alle seine Glieder schmerzten und seine Hände fühlten sich an, als würden sie sich jeden Moment von ihm trennen, weil er sie so schlecht behandelt hatte.

Die letzten drei Monate waren die Hölle gewesen. Kakashi hatte ihn mitgenommen zu einem Training, wie er es noch nie erlebt hatte. Sein Meister ahnte offenbar, dass irgendetwas passieren würde. Es war schon sehr lange viel zu ruhig gewesen. Außerdem hatte man Akatsuki in der Nähe des Dorfes herumschleichen sehen, hatte er gehört.

Deshalb peitschte er, zusammen mit einem Typen namens Yamato, Naruto durch ein unmenschliches Training. Immer wieder trichterte er seinem Schüler ein, dass Akatsuki hinter ihm her war und wo die sich herumtrieben, würden sie letztendlich auch Sasuke finden. Wenn das Schlimmste eintraf, musste er bereit sein, zu kämpfen.

Naruto wusste das alles. Es war nur noch nicht klar, ob er mit oder gegen Sasuke, für Konoha oder sich selbst würde kämpfen müssen, wer an seiner Seite stünde und wer nicht. Sicher war nur, dass er alle Kraft brauchen würde, die ihm zur Verfügung stand.

Zwar hatten Kakashi, Jiraiya und auch Tsunade nicht schlecht gestaunt, als Naruto ihnen gezeigt hatte, was er in all den letzten Jahren so gelernt hatte, vor der Chu-Nin-Prüfung von Itachi und im Kloster von den Mönchen, doch wirklich kampferprobt war er damit noch nicht. Akatsuki waren ein völlig anderes Level als seine bisherigen Gegner, das wussten sie alle.

Naruto schaffte es sich auf den Rücken zu drehen, doch seine Schulter schmerzte unvorstellbar. "Kakashi-sensei, du Sklaventreiber..." Hoffentlich kamen Akatsuki nicht ausgerechnet dann nach Konoha, wenn er von all dem Training so fertig war wie jetzt. Das könnte sehr peinlich werden.

Außerdem wollte Naruto nicht, dass sich andere Shinobi in Gefahr brachten, um ihn zu schützen, nur weil er selbst zu schwach war. Er musste es allein schaffen. Naruto hatte schon so viele Dinge in seinem Leben allein schaffen müssen, da wollte er jetzt nicht damit anfangen, sich auf andere zu stützen. Sasuke würde ihn auslachen. Völlig übermüdet fielen ihm die Augen zu.
 

Sasuke lag die halbe Nacht wach und dachte über das nach, was gesagt worden war. Es war also nicht ihre Aufgabe, Naruto zu entführen. Darum würden sich Itachi und Kisame kümmern, hatte Kakuzu gesagt. Dies hieße, Konoha hätte es erst mal "nur" mit den Beiden zu tun. Im Geiste versuchte er sich auszumalen, wie man gegen solche Gegner kämpfte.

Zwar gab es in Konoha sicher einige äußerst fähige Ninja, aber Kisame und Itachi schienen ihm übermächtig im Vergleich mit ihnen. Vielleicht waren all diese Nuke-Nin ja deshalb so stark, weil sie keine Hemmungen hatten, Grenzen zu überschreiten. Er dachte an Naruto und wie dieser die Schriftrolle mit den verbotenen Künsten gestohlen hatte. Er hatte nur eine Kunst daraus gelernt, aber diese hatte ihn erheblich stärker gemacht.

Sasuke kam der Gedanke, dass diese Künste vielleicht deshalb verboten waren, damit die einzelnen Ninja nicht zu stark wurden. Insbesondere in ihrem Kage-System, in dem die stärksten und fähigsten Ninja Kage werden konnten, könnte es schnell zu Machtkämpfen kommen, wenn es mehrere besonders starke Ninja in einem Dorf gab. Und vielleicht, wenn ein Mensch mit nicht ganz so sozialem Charakter wie die bisherigen Hokage den Kampf gewann, dann…

Er fragte sich, wie stark ein einzelner Ninja werden konnte und ob er es schaffen könnte, nach vielen Kriegen und Schlachten, als absoluter Herrscher die ganze Welt sich allein unterzuordnen. Einige Shinobi würden sich ihm anschließen, andere gegen ihn kämpfen, bis es niemanden mehr gab, der gegen ihn kämpfen konnte. Es käme einem Weltuntergang gleich.
 

