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Jenseits von Gut und Böse

~ Dean/Sam :'D
von

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Ausgesetzt

Dean parkte den Impala vor einem alten Gebäude, das nicht einmal durch einen neuen Anstrich und ein paar Erneuerungen – denn beides hatte es auf alle Fälle bitter nötig – freundlicher gewirkt hätte und stieg aus dem Wagen. An der Eingangstür zum Haus sah er dann auch schon genau das, was er erwartet hatte: Sam unterhielt sich mit einem ihm unbekannten Mann; höchstwahrscheinlich dieser Roger Scarberry aus dem Bericht in der Zeitung. Mittlerweile musste er Mitte sechzig, wenn nicht sogar schon siebzig sein und natürlich hatte sein Bruder die seltene Chance genutzt, einen noch lebenden Augenzeugen nach Details befragen zu können.

Unter normalen Umständen erleichterte das ihre Arbeit auch ungemein, aber das hier waren keine normalen Umstände. Das waren Hirngespinste, die sich in Sam's Kopf festgesetzt hatten und ihn dazu veranlassten, Dinge zu tun, die ein Sam mit klarem Verstand niemals tun würde. Zum Beispiel, auf eigene Faust ermitteln. Sie waren nicht selten nur knapp mit dem Leben davongekommen, schließlich jagten sie keinen Schauermärchen hinterher, sondern waschechten Dämonen und mit diesen war einfach nicht zu spaßen. Schon gar nicht allein.

Dean biss die Zähne zusammen und ließ die Tür des Impala lautstark hinter sich ins Schloss fallen. Vier Augenpaare fixierten ihn und er konnte sogar aus dieser Entfernung erkennen, wie es hinter Sam's Stirn zu arbeiten begann. Roger Scarberry dagegen sah eher irritiert aus, als Dean mit vereister Miene zu ihnen schlenderte und Sam am Arm packte.

„Dean Winchester, sehr erfreut. Es tut mir außerordentlich leid, falls mein Bruder“, er stieß Sam unsanft mit der Schulter an, „Sie belästigt haben sollte. Wir werden jetzt gehen. Auf Wiedersehen.“

„Dean-“

„Wir gehen jetzt, Sam!“

Sam versuchte, sich aus Dean's Griff zu befreien, doch dieser schleifte ihn erbarmungslos zurück zum Impala. Er wurde auf den Beifahrersitz verfrachtet und Dean startete den Motor und fuhr vom Hof. Es vergingen ein paar Minuten, in denen sie beide schweigenend vor sich hinstarrten – Dean auf die Straße und Sam aus dem Fenster – ehe Dean letztendlich das Wort ergriff.

„Was ist nur in dich gefahren, Sam?“

Der Angesprochene zuckte zusammen und warf seinem Bruder einen kurzen Blick zu. Er hatte nicht erwartet, dass Dean die Stille noch während der Fahrt zurück zum Motel brechen würde. Doch dessen Worte verärgerten ihn zusehens.

„Was in mich gefahren ist? Ich frage mich eher, was in dich gefahren ist, Dean! Ich für meinen Teil versuche herauszufinden, was es mit dieser Gestalt auf der Autobahnbrücke zu tun hat, weil das unser Job ist! Aber du scheinst es nicht mehr für nötig zu halten, das zu tun!“

Dean umfasste das Lenkrad etwas fester, sodass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. „Unser Job, ahja. Wer musste dich denn geradezu beknien, damit du wieder damit anfängst, Dämonen und was weiß ich noch alles aufzuspüren? Wer? Das war ich, also hör auf zu behaupten, dass ich unseren Job oder die damit verbundenen Nachforschungen nicht mehr für nötig halte!“, fuhr er seinen Bruder an und trat etwas mehr auf's Gaspedal, als wolle er seinen Worten damit Nachdruck verleihen.

