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Hate Me || Love Me

Der Anfang von einem neuen Ende
von

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Das verfluchte Familienerbstück

Tenshi lächelte. Es war ein falsches Lächeln, gezwungenermaßen, damit er nicht wieder in sein altes Muster verfiel und komplett ausrastete. "Du willst mir nicht helfen? Schön, dann lass es bleiben. Ich kann das auch allein. Ich brauche dich nicht", und mehr konnte und wollte er jetzt auch nicht sagen. Er wandte sich von ihm ab und ging in Richtung See. Es war nicht einfach gewesen, ihn NUR mit diesen Worten vorm Schrein stehen zu lassen, da er ja viel mehr hatte über sich ergehen lassen müssen.

Akuma sah ihm kurz hinterher, ehe er es ihm gleich tat, sich umdrehte und in die entgegengesetzte Richtung davonging.

Nachdem der Engel schon einige Meter gegangen war, hatte er immer noch dieses falsche Lächeln aufgesetzt. Was nur ein Zeichen dafür war, dass er sich immer noch nicht abgeregt hatte. Er blieb auf einen kleinen Hügel stehen und warf von dort aus gedankenverloren einen Blick auf den See. Bis ihn schließlich ein bekanntes Bellen aus seinen Gedanken riss. "Hm? Drops! Was machst du denn hier?!", als Antwort bekam er nur ein weiteres, freudiges Bellen. Tenshi hockte sich hin und streichelte den kleinen Dalmatiner. Endlich lockerten sich dadurch auch wieder seine Gesichtszüge. Dann kam ihm plötzlich eine Idee. "Hey, vielleicht kannst du mir ja bei der Suche helfen", er überlegte für einen Augenblick und sagte dann: "Ich hab's! Hier..", er hielt Drops einfach die Karte vor die Schnauze, an der er schnuppern sollte, um so möglicherweise auf eine erste Spur zu kommen. Obwohl er nicht wusste, ob Geister überhaupt noch einen Geruch besaßen, hoffte er dennoch sehr, dass sein Plan trotzdem aufging.

Plötzlich schien Drops eine Fährte gefunden zu haben und rannte eilig und kleffend hinunter zum See. Tenshi folgte ihm, doch fand sein Weg im Sand ein Ende, kurz bevor der See anfing. "Verstehe. Du bist also der Meinung, die Brosche ist im Wasser?", der Dalmatiner bellte und wedelte mit dem Schwanz. Die Miene des Blonden verdunkelte sich daraufhin. Ungläubig ließ er sich im Sand nieder und winkelte die Beine an. "Das wird ein Problem", der Hund warf ihm einen fragenden Blick zu und stupste ihn mit seiner Schnauze an. "Aber... es ist für Shouta, richtig? Ich darf jetzt nicht aufgeben", motivierte er sich selbst und streichelte ihn noch einmal, bevor er sich dann einiger seiner Sachen entledigte...
 

Mit beiden Füßen stand er nun im kalten Wasser und sog scharf die Luft ein. Alles um ihn herum war still, so als würden alle Pflanzen und Tiere, ja sogar der Wind es nicht mehr wagen zu atmen. Nur Drops tappste fröhlich und geräuschvoll im Wasser umher und wartete darauf, dass Tenshi ihm folgte. Der Engel schluckte. Was man doch nicht alles für seinen Schützling tat. Langsam trugen ihn seine Füße weiter nach vorn. Er bekam dabei eine unangenehme Gänsehaut, schließlich war das Wasser ja alles andere als warm. Aber so war es nun mal, besonders nachts. Er ging tiefer hinein und immer wieder war sein zittriges Atmen zu hören. Wo war diese verdammte Brosche nur? Alles, was er hin und wieder fand, waren Steine oder sogar kleine, teils kaputte, abgebrochene Muscheln. Drops war derweil nur soweit mitreingegangen, bis er nicht mehr auf dem Grund hatte stehen können.
 

Der Dämon streifte derweil über das Gelände, ohne wirklich darauf zu achten, wo er überhaupt hinging. Er grummelte immer noch vor sich hin, konnte sich einfach noch nicht beruhigen. Aber immerhin hatte dieser Engel es eingesehen, dass Akuma nicht bei jedem Wort sprang, das er sagte. Seine Beine trugen ihn zunächst zurück zum Hotel, wo nur noch sehr wenig Lichter brannten. Alle Gäste schliefen bereits, nur noch einige Angestellte wuselten durch das Gebäude. Gedankenverloren schlug er einen anderen, ihm unbekannten Weg ein. Es war ihm egal, wo er hinging. Hauptsache, er bewegte sich erstmal ein wenig, das half ihm dabei, seine schlechte Laune zu vergessen. Fast zumindest. Nach einer Weile wurde ihm laufen zu blöd und so breitete er seine Flügel aus und stieg in den schwarzen Nachthimmel auf. Etwas weiter entfernt entdeckte er eine schimmernde Oberfläche, welche sich nach genauerem Hinsehen als ein See herausstellte. Er flog auf das Gewässer zu, betrachtete die Spiegelung des Mondes und der Sterne im Wasser. Ihm fiel auf, dass an einem Ort des Ufers kleine Wellen entstanden und er sah genauer hin. Da entdeckte er Tenshi, welcher sich fast ganz ausgezogen hatte und in das Wasser gestiegen war. Der Blonde tat ein paar Schritte, schüttelte sich kurz vor Kälte und ging dann weiter hinein.

