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The Heat of Summer and Love

AaMl made by SummerShona :D
von

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01. Let's be true now!

Herzlich Willkommen zum ersten Kapitel von The Heat of Summer and Love!

Ich bin gespannt, ob jemand sofort merkt, wer dieses Kapitel geschrieben hat :D

Über Kommentare würden wir uns natürlich sehr freuen!
 

SummerShona! :D
 

Die Morgensonne strahlte hell und angenehm warm in mein Zimmer, tauchte es in goldenes Licht und warf interessante Muster an die Wände.

Doch leider hatte ich überhaupt keine Zeit, darauf zu achten.

Stattdessen stand ich total genervt vor meinem Schrank und überlegte, was ich alles einpacken sollte.

Ich war viel zu nervös, als dass ich richtig darüber nachdenken konnte.

Die Rote oder die Blaue Badehose?

Sollte ich ein Hemd einpacken? Oder gar eine Krawatte?

Wie viele Hosen benötigte ich?

Ob wir dort wandern gehen würde und ich deshalb Wanderschuhe brauchen würde?

Sollte ich Gel einpacken?

Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen.

War das nicht eigentlich total egal?

Ich dachte immer, nur Frauen hätten solche Probleme beim Kofferpacken, aber scheinbar traf das nicht zu...oder ich hatte eine zu weibliche Seite an mir!

Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass ich nur noch eine halbe Stunde Zeit hatte, ehe Gary und ich zum Flughafen mussten – na klasse!

Doch anstatt gehetzt wieder aufzuspringen, ließ ich mich auf mein Bett sinken, legte mich auf den Rücken und starrte an die Decke.

Der Grund, dass ich so aufgeregt war, war sicherlich nicht Gary oder die Reise an sich.

Nein, aber es würden noch zwei andere Personen mitkommen.

Lucia und Misty.

Schon allein als ich ihren Namen dachte, zog sich ein Kribbeln durch meinen gesamten Körper.

Es war noch nicht so lange her, dass ich Lucia zum letzten Mal gesehen hatte, aber bei Misty sah das anders aus: Ganze zwei Jahre war es her .

Was für eine lange Zeit!

Und genau deswegen konnte ich es kaum erwarten, ihr wieder gegenüberzustehen, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass ich mich sofort wieder zum Deppen machen würde, egal wie lange und genau ich über den Inhalt meines Koffers nachdachte.

Trotzdem.

Dieses Gefühl von Vorfreude und extremer Nervosität weckte ein gewisses Misstrauen in mir.

Ich hatte Misty schon immer sehr gemocht, aber...so sehr??

So lange hatten wir uns nicht gesehen und ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, ob da mehr war, als nur Freundschaft...

Mir war nur klar, dass ich vor ihr auf jeden Fall eine gute Figur machen wollte – wieso auch immer.

Ich setzte mich auf, als ich Schritte vor meiner Tür hörte, kurz bevor sie auch schon aufgerissen wurde.

„Hey, Ash bist du...“, Garys Blick schweifte über meinen Kleiderberg über meinen nicht vollständig gepackten Koffer bis hin zu mir.

„Hallo Gary“

Einen Augenblick schien er völlig sprachlos zu sein.

„Ash?! Hast du etwa immernoch nicht fertig gepackt?! Wie kann man denn so lange brauchen, ich versteh das nicht!“, mit wenigen Sätzen war er bei mir.

„Wir müssen gleich los, ist dir klar, oder?“

„Jaja...“, ich stand auf. „Ich weiß nur nicht Recht, was ich alles einpacken soll...“

„Du weißt nicht...“, seine Augen verrenkten sich zu schlitzen.

„Seit wann kümmerst du dich um sowas?“

Ich merkte, wie ich rot anlief.

„I-ich...war mir nur nicht sicher, wegen...“

„Wegen was? Den Wetterverhältnissen?!“, er lachte auf. „Ash, wir fliegen nach Sunburst-Island, die Orange Insel, auf der es die meisten Sonnenstunden im Jahr gibt!“

Verlegen senkte ich den Kopf.

Ich konnte ihm nicht die Wahrheit sagen, er hätte nur über mich gelacht...

Misty.

Ausgerechnet sie, wo die Leute doch sowieso schon immer gespottet hatten, wir würden total aufeinander abfahren...was ja auch irgendwie ein bisschen stimme – von mir aus zumindest.

„Gib's doch zu, Ashy, dir geht’s um die Mädels!“

„Nein, das stimmt nicht!“

„Hmh, du hast Recht, vermutlich eher um ein bestimmtes Mädchen!“

Ich lachte gekünstelt auf.

„Ach ja, und wer? Misty oder Lucia? Das ich nicht lache...!“

Gary zog beide Augenbrauen hoch.

„Was ist so abwegig daran? Lucia ist doch niedlich und Misty ist in den letzten Jahre wirklich sehr hübsch geworden...“

„Ach komm, Lucia ist überhaupt nicht mein Typ und Misty...naja, Misty ist eben Misty! Außerdem habe ich sie seit zwei Jahren nicht mehr gesehen...“

Irgendwie nachdenklich sah Gary mich an.

„Soso...“

Wie jetzt, mehr sagte er dazu nicht?

Ich konnte nicht leugnen, dass mich das verwunderte.

Grade von Gary hatte ich gedacht, dass er jetzt irgendeine messerscharfe Schlussfolgerung zog, dass ich wahrscheinlich in Misty verliebt war, wobei ich mir da ja selber nicht mal so ganz sicher war...

Er ging zurück zu meinem Schrank, zog ein paar T-Shirts und Shorts heraus und warf sie in meinen Koffer.

„Gary!“

„Was denn?! Du kommst sowieso zu keiner vernünftigen Entscheidung, also lass mich das machen, ich bin in solchen Sachen sowieso begabter als du!“

Na danke.

Ich schlug ihm gegen die Schulter. „Naaaatürlich...“

Ich hatte wenigstens schonmal eine Freundin!“

Ich merkte, wie ich schon wieder rot anlief.

„Na und?! Was hat das denn damit zu tun?! Ich...lasse mir eben Zeit!“

„Jaja...“, und schonwieder wunderte es mich etwas, dass Gary keinen weiteren fiesen Kommentar von sich gab.

Was war los mit ihm?

Er zog noch ein Hemd aus dem Schrank, faltete dieses sogar ordenlich, packte es ein und machte den Koffer zu.

Dann klatschte er zufrieden in die Hände.

„So, geht doch! Also, können wir?“

Ich nickte. „Ja, denk schon...“

War der Kerl krank oder so?

Wir verabschiedeten uns von meiner Mutter, dann stieg ich in Garys Auto und ließ mich von ihm zum Flughafen fahren.

Unterwegs schweiften meine Gedanken abermals ab.

Wie würde Misty wohl ausehen?

Das letzte mal, dass ich sie gesehen hatte, war mit 16 gewesen.

Ihre Haare hatten damals knapp bis zur Schulter gereicht und sie war schon ziemlich hübsch gewesen...

Aber was mich an ihr ja immer am meisten fasziniert hatte, waren diese grün-blauen Augen, die mich jedes Mal, wenn ich hinein sah, an einen Ozean erinnerten!

Ich hatte nie – weder vorher noch nachher – solche Augen gesehen!

Nie!

„Und Ash, freust du dich?“

Ich hatte völlig vergessen, dass Gary auch noch im Auto saß, demnach war ich jetzt etwas verwirrt.

„Äh...was? Ja klar, wieso auch nicht?“

Gary grinste. „Weiß nicht, du wirkst so...nervös!“

Mein Gott, langsam ging mir der Kerl mit seinem „Ich-durchschaue-dich-sowieso“-Gelaber echt auf den Keks!

„Ich bin ja auch nervös! Ich war noch nie so zum Spaß im Urlaub...“

Meiner Meinung nach war das sogar ein recht passabler Grund.

Bisher war ich immer nur für meine Pokémonreisen irgendwo anders als in Alabastia gewesen – es war das erste Mal, dass ich mich irgendwo einfach nur entspannte!

„Ich glaube ja immernoch, dass...“, er brach abrupt ab.

„Was glaubst du, Gary?“

„Ist nicht so wichtig...sowieso eine lächerliche Vorstellung, dass du verliebt sein sollst...“

„Ich bin NICHT verliebt, klar?!“

Warum machte mir das eigentlich soviel aus, vor einem meiner besten Freunde zuzugeben, dass ich Gefühle für Misty hegte?!

Das war doch total normal, oder? Vermutlich sorgten sich die anderen alle schon, dass ich total der Hindlerweltler sei, der in der emotionalen Entwicklung zurückgeblieben war...

„Sorry.“

Irgendwie war Gary an diesem Tag komisch.

Sonst stritten wir uns ständig über irgendwelche Sachen.

Naja gut, meistens zog er mich irgendwo mit auf und ich reagierte gereizt...und so ging das dann immer weiter.

Wir unterhielten uns nicht viel, bis wir beim Flughafen ankamen.

Aber ehrlich gesagt war ich sowieso viel zu sehr damit beschäftigt, meine Gefühle zu ordnen, was ironischer weise den meisten Teil meiner Konzentration für sich beanspruchte.

„Sag mal, Ash...“, Gary schaltete den Motor ab und sah mich ernst an.

„Ja?“

Er zögerte eine Sekunde zu lang, ehe er seine Frage, die ursprünglich sicherlich eine andere gewesen war, stellte.

„Bist du überhaupt schonmal mit einem Flugzeug geflogen?“

Irritiert blickte ich ihn an.

„Hä? Was soll das denn jetzt? Ja klar bin ich schon mit nem Flugzeug geflogen...“

Er zuckte mit den Schultern.

„Interessierte mich halt...“

Kopfschüttelnd stieg ich aus dem Auto und ging zum Kofferraum, um meine Tasche herauszuholen.

Gary tat es mir gleich.

Nebeneinander gingen wir in das große Flughafengebäude hinein.

„Ich freue mich schon total!“, seine Augen hatten einen euphorischen Glanz angenommen – doch komischerweise hatte ich das Gefühl, dass seine plötzliche Aufregung eher mit etwas anderem zu tun hatten, als mit der Reise selber...

Woher das wohl kam?

„Ich mich auch. Wie viel Zeit bis zum Einchecken haben wir noch?“

Er sah auf seine Armbanduhr. „Ne Dreiviertelstunde“

Ich nickte. „Okay...“

Wir setzten uns auf die Bänke in der Wartehalle.

Zuerst unterhielten wir uns nur über belangloses Zeug, wie das Meer oder die Dinge, die wir vorhatten.

Doch auf einmal sah er mich abermals so ernst an.

„Und du bist sicher, dass du dich weder für Lucia, noch für Misty interessierst?“

Mein Gesicht wurde heiß.

„Nein! I-ich meine: Ja! Ich stehe auf keine von beiden! Wie kommst du überhaupt auf diesen Blödsinn?!“

Ein Grinsen erschienen auf seinen Lippen.

„Keine Ahnung! Hätte ich mir denken können, dass sich unser Ashy nie verlieben würde!“

Ich wandte mein rotes Gesicht ab.

Also hatte ich doch recht gehabt, er hielt mich tatsächlich für emotional unterentwickelt.

Na toll.

Wieso erzählte ich ihm nicht einfach über mein Gefühlschaos?

Vielleicht konnte er mir ja sogar einen guten Tipp geben...

Allerdings hatte ich die Furcht, dass er mich auslachen würde, es war ihm durchaus zuzutrauen.

Außerdem behagte mir dieses Hin und Her zwischen „Sie ist sowas von süß“ und „Aber sie ist doch meine beste Freundin!“ überhaupt nicht!

Ersteinmal wollte ich selber damit fertig werden, bevor ich irgendwen einweihen würde.

Und dann vielleicht eher Rocko, der würde mein Problem mit Sicherheit besser nachvollziehen können und mir einen zumindest gut gemeinten Rat geben.

„Und du Gary? Bist du verliebt?“

Er schüttelte immernoch grinsend den Kopf.

„Nee, bin ich nicht! Aber wenn ich n hübsches Mädchen sehe, dann mache ich mich schon an sie ran!“

Im ersten Moment dachte ich, ich hätte mich verhört, oder Gary hätte einen Witz gemacht.

Als ich ihn aber ansah wurde mir klar, dass er das ernst gemeint hatte!

„Wie jetzt? Ohne dass du sie besser kennst?“

„Wieso denn nicht? Ich will sie ja nicht gleich heiraten, aber ein bisschen Spaß kann man doch haben!“

Ich wagte nicht ihn zu fragen, was genau er mit „Spaß“ meinte, aber ich hatte schon eine recht genau Ahnung, was er geantwortet hätte.

Nie hätte ich vermutet, dass Gary so drauf war. Irgendwie war er für mich immer eher der nette Kumpel gewesen, der – genau wie ich – an die Liebe glaubte.

Aber jetzt wurde mir klar, dass wir uns darüber nie unterhalten hatten!

„Achso...und ähm...wie läuft das dann?“, keine Ahnung, wieso genau ich diese Frage überhaupt stellte, aber es interessierte mich schon, wie er so vorging, wenn er ein „Opfer“ ausgesucht hatte.

„Naja, wie das halt so ist. Zuerst biete ich ihr unauffällig meine Hilfe bei irgendwas an und tue ganz freundlich. Dann flirte ich mit ihr, erst weniger, dann immer mehr und schließlich küsse ich sie einfach. Was dann kommt, hängt mit von ihr ab...Mensch Ash, jetzt tu doch nicht so, als ob du von sowas noch nie gehört hättest!“

Entsetzt schaute ich ihn an.

Klar hatte ich schon von Typen gehört, die mit jeder Beliebigen rummachten, aber woher hätte ich denn wissen sollen, dass einer meiner Freunde einer davon war?!

Konnte ich mich wirklich so verschätzt haben??

Er stand auf, so als wäre nichts gewesen.

Naja, für ihn war ja auch nichts gewesen!

„Bist du festgewachsen oder können wir gehen? Sonst verpassen wir unseren Flug!“

Ich nickte abwesend.

Die gerade erhaltenen Infos mussten erstmal verdaut werden – und das war wirklich nicht einfach.

Dennoch ließ ich mir möglichst wenig anmerken und lief ihm hinterher.

Und obwohl ich mich immernoch sehr auf den Urlaub und vorallem auf Misty freute, wurde meine Stimmung wie durch eine böse Vorahnung getrübt.

Und obwohl ich mir einredete, dass das Blödsinn war, ließ sich dieses mulmige Gefühl, dass mich bei Garys „Outing“ beschlichen hatte, nicht vertreiben...

02. Drowning in Fangirls

Ich zog meinen Gurt etwas fester und sah aus dem Fenster. Draußen schien die Sonne, es war ein herrlicher Nachmittag. Doch ich sah nicht in den blauen Himmel, sondern auf die Erde, die sich immer weiter von mir entfernte. Luft war nie wirklich mein Element gewesen, eher das Wasser. Ich atmete tief ein und spürte plötzlich etwas Kaltes auf meinem Dekolleté. Meine Kette war unter mein schwarzes Top gerutscht und nun lag der blaue Stein, der die Form eines Regentropfens hatte, auf meiner Haut. Ich musste Lächeln. Dies war einer der Orden aus meiner Arena. Aber es war nicht irgendeiner. Es war ein ganz besonderer. Es war der, der Ash gehörte, den er gewonnen hatte. Als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, vor 2 Jahren, hatte er ihn mir gegeben und mir gesagt ich solle Acht auf ihn geben, bis wir uns wieder sahen. Ich habe ihn nie abgenommen. Und jetzt sahen wir uns endlich wieder. Sofort spürte ich ein Kribbeln in meinem Bauch. Es war so lange her, ob er sich wohl verändert hatte? Doch abrupt wurden meine Gedanken unterbrochen, da Lucia neben mir in ihrem Sitz auf - und abhopste. „Das wird so unglaublich toll werden, meinst du nicht?“ strahlte sie „Es ist so toll, wir werden Ash wieder sehen, und Gary. Und … oh man sieh mal! Wir sehen sogar einen total tollen Film auf diesem Flug!“ freute sie sich. Ich musste lächeln. Lucia war immer so hyperaktiv und voller Energie. Ich warf einen letzten Blick auf die Häuser, die kaum noch zu erkennen waren, und zog das Fenster zu. „Fliegen ist nicht gerade mein liebstes Hobby.“ Seufzte ich und Lucia sah mich mit großen Augen an. „Tatsächlich? Also Ash liebt es regelrecht!“ Ich sah Lucia einen Augenblick durchdringend an. In letzter Zeit sprach sie ziemlich viel über Ash.
 

„Jaah…“ sagte ich nachdenklich und griff in das Fach, das an meinem Vordersitz angebracht war. Der Fluggast, der vor mir hier gesessen hatte, musste sein Magazin liegen gelassen haben. Ich sah auf die Titelseite und riss die Augen auf. „Sieh dir das an!“ flüsterte ich und Lucia beugte sich über die Zeitung. „Die begehrtesten Pokemon-Meister der Welt“ las Lucia den Titel vor. Doch dass, was mir aufgefallen war, war nicht die Schlagzeile, sondern ein Bild von einem schwarzhaarigen Jungen. Es waren ungefähr zwanzig junge Männer abgebildet, doch den anderen neunzehn schenkte ich keine Beachtung. „OH MEIN GOTT.“ Kreischte Lucia und zeigte auf das Bild. „Sieh mal Misty! Da ist Ash! So ein süüüüßes Foto!“ Ich verdrehte die Augen. „Das hab ich auch gesehen! Was macht er in der Zeitung?“ Lucia studierte die Unterschrift unter den Bildern. „Wieso?“ Sie grinste mich an. „Würdest du ihn nicht auch wählen?“ Ich sah sie verwundert an und las die Bildunterschrift. „In unserer neusten Ausgabe des „PokeMaster today“ haben wir die Ergebnisse der Umfrage „Wer ist der schärfste Pokemon Meister der Welt?“ zusammen gestellt. Das überraschenste Ergebnis ist wohl, das auf Platz 1 ein junger Mann von gerade Mal 18 Jahren ist. Weiter auf Seite 20.“
 

„Das ist eine dieser tollen Klatschzeitungen, ich liebe so was! Ich nehme immer an diesen Umfragen teil. Aber diese muss ich verpasst haben.“ Meinte Lucia nachdenklich, aber ich hörte ihr gar nicht richtig zu. Ich blätterte die Zeitung durch, bis ich auf Seite 20 ankam. Es waren die Top 35 mit Bild aufgeführt. Platz 35 ging an einen etwas älteren Mann mit dem Namen Hugh Smith. Ich blätterte die einzelnen Seiten durch und überflog die Bilder und dachte schon, ich hätte ihn übersehen als „NEIN!“ keuchte ich und starrte fassungslos auf ein Bild das den überheblich wirkenden Ash zeigte neben dem eine große 1 prangte. Lucia fing an zu kichern. „Ash auf Platz 1? Zu komisch! Als ich mit ihm unterwegs war schienen sich die Mädchen noch nicht an seinen Hals zu werfen!“ lachte sie und sah mich an. Ich starrte immer noch fassungslos auf das Bild. „Los! Lies vor!“ verlangte Lucia und ich schluckte.
 

„KETCHUM WICKELT SIE ALLE UM DEN FINGER!!!

Der junge Pokemon – Meister kann sehr stolz auf sich sein. Ketchum hat nicht nur die begehrte Trophäe gewonnen, die einen Pokemon – Meister auszeichnet, sondern auch die Herzen der Mädchen. Mit einem eindeutigem Ergebnis landete er laut einer Umfrage auf Platz 1. Umso erstaunlicher, das Ash Ketchum bei seinem Triumph berichtete, dass er keine Freundin habe (PokemonMaster today berichtete). Spätestens wenn ihm unsere Zeitschrift in die Hände fällt, wird er sehen, dass er eine unbegrenzte Auswahl hat, was hübsche Mädchen angeht. „Er ist der süßeste Trainer, den ich je gesehen habe.“ Sagte eine Bekannte mit Namen Anabell über den Mädchenschwarm. Na, ob da nichts läuft? Ketchum selbst erwähnt selten Mädchen in seinen Interviews. Allerdings bestätigte er, dass er mit den Topkoordinatorinnen Lucia und Maike (derzeit liiert mit dem bekannten Topkoordinator Drew) umherreiste. Sowohl erwähnte er in einem Interview, seine beste Freundin sei keine geringere als Misty Waterflower, Arenaleiterin von Azuria City. „Ich vertraue niemandem so sehr wie ihr, sie ist die Beste.“ Sagte Ketchum über die orangehaarige Schönheit. Jedoch ist er länger nicht mehr mit ihr gesehen worden. Nun, welches Mädchen Ash wirklich den Kopf verdreht, ist bislang noch geheim, doch wir können mit größter Wahrscheinlichkeit einräumen, dass sie es von uns erfahren werden. ( Nächste Woche: Topkoordinatoren: Hot oder Not?)
 

Lucia und ich starrten uns fassungslos an. „Wir werden erwähnt.“ Sagte ich und meine Stimme klang irgendwie tonlos. „Das ist ja so was von toll!“ strahlte Lucia plötzlich und ich sah sie verwundert an „Ist es?“ „Aber ja!“ Lucia nickte heftig. „Wir werden mit dem begehrtestem Pokemon – Meister in Verbindung gebracht! Ist das nicht toll?“ Lucia überflog noch mal den Artikel. „Na ja, ich nur in einem Nebensatz.“ Sagte sie enttäuscht, doch fing sich schnell wieder. „Aber sieh mal!! Das ist tolle Publicity für deine Arena. Wenn er dich so sehr schätzt, wird das auf die Arena übertragen werden! Es werden Haufen von Mädchen kommen, nicht zuletzt, weil sie hoffen, dass Ash dich gerade besucht!“
 

Ich kratzte mich am Kopf. Einerseits gab es mir ein gutes Gefühl, zu lesen was Ash über mich gesagt hatte. Aber das er der begehrteste Trainer war? Irgendwie gefiel mir das nicht, obwohl ich Ash doch immer alles gönnte! Warum also konnte ich mich nicht einfach für ihn freuen, wie Lucia es tat?
 

„Ich werde die Zeitschrift einstecken. Dann kann ich sie Ash zeigen!“ sagte Lucia vergnügt und steckte die Zeitschrift in ihre Tasche. „Findest du es nicht irgendwie … na ja, komisch das er ein Mädchenschwarm ist?“ fragte ich und Lucia sah mich wissend an. „Du meinst, du bist eifersüchtig?“ grinste sie. Sofort lief ich rot an. Ich hasste es, immer wenn ich mich ertappt fühlte, wurde ich rot wie eine Tomate! „N-nein … I-ich meinte doch nur, dass … dass … also wenn die ganzen Mädchen hinter ihm her sind, haben wir im Urlaub keine ruhige Minute!“ Toll, super Ausrede. Die würde ich mir nicht mal selbst abkaufen! Ich sah Lucia sofort an, dass sie mir nicht glaubte, und dennoch sagte sie „Misty. Ash ist kein Filmstar oder so. Es werden keine Horden von Mädchen auf ihn losstürmen, es wird nicht dauernd ein Autogramm verlangt werden. Das Einzige was sein könnte, ist, das Mädchen ihn öfter anflirten als normalerweise. Aber wir werden einen tollen Urlaub haben, glaub mir.“
 

„Entschuldigung?“ verwirrt drehte ich mich in meinem Sitz um. Ein Mädchen, welches hinter uns gesessen hatte, lugte nun über den Sitz. Ich schätzte sie so um die 17 Jahre und ihre blonden Locken hingen verspielt um ihr hübsches Gesicht. „Habt ihr grad von Ash Ketchum gesprochen?“ Lucia nickte eifrig und lächelte das Mädchen an. „Ich liebe ihn geradezu!! Habt ihr den Artikel im „PokeMaster today“ gelesen?!“ „Ja, ja, gerade eben erst. Ist er nicht so was von süß?“ quietschte Lucia. Ich starrte sie mit großen Augen an, sie benahm sich ja wie ein verrücktes Fangirl. „Und… hab ich das richtig verstanden? Ihr kennt ihn??“
 

„Oh. Ja, wir kennen ihn.“ Diesmal war ich es, die antwortete.
 

Sie lächelte kurz, aber plötzlich sah sich mich mit großen Augen an. „OH MEIN GOTT.“ Kreischte sie. „Du bist Misty Waterflower! Seine beste Freundin! Oh mein Gott, oh mein Gott! Er ist also auf Sunburst Island?? Kannst du ihn mir vorstellen!! Bitte!?!“ Sie starrte mich mit begierigen Augen an. Ich schluckte und strich mir Haare aus dem Gesicht. „Ähm…“

Oh mein Gott! Noch mehr Mädchen waren aufgestanden und drängten sich um unsere Reihe. Lucia nahm sofort wieder ihr Fangirl-Gequatsche auf und fühlte sich anscheinend pudelwohl. Ich drehte mich gerade wieder zu dem blonden Mädchen um, ohne zu wissen, was ich antworten sollte. „Ich… Ähm…“
 

„ENTSCHULDIGEN SIE BITTE!“ Ich war noch nie so erleichtert, eine Stuardess zu sehen. „Sie müssen sich wieder hinsetzen und sich anschnallen!“ Enttäuscht und seufzend trollten sich die Mädchen. Ich warf einen letzten entschuldigenden Blick zu der Blonden, die sich wieder auf ihren Sitz fallen ließ. „Ja, das wird ja gar nicht nervig.“ Lucia öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder. Dazu fiel selbst dem Fangirl No. 1 nichts mehr ein.
 

Den Rest des Fluges hüllte ich mich ins Schweigen und Lucia hatte verstanden, dass ich erst mal in Ruhe um die Ereignisse nachdenken musste. Wie wahr! Ich hörte immer wieder dieselben Wörter in meinem Kopf. Ash ist ein Frauenheld. Ash ist ein Frauenheld. Ash ist ein Frauenheld. Es ließ mich einfach nicht los. Ich hatte mich darauf gefreut, ein paar schöne Tage mit Ash zu verbringen, aber… vermutlich würde ich ihn nicht zu Gesicht bekommen weil er ständig von einer Traube aus Fangirls umlagert werden würde! Diese Gedanken stimmten mich noch wütender. Nicht, das Ash es nicht verdient hatte. Nicht das ich es ihm nicht gönnen würde. Aber… wenn es wirklich so kommen würde… wir sehen uns nach zwei Jahren endlich wieder, und wie ich mich kannte, würde das ein filmreifer Auftritt werden. Aber auch nur, wenn sich nicht an die 20 Mädels zwischen uns schieben. Oh Mann! Aber na ja, dann hatte ich immer noch Gary. Der war zwar auch ein Frauenmagnet, aber es stürmten keine Horden von Mädchen auf ihn zu. Ich hatte mich bei unseren Treffen immer gut verstanden… vielleicht konnte er ja den Urlaub retten.
 

