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The demon inside me

von

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Kapitel 2

Nach einigen Stunden schlug ich die Augen wieder auf. Das Feuer war bereits ausgegangen, nur schwach glühte es noch unter der Asche. Genüsslich streckte ich mich, stand dann auf und sah mich um. Es war noch dunkel, doch über den Bergen am Horizont erschien bereits ein leuchtender Streifen, der den Beginn des nächsten Tages ankündigte.

Ich entfernte mich einige Meter von der Lichtung, um mich zu erleichtern.

Als ich zurückkam bemerkte ich Risa, die leise stöhnte und sich im Schlaf hin und her warf. Ihre geschlossenen Lider zuckten und sie war schweißgebadet. Sie schien einen Alptraum zu haben.

Leise näherte ich mich ihr und kniete mich neben sie. Ich holte mein Taschentuch hervor, und wollte ihr damit gerade den Schweiß vom Gesicht wischen, als sie mit einem spitzen Schrei aufschreckte.

„Pass auf hinter dir!“

„Was ist hinter mir?“, fragte ich grinsend.

Sie fuhr herum und schaute mich an. Langsam schien sie zu begreifen, dass sie den Satz laut geschrien hatte, denn sie wurde leicht rot und nuschelte: „Nichts, es… es war nur ein Alptraum.“

Ich nickte nur kurz, ging dann zur Feuerstelle und sammelte meine Kleider wieder ein.

Als ich mich gerade in mein Oberteil zwängte - es war mir etwas zu klein, aber ich konnte kein neues kaufen, weil die Läden ja immer zu machten, wenn ich kam – fragte Risa: „Wohin willst du eigentlich?“

„Nirgendwohin. Ich ziehe jetzt seit sechs Jahren quer durch das Land, ohne eine Ahnung zu haben, wo ich eigentlich hin will. Irgendwie erbärmlich.“ Ich seufzte.

„Aber… hast du denn kein Zuhause?“ Sie klang ein wenig geschockt.

Ich schüttelte den Kopf. „Nein… mein Zuhause existiert nicht mehr, ebenso wenig wie meine Eltern.“

Ich spürte, wie etwas Heißes in mir aufstieg und sich einen Weg zu meinen Augen bahnte.

„Sie wurden grausam ermordet. Ein Dämon hat mein Heimatdorf heimgesucht. Nur ich habe überlebt.“

Ich wollte weitersprechen, doch mir versagte die Stimme. Tränen liefen mir aus den Augen und tropften auf das Gras zu meinen Füßen.

Ich blickte zu Risa hinüber. Sie hatte ihren Mund hinter ihren Händen verborgen und ihre Augen waren wie vor Schreck geweitet und auch in ihnen standen Tränen.

„Das… das tut mir echt Leid für dich“, sagte sie leise und senkte den Kopf.

„Danke, aber das muss es nicht“, erwiderte ich. „Ich habe gelernt, damit zu leben.“

Ich verfluchte mich innerlich, wischte mir die Tränen aus den Augen und drehte mich wieder zu ihr. „Nun ja, seitdem bin ich auf jeden Fall ständig unterwegs, bleibe nie lang an einem Ort. Und ich denke, dass es langsam Zeit wird, wieder aufzubrechen.“

Mit diesen Worten stand ich auf und sah Risa an. „Kommst du?“

Von meinem plötzlichen Stimmungsumschwung offenbar überrascht stand sie auf und stammelte „J-ja“ bevor sie sich ebenfalls erhob.

Wir zerstreuten die Asche und die restliche Glut und verließen dann den Wald Richtung Westen.

Den ganzen Tag wanderten wir quer über Felder und Hügel, die meiste Zeit schweigend, bis wir schließlich am späten Nachmittag Rauch am Horizont aufsteigen sahen.

Ich blieb stehen, meinen Blick noch immer auf den Rauch gerichtet, bis Risa sich umdrehte. „Was ist?“

„Ich bin in Städten und Dörfern nicht gern gesehen“, sagte ich.

„Warum?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nicht so wichtig.“

Risa sah nicht sehr zufrieden aus mit dieser Antwort und wollte schon weiter nachfragen, doch ich schnitt ihr das Wort ab. „Tust du mir einen Gefallen?“

„Welchen denn?“, fragte sie und verschränkte die Arme.