Sam ließ sich davon nicht beirren. „Aber so ist es doch! Seit du diesen beschissenen Pakt geschlossen hast, interessiert dich unsere Arbeit einen feuchten Dreck!“

Dean trat auf die Bremse. So plötzlich, dass nicht nur Sam, sondern auch er durch die Wucht nach vorn in ihre Gurte geschleudert wurden, als der Impala mit quietschenden Reifen zum Stehen kam. Dann fuhr Dean herum. Seine vor Zorn funkelnden Augen sprachen Bände.

„Halt den Mund, Sam! Du hast absolut keine Ahnung, wovon du da eigentlich sprichst, also halt verdammt nochmal den Mund! Und wo wir gerade dabei sind, ich möchte nicht, dass du auf eigene Faust ermittelst!“

„Oh, doch, das werde ich, wenn es sein muss!“

„Ich verbiete es dir!“

„Du bist nicht Dad!“

Stille. Dean schluckte den Kloß herunter, der sich soeben in seinem Hals gebildet hatte und musterte Sam mit einer Mischung aus Hass und Entsetzen. Dieser schien ebenfalls verwirrt zu sein, doch noch ehe er zu einer Bemerkung ansetzen konnte, ergriff Dean die Initiative – diesmal mit geradezu unerträglich ruhiger Stimme.

„Richtig, ich bin nicht Dad. Denn wenn ich Dad wäre, dann hätte ich nicht noch ein Jahr zu leben, sondern wäre schon längst tot. Und weißt du auch warum, Sammy? Seine egoistische Art, immer alles selbst in die Hand zu nehmen, anstatt einmal vernünftig zu sein, hat ihn umgebracht.“

„Dean, ich-“

„Steig aus.“

„Was?“

„Du sollst aussteigen!“

Ohne ein weiteres Wort des Widerspruchs ließ Sam den Sicherheitsgurt zurücksurren und stieg aus dem Wagen. Er hatte die Beifahrertür gerade hinter sich geschlossen, da heulte der Motor auch schon auf und der Impala jagte davon. Ohne ihn.
 

Nachdem er sich noch etwa eine Stunde lang in einer nahegelegenen Bar herumgetrieben hatte, parkte Dean den Impala erneut vor dem Motel, stieg aus und schloss den Wagen ab. Die Fenster ihres Zimmers waren allesamt dunkel und die Vorhänge waren zugezogen, was ihn allerdings nicht verwunderte, schließlich war es erst später Nachmittag und die Vorhänge schützten vor neugierigen Blicken, falls sie doch einmal ein Ritual oder etwas Ähnliches vorbereiten mussten.

Dean betrat das Motel und schloss ihre Zimmertür auf. Fast schon beängstigende Stille empfing ihn.

„Sam?“

Wie schon am Morgen blieb sein Ruf unbeantwortet und mit einem kurzen Blick auf die Tür zum Nebenzimmer musste Dean feststellen, dass diese offen stand, sodass sich Sam auch diesmal nicht dahinter verbarikadiert haben konnte, um ihn zu ignorieren. Wo zum Teufel steckte der Trottel nur wieder? Er war ja wohl nicht zurück zu diesem Scarberry gefahren. Zumindest hielt Dean seinen Bruder für vernünftig genug, dort nach ihrer vorigen Aktion nicht sofort wieder aufzutauchen. Aber wo war er dann?

Nachdem er kurz überlegt hatte, zog er sein Handy aus der Hosentasche und wählte Bobby's Nummer.

„Bobby? Ich bin's, Dean. Du hast in der vergangenen Stunde nicht zufällig etwas von Sam gehört, oder?“

„In der vergangenen Stunde nicht, nein. Aber heute Morgen hat er kurz angerufen. Warum, ist etwas passiert?“

Dean konnte regelrecht hören, wie die breite Sorgenfalte auf Bobby's Stirn erschien.

„Nein, nicht direkt. Er spielt nur vollkommen verrückt wegen diesem blöden Zeitungsausschnitt, den er-“

„Ah, die Erscheinung auf der Autobahnbrücke nahe Point Pleasant.“

Dean blinzelte irritiert. Wie bitte?