Akuma hob fragend eine Augenbraue an. Wollte er jetzt etwa schwimmen gehen? Doch Tenshi schien mit seinen Blicken den Grund des Sees abzusuchen, woraus er schlussfolgerte, dass er wohl im Wasser nach der Brosche suchte. Lautlos schwebte er über ihn und beobachtete den Engel gedankenverloren für einige Minuten, ohne dass es ihm richtig bewusst war. Ein paar Mal schien Teshi zu glauben, etwas gefunden zu haben, wurde dann aber doch nur von seinem wertlosen Fund namens Stein enttäuscht. Der Dunkelhaarige schüttelte leicht den Kopf. Wenn das so weiter ging, würde Tenshi noch Jahre hier suchen.

Da fiel ihm etwas Schimmerndes auf; etwas, das nicht eine Reflexion der Sterne war. Es leuchtete leicht grün, war mal weniger und mal mehr erkennbar durch die kleinen Wellen an der Wasseroberfläche. Konnte das die gesuchte Brosche sein? Akuma war sich nicht ganz sicher, aber was hätte es sonst sein können? Es gab keine andere plausible Erklärung. Sollte er dem Engel mitteilen, was er entdeckt hatte? Eigentlich hatte er ihm doch nicht helfen wollen, aber wenn er sich ihn jetzt so ansah... Er suchte in der falschen Richtung und schien in dem kalten Wasser langsam zu frieren. Noch immer im Konflikt mit sich selbst, ob er nun doch seine Prinzipien über den Haufen werfen sollte oder lieber zu seiner Entscheidung stand, flog er etwas tiefer. Nach langem Hin und Her traf er eine Entscheidung.

"Hey!", rief er nach unten und zog somit die Aufmerksamkeit des Engels auf sich. Akuma wusste nicht so recht wie er es sagen sollte, ohne später als totaler Vollidiot dazustehen, immerhin hatte er doch vorhin fest an seinen Standpunkt gehalten, ihm nicht zu helfen. "Wenn du in diese Richtung weitersuchst, wirst du nie was finden", sagte er deshalb nur und flog zu der Stelle, wo er dieses grüne Schimmern unter der Wasseroberfläche entdeckt hatte und warf Tenshi dann wieder einen Blick zu.
 

Da der Engel so in der Suche vertieft gewesen war, war er erschrocken zusammengezuckt, nachdem er plötzlich die Stimme von Akuma über sich vernommen hatte. Ungläubig blickte er zu ihm empor. Was hatte ER denn hier zu suchen? War er sich denn nicht eigentlich zu schade für diese Aufgabe gewesen? Tenshis Verstand setzte aus. Das war zu hoch für ihn. Stattdessen nickte er nur und sagte: "Alles klar", bevor er sich dann zu der Stelle begab, über die der Dämon flog. Und tatsächlich! Er fand die verschwundene Brosche mit den Opalen. Er tauchte kurz unter und hob sie auf. Er hielt sie fest in der Hand und betrachtete sie für einen kurzen Augenblick. Dann sah er wieder nach oben und die Blicke der beiden trafen sich erneuert. Der Blonde entschied immer noch nichts zu sagen. Akuma erwiderte den Blick des Engels nur. Irgendwie war er froh darüber, dass Tenshi nichts weiter dazu gesagt hatte. Er kam sich ja auch so schon dämlich genug vor und brauchte nicht auch noch unbedingt einen dummen Kommentar dazu. //Hey, seit wann macht es mir was aus, was der über mich denkt?//

Leicht schräg, senkte Tenshi nur den Kopf, schloss dabei die Augen und lächelte schmälernd, bevor er wegen der Kälte sich dann so schnell wie möglich wieder aus dem Wasser begab. Am Land erwartete ihn ein sprunghafter Drops, der ihn immer wieder freudig umkreiste. "Wir haben sie gefunden, Drops."

Der Dämon schüttelte den Kopf, flog dann hinunter zu den beiden ans Ufer und landete dort. "Darf ich denn wenigstens sehen, was so wertvoll ist, dass wir einem Geist unbedingt beim Suchen helfen mussten?", fragte er und trat auf Tenshi zu. Die Wut von vorhin war schon seit einiger Zeit wie verflogen. Als Tenshi ihm schließlich das Schmuckstück reichte, drehte und wendete er es zunächst. Es sah aus wie eine ganz normale Brosche. Silbernes Material, eine ovale Form mit kleinen Opalen am äußeren Rand. In der Mitte schillerte ein grüner Stein. Dieser war es wohl auch gewesen, dessen Leuchten Akuma gesehen hatte. Er betrachtete den schillernden Stein einige Sekunden und fuhr mit dem Finger über dessen glatte Oberfläche. Die Brosche war schön, aber er glaubte nicht, dass sie ein Einzelstück war und einen unschätzbaren Wert hatte. Dann entdeckte er noch eine Gravur auf der Rückseite des Schmuckstückes. ~Forever~ war dort mit schwungvollen Buchstaben eingraviert. Er ließ sich alles noch einmal kurz durch den Kopf gehen.