Ich löste die Schnur meines Geldbeutels von meinem Gürtel und warf ihr den Beutel zu. „Hier! Kauf von dem Geld was zu Essen und Pferde. Mein letztes ist mir leider weggelaufen. Ach ja, und falls noch was übrig bleibt, könntest du vielleicht mal beim Schneider vorbeischauen. Ich bräuchte mal neue Klamotten.“

Risa blickte mich skeptisch an. „Ich weiß doch gar nicht was dir gefällt. Deine Größe weiß ich auch nicht, wie soll das dann was werden?“

Ich lächelte. „Keine Angst, das schaffst du schon. Ich vertraue dir.“

Noch immer unsicher sagte sie schließlich: „Also gut, ich mach’s. Ich werde allerdings wohl erst in ein paar Stunden wiederkommen.“

Damit wandte sie sich um und ging in Richtung des Rauches.

Ich setzte mich ins hohe Gras, lehnte mich zurück und blickte zum Himmel hoch. Die Sonne ging gerade unter und tauchte ihn in ein tiefes Magenta, durchzogen von lilafarbenen Wolken.

Manchmal wünschte ich mir, ich könnte auch dort oben sein, fliegen, wohin ich wollte. Die Erde unter mir und den blauen Himmel über mir. Niemand könnte mir dorthin folgen, ich wäre endlich frei, frei von all den Vorurteilen gegen mich, frei von jeglichem Hass anderer Menschen, frei von IHM.

Doch wie schön solche Träume waren, so unerreichbar waren sie auch für mich. Die Menschen würden wohl nie aufhören mich zu hassen und IHN würde ich wohl erst recht nicht loswerden. Das war mein Schicksal und ich war dazu verdammt, es zu Leben.

Ich hatte nicht gemerkt, dass es bereits dunkel geworden war, und erst als ich dumpfes Hufgetrappel hörte, tauchte ich aus meinen Träumen wieder auf und sah mich nach dem Urheber des Geräusches um.

Kurz darauf hielten zwei Pferde nicht weit von mir entfernt und Risa sprang von einem von ihnen elegant herunter und landete neben mir im Gras.

„Na, hast du alles gekriegt?“, fragte ich und gähnte.

„Ja“, erwiderte sie nur knapp und kramte in den Satteltaschen ihres Pferdes. „Es war allerdings ziemlich treuer.“ Sie warf mir meinen Geldbeutel zu.

Ich fing ihn auf und öffnete ihn. Mein Herz setzte kurz aus. „Da waren 500 Cin drinnen und jetzt sind es nur noch 200“, rief ich fassungslos.

„Ich habe doch gesagt, es war ziemlich teuer“, sagte Risa ungerührt und wühlte weiter in der Satteltasche. Dann gab sie mir ein Bündel Kleider. „Ich hoffe, sie passen dir:“

Ich legte das Bündel vor mich auf den Boden und sah es durch. Risa hatte ein paar Hosen in schwarz und braun gekauft und auch die Oberteile waren eher in dunkleren Farben gehalten. Bis auf eines. Ich zog es hervor und hielt es vor mich. Es war hellblau.

„Du erwartest nicht wirklich, dass ich das trage, oder?“, fragte ich sie mit einem angewidertem Blick auf das Oberteil. „Ich hasse hellblau.“

„Wie soll ich das wissen, wenn du es mir nicht sagst?", giftete sie mich an. „Denkst du ich kann hellsehen, oder so etwas?“

„Hmpf!“

Risa verdrehte die Augen und setzte sich neben mich. „Hier gibt es ja nicht mal Holz, mit dem wir ein Feuer machen könnten“, meckerte sie, während sie sich umsah. „Was machen wir…“

Sie stockte, das Gesicht erschrocken auf den Horizont gerichtet.

Ich folgte ihrem Blick und erkannte sofort, was sie so beunruhigte.

Zehn Reiter preschten in vollem Galopp auf uns zu. Sie wirkten nicht sehr freundlich und die gezogenen Schwerter bestätigten meine Vermutung: Diese Reiter kamen nicht, um uns zu einem Kaffeekränzchen einzuladen.

„Wollen die zu uns?“, fragte Risa ängstlich.

„Ja“, erwiderte ich knapp.

„Warum? Was haben wir denn getan?“

„Wir haben gar nichts getan. Die sind nur wegen mir hier“, sagte ich leise und stellte mich vor sie. Wenn sie uns angriffen, sollte wenigstens Risa ungeschoren davonkommen.