„Er hat dir davon erzählt? Bitte sag nicht, dass du ebenfalls der Meinung bist, dass-“

„Es sich dabei um einen Dämon handelt und doch, das bin ich. Dein Bruder hatte schon immer ein gutes Gespür für das Übernatürliche.“

Scheiße. Scheiße, scheiße, scheiße! Dean fuhr sich mit der freien Hand durch die kurzen Haare, während er sich vergebens darum bemühte, ruhig zu bleiben.

„Alles klar; danke, Bobby.“

Er wollte schon auflegen, als Bobby noch einmal das Wort ergriff.

„Wo ist Sam jetzt? Deswegen hast du mich doch angerufen, oder nicht?“

Dean ließ sich ertappt auf die Bettkante sinken und atmete einmal tief durch. Zumindest versuchte er es, scheiterte allerdings an dem stetig wachsenden Kloß, der sich ein weiteres Mal in seinem Hals festgesetzt hatte und ihm die Kehle zuzuschnüren drohte.

„Ich weiß es nicht“, gestand er mit krächzender Stimme und kniff instinktiv die Augen zusammen, als Bobby auch schon lospolterte.

„Wie, du weißt es nicht? Du bist sein Bruder, Dean! Was ist passiert?“

„Wir haben uns wiedermal in die Haare gekriegt, das ist passiert. Wegen besagtem Zeitungsausschnitt. Ich hab' ihn auf die Straße gesetzt und bin allein zurück zum Motel gefahren. Eigentlich sollte er längst hier sein.“

„Du hast WAS?“

Dean hielt das Handy etwas weiter weg, aus Angst, einen Hörsturz zu erleiden, als Bobby derart die Stimme erhob, dass er ihn mit Sicherheit auch ohne die telefonische Verbindung hervorragend verstanden hätte und räusperte sich verlegen. Doch noch bevor er auch nur den Mund aufmachen konnte, begann Bobby am anderen Ende der Leitung schon vom Neuem zu poltern.

„Du machst dich sofort auf die Suche nach ihm! Mit diesem Dämon ist nicht zu spaßen!“

Dean seufzte und gab sich geschlagen. „Ja, Bobby. Ich melde mich wieder, sobald es was Neues gibt.“

Mit diesen Worten beendete er das Gespräch und vergrub das Gesicht in den Handflächen. Was hatte Sam sich nur dabei gedacht? Und was hatte er sich eigentlich dabei gedacht, seinen Bruder einfach so auf die Straße zu setzen? Ihm hätte klar sein müssen, dass dieser die Gelegenheit nutzen und dort weitermachen würde, wo er aufgehört hatte. Nämlich bei der Gestalt auf der Autobahnbrücke. Wäre er sich immer noch sicher gewesen, dass es sich dabei nur um einen Irren im Regenmantel handelte, hätte er sich garantiert keine Sorgen um Sam gemacht, doch nach dem Gespräch mit Bobby war eigentlich klar, dass der Zeitungsartikel definitiv nicht von einem Irren im Regenmantel handelte, sondern um einen Dämon, wie er echter nicht sein könnte. Und unter diesen Umständen blieb ihm überhaupt keine andere Wahl, als sich um seinen Sammy zu sorgen. Er musste ihn so schnell wie möglich finden!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  brandzess
2010-12-08T18:39:29+00:00 08.12.2010 19:39
Jaja, Geschwisterliebe xD

Von:  Fine
2009-11-26T13:48:34+00:00 26.11.2009 14:48
Und da bin ich auch schon wieder. ^^
Dean hat seinen Bruder also mitten auf der Straße ausgesetzt? o.O
Den Einfall von dir finde ich echt genial.
Das hab ich noch bei keiner anderen Story gelesen und finde es schon allein deswegen super. XD
Wie gesagt, ich finde deinen Schreibstil echt erfrischend und freue mich schon sehr auf dein nächstes Pitel.
Bis dahin
LG
Fine


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