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Hate Me || Love Me

Der Anfang von einem neuen Ende
von

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Alte Liebe

Am nächsten Morgen wurde Akuma aufgeweckt, als die Schiebetüre zur Terrasse mit viel Schwung aufgeschoben wurde. "Komm, Drops!", rief Shouta mit fröhlicher Stimme und rannte gemeinsam mit seinem Hund hinaus in den Garten. Verschlafen blickte er sich um. Die Sonne war schon längst aufgegangen und strahlte von einem beinahe wolkenlosen Himmel auf ihn hinab. Der Dämon streckte sich genüsslich und gähnte. "Hab ich gut geschlafen", sagte er leise zu sich selbst, wobei immer noch etwas Müdigkeit in der Stimme zu erkennen war. Er hatte einen erholsamen Schlaf gehabt und war somit bereit für einen neuen Tag. Welcher - nebenbei bemerkt - hoffentlich nicht wieder eine wilde Verfolgungsjagd auf dem Plan hatte. Kaum zu glauben, dass er noch nicht früher aufgewacht war, wenn er jetzt Shouta so rumschreien hörte. Er spielte mit Drops Fangen, bis er einen kurzen Ast in der Wiese fand und dann seinem Hund beibringen wollte, wie man richtig Stöckchen holen spielte. Doch der junge Dalmatiner verstand noch nicht so richtig, was er mit diesem Stück Holz anfangen sollte. Akuma schmunzelte leicht bei dem Anblick, wie passioniert der Junge das Spiel erklärte und Drops einfach nur dasaß und ihn mit großen, runden Augen anstarrte.

"Komm jetzt Shouta! Wir wollten doch noch den Fluss hinaufspazieren und ein wenig baden!", ertönte dann die Stimme der Mutter, welche gerade noch einige Handtücher in eine Tasche stopfte. Akuma stand nun auf und fuhr sich einmal durch die Haare. //Hab ich irgendwas verpasst?//, fragte er sich. Die Familie musste den Tagesplan wohl schon beim Frühstück besprochen haben, während er noch geschlafen hatte. Auch der Vater schien trotz der lauten Rufe seines Sohnes, ziemlich gut drauf zu sein und rauchte erst einmal genüsslich eine Zigarre. "Also, wenn hier wirklich ein Geist sein soll, dann aber ein recht freundlicher, der nachts keinen Mucks von sich gibt und die Leute in Ruhe schlafen lässt", sagte er, sichtlich etwas amüsiert über diese Vorstellung. "Ich weiß immer noch nicht, was ich davon halten soll. Anfangs schien mir dieser Ort wirklich wie... verflucht und jetzt scheint die Armosphäre nicht mehr so.. drückend wie vorher", erklärte ihm seine Frau, nachdem sie den Reißverschluss der Tasche zugezogen hatte. Ihr Mann lachte daraufhin nur. Wahrscheinlich war er der Ansicht, dass sie sich das alles nur eingebildet und die Geistergeschichte ein wenig zu ernst genommen hatte. "Du brauchst wirklich Urlaub, meine Liebe", meinte er dann nur und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
 

Der Engel hatte bisher noch nichts von alledem mitbekommen. Er lag immer noch mit der Decke überm Kopf im Bett und schlief tief und fest. Sein Atmen war gleichmäßig und hin und wieder drehte er sich murmelnd auf die andere Seite. "Shouta? Bist du soweit?!", rief dann noch einmal die Mutter. "Ja! Wir warten vorm Haupteingang auf euch!", Shouta lief mit Drops einen Weg entlang, der sie außenrum zum Haupteingang führte. Dabei fiel dem Dunkelhaarigen auch auf, dass Tenshi garnicht bei dem Menschenkind war. Sollte er als Schutzengel nicht auf seinen Schützling aufpassen?