"Hm", war das einzige, was er dann dazu sagte, ehe er die Brosche wieder an Tenshi zurückgab. "Und jetzt bringst du sie zurück zu dem Geist, oder wie? Was macht dich eigentlich so sicher, dass er dann verschwinden wird? Vielleicht hat er ja einfach gelogen", meinte er und sah den Engel an. Der Blonde hatte sich derweil wieder angezogen und beantwortete seine Frage dann mit einem verträumten Lächeln: "Seine Augen. Ich habe es in seinen Augen gesehen. Kennst du es nicht? Dieses Leuchten, wenn etwas schönes, aufregendes passiert. Wenn man weiß, dass einem geholfen wird, um beispielsweise das zu beschützen, was einem sehr wichtig ist. Deshalb weiß ich, dass er es ernst meint."
 

Akuma hörte sich Tenshis Erklärung auf seine Frage an, verstand allerdings nicht so recht, was dieser meinte. Er kannte das nicht... Dieses Leuchten in den Augen, von welchem er sprach. Konnte der Engel etwa mehr sehen als er? Hatten Engel eine besondere Fähigkeit, mit der sie so etwas bemerkten? Oder lag es einfach nur daran, dass Akuma so etwas noch nie untergekommen war? In der Dämonenwelt setzte sich schließlich niemand für irgendeinen Gegenstand oder gar einen anderen Dämon ein. So etwas gab es in dieser Welt einfach nicht. Selbst als sie nach nur 20 Minuten wieder vor dem Schrein standen, dachte er immer noch darüber nach.

Die Atmosphäre hatte sich dennoch kein bisschen geändert, es war immer noch zu ruhig und unheimlich. Doch hatte Tenshi jetzt nicht mehr soviel Angst wie vorher. Ob es nun am Geist lag, der ihm nicht mehr so furchteinflößend vorkam oder ob es einfach die Tatsache war, dass Akuma bei ihm war und ihm geholfen hatte, das konnte er selbst nicht so genau sagen. Dieser plötzliche Sinneswandel verwirrte ihn auch jetzt noch. Doch jetzt blieb einfach nur zu hoffen, dass er, mit dem was er gesagt hatte, auch recht behielt und der Geist dann endlich verschwinden und weiter in Frieden ruhen würde. "Willst du lieber draußen bleiben, oder kommst du mit uns?", kam es ihm unerwartet über die Lippen. Irgendwie wollte er nicht noch einmal darüber entscheiden, was Akuma tun oder lassen sollte.
 

Die Stimme des Engels lenkte die Aufmerksamkeit des Dunkelhaarigen wieder auf sich. Jetzt fragte er noch? War es nicht etwas spät, um zu fragen? Hätte er das nicht besser vorher tun sollen? Aber gut, jetzt war es auch schon egal, dachte sich Akuma und war irgendwie auch positiv überrascht. "Hm, ich komme mit", beschloss er, ohne recht lange darüber nachzudenken. Schließlich hatte er bei der Suche ja doch geholfen, jetzt würde er die Sache auch bis zum Schluss durchziehen. Er schob das große Eingangstor auf, sodass sie eintreten konnten, Drops lief aufgeregt voraus. "Gehen wir."

Akuma und Tenshi betraten also zum zweiten Mal in dieser Nacht den dunklen Schrein. Wieder gingen sie in die Richtung des Altarraumes, wo der Geist von einer Ecke in die andere schwebte. Er schien über etwas angestrengt nachzudenken. "Wir haben gefunden, wonach du gesucht hast", meldete sich dann der Dämon, zog somit die Aufmerksamkeit des Geistes auf sich und seinem Begleiter. Freudige Überraschung war in seinen Gesichtszügen zu erkennen. "Ihr habt sie gefunden? Meine Brosche?", fragte er und kam sogleich auf die beiden zu. "Gebt sie mir! Sie gehört mir!", forderte er sogleich, schien es kaum noch aushalten zu können, besagtes Schmuckstück endlich wieder in seinen Händen zu halten.
 

Tenshi nickte und holte sie hervor. Mit einem Mal spürte er wie sich seine Hand noch fester um das Familienerbstück schloss. Diese Brosche hatte jetzt eine unheimliche, anziehende Wirkung auf ihn. Es war beinahe so, als könnte man dadurch dem Wahnsinn verfallen. Nur warum hatten die beiden diese gefährliche Aura, die die Brosche nun umgab, vorher nicht bemerkt? Der Geist wurde zunehmend ungeduldiger. Anscheind war er schon längst von diesem Schmuckstück besessen.

"Was ist denn nun?! Gib sie mir endlich!", befahl er und streckte seine Hand danach aus. Doch Tenshi wich zurück, von beiden, dem Geist und Akuma. "Nein! Ich kann es Ihnen nicht geben! Sie gehört... jetzt mir", sagte er mit entschlossener Miene und hielt die Brosch an seiner Brust. Dennoch kämpfte er mit dem Fluch, der auf diesem Schmuckstück zu liegen schien, und versuchte seine Hand zu öffnen, die ihm aber partout nicht gehorchen wollte. Bei ihm hatte dieser Fluch deutlich mehr Wirkung, da er das reinere Herz von allen hatte. Kein Wunder also, warum Akuma es so lange hatte betrachten können. Wieder wich er ein paar Schritte zurück, als der Geist vor Wut nun nicht mehr zu halten war und auf ihn zuflog. "Bleib weg! Komm mir nicht näher!"