Eine Weile schon beobachtete Haruno-san ihre Tochter. Sakura saß nur da und drückte mit ihren Essstäbchen Linien in den Reis. Sie wusste, dass das Mädchen wütend auf Hokage-sama war, die erneut Sakuras Anfrage nach einer weiteren Suchaktion abgelehnt hatte.

Sakura war vernarrt in dieses Uchiha-Kind, das wusste sie. Aber wie ahnte auch, dass er ihr das Herz brechen würde. Dieser Sasuke war nicht der Typ, der sein Herz an eine Frau hängte. Aber wie sollte sie ihrer Tochter das klar machen? Sakura würde nicht auf sie hören – in diesem Punkt hörte sie auf niemanden – und sie nur anschreien.

"Du solltest aufhören beleidigt zu sein und endlich etwas essen", meinte sie schließlich. Sakura blickte auf und sah ihre Mutter an, als hätte diese sie verraten. Doch Haruno-san ignorierte den trotzigen, Teenagerblick und stellte ihr eine Schale Misosuppe hin. "Iss etwas, Sakura. Wenn du in den Hungerstreik trittst, bekommst du deinen Willen auch nicht."

Sakura knallte die Stäbchen auf den Tisch. "Was weißt du denn schon?" "Eine ganze Menge. Ich bin immerhin deine Mutter", entgegnete Haruno-san, "Und jetzt iss, du musst heute früh zum Dienst." "Das weiß ich auch! Behandel mich nicht wie ein kleines Kind!", fauchte Sakura und verschränkte die Arme. "Du benimmst dich aber wie eines, Sakura."

Ihre Blicke trafen sich. "Ich weiß, dass deine Freunde und Vorgesetzten dir das schon gesagt haben", begann Haruno-san, "Und ich sage es dir jetzt auch: hör auf über diesen Jungen nachzudenken! Er wird dich nur unglücklich machen – noch unglücklicher, als du jetzt schon bist." "Woher willst du das denn wissen? Du kennst ihn doch gar nicht."

Aber Haruno-san fegte ihre Worte mit einer Handbewegung vom Tisch. "Manchmal, meine Tochter, wissen Erwachsene es eben besser. Das solltest du endlich einsehen." Eine Weile schwiegen sie einander an. Widerwillig aß Sakura ein wenig Reis, doch sie fühlte sich, als käme ihr gleich alles wieder hoch.

"Denkst du wirklich, er kommt nicht zurück?", fragte sie schließlich. Haruno-san hielt einen Moment lang inne. "Ich denke, dass er jung sterben wird", meinte sie dann und Sakura schluckte. "Konoha hat schon viele talentierte Shinobi wie ihn gehabt, aber kaum einer von ihnen ist besonders alt geworden... Er kann dir nicht das geben, was du willst."
 

Der nächste Morgen war kühl und feucht, wie oft in dieser Gegend. Sasuke erwachte bei Sonnenaufgang, wenngleich man davon nicht besonders viel sehen konnte. Durch Wolken und Nebel sah die Sonne aus wie ein rot glühender Ball. Sasuke verließ ihr Lager, zog sich erst mal in die Büsche zurück und ging zu einem kleinen Bach in der Nähe um sich ein wenig zu waschen.

Er kniete am Ufer und blickte kurz zum Lager hin. Wenn Kisame ihn tatsächlich erkannt hatte, dann wäre dies seine letzte Chance abzuhauen, bevor er Kakuzu und Hidan verriet, wer er war. Aber dieser hatte mit keiner Geste verraten, ob er die Wahrheit wusste oder nicht.