Plötzlich rumpelte das Flugzeug und ich hopste ein paar Mal auf und ab. Verwirrt zog ich das Fenster wieder auf. Wir waren bereits gelandet. Man, war ich in meinen Gedanken versunken! Ich stöhnte und sah Lucia an, die mich anstrahlte. „Jetzt geht der Urlaub richtig los! Das wird ja so was von toll!“
 

Etwa 10 Minuten später standen wir mit vielen anderen Fluggästen an der Gepäckausgabe. Ein paar Koffer waren schon an uns vorbeigefahren, doch unsere waren noch nicht dabei gewesen. Lucia stand neben mir, feilte sich einen Fingernagel und sah sich um. „Uiii, sieh mal, der ist ja süß!“ Ich sah in die Richtung, in die Lucia grad ein wunderschönes Lächeln warf. Ein blonder Junge mit stechend blauen Augen zwinkerte ihr zu. Ich schüttelte lächelnd den Kopf, doch irgendwie stimmte mich das missmutig. Warum war meine beste Freundin eine derartige Schönheit? Es gab kaum eine längere Zeitspanne als 10 Minuten, ohne das sie angeflirtet wurde. Neben ihr kam ich ihr manchmal wie eine graue Maus vor. Und mit drei solcher außergewöhnlich gut aussehenden und umlagerten Personen würde ICH Urlaub machen. Toll! „Also, dass du keinen Freund hast! Deine Auswahl müsste man haben.“ Lucia wurde rot und kicherte. „Ich versteh das ja auch nicht. Wenn ich mir selbst begegnen würde, fände ich mich nervig.“ Ich grinste sie an. „Nein, du wirkst anscheinend immer süß, egal was du machst.“ „Ja. Aber trotzdem. Ich weiß auch nicht, der Richtige fehlt noch. Und solange flirte ich. Uh, sieh mal der!“ Ich schüttelte den Kopf. „MISTY DA“ Lucia deutete auf ihren pinkfarbenen Koffer, der grade an uns vorbeigefahren war. Wir hatten das Gepäck vollkommen vergessen!! Ich machte einen Satz nach vorne und packte den Koffer am Griff. Im selben Moment stellte ein älterer Mann seine Tasche vor meine Füße und es passierte, was passieren musste. Kreischend stolperte ich über die Tasche und landete mit dem Bauch voran auf einer Reisetasche und das Gepäckband fuhr fröhlich weiter. Alle Leute fingen an zu lachen und mir steig die Schamesröte ins Gesicht. Als mich vier Hände packten und vom Gepäckband zogen lachten die Leute immer noch. Ich blickte auf und sah das blonde Mädchen, das im Flugzeug hinter mir gesessen hatte. Ich wurde noch röter, als sie mich anblickte, nachdem sie Lucias Koffer von Band gezogen hatte. „Danke dass du meine Reisetasche eingefangen hast.“ Lachte der Typ neben mir, der gerade die Tasche vom Gepäckband zog, auf dem ich gerade noch gelegen hatte, und ich erkannte, dass es der blonde Flirt von Lucia war. „Gern geschehen.“ Stöhnte ich und versuchte den pulsierenden Schmerz in meinem Knie zu ignorieren. Tolle Idee, eine Hot Pants anzuziehen! Bald würde man einen hübschen blauen Fleck sehen. „Ach ja, danke für die Rettung.“ Das Mädchen klopfte mir auf die Schulter. „Kein Problem. Oh. Ich muss, da kommt mein Koffer. Lauf nicht weg, ich brauch noch Ashs Nummer!“ rief sie. Der blonde Junge stellte mir den pinkfarbenen Koffer vor die Füße. „Ich bin dir was schuldig. Ohne dich würde ich immer noch ums Gepäckband fahren.“ Der Typ grinste. „Ja, aber wenigstens lachen noch alle.“ Sagte er sarkastisch. Ich grinste noch einmal und zog den Koffer hinter mir her. Ich beobachtete wütend die lachenden Menschen, bis ich ein unglaubliches Bild sah. Lucia saß schallend lachend auf dem Boden. Dann musste ich auch grinsen. Das muss schon bescheuert ausgesehen haben! Also stimmte ich lachend ein und zog Lucia auf die Beine. „Warum jage ICH eigentlich deinem Koffer nach?“ lachte ich. „Weil. Du. Das. So. Elegant. Gemacht. Hast.“ Prustete Lucia. Ich schüttelte den Kopf. „Großartig! Behalt das ja für dich! Wenn Ash das hört!“ Und schon stellte ich mir sein lachendes – und mein putterotes – Gesicht vor. Lucia kicherte. „Und Gary darf ichs erzählen, ja?“ Ich fühlte mich ertappt. „Ich.. Nein! Ich… Ach, du weißt was ich meine!“ Lucia kicherte und legte ihren Arm um meine Schultern. „Sorry Süße, solche Geschichten müssen einfach erzählt werden!“
 

Eine halbe Stunde später stiegen wir vor einem wunderschönen, palmengesäumten Hotel aus. Es hatte eine große, gläserne Eingangstür und ich wusste, wer mich hinter ihr erwarten würde. Lucia hatte Ash eine sms geschickt, wann wir ankommen werden, doch da er nicht geantwortet hatte wusste ich nicht, ob er sie überhaupt gelesen hatte. Ich atmete einmal tief ein und spürte, dass mein Herz bereits jetzt schneller schlug. Lucia stieg aus dem Auto und ich griff nach dem Reisespiegel, den sie in der Hand hatte. Was mache ich hier eigentlich ? Sonst benahm ich mich doch nie so! Aber na ja, dass hatte ich schon beim Kofferpacken bemerkt, als ich den größten Koffer, den Azuria City zu bieten hatte, gekauft hatte um auch ja alles mitnehmen zu können. Ich zog das Monstrum aus dem Kofferraum, legte eine Tasche über die eine und meine Handtasche über die andere Schulter und zog den Koffer hinter mir her. Lucia bezahlte den Taxifahrer und schloss zu mir auf. Sie zog sogar zwei Köfferchen hinter sich her. „Bist du auch so aufgeregt wie ich?“ kicherte sie. Ich nickte nur. Und wie aufgeregt ich war! In der Vorderfront des Hotels waren große Fenster eingelassen und zu meinem Erstaunen suchten meine Augen nicht nach einem schwarzhaarigen Jungen, sondern nach einer Traube von Mädchen. Ich schluckte und blieb vor der Tür stehen. Lucia sah mich an. Gleich wird es soweit sein. Nach zwei Jahren. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen und alle Gedanken an hübsche Fangirls waren verschwunden und vor meinem geistigen Auge sah ich nur noch ein Gesicht. Ihn.

03. The moment I saw you...

"Jetzt mach schon!"

"Das ist nicht so einfach, klar?!", Gary probierte fieberhaft, die Tür unseres Zimmers im ersten Stockwerk mit der flachen schwarzen Magnetkarte zu öffnen, doch es gelang ihm irgendwie nicht.

Ich unterdessen stand hinter ihm und blickte nervös um mich.

Seit ich von diesem verdammten Klatschmagazin zum "heißesten Pokémonmeister" gewählt worden war, liefen mir die Mädchen noch mehr hinterher als schon vorher.

Deshalb hatte ich seit neustem ständig das Bedürfnis wegzulaufen, wenn ich auch nur mehr als drei Mädchen aufeinmal sah.

In diesem Hotel und am Strand würden mir sicherlich auch wieder welche über den Weg laufen...

"So schwer kann das auch wieder nicht sein!", flaumte ich Gary nervös an.

"Meine Güte, was hast du denn für ein Problem?!", zischte er zurück.

"Im Gegensatz zu dir, werde ich ständig von irgendwelchen Frauen verfolgt, ja?! Ich würde es bevorzugen, wenn nicht jede davon wüsste, in welchem Zimmer ich wohne!"

Gary richtete sich auf.

"Ach ja? Hör mir mal gut zu Mister Pokémonmeister, du wirst nur mehr von ihnen verfolgt, weil du berühmt bist, kapiert?! Nicht weil du besser aussiehst oder intelligenter bist als ich!“

Ich verdrehte die Augen.

„Das ist mir schon klar! Ich weiß, dass dich die Mädchen sich auch für dich interessieren!“

Dass der Kerl aber auch alles in den falschen Hals kriegen musste...

„Und überhaupt, wie blöd bist du eigentlich? Ich habe nämlich vorgesorgt!“, er grinste mich auf seine hochmütige Art und Weise an.

„Vorgesorgt? Wie meisnt du das?“

„Na meinst du ich habe Lust mir den Urlaub davon verderben zu lassen, dass um dich herum immer zig Weiber schwirren?! Nee du, kein Bedarf! Deshalb habe ich ein Hotel gebucht, in dem ausschließlich Leute zugelassen sind, die auch reserviert haben! Du kannst also weder spontan ein Zimmer hier mieten, noch darfst du im Hotel rumhängen wann du Lust hast! Und du glaubst doch nicht ernsthaft, dass sich viele kreischende Fangirlies diesen Luxus leisten können, oder?“

Völlig überrascht sah ich ihn an.

Hatte er das getan, um mir den Urlaub angenehmer zu gestalten, oder weil er Angst hatte, ich könnte all die Frauen ablenken, die ihn sonst angeflirtet hätten?

„Äh...das ist echt...cool! Aber unheimlich teuer, oder...?“

Gary lachte auf.

„Ashy, komm runter von deinem hohen Ross! Pokémonmeister ist nicht der einzige Beruf, bei dem man viel Geld verdienen kann!“

Achja, ich vergaß ständig, dass Gary mittlerweile ein gefragter Professor war...

Aber das war ja auch kein Wunder, Professoren waren bei Mädchen eben nicht so begehrt, daher erinnerten sie mit ihrem Geschrei auch nicht ständig daran, dass man irgendwie bekannt war.

Endlich schaffte Gary es, dir Tür zu öffnen.

„Na siehst du!“

„Soll ich jetzt Beifall klatschen?“, fragte ich trocken.

Er warf mir einen genervten Blick zu, dann stieß er die Tür vollständig auf und ging hinein.

Ich folgte dicht dahinter, prallte aber am Ende des kurzen Flures gegen ihn.

„Aua, kannst du nicht aufpassen du Vollidiot?!“

Er fuhr herum.

„Das...das gibt es doch nicht!!“, keifte er.

„Was?“, ich rieb mir verwirrt die rechte Schulter, die nach dem Zusammenprall schmerzte.

„Diese...diese untalentierten Nichtsnutze haben uns ein Doppelzimmer gegeben!!“

„Ja und? Wir sind schließlich auch zu zweit...“

Gary stöhnte auf. „Bist du echt so blöd?! Ich hatte ein Zweibettzimmer bestellt!“

Ich verstand ihn immernoch nicht.

„Wo ist da bitte der Unterschied?“

Seine Augen sprühten regelrecht.

„Sind wir neuerdings verheiratet, ohne dass ich es mitbekommen habe?!“

Er trat zur Seite und gab den Blick auf ein breites Ehebett frei, dass ohne Zweifel super gemütlich aussah – allerdings nur, wenn man alleine oder mit einer Frau, die man liebte darin schliefe...

Ich schluckte.

„Oh, äh...lässt sich das...noch irgendwie ändern?“

„Nein, es ist ausgebucht!“, rasend vor Wut stapfte Gary weiter in das Zimmer hinein, warf seine Tasche aufs Bett und ging zum Fenster.

„Wenigstens haben wir ne gute Aussicht! Sonst hätte ich mich beschwert...“

In meinem Kopf klickte etwas.

„Wie jetzt?! Willst du also ernsthaft mit mir in einem Bett schlafen?!“

„Was bleibt uns denn anderes übrig, Schlaumeier?!“

Oh Gott, das waren ja tolle Aussichten!

Ich stellte meinen Koffer langsam auf die andere Seite des Bettes.

„Naja...okay, es...gibt schlimmeres, vermute ich...“

„Wehe du schnarchst! Oder noch schlimmer, begrapscht mich nachts!! Das wärs ja noch, ich wache auf und aufeinmal hast du dich an mich gekuschelt!“

Ich merkte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss.

„Was bildest du dir ein!? Natürlich schnarche ich nicht! Und ich werde mich auch nicht an dich kuscheln oder sonst was tun! So unwiderstehlich bist du auch wieder nicht!“

„Ich wollte es nur mal sagen!“

Aufgebracht fuhr er sich durch die Haare.

„Also gut, ruhig bleiben...das Bett ist ja glücklicherweise breit genug...“, er atmete tief ein und aus.

„Mein Gott Gary, ich finds das auch unangenehm irgendwie, aber man muss auch nicht übertreiben...“

Er warf mir einen strafenden Blick zu.

„Das verletzt mich in meiner Ehre! So kann ich ja überhaupt keine Frau auf unser Zimmer einladen!“

Ich schnappte nach Luft.

Also das verschlug mir jetzt doch die Sprache!

„Was hast du geglaubt?! Das ich nachts auf dem Flur schlafe, nur damit DU dich im Zimmer mit einer Frau vergnügen kannst? Oder hast du erwartet, dass ich schweigend in meinem Bett gelegen und euch ignoriert hätte?!“

Gary lachte.

„Gott bewahre, das wäre ja nicht mein Problem gewesen, wenn du wo anders hättest schlafen müssen! Lucia und Misty hätte n dich sicher gerne aufgenommen!“

Schlagartig wurde ich rot.

Schlafen? Ich? Bei Misty??

Natürlich bemerkte Gary meinen Sinneswandel.

„Nanu, was ist?“

Als ich nicht antwortete, sondern nur zu Boden sah, begann er breit zu grinsen.

„Soso, dir gefällt der Gedanke also, bei den Mädchen zu nächtigen?!“

„Das...das ist überhaupt nicht wahr!“, versuchte ich mich zu verteidigen – zwecklos.

„Uii, was hast du für versaute Gedanken...?“

„HÖR SOFORT AUF DAMIT!!!“

Gary lachte schallend. „Oh Ash, was bist du bloß für ein Mann? Kein anderer würde sich für solche Gedanken schämen! Aber du...das zeigt ja wohl deutlich, dass du völlig brav bist!“

Ich wandte mich von ihm ab.

Selbstverständlich gefiel mir der Gedanke, bei Misty zu schlafen.

Aber es war nicht so, dass ich irgendwelche perversen Gedanken hatte!

Dazu mochte ich sie viel zu sehr...

Ich meine, natürlich stelle ich mir vor, wie es wäre sie zu küssen, oder...

Hastig schob ich die Gedanken beiseite.

Erstmal wollte ich sie wiedersehen!

Wer wusste das schon, vielleicht war sie mittlerweile ja auch total widerwärtig...?

Ich glaubte zwar nicht dran, aber naja.

Plötzlich piepste mein Handy.

Hastig zog ich es aus der Hosentasche und warf einen Blick auf die SMS, die soeben eingetroffen war.

Sie war von Lucia und nicht besonders lang.

Ich blickte auf und sah Gary an.

„Sie sind da!“
 

Ziemlich angespannt folgte ich Gary die Treppe hinunter zurück in die Eingangshalle.

Gleich würde es also so weit sein.

Ich würde sie nach zwei langen Jahren endlich wieder sehen: Misty.

Mein Herz begann schon bei dem Gedanken daran wie wild zu klopfen.

Automatisch fing ich an nach einem orangenen Haarschopf Ausschau zu halten – so sehr viele Menschen mit dieser Haarfarbe gab es ja nun auch wieder nicht...

Ich merkte, wie Gary mich aus den Augenwinkeln beobachtete, beachtete ihn aber nicht weiter.

Meine Gedanken kreisten viel zu sehr um das Mädchen, dass mir, ohne dass ich es gemerkt hatte, so wichtig geworden war.

Mir tippte jemand auf die Schulter. Gary.

„Ash, du guckst in die falsche Richtung, dreh dich doch mal um!“

„Hä?“, verwirrt sah ich dorthin, wo sein Finger zeigte.

Und kaum hatte ich zwei Sekunden lang seinen Rat befolgt, fiel mein Blick auf sie.

Ich wusste, dass dieses Mädchen Misty sein musste, obwohl sie mit dem Rücken zu mir stand – und das nur unegfähr 20 Meter von uns entfernt!

Die strahlend orangenen Haare fielen ihr ein Stück über die Schultern, die völlig unbedeckt waren.

Trug sie etwa ein trägerloses schwarzes Top?

Sah jedenfalls ziemlich gut aus, wie ich mit einer leichte Rötung im Gesicht feststellte...

Ihre langen Beine steckten in einer blauen Hotpants, was typisch für sie war.

Ich hatte sie nur wenige Male in einer anderen Hose oder gar einem Rock gesehen.

In der Hand trug sie einen großen Koffer, was mich fast schon ein wenig überraschte.

Seit wann nahm sie so viel Zeug mit?

Obwohl...im Gegensatz zu den zwei Koffern, die Lucia mitgebracht hatte, war das ja fast nichts, wie ich mit einem Seitenblick auf meine blauhaarige Freundin feststellte.

Jedoch galt meine Aufmerksamkeit bald darauf schon wieder auf Misty.

Sie sah so unheimlich bezaubernd aus...

Ich merkte, wie ich bei diesem Gedanken noch röter anlief.

Seit wann dachte ich sowas?! Das war ja noch nie vorgekommen...

Bisher hatte ich mich nie für Mädchen interessiert...außer für Misty eben.

Aber ich war mir nicht bewusst gewesen, dass mich auch ihr Aussehen so sehr ansprach...

„Hast du deine beste Freundin jetzt mal lange genug angehimmelt?“, riss mich Gary aus meinen Gedanken.

„Hä, was?“, überrascht wandte ich mich an ihn.

Ich hatte gar nicht bemerkt, wie ich Misty angestarrt hatte...

Viel zu sehr war ich mit meinen Gedanken beschäftigt gewesen.

Gary verdrehte die Augen und murmelte etwas in Richtung: „Nein, er ist ja nicht verliebt...“, legte seine beiden Zeigefinger an den Mund und ließ einen schneidenden Pfiff ertönen.

Sowohl ich, als auch Misty und Lucia zuckten zusammen, doch beide Mädchen drehten sich wie auf Kommando in unsere Richtung.

Die Zeit schien still zu stehen, als wir uns einfach nur ansahen, doch in Wirklichkeit verstrichen vielleicht fünf Sekunden. Höchstens.

Ich sah den Schock in Mistys wunderschönen ozeanblauen Augen aufblitzen, dann ließ sie ihren Koffer mit einem lauten Knall auf den Boden fallen.

Schlagartig lief sie knallrot an, rührte sich aber nicht. Nanu?

„Misty!“

Gary lief sofort zu ihr und auch Lucia schaute sie besorgt an.

Nur ich ging etwas langsamer hinterher.

Wieso zum Teufel konnte ich meinen Blick nicht von ihr nehmen?!

Selbst jetzt, vor Verlegenheit ganz rot, war sie total hübsch und ich konnte nicht anders, als sie anzusehen!

Hilfe?

„Ich...ich weiß auch nicht...“, hörte ich sie murmeln, als ich direkt hinter Gary stand.

„Alles in Ordnung bei dir?“

„Ja sicher, ich...“, sie hob den Blick und ihre Augen trafen genau auf meine.

Blau-grün traf auf Dunkelbraun.

Mein Herz schlug noch viel schneller als zuvor, als ich begann in ihren Augen zu versinken.

Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen, die Wangen noch immer gerötet.

Sie schien etwas sagen zu wollen, doch genau in diesem Moment hörte ich ein hohes „AAAASH!“, von schräg vor mir und im nächsten Augenblick hing etwas an mir.

Ehm – ich meinte natürlich jemand!

Ich schwankte einen Schritt nach hinten.

„Oha, hallo Lucia!“, presste ich hervor. Sie war nicht grade leicht, wenn sie jemandem mit so einer Geschwindigkeit an den Hals sprang...

Sie ließ mich los und strahlte mich an. „Ich FREUE mich ja so dich zu sehen!“, und erneut schlang sie ihre Arme so fest um mich, als wollte sie mich umbringen.

Ich erhaschte einen Seitenblick auf Misty, die jetzt Gary mit einer freundschaftlichen Umarmung begrüßte. Ihr Lächeln war verschwunden, ihre Augen hatten sich zu Schlitzen verrenkt.

Irgendwie sah sie etwas missmutig aus...

„Ich...ich freue mich auch...“, nach Luft schnappend befreite ich mich aus ihrem Griff.

Ihre blauen Augen leuchteten glücklich.

Ich drehte mich zu Misty um. Einen Moment lang zögerte ich, ob ich sie genauso innig umarmen konnte wie Gary, doch dann überwand ich meine Zweifel.

Schließlich war Misty auch meine beste Freundin, also hatte ich auch ein Recht darauf, sie zu drücken.

Ich lächelte sie lieb an.

„Hallo Misty...“, meine Stimme verzagte.

Ihr Lächeln kehrte etwas zaghaft zurück. „Hi Ash...“

Sanft legte ich meine Arme um ihre Schultern und zog sie an mich.

„Ich freue mich dich zu sehen...“, flüsterte ich in ihr Ohr. Ich merkte, wie sie eben falls ihre Arme um mich schlang.

„Ich mich auch, Ash...I-ich...habe dich vermisst“, ihre Stimme war sehr leise, doch sie klang zufrieden, wie ich fand.

Ein Lächeln stahl sich in mein Gesicht.

„Du hast mir auch gefehlt...“

Ich wusste nicht, wie lange wir dort standen, doch wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir ewig so verweilen können.

„Mein Gott, ich kann ja verstehen, dass ihr euch freut, aber Ash gehört dir nicht...!“

Misty ließ mich sofort los, ihr Gesicht war abermals rot angelaufen.

„Das...das weiß ich doch!“

Sie wandte sich ab und griff nach ihrem Koffer – doch dieser war plötzlich verschwunden.

Suchend sah sie sich um, ich beobachtete sie klammheimlich dabei.

Peinlich, oder?

Ich trage ihn für dich rauf, ist doch klar!“, strahlend sah Gary Misty an.

Diese wirkte im ersten Moment etwas irritiert, lächelte dann aber verlegen.

„Das ähm...das ist wirklich nett von dir...“

„Keine Ursache!“

Ich merkte wie die Wut in mir hochkroch.

Was bildete sich dieser arrogante Kerl eigentlich ein?! Ich hätte ihr den Koffer ja wohl genauso gut nach oben tragen können, oder?!

Wieso war ich überhaupt nicht auf diese Idee gekommen?!

Das wäre doch ne tolle Gelegenheit gewesen, ihr zu zeigen, dass ich sie mochte...

Lucia kicherte. „Was für ein Gentleman du bist, Gary!“, sie wandte sich an mich.

„Und du Ash, trägst du meine Koffer?“

Ich sah sie an, die Augenbrauen hochgezogen.

„Hä? Wieso sollte ich? Hab besseres zu tun...“

Okay okay, das war jetzt wirklich ziemlich gemein, aber ich war sauer und das wollte ich zeigen.

Kein Wunder also, dass beide Mädchen und Gary mich überrascht ansahen.

Nach wenigen Sekunden allerdings grinste Gary vielsagend.

„Soso. Wie sieht's aus Mädels, habt ihr Lust nachher mit uns an die Strandbar zu gehen? Das wär doch cool, oder?“

Lucia quiekte sofort auf.

„AU JA!!!“

Mein Blick wanderte zu Misty und wir sahen uns kurz schweigend an.

Dann wandte sie ihr Gesicht ab.

„Klingt gut, ich hätte Lust drauf. Und du Ash?“, fragte sie.

„Von mir aus...“, klang zwar nicht so sehr begeistert, aber in Wirklichkeit fand ich die Idee klasse.

An einer Strandbar..mit Misty...das wäre sicherlich schön!

Und vielleicht...vielleicht würde sich ja wirklich ein schöner Moment ergeben, in dem ich ihr näher kommen konnte...

Das wäre unheimlich toll!

Ich merkte, wie ich gedanklich ins schwärmen geriet. Romantische Bilder schlichen sich in meinen Kopf ohne dass ich etwas dagegen unternehmen konnte...

Misty warf mir einen neugierigen Blick zu, bevor sie Gary den Weg zu ihrem und Lucias Zimmer zeigte.

Das hatte Gary ja mal wieder toll eingefädelt...

Missmutig trottete ich den Dreien hinterher. Ich würde mich sicherlich nicht damit zufrieden geben , hinter Gary die zweite Geige zu spielen. Das war immerhin auch mein Urlaub und den würde ich mir auf keinen Fall vermiesen lassen!
 

Guter Dinge saßen Misty und ich nebeneinander an der Strandbär und schlürften alkoholfreie Cocktails – am ersten Abend wollte ich mich nicht betrinken...

Wenigstens ein wenig guten Eindruck wollte ich machen!

Sie lachte viel und bezauberte mich jedes Mal wieder – ein seltsames Phänomen.

Es war, als wären wir um viele Jahre in die Vergangenheit versetzt worden, wir hatten genauso viel Spaß wie damals und das gefiel mir unheimlich...

Nur dass sie noch hübscher geworden war.

Bloß schade dass Gary und Lucia noch neben uns saßen – sie redeten ständig dazwischen und dann auch noch solchen Unsinn...!

Das nervte mich zeitweise ziemlich...

Grade lächelte Gary Misty schonwieder total übertrieben an.

Was sollte das bitte?! Als wäre er ein Honigkuchenpferd...

Plötzlich fiel mir wieder ein, was Gary am Flughafen zu mir gesagt hatte.

Zuerst biete ich ihr unauffällig meine Hilfe bei irgendwas an und tue ganz freundlich. Dann flirte ich mit ihr, erst weniger, dann immer mehr und schließlich küsse ich sie einfach.

Er hatte ihr hilfsbereit den Koffer nach oben getragen.

Jetzt kokettierte er unauffällig mit ihr – wann würde es mehr werden?

Wann würde er die nächste Stufe erreichen?

Wann würde er sie küssen?!

Hitze wallte in mir auf.

Schon bei dem bloßen Gedanken daran, dass Garys dreckige Lippen ihre berühren könnten macht mich wahnsinnig!

Dafür war sie doch viel zu schade! Wer wusste schon, wie viele Lippen der Typ schon geküsst hatte?!

Ich wollte damit nicht sagen, dass ich Misty mehr verdient hatte – obwohl ein kleiner Teil meines Kopfes wohl dieser Meinung war – aber in jedem Fall waren meine noch „unbenutzt“!

Grade überlegte ich, wie ich das Gespräch von Misty und Gary dezent unterbrechen konnte, als Lucia diesen Job übernahm.

„Ich muss mir mal das Näschen pudern, kommst du mit, Misty?“

Misty sah sie irritiert an, Gary zog breit grinsend beide Augenbrauen hoch.

„Achso? Ich dachte Mädchen gehen nur zu zweit aufs Klo, aber dass sie sich auch zu zweit das Näschen pudern müssen?“

Lucia errötete und fing an, sehr mädchenhaft zu kichern.

Gary bitte!“

Er zog die Schultern hoch. „Was denn, ist doch so!“, er erhob sich.

„Naja, ist ja auch egal. Aufreißer jedenfalls gehen ein Nümmerchen schieben!“, er zwinkerte Misty grinsend zu, diese lief rot an und sah weg.

Lucia lief Gary mit einem Kicheranfall hinterher und ich wieß eine leichte Rötung um die Nase auf.

„Eh...ja...“, nervös spielte ich mit meinen Fingern.

Auch Misty wirkte ziemlich abgelenkt.

Ich lächelte sie schüchtern an, als mir etwas an ihrem Hals auffiel.

Eine Kette, dessen Anhänger unter ihrem Top verschwand, dass übrigens – wie ich im Laufe des Abends festgestellt hatte – nicht trägerlos, sondern eins war, wo der Träger um den Hals lief.

War das etwa...?

Ich streckte meine Hand aus und griff nach dem Band.

Sie zuckte kurz zurück, ließ mich den Anhänger dann aber herausziehen.

Glitzernd lag der blaue Quellorden auf meiner Handfläche – mein Quellorden!

„Ist das...“

Misty nickte. „Natürlich, hast du gedacht, ich würde ihn verlieren?“, lächelnd umschloss sie den Orden mit einer ihrer Hände.

„N-nein...“

Ihre Faust lag jetzt in meiner Hand, mein Herz begann zu rasen und ich wünschte mir, dass dieser Moment niemals enden würde – bis zu dem Moment, als er noch besser wurde.

Misty hob ihren Blick im selben Moment wie ich, sodass unsere Augen sich trafen.

Erneut fühlte ich mich, als würde schimmerndes Meerwasser über mir zusammenbrechen, ich konnte nicht aufhören sie anzusehen.

Jedoch wandte sie zu meiner Überraschung den Blick nicht ab, sondern erwiderte ihn schweigend.

„M-Misty, ich...“

„Na wenn das nicht meine kleine Kofferfängerin ist!“, Misty riss ihre Hand aus meiner, wandte sich um und sah einen jungen Mann mit blonden Haaren und blauen Augen an.

Misty lief rot an.

„Oh h-hallo...!“

Der blonde Typ strahlte sie an.

„Du hast mir gar nicht verraten, wie du heißt! Dabei war unser Zusammentreffen doch so komisch...!“

Sie hielt ihm verlegen ihre Hand hin. „Misty...“

„Was für ein toller Name! Mein Name ist Zac!“

Schon etwas zu begeistert begrüßte er sie mit einem Händeschütteln.

„Wie cool, dass wir im selben Hotel wohnen, dann können wir uns ganz oft sehen!“

Misty lächelte leicht. „Haha, wie schön!“

Er nickte. „Ja, oder?“, er warf einen Blick auf die Uhr.

„Aber ich muss gehen, mein Kumpel wartet oben auf mich!“ Er zwinkerte ihr zu.

„Bis ganz bald Misty, okay?“

Sie nickte nur zaghaft, er drehte sich um und verschwand um die nächste Ecke, hinter der Lucia prompt hervorschoss.

„Uii, war das nicht der nette junge Mann von heute Mittag?!“

Netter junger Mann?!

Was war denn da bitte gelaufen?!

Erneut merkte ich, wie Wut in mir hochschoss. Das konnte doch wirklich nicht wahr sein!

„Was bitte meinte er mit seiner kleinen Kofferfängerin?!“, ich merkte dass ich wesentlich aggressiver klang, als ich es geplant hatte.

Lucia lachte auf.

„Das war vielleicht eine lustige Geschichte!“

Misty lief rot an. „Lucia, unterstehe dich...!“

Doch diese ignorierte sie und erzählte mir in detaillierten Sätzen, was am Flughafen vorgefallen war.

Okay, die Story war wirklich amüsant – aber es ärgerte mich, dass mir das nicht passiert war.

Wieso hatten immer die Anderen solch ein verdammtes Glück?

Ich wrang mir ein Lächeln ab.