Der Dämon sah sich in dem Hotelzimmer um und entdeckte etwas - oder besser gesagt jemanden - unter der Bettdecke. Er war leicht verwundert darüber, dass Tenshi noch immer zu schlafen schien. Sollte er ihn aufwecken? Ihm die Decke wegziehen? Oder vielleicht einen Eimer kaltes Wasser über ihn schütten? Er grinste kurz, schüttelte aber dann leicht den Kopf. Mit leisen Schritten ging er zu dem Bett, beugte sich nach unten und zog Tenshi erst einmal die Decke vom Kopf. Er erkannte, dass er immer noch schlief, die blonden Haare wirr in der Stirn. Er betrachtete ihn kurz gedankenverloren, wie er leise gleichmäßig atmete und in einer Traumwelt zu sein schien. Was murmelte der Engel da eigentlich vor sich hin? Akuma konnte nichts davon verstehen und zuckte mit den Schultern. //Dann eben nicht.//, nun stubste er ihn mit einem Finger an. "Glaubst du nicht, es wird Zeit, dass du aufstehst? Raus aus den Federn, die sind schon alle weg.", fing er an. Shoutas Eltern hatten mittlerweile ebenfalls den Raum verlassen.

Tenshis Murmeln hörte abrupt auf, als er eine Stimme nah an seinem Ohr vernahm. Er runzelte die Stirn und drehte sich langsam auf den Rücken. "Mhmm? Was? Wer ist weg?", seine Stimme hörte sich ziemlich rau an. Seine Augen waren so voller Schlaf, dass er Akumas Gesicht nur durch eine Art Schleier sah. Nachdem er ihn ein paar Mal angeblinzelt und dann den Schlaf aus den Augen gerieben hatte, konnte er endlich das ihm erst noch so fremde Gesicht, gleich viel besser erkennen. Allerdings hatte er wohl jemand anderes erwartet, was auch der Grund dafür zu sein schien, weshalb er sogleich aufschrie und vor Schreck aus dem Bett fiel. Dabei hatte ihn Akuma doch eigentlich recht sanft geweckt. Doch wahrscheinlich war er noch zu sehr in seiner Traumwelt gefangen gewesen, und ein Dämon hatte da wohl auch nicht wirklich reingepasst. "Akuma! Musst du mich so erschrecken?!", fragte er mit einem schon viel wacheren Gesicht.
 

Akuma musste ein wenig schmunzeln, nachdem Tenshi vor Schreck aus dem Bett gefallen war. "Ich soll dich erschrocken haben?", fragte er dann mit hochgezogener Augenbraue. Das war ja schon fast eine Beleidigung! Da war er mal freundlich und riss ihn nicht forsch aus seinen Träumen und dann wurde ihm das auch noch vorgehalten. Er hätte ihm wirklich einfach einen Eimer Wasser über den Kopf kippen sollen. Langsam rappelte sich der Engel wieder auf und klopfte das bisschen Staub von seinen Sachen. Nebenbei bemerkte er, dass es so ungewöhnlich ruhig in den Zimmern war. Verwirrt sah er sich um. "Was?! Wo... Wo sind sie denn alle?!", er lief sogar auf die Terasse, weil er glaubte, von dort aus in der Ferne vielleicht etwas erblicken zu können.

"Meinetwegen, dann werde ich dich das nächste Mal eben nicht aufwecken, wenn Shouta auf große Entdeckungsreise geht. Stimmt schon, was hab ich eigentlich damit zu tun, dass du auf ihn aufpassen sollst?", meinte er dann und beantwortete somit auch gleich Tenshis Frage. Er folgte dem Engel auf die Terrasse. Wie schnell dieser doch munter geworden war, wo er gemerkt hatte, dass alle anderen weg waren. "Die sind schon längst beim Haupteingang und wollen den Fluss hochgehen", erklärte er dann noch weiter und stieg in die Luft. "Du solltest dich beeilen, sonst holst du sie nie mehr ein", grinste er leicht belustigt, während er höher und dann der Familie hinterherflog.

"Hm? Zum Fluss?", hatte er noch einmal nachgefragt, so als hätte er sich eher gewünscht, er hätte sich verhört. Eigentlich kein Wunder - schon wieder Wasser! So langsam schien sich eine Phobie gegen diese unheilbringende Flüssigkeit bei ihm einzuschleichen. "Hä?! Hey! Kannst du nicht mal warten? Akuma!", rief er ihm verärgert hinterher. Was sollte das auch? Wer war denn hier Shoutas Schutzengel? Er oder Akuma? Immer noch die Stirn in Falten gelegt, ging er wieder rein und verschwand im Bad, um sich frisch zu machen. Er beeilte sich so gut er konnte, doch bevor er ihnen dann endlich folgte, nahm er noch sein grünes Notizbuch mit. Schließlich musste er jeden Tag dort etwas eintragen und durfte es kein einziges Mal vergessen.