Auch fragte er sich, welchen Auftrag Hidan und Kakuzu hatten. Waren sie auch unterwegs, um einen Jinchuriki zu fangen? War es das, wobei Sasuke ihnen helfen sollte? Sasuke fühlte, dass er sich schuldig machen würde, wenn er Akatsuki dabei half, einen Biju in die Hände zu bekommen.

Jeder Jinchuriki, der fiel, war ein zerstörter Schutzwall gegen Akatsukis Herrschaft, das spürte er. Sasuke hatte keine Ahnung, wie sie die Kraft der Biju nutzen wollten und wozu genau, aber er kannte die Erzählungen der Erwachsenen über den Angriff des Kyuubi auf Konoha. Wenn schon ein solches Wesen derartige Zerstörungskraft besaß, was konnten dann alle neun zusammen tun?

In seiner Vorstellung waren die Biju am Ende gezähmte Bestien und Akatsukis Kommando die nur darauf warteten, auf die Menschen losgelassen zu werden. Aber das warf die Frage in ihm auf, wie man einen Biju von seinem Jinchuriki trennte. Das Siegel ließ sich sicher nicht so einfach lösen und selbst wenn wie fing man dann das frei gewordene Biest wieder ein und zähmte es?

Kisame stand plötzlich dicht hinter Sasuke und packte ihn an der Schulter. "Ich kenne dich doch irgendwo her…" "Das glaube ich nicht", erwiderte Sasuke, "An Euch könnte ich mich sicher erinnern." Der Mann beugte sich ein wenig zu ihm herunter. "Du musst lernen besser zu lügen, Sasuke-kun. Du hast Glück, dass Kakuzu dein Gesicht nicht kannte."

Sasuke wurde heiß und kalt zugleich. "Ich verstehe nicht was Ihr meint", erwiderte er. Kisame ließ ihn los. "Du spielst da ein gefährliches Spiel. Komm uns lieber nicht in die Quere, sonst vergesse ich vielleicht, dass dein Bruder mein Freund ist." Sasuke rückte seine Kleider zu Recht und sah den Nuke-Nin an. "Du kennst meinen Bruder gut."

Kisame zeigte keine Regung. "Wenn du Itachi töten willst, dann bist du Jahrzehnte zu früh dran", meinte er nur. Sasuke schüttelte den Kopf. "Was ich will oder nicht spielt keine Rolle. Ich muss wissen, wo er ist." Kisame verlagerte sein Gewicht auf sein anderes Bein. "Du bist frech. Itachi hätte dir ein paar Manieren beibringen sollen bevor er Konoha verließ."

Er drehte sich um und wollte gehen, als Sasuke plötzlich wieder vor ihm auftauchte. Kisame schien kurz überrascht darüber zu sein, wie schnell der Junge war. Sasuke beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. "Bring mich zu Itachi", forderte er und sah dem Mann, der so viel größer war als er selbst, fest in die Augen.

Doch Kisame verlor langsam die Geduld mit dem in seinen Augen unverschämten Teenager. "Glaubst du, ich nehme von dir Befehle entgegen? Ich könnte dir Arme und Beine brechen und dich hier krepieren lassen. Die Ratten würden dich lebendig fressen." Er griff nach seinem Schwert. "Würdest du wirklich Itachis kleinen Bruder töten?", fragte Sasuke, "Er wäre sicher ungehalten über so etwas."

Da spürte er Kisames Hand an seiner Kehle, die fest zudrückte. Mühelos hob er Sasuke einige Zentimeter vom Boden hoch und presste seinen Körper gegen einen Baum. "Du solltest dir nicht so sicher sein, dass dein Name dich beschützt, Sasuke-kun", knurrte er. Sasuke, wie sich Druck in seinem Hals und in seinem Kopf aufbaute. "Die Uchiha sind auch nichts weiter als eine Rotte von Bastarden gewesen. Glaubst du, irgendjemand bedauert euer Aussterben?"

