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The demon inside me

von

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Kapitel 1

Es regnete. Dicke Tropfen fielen vom Himmel, trieben die Menschen des kleinen Dorfes in ihre Häuser, prasselten aufs Pflaster und durchnässten meine Kleider.

Ich hasste Regen. Er spiegelte meine Stimmung wider, wie große Tränen liefen die Tropfen über mein Gesicht und der wolkenverhangene Himmel hätte genauso gut meine Seele sein können, so kalt und grau war er.

Ich blickte zu ihm hoch und fluchte. Nachdem ich aus dem Gasthof geworfen worden war, hatte ich mich in einer engen Gasse zwischen zwei Häusern untergestellt, doch der Regen prasselte weiterhin unaufhörlich auf mich herab. Wenn ich nicht bald eine trockene Bleibe finden würde, würde ich mir hier draußen noch den Tod holen.

Langsam verließ ich die Gasse und lief die Hauptstraße entlang, auf der Suche nach irgendeinem halbwegs trockenen Fleckchen Erde. Wie zu erwarten war fand ich keines, und als ich schließlich am Stadttor ankam, fasste ich den Beschluss, mich in einem nahe gelegenen Wald unterzustellen.

Nach wenigen Minuten erreichte ich den Rand des Waldes und wider Erwarten war es hier sogar trocken. Ich klaubte etwas trockenes Holz zusammen und ließ mich schließlich zwischen den Wurzeln einer großen Eiche nieder, wo ich ein kleines Feuer entfachte. Ich legte meine Klamotten zum Trocknen hin und streckte mich. Es war ein wenig einsam hier, so allein in der Wildnis, aber so war es schon immer gewesen. Niemand wollte mehr etwas mit mir zu tun haben, sobald sie erfuhren, wer ich war. In den Städten wurde schon Stunden vorher meine Ankunft verkündet, sodass sich, bis auf ein paar wenige, alle Menschen in ihren Häusern einschlossen und die Gasthäuser und Läden zu machten. Aber wenigstens musste ich dann das Getuschel der Leute hinter meinem Rücken nicht ertragen.

Ich rutschte etwas am Stamm der Eiche herunter und seufzte. Wie viele Jahre ging das jetzt schon so? Ich hatte aufgehört zu zählen, zu viel war geschehen. Seit ich damals… nein, daran wollte ich jetzt nicht denken!

Ein Knacken riss mich aus meinen Grübeleien. Irgendetwas bewegte sich im Gebüsch. Ich richtete mich auf und lauschte, doch ich konnte keine weiteren Geräusche ausmachen. Misstrauisch lehnte ich mich wieder zurück, behielt dabei aber die Umgebung im Auge.

Da, schon wieder. Irgendwo schlich jemand in den Büschen herum. Ich griff unauffällig nach meinem pechschwarzen Katana.

Im nächsten Moment sprang eine Gestalt mit gezogenem Schwert auf mich zu. Ich riss mein Katana hoch und parierte den Angriff. Das Klingen von Metall schallte durch den Wald, Funken stoben. Der Hieb war so stark gewesen, dass er mich fast aus dem Gleichgewicht brachte. Ich ging einen Schritt zurück und schon folgte der nächste Angriff meines Gegners, den ich wiederum parierte. Diesmal war ich jedoch auf die Härte des Schlags gefasst. Mit einer schnellen Bewegung ging ich in die Knie, drehte meine Klinge etwas und schlug mit der flachen Seite von unten gegen die Hand des Angreifers. Er ließ sein Schwert los und es fiel klirrend zu Boden, während ich ihm die Spitze meines Katanas an die Kehle hielt.

Erst jetzt bemerkte ich, wer da vor mir stand. Ich hatte mit einem Mann gerechnet, ein Söldner vielleicht, der den Auftrag bekommen hatte, mich zu töten. Doch ich blickte in die Augen eines hübschen jungen Mädchens, kaum älter als ich, das sich die schmerzende Hand hielt und nun etwas zurückwich.

Sie hatte blonde Haare, die ihr locker auf die Schultern fielen. Sie war etwa einen Kopf kleiner als ich und trug ein dunkelblaues Oberteil mit goldenen Stickereien an den Ärmelsäumen, das ihre weiblichen Rundungen sehr gut zur Geltung brachte. An ihren Handgelenken klimperten ein paar Armreife. Außerdem bemerkte ich einige Messer, die sie in den Gürtel ihrer Hose gesteckt hatte. Alles in allem machte sie auf mich nicht den Eindruck, als ob sie zum ersten Mal nachts alleine unterwegs war.