„Das ist ja echt witzig! Typisch für dich, Misty!“

Sie sah zur Seite, scheinbar war ihr das echt peinlich, was ich ihr nicht verübeln konnte.

„Wo ist Gary eigentlich?“, wechselte sie plötzlich das Thema.

Warum interessierte sie das?

War sie etwa in ihn verliebt...? Ein Stechen in meinem Inneren verriet mir, dass mir der Gedanke überhaupt nicht gefiel...

„Der steht da hinten und flirtet...“, Lucia kicherte.

Ich verdrehte nur die Augen und beobachtete Misty. Wie reagierte sie darauf?

Scheinbar war es ihr egal, wie ich erleichtert feststellte.

„Lass ihn doch, er ist alt genug“, sie stand grinsend auf und streckte sich.

„Und jetzt?“, fragte ich vorsichtig.

Sie lächelte mich herzerwärmend an.

„Jetzt gehe ich schlafen, ich bin ja so müde!“, sie beugte sich vor und umarmte mich.

„Schlaf gut Ash, ja? Das war ein toller erster Abend. Ich bin froh, dass wir mal wieder Zeit zusammen verbringen können!“

Ich erwiderte ihr Lächeln

„Das geht mir ganz genauso, Misty“

Sie nahm Lucias Hand, die scheinbar protestieren wollte, und zog sie in Richtung Hotel.

Ich erhob mich ebenfalls und folgte ihnen.

Auch ich war müde und wollte morgen früh nicht zu lange schlafen.

Schon alleine, weil ich Gary nicht zu viel Zeit geben wollte, seine offensichtlichen Pläne für Misty auszuführen...

04....I saw how much I missed you

Etwa eine halbe Stunde später lag ich in meinem Hotelbett, das Zimmer war eingedunkelt, nur die Lampe, die zwischen meinem und Lucias Bett stand spendete ein bisschen Licht. An Lucias flachem Atem konnte ich erkennen, dass sie bereits eingeschlafen war, doch ich blickte zur Decke und ließ den Tag Revue passieren. Er war so energiegeladen gewesen, dass ich nicht einfach ohne einen weiteren Gedanken daran einschlafen konnte. Der Flug mit den ganzen Fangirls, und dann erst das Desaster am Flughafen! Warum passierte immer mir so etwas? Und dann dieser charmante blonde Junge, der sich mir im Nachhinein vorgestellt hatte. Zac. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. Er war schon ganz süß, und er wollte unbedingt, dass wir uns wieder sahen. Und Gary. Ich verdrehte automatisch die Augen. Er war wie immer auf Flirtkurs. Aber wenn einem dafür Koffer getragen und Drinks spendiert wurden, war es mir nur Recht. Nur wäre es mir lieber, jemand anderes würde es tun, obwohl Gary schon recht süß war.

Aber das Ereignis, dass sich mir am meisten ins Gedächtnis gebrannt hatte, war die Ankunft im Hotel. Es kam mir so vor, als könnte ich noch jetzt den schneidenden Pfiff von Gary durch meine Ohren rauschen hören. Und dann sah ich ihn, es traf mich, wie ein Blitz, wie ein Knall. Doch, wie ich mit Verlegenheit feststellen musste, war der Knall mein Koffer gewesen! Man, mit Koffern und Taschen hatte ich es echt nicht. Und Ash. Mein Lächeln wurde breiter. Er hat so unglaublich gut ausgesehen. Er war mindestens einen halben Kopf größer als ich, und ich war mir sicher, dass auch ein paar Muskeln dazu gekommen waren… nur seine Augen, die waren ganz die alten geblieben. Diese dunklen verwegenen Augen, in denen sich seine Gefühle widerspiegelten, von denen ich mein Blick nur schwer abwenden konnte, wenn er meinen gefangen hatte… Ich spürte ein Kribbeln in meinem Bauch. Was hatte das zu bedeuten? Und der Orden, wie sehr er sich darüber gefreut hatte, dass ich ihn immer noch trug. Ich hab es seinen Augen angesehen, wie viel es ihm bedeutet haben musste. Ich seufzte und sah auf meinen Nachttisch, auf dem der Orden nun ruhte. Plötzlich spürte auch ich die Müdigkeit in mir aufkeimen. Ich rieb mir die Augen und schaltete nun auch das letzte Licht im Zimmer aus. Ich drehte mich auf die Seite und schloss die Augen. Als letztes schossen noch einmal drei Bilder durch meinen Kopf. Zac, Gary und… Ash.
 

Ich war schon seit einer Stunde wach, döste aber noch in meinem Bett. Es war noch massig Zeit bis zum Frühstück, nur Lucia musste natürlich zeitig aufstehen, um sich fertig zu machen. Und da sie unter anderem mit einem Fön hantierte, blieb mir nichts anderes übrig, als auch langsam die Augen zu öffnen. Ich warf einen Blick auf meinen Wecker und entschied mich, dass es Zeit war aufzustehen. Ich schwang meine Beine aus dem Bett und strich mir meine Haare aus dem Gesicht. Ich griff auf meinen Nachttisch und legte mir als erstes mein Kettchen mit dem blauen Orden um. Ich musste sofort wieder Lächeln. Ash. Ich rieb mir die Augen und stand nun vollends auf.

Ich blickte mich noch einmal im Hotelzimmer um. Es war ziemlich geschmackvoll eingerichtet, wie ich fand. Der Raum hatte hohe Decken und cremefarbene Wände. Die Möbel waren aus hellem Holz und die beiden Betten für Einzelbetten recht groß. Gegenüber von den Betten war ein Schreibtisch unter dem eine Minibar angebracht war. Über dem Schreibtisch hing ein Flachbildschirm und neben dem Schreibtisch – das wohl beste an dem Zimmer – ein riesengroßer Kleiderschrank, in den tatsächlich alle unsere Sachen hereingepasst haben! Die Türen waren verspiegelt. Ich kramte ein wenig im Schrank, bis ich einen Bikini gefunden hatte, der exakt die Farbe des Ordens hatte. Ich zog ihn an und betrachtete mich in den Spiegeltüren. Es war ein Neckholder-Bikini und sah mit dem Kettchen wirklich toll aus, wie ich fand. Gerade stürmte Lucia aus dem Bad, sie hatte ihr Kleid an, was sie fast immer trug. Überrascht blickte sie mich an. „Oh je… Bikini drunterziehen!! Wieso bin ich nicht auf die Idee gekommen? Du bist toll Misty!“ Und schon verschwand sie wieder im Bad. Ich wandte mich kopfschüttelnd wieder meinem Spiegelbild zu. Dann griff ich zu einem Haarband und steckte meine Haare zu einem Dutt hoch und zog einige Strähnchen heraus, die mein Gesicht umspielten. Ich lächelte und zog das Outfit aus dem Schrank, dass ich heute anziehen wollte: Einen gelben Minirock und ein gelb-weißes Top mit breiten Trägern. An meinem Hals konnte man die Neckholder-Träger zwar sehen, doch ich entschied, dass das nicht so schlimm sei. So, nun eben noch schminken und dann ab zum Frühstück.
 

20 Minuten später – als auch Lucia endlich fertig war – klopfte es an unserer Zimmertür, die Jungs wollten uns abholen fürs Frühstück.
 

Ich ging zur Tür und öffnete sie, als mich auch schon Gary anstrahlte. „Guten Morgen Ladys… Uhhh Misty, du solltest öfter Röcke tragen!“ meinte er anerkennend und musterte meine schlanken Beine. „D-danke.“ Sagte ich und merkte, wie ich ein bisschen rot wurde, während ich an ihm vorbei trat und nun Ash ein Lächeln schenkte. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich das Gefühl gehabt, dass er Gary sauer angestarrt hatte, aber jetzt lächelte er und ich merkte, wie sein Blick auf den Orden – und dann ebenfalls auf meine Beine – abrutschte. Ich legte den Kopf schief. „Was ist so interessant, Ash?“ fragte ich mit großen Augen. Ash fühlte sich ertappt, ich konnte es seinen Augen ansehen, aber ich fands echt süß. „Ähm, nichts. Du… siehst toll aus… Lucia auch.“ Schob er hinterher als Gary ihn komisch ansah. „Dann lass uns mal los!“ sagte Gary, hakte mich unter und zog mich Richtung Speisesaal. Ich lachte und sah kurz zurück, Lucia hakte sich ebenfalls gerade bei Ash ein, und, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass Ash gar nicht allzu glücklich aussah. Und irgendwie, freute mich das…
 

Wenig später saßen wir beim Frühstück, ich neben Lucia und gegenüber von Ash. Gary goss mir gerade frischen Kaffee ein und lächelte mich geradezu enthusiastisch an, als etwas anderes meinen Blick fing. Ich sah auf und sah einen blonden jemand in den Speisesaal kommen, der sich gerade suchend umsah. Was suchte er denn bloß? Es war noch recht früh, und somit genügend Tische frei. Er schien meinen Blick zu spüren, denn plötzlich sah er zu mir und seine Suche schien beendet. Er grinste mich an und winkte. Ich winkte lächelnd zurück, worauf Ash und Gary sich direkt umsahen, doch Zac war schon fast an unserem Tisch.
 

„Na, Schönheit?“ sagte Zac und sah mich an. „Hey…“ hauchte ich und wurde rot. Was war nur mit den Jungs los? So wurde ich nie angesprochen! Erst flirtete Gary mit mir und jetzt auch noch Zac?

„Wir sehen uns doch bestimmt später noch, oder?“ fragte er charmant lächelnd. „Klar, denke schon, wir laufen uns ja ständig über den Weg.“ „Alles klar, ich geh dann mal was frühstücken.“ Er berührte mich leicht an meiner Schulter und zog in Richtung Buffet ab. Ich sah ihm kurz nach und wandte mich dann wieder um. „Ash, kannst du…“ „NEIN!“ herrschte er mich an, und schnitt sein Brötchen mit saurer Miene auf. „Ich wollte doch nur…“ Ich sah ihn ganz verwirrt an. „Was war denn los?“ Er blickte auf und öffnete den Mund, doch schloss ihn bei meinem Anblick wieder. In meinen Augen musste sich die Verwirrung widerspiegeln. „Sorry bin einfach schlecht drauf…“ nuschelte er, stand auf und verschwand in Richtung Zimmer. Ich sah ihm erstaunt nach. „Hä? Ich wollte doch nur, dass er mir die Milch rüberreicht.“ Gary schüttelte seufzend den Kopf. „Keine Ahnung was er hat.“ meinte er, doch ich konnte seinem Gesicht ansehen, dass das nicht stimmte. „Hier, die Milch.“ Plötzlich bemerkte ich, wie Lucia mich von der Seite anstrahlte. Verwirrt sah ich zu ihr. „Ääähm… was is?“

„Zac! Das ist! Oh man, ist das toll! Er scheint voll auf dich zu stehen! Und er ist ja so was von süüß!“

„Ach quatsch.“ Sagte ich verlegen und sah Gary an, der missmutig in seinem Muffin herum stocherte. Herrgott, was war denn mit den Jungs heute los? „Ich werde euch verkuppeln! Au ja! Das wird so ein Spaß, ihr wärt soooo ein süßes Paar!“ freute sich Lucia und bekam ganz verträumte Augen. Ich schüttelte nur den Kopf. War ich denn nur noch von Verrückten umgeben?

„Huch, wo ist denn Ash plötzlich hin?“ Lucia sah sich um und ich blickte sie ungläubig an, genauso wie Gary, der wohl vergessen hatte, mürrisch zu sein. „Du bist echt ne Nummer!“ sagte Gary belustigt zu Lucia, die immer noch nicht verstand.
 

Ich stand vor der Tür zu Zimmer 203 und hatte kurz Lust, doch wieder zur 202 zurückzugehen, aber es half ja nichts, ich wollte es klären, also schluckte ich und klopfte. „Hey…“ sagte ich als ein schwarzer Haarschopf in der Tür erschien. „Oh… Hey Misty.“
 

„Hey Ash…“ sagte ich etwas nervös. Ich strich mir eine Ponysträhne aus dem Gesicht und sah ihn an. „Darf… darf ich dich was fragen?“ Ash schien einen kurzen Moment zu überlegen, doch dann nickte er und trat vollends aus der Tür. „Also… ich wollte wissen was mit dir los ist. Ich meine… hab ich dir irgendetwas getan?“ Er sah mich erstaunt an, wahrscheinlich hatte er an meinen Augen erkannt, dass ich Angst hatte, die Antwort könnte „Ja“ lauten.
 

„Nein, Misty, natürlich nicht!“ sagte er und lächelte. „Ich…“ Er wurde etwas rot. „Wie gesagt, ich war einfach… schlecht drauf.“ Ich blickte ihn misstrauisch an. „Von einer Sekunde auf die andere? So plötzlich?“ Er wurde noch röter, packte sich an seinen Kopf und fing an, vor mir auf und abzulaufen. „Hach, Misty…“ Er fuhr sich durch seine Haare und war darauf bedacht, mich nicht anzusehen. „Ich… sorgemichhaltumdich.“ Presste er total schnell hervor, doch ich hatte es verstanden, und sofort wurde ich rot, vermutlich noch röter als Ash. „Du…warst also sauer wegen … wegen Zac?“ fragte ich ungläubig und irgendwie fühlte ich mich ein bisschen geschmeichelt. „Ja!“ Jetzt drehte er sich wieder zu mir und sah mich an. „Also, nicht das du es falsch verstehst… du weißt, ich bin es gewöhnt, etwas… na ja, auf dich … aufzupassen. Wie früher auf unseren Reisen dich vor Käferpokemon retten.“ Ich lachte auf. „Du vergleichst Jungs mit Käferpokemon?“ Ash zuckte die Schultern. „Klar. Manche von denen sind bestimmt so eklig wie die Käfer.“ „Mag sein…“ Wir schwiegen kurz, doch als sich unsere Blicke trafen, brachen wir in Gelächter aus. „Ich finde es toll, dass alles noch so ist wie früher.“ Sagte ich, als ich mich wieder beruhigt hatte. Ash nickte zustimmend. „Okay, dann geh ich mich mal für den Pool fertig machen. Vielleicht solltest du noch was essen, vorhin hast du dein Brötchen ja liegen lassen.“ Neckte ich ihn und bevor er etwas erwidern konnte, fing sein Magen an zu knurren. Ich kicherte. „Siehst du.“ Dann machte ich mich auf den Weg zu meinem Zimmer, drehte mich aber noch einmal um. „Ash?“ Er streckte seinen Kopf noch mal aus der Tür und sah mich an. “Ich… finds toll das du dich um mich sorgst.” Ash wurde etwas rötlich um die Nasenspitze. „Na ja, ist doch klar, du bist meine beste Freundin.“ Ich grinste. „Aber du weißt doch, du kannst mir vertrauen, schließlich bin ich die Beste.“ Meinte ich zwinkernd und ich konnte an seinem peinlich berührtem Blick erkennen, dass er gemerkt hatte, dass ich auf den Artikel in der PokeMaster today hinwies. Ich drehte mich wieder um, und konnte seinen Blick auf mir spüren, bis ich dir Tür hinter mir geschlossen hatte.
 

Einige Zeit später hatten Lucia und ich uns mit Sonnenmilch eingecremt und wieder angezogen. Schließlich wollte ich nicht mit Bikini durchs Hotel laufen! „Hoffentlich sind die Jungs nicht wieder eingeschlafen.“ Meinte ich, als wir aus unserem Zimmer traten. Doch zu meiner Verwunderung war die Tür zu Zimmer 203 nur angelehnt. Ich sah Lucia an, welche die Schultern zuckte und herein trat. Ich folgte ihr und am Ende des kurzen Flures stand Gary, nur in einer Boxershorts! „Uiiii!“ meinte Lucia, stolzierte auf Gary zu und fuhr mit ihrem Finger über seine Bauchmuskeln. „Heiß.“ Sagte sie Gary ins Gesicht und mir klappte der Mund auf. Lucia und ihre direkte Art! Gary grinste natürlich nur, als ich die Tür hinter mir schloss. Jetzt erkannte ich auch, dass Garys Boxershorts eine Badeshorts war. „Was meinst du Misty?“ fragte Gary mich mit einem anzüglichen grinsen. „Ähm… ich kann Lucia nur Recht geben.“ Sagte ich in überzeugendem Tonfall, verdrehte jedoch die Augen dabei. Aber ich musste zugeben, Gary machte keine schlechte Figur in seinen Badeshorts. Ob Ash seine wohl auch schon anhatte? Doch bevor ich diesen Gedanken weiter verfolgen konnte, brach Lucia in schallendes Gelächter aus. Sie stand mitten im Zimmer. Ich musste schon grinsen, obwohl ich noch nicht wusste warum sie lachte. „Was ist denn, Lucia?“ fragte ich neugierig, doch sie brachte kein Wort raus, sondern deutete nur dahin wo ich Ash vermutete. Ich lief auf sie zu und als ich das sah, stimmte ich in Lucias Gelächter mit ein. „Verliebt verlobt verheiratet.“ Prustete Lucia und ich musste noch mehr lachen. „Gary und Ash sitzen auf’m Baum...“ stimmte ich ein, doch weiter kam ich nicht mehr, weil Garys wütender und Ashs verwirrter Blick mich noch mehr zum lachen brachte. „Okay, so lustig ist das Doppelbett auch nicht!“ sagte Gary entnervt und ich beruhigte mich ein bisschen. „War die Flitterwochensuite nicht mehr frei?“ fragte ich unschuldig in Garys Richtung, der sein grinsen – und seine Schlagfertigkeit – sofort wieder fand. „Doch, aber die würde ich nur mit dir beziehen, mein Schatz.“ Sagte er mit einer Verbeugung und gab mir einen Kuss auf die Hand. Dann lachten wir beide auf. Manchmal war Gary echt zu komisch. „Ich fühle mich geehrt.“ Sagte ich und ließ mich ans Ende von Garys Bett fallen und sah Ash an, der in der Mitte von seinem saß und – leider – völlig angezogen war. „Darf ich deine Trauzeugin sein?“ prustete Lucia in Garys Richtung. „Aber klar doch, ich wollte dich grade darum bitten.“ „Aww dann will ich aber Ash’s sein!“ Gary grinste mich an und spottete. „Du und Ashs Braut?“

„Ja!“

Und plötzlich bemerkte ich, was ich gesagt hatte, als alle mich anstarren. „NEIN! Man Gary, Ash seine Brautjungfer!“ Ich sah zu Ashs rüber der noch immer über meinen Fehler grinste. „Bild dir bloß nichts ein.“ Sagte ich gespielt überheblich und warf meine Haare zurück, die ich wieder offen trug. „So Misty, dann geh ich mal die Flitterwochensuite buchen.“ Lachte Gary und verschwand in der Tür. Ich lachte wieder und sah wie Ash mich missmutig ansah. Ich blickte auf die Brötchen die vor ihm lagen. „Kommst du jetzt mit oder was?“ Ash blickte zwischen mir und den Brötchen hin und her. „Ich… komme nach.“ Ich grinste und berührte ihn an seiner Schulter. „Alles klar.“ „Mädels?! Kommt ihr?“ rief Gary aus dem Flur. „Ja.“ Rief ich zurück, schnappte mir die Tasche die ich aufs Bett gelegt hatte, hakte Lucia unter und zog sie aus dem Zimmer. Sie warf Ash noch ein zuckersüßes Grinsen zu, doch zu mehr blieb ihr keine Zeit, da ich meine Schritte beschleunigte. „Hey! Nicht so schnell!“ fauchte sie. „Ich will nur… zu den knackigen Jungs am Pool.“ Und schon düste Lucia an mir vorbei und wir schlossen zu Gary auf.
 

„Gebt mir eure Taschen, dann reservier ich uns ein paar Liegen.“ Wir gaben Gary unsere Taschen und schlenderten – nun nur noch mit Bikini bekleidet – den palmengesäumten Weg zum Pool hinunter. Lucia redete auf mich ein, doch abrupt blieb ich stehen und hielt Lucia auf, indem ich meinen Arm zur Seite schwang und sie prompt dagegen lief. „Was ist denn los?“ fragte sie verwirrt. Doch ich deutete nur geradeaus und schon entdeckte sie, was ich gesehen hatte. Zac, in einer blauen Surfershorts! Er stand am Pool, seine blonden Haare hingen nass in sein Gesicht und dann waren da noch – dieses Sixpack und die Arme. Lucia kicherte. „In den starken Armen fühlt man sich bestimmt wohl.“ Jetzt wandte Zac seinen Kopf zu uns um, was ja auch kein Wunder war, da wir ihn seit zwei Minuten anstarrten. Er nickte in unsere Richtung und fuhr sich durch seine nassen Haare. Wir setzen uns wieder in Bewegung und gingen auf Zac zu. „Hi.“ Sagte er, ging einen Schritt auf mich zu und umarmte mich zur Begrüßung. Mir lief ein Schauer über den Rücken, als sein vom Wasser gekühlter und nasser Körper mich berührte. „Oh verdammt.“ Sofort sprang er zurück. „Ich hab vergessen, dass ich nass bin.“ „Kein Problem.“ Sagte ich, obwohl ich ihm ansehen konnte, dass es kein Versehen war. Aber ich war ja nicht sonderlich nass geworden. „Dann gebe ich dir wohl lieber die Hand.“ Sagte er, und Lucia kicherte. „Wär wohl besser.“

In diesem Moment schloss Gary zu uns auf. Er schlug bei Zac ein. „Hey Mann. Bist du alleine hier?“ fragte Gary und sah sich um. „Ja, meine Kumpels sind grad zum Strand aufgebrochen, ein bisschen Beachvolleyball spielen. Ich wollte auch gleich los, aber ich bleib auch gerne mit euch hier, wenn das okay ist.“ Ich sah ihn an. „Natürlich! Je mehr wir sind, desto lustiger wird es doch, oder?“ sagte Lucia und sah fragend in die Runde; Gary und ich nickten. Lucia trat nun an den großen Pool heran und steckte einen Zeh ins Wasser. „Uiii, das ist kalt.“ Kicherte sie. Ich trat neben sie und versuchte es selber. Der Pool war wirklich kalt, aber wenn man eine Runde im Wasser drehte, sollte es doch erfrischend sein, oder? Außerdem war ich in so vielen Gewässern gewesen, da konnte so ein Pool mir nichts anhaben, dachte ich und strich kurz über den Orden um meinen Hals. „Ach Mädels, wenn dass das Problem ist…“ In dem Moment spürte ich eine Hand auf meinem Rücken und schon – lag ich ihm Pool. Das kühle Wasser umschmeichelte meinen Körper als ich wieder auftauchte. Doch Lucias Kopf tauchte plötzlich neben mir auf, anscheinend hatte Gary – oder Zac – Lucia ebenfalls ins Wasser „geleitet“. Sie riss den Mund auf und ihre blauen Haare klebten sich an ihre Schultern. „Jungs!“ keuchte sie aufgebracht und schlug ihre Faust auf die Wasseroberfläche, woraufhin noch mehr Wasser in ihr Gesicht spritzte. Gut, dass wir beide wasserfeste Schminke aufgetragen hatten, sonst würden wir jetzt aussehen wie Waschbären! Zac lachte und stürzte sich neben mir ins Wasser. Ich kicherte und dann war auch Gary im Wasser und eine wilde Wasserschlacht begann. Es war richtig lustig, auch wenn jemand fehlte. Wir probierten gekonnte Sprünge aus und schubsten uns immer wieder gegenseitig ins Wasser. Wir lachten sehr viel und nach einer Stunde standen wir alle schwer atmend im Wasser und lachten. Doch in dem Moment schien Gary eine Idee zu kommen. Er tauchte unter und einige Sekunden später wurde ich kreischend in die Luft gerissen. Gary war unter mich getaucht. Nun stand er wieder im Wasser, ich saß auf seinen Schultern und er hielt mich an meinen Beinen fest. Zac schien der Anblick weder zu gefallen, noch klar zu sein, was das sollte. „Ein bisschen Powercatchen?“ fragte Gary grinsend. „Au ja!“ sagten Lucia und ich gleichzeitig und auch Zac nickte begeistert und schon saß Lucia auf seinen Schultern. Lachend liefen die Jungs aufeinander zu und Lucia und ich versuchten uns gegenseitig ins Wasser zu schubsen. Doch erst mussten wir immer so viel lachen, dass wir nicht die Kraft hatten, den anderen herunter zu schubsen. Doch nach einigen Runden wurden wir ernsthafter und ich immer besser.

„Wollen wir gleich mal Partner tauschen, um zu sehen, welche Kombination am besten ist?“ fragte Zac. Lucia und ich zuckten die Schultern. Solange wir oben waren und die Jungs nicht tragen mussten! „Nee, so klappt es doch ganz gut.“

„Aber du weißt ja auch nicht, ob es anders besser klappen würde!“ hielt Zac dagegen. Lucia und ich sahen uns nur verwundert an. „Du willst ja nur Misty haben!“ sagte Zac aufgebracht.

„Was ist denn hier los?“

Ich drehte meinen Kopf zur Seite und sah Ash ein paar Meter entfernt am Beckenrand stehen. Er trug eine rote Badehose und – er sah wirklich gut aus! Ich schnappte nach Luft als meine Augen über seinen Körper wanderten. Seine muskulösen Arme und diese Bauchmuskeln. Doch Ash schien meinen Blick nicht zu bemerken. „Wir machen Powercatchen und Gary weigert sich, Misty zu tauschen!“ rief Zac. „Das ist doch lächerlich!“ rief Gary aufgebracht zurück und riss seine Arme hoch – leider ohne zu bedenken, dass sie noch meine Beine festhielten. Mit einem lauten Kreischen fiel ich hintenüber ins Wasser. Als ich wieder auftauchte und erwartete, dass Gary sich entschuldigte, sah ich, wie Gary und Zac sich immer noch stritten. Ich schwamm kopfschüttelnd zum Rand und Ash gab mir eine Hand um mir aus dem Wasser zu helfen. Wir setzen uns an den Beckenrand und schon bald kam auch Lucia zu uns. „Verrückt, oder?“ meinte Lucia und sah mit traurigen Augen ins Wasser, als sie sich neben Ash gesetzt hatte. Ich blickte sie um Ash herum an. „Was ist denn los?“ „Na ja… ich freu mich ja für dich, dass die Jungs sich um dich streiten…“ Und schon erkannte ich, wo das Problem lag. Ich legte meinen Arm über Ashs Schoß und nahm ihre Hand in meine. „So… ist dass doch gar nicht!“ „Vielleicht bin ich Zac zu schwer.“ Meinte sie und legte ihre andere Hand auf ihren durchaus flachen Bauch. „Aber das ist doch quatsch! Die haben sich nur gestritten, weil ich und Gary öfters gewonnen haben! Ich wäre froh, wenn ich so toll aussehen würde wie du!“ Lucia lächelte mich mit traurigen Augen an. „Meinst du das wirklich?“ Ich strahlte sie an. „Jedes Wort. Wenn es um Powercatchen geht, sind sie vielleicht hinter mir her. Aber wenn es um Dates geht, wirst du immer in erster Reihe stehen!“
 

„Danke, Misty.“ Sagte Lucia, lehnte sich zu mir rüber und umarmte mich. „Wie peinlich!“ sagte Lucia plötzlich und sah zu Ash. „Ich erzähle so was wenn du dabei bist! Das war jetzt aber gar nicht toll!“
 

Ash wurde etwas rot. „Ach was, ich kann so was für mich behalten.“ Lucia nickte und sah auf die zwei Streithähne. „Ich geh mal nachsehen, ob ich die beiden irgendwie davon überzeugen kann, das Powercatchen für heute gut sein zu lassen.“ Meinte sie, hüpfte wieder ins Wasser und schwamm auf die beiden Jungs zu. „Das war nett von dir.“ Ich sah Ash an. „Was meinst du?“ „Na ja, was du Lucia gesagt hast. Ich meine, dass sie… du weißt schon, was du halt gesagt hast.“

„Jedes Wort ist wahr.“

Ash sah mich fragend an. „Ich würde sie nicht anlügen. Ich denke genau so, wie ich es ihr gesagt habe. Absolut alles.“ Okay, vielleicht war es etwas peinlich, dass zuzugeben, aber das war mir egal. Ash wusste so gut wie alles über mich. Eine Sekunde hatte ich das Gefühl, Ash wollte noch etwas sagen, vielleicht sogar widersprechen. Doch er lies es bleiben. Und als ich noch einen Blick auf die lächelnde Lucia warf, war mir klar, das er nicht widersprochen hätte. Sieh sie dir doch mal an! Ich seufzte und stand auf. „Komm schon. Lass die Drei mal, ich lad dich auf `ne Cola ein.“ Ash stand auf und sah mich an. „Wir haben ein all-inclusive Hotel, wir müssen nicht bezahlen.“ „Deshalb lad ich dich ja auch ein. Komm schon.“ Ash lachte kopfschüttelnd auf und folgte mir dann zu der Bar, die hinter dem Pool war.
 