"Lass ihn los, Kisame." Wie aus dem Nichts waren Kakuzu und Hidan hinter ihnen aufgetaucht. Widerwillig ließ Kisame von Sasuke ab. Der Junge sank zu Boden. Ihm war schwindelig. Verschwommen nahm er die dunklen Silhouetten von Kakuzu und Hidan war. Wenn die beiden Akatsuki ihr Gespräch belauscht hatten, dann war er jetzt wirklich am Arsch.

Hidan schritt auf ihn zu, packte Sasuke am Kragen und hob ihn mühelos hoch. "Was habe ich da gehört? Uchiha? Ich dachte, Itachi hätte die ganze Bande erledigt." "Nicht alle. Seinen Bruder hat er am Leben gelassen", erwiderte Kisame. Hidan musterte den Jungen abfällig. "WAS? Wie erbärmlich! Um diese kleine Ratte hier soll also dieser Uchiha-Bengel sein? Ha!"

Er ließ Sasuke auf den Boden fallen und drückte ihn mit dem Stab seiner Sense nach unten. "Bist du hier um zu spionieren? Hältst dich wohl für besonders schlau – aber so kleine Drecksbratzen wie dich fress ich gewöhnlich zum Frühstück." Er wandte den Blick zu Kakuzu. "Soll ich ihn gleich in Stücke reißen oder lieber für später aufheben?"

Kakuzu stieß Hidan zur Seite. "Wir nehmen ihn mit. Akatsuki wird gemeinsam entscheiden, was mit ihm passiert. Vielleicht ist er noch von Wert für uns." "Du verdirbst einem auch jeden Spaß, Kakuzu! Immer denkst du nur an dein scheiß Geld oder sonstigen Gewinn." Mehr bekam Sasuke von dem Gespräch nicht mit. Irgendetwas sehr hartes traf seinen Hinterkopf.
 

"Das da ist Itachis Bruder?" "Der ist ja noch kleiner als Itachi in dem Alter." "Was machen wir mit ihm?" "Konoha zahlt bestimmt ein schickes Lösegeld, wenn wir ihn ausliefern." "Wir sollten ihn töten, er weiß zu viel über uns." "Er ist talentiert. Das sollten wir nicht so einfach verschwenden." "Wir brauchen keinen zweiten von der Uchiha-Bande! Einer ist mehr als genug." "Das ist nicht deine Entscheidung, Deidara." "Deine aber auch nicht!"

Das Stimmengewirr drang von allen Seiten an seine Ohren. Er erkannte jedoch lediglich Kakuzu unter ihnen. Die Akatsuki standen im Kreis um ihn herum, doch Sasuke konnte sie nicht sehen. Sie hatten ihm Arme und Beine gefesselt und ihm die Augen verbunden. Es roch nach Erde und Feuchtigkeit. Der Boden war trocken, doch sehr kalt. Sie waren offenbar in einer Höhle.

"Gehen wir mal davon aus, wir nehmen ihn tatsächlich als Novizen auf – können wir ihm dann vertrauen? Wir wissen nicht, wem seine Loyalität gilt." "Konoha hat ihn nicht offiziell zum Nuke-Nin erklärt." "Vielleicht ist er wirklich ein Spion und er soll für sie auskundschaften, wo wir uns verstecken." "Was meinst du dazu, Itachi?"

Sasuke versuchte den Kopf zu heben. Itachi war hier? Sein Herz schlug plötzlich schneller. "Es ist an unserem Anführer zu entscheiden, was mit ihm passiert", meinte Itachi. Er stand direkt hinter ihm. Schritte entfernten sich. "Besonders viel scheinst du deinem Bruder ja nicht zu bedeuten", sagte Kisame und jemand hob den Jungen hoch.