„Wegen dir?“ Ihre Stimme zitterte nun etwas. „Wieso?“

„Das erkläre ich dir, wenn wir das hier lebend überstehen.“

Die Reiter waren mittlerweile ziemlich nahe herangekommen. Sie hielten an und stiegen von den Pferden, die Schwerter noch immer Kampfbereit. Dann kamen sie auf uns zu.

Ich entschied mich dazu, mich zurückzuhalten und senkte mein Schwert. Vielleicht ließen sie uns dann am Leben.

„Wer seid ihr?“, rief ich den Kriegern zu.

„Das wird für dich bald keine Rolle mehr spielen“, sagte der Krieger, der mir am nächsten stand. „Wir werden dich für deine Taten bestrafen.“

Er gab ein Zeichen und stürmte auf mich zu. Die restlichen Krieger folgten.

„Lauf!“, schrie ich Risa an, während mich der erste Schwerthieb traf, den ich allerdings parierte.

Doch Risa bewegte sich keinen Schritt von der Stelle. Wie von Angst gelähmt, starrte sie nur auf das Kampfgetümmel, denn auch die übrigen Krieger waren nun zum Angriff übergegangen und schlugen wie besessen mit ihren Schwertern auf mich ein. Ich duckte mich unter den Hieben und parierte sie so gut es ging. Doch es war ein aussichtsloser Kampf, denn obwohl ich ein guter Schwertkämpfer war, sie waren einfach zu viele. Ich wurde schon müde, meine Paraden wurden immer langsamer und ich steckte die ersten Treffer ein. Ein Hieb erwischte mich an der Brust, ich keuchte auf, der Schmerz war schrecklich. Doch schon traf mich der nächste Hieb, diesmal im Rücken.

Ich ging in die Knie, das Blut lief mir aus den Wunden, doch die Krieger hörten nicht auf, weiter auf mich einzuschlagen.

Ich hatte es mittlerweile aufgegeben, die Schläge zu parieren, meine Kraft reichte nichtmal mehr, um mich auf den Beinen zu halten. Mein Atem ging langsamer, am Rande meines Blickfeldes würde es bereits schwarz. Das war es also gewesen, dachte ich, als ich die vermeintlich letzten Atemzüge tat. Nun war mein Leben also zu Ende.

„Ich… rieche… Blut!“

Die Stimme erklang plötzlich, doch schien sie außer mir niemand gehört zu haben.

Aber ich erkannte diese Stimme sofort. Ich hatte sie lange nicht mehr gehört und doch war sie mir so bekannt und verhasst, wie nur irgend möglich.

Es war SEINE Stimme!! Die Stimme des Dämons, der seit meiner Geburt in mir wohnte. Des Dämons, der mein Heimatdorf zerstört und meine Eltern getötet hatte. Der Grund, weswegen ich gemieden und gehasst wurde, weswegen ich sechs Jahre durch das Land gezogen war, von tödlicher Einsamkeit gequält, verstoßen und verachtet.

Seine Stimme erschallte nun in meinen Ohren und ließen einen unbändigen Hass in mir hochkochen.

„Blut… Blut… BLUT!“

Mit einem mal begann sich ein schmerzhaftes Brennen in meinem ganzen Körper auszubreiten, als ob höllische Flammen mich verschlingen würden. Ich kannte dieses Gefühl. So fühlte es sich an, wenn der Dämon versuchte, meinen Körper zu übernehmen.

Das Brennen wurde immer stärker, bis ich schließlich einfach die Augen schloss und mir wünschte zu sterben. Lieber tot sein, als diese höllischen Qualen noch länger ertragen zu müssen.

Dann, schlagartig, hörte das Brennen auf, an seine Stelle trat eine etwas unangenehme, aber nicht schmerzhafte Wärme. Ich versuchte, mich zu bewegen, schaffte es aber nicht. Der Dämon hatte endgültig die Kontrolle über mich gewonnen.

„Hehehe…“

Der Anführer der Krieger stockte plötzlich. Was war das für ein Geräusch?

Zu spät bemerkte er, dass es das Lachen des Dämons war. Es steigerte sich immer mehr zu einem irren Gelächter.

„Hahahaha, ihr Narren.“

Der Dämon griff nach meinem Schwert, und schlug blitzartig zu. Drei Krieger fielen tot ins Gras, enthauptet von seinem Schwerthieb.

Mit einem Satz war der Dämon auf den Beinen, packte den nächsten Krieger und brach ihm mit der bloßen Hand das Genick. Die übrigen sechs hörten abrupt auf, auf ihn einzuschlagen und wichen mit schreckensverzerrten Gesichtern zurück.