Derweil war die Familie schon am Fluss angekommen, und nachdem sie etwa eine halbe Stunde gelaufen waren, breiteten sie direkt unter einem Baumes eine riesige Wolldecke aus, um darauf ein Picknick zu machen. Den Picknickkorb hatte die Mutter vom Empfangschef bekommen, als eine Art Present, da es seit ihrer Ankunft keine weiteren Vorkommnisse gegeben hatte, die eventuell ein Geist hätte anrichten können. Ja, selbst der Empfangschef hatte bemerkt, dass es nun wieder ruhiger geworden war. Tenshi befand sich inzwischen auch schon außerhalb des Hotels und ging gedankenverloren denselben Weg, den die Familie genommen hatte. Als er wieder auf die Anhöhe kam, blieb er genau wie gestern stehen und ließ seinen Blick zum Schrein schweifen. Die Bauarbeiten hatten längst wieder begonnen und waren auch voll im Gange. Wenn sie Glück hatten, würden der Schrein vielleicht sogar heute schon fertig werden. Soviel war ja eigentlich nicht mehr zu machen. Eine Weile sah er den Bauarbeitern zu. Nachdem er sich satt gesehen hatte, setzte er dann seinen Weg fort.
 

Akuma war der Familie nicht auf direktem Weg gefolgt. Er nutzte die Gelegenheit dazu, sich die Umgebung etwas aus der Luft anzusehen, denn später würde er Shouta und seine Eltern schon wieder einholen. Der Fluss verlief am Wald entlang. Ein kleiner Weg zeugte davon, dass hier viele Touristen entlang gingen, doch heute waren nur sehr wenige unterwegs. Das lag wohl noch immer an dem sogenannten Spuk-Schrein. Er überflog die Wipfel der Bäume und stieß dann wieder auf den Verlauf des Flusses. Nach einigen Minuten des Fliegens hörte er ein Rauschen, dessen Ursprung ein kleiner Wasserfall war, wie er gleich darauf entdeckte. Der Dämon musste sich eingestehen, dass es hier wirklich schön war. Noch dazu war es nicht einmal so weit von Tokyo entfernt, wie man vielleicht dachte.

Nachdem er sich genug umgesehen hatte, kehrte er wieder zurück, fand Shouta mit seinen Eltern bei einem kleinen Picknick vor. Er landete ganz in der Nähe und ging dann zu ihnen, ließ seinen Blick über das ausgebreitete Picknick gleiten. Ja, eigentlich wäre jetzt was zu Essen garnicht mal so verkehrt. In einem unbeobachteten Moment schnappte er sich eines der köstlich aussehenden Sandwiches und verzog sich damit etwas abseits, schließlich wollte er nicht von den Menschen beim Essen ertappt werden. Er setzte sich hin und lehnte sich an einen Baum an, biss hungrig von dem Sandwich ab. Wo blieb eigentlich Tenshi schon wieder? Er hätte eigentlich gedacht, dass der Engel inzwischen schon aufgeholt haben müsste.
 

"Schlechte Neuigkeiten, Mirage. Sie scheinen den Schrein fast schon wieder aufgebaut zu haben", teilte ihr eine Frau mittleren Alters mit. Sie sah aus wie ein Punkgirl, denn sie hatte mehrere Ohringe, Piercings und was ganz auffallend war, ihr pinker Irokesenschnitt. Mirage biss sich auf die Unterlippe und fing dann an auf ihren Fingernagel zu kauen. Ungeduldig, so schien es, ging sie hin und her. "Hat dich jemand gesehen?", fragte sie. "Nein, solange wir unsere Aura unterdrücken, wird uns niemand bemerken", antwortete sie mit gelassener Haltung. "Aber du bist geflogen. Wie oft habe ich dir gesagt, dass du zu Fuß gehen sollst?", belehrte sie ihren Gegenüber. "Mirage, chill mal ein bisschen. Du wirkst in letzter Zeit so.. angespannt. Liegt das etwa an dem neuen Fürsten?", auf diesen Kommentar hin wurde sie von ihr plötzlich am Kragen gepackt. "Angespannt?! Natürlich bin ich angespannt, du hirnloses kleines Miststück! Schließlich-", doch weiter kam sie nicht, denn ein weiterer Dämon landete auf dem Dach der alten Fabrik, auf der sie sich befanden. "Ähm... Entschuldigung, dass ich euch störe..", Mirage ließ das Punkgirl los und seufzte genervt. "Kaori, Dämonen entschuldigen sich nicht, verstanden? Also, was willst du?", Kaori nickte und kam gleich zu ihrer Antwort: "Es scheint so, als ob es wirklich wahr ist. Die Brosche wurde zerstört", fassungslos wurde sie von Mirage, die wohl die Anführerrolle inne hatte, angestarrt. Sie vergrub das Gesicht in den Händen. "Das kann doch alles nicht wahr sein! Los, verschwinden wir!", ihre zwei Begleiter nickten und folgten ihr dann.
 