Sasuke wurde durch einen Korridor getragen. Er wusste dies, da sich die Schritte seines Trägers nun anders anhörten als in dem großen Raum zuvor. Ein Schloss wurde geräuschvoll entriegelt und eine Tür geöffnet. "Hier bleibst du erst mal, bis wir wissen, was wir mit dir machen." Wie einen Seesack warf man Sasuke auf den Boden und schloss die Tür hinter ihm.
 

TBC

Hoffnungslos

Sturmvogel – Kapitel 5: Hoffnungslos

Autor: Herzfinster

Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an Naruto gehören irgendwem anders, jedenfalls nicht mir! Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeit zu lebenden und toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors.
 

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Eine endlose Spur von kleinen Löchern zog sich durch den heißen Sand, die Dünen hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. Die Luft flirrte vor Hitze und der Horizont war kaum zu erkennen bzw. flackerte das Bild vor seinen Augen derartig, dass er ihn gleich drei Mal sah.

Der Boden war so heiß, dass er auf keinen Fall stehen bleiben konnte. Die Hitze des Sandes griff die Sohlen seiner Schuhe an und ließ sie weich werden. Er fragte sich, wie weit er noch kommen würde, bevor ihn die Sonne umgebracht hatte. Wasser hatte er schon lange keines mehr.

Dafür hatte sich seine Feldflasche im Sonnenlicht so aufgeheizt, dass er sie wegwerfen musste. Aber in der Nacht würde es wieder kühl werden, das wusste er. In ein paar Stunden ging die Sonne unter und dann dauerte es nicht lange und er konnte sich endlich hinsetzen. Immer positiv bleiben.

Irgendetwas hob ihn hoch und als er nach oben blickte, schwebte über ihm ein riesiger, weißer Würfel. Die Sonne war unter gegangen und alles um in herum war erstarrt. Die Dünen waren zu glatten, hellen Pyramiden geworden und der Himmel zu einem Zackigen gebildete aus Schwarz und Grau. Der Würfel vor ihm drehte sich, teilte sich in Scheiben auf, zwischen denen sich endlose Dunkelheit spannte.

Ein erstickendes Gefühl wand sich in seiner Kehle und aus der Dunkelheit drangen Stimmen zu ihm herüber. Sie zischten ihm seltsame Worte in einer fremden Sprache zu, die er nicht verstand. Neben dem Würfel erschien eine Kugel, sie teilte sich ebenfalls in Scheiben, jedoch waagerecht und nicht senkrecht wie der Würfel. Zwischen ihnen erkannte er ein Flimmern.

Beide Figuren flogen an ihm vorbei und etwas wie ein Tuch hüllte ihn ein. Hände griffen nach ihm und drückten seinen Körper auf eine harte Oberfläche. Jemand beugte sich über ihn, doch er konnte das Gesicht der Person nicht sehen. Doch da war noch jemand, noch viele weitere Leute um ihn herum. Sie alle berührten ihn, doch er spürte es kaum.

Dennoch war es unangenehm und er wollte um sich schlagen, aber in seinen Gliedern war keine Kraft mehr. Sie hielten ihn fest und einer nach dem anderen beugte sich über ihn und ließ die Hände über seinen wehrlosen Körper wandern. Sie sollten aufhören! Da spürte er sehr kalte Finger an seinem Kinn. Jemand drückte seinen Kopf nach hinten, doch die Hand gehörte zu keiner der umstehenden Personen.

"Was ist los mit ihm?" Deidara ließ den gefesselten Jungen wieder auf den Boden sinken. "Er halluziniert", erwiderte er, "War wohl doch ein bisschen viel." Sasoris Blick ruhte auf Sasuke, der mit leeren Augen vor sich hin starrte. "Du solltest das wirklich lassen, Deidara. Itachi erschlägt dich." Doch Deidara lachte nur. "Ach ja? Ihm ist es doch gleichgültig, was mit ihm passiert. Sonst hätte er längst etwas unternommen."