Der Dämon hatte durchaus gemerkt, wie die Atmosphäre in der Luft immer bedrohlicher wurde. Dennoch hatte er zunächst etwas verwirrt zu Tenshi gesehen, nachdem dieser das Schmuckstück nicht aus der Hand geben wollte, ja sogar vor ihm zurückgewichen war, als würde er es ihm wegnehmen wollen. Oder sollte er besser sagen, Tenshi konnte es nicht? Der Engel schien auf einmal völlig angespannt zu sein, starrte auf seine Hand, in welcher er das Schmuckstück hielt und warf unsichere Blicke zu dem Geist und auch ihm. Da wusste Akuma, was das zu bedeuten hatte. //Verdammt! Das ist ein Fluch! Irgendjemand hat die Brosche mit einem Bann belegt!//, wurde ihm klar. Er hatte ja von Anfang an ein komisches Gefühl gehabt, aber er hatte es auf die Erscheinung des Geistes zurückgeführt und nicht an einen Fluch gedacht. Wie hätte er auch auf eine solche Idee kommen können? Im Gegensatz zu ihm, schien der Geist diesem Bann schon längst verfallen zu sein und auch Tenshi schien bereits mit sich kämpfen zu müssen. Er hätte nicht gedacht, dass man in solch einer Situation den Unterschied zwischen Dämon und Engel so sehr zu sehen bekam. Wahrscheinlich lagen ihre unterschiedlichen Reaktionen auch darin, dass es in der Welt der Engel nur sehr selten Flüche gab, während man als Dämon ziemlich oft mit solchen Dingen konfrontiert wurde. Er hatte also im Gegensatz zu Tenshi schon eine gewisse Immunität bei solchen Sachen.
 

Nun trat er auf den Engel mit der Brosche zu, ebenso der Geist, dessen weißliche, leicht durchsichtige Erscheinung sich langsam veränderte, das Aussehen von dunklem Rauch annahm, während seine stechenden Augen Tenshi mit einem Leuchten zu durchbohren schienen. Akuma konnte die Wut regelrecht in der Luft spüren, eine bleierne Schwere drückte auf ihn. Verdammt, was hatten sie sich da nur eingebrokt?

"Gib sie mir sofort wieder!", donnerte er mit kräftiger Stimme und sprang den Engel an, welcher sich gerade noch zur Seite retten konnte und so den mittlerweile spitzen Klauen des Geistes nur knapp entkam. Doch der Geist ließ sich davon nicht entmutigen, sprang ihn gleich noch einmal an. Diesmal griff Akuma in das Geschehen ein und zog den Engel zur Seite und floh mit ihm hinter dem Altar, sodass der Geist sie nicht gleich noch einmal angreifen konnte. Er verschwendete keine Zeit mit unnötigen Erklärungen. "Gib mir die Brosche! Schnell!", forderte er Tenshi auf und sah ihm mit einem ernsten und auch drängenden Blick in die Augen. Sie mussten die Brosche so schnell wie möglich zerstören. Nur dadurch konnte dieser Fluch gebrochen werden. Er hoffte nur, dass es für den Geist noch nicht zu spät war, denn wenn dieser sich selbst dann noch nicht beruhigen würde, hätten sie noch größere Probleme. Doch der Blonde sah ihn verständnislos an und hielt das Ganze für einen schlechten Scherz. Er lachte. Aber es war nicht sein Lachen, sondern wohl eher das des Fluches. "Hältst du mich wirklich für so bescheuert? Ich weiß doch genau, dass du sie nur für dich ganz allein haben willst!", war nur seine Antwort und presste das Schmuckstück nur noch mehr an sich. Es war nun seins und nicht einmal Akuma durfte es anfassen, geschweige denn überhaupt ansehen. Wo kam er denn dahin? Dass er es ausgerechnet einem Dämon überlassen sollte! Er konnte jetzt niemandem mehr trauen, er war auf sich allein gestellt. Alle wollten seine Brosche haben, doch sie würden sie nicht kriegen, dafür würde er schon sorgen. Im Augenblick war ihm einfach nicht klar, dass er, wenn er so weiter machte, letzendlich genauso wie der Geist enden würde. Doch noch war er nicht so voller Hass und Gier, noch konnte man ihn retten, nur musste man ihm die Brosche schon irgendwie entreißen, denn eines war klar: Freiwillig würde er sie keinem geben. Drops kleffte und schnappte hin und wieder nach dem Geist, bis es diesem zuviel wurde, und er den störenden Köter mit einer kleinen Windattacke wegwehte.
 

So ein Mist! Er schien schon stärker von diesem Fluch beeinflusst zu werden, als Akuma es sich gedacht hatte. So wie es aussah, würde der Engel das Schmuckstück nicht mehr so einfach hergeben. "Jetzt mach doch keine Dummheiten! Merkst du denn nicht, was der Fluch mit dir anstellt!?", versuchte er ihn zur Besinnung zu bringen. Doch in Tenshis Augen konnte er kein Verständnis entdecken. Im Gegenteil, er glaubte jetzt wohl auch, dass er ebenfalls die Brosche für sich alleine haben wollte. //Na super//, dachte der Dunkelhaarige pessimistisch und atmete genervt auf. Das leise Jaulen des Dalmatiners holte ihn wieder aus seinen Gedanken, gerade rechtzeitig, um dem Geist auszuweichen, der auf die beiden zugerast kam. Tenshi und Akuma stoben auseinander, entgingen nur knapp der Attacke. Holz zerbarst und flog in kleinen Splittern durch die Luft. Er erkannte, dass der hölzerne Altar in der Mitte auseinander geteilt worden war. Die brennenden Kerzen, welche auf dem Altar gestanden hatten, waren durch den heftigen Zusammenstoß polternd zu Boden gefallen. Einige waren erloschen, andere rollten gefährlich über den Holzboden. Akuma hoffte, dass hier nicht auch noch bald alles in Flammen stehen würde, doch er hatte jetzt keine Zeit, sich um lächerliche Kerzen zu kümmern. Sein Blick glitt wieder zu Tenshi, welcher sich bereits wieder aufgerappelt hatte und nun die Flucht ergriff, der Geist dicht hinter ihm.