"Na, du kleiner Dieb, schmeckt das Sandwich?", fragte Tenshi Akuma, als auch er endlich am Fluss angekommen war und sich hinter ihm gestellt hatte. Beinahe hätte sich dieser wegen seines plötzlichen Auftauchens verschluckt. Er war einfach zu sehr in Gedanken gewesen, als dass er ihn bemerkt hätte. Er drehte sich halb um und sah zu dem Engel empor. "Ein Sandwich ist doch wohl ein geringer Preis dafür, dass sie heute Nacht nicht von einem Geist gemeuchelt worden sind", erwiderte er darauf und biss noch einmal demonstrativ von dem Sandwich ab. "Du hast übrigens ziemlich lange gebraucht. Bist wohl aus der Übung, was?", meinte er dann und grinste leicht. In solchen Situationen war er wirklich froh, Flügel zu haben. Es war einfach viel praktischer zu fliegen, wenn man große Distanzen zurücklegen wollte, als zu Fuß unterwegs zu sein. Er aß gerade das letzte Stück seines Essens, als er ein lautes Platschen hörte. Ein Blick in die Richtung, aus welcher das Geräusch gekommen war, verriet ihm, dass Shouta in den Fluss gesprungen war, sich aber nahe am Ufer aufhielt, um nicht abgetrieben zu werden. Auch der kleine Drops ging ins Wasser, allerdings nur so weit, wie er noch Boden unter den Pfoten hatte. "Also ich hab von Schwimmstunden erstmal genug", sagte er und beobachtete das Schauspiel.
 

"Und? Was gedenkst du nun zu tun?", fragte sie das Punkgirl nach einer Weile. "Irgendwas wird mir schon noch einfallen, nur keine Sorge", murmelte sie gedankenverloren. "Mit anderen Worten du hast keinen Plan...", auch wenn sie wusste, dass sie Mirage mit diesen Kommentaren jedes Mal zur Weißglut treiben konnte und sie dafür auch jedes Mal von ihr bestraft wurde, tat sie es immer wieder. Sie konnte einfach nicht anders, als direkt und ehrlich zu sein. Mirage knirschte mit den Zähnen. "Ach, halt die Klappe! Wo ist eigentlich Kaori schon wieder?!", bemerkte sie nebenbei als sie nach hinten blickte. "Was? Sie war doch eben noch hinter uns!", sie hielten mitten in der Luft an. "Dieses verdammte kleine Gör!"
 

Tenshi musste daraufhin schmunzeln und kletterte auf einen Baum, um dort mit seinen Notizen zu beginnen. "Ohne Flügel ist es manchmal wie... ein Einbeiniger ohne Krücken", versuchte er ihm zu erklären und holte sein Buch hervor. Derweil schien Drops auf irgendwas aufmerksam geworden zu sein, weshalb er eilig ins Gebüsch rannte. "Hey Drops! Wo willst du denn hin?!", rief ihm Shouta noch nach und sah etwas verdutzt drein. Er wird schon wiederkommen, dachte er jedoch nur und ging dann wieder zurück ins Wasser.
 

"Oh, sind die köstlich. Einfach himmlisch diese Beeren", Kaori hatte sich einige Meter vom Fluss entfernt, vor einigen Beerensträuchern niedergelassen und aß genüsslich ein paar davon. Bis auf einmal Drops sie fand. "Huch? Oh nein, wie niedlich!", sie schien sehr entzückt von dem kleinen Welpen und nahm ihn sofort auf den Arm. Als sie die rufenden Stimmen ihrer Kolleginnen hörte, rannte sie eilig mit dem Hund zu ihnen. "Schaut mal, was ich gefunden habe! Darf ich ihn behalten?", fragte sie sie gleich und streichelte Drops. "Kaori, hier bist du! Sag mal, wie kannst du es wagen, ohne uns vorher Bescheid zu sagen so einfach zu verschwinden?! Und überhaupt... Was willst du mit diesem Vieh?", Kaori sah sie beleidigt an, fast so als hätte Mirage sie gemeint.
 