Sasori verschränkte die Arme. Es war nicht so, dass er Mitleid mit ihrem Gefangenen hatte oder sich um Deidara sorgte. Aber er hasste Veränderungen und Unruhen in den eigenen Reihen. Wenn Itachi Deidara tötete, dann mussten sie einen Neuling finden und mühsam anlernen. Und er wäre es wieder, der sich um den Neuen zu kümmern hätte.

"Trotzdem solltest du dich ein wenig zurückhalten", meinte er und deutete auf die Striemen, die Deidara auf Sasukes Arm hinterlassen hat, "Noch steht nicht fest, was wir mit ihm machen werden." "Was sollen wir schon mit ihm tun, hä? Aufnehmen wird ihn der Anführer wohl kaum."

Sasori zeigte keine Regung. "Sei dir da nicht so sicher. Er ist sicher ein fähiger Shinobi. Und wenn Itachi dir die Eingeweide rausgerissen hat brauchen wir ohnehin einen Neuen." Deidara sprang auf. "Du kannst mich mal, Sasori!" Er trat dem halb bewusstlosen Jungen neben sich in den Magen, das dieser aufstöhnte. "Verpiss dich und lass mir meinen Spaß!" "Ein primitiver Spaß, Kinder zu foltern..."

Trotzdem ließ Sasori ihn allein. Vorsichtshalber verschloss er die Tür am oberen Ende der Treppe, welche zu den Kerkern führte. Wenn Deidara erst mal anfing, dann würden die Schreie durch den gesamten Unterschlupf hallen. Diese Art der Ruhestörung musste sich ja niemand antun.
 

Ihr Anführer hatte sie angewiesen, vorerst im Unterschlupf zu bleiben. Noch immer war nicht ganz sicher, dass Konoha tatsächlich nicht wusste, wo sie sich aufhielten. Noch wollten sie sich ein wenig bedeckt halten. Eine große Konfrontation würde es früh genug geben. Doch bis dahin würden sie ihre Pläne in aller Ruhe fortführen. Das hatte ihr Anführer ihnen zumindest so gesagt.

"Ist es dir wirklich egal, was mit deinem kleinen Bruder passiert?", fragte Kisame und musterte Itachi. Doch wie immer war es ihm nicht möglich zu sagen, was der andere Mann dachte. Itachis Blick war starr nach vorn gerichtet. "Sasori hat gesagt, dass Deidara bei ihm unten ist", fuhr Kisame fort, doch sein Partner schien ihn gar nicht zu hören.

"Deidara kann dich nicht leiden. Das lässt er bestimmt an dem Jungen aus." "Hn…", erwiderte Itachi lediglich und rührte sich nicht weiter. Kisame schüttelte den Kopf. "Na, musst du selbst wissen, was du tust." Er verließ den Raum und ließ Itachi alleine stehen.

Nach einer Weile blickte Itachi auf und atmete tief durch. Er fuhr sich mit den Händen durch das Gesicht. Es waren nur wenige Meter bis zu der Treppe, die zu den Kerkern hinab führte. Die Kerze auf dem Tisch ertrank in ihrem Wachs und Dunkelheit breitete sich aus.
 

Sasuke wollte die Zähne zusammenbeißen, doch er konnte seine Schreie nicht unterdrücken. Seine eigene Stimme hallte verzerrt von den Wänden wieder. Keuchend lang er mit dem Gesicht auf dem schmutzigen Boden. Deidara hatte ihn gefesselt und kniete nur auf seinem Rücken.

Er hatte keine Ahnung, wie lange er schon hier war. Tage, Wochen oder vielleicht nur ein paar Stunden. Deidara hatte ihm irgendetwas gegeben, was ihm wirre Träume eingeflößt hatte, wie unter Fieber, nur viel schlimmer. Es schien ihm eine Ewigkeit, die diese schrecklichen Bilder, diese erschreckenden Szenen und abstrakten Träume durch seinen Geist stürmten.