"Tsk...", er biss die Zähne aufeinander, ehe er den beiden hinterherstürmte. Dank seiner Flügel legte er schnell an Geschwindigkeit zu und hatte sie binnen weniger Sekunden eingeholt. Das wilde Gebrüll des Geistes hallte dröhnend in seinen Ohren.

Die Füße des Blondschopfs brachten ihn zu einer Brücke, die er auch hastig überquerte. Der Geist hielt in der Luft inne und beschwörte eine riesige Geisterflamme, die er dann direkt vor dem Engel auf die Brücke warf. Es passierte, was passieren musste. Die Brücke brach entzwei und Tenshi stürzte in die Tiefe, konnte sich aber noch im letzten Moment an einer Holzlatte festhalten, die dann auf einen Felsvorsprung zuschnellte. Da er mit beiden Händen nach Halt gesucht hatte, hatte er die Brosche fallen lassen. Kurz darauf flog der Geist genau deswegen hinunter zum reißenden Fluss und versuchte sie wiederzufinden. Noch etwas benommen vom Fluch, aber schon realisierend, dass er immer noch in Gefahr schwebte, kletterte der Engel die Latten weiter empor. Doch genau in diesem Augenblick riss das Seil der Brücke und er stürzte erneuert in die Tiefe. Er schrie und fand sich schon sehr bald wieder im kalten Wasser. Durch die starke Strömung fand er weder Halt noch Gleichgewicht und wurde von ihr mitgerissen. Doch das Hauptproblem war das Auftauchen. Er kam zwar vorwärts, aber nicht nach oben. //Jetzt ist es aus//, dachte er, als er spürte, dass er so langsam keine Luft mehr bekam. Dabei musste er acht geben, dass er nicht gegen irgendwelche Felsen krachte. Dem Geist war Tenshi so ziemlich egal, er suchte ununterbrochen weiter nach seinem Familienerbstück. //Was hab ich nur getan?//, dachte der Engel verzweifelt.
 

Akuma hatte sich mitansehen müssen, wie die Brücke in sich zusammengefallen war und die Bruchstücke mit einem lauten Klatschen ins reißende Wasser hinuntergeglitten waren. Ebenfalls hatte er mitbekommen, dass Tenshi die Brosche fallen gelassen hatte. Sehr gut. Jetzt musste er sie nur noch vor dem Geist finden. Kurz darauf sprang er ebenfalls ins kalte Wasser und wurde sogleich von der Strömung mitgerissen. Er paddelte mit den Händen und kam so einigermaßen gegen die Wassermassen an, dann holte er Luft, tauchte ab und suchte sogleich den Grund nach dem Schmuckstück ab. Die Strömung musste es schon ein ganzes Stück mit sich getragen haben. Nun schwamm er den Fluss hinab. Dabei musste er genauso aufpassen, nicht an kantige Felsen zu stoßen, oder unter dem Wasser begraben zu werden. Die Frage, die ihn zur Zeit beschäftigte, war, wie er diese Brosche aufspüren konnte. Es war alles andere als leicht, in solch einem aufgewühlten Wasser etwas zu erkennen. Doch da besann er sich darauf, dass das Schmuckstück mit einem Fluch belegt war. Vielleicht konnte er ja diese Energie spüren. Eine gewisse Kraft strahlte besagter Gegenstand aus, also müsste es theoretisch auch möglich sein. Der Dämon sandte seinen Geist aus und hatte die Brosche auch schon nach kurzer Zeit wahrgenommen. Sie war schon weiter abgetrieben worden, als er sich gedacht hatte. Jetzt musste er nur noch schneller schwimmen, als der tobende Geist. Aus dem Augenwinkel erblickte er ihn immer wieder mal, wie er mit hektischen Bewegungen durch das Wasser glitt. Und auch Tenshi sah er plötzlich. Dieser schien schwer daran zu arbeiten, an die Wasseroberfläche zu kommen und Luft zu schnappen. In dieser Hinsicht war der Geist im Vorteil, denn er brauchte keine Luft zum atmen.

Er überlegte kurz. Sollte er sich die Brosche schnappen und sie zerstören oder doch besser zuerst Tenshi helfen? Die Brosche hatte wohl Vorrang, denn wenn der Geist sie zuerst entdecken sollte, würde wer weiß was passieren. Doch im Moment sah es nicht so aus, als könnte sich der Engel selbst weiterhelfen. Wenn das so weiterging, würde er vielleicht sogar noch ertrinken. //Immer nur Ärger mit dem//, dachte er sich und tauchte ab, bewegte sich auf die Brosche zu, welche er schon seit einiger Zeit gesichtet hatte und schnappte sie sich mit einer schnellen Handbewegung.
 