Ich blickte ihr in die Augen – und stockte kurz. Sie waren so hellblau, wie der morgendliche Himmel und in ihnen brannte ein Feuer, ein Feuer der Leidenschaft und des Mutes, das mich anzog, wie das Licht die Motten. Ich musste mich sehr zusammenreißen um nicht in ihnen zu versinken und den Blick abzuwenden. So was war mir ja noch nie passiert.

Ich ließ mein Schwert sinken. „Was willst du?“, fragte ich misstrauisch.

Gleichzeitig merkte ich, wie das Mädchen nach ihrem Schwert schielte. „Versuchs gar nicht erst“, sagte ich und kickte es weg. „Also, was willst du von mir?“

Sie wich noch ein wenig von mir zurück. „Ich… wurde überfallen“, begann sie. „Ich habe den Räuber bis hierher verfolgt, aber mich dann im Wald verlaufen. Da habe ich das Feuer gesehen und…“

„Und du dachtest, ich wäre der Räuber“, beendete ich den Satz für sie. „Den Räuber siehst du nie wieder. Ich kenne diesen Trick. Sie locken dich in einen Wald und verschwinden dann, während du verzweifelt den Ausgang suchst.“ Ich setzte mich wieder ans Feuer.

„Du tust ja gerade so, als würden nur Idioten auf diesen Trick hereinfallen“, sagte sie aufgebracht.

„Das liegt daran, dass ich selbst oft darauf reingefallen bin. Mittlerweile traut sich das allerdings niemand mehr.“

Ich seufzte.

Nach einer Weile, in der keiner von uns beiden ein Wort gesagt hatte, fragte sie: „Darf… darf ich mich zu dir setzen?“

„Hm“, machte ich nur.

Sie trat näher und setzte sich neben mich ans Feuer.

„Wie heißt du?“

„Cecil.“ Gespannt wartete ich auf ihre Reaktion. Die meisten hätten beim Klang meines Namens sofort das Weite gesucht. Das Mädchen jedoch – und das überraschte mich – blieb ruhig sitzen und lächelte. „Das ist ein schöner Name“, sagte sie. „ich heiße Risa.“

Ich ließ mir mein Erstaunen nicht anmerken, machte nur erneut „Hm“ und starrte ins Feuer.

Ein paar Minuten schwiegen wir wieder. Schließlich sagte Risa leise: „Ich weiß wer du bist. Alle haben Angst vor dir. Sie nennen dich ‚Cecil den Dämon’.“

Ich musste grinsen. Ich war wirklich lange nicht mehr unter Menschen gewesen, nicht einmal meinen Spitznamen kannte ich.

Langsam drehte ich mich zu Risa. „Und warum läufst du dann nicht weg, wie all die anderen auch?“

„Weil ich es nicht verstehe. Ich begreife nicht, warum alle vor dir Angst haben.“

Diesmal gelang es mir nicht, meine Überraschung zu verstecken. Mit großen Augen starrte ich sie an. War sie wirklich so naiv?

Risa wurde rot und wandte sich ab. „Habe ich was falsches gesagt?“, fragte sie.

„Nein, eher im Gegenteil“, antwortete ich. „Aber ich bin eigentlich froh darüber, dann bin ich wenigstens mal nicht ganz so allein.“

Ich konnte Risas Gesichtsausdruck nicht deuten, doch sie sagte nichts und wandte sich dem Feuer zu.

Eine Weile war es wieder Still.

Als ich mich ihr nach einiger Zeit wieder zuwandte, war sie eingeschlafen.

Ich lächelte. Sie sah wirklich süß aus, wie sie so dalag. Leise nahm ich meinen Umhang und deckte sie damit zu.

Danach lehnte ich mich wieder an die Eiche. Wie gerne würde ich mich jetzt auch hinlegen und einschlafen. Einfach die Augen schließen und mich meinen Träumen hingeben. Es war so einfach, doch ich konnte, ich durfte es nicht tun. Die Gefahr, IHN zu wecken war einfach zu groß. Ich durfte dieses Risiko nicht eingehen.

Trotzdem schloss ich die Augen, nur um wenigstens ein wenig Ruhe vor der Welt zu haben, die mich nun schon so lange quälte.



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