Und immer, wenn er aus ihnen erwachte und sich erinnerte, dass er in dieser Zelle auf dem Boden lag, kamen die Schmerzen zurück. Die alten Wunden schmerzten ihn als risse sie jemand immer wieder auf. Und bevor er wieder in neue Träume fortdriftete kamen jedes Mal neue hinzu.

Er wusste nicht, was Deidara benutzte um ihn zu quälen, doch es schmerzte als würde ihm die Haut abgezogen. Das Folterinstrument war so klein, dass es in eine Hand passte und brannte furchtbare Wunden in die Haut. Deidara hatte seine Unterarme und Schultern mit dunklen Linien gezeichnet und lachte dabei, als hätte er den Verstand verloren.

"Weißt du, normalerweise jage ich meine Opfer einfach in die Luft", sagte er, "Das mach richtig Spaß... Aber das hier ist fast noch lustiger. Ich glaube, später werde ich deinen Körper Stück für Stück zersprengen, immer einen kleinen Teil. Und die schenke ich dann deinem Bruder."

Er zog Sasuke an den Haaren auf die Knie. "Ihr Uchiha seid arrogante Mistratten. Keine Ahnung von Kunst. Ich bin es leid, dass ihr mein Talent nicht würdigt!" Erneut drückte er die brennende Spitze auf Sasukes Haut und der Junge schrie gepeinigt auf. Es war ein Gefühl, als würd Stacheldraht durch seine Lunge gefädelt.

Am liebsten hätte er ihn angefleht, endlich aufzuhören. Doch die Worte kamen einfach nicht über seine Lippen. Ein Teil von ihm sperrte sich dagegen sie zu sagen. Damit hätte er seine Niederlage eingestanden, aufgegeben. "Aber wenn ich mit dir fertig bin, dann wird jeder anerkennen müssen, dass ich Kunst vollbringe!"

Deidara ließ von Sasuke ab und der Junge landete wieder auf dem Boden. Undeutlich konnte er sehen, wie sich der andere Mann an einer Tasche zu schaffen machte, die er mitgebracht hatte. Deidara nahm eine Flasche heraus und hantierte damit herum. Als er sich umdrehte hielt er eine Spritze in der Hand.

"Nein...", flüsterte Sasuke mit schwacher Stimme, "Nein... Nicht schon wieder..." Er wollte aufstehen, sich wehren, aber er konnte sich nicht bewegen. "Du wirst ein wenig träumen bis ich wiederkomme", sagte Deidara und injizierte ihm die gelbliche Flüssigkeit. Sasuke schnappte nach Luft. Es dauerte nicht lange und er tauchte wieder in die wirren Traumwelten seiner Halluzinationen ein.
 

TBC



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  leesa
2011-01-29T17:53:25+00:00 29.01.2011 18:53
Gerade wurde es intressant.
Mal schauen in welche richtung sich die Story weiter entwickelt.

MfG Leesa

Von:  leesa
2011-01-21T17:40:13+00:00 21.01.2011 18:40
Intressant, es kommt ins rollen.
Mal sehen wenns richtig loss geht.
Freu mich schon aufs nächste kapitel.
MfG Leesa
Von:  leesa
2011-01-11T20:03:57+00:00 11.01.2011 21:03
da gehts los.
Jetzt wird wohl der Sturm richtung Sasuke kommen, nur wie viele kommen mit? Fragen über Fragen und nur das nächste kapitel bringt die antworten.
Das liebe ich so an deiner Schreibweise.
Hoffe das nächste kommt bald, aber lieber Qualität wie Quantität.
Mach weiter so.
Leesa
Von:  fahnm
2011-01-08T02:13:18+00:00 08.01.2011 03:13
Hammer Kapi!^^
Von:  leesa
2011-01-03T08:26:43+00:00 03.01.2011 09:26
Unerwarteter Zeitsprung, gelungene Charakterentwicklung und ein unerwartetes Ende des Kapitels. Bin gespannt wer von den Akazuki da hereinspaziert.

MfG Leesa


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