Tenshis Augen waren nur noch halb geöffnet. Es hatte ihn all seine Kraft gekostet gegen die Strömung anzukämpfen. So langsam wurde er schon wieder von denselben Gefühlen gepeinigt, die ihn damals schon ständig gequält hatten. Er konnte nichts. Er war ein kompletter Versager. Er konnte sich nicht einmal selbst helfen, wie sollte er das dann bei anderen tun? Er senkte leicht den Kopf. Sein Mund öffnete sich etwas und er schluckte zum ersten Mal Wasser. Sein Gehirn befahl ihm immer wieder zu atmen, doch er konnte es nicht. Plötzlich sah er eine große Gestalt auf sich zuschwimmen. Wer konnte das nur sein? Als er nach oben blickte, streckte jemand seine Hand nach ihm aus. Es war eine wunderschöne, menschliche Frau, mit langen, goldbraunen wehendem Haar. //Nagori?//

"Nimm meine Hand, Tenshi", hörte er sie sagen und streckte daraufhin ebenfalls seine Hand nach ihr aus. Mit einem Ruck wurde er aus dem Wasser gezogen. Was er nicht wusste, es war Akuma, der ihn am Arm gepackt und mit sich gezogen hatte. Mit kräftigen Flügelschlägen durchbrachen sie die Wasseroberfläche und er zog sich vollends aus dem Wasser. Jetzt, da seine Flügel klatschnass waren, kostete es ihn mehr Kraft als gewöhnlich, sich in der Luft zu halten. Er atmete schwer, hatte ihn diese kleine Wasserfahrt doch einiges an Energie gekostet. Ein wenig erschöpft landete er mit dem Blonden etwas weiter entfernt vom Fluss und kontrollierte auch sogleich, ob er die Brosche auch nicht verloren hatte. Der silbrige Gegenstand lag auf seiner Handfläche. Doch sein Tun war von dem Geist nicht unbemerkt geblieben. Dieser sprang aus dem Fluss und flog mit einem wütenden Grollen, welches unglaublich laut aus seiner Kehle drang, auf ihn zu, die Hände nach der Brosche ausgestreckt. "SIE GEHÖRT MIR!!!"

Akuma zögerte keinen weiteren Augenblick mehr. "Dieses verdammte Ding bringt nur Unglück!", er umschloss mit seiner Hand die Brosche. Kleine, schwarze Blitze zuckten über seine Faust, dabei ging das leise, knisternde Geräusch wegen des Schreis des Geistes fast vollständig unter. Tenshi hatte, nachdem er aus dem Wasser gezogen worden war, die Augen geschlossen und öffnete sie erst jetzt wieder, als auch er dieses immer lauter werdende, knisternde Geräusch wahrnahm. Er hustete ein paar Mal, um das Wasser aus seiner Lunge wieder zu entfernen. Er sah kurz zu dem Dämon, dann zum Geist. Er schien die Brosche jetzt wirklich zerstören zu wollen. Für einen Augenblick wandte er seinen Blick von den beiden ab, und suchte nach Nagoris Erscheinung. Doch diese war nirgends zu sehen. Er musste sich das Ganze wohl eingebildet haben. Ob ihn Akuma gerettet hatte? Jedenfalls war es ihm so vorgekommen, als sei er geflogen, nachdem er das Wasser verlassen hatte. Er blieb erst einmal noch sitzen und beobachtete das Geschehen aufmerksam. Hoffentlich gelang es dem Dämon dieses Ding endlich zu vernichten.
 

Akuma wurde von dem Geist mitgerissen und zu Boden geschleudert, prallte hart auf der Erde auf. Er trat den Geist mit den Füßen von sich, versuchte dieser doch ihn niederzudrücken, um an die Brosche zu gelangen. Noch immer züngelten kleine Blitze um Akumas Hand, schließlich handelte es sich hier um einen fluchbesetzten Gegenstand. Man konnte solche Dinge nicht einfach mit bloßer Gewalt zerstören. Dazu benötigte es Konzentration und das richtige Know-How um den Fluch zu lösen. Doch er würde dieses Ding schon zerstören. Beinahe wie ein Schwur klang dieser Satz in seinem Kopf und er musste leicht grinsen, als er zu dem Geist sah, welcher ihn hasserfüllt anstarrte. Er rappelte sich wieder auf.

"Es ist zu spät. Du hast verloren", sagte er mit entschiedener Stimme und grinste überlegen. Langsam öffnete er seine Hand, in welcher zuvor noch die Brosche gelegen hatte. Jetzt war dort nur noch Asche zu sehen. Der Geist war wie erstarrt, bewegte sich nicht. Ein leichter Wind wirbelte die winzigen Partikel von Akumas Hand, ließ sie noch ein letztes Mal leicht grün aufschillern, ehe nichts mehr von ihnen zu sehen war. Die Augen des Geistes machten einen verlorenen Eindruck und er fing an zu zittern. Oder war es, dass die Konsistenz, aus welcher er bestand, langsam seine Festigkeit verlor? Er vermochte es nicht genau zu sagen. "Nein...", hörte man schließlich eine brüchige Stimme. Der Geist sank betroffen zu Boden und starrte auf die Erde vor sich. "NEIN!", schrie er plötzlich auf und zersprang in tausend Stücke, welche in alle Richtungen davonstoben und sich langsam verflüchtigten, unsichtbar wurden.

//Der Geist hat wohl schon zu lange unter dem Einfluss des Fluches gestanden//, Akuma warf einen Blick zu Tenshi, welcher noch immer auf dem Boden saß. "Bist du jetzt wieder normal?", fragte er dann. Es wäre immerhin schön blöd, wenn sich Tenshi immer noch so besessen wie vorhin aufführen würde. Doch das dürfte nicht mehr der Fall sein, schließlich war die Brosche nun zerstört. Der Blonde nickte daraufhin nur und erhob sich dann. Langsam ging er auf ihn zu, seine Mimik verriet nicht, was er gerade dachte.

"Ist bei dir alles in Ordnung?", fragte er ihn dann, schließlich hatte ihn der Geist angegriffen. Nachdem er eine Antwort darauf erhalten hatte, musste er es endlich über seine Lippen bringen. "Akuma... Danke", ihm war klar wie sehr ihn der Dunkelhaarige doch heute geholfen hatte. Ohne ihn hätte er es einfach nicht geschafft. Ja, sein Stolz ließ zu, dass er das jetzt zugab. Es stimmte ja auch, was aber widerum eine große Überraschung war. So groß, dass der Engel innerlich schon wieder grinsen musste. Ein Dämon hatte ihn tatsächlich geholfen! Dass er das noch miterleben durfte! Wenn doch nur alle Dämonen so wären wie er, dann würde es nicht einmal den Kalten Krieg zwischen diesen beiden Völkern geben.
 

Akuma zeigte seine Verwunderung nicht, als Tenshi ihm dankte. Hatte der Engel das wirklich gerade gesagt? Irgendwie war es ein eigenartiges Gefühl. Etwas, das er noch nicht kannte. Okay, ein Dämon hätte sich niemals bedankt. Da waren die Engel wohl einfach anders. "Du bist der Held des Ta~ ähm... der Nacht", sagte Tenshi dann noch mit einer viel freudigeren Stimme, denn bis eben hatte er noch ziemlich mit sich selbst zu kämpfen gehabt. Doch er entschuldigte seine Nutzlosigkeit einfach damit, dass er ja weder Flügel noch engelhafte Fähigkeiten besaß. Außerdem durfte er sein Ziel nicht aus den Augen verlieren. Er musste weiterhin optimistisch bleiben. Dass er ihn gleich als Held kührte, fand Akuma dann doch etwas zu übertrieben. Wurde er da etwa verlegen? "Du bist ein Idiot, weißt du das?", sagte er deshalb, um sich selbst abzulenken. Wie konnte der Engel jetzt nur wieder so gut gelaunt sein? Sie waren gerade einem tobenden Geist mit knapper Not entkommen und Tenshi wäre auch noch fast ertrunken. Machte er sich denn gar keine Gedanken mehr darüber? Leicht schüttelte er den Kopf. //Wer blickt schon durch, was im Kopf eines Engels vor sich geht?//

"Aber sag mal... Wo ist denn eigentlich Drops?", den kleinen Hund hatten sie völlig vergessen, wahrscheinlich war er immer noch im Schrein. "Lass ihn uns suchen und dann wieder zum Hotel zurückkehren, ja?"

Akuma äußerte daraufhin nur erschöpft ein leises "Hm", was so viel bedeuten sollte, dass es ihm egal war. Also ging er ihm einfach hinterher. Er merkte, dass seine Glieder durch dieses nächtliche Abenteuer schwerer geworden waren. Durch diese Verfolgungsjagd war er wirklich müde geworden und der Gedanke an einen erholsamen Schlaf ließ ihn kurz aufgähnen. Er würde es sich auf der kleinen Terrasse vor Shoutas Zimmer gemütlich machen, vielleicht in einem dieser gemütlichen, gepolsterten Sessel, welche dort gestanden hatten. Von dort aus hatte man auch einen wunderbaren Blick auf den sorgfältig gepflegten Garten des Hotels. Ohne es wirklich realisiert zu haben, waren sie wieder bei dem Schrein angelangt, in welchen Tenshi auch gleich hineinging um nach Drops zu suchen. Akuma wartete derweil draußen. Das letzte Mal hatten sie den Dalmatiner gesehen, als er den Geist vor dem Altar angebellt und gebissen hatte.

Tenshi brauchte nur einmal zu rufen und schon hörte er das vertraute Bellen, welches noch einige Male in den Gängen widerhallte. Hechelnd und mit wedelndem Schwanz kam Drops auf den Engel zugerannt. "Hey, da bist du ja", er hob ihn hoch und wurde daraufhin gleich von ihm abgeleckt. Der Blonde kicherte. "Drops lass das. Das kitzelt. Komm, Shouta kann bestimmt nicht schlafen, wenn er weiß, dass du weg bist", er ließ ihn wieder runter, bevor dann beide den Schrein erneuert verließen.

Im Hotel war es derweil schon fast so still, wie es im Schrein gewesen war, doch auf eine viel angenehmere Art und Weise. Tenshi ließ sich gleich wieder aufs Bett fallen, so erschöpft war er. Endlich konnte er zur Ruhe kommen und im diesen schönen weichen Bett schlafen. Mit dem was er über seinen Schützling gesagt hatte, hatte er jedenfalls recht gehabt. Shouta lag zwar auch schon im Bett, doch war er immer noch wach und wartete auf seinen Hund, der aber, nachdem sie angekommen waren, sogleich auf sein Bett gesprungen war und ihn begrüßt hatte. "Und ich dachte schon, du würdest nicht mehr wiederkommen", flüsterte der kleine Junge erfreut und streichelte den Dalmatiner ausgiebig. "Das war ein anstrengender Tag...", seufzte Tenshi und beobachtete Akuma, wie er es sich in einem dieser Sessel gemütlich machte. "Wie kannst du nur im Sitzen schlafen?", fragte er ihn dann. Schließlich stellte er sich das trotz der Gemütlichkeit nicht gerade bequem vor. Sessel waren zum Sitzen da, und nicht zum Schlafen.
 

"Hast du denn noch nie im Sitzen geschlafen?", stellte er ihm die Gegenfrage und warf ihm einen fragenden Blick zu. Er fragte sich, wie die Engel überhaupt wohnten. Hatten sie Häuser? Wohnungen? Gab´s vielleicht sogar Obdachlose? Akuma schüttelte lächelnd über seine eigenen Gedanken den Kopf, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

"Nein", antwortete er wahrheitsgemäß und kuschelte sich in eines der vielen Kissen. "Wir schlafen immer in weichen Himmelbetten und sind umgeben von all den Wolken. Manche riechen sogar nach Zuckerwatte", erklärte er und hatte dabei einen ziemlich verträumten Gesichtsausdruck. Erst jetzt wurde ihm klar, was er eigentlich im Himmel alles gehabt hatte. Die Engel lebten direkt auf den Wolken, waren oft umgeben von weißen Wänden oder gar seidenen Vorhängen, die ständig im Wind tanzten. Im Himmelreich würde sich ein Normalsterblicher sicherlich so fühlen wie die Prinzessin auf der Erbse. Alles fühlte sich dort so weich und unglaublich sanft an, es gab fast keinen Unterschied zu der eigenen Haut. Jedoch richtete sich jedes Augenmerk im Himmelreich immer noch auf das Schloss, in dem der Rat der Weisen seinen Sitz hatte, sowie ihre große Herscherin, deren Aussehen oft einer Göttin glich. Doch selbst sie hielt man nicht für so ganz unsterblich. Man sagt, sie allein hätte Kontakt zu dem einzig und wahren Gott dieser Welt, und würde sich von ihm auch ständig Rat einholen. Der Himmel konnte für manche ein Paradies, aber widerum auch die Hölle sein. So wie sie Teshi einst durchlebt hatte. Dennoch musste er zugeben, dass er genau in diesem Augenblick eine kleine Spur von Heimweh verspürte.

Akuma ließ seinen Blick duch den verlassenen Garten schweifen und blickte dann hinauf in den Himmel. "Ob du´s glaubst oder nicht, aber als Dämon hat man nicht immer das Vergnügen, in einem weichen Bett zu schlafen. Außerdem kann man überall schlafen, wenn man wirklich müde ist." Und er war müde, soviel stand fest. Wahrscheinlich hätte er auch auf einem kantigen Felsen seinen Schlaf gefunden. Geräuschvoll atmete er aus und schloss dann seine Augen. Er hoffte, dass ihn die Menschen am nächsten Morgen nicht wieder so früh wecken würden wie schon einmal, nicht nach so einer ereignisreichen Nacht.

"Und dann... wecken dich... immer die.. Vögel", erzählte er weiter. Mit jedem Wort, das er sagte, wurden seine Augenlider schwerer, "...mit ihrem Gesang... der sich so anhört wie...", weiter kam er nicht. Der Schlaf hatte ihn nun endgültig überfallen. Akuma hatte nur noch mit halben Ohr zugehört, was Tenshi so von seinen sonstigen Schlafgewohnheiten erzählt hatte. Unbewusst war ihm nur aufgefallen, dass die Stimme des Engels leiser gworden und schließlich ganz verstummt war. Kurz darauf war auch er endlich eingeschlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Hatschepueh
2009-09-07T17:12:27+00:00 07.09.2009 19:12
Diese Geschichte gefällt mir mit jedem Kapitel mehr. Deine Charas sind gut ausgearbeitet und durchdacht und es gefällt mir besonders gut das sie sich nur so langsam annähern. Großes Lob. Mach weiter so.
Aber auch ich habe das Gefühl das hier was fehlt. Wie kommen die beiden plötzlich zum Schrein und wie haben sie den Geist entdeckt und von der Brosche erfahren? Es scheint so als würde ein komplettes Kapitel fehlen...
Von:  Angie_Cortez
2009-09-06T14:16:27+00:00 06.09.2009 16:16
Was? Gar keine Kommis? Na sowas.
Also dann fang ich mal an hier ^^
Ich hatte irgendwie die ganze Zeit das Gefühl irgendwas verpasst zu haben. Mh kann es sein das etwas fehlt, oder muss das so? Mich hat es schon ziemlich verwirrt, hab dann aber noch mal im letzten Kapi nachgeguckt und gedacht: "Gut, wird schon." ^^
Wie auch immer, hat mir gut gefallen, auch wenn der Anschluss gefehlt hat. Meinetwegen könnte ein wenig mehr dramatik rein ;)

glg Angie


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