"Mhmm... wo wohl Drops bleibt? Am besten ich seh mal nach ihm", entschied Tenshi, nachdem er seinen Eintrag fertig geschrieben hatte und sprang vom Baum. "Könntest du solange darauf aufpassen?", fragte er Akuma und hielt ihm das Buch vor die Nase. "Aber wage es nicht, dort hineinzusehen. Sonst werden dir schreckliche Dinge widerfahren. Und ich meine es auch so, wie ich es sage", warnte er ihn. "Und nebenbei kannst du ja auch mal ein Auge auf Shouta werfen, danke!", ohne noch auf seine Zustimmung zu warten, verschwand auch er in den Büschen. Es konnte ja sein, dass Shouta doch noch irgendwie im Fluss landete und abtrieb. Für den Engel war das ja auch eher eine geteilte Arbeit. Während er nach dem suchte, was Shouta glücklich machte, konnte ja Akuma sich um dessen Wohlbefinden sorgen...
 

Akuma hatte ratlos das ihm dargebotene Buch entgegen genommen. "Sonst noch Wünsche?", fragte er ironisch und starrte dem Engel hinterher, als dieser auch schon hinter den Bäumen und Büschen verschwand. //Na toll, und was mach ich jetzt?//, fragte er sich und sah das kleine Buch in seiner Hand an. Irgendwie reizte es ihn ungemein, dieses Buch aufzuschlagen und nachzusehen, was da so alles drinnen stand. Aber Tenshi hatte es ihm im Vertrauen darauf gegeben, dass er sich daran halten würde und es geschlossen blieb. Doch warum sollte sich Akuma daran halten? Er war doch ein Dämon! Dämonen konnte man nicht vertrauen... oder doch? Verdammt, warum hatte er es ihm überhaupt zur Aufbewahrung gegeben? Damit hatte er Akuma nur wieder zum Grübeln gebracht! Wie sehr er sich doch über diese Gedanken ärgerte. Grummelnd steckte er das Buch ein und beschloss, es einfach aus seinen Gedanken zu streichen, als ob er es nie in die Finger bekommen hätte. Sein Blick glitt nun zu Shouta, welcher noch immer im Wasser spielte, ab und zu aber auch nach Drops rief, welcher noch immer nicht zu ihm zurückgekehrt war.
 

"Hey, wir könnten dem Hund doch einen pinken Irokesen machen! Sieht sicher super aus!", überlegte das Punkgirl, woraufhin Kaori ihn schützend an sich drückte. "Kommt nicht in Frage! Er ist mein Hund und ich werde ihn Hündchen nennen! Wir werden gemeinsam fangen spielen und die besten Freunde sein!", erklärte sie fest davon überzeugt. Mirage grummelte nur und sah mit funkelnden Augen zu den beiden. "Habe ich euch nicht gesagt, dass wir den Hund hierlassen!?"

"Nein!", protestierte Kaori sofort. Wie konnte man nur so ein armes Tier alleine im Wald zurücklassen?

"Drops!", hörten die drei plötzlich eine Stimme rufen, was sie stehen blieben und aufhorchen ließ. "Ich glaube, da ist jemand", sagte das Punkgirl monoton. "Was du nicht sagtst. Da wär ich nie drauf gekommen", antwortete Mirage voller Sarkasmus und wartete ab. Die Rufe wurden lauter, dieser Jemand schien sich ihnen zu nähern. Kurz darauf kam ein blonder Schopf in Sicht, ein Junge schob sich zwischen zwei Büschen hindurch. Die drei sahen zu ihm, er sah zu den dreien.

Moment - er konnte sie sehen?!