Ich hörte mal wieder den Fön im Badezimmer laufen, als ich unschlüssig vor meinem Schrank stand. Ich hatte einen trägerlosen BH angezogen, da ich eigentlich das blaue Kleid anziehen wollte, doch jetzt war ich mir nicht mehr sicher. „Luciiia?!?“ rief ich ins Bad und schon hörte ich, wie sie den Fön ausstellte und aus dem Bad kam. „Ja?“ „Was meinst du?“ fragte ich und hielt das Kleid an. „Das ist ja …wuuuunderschön.“ Hauchte Lucia mit glänzenden Augen. „Zieh das auf jeden Fall an!“

„Okay, danke.“ Als Lucia wieder im Bad war sah ich in den Spiegel. Ich wusste nicht, ob es für ein Abendessen geeignet war, aber – da wir in einem schicken Hotel waren…
 

Ich zog das Kleid über und betrachtete mich. Das Kleid hatte zwei Lagen, die untere war hellblau und die obere durchsichtig und mit Glitzersteinchen versehen. Es reichte bis zur Mitte von meinen Oberschenkeln und ich musste zugeben, dass es mir nicht schlecht stand. Ich kramte in Lucias Schublade, zog ihren Lockenstab heraus und legte meine Haare in seichte Wellen, die mir über die Schultern fielen. Ich steckte silberne Kreolen an meine Ohren und zog silberne Riemchenschuhe an. Ich sah mir die Absätze an und stellte erleichtert fest, dass sie nur 3 Zentimeter hoch waren und ich somit trotz der Schuhe kleiner war als die Jungs. Als Lucia aus dem Bad kam, griff ich gerade nach meinem silbernen Täschchen. „Wow! Du siehst toll aus!“ meinte Lucia begeistert. „Du aber auch.“ Lucia hatte ein schlichtes rosafarbenes Kleid an, welches bis zu ihren Knien ging. „Uiii, ich hätte eine ganz tolle Glitzerkette, die du umtun könntest!“ Und schon hielt sie mir eine Kette hin, die einen wunderschönen, glitzernden Herzanhänger hatte, der mit drei blauen Steinchen versehen war. Ich zögerte kurz. „Ich… ich bleibe bei meiner Kette.“ Sagte ich und nahm stolz den Orden in die Hand. „Wie du meinst.“ Sagte Lucia und in dem Moment klopfte es an der Tür. „Unser Ehepaar.“ Witzelte Lucia und wir brachen in Gekicher aus. Da klopfte es schon zum dritten Mal. Wir beruhigten uns und während ich auf die Tür zuging, fragte ich mich, ob Ash mein Kleid wohl gefallen würde…

05. How to flirt misty-rious!

Etwas nervös stand ich hinter Gary, der natürlich mal wieder direkt an der Tür der Mädels stehen musste – typisch!

Und dann klopfte er auch noch ein zweites Mal, anstatt einfach abzuwarten!

Es war doch klar, dass Frauen im Bad ab und zu einfach länger brauchten als wir Männer!

„Meine Güte, was machen die denn da drinnen?“, fluchte Gary leise vor sich hin.

Ich zog die Schultern hoch.

„Keine Ahnung, vermutlich Schuhe farblich abpassen oder so...“

Gary verdrehte die Augen und klopfte ein drittes Mal, was mich hoffen ließ, dass Misty und Lucia jetzt nicht genervt waren...

Gedämpft hörte ich sie hinter der Tür kichern – was das wohl zu bedeuten hatte?

Wenn ich schon nicht der erste sein konnte, der Misty sehen würde, dann wollte ich wenigstens einen lässigen Eindruck machen.

Daher lehnte ich mich an eine der Säulen und verschränkte die Arme.

Als die Tür langsam von innen aufgemacht wurde, machte ich mich auf einen dämlichen Anmachspruch von Gary bereit, der zu meiner Überraschung allerdings ausblieb.

Stattdessen hörte ich nur, wie er nach Luft schnappte und dann lediglich ein „Wow“ stammelte.

Fragend legte ich den Kopf schief.

Was hatte er zu sehen bekommen? Gary und sprachlos?

Das kam nun wirklich nicht häufig vor, normalerweise war der Braunhaarige um kaum eine Anwort verlegen...

„Schön, dass wir dir gefallen, Gary!“, hörte ich Lucias Stimme kurz bevor sie sich an Gary vorbei in mein Blickfeld schob.

Sie sah hübsch aus in ihrem rosanem Kleidchen, doch als sich auch Misty aus der Tür trat, hatte ich für nichts anderes mehr einen Blick übrig.

Ihr Kleid, dass irgendwie aus mehren Schichten zu bestehen schien, floss fast wie Wasser an ihr herunter und endete in der Mitte der Oberschenkel.

Misty schien regelrecht zu glitzern und das lag definitiv nicht nur an dem Kleid, sondern viel mehr daran, dass sie sich wohl zu fühlen schien.

Auch ihre Ohrringe glänzten, genauso wie ihre Schuhe.

Doch das, was mir am meisten auffiel waren ihre glücklich schimmernden Augen und der Quellorden, der auch an diesem Abend an ihrem Hals hing.

Irgendwie rührte mich diese Tatsache, auch wenn ich es ihr gegenüber nicht zugab.

Allerdings wollte ich doch eine bessere Figur machen als Gary, daher räusperte ich mich schnell.

„Du...siehst wirklich...toll aus“, ich sah, wie sich ein Lächeln auf Lucias Lippen legte, daher ergänzte ich noch: „Misty“.

Sie errötete ein wenig. „Danke, Ash“

Lucia kniff die Augen fast schon wütend zusammen, aber ich beachtete sie einfach nicht weiter.

Stattdessen konnte ich meinen Blick nicht von Misty nehmen, die mich leicht anlächelte.

Gerade überlege ich, ob ich noch was sagen sollte, als Gary ihr plötzlich seinen Arm hinhielt.

„Darf ich?“

Misty kicherte leise, nahm sein Angebot dann aber mit einem Blick zu mir an und ließ sich von ihm in Richtung Speisewagen führen.

Sofort spürte ich, wie eine Eifersuchtswelle durch mich schwappte.

Was fiel dem Kerl eigentlich ein?! Ich war dabei gewesen ihr Komplimente zu machen – konnte er mir nicht auch mal ne Chance geben?!

Ich merkte, wie Lucia mich erwartungsvoll, doch ich beeilte mich, Gary und Misty hinterherzukommen, bevor sie mich noch auffordern würde, ihren Arm zu nehmen...

„...echt faszinierend, wie du auf solchen Schuhen laufen kannst!“, hörte ich den Braunhaarigen gerade sagen, als ich zu ihnen aufgeschlossen hatte.

„Naja, die sind vielleicht drei Zentimeter hoch – das würdest selbst du noch schaffen, vermute ich!“

Gary lachte auf. „Ich bin mir da nicht so sicher!“

Genervt verdrehte ich die Augen.

Wie konnte man auf so ein dämliches Gequatsche bloß stehen?

Ich dachte Misty wäre so romantisch...??

Da war sie bei Gary aber an der falschen Adresse, der war nämlich einfach nur ein Arschloch!

Schien sie ja nicht mal zu merken.

Mich beschlich das Gefühl, dass sie ihn sogar mögen könnte.

Also so als Mann, nicht nur als Freund und dieser Gedanke gefiel mir überhaupt nicht.

Er jagte mir sogar einen Schauder über den Rücken.

„Alles okay bei dir, Ash?“

Lucia riss mich aus meinen Gedanken

„Hm? Ja sicher, alles super!“, ich packte ein Grinsen auf mein Gesicht und sah wieder nach vorne.

Irgendwann würde es mir schon gelingen, Mistys Aufmerksamkeit auch mal auf mich zu ziehen.

Die Frage war nur...wann?
 

„Wow, das sieht echt lecker aus!“

Lucia schielte auf meinen Teller, auf dem sich Fleich, Kartoffeln und Gemüse häuften.

Stimmt, sah wirklich lecker aus, was man von ihrem mickrigen Salat nicht gerade behaupten konnte.

Wen wollte sie damit beeindrucken?

Als wäre es schlimm an so einem Abend etwas mehr zu essen...sie war ja nicht dick oder so.

Misty schien das nicht viel anders zu sehen als ich, sie hatte sich ein total normales Gericht bestellt, von dem man auch satt werden konnte.

Zu meinem Bedauern saß sie weder neben mir noch mir gegenüber.

Diese Plätze hatten nämlich Gary und Zac belegt, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war und gefragt hatte, ob er nicht mit uns essen könne!

Ich warf ihm einen missmutigen Blick zu.

Jetzt saß er da, neben Misty, und unterhielt sich fröhlich mit ihr.

Auch Gary beteiligte sich lebhaft am Gespräch, während ich nur da saß und in meinem Essen stocherte.

Das hätte so ein schöner Abend werden können – und dann sowas!

Ich fühlte mich total bedrängt von Lucia links neben mir – sie hörte quasi nie auf zu reden!

Und, der mir gegenüber saß, hatte mir den ganzen Abend eher wenig Beachtung geschenkt, was mich auch nicht wirklich traurig stimmte.

Trotzdem nervte es mich, dass ich keine richtige Chance hatte mit Misty zu reden.

Sie war immerhin auch meine beste Freundin!

Es lief sowieso nichts richtig.

Lucia kleckerte mir Salatsoße auf die Hose, was in ihr fast schon einen Heulkrampf hervorrief – ohne Tränen seltsamerweise.

Sie lief nur rot an und kreischte mir eine Entschuldigung nach der anderen ins Ohr.

Dann bot sie mir an, die Soße wegzumachen, was ich dankend ablehnte.

Wäre es nicht die kleine, unschuldige Lucia gewesen, hätte ich ihre Absicht ziemlich durchsichtig gefunden, aber ich traute ihr nicht wirklich dreckige Gedanken zu.

Warum auch immer.

Später jedenfalls, ließ ich auch noch meine Gabel unter den Tisch fallen.

Genervt schob ich meinen Stuhl zurück.

Dieser Abend war in meinen Augen die reinste Katastrophe!

Überhaupt nicht so gemütlich und schön wie ich es mir vorgestellt hatte...

„Jaja, der Ash kann nicht mal gescheit essen!“, hörte ich Gary kichern.

Er hatte wohl auch schon das ein oder andere Gläschen zuviel gekippt...

Ich schob die Tischdecke zur Seite und kroch unter den Tisch, ziemlich peinlich irgendwie.

Suchend sah ich mich nach meiner Gabel um – und erblickte etwas völlig anderes!

Mistys Hand.

Das an sich war ja nichts ungewöhnliches, aber sie wurde von einer anderen umschlossen!

Es war nicht besonders schwierig zu erraten, wem diese wohl gehören musste.

Zac natürlich – wem sonst?

Er klammerte sich regelrecht an ihre Hand und ließ ihr kaum eine Chance sich zu bewegen.

Ich merkte, wie die Eifersucht sich wie ein Speer in meinen Körper bohrte.

Das war wirklich unfair. Ich wollte ihre Hand auch halten!

Aber nein, stattdessen musste das diese dämliche Schnösel von Zac tun – was war das überhaupt für ein Name?!

Und was bildete der sich eigentlich ein?!

Kam der wie ein Dorfdepp daher spaziert und meinte schon nach einem Tag mit Misty rummachen zu dürfen!

Ging's dem noch gut?!

Und warum machte sie da mit? Das war ja noch viel schlimmer!

Ich hatte sie immer für eine vernünftige junge Frau gehalten, die sich nicht so einfach rumkriegen ließ!

Aber scheinbar...

Etwas, dass sich ein Stück unter den Händen von Zac und Misty bewegte, zog meine Aufmerksamkeit auf sich.

Im ersten Moment war es etwas zu dunkel um genauer zu erkennen, was sich da an Mistys Füßen abspielte, aber als mir dann klar wurde, was da abging,wäre ich fast mit dem Kopf gegen die Tischplatte gestoßen.

Einer von Garys Füßen schmiegte sich eng an ihre – und das auf eine ziemlich erotische Art!

Und damit nicht genug: Er fuhr damit auch noch an ihren nackten Schienenbein auf und ab!

Die Eifersucht grub sich schlagartig noch tiefer in meinen Körper.

Sie schäumt auf und schlug wie eine Welle über mir zusammen.

Am liebstem hätte ich das Tischtuch einfach heruntergerissen und sie alle angeschrien.

Was war das bloß für ein verdammtes Spiel?!

Und wieso spielte Misty da mit?!

Ich merkte, wie unter der Eifersucht Trauer aufkeimte.

Wieso ließ sie sich sowohl Zac's Händchenhalten als auch Garys Füßeln gefallen...?

Und warum flirtete sie nie mit mir auf diese Weise...?

Mein ganzer Körper fühlte sich plötzlich unwahrscheinlich schwer an.

Das konnte doch alles nicht wahr sein...das war mit Abstand der schlimmste Abend in meinem Leben...

Noch immer kämpfte ich in meinem Inneren stark dagegen an, den anderen ihr Essen ins Gesicht zu schmeißen oder sie runter zu machen.

Aber ich konnte mich beherrschen, zum Glück.

Ich kroch unter der Tischdecke hervor und stand auf.

„Entschuldigt mich, aber ich habe Kopfschmerzen und geh schlafen...“

Misty sah mich besorgt an.

„Kann ich dir irgendwie helfen?“

Innerlich schnaubte ich verächtlich.

Als ob sie mir wirklich helfen wollte...!

„Nein“, ich warf ihr einen kühlen Blick zu, dann drehte ich mich um und machte mich auf den Weg nach oben.

Die Eifersucht saß tief in meinem Körper und ließ sich nicht vertreiben.

Sie machte mir das Laufen, Sprechen und Atmen schwer und entfachte in mir den Wunsch, mich einfach zusammen zu rollen und nie wieder aufzustehen.

Aber sie brachte mich auch dazu, Misty absolut abweisend zu behandeln, obwohl ich starke Gefühle für sie hegte.

Einerseits tat mir das Leid, aber andererseits fühlte es sich gut an!

Sie hatte es ja nicht anders verdient, oder?

Wer mit zwei Jungs gleichzeitig rummachte...?!

Das schlimmste war, dass ich sie nie für so durchtrieben gehalten hatte und eigentlich wollte ich es auch nicht glauben.

Aber das, was ich gesehen hatte, war ziemlich eindeutig gewesen...

Ich öffnete die Zimmertür von Gary und mir und ließ mich, kaum das ich drin war, auf meine Seite des Bettes fallen.

Die Ruhe stürmte auf mich ein wie eine Flutwelle.

Sie ließ mich nicht vergessen, was soeben geschehen war, sondern ließ die Bilder sehr lebhaft in mein Gedächtnis rufen.

Ich krümmte mich auf dem Bett zusammen.

Warum? Warumwarumwarum?

Tränen stiegen mir in die Augen, doch ich wischte sie weg. Wegen sowas wollte ich nicht weinen, das war ja total schwächlich.

Wieso konnte ich nicht einfach den Kampf aufnehmen?

War es, weil sie mir zu wichtig war, als wie ein Vollmacho um sie zu werben?

Oder hatte ich Angst, gegen Gary oder Zac als jämmerlicher Verlierer darzustehen...?

Vielleicht konnte ich ja auch überhaupt nicht flirten?

Ich hatte nicht sooo besonders viel Erfahrung darin und es konnte ja sein, dass Misty auf solche billigen Anmachsprüche wie „Ich habe meine Handynummer verloren, kriege ich deine?“ abfuhr.

Oder sie könnte dieser romantische Typ von Mädchen sein, dann würde sie ja ganz andere Sachen mögen. Oder aber sie war total schüchtern was Männer anging und weckte so Beschützerinstinkte in jedem Kerl.

Ich verbarg mein Gesicht an meinen Knien.

Das war doch alles viel zu kompliziert!

Ich wollte nur ein wenig Nähe zu Misty aufbauen – wieso funktionierte das nicht?!

Und wieso musste mein Herz jedes Mal wie verrückt anfangen zu rasen, wenn ich mit ihr sprach?

Verliebt sein hin oder her, das musste wirklich nicht sein, so hielt sie mich ja bloß für einen Vollidioten!

Aber irgendwie ging es nicht anders...irgendwie schaffte sie es, mir den Kopf zu verdrehen...

Und das ungewollt!

Langsam aber sicher brach die Dämmerung draußen herein und tauchte das Zimmer immer mehr in Dunkelheit.

Ich merkte es kaum, ich war viel zu sehr mit all meinen Gedanken beschäftigt, die sich alle um diese absurde Triangel zwischen Misty, Gary und Zac drehte.

Wo blieb ich bei der ganzen Sache?

Ich merkte, wie ich mit der Zeit müder wurde. Es musste ja auch schon spät sein...so dunkel wie es war...

Ohne einen großen Unterschied zu merken glitt ich in einen unruhigen Dämmerschlaf.

Ich träumte von Misty, die mich spielerisch anlächelte und konnte nicht sagen, ob das die Realität war, oder ob ich träumte.

Sie beugte sich zu mir hinunter und küsste mich sanft auf die Stirn.

Mein Herz schien auszusetzen – war das die Realität oder nicht?

Sie legte ihre Hände auf meine Schultern und schüttelte mich zärtlich, als wollte sie mich wecken...

„Ash...“, ihre Stimme klingelte in meinen Ohren, sie solch einem liebevollen Tonfall, den ich zu gerne öfter gehört hätte...

„Meine Fresse, Ash, jetzt wach auf!“, die sanften Hände verschwanden und verwandelten sich stattdessen in die harten Pranken von Gary, der mich heftig durchschüttelte.

„Was issn??“, murmelte ich leicht verpennt.

Es war nicht die Realität gewesen. Leider.

Dabei war der Traum viel schöner gewesen als das, was ich jetzt vor mir sah.

Gary, etwas angetrunken und nicht halb so hübsch anzusehen wie Misty.

„Wieso bist du vorhin abgehauen?“, okay, vielleicht hatte er doch weniger getrunken, als ich von Anfang an gedacht hatte.

Immerhin hatte er noch keine Probleme einen Satz zu formulieren, er lallte nicht einmal.

„Kopfschmerzen...war so müde...“, ich hoffe inständig, dass er sich mit dieser Erklärung zufrieden geben würde, aber ich hätte es besser wissen müssen.

Gary war eben Gary.

Er hatte in den ungünstigsten Augenblicken den richtigen Blick für bestimmte Dinge...

„Ja klar, das soll ich dir glauben?“, er ließ sich neben mich aufs Bett fallen.

„Du warst verdächtig lange unterm Tisch, mein Lieber! Was hast du da unten gesucht? Doch nicht etwa den werten Damen unter die Röcke gelinst??“

Ich merkte, wie ich errötete.

„Das ist ja wohl eher das Verhalten, dass du an den Tag legen würdest, oder?!“

Er lachte auf. „Die meisten Mädels legen ihre Kleidung vor mir freiwillig ab, dafür muss ich nicht unter Tischen herumkriechen!“

Irgendwie bestürzte mich seine Ausdrucksweise. Sie hörte sich so...abwertend an...

„Ich...hab nur meine Gaben aufgehoben...“

„Und dabei hast du zufälligerweise meinen Flirt mit Misty mitgekriegt, hab ich Recht?“

Sein Grinsen war geradezu erniedrigend überheblich!

Das verwunderliche war nur: Woher wusste er das schon wieder?

Ich hatte ihm mit keinem Wort davon erzählt! Hatte der Kerl wirklich so eine gute Kombinations-Gabe?

Langsam nickte ich. „Ja...und? Meinst du, dass würde mich im entferntesten interessieren?!“

Gary hob beide Hände. „Keine Ahnung, es sieht ehrlich gesagt schon danach aus! Aber mal ehrlich...ich hab dich noch nie das kleinste bisschen Flirten sehen! Weißt du überhaupt wie das geht? Hast du das wenigstens schonmal ausprobiert zu flirten? Sag schon!“

Meine Güte. In was für eine seltsame Richtung verlief dieses Gespräch eigentlich?

Normalerweise war Gary nicht unbedingt der Partner, mit dem ich über sowas sprechen würde, seitdem ich von seiner „Angel-Technik“ wusste.

„Ich...ja schon...nur eben nicht so viel wie du...“

Das war nicht mal gelogen. Aber bisher war mir das einfach nicht so wichtig gewesen...

Mal abgesehen davon, dass ich auf meinen Reisen sowieso kaum Mädchen traf, mit denen ich länger als ein paar Stunden zu tun hatte.

Und dafür der Aufwand...?

Ich hörte, wie Gary leise zischte.

„Mein Gott, wie weit zurück bist du eigentlich? Andere Leute haben schon mit 14 ihr erstes Mal! Du bist doch mit Sicherheit noch Jungfrau!“

Also jetzt wurde mir das ganze aber doch ein wenig zu persönlich!

Mein Gesicht fühlte sich inzwischen ziemlich heiß an.

„Na und?! Ich bin eben nicht >Andere Leute<! Ich warte so lange mit meinem ersten Mal wie ich will und nicht wie du oder jemand anderes will!

Was geht dich das überhaupt an? Ist doch meine Sache, mit wem ich wann schlafe!“

Einen Moment erwiderte Gary nichts, dann wandte er mir sein Gesicht zu.

„Okay, flirte mit mir!“

„Hä? Was?!“

„Du hast mich genau verstanden! Los! Wir üben das jetzt!“

„Gary?! Du hast zu viel getrunken, du weißt ja nicht was du sagst...“

„Im Gegensatz zu Lucia bin ich total nüchtern. Die wär glatt aus dem Fenster gefallen, wenn Misty ihr nicht schleunigst die richtige Tür gezeigt hätte! Also mach schon! Ich will wissen, was du drauf hast!“

Entsetzt starrte ich ihn an.

Hilfe. Wo war ich hier nur gelandet?

„So schwer ist das nicht, stell dich doch nicht so an!“

In der Dunkelheit konnte ich nur Garys Konturen klar erkennen, aber ich sah, dass er jetzt sein charmantestes Lächeln lächelte.

„Hi Süßer!“

Irritiert blickte ich zur Seite.

Mein innerlichster Wunsch war es, zu fliehen, aber wo hätte ich denn hingehen sollen?

Zu Misty und Lucia? Oh ja, tolle Idee.

Wenn Lucia wirklich so dicht war, wie Gary behauptete, wäre das sicher keine besonders angenehme Nacht – ich beneidete Misty wirklich kein bisschen!

„Hi...“, murmelte ich daher leise.

„Deine Stimme erinnert mich an irgendwen...ah, du klingst genau wie Robbie Williams!“

Wenn mir diese Aktion im ersten Moment peinlich gewesen war – dann fand ich sie jetzt nur noch extrem lustig.

Bei seinem letzten Satz prustete ich los.

„Oh mein Gott, Gary! Soll das jetzt n Witz sein? Sowas kannst du doch zu niemandem sagen!“

Er verdrehte die Augen.

„Du hast echt keine Ahnung! Mädchen kriegen gerne Komplimente!“

„Ja, aber doch nicht solche schwachsinnigen!“

Mit hochgezogenen Schultern sah er mich an. „Naja, du bist eben n Kerl, das ist für mich eben doch etwas...ungewohnter und schwieriger. Also, jetzt weiter. Ich bring dir das Ganze schon bei und Schwupp die Wupp interessiert sich Misty auch für dich!“

Ein Seufzen entfuhr mir.

Zwar wollte ich, dass Misty sich für mich interessierte, aber musste ich dafür wirklich so eine Schmach über mich ergehen lassen...?

„Danke, deine erinnert mich an...ehm...“

„Sag jetzt nichts falsches, kapiert?!“

Ich biss mir auf die Zunge, um nicht wieder lachen zu müssen.

„Stell dir einfach vor, ich hätte jetzt n super Kompliment gemacht, ja?“, schlug ich vor.

„Okay“, er strich mir über eine Wange.

„Süß von dir!“

Irgendwie konnte ich das ganze nicht ernst nehmen:

Gary, der mich süß nannte und mir über die Wangen strich.

Diese dämlichen Komplimente.

Und einfach überhaupt die Tatsache, dass er mir Flirten beibringen wollte.

Konnte es eigentlich noch absurder werden?!

„Ich bin eben süß, willst du mal probieren?“

Gary stöhnte auf. „Ash! Ist das dein Ernst? Wie kannst du so nen Spruch bringen?“

Ich wischte mir eine Lachträne aus dem Augenwinkel.

„Sorry...ich weiß auch nicht, was da über mich gekommen ist.“

„Naja, gesagt ist gesagt. Machen wir das beste draus...also. Klar, wieso nicht?“, er zwinkerte mir zu.

Ich zog beide Augenbrauen hoch.

„Naja, ich stehe nicht so auf Kannibalen, weißt du. Könntest du das Problem vielleicht erst in den Griff kriegen, bevor wir ne Beziehung anfangen?“

ASH!!“, diesmal konnte ich wirklich nicht mehr aufhören vor mich hin zu kichern.

„Du benimmst dich wie ein Kleinkind, weißt du das?! Kein Wunder, dass Misty dich nicht mal mit dem Rücken anschauen würde!“

Schlagartig verstummte mein Lachen. Wirklich?

Verhielt ich mich so kindisch?

Irgendwie fand ich das nicht, aber vielleicht hatte ich ja auch einfach keine Ahnung...

„Tut mir Leid, tut mir Leid“, entschuldigte ich mich hastig.

„Gut, dann...probier...“, hauchte ich Gary entgegen und kam mir dabei reichlich blöd vor.

Wer wollte denn so mit jemandem sprechen, in den man nicht mal verliebt war?

Obwohl...noch weniger würde ich so mit jemandem sprechen wollen, in den ich verliebt war!

Das wäre ja noch viel peinlicher...irgendwie.

Gary näherte sich meinem Gesicht.

Er wollte jetzt aber nicht ernsthaft...?

Mein Herz setzte für einen Moment aus.

War der jetzt total übergeschnappt...? Ich hatte alles andere als Lust, ihn zu küssen!

„Gary, du willst mich jetzt aber nicht wirklich küssen, oder?“, fragte ich daher etwas panisch.

„Natürlich nicht du Idiot! Nicht mal in 100 Jahren!“

„Da bin ich aber erleichtert...“

„Ich will dir nur zeigen, wie sich so ein Moment anfühlt, in dem man kurz vor dem ersten Kuss mit einer Person steht“

Er näherte sich mir noch mehr und ich kriege jetzt wirklich Angst.

Selbst wenn er gerade noch beteuert hatte, dass er mich nie küssen würde...wer wusste schon, ob er das nur gesagt hatte??

Er legte eine Hand an meine Wange, ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht...

Ich hielt die Luft an...

„Ach du l-liebe Güte! Ohhh Missy, das musst du dir ans...ansehen! Ash und Gary...“

Gary zuckte im selben Moment zurück wie ich.

Wir beide sprangen gleichzeitig auf und fingen an, irgendwas zu stammeln.

„Das...das ist jetzt etwas anders, als es aussah...“

„Also bitte, Ash und ich...wie absurd...!“

Lucia kicherte immernoch vor sich hin. „Jaja, Schwul-le sind doch was Feines...nich wahr, Missy?“

Wie viel hatte die Kleine denn getrunken?!

Und überhaupt, was machten sie um diese Uhrzeit hier??

Mir blieb die Frage im Hals stecken, als ich Mistys geschockten Gesichtsausdruck sah.

Die Welt schien einen Moment still zu stehen, als ich Lucia irgendwas von einer Nachtwanderung schwafeln hörte.

Ganz kurz bildete ich mir ein, eine Träne in Mistys Augeneinwinkeln zu sehen, dann drehte sie sich auf dem Absatz um und stürmte davon.

Die vor sich hin lallende Lucia ließ sie bei uns zurück...

06. Tears I cried

„Wie siehts aus, Mädels? Noch einen Drink?“ fragte Zac, als wir alle – bis auf Ash der davon gestürmt war – aufgegessen hatten. Lucia schien ganz begeistert von der Idee, doch ich hüllte mich in Schweigen. Eigentlich wollte ich nur wissen, was mit Ash los war – auch wenn er sich mir gegenüber nicht gerade freundlich verhalten hatte! Aber was hatte ihn nur so auf die Palme gebracht? Ich musste grinsen bei dem Gedanken, dass er sich vielleicht nur geärgert hatte das das Essen nicht geschmeckt hat, mein kleiner Vielfraß. Doch nein, so wie er mich angepampt hat! Man könnte meinen ich hätte ihn auf schlimmste Weise betrogen – oder zumindest seinen Teller leer gefuttert.