„Aah, es tut gut, sich wieder frei bewegen zu können. Ihr habt keine Ahnung, wie schrecklich es ist, in einer Seele gefangen zu sein.“

Er sah an sich herunter und grinste. Dann wandte er sich wieder den Kriegern zu.

„Also, wer von euch möchte zuerst sterben?“, fragte er, während er die linke Hand hob. Er streckte den Zeigefinger aus und deutete auf die Krieger.

„Du? Oder lieber du? Mir ist es egal, ich werde euch alle sowieso töten. Ich hatte so lange keinen Spaß mehr.“

Mit einem weiteren irren Gelächter deutete er auf einen großen, dürren Krieger.

Ein schwarzer Energieball, durchzuckt von roten Blitzen bildete sich vor seinem Zeigefinger und schoss auf den Krieger zu, der vergeblich wegzulaufen versuchte. Der Ball traf ihn genau zwischen die Schulterblätter und explodierte.

Während die übrigen Krieger noch wie gebannt auf die Explosion starrten, war der Dämon auch schon bei ihnen. Den ersten erstach er mit dem Schwert, den zweiten durchbohrte er mit der bloßen Hand und leckte sich danach das Blut von den Fingern.

„Lecker…“

Mit einem weiteren Schwerthieb tötete er noch zwei der drei verbliebenen Krieger. Der letzte, der Anführer wie mir auffiel, ließ sein Schwert fallen und flüchtete, stolperte jedoch und fiel de Länge nach hin. Auf allen Vieren kriechend versuchte er, zu den Pferden zu kommen, doch der Dämon war schneller. Mit einem lauten Freudenschrei sprang er auf ihn drauf und schlug seine Zähne, die zu Reißzähnen mutiert waren, in den Hals des Kriegers. Der zuckte noch ein paar Mal und erschlaffte dann, während der Dämon sich über seine „Mahlzeit“ hermachte.

Risa hatte das alles mit vor Angst geweiteten Augen beobachtet. Nun schien sie sich endlich gefasst zu haben, sie drehte sich um, sprang auf ihr Pferd und gab ihm die Sporen.

„Wir wollen uns doch nicht etwa aus dem Staub machen?“

Der Dämon hatte sie bemerkt. Er sah von seiner „Beute“ auf und lachte.

„Wie erbärmlich.“

Mit einem Satz war er bei ihr und schlug sie mit solcher Wucht vom Pferd, das sie nach dem Aufprall noch einige Meter über den Boden rollte, bevor sie keuchend liegen blieb. Blut lief aus einer Wunde an ihrer Schulter und färbte ihr Oberteil rot.

Gemächlich ging der Dämon zu ihr und blickte auf sie herab.

„Wohin so eilig?“, fragte er und kicherte. „Ich habe dir nicht erlaubt zu gehen.“

Risa rührte sich nicht, starrte ihn nur panisch an.

Er hob mein Schwert. „Zu schade, aber ich werde dich jetz töten müssen!“

„Hör auf!“, brüllte ich da in ihm und wehrte mich so gut es ging gegen seine Kontrolle.

Der Dämon stockte und ließ das Schwert fallen.

„Nein!“, rief er, sank auf die Knie und hielt sich den Kopf. „Nein! Das kannst du nicht!“

„Verschwinde! Verschwinde aus meinem Körper!“ Ich verstärkte meine Bemühungen, ihn zu verdrängen, da ich merkte, dass seine Macht schwächer wurde. „Hau endlich AB!“

„NEEIIIN!!“ Der Schrei des Dämons war noch weit über die Felder zu hören

Einen kurzen Moment lang geschah nichts. Dann merkte ich wie, das Brennen wieder einsetzte, jetzt allerdings umgekehrt. Es begann sehr stark und wurde immer schwächer.

Als es schließlich ganz aufgehört hatte, öffnete ich erschöpft keuchend die Augen. Es hatte mich wieder viel Kraft gekostet, den Dämon zurückzudrängen.

Ich wandte meinen Blick zu Risa. Sie starrte mich noch immer mit vor Angst verzerrtem Gesicht und geweiteten Augen an.

„Jetzt weißt du, wer ich bin und warum alle vor mir Angst haben“, sagte ich mit gebrochener Stimme.

Dann wurde mir schwarz vor Augen und ich fiel vornüber ins Gras.



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