"Diese reine Aura. Ist das etwa... ein Engel?", fragte sich das Punkgirl und sah ihn an, als wollte sie, dass man sie kneifte. Sie schien allgemein auf Schmerzen zu stehen, sowie Tenshi beim genaueren Hinsehen vermutete. Diese ganzen Piercings, Tattoos und ihr Leder und Lack Outfit deuteten auf jeden Fall daraufhin. "Ja, scheint so", meldete sich Mirage und studierte den jungen Engel ebenfalls. Sie war der reifere Dämon von den dreien und hatte auch eine recht tiefe Stimme. Sie hatte knallrote Lippen, was aber eher vom Make-Up kam, doch der Rest war dezent aufgetragen. Man konnte nur ihr eines Auge sehen, da die rechte Seite von einer dicken und langen, lockigen Strähne bedeckt wurde. Der restliche Haarschnitt war bei ihr eher kurz. Alles in allem war sie schon eine relativ attraktive Frau. "Er hat ja garkeine Flügel", bemerkte die Jüngste beiläufig. Sie war wirklich noch sehr jung, vor allem wurde dieses kindliche von ihren blauen Zöpfen zusätzlich verstärkt. Sie schien ein süßer kleiner Teenie zu sein. Ihre Haut war dunkel, weshalb Tenshi daraus schloss, dass sie von irgendwo außerhalb kam. Auf jeden Fall war sie noch ein Dämon in der Ausbildung. //Warum achten alle nur immer auf die Flügel?//, fragte er sich, obwohl er sich ja eigentlich fragen müsste, was drei weibliche Dämoninnen in so einer Gegend verloren hatten. "Ja, schon komisch", und weil es so komisch war, musste das Punkgirl daraufhin gleich grinsen. "Er ist aber süß", fand Kaori und kicherte. "Ach, du findest doch alles süß, was bei 3 nicht auf dem Baum ist", kommentierte Mirage und rollte mit den Augen.

//Was sind denn das nur für welche?//, so langsam fiel sein Blick jedoch auf Drops, der noch immer von Kaori gehalten wurde. "Was habt ihr mit Drops vor?", er deutete auf den Hund. "Drops? Ist das etwa dein Hund?", fragte ihn Mirage und zog eine Augenbraue hoch. "So in etwa, ja. Und ich würde ihn gerne wieder haben", doch daraufhin schüttelte Kaori heftig mit dem Kopf. "Nein, nein! Bitte lasst nicht zu, dass er ihn mir wegnimmt!"
 

Mirage lachte kurz auf. Dieser Engel kam ihr doch gerade recht. Mit ihm würde sie den neuen Fürsten doch noch zufrieden stellen können. "Wir geben ihn dir zurück. Allerdings erwarte ich dafür eine kleine Gegenleistung", so waren Dämonen nun einmal. Für jeden Gefallen, den sie anderen taten, erwarteten sie stets eine Gegenleistung. Tenshi schluckte. "Und die wäre?", die Anführerin ging ein paar Schritte auf ihn zu. "Ich habe vor unseren Fürsten mit etwas Lebensenergie zu besänftigen. Aber um die erstmal zu kriegen, brauche ich eine Cameoblume. Wärst du so nett und würdest sie mir besorgen?", der Blonde nickte. Das war alles? Irgendwie kam ihm die Aufgabe mehr als lächerlich vor. Natürlich war diese Blume äußerst selten und nur schwer zu finden, aber der Engel hatte da insgeheim schon einen gewissen Ort im Hinterkopf...
 

Und tatsächlich! Nach nur einer halben Stunde kam er mit der Cameo wieder und überreichte diese Mirage. "Was?! Wie kann das sein? Wie hast du sie nur so schnell finden können?", alle drei waren sprachlos und begutachteten die Blume sorgfältig, so als glaubten sie, er würde sie reinlegen wollen. "Das war ganz einfach. Auf dem Weg hierher hab ich ein altes, modriges Gewächshaus gesehen, das einst für seltene Blumen bekannt war und genau dort wuchs sie auch zu meinem Glück", erklärte er stolz. Endlich hatte er mal was richtig gemacht. "Los! Gib das Vieh her!", befahl Mirage und zog an dem Hund, da Kaori ihn einfach nicht hergeben wollte. Doch letzendlich musste sie nachgeben und sich von ihm trennen. "Hier, Dämonen halten soweit es geht, ihr Wort", sie war jetzt in ziemlich aggressiver Stimmung, wie Tenshi bemerkte, weshalb er sich jetzt lieber schnell bedankte, dann umdrehte und mit dem Hund verschwand.
 

Doch kaum hatte er einen Fuß nach dem anderen gesetzt, befahl sie ihm sogleich sofort stehen zu bleiben. Der Engel rührte sich nicht und hörte nur, was sie noch zu sagen hatte. "Dieser Geruch... Wieso ist mir das nicht schon viel früher aufgefallen? Du kennst nicht zufällig einen Dämon, namens Akuma?", der Engel erstarrte daraufhin. Was sollte er denn jetzt sagen? Akuma hatte sich immerhin von ihnen abgewandt und es würde nur an Verrat grenzen, wenn er ihnen jetzt erzählte, dass er sogar sein Untermieter war. "N-Nein.. hab ich noch nie gehört... diesen.. Wie hieß er gleich nochmal?", er hatte sich noch immer nicht zu ihnen umgedreht, was ja auch nicht sonderlich hilfreich gewesen wäre, da er ja so ein schlechter Lügner war. "Du willst mich wohl verarschen, wie?! Diesen Geruch würde ich überall wiedererkennen!", Mirage durchschaute ihn trotzdem und näherte sich ihm wieder. "Dieses verdammte Arschloch!", fluchte sie immer wieder, während sich das Punkgirl genervt am Kopf fasste. "Oh nein, sag nicht, du bist noch immer nicht über ihn hinweg", für diesen Kommentar wurde sie nur wieder von ihr angefunkelt. "Nein, noch lange nicht! Er soll nicht glauben, er könnte mir so einfach entkommen. Du da! Du führst mich jetzt gefälligst zu ihm!", vor Schreck hatte sich Tenshi nun doch umgedreht und sah sie fassungslos an. //Die Art wie sie über ihn gesprochen hat... Ist sie vielleicht... Akumas Exfreundin?!//
 

Der Dunkelhaarige hatte es sich an dem Baumstamm gemütlich gemacht und die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Er döste halb vor sich hin, bemerkte gar nicht, wie schnell die Zeit verstrich. Erst als er Shouta nach seiner Mutter rufen hörte, wurde er wieder hellhörig. "Mama? Ich geh jetzt nach Drops suchen. Er ist schon über eine halbe Stunde weg", meinte er etwas betrübt und besorgt. "Ist gut, aber geh nicht zu weit weg, sonst müssen wir am Ende auch noch nach Dir suchen", erwiderte die Mutter woraufhin der Junge nickte und zwischen einigen Bäumen verschwand. Akuma sah ihm hinterher. //Was für ein Idiot. Der Hund ist doch in die andere Richtung abgehauen//, dachte er sich und schüttelte leicht den Kopf. "Hm", er sah in die Baumkrone über sich und überlegte. Hatte Shouta eine halbe Stunde gesagt? Was machte der Blondschopf eigentlich so lange? Wollte er nicht nach dem Hund suchen und hätte somit schon längst zurück sein müssen? Geräuschvoll atmete er aus, als er sich wieder vom Waldboden erhob und kurz darauf hinter den selben Büschen verschwand, wie auch schon Tenshi einige Zeit zuvor. Er wusste nicht genau, warum er jetzt nach ihm suchte. Er schob es einfach auf seine Neugierde. //Vielleicht hat er sich ja schon wieder mit einem Geist eingelassen//, scherzte er noch in Gedanken und hatte keine Ahnung, wie nahe er damit der Wahrheit kam, nur dass es kein Geist sondern Dämonen waren.
 

Er strich einige Minuten durch den Wald, als er plötzlich jemanden reden hörte. //War das Tenshi?//, fragte er sich und ging leise den Stimmen nach. Doch dann überkam ihn eine leichte Gänsehaut, als er eine weitere Stimme erkannte. Mirage. Was zum Teufel machte Sie denn hier? Irgendwie verwunderte es ihn, dass er ihre Stimme immer noch erkannte, obwohl sie sich schon seit Jahren nicht mehr gesehen hatten. Ob sie immer noch wütend auf ihn war? Vermutlich. Immerhin hatte er sich von den einen Tag auf den anderen einfach aus dem Staub gemacht und dabei ihren Teleportstein mitgenommen. Naja, das Ding hatte so und so nicht sonderlich lange gehalten, so oft und für weite Strecken wie er es benutzt hatte. Er hatte schließlich so weit wie möglich von dort wegkommen müssen. Aber irgendwie war Mirage ja auch selber schuld. Er hatte sie ja gefragt, ob sie mitkommen wollte, aber sie war zu feige gewesen, sich gegen den dunklen Fürsten zu stellen. Er schlich näher und als er nur noch wenige Schritte von ihnen entfernt war, konnte er alle anwesenden hinter einem Busch entdecken. Da war Tenshi mit Drops, Mirage und noch zwei weitere Dämonen. Und so wie Mirage gerade drauf war, war mit ihr wohl nicht gut Kirschen essen. Tenshi hätte alleine so oder so keine Chance gegen drei Dämonen auf einmal in seinem jetzigen Zustand, glaubte Akuma zu wissen. Zu seinem Bedauern sah er in dieser Situation keinen besseren Weg, als ins kalte Wasser zu springen. Also schob er sich zwischen den Ästen hindurch und trat auf die Lichtung, ließ seinen Blick über alle Anwesenden gleiten und sah dann unverwandt zu Mirage. "Du suchst nach mir?"



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Jael-chan
2010-03-04T20:27:05+00:00 04.03.2010 21:27
Hihi,
ich muss sagen, dass ich eigentlich über den Zirkel auf diese FF gekommen bin und dir einen Kommentar mit detailierten Verbesserungsvorschlägen schreiben wollte. Doch dann hat mir die Story so gut gefallen, dass ich keine Lust hatte mir beim Lesen Notizen zu machen und sie einfach nur komplett gelesen habe ^.^
Die Geschichte und die Charaktäre sind wirklich toll, ich werden auf jeden Fall gespannt auf die nächsten Kapietel warten.

Allerdings fällt es leider auf, dass die Geschichte ein RPG als Vorlage hat. Am Anfang, als Tenshi und Akuma sich noch nicht getroffen hatten, finde ich es richtig gut, immer abwechselnd von beiden zu erfahren was sie tun. Doch im späteren Verlauf ist es immer noch so, dass man erst liest, was der eine macht und anschließend erst wie der andere auf alles reagiert (gerade bei Gesprächen). So wird dem Leser es erschwehrt, die Szene vor seinem ineren Auge mitzuverfolgen.

Außerdem würde ich mir wünschen, dass du öfters die Namen der Figuren benutzt und nicht nur die Pronomen, denn an manchen Stellen ist man als Leser ein wenig am grübeln, wer wem was tut.
Gerade am Anfang fühlte ich mich mit den Charaktären ein wenig überfordert. Vielleicht wäre direkt zu Beginn ein kurze Beschreibung über z.B. Tenshis Aussehen hilfreich gewesen. Da er öffters auch nur als "der Blonde" bennant wird, man zu Beginn aber seine Haarfarbe garnicht erfährt.

Sehr gut gefällt mir, dass es nie langweilig wird. Die Geschichte ist im Grunde immer spannend und sehr ausgewogen und einfallsreich, was die Ereignisse angeht.
Die Figuren sind toll, ich glaub die muss man einfach lieben.
Gerade die Tatsache, dass ein Engel und ein Dämon so zusammen leben. Das Verhältniss der beiden gibt dem Ganzen eine schön humorvolle Note und gleichzeitig verleiht es der Geschichte an Tiefe, wenn man darüber nächdenkt, was wohl aus Tenshi geworden wäre, hätte er den eigenwilligen Akuma nicht kennen gelernt.
Ausgerechnet ein Dämon sorgt dafür, dass ein Engel sich nicht in Depressionen verliert!

Dennoch möchte ich darauf hinweisen, dass die nicht so wichtigen Figuren nicht zu sehr in den Hintergrung treten. Gerade von Shouta würde ich mir an manchen Stellen noch etwas mehr wünschen. Ich hatte mir auch gedacht, dass Tenshi als sein Schutzengel ein etwas engeres Verhältnis zu ihm aufbauen würde - obwohl dieser ihn nicht sehen kann. Aber das sind vielleicht nur meine Vorstellungen.
Allerdings kommt mir Shouta vom Erscheinen her jünger als 13/14 Jahre vor. Ich habe ihn beim Lesen eher so 8/9 Jahre alt vor Augen.

So, dann höre ich jetzt auf, alles, was mir gerade so einfällt aufzuschreiben und freue mich schonmal auf das nächste Kapitel, in dem wir anscheinend etwas mehr über Akumas Vergangenheit erfahren, von der er ja noch nicht so viel preisgegeben hat.

Liebe Grüße Jael
Von:  Angie_Cortez
2009-09-16T15:20:12+00:00 16.09.2009 17:20
Muhaha jetzt gibt es Action? Hoffe ich mal. Im Moment passiert irgendwie so wenig. *schade*


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