Aber na ja, ich musste schon einsehen, das ich mich nicht besonders auf Ash konzentriert hatte – aber wer konnte es mir verübeln? Ich meine, ein süßer blonder Surfer saß neben mir! Lucia hat ihn schließlich genug angehimmelt. Und tut mir Leid, dass sich für mich endlich auch mal wer intressiert! Ash hatte schließlich genug Fangirls – und wie viele er davon schon im Bett hatte, wollte ich gar nicht wissen! Ich war geschockt über meine eigenen Gedanken. Der kleine Ashy-boy als Frauenheld? Nein, das konnte nicht sein. Aber als ich das letzte Mal darauf geachtet hatte, war er noch gut gelaunt! Und dann war ich selbst gut beschäftigt – eher schon überfordert. Gary, wie er mich anflirtete und dann fing er an zu füßeln! Aber eines musste man auch Gary lassen – er wusste was er tat. Und dann Zac. Ich meine, okay, er ist ziemlich süß… aber als er so unverblümt meine Hand ergriff – da war ich schon etwas überfordert, dass musste ich zugeben. Ich war ganz in meine Gedanken vertieft, hab überlegt, was ich machen kann… einfach meine Hand wegziehen, war ziemlich unverschämt. Und… bei dem Gedanken wurde ich doch glatt rot. Es tat gut. Eine Hand, die deine hielt, sie halten wollte. Es fühlte sich schon gut an… es hatte noch nicht oft ein Junge meine Hand gehalten. Okay, Ash hatte es ein paar Mal getan. Aber meistens nur, weil er als kleiner Junge ein „unglaublich tolles“ Pokemon sah, und es nicht verpassen wollte. Nur ein Mal… dieses eine Mal. Als wir durch den dunklen Wald gingen. Er hat nach meiner Hand gegriffen, damit wir uns nicht verloren, damit mir nichts passiert. Ich muss sagen, dass ich erst gedacht hab… okay es ist peinlich, das ich an so was denke. Er ist mein längster und bester Freund, ich kannte ihn schon damals, als er klein war, kleiner als ich und doch… wie er mich angesehen hatte, als ich in meinem Kleid aus dem Zimmer trat. Es war… es hat ein unglaubliches Kribbeln in mir ausgelöst, es war einfach dieser Blick. Und eine winzigkleine Sekunde lang, hab ich mir vorgestellt wie er nach meiner Hand greift, nur ein Mal. Bis mir schlagartig klar wurde, dass er immer der kleine Junge bleiben wird, der meine Hand nur nimmt, um mich zu einem verrückten Abenteuer mitzureißen, wie früher.
 

Doch wie Zac meine Hand hielt, war anders. Mit verschränkten Fingern und zärtlich. Und doch konnte ich diese Geste einfach nicht so erwidern, nicht ehrlich. Denn in diesem Moment sprang der Junge auf, von dem ich dachte, es konnte sich bei ihm eventuell richtig anfühlen. Und genau dieser Gedanke erfüllte mich gerade, als Ash aufsprang. Ich hatte überhaupt nichts mehr mitbekommen. Nichts um mich herum. Das letzte war irgendwas mit Salatsoße gewesen. Hatte ihn dass so sehr aufgeregt?
 

„Misty, ..uhm kommst du?“ Verwirrt blickte ich auf. Ich war so in meine Gedanken vertieft gewesen, dass ich gar nicht bemerkt hatte, wie der Drink bejaht und alle aufgestanden waren. Ich blinzelte ein paar Mal. Zac stand vor mir, auch er blickte etwas verwirrt, lächelte aber sein charmantes Lächeln. Ich schaute an ihm vorbei und sah Lucia die lachend an Gary hing, der sie untergehakt hatte. Ich stand auf und ließ mich von Zac durch den Raum führen. Mit zusammengekniffenen Augen starrte ich auf Gary und Lucia, die lachten und redeten. Okay, was war hier los? Kaum war Ash weg, schon verlegte sich Garys Aufmerksamkeit, plötzlich bin ich uninteressant… Gary gab schließlich sonst nicht so leicht auf! Gerade wenn er Konkurrenz hatte, vor allem so eine! Nein, irgendetwas stimmte hier wirklich nicht…
 

Wir begaben uns in die Bar, die zu unserem Hotel gehörte, um noch einen Drink oder zwei zu uns zu nehmen. Wir setzen und diesmal an einen Tisch und nicht direkt an die Bar. Was Ash wohl gerade tat…?
 

„Misty, was ist denn los? Du bist die ganze Zeit so abwesend.“ sagte Zac.
 

Er hatte ja Recht. Jetzt die ganze Zeit darüber nachzudenken, warum Ash mich bereits das zweite Mal in diesem Urlaub sitzen ließ, brachte mich auch nicht weiter. Ich lächelte Zac mit einem Augenaufschlag an. „Sorry, Zac, ich war in Gedanken.“ Ich legte meine Hand auf seinen Oberschenkel und drückte ihn sanft. Er war so ein lieber, cooler, süßer Kerl. Und er mochte mich, er mochte mich sehr. Wenigstens einer tat es…
 

Eine Stunde später hatten wir Lucia und Gary ihren Drinks überlassen und uns einen Tisch in einer Ecke gesucht, da wir keine Lust mehr auf Garys Trinkspiel hatten. Jetzt nippten wir nur an einem alkoholfreien Cocktail und unterhielten uns wirklich ziemlich gut und lachten viel. Gerade hielt Zac sein Glas hoch um mit mir anzustoßen. Lächelnd erhob ich auch meins. „Darauf, dass wir uns kennen gelernt haben.“ Ich stieß an und trank einen Schluck. „Auch wenn mir andere Umstände lieber gewesen wäre.“ Lachte ich und dachte über den Kofferunfall nach. Okay, vielleicht war es wie in einem schlechten Liebesfilm – doch hier würde die Liebesgeschichte leider ausbleiben. Auch wenn er toll war, er gab mir nicht dieses Kribbeln, er hatte nicht dieses gewisse Etwas. Er war der Kumpel, den alle mochten und den man vorzeugen konnte, der dich auf einen Ball begleiten könnte, ohne sich zu blamieren. Und das flirten mit ihm machte auch Spaß. Aber mehr als flirten würde es auch nicht geben. Denn mein Herz sehnte sich nach etwas anderem, jemand anderem.
 

„Misty, Lucia ist total weg!“ Wie aus dem nichts stand Gary vor ihrem Tisch und lachte. Auch er schien einiges getrunken zu haben. „Man, die ist heiß.“ Säuselte er, als ein brünettes Mädchen vorbeiging. Ich schaute ihn ungläubig an und schüttelte den Kopf. „Zac, passt du auf, dass er ins Zimmer kommt, ohne ein Mädchen abzuschleppen? Und ich kümmere mich um Lucia.“ Zac nickte sofort, doch ich stürmte schon los. Lucia lag halb auf dem Tisch, an dem ich vor ein paar Stunden noch gesessen hatte. Sie hatte ein seliges Grinsen im Gesicht, einen Kurzen in der Hand und sang „Oops, i did it again.“ Einige Sekunde sah ich sie mir nur halb fasziniert, halb geschockt an. Lucia und betrunken? Ich schüttelte den Kopf und blinzelte. Ja, es war eindeutig Lucia. Ich lief zu ihr, hievte sie hoch und legte ihren Arm um meinen Schultern, während sie mir einen vermutlich falschen Text ins Ohr brüllte. Hoffentlich schmissen die uns nicht raus!
 

Eine Stunde nachdem wir im Hotelzimmer angekommen waren war Lucia immer noch am singen – lag jedoch alle Viere von sich gestreckt auf dem Bett. Ich hatte versucht, sie zu beruhigen, doch sie behauptete felsenfest, sie müsse an ihrer Gesangskarriere arbeiten. Na, meinetwegen. Aber na ja, ich konnte sie soweit überzeugen, leise zu singen. Nur weil ich mir das die ganze Nacht anhören musste, wollten die anderen Gäste das nicht auch.
 

Da ich davon ausging, eine schlaflose Nacht vor mir zu haben, habe ich kurzerhand einige Tops aus dem Schrank gerissen und überlegt, was ich am nächsten Tag wohl anziehen könne.

Während Lucia irgendwelche Balladen vor sich hinflüsterte waren meine Gedanken wieder zu den Jungs abgeschweift, die mit mir den Urlaub verbrachten, als mein Handy piepste. Ich ging zu meinem Nachttisch und schob mein Handy auf. Verwundert blickte ich auf den Namen, der mir entgegenstrahlte. Zac. Ich setzte mich auf mein Bett, als es mir wieder einfiel. Zac hatte vorhin in der Bar nach meiner Nummer gefragt. Wow, er schrieb mir wenigstens. Von Ash bekam ich kaum sms. Ich zuckte die Schultern, klickte eine Taste und öffnete somit die sms. „Hey Misty, es war ein wunderschöner Abend. Ich hoffe wir wiederholen das irgendwann, nur wir zwei. Sehen wir uns morgen? Lg, dein Zac.“
 

Ich las die Zeilen durch, und ein zweites und drittes Mal und musste schlucken. Das war ja unglaublich süß von ihm… aber er wollte etwas mit mir alleine machen. Meinte er ein… Date? Dein Zac klang jedenfalls danach! Aber ich hatte doch noch nie so etwas wie ein Date, wo man sich so richtig zu zweit traf. Ich hatte ja nichts dagegen, wenn er den Urlaub mit mir und meinen Freunden verbrachte, aber sich direkt alleine zu treffen? Ich schob das Handy erstmal zu und legte es wieder auf den Nachttisch und nahm stattdessen das Kettchen mit dem Orden in die Hand und betrachtete ihn. So rein. So schön. Er war Ash so wichtig, und trotzdem hatte er mir diesen anvertraut. Und eigentlich hatte ich erwartet, dass Ash ihn zurückhaben wollte, sobald er mich sah, aber nein. Bisher hatte er ihn nicht zurückverlangt, bisher… Misty lächelte den blauen Tropfen ein letztes Mal an und legte sich das Kettchen wieder um, als Lucia plötzlich aufsprang. „Missy isch will jetzt nachtwadern.“ Verlangte sie, stampfte mit dem Fuß auf, drehte sich um und stürmte aus dem Zimmer. „Ich – Nein – WAS?“ Ich sprang auch auf und sah an mir herunter. Ich hatte eine knappe, hellblaue Schlafanzughose an und – Oh man! Das glitzernde Silbertop, eines der Favoriten für morgen. Aber es war zu spät. Ich schlüpfte schnell in meine Flip-Flops und stürmte der betrunkenen Lucia hinterher.

Im Flur bremste ich mit einem erstickten Schrei ab, denn Lucia stand bereits vor der Tür 203 – Garys und Ashs Zimmer! Vermutlich wollte sie sie auf die nächtliche Wanderung mitnehmen. Lucia schwankte gegen die Tür und schwang sie auf. In der nächsten Sekunde stand ich neben ihr und wollte grade etwas sagen, als mein Atem stockte. Mein Blick fiel in das Zimmer und da waren sie – Gary und Ash in einer unverkennbaren Pose. Durch meinen Körper zog sich ein Schock, mein Herz blieb stehen. Nein, die ganze Welt schien still zustehen, als Ashs Augen meine trafen. Wie konnte er es wagen, mich überhaupt noch anzuschauen? Ich war geschockt, wie festgefroren, Lucias lallen hörte ich kaum. Doch als Ash anfing zu reden, löste sich meine Erstarrung. Er bestätigte alles. Er fühlte sich erwischt. Er wurde rot und stammelte vor sich hin, doch ich konnte nicht hören, was er sagte. In diesem Moment stahl sich eine Träne in mein Auge. Er sollte sie nicht sehen, keiner sollte sie sehen. Ich wollte weg. Einfach nur weg…
 

Ich rannte. Durch die Gänge, blind vor Tränen und durch diese getrieben. Ich wusste nicht, wo ich hinrannte. Hinter mir hörte ich Stimmen. Doch ich verstand sie nicht, ich konnte sie nicht zuordnen, ich rannte nur schneller. Mein Körper fühlte sich wie gelähmt an und doch konnte ich nicht stehen bleiben. Die Bilder zuckten immer wieder durch meinen Kopf und versetzte meinem Herzen Millionen von kleinen Stichen. Ich schluchzte als ich in die kühle Nachtluft heraustrat. Meine Schritte wurden langsamer, als die Stille mich umhüllte und die Kälte um meinen Körper strich. Doch ich spürte sie kaum, die heißen Tränen auf meinen Wangen waren stärker. Ich war so wütend, verzweifelt und verletzt.

Ich ging weiter, vorbei an den weißen Liegenstühlen und Tischchen, die friedlich dastanden zu dieser Uhrzeit. Ich trat einen Mülleimer um, um meine Wut loszuwerden. Sofort zerriss das Scheppern die Stille der Nacht, gefolgt von heftig werdenden Schluchzern. Ich konnte nicht mehr. Ich stellte mich vor den Pool und überlegte einen Moment, einfach herein zu springen. Mich von der Schmach rein zu waschen, und einfach alles zu vergessen. Aber, so sehr ich auch mit dem Element Wasser verbunden war, jetzt würde es mir nicht helfen können, nichts könnte das.

Ich schluckte, zog mir eine Liege quer vor den Pool und setzte mich. Obwohl ich nicht ins Wasser gesprungen war, schwappte sie Erkenntnis in Wellen über mich. Die Erkenntnis, wie ich immer versucht hatte, meinen wahren Gefühlen für Ash Ketchum zu strotzen. Ich hatte nie in meinem Leben etwas Schlimmeres gesehen, als in diesem Zimmer. Und das lag sicher nicht an Gary. Es hätte genauso gut Lucia, Tracey, Maike oder irgendjemand Fremdes sein können. Es hatte sich angefühlt, als würde mein Herz langsam und qualvoll in zwei Stücke gerissen worden, einfach so. Und ich wusste auch, was den meisten Schmerz bereitete. Dieser Anblick hatte mir eine unverkennbare Wahrheit einfach ins Gesicht geschleudert: Ich hatte Ash für immer verloren. Wäre es ein Mädchen gewesen, hätte es genauso wehgetan, aber… es hätte noch den kleinen Hoffnungsschimmer geben können, dass ich irgendwann die Richtige für ihn sein könnte. Aber jetzt, wurde mir alles klar. Ash war kein kleiner Junge, oder etwa unreif. Er hatte nur nie mit anderen Mädchen in meiner Gegenwart geflirtet, weil er sich nicht für sie interessiert. Ich legte meine Hände auf meinen Schoß und strich meine Haare zurück. Mein Schluchzen wurde heftiger, Tränen tropften in rascher Reihenfolge auf meine nackten Beine. Jetzt war sowieso alles egal. Dieser Urlaub, Zac, und das ich ein Glitzertop trug. Es war plötzlich alles klar, und trotzdem auch egal. Ash war immer so ausgetickt, weil Gary mit mir geflirtet hatte; vermutlich tat er das nur um Ash eifersüchtig zu machen. Gary hatte mich nur benutzt und Ash somit auf mich sauer gemacht, deshalb hatte er mich immer so angeschrieen. Aber, er hatte mir immer verziehen, weil er wusste, dass ich nichts dafür konnte, das ich nichts tun konnte, das ich es nicht wusste. Doch – jetzt weiß ich es.
 

Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir, erst rasche, dann wurden sie langsamer. Aber es war mir egal. Alles war egal. Vielleicht wurde ich jetzt ins Zimmer geschickt, und rausgeschmissen, weil ich mich weigern würde. Aber das war auch egal. Ich würde mir morgen einen Flug buchen. Selbst, wenn ich Ash sein Glück gönnen sollte, sehen könnte ich es nicht.

Ich legte die Hand an den Orden und riss ihn ab. Gerade überlegte ich, ihn einfach in den Pool zu schmeißen, als…
 

„Ähm, Misty?“ sagte eine unsichere Stimme und ich blickte auf, direkt in sein Gesicht. Wieder zuckte etwas durch meinen Körper, doch ich ließ es mir nicht anmerken. Aber Ash zuckte etwas zurück, als er mein tränennasses Gesicht sah.
 

„Es war wirklich nicht so wie du denkst!“ schoss es aus Ash heraus, während er rot wurde. „Es war ganz anders, es…“
 

„Nein, Ash.“ Unterbrach ich ihn und versuchte nicht mehr zu schluchzen. Ich klopfte neben mir auf den Liegestuhl und Ash ließ sich unsicher neben mir nieder. Für ihn war das sicherlich auch schwer und ich hatte kein Recht, ihn anzuschreien, obwohl ich es wollte. Jede Pore meines Körpers wollte auf ihn losgehen, ihn schlagen, ihn verurteilen. Jede Zelle meines Herzens wollte diesen Worten glauben, auch wenn mein Kopf längst wusste, dass sie nicht stimmten.
 

Ich starrte auf meine Knie, ballte die Hände zu Fäusten, in der einen den Orden und atmete tief durch. „Ash. Ich möchte dass du ehrlich bist. Du sollst mich nicht anlügen. Oh Gott, wie konnte ich nur so blöd sein.“ Sagte ich und lachte knapp und unehrlich. „Ich meine, es gab so viele Hinweise, es hätte mir klar sein müssen – nein unterbrich mich jetzt nicht!“ warf ich schnell ein, als Ash Anstalten machte, etwas zu sagen. Jetzt sah er mich nur an, und ich blickte zurück.
 

„Du… warst heute beim Essen unterm Tisch, oder?“ fragte ich und sah ihn an. Ash wirkte verwundert, nickte aber. Ich presste die Lippen zusammen und starrte in eine Ferne, die nicht da war. „Klar. Natürlich. Da hätte ich schon von selber drauf kommen müssen! Ich meine, ich dachte mir heute Nacht irgendwann, dass du bestimmt gesehen hast, was Gary gemacht hat, aber ich dachte…“ Ich verstummte kurz. „Tja, Einbildung war schon immer meine Stärke… als ob du wegen mir sauer gewesen wärst.“ Als ich merkte was ich gesagt hatte, wurde ich etwas rot, und trotzdem… war es jetzt ja auch egal.
 

„Jetzt lass mich doch auch mal was sagen!“ warf Ash ein, doch ich hörte ihm gar nicht zu.
 

„Wie konnte ich nur so dumm sein.“ Aufgebracht schlug ich mir die Hände gegen den Kopf. „Jemals zu denken das du dich… aber das ist ja jetzt auch egal!“
 

„Mensch Misty!“ schrie Ash plötzlich und ich sah ihn etwas erschrocken an. „Hör mir doch mal zu!! Ja ich habe gesehen was Gary unterm Tisch gemacht hat und…“ Plötzlich schien ihm etwas einzufallen, sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. „Und ich hab auch gesehen, was du mit Zac gemacht hast!“ fauchte er
 

Ich kniff die Augen zusammen. „Erstens hat Zac was mit mir gemacht und nicht andersrum! Und zweitens kann es dir doch egal sein, was ich mit Zac mache, das geht dich doch überhaupt nichts an!“ keifte ich zurück.
 

„Denkst du, ja? Vielleicht passe ich auf dich auf! Und du machst mit zwei Jungs gleichzeitig rum, du bist doch nur eine…“ Doch bevor er weiterreden konnte, hatte er meine Hand im Gesicht. „Wag es dich nicht!“ knurrte ich bedrohlich. „Wag es nicht, das auszusprechen!!“ schrie ich. Ash blickte mich mit großen Augen an und hielt sich seine Wange. „Hier, der sollte wohl eher Gary gehören!“ Ich schleuderte ihm den Orden in den Schoß. „Und ich brauche keinen Schutz von einem Schwulen!!“ rief ich, klatschte mir jedoch im nächsten Moment meine Hand auf den Mund. Hatte ich das wirklich gesagt?
 

Ich sah nervös zu Ash, mir fiel nichts ein, was ich sagen könnte. Ash hatte den Orden in der Hand, und starrte darauf. Seine Augen konnte ich nicht sehen.
 

„Ash…“ ganz langsam blickte er auf, Enttäuschung lag in seinen Augen, ich konnte es ihm nicht verübeln. „Warum?“ hauchte er, seine Stimme klang ganz dünn.
 

„Ash, ich… normalerweise sag ich das nicht, das weißt du…“
 

„Nicht der Ausdruck! Und selbst wenn ich es wäre, warum gibst du mir den Orden zurück?“
 

„Ich…ich dachte, du willst ihn vielleicht Gary…“ Plötzlich fiel mir etwas an seiner Aussage auf. „Aber Ash, ich… verurteile so was nicht und… Moment! Was meinst du mit wenn du es wärst?“
 

In sekundenschnelle stahl sich wieder ein Lächeln auf Ashs Gesicht. „Wenn… ich schwul wäre.“ Er legte den Kopf schief und sah mich an, während sich die Anspannung aus meinem Körper löste, mein Blick etwas schwammig wurde, mein Kopf raste. Ich versuchte alles was passiert war, unter einen Hut zu bringen, und… alles macht Sinn, alles passte zusammen – nur dieser Satz nicht. Ich zog die Augenbrauen zusammen und überlegte, was ich sagen könnte. „Ähm… du meinst also, du bist nicht..??“ fragte ich verwirrt und Ash nickte langsam. „Ich wusste auch bisher nicht, dass ich so wirke. Kindisch vielleicht, aber schwul?“
 

Ich schluckte und blinzelte ein paar Mal. Mein Herz witterte neue Hoffnung, und wollte es doch nicht so Recht glauben. Doch ich lächelte ihn an und fiel in seinen Arm, drückte Ash fest an mich, während er erleichtert lachte. Doch im nächsten Moment riss ich die Augen auf und drückte ihn wieder von mir weg. „Ich glaube dir erst, wenn du mir das von vorhin erklärst!“ verlangte ich und sah ihn halb gespannt, halb ängstlich an.
 

„Oh…“ Ash wurde rot und wirkte irgendwie nervös und peinlich berührt. „Ich hatte gehofft, ich komme um die Erklärung herum, wie bei Lucia.“
 

„Na ja, ich war nicht so voll.“ Meinte ich mit einem schiefen Grinsen. Anscheinend war es etwas peinliches, oder zumindest lustiges.
 

„Okay, aber zuerst.“ Ash hielt den Orden hoch, um ihn wieder an die Kette zu klicken. Als seine Hände meinen Körper berührten, aurchfuhr mich wieder eine Schock, doch diesmal war es anders. Ich hörte das klicken an der Kette; Ash zog seine Hände zurück.
 

„Also… du weißt ja, das Gary etwas betrunken war und…“ Ich sah ihn mit einem Blick an, der Aussagte „Ich durchschaue dich.“
 

„Was denn?!? Jetzt warte erstmal ab.“ Ash sammelte sich erneut. „Also, Gary hatte dann die Idee… also weil er so ein süßes Mädchen kennen gelernt hatte… zu üben wie er sie anflirten könnte.“
 

„Ash.“ Er konnte sofort an meiner Stimme hören, dass ich ihm das nicht abkaufte. „Das ist gelogen. Gary kann flirten, glaub mir, ich weiß es.“
 

Ash sah eine Sekunde aus, als wolle er dazu etwas sagen, besann sich aber dann anders. „Okay, es sollte eine Flirtübung werden, aber… nicht für ihn.“ Ash wurde knallrot und sah mich mit erklärenden Augen an.
 

Einen Moment musste ich überlegen, doch dann fiel der Groschen. „Für dich?!?“ Doch bevor Ash etwas erwidern konnte, brach ich in schallendes Gelächter aus. „Ich hab also…“ Mein Satz wurde von Lachern unterbrochen. „Geheult, weil… du nicht flirten kannst.“ Ich hielt mir den Bauch vor Lachen, Tränen traten mir in die Augen. Doch diese Tränen waren mir viel lieber. Das konnte doch nicht wahr sein! Auf einmal löste sich alles in mir, die Wut, die Trauer, die Enttäuschung. Alles löste sich in einen großen, erleichterten Lachanfall.
 

Langsam schaute Ash etwas mürrisch. Es war auch nicht sehr nett, jemanden so aus zu lachen und er konnte ja nicht wissen, wie viel Enttäuschung grade aus meinem Körper schwemmte. „Schon okay! Und… sag mal Misty, warum hast du geheult?“ Ein überhebliches Grinsen lag auf seinem Gesicht, als mein Lachen schlagartig stoppte. Ich wurde etwas rot, sah ihn aber frech an. „Warum schließt du die Tür nicht ab, wenn du mit Gary flirtest?“
 

Ash sah mich lächelnd an. „Touché.“

Ich lächelte ihn an. „Tut mir Leid, das ich dich für schwul gehalten habe.“

Ash zuckte die Schultern. „War ja meine Schuld.“

„Mh.. Okay, Ashy, dann zeig mir mal, was du gelernt hast.“

„WAS?“ fragte Ash geschockt und ich lachte. „Du sollst mir zeigen, wie Gary dir das erklärt hat.“
 

„Okay.“ Sagte Ash, drehte sich zu mir und legte ein charmantes Lächeln auf seine Lippen. „Hey, Süße.“ Hauchte er und legte sanft eine Hand auf meine Wange. Ich schluckte, als sich ein Kribbeln durch meinen Körper zog. Er kam mir langsam näher. „Du hast wirklich ein wunderschönes Top an.“ Flüsterte er und kam mir näher, ich konnte seinen heißen Atem auf meiner Haut spüren, roch seinen Duft, der mich immer wieder verrückt werden ließ. „Und deine Augen. Sie strahlen wie der Orden um deinen Hals, nur noch schöner.“ Er war nur noch einen Zentimeter von meinem Gesicht entfernt, ich wusste nicht, was als nächstes passieren würde, ob er die Worte ernst meinte. Doch es war nicht einfach, denn es war ja nur eine Übung, ich musste irgendetwas machen… also tat ich das erste was mir einfiel. Mit einem raschen Rucken meines Kopfes überbrückte ich den Abstand und presste meine Lippen auf seine, nicht mal eine Sekunde lang, lehnte mich dann zurück und meinte keck „War das so richtig?“ Es war ja schließlich eine Übung, ein Spiel, oder?
 

Ash saß immer noch stocksteif da. „Perfekt.“ Kam es aus seinem Mund und ich lachte. „Dann wissen wir ja jetzt beide wie es geht, dann muss ich nicht mehr bei Gary lernen.“ Kicherte ich.

Ash hatte sich wohl wieder gefangen, berührte kurz seine Lippen mit seinen Fingern, dann grinste er wieder. „Da hast du noch mal Glück gehabt, glaub mir.“

Ich grinste noch einmal, stand dann auf. „Ich glaub ich geh ins Bett. Kommst du?“

Ash sah mich einen Moment an, schüttelte dann aber den Kopf. „Ich bleib noch etwas.“
 

Ich nickte und machte mich auf den Weg, an den Liegestühlen vorbei, durch die Eingangshalle, die Treppe hoch. Vor der Tür 202 lehnte ich mich an die Wand, mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Meine Lippen kribbelten noch so, als könnte ich seine immer noch auf meinen spüren. Vielleicht eine etwas ungewöhnliche, unromantische Art, seinen ersten Kuss zu kriegen. Aber für Ash war es sicher nicht der erste, und ich hatte meinen ersten Kuss immer von Ash bekommen wollen. Vielleicht war dies der einzige Weg gewesen. Und selbst wenn Ash sauer geworden wäre, bereuen würde ich es nicht. Auch wenn es noch so unromantisch war, auch wenn es kein „richtiger“ Kuss war, wusste ich, schöner hätte er nicht sein können.

07. How to save a girl.

Sorry für die lange Wartezeit ^^°

Klausuren & sowas haben etwas aufgehalten und jetzt kommt ja auch noch Weihnachten und Neujahr ;)

Viel Spaß mit dem Kapitel!
 


 

Schweigend lauschte ich den immer leiser werdenden Schritten Mistys, die beschlossen hatte ins bett zu gehen.

Kaum waren sie vollständig verklungen, seufzte ich leise und die gesamte Anspannung, die sich in den letzten Stunden in mir angesammelt hatte, löste sich in Luft auf.

Es war alles so ganz anders gewesen, als gedacht, es half eben doch, sich manchmal einfach auszusprechen.

Wir waren während des ganzen Urlaubs bisher kaum dazu gekommen, uns über tiefsinnigere Dinge zu unterhalten, dafür mussten wir uns scheinbar erst mal nachts am Pool treffen.

Was für eine Ironie.

Ich stützte mich hinten mit den Händen ab und sah in den Himmel.

Vielleicht würde ja jetzt alles besser laufen, ohne solche dämlichen Missverständnisse.

Aber irgendwie war es ja doch seltsam gewesen, was da gerade zwischen uns abgelaufen war...

Wieso hatte Misty unbedingt mit mir flirten wollen?

Und warum war es zu diesem kleinen, aber feinen Kuss gekommen?

Vermutlich maß ich ihm viel mehr Bedeutung zu, als wirklich darin steckte, aber dieses leichte Prickeln auf meinen Lippen spürte ich gedanklich immernoch.

Am liebsten hätte ich dieses Gefühl gleich noch einmal gespürt, vorallem da ich nicht wusste, ob ich je wieder das Vergnügen haben würde, aber irgendwie hoffte ich ja schon darauf...

Ob Misty jetzt auch im Hotel war und über das Geschehen von eben nachdachte?

Oder machte sie sich überhaupt keine Gedanken, weil es eine total spontane Aktion gewesen war, der sie keinerlei Bedeutung beimaß?

Wie gerne würde ich sie das fragen...würde aber irgendwie seltsam rüberkommen!

Schon alleine die Idee, dass ich diese Frage stellen könnte, brachte mich zum Grinsen.

Die Vorstellung des Gespräches bahnte sich seinen Weg in meinen Kopf und ich wusste sofort, dass ich vermutlich kein vernünftiges Wort mehr rausbringen würde, sobald ich einmal angefangen hatte.

Ich setzte mich wieder auf und tauchte meine Hände in das Wasser des Pools.

Es fühlte sich angenehm kühl auf meiner Haut an, umspielte meine Finger und weckte in mir das Bedürfnis, mich ganz hinein zu stürzen.

Nun ja. Auch ich hatte Alkohol zu mir genommen, außerdem war es mitten in der Nacht, es war dunkel, keiner war in der Nähe und ich wohnte in einem Luxushotel, für das ich viel Geld ausgegeben hatte.

Daher überlegte ich nicht lange, bevor ich anfing, mir mein dunkles Jackett von den Schultern zu streifen.

Anschließend fuhr ich damit fort, mein Hemd Stück für Stück aufzuknöpfen und mich auch diesem zu entledigen.

Es gab nur ein leises Geräusch von sich, als es auf den Boden fiel.

Einen Moment blieb ich regungslos stehen und ließ die Stille auf mich wirken.

Langsam zog ich schließlich meine Socken und die Hose aus.

Ich fröstelte etwas, als eine Windböe aufkam. Nur in Boxershorts war es eben doch etwas kälter, als ich gedacht hatte. Ich ging in die Knie, spreizte die Arme nach Vorne ab und verharrte für wenige Sekunden in dieser Position.

Dann stieß ich mich mit den Füßen ab und vollendete einen Startsprung ins Wasser.

Es umfing und umschmeichelte mich, so als ob es nur auf mich gewartet hatte.

Natürlich war das bloß eine Einbildung, allerdings war es ein tolles Gefühl durch das tiefe Wasser zu gleiten.

Denn genau das tat ich jetzt. Mit kräftigen, sicheren Bewegungen zog ich durch den Pool, gestört durch nichts und niemanden, um mich herum lediglich die Dunkelheit und das Rauschen des Wassers.

Ich war eine halbe Ewigkeit nicht mehr so alleine gewesen.

Es fühlte sich toll an, einfach nur für sich zu sein und seinen Gedanken einfach so nachhängen zu können.

Noch immer fragte ich mich, wieso Misty mich geküsst hatte und überhaupt gewollt hatte, dass ich mit ihr flirte.

Allerdings erwartete ich keine Antwort darauf...Mädchen, beziehungsweise Frauen, konnte man einfach nicht immer verstehen, so viel hatte ich mittlerweile gelernt.

Die Kälte drang in meinen Körper ein. Sie ernüchterte mich und ließ mich wieder klar denken.

So war das eben. Auch sie hatte etwas getrunken und auch sie nur ein Mensch.

Warum sollte ich mir über das Verhalten von ihr Gedanken machen?

Ich stieß mich noch einmal eine Bahn durch das Becken, dann stemmte ich mich am Beckenrand hoch und setzte mich darauf.

Na toll, jetzt fror ich erst recht, die Luft der Nacht und die Wassertropfen auf meiner Haut vertrugen sich nicht sonderlich gut.

Genau das war der Grund, warum ich mir jetzt absolut dämlich vorkam.

Jetzt, wo ich kein Handtuch hatte, um mich abzutrocknen.

Meine Klamotten wollte ich allerdings auch nicht anziehen, sie hätten nur unangenehm an meiner Haut geklebt und das...konnte ich so gar nicht leiden.

Was also tun?

Ich entschied mich dafür, einfach so wie ich war wieder nach oben zu huschen.

Mich würde schon niemand erwischen und außerdem hatte ich ja immernoch meine Boxershorts an.

Ich schnappte mir meine Klamotten, legte sie mir über einen Arm und schlich los.

Irgendwie seltsam, mitten in der Nacht über das verlassene Grundstück zu gehen...alles wirkte so völlig anders.

Viel größer und vor allem viel düsterer.

Kaum vorstellbar, dass sich tagsüber so viele Menschen hier tummelten, in den Pool sprangen oder an der Bar was tranken. Die Atmosphäre war dann immer so fröhlich.

Kein Vergleich zu der fast schon gruseligen Stimmung jetzt!

Unbeobachtet schlich ich also über die große Rasenfläche, auf der normalerweise Liegestühle standen, zurück zum Hauptgebäude, in dem sich unsere Zimmer befanden.

Die Tür war zum Glück so konstruiert, dass man nur mit einer bestimmten Karte hineingelangen konnte, die man vor einen Check halten musste, ähnlich wie beim Skifahren.

Ich kramte sie aus meiner Hosentasche und öffnete die Tür, huschte hindurch und tapste über die dunklen Flure.

Wie spät es mittlerweile wohl war?

Weit nach Mitternacht auf jeden Fall...kein Wunder also, dass mir niemand mehr begegnete!

Die schliefen alle schon...

Doch dann, als ich schon fast da war und mich sicher fühlte, fand ich mich einem schwarzen Schatten gegenüber.

Die Dunkelheit hatte also auch ihre Nachteile: Ich konnte genauso wenig sehen wie die anderen!

„Verdammt, wer ist da?! Ash, bist du das?“

Nanu? Das war doch Gary Stimme...?

„Eh...ja?“

„Meine Güte, was machst du denn hier?! Mitten in der Nacht auf dem Flur?! Und wieso warst du so plötzlich weg?“

Ich sah etwas beschämt zu Boden.

Wie hatte ich nur denken können, dass Misty was mit ihm hatte...?

„Ich...war nur so überrascht...“

„Ja, schon klar, weil es dir peinlich war, dass Misty gedacht hat, wir wären schwul!“

Ich lief sofort rot an. Woher wusste er das schon wieder?!

„Das stimmt überhaupt nicht! Mir war es vor Lucia genauso unangenehm wie vor Misty, damit das mal klar ist!“

„Warum regst du dich dann gleich so auf?“, diese trockene Art, die in seiner Stimme zu hören war, brachte mich auf die Palme!

„Ich reg mich auf, wann ich will, kapiert?!“, zischte ich daher reichlich ungehalten.

Gary packte meine Schultern, zuckte dann aber zurück.

„Moment mal! Bist du etwa nackt?!“

Ich erstarrte. Mist! Wie sollte ich das jetzt erklären?

„Naja, ja, also ich...war noch schwimmen und...“

„Natürlich, um die Uhrzeit. Willst du mich auf den Arm nehmen?“

„Das ist die Wahrheit!“

Plötzlich hörte ich hinter uns jemanden aus seinem Zimmer kommen.

„Aaaash, Gaaary....ich wusste doch, dass ich eure Stimmen gehört hab...“, Lucia kicherte ziemlich dämlich. „Wie geht’s unserm schwulen Paar?“

„Wir sind nicht schwul! Und wieso schläfst du nicht?!“

„Das gleiche könnt' ich euch frag'n...“, lallte sie und stolperte dabei auf mich zu, fiel gegen mich und hielt sich fest.

„Na hoppla, tut mir aber L-Leid!“, selbst bei dem mangelndem Lichteinfluss konnte ich ihr bescheuertes Grinsen geradezu spüren!

„Wieso hass'n du nix an, Ashy? Hast du etwa den armen Gary-lein mit Misty betrogen? Die kam auch erst vor nicht allzu langer Zeit ins Zimmer...“

Ich merkte, wie ich noch viel röter als zuvor anlief.

„W-was? N-nein, ich wusste nicht mal, dass Misty noch unterwegs war!“

Lucia kicherte wieder. „Jaja, das sag'n sie alle...“

Plötzlich tauchte auch noch Misty hinter ihr auf und zog sie an ihrem Nachtkleidchen zurück.

„Komm wieder ins Bett!“, ermahnte sie das Mädchen, erst dann sah sie uns.

„Huch? Was tut ihr hier? Ihr seit doch Ash und Gary, oder?“

„Ja, sind wir. Und irgendwie habe ich das dumpfe Gefühl, wir sollten mal leiser sein, bevor wir das ganze Hotel aufwecken!“, warf Gary ein.

Ich nickte, was zwar keiner sehen konnte, aber naja, was machte das schon?

„Gute Nacht, ihr Zwei!“, hörte ich Mistys Stimme.

Wir erwiderten ihren Gruß leise. Wenigstens sie hatte nicht mitbekommen, dass ich nichts außer meiner Boxershorts trug...

„Missyyy, Ashy hat gar nix an...“

In diesem Augenblick hätte ich Luchia am liebsten erwürgt.

Ehrlich.
 

„Also? Was war da zwischen Misty und dir?“, Gary stand vor mir und sah mich an.

Ich hingegen saß in meinem Schlafanzug auf dem Bett und versuchte, ihn nicht anzusehen.

„Gar nichts...“, murmelte ich leise.

Wieso glaubte er mir bloß nicht? Als hätten wir da draußen sonst was getrieben...

Schon allein bei dem Gedanken daran, wurde mir warm.

„Und wieso wirst du dann rot?“

Verdammt.

„Wir haben uns nur unterhalten. Dann ist sie gegangen und ich war noch schwimmen. Ende der Geschichte!“

Ich wusste nicht, wie oft ich das jetzt schon gesagt hatte...

„Du bleibst also bei der Version, ja?“, na hoppla, jetzt klang er aber leicht säuerlich.

„Ja“

„Na von mir aus! Wenn du schon meine super Flirttips nicht ausprobierst, kann ich mich ja auch an sie ran machen! Du scheinst ja kein Interesse zu haben!“

Bumms.

Das saß, ich fühlte mich, als hätte er mir einen Schlag in die Magengrube verpasst.

Er...er wollte sich an Misty...?

Ich senkte den Kopf. Das war eine klare Ansange...

„Kann ja jeder machen, was er will...“, murmelte ich leise, ließ mich auf den Rücken fallen und deckte mich zu.

Ich hörte, wie Gary aufgebracht schnaubte, sich dann aber mit ausreichendem Abstand neben mich legte und kurz darauf einschlief.

Ich hingegen konnte immernoch keine rechte Ruhe finden.

Was war das bloß für ein verrückter Tag gewesen...? Und dann auch noch Gary, der scheinbar was mit Misty anfangen wollte...

Ich seufzte leise.

Na der Urlaub würde noch sehr interessant werden, wenn ich so an ihren kleinen Kuss dachte...
 

„Mein Gott, wo bleibt ihr denn?!“

Zum scheinbar hundertsten Mal klopfte Gary gegen die Zimmertür der Mädels.

Naja, das „Klopfen“ war mittlerweile eher in ein Hämmern übergegangen – nicht unberechtigt.

Wieso machten die nicht auf?

Selbst Gary und ich hatten schon viel zu lange geschlafen...

„Jaja!“, hörten wir da Mistys gereizte Stimme hinter der Tür.

„Na endlich!“, augenrollend sah der Braunhaarige mich an. „Wurde ja auch mal Zeit!“

Ich nickte bloß und hörte, wie von innen die Tür aufgeschlossen wurde.

„Was wollt ihr denn? Habt ihr wirklich gedacht, wir wären taub??“

Vor uns stand Misty, fertig bekleidet mit kurzen Jeans und einem blauen Top und mit nassen Haaren. Oh, die Gute war wohl eben duschen gewesen...

„Kam jedenfalls so rüber! Wo ist Luchia?“, er schob die protestieren Misty zur Seite und trat ins Zimmer.

Ich warf dem Mädchen einen entschuldigenden Blick zu, folgte ihm dann aber.

Zu meiner Überraschung war es im Zimmer dunkel, die Vorhänge waren zugezogen und alle Lichter ausgeschaltet.

„Was zum Teufel...?“, setzte Gary an, wurde aber von Misty unterbrochen.

Pscht! Sei leise, Luchia ist vor nicht allzu langer Zeit wieder eingeschlafen!“

Mir blieb eine Sekunde die Luft weg.

Hatte ich da eben richtig gehört...?!

„Wieso das denn?“, fragte ich irritiert. „Ist doch schon 12.00 Uhr durch...“

Gary lachte leise auf. „Lass mich raten: Sie hat einen wahnsinnigen Kater, oder?“, das Amüsement war seiner Stimme geradezu anzuhören...

„Ganz richtig! Sie hatte eben fürchterliche Kopfschmerzen, die Gute konnte gar nicht aufstehen. Deshalb...lassen wir sie schlafen, kapiert?“

Gary zuckte mit den Schultern.

„Kein Problem, dann machen wir uns eben alleine nen schönen Tag!“, er legte einen Arm um Mistys Schultern und drehte sie zur Tür um.

„Ash, du kannst ja hier bleiben und auf unser kleines Alkoholopferchen aufpassen, ja?“, er warf mir einen überheblichen Blick zu, den ich mit blitzenden Augen erwiderte.

„Das kannst du vergessen!“, ich lief ihnen hinterher, Eifersucht wand sich in meinem Inneren.

„Wieso denn? Ich glaube, irgendjemand sollte bei ihr bleiben...“

„Und Ash soll dann das schöne Wetter verpassen? Das wäre doch viel zu schade, Luchia packt das auch alleine, da bin ich mir sicher!“, mischte sich Misty ein. Danke! Danke!!

Ich konnte Garys Missmut über ihre Unterstützung fast schon ergreifen!

„Na von mir aus...“

Misty drehte sich halb um und zwinkerte mir zu, was mich glatt zum Grinsen brachte.

Tja Gary, noch hast du diesen Kampf eben nicht gewonnen...
 

Kaum zu glauben, wie heiß die Sonne vom Himmel knallte...

Wunderte mich nicht, dass Misty fast die ganze Zeit im Wasser sein wollte. Sie sah in ihrem Bikini so süß aus!

Argh, was dachte ich denn da...??

War wohl auch für mich mal wieder Zeit für 'ne Abkühlung...

Heute hatten wir beschlossen, zum Meer zu gehen, anstatt im Pool zu baden.

Strand war immer gut, machte 'ne Menge Spaß und war außerdem viel natürlicher...

„Mensch Ash, wenn du noch länger in der Sonne brätst, bekommst du noch nen Sonnenstich!“, plötzlich stand Misty kichernd vor mir. „Will nicht wissen, wie du dann abgehen würdest...“

Gary tauchte neben ihr auf. „Lass ihn doch, er ist und bleibt eben ein Langweiler...!“

Wie bitte?

Ich sprang auf und rannte los.

„Wer als Letzter im Wasser ist, gibt nachher nen Drink aus, kapiert?!“

Es war unmöglich, dass einer von ihnen mich noch einholen würde, dazu hatte ich zu viel Vorsprung und das wusste ich.

So'n Pech nur für Gary, dass Misty ausgesprochen sportlich war und deshalb auch eine überdurchschnittlich gute Läuferin war...

Kein Wunder also, dass ich nur wenige Sekunden nach mir ihre Schritte in der Brandung hören konnte.

„Das war unfair, Ash!“, das war zwar ein Vorwurf, aber sie lächelte, was mich irgendwie fröhlich stimmte.

„Na und? Du musst doch nicht zahlen...“

Ihr entfuhr ein Lachen. „Stimmt!“

Jetzt kam auch Gary bei uns an. „Du...! Das war voll ungerecht!“

Ich zog die Schultern hoch. „Ooch Gary! Jetzt sei doch kein Langweiler! Oder bist du bloß zu geizig?“

Er sah aus, als wolle er irgendwas sagen, dann grinste er aber nur.

„Quatsch, ich bin kein Spielverderber!“

„Klasse!“, ich drehte mich um und ließ mich ins Wasser sinken. „Tut echt gut...“

Misty lächelte und stürzte sich ebenfalls in die Fluten, kurz bevor sie neben mir wieder auftauchte.

„Hab ich dir doch gesagt!“

„Ja, aber darauf brauchst du dir nichts einzubilden, kapiert?!“, ich legte meine Hand auf ihren Kopf und drückte die junge Frau nicht allzu fest unter Wasser.

War natürlich nicht die feine englische Art, aber ich war mir ziemlich sicher, dass sie mich auch nicht für so unglaublich Gentleman-like hielt.

Denn während andere Leute luftschnappend wieder nach oben gekommen wären, schossen Mistys Hände an die Wasseroberfläche und schaufelten mir eine Ladung Salzwasser ins Gesicht und in die Augen.

Reflexartig riss ich meine Hände an mein Gesicht, um es von all den nervigen Tropfen zu befreien, versuchte meine Augen wieder nutzbar zu machen.

„Du findest dich wohl witzig, was?!“

Als ich endlich wieder mehr als nur Verschwommenes sehen konnte, stand Misty vor mir, die Hände an der Hüfte und grinste mich breit an.

„Ja, finde ich!“, antwortete ich.

„Tut mir wirklich Leid, dich aus deiner Traumwelt holen zu müssen, aber das bist du nicht!“, und, immernoch mit einem ziemlich fiesen Grinsen im Gesicht, ließ sie erneut eine Fontäne über mir ergehen.

„Na warte, das wirst du büßen!“, rief ich und wollte gerade eine Wasserschlacht beginnen, als Gary plötzlich Mistys Arm griff.

„Oh mein Gott!“, mit weit aufgerissenen Augen starrte er in die Ferne.

Hä?

Was war das denn schon wieder für eine blöde Masche? Konnte der mir nicht einfach mal einen schönen Moment mit Misty gönnen...?

Anscheinend nicht.

„Da kommt irgendwas auf uns zu!!“, rief er und zeigte mit der rechten Hand auf irgendwas hinter uns.

Ich warf einen Blick über meine Schulter – und erkannte einen Menschen.

Oh mann.

Misty lachte auf. „Ehm, Gary? Das ist ein Surfer!“

Der Junge sah sie überrascht an, kratzte sich dann am Hinterkopf.

„Hoppla, wie peinlich...ich hab den für irgendein mysteriöses Pokémon gehalten...sorry, jetzt hab ich euch doch echt bei eurer...“, er warf mir einen gehässigen Blick zu, „Wasserschlacht gestört!“

Also hatte ich doch Recht gehabt, das war nur ein Plan gewesen, um uns zu unterbrechen!

Dieses arrogante...!

Ich hätte ihn am liebsten erwürgt, so wütend war ich! Was fiel dem überhaupt ein, tat ja gerade so, als gehört Misty ihm!

Ohh nein, da hatte er sich aber gründlich geschnitten...!

Mistys Augen verrenkten sich zu Schlitzen, als würde ihr eben genau das gleiche klar werden wie mir...

Sie schien etwas sagen zu wollen, doch dann wurde sie von einer Stimme unterbrochen.

„Hey, hallo!! Misty! Was für eine wundervolle Überraschung, die heute hier zu treffen!“

Ich fuhr herum.

Nein! Nein!!!

Der hatte mir gerade noch gefehlt...!

Der Händchenhalter!

Das konnte ja kaum schlimmer werden, oder...?

Auch Misty warf dem Kerl jetzt einen Blick zu, lächelte dann aber im Gegensatz zu mir.

„Zac!“, sie winkte ihm zu. „Du surfst? Wow, wie cool!“

Er sprang von seinem Brett und zog es bis zu uns hinter sich her.

Strahlend sah er die Rothaarige an.

„Später mal Lust auf ne kleine Lehrstunde? Ich wette du bist eine super Surferin...ein richtiges Naturtalent!“

Bah, was für ein widerwärtiger Schleimer! Auf sowas konnte doch kein Mensch stehen...

Tat Misty zum Glück auch nicht. Nicht wirklich zumindest, sie nickte nur höflich und sagte: „Ist ne coole Idee!“

Wenigstens etwas.

Verstohlen betrachtete ich den Sunny-Boy.

Er war ziemlich gut gebaut, war für meinen Geschmack etwas zu muskulös.

Man musste ja auch nicht übertreiben, oder?? Ich mein, ich hatte ja auch einiges an Muskeln aufgebaut, aber so...?

Ob er Misty gefiel? Er war so anders als ich, blond, blauäugig, extrem durchtrainiert...

Der war bestimmt auch noch Bodyguard oder so. Garantiert.

„Und was treibt ihr hier so?“

„Blöde Frage, wir genießen das Wetter!“, pampte Gary ihn an.

Nanu, was war denn in den gefahren? Kurz zuvor hatte er doch noch recht gute Laune gehabt?

„Ist ja gut, bleib locker!“, verschmitzt lächelte Zac ihn an. „Bist wohl neidisch, dass Misty und ich nach so kurzer Zeit schon so dicke sind, was?“

Oh Gott, ich hatte das Gefühl, ich müsste gleich anfangen zu kotzen.

Kriegte der überhaupt noch was mit? Misty schaute jetzt nämlich doch ziemlich irritiert aus der Wäsche.

„Ähm, Zac...? Wir kennen uns doch kaum...“

„Ich weiß, Babe, aber wir liegen voll auf einer Wellenlänge!“

Nein, mit Sicherheit nicht.

Als ich sah, wie gefährlich Mistys Augenbraue zuckte, wusste ich, dass es ihr gar nicht gefiel, wie er sie „Babe“ nannte. Daher reagierte ich promt: Ich legte einen Arm um ihre Schulter und zog sie so langsam Richtung Strand.

„Lass uns doch mal nach Lucia sehen, ja? Ich will nicht, dass sie sich sonst noch was tut...“

Wir liefen noch ein Stück, bevor ich es wagte, sie anzugucken.

Dankbar sah das Mädchen zu mir auf.

„Ash? Du bist toll!“

Ich merkte, wie ich ein wenig errötete. „Äh, naja...man tut was man kann, nicht...?“

Sie kicherte. „Manchmal kannst du echt süß sein“

Na toll, jetzt lief ich noch röter an. Süß...?

„Ich wollte nur nicht, dass der Typ noch komischer wird...“

„Verstehe ich gar nicht, er war bisher immer so nett!“, sie zuckte mit den Schultern. „Hat bestimmt noch was von gestern intus. So Sportler vertragen ja überhaupt kein Alkohol!“

Ich nickte nur zustimmend, keine Ahnung ob das wirklich so war.

Gemeinsam machten wir uns auf den Weg nach oben, um mal nach unserer jüngsten Freundin zu sehen, obwohl das ganz offensichtlich noch nicht nötig war, da war noch gar nicht so lange weg gewesen waren.

Naja, was muss, das muss, nicht wahr?

08. When Bad Boys turn worse.

Ein leises Geräusch weckte mich aus meinem Schlaf. Ich blinzelte, öffnete die Augen und setzte mir meine Sonnenbrille auf. Ich war wohl in der Sonne etwas eingenickt. Sofort begutachtete ich meine Haut, die natürlich wieder kein bisschen braun geworden war. Ich seufzte und sah auf Lucia, die inzwischen knackig braun war und sich an der Bar mit ein paar Jungs unterhielt, lachte und flirtete. Von ihrem Kater gestern schien sie sich bestens erholt zu haben. Ich setzte mich auf und zupfte meine roten Bikini zurecht und blickt dann auf mein Handy, welches mich geweckt hatte.

"Drew hat sich gemeldet." sagte ich an die drei Jungs gewandt die neben mir lagen. Zac hatte sich nach seiner Aktion am Vortag heute morgen beim Frühstück dafür entschuldigt, dass er sich wie ein Macho aufgeführt hatte und als ich ihm großzügig vergab und ihn einlud, mit uns zum Pool zu gehen, waren Ash und Gary alles andere als begeistert gewesen.

"Er schreibt dass sie heute um acht..." Ich brach ab als ich sah wie Gary und Ash hektisch den Kopf schüttelten. Was sollte das denn? ".. am Hotel sind." Gary stöhnte auf und ich runzelte die Stirn. "Was ist denn heute Abend?" fragte Zac neugierig. "Wir gehen in die Disco." sagte ich, immer noch verwirrt, doch als Zac erwiederte, da wäre er dabei, wusste ich wo das Problem lag als vier wütende Augen mich anstarrten. "Uhm... Zac? Holst du mir ne Cola?" Zac sprang natürlich sofort auf und als er außer Hörweite war legten Ash und Gary los.

"Warum lädst du ihn schon wieder ein?!?"

"Das is sooo ein Vollidoit!"

"Der will dich doch nur ins Bett kriegen..!!" In dem Moment platzte mir der Geduldsfaden, damit war Gary zu weit gegangen. "So ein Quatsch!" rief ich aus. "Es geht nicht jeder so respektlos mit Frauen um wie du! Und falls es dir nicht aufgefallen ist, ich kann super auf mich selbst aufpassen!" Ich stand auf, warf mein Handy in meine Tasche, schnappte mir mein Handtuch und blitzte die Jungs böse an. "Heute Abend um acht vorm Hotel!" und schon düste ich davon. Was bildete sich der Typ eigentlich ein? Ich war auf 180 und wollte nur zurück in mein Zimmer, als mich jemand am Arm packte. "Misty...?" kam es schüchtern von Ash, der mir nachgelaufen war. "WAS?" bellte ich aufgebracht. "Es tut mir Leid und Gary sicher auch..." Ich atmete einmal tief ein, sagte jedoch nichts. Also sah Ash sich gezwungen, weiter zu reden. "Aber so wie er sich gestern am Strand verhalten hat, als würdest du schon ihm gehören, ich hätte ihm am liebsten den Hals umgedreht, niemand darf so mit meiner... äh... mit dir umspringen!" sagte er entschlossen und ich musste leicht lächeln. Ich wusste genau, dass Ash erst 'Meine Misty' hatte sagen wollen.

"Okay, ich verstehe dich ja aber... ich kann mir meine Freunde selber ausssuchen und auf mich aufpassen, okay? Und nur weil er nicht Garys Flirttricks anwendet, heißt das nicht dass er nichts drauf hat." sagte ich mit einem anzüglichen Lächeln, leckte mir ganz kurz über die Lippen und sah zu, wie Ash rot um die Nasenspitze wurde. Er wusste, woran ich gedacht hatte.

Sofort kratzte Ash sich am Hinterkopf, was er immer tat, wenn er nervös war. "Also... ähm... Also... Drew und Maike kommen also um acht?" fragte Ash mich verlegen und es sah so aus, als wüsste er nur sonst nichts zu sagen. "Ja." strahlte ich. "Ich freue mich ja sooo unheimlich die beiden endlich mal wieder zu sehen! Oh, ich muss Drew auch noch antworten. Ach ja, er fragt ob das Sunburst Seaside Palace okay wäre, wir hatten ja noch keine Disco entschieden?" fragte ich ihn neugierig.

"Uhm, ja klar, die hört sich doch ganz cool an, aber... müssen wir denn unbedingt Zac mitnehmen?" Ich seufzte. "Ach Ash, was soll ich denn machen? Er ist nett und... er hat das Gespräch mitbekommen." gab ich zu und wurde nun auch rot, Ash grinste. "Ahh, daher weht der Wind, du kannst ihm nicht mehr absagen. Aber ich denke Gary würde das mit Freuden übernehmen." Ich sah Ash misstrauisch an. Soll das schon wieder eine Anspielung darauf sein, dass ich mit Gary geflirtet hatte? Wollte Gary Zac aus dem Weg haben, weil er merkte, dass Zac auf mich stand? Schließlich schüttelte ich den Gedanken ab, irgendwann würde ich schon noch dahinter kommen. "Nein." Ich schüttelte den Kopf. "Ich will ja nicht dass er sich ausgeschlossen fühlt und ihr müsst ja nicht mit ihm reden. Er wird erstmal Drew und Maike kennen lernen und wenn er euch zu sehr nervt beschäftige ich mich mit ihm." Ash machte einen Gesichtsausdruck, als würde ihm das auch nicht passen. Konnte man es dem Jungen überhaupt Recht machen? Ich beschloss, dass Thema zu wechseln. "Und, weißt du schon was du heute Abend anziehst? Also ich hab ja noch keine Ahnung, was hälst du von einem Kleid?" Doch bevor Ash mir antworten konnte, giggelte es neben mir - Lucia. "Sind die nicht süß?" kiekste sie und warf Kusshändchen zur Bar, wo sie eben noch mit den drei Jungs gestanden hatte. Ich verdrehte die Augen, aber als ich auf die Sixpacks sah, war auch ich beeindruckt. "Da steht er und ist heiß." sagte ich und konnte mir das Lachen kaum verkneifen als ich Ashs verwunderten Gesichtsausdruck sah. Lucia gab mir einen leichten Klaps. "Hey nicht frech werden, du hast schließlich schon Zac, die anderen gehören mir." Ash und ich warfen uns einen Blick zu und ich hoffte nur, dass Ash daraus deuten würde, dass ich NICHT auf Zac stand. Okay, ja erst vielleicht schon, aber ich konnte es garnicht haben, wenn man mich 'Babe' oder so nannte, als wär ich irgendeine dusselige Barbie-Puppe.
 

"Wahnsinn!" Lucia kam aus dem Bad, ihre Haare hingen noch nass auf ihren Schultern als sie das Chaos sah, dass mich umringte. Es sah aus als wäre mein Schrank explodiert. Und ich als Häufchen Elend zwischen den Blusen, Röcken und Kleidern. "Was ist denn hier passiert?" Ihre Augen wurden immer größer. Hilflos hob ich die Hände. "Ich finde nichts zum anziehen und ich will einfach umwerf... gut aussehen."

Sofort breitete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus und sie zwinkerte mir zu "Verstehe" Ich konnte ihrem Blick ansehen, dass sie dachte ich wolle für Zac so toll aussehen. Mir solls Recht sein, solange sie mir was passendes fand.

Lucia tippste durch mein Chaos und griff zielsicher einige Sachen heraus. "Hier." sagte sie schließlich, als sie ein Kleid aus dem Schrank gezogen hatte. Es war schwarz, ziemlich kurz und trägerlos. "Und dazu noch die passenden Accessoires." entschied sie, ging zu meinem Schmuckkästchen und zog hellblaue Ohrringe und eine passende Kette heraus. "Und dazu die schwarzen Schuhe mit dem Absatz, wo das kleine blaue Perlenherz dran ist." Jetzt war es an mir, große Augen zu machen. "Du bist meine Rettung." Lucia grinste. "Ich weiß. Und dann würde ich sagen die Haare in leichte Wellen legen."
 

Eine Stunde später waren wir beide fertig und überprüften nochmal rasch unser Make-up, es war schon 10 vor 8. Lucia trug ein nicht weniger kurzes Kleid in lila, ihre Haare trug sie jedoch wie immer. "Wir sollten vielleicht los." sagte sie zu mir und ich griff mir eine meiner hellblauen Handtaschen und steckte noch schnell das Handy ein.

Wir gingen die Treppe hinunter in die Lobby und als wir der Tür näher kamen, konnte ich sie schon sehen. Lucia und ich stürmten nicht sehr Ladylike kreischend aus der Tür, ich fiel Drew in die Arme und Lucia Maike. "Es ist sooo toll euch zu sehen." rief ich und Drew grinste mich an.

Die beiden gehörten auch zu meinen engsten Freunden und da sie auf einer anderen der Orange-Inseln Ferien machten hatten wir beschlossen, einen Abend etwas gemeinsam zu unternehmen. Schließlich begrüßte ich noch Maike, die schon bald danach nach der Hand von Drew griff. Ich sah die beiden gerührt an, sie waren so ein süßes Paar. Doch im nächsten Moment riss mich etwas aus dieser Trance. "Hey Süße!" Ich zuckte zusammen und drehte mich um. Natürlich, Zac. Drew und Maike starrten mich neugierig an. "Uhm, dass ist Zac, ich hab ihn vor ein paar Tagen hier kennen gelernt. "Ja, bei einem sehr eleganten Sturz in meine Arme." prahlte er. Ich wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken, und Drew, der dies bemerkte, zog eine Augenbraue hoch. Maike, die grundsätzlich das gute in jedem sah, schien dies garnicht aufzufallen. Sie dachte wohl, ich mochte ihn, denn schon begann sie ihn über sein Leben zu löchern und, wie es eben ihre Art war, war sie hellauf begeistert. "Misty! Ein Surfer? WOW!" Drew fing an zu lachen, er schien dass Verhalten seiner Freundin echt süß zu finden, ich fand es eher peinlich und genau in dem Moment tauchten natürlich Ash und Gary auf. Gary grinste nur spöttisch über Zacs Verhalten, doch Ash tat so, als hatte er es nicht gehört und fing an, seine Freunde zu begrüßen. Jedoch wanderten seine Augen kurz an meinem Körper rauf und runter, und er hatte einen Blick drauf, den ich nicht ganz deuten konnte, aber irgendwie machte er mich damit nervös. Er sah aber auch unheimlich gut aus. Er trug ein enges schwarzes Hemd, was seinen muskulösen Oberkörper betonte, dazu eine blaue Jeans. Einfach zum Anbeißen! ... Halt! Was dachte ich denn da schon wieder? Ash ist mein bester Freund nicht mehr! Gut, ich hatte ihm einen Kuss geraubt, doch er hatte ja sicher schon viele Mädchen geküsst und für ihn war es warscheinlich nicht so etwas besonderes gewesen wie für mich. Ich schüttelte den Gedanken ab. Heute Abend wollten sie einfach nur alle gemeinsam Spaß haben mit ihren Freunden, oder?
 

10 Minuten später waren wir an der Diskothek angekommen und stellten uns an der Kasse an. Es war ganz schön voll hier, Lucia wusste garnicht, wo sie zuerst hinschauen sollte. "Sieh mal der da, Misty, und hier und..." Ich folgte ihren Blicken und musste mal wieder zugeben, dass Lucia einen super Geschmack hatte. Drew, Maike und Lucia gingen vor mir durch, und als ich grade bezahlen wollte, legte Zac den Arm um mich. "Ich bezahle für das hübsche Mädchen." Ich warf ein verlegenen Blick auf Ash und Gary, die gar nicht glücklich aussahen, dass ich mit Zac gemeinsam in die Disco ging.
 

In der Vorhalle trafen wir uns alle wieder und staunten nicht schlecht: überall bunte Lichter, eine Theke in der Mitte vom Raum, vom dem fünf Hallen abführten in denen jeweils unterschiedliche Musik gespielt wurde. Ich hörte sofort, dass die Halle links von mir mir gefallen würde, aus der grad ein Song von Katy Perry drang. Über der Halle stand ein Schild, dass verkündete, dass diese Halle Sunrise hieße. Ich machte die Mädels darauf aufmerksam, denn ich wusste, dass ich nur sie auf meine Seite ziehen musste, damit wir uns alle in der Halle einfanden. Natürlich waren sie beide hellauf begeistert und so betraten wir die Halle. Sie war riesengroß mit einer Tanzfläche in der Mitte, und zwei Theken an den Seiten. Ich sah eine freie Stelle an der Bar und führte meine Freunde dort hin. Sofort legte Gary von hinten einen Arm um meine Taille. "Weißt du noch, das Wettrennen gestern? Ich schulde dir noch einen Drink." Ich lächelte Gary an. Ein Mädchen zu sein, hatte schon so seine Vorteile. Doch in diesem Moment fing ich Ashs Blick auf. Er sah etwas wütend aus und flüsterte grade Drew etwas zu. "Uhm... aber Ash kriegt auch was, schon vergessen?" Gary drehte sich weg und entließ mich aus seinem Griff. "Yo, Alter, was hättste gerne?" Man hörte schon sofort, dass Gary sein Macho-Aufreisser-Getue an den Abend legte, denn sonst redete er nie so, was er wohl für 'cool' hielt. "Ich nehm ein Bier." Kam es von Ash zurück. Gary bestellte also eine Runde Bier für die 'Männer', wo er Zac ganz ausversehen übersah. Für uns Mädels gab es einen Cosmopolitan, einen wirklich leckeren Cocktail.
 

Wir unterhielten uns alle gut, und tranken auch ein wenig, nur Zac schien es zu übertreiben. Zwischendurch kam er auf mich zu und lallte, dass er vorne an die Bar ginge, um schneller an Alkohol zu kommen. Mir sollte dass nur Recht sein. Eine Stunde später hatten wir uns alle auf Hocker zu einem Kreis gesetzt und unterhielten uns. Ash saß genau gegenüber von mir, so, dass ich ihn am öftesten ansah. Ich wusste nicht, ob es am Alkohol lag, aber ich konnte irgendwie auch nicht wegsehen. Immer wieder trafen sich unsere Blicke und ich fing auch zaghaft an, ein bisschen zu flirten. Was war los mit mir? Ich hatte eigentlich noch nicht viel getrunken. Doch in dem Moment riss mich etwas aus der Stimmung. Lucia hatte mich gepackt und hüpfte vor Freude kreischend auf und ab. Als ich erkannte, was der Grund dafür war, tat ich es ihr gleich. Es lief unser lied: "Single Ladies" von Beyonce. Wir sprangen auf und gingen auf die Tanzfläche. Dieser Tanz war unserer! Auch zuhause in der Disko waren viele Blicke auf uns gerichtet, wenn wir dazu tanzten. Aber mal ehrlich, für ein Mädchen ist es ja auch nicht schwer, Blicke auf sich zu ziehen, wenn man gekonnt mit den Hüften schwingen konnte. Und da ich und Lucia mal aus Spaß an einem Bauchtanz-Kurs teilgenommen hatten, war es ein leichtes für uns. Ich spürte viele Augen auf mir. Ich zog Lucia in eine Umdrehung nur um ein Blick auf die Jungs zu erhaschen. Und tatsächlich, Ash und Garys Blicke hingen an uns. Als das Lied vorbei war, ging ich unschuldig lächelnd wieder zu meinem Platz. Ash sah mich immer noch an. "Wow..." stieß er aus und ich musste kichern. Er schien nicht geplant zu haben, es auszusprechen, doch ich fühlte mich auf jeden Fall geschmeichelt. "Danke." "Wollen wir vielleicht noch was trinken?" fragte Ash etwas leise, damit nicht alle sie hörten. "Klar gerne. Ich geh mich nur eben frisch machen." Ich ging aus der Halle und konnte nicht aufhören zu lächeln, bis mich etwas herumriss und gegen die Wand drückte. Ich schnappte nach Luft. Da stand er vor mir, und drückte mich mit seiner Kraft gegen die Wand der Vorhalle. "Zac." keuchte ich und schon konnte ich an seinem stinkendem Atem riechen, dass er völlig betrunken war. "Misssy, ich will dich." lallte er in mein Ohr, während ich versuchte, mich frei zu kämpfen. "Nein, lass das!" Zac kam mir mit seinem Mund immer näher. "Hey komm, du bist betrunken!" rief ich verzweifelt. "Das bist nicht du, komm doch zu dir!" Ich wollte ihm am liebsten eine saftige Ohrfeige verpassen, aber seine Hände drückten meine Arme erbarmungslos gegen die Wand. "Aber du willst es doch auch!" flüsterte er. "Komm schon!" Ich spürte, wie er mir immer näher kam. Ich rief um Hilfe, doch die Musik war zu laut. "Ich...bin in jemand anderen verliebt! Ich will das nicht!!" rief ich aus, doch Zac schüttelte nur den Kopf. "Ist doch egal, es muss ja keiner wissen!" Ich schluckte schwer als ich sah, wie er die Lippen spitzte. Ich drückte meinen Kopf gegen die Wand, kniff die Augen zusammen und presste meine Lippen aufeinander. Den diese Lippen waren nicht für ihn bestimmt. Eine stumme Träne rann mir über die Wange und ich fragte mich, was Zac noch mit mir anstellen würde...doch im nächsten Moment hörte ich jemanden wütend schreien, einen dumpfen Schlag und der Druck auf meine Arme ließ nach. Langsam und vorsichtig öffnete ich die Augen...

09. You are my Hero

Gomen, das hat viel zu lange gedauert, das neue Kapitel hochzuladen Xx° Es ist schon seit gefühlten 100 Jahren fertig.

Naja, viel Spaß!
 


 

Misty sah wirklich wunderschön aus...

Es war nicht das erste Mal, dass ich das an diesem Abend dachte, aber jetzt gerade, als sie wegging, um sich frisch zu machen, schoss mir dieser Gedanken abermals durch den Kopf.

Irgendwie war ich heute sowieso extrem auf sie fixiert...und hatte sie vorhin nicht sogar zaghaft mit mir geflirtet?!

War vielleicht auch nur Einbildung gewesen...aber ihr Tanz zu diesem Lied vorhin war einfach nur unglaublich heiß gewesen!

Ich hatte ja keine Ahnung gehabt, dass sie so tanzen konnte! Diese Frau steckte immer wieder voller Überraschungen...

Auch wenn mir Zacs und Garys Verhalten gar nicht gefiel. Letzterer ging heute ja sogar noch, aber der andere...?! Zahlte der einfach für meine Misty...

Verdammt, jetzt hatte ich schon wieder meine Misty gedacht! Das war vorhin am Strand schon peinlich genug gewesen, als ich das fast ausgesprochen hätte...

Zum Glück hatte sie nichts gemerkt...

Ich war froh, dass sie sich jetzt bereit erklärt hatte, mit mir alleine was zu trinken...ich wollte mich endlich wieder mit ihr allein unterhalten. Nicht, dass ich Maike, Drew und die anderen nicht mochte, aber manchmal war es eben ganz schön, mit ihr unter sich zu sein...

Geduldig wartete ich darauf, dass sie zurückkommen würde...doch irgendwie brauchte sie ewig.

Hmh. Naja, Frauen eben. Grinsend verdrehte ich die Augen.

Wer hätte früher schon gedacht, dass Misty einmal so werden würde..?

Ich ganz bestimmt nicht.

Vielleicht sollte ich mal nachsehen, wo sie blieb...aber das wirkte irgendwie Kletten-mäßig, oder?

Wer verfolgte schon eine Freundin aufs Klo?

Zehn Minuten konnte ich ja noch warten. Naja, oder fünf...gut, ne, ich musste jetzt wissen, was war, sie war schon viel zu lange weg.

Gut, vielleicht war ich ein klein bisschen ungeduldig, aber damit konnte man leben.

Ich machte mich also auf den Weg Richtung Toiletten, wobei ich mich an massenhaft Leuten vorbei schieben musste.

Unter anderem sah ich Lucia, die gerade ziemlich heiß mit einem mir unbekannten Typen tanzte.

Naja, wenn sie meinte...sah ehrlich gesagt n bisschen schmierig aus, aber gut, ich hatte ja doch nich so viel Ahnung davon, auf was für Kerle Frauen so standen.

Ich kam gerade in den etwas leereren Bereich in der Nähe des Eingangs, als ich Misty sah – doch sie war nicht allein.

Ein muskulöser Typ mit ziemlich blondem Haar drückte sie gegen die Wand und schien ziemlich eindeutige Absichten zu haben!

Zac!

Im ersten Moment war ich wie erstarrt. Was ging da vor sich? Wieso tat Misty das?

Stand sie etwa doch auf diesen Typen?

Unfassbar, wie viele Fragen gleichzeitig mir durch den Kopf schossen, doch als ich ihre Stimme, verzweifelt und kreischend, vernahm, wurde mir alles klar.

„Ich...bin in jemand anderen verliebt! Ich will das nicht!!“

Ich wusste nicht, ob es nur Einbildung war, aber ich glaubte, eine Träne auf ihren Wangen zu sehen.

Das alles reichte aus, um mich von 0 auf 180 zu bringen.

Was bildete sich dieser Scheißkerl eigentlich ein?!?

„LASS SIE IN RUHE!!!“, brüllte ich aufgebracht und stürzte auf ihn zu.

Meine Gedanken rasten und ich hatte nur noch ein Ziel: Ihn von Misty weg zu reißen!

Wie konnte er es wagen, sie gegen ihren Willen anzufassen?!

Ich schlug ihm mit voller Wucht gegen den Hinterkopf, um sicherzugehen, dass er seinen Griff lockern würde.

„Was fällt dir eigentlich ein, du Schwein?!“, wäre ich gerade nicht stocksauer, hätte ich vielleicht sogar darüber gelacht, dass ich eben versehentlich gereimt hatte.

Aber stattdessen schlug ich noch ein paar Mal zu, um ihn hundertprozentig auszuschalten – und um mich abzureagieren.

Ich hörte, wie Misty hinter mir leise wimmerte.

Furchtbare Gefühle krochen in mir hoch, als ich mich zu ihr umdrehte und mich vor ihr hinhockte, um ihr ins Gesicht schauen zu können, dass sie mit ihren Händen zu verbergen versuchte.

„Hey...Misty...“, murmelte ich leise, doch sie antwortete nicht, sondern zwang sich krampfhaft, tief durchzuatmen. Die Arme...

Ich legte tröstend einen Arm um ihre Schultern.

„Es ist alles in Ordnung...“, flüsterte ich ihr ins Ohr.

Keine Ahnung, was dann passierte, doch plötzlich warf sie sich in meine Arme und weinte.

„Er...war aufeinmal da...“, ihre Stimme zitterte stark und ich verstand sie kaum, doch das war relativ egal. Ich schlang meine Arme um sie und drückte sie an mich.

Mein Herz klopfte viel zu schnell und mir wurde total warm.

Ich wollte nicht, dass sie weinte...ich wollte sie trösten, damit sie wieder lächelte...

Doch was sagte man zu einem Mädchen, dass gerade fast „vergewaltigt“ worden war?

„Psst, alles ist gut...“, oh Gott, das half ihr jetzt bestimmt unglaublich gut. Verdammt, mir fiel einfach nichts passendes ein!

Wir blieben eine Weile sitzen, bis Misty sich einigermaßen beruhigen konnte.

Neben uns begann Zac sich langsam wieder zu regen, was mir außerordentlich missfiel.

Allerdings beschloss ich, dass ich mich nicht noch mal auf sein Niveau hinab begeben wollte, also ignorierte ich sein schmerzverzerrtes Gesicht und sein Stöhnen und strich stattdessen weiterhin sanft über den Rücken des Mädchens in meinen Armen.

Nach ein paar weiteren Minuten, richtete sie sich etwas auf und sah mich an.

Ihre Augen waren gerötet und ihre Wimperntusche verlaufen, aber irgendwie war sie trotzdem total süß...noch immer raste mein Herzschlag, vor allem jetzt, wo ich in ihre Augen sehen konnte.

„Danke, Ash...“, sagte sie mit schwacher Stimme.

„Wofür denn?“

Sie lächelte leicht. „Dafür, dass du mich gerade vor Zac gerettet hast?“

Ich strich sanft über ihre Haare. „Dafür musst du dich nicht bedanken, das war doch wohl Ehrensache. Ich konnte nicht tatenlos mit ansehen, wie du von einem Typen angegrabscht wirst, obwohl du das nicht wolltest“

Plötzlich kam mir wieder in den Sinn, was sie geschrien hatte.

„Ich...bin in jemand anderen verliebt! Ich will das nicht!!“

Ich wollte sie fragen, in wen sie denn verliebt war und etwas überrascht stellte ich fest, dass ich eifersüchtig wurde, wenn ich mir vorstellte, dass ihre Antwort nicht „Ash“ lauten könnte.

War das nicht total albern?

Wieso sollte sie in mich verliebt sein? Wir waren Freunde. Beste Freunde. Schon immer.

Naja...ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass sie mir nicht mehr am Herzen lag als Lucia oder Maike, aber...was fühlte ich genau für sie?

„Lass uns gehen, bitte!“, flehend sah sie mich an. „Ich will nicht hierbleiben...“

„Oh...dir ist die Lust auf Party für heute wohl vergangen, oder?“

Sie nickte langsam. „Tut mir Leid...wir wollten ja eigentlich noch was zusammen trinken...“

Ich richtete mich auf und half ihr, aufzustehen.

„Ach Unsinn. Wir machen uns dann eben am Hotel noch einen schönen Abend. Ich schreib Gary dann gleich eine SMS, damit die Anderen sich keine Sorgen machen. Okay?“

Misty lächelte mich an. „Du bist heute mein Held, Ash“

Ich errötete, was sie bei der Dunkelheit glücklicherweise nicht sah.

„Ach Unsinn...“, wiederholte ich leise.

Zaghaft nahm ich ihre Hand und ging mit ihr nach Draußen, Richtung Hotel.

Und wehe, irgendwer würde diesmal unsere Zweisamkeit stören...!
 

„Also, wenn du doch wieder in die Disko gehen willst...dann mach das ruhig. Ich will dir nicht deinen Abend vermiesen und ich komme auch alleine klar“

Es war das gefühlte tausendste Mal, dass Misty das sagte und langsam reichte es mir.

„Misty. Ich sage es zum letzten Mal: Du versaust mir den Abend nicht! Die Disko läuft mir nicht weg und selbst wenn, gäbe es zuhause auch welche. Mach dir also keine Sorge, ich finde es auch mal ganz angenehm, mit dir alleine hier zu sitzen und einfach zu entspannen...“

Ich lehnte mich in dem großen Sessel auf Garys und meinem Zimmer zurück und schloss die Augen.

Misty wollte den restlichen Abend nicht wirklich allein verbringen, das merkte man ihr an, aber da sie irgendwas davon gemurmelt hatte, dass in ihrem Zimmer eine viel zu große Unordnung herrschte, hatte ich sie mit auf unseres genommen.

Sie saß jetzt auf unserem Bett und fummelte an ihrer Handtasche herum.

„Weißt du...“, begann sie, sprach jedoch vorerst nicht weiter.

Ich wartete, weil ich sie nicht drängen wollte. Sie würde mir schon erzählen, wenn sie bereit dazu war.

„Ich hatte wirklich Angst, er würde mich küssen...“, fuhr sie fort. „Ich weiß nicht wieso. Ich meine...es ist nicht so, als hätte ich noch nie einen Mann geküsst, aber...irgendwie...“, sie suchte nach passenden Worten, die ihre Gefühlslage beschrieben, fand sie aber nicht.

„Du bist eben in einen anderen verliebt...“, half ich ihr murmelnd.

Sie wurde rot. „W-Was? Woher...?“

„Ich habe gehört, wie du das zu ihm gesagt hast. Beziehungsweise, wie du geschrien hast“

Sie senkte den Kopf. „Das...habe ich...das kam auf einmal so raus...ich weiß nicht...ich...“, sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.

Aha, Gefühlschaos also.

Das kam mir doch sehr bekannt vor...

Jetzt stellte sich nur die Frage...wer stand ihr zur Auswahl?

Gary? Oder sogar ich? Vielleicht ja auch jemand vollkommen anderes...jedenfalls war ich froh, dass zumindest Zac nicht mehr im Rennen war.

Ich erhob mich und setzte mich neben sie aufs Bett.

„Mach dir nichts draus, Misty. Zac war total dicht und findet dich eben ziemlich anziehend...“

Oh Gott, jetzt nahm ich ihn auch noch in Schutz! Was war denn jetzt kaputt?

Sie seufzte tief. „Das ist doch kein Grund, Ash...außerdem verhält er sich schon die ganze Zeit, als wäre ich so gut wie seins. Dabei...interessiere ich mich doch gar nicht so richtig für ihn“

Schweigend betrachtete ich sie eine Weile.

Irgendwie musste sie jetzt abgelenkt werden. Nur wie?

Es war schwierig, sich da etwas auszudenken, wo wir nur zu zweit waren...

Seufzend nahm ich mein Handy aus der Hosentasche. Ich hatte nur die eine Wahl – auch wenn sie mir nicht gefiel. Viel lieber wäre ich weiter mit ihr allein geblieben.

Aber was nützte das schon, wenn sie schlecht drauf war?

Schnell tippte ich eine SMS an Maike, dass sie alle herkommen sollte. Ohne Zac.

„Wem schreibst du?“, fragte Misty neugierig.

„Niemandem...bloß einer Freundin“, sie musste ja nicht wissen, dass ich sie ablenken wollte.

Sonst würde sie wohlmöglich wieder damit anfangen, dass sie mich von meinem schönen Diskoabend abhielt...

„Einer Freundin..?“, misstrauisch beäugte sie mich. „Wem? Sag schon!“

Oha.

„Ähm...kennst du nicht. Aber sie ist auch nicht so wichtig, sie...also eigentlich kennen wir uns nur flüchtig, aber manchmal stellt sie mir Fragen über das Training von Pokémon. Sie ist noch eine Anfängerin weißt du. Gerade erst 14 geworden, sie fängt eben etwas später an als die meisten anderen!“

Wieso genau erzählte ich ihr nicht einfach die Wahrheit?

Im Inneren wusste ich wieso: Ich wollte nicht, dass Misty dachte, dass ich etwas mit einer Anderen hätte.

„Oh. Das ist nett von dir!“, sie lächelte freundlich.

„Weißt du, aber zurück zu Zac...“, wechselte ich hastig das Thema. „Verübelst du es ihm, dass er dich hübsch findet?“

„Wie meinst du das?“

Ich errötete leicht und sah zu Boden. „Naja...es wundert mich nicht, dass er dich toll findet, vor allem heute Abend...dein Kleid...und überhaupt. Ach, du hast eben alles, was ein Mann sich wünscht!“

Boah nein! Was redete ich denn da schon wieder?!

Nicht, dass es nicht stimmen würde, aber das klang so...keine Ahnung.

Aber es war mir peinlich.

Misty war jetzt selber rot angelaufen. „Das...das stimmt doch gar nicht! Lucia ist viel hübscher als ich und hat die perfekte Figur! Sie weiß immer, was sie gerade sagen muss und angelt sich einen Jungen nach dem anderen..!“

Das konnte sie ja wohl nicht ernst meinen, oder?

Wie kam sie darauf, sich mit Lucia zu vergleichen?? Die beiden waren doch von Grund auf verschieden!

„Jetzt übertreib doch nicht, es kommt immer darauf an, worauf der Junge steht. Du bist genauso hübsch wie sie und was gibt es an deiner Figur bitte auszusetzen? Genau, gar nichts. Du bist schlank und sportlich“

Wieso führt ich dieses bescheuert Gespräch überhaupt mit ihr?

Peinlich...

Misty wollte gerade eine passende Antwort geben, als Gary ins Zimmer stürzte, gefolgt von den Anderen drein.

„Zeit für Flaschendreheeeen!“, gut gelaunt schwenkte er eine Flasche über seinem Kopf.

Ausnahmsweise war ich froh, dass er uns unterbrach.

Scheinbar hatte Maike die SMS gekriegt...
 

„Also, da ihr mein wunderschönes Date mit Jerry gestört habt, bin ich die erste, die eine Aufgabe stellen darf!“, Lucia freute sich sichtlich darauf, sich eine Aufgabe auszudenken, was mir irgendwie Sorgen machte...da würde noch was auf uns zukommen.

„Du hast was mit einem angefangen, der Jerry heißt? Wie Tom und Jerry?!“, kicherte Maike los.

Wütend funkelte die Schwarzhaarige sie an.

„Na und? Das ist nicht dein Problem. Und außerdem, dein Freund hat einen Frauennamen, also tu bloß nicht so!“

„Hey, nicht persönlich werden hier! Außerdem ist Drew kein Frauenname...“, verteidigte Drew sich. „Stimmt. Der ist unisex!“, lachte Gary.

Meine Güte, die hatten doch alle ne Schraube locker...

„Könnt ihr jetzt mal aufhören so einen Quatsch zu reden?“, fragte Misty irritiert. „Sowohl Drew, als auch Jerry sind Namen, an denen nichts auszusetzen ist“

Lucia funkelte sie grinsend an. Uh-oh!

„Und Zac ist auch ein sehr schöner Name, oder?? Ihr scheint euch echt gut zu verstehen!“

Verdammt! Alamiert sah ich Misty an, doch die ignorierte Lucias Ausspruch offensichtlich und atmete nur tief durch, um sich nicht aufzuregen.

„Können wir dann jetzt anfangen?“, fragte ich.

„Na klar, Ashy!“, Lucias zuckersüßes Stimmchen machte mir irgendwie Angst...was hatte sie bloß vor?

„Also, da das die erste Runde ist, habe ich mir gedacht, dass wir was einfaches machen. So zum Einstieg, als Aufwärmübung! Deshalb...muss derjenige, auf den die Flasche zeigt, mich auf die Wange küssen!“, sie strahlte in die Runde.

Na wow, das war ja mal eine total kreative Aufgabe.

„Seit wann darf der Aufgabensteller sich selbst in die Aufgabe einbeziehen?“, fragte Gary mit hochgezogenene Augenbrauen.

„Ach komm schon, sei kein Spielverderber!“

„Mir soll's egal sein...“

Lucia kicherte und drehte kräftig an der Flasche. Na hoffentlich zeigte die nicht auf mich, ich hatte wirklich keine Lust, sie zu küssen. Auch wenn es nur die Wange war...

Glücklicherweise zeigte der Flaschenhals aber in Richtung Drew.

Oho, das würde Maike vermutlich gar nicht gefallen...

Fragend sah er seine Freundin an, die aber nur mit den Schultern zuckte. „Das sind die Spielregeln!“

Die Sache war ziemlich schnell erledigt, vor allem weil Lucia irgendwie so aussah, als hätte sie sich jemand anderen erhofft...

„Gut, auf den die Flasche jetzt zeig, der muss...einer anderen Person einen Heiratsantrag machen! Natürlich gilt der nicht, aber naja...“, er grinste fröhlich.

Irgendwie begann mein Herz plötzlich, wie wild zu klopfen.

Einen Heiratsantrag...wie wäre es wohl, wenn ich Misty einen machen müsste? Er war zwar nicht ernst, aber...

Verdammt. Wieso musste ich in letzter Zeit immer und überall an Misty denken?

War sie mittlerweile so viel mehr als meine beste Freundin?

Naja, wie auch immer. Die Flasche zeigte auf Maike, die kurz auflachte und dann selber ein weiteres Mal drehte, um herauszufinden, wem sie denn jetzt einen Antrag machen durfte.

Und die Flasche zeigte auf...Gary.

„Na, das ist ja mal unüblich, dass das Mädchen dem Jungen den Antrag macht! Fühlst du dich nicht in deiner Männerehre gekrängt, Garylein?“, kicherte Lucia.

Meine Güte, musste die ihren Unmut über ihr unterbrochenes Date mit „Jerry“ denn an uns auslassen?

Maike und Gary ignorierten sie.

Die Braunhaarige lies sich stattdessen theatralisch auf ein Knie sinken und sah den Jungen vor sich mit großen Augen an.

„Oh Gary...“

Dieser war scheinbar voll und ganz bereit, das Spiel mitzuspielen.

„Ja, Maike?“

„Willst du, Gary Eich, meine...ähm...mein Mann werden?“

„Aber auf jeeeeden Fall, Maike, mein Schatz!“, er nahm ihre Hand und küsste diese elegant und lachte dann.

„Okay, das nächste Mal mach ich das glaub ich doch selber“

Wir anderen fielen ein und Maike setzte sich wieder neben Drew, der lächelt einen Arm um sie legte.

Süß...

Irgendwie beneidete ich die beiden ja. Es musste toll sein, wenn alle wussten, zu wem man gehörte und keiner auch nur daran dachte, diese Tatsache anzuzweifeln.

„Nach diesem wunderbaren Ereignis...jetzt etwas eher körperliches!“, schon als ich Garys Grinsen sah, wusste ich, was jetzt kommen würde...

„Der, auf den die Flasche zeigt, muss einen anderen von uns küssen. Aber nicht so ein 0815-Kuss, wie zum Beispiel bei Drew und Lucia vorhin. Ich spreche von einem richtigen Kuss, bei dem einem heiß und kalt werden sollte. Kapiert?“, herausfordernd sah er jeden von uns an, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mich besonders lange musterte...

Die Flasche drehte sich im Kreis, ehe ich überhaupt gucken konnte. Was hatte Gary sich bloß bei dieser Aufgabe gedacht...?

Ich hatte keine Lust, jemanden von meinen Freunden abzuknutschen...bis die Flasche vor Misty stehen blieb.

Ich fühlte mich, als würde mein Herz für eine Sekunde stehen bleiben. Plötzlich hatte ich doch Lust, Misty vor allen zu küssen. Weil es eben Misty war und nicht Lucia oder Maike.

Ich wollte nicht, das jemand anderes diese Ehre zuteil werden würde.

Und schon gar nicht Gary.

Misty wurde leicht rot und lächelte verlegen. Die Arme. Da war sie vor einiger Zeit Zacs Fängen entkommen, da musste sie jemand anderes küssen.

Wie groß war die Chance, dass ich derjenige sein konnte? 1:5

Oho, ich hatte also eine 20%ige Chance.

Aber wann hatte ich schonmal Glück bei sowas? Eigentlich nie. Es gab da einige unschöne Partyerlebnisse bei Flaschendrehen, über die ich nicht mal mehr nachdenken wollte...

„Na das wird doch interessant! Unsere allseits geliebte Misty darf gleich jemanden küssen...“, Gary grinste breit, was sie nur mit einem leichten Lächeln quittierte.

„Wie schade für dich, dass Zac nicht hier ist, oder?“

Ich hätte Lucia für diesen Kommentar am liebsten eine reingewürgt. Sie checkte es nicht, oder??

Misty ignorierte sie abermals und drehte an der Flasche.

Etwas unsicher zwar, aber doch genug, um sie ein paar Runden drehen zu lassen.

Die Anspannung in mir stieg. Vielleicht würde ich gleich zusehen müssen, wie Gary mit ihr rummachen würde...er hatte doch schon angedroht, dass er sie sich schnappen würde. Das war also seine Chance, nicht wahr?

Ich warf ihm einen Blick zu, den er erwiderte, doch ich konnte nicht erkennen, was er dachte. Es sah nicht so aus, als wäre er total scharf auf diesen Kuss, aber richtig deuten konnte ich es nicht.

Die Flasche wurde immer langsamer, bis sie schließlich stehen blieb – vor Maike.

War ja klar.

Das Mädchen schien einen ganz kurzen Augenblick zu überlegen, sie sah mich eine Sekunde an – wieso auch immer – und guckte dann zu Misty. „Nichts gegen dich, Süße, aber ich küsse ehrlich gesagt lieber meinen eigenen Freund“, sie zwinkerte vielsagend. „Aber hey, gibt es nicht so eine Regel, die besagt, dass dann der Mitspieler links von einem die Aufgabe übernehmen muss?“

Lucia schnappte nach Luft. „Das ist nicht wahr, so eine blöde Regel gibt es gar nicht!“

„Doch klar gibt’s die, ich kenne die auch!“, warf Drew ein und grinste mich an.

Hä?

Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich links neben Maike saß.

Oh Gott. Mir wurde schlagartig heiß.

Ich hörte gar nicht mehr richtig, wie Lucia weiterhin darüber meckerte, dass es solch eine Regel gar nicht gebe, stattdessen blickte ich Misty an, die mich unsicher anlächelte.

Mein Herz pochte viel zu laut. Ich hatte das Gefühl gleich durchzudrehen.

„Doch, Lucia, leider gibt es diese Regel wirklich...“, sagte sogar Gary. Ich sah ihn überrascht an. Gerade bei ihm hätte ich gedacht, dass er auf Lucias Seite stehen würde.

Hing das etwa mit seinem seltsamen Blick gerade eben zusammen?

Naja. Was war schon dabei? Misty war meine beste Freundin und das hier war nur ein Spiel.

Ein blödes Spiel.

Sie rutschte ein Stück zu mir heran und ich sah sie an.

„Tu das nicht, wenn du mich liebst, Ash!!“, kreischte Lucia irgendwo, aber ich nahm sie gar nicht richtig war. Wie kam sie überhaupt darauf, dass ich sie liebte?

Egal.

Ich legte meine Hände auf Mistys Schultern und sah ihr in die Augen.

Dann schloss sie sie und meine Lippen näherten sich ihren, bis sie sich fast berührten.

„Jetzt sei endlich still!“, unterbrach Maike Lucias Gemecker, die prompt aufhörte zu reden und mich anstarrte. Die anderen taten dasselbe.

Irgendwie fühlte ich mich ein wenig unter Druck gesetzt, als müsste ich eine gewisse Leistung vollbringen...

Doch als ich dann ihre weichen Lippen auf meinen fühlte, wurde mir so ziemlich alles andere egal.

Unser letzter kleiner Kuss am Pool war so verdammt kurz und plötzlich gewesen, dass ich ihn kaum gespürt hatte.

Doch jetzt...

„Na los, küsst euch schon richtig!“, rief Gary.

Richtig...

Ich hatte kaum Zeit darüber nachzudenken, wie man sich „richtig“ küsste, da passierte das schon von ganz alleine.

Unser Kuss wurde leidenschaftlicher, ihre Hand wanderte in meine Haare, und bevor ich mich versah, öffnete ich mit meiner Zunge ihre Lippen.

Das brauchte nicht mal besonders viel Aufwand...

Es ist schwierig zu beschreiben, wie unsere Zungen miteinander verschmolzen, aber es fühlte sich absolut richtig an. So, als wäre alles genauso, wie es sein sollte.

Ich hörte, wie Gary neben uns sich laut räusperte. Irgendwie schwang Amüsement in seinem Tonfall mit. Und ich vermutete, dass er uns zu sagen versuchte, dass es jetzt reichte, da Misty instinktiv zurückzuckte, doch irgendwas war in mich gefahren.

Ich konnte jetzt nicht aufhören. Ich wollte nicht.

Fast automatisch griff ich fester nach ihren Schultern und hielt sie zurück, drückte sie wieder näher an mich.

Und küsste sie.

10. A dream that can't come true

So, nach 100 Jahren endlich ein neues Kapitel :)
 

Es war alles so verrückt. Der Abend, das Flaschendrehen und Maikes komische Regel. Nicht das ich besonders scharf darauf gewesen wäre, Maike zu küssen, das wär schon irgendwie seltsam gewesen, aber diese Regel hatte ich noch nie gehört, und ich spielte nicht zum ersten Mal Flaschendrehen...

Bis mir plötzlich klar wurde, was es bedeutete. Ash. Ich dürfte Ash küssen. Bei dem Gedanken schoss mir Röte ins Gesicht und ich musste Lächeln und sah zu Ash. Ich hörte gar nicht mehr richtig zu, wie die anderen diskutierten, in dem Moment kam mir diese Regel mehr als logisch vor.

Als ich sah, dass Ash mich anblickte, merkte ich, wie Unsicherheit in mir aufstieg.

Er wirkte verwirrt, schaute kurz zu Gary, und sah wieder mich an.

Etwas unglaublich sanftes lag in seinem Blick, als er immer näher zu mir rutschte, und als er schließlich die Hand auf meine Schultern legte, fühlte ich Schmetterlinge in meinem Bauch herumflattern. Es war alles so unwirklich, alle starrten uns an, Lucia rief noch irgendetwas, und dann schien alles um mich herum still zu werden, als Ash seine Lippen auf meinen ablegte.

Seit meinem spontanen Kuss-Übefall hatte ich mir gewünscht sie wieder spüren zu dürfen. Es war ein unglaublich schönes Gefühl und als ich aus weiter ferne eine Stimme etwas sagen hörte, intensivierte sich der Kuss, ich wusste gar nicht wie mir geschah, als Ashs Zunge sanft meine Lippen öffnete und ich meine Hände in seine vollen Haare krallte. Mein ganzer Körper fing an zu kribbeln, es war unglaublich, unbeschreiblich.

Doch ich hatte eine Sache vergessen: Wir waren nicht alleine. Ich konnte nicht sagen, wie lange dieser Kuss andauerte, als ich ein Räuspern vernahm. Instinktiv und erschrocken zog ich meine Hand zurück und wollte zurückweichen, doch – das unfassbare passiert – Ash lies mich nicht los! Seine Hände, die jetzt um meinen Rücken geschlungen waren, zogen mich fester zu sich, ganz nah. Ich legte meine Hand auf seinem Oberschenkel ab und lies es geschehen, ich konnte sein Verlangen praktisch spüren – oder war das nur Einbildung? Ich konnte nicht mehr wahrnehmen was um uns herum passierte, ich nahm nur noch ihn wahr – Ash.

Doch auch ich wusste, dass es nicht ewig so sein konnte, und die Realität holte uns ein.

Ash Arme lösten seinen Griff, ich wich zurück. Unsere Lippen lösten sich beinahe in Zeitlupe voneinander und langsam öffneten wir die Augen und sahen uns an. Ich nahm meine Hand von seinem Oberschenkel und strich mir verlegen durch die Haare.

Und dann passiert alles ganz schnell. Maike rief „Ich habs gewusst!“

Die beiden Jungs jubelten und dann... hörte ich ein Schluchzen. Lucia.

Ich wandte meinen Blick von Ash ab und sah zu meiner besten Freundin. Mit Tränen in den Augen blickte sie Ash an, dann mich und rannte Kopfschüttelnd aus dem Zimmer.

Ich verstand die Welt nicht mehr, als Maike schon sagte „Schon gut Misty, ich gehe.“ Ich lächelte sie dankbar an, dann sah ich zu Ash. Er sah mich immer noch an, ich schluckte.

„Duuu alter Casanova, du!“ rief Gary und klopfte Ash auf die Schulter, was wohl auch ihn in die Wirklichkeit zurückholte. Anscheinend hatte jeder gesehen, dass Ash den Kuss hinausgezögert hatte. Auch er war rot um die Nasenspitze geworden. Aber Garys „Freude“ kam mir leicht verdächtig vor.

Und was hatte das alles zu bedeuten? Warum hatte Ash mich festgehalten? Hatte ich wirklich sein Verlangen gespürt? Was ich spürte, war auf jeden Fall mein pochendes Herz und die k+ribbelnden Lippen.

Drew und Gary tanzten jetzt durch den Raum, hatten die doch mehr getrunken als ich gedacht hatte? Ich spürte Ashs Blick wieder auf mir ruhen. Als konnte er nicht wegsehen.

Mein Problem war, das ich nicht hinsehen konnte, er war mir noch so nah, und ich spürte das ich mehr wollte, ich wollte ihn wieder küssen, immer wieder. Verlegen durch meine Gedanken sah ich zu Boden und drehte eine Haarsträhne um meinen Finger. Plötzlich merkte ich, wie Ash wieder näher kam, sich zu mir beugte, sollte er etwa...?

Nein, natürlich nicht! Ich und meine Fantasie! Ash kam immer näher zu meinem Ohr und flüsterte „Wollen wir vielleicht spazieren gehen?“ Ich nickte und ließ mich von ihm hochziehen, ohne ein Wort verließen wir den Raum.

Schweigend gingen wir an meinem Zimmer vorbei, aus dem ich ein schluchzen hörte. Aber auf Lucia konnte ich mich nicht konzentrieren, ich hatte mein eigenes Gefühlschaos. Der Kuss war so unwahrscheinlich schön gewesen, am liebsten würde ich ihn wiederholen. Wüsste ich es nicht besser, hätte ich meine Finger überhaupt nicht mehr von ihm lassen können. Meine Wangen glühten, ich hatte sogar etwas Angst.

Wir waren bereits aus dem Hotel raus, auf dem Weg zum Strand und Ash hatte noch keinen Ton gesagt. Natürlich war es dunkel, doch der Mond und die Sterne erleuchteten die Nacht genug, fast schon romantisch... Halt! Was dachte ich da wieder? Ash hatte mich nur geküsst, weil es Flaschendrehen war, er hatte sich eben nicht unter Kontrolle, anders konnte es doch nicht sein, oder?

Ich versuchte ruhig zu bleiben, doch meine Beine schienen immer noch wie Wackelpudding zu sein. Ich schaute vor mich auf den Boden und ließ die kalte Nachtluft durch meine Haare wehen.

Ich spürte Ashs Blick auf mir, doch als ich hinsah, war es schon vorbei.

Was war nur mit uns passiert?

Normalerweise redeten wir in einer Tour, konnte denn ein Kuss soviel verändern?

Klar, für mich änderte es was, es war mein erster 'richtiger' Kuss gewesen und er war mit Ash, sonst hätte er mir bestimmt nicht so einen Schauer über den Rücken gejagt. Aber für Ash war das sicher was ganz anderes, oder?

„Misty...“

Prompt holte er mich aus meinen Gedanken und ich sah ihn erneut an. „Uhm... ja?“

Zuerst kam nichts und mein Herz pochte wie wild, doch Ash schien es sich anders zu überlegen. „Ähm... willst du was trinken?“

Ich seufzte und sah auf die Strandbar, an der wir vorbeiliefen. „Nein, danke, hier draußen ist es doch viel schöner oder?“

Ash lächelte seicht und nickte. „Seltsamer Abend, nicht?“

SELTSAM? Mich zu küssen war also seltsam. Ich schluckte. „Ja,...sicher.“

Ash hatte wohl meiner Stimme angemerkt, das mich seine Worte verstimmten.

„Was nicht heißt, dass es nicht schön war...“ Ich sah ihn überrascht an. „Eh...also der Abend, meine ich.“ Wir sahen uns an und mit einem Mal, mussten wir lachen. Nicht viel und nicht lange.

„Wir... verhalten uns bescheuert, oder?“ fragte ich mit geröteten Wangen

„Was meinst du?“

„Na ja, wir sind beste Freunde, keine Kinder mehr und es war ja nur... ein Kuss.“

Bei diesen Worten sah ich ihn an, ich wollte eine Reaktion sehen.

Oha, bildete ich mir das nur ein, oder sah ich Enttäuschung in seinen wunderschönen Augen aufblitzen?

„Ja...“

Mehr sagte er nicht, und irgendwie traute ich mich auch nicht, noch was dazu zu sagen. Ich war froh, dass er nicht aufgelacht und mir begeistert zugestimmt hat, denn es war ja nicht mal meine Meinung.

Für mich war es viel mehr als das. Ich fröstelte und schlang meine Arme um meinen Körper. In meinem kurzen Kleid war es doch etwas kalt hier. Ein Augenblick später spürte ich Stoff auf mir. Ash hatte mir seine Jacke um die Schulter gelegt. Ich sah ihn verlegen an, während er die Hand von meiner Schulter nahm, er lächelte.

Selbst durch die Jacke, ließ eine simple Berührung von ihm meinen ganzen Körper kribbeln und plötzlich war mir garnicht mehr kalt. „Danke...“ hauchte ich.

Seine Jacke roch total gut. Nach ihm. Am liebsten hätte ich sie immer an. Verstohlen warf ihm ihm einen Blick zu.

Er war perfekt.

Nicht nur vom Aussehen her entsprach er meinem Traummann. Er war so liebevoll und einfühlsam mir gegenüber, er konnte witzig und selbstsicher sein und manchmal ein klein wenig schüchtern, so wie jetzt.

Und wenn ich mich nicht total irrte, schien er sich nach dem Kuss nur für mich zu interessieren.

Sein Blick hatte auf mir geruht, er hatte weder Lucia noch Gary beachtete, er wollte mit mir alleine sein, oder?

Wenn ich ehrlich zu mir selbst sein soll: Dieser Kerl hatte es mir angetan. Selbst diese Verlegenheit genoss ich irgendwie, weil er bei mir war. Gary und Zac hatten auch mit mir geflirtet, aber war es mir nicht immer unangenehm, wenn Ash dabei war? Hatte Ash mir nicht oft genug bewiesen, was für ein guter Kerl er wahr? Vermutlich zu gut für mich...

Verdient hatte ich ihn bestimmt nicht. Es war unfair von mir, so eine These in den Raum zu stellen, und ihm nicht zu sagen, dass ich das ganz anders sah. Eins war mir klar: Er war längst mehr für mich, als ein bester Freund... doch sagen, konnte ich dass nicht.

Ich hätte zu gerne gewusst, was Ash im Moment dachte.

Ob es ihm ähnlich ging, dass er nach Worten suchte, die er sagen könnte. Irgendein belangloses Thema anzuschneiden, ging irgendwie nicht.

So wie das mit der Strandbar. Eigentlich hatte er was anderes sagen wollen, da war ich mir sicher.

Vielleicht wollte er mir aber auch sagen, dass ich mir keine Hoffnungen machen sollte, was ihn betraf.

Vielleicht maß ich dem Kuss zu viel Bedeutung bei. Vielleicht hätte er jedes andere Mädchen auch festgehalten und sie erneut geküsst. Vielleicht...

Ich sah hoch in den Himmel und mit einem Mal entfuhr mir ein „Wow...“

Ash sah kurz zu mir, dann folgte er meinem Blick. Der Mond stand wie eine Kugel am Himmel, umringt von Millionen von Sternen. Es war einfach „Wunderschön.“ beendete Ash meine Gedanken. Ich wollte etwas erwidern, bis ich sah, dass er nicht die Sterne anblickte, sondern mich.

Ich lächelte verlegen. Hatte er das jetzt wirklich auf mich bezogen? Ash sah mich an, aber das konnte nicht sein, es war nicht möglich.

„Wollen wir vielleicht zum Wasser runter?“ fragte er leise.

Ich nickte und ließ mich von ihm mitziehen, er hatte nach meinem Arm gegriffen. Die Hand wäre mir lieber gewesen, aber er stand ja nicht auf mich. Selbst wenn er seine Aussage auf mich bezogen hätte, bedeutete das nicht unbedingt viel. Schließlich konnte man seiner besten Freundin auch sagen, sie sei hübsch.

Ich zog meine Schuhe aus und ging mit den Füßen über den weichen Sand, zum Wasser runter. Die Wellen rauschten leise, es war fast kein Wind zu spüren. Es war romantisch, zu romantisch...

Als wir am Wasser standen ließ Ash meinen Arm los und hinterlies nur ein leichtes Kribbeln.

Ich sah zu ihm und entdeckte ein freches Lächeln, diesen Blick kannte ich doch. Ash ging vor, kniete sich hin und … „Nein...“ rief ich aus, als mich schon ein Schwall kühles Wasser traf. „Na warte!“ krieschte ich und fing auch an, ihn mit Wasser zu bespritzen.

So war das immer mit Ash. Es dauerte mal eine Weile, aber er schaffte es, jede Situation früher oder später aufzulockern.

Plötzlich war die Verlegenheit wie weggeblasen, wir spritzten mit Wasser um uns und lachten

. Als Ash aber mit einer Hand voll nassem Schlamm auf mich zukam, wurde es mir zu viel. Ich warf seine bereits klitschnasse Jacke von mir und rannte über den Strand – ausgelassen lachend.

„Ich krieg dich!“ hörte ich es hinter mir rufen und warf einen Blick über die Schulter. Ash düste hinter mir her, Tropfen stoben aus seinen nassen Haaren. Ich kreischte und versuchte schneller zu rennen, aber ich wusste, früher oder später würde er mich einholen. Und wenn ich ehrlich war, was wollte ich lieber, als mich von ihm „kriegen“ zu lassen?

Irgendwie war es ein beängstigendes und auch schönes Gefühl, wenn ich darüber nachdachte, was passieren würde, wenn er mich hatte. Würde er mich packen? Umarmen? Wenn ja, sollte er mich nie wieder loslassen...

Jetzt spürte ich, dass er schon ganz nah war, und meine Aufregung stieg. Was würde passieren, wenn das Spiel vorbei war? Würde die Verlegenheit von vorhin zurückkehren? Oder würden wir so tun, als wäre nichts passiert oder...

Weiter kam ich nicht, denn in dem Moment packte mich etwas von hinten, ich schrie kurz auf, dann purzelten wir schon lachend übereinander. Plötzlich fand ich mich im weichen Sand wieder, Ash über mir. Er lag auf mir, unsere Gesichter trennten nur einige Zentimeter. Wir atmeten schwer und Ash begann, sich mit seinen Oberarmen neben mir aufzustützen. Mein ganzer Körper schien zu schaudern, denn obwohl er sich aufstützte, berührte sein Körper mich fast komplett. Unsere nassen Sachen schienen schon einander zu kleben, während wir uns nur anstarrten. Ash strich mir eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. Er wurde rot. „Also... ist nichts dabei, seine beste Freundin zu küssen, oder?“

Mein Herz schlug schneller, ich nickte. Wollte er etwa...?

Sein Gesicht kam meinem immer näher, wir konnten die Augen nicht mehr voneinander abwenden.

Ich konnte spüren, dass ich es wollte, mein Verlangen nach ihm und seinen Küssen.

Unsere Lippen trennte nur noch ein Millimeter als Ash mich nochmal fragend ansah. Ich lächelte kurz, was er wohl als Einverständnis sah.

Ash legte seine Lippen auf meinen ab, sie waren warm und weich. Und etwas salzig, vom Meerwasser. Diesmal wurde der Kuss sofort intensiv, denn diesmal waren wir wirklich alleine.

Es war unsere eigene Entscheidung gewesen. Und auch, wenn es keinesfalls bedeutete, das Ash in mich verliebt ist, genoss ich den Kuss und seine Nähe. Es war was anderes, wenn man alleine war, es war leidenschaftlich und ich begann wieder, meine Hände in seine Haare zu krallen. In dem Moment gab es nur uns. Und wer weiß, ob ich je wieder die Gelegenheit hatte. Die Szenerie, wir alleine und die Vergangenheit. Alles stimmte und konnte nur zu so was führen. Auch wenn es das erste und letzte Mal war. Und eins kann ich sagen: Kalt, war mir sicher nicht mehr.



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Kommentare zu dieser Fanfic (29)
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Von:  Tatzi88
2012-03-20T22:51:34+00:00 20.03.2012 23:51
;_; net aufhören! hab endlich ne gute Ash-Misty story gefunden und schlag mir hier die nacht um die ohren weil ich wissen will WIE sie nun zusammen kommen und dann sowas........ bitte bitte weiterschreiben! es ist doch bestimmt nur noch 1 Kapitel (das ist schon schlimm genug...) aber das vlt aus der Sich von beiden? also einmal das kapital aus ash´s und einmal aus misty´s sicht...

lg Tatzi
Von: abgemeldet
2011-05-15T21:33:22+00:00 15.05.2011 23:33
Hab ich keine ENS bekommen? Oo
Naja egal^^
Ich saß die ganze Zeit hier & murmmelte ein "Aaaw" nach dem anderen vor mich hin :'D Das war einfach zuu süüß.
& Gary & drew haha. Kann mir so vorstellen, wie die besoffen durch den Raum tanzen x'D
& Lucia WTF? Was geht denn mit der?! Die soll sich mal keine Hoffnungen machen O.o Die soll wegbleiben ^^
Mistys Pessimisums ist schon irgendwie putzig. So ein großes Verlangen nach einem Kuss, hat ja rein garnix zutun.
Natürlich hat er keine Gefühle für sie :'DD Ajjajj. Freu mich, wenns weiter geht :D ♥
Von: MiyaToriaka
2011-04-05T10:05:42+00:00 05.04.2011 12:05
AWWWWWWW OMG kein Wunder bin ich in dem letzten Kapitel nicht zu 100% mitgekommen ^^; Ich hatte das hier doch tatsächlich überlesen ;__; AWW!!! Aber ich muss abgemeldet so zustimmen XDDD Diese ganze Flaschendreherei hat mich so zum Lachen gebracht! Es ist eine der besten Szenen, die ich bisher kenne XDDDD SO SUPER!
Von: abgemeldet
2011-04-04T10:55:52+00:00 04.04.2011 12:55
Kann nur zustimmen xD
Wie aus meinem Munde ♥.♥
Von: MiyaToriaka
2011-04-03T08:52:30+00:00 03.04.2011 10:52
WTF wieso ist hier Schluss???? ;______; Ich hoffe doch sehr, dass das nicht das Ende ist?! *euch bettelnd anschiel*
Ist das genial ;__; Es ist so mitfühlen! Ich hab schon lange nicht mehr so ein tolles Kapitel gelesen. Es ist der Wahnsinn, eure ganze FF ist der Wahnsinn!
Gary und Drew waren auch genial - zu Lucia kann ich nichts sagen... Bei ihr empfinde ich irgendwie kein Mitgefühl T__T
Das Flaschen Drehen hat mich total an meine eigene Vergangenheit erinnert XD Das war irgendwie cool!
Also macht bitte weiter so ;o;

LG
Miya ♥
Von: abgemeldet
2010-11-17T15:09:21+00:00 17.11.2010 16:09
Gomen, ich hab schon viel zu lange nicht mehr weitergelesen XX
Tolle FF, immernoch! Ich mag Ash hier total, er ist so niedlich =)
Von: abgemeldet
2010-11-16T20:13:46+00:00 16.11.2010 21:13
[quote]„Na und? Das ist nicht dein Problem. Und außerdem, dein Freund hat einen Frauennamen, also tu bloß nicht so!“

„Hey, nicht persönlich werden hier! Außerdem ist Drew kein Frauenname...“, verteidigte Drew sich. „Stimmt. Der ist unisex!“, lachte Gary.

Meine Güte, die hatten doch alle ne Schraube locker...[/quote]

OMG Ich musste sooo lachen nää xD *Immernochlach*
Das Kapi ist dir wiedermal soooo guuut gelungen & Ash schient ja gerade richtig drinn zu sein ^.^ Mal sehn, wies weiter geht x3
Von: abgemeldet
2010-09-04T20:59:33+00:00 04.09.2010 22:59
uuuff was für ein ENDE!?
Wissen will, wie es weiter geht [: Doofer Zac, ich mag den nicht! Hoffentlich war Ash der Held ♥
Von:  MasterJules
2010-01-07T23:46:03+00:00 08.01.2010 00:46
Also die FF ist der Hammer... Supertoll geschrieben. :) Ich kann mir richtig gut die Situationen vorstellen und schmeiß mich des öfteren weg vor lachen. Hehe xD
Also ich freu mich auf die Fortsetzung!

Von: abgemeldet
2009-09-30T16:04:22+00:00 30.09.2009 18:04
OMG Sooo toll wieder geschrieben! Die vor sich her lallende Lucia ist mal wieder richtig gelungen. Ich konnte mir richtig vorstellen, wie sie auf den Bett liegt und rumbrüllt xD Der Misty-Ash Part: Richtig schön dramatisch und kawaii! Das Ende... fand ich auch einfach nur